Syrien

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    Re: Syrien

    Sadiya - 03.10.2007, 03:16

    Syrien
    Die auf den Golanhöhen zwischen Syrien und Israel stationierte Uno-Friedenstruppe ist alarmiert. Israelische Manöver sprengen "den Rahmen von allem, was wir jemals bisher beobachtet haben", warnt Blauhelm-Chef Wolfgang Jilke im Interview mit SPIEGEL ONLINE. Droht Krieg auf dem Golan?

    SPIEGEL ONLINE: Seit Wochen hört man, dass sich israelische und syrische Truppen auf dem Golan in Stellung gebracht haben, dass ein Krieg zwischen beiden Nationen möglicherweise unmittelbar bevorsteht. Als Undof-Truppe sitzen Sie mitten auf dem Golan und überwachen im Auftrag der Vereinten Nationen den Waffenstillstand zwischen den beiden verfeindeten Ländern. Ist tatsächlich ein Krieg in Sicht?

    Jilke: Auf syrischer Seite haben wir eine stabile, wenig aufgeregte militärische Lage. Es gab hier kaum Truppenverstärkung oder massive Aufmärsche, auch wenn das in der israelischen Presse berichtet wird. Auf israelischer Seite hingegen haben wir in den vergangenen drei, vier Monaten einen massiven Anstieg in der Übungstätigkeit registriert. Auch wurde enorm viel gebaut und mit Bulldozern viele Kilometer Panzerabwehrgräben ausgehoben.

    SPIEGEL ONLINE: Wie sahen diese Manöver auf israelischer Seite aus?

    Jilke: Der Übungsrahmen ist stetig angewachsen, was Thematik, Anzahl der Truppen und Führungsebene angeht. Dass die israelisch besetzte Seite des Golan seit Jahren und Jahrzehnten als Übungsplatz genutzt wird, ist an sich nichts Neues. Was neu ist, ist dass viele kleinere Übungsplätze alle gemeinsam zum selben Zeitpunkt genutzt werden. Das sprengt den Rahmen von allem, was wir jemals bisher beobachtet haben.

    In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Übungen in Batallionsstärke, in der vergangenen Woche gab es dann die größten Übungen, die in den letzten Jahren auf dem Golan stattgefunden haben. Da war eine ganze Brigade, mehrere tausend Mann, jede Menge Schützenpanzer, wir haben 150 bis 200 Kampfpanzer in der Region gezählt. Das habe ich noch nie in dieser Dichte gesehen.

    SPIEGEL ONLINE: Sind diese Manöver größer, als sie nach dem Rückzugsabkommen zwischen beiden Staaten von 1974 sein dürften?

    Jilke: Nein, um genau zu sein liegt die Zahl der Truppen der Brigadeübung immer noch unter der 1974 vereinbarten Obergrenze. Aber diese einmalige Konzentration von Mannschaft und Gerät sendet ein politisches Signal aus, ob man will oder nicht.

    SPIEGEL ONLINE: Warum hat Israel seine Truppenpräsenz auf dem Golan ihrer Meinung nach so drastisch verstärkt?

    Jilke: Der israelische Generalstabsschef Gabi Aschkenasi hat seine Schlüsse aus dem Libanon-Feldzug gezogen. Dort zeigten sich erhebliche Mängel in der Fähigkeit der israelischen Bodentruppen, eine konventionelle Auseinandersetzung zu führen. Die militärische Reputation der Israelis ist das Ergebnis einer Reihe von Kriegen, aus denen sie als Sieger hervorgegangen waren. Seitdem ist die israelische Armee jedoch zu einer Ordnungsmacht in einer bürgerkriegsähnlichen Situation geworden. Die militärischen Kernfunktionen verlernen Soldaten dabei sehr schnell. Jetzt versucht Israel, seinen Ausbildungsstand wieder so anzuheben, dass es in der Lage ist, Krieg zu führen.

    SPIEGEL ONLINE: Was genau trainieren die Israelis?

    Jilke: Die Übungsthematik ist der Kampf von verbundenen Waffen zum Zwecke der Kriegsführung. Das sind Angriffsoperationen mit schweren Panzern, Artillerieeinsatz und Luftunterstützung. In den geprobten Szenarien werden dabei nach israelischen Presseberichten die Angriffsziele mit syrischen Namen betitelt.

    SPIEGEL ONLINE: Die militärischen Aktivitäten auf dem Golan haben regional und international für große Nervosität gesorgt. Was steht in den nächsten Wochen an?

    Jilke: Es gab einige Phasen im vergangenen Sommer, da habe ich gedacht: Das entwickelt sich nicht gut. Ich hoffe, dass wir jetzt über das Schlimmste hinaus sind. Die Signale der Israelis lassen darauf schließen, dass die Spitze der Aktivitäten erreicht wurde. Von nun an soll es in Richtung Normalität gehen, hören wir. Ich hoffe sehr, dass diese Ankündigung umgesetzt wird, es gibt auch einige Zeichen, dass das so sein wird. Andererseits kann man sich im Nahen Osten nie auf solche Ansagen verlassen.

    SPIEGEL ONLINE: Brächte ein Angriff auf Syrien Israel einen strategischen Gewinn? Ein Krieg und damit verbunden der Sturz des Regimes von Baschar al-Assad kann doch eigentlich nicht im israelischem Sinne sein. Immerhin garantiert es eine gewisse Stabilität und hält islamistische Splittergruppen in Schach.

    Jilke: Es ist tatsächlich fraglich, was Israel durch eine Offensive gegen Syrien gewinnen könnte. Israel steht ja vor einer bequemen Situation: Es hat den Golan ohne einen Friedensvertrag annektiert und lebt da sehr friedfertig. Wenn es also riskieren will, die derzeitige Lage zu verändern, muss es sehr gute politische Gründe geben, das zu tun.

    SPIEGEL ONLINE: Israelische und US-amerikanische Medien haben immer wieder davon berichtet, dass es in den vergangenen Wochen auch auf der syrischen Seite des Golans zu einer Aufrüstung gekommen ist. Sie sagen, die Lage sei stabil und wenig aufgeregt. Was stimmt denn nun?

    Jilke: Auf syrischer Seite ist nichts passiert, gar nichts. Es hat Anfang des Jahres den üblichen Frühjahrsputz gegeben, bei den die Erdstellungen, die im Winter eingesackt sind, neu befestigt wurden. Die Syrer haben ja kaum Stellungen aus Beton und Stahl hier. Dazu gab es in der von uns überwachten 25 Kilometer-Zone einen sehr moderaten Ausbau von hoch defensiven Stellungen, aber keine Bedrohung durch Truppenverstärkung. Ich kann Stein und Bein schwören, dass die Syrer in der von uns überwachten Zone in den vergangenen Monaten keine Bunker gebaut oder Waffen und Munition deponiert haben. Für den Rest von Syrien kann ich das nicht apodiktisch sagen. Tatsache ist, dass das Ausmaß der israelischen Tätigkeiten weit über dem der syrischen liegt.

    SPIEGEL ONLINE: Bei dem Luftzwischenfall am 6. September haben israelische Kampfjets ein nicht bekanntes Ziel in Nord-Syrien bombardiert. Verschiedene Zeitungen zitieren seitdem anonyme Quellen, die behaupten, es habe sich dabei um eine von Nordkorea gelieferte Nuklearanlage gehandelt. Was wissen Sie?

    Jilke: Ich schließe nicht aus, dass in der operativen Tiefe des Landes Waffensysteme installiert worden sind, wobei das Projekt mit den russischen Fliegerabwehrsystemen rein defensiv ist. Und wen stört ein defensives System? Nur den, der offensiv werden will.

    SPIEGEL ONLINE: Halten Sie es für möglich, dass Syrien Nuklearanlagen oder Atomwaffen aus Nordkorea bezogen hat?

    Jilke: Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, das liegt außerhalb meiner Zuständigkeit.

    SPIEGEL ONLINE: Israel behauptet, dass Syrien in großer Zahl Raketen aus Iran und aus Nordkorea importiert hat. Was halten sie davon?

    Jilke: Das weiß ich nicht. Grundsätzlich gibt es keine Armee auf der Welt, die nicht in regelmäßigen Abständen ihr Gerät erneuert. Eines steht fest: Je komplexer neue Waffensysteme sind, desto länger benötigen Streitkräfte, sie wirklich einsatzfähig zu machen. Das bedarf einer langen Ausbildung und Logistik.

    SPIEGEL ONLINE: Könnte ein Krieg zwischen Israel und Syrien herbeigeredet oder herbeigeschrieben werden, wie einige Analysten befürchten?

    Jilke: Ich teile die Besorgnis, dass aus einem kleinen Übergriff irgendwann etwas Größeres entstehen könnte. Da kann es sehr rasch zu einer Eskalation kommen. Die Undof hat deshalb ihre Tätigkeit auf dem Golan massiv intensiviert und führt zum Beispiel mehr Patrouillen durch. So könnten wir im Falle eines Konflikts in einem ganz frühen Stadium vor Ort sein und dazwischen gehen. Aber natürlich ist es, wenn sich eine der beiden Nationen zu einem Krieg entschlossen hat, irrelevant, was die Undof macht.

    Das Interview führte Ulrike Putz

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508350-2,00.html



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