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Re: Thomas Stocker - 2 Wochen Schottland
superstocker - 19.08.2007, 18:28Thomas Stocker - 2 Wochen Schottland
Hallo,
jetzt bin ich fast schon 2 Wochen hier (am Montag abend sind es dann zwei Wochen) und ich dachte mir, ich sollte mich mal bei euch melden..
Der Flug war ganz ok, musste nur in London umsteigen, war etwas nervig, weil ich ewig weit laufen musste, aber es hat doch alles geklappt so wie ich es wollte..
Hier angekommen haben mich gleich 2 Deutsche abgeholt (es ist richtig krass, dass Deutsche so präsent in Camphill sind, mehr als die Hälfte aller Co-Worker hier kommen aus Deutschland..) und mir mein Haus und mein Zimmer gezeigt. Da ich die Nacht in Stuttgart aufm Flughafen verbringen musste (Flug um 7 Uhr) – danke für die Gesellschaft! – war ich dementsprechend fertig und bin dann schlafen gegangen ^^
Zum Essen war ich dann aber wieder unten und ich hab endlcih die anderen Co-Worker kennengelernt.. Die meisten von ihnen machen hier ihr BA-Studium, das geht in Verbindung mit einer Uni hier in der Nähe.
Der kommende Tag war dann ganz angenehm, die beiden anderen neuen Co-Worker sind gekommen und zumindest alle Helfer waren komplett.. Bevor die Kinder dann eine Woche später kommen sollten (letzen Donnerstag waren sie dann da), mussten wir neuen noch einen Induction Course „belegen“, damit wir darauf vorbereitet sind und weil es britisches Recht ist, dass jeder den absolvieren muss..
War ziemlich langweilig, va weil wir abends ab und zu rumsaßen und dann nicht unbedingt die Zeit hatte, rechtzeitig zu Bett zu gehen und der Kurs um 9 anfing. Naja, wir haben die 4 Tage überlebt (ging von Donnerstag bis Sonntag) und danach war das Putzen des Hauses dran.. Das beanspruchte auch anderthalb Tage und am Dienstag mittag hatten wir endlich wieder frei und ich bin mit ein paar anderen in die Stadt, nach Aberdeen gegangen.. Das Meer war voll schön, da hätte ich gerne Katharina dabeigehabt…
Und nach einem freien Mittwoch, in den wir alle mehr oder weniger gebührend reinfeierten und den wir frei hatten, begann am Donnerstag dann der Alltag.
Alles begann mit einem Meeting in der Klasse, in die man dann kommen wird und wo man den vormittag verbringt. Die Schulstunden sind von 9.15 – 10.15, von 10.15 – 11.30 und von 11.30 bis 12.30. Normal hat jeder eine Stunde frei und die anderen beiden Unterricht. Jeder bekommt dann ein Kind für die Stunde zugewiesen, mit dem er arbeiten muss und die entsprechenden Aufgaben lösen muss. Meine „Schülerin“ heißt Emma, sie spricht nur ganz wenig und es ist schwer, sie von etwas zu überzeugen, wenn sie etwas anders im Kopf hat.
Nach diesem Meeting ging es dann direkt nach Hause und das Kind, dessen „Main Co-Worker“ ich bin, also mit dem ich am meisten zu tun haben werde, kam dann auch schon.. Er heißt Greg, ist dreizehn Jahre alt und ist eigentlich voll lieb.. Er hat mich gleich begrüßt, was er sonst nicht macht, zumindest hat er mir die Hand geschüttelt.. Er war anscheinend auch ziemlich gut gelaunt und ist auch gleich weg von seiner heiß geliebten Schaukel in sein Zimmer. Den Tag bin ich dann mit seiner früheren Co-workerin Alex ne viertelstunde nach Newton Dee gelaufen (das ist ein Dorf für ältere Behinderte die da Milch produzieren und sogar einen Laden betreiben, mit eigenen Produktionen aber auch Lebensmitteln) und Alex hat mir etwas über ihn erzähl.. Wie viele hier ist Greg auch autistisch. Er redet nicht viel und wenn er redet, dann nur sehr unverständlich bzw man muss sich daran gewöhnen. Dann wird er ab und zu sehr aggressiv, dann muss er in sein Zimmer… Aber er versteht viel von dem, was man ihm sagt und er ist doch ganz nett.
Am zweiten Tag hat dann Dennis, ein weiterer Co-Worker gemeint, ich solle ihm doch mal alleine die Zähne putzen und das hab ich dann auch machen wollen.. Aber er wollte das nicht und ist weggerannt.Dann hieß es „Gregs room“ bis er sich wieder beruhigt hatte und dann hat Alex das Zähenputzen übernommen. Am Abend durfte dann wieder ich dran, aber er hat es mich nur machen lassen, weil Dennis in der Tür stand..
Greg bleibt die Woche über hier und geht am Wochenende heim. Darauf hat er sich dann am Freitag mittag dann auch ungemein gefreut und dann hab ich ihn gehen lassen müssen..
Das Wochenende arbeite ich, wenn ich nicht frei habe (mein day-off ist der Sonntag und mein half-day off ist der Freitag ab 17.30 – vorsicht, ich hab GMT, ihr GMT + 1 ^^)
Mit Jonathan, das ist ein großer 17jähriger Junge, auch autistisch, mit dem ich meistens unter der Woche ein paar Abende verbringe. Allerdings ist der nicht so selbstständig wie Greg, dafür auch nicht so verletzlich und bei ihm muss ich nicht aufpassen, dass ich ihn sauer mach, weil das nicht so einfach geht.. Aber zum Beispiel muss ich bei ihm stündlich die Windeln wechseln, weil der das nicht alleine machen kann..
Sonst haben wir hier typisches Schottland-Wetter, also halt regnerisch, ab und zu hört zwar der Regen auf aber ich bin froh, eine Jacke dabei zu haben!
Der Laptop war doch insgesamt ne gute Anschaffung, so kann ich meine ganzen Mails offline schreiben und blockiere nicht die ganze Zeit den Computerraum, wie das der Fall war, die ersten Tage als ich keine Adapter für den Computer hatte und über den Computerraum schreiben musste..
Ich muss sagen, dass ich euch alle sehr vermisse (einige mehr andere weniger :-P ) und dass ich jetzt gerne bei euch wäre..
Aber ein Jahr werdet ihr, und auch ich , noch warten müssen..
Viele liebe Grüße aus Schottland,
euer Thomas
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