Kometen will ich weinen

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    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 01.07.2005, 00:11

    Kometen will ich weinen
    Es ist still. Zu spät schon nachts. Nicht warm genug, damit die Grillen im Garten zirpen, nur innerlich scheine ich sie zu hören, schrill und monoton singen sie in meiner Wirklichkeit. Die Grillen und der Sommer und das nächtliche Meer. Es ist wieder Sommer geworden, ganz unscheinbar und leise kroch sich das Jahr an meiner Lethargie vorbei, ließ Wut und Schmerz gleichgültig flammen.
    Als ich noch klein war und blondgelockt, da stand ich im Sommer immer am nächtlichen Meer und starrte in den Sternenhimmel. War viel zu klein, um auch nur halbwegs zu wissen, was da oben vor sich ging, aber groß genug, um sich verzaubern zu lassen.
    Universen. Kosmos. Wunderbare Worte, von weichen Kinderlippen unendlich oft geflüstert. Ich wollte Astronomin werden und hinauf, hinauf in die Unendlichkeit und endlich nichts sein. Dieser Traum löste sich auf, als ich Physik bekam und spürte, dass jede Formel den Zauber nahm, jeder Merksatz alles zerstörte. Und so schaue ich heute nur noch gerne in die Sterne, mit meinen Augen und mit meinem überflutenden Herz.
    Dieses Jahr werde ich wieder an einem Meer stehen, nachts und das Salz sehnsuchtsvoll einatmen. Ich werde wieder durch orange beleuchtete Straßen schlendern und sie an meine Seite wünschen, fest an meine Hand - es wird sich nichts geändert haben. Das macht nichts. Es geht nicht mehr um Schlussstriche.
    Um Grenzlinien.
    Wenn ich sie schon verlieren musste, dann wenigstens durch einen fallenden Stern, der mir alles nahm, meine Vernunft zunächst, dann all meine Hoffnung, ein gutes Ende finden zu können. Was nicht fiel, was nicht starb, war die Liebe, sie glimmt bis heute irgendwo da oben, zwischen millarden anderen Sternen und sie funkelt, in jeder Nacht. Der große Waagen. Immer, wenn ich einen Kuss in die Sterne schicke, dann küsse ich sie, meine Liebe zwischen den Sternen. Aus ihr - wird niemals eine Sternschnuppe werden.



    Re: Kometen will ich weinen

    Lesther - 01.07.2005, 15:21


    Wunderschön.
    Auch ich habe einen geliebten Menschen verloren. Sie lebt noch zwischen mir, unter uns, aber nicht mehr in meinem überflutenden Herz.

    Kinderblick. Meer. Ich sehne mich nach der Unschuld, und den Augen.
    Ich sehne mich nach dem Sehnen.

    Ich danke dir.



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 02.07.2005, 11:13


    Vielen Dank Lesther, ja, manchmal ist Sehnsucht etwas wundervolles.

    Sehnsuchtsvoll

    Heute ist es relativ früh. Ich bin schon lange wach, noch bevor der Wecker klingelte, starrte ich schon an meinen orangen Himmel, traumverzehrt und angefressen. Durch das offene Fenster schienen die Dunstschwaden mein Zimmer auszufüllen. Weiße Wölckchen tanzten an der Decke. Ich stand auf und zündete das Räucherstäbchen an. Rauch, bittere Süße eines milchigen Morgens an dem niemand zu wissen schien, wo die Realität began.
    Es waren nur ein paar Tage, aber sie reichten. Es ist mehr als erstaunlich, wie lückenlos mein Gedächtnis ist, dabei werde ich doch immer als so vergesslich beschimpft. Es gibt so vieles, an jedem Tag, das mich erinnert und zugegeben, ich habe aufgegeben mich wehren zu wollen.
    Ihr Buch steht immer noch in meinem Schrank. Es steht dort, damit es seinen Duft nicht verliert, was wohl geschehen würde, stände es in meinem Regal.
    Ihr zerissener Brief liegt in meiner Schublade, manchmal streiche ich über das Papier. Sie hat es einmal berührt. Ihre Finger strichen über das weiße Blatt.
    Seltsamerweise bedeutet es mir nicht viel, wenn ich ihre CD anhöre, die sie einmal schenkte und die ich seltsamerweise nie zerstört habe. Dafür gibt es beinahe unzählige andere Lieder, die ich mit ihr verbinde. Heute ist es Depeche Mode - Enjoy the silence. Sie sang es einmal, ganz leise, sie kann genauso wenig singen wie ich. Jetzt gräbt sich der Bass tief in mein Herz.

    Das ist nicht alles Unvergessenes, manchmal sind es Wörter, manchmal ein Lachen, ein Zwinkern, ein Buchstabe, ein Geruch, und so oft eine Stadt. Erst sie hat mir gezeigt, wie viele Dinge einen einzigen Tag ausfüllen, denn schließlich gab sie mir allein den Grund, sie alle in mir aufzusaugen. Vergessen werde ich wohl nie. Aber auch das macht nichts.
    Ich wünschte, ich könnte auch sie gleich vom Bahnhof abholen, sie nur noch einmal umarmen, nur noch einmal. Einmal sie noch sehen. Es zerreißt mich und es ist wundervoll, von der Sehnsucht nach ihr zerrissen zu werden.

    Heute Abend, ich hoffe, dann sind die Nebel verschwunden und der Himmel klar, sternenklar. Auf was wir anstoßen werden?



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 07.07.2005, 14:08


    Ferienmelancholie

    Es ist erschreckend wie unglaublich klein die Welt war, damals, in den süßen Kindertagen, in denen man sah, was man sah und in denen Erinnerungen nicht existierten, in denen die Vergangenheit keine Rolle spielte, weil sie noch nicht bewusst in einem weiterlebte.
    Ich sehne mich nach dem Meer, ich wartete wieder ein ganzes Jahr und einen herzkalten Winter auf das endlose Blau spiegelglatter Freiheit. Es schrieb mir einmal jemand, ich solle mich ans Wasser stellen und dabei Musik lauschen, dann wüsste ich, wo meine Seele liegt.
    Was ich vermisse, dass ist meine Urlaubsnervosität. Das ist ein schreckliches Wort, aber es beschreibt halt genau das, was ich früher immer als so berauschend erlebte. Ich rannte durch Klamottenstapel, musste unbedingt all meine Stofftiere mitnehmen, schrieb Karten an meine Haustiere, die ich am Morgen der Abreise an ihren Käfig heftete. Der Urlaub war für mich eine Flucht aus einer Wirklichkeit, die ich nicht einmal erfassen könnte. Er war der Garten Eden, voll Freiheit pulsierend, aufregend, vollkommen neu und unglaublich perfekt.
    Es gab keinen Müll auf den Straßen, keine Bettler in den Ecken, die Hauswände waren nicht staubig und zerfressen von Abgasen, die Menschen waren freundlich, ganz ohne einen Haken. Ich sah nicht, dass diese Orte, auch wenn sie manchmal auf einem anderen Kontinent lagen, eigentlich nicht anders waren, als die sogenannte Heimat. Alles war einfach wunderbar, der Ausschluss des Schlechten, seine komplete Verneinung, einfach Kitsch.
    Heute sind meine Augen geöffnet. Ich sehe die andere Seite, ich wünschte, ich könnte sie weiter verleugnen. Die Menschen unterhalten sich so nett mit mir, weil sie mir etwas verkaufen möchten. Hinter den wunderbarsten Hotels steckt nur die Absicht, einem möglichst höflich das Geld aus der Tasche zu ziehen. Urlaub ist eine Illusion, denn niemand bricht aus seiner Realität aus.
    Alles, was bleibt, ist Abstand vom Alltag. Ruhe, während die Wellen sich zärtlich übereinander legen. Gedankenrausch. Ich bin müde geworden, in den letzten Wochen, in dem letzten Jahr. Jetzt gibt es ersteinmal nicht mehr das frühe Aufstehen, das stupide Lernen und immer die gleichen Sätze, jeden Tag. Nun werde ich endlich Ruhe haben, um über alles nachzudenken, um meine Gefühle zu sortieren.
    So wie letztes Jahr. Damals schrieb ich ein Reisetagebuch für R., das sie natürlich niemals las. Vielleicht werde ich dieses Jahr wieder schreiben, für euch, für dich. Auch diesmal lauern ein paar schöne Bücher in meiner Tasche, Bücher zum Verlieren. Ich bin sicher, es wird ein lohnender Urlaub, auch wenn die damalige Perfektion sich ausgeträumt hat.

    Wenn ich am Meer stehen werde, Sternenhimmel über mir und der Wind an mir zerren wird, dann wird eh alles wundervoll sein.

    Ich werde dich vermissen, das weiß ich. Es ist jetzt fast ein Jahr und ich könnte ein paar ziemlich kitschige Dinge schreiben, aber das magst du nicht. Darum hier, ein Lied, zumindest der Text davon. Mehr vermag ich eh nicht zu sagen.

    Von Anfang an
    Ein Leben lang
    Du bist ein
    Echter Freund
    Von einem, der mich so
    Wie du versteht
    Hab' ich lange nur
    Vor mich hin geträumt.
    Dein weiser Blick
    Zeigt mir meine Grenzen auf
    Du gibst wortlos auf mich Acht.
    Ohne dich hätte ich das letzte Jahr
    Mehr schlecht als recht nur
    Hinter mich gebracht.

    Diese treuen Augen
    Haben die ganze Welt gesehen
    Du kennst du Wege
    Meine Richtung, alle Straßen
    Wie oft hat sich meine Seele
    Von dem grenzenlosen Mut in Dir
    Auf deine Reisen mitnehmen lassen.

    Seitdem du nachts bei mir warst
    Konnte ich in dem
    Schlimmen Zimmer schlafen
    Gott hat dich mir bestimmt
    Zur Seite gestellt, du beschützt mich
    Und weißt, wieso wir uns trafen.

    Diese treuen Augen haben
    Tief in mich hineingeseh'n
    Sie kennen meine leisesten Gedanken
    Die kleiner Feigling in mir
    Er liebt den Helden in dir
    Um den sich Abenteuer
    Und Legenden ranken.

    Ich weiß, dass du unsterblich bist
    Du wirst immer bei mir sein
    Ich kann dich über uns atmen hören
    Und schlafe friedlich ein.

    ~Samsas Traum~



    Re: Kometen will ich weinen

    Carcas - 07.07.2005, 15:48


    Je suis comme un Enfant qui n'a plus droit aux larmes,
    Conduis-moi au pays où vivent les braves gens
    Conduis-moi dans la niut, entore-moi d'un charme,
    Je voudrais recontrer des êtres différents.



    Ich würde gern dabei sein, zusammen mit dir über dem Wasser stehen, auf einer der unzähligen Brücken Venedigs und von Maskenbällen träumen.
    Oder am Meer, während sich die Wellen leise an unseren Füßen brechen und die Sonne hinter dem Horizont verschwindet.
    Aber es ist gut so, vielleicht brauchst du auch ein wenig Ruhe, vor mir, vor Sturheit, vor Gefühlswirrungen.
    Es wird schön werden, ganz sicher und ich werde an dich denken.

    Fremde Orte sind etwas wundervolles, etwas neues, weil man ohne Vorurteil durch die Straßen geht, die Menschen anlächelt und viel mehr sieht, als dort, wo man jeden Tag ist, weil man meint schon alles zu kennen und die Augen oft verschließt.
    Ich bleibe hier, im gar nicht sommerlichen Köln und sehne mich nach der Ferne, ein bißchen rastlos, ein bißchen mit Sehnsucht angefüllt, wie immer.
    Und ich kann mich schon ein kleines bißchen freuen, auf den September, wenn ich ebenfalls dort stehen werde, auch wenn ich eigentlich jetzt schon weiß dass es schrecklich wird.

    Genieß es.


    Alors je t'appelais, je te disais: "je t'aime"
    Et tu me promettais qu'il y aurait d'autres jours
    Au milieu de la mort, de l'orgueil, du blasphème
    So nous pouvions le faire, nous sauverions l'amour
    (Houellebecq)



    Re: Kometen will ich weinen

    Odessa - 08.07.2005, 13:22


    Das ist ganz wunderschön, was Ihr da geschrieben habt... es ist so echt, so tief, so nah...

    Venedig ist traumhaft, es ist eine meiner Lieblingsstädte... ich wünsche Dir eine sehr schöne Zeit dort, und viele Geschichten, die Du uns dann erzählen kannst.

    Lieben Gruß,
    ilo



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 25.07.2005, 20:26


    Sommergrau

    Ich war weg, ganze zwei Wochen, fort von allen Tastaturen und Webseiten dieser Welt.
    Morgens lag ich oft lange einfach da und starrte wirklich gegen diese Wand über mir und nachts stand ich manchmal auf dem Balkon und sah mir meine Sterne an. In meinem allerersten Tagebuch stand einmal ein Satz, eine Schwärmerei über einen Kerl. So weit fort, schrecklich weit, doch er sieht die selben Sterne.

    Die Pronomen haben sich derweil ausgetauscht. Die Sterne sind die gleichen und noch immer werde ich poetisch, wenn ich in sie starre. Ich nahm kein Blatt Papier mit hinaus. Der vernünftige Grund war, dass meine Schwester schlief und ich kein Licht anmachen konnte, mir so die Augen verderben würde. Und viel wichtiger war, dass selbst ich es nicht über mein kleines Herz bringen würde, soviel Kitsch auf die Seiten platschen zu lassen.

    Klarheit hat sich eingestellt. Und es ist wohl der sanftere Schmerz, die schönere Realität. Eine Weile hoffte ich, meine Angst vor Veränderung würde größer sein als ein innerherzliches Blumenmeer, aber ich kann mich so schrecklich schlecht selbst belügen.

    Was ich heute fühle? Nicht viel Schlechtes, zumindest nicht in dieser Hinsicht. R Punkt hat mich wohl tatsächlich stärker und härter gemacht, als ich dachte. So wie es ist, lässt es sich ganz gut ertragen. Und das schreibe ich jetzt nicht nur so. Es überrascht mich ja selbst.

    Ich sitze hier, starre durch dieses ungeputzte Fenster. Die Wolken verziehen sich, der Regenschauer ist vorbei, die Sonne bricht hindurch, erhellt das Zimmer, lässt es leuchten.

    Das Büchlein habe ich mitgenommen. Hätte in diesem Fragebogen gestanden, was das Wichtigste in meinem Besitz ist, so hätte ich es genannt.



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 27.07.2005, 13:01


    Sweet 16

    Die Sonne strahlt hellgrün in den Bäumen. Leiser, sanfter Sommerwind in den Löckchen. Wolkenberge am Himmel, weich und weiß, Sahne auf den Erdbeeren im Schüsselchen.

    Ich wollte 16 sein, ja, immer. Nur lange Zeit wusste ich nicht, warum ich genau dieses Alter als perfekt empfand. Vielleicht weiß ich es jetzt.

    Noch so ganz jung war ich, zehn Jahr vielleicht und ich habe diese ganzen schönen Mädchen bewundert, mit langen Beinen und Hintern und Brust. Wie sie durch die Straßen gingen, wehendes langes Haar und süßer Parfümduft, wenn man aneinander vorbeiging, dunkle Augen, in diesem einen Augenblick, den man einem Unbekannten schenkt.
    Ich wollte auch so sein. Jung, attraktiv, alles einfach, aber niemals mit einer Horde Menschen um mich.
    Alles wirkte aus der zeitlichen Ferne einfach unglaublich abenteuerlich.

    Und heute? Ich weiß nicht, ob ich so geworden bin, wie ich sein wollte. Aber ich bin so, wie ich bin.
    Ich hatte meine erste Schwärmerei und ein Sprech-ich-ihn-jetzt-an-oder-nicht?-Dilemma. Ich hatte gute Noten und mittelmäßige, ich hatte schlechte Freunde und eine verräterische beste Freundin, die mich nur bei sich behielt, weil sie in meiner Gegenwart schöner aussah. Ich hatte monatelange Einsamkeit und schließlich Lichtblicke.

    Ich ging auf Treffen, bei denen ich keinen Menschen kannte, schminkte mich bis unter die Augenbrauen und traute mich nicht auf die Straße, kaufte Miniröcke und stellte zu Hause fest, dass sie nicht passten. Ich hielt Diäten und fand Snickers einfach schon immer wichtiger. Ich lackierte mir die Nägel schwarz und war zu faul, mir Nagellackentferner zu kaufen. Ich schrieb Leute aufgrund eines Textes einfach an und sagte ihnen, wie toll sie doch sind. Einige davon gehören heute zu meiner Mitte der Welt. Ich ging zu überstürtzten Chatter-Treffen und immer starb ich halb an einem Herzinfakt. Ich fuhr nach Hamburg, alleine, obwohl dort genauso gut ein Massenvergewaltiger auf mich warten hätte können.

    Ich habe tote und lebende Schmetterlinge im Bauch. Habe meine unglückliche Liebe, mein erstes gebrochenes Herz und meine Narben. Ich habe duftende Bücher und ihr glaubt gar nicht, wie unterschiedlich Patchoulie riechen kann. Ich habe zerrissene Band-Beschreibungen und zertrampelte Disketten voller Liebesbriefe. Ich habe Postkarten, die mir viel bedeuten und eine Menge Überweisungen. Ich habe PN's, die ich nie wegschmeißen werde können. Ich habe eine wunderbare Lehrerin. Ich habe viele Bücher und ich liebe Büchereien. Ich habe eine Menge Disketten voller Liebesbriefe, die noch ganz sind. Habe mich einmal in meinem Leben betrunken.
    Ich habe immer noch unglaubliche Lust, zu leben.
    Ich bereue nichts.

    Das musste einfach sein. Manchmal muss man auch schlecht schreiben dürfen.



    Re: Kometen will ich weinen

    nönix - 27.07.2005, 21:32


    Neinneinnein! Das ist wunderwunderwunderschön! Und nicht schlecht sondern unheimlich gut! Es ist gut, so gelebt zu haben. Und wenn du genauso weiter machst, wirst du die Lebenslust nie verlieren und nicht bereuen müssen, deine Zeit verschwendet zu haben! Das ist wichtig.
    Vielleicht ist es auch die Kunst, mal "schlecht schreiben" zu dürfen - mal Fehler in Kauf zu nehmen, um leben zu können. Lass dir nie die Lust auf Erfahrungen nehmen! Bitte.



    Re: Kometen will ich weinen

    Nenia - 30.07.2005, 11:09


    Liebste Frau,

    ich liebe diesen Text. Ganz ehrlich. Er erinnert mich an mich. Sn Träume. An Düfte...

    Ich wollte auch immer 16 sein. Immer beliebt und hübsch, die Welt sollte mir zu Füßen liegen.
    Sie tat es auch in einer gewissen Weise. Damals hatte ich meinen ersten Freund. Er hatte grüne Funkelaugen mit gold'nen Sprenkeln. Und eine Schrift, mit der er mir Briefe schrieb.
    Meine Schwester ist jetzt 16. Sie fährt mit Freunden in den Urlaub, fährt nach England, macht Dies und Jenes. Ich durfte nicht. Wohlbehütet im Elternhaus. Schlafend. Ich wollte mit 16 beliebt sein. Einen besten Freund haben. (den habe ich wohl erst jetzt - auch, wenn ich ihn nie so nennen würde...)
    Ich hatte meine Clique, mein Kleeblatt. Doch da ich einen Freund bekam, begriff ich nicht, dass das Herz eines Mannes nicht so eine Priorität haben darf. Auch das sehe ich erst jetzt.

    Mit sechzehn war die Welt noch sanfter. Ruhiger. Aber ich habe nicht so intensiv gefühlt. Ich glaube, ich bin erst mit 18 aufgewacht, als Till in mein Leben trat. Das Erwachen war schön. Lange. Aber es forderte seinen Preis

    Verzeih mir die wirren Gedanken zu Deinem Text,

    Deine Frau



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 02.08.2005, 21:47


    Rückschritt, Gleichschritt, Fortschritt

    Sehnsucht nach dem Gleichklang des Meeres, was ich vor ein paar Tagen erst verabschiedete. Sehnsucht nach der Gleichgültigkeit der Wellen, des schwappenden Lebens um mich herum, wenn ich in den Wasserbergen schwimme.

    Es ist leer. Die Zeit tröpfelt vor sich hin. Niemand ist mehr da, niemand scheint mich zu wollen. Die beiden Freunde hier, Urlaub und sie verrieten mich, oft, bitterlichst. Ich bin viel zu voll, in Herz und Kopf, kein Wort davon sollen sie und anschließend alle erfahren. Mein Geheimniss. Mein Schatz.
    Die Nächte fallen mir auf die Schultern, tonnenschwer und schnüren mir die Gedanken ab und die Brust zu. Ich stehe stundenlang an meinem Fenster über der Welt und sehe den Mücken dabei zu, wie sie gegen das weiße Licht der Laternen knallen. Wühle mich irgendwann in mein Bett und vergieße ein paar Tränen, verstecke mich vor der Schwermut unter dicken Decken, ziehe sie mir über den Kopf, doch ich kämpfe unfaire Schlachten.

    Es scheint, als wäre das Phantom aus meinen Gedanken geschwebt, leise, unmerklich schon fast und was nun noch in mir ist, farblose Erinnerungsschatten, fern, verwischt, aber nicht dazu geschaffen, gänzlich zu verschwinden.
    Vor dem Einschlafen, da dachte ich an sie, sie beide und ich würde R. liegen lassen, wenn es darauf ankäme. Gedankenspiel. Aber ehrlich. Wenn ich ihr Foto anschaue, dann will ich ihr immer noch meine verdammte Zunge in ihren verdammten Mund schieben, aber ich würde es niemals wirklich tun. Allein unter einer ihrer Berührungen würde meine Seele verbrennen.

    Angst, selbstgeschaffene Todesangst, pochend in meinem Schädel. CCT, in einer Woche, ich werde wieder tausend Tode sterben. Danach - hoffentlich Erleichterung.

    Soweit, wortkarg, an diesem Abend.



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 03.09.2005, 13:36


    I'm a bitch

    I'm a bitch, I'm a lover
    I'm a child, I'm a mother
    I'm a sinner, I'm a saint
    I do not feel ashamed
    I'm your hell, I'm your dream
    I'm nothing in between
    You know you wouldn't want it any other way
    ~Meredith Brooks~


    Ich weiß, wie ich sein kann, denn am meisten halte ich mir immer noch selbst einen Spiegel vor mein Gesicht. Mir muss niemand sagen, wir unfair und unerträglich ich manchmal, meistens, bin, ich spucke mir selbst genug vor die Füße.

    Wenn ich falle, dann falle ich richtig und brutal. Und wenn ich fliege, dann so hoch, dass mir die Sonne die Flügel verbrennt, mich aufschlagen lässt, mit voller Wucht und ohne Gnade. Ich habe Angst davor, neue Flügel zu basteln, versuche es dennoch und jedes Mal falle ich ein wenig tiefer, fliege ein wenig höher.

    Ich wache mit Tränen in den Augen auf und schlafe nachts wieder mit ihnen ein. Bin bereit dazu, mich zu vergeben, einfach so, egal wie sehr mein Herz nach einem Nein schreit. Würde mich in die fremdesten Arme werfen, um zu fliehen, würde mich berauschen, an allem, was mir zwischen die Finger gerät, was mich irgendwie betäubt. Und ich schäme mich nicht einmal. Hilfeschreie, wo keine Worte mehr genügen und der Trotz ist alles, was mich hier nur sitzen und weinen lässt.

    Manchmal bin ich stark, manchmal so drecks stur in meinem Denken, dass ein Aufgeben nicht einmal in Erwägung ziehe, ohne mir selbst ins Gesicht zu schlagen. Jetzt auch nicht mehr. Ich habe nicht bis hierher durchgehalten, bin mit gehobenen Kopf durch diese Kette an alltäglicher Hölle gegangen, um mich jetzt endgültig nieder zu kauern und Tränen auf den Boden zu weinen. Ich sehe lieber hinauf und schluchze für die Sonne.

    Ich will den Schmerz aus mir brennen. Ich will kriechen. Ich verlange alles und fordere nichts.

    Der Spiegel lacht mich aus. So weit ist es also schon gekommen?
    Ich kann gar nicht so viel schneiden, wie ich bluten möchte.

    Ich will knien und beten, an etwas glauben können, meine lächerliche Vernunft in einem Grab aus Geborgenheit verscharren können.

    Wenn du mich schon treten musst, dann richte mich gefälligst auch wieder auf.



    Re: Kometen will ich weinen

    Schattenwind - 08.09.2005, 18:10


    Incomplete

    I've tried to go on like I never knew you
    I'm awake but my world is half asleep
    I pray for this heart to be unbroken
    But without you all I'm going to be is incomplete
    ~Backstreet Boys~


    Auch wenn ich für die Sonne weine, so möchte ich sie doch vom Himmel reißen, sie in das Meer meiner Tränen tunken und lachend dabei zusehen, wie sie sich in Qualm auflöst. Und dann, dann werde ich beginnen, für den Mond zu schluchzen.

    Es macht nichts mehr Sinn, alles ist von einem grauen Schleier umgeben, jede Freude, die ich empfinde, gleitet mir davon, nach einer Zeit. Wenn ich gehe, komme ich immer wieder auch zurück. Und egal, wie schön der Tag war, ich weine mich in den Schlaf.
    Fluchten, um zu wissen, warum man noch kämpft, auch wenn man weiß, dass ganz egal was man tut, man niemals wird gewinnen können.

    Versprechen, die von einem gefordert werden, ein "Das machst du aber nicht wieder, oder?" und keine Antworten, weil niemand die Wahrheit hören will und ich noch immer zu anständig bin, um zu lügen.

    Unvollständig. Und leer. Dort, wo mich die Leere nicht quält, dort brennt der Schmerz.

    Ich habe wirklich das Gefühl, nicht mehr lange und ich zerbreche.



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