Wär ich wie du. Wärst du wie ich

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    Re: Wär ich wie du. Wärst du wie ich

    John.Coffey - 29.06.2005, 12:07

    Wär ich wie du. Wärst du wie ich
    "Erreichbar, nah und unverloren blieb inmitten der Verluste dies eine: die Sprache. Sie, die Sprache, blieb unverloren, ja, trotz allem. Aber sie musste nun hindurchgehen durch ihre eigenen Antwortlosigkeiten, hindurchgehen durch furchtbares Verstummen, hindurchgehen durch tausend Finsternisse todbringender Rede. Sie ging hindurch und gab keine Worte her für das, was geschah; aber sie ging durch dieses Geschehen. Ging hindurch und durfte wieder zutage treten, 'angereichert' von all dem."

    © Paul Celan
    Über die Sprache, Bremer Rede 1958

    Ich bin seit langem ein grosser Fan von Paul Ancel - Paul Celan.
    Vorallem mit seiner Identitätssuche ziehe ich Parallelen zu meinem Leben. Sein gesamtes Werk fasziniert mich ungemein. Und doch, viele empfinden seine Gedichte als schwer zugänglich. Und er selbst hat wohl mal gesagt, das er das selbst so sieht. In einem Gespräch mit Hugo Huppert äußerte Celan sich wie folgt: "Ich stehe auf einer anderen Raum- und Zeitebene als mein Leser; er kann mich nur "entfernt" verstehen, er kann mich nicht in den Griff bekommen, immer greift er nur die Gitterstäbe zwischen uns." Vielleicht ist das, dass jüdische in seinen Gedichte, und das betonte Celan immer wieder. Einen jüdischen Dichter kann nur ein Jude verstehen. Vielleicht würde ich ihn gerne so verstehen, wie er sich verstand ... aber da wären wir wieder beim Threadnamen angekommen: Wär ich wie du. Wärst du wie ich.

    Leben
    Paul Celan wurde in Czernowitz (Cernauti), Rumänien (in der bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörenden Bukowina, heute in der Ukraine gelegen), als Sohn einer Familie deutschsprachiger Juden geboren. Er besuchte eine deutsch-hebräische Grundschule und später ein rumänisches Gymnasium, wo er 1938 sein Abitur machte. Im selben Jahr begann er sein Medizinstudium in Tours, kehrte jedoch ein Jahr später nach Czernowitz zurück, um dort Romanistik zu studieren. 1940 wurde die nördliche Bukowina und somit auch Czernowitz von den Sowjets besetzt, Celan konnte seine Studien fortsetzen. Als aber 1941 rumänische und deutsche Truppen Czernowitz besetzten, wurden die Juden gezwungen, in ein Ghetto zu gehen. Seine Eltern wurden 1942 deportiert. In einem Lager in Transnistrien starb sein Vater an Typhus, seine Mutter wurde erschossen.

    Von 1942 bis 1943 wurde er in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern festgehalten und musste Zwangsarbeit im südmoldauischen Straßenbau leisten. Nach der Befreiung durch die Sowjets kehrte Celan wohl im Dezember 1944 nach Czernowitz zurück und nahm sein Studium wieder auf (Anm. Czernowitz wurde August 1944 von den Sowjets eingenommen). Zwischen 1945 und 1947 hielt er sich in Bukarest auf und arbeitete dort als Lektor und Übersetzer. 1947 flüchtete er über Ungarn nach Wien und übersiedelte 1948 nach Paris. Im selben Jahr erschein mit Der Sand aus den Urnen der erste wichtige Gedichtband.

    In Paris lernte er 1951 seine künftige Frau Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. 1952 erschien auch Mohn und Gedächtnis mit dem berühmten Gedicht Todesfuge. 1955 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. 1955 wurde ihr Sohn Eric geboren (als zweites Kind, das erste Kind starb 1953 kurz nach der Geburt).

    Im April 1967 entschieden er und seine Frau, in Zukunft getrennt voneinander zu leben. In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1970 starb er, vermutlich durch Freitod.

    Kurzbiographien gibt es Hunderte im Web. Diese Stammt von Wikkipedia.



    Gibt es hier noch weitere Celan Fans?

    John



    Re: Wär ich wie du. Wärst du wie ich

    John.Coffey - 29.06.2005, 12:11


    Sommernacht

    Ein Glühwurm küßt ein Efeublatt zum Schein,
    und sieht den neuen Halmen zu, versteckter . .
    Dem Wind fällt wieder neuer Unfug ein:
    an Sternen zaust er und die Käfer schreckt er ...

    Ein weißes Beben, kauern sich nun leicht
    die nackten Birken in den Wunsch der Fichten.
    Dein Schritt vermehrt die Stille, blendet sie und weicht,
    Und Zauber kommt, das Leben aufzurichten.

    Im Farn entschleiert Mond ein zages Wehn,
    schlingt es um Gräser, fädelt es durch Reiser . .
    Die Tiere bleiben vor dem Licht der Pilze stehn,
    wo Gift sich rötet, prächtiger und leiser.

    Dem Wind fällt wieder neuer Unfug ein:
    an Sternen zaust er und die Käfer schreckt er . .
    Ein Glühwurm küßt ein Efeublatt zum Schein
    Still: meine Finger suchen dich, versteckter . . .



    Re: Wär ich wie du. Wärst du wie ich

    Carcas - 29.06.2005, 23:21


    Celan...

    Kennengelernt habe ich ihn, wie so viele andere wahrscheinlich, im Deutschunterricht - die Todesfuge - lange haben wir über dieses Gedicht diskutiert, über alle nur denkbaren Interpretationsvariation.
    Später bin ich erst über die Rubinfeder wieder zu Celan zurückgekommen, nachdem dort jemand sagte, mein Gedicht erinnere sie ein wenig an Paul Celan, auf die Schreibweise bezogen.
    Irgendwann habe ich mir einen kleinen Gedichtband von ihm geholt - Liebesgedichte.
    Ein paar mal darin geblättert und gelesen, nachgedacht, mich darin verloren.
    Ich verstehe Mohn und Gedächtnis. Vielleicht wegen meinem eigenen "Verhältnis" zum Mohn, vielleicht aus anderen Gründen.
    Manche seiner Gedichte sind einfach toll, so gefühlvoll, andere dagegen sagen mir wiederum kaum zu.

    Weiteres wird folgen



    Re: Wär ich wie du. Wärst du wie ich

    Elfenspiegel - 30.06.2005, 18:28


    Die Todesfuge ist auhc mir begegnet... irgendwer auf Nachwelten schrieb sie mir.. udn ich malte ein Bild dazu..illustrierte mein Gefühl welches in mir war als ich es las.
    DAnn habe ich sporadisch gelesen... unbewusst. Aber immer hat er etwas übermittelt.
    Ich will mehr lesen, mehr wissen vonihm, seinen gedanken, die ich doch nie verstehen kann, weil ich nicht er bin.



    Re: Wär ich wie du. Wärst du wie ich

    Carcas - 30.06.2005, 20:34


    Kristall

    Nicht an meinen Lippen suche deinen Mund,
    nicht vorm Tor den Fremdling,
    nicht im Aug die Träne.

    Sieben Nächte höher wandert Rot zu Rot
    sieben Herzen tiefer pocht die Hand ans Tor
    sieben Rosen später rauscht der Brunnen



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