Textstreusel

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Textstreusel"

    Re: Textstreusel

    John.Coffey - 04.07.2005, 13:04

    Textstreusel
    _______
    _______ © by Beat Hauser www.fotocommunity.de



    Das sind die Textstreussel ...

    Zitate, Auszüge und kleiner Episoden und Streifzüge aus Büchern und Geschichten. Ein Sammelsorium der Feinfühligkeiten ...


    John



    Re: Textstreusel

    John.Coffey - 04.07.2005, 20:07


    Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86`400 Sekunden Leben für den Tag, und wenn wir Abends einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt der Zauber von neuem, doch das Leben kann jeden Moment zu Ende sein. Was machen wir also aus unseren 86`400 täglichen Sekunden? Sind sie nicht viel mehr Wert als die gleiche Menge Dollars? Wissen wir den Wert der Zeit wirklich zu schätzen?

    aus "Solange du da bist" von Marc Levy



    Re: Textstreusel

    Schattenwind - 04.07.2005, 21:53


    Ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe. Bestimmt keine Liebesschwüre, bestimmt nicht, dass der Himmel sich öffnen und es rosarote Blüten regnen würde. Doch genauso wenig habe ich damit gerechnet, dass Nicholas sich so plötzlich von mir abwenden würde, wie er es dann getan hat; als sei das alles nur ein Pausenfüller gewesen, irgendwo zwischen Laufen und Duschen und Umziehen angesiedelt; ein chemisches Experiment, bei dem eine Säure und eine Base in Wasser geschüttet wurden, um irgendein Salz auszufällen.

    aus 'Die Mitte der Welt' von Andreas Steinhöfel



    Re: Textstreusel

    John.Coffey - 05.07.2005, 10:12


    »Sie dienen dir und dienen der Welt, denn du bist ihre Welt - ihre kleine beschränkte Welt. Hey, Bananenkönig aller Bananenplantagen, wieso bist du so traurig? Hey, Bananenkönig, was ist nur los?«

    (aus "Hey Bananenkönig")



    Re: Textstreusel

    Carcas - 05.07.2005, 11:41


    " Und Prinzen gibt es auch. Nur das sie nicht zwangsläufig auf einem weißen Pferd geflogen kommen, sondern im Überlandbus, wie der Sex-Engel mit den gebrochenen Flügeln, den ich getroffen habe, als ich aus dem Krankenhaus kam. Und sie tragen auch keine glitzernde Kleidung, die nie schmutzig werden kann. Nein. Sie können kratzige Pullis tragen und vergessen, sich zu waschen, aber das mindert das Märchenhaft absolut nicht. Und wenn man mit geschlossenen Augen nackt neben einem Prinzen im Bett liegt, dann fällt einem der Unterschied gar nicht mehr auf."

    Aus Marie-Sissi Labrèches "Borderline"



    Re: Textstreusel

    Lesther - 05.07.2005, 14:06


    "Das ist auch so eine Sache, wenn du 16 wirst: Plötzlich bist du eine Frau und alle nehmen es dir übel. Und selbst dein eigener Pa nimmt dich nicht mehr in den Arm, weil die Nachbarn sonst denken, er sei pervers. [...]
    Dann saß ich da und dachte darüber nach, wie absolut bescheuert ich war, wenn ich vom Leben mehr erwartete als zerbrochene Liebe und gedankenlosen Sex und nächtelanges Heulen in einer Busstation."
    Blake Nelson: Cool Girl



    Re: Textstreusel

    Lesther - 05.07.2005, 14:23


    Das ist eigentlich eine eigene kleine Geschichte. Egal, stammt aus einem Buch.


    Ein Zenmeister, Lin Chi, lag im Sterben. Tausende seiner Schüler hatten sich versammelt, um seine letzte Predigt zu hören, doch Lin Chi legte sich einfach hin - fröhlich, lächelnd, doch ohne ein einziges Wort zu sagen.
    Als alle sahen, dass Lin Chi im Sterben lag und kein einziges Wort sagte, erinnerte ihn jemand - ein alter Freund, der selbst ein Meister war; er war kein Schüler von Lin Chi, deshalb konnte er zu ihm sagen: "Lin Chi, hast du vergessen, dass du deine letzten Worte sprechen musst? Ich habe dir immer gesagt, dass du ein schlechtes Gedächtnis hast. Du liegst im Sterben... hast du das vergessen?"
    Lin Chi sagte: "Horcht." Auf dem Dach rannten zwei Eichhörnchen herum und kreischten. Und Lin Chi sagte: "Wie schön", und starb.

    Aus: "Reife" (Osho)



    Re: Textstreusel

    Schattenwind - 07.07.2005, 14:00


    Alkohol wirkt auf die höheren Funktionen des Nervensystems, die das Bewusstsein und die Emotionen steuern. So wird die Selbstkritik geschwächt. Sie halten sich für den Schönsten, Größsten und Klügsten, Ihre Hemmungen schwinden - und mit ihnen fließen die Gedanken dahin. Bei einem einzigen Vollrausch sterben Hunderttausend von den etwa fünfzehn Milliarden Gehirnzellen ab. Der Kopfschmerz, an dem man am Tag danach leidet, sollte treffender Hirnschmerz heißen; als angehender Nichtdenker möge Ihnen das den nächsten Kater gehörig versüßen! Bei ständigem Alkoholmissbrauch werden Teile des Neuhirn geschädigt, die ekelhaft graue Masse in Ihrem Schädel löst sich zusehends auf. Sie haben gute Chancen, dass auf dauer eine Alkoholpsychose zu ihrem Begleiter wird. Beim Delirium tremens fühlen Sie sich von schrecklichen Stimmen verfolgt und sehen Ungeziefer in ihrer Wohnung; beim Korsakow'schen Syndrom verlieren Sie Ihr Kurzzeitgedächtnis und erfinden alle möglichen Geschichten, um die Lücken zu füllen. Für das Denken bleibt bei alldem naturgemäß keine Zeit mehr.

    aus: Endlich Nichtdenker! von Hannes Stein, Kapitel: Beweisen sie Mut. Werden sie drogenabhägig.

    Den Inhalt lasse ich mal unkommentiert. :gluecklich:

    Übrigens sehr geniales Buch!



    Re: Textstreusel

    Hevianna - 12.07.2005, 10:35


    wir müssen schlafen gehen, liebster, das spiel ist aus.
    auf zehenspitzen. die weißen hemden bauschen.
    vater und mutter sagen, es geistert im haus,
    wenn wir den atem tauschen.


    (i. bachmann - das spiel ist aus)



    Re: Textstreusel

    Schattenwind - 25.07.2005, 12:43


    "Stell dir das Leben vor wie ein großes Haus mit vielen Zimmern, Phil. Einige dieser Zimmer sind leer, anderer voller Gerümpel. Manche sind groß und voller Licht, und wieder andere sind dunkel, sie verbergen Schrecken und Kummer. Und ab und zu - nur ab und zu, hörst du? - öffnet sich die Tür zu einem dieser schrecklichen Zimmer und du musst hereinsehen, ob du willst oder nicht. Dann bekommst du große Angst, so wie jetzt. Weißt du, was du dann tust?"
    Ich schüttelte den Kopf.
    "Dann denkst du daran, dass es dein Leben ist - dein Haus, mit deinen Zimmern. Du hast die Schlüssel, Phil. Also schließt du die Tür zu diesem schrecklichen Zimmer einfach zu."
    "Und dann werfe ich den Schlüssel weg!"
    "Nein, das darfst du nicht tun, niemals.", erwiderte Tereza ernst.
    "Denn eines Tages spürst du vielleicht, dass nur durch dieses schreckliche Zimmer der Weg in einen größeren, schöneren Teil des Hauses führt. Und dann brauchst du den Schlüssel. Du kannst deine Angst für eine Weile aussperren, aber irgendwann musst du dich ihr stellen."

    Andreas Steinhöfel - Die Mitte der Welt (mal wieder)



    Re: Textstreusel

    Carcas - 27.07.2005, 22:58


    Der Blick kritisierte nicht bloß jenen Redner und machte den berühmten Mann durch seine zwingende, obwohl sanfte Ironie zunichte, das war das Wenigste daran. Der Blick war viel eher traurig als ironisch, er war sogar abgründig und hoffnungslos traurig; eine stille, gewissermaßen sichere, gewissermaßen schon Gewohnheit und Form gewordene Verzweiflung war der Inhalt dieses Blickes.
    Er durchleuchtete mit seiner verzweifelten Helligkeit nicht bloß die Person des eitlen Redners, ironisierte und erledigte die Situation des Augenblickes, die Erwartung und Stimmung des Publikums, den etwas anmaßenden Titel der angekündigten Ansprache - nein, der Blick des Steppenwolfes durchdrang unsre ganze Zeit, das ganze getriebsame Getue, die ganze Streberei, die ganze Eitelkeit, das ganze oberflächliche Spiel einer eingebildeten, seichten Geistigkeit - ach, und leider ging der Blick noch tiefer, ging noch viel weiter als bloß auf Mängel und Hoffnungslosigkeiten unsrer Zeit, unsrer Geistigkeit, unsrer Kultur.
    Er ging bis ins Herz alles Menschentums, er sprach beredt in einer einzigen Sekunde den ganzen Zweifel eines Denkers, eines vielleicht Wissenden aus an der Würde, am Sinn des Menschenlebens überhaupt.
    Dieser Blick sagte: " Schau, solche Affen sind wir! Schau, so ist der Mensch!" und alle Berühmtheit, alle Gescheitheit, alle Errungenschaften des Geistes, alle Anläufe zur Erhabenheit, Größe und Dauer im Menschlichen fielen zusammen und waren ein Affenspiel!


    Aus Hesses "Steppenwolf"



    Re: Textstreusel

    John.Coffey - 28.07.2005, 22:34


    Ich mag Hesse. Und ich mag den Steppenwolf - so gern ....
    ein tolles, tolles, tolles Buch.



    Re: Textstreusel

    Mindsoldier - 13.09.2005, 07:32


    Okay, alles siechte dahin. Aber es war nicht tot. Ich weiß auch nicht, aber es war irgendwie befreiend, auszusprechen, was ich wirklich wollte, auch wenn ich es nicht haben konnte. Als ich diesen Cosmic Tony für Maureen erfunden hatte, hatte ich seinen Superkräften Grenzen gesetzt, weil ich dachte, erstmal abwarten, welche praktische Hilfe Maureen brauchte. Wie sich heraus stellte, brauchte sie Ferien, und wir konnten ihr helfen, damit erwies sich Cosmic Tony als nütrzliche Bekanntschaft. Aber wenn die Superkräfte keine Grenzen kannen, findet man am Ende noch allen möglichen anderen Scheiß raus, was einem wirklich fehlt, zum Beispiel. Wir alle wenden so viel Zeit dafür auf, nicht zu sagen, was wir wollen, weil wir wissen, dass wir es nicht kriegen können. Und weil es unhöflich wäre, oder undankbar, illoyal, kindisch oder banal. Oder wir wollen so verzweifelt vortäuschen, alles wär in Butter, dass wir nicht mal uns selbst das Gegenteil eingestehen. Na los, sagt, was ihr wollt. Vielleicht nicht laut, weil ihr sonst Ärger kriegen könntet. "Ich wünschte, ich hätte nie geheiratet." "Ich wünschte ich, sie wäre noch am Leben" "Ich wünschte, ich hätte nie Kinder mit ihr bekommen" "Ich wünschte, ich hätte irrsinnig viel Geld" "Ich wünschte, die ganzen Albaner würden sich wieder in ihr beschissenes Albanien verpissen". Was immer es ist, gesteht es euch ein. Die Wahrheit wird euch befreien. Entweder das, oder ihr kriegt eins auf die Nase. Egal, welches Leben ihr führt, darin zu überleben heißt lügen, und Lügen zerfrisst die Seele, also macht bloß mal eine Minute Pause vom Lügen.

    Aus Nick Hornby - A Long Way Down



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