Limbus patrum

Paris bei Nacht
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    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 06.07.2005, 18:00

    Limbus patrum
    Rom! Mittelpunkt eines Weltreiches. Zentrum der Macht. Inbegriff einers Lebensstyls.
    Als der Jet mitten in der Nacht auf dem kleinen Flughafen gelandet war ließ sie sich in ihr bereits reserviertes Hotelzimmer bringen. Eines der Großhotels in der Stadt.
    Nachdem sie ihr Gepäck verstaut hatte und alles soweit an dem Platz war wie sie es gerne haben wollte, war es bereits Morgen. Zeit zu schlafen.
    Die Türe wurde abgeschlossen und ein Stuhl unter die Klinke gestellt, sie wollte gänzliche Ruhe über Tag haben.

    Das schrille Summen des Weckers ertönte gegen 20.00 Uhr des kommenden Abends. Völlig verschlafen schleppte sie sich in das Badezimmer. Sie stellte sich unter die Dusche und brauchte erstmal zwanzig Minuten um überhaupt ein wenig klar im Kopf zu sein. Das übliche Prozedere mit abtrocknen, schminken, frisieren und anziehen folgte. So dass sie gegen 21.00 Uhr damit fertig war.
    Sie trug ein feines Kostüm, welches in einem dezenten Marineton gehalten war. Dazu eine passende Bluse und feine Schuhe.
    Die Umstände waren noch nicht völlig perfeckt um ausgehen zu können, so legte sie sich ihre Unterlagen zurecht. Suchte die Nummer heraus welche sie von Herrn von Wallenstein hatte und rief dort an.
    Da sie nun ja doch länger als eine Nacht in Rom bleiben würde, war es nur selbstverständlich, dass sie sich den hiesigen Clansgeschwisten vorstellte und ebenso dem Prinzen ihre Aufwartung machen würde.
    Die Tatsache, dass sie bei ihm ein Geschäft vorschlagen wollte, und er ein bekannter Stratego ihres Clans war, ließ es nur all zu natürlich erscheinen, dass sie sich gerade bei ihm meldete.
    Mit der Absicht einer Terminabspache, wartete sie gespannt wer nun abheben würde, und was bei diesem Gespräch herauskommen würde.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 06.07.2005, 19:19


    Das Wetter in Rom in dieser Nacht war bei Weitem besser als das in Paris. Während es dort kühl und regnerisch war, vermochte man in Rom selbst jetzt noch die Wärme der Sonne zu spüren, die längst untergegangen war. Jeder einzelne Stein hatte diese Wärme gespeichert und auch weit nach 21 Uhr waren es noch über 20 Grad Celsius.

    Dies hatte natürlich Auswirkungen auf die Menschen, die hier lebten – und wohl nicht nur auf die Menschen. Die Strassen waren erfüllt von Lärm und Leben. Die Bars hatten Tische nach draussen gestellt. Dort noch einen Platz zu ergattern grenzte an ein Wunder. Auf den Bürgersteigen war kein Durchkommen. Es schien, als sei Jeder, der in dieser Stadt lebte oder unlebte auf den Beinen und auf der Strasse um zu flanieren, zu sehen und gesehen zu werden. Man trug Kleidung zur Schau, je nach Lebenseinstellung elegant oder extravagant, genauso wie die neuesten Creationen der Hairstylisten und - am wichtigsten: das Dolce Vita.

    Sorgen? Wen kümmerte es? Konnte man sie nicht sofort durch ein diskret zugeschobenes Trinkgeld aus der Welt schaffen, wartete man einfach ein Weilchen, meist ein sehr langes Weilchen, bis sie sich von selbst erledigt hatten. Das Leben hier in Rom war offensichtlich zum Geniessen gedacht, wobei natürlich die Auffassungen von Genuss in tausend verschiedene Richtungen strebten und ab und zu auch aufeinanderprallten. Wer der Sprache nicht mächtig war, stand ab und zu ein wenig hilflos vor einer kleinen Gruppe Italiener, die heftig aufeinander einredeten. Alleine die Gesten wirkten abschreckend und hatten manchmal etwas geradezu beängstigendes. Da wurde weit ausgeholt, als sollten Ohrfeigen verteilt werden. Die fünf Finger einer Hand wurden in einer Art auf das Gegenüber geworfen, als sollten sie ihn erdolchen und das anschliessende weit von sich strecken beider Hände sollte wohl offensichtlich signalisieren, das man an allem,. was folgen würde, keinerlei Schuld hatte. Tatsächlich konnte man nie ganz sicher sein, ob diese Leute drohten, sich gegenseitig die Kehlen aufzuschlitzen oder doch nur die langanhaltende Hitzewelle und deren Folgen diskutierten. Kurz: die Stadt schäumte über vor Leben, Lärm und Liebe.

    Nachdem Rafaela von Wallensteins Nummer gewählt hatte, würde sie den andersartigen Ton des Tutens in der Leitung vernehmen. Nach nicht allzu langer Zeit wurde das Gespräch angenommen und wenn auch die Stimme eine gänzlich andere, männliche, war, so hörte sie doch das nur zu gut bekannte “Pronto!“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 06.07.2005, 22:33


    Das Wetter war tatsächlich nicht zu verachten. Aus Lyon war sie es gewohnt einen recht angenehmen Sommer zu haben, doch hier in Rom war er noch mal einen kleinen Tick schöner.
    Das Handy am Ohr und sich erstmal orientieren müssend ob des fremden Geräusches, welches sie wirklcih noch nicht gekannt hatte, öffnete sie die Läden der Balkontüre. Es war ja nun auch schon dunkel, ein wenig frische Luft würde ja keinem schaden.
    Die eine Hand auf das Geländer gestützt blickte sie herunter, schaute den vielen Leuten zu und musterte den ein oder anderen. Hier etwas zum trinken zu finden dürfte schwer werden. Möglicherweise hätte sie doch vor der Reise Italienisch lernen sollen? Nun musste Englisch ausreichen, und Kainitenvitae vertrug sie ja glücklicherweise auch so.
    Dieses gestikulierte sprechen kannte sie, wenn auch nur in “harmloserer Form, ja auch schon von Franca. Eine wirkliche Vollblutitalienerin.

    Ah.... ein Pronto! ... Ja das war mitlerweile schon eine sehr bekannte Art ein Gespräch an zu nehmen. Dass sie selbst diese, so wie ein Si noch nicht übernommen hatte, lag auch nur daran, dass sie es vermutlich nicht richtig aussprechen konnte.
    Somit beschränkte sie sich auf ihr bürokraten Englisch.
    “Guten Abend. Bin ich richtig mit dem Wohnsitz des Herrn von Wallenstein verbunden?”

    Wenn dies der Fall sein sollte, würde sie ihren Namen angeben und um einen Termin bei dem hochverehrten Herren bitten.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 07.07.2005, 14:29


    Man konnte ein kurzes Zögern am anderen Ende der Leitung hören, sofern ein Zögern an sich überhaupt zu hören war. Dann wurde ihre Frage bestätigt und nach kurzer Rücksprache mit einem Unbekannten wurde ihr ein Termin für den nächsten Abend, 21 Uhr, und eine Adresse genannt, die sie aus Rom hinaus führen würde, hinein in das hügelige Umland bis hin zur Küste, nach Fiumicino.

    “Nehmen Sie sich ein Taxi und sagen Sie, das Sie zu Herrn von Wallenstein möchten, dann wird Ihnen nichts zustossen“

    Diese Mitteilung liess vielleicht ein paar Rückschlüsse über die Sicherheit von Touristen auf sommerlichen nächtlichen italienischen Landstrassen zu und ganz sicher über den Einfluss von Herrn von Wallenstein.

    Ein Blick in den Reiseführer würde Fiumicino als typischen italienischen Badeort outen. Ein ewig langer Sandstrand, die Strandpromenade zugebaut mit mehr oder weniger schönen Hotel- und Appartmentburgen, ein typischer Aqua-Erlebnis-Park, eine gemütliche kleine Altstadt und schliesslich ein kleiner Marinehafen und der Flughafen: das war Fiumicino. Hafen und Flughafen, zusammen mit der Nähe zu Rom mochten vielleicht ausschlaggebend gewesen sein, um sich hier niederzulassen.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 07.07.2005, 15:24


    Sie bestätigte den Termin, was anderes hätte sie auch sonst machen sollen? “Entschuldigung, ich steige nicht zu Fremden in das Auto.” ? Sicherlich nicht, und von ihrer Seite aus war auch ganz sicher kein Zögern zu vernehmen. Das war nur ein Anzeichen für Schwäche, und sie war nicht schwach.
    Das Nachschlagen des genannten Ortes geschah im Anschluß an das Telefonat. Rationalisierte man die Touristen weg, war das sicherlich ein bezaubernder Ort, aber tot, und das nicht nur auf Menschen bezogen. Er wäre auch finanziell tot.
    Solche und ähnliche Überlegungen traf sie während sie die Informationen überflog.
    Bis Morgen war ja noch ein langer Tag, und eine noch viel längere Nacht, wenn sie denn tatsächlich hier im Hotel bleiben würde. Andererseits war die Gefahr, so sie hier bleiben würde, geringer unter möglicher Nahrngsknappheit zu leiden.
    Stellte sich nun die Frage hinaus zu gehen und noch ein wenig von Rom kennen zu lernen, ehe es nicht mehr ging, oder eben hier zu bleiben, sich zu langweilen, die Reden vor zu bereiten, so sie die noch nicht ganz fertig hat. Sie wollte vernünftig sein und sich eben noch einmal mehr mit den Sachverhalten beschäftigen. Den Laptop und die Kopien nahm sie mit zum Bett und fing an das alles noch einmal zu sichten. - Ganze 5 Minuten, danach war es langweilig und sie war auch mehr oder weniger schon damit durch. Das einzige war, dass sie die Zettel noch nicht gänzlich mit jeder Feinstruktur auswendig konnte. Sicherlich war das kein Unterfangen, das sie noch hätte Stunden beschäftigen können.
    Antoine anrufen war sicherlich auch nicht etwas das sich so positiv auf die Geschäfte auswirken würde. Er hatte doch seine eigenen Probleme, und er war sicherlich auch nicht ganz so sehr davon begeistert, dass sie sich nun mit Herrn von Wallenstein traf. Zudem zu so ungünstigen und unbekannten Konditionen. Aber was machte das denn schon? Mehr als nein sagen und grob werden konnte er nicht. Wenn er sie töten würde, bekäme er gar nichts. ..... Oder?
    Schon wieder grübelte sie über längst hinter sich gelassene Umstände nach, ein Faktum, das sie über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben würde.
    Kurzerhand landeten die Unterlagen in dem Aktenkoffer, und dieser landete unter der Matratze. Das Handy steckte sie ein und etwas Geld. Alles andere blieb im Hotel.
    Wenigstens das Colloseum und Forum Romanorum wollte sie einmal gesehen haben.
    Der Vatikan konnte ihr bei ihren Spaziergängen gar nicht weitgenug weg sein.
    Das Hotel noch nicht ganz verlassen tippte sie eine SMS an Franca.

    Guten Abend. Ich bin in Rom eingetroffen und es läuft wie geplant. Damit dies so bleibt werde ich nun ihre Nummer aus meinem Handy löschen und ebenso alle erhaltenen und gesendeten SMS, so wie das Anrufverzeichnis. Machen sie sich keine Sorgen. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht. Rafaela.

    Das war etwas das sie beinahe vergessen hätte, und damit Franca in Gefahr gebracht hätte. Doch so war das nun auch bedacht, und nachdem sie die SMS verschickt hatte, löschte sie alles was mit ihr und Fabiano zu tun hatte.
    Dann steckte sie es in die Innentasche des Blasers und machte sich auf den Weg diese alten Denkmähler zu besichtigen, in der Tasche einen ausgedruckten Stadtplan.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 08.07.2005, 11:44


    Entgegen Rafaelas Vermutungen war Fiumicino nicht tot. Allein durch den internationalen Flughafen, einer von zweien, die zu Rom gehörten, gab es dort mehr Arbeitsplätze als in den meisten Küstenorten rundherum. Das zog weitere Menschen an, die an den Mitarbeitern des Flughafens verdienen wollten. Durch die unmittelbare Nähe zu Rom bot es sich auch für Pendler an, die zwar in Rom arbeiteten, aber genug vom Lärm und Gestank der Grossstadt hatten und nicht zuletzt lebte ein Grossteil der Bevölkerung immer noch vom Fischfang, der hier eine weiterverarbeitende Industrie fand. So herrschte auch im September, wenn die berüchtigte „Ferragosto“, die Ferienzeit in Italien, vorbei war, noch Leben.


    Das Colosseum konnte nicht anders als beeindrucken. Bei Nacht erleuchtet, stand es da, mitten in der Stadt, riesig in seinen Ausmassen, als wolle es allein durch seine Anwesenheit an den Ruhm vergangener Tage erinnern. Und dies gelang ihm weitaus besser als dem Forum Romanum, in dem bei Nacht so gut wie nichts zu erkennen war. Ein paar Ruinen, kopflose Statuen, mehr war nicht zu erkennen von dem, was einst wirtschaftlich als Mittelpunkt der Welt gelten mochte. Ein jähes Gewitter, verbunden mit Hagel und sintflutartigem Regen, der sofort zu Überschwemmungen führte, würde dem Ausflug wohl ein jähes Ende bereiten.

    Die nächste Nacht war immer noch wunderschön. Jedenfalls wenn man sich nur kurz in diesem Land aufhielt. Was die Bauern Italiens ans Hungertuch gebracht hatte und in diesem Sommer bereits 20 Todesopfer gefordert hatte – die Touristen liebten es. Dennoch verkündeten – endlich – ein paar Wolken am Himmel ein wahrscheinliches Ende der schlimmen Hitzewelle und die Temperaturen, die seit über einer Woche bei mindestens 35° C lagen, sanken auf erträgliche 25°C.

    Vom Unwetter der letzten Nacht war nicht mehr viel zu sehen. Vereinzelt ragten noch Schläuche aus Kellern, aus denen das Wasser abgepumpt wurde und die geplanten Gartenfeste wurden trotzdem gefeiert, nun eben in Gummistiefeln. Ein bisschen Regen konnte ein derart von Krisen geschütteltes Land nun auch nicht mehr erschüttern.

    An der Küste, in Fiumicino, in einem Haus hoch oben an einem Hang wurden die üblichen Vorbereitungen für Besuch getroffen.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 08.07.2005, 15:48


    Lange stand sie vor dem Colosseum und bewunderte das Bauwerk. Sie ging einmal rundherum und erst im Anschluß daran auch hinein um sich das Innere einmal genauer zu besehen.
    Gedanken kamen in ihr auf, das alles gerne einmal erlebt zu haben, als es wirklich noch belebt war. Vor tausenden von Jahren... Gut eine bescheidene Idee, aber dennoch verständlich.

    Das Forum an sich war im Vergleich sicherlich entäuschend, jedoch erinnerte es sie daran, dass sogar große Macht vergehen kann, wenn an überheblich und zu selbstgefällig wird. Was wieder an die meisten ihrer Clangeschwister erinnert. Viele davon nehmen es einfach viel zu verständlich hin, dass sie die Macht in vielen Städten haben, was aber lange nocht so verständlich ist wie sie es immer meinen möchten. Man muss dafür etwas tun, sich unabkömlich machen und eben auch daran denken, dass man für die anderen alle da sein sollte.

    Das Unwetter trieb sie recht schnell zurück ins Hotel, und noch unter der Dusche hing sie ihren Gedanken nach. In einen Bademantel gekleidet und sich nun wieder ihrer Angelegenheit witmend ging die Arbeit und das Vorberteiten auch viel leichter von der Hand.

    Sie schloß die Läden und zog sich zum Ruhen zurück, noch ehe die Sonne wirklich über dem Horizont zu sehen war. Diesesmal hatte sie sich zwei Wecker gestellt. Einen auf 19.30 Uhr und einen auf 20.00 Uhr. Sie wollte auf keinen Fall verschlafen, und die Fahrt musste sie ja auch noch einplanen.
    Von der täglichen Hitzewelle und den doch gravierenden Temperaturunterschieden merkte sie nichts. Nach dem Klingeln des ersten Weckers schleppte sie sich ins Badezimmer um sich fertig zu machen, so dass sie beim Klingeln des zweiten Weckers beinahe fertig war. Das war so etwas wie der Startschuß, sich zu beeilen.
    In ein feines dunkelblaues Kleid aus Seide gekleidet, dazu die passenden Schuhe und eine Stola machte sie sich samt der nötigen Unterlagen und ihrem Laptop auf den Weg nach unten in die Lobby. Sie ließ sich ein Taxi rufen. Dem Fahrer teilte sie mit wohin sie wollte und zu wem, es würde ja wohl einen Grund haben, weswegen man ihr dies geraten hat, und die Tatsache gut gemeinte Ratschläge zu befolgen hat sie bisher soweit gebracht.
    Den Fahrer ließ sie fahren wie er wollte, schlecht werden konnte ihr ja nicht mehr. Daher probierte sie die Fahrt so gut wie möglich zu genießen, und vor allem auch die Aussicht.

    Mit einem Blick auf die Uhr bemerkte sie leicht nickend, dass sie wohl pünktlicher als gedacht ankommen würde. Sie bezahlte den Fahrer, blickte sich dann anerkennend und erstaunt um. Ja soetwas musste man sich ersteinmal leisten können. Aber wenn man es dann geschafft hat....

    Einen Arm um sich geschlungen blickte sie noch ein wenig auf das Meer hinaus ehe sie sich dann zur Eingangstüre umdrehte und sich um 21.00 Uhr bemerkbar machte.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 09.07.2005, 12:38


    Die Fahrt verlief – interessant. Sie führte durch die wunderschöne Gegend des Latiums, Pinien säumten den Weg und spendeten tagsüber Schatten. Des Nachts verströmten sie immer noch einen angenehm herb-würzigen Duft, der zum Süden irgendwie dazugehörte.



    Zikaden gaben ihr allnächtliches Konzert, ab und zu rannte ein unvorsichtiger Fuchs über die Strasse und in den Dörfern, durch die die Fahrt führte, hatten sich die Menschen zum abendlichen promenieren zusammengefunden. Meist an den Brunnen in der Dorfmitte versammelt, wurden dort die Ereignisse des Tages ausgetauscht, wie es schon seit Jahrhunderten Tradition war.

    Dann wurde die Gegend einsamer. Nach die letzten Hügel bewältigt waren und man sich der Küste näherte, bremste der Fahrer plötzlich und fluchte, mit Rücksicht auf seinen Gast, leise. Er stieg aus und begann mit den Füssen Dinge beiseite zu schieben, die offensichtlich dort auf der Strasse lagen. Sah man wirklich ganz genau hin, konnte man vom Wagen aus erkennen, das es kleine scharfe Metallklammern waren, die über die gesamte Fahrbahnbreite verteilt waren. Ein Ausweichen war aufgrund der Böschung nicht möglich. Immer wieder sah sich der Fahrer nervös um und es dauerte nicht lange, bis 5 schwarzgekleidete Gestalten mit Schrotflinten in den Händen aus den Ginsterbüschen der Böschung traten und den Wagen umringten. Ihre Augen wirkten kalt und entschlossen. Der Fahrer eilte nun zurück zum Wagen und sprach hastig mit einem der Männer. Hörte man aufmerksam zu, konnte man ein paarmal den Namen Wallenstein heraushören. Ob dies den „schwarzen Mann“ beeindruckte, liess sich nicht erkennen. Er musterte den Fahrer eine Weile und beugte sich dann ein wenig nach unten, um einen Blick durch das hintere Seitenfenster auf Rafaela zu werfen.

    Er musterte sie lange, so, als wolle er sich ihr Gesicht auch ganz bestimmt einprägen. Der Blick war nicht wirklich böse. Eher völlig emotionslos, was ihn um so beängstigender machte. Wer wollte einschätzen können, was hinter dieser Stirn vorging? Nach einer kleinen Ewigkeit richtete er sich wieder auf und nickte seinen Männern wortlos zu und die fünf verschwanden so leise wie sie gekommen waren.

    Der Fahrer wischte sich den Schweiss von der Stirn und entfernte auch die letzten Klammern von der Strasse, dann stieg er wieder ein und entschuldigte sich auf englisch radebrechend tausendmal bei Rafaela. Die weitere Fahrt verlief nun wirklich ungestört. Sie führte nach Fiumicino und durch den Ort hindurch auf eine kleine Anhöhe. Tatsächlich war sie etwas zu früh. Bis zur Haustür würde sie jedoch nicht so ohne weiteres gelangen. Die Fahrt endete an einem hohen schmiedeeisernen Gitter, an dem sie von einem Herrn mit teurem Anzug in Empfang genommen wurden.

    In einem kurzen Gespräch mit dem Fahrer wurde er über den Namen von Rafaela aufgeklärt, diese wurde erneut aufmerksam gemustert, dann gab der Herr per Walkie-Talkie weiter, das Besuch da war. Nach der unverständlichen krächzenden Antwort, öffnete der Herr das Gitter und winkte den Wagen durch. Die Fahrt führte über eine kiesbestreuten Auffahrt zu einem Haus, das am Ende des Grundstücks thronte. Es war ein typisches haus dieser Region, zweigeschossig, der Putz in sanften Erdtönen, die sich der Landschaft anpassten, weinberankte Pergolen vor und hinter dem Haus, hölzerne Klappläden, die gegen die brütende Mittagshitze schützen sollten und ein leises plätschern verriet, das hinter dem Haus ein Pool Erfrischung spenden würde. Der Blick von hier oben aufs Meer hinaus war atemberaubend – wenn man welchen hatte.




    Ein anderer Herr, ebenfalls in teuren Zwirn gekleidet, nahm Rafaela in Empfang, begrüsste sie aufs höflichste in fast perfektem französisch und geleitete sie ins Innere. Dies stand dem Äusseren in Nichts nach. Wertvolle Antiquitäten ordneten sich hervorragend zwischen die rustikalen alten Möbel. Der Bewohner dieses Hauses musste über Geschmack und Geld verfügen, das war klar. Der Herr führte sie in einen Salon, dessen offene Flügeltüren den Blick auf Pool und Meer freigaben. Passend um die Aussicht zu geniessen, waren zwei Sofas im Raum drapiert, beide von kleinen Beistelltischen flankiert. Ein riesiger Kamin nahm den Hintergrund ein und die Wände wurden von Regalen verkleidet, in denen zum teil sehr alte Bücher standen.

    Rafaela wurde gebeten, Platz zu nehmen. Herr von Wallenstein würde in Kürze bei ihr sein. Nach ihren Wünschen wurde gefragt und dann liess man sie mit ihren Eindrücken alleine.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 10.07.2005, 23:19


    Die Umgebung versetzte sie schon in gewissen Maß in Staunen. Typisch Stadtkind eben, das das erste mal wirklich auf dem Land ist. Obwohl es Nacht war hatte diese Umgebung etwas sehr reizbares an sich, jedoch war ihr klar, dass es nicht für immer ihre Wahl sein könnte. Kein bischen.
    Sie mochte dann doch eher die Städte mit ihren Hochhäusern und den ausweglosen Menschen, welche ihr seit jeher als Beute dienten. Landmenschen waren viel zu ausgeglichen und zufrieden.

    Von der ersten “Begrüßung” drch die Wegelagerer, kann man nicht sagen, dass sie überaus begeistert war. Die Freundlichkeit wich sturzartig aus ihrem Gesicht, so dass sie die Szenerie aufmerksam, wachsam und zum Teil sicher auchargwönisch betrachtete. Doch eine Idee was sie tun sollte hatte sie auch nicht bereit. Es waren zu viele. Auch wenn es vielleicht sogar nur Menschen waren. Also abwarten...
    Der Rat mit zu teilen wen sie besuchen wollte war definitiv ein hervorragener Vorschlag gewesen. Erleichtert, wenn auch nicht merkbar für ihren Fahrer stellte sie fest, dass sie die Fahrt ungehindert und unbeschadet fortsetzen konnten.

    Auch am Tor bliebsie sitzen und wartete ab, was geschehen würde. Zum Glück lief auch hier alles ohne weitere Probleme. Die Tatsache, dass der Taxifahrer nun ihren Namen kannte war nicht weiter von Belang hoffte sie, andernfalls würde man später noch einmal etwas gegenläufiges unternehmen müssen, was ein Grund war, sich das Gesicht ein zu prägen.

    Auf französisch begrüßt zu werden erstaunte sie nun wiederrum, hatte sie mit keiner Silbe erwähnt, dass sie aus Frankreich kam, und sich auch englisch gemeldet hatte. Sie schob es auf ihren schlechten Dialekt, welchen sie anscheinend haben musste. Außerdem war es angenehm in der Muttersprache angesprochen zu werden.
    Sie nannte auch hier noch einmal ihren Namen und ließ sich dann durch das Haus, welches sie mit Staunen begutachtete, führen. Sie wiederholte auch weshalb sie hier war. Wartete dann in dem Zimmer am Fenster, um die Aussicht zu genießen, auch wenn sie sich hätte setzen können, den Anblick hatte man nicht immer, obschon man kaum etwas erkennen konnte, bis auf das was durch den Mond erhellt wurde.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 12.07.2005, 15:03


    Punkt 21 Uhr öffnete sich schwungvoll die Tür und ein Herr betrat den Raum. Es war nicht einfach nur ein Mann, der, auf eine gewisse Weise attraktiv, vielleicht Ende 30 sein mochte, sondern wirklich ein Herr. Er strahlte es aus. In der Art, wie er sein Haar trug, akkurat geschnitten, von der Farbe her ein dunkles Braun, an den Schläfen schon leicht angegraut, was ihn sehr distinguiert wirken liess. Es war auch die Art, wie er seinen Anzug trug. Einen Massanzug eines italienischen Designers, das verriet der Schnitt. Es war die Art, wie seine Nägel manikürt waren. die Art, wie er die Tür öffnete, es war auch sein Lächeln, geschäftsmässig, zurückhaltend höflich. Es war auch seine Aura, die man nicht ansehen musste, um sie zu erkennen. Sie strahlte Würde, Eleganz und Macht aus. Und noch etwas anderes, das instinktiv zur Vorsicht mahnte.

    “Ah, Signora Devorac. Ich bin Siegbert von Wallenstein“

    Er trat auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.

    “Es ist mir eine Freude, Sie in meinem Haus zu empfangen.“

    Er machte mit der einen Hand eine einladende Geste zu den Sofas, den anderen Arm hob er, als wolle er ihn um ihre Schulter legen, um sie dorthin zu geleiten, doch berührte er sie dabei nicht. Eines machte die Geste dem aufmerksamen Beobachter jedoch schon klar: Er war es, der hier bestimmte. Und zwar über alles.

    Mit ihm hatte eine weitere Person den Raum betreten, aber die konnte man im vergleich zu Wallenstein dann doch nur als „Mann“ bezeichnen. Unauffällig wirkte dieser, wenn auch elegant gekleidet. Er nickte Rafaela freundlich zu und plazierte sich dann schweigend neben der Tür. Nach 10 Sekunden hatte man seine Anwesenheit schlicht vergessen.

    “Kann ich Ihnen etwas anbieten lassen? Eine kleine Erfrischung? Und ich hoffe, die Fahrt hierher war angenehm?“

    Er lächelte sie an. Aufmerksam aber nicht aufdringlich musterte sie dabei auch. Wer in solchen Dingen geübt war, erkannte, das er sie bereits jetzt abschätzte und einsortierte, was nicht hiess, das er nicht bereit war, sein Urteil später zu revidieren. Das machte schliesslich einen erfolgreichen Geschäftsmann aus.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 12.07.2005, 19:05


    Aprupt wurde sie durch das öffnen der Türe aus ihrer Faszination für das Meer gerissen. Nicht dass sie es nicht kannte, es war nur schon so lange her gewesen es gesehen zu haben.
    Zügig drehte sie sich der Türe zu, doch bemüht nicht hastig zu wirken, sie hoffte zumindest das ihr das gelingen würde. Mit dem Wissen, dass sie hier einen Ahn vor sich hatte, und auch noch einen ihres Clans, war ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit geboten, ebenso Benimm und Eleganz.
    Sie knickste wie es sich gehörte, und blieb so bis er sie angesprochen hatte. Nur ein vager Blick war bisher über seine Gestalt geglitten, doch sogar dieser ließ sie das Meer recht schnell vergessen.

    Guten Abend Monsineur von Wallenstein.

    Sie machte hier eine kurze Pause und richtete sich mit der Geste seiner entgegengestreckten Hand wieder auf. Ihr blick glitt von unten nach oben über ihn, neugierig musternd und doch sehr respecktvoll. Wie es üblich war, blickte sie ihrem gegenüber in die Augen.
    Schön sie hätte sich besser vorbereiten sollen und vor allem, gar nicht erst herkommen. Jetzt war es zu spät, und der einzige Weg, war der Weg nach vorne.
    Ein charmantes Lächeln würde wahrscheinlich helfen das Selbstbewußtsein wieder zu finden. Wenn nur das Gefühl nicht dem der erst vor kurzem abgelegten Prüfungen ähneln würde...

    Die Freude ist ganz meinerseits, und ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft. So sie gestatten stelle ich mich ihnen vor. Ich bin Rafaela Devorac, Neonate des Clans des Zeptars.

    Ihre Stimme war ruhig und wirkte nun, nachdem sie die ersten Worte heil überstanden hatte auch wirklich fester und sicherer.
    Der Einladung nachkommend, wer wollte hier auch schon nein sagen, begab sie sich zu den Sofas. Aus dem Augenwinkel erblickte sie nun noch den anderen Herren, welcher eingetreten war, schenkte auch ihm ein freundliches, wenn auch sehr distanziertes Lächeln, damit war der Fall auch schon erledigt. Zu unwürdig um vorgestellt zu werden, von daher musste man ihn auch nicht weiter beachten.
    Die Tasche mit den Unterlagen hielt sie noch immer in der Hand und blickte zu ihm.

    Danke nein. ... - Die Fhart verlief ohne größere Umstände, danke.

    Bei den Sofas angekommen blieb sie stehen. Selbstverständlich blieb sie stehen, bis er sich gesetzt hatte, oder ihr anwies sich zu setzen. Das war keine Frage.
    Die Schultern zurück genommen, den Kopf gerade und den Blick in seine Auge gerichtet, stand sie in ihrem eleganten Kleid da.
    “Gut, nun stehst du hier. Direckt vor ihm. So oder so schon weiter als du dir das gedacht hast. Nein besser genau so wie du es dir gedacht hast Ela. Nun tu was, du bist nicht doof, und wenn du jetzt wartest bis er wieder anfängt zu reden war es das!”
    Ja sie ermahnte sich selbst. Schlußendlich fasste sie sich ein Herz und begann, ruhig, geschäftlich und sehr höflich zu sprechen.

    Ich bin nicht nur hier um mich bei ihnen vor zu stellen, wie es das Protokoll verlangt, da ich mich in Rom aufhalte. Meine Reise nach Rom steht in direktem Zusammenhang mit ihnen Monsineur von Wallenstein.
    Wenn sie gestatten führe ich dies gerne weiter aus.

    “Elegant war das nun weniger Ela. Es war das einfallen in ein Haus mit der Türe.”
    aber immerhin war es nun heraus, und nun musste sie durch. Vielleicht wurde das ja nun alles einfacher, und sie hatte Glück, dass er Gespräche durch die Blume nicht mochte. Den Anschein machte er zumindest, so wie er sie auch gleich begrüßt hatte. Hoffentlich....



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 13.07.2005, 15:30


    Neonate des eigenen Clans. Von Wallenstein musterte Rafaela erneut, diesmal weniger unauffällig, dann machte er wieder eine Geste zum Sofa.

    “Bitte. Nehmen Sie Platz“

    Nichts an seinen Reaktionen verriet, was er dachte, der Herr an der Tür jedoch bewegte seinen Kopf in ihre Richtung, um sie auch nochmal genauer anzusehen, wie es schien. Dann zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Hand fuhr zu seinem rechten Ohr, zu dem aus dem Kragen seines Anzugs ein schmales Kabel führte. Er lauschte und begab sich dann zu von Wallenstein, dem er leise auf italienisch etwas mitteilte. Dieser hörte zu und gab eine knappe Antwort. Der Mann verliess daraufhin kurz den Raum, wohl um die Anweisung auszuführen. Kurz darauf stand er wieder neben der Tür.

    Von Wallenstein wand sich, nachdem er Platz genommen hatte, an Rafaela.

    “ Sie machen mich neugierig, Madame Devorac. Obwohl ich es natürlich gerne höre, das junge Damen extra wegen mir nach Rom reisen“ Er lächelte kurz. “Bitte fahren Sie fort“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 15.07.2005, 16:59


    Sie setzte sich auf den angewiesenen Platz des Sofa, blieb aufrecht sitzen mit geschlossenen Beinen und den Stoff des Kleides bis zu den Knien gezogen. Ihre Tasche stellte sie vorerst noch neben das Sofa. Dies alles zu ihrer Zufriedenheit erledigt legte sie beide Hände in ihren Schoß. Den Blick selbstverständlich erneut zu ihm gerichtet.
    Sie wartete bis auch er sich gesetzt hatte und diese kleine “Unruhe”, welcher Art sie auch immer sein mochte. Es war sicherlich wichtig, und er war der Ahn, derjenige der so oder so das Sagen hatte, die Kunst war, dass man ihm Dinge verkaufen musste als seinen eigenen Willen.
    Ihn bei Laune halten war auch nötig, er wurde noch früh genug misstrauisch, oder wütend, oder.... irgend etwas anderes.

    Danke sehr Monsineur von Wallenstein.

    Sie machte eine kurze Pause um das folgende ab zu setzen und darauf zu kommen was sie nun wollte. Es nun umschreiben, durch die Blume berichten war auch nicht das was sie wollte. So fing sie gleich mit dem wichtigen Teil an. Wie sie überhaupt darauf gestoßen ward.

    Sie erinnern sich bestimmt an die kürzlichen Börsentourbulenzen ausgelöst durch den Tod eines Kainskindes.
    Sie müssen wissen ich bin Bankerin, und es hat mich interessiert, was es für ein Wesen war, dass es soclhe Auswirkungen hatte.
    Nebst meiner Arbeit für den Clan und die Domäne habe ich meine Freizeit aufgewand um einige Ereignisse und Gegebenheiten zu ermitteln. Hierbei war mir das Glück hold, wenn man es rein auf das Ergebnis meiner Ermitlungen bezieht.

    Sie blickte ihn weiterhin an, versuchte ein Gespühr für ihn zu entwickeln, wann sie zu schnell wurde, wann er begann sich zu langweilen, eben alles was damit zusammen hing, dass sie ihn bei guter Laune halten konnte. Das dies wohl eher unmöglich ist, blendet sie ganz aus.

    Ich forschte nach den wichtigsten Begebenheiten und bekannten Ereignissen. Hierbei wurde mir auch zugetragen wer der Drahtzieher für die Vernichtung gewesen ist. Glückliche Umstände ließen mich in den Besitz einiger interessanter Unterlagen gelangen welche sich ganz konkret auf den September des Jahres 1971 beziehen.

    Sie machte auch hier eine kurze Pause um ihn kurz zu mustern und zu beobachten, doch das war kein Punkt an dem sie stehen bleiben wollte. Ihn so auf die Folter zu spannen oder ihm mehr gelegenheit zu geben darüber nach zu denken war sicher nicht das beste was jetzt passieren konnte, denn noch war nicht klar, was sie wollte, er sollte ja auch keine falschen Schlüsse ziehen.

    Dem Gesamtverständnis genüge zu tun, erkundigte ich mich nach den Firmen, welche damals Konkurs anmelden mussten, und kam so zu ihrem Namen.
    Es zeigte sich, dass diese Ereignisse sehr unglücklich verlaufen warn. Mit großen Verlusten.
    Ich ging davon aus, dass diese Angelegenheit bereits befriedigend zu einem Abschluß gebracht wurde, doch nach genauerem studieren der Unterlagen, weiß ich dass dem nicht so ist.

    Ja schön und wie nun weiter? Am besten nicht detailiert. Hier ist der Weg keinesfalls das Ziel. Sondern einzig das Ergebnis....

    Dank der mir zur Verfügung stehenden Unterlagen ist es mir gelungen ihre Gelder ausfindig zu machen und Beweise für das hineinspielen der Familie Giovanni zu sammeln.
    Konkret kann ich ihnen den Namen Carlo Giovanni nennen.

    Das sollte erst einmal reichen um sich interessant genug zu machen, nicht gleich gekillt zu werden, und auch aufmerksam, wie eine kleine Neonate soweit kommen konnte und noch lebte.
    Möglicherweise weckt das ja nicht nur das Interesse an dem konkreten Fall auf seiner Seite. Doch wollte sie das wirklich? Aufmerksamkeit eines Ahnen zu haben muss ja nicht immer heißen, dass es gut ist.
    Weiterhin aufmerksam wartete sie nun ab was geschehen würde.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 17.07.2005, 15:22


    Er hatte sich zurückgelehnt nachdem er Platz genommen hatte, ein Bein übergeschlagen und einen Arm lässig auf der Lehne des Sofas. Dennoch hörte er Rafaela sehr genau zu, zu genau vielleicht. Was er dabei dachte liess sich beim Besten Willen nicht herausfinden.

    Die Giovanni. Rattiges, elendes, mieses Pack, alle miteinander. Man sollte sie lieber heute als morgen ausrotten. Wenn das so einfach wäre.

    Seine Gedanken schweiften weiter zu Caravelli.

    Auch so eine Filzlaus. Und eine überaus erfolgreiche noch dazu, die ihm seine Geschäfte mehr als einmal verdorben hatte. Die Korruptheit der Italiener war unglaublich. Und wenn dann noch die Familie mit hinein spielte, egal, ob die echte Familie oder Caravellis „Famiglia“, ging gar nichts mehr. Und auf wundersame Weise schafften diese Nudelfresser es, ALLE miteinander verwandt zu sein, wenn die Situation es erforderte.

    Er bedauerte Caravellis Tod kein bisschen, hatte der doch dazu geführt, das er sich die eine oder andere Firma, die nun führungslos da stand, unter den Nagel hatte reissen können. Ein paar fähige Leute waren übergelaufen zu ihm, wie das immer so war und er hatte seinen Einfluss vergrössern können. Ein Don weniger in der Stadt hiess mehr Teile vom Kuchen für die anderen. Dennoch, das Geld, das er damals verloren hatte – 15 Mio Dollar – schmerzte immer noch. Und nun hatte diese Kleine hier, wie hiess sie gleich noch? Rafaela,....Beweise?

    Er wusste, das Madeleine Giovanni Caravellis Möder war. Das war sozusagen ein offenes Geheimnis. Aber bisher hatte niemand herausfinden können, weshalb die Familie gerade jetzt so erbarmungslos zuschlug. Erst Lazzari, dann der Bruder, Caravelli, und dann eine ganze Menge von deren Leuten. Caravelli musste etwas geahnt haben, denn es schien mittlerweile sicher, das er aus genau diesem Grunde die kleine Giovanardi weggeschickt hatte. Roms Unterwelt hielt sozusagen den Atem an. Allnächtlich wartete man auf die Nachricht, das auch sie „erledigt“ war oder aber sie zurückkehren würde, um ihre Ansprüche geltend zu machen. Das würde Krieg bedeuten, denn keiner der anderen Dons würde einem „Kind“, und was war sie schon anderes, er wusste nicht mal genau, wie alt sie war, aber auf jeden Fall zu jung, also keiner der anderen Dons würde ihr freiwillig wieder abtreten, was er nun schon mal in Händen hatte. Sie würde zeigen müssen, was sie von Lazzari und Caravelli gelernt hatte – wenn sie denn etwas gelernt hatte. Aber das interessierte ihn momentan gar nicht. Alles zu seiner Zeit. Dann würde man auch für die Giovanardi eine „Lösung“ finden.

    Er sah Rafaela noch einen Moment lang schweigend an, betrachtete dann kurz seine perfekt manikürtzen Nägel und gewährte ihr dann ein gütiges Lächeln.

    “Und nun sind Sie also hier, um mir diese Unterlagen auszuhändigen. Das ist absolut vorbildlich und anständig von Ihnen. Ich werde mich sicher bei Gelegenheit daran erinnern, Madame Devorac.“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 17.07.2005, 22:41


    Sie selbst interessierten seine Fingernägel gerade kein bischen, und im Grunde fand sie es nur dreist von ihm, dass dieses absolut tote material wichtiger war als sie.
    Was sollte das denn bitte jetzt?!
    Sie war keine seiner Marionetten und ließ sich auch nicht so behandeln. Innerlich kochte sie ein wenig, wie konnte man nur so ....
    “Einatmen Ela, und ruhig bleiben. Du bist kein bischen besser. Dich interessieren andere doch auch nicht.”

    Als er ihr das Lächeln schenkte, konnte sie nicht anders als es zu erwiedern und aufmerksam seinen Worten zu lauschen. Im gegensatz zu ihm regte sie sich nicht, den Blick stetig in seine Augen gerichtet.
    “Vorbildlich und anständig” Ihr Geist wiederholte die Worte und wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, wäre sie in schallendes Gelächter ausgebrochen. Ausgerechnet sie? Er hatte wirklich keine Ahnung wer sie war, und genau dieser Umstand konnte ein wahrhafter Vorteil sein.

    Aus Sicherheitsgründen habe ich nur Fotokopien bei mir, um ihnen die Richtigkeit meiner Worte dalegen zu können. Sie sehen es mir sicherlich nach, dass ich so handeln musste, aufgrund meiner unzulänglichen Erkenntnisse über Rom und seine Gepflogenheiten.

    Gut nun wird es Zeit ein paar Fakten dar zu legen und einige Preise zu nennen, natürlich so, dass sie nicht zu kurz dabei kam. Gefallen sind immer noch mehr Wert als Geld, denn hingegen etlicher Bekundungen läßt sich nicht alles kaufen.
    Sterben hingegen wollte sie keinesfalls.

    Mit den Unterlagen können sie der Familie Giovanni nicht nur Betrug nachweisen, sondern es lassen sich auch Rückschlüsse auf das “Verschwinden” des Anlagenberaters so wie des Eigentümers der fa. Santosini ziehen.
    Diese Unterlagen sind der Grund für ein recht erfolgreiches Massensterben über die ganze Welt verstreut. Selbst in Paris ist zusammen mit den Unterlagen ein Giovanni aufgetaucht.
    Im Kampf gegen die Giovannis ist es eine Waffe welche sie fürchten, so dass sie richtig eingesetzt noch mehr des Kuchen frei zugänglich machen würde.
    Die verlorenen 15 Millionen sind im Vergleich zu dem was man damit erreichen kann nur ein kleiner Teil.
    Die Befriedigung durch Rache ziehe ich in meine Überlegungen nicht mit ein.
    Ebenso kann man Ansprüche, schon im Vorfeld verhandeln.

    Eine ziemlich dreiste Rede wenn sie sich nun selber zuhörte, jedoch blieb ihr bei ihm nicht viel anderes übrig. Mal sehen ob er sie richtig verstanden hatte, denn anderenfalls wäre sie gleich einen Kopf kürzer.
    Langsam beschlich sie aber auch ein anderer Gedanke. Was war denn, wenn sie ihm mehr gefiel als sie wollte und er sie einspannen wollte? OK, diese Gedanken lassen wir ganz schnell wieder, Antoine hatte da sicher etwas gegen und wieso sollte ein Ahn an so einem Grünschnabel wie ihr mehr interesse haben? Dazu hätte sie ja was wagen müssen. Welch ein Glück, dass sie schon gebunden ist.

    Sie wartete nun ab, was er sagen würde. Freundlich lächelte sie ihn an, so als ob sie gerade über eine Kontoeröffnung geplaudert hätten.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 18.07.2005, 16:12


    Er nahm das Lächeln auf.

    Im Grunde genommen war dies hier für ihn auch nichts anders als so etwas belangloses wie eine Kontoeröffnung, mit dem Unterschied, das er kein Konto, sondern die Bank wollte.

    Ob sie wirklich vorbildlich und anständig war, war im absolut egal. Was er damit hatte ausdrücken wollen war ganz einfach, das sie sich, so lange sie sich in seinem Einflussbereich befand, so benehmen würde, ob ihr das nun passte oder nicht. Ihrem Reden nach zu urteilen war dies nicht angekommen. Oder sie war wirklich dreist. Gut. Sei es so. Dann musste er eben deutlicher werden.

    Sein Lächeln veränderte sich kein bisschen, aber etwas wirklich beruhigendes hatte es auch nicht.

    “Sie werden jemanden in Paris damit beauftragen, die............“

    Er unterbrach sich und lauschte nach draussen.

    Dort hatte man einen Wagen vorfahren hören. Nun machte sich hektisches Stimmengewirr breit, das nach ein paar kurzen barschen Befehlen noch lauter wurde. Eine dunkle befehlsgewohnte Stimme übertönte den Redefluss, dann fielen nacheinander fünf Schüsse.

    Die Stille, die daraufhin folgte, war beinahe gespenstisch. Kurze Zeit später vernahm man das Zuklappen einer Ladeluke, dann das Wegfahren eines Wagens.

    Von Wallenstein nickte zufrieden und wandt sich wieder an Rafaela.

    “Sie hätten mir im übrigen ruhig sagen können, das Sie auf der Herfahrt belästigt wurden. Dies wird nicht wieder passieren. Wer meine Gäste ärgert, ärgert mich und ich mag es nicht, geärgert zu werden.

    Gut. Sie werden also jemanden in Paris beauftragen, mit den Originalen hierher zu kommen. So lange geniessen Sie selbstverständlich meine Gastfreundschaft. Bis zum Eintreffen der Originale werden Sie mir die Kopien aushändigen.

    Kennen Sie eigentlich schon meinen wunderschönen Garten?“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 18.07.2005, 17:46


    Sie wartete ab und wand rucksrtig den Kopf den Kopf gen Türe als sie den Krach vernahm. Bei den Schüssen zuckte sie innerlich zusammen. Wsa zur Hölle war nun wieder los?

    Die Stille war beängstigend, und sie schluckte einmal. Blickte ihn dann fragend an, bei seiner Erklärung zog sich langsam eine Augenbraue hinauf. Belästigung würde sie ja nun doch auch anders devinieren, aber gut wenn er meinte, immerhin waren die fünf nun hinüber. Nett... Er gefiel ihr immer besser.
    Hingegen wohl aller Erwartung lächelte sie ihn zufrieden und freundlich an.

    Auch seinen weiteren Ausführungen folgte sie. Er hatte es auch nicht ganz verstanden. Oder aber er glaubte einfach nicht daran, dass jemand schon einiges riskieren würde um auch etwas zu erreichen. Einzig mit einem Gefallen war ihr nun wahrhaftig nicht geholfen.

    Ihre Gärten Monsineur von Wallenstein kenne ich noch nicht. Es wäre mir eine Freude Sie zu begleiten.

    Sie machte eine kleine Pause, überlegte kurz und nickte dann kurz. Sie musste ja auch noch ihre Meinung zu dem Befehl geben, sie soll jemanden mit den Unterlagen herkommen lassen.

    Monsienur von Wallenstein, ich bin nicht gewillt ihnen die Originale vor zu enthalten. Wäre dies mein Anliegen, so wäre ich nicht hier.
    Mir ist klar, dass dies ihre Domäne ist, und es liegt mir fern gegen Sie zu handeln.

    Vielleicht sollte man nun doch klar sagen was Sache ist und was man will.

    Ich bin hier, da ich es für richtig empfand ihnen diese Unterlagen zukommen zu lassen, und sie zweifels ohne in der Lage sind das Richtige mit ihnen zu tun.
    Die Originale kann ich ihnen aber erst organisieren, wenn gewisse Bedingngen erfüllt wurden, denn ich stehe nicht gänzlich alleine, leider.

    Glaubte er ernsthaft, dass eine Neonate ganz alleine an solche Unterlagen kam? Er müsste sich an zwei Fingern abzählen können, dass da noch jemand im Hintergund steht.

    Ich bin froh hier zu sein und ihnen gegenüber stehen zu können. Ein Anliegen, welches ich hegte seit ich das erste mal mehr von ihnen vernommen hatte.
    Ich bin mir sicher wie werden uns einigen können.

    “Denn wenn er dich umlegt, hat er auch nichts gewonnen. Was er sonst noch kann, daran verschwende ich mal vorerst keinen Gedanken, das würde zu unerwünschten Effekten führen.”
    Sie hob nun ihre Tasche auf und reichte sie Monsineur von Wallenstein, denn das war so vorgesehen gewesen.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 18.07.2005, 19:48


    Der Mann von der Tür eilte herbei und nahm die Tasche an sich.

    Von Wallenstein erhob sich und machte eine auffordernde Geste.

    “Kommen Sie. Begleiten Sie mich. Die Luft hier oben ist um diese Zeit besonders schön“

    Mit diesen Worten trat er durch die geöffneten Flügeltüren nach draussen.

    Am Haus befand sich eine Terrasse, die durch mit Weinlaub berankte hölzerne Pergolen vor der grössten Hitze und - unnötigerweise – tagsüber auch vor der Sonne schütze. Immerhin wurde so aber auch im Haus etwas Kühle geschaffen. Die Terrasse erstreckte sich über die gesamte Länge des Hauses und man hatte, dafür sprachen die vielen Türen, von verschiedenen Räumen aus Zugang darauf.

    Die Terrasse wurde von einem grossen Pool begrenzt, der einladend plätscherte. In regelmässigen Abständen wurde der Garten von kleinen Laternen erleuchtet, die an Fackeln erinnerten, aber die Dürre während des Sommers gestattete hier ganz sicher kein offenes Feuer.

    Hinter dem Pool erstreckte sich eine grössere Rasenfläche, die sanft zum Meer hin abfiel. Rechter Hand ging das Grundstück in einen kleinen Wald über, der betörend den harzigen Duft der Pinien herüber wehen liess. Ein Kiesweg, immer wieder unterbrochen von Stufen aus Feldsteinen , die die Neigung des Hanges aufnahmen und das hinab spazieren erleichterten, führte vorbei an kunstvoll angelegten Rosen – und Oleanderbeeten, die das Ihre zu dem ganz eigenen Duft des Südens beitrugen. Fast im Grün der Büsche versteckt, fand sich ab und zu eine Statue. Eine genauere Inspektion würde zu dem Ergebnis führen, das es sich hierbei nicht um Repliken handelte, sondern um Originale, die schon im Alten Rom seinen Garten geschmückt haben mochten.

    Dann mehrten sich die Stufen und führten steiler hinab, auf eine kleine Plattform, offensichtlich eine Klippe. Die Stufen endeten am Eingang eines steinernen Pavillons, der mit einer hüfthohen Brüstung nach allen Seiten hin offen war und einen fantastischen Ausblick über das Meer bot, das von den Sternen und dem Mond sanft erleuchtet bis zum Horizont reichte. Hier hörte man das Tosen der Brandung, die sehr viel weiter unten gegen den Fels schlug und der Wind, der hier willkommenen Frische brachte, trug den Duft nach Tang , Salz und Meer mit sich. Die Brüstung des runden Pavillons war innen mit einer steinernen Bank versehen, auf der in regelmässigen Abständen weiche Kissen zum Sitzen einluden.

    Bis hierher hatte von Wallenstein Rafaela geführt, gemächlich schlendernd und schweigend in seine Gedanken versunken. Nach einem langen Blick hinaus auf das Dunkle Meer lud er sie zum Sitzen ein.

    “Machen Sie es sich bequem, Madame Devorac, und berichten Sie mir doch bitte über ihre.....“ Er lachte kurz...nicht beleidigend aber offensichtlich amüsiert...“über ihre „Bedingungen“ und darüber, wer hinter Ihnen steht“

    Auch Rafaela musste, unabhängig davon, was sie von ihm halten mochte, klar sein, das von Wallenstein die Position, die er offensichtlich inne hatte, niemals erreicht hätte, wenn er allzu leichtfertig alles glauben würde oder immer alle Bedingungen akzeptiert hätte.

    Momentan fragte er sich, was das für ein perfides Spiel war, das da irgendwer mit ihm treiben wollte. Man schickte ihm eine Neonate. Das allein war schon ein Affront und irgendwer würde dafür bluten. Nur wer, darüber war er sich noch nicht im Klaren. Und natürlich wollte er sein Geld zurück und den Giovanni dafür so richtig eine reinwürgen. Aber alles war eine Frage der Bedingungen, die die Devorac gerade sehr mutig erwähnt hatte. Er hoffte, das das, was sie nun berichten würde, einiges an Vorteilen für ihn versprach, anderenfalls..........

    Er lehnte sich über die Brüstung und sah nach unten. Diese Klippe war wirklich hoch und hier oben wurde einem dankenswerterweise das hässliche Geräusch erspart, das Körper nun mal machten, wenn sie zerbrachen und zerplatzen wie überreife Melonen, die man fallen liess. Und das Meer ersparte sogar die Aufräumarbeiten. Informationen hatte er aus diesem Gespräch bisher schon genug gezogen, um notfalls alleine weiter recherchieren zu können.

    Er drehte sich wieder um, die Hände locker auf der Brüstung abgestützt und sah Rafaela neugierig an, darauf wartend, das sie mit ihrem Bericht fortfahren würde.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 20.07.2005, 04:37


    Ihre Tasche gab sie dem Herren, welcher wie von der Tarantel gestochen auf sie zu kam und diese entgegen nehmen wollte. Zu niedlich, dieses Hündchenverhalten. Aber gut, wenn sie das so haben wollten, sollte es so sein.

    In der Tasche befanden sich einige ausgesuchte Kontoauszüge, der Zeitungsartikel, so wie einige weitere Recherchen über Madleine Giovanni, ihre Anwesenheit in New York, zuzüglich einer Kopie mit dem Namen “Carlo Giovanni”.


    Sie erhob sich und begleitete ihn hinaus in seine Gärten. Ein wenig versetzt hinter ihm betrachtete sie aufmerksam die Statuen und genoss den Anblick auf das Meer. Reden musste sie auch nicht, sie hatte schon viel gesagt um ihn wirklich neugierig zu machen, in gewisser Weise genoss sie dieses Spiel mit dem Feuer, ein Spiel welches sie nicht von ihrem Erzeuger gelernt hatte sondern das sie selbst entwickelt hatte, dadurch, dass sie es genoss Leute zu quälen und ihre Existenz zu zerstören. Mal sehen in wie weit man sowas heute noch treiben konnte, wobei natürlich da noch die gewisse Schuld gegenüber Franca war, da sie sich dem Lasobra angenommen hatte. Ob ihr 5 Millionen reichen würden. Sicherlich doch, Das war mehr als sie nun hatte, und es würde auch mehr sein als sie jemals überhaupt bekommen würde.

    Sie blickte sich hier ersteinmal genauer um. Gut es ging steil hinunter und die Brandung lud nun wahrlich nicht zum Schwimmen ein.
    Seiner Aufforderung nachkommend setzte sie sich auf die Bank und blickte ihn erneut an.
    Fein er lachte, offensichtlich fand er es amüsant was sie hier trieb. Sollte er, es wäre das letzte mal heute.

    Danke sehr Monsineur von Wallenstein.

    Die Bedingungen sind sehr einfach. Für die Originale, welche zweifelsohne als handfester Beweis dienen, möchte der rechtmäßige Eigentümer Geld.
    Wobei er sicherlich nicht bereit ist, unter Wert zu verkaufen, und der Wert definiert sich bekanntlich aus mehreren Faktoren.
    Wenn ich dies überschlagen darf, so wären fünf Millionen Euro zu veranschlagen gerechtfertigt.
    Ein Betrag, welchen sie in kurzer Zeit erwirtschaftet haben, mit diesen Unterlagen.

    Lassen sie mich einwenden, dass es meine Idee war, Ihnen diese Unterlagen zukommen zu lassen, ich mich bemüht habe dieses durch zu setzen, und ebenso bereit erklärt habe hier her zu kommen, trotz aller Faktoren, welche dagegen sprechen.
    Was ich möchte, ist ein klein wenig komplizierter. Es hängt auch davon ab, in wie weit sie gewillt sind ihre Geschäfte aus zu weiten und eine fähige Person in mir sehen.

    Sie hatte alle seine Fragen beantwortet, es lag nun an ihm in wie weit er fähig war zu kombinieren und zwischen den Zeilen zu lesen.
    Der Punkt an welchem er sie entweder umbrachte oder tatsächlich in erwägung zog sich mehr mit ihr befassen zu müssen war erreicht. Das eine wäre kurz und schmerzlos, das andere konnte versprechen eine interessante Geschäftsbasis zu bieten.
    Als sie daran dachte, dass er sie ja nicht binden konnte, musste sie an Antoine denken. Sie seufzte innerlich, er fehlte ihr. Wobei ihr nun, da sich eine sehr seltsame Mischung aus den Gedanken, wie sie handeln würde an von Wallensteins Stelle, und den Wirkungen des Blutsbandes, ergab, eine schreckliche Idee kam.
    Eine Idee welche sie schauern ließ, nicht nur weil sie gedacht war, sondern dass sie sie gedacht hatte, und sie spührte ihre Unfähigkeit dazu es zu tun.
    Was wäre denn wenn er Antoine einfach umbringen ließ?...
    Nein..... nein nein nein.... Nein! Blödsinnig ist soetwas. Warum sollte er das denn tun. Sie war nichts außer eine grünschnäbelige vorlaute und freche Neonate, die hier versucht sich als Guppi mit den haien zu tummeln. Wobei sie doch so gerne der Pyranja gewesen wäre.
    So in Gedanken versunken, harrte sie auf eine Reaktion von ihrem Ahnherren.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 21.07.2005, 18:51


    Einen Moment lang stutzte er und fragte sich, ob er tatsächlich richtig gehört hatte.

    Sein Lächeln blieb, während er Rafaela immer aufmerksamer musterte. Er war unentschlossen, ob er diesem Drama hier auf die Schnelle ein Ende bereiten sollte, um dann den Abend geniessen zu können oder ob er sich tatsächlich auf dieses junge grüne Ding da vor sich einlassen sollte. Was und vor allem wie sie es vortrug war beinahe unglaublich.

    Er musterte sie auch noch eine ganze Weile nachdem sie mit ihrem Vortrag geendet hatte, dann lehnte er sich gemütlich an die Brüstung, ein Bein über das andere geschlagen, die Arme locker vor sich verschränkt.

    “SIE möchten MIR also einen Vortrag über Wirtschaft halten, junge Dame? Verraten Sie mir Eines: Trauen Sie es mir schlichtweg nicht zu, den Wert dieser Unterlagen selbst einzuschätzen oder möchten Sie demonstrieren, wie gebildet Sie sind?

    Ihr Vortrag hatte durchaus etwas, das gestehe ich Ihnen zu, auch wenn er, um es vorsichtig zu formulieren, unverschämt war. Gestatten Sie mir, Sie auf den einen oder anderen Punkt aufmerksam zu machen.

    Die ganze Sache ist ungefähr 30 Jahre her. Als gewissenhafter Geschäftsmann, der ich durchaus bin, auch wenn Sie mir das eventuell nicht zugestehen wollen ..“ kurz klang er eindeutig ironisch...“ habe ich die Verluste natürlich längst abgeschrieben. Sollte es nun zu diesem „Deal“ kommen, nun, dann freue ich mich über unerwartete Gewinne. Sollte es nicht dazu kommen, bleibt es beim Status Quo. Ich habe also gar keine Veranlassung, mich durch irgend etwas unter Druck setzen zu lassen. Ferner definiert sich der Wert dieser Sache durch Risiko und Nutzen. Wenn Sie dies mit einem Geldbetrag bewerten können, so gehe ich davon aus, das Sie in die Pläne und Machenschaften der Familie Giovanni vollständig eingeweiht sind, denn sonst könnten Sie das Risiko doch gar nicht beurteilen?“

    Er liess ihr keine Zeit zu antworten.

    “Und WENN Sie so vollständig in die Pläne der Giovanni eingeweiht sind, sollten Sie andere Sorgen haben, als hier bei mir eine lächerliche Summe zu fordern. Ich beantworte mir also die Frage, die ich Ihnen gerade gestellt habe selbst mit Nein. Und als letztes, und das scheint mir das Wichtigste zu sein, kommt es überhaupt nicht darauf an, ob ich gewillt bin, in Ihnen eine fähige Person zu sehen. Es kommt darauf an, ob Sie eine sind. „

    Mit einem provozierenden Lächeln sah er sie an

    “Und nun nennen Sie mir ihre Hintermänner. Bitte.“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 22.07.2005, 18:23


    Sie lächelte ihn weiterhin an auch als er seine kleine selbstgefällige Rede hielt. Zumindest darin unterschieden sie sich schon einmal nicht. War dies nun gut, oder nicht. Vielleicht würde sie das ja noch einmal herausfinden. Schneller als es ihr lieb war?
    Offensichtlich spielt er auch hin und wieder gerne kleinere Spielchen, solange sie nicht überstrapazieren vermutungsweise.
    Die Frage nach den Plänen der Giovanni, schön. Sie kennt sie nicht im Detail, aber man muss kein Genie sein um zu erkennen, dass sie Angst vor diesen Unterlagen haben, bzw. sich rächen wollen, und das an der Sippschaft von Franca. Wie auch immer, Grund genug einen großen Teil des Kuchen für sich zu beanspruchen war das allemal.
    Sicherlich war ihr klar, dass ihm das klar war. Nur wie soll man ihm sagen, dass einem das selber auch klar ist, wenn man es ihm nicht sagt? Somit doch sicherlich das klevere Köpfen zeigen.
    Nur mit dem letzten Satz hat er sich ein wenig verkalkuliert. Wenn er sie nicht so sah, könnte sie noch so fähig sein, es hätte zumindest bei ihm keinen Sinn mehr darauf rum zu reiten. Ein bischen waren seine Ansichten schon seltsam, und doch interessant. Das könnte etwas werden...

    Sie holte einmal tief Luft, lächelte weiterhin und nickte dann leicht. Eigentlich hatte sie ihm zugetraut zwischen den Zeilen zu lesen, dies gehörte offensichtlich nicht zu seinen Spezialitäten...

    Diese Unterlagen sind direckt aus dem Besitz Signor Caravelli. Der derzeit rechtmäßige Eigentümer ist Signora Giovanardi. Mir ist es gelungen sie davon zu überzeugen, dass ein Verkauf an sie, die einzige wirkliche Möglichkeit sei. Mit einer Rückkehr ihrerseits nach Rom ist derzeit nicht zu rechnen. In einem halben Jahr unmöglich, denke ich.

    Spielen wir eben mal nach seinen Spielregeln, und mit offeneren Karten. Ob das vielleicht mehr bringt, und in die Richtung geht welche angepeilt war?



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 24.07.2005, 17:33


    Hätte Wallenstein Rafaelas Gedanken gekannt, hätte er ihr sicherlich widersprochen. Nicht heftig natürlich, denn das liess die Dignitas nicht zu, aber sehr nachdrücklich, denn wenn sie schlicht nicht fähig war, konnte er in ihr sehen wollen, was immer er wollte, es würde nichts nützen. Auch ein Blinder würde niemals Pfadfinder werden, nur weil andere das gerne hätten.

    Auch was das „zwischen den Zeilen lesen“ betraf, hätte er ihr das eine oder andere gesagt. Immerhin kannte er die schwierigen Verstrickungen innerhalb der römischen Wirtschaft. Er WUSSTE, das man manchmal nicht mal ahnen konnte – ahnen, wie herrlich doppeldeutig in diesem Zusammenhang – wer da nun wirklich die Finger im Spiel hatte, denn in einer Branche wie der seinen hatten sogar die Strohmänner nochmal Strohmänner und vermeintliche Hintermänner entpuppten sich nach einigen Recherchen als die, die in Wahrheit noch in vorderster Reihe standen. Aber das würde die Kleine noch lernen.

    Würde sie es noch lernen?

    Nachdenklich ruhte sein Blick auf ihr. Was sollte er denn nun mit ihr anstellen, nachdem sie ihm all ihr Wissen offenbart hatte? Eigentlich.....war sie doch nun eine unbequeme Mitwisserin geworden, die man besser dem gnädigen Vergessen übereignete als sie „draussen“ herumlaufen zu lassen. Würde sie denn Jemand vermissen? Und selbst wenn....wäre dieser Jemand fähig, etwas gegen IHN auszurichten?

    Er stützte sein Kinn auf Daumen und Mittelfinger, während sein Zeigefinger nachdenklich seine Lippen streichelte und er nun dem Gehörten gewährte, durch seinen Kopf zu wandern und sich verarbeiten zu lassen. Caravelli also. War ja fast klar gewesen, das dieser Bastard einen Trumpf in der Hand gehabt hatte. Offensichtlich hatte er zum falschen Zeitpunkt versucht, ihn auszuspielen. Wie........ungeschickt. Er musste ein wenig lächeln. Das die kleine Giovanardi nun die Unterlagen hatte, war interessant. Anscheinend hatte sie nicht vorgehabt, sie zu nutzen, sonst hätte diese kleine Madame vor ihm sie nicht überreden müssen. Das machte ihm aber auch noch keine Sorgen. Viel interessanter war gerade die Frage, wie um alles in der Welt die Giovanardi an die Unterlagen gekommen war. Er hätte schwören können, das halb Rom darauf geierte, was aus dem Nachlass von Caravelli wurde. Da nmusste es irgendwo jemanden geben, den er übersehen hatte.

    Er wandt sich mit seinem Lächeln an Rafaela

    “Signorina Devorac. Wir wissen dioch beide, das man nicht vor Ort sein muss, um Geschäfte zu tätigen. Aber die Neuigkeiten, die Sie mir hier präsentieren, sind durchaus interessant und der einen oder anderen Überlegung wert. Sie werden ein paar Nächte meine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, bis ich die Dinge überprüft habe. Sie können sich bezüglich ihrer Ernährungsgewohnheiten vertrauensvoll an meine Bediensteten wenden. Diese werden dafür sorgen, das es Ihnen an nichts mangelt. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir morgen Abend Gesellschaft leisten würden, aber wenn Sie mich nun entschuldigen wollen......“

    Er machte eine entschuldigende Geste und verliess dann den Pavillon. Er ging zurück ins Haus und nach einer kleinen Weile hörte man einen Wagen wegfahren.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 24.07.2005, 21:20


    Er ließ ihr ja keine Wahl. Somit stand sie auf und verneigte sich als er sie im Pavillon alleine ließ.
    Eine Weile blickte sie ihm noch nach ehe sie sich dann dem Meer unter ihr zuwand. Sie hatte ihm soweit alles gesagt, wie man es ihr irgendwann in ihrer Ausbildung eingetrichtert hatte. Doch bis jetzt konnte sich von Wallenstein in keinem einzigen Punkt sicher sein. Dass sie sein “Gast” war, klang ja nun weniger als eine Einladung. Das klang eher so: “Entweder sie bleiben freiwillig, oder ich werde dafür sorgen”.
    Aber warum sollte man diese Villa, den Pool das Meer nicht noch solange freiwillig genießen, bis er sich entschieden hat was er machen will?
    Es spricht kein Grund dagegen.

    Als sie das Auto wegfahren hörte, sah sie zu dem Haus zurück und überlegte einen Moment. Es würde auch bald hell werden.
    Jedoch verraten was sie bevorzugte zu trinken würde sie nicht. Solange würde sie es schon aushalten.

    Langsam machte sie sich nun zurück zum Haus, betrachtete noch das ein oder andere im Garten, blickte sinnierend über den Pool ehe sie dann den Entschluß fasste hinein zu gehen und sich einen Platz zum Schlafen zuweisen zu lassen.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 25.07.2005, 15:54


    Rafaela wurde ausgesprochen freundlich von einer jungen Dame im Haus wieder in Empfang genommen und zu einem Zimmer geleitet.

    Dieses war den südländischen Traditionen entsprechend eher spärlich möbliert, doch die wenigen Möbel waren von auserlesenem Geschmack. Nebst einem Bett und einem Kleiderschrank enthielt das Zimmer einen antiken Schreibtisch samt Stuhl, ausgestattet mit Allem, was man zum Verfassen von Briefen oder Aufzeichnungen brauchte. Ein Bücherregal aus dunkler Eiche bot eine reiche Auswahl an Lektüre und in einem bequemen Schaukelstuhl vor dem kleinen Fenster, das aufs Meer ausgerichgtet war und das sich selbstverständlich verschliessen liess, so das man tagsüber vor der Sonne geschützt war, liess es sich hervorragend meditieren.

    Am nächsten Abend war von Wallenstein ein aufmerksamer Gastgeber. Er zeigte und erläuterte Rafaela einige seiner Schätze zuhause, plauderte mit ihr über Wirtschaft und Kultur, liess sich aus Frankreich berichten und nahm sie anschliessend mit zu einer kleinen Spazierfahrt. Er zeigte ihr ein paar wirklich schöne Orte und Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung und verstand es, sehr unterhaltsam zu plaudern. Langweilig würde ihr nicht werden, selbst wenn so etwas nicht zu ihren normalen Vergnügungen gehörte.

    Ihr Geschäft erwähnte er mit keiner Silbe und es war klar, das er es auch nicht dulden würde, das sie zu diesem Zeitpunkt die Sprache darauf brachte. Aus seinen kurzen Anekdoten durfte Rafaela schliessen, das er keinesfalls naiv war sondern das Francas Einschätzung schon ganz richtig war. Dieser Mann kannte keine Skrupel. Was er haben wollte, bekam er auch. Was er sagte, war Gesetz und zweifelte jemand dies an, fand er kaum Zeit, seinen Irrtum zu begreifen.

    Auch das Verhalten seiner Bediensteten liess darauf schliessen, das man besser keine Fehler machte. Selten würde Rafaela einen so perfekt organisierten Haushalt gesehen haben. Befehle gab von Wallenstein kaum. Gesten reichten und jeder schien instinktiv zu ahnen, was er wollte.

    Weitere Nächte vergingen so. An einem Abend gab es eine kleine Gesellschaft, an der auch Rafaela teilhaben durfte. Kainskinder aus Rom und Umgebung tummelten sich im kleinen exklusiven Kreis und von Wallenstein blieb stets in ihrer Nähe. Allein mit Blicken schien er die Gesprächsthemen zu dirigieren und auch, wenn Rafaela aus diesem Abend keinen Gewinn für sich verbuchen konnte, was Informationen geschäftlicher Art betraf, so war es ein absolut angenehmer Zeitvertreib.

    Was Rafaela noch auffallen mochte, war das Kommen und Gehen der Einwohner von Fiumicino. Stets waren sie besonders gut gekleidet, ausgesprochen höflich und immer ein bisschen aufgeregt. Es schien fast so, als sei von Wallenstein die geheime Autorität dieses Ortes, Polizei, Richter und Henker zugleich. Wer ein Problem hatte, gleich welcher Art, kam damit zu ihm. Von Wallenstein würde das regeln. Auf seine Art. Dafür war man ihm natürlich Dankbarkeit schuldig und half, wenn es verlangt wurde. Auch ohne Fragen zu stellen. Dafür war man sich aber auch sicher, das der Sohn in Rom würde studieren können, wenn er das Abitur schaffte, das der Neffe die Lehrstelle bei Montrovese bekam und das der Autohändler die Ratenzahlung akzeptieren würde, um die man bat.

    Eine Woche ging so ins Land, bis von Wallenstein Rafaela abends zu sich in sein Arbeitszimmer bitten liess.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 26.07.2005, 00:04


    Sie blickte sich neugierig und interessiert in dem Raum um.
    Bedankte sich im Anschluß bei der Dame, und fragte nach, ob es möglich wäre ihren Koffer und die Kleider aus dem Hotel hier her zu holen, da sie wenig Wert darauf legte die kommenden Tage nur dieses eine Kleid zu tragen.

    Nachdem die Dame dann gegangen war sah sie die Bücher durch und nickte leicht. Langweilig werden würde es ihr hier nicht. Allerdings setzte sie sich in den Schaukelstuhl und blickte auf das Meer hinauf bis sie müde wurde. Die Fensterläden schlossen sich und sie legte sich hin zum Schlafen, das Handy bei sich.

    Den Kommenden Abend und die Nacht genoss sie. Sie hatte auch gar nicht vor über das Geschäft zu sprechen. Was ihr wichtig war hat sie ihm dargelegt und nun war es an ihm sich wieder zu melden.
    Eine solche Besichtigungstour hatte sie noch nie mitgemacht, jedoch war die Landschaft hier auch alles andere als langweilig. Sie ließ sich alles soweit erklären und stellte wohl auch zu dem einen oder anderen Fragen. Das nicht nur aus reiner Höflichkeit. Sie hatte sich ja vorgenommen zu lernen.

    Als sie zurück kamen und sie sich von Herrn von Wallenstein verabschiedete waren wohl ihre Kleider hier eingetroffen so dass sie diese noch in den Schrank hängen konnte. Hierbei überdachte sie wie sie sich ihm gegenüber verhalten hatte und kam zu dem Schluß, dass es das beste wäre sich ganz natürlich zu geben, so wie sie nun einmal war.

    Sie genoss die Woche, auch wenn sie keine Farbe abbekam so wie es die Menschen bei Urlauben im Süden meistens taten.
    Auch schoben die Ereignisse und das Ambiente paris in weite Ferne, einzig Antoine erinnerte sie hin und wieder daran dass sie ein Handy hatte und sie sich bei ihm melden könnte. Was sie so es ihre Zeit zuließ auch tat.

    Dem Empfang stand sie recht skeptisch gegenüber, da sie außer Französisch, Russisch und Englisch keine Sprache beherrschte, aber die meisten würden dann ja doch wohl Englisch sprechen.
    Dass Herr von Wallenstein sie fast nie aleine ließ war schon ungewohnt. Es stellte sie beinahe unter Bewachung von höchster Stelle, aber immerhin konnte man es auch als gutes Zeichen deuten. Sie wollte es so deuten.

    Alles was in diesem Haushalt vorfiel, nahm sie in sich auf und bewertete es. Auch eine Form des lernens welche sie sich schon damals bei Antoine angeeignet hatte.
    Keine Frage die Kleine war beeindruckt. Irgendwann würde sie das auch mal einfach so machen. Irgendwann....

    Diese Woche war sicherlich Urlaub, Erholung, Lehrstunde und in gewisser Weise Folter für sie.
    Fein angezogen in einem schwarzen Seidenkleid, knöchellang, Spaghettiträger und einer Stola, dazu feine schwarze Ledersandalen, machte sie sich auf den Weg in das Büro des Herrn von Wallenstein. Sicherlich war sie aufgeregt in gewisser Weise, und wäre sie noch lebendig, würden ihr die Knie zittern und sie schwitzen, welch wunderbarer Umstand, dass sie schon tot war und dies alles nicht so war.
    Gespannt war sie darauf, was nun kommen würde.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 26.07.2005, 19:31


    Er sah auf, als Rafaela nach seinem „Herein“ das Zimmer betrat.

    “Ah, Signorina Devorac. Bitte nehmen Sie Platz”

    Er sass hinter einem beeindruckenden Schreibtisch, der tatsächlich nach Arbeit aussah. Keiner dieser aufgeräumten Designertische, auf denen nur als Alibi das eine oder andere Blatt Papier lag, sondern ein massiver schwerer Tisch aus alter Eiche und reich verziert mit kunstvollen Schnitzereien. Auf dem Tisch lagen Briefbeschwerer und –öffner aus schwerem, mit der Zeit dunkel gewordenem Messing, ein voller Terminkalender und ein paar Akten, nicht in den üblichen Leitz-Ordnern sondern in Mappen aus teurem Leder.

    Er machte eine einladende Geste zu einem mit dunkelgrünem Samt bequem gepolsterten Stuhl mit Armlehnen, der vor dem Schreibtisch stand.

    Eine antike Bankiersleuchte mit dunkelgrünem Glasschirm stand auf dem Tisch und beleuchtete dessen Fläche. Von Wallensteins Gesicht blieb im Halbdunkel verborgen.

    “Ich möchte es kurz machen, Signorina Devorac“ begann er, nachdem Rafaela sich gesetzt hatte. “Sie bekommen 3 Millionen und ich die Zusage von Signora Giovanardi, das sie sich aus allen römischen Geschäften heraushält. Ihr Wort darauf, Signorina Devorac, reicht mir völlig. Schliesslich möchten wir doch alle nicht, das sich erfolgreiche französische Unternehmensberater ganz fürchterlich vertun. Nicht wahr?“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 27.07.2005, 17:35


    Sie nahm Platz und blickte ihn an.
    Durchgedrücktes Kreuz, gerade sitzend und die Hände auf den Oberschenkeln liegend.
    Aufmerksam lauschte sie ihm und überlegte sein Angebot, bis zu dem Punkt als er auf den “erfolgreichen französischen Unternehmensberater” zu sprechen kam. Eine Drohung. Sie wurde hellhörig und dachte nun noch einmal nach.
    Ursprünglich wollte sie ihn noch mal auf vier Millionen ansprechen, aber so ... Nein drei müssten Franca einfach reichen. Damit konnte man schon einiges machen.
    Und die Zusage, dass sie sich da raus hält, das würde man auch bewerkstelligen können, einfach ein wenig Dramatik hinein legen und einiges dazu erzählen. Sie hatte ja nun eine Existenz in Frankreich.
    Sollte also zu machen sein, und sie nickte leicht.

    Er hat aber sie völlig vergessen. Darauf sollte sie ihn noch einmal ansprechen. Auch sie wollte ein kleines Stück des Kuchens ab haben. Kurz legte sie sich die Worte zurecht, um dann zu beginnen.

    ”Ich nehme das Angebot an und gebe ihnen mein Wort, dass sich Signora Giovanardi nicht mehr in die Geschäfte in Rom einmischen wird.”

    Soviel erstmal dazu, das war dann erledigt und stand fest. Nun noch ihr Anliegen.

    ”Nachdem das Geschäft nun abgeschlossen ist, hätte ich noch eine Frage an sie zu stellen, so sie gestatten. ...~kleine Pause~
    Ich würde gerne weiterhin für sie arbeiten, auch gerne in Frankreich und von Paris aus. Wäre das eine Überlegung für sie und wäre es so möglich?”

    Sie war aufgeregt, und sah ihn mit großen Augen fragend an. Am liebsten hätte sie sofort eine Antwort, aber dennoch wäre es ihr ebenso recht nie eine zu erhalten, um nicht abgewiesen zu werden.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 28.07.2005, 16:08


    Er hatte sie mit einer Geste seiner Hand zum Weitersprechen aufgefordert.

    Nachdem sie geendet hatte, herrschte erst mal Schweigen im Raum. Ein leises Knarzen verriet, das er sich bewegte, dann wurde sein gesicht im schein der lampe sichtbar. Seine braun-grauen Augen musterten sie. Wenn er überrascht war, dann zeigte er es nicht.

    “Sie möchten also für mich arbeiten? Woran dachten Sie denn da?“



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 28.07.2005, 16:42


    Das ließ hoffen, immerhin hatte er sie nicht gleich ausgelacht oder für Verrückt erklärt. Nun woran sie dachte, da ist so die Frage was er überhaupt alles machte. Überlegen konnte sie sich, dass er die Finger in recht vielen Angelegenheiten hatte und man jetzt raten müsste, ausgehend von den drei Firmen welche sich mit Unternehmen- und Anlageberatung beschäftigten könnte man weiter ausbauen.
    So dauerte es ein klein wenig ehe sie ihm antwortete.

    ”Ich bin ausgebildete Bankkauffrau und beitze Kenntnisse des Managements und der Buchhaltung. Ich bin flexibel und stelle mich neuen Herausforderungen.
    Im Grunde fange ich überall an, sammel Kenntnisse und arbeite mich ein und hoch.
    Es liegt bei ihnen wo sie mich einsetzen mochten, ganz wie sie es wünschen.”



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 28.07.2005, 20:28


    Das war........nun, was war es eigentlich?

    Dreist.

    Aber interessant.

    Nicht so sehr wegen der Arbeitskraft der Kleinen. Eher wegen der Informationsquelle, die ihr Erzeuger zu werden versprach, auch wenn er das momentan vermutlich noch nicht einmal ahnte. Sie wollte also für ihn arbeiten? Wer wäre er denn, das er dazu Nein sagen würde?

    Er würde einfach erst mal abwarten, bis die Giovanni auch die Giovanardi, die kleine Kröte, aus dem Weg geräumt haben würden und dann konnte die Devorac für ihn in Paris das verwalten, was die Giovanardi hinterliess. Er konnte also nur hoffen, das die das Geld gewinnbringend investieren würde, wobei ihr aber ganz sicher die Devorac zur Seite stehen würde, denn die wollte ja ihm beweisen, wie fähig sie war und konnte ahnen, das er sie beobachten würde.

    Er rieb sich mit dem Zeigefinger das Kinn. Besser hätte er das auch nicht planen können.

    “Informieren Sie mich doch einfach in nächster Zeit über die Dinge, die Sie für interessant halten. Sie müssen sich dabei nicht auf Paris beschränken. Sollte ich aus den Informationen Gewinn ziehen können, soll es auch ihr Schaden nicht sein. „

    Leistungsgerechte Bezahlung nannte man so etwas heute wohl.

    Dabei fiel ihm dann ein, das er auch noch Anweisungen geben musste, was mit dem Kerl im Keller zu passieren hatte.

    Tja....jeder bekam, was er verdiente.



    Re: Limbus patrum

    Rafaela - 28.07.2005, 20:50


    Das war durchaus etwas womit man umgehen und leben konnte.
    Dann konnte man nun zufrieden nach Hause fahren und sich ersteinmal informieren was passiert ist. Danach konnte man sich mit vollem Elan in die Arbeit werfen.Antoine würde das weniger gefallen auch wenn er es niemals zugeben würde oder ihr diesen Weg verbieten würde. Somit war mal wieder alleine durchkämpfen gefragt. Aber genau das war ja das reizvolle daran.

    ”Gut. Haben sie eine besondere Form wie ich sie kontaktieren sollte?”

    Sie wusste dass er auch ihre Kontodaten bereits haben musste, wenn er sich schon über ihren Erzeuger informiert hatte, und so sparte sie sich diesen Schritt. Das geld würde da sein, wenn sie abreiste. Und sie war auf dem Weg einige Sprossen der Karriereleiter zu erklimmen.



    Re: Limbus patrum

    Ellen - 30.07.2005, 19:11


    Von Wallenstein notierte ihr eine Telefonnummer unter der sie einen vertrauenswürdigen Mitarbeiter von ihm erreichen konnte und gab ihr diese.

    Am nächsten Abend würden drei Millionen auf Rafaelas Konto sein und zurück blieb ein sehr zufriedener und auch ein wenig gespannter Ventrueahn, der ganz sicher ein Auge auf Rafaelas weitere Aktionen haben würde.

    Aber ob das so gut war?



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