Agrarmarkt

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Agrarmarkt"

    Re: Agrarmarkt

    Moritz - 20.04.2005, 21:18

    Agrarmarkt
    Wir können nicht auf der einen Seite von allen anderen Ländern die Öffnung der Märkte fordern, auf der anderen Seite aber unsere eigenen Märkte abschotten. Beispiel: Agrarmarkt!
    Wir müssen akzeptieren, dass unsere Bauern deutlich teurer produzieren und die Produkte nur konkurrenzfähig sind, wenn wir die "heimische" Agrarindustrie subventionieren. Wenn wir Schutzzölle abbauen würden, dann wären Produkte aus Dritte Welt Ländern auf dem Markt billiger als unsere Produkte. Die eingesparten Gelder könnten zur Transformation des ersten Sektors genutzt werden und die Entwicklungsländer hätten eine faire Chance am Welthandel zu partizipieren!



    Re: Agrarmarkt

    Anonymous - 23.04.2005, 09:30


    Auch ein heikles Thema. Ohne jede Art von Subvention kann man davon ausgehen, das in Europa die traditionelle bzw. ökologische Landwirtschaft flächendeckend verschwindet. Überleben würden gegebenfalls agrarindustrielle Großbetriebe, die ihre Schweine mit Antibiotika vollpumpen. In den Entwicklungsländern profitieren ebenfalls nicht die Massen der KLeinbauern, sondern die Plantagenbesitzer (oft aus Europa...). Außerdem besteht die Gefahr, Entwicklungsläner in den Primärsektor zu drängen.
    Brechtigt ist aber die Frage, wie die Subventionierung der hiesigen Landwirtschaft umgestaltet werden soll und muss.



    Re: Agrarmarkt

    Armin - 23.04.2005, 09:31


    Gast war von mir...



    Re: Agrarmarkt

    Moritz - 23.04.2005, 11:58


    Du hast schon recht. Aber wir müssen auch davon ausgehen, dass in den Entwicklungsländern wesentlich billiger produziert werden kann. Das ist deren komparativer Vorteil. Und wir setzen unser Steuersystem dafür ein, Gelder zur Subventionierung zu erheben und gleichzeitig Entwicklungshilfe in genau diese Länder zu zahlen. Paradox, oder?!
    Wir fordern von allen anderen Ländern in der Welt (mit Hilfe der WTO und des IWF) die Liberalisierung der Märkte und machen im gleichen Atemzug die Grenzen nach Europa dicht. Nur weil wir einfach nicht konkurrenzfähig sind.
    Die Ungleichverteilung in den Entwicklungsländern ist ein großes Problem. Da gebe ich dir recht. Aber wenn wir ihnen eine Möglichkeit geben am Welthandel gerecht teilzunehmen, dann gibt es vielleicht auch dort institutionelle Veränderungen! Nur im Moment geben wir ihnen noch nicht einmal die Chance!
    Gleiches gilt im Übrigen für Kohle, die in Deutschland gefördert wird. Für mich ist es unglaublich zu erfahren, dass jeder Arbeitsplatz in Deutschland mit 6 stelligen Beträgen gefördert wird und das immer noch auf der Prämisse beruht: Wir müssen die Energieversorgung und die Unabhängigkeit im Falle von internationalen Krisen auf Recht erhalten.



    Re: Agrarmarkt

    Armin - 23.04.2005, 12:36


    Kohle ist ein anderes thema, da stimme ich dir zu, dass es reichlich unsinnig ist.
    Die "komparativen Vorteile" der Entwicklungsländer sind mit Vorsicht zu genießen. Sie beruhen wohl in erster Linie darin, dass soziale Standards quasi nicht vorhanden sind, die Entlohnung dementsprechen weder Appel noch Ei ist und das Preisniveau zudem wesentlich geringer ist. Technisch gesehen finden sich kaum komparative Vorteile (außer vielleicht die Tatsache, dass in gewissen Breiten zwei Ernten im Jahr möglich sind). Anders gesagt, der Output pro Bauer hier ist wohl nicht geringer als in Entwicklungsländern. Lasse mich aber in dieser Hinsicht gern von anderen Ansichten überzeugen...



    Re: Agrarmarkt

    Moritz - 23.04.2005, 14:45


    Thema Kohle: Darf ich noch einmal in Erinnerung rufen, was Peer Steinbrück heute morgen gesagt hat?! Nur mit einer Ausweitung der Kohleförderung in Deutschland kann die Autonomie und die zukünftige Versorgung Deutschlands gesichert werden! Wenn dann Müller noch vorrechnet, dass Deutschland in zehn Jahren, Kohle unter dem Weltmarktpreis fördern kann, geht das auch nur mit 500 Mio Subventionen jährlich, die in der Rechnung nicht enthalten sind!



    Re: Agrarmarkt

    Martin - 23.04.2005, 21:18


    Armin hat folgendes geschrieben: Brechtigt ist aber die Frage, wie die Subventionierung der hiesigen Landwirtschaft umgestaltet werden soll und muss.

    Also sollte man die Landwirtschaft weiterhin subventionieren? Die Frage ist nur, in welcher Art und Weise, und in welchem Ausmaß.
    Die Frage geht jedoch nicht nur um die Punkte wie traditionelle/ökologische Landwirtschaft, wobei diese natürlich wichtig sind; man sollte sich aber auch die Frage stellen, ob und inwieweit man eine Eigenversorgung mit Gütern des primären Sektors will.



    Re: Agrarmarkt

    Moritz - 25.04.2005, 08:15


    Schön, dass meine Artikel auch ab und an in dee Zeitung erscheinen. Aber eins kann ich euch garantieren: Mein Ghostwriter hat schon genug zu tun!
    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=667299



    Re: Agrarmarkt

    Anonymous - 03.05.2005, 23:38


    Ich gebe euch soweit Recht, dass mit den (vorallem EU- ) Agrarsubventionen das ganze Gerede vom den Wohlfahrtchancen des freien Welthandels ein Stück weit eine hohle Phrase ist...

    Zur Seite der Entwicklungsländer:

    Armin hat Recht, die komparativen Vorteile der Südländer liegen in niedrigen Sozial-, Umwelt- und sonstigen Standards, und vorallem auch in niedrigeren Löhnen, also letztlich niedrigeren Arbeitskosten. Das sind in der Tat keine "technischen" Vorteile, aber wieso sollten die Länder diese Vorteile nicht dennoch nutzen? Ich halte es erstmal normal, das weniger entwickelte Länder es sich zunutze machen, dass Arbeit im Verhältnis zu Kapital billiger ist. Das ist ja im Grunde der einzige ernsthafte Vorteil, und es kann durchaus damit ein catch-up gelingen, vgl. Tigerstaaten (sehe ich allerdings noch als diskussionswürdig an).

    Wir müssen darauf achten, dass die Entwicklungsländer die niedrigen Sozialstandards nicht zementieren, um ihre "Vorteile" zu erhalten, wie sich das teilweise bei Verhandlungen über internationale Mindeststandards zeigt. Aber das ist m.E.n. ein anderes Thema, und spricht nicht dagegen, dass wir die unfaire Subventionspraktik ändern müssen!


    Zur Seite Deutschlands

    In der Tat, ohne die Subventionen könnten die meisten Bauern in Deutschland einpacken. Aber warum haben wir eigentlich etwas dagegen?

    Möglichkeit 1: Wir wollen die Arbeitslosigkeit vermeiden.
    Wenn allein das der Grund ist, dann sollten wir aber die Gelder verwenden, um einen Strukturwandel zu finanzieren! Um Jobs in einem zukunfsfähigen Sektor zu schaffen. Bis das erreicht ist, müssten wir auch weiterhin Transfers leisten, aber nur um die Übergangshärten zu vermeiden und nicht um dauerhaft einen kranken Sektor staatswirtschaftlich zu betreiben.
    Diese Argumentation trifft m.E.n. in weiten Teilen auf die Steinkohle im Ruhrgebiet zu (das sage ich als RWE-ler ;-)), aber der Energie-Mix ist ein eigenes Thema.

    Für die Bauern tendiere ich aber zu

    Möglichkeit 2: Wir haben andere Gründe, die Landwirtschaft zu erhalten
    Vielleicht machen wir uns mal grundsätzlich Gedanken, warum wir denn die Landwirtschaft erhalten wollen, beyond der AL-These. Und dann können wir darüber nachdenken, wie wir dann für diese (im allgemeinen Interesse liegenden) Ziele konkret subventionieren können. Martin und Armin haben die ökologische LW angesprochen, das ist sicher ein sinnvolles Ziel (unter vielen, wie ich behaupte). Genauso vielleicht "Autonomie" (ein negativ besetzter Begriff, ich weiss). Um noch etwas Neues zu bringen: Wir brauchen die LW schon schlicht als Landschaftspfleger. Um Bodenverödung zu vermeiden usw.

    Zusammenhang Deutschland und Entwicklungsländer

    Ich glaube (oder hoffe), wenn wir uns besinnen, was wir eigentlich fördern wollen und dann Agrarsubventionen endlich mal zielgerichtet einsetzten, kommen wir schon sehr viel weniger mit den Interessen der E-Länder in Konflikt. Denn dann haben wir keine Exportsubventionen mehr, keine europäischen Zuckerschiffe, die den Weltmarkt überfluten usw. Ich denke, der Interessenskonflikt ließe sich teilweise gut lösen, wenn wir wie folgt vorgehen:
    1. Festlegen, wozu wir die LW in Deutschland erhalten wollen - jenseits des Arguments "Arbeitsplätze"!
    2. Die Subventionen dafür zielgerichtet einsetzen, nebenbei noch Übergangssubventionen zum Strukturwandel und Vermeidung von Härten
    3. Dann (auch in eigenem Interesse) die Märkte öffnen, gleichzeitig nicht nachlassen auf internationale Sozialstandards hin zu arbeiten.


    ich bin gespannt auf Eure Meinungen!



    Re: Agrarmarkt

    bjarnesteffen - 03.05.2005, 23:41

    Gast war diesmal ich...
    Bjarne



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