Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

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    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Lesther - 10.07.2005, 18:48

    Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]
    Ich möchte diesen Thread gerne eröffnen, um von Konzerten zu berichten - für alle.

    In 1. Linie meine ich jetzt Rockkonzerte (wie ihr dem Threadtitel vielleicht entnommen habt ^^), aber Konzertberichte wie von Flo über das Symphonieorchester passen ja auch durchaus, wenn es darum geht, Empfinden von/bei Livemusik zu beschreiben - und darum geht es mir.


    Quelle

    Carpe Noctem Festival 8. - 9. Juli 2005


    Heute, erst vor Stunden, retournée home. Es war ganz einfach ein wunderbares Erlebnis. Niemals zuvor habe ich auf einem Festival gecampt, aber es war nicht schlimm - ich bin Camping gewohnt, von früher. Zwar hat es zumeist geregnet, doch auch das durch-den-Schlamm-waten hat ein gewisses Flair ; ) Ich begann, die dreckigen Schuhe und Jeans zu mögen. Es muss alles seine Ordnung haben - oder seine Unordnung. Genauso, wie es schön ist, mit dicken Rucksäcken in einer Gruppe über den Bahnhof zu marschieren - unbeabsichtigt allen zeigen, wohin man geht, wohin man gehört, wer man ist. Leute treffen, die denselben Stempel an der Hand tragen - und ihnen zulächeln. Einfach so, weil alles klar zu sein scheint.

    Ich habe die Bands sehr genossen - es waren ausgezeichnete Bands. Lacrimas Profundere, eine sehr gute Band, spielten am 1. Tag als zweite Band... zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht allzu erledigt. Ich habe ihre Show sehr genossen und sogar ein Drumstick bekommen (das ich hinterher verloren habe *schnief*), und danach den Drummer und ein paar andere aus der Band im Publikum getroffen und mit ihnen geredet. Wundebar, eine gute Band ohne Starallüren, das gefällt mir. Er erzählte mir, dass sie nicht im Hotel, sondern im Zelt schlafen (bzw. im Tourbus, weil sie zu faul waren, das Zelt aufzustellen..), lustig irgendwie.


    Als es endlich zu Lacrimosa kam, war ich bereits echt erledigt, doch sie haben mich nicht enttäuscht. Ich weiß, dass Lacrimosa keine ideale Liveband sind, weil sie keine Stimmung machen mit ihrer Musik, doch etwas mehr Teilnahme von Publikum hätte ich mir dennoch gewünscht... vielleicht lag es auch daran, dass die um mich keine Fans waren, wie auch immer. Ich war den Tränen nahe, so wunderschön war die Musik. Ich wollte, dass es nie aufhörte; ich wollte Tilo Wolff immerzu beim "Dirigieren" zusehen, es war so herrlich, und nicht voller Energie, sondern Magie.

    Am zweiten Tag spielten gute "kleine" Bands, zum Beispiel Autumn Clan, die mir sehr gut gefallen haben, vor überraschend viel Publikum. Allgemein waren jedoch wenig Leute da, erstaunlicherweise, war es doch das einzige Gothic / Dark Wave Konzert, das Österreich zu bieten hat. Nunja, mir machte es nichts aus, es ist schön, nicht zerdrückt zu werden und sich nicht fünfzehn Minuten anzustellen, um ein Wasser zu bekommen... ;) also meine Sorgen mal wieder unbegründet.
    Ich mochte sogar Covenant, obwohl ich mit Dark Wave normalerweise nichts anfangen kann, doch zum Tanzen waren sie einfach toll, und die Stimmung in dem Haufen wunderschöner Gothics, die sich sphärisch dazu bewegten, herrschte eine Magie, unbeschreiblich. Ich hätte niemals still stehen bleiben können.

    Die Headliner In Extremo wollte ich mir aus der Mitte der Menge geben, um die Stimmung zu spüren, die mich wirklich mitgerissen hat. Etwas, das man auf CD sowie in der 1. Reihe niemals spüren kann, diese verschwitzte, kochende, glückliche, explosive Festivals-Stimmung. Es geht nicht mehr um Make-up und Rockfalten, die so stehen bleiben müssen, wie sie zuhause vor dem Spiegel aussahen - einfach nur um Masse, um Dabeisein, und Mitmachen und springen, wenn alle springen, headbangen, wenn alle wild die Haare schütteln. Das tun, was alle tun - und zwar nicht, weil man ein Mitläufer ist, sondern weil man diese gesamte geballte Ladung Zugehörigkeit, Vebundenheit und Power spüren möchte... trifft es das ein bisschen?
    Within Temptation mag ich persönlich nicht so sehr, doch Sharon sang objektiv wirklich eins a, besser als auf CD, und die Show war schön. Habe allerdings nicht die Ganze mitverfolgt.
    Dann habe ich noch einmal den Drummer von Lacrimas profundere getroffen und mich mit ihm unterhalten..er war zwar nicht mehr nüchtern, ist aber hergekommen und hat gefragt, ob ich mein Stick gefunden hätte (... :roll: war leider nicht der fall), und dann haben wir noch geredet. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber leider war Sperrstunde. Und als ich ins Zelt gekrochen bin, war ich nur mehr erschöpft, aber absolut befriedigt. Diese Ausgelaugtheit kann so etwas schönes sein.

    :wink:
    Heute morgen beim Zusammenpacken wäre ich so gerne noch geblieben... diese Aufbruchsstimmung ist furchtbar, wenn man sich gerade gewöhnt hat an die Ekel-Klos, an die lieben Nachbarn, an die Ohrschlürfer :zwinker: und die kalten Füße. Musik schallte noch aus ein paar Zelten, als wir mit unseren Riesen-Rucksäcken das Gelände verließen. Am Bahnhof haben wir noch liebe Nachbarn getroffen, und unter anderem diese tolle Weisheit mit auf den Weg genommen: "Duschen ist nicht Metal."
    ;) habe mich heute trotzdem gefreut, sauber zu sein!


    Nun denn, das war mein elendslanger Konzertbericht... es tut mir leid, ich konnte mich nicht kurzfassen, bin immer noch so aufgewühlt. Morgen muss ich zu arbeiten beginnen, wird bestimmt ein Spaß...

    Ich freue mich auf eure Berichte oder Comments, was immer ihr wollt, und wünsche euch schöne Ferien (denen, die welche haben) bzw eine nicht allzu anstrengende Arbeitszeit (denen die keine haben),
    eure Hanni



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    SklaveDerAngst - 10.07.2005, 23:21


    Hi Hanni,
    Ich finde es hört wirklich toll an was du da geschildert hast. Und vor allem is die Begeisterung toll mit der du geschrieben hast :)
    Zitat: Nun denn, das war mein elendslanger Konzertbericht... es tut mir leid, ich konnte mich nicht kurzfassen
    Je länger er ist, desto besser. Umso mehr ich nu von berichten von festivals lese, desto mehr lust bekomm ich nächstes jahr auch auf eines zu gehen... nur wohl eher auf ein rockfestival als ein reines.. hm.. gothic? festival.. weiss nich genau wie man es nun nennen sollte. Würde es jedoch auch toll finden mal an einem wochenende die ärzte, in flames, iron maiden, metallica und co. live zu sehen. alle bekommt man wohl nicht.. abe rzumindest ein paar wären toll.

    Was ich nur ein wenig schwer finde, zum nachvollziehen, dass man bei regen und matsch nich genervt von ist*g*
    Von wann bis wann haben denn bands immer gespielt? Bzw. ab wann lagt ihr so im zelt zum schlafen bis wann? fänd ich intressant zu wissen. Freut mich dass es dir so gefallen hat :)
    Viele Grüsse, Flo



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Lesther - 11.07.2005, 17:12


    Hiy Flo!
    Danke für deine lieben worte, freut mich wenn dir mein bericht gefallen hat.

    Ich versteh, was du meinst, ich bin eigentlich auch eher der rockfestival-typ, da gothic nicht immer zu 100% meins ist, aber auf diesem festival spielten eben 2 meiner lieblingsbands, und die wollte ich unbedingt sehen. Außerdem was ich auch an festivals schön finde, ist, dass man neue bands und musikrichtungen kennenlernt... ich habe mich nie näher mit dark wave beschäftigt, und so bin ich auch in den Genuss von Bands wie Anathema und Autumn Clan gekommen, die ich sonst nie gehört hätte. Auch wenn dir nicht alles total gut gefällt, ist die Stimmung einfach toll. Es ist auch schön, zu sehen, wie andere in die Musik eintauchen, da wird man selber mitgerissen.

    Hey, nicht die hoffnung aufgeben, manchmal gibt es wirklich viele tolle Bands auf einen Haufen! ich war auch voll überrascht von der diesmaligen setlist. wenn ich irgendwo was aufschnappe, lasse ich es dich wissen! ^^

    Vom Regen und Matsch bekommt man in Wiesen auf dem Festivalgelände nicht viel mit, da der gesamte vordere Bereich überdacht ist (das haben sie wohl extra gemacht, da es in dieser gegend mindestens 1mal täglich regnet und immer Schlechtwetter ist). Und auf dem Campingplatz nervt es natürlich schon ein bisschen (wenn man wie ich noch aufs klo geht und dabei die gesamte Pyjamahose voller Matsch spritzt :roll: ), aber du bist meistens so gut drauf und hast spaß, dass es bald zur Nebensache wird. Es geht eh allen gleich - also wozu jammern.


    Die Bands haben immer begonnen um 14:30, und ca. 1 Stunde vorher war Einlass. Dann haben sie gespielt bis ca. halb eins bis eins nachts. Danach sind wir meistens relativ flott ins Zelt, also um halb 3 haben wir schon geschlafen (weil wir immer während der letzten Band essen waren *g*). Am 1. Tag sind wir auf um ca. 9, am zweiten um ca. 10. Wir sind von alleine aufgewacht - im Zelt ist es so unbequem, dass du eh nicht lang schlafen kannst! ^^ Die Müdigkeit kommt aber irgendwie erst auf der Heimreise... obwohl ich am 2. abend auch schon ziemlich k.o. war. Nunja, hängt halt auch davon ab, wiesehr du dich strapazierst! (ob du ein 1.Reihe-steher bist, oder nicht)

    ganz liebes grüßchen, hanni :)



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    John.Coffey - 11.07.2005, 22:26


    Ich finde Deinen Bericht ganz großartig, du schreibst schön ... malst einem ein paar Bilder in den Kopf von der Masse und der Emotion. Ich habe auch ein paar Konzerte und Eindrücke im Kopf, komm nur nicht dazu die jetzt hier einzubinden. Möchte mir Zeit nehmen, weil der schöne Thread Zeit verdient hat.


    lieben gruss John



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Lesther - 12.07.2005, 19:33


    Vielen Dank.
    Würde mich freuen, auch was von deinen Erfahrungen zu lesen... irgendwann, wenn du die Zeit findest.

    Gruß, L.



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    SklaveDerAngst - 12.07.2005, 19:33


    Hi Hanni,
    genau wie marco es geschrieben hat machst du echt schöne Bilder in meinem Kopf mit deinem geschriebenen. Bekomm da wirklich immer mehr Lust und denke auch mal, dass es nächstes Jahr mal Zeit wird. Dann wird mit Sicherheit auch Miri einfach mitgeschleppt :)
    Würd mich freuen wenn du mir Bescheid geben könntest wenn du etwas hörst was so in die Richtung Rock mit den Bands geht. Glaube mal, dass ich so auch nur die bekanntesten Festivals, also RaR, Hurricane kenne... ansonsten soll wohl noch PinkPop in Holland sehr gut sein.

    Würd mich freuen wenn du, Marco, auch noch was erlebtes beschreiben könntest. Find sowas immer klasse und spannend zum lesen.
    Ichs elber habe bisher noch relativ wenig erlebt. Vor Jahren mal ein Open Air Robbie Williams Konzert, was mir sehr gut gefallen hat, dann noch ein Evanescence Konzert und ein Tarkan Konzert*g*
    Liebe Grüsse, flo



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Lesther - 12.07.2005, 19:47


    *wein* ach, ich armes Kind im Nachbarland...
    ein Konzert mit euch liegt für mich wohl noch in weiter ferne... genauso wie ein Treffen. Find ich ja mehr als schade, aber was nützt es?

    na gut, tschuldigung, will ja hier nicht mein eigenes Post mit off-topic "vollspammen" :P
    lg



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Carcas - 12.07.2005, 20:28


    Konzerte sind etwas wundervolles..

    Heute morgen habe ich mit das alte Live History Video von Lacrimosa angeschaut, er schafft es eine tolle Atmosphäre zu kreiren, die Menschen starren einfach nur nach vorn, reglos, ich kann mir das so gut vorstellen.


    Zitat: Dann wird mit Sicherheit auch Miri einfach mitgeschleppt
    Wird sie das? *g*
    Purer Rock ist eigentlich weniger mein Ding, Metallica gerne, aber ein ganzes Wochenende besoffene, agressive Menschen um mich herum...
    Vielleicht habe ich da auch nur Vorurteile, wer weiss.
    Aber WGT, M'era Luna und so das Übliche würde mich doch um einiges mehr reizen ;)

    Umziehen, Honey, Köln ist groß genug :)



    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Carcas - 12.07.2005, 22:17


    19.5.2005 Pain of Salvation Essen, Zeche Carl

    So lange hatte ich auf ein Konzert dieser Band gewartet, hier in Deutschland, in der Nähe. Lange Zeit waren sie nur in Griechenland oder sonst wo. Mit einer Freundin habe ich ihnen eine E-mail geschrieben, wie zwei verrückte kleine Groupies und sie haben uns versichert nach Deutschland zu kommen, schon bald.
    Ein paar Monate später standen dann die Daten und Orte fest.
    Das einzige Deutschlandkonzert sollte in Essen stattfinden, schon ein Stück von hier entfernt.
    Aber es war mir egal, es war nah genug und ich wäre glaube ich sowieso fast überall hingefahren für sie.

    Am Bahnhof haben wir uns ein Kombi-Ticket geholt, wir waren ja zu dritt. Am Hauptbahnhof in Essen angekommen fanden wir auch sofort die U-Bahn die uns bis fast vor die stillgelegte Zeche bringen sollte.
    Ich war erst ein wenig verwundert, die Eingangstüre sah so normal aus, gar nicht nach großer Halle und im Innern merkte ich dann, dass es wirklich nicht groß war. Wir waren mit die ersten, die vor der Tür zur Konzerthalle standen. Das Übliche aufgeregte Warten, die Mäntel an der improvisierten Garderobe abgegeben und wieder Warten. Zwischendurch hörten wir erste Töne der Proben durch die nicht ganz schalldichten Mauern. Ein tolles Gefühl, sie so nah zu wissen. Langsam füllte sich der Vorraum und ich wurde schrecklich hibbelig. Dann endlich - Einlass in einen weiteren Vorraum, wo eifrig Merchandise-Artikel angeboten wurde und in die Konzerthalle, die wirklich nicht sehr groß war. Aber es reichte und wir standen sofort in der ersten Reihe, rechts am Rand.

    Wieder warten - lästige Kommentare von den Leuten hinter uns, die am liebsten auch nach vorn wollten, aber nicht mit uns ;)
    Als die Vorband begann - Dark Suns - war es schon ein tolles Gefühl. Es war ungewohnt einen Drummer zugleich als Sänger zu haben und dementsprechend war das Schlagzeug viel zu laut, wie ich fand. Gesungen hat er dennoch gut, auch wenn ich mich kaum daran erinnern kann, da mir die Lieder alle völlig unbekannt waren.

    Umbauzeit folgte, ich frage mich jedes Mal wieder, warum das so lange dauern muss. Aber vorne hatten wir es sogar noch gut, ich konnte meine Tasche auf die Bühne legen, habe Hustenbonbons gelutscht und mich ebenfalls auf die Bühne gesetzt. Es ist toll wenn keinerlei störende Abtrennungen zwischen Bühne und Publikum ist.
    Ein Techniker schleppte mit einer Seelenruhe sie mich fast schon aggressiv machte mindestens 500 Gitarren herbei, so kam es mir vor, und stellte sie neben uns am Bühnenrand ab. Dann wurden Verstärker angeschleppt und wir mussten die Bühne frei räumen.
    Nunja, irgendwann begann dann endlich das Konzert. Das Licht ging aus und die Scheinwerfer an. Blau, mitten in mein Gesicht.
    Oben war eine Leinwand, Bilder, aus einem Beamer, die mir sehr bekannt vorkamen aus dem Booklet des letzten Albums "BE" und im Hintergrund die Stimme eines Jungen und dann kamen sie auch schon auf die Bühne unter lautem Applaus.
    Genau vor uns einer der Gitarristen mit seinem Mikro, den langen Dreadlocks und einem wunderbaren Lächeln und in der Mitte der Bühne - Daniel, der Sänger, der in natura noch viel besser aussieht als auf allen Bildern, einfach wow :)

    Es begann mit ein paar schnelleren Liedern, obwohl eigentlich hielten sie sich gut die Waage und fast alle meine Lieblingslieder kamen vor.
    Es war lustig, weil der Gitarrist die Liste mit der Reihenfolge der Lieder vor sich auf dem Boden liegen hatte, wir konnten also schön draufschauen und uns auf das nächste Lied freuen.
    Bis auf ein paar sehr wenige alte kannte ich alle Lieder in-und auswendig und freute mich darüber, dass sie die Leinwand im Hintergrund hatten, auf der dann Videos zu den Liedern laufen, die nie wirklich veröffentlich wurden. Auch wenn es kein offizielles Video gab, wurde auf der Leinwand etwas gezeigt, Farben, einzelne Bilder, Menschen.

    Zwischendurch war es etwas zuviel. Alle Sinne auf einmal beansprucht. Einerseits wollte ich nur auf seine Stimme hören und die Augen schließen um besser genießen zu können, andererseits konnte ich nicht anders als ihn anstarren mit seinen wunderbaren Haaren, meinen Helden, aber ich wollte ja auch sehen, was sich auf der Leinwand abspielte und dann das blaue Licht, was mich immer wieder blendete und auch headbangen und klatschen, mich bewegen.
    Er verstand es richtig gut, mit dem Publikum zu spielen, immer wieder zwischen den Liedern riss er seine Witze, erzählte über die Lieder, über sich, einmal zog er sich um, passend zur Musik erschien er plötzlich in einem schicken Anzug und mimte den arroganten Geschäftsmann, was ihn ungeheuer sexy wirken ließ.
    Auch der Gitarrist vor uns spielte seine ganz eignene Show, stampfte mit den Füßen und lachte uns immer wieder an, sehr viel weiter reichte auch mein Blickfeld nicht.
    Mehr kann ich nicht sagen, es war einfach toll...

    Sie spielten lange, sehr lange, ich schätze drei Stunden und das Publikum war ebenfalls toll, sie gaben zwei recht lange Zugaben und am Ende waren alle lauter am mitsingen, als die Band spielen konnte und auch als sie die Bühne schon endgültig verlassen hatten und das Licht wieder anging, sangen sie weiter.

    Mit der Rückfahrt begann dann das Desaster. Es fuhren keine Bahnen mehr. Es regnete. Wir kannten uns nicht aus in Essen. Bald sollte der letzte Zug nach Köln kommen, oder wir würden warten müssen die halbe Nacht.
    Wir sind ein bißchen herumgerirrt, sind auf drei anderen Menschen getroffen, die zum Bahnhof mussten, haben versucht Autos anzuhalten, die uns den Weg zeigen könnten und wurden nass. Irgendwann fanden wir heraus, dass wir einfach die Straße geradeaus mussten und irgendwann würde der Bahnhof schon kommen. Auf meinem winzigen Stadtplan lag alles so schön nah beieinander, aber wir ahnten alle nicht, dass es so weit war... So wurde ich gehetzt, weil wir den Zug nicht verpassen wollten, dabei war ich so müde und mir war nicht nach laufen durch den Regen. Ein netter Busfahrer hat uns dann ein stück mitgenommen aber als wir total fertig am Bahnhof ankamen, hatten wir die Bahn dennoch verpasst.
    Warten war angesagt. Auf was, wusste wir nicht genau, vielleicht auf ein kleines Wunder. Irgendwann hat besagte Freundin ihren Vater angerufen, der uns, verständlicherweise stinksauer, abholte.

    Ich würde es wieder tun :)


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    Re: Mit glasigen Augen und rauhem Hals [Konzertberichte]

    Lesther - 16.07.2005, 14:23


    :) Liebe Miri, das war ein wundervoller Konzertbericht. Hat mich sehr an mein 69eyes-lacrimasprofundere-konzert im Februar erinnert...

    Ich habe von dieser Band nie etwas gehört, aber es klingt toll,was du erzählst. Finde die Idee mit der Videoleinwand super, nur wüsste ich genau wie du, nicht, wo ich hinschauen sollte... und natürlich ist es schwer, ihn anzustarren, ihm zuzhören, headzubangen, selber zu kreischen, und zugleich auch noch tanzen...aber trotzdem schön.

    Hab mir gleich bilder von ihnen im Internet gesucht *g* (hab nachher erst gesehen, dass du eh eines gepostet hast..)

    Was ich besonders schön finde, ist, dass es keine Abtrennung zwischen Bühne und Publikum gab, das erlebe ich nur in ganz seltenen Fällen im Grazer Orpheum, aber eindeutig zu selten. Dieser unpersönliche Graben, am liebsten noch voller nerviger Fotografen, gehört wirklich abgeschafft... :dafuer:

    War ja ein GLück im Unglück, dass euch die Bahn-Misere erst hinterher passiert ist. Nach so einem tollen Konzert kann einem das doch kaum mehr die Laune vermiesen... : )
    Wie schön.. danke für die tolle Erzählung.
    liebe grüße



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