"Dödling tryek"

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    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.07.2007, 10:31

    "Dödling tryek"
    Hier also mal meine Einleitung zur neuen Story. :wink: Der Titel heißt übersetzt 'tödlicher Drang', was besseres fiel mir nicht ein. Solltest du noch Vorschläge haben, nur her damit, weiß ja, das du so was besser kannst als ich... *g*

    Unangenehm, unüberhörbar und nervtötend. Assoziationen denen er noch unzählige hätte hinzufügen können, wenn das schrille, anhaltende Piepsen inzwischen nicht sogar seine Gedankengänge beeinflussen würde. Es einfach überhören, sich in Ruhe dem laufenden Radioprogramm und dem gedeckten Frühstückstisch widmen zu können, wünscht er sich immer wieder, doch das Geräusch blieb. Wurde zunehmend lauter und verfolgte ihn durch die ganze Wohnung. Hallte durch die dünnen Wände. Wie sich Menschen mit Tinitus fühlen mussten, erlebte er jeden morgen selbst und nahm sich vor, endlich etwas gegen das beinahe schmerzliche Piepsen zu unternehmen, was jedoch nie in die Tat umgesetzt wurde. Der Alltag ließ es ihn vergessen, bis es am nächsten Tag wieder in sein Bewusstsein drang. Laut, kontinuierlich und unberechenbar.
    Die Hand um seine warme Kaffeetasse gelegt, in der anderen Hand die aktuelle Zeitung, schob er unsanft seinen Stuhl zurück, dass er geräuschvoll über den Boden scharrte. Ebenso unsanft knallte er die Tasse auf die Tischplatte, dass der Kaffee über den Rand schwappte. Die Zeitung landete daneben. Seine Geduld war längst überschritten, was an seinem Gesichtsausdruck nicht zu übersehen war. Mit stechendem Blick fixierte er sein Ziel. Als er die kleine Küche verließ wurde gerade die Badezimmertür geöffnet und mit einem breiten Grinsen trat sein Kommilitone und WG-Kollege in den Flur. Um seine Hüften nur eine Badetuch gewickelt, die Haare noch nass. „Der Hammer liegt griffbereit im Werkzeugkasten. Soll ich ihn dir holen? Wäre mir ein Vergnügen.“ Mit einem verächtlichen ‚Ach, halt die Kla**e’, überhörte er den stichelnden Satz seines Freundes und riss stürmisch die Tür am Ende des Flures auf. Der dumpfe Schlag war nicht zu überhören, als die Tür gegen die Wand schlug. Friedliche Dunkelheit umfing ihn, hätte in diesem Moment nicht wieder der schrille Ton sein Lied begonnen.
    „Könntest du dieses Ding endlich einmal zum Schweigen bringen. Ich beabsichtige nicht mein restliches Hörvermögen wegen eines Weckers zu verlieren.“ Ungnädig warf er die Worte in den Raum, rechnete jedoch nicht damit, dass etwas geschah. Seit Wochen ein alltägliches Spiel.
    „Sie weiß eben, wie sie dich wieder an ihr Bett locken kann. Na los, gib deiner Süßen nen Kuss und stell endlich das Piepsen ab, bevor sich die Kranführer im Hafen wegen Lärmbelästigung beschweren.“ „Ich bringe gleich dich zum Schweigen, wenn du dich nicht bald aus meinen Angelegenheiten heraus hältst.“ Seine Nerven schon aufs äußerste gespannt, schaffte sein WG-Kollege es mit Bravour seine Wut noch weiter anzustacheln. „Spar’ dir weitere Kommentare und lass mich in Frieden“, warnte er ihn knurrend, bevor er eilig das dunkle Zimmer durchschritt, dabei einen Bücherstapel umstieß und mit einem kräftigen Ruck die Vorhänge öffnete. Das helle Licht der Sonne strömte in das Zimmer. Fiel auf das Eisenbett im Raum, wie auch auf den immer noch piepsenden Wecker davor. Ein Handgriff genügte und es herrschte erholsame Stille. Erleichtert atmete er auf, wollte seinen Unmut jedoch nicht verborgen halten. „Wie lange willst du das hier eigentlich noch fortführen? Uns spiel’ mir nicht vor, du würdest tief und fest schlafen, denn ich kenne niemanden, der bei diesem Krach nur annähernd schlafen könnte. Du hast unter unsere Beziehung einen Schlussstrich gezogen, nicht ich, also was soll dieses Theater?!“
    Dumpf und leise drangen die wütenden Worte an ihr Ohr, kämpften sich mit großer Mühe in ihr Bewusstsein. Benommen öffnete sie die Augen, als wäre sie soeben aus einem tiefen Koma erwacht, und richtete sich in ihrem Bett auf. Das sofort einsetzende Schwindelgefühl ignorierte sie, ebenso wie die Gänsehaut und der kalte Schauer, der über ihren Rücken lief, trotz der angestauten Wärme im Raum. Er hatte das Fenster geöffnet und sich lässig gegen das Fensterbrett gelehnt.
    „Ich erwarte eine Antwort, Izabella. Was bezweckst du mit dem allmorgendlichen Terror und erzähl’ mir nicht schon wieder, du würdest deinen Wecker einfach nicht hören. Dazu müsste man schon in tiefe Bewusstlosigkeit sinken.“ Ihre blonden Locken fielen ihr sanft auf die zierlichen Schultern und vermittelten das Bild eines Engels, doch bei genauerer Beobachtung bemerkte man ihre trüben, blauen Augen und ihre blasse Gesichtsfarbe. Sie sah mitgenommen aus und hatte Mühe sich zu orientieren. Die vorwurfsvollen Fragen ihres Ex-Freundes ignorierte sie, stand vorsichtig auf und tapste in das Gemeinschafts-Bad der WG.

    Nur eine Viertelstunde später verließ Izabella die WG und machte sich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station, um pünktlich ihre Schicht in einem Café in der Speicherstadt beginnen zu können. Mit diesem Job finanzierte sie sich ihr teures Studium in der Hansestadt.
    Im hektischen Treiben des Morgens fiel Izabella nicht weiter auf, doch auch wer sie genauer in Augenschein genommen hätte, hätte nichts mehr von ihrem trüben Blick und ihrer fesselnden Müdigkeit bemerkt. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht und ein wenig Farbe sorgte dafür, um ihren Augen die nötige Ausdruckskraft zu verleihen. Leichtfüßig, mit einem, mit Kaffee gefüllten Pappbecher in der Hand, lief sie die vielen Treppen zur U-Bahn hinunter und warf einen kontrollierenden Blick auf eine große Bahnhofsuhr. Die U-Bahn musste jeden Moment einfahren und sie durfte sie nicht verpassen. „Marco wird sich freuen, wenn er die Tische und Stühle schon wieder alleine aufbauen muss“, erinnerte sie sich selbst und erhöhte ihr Tempo. Das Geräusch ihrer dünnen Absätze hallte an den kahlen Wänden wieder und wurde von der einfahrende Bahn übertönt. „Das die auch nie Verspätung haben, wenn man es braucht.“ Izabella rannte schon fast und überholte gerade eine Gruppe Touristen, als sie spürte, wie ihr schwarz vor Augen wurde. Ihr Puls raste, ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust und sie versuchte sich verzweifelt auf den Beinen zu halten, das Schwindelgefühl zu überwinden. Sie durfte ihm nicht nachgeben. Nicht jetzt. Ihre Hand tastete nach der kahlen, Rettung versprechende Wand, doch noch bevor ihre Fingerspitzen sie berührten, gaben ihre Knie nach und Izabella sank benommen zu Boden. Als ihr Kopf auf dem harten Stein aufschlug, war sie bereits bewusstlos. Der schwarze Kaffee verteilte sich über den Boden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.07.2007, 13:21


    Genüsslich atmete er tief ein, als er die ersten Schritte in das Gebäude setzte. Endlich konnte er diesen Geruch wieder bis in die letzten Poren seines Körpers aufnehmen und ihn geniessen. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen setzte er sich wieder langsam in Bewegung und ging auf die Rezeption zu. Zwar stieg in ihm mit jedem Schritt den er ging die Nervosität was die neue Arbeitsstelle bringen würde, aber sein Selbstbewusstsein hatte er dennoch nicht abgelegt. Die Blicke der Frauen an denen er vorbei ging ignorierte er ebenso wie sämtliches Geflüster unter vorgehaltener Hand. Nur zu oft hatte er dieses Szenario schon miterlebt und er wusste, dass die meisten Leute ihn mit ihren Blicken fixierten wenn er an ihnen vorbei ging. Er war groß und man sah seinem Körper deutlich an, dass er jede freie Minute mit Sport verbrachte. Einzig die lange, breite Narbe die seinen Hals und einen Teil der Backe zierte ließ die Leute dann doch wieder den Blick von ihm abwenden. Ohne die Narbe hätte man ihn auch fast als männliche Schönheit bezeichnen können, aber so war für die Frauen eher der durchschnittstyp, aus dem man sich nichts machte und von dem man nichts wollte. Fast schon fasziniert ließ er seinen Blick durch die langen Gänge des Krankenhauses streifen und blickte den Notärzten gebannt hinterher. Wenn er jetzt dann erst noch seine normalen Klamotten gegen die Arbeitskleidung getauscht hätte wäre sein Traum in Erfüllung gegangen.

    "Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?" Erschrocken fuhr er herum und blickte seine Gegenüber forschend an. Die dunkelbraunen Locken und das Muttermal im Gesicht hatten ihn sofort fasziniert, aber schon an ihrem weißen Kittel sah er, dass sie selbst Ärztin war und er es lieber langsam angehen lassen sollte. "Moin. Ja, ich sollte mich bei Dr. Dietrich melden." "Dann müssen Sie der neue Arzt sein, der frisch vom Studium kommt, richtig?" Ihre Direktheit verblüffte ihn. Sah man es ihm schon von außen an, dass er von der Uni kam und die Approbation in der Tasche hatte? "Ich frage mal lieber nicht ob man mir das ansieht, aber ja der bin ich. Jakob Schwarz." Freundlich streckte er ihr die Hand zur Begrüßung hin und die Tatsache, dass sie ja im Prinzip seine Kollegin war, konnte er noch nicht so richtig begreifen. Dass die Ärztin ihm gegenüber aber zum lachen anfing als er sich vorgestellt hatte, brachte ihn nun doch aus dem Konzept und etwas verunsichert blickte er sie fragend an. "Anna Jacobi. Denke es wird noch ein paar Verwechslungen geben mit den Namen." "Ja das ist gut möglich. Wie läuft das hier intern so? Duzt man sich gegenseitig?", wagte er einen raschen Vorstoß, um die offensichtlichen Fettnäpfchen vermeiden zu können. "Ja generell schon. Für Dr. Dietrich gelten natürlich andere Regeln, aber untereinander halten wir das recht locker. Also keine Scheu, ich bin Anna." "Okay Anna. Weil dann bin ich nicht Jakob, sondern Jamie." "Ich versuchs mir zu merken, ja? Weil ...", weiter kam Anna nicht mehr, denn ihr Piepser riss sie aus der lockeren Atmosphäre und sie schaltete augenblicklich um, um dem Patienten die bestmögliche Versorgung bieten zu können. "Ach ja, dritter Stock, Zimmer 315", ohne ein weiteres Wort zu verlieren ließ sie Jamie alleine stehen und eilte auf die Intensivstation.

    Während er sich auf dem Weg zu seiner neuen Chefin machte, ließ er sich diese erste Begegnung schon durch den Kopf gehen. Die Ärztin hatte einen netten Eindruck gemacht und er hoffte Dr. Dietrich wäre Charakterlich auch so einzuordnen. Er hatte zwar schon viel über sie gehört, wollte sich aber selbst ein Bild von ihr machen. Als er dann eine halbe Stunde später wieder aus dem Zimmer der Ärztin kam war seine gute Laune und auch das Selbstbewusstsein in Hinblick auf sein medizinisches Wissen verflogen. Schon die ersten Minuten hatte sie ihm klar gemacht, dass er im Prinzip nichts wusste und es mehr als schwer haben wird. Den geplanten Rundgang hatte sie dann auch ausfallen lassen, weil sie meinte er würde das schon selbst schaffen und sie noch ein wichtiges Telefongespräch zu führen hatte.

    Mit Hilfe einiger Schwestern fand er letztlich den Weg zu der Küche wo sich normalerweise der Notarzt und Rettungssanitäter tummelten wenn nichts zu tun war. Zögerlich klopfte er an und hoffte, dass wenigstens die Kollegen alle so nett wären wie Dr. Jacobi. Als er den Raum betrat herrschte eine fast schon unheimliche Stille und er blickte unsicher in die Runde. Erst als er sich vorgestellt hatte rührten sich die andereren aus ihrer Starre und begrüßten ihn mal mehr oder weniger freundlich. Laut der Chefin sollte er an diesem ersten Tag gleich den NAW und RTW begleiten. Vorsichtig musterte er den zuständigen Notarzt und konnte nicht sofort einordnen ob ihm dieser sympathisch war oder nicht. "Also gut Schwarz, am besten du gehst dich gleich mal umziehen. Das was du nicht hast wird dir Malte Olsen leihen und dann mach ich dich klar für den NAW. Die Schicht beginnt in exakt 15 Minuten." Ohne irgendeine Wiederrede zuzulassen stand Dr. Philipp Haase auf und verließ eilig den Raum. Fast schon ungläubig blickte Jamie ihm hinterher und folgte dann langsam dem Rettungsassistenten. "Mach dir nix draus, der ist immer so." Dankbar blickte Jamie Malte an und ein paar Minuten später hatte er sich dann auch umgezogen und war noch nervöser als zuvor. Jetzt würde sich entscheiden ob die guten Noten gerecht waren die er seinen Prüfungen bekommen hatte.

    Kaum dass Malte ihm den Weg zum NAW gezeigt hatte und Philipp gerade angefangen hatte ihm zu erklären wo er was fand ging der erste Einsatz los. "Hast dir ja nen tollen Tag ausgesucht Schwarz. Wenn der so bleibt sind wir heute abend wie tot." Eilig sprang Jamie zu Philipp und Malte in den NAW und kaum dass die Türe zu war rasten sie auch schon aus der Garage hinaus. "Wie viel traust du dir jetzt dann zu? Wir haben eine bewusstlose Person in der U-Bahn." Fragend drehte sich Philipp zu dem jungen Arzt um und wollte eine ehrliche Selbsteinschätzung hören. Würde dieser sagen, er könnte die komplette Versorgung übernehmen, wäre für Philipp klar, dass er nur ein Hochstapler war. Er wollte versuchen so etwas mehr über diesen herauszufinden. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wäre mir aber ganz Recht, wenn ich mich mehr im Hintergrund halten könnte. Wir hatten das während dem Studium nicht so häufig." Zufrieden mit der Antwort drehte sich Philipp ohne ein weiteres Wort zu sagen wieder zurück und blickte konzentriert auf die Straße.

    "Entschuldigung, lassen Sie uns hier bitte mal durch. Hallo!" Bepackt mit allen medizinischen Geräten und auch schon der Trage des RTW eilten die drei Mediziner die unzähligen Treppen der U-Bahn Station hinunter. Rasch ließen sie die Sachen auf den Boden sinken als sie bei der bewusstlosen Frau angekommen waren. Gespannt beobachtete Jamie alle Handgriffe von Philipp und reagierte dennoch blitzschnell, als dieser alles für einen Zugang von ihm benötigte. Eilig suchte er die Sachen zusammen und reichte sie dem Notarzt. "Was genau ist hier eigentlich passiert?" Fragend blickte er zu den umstehenden Personen auf und erhoffte sich genauere Details zu erfahren. Einfach so konnte eine so junge Frau nicht bewusstlos zusammenbrechen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.07.2007, 10:51


    Ein demonstratives Kopfschütteln und ahnungsloses Schulterzucken ging durch die Reihen der Schaulustigen, als der Medizinier sie direkt ansprach. Wenige drehten sich sogar um, als hätten sie nichts gehörtt und setzten ihren Weg fort, aus Angst helfen zu müssen.
    "Welche Geschichte wäre dir lieber Kollege? Die vom mysteriösen Unbekannten, der sie ausgeraubt und zusammengeschlagen hat, die vom eifersüchtigen Freund oder die Tatsache, das mal wieder keiner etwas gesehen hat? Jetzt machen Sie schon Platz. Sie sehen doch, das hier keine neugierigen Zuschauer benötigt werden!" Mit lauter Stimme trieb er die verbliebene Menschenmenge auseinander und seine Größte genügte, um sie zum weitergehen zu bewegen, Widersprüchen entgegen zu wirken. "Von denen wirst du keine brauchbaren Informationen erhalten. Ist immer so. Hauptsache sie bekommen eine dramatische Rettung zu sehen. Die rücken erst mit der Sprach heraus, wenn wir längst weg sind und unsere Kollegen hier mit einem Gespräch auf dem Polizeikommissariat drohen", gab Malte kurz seine jahrelange Erfahrungen an Jamie weiter, bevor er sich über ihre Patientin beugte und vorsichtig deren blutende Kopfplatzwunde versorgte. Eine Ringerlösung ergoss sich bereits in ihre Venen und Philipp nahm den Beutel und reichte ihm den Polizisten, welcher ihnen gerade indirekt vermittelt hatte, das es keine Ergebnisse gab.
    "Moin Boje. Habt ihr etwas, was uns weiterhelfen könnte?" "Negativ. Franzi ist zwar noch dran, aber wir konten nicht einmal die Personalien feststellen und ohn Personalien keine detaillierten Angaben und keine Vorgeschichte. Und wie sieht es bei euch aus?" Mit dem Funkgerät in der Hand und einen einschüchternden Eindruck hinterlassend , was seine Größe betraf, ließ Oberkommissar Bernd Thomforde einen musternden Blick über den neuen Kollege von Malte und Philipp gleiten. Prägte sich den Namen auf dem, an der roten Rettungsjacke befestigten Schild gut ein, bevor er sich wieder dem Notarzt zuwandte. "Einen Gewaltübergriff kann ich bereits ausschließen, ebenso wie erheblichen Alkoholkonsum. Alles weitere jedoch könnte durchaus möglich sein. Schwangerschaft, Drogenkonsum, vorausgegangenen Erkrankungen. Nichts ist auszuschließen." Philipp griff noch einmal kurz nach seiner Lampe und leuchtete der jungen Frau in die Augen, doch eine Pupillenreaktion blieb aus. "Wir intubieren, Schwarz. Die tiefe Bewusstlosigkeit könnte uns sonst während der Fahrt Probleme bereiten. Malte, Puls und Blutdruck?" "Unverändert niedrig." "Verdammt, häng' noch ne HAES dan und miss den Blutzucker. Unterzucker wäre auch eine naheligende Möglichkeit." Die Anweisungen hallten an den Wänden wieder und obwohl sie in der Konstellation noch nie zusammen gearbeitet hatten, schienen sie ein perfektes Team zu sein.

    Kalt. Der steinerne Boden auf dem sie lag war kalt und sie spürte, wie ihr Körper zu zittern begann, um sich vor dieser Kälte zu schützen. Sie wollte ihre Arme eng um sich legen, um sich zu wärmen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Was war geschehen? Ein dumpfer Schmerz pochte unaufhörlich in ihirem Kopf und hinderte sie daran einen klaren Gedanken zu fassen. Um sie herum herrschte Dunkelheit und auch die fremden Stimmen, die ihr so nah und in nächsten Augenblick wieder so weit entfernt vorkamen, gaben ihr nicht die nötige Orientierung. Izabella wollte ihre Augen öffnen, sehen was passiert war, doch ihre Lider bewegten sich kein bisschen. Sie fühlte sich wie eine steife Puppe, zu keiner Bewegung, zu keiner Handlung zu keiner Reaktion fähig. Müdigkeit überkam sie, doch sie kämpfte erfolgreich dagegen an und ihre Gedanken überschlugen sich beinahe, auf der Suche nach einer Antwort auf ihre Fragen.
    Unerwartet zuckte ihr Körper zusammen, als jemand nach ihrer Hand griff und sie festhielt. Panisch versuchte sie sich dagegen zu wehren, ihre Hand aus der Umklammerung zu befreien, doch noch immer war ihr keine Bewegung möglich. Endlich konnte sie die Augen öffnen und alle Geräusche um sich herum wieder wahrnehmen. Natürlich, sie war auf dem Weg zur Arbeit gewesen, als sie ein plötzliches Schwindelgefühl überkam. Sie musste gestürzt sein.
    Vorsichtig bewegte sie ihren schmerzenden Kopf und sah einen Arzt neben sich knien, der ihr soeben eine Spritze verabreichte. Dass sie wach war, schien er noch nicht registriert zu haben. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, um sie sofort wieder zu öffnen, mit dem festen Entschluss, den Versuch zu unternehmen und einer Einlieferung ins Krankenhaus zu entgehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.07.2007, 20:46


    "Nichts da, Sie bleiben schön liegen." Rasch kniete sich Jamie wieder neben der Patientin auf den Boden und zwang sie dazu liegen zu blieben. Von Jamies Stimme alarmiert lenkte Philipp seine Aufmerksamkeit wieder unmittelbar auf die Patientin und er zog rasch die kleine Taschenlampe aus seiner Jacke. Zum Wiederholten Male leuchtete er ihr in die Augen, konnte aber noch immer keine deutliche Reaktion der Pupillen feststellen. "Himmel ich verstehe das einfach nicht", leise fluchend drehte sich Philipp wieder zu Malte und Jamie um. "Wir nehmen sie mit ins EKH, ich will sie mir genauer ansehen. Irgendetwas stimmt hier nicht." Relativ schweigsam packten sie sämtliche Sachen wieder in den Rucksack und die Koffer zurück und hoben die junge Patientin vorsichtig auf die Trage. Während Boje ihnen den Weg nach oben freimachte und Jamie und Malte die Trage hoch trugen wirbelten die Gedanken des jungen Arztes wild durcheinander. Ein inneres Gefühl sagte ihm, dass er etwas übersehen hatte. Etwas, was ihnen sagen könnte weshalb die junge Frau zusammengebrochen war. "Schwarz!", hart blaffte Philipp seinen Kollegen an und holte ihn somit aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Noch während Jamie seinen Gedanken nachgehangen war hatten sie den RTW erreicht und die Trage sollte auf das Metallgestell geschoben werden. Nachdem sich die Türen des RTW's geschlossen hatten und Malte bereits eingestiegen war, nahm Philipp Jamie zur Seite. "Merks dir am besten gleich. Wir haben hier keine Zeit zu träumen oder jedem einzelnen Schicksal nachzuhängen, klar? Sieh zu, dass du uns das NAW zurück ins EKH fährst. Malte und ich begleiten auf dem RTW." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte er sich auf dem Absatz um und stieg rasch in den RTW.

    Den ganzen Weg zurück überlegte er fieberhaft auf was die Symptome und Merkmale hindeuten könnten, aber er kam anfangs auf keine Lösung, schließlich musste er sich auch dauernd auf den Verkehr konzentrieren. Wie immer wenn er aufgeregt war und ihn eine Sache nicht los ließ begann auch jetzt die lange Narbe zu jucken und er strich vorsichtig darüber. Wie wenn das ein Auslöser gewesen war, lichtete sich plötzlich der Nebel in seinem Kopf und er konnte jedes einzelne Symptom zuordnen. Wie ein Puzzel begannen die Merkmale sich zusammen zu setzten und als er das Ergebnis dann geistig vor sich sah war er sich fast sicher, dass es so sein musste. Mit den ganzen Geräten im Wagen kannte er sich nicht aus, wollte Philipp das aber irgendwie nicht sofort über Funk mitteilen. Zu oft hatte er bei vorherigen Praktias gehört wie sich die Ärzte beschwerten, dass die jungen Ärzte immer versuchten alles besser zu wissen. Er wollte keiner von ihnen sein und nahm sich vor, Philipp in der Notaufnahme darauf anzusprechen. Aber kaum dass er den NAW neben dem RTW abgestellt hatte verfiel alles in solche eine Hektik, dass ihm keine Zeit blieb den Notarzt zur Seite zu nehmen. "Zirka 20-jährige Patientin. Ist in der U-Bahn bewusstlos zusammengebrochen, Kreislauf instabiel und auch nach zwei HAES unverändert niedrig. Kaum Pupillendifferenz und nur kurz ansprechbar." Rasch zählte Philipp alles auf, was Anna für die Übernahme benötigen würde und verschwand ohne auf Jamie zu achten in der Notaufnahme und einem der angrenzenden Behandlungszimmer. "Mach dir nix draus, der ist immer so", freundschaftlich legte Malte dem jungen Arzt eine Hand auf die Schulter und dirigierte ihn bestimmt in die Richtung der kleinen Küche. "Du gönnst dir jetzt am besten mal ne Tasse Kaffee, und dann erzähl mal ein bisschen was von dir." Wiederspruchslos ließ sich Jamie mitziehen, hing mit seinen Gedanken aber immer noch bei der Patientin und dem unbestätigten Verdacht, weshalb sie zusammen gebrochen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.07.2007, 21:02


    Nach der kurzen Untersuchung in der Notaufnahme hatte man Izabella auf Station gebracht, um ihren Zustand und ihre Werte weiterhin zu beobachten. Eine Diagnose hatte man immer noch nicht stellen können, dazu gab es auf der einen Seite zu wenig Symptome und auf der anderen Seite zu viele Symptome die sich widersprachen. Die Ärzte bekamen weder Blutdruck noch Puls unter Kontrolle und man hatte bei den Untersuchungen sogar festgestellt, dass sie erniedrigte Körpertemperatur hatte. Vollkommen unlogisch, bei den momentan heißen Außentemperaturen.
    Izabella hatte die Augen geschlossen und hörte das regelmäßige Piepsen des EKGs, doch in Wirklichkeit lauschte sie auf die unregelmäßigen Schritte auf dem Flur. Auf keinen Fall wollte sie hier bleiben und weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen. Erfolgschancen würde es keine bringen und sämtliche Tests würden negativ verlaufen. Als sie sich sicher sein konnte, dass es auf dem Gang leiser wurde und nur noch hin und wieder jemand an ihrem Zimmer vorbei ging, stand sie auf und löste sich von den Geräten, bevor sie sich umzog und dann leise zur Tür ging. Sicherheitshalber öffnete sie diese leise und vorerst einmal nur einen Spaltbreit. Niemand war zu sehen und so nutzte sie ihre Chance, um zu verschwinden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.07.2007, 21:27


    Gerade als Malte und er bei der zweiten Tasse Kaffee waren und angeregt diskutierten ging die Tür auf und die beiden Männer verstummten sofort. "Nur keine falsche Scheu, ich beiße nicht", lachend betrat Anna das kleine Zimmer und griff gleichzeitig nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen aus dem Kühlschrank. "Ne Anna, so hochwertig waren unsere Gespräche nun auch wieder nicht." Grinsend blickte Malte die Ärztin an und zwinkerte Jamie kurz zu. Die beiden hatten sich innerhalb der kurzen Zeit nun schon fast angefreundet und kamen blendend miteinander aus. Vom Alter her war zwischen ihnen auch nicht so viel Unterschied, und dass sie es beide unter Philipp nicht so einfach hatten machte sie sozusagen zu Verbündeten. "So so, infizierst du jetzt Jamie auch schon mit deinen intelligenten Gesprächen." Verwirrt blickte Malte zwischen Anna und Jamie hin und her. "Ach ja, bin ich ja noch gar nicht dazu gekommen. Sag bitte nicht Jakob zu mir. Jamie finde ich besser." "Ist auch okay." Noch ehe die beiden hätten weiterreden können ging ein neuer Einsatz ein und sie sprangen gleichzeitig auf und liefen nach draußen zu dem NAW. Konzentriert und angespannt nahm Jamie im NAW Platz und hoffte bei diesem Einsatz würden sie nicht vor so viele Rätsel stoßen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.07.2007, 21:36


    Philipp wartete bereits bei den Fahrzeugen auf seine Kollegen und gab kurz die Details des nächsten Einsatzes weiter. Auffahrunfall bei den Landungsbrücken, zwei verletzte Personen, eine Person davon eingeklemmt. Nur wenige Sekunden nach dieser kurzen Übermittlung sprangen die Motoren an und mit Blaulicht und Martinshorn rasten NAW und RTW auf die Straße. Die Gedanken von allen dreien war bei ihren nächsten Patienten und bei der Situation die sie erwarten würde.

    Sie konnte es noch gar nicht fassen, wie einfach es doch gewesen war, unerkannt aus dem Krankenhaus zu entkommen. Ohne ihre Personalien würde man nicht feststellen können, wo sie sich aufhielt. Gut gelaunt machte sich Izabella erneut auf den Weg zu ihrer Arbeit, auch mir mehr als einer entschuldbaren Verspätung. Allerdings konnte sie sich nun die Fahrt mit der U-Bahn sparen, denn vom EKH aus, war die Speicherstadt ja gleich um die Ecke. Erschrocken zuckte sie zusammen, als dicht neben ihr zwei Einsatzfahrzeuge vorbei fuhren und blickte den Wagen noch lange hinterher.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.07.2007, 11:15


    Am Einsatzort herrschte für Jamie ein unbeschreibliches Chaos und eine Hektik, mit der er nicht sofort fertig wurde. Während Malte und Philipp ruhig an die Sache rangingen und es für sie auch mehr oder weniger ein Routineeinsatz war, musste er an seine Grenzen gehen um damit fertig zu werden, was sich ihm hier bot. Der Fahrer war in seinem Wagen komplett eingeklemmt geworden und konnte nur mit Hilfe der Feuerwehr geborgen werden, während der Beifahrer sich sogar selbst hatte befreien können. Nur unter großer Mühe schaffte Jamie es ruhig zu bleiben und die Erstversorgung des Beifahrers zu übernehmen. Insgeheim war er Philipp und Malte dankbar dafür, dass sie ihn nicht für die Versorgung des Fahrers eingeteilt hatten. In dem Moment wäre er nicht fähig gewesen irgendeine genaue Diagnose stellen zu können, geschweige denn den Patienten richtig zu versorgen. "Nun kommen Sie. Setzen Sie sich mal hier hin, ich werde mir dann mal die Platzwunde ansehen. Haben Sie sonst noch irgendwo Schmerzen?" Vorsichtig stüzte Jamie den Beifahrer und ließ ihn auf dem Trittbrett des RTW hinsetzen. "Kümmern Sie sich doch um ihre eigenen Angelegenheiten. Mir fehlt nichts." Die starke Alkoholfahne die ihm entgegenwehte machte ihm einiges klar, und er verstand weshalb sich der Patient gar so rüde benahm. "Ob Ihnen was fehlt oder nicht, lassen Sie mal meine Sorge sein. Vorsicht, ich klebe Ihnen jetzt die Wunde zu." Unbeirrt fuhr Jamie fort den Mann zu behandeln und ließ sich auch durch dessen Sprüche nicht durcheinander bringen. Erst als der Mann im RTW saß und von den Kollegen in ein nahegelegenes Krankehaus zur Überwachung gebracht wurde, merkte Jamie wie sehr ihn der Einsatz geschlaucht hatte.

    "Na komm Kollege, Mittagspause." Jamie schreckte aus seinen Gedanken hoch, als Malte ihm auf die Schulter schlug und bereits in Zivil vor ihm stand. Er war immer noch so in Gedanken gewesen, dass er ihn nicht hatte kommen hören. Langsam erhob er sich aus dem Stuhl und ging rasch zu den Umkleiden. Ein Arbeitsplatz am Rand der Speicherstadt war wie ein Traum und er beschloss die nähere Umgebung etwas besser zu erkunden. Zwar kannte er sich in Hamburg gut aus, und während des Studiums war er mit seinen Kumpels auch oft durch die Stadt gezogen, aber alleine machte ihm so etwas noch viel mehr Spass. Lässig schlenderte er an den Fleeten entlang und blieb hin und wieder lange an den unzähligen Brücken stehen. Die Aussicht die sich da immer wieder bot war einfach umwerfend und er konnte nicht genug davon bekommen. Leise vor sich hin pfeifend ging er noch weiter und wollte fast schon wieder umkehren, als er eine Person am Boden liegen sah. Rasch beschleunigte er seinen Gang und kniete neben der jungen Frau, deren Gesicht er nicht sehen konnte nieder. "Hallo! Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.07.2007, 19:22


    Benommen drehte sie ihren Kopf in die Richtung aus der die tiefe, männliche, aber doch beruhigende Stimme kam. Sie versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen, der neben ihr kniete, doch ihr Körper wollte ihr heute einfach nicht gehorchen. Nur ein verschwommenes Bild nahm sie wahr und Panik ergriff sie. Wie konnte es sein, dass ihr Kreislauf bereits zum zweiten Mal an diesem Tag schlapp machte und sie bewusstlos auf der Straße zusammenbrach? Sie war heute Früh ja nicht enmal zu ihrem alltäglichen Trainingseinheiten gekommen, die sie ansonsten absolvierte. Was hatte sie ihrem Körper also schon abverlangt, was er nicht hätte leisten können?
    Der Versuch sich auf ihren Händen abzustützen und aufzusetzen misslang und mit einem lautlosen Seufzer wandte sie sich wieder von dem Fremden ab, dessen Stimme sich so bekannt für sie anhörte. "Bitte... ich will nicht... nicht zurück ins Krankenhaus...", flüsterte sie leise, bevor sich ihre Augen schlossen und sie wieder bewusstlos wurde.

    Als Izabella ihre Augen vorsichtig öffnete umfing sie ein dämmriges gelbes Licht. Immer noch benommen und mit dem Gefühl soeben aus einem stundenlangen Tiefschlaf aufgewacht zu sein, versuchte sie sich aufzurichten, auch wenn sie jetzt bereits wusste, dass man sie zurück in das Krankenhaus gebracht hatte, aus dem sie geflohen war. Sie war mit einem EKG verbunden und eine Ringerlösung ergoss sich langsam durch den Venenzugang in die Vene der linken Hand. Trotz der Medikamente, die man ihr, in ihrer Bewusstlosigkeit verabreicht hatte, fühlte sie sich nicht besser. Das Piepsen des EKGs machte sie nervös und die übliche Krankenhausluft erinnerte sie an ihren letzten Krankenhausaufenthalt, den sie auch da selbst beendet hatte. Tränen stiegen Izabella in die Augen und ein leises Schluchzen kam über ihre Lippen. Hatten die Ärzte bereits herausgefunden, was ihre Symptome zu bedeuten hatten oder bereiteten sie die nächsten Untersuchungen vor? Bluttest, Drogentest und was man sonst noch in Anbetracht zog, was ihr fehlen könnte. Der Gedanke daran, dass die Ärzte bereit die Diagnose in Händen hielten ließ ihr schlecht werden und ein heftiger Schmerz fuhr durch ihren Magen. Am ganzen Körper begann sie erneut zu zittern und doch rührte sie die Bettdecke nicht an, die man ihr nur leicht übergelegt hatte. Erniedrigte Körpertemperatur dran hatte sie sich längst gewöhnt.
    Tief verzweifelt schluchzte Izabella auf und ließ ihren Tränenströmen freien Lauf. Sie war eine Gefangene in den Händen der Ärzte, die ihre Vorgeschichte nicht interesssieren würde, sondern die sie nur in eine andere Klinik verweisen würden, wo sie noch mehr Gefangene war, mit strengen Vorschriften und Regeln. Reichte es nicht, dass sie sich selbst zur Gefangenen machte?
    Leise und vorsichtig wurde ihre Zimmertür geöffnet und kaum sah Izabella die rote Dienstjacke, schloss sie die Augen und stellte sich schlafend. Sie wollte niemanden sehen, mit niemanden reden und niemanden zuhören müssen. Sagten ihr doch alle die gleichen Worte, dass alles wieder gut werden könnte. Solange sie es selbst nicht wollte, würde sich auch nichts ändern. Leise trat jemand an ihre Bettseite und ging dann um das Bett herum, um, so vermutete sie es zumindest, ihre Werte zu überprüfen, die sich nicht verändert hatten. Wieder hörte sie wie die Tür geöffnet wurde und eine zweite Person den Raum betrat.
    "Lass dich lieber von Philipp hier drin nicht entdecken. Er sieht es als Notarzt nicht gerne, wenn man ein Schicksal eines Patienten zu nahe an sich heran lässt. Wobei ich mir manchmal denke, dass auch er sich viel mehr Gedanken um seine Patienten macht, als er zugeben möchte. Wo hast du sie eigentlich gefunden? Wir wollten gerade die Polizei einschalten, als dein Anruf kam." Auch wenn die Stimme der Ärztin ruhig und freundlich klang, so wusste Izabella, das sie nie Vertrauen zu ihr fassen konnte. "Welche Erklärung hättest du eigentlich für die unverändert niedrigen Werte, Jamie?" Ihr stockte der Atem, als sie die Frage hörte und innerlich spürte sie ein Gefühl der Erleichterung, denn noch immer fehlte den Ärzten die Diagnose.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 13:11


    Als Anna hinter Jamie den Raum betreten hatte drehte er sich langsam zu ihr um und blickte ihr offen ins Gesicht. Wie oft hatte er im Studium die Worte der Professoren gehört, die ihnen immer wieder klar gemacht hatten, dass Mitleid der falsche Weg war um den Patienten zu helfen. Wie genau hatten sie sich das eingeprägt, man hätte sie im Schlaf wecken können und sie hätten den Satz aufgesagt. Aber jetzt im echten Leben kam ihm der Satz fast wie blanker Spott vor. Wie sollte man es nur schaffen sich so abzuschotten und nichts mehr an sich heran zu lassen? "Ich weiß, dass Mitleid der falsche Weg ist Anna, aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Wenn sie das hat was ich vermute, wird eine schwere Zeit auf sie zukommen. Sie lag auf dem Weg zu dem Cafe, hinten in der Speicherstadt. Du weißt schon, der Nobelschuppen. Es war mehr Zufall dass ich sie entdeck habe." Nachdenklich drehte sich Jamie wieder zu der jungen Frau um. Sollte sich seine Befürchtung wirklich bewahrheiten? Es würde zumindest auch annähernd erklären weshalb sie aus dem Krankenhaus geflohen war. "Ich will mich hier nicht als jemand aufspielen der alles weiß, aber diese Krankheit war eines der letzten Themen im Studium. Schau, viel zu niedrige Körpertemperatur, den Willen immer weiter zu machen, egal was der Körper sagt. Das eingefallene Gesicht, der schlechte Gesamtzustand und ein viel zu niedriger Blutdruck. Eigentlich kann es nur Magersucht sein, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Dazu müsste man zuerst mit ihr reden." Langsam drehte er sich wieder um und blickte lange die scheinbar schlafende Patientin an. Hatte er wirklich Recht oder würde es eine andere, einfachere Erklärung dafür geben?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 15:19


    Vollkommen gleichgültig, ob man hinter ihre Täuschung bemerken würde, rollte sich Izabella wie ein ängstliches Kleinkind unter der weißen Decke zusammen und suchte Schutz vor dem, was auf sie zukommen würde. Tests, Gespräche und neugierige Psychater, die versuchen wollte ihr zu helfen und sie aus dem Teufelskreis zu befreien, doch ihr konnte keiner helfen. Leise liefen ihr wieder die Tränen über das Gesicht und sie unterdrückte ein lautes Schluchzen, um die Aufmerksamkeit der beiden Ärzte nicht auf sich zu lenken. Vielleicht wäre es besser gewesen man hätte sie gar nicht gefunden und ihr Körper wäre in eine tiefe Bewusstlosigkeit gesunken. Es wäre ihr egal gewesen, ob sie auf der Intensivstation im Koma lag, so hätte sie zumindest keine Kraft aufbringen müssen, um sich der Herausforderung und den Kampf gegen den Teufelskreis zu stellen.
    Anna füllte ein Protokoll, das sie in der Hand hielt, mit nötigen Informationen aus und beobachtete ihren jungen Kollegen aus den Augenwinkeln heraus. "Unsere Kollegen vom PK haben gerade angerufen. Noch immer ist keine Identität bekannt, was allerdings hilfreich wäre, um Angehörige zu verständigen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 15:30


    Jamie fasste die wenigen Worte der Ärztin als Auftrag auf die Identität der Frau heraus zu finden. Geistesabwesend nickte er Anna zu und blickte ihr hinter her als sie wieder aus dem Zimmer ging. Leise ging er um das Bett herum und blickte die Patientin an. War er, der er ja nur sehr wenig Erfahrung aufweisen konnte wirklich der Richtige um eine Art Vertrauen aufzubauen? Langsam kamen die Selbstzweifel in ihm hoch und er fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Zögerlich zog er sich einen Stuhl an das Bett und überlegte was er sagen sollte. Wie alt sie wohl war? Jünger als er? Angesichts ihrer Tränen, die immer noch wie Bäche über ihr Gesicht liefen beschloss er sie sanft anzureden. Vielleicht würde er es ja schaffen und konnte eine Art Vertrauen aufbauen. "Wie fühlen Sie sich?" Eine schlichte Frage, die trotzdem nicht dämlicher hätte sein können, schimpfte er sich selbst. Weil, wie sollte sie sich schon fühlen?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 15:42


    Alles hatte sie mitgehört, was die beiden Ärzte untereinander ausgestauscht hatten und sie war fest entschlossen kein einziges Wort über ihre Lippen gleiten zu lassen. Man würde sie hier nicht festhalten können und in eine Psychatrie würde sie sich auch nicht bringen lassen. Niemals! Ihre Willenskraft kehrte zurück und ohne darauf zu achten, ob ihr Kreislauf wieder bereit dafür war, setzte sie sich stürmisch auf und funkelte den jungen Arzt aus geröteten Augen an. Seinen mitleidigen Blick konnte er sich sparen, diente er doch nur dazu, um das in Erfahrung zu bringen, zu was er beauftragt worden war. "Wann kann ich das Krankenhaus verlassen?" Keine Unsicherheit und kein Zittern lagen in ihrer Stimme, sondern tiefe Entschlossenheit. Erneut spürte sie ein Schwindelgefühl, doch sie schloss nur kurz die Augen und schon war es überstanden. Wie als hätte sie eine starke Schutzmauer vor sich aufgebaut, wollte sie den Arzt auf keinen Fall näher als nötig an sich heran kommen lassen. Er sollte ihretwegen ihre Werte kontrollieren und ihr aufbauende Medikamente verabreichen, doch mehr würde sie nicht zulassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 15:51


    "Das Krankenhaus verlassen? Ich fürchte nicht so schnell. Und ein zweites Mal werden wir Sie nicht ausbüxen lassen." Jamie versuchte genauso viel Entschlossenheit in seine Stimme zu legen, aber er spürte, dass es ihm nur halb so gut gelungen war wie er gewollt hatte. Irgendetwas musste ihn ja schließlich von den erfahrenen Ärzten unterscheiden, auch wenn er es nicht wollte. "Man kann Sie zwar nicht gegen Ihren Willen hierbehalten, aber es wäre wirklich sinnvoller hier zu bleiben. Nein nein, stop", Jamie hob abwehrend die Hände, als er sah, dass die junge Frau zu einem Protest ansetzen wollte. "Ich will hier keinen Psychologen spielen, dafür habe ich nicht studiert, aber ich will, dass Sie von sich aus einsehen, dass das keine Möglichkeit ist so weiter zu machen." Beharrlich blieb Jamie dabei was er dachte und versuchte es ihr klar zu machen. Noch hatte er keine Ahnung warum er das alles überhaupt tat, denn wie Anna vorhin schon gesagt hatte, keiner würde es für gut halten was er hier tat. Aber auf der anderen Seite war er niemand, der einfach so vergessen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 15:59


    "Hören Sie auf! Ich brauche weder Ihr Mitleid, noch Ihre guten Ratschläge! Es ist mein Leben das ich zerstöre und auch sie werden mir nicht helfen können etwas daran zu ändern. Sie können vielleicht reden und mich hier gefangen halte, mich mit Beruhigungsmittel ruhig stellen, aber wirklich helfen können Sie nicht. Verschwinden Sie, ich will niemanden von euch Notärzten sehen, die einen vergessen, nachdem sie ihre Unterschrift unter das ausgefüllte Protokoll gesetzt haben." Ihre Stimme überschlug sich beinahe und wieder flossen die Tränen, doch Izabella wollte ihren Willen durchsetzen und sich nicht wie eine Geisteskranke behandeln lassen. Vielleicht hatte sie ihrem Körper mehr zugemutet, als er hatte vertragen können, doch sie würde es in den Griff bekommen, wenn sie nur wollte. Alleine und nicht hier in diesem Krankenhaus. Fehlte nur noch das man vor ihrem Fenster Gitter anbrachte und die Türklinke entfernte, um sie an einer erneuten Flucht zu hindern. Unruhig wanderten ihre Augen durch das Zimmer und sie spürte wie sich ihr Puls beschleunigte, ihre Atmung schneller ging. Die Wände schienen auf sie zuzukommen und sie wollte raus hier. Einfach weg...



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 16:19


    Als er sie ansah, wie sich die Augen vor Angst weiteten und sie immer unruhiger wurde spürte er plötzlich ein Gefühl, das er nur sehr selten hatte. Er war mit der Situation überfordert, wusste nicht was er tuns sollte. Er war es gewesen, der die Patientin so aufgeregt hatte. Sollte er um Hilfe bitten? Ihr einfach ein Beruhigungsmittel geben? Schweisperlen sammelten sich auf seiner Stirn und er versuchte angestrengt nach zu denken. Was hatten sie auf der Uni immer gelacht wenn die Dozenten von solchen Fällen gesprochen hatte. Als Unfug hatten sie es abgetan. Und jetzt stand er genau vor so einer Situation und wusste nicht mehr weiter. Irgendwie musste er zusehen, dass er die Patientin beruhigte. Aber wie? Zögerlich näherte er sich wieder dem Bett, nach dem er bei ihren verbalen Angriffen empört aufgesprungen war. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und strich sanft darüber, während er sie mit der andern Hand an der Schulter festhielt. "Ich werde gehen, mir mein Gerede sparen, aber ich will erst, dass du dich wieder beruhigst. Es gibt doch für alle Situationen einen Ausweg." Ohne es zu merken war er mitten im Satz ins 'Du' gerutscht und er hoffte, dass er so einen etwas besseren Draht zu ihr bekam.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 19:57


    "Verschwinde!" Keinerlei Energie lag mehr in ihrer Stimme und es war nur noch ein leises Flüstern, dass über ihre Lippen drang. Selbst der zornige Blick ihrer Augen schien sich entspannt zu haben und sie ließ sich benommen in ihr Bett zurück gleiten, kuschelte sich verschüchterte in die Bettdecke, wie ein kleines Kind das Angst vor den Konsequenzen hatte. Ihr zierlicher Körper zuckte immer wieder leicht zusammen, wenn sie versuchte die aufsteigenden Schluchzer zu unterdrücken. Müde schloss sie die Augen und obwohl sie das bekommen hatte, was sie wollte ergriff sie erneut die Angst. Leise Schritte drangen an ihr Ohr und die Tür wurde geöffnet. Er hatte sein Versprechen gehalten. Tatsächlich hielt er sich daran und ging, nachdem sie sich beruhigt hatte. "Bitte bleib. Ich will nicht alleine sein... in diesem schrecklichen Raum... es riecht hier alles nach Krankheit..." Wieder war es nur ein Flüstern und auch wenn sie ihre Augen nicht öffnete, so war sie sich sicher, dass er zumindest stehen geblieben war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 20:57


    Zögerlich und unsicher was er als nächstes tun sollte blieb Jamie an der Tür stehen. Er hatte sich daran halten wollen was er ihr versprochen hatte. Aber wieso nur hielt sie ihn jetzt zurück? War es ihr wirklich wichtig, dass er blieb oder war es nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, der auf ihn zukommen würde? Fragend ging er wieder zu ihrem Bett zurück und ließ sich erneut auf den Stuhl fallen. Ein kurzer Blick über die angeschlossenen Geräte genügte um festzustellen, dass diese unverändert niedrig, aber weitesgehend stabil waren. Ohne ein weiteres Wort zu sagen blieb er auf dem Stuhl sitzen und musterte sie. Hübsch war sie ohne Zweifel, wenn auch stark von ihrer Krankheit gezeichnet. Sie war noch so jung, er schätzte sie jünger als sich selbst. Würde sie den Kampf gewinnen oder letzten Endes doch Verlierer sein? "Ich kann da bleiben, wenn du das willst. Wenn aber ein neuer Einsatz kommt muss ich weg. Sobald ich fertig bin komme ich dich danach wieder besuchen. Verrätst du mir dafür zumindest deinen Vornamen?" Jamies Worte waren kaum mehr ein Flüstern, aber er war sich sicher, dass sie ihn verstand. Er konnte nur hoffen, dass er so viel Vertrauen aufbauen konnte, dass sie sich nicht aufgab.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 21:14


    "Damit du meinen Namen dann an deine Kollegen von der Polizei weiter geben kannst? Ich habe keine Vorgeschichte die euch weiter helfen kann und morgen werde ich das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen, noch bevor ihr mir einen Psychater an's Bett gesetzt habt." Wieder sträubte sie sich gegen seine Hilfe und seinen vorsichtigen Annäherungen, um ihr Vertrauen zu gewinnen, doch sie wollte auch nicht daran denken, dass sie wieder alleine sein würde, wenn er zu einem Einsatz gerufen wurde.
    Immer wieder fielen ihre Augen zu, denn ihr Körper verlangte nach Schlaf, dem sie ihm jedoch nicht geben würde. Was würden sie mit ihr machen, wenn sie sich nicht mehr wehren konnte? Würde man ihr ausreichend Beruhigungsmittel geben, um sie ohne Aufsehen zu erregen, auf eine andere Station zu verlegen? Eine Station die für sie besser geeignet war? Gerade als Izabella in einen leichten Schlaf gefallen war, wurde die Tür stürmisch geöffnet und Malte betrat den Raum. "Ach, hier bist du. Philipp sucht dich schon überall und ist ziemlich schlecht gelaunt. Anna gab mir den Tipp, das ich dich hier finden würde. Schläft sie?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 21:27


    Erschrocken drehte sich Jamie ruckartig zu Malte um und funkelte ihn an. Das Feuer das in seinen Augen loderte war keine Wut gestört worden zu sein, sondern Entschlossenheit der jungen Patientin zu helfen. Er konnte nicht sagen wieso er es vor hatte, aber seltsamerweise fühlte er sich zu ihr hingezogen. "Ich weiß nicht ob sie wirklich schläft. Aber was ich sicher weiß, ist, dass sie jede Gelegenheit nutzen wird um hier abzuhauen. Ja, Philipp wird sauer sein. Ich weiß auch, dass ich der kleine, dumme Arzt bin, der von nichts ne Ahnung hat, aber ich kann sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Alleine findet sie nicht wieder heraus aus dem Teufelskreis." Unentschlossen stand Jamie auf und wollte auf der einen Seite die junge Frau nicht alleine lassen, aber auf der anderen Seite wusste er auch, dass er einen Job zu machen hatte. Und dieser bestand eindeutig nicht daraus stundenlang am Bett einer Patientin zu sitzen. Ungeachtet Maltes Blickte warf Jamie noch einmal einen Blick zurück und konnte doch nicht erahnen wie tief sie schlief. "Ich komme nach Dienstschluss wieder, versprochen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 21:36


    Malte schloss die Tür wieder hinter sich und hielt Jamie zurück. "Was meinst du mit Teufelskreis? Hat man bereits herausfinden können, was ihre Symptome zu bedeuten haben? Und was Philipp angeht, mach' dir nicht zu viele Gedanken, auch wenn er dein Vorgesetzter ist. Es ist besser du hörst nicht auf alles was er sagt." Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Sanis aus und er machte schnell einer Krankenschwester Platz, die mit einem vollen Essenstablett ihm entgegen kam und die Tür öffnete, aus der sie soeben gekommen waren. Einen wunderbaren Duft verströmte das Essen und ließ Maltes Magen knurren. "Irgendwann werden wir noch kläglich Verhungern, während unseres Dienstes. Was hältst du davon, wenn wir mal nachsehen, ob Anna noch etwas von ihrem Kuchen im Kühlschrank stehen hat? Philipp wird dort sicherlich auch uns warten." Augenzwinkernd setzte sich Malte in Bewegung, als ein klirrendes Geräusch zu vernehmen war und ein verwunderter Ausruf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 21:46


    In seiner Vermutung bestätigt wirbelte Jamie herum und rannte zur Türe zurück aus der er gerade gekommen war. Jedes Lachen auf seinen Lippen war eingefroren und er achtete nicht mehr weiter auf Malte. Ohne auf die Schwester zu achten zwängte er sich an ihr vorbei und war mit einem Satz wieder neben dem Bett. Die Werte waren unverändert geblieben, was allerdings nicht zur Beruhigung diente. Izabella saß erneut senkrecht im Bett und funkelte die Schwester böse an. Sanft griff Jamie sie am Arm und wollte ihr dadurch zeigen, dass er da war. Er konnte nur hoffen, dass sie sich diesmal auch so schnell beruhigen würde wie zuvor. "Hey. Ist ja gut. Du musst nichts essen, was du nicht willst. Und den Schwestern werde ich gleich sagen, dass sie dir nur das bringen sollen was du willst und auch nur wann du willst, ja?" Sanft, aber bestimmt nahm er sie an den Schultern und drückte sie wieder zurück ins Kissen. "Und jetzt ruh dich einfach aus. Du wirst deine Kraft morgen brauchen, wenn du schon wieder gehen willst."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 21:55


    Verwundert war Malte seinem jungen Kollegen gefolgt und beobachtete ein Bild, das noch mehr Fragen aufwarf. Was hatte diese merkwürdige Reaktion ihrer Patientin zu bedeuten und was noch viel seltsamer war, wie wusste Jamie, wie er sie beruhigen konnte? Mit einem Kopfschütteln lehnte sich Malte gegen den Türrahmen und wollte dem weiteren Verlauf der Situation folgen. Die Krankenschwester hatte damit begonnen, das Chaos zu beseitigen und ihr Blick verriet, wie empört sie über dieses Verhalten war.
    Sie zitterte, ihr war schlecht und alles um sie herum nahm sie nur verschwommen war. Den Griff um ihren Arm spürte sie erst, als der junge Arzt sie vorsichtig zurück in ihre Kissen gelegt hatte. Sie wollte sich dagegen wehren, hatte Angst, das man ihr ein Mittel verabreichte, nur um sie ruhig zu stellen, doch sein Griff ließ sofort nach, als sie wieder lag. "Ich will ja, aber es geht nicht...", schluchzte sie plötzlich auf. Gerade als sie zu einer weiteren Antwort ansetzen wollte entdeckte sie Malte an der Tür und sie wandte ihren Kopf von Jamie ab und schloss die Augen. Es war ein Verhör, nichts weiter, um endlich zu erfahren, wo sie wohnte und wer zu informieren war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.07.2007, 22:05


    Sanft streichelte Jamie ihr immer wieder über den Arm und blickte sie ehrlich an. Er spürte, dass er einen kleinen Zugang zu ihr schon gefunden hatte, aber sie immer noch Angst hatte er könnte sie irgendjemanden ausliefern. Als sie den Kopf demonstrativ von ihm weg drehte und wieder die Augen schloss drehte auch er kurz den Kopf und sah Malte in der Tür stehen. Jetzt wurde ihm auch klar warum sie erneut abgeblockt hatte. Sie musste ja fast schon denken, er würde nur ein Spielchen mit ihr spielen, aber das tat er nicht. Durch eine Kopfbewegung und einem flehenden Blick sah er Malte an und schickte ihn weg. Erst als auch die Krankenschwester das gröbste aufgesammelt hatte und die Türe geschlossen hatte wand er sich wieder ihr zu. "Was willst du und es geht nicht? Aufhören? Das geht nicht von alleine. Keine Sorge, ich habe den Kollegen hinausgeschickt, und habe keineswegs vor irgendwelche Personalien von dir auszuquetschen um sie an sonst wen weiter zu geben. Alles was ich will, ist dein Vertrauen. Ich will dir helfen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.07.2007, 22:27


    "Du willst mir helfen? Gerade du! Lautet der Leitsatz unter Ärzten nicht, nur nicht mitleiden und ein Schicksal zu nah an sich heran lassen? Es soll kein Vorwurf sein, aber dir begegnen am Tag unzählige Patienten, die alle ihre eigenen Geschichte haben, warum solltest du dich ausgerechnet um mich kümmern wollen. Weil ich noch mehr bemitleidenswerter, wie alle anderen bin? Ich brauche dein Mitleid nicht und es wäre auch für dich besser, wenn du einfach mein Protokoll abtippst, es zu meinen Unterlagen hinzufügst und mich behandelst, wie jeden anderen Patienten hier auch." Es waren harte Worte die aus ihrem Mund kamen und sie bereute sie bereits, kaum waren sie ausgesprochen. Er war der Erste gewesen, der sich wirklich um sie bemüht hatte. Versucht hatte ihr Hoffnung zu machen. Izabella wusste wie sinnlos es war, denn wenn sie erst einmal wieder in ihrer alten Umgebung war, würde sich jeder ihrer guten Vorsätze in Luft auflösen und zu einer Therapie fehlte ihr der Mut und der Wille es auch wirklich durchzustehen. "Du kannst mir nicht helfen und du sollst es auch nicht. Warum hast du mich nicht einfach liegen gelassen?" Sie hatte nicht einmal mehr den Mut ihn anzusehen und entzog ihm sogar ihre Hand, um sich vollkommen abzuschotten. Was wenn sie ihm ihr Vertrauen schenkte und doch nur wieder enttäuscht wurde?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 17.07.2007, 10:04


    Jamie stand auf und entfernte sich von ihrem Bett. Wieso nur ging er nicht einfach und ließ sie ihren Dickkopf durchsetzen. Malte hatte Recht, Philipp und auch Anna würden es nicht gutheißen was er hier tat. Aber er konnte nicht einfach gehen und sie vergessen. Nachdenklich blieb er am Fenster stehen und blickte gedankenverloren auf ihr Bett. Was musste sie alles bereits durchgemacht haben, dass sie überhaupt kein Vertrauen mehr fassen konnte? "Ich konnte dich nicht liegen lassen. Nicht nur wegen dem Eid der Ärzte. Schau, das ist mein erster Arbeitstag heute, du bist der erste Einsatz gewesen. Glaubst du wirklich ich will heute abend nach Hause gehen im Wissen nicht alles versucht zu haben?" Langsam ging Jamie wieder zu ihrem Bett zurück und blieb am Fußende stehen. Fest umgriff er das Ende des Bettgestells und die Knöchel traten weiß hervor. "Wenn du es wirklich willst, dann kannst du es schaffen. Nicht alleine und nicht sofort. Aber wenn du es wirklich willst, dann gehe ich jetzt zu meinen Kollegen zurück, trinke in aller Ruhe meinen Kaffee und werde mich nicht weiter kümmern. Wenn es das ist was du willst, bitte. Zwingen kann ich dich eh zu nichts. Bleib weiter die anonyme Patientin. Aber dann seh wenigstens zu, dass du beim nächsten Fluchtversuch wirklich weg kommst, ja?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 17.07.2007, 16:02


    Hart traf sie sein letzter Satz und sie schloss wieder die Augen, um ihre erneut aufsteigenden Tränen zumindest noch so lange zurück zu halten, bis er gegangen war. Er sollte ihre Hilflosigkeit und Schwäche nicht sehen. "Bitte geh!" Es war keine Bitte, sondern nur noch ein leises Flehen, dass sie hervor brachte und Izabella wusste, sie hätte nur diesen einen entscheidenden Schritt tun müssen, um ihrem Leben eine neue Wendung und wieder einen Sinn zu geben. So jedoch versteckte sie sich wieder in ihrem Schneckenhaus, in das keiner eindringen konnte. Warum ging er nicht endlich? Auf was wartete er? Das sie es sich anders überlegte? Gerade als sie sich aufrichten wollte und ihre letzte Kraft dazu aufwenden, ihn mit klaren Worten aus den Raum zu schicken, wurde die Tür wieder geöffnet und ein weiterer Arzt kam herein. Dessen Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. "Schwarz, kann ich dich bitte mal unter vier Augen sprechen? Zwar meinte ich, die Worte die ich dir durch Malte habe ausrichten lassen, waren deutlich genug, aber ihr Ex-Studenten meint wohl, ihr müsstet euch in eurem Job erst einmal selbst beweisen." Philipp war schlecht gelaunt, besser gesagt, äußerst wütend über das Verhalten seines neuen Arztes. Was bildete sich dieser eigentlich ein? Glaubte er, er konnte alles machen, was ihm gerade behagte? "Ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 17.07.2007, 16:17


    Mit einem letzten, langen und intensiven Blick auf das Bett drehte Jamie sich um und wusste, dass jetzt der schlimmste Teil seines ersten Tages komme würde. Ja Malte und Anna hatten ihn gewarnt und ihm mehr oder weniger angeschafft, er solle sich nicht so intensiv um die Patientin kümmern. Er hatte sie ignoriert und war seinem Gefühl gefolgt. Jetzt bekam er die Quittung dafür, aber er würde es wegstecken können. Sein Gewissen sagte ihm immer noch, dass es richtig war was er gemacht hatte. Weiterhin aufrecht ging er hinter Philipp hinaus und hoffte die Standpredigt des Notarztes würde nicht zu heftig ausfallen. "Was willst du Philipp? Willst du mich gleich rauswerfen, nur weil ich versucht habe der Patientin zu helfen? Habt ihr zumindest schon herausgefunden was sie hat oder müsst ihr euch zum Schluss noch auf die Meinung eines kleinen dummen Ex-Studenten verlassen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 17.07.2007, 16:26


    "Könntest du mir bitte einmal erläutern für was man in einem Krankenhaus, wie diesem hier Arbeitspläne benötigt, wenn doch jeder macht was er gerne möchte? Für was hast du studiert, wenn du den Job einer Krankenschwester übernimmst und den Patienten Händchen hälst oder dich als Hobby-Polizist aufspielst? Dein Job ist es uns auf dem NAW zu unterstützen und keinen Diagnosen zu fällen oder Identitäten ausfindig machen. Solltest du das kapiert haben, wäre es nun äußerst freundlich von dir, du würdest Malte beim Reinigen des NAWs behilflich sein, außer natürlich du ziehst einen Besuch bei Dr. Dietrich vor, um dir deinen Aufgabenbereich erläutern zu lassen. Das da drin ist eine Patientin, die wir Erstversorgt habe und alles weitere übernimmt das Personal hier im Krankenhaus und wenn es dich beruhigt, es wurde nach deiner Diagnose, bereits ein Psychologe angefordert." Klar und deutlich stellte Philipp seinen Standpunkt dar und wollte keinen Widerspruch gelten lassen. Weder jetzt und heute, noch zu einem anderen Zeitpunkt. Zwar hatte er Jamie nicht angeschrieen, aber seine Stimme vermittelte deutlich, wie wütend er war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 17.07.2007, 19:20


    Jamie stand immer noch aufrecht und selbstbewusst da und blickt Philipp direkt in die Augen. Auch er würde nicht klein bei geben, aber auch nicht unbedingt einen handfesten Streit vom Zaun brechen. "Ich werde jetzt gar nicht versuchen meinen Standpunkt klar zu legen, weil es eh sinnlos wäre. Aber ich wünsche dem Psychologen viel Spass mit der Patientin." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte Jamie sich um und ließ Philipp alleine stehen. Zwar war es nicht das Verhalten, das man sich von dem jungen Arzt wünschte, aber er konnte nicht aus seiner Haut heraus. Sich für etwas entschuldigen, was einem nicht leid tat war für Jamie das schlimmste und er tat es auch nicht oft. Schweigend ging er die Gänge des Krankenhauses entlang und machte sich auf den Weg zu Malte. In den Garagen angekommen blieb Jamie erst einmal stehen und versuchte innerlich wieder ruhiger zu werden. Malte gegenüber brauchte er seinen Unmut nicht auslassen, denn der Rettungassistent hatte ja noch versucht ihn weg zu holen. Erst als er das Gefühl hatte sich wieder unter Kontrolle zu haben trat er neben Malte und ergriff einen der Lappen die am Boden lagen. "Wo soll ich dir helfen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 17.07.2007, 19:59


    "Lass mal, ich bin soweit fertig, schließlich ist mir der Luxus, eine helfende Hand zur Seite zu haben, noch völlig unbekannt. Scheint du hast heute Glück und unser U-Bahn-Einsatz, bleibt dein Einziger. Glaub aber nur nicht, dass das jeden Tag so läuft." Grinsend schloss Malte die Türen des Wagens, nachdem er den Schlüssel wieder unter der Sonnenschutzblende verstaut hatte und drehte sich zu Jamie um. "Du versuchst ihr zu helfen und sie lässt dich abblitzen, habe ich recht? Das wird dir in unserem Beruf nicht nur einmal passieren und es ist besser du gewöhnst dich daran. Wie oft, wurden wir schon zu Fällen mit häuslicher Gewalt gerufen und die Frauen, die von ihren Männer beinahe blutig geschlagen wurden, schickten uns unverrichteter Dinge wieder fort. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Vor allem Magersucht ist ein heikles Thema, wenn es sich denn bestätigen sollte. Allerdings kann ich nicht verstehen, dass sie so stur bleibt und ihren Namen nicht preis gibt. Ich meine, jeder der im Krankenhaus liegt wäre doch froh um jeden Besuch." Verständnislos schüttelte Malte den Kopf. "Na komm, lass uns Feierabend machen. Der Tag morgen wird sicherlich um einiges anstrengender, vor allem wenn unser Herr Dr. Haase miese Laune hat und davon gehe ich aus, außer du hast dich bei ihm brav entschuldigt. Hast du aber nicht, nehme ich an."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.07.2007, 08:50


    "Nein, entschuldigt habe ich mich in der Tat nicht. Weil ich einfach der Meinung bin, dass es nicht komplett falsch war was ich gemacht habe. Wir hatten seit der Mittagspause keinen einzigen Einsatz mehr und bevor ich die Zeit tot sitze kümmere ich mich lieber noch um die, die es brauchen." Gemeinsam gingen Malte und Jamie wieder zurück in Richtung Umkleiden. Jamie wusste nicht wie er seinen Standpunkt erklären sollte, oder ob er es überhaupt tun sollte, aber irgendwie hatte er das Gefühl mit Malte besser darüber reden zu können. "Und warum sie so stur ist, kann ich auch verstehen. Wenn du solche Probleme hättest, dir jemanden suchst der dir hilft und zum Schluss wahrscheinlich doch von allen fallen gelassen wirst, dann hast du keine Lust das noch öfter durch zu machen." In der Zwischenzeit waren die beiden in der Umkleide angekommen und schweigend hängte Jamie seine Notarztjacke in den Spind. Nachdenklich starrte er sie an und ließ sich den Tag noch einmal durch den Kopf gehen. So hatte er ihn sich wirklich nicht vorgestellt, und der Ärger mit Philipp wollte ihm auch nicht aus dem Kopf. Ob er es noch einmal riskieren sollte nach Feierabend bei der jungen Frau vorbei zu schauen? Irgendwie hatte er das Gefühl sie würde ihm jetzt mehr sagen. Aber was würde Philipp dazu sagen wenn er ihn wieder in dem Zimmer entdeckte? Unsicher was er machen sollte ließ er sich auf die Bank sinken und strich sich vorsichtig über die immer noch juckende Narbe.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.07.2007, 14:32


    *****

    "Ja, Izabella Janke. Man hat sie heute Vormittag wegen Kreislaufproblemen hier eingefliefert und es wäe sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie nicht meine kostbare Zeit verschwenden würden und mir endlich mitteilen, auf welchem Zimmer ich meine Freundin finde. Zeit ist Geld, was ihnen nicht bewusst zu sein scheint." Seine braungebrannten, muskulösen Arme auf der Theke der Rezeption abgestüzend und die junge Krankenschwester mit einem eisigen Blick fixierend, sah er zu, wie sie erneut den genannten Namen in ihren Computer eingab und verständnislos den Kopf schüttelte. "Tut mir leid, aber eine Izabella Janke ist nicht verzeichnet. Sie müssen sich täuschen." Nicht nur seine tiefe Stimme war mit einem ungeduldigen Unterton behaftet, sondern auch seine Gesichtszüge verfinsterten sich zusehends. "Nun hören Sie mir einmal genau zu. Ich habe vor wenigen Minuten einen Anruf von meiner Freundin erhalten, dass ich sie hier unverzüglich abholen soll und nun sagen Sie, das dies nicht möglich ist." "Das habe ich nie behauptet." Unsicher, wie sie reagieren sollte wanderten die Augen der Krankenschwester wieder zu ihrem Bildschirm, der ihr eindeutig mitteilte, dass es keine Patientin mit diesem Namen gab. Nervös fing sie an mit einer langen Haarsträhne zu spielen, blickte den Gang entlang, ob nicht irgendwer kam, der sie erlösen konnte, doch es war kurz vor Feierabend und man bereitete sich auf den Dienstwechsel vor. "Sie scheinen mit diesem Beruf vollkommen überfordert zu sein, also was halten sie davon, wenn ich Ihren Vorgesetzten um Hilfe bitte?" Ein schäbiges Grinsen legte sich auf das Gesicht des jungen Mannes, als er sich leicht von der Rezeption abstieß. Natürlich war ihm sein abwertendes und auffälliges Verhalten bewusst, doch von einer kleinen Krankenschwester wollte er sich nicht vera****en lassen. Er war ein Typ, den viele Frauen sofort als Macho definiert hätten. Gutaussehend, sportlich, eingebildet und sich seinen Stärken durchaus sicher. Mit seiner engen, dunkelblauen Designer-Jeans, dem weißen, weit geöffneten Sommerhemd und der teuren Sonnenbrille in der Hand spiegelte er nicht das Bild wieder, was er eigentlich war. Ein einfacher Student.
    "Also, wie sieht es aus? Werde ich heute noch zu meiner Freundin gebracht oder ist eine Unterredung mit Ihrem Chef von Nöten?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.07.2007, 14:47


    Unsicher ob er noch einmal zu der jungen Frau gehen sollte oder nicht ging er gemeinsam mit Malte zum Eingang. Noch hatte er es mit seinem Gewissen nicht ausgemacht, als sie am Empfang vorbei gingen. Zuerst interssierte ihn der junge Mann nicht, der mit der Schwester diskutierte, als aber die Schwester immer wieder beteuerte, keine Patientin mit dem Namen aufgenommen zu haben wurde er hellhörig. Unter dem Vorwand etwas vergessen zu haben verabschiedete Jamie sich von Malte und ging wieder zurück. Erst als der Rettungsassistent zur Türe hinaus gegangen war trat Jamie hinter den Empfang und blätterte scheinbar interessiert ein paar Blätter durch. "Hören Sie, wenn ich den Namen nicht in der Patienten Liste finde, dann kann ich Sie auch nicht zu Ihrer Freundin bringen." Die junge Schwester wurde immer nervöser und tippte verzweifelt die unterschiedlichsten Varianten des Namens in den Computer. "Wie sieht Ihre Freundin denn aus?" Entschlossen der Schwester zu helfen mischte sich Jamie in das Gespräch ein und hoffte es wäre nicht die Person die er dachte. Mit so einem Kerl, der sofort ausrastete würde sie es nie schaffen die Krankheit zu besiegen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.07.2007, 14:57


    "Ich weiß zwar nicht, was Sie das angeht, zumindest sehen Sie nicht so aus, als könnten Sie mir weiter helfen, aber nun gut. Izabella hat blonde Locken, blaue Augen und ist äußerst zierlich." Sein Handy begann zu klingeln und ohne darauf zu achten, wo er sich befand, zog er es heraus und nahm ab. Nur wenige Sekunden dauerte das Gespräch, was die Miene des jungen Mannes jedoch nicht veränderte. Ungeduldig und genervt sah er Jamie und die Krankenschwester an. Kaum hatte er wieder aufgelegt und sein Handy weggesteckt, setzte er auch schon wieder zu weiteren provozierenden Sätzen an. "Nun, ist Ihnen eine solche Patientin bekannt oder wollen auch Sie mir erzählen, ich würde mich täuschen. Natürlich, ich stehe hier im falschen Krankenhaus oder vielleicht hat meine Feundin mich auch angelogen." Er war wütend, zornig und konnte auf einmal nicht mehr verstehen, warum er sich bereit erklärt hatte, Izabella aus dem Krankenhaus abzuholen. Ihre Beziehung war beendet und dies sollte endlich einmal deutlich werden. Warum sie die WG nicht einfach verließ, konnte er nicht begreifen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.07.2007, 15:09


    Während des Telefonats war Jamie langsam aber sicher in eine Art Abwehrstellung gegangen. Er hatte keine Lust sich von dem Gegenüber fertig machen zu lassen. Konnte er dem Mann einfach Auskunft geben und ihm sagen wo Izabella lag, oder sollte doch lieber zuerst mit Philipp oder Anna darüber reden? Er beschloss für diesen Tag keine Alleingänge mehr zu machen und drehte sich rasch zum Telefon um. "Anna? Pass auf, ich steh grad noch am Empfang und habe einen Mann gegenüber, der zu unserer namenlosen Patientin will. Soll ich ihn zu ihr lassen? Ja? Okay, danke." Erleichtert legte Jamie auf und wand sich wieder zu dem muskulösen Mann um. "Ich denke ich habe sehr wohl etwas mit dem Fall Ihrer Freundin zu tun. Ich bin der Notarzt, der sie mit erstversorgt hat. Na kommen Sie, oder wollen Sie doch nicht zu Ihrer Freundin?!" Mit einem ebenso rauen und harten Ton sprach Jamie seinen Gegenüber an und ging zielstrebig voran. Während er wieder zu dem Zimmer ging, in dem er schon den ganzen Nachmittag verbracht hatte fragte er sich immer wieder ob es wirklich der Freund der Patientin war oder ob das nur so gesagt war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.07.2007, 15:34


    "Es stellt sich nicht die Frage, ob ich zu meiner Freundin möchte, sondern ob ich zu ihr kann, schließlich hat sich mich angerufen, damit ich sie hier abholen komme. Das sie auch ständig in Schwierigkeiten geraten muss, wie ein Kleinkind, das ständig einer Aufsicht bedarf." Seinen genervten Ton behielt er bei und folgte dem jungen Arzt, jedoch ohne ihm eine 'Danke' für seine Bemühen entgegen zu bringen. Er wollte etwas, also bekam er es auch, das war schon immer so gewesen.

    Izabella lag in ihrem Bett und fixierte die Tür. Wie lange würde es noch dauern, bis ihr Ex-Freund endlich hier auftauchte? Es hatte sie viel Kraft und Überredungskunst gekostet, ihn überhaupt soweit zu bringen, sich als ihr Freund auszugeben und sie hier heraus zu holen. Sie konnte einfach nicht länger hierbleiben und darauf warten, dass ihre Testergebnisse das bestätigten, was der junge Arzt längst vermutete. Steif und fest war sie davon überzeugt, dass sie nicht der Magersucht verfallen war. Ja, vielleicht hatte sie es mit ihren Diäten etwas übertrieben, aber Kreislaufprobleme konnte doch jeder bekommen, ohne gleich Magersüchtig zu sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.07.2007, 15:51


    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging Jamie eilig den langen Flur entlang und steuerte zielsicher auf das Zimmer zu. Er hatte auf die letzten Sätze keine Antwort mehr gegeben, denn der Mann war eh schon gereizt genug und er wollte ihn nicht noch komplett auf die Palme bringen. Bevor Jamie die Türe öffnete stoppte er noch einmal und drehte sich zu dem anderen um. "Sie können Ihre Freudin ruhig besuchen, aber mit einer Entlassung wird es sehr schlecht aussehen. Wir haben die Ursache für den Kreislaufzusammenbruch heute Morgen und Mittag noch nicht herausgefunden. Und Sie sollten sie auf keinen Fall aufregen." Mit eisigem Blick drehte sich Jamie wieder um und klopfte hart an die Tür, ehe er sie aufzog. Er selbst blieb in der Tür stehen und ging erst nach dem angeblichen Freund in das Zimmer. Zunächst wollte er sich im Hintergrund halten und beobachten wie die Begrüßung ablief. Irgendwie traute er dem ganzen nicht. Leise schloss er die Türe wieder und lehnte sich an die Wand, so dass er zunächst alles sehen konnte, selbst aber unerkannt blieb.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.07.2007, 16:00


    Das laute Klopfen hatte sie aus einem leichten Schlaf geholt, in dem sie in der langen Wartezeit gefallen war und doch brauchte sie nur Sekunden, um zu realisieren, wer da ihr Zimmer betreten hatte. Über ihr Gesicht huschte zum ersten mal an diesem Tag ein Lächeln und als wäre sie vollkommen gesund richtete sie sich auf. "Schön das du da bist. Ich hatte schon die Befürchtung du würdest mich hier im Krankenhaus lassen. Hast du mit den Ärzten gesprochen? Kann ich mit dir nach Hause? Nun sag schon, Daniel." Mit einem drängenden Ausdruck in den Augen, wünschte sich Izabella er würde näher an ihr Bett kommen, ihr sagen das sie gehen konnte, doch er blieb in einigem Abstand stehen und hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben.
    "Du hast mir am Telefon gesagt, du wärst heute morgen zusammen gebrochen und um deinen Kreislauf zu stabilisieren hat man dich hier her gebracht. Der Typ eben hat mir jedoch erklärt, dass du hier bleiben musst, weil noch keine Diagnose fest steht. Kanns du mir erklären, was das soll? Gehört das auch zu deinen Spielchen?" Ihm war es egal, dass der Notarzt den Raum ebenfalls betreten hatte und das seine Tarnung eventuell auffliegen würde. Izabellas Spielchen gingen ihm gehörig gegen den Strich.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 09:39


    Unsicher und verwirrt blickte Jamie immer wieder zwischen Daniel und Izabella hin und her. Er hatte keine Ahnung was er von der Szene halten sollte, die sich vor seinen Augen abspielte. Der eiskalte Ton von Daniel hatte sich noch nicht gelegt und er begrüßte die Patientin auch nicht so, wie man es als Freund hätte vermuten können. Immer wieder fragte Jamie sich was zwischen den beiden wirklich stand. Langsam, aber entschlossen trat er aus dem Schatten der Tür und lehnte sich lässig an die Wand am Fußende des Bettes. Fragend musterte er Izabella und überlegte, was er sagen sollte. "Du kannst noch nicht entlassen werden, wenn noch nicht einmal feststeht was du hast. Meine Vermutungen sind zu wage. Und das mit dem Abhauen was ich heute nachmittag gesagt habe. Warte doch noch eine Stunde, bis ich sicher zu Hause bin und es nicht mitbekomme." Mit den Augen fixierte er Izabella und wünschte sich, er könnte durch seine Worte auch nur irgendetwas bewirken. Aber was hatte er heute schon geschafft? Er hatte den ganzen Nachmittag bei ihr verbracht, versucht sich um sie zu kümmern, aber sie hatte ihn nur immer wieder wegschicken wollen und an den Ärger mit seinem Vorgesetzten wollte er gar nicht denken. Weshalb nur war er mit in das Zimmer gegangen? Langsam begriff er, dass Malte und Philipp recht hatten, wenn sie sagten, Abstand wäre besser als Nähe. Jetzt wo er ihr gegenüberstand konnte er plötzlich begreifen was sie gemeint hatten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 14:08


    "Deine Vermutung sind zu wage? Was interessieren mich deine Vermutungen? Mein Kreislauf hat schlapp gemacht, na und. Passiert das nicht jedem Menschen einmal? Es ist auf jeden Fall kein Grund, länger hier zu bleiben und ob es dir passt oder nicht, ich werde das Krankenhaus jetzt und sofort verlassen." In Izabellas Augen konnte man deutlich ihre Entschlossenheit sehen. Sie würde nicht klein bei geben und Daniel zeigen, in welches Loch sie seit ihrer Trennung gestürzt war. Niemals. Er sollte nicht erkennen, wie sehr sie darunter litt, ihn in den Armen einer anderen zu wissen. Stark und selbständig wollte sie sich geben und deshalb durfte sie hier nicht im Krankenhaus bleiben, sich von einen Arzt erzählen lassen, dass ihre Symptome Anzeichen für das Krankheitsbild der Magersucht waren.
    "Soll ich mir die Zugänge selbst entfernen oder erklärst du dich dazu noch bereit?", erkundigte sich Izabella herausfordernd und schlug bereits die Bettdecke zurück, um aufstehen zu können. Daniel verdrehte genervt die Augen und verliße mit einem wütenden 'Ich warte draußen' das Zimmer.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 14:14


    Auch nachdem Daniel das Zimmer verlassen hatte blieb Jamie immer noch an der Wand stehen und blickte Izabella lange an. Waren seine Vermutungen wirklich falsch oder war nur sie zu stur um es einzusehen? War das was sich am Nachmittag in diesem Zimmer abgespielt hatte alles nur ein Spiel und Taktik gewesen? Hatte sie nur so schwach getan oder war sie es wirklich? "Was soll das ganze hier eigentlich? Wir liefern dich Vormittags ein, Mittags verschwindest du einfach wieder, Nachmittags tust du mal so als würdest du wirklich Hilfe wollen, und jetzt? Jetzt rufst du diesen Daniel an, der wahrscheinlich nicht mal dein Freund ist, willst dir selbst die Zugänge entfernen und wieder abhauen. Sag mal, was geht in dir eigentlich vor? Das heute Nachmittag war dann, so nehme ich an, auch alles nur gespielt, um nicht alleine zu sein?" Sauer funkelte Jamie Izabella an und musste sich anstrengen nicht komplett auszuflippen. Was bildete sie sich eigentlich ein? Meinte sie wirklich, es würde ihn nicht berühren was mit ihr los war? Provozierend bewegte er sich keinen Millimeter von seinem Platz weg und sah sie nur an. Er würde ihr die Zugänge so schnell nicht entfernen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 14:30


    Sie merkte wie ihr erneut die Tränen kamen und schnell blickte sie auf den Boden, um den jungen Arzt nicht ansehen zu müssen. Es stimmte, er hatte heute Nachmittag viel für sie getan, obwohl er es gar nicht hätte tun müssen, doch sie wollte nicht hier bleiben. Konnte das Gefühl nicht ertragen, dass man ihr nichts als Mitleid entgegen brachte und morgen ein Psychater versuchen wollte all ihre Probleme zu analysieren. Izabellas Finger wanderten zu dem Pflaster das über dem Zugang klebte und vorsichtig begann sie es zu entfernen. Sie wollte weg hier, mit oder ohne Daniel war ihr egal. Einfach nur weg.
    "Ich hab dir gesagt, du sollst mich behandeln wie jede andere Patientin auch, dann wäre es dir jetzt egal, ob ich einfach so verschwinden würde. Was erwartest du von mir? Das ich brav im Bett liegen bleibe und darauf warte, dass man mir einen Psychologen an das Bett setzt? Vergiss' einfach was ich dir heute Nachmittag gesagt habe und da wir uns ja sowieso nicht wieder begegnen werden, kann es dir auch egal sein, ob Daniel mein Freund ist oder nicht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 14:43


    Resigniert stieß sich Jamie von der Wand ab und ging zurück zur Türe. Der Gang des Krankenhauses war wie verlassen und er blickte rasch nach links und rechts, in der Hoffnung eine Schwester oder einen anderen Arzt zu sehen. Gerade als er den Kopf wieder zurückziehen wollte sah er einen weißen Mantel um die Ecke huschen. Rasch rannte er hinter her und holte Anna schnell ein. "Anna? Kannst du mir mal schnell helfen?" Erschrocken drehte sich die Ärztin um und blickte den jungen Kollegen fragend an. "Jamie, was machst du noch hier?" "Pass auf. Die Patientin von heute morgen in der U-Bahn will heim. Kannst du sie entlassen? Ich habe vorhin nur noch ihren angeblichen Freund zu ihr gebracht. Sonst wäre ich schon lange zu Hause, noch mehr Stress mit Philipp brauche ich nicht." Eilig ging Jamie hinter Anna her und während diese noch eine Schwester beauftragte die Entlassungspapiere vorzubereiten ging Jamie wieder zu Izabella ins Zimmer hinein um seinen Rucksack zu holen. "Hast bekommen was du wolltest. Meine Kollegin wird dich jetzt dann wahrscheinlich auf eigene Verantwortung entlassen. Soll ich dir jetzt alles Gute wünschen, wo du ja eh glaubst, dass dir nichts fehlt? Wahrscheinlich nicht. Pass auf dich auf."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 15:06


    Izabella sah nicht auf. Sie war nicht fähig Jamie anzusehen, so unmöglich wie sie sich ihm gegenüber benahm. Doch was sollte sie tun? Hier im Krankenhaus bleiben und eine Therapie beginnen? Nein, das konnte sie nicht, fiel es ihr doch viel zu schwer, sich überhaupt einzugestehen, dass sie Hilfe brauchte. Da war es schon leichter, die Flucht anzutreten und sich seinen Ängsten nicht stellen zu müssen. "Es tut mir Leid...", flüsterte sie, doch Jamie hatte bereits das Zimmer verlassen. Innerhalb von wenigen Minuten waren die Formalitäten erledigt und Izabella konnte tatsächlich das Krankenhaus verlassen, allerdings mit der Bedingung, dass sie sich von einem Arzt dringend noch einmal durch checken lassen sollte. Sie würde es nicht tun, dass wusste sie.
    Mit Daniel redete sie auf dem Weg nach Hause kein Wort und auch als sie ihre WG betraten, zog sie sich sofort in ihr Zimmer zurück. Sie wollte alleine sein und niemanden sehen. Das Klopfen an ihrer Tür ignorierte sie und noch Stunden nach der Entlassung lag sie mit geistesabwesendem Blick auf ihrem Bett und beobachtete den Himmel, der durch ihr Fenster zu sehen war. Sie hatte die Möglichkeit bekommen, ihr Leben wieder unter Kontrolle zu bringen, doch sie hatte den nötigen letzten Schritt dazu nicht geschafft. Enttäuscht über sie selbst, liefen Tränen der Wut über ihr Gesicht und sie sah immer wieder Jamies Gesicht vor sich, der nicht glauben wollte, was sie ihm sagte. Erst spät in der Nacht schlief Izabella endlich ein und wurde am nächsten Morgen wieder durch Daniel geweckt, der durch das nervtötende Klingeln ihres Weckers in ihr Zimmer gestürmt kam.

    ****

    "Kannst du mir bitte mal verraten, wie du es schaffst, dir ständig die richtigen Schichten auszusuchen. Kaum fährst du auf dem NAW mit, haben wir den ganzen Tag kaum Streß." Malte hatte sich nach seinem Dienst bereits umgezogen und wartete auf Jamie, der noch schnell ein Protokoll ausfüllen wollte. Dem jungen Arzt und dem Sani war aufgefallen, dass sie beinahe den selben Weg nach Hause hatten und so hatte sich Malte bei Jamie erkundigt, ob er diesen nicht ein Stück mitnehmen sollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 15:32


    "Ne, verrate du mir mal lieber wann die Schichten sind wo mehr los ist", lachend schlug Jamie das Klemmbrett zu und übergab es einer vorbeigehenden Krankenschwester. "Wenn immer so wenig los ist wenn ich Dienst habe, dann lerne ich ja nie was. Stress kann doch auch ein schönes Gefühl sein, findest du nicht? Außerdem hätte ich dann nicht so viel Zeit mich um irgendwelche sturen Patienten zu kümmern." Wenn er genauer darüber nachdachte merkte er erst, wie sehr er sich in die Sache mit der Patientin vom Vortag hineingesteigert hatte. Sie ging ihm auch jetzt noch nicht aus dem Kopf, aber suchen wollte er sie jetzt auch nicht. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr drehte er sich in Richtung Umkleiden um. "Du wartest schon noch schnell auf mich?" Ohne eine Antwort von Malte abzuwarten eilte Jamie zu den Umkleiden und entledigte sich schnell seiner Dienstklamotten. In Jeans und T-Shirt eilte er zu Malte zurück und ging gemeinsam mit ihm zu dessen Auto. "Lass mich einfach die Kreuzung vor meiner Wohnung heraus, das letzte Stück lauf ich heim."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 15:40


    "Und ich hatte mir schon ein kühles Bierchen ausgerechnet und eine Besichtigung deiner Wohnung. Nein, schon in Ordnung, ich lass dich an der Kreuzung raus", lachte Malte. "Schließlich habe ich ja noch weitaus besseres zu tun, als meinen Kollegen auch noch nach der Arbeit auf die Nerven zu gehen und wegen unserer Patientin gestern, zerbrich dir nicht den Kopf. Sie wird schon irgendwie klar kommen und ihr Freund wird sich ja wohl auch um sie kümmern." Malte winkte rasch Franzi und Boje zu, die sich dem EKH näherten, bevor er in seinen Wagen stieg und die Motor anspringen ließ. Das Jamie den ganzen Tag an ihrer Patientin gedacht hatte, war ihm nicht entgangen. Zwar hatte er während der Einsätze nicht den Eindruck erweckt, als wäre er mit seinen Gedanken wo anders, doch immer wieder war er auf das Thema zu sprechen gekommen. Nicht wirklich verwunderlich, war es doch ein schweres Schicksal das sie da miterleben hatten müssen und noch viel schwerer war es zu akzeptieren, dass sie keine Hilfe von ihnen wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 15:51


    "Ne weißt du was, das Bier holen wir einander mal nach, ja? Ich glaube ich brauche einfach noch bisschen Zeit, bis ich mich an die Arbeit gewöhnt habe." Die restliche Fahrt über schwiegen sie sich mehr oder weniger an und erst als sie an besagter Kreuzung angekommen waren und die Ampel gerade auf Rot stand löste sich Jamie von dem Blick aus dem Seitenfenster. "Danke fürs mitnehmen und bis morgen dann." Mit einem kurzen Blick über die Schulter sprang Jamie rasch aus dem Auto und rannte zum Gehweg. Das Hupen der anderen Autofahrer ignorierte er einfach und setzte gedankenverloren seinen Weg fort. Er musste irgendwie seine Gedanken von Izabella lösen, sonst würde er sich noch selbst fertig machen. Gedankenverloren ging er noch ein paar Lebensmittel einkaufen, ehe er sich in seiner Wohnung müde aufs Bett fallen ließ. Der Tag war zwar nicht stressig, aber dennoch ungewohnt anstrengend gewesen und so überhaupt nicht mit dem Studium zu vergleichen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 16:04


    Malte hatte seinem jungen Kollegen nur kopfschüttelnd hinterher gesehen und fühlte sich auf einmal an seine ersten Arbeitstage zurück erinnert. Wie sehr hatte er sich damals in seine ersten Einsätze hinein gesteigert und wollte manche Dinge einfach nicht akzeptieren, die für ihn jetzt vollkommen normal erschienen. Jamie würde noch etwas brauchen, doch dann würde auch er irgendwann einsehen, dass es sinnlos war, jedes Schicksal so nahe an sich heran zu lassen.

    Schwarz. Klar und deutlich stand der Name in Großbuchstaben auf dem Klingelschild vor der geschlossenen Haustüre, durch die sie nur kommen würde, wenn sie klingelte. Nervös fuhr sie sich durch ihre Haare und verließ den schattigen Hauseingang. Was sollte sie ihm sagen? Einfach so hier auftauchen, was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Zögerlich ging sie ein paar Schritte bevor sie sich doch wieder umwandte und zu dem Haus zurückkehrte. Ihre zierlichen Finger wanderten zum Klingelknopf, doch als hätte ihr dieser einen elektrischen Schlag verpasst, zuckte sie zurück und schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte das nicht tun.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 16:12


    Wie lange er so dagelegen hatte konnte er am Schluss nicht mehr sagen, aber er hatte lange über die ersten Arbeitstage nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, Izabella wirklich aus seinen Gedanken zu verbannen. Aber liegend, und im Bett würde ihm das nicht gelingen, er musste raus, und wollte endlich mal wieder in seinem alten Sportclub auftauchen, wo er sich zuletzt vor einem Jahr hatte blicken lassen. Entschlossen das Training als Maßnahme gegen Stress zu nutzen öffnete er seinen Kleiderschrank und zog die immer noch gepackte Sporttasche heraus. In der Küche schnappte er sich rasch noch einen Apfel und eine Flasche Wasser, ehe er die Wohnungstüre hinter sich zuzog. Mit einem entspannten Lächeln auf den Lippen ging er die Treppen hinunter und hielt einer älteren Dame freundlich die Türe auf. Draußen angekommen atmete er erst einmal wie befreit ein und setzte sich dann langsam in Bewegung. Er war gerade mal ein paar Meter weit gekommen, als er die blonden Haare wahrnahm. Sofort gefror sein Lächeln im Gesicht und er packte die Sporttasche fester. Was wollte sie hier? Er war gerade auf dem besten Weg gewesen sie zu vergessen, nachdem sie ihn so abgefertig hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 16:21


    Wieder hatte Izabella es nicht gewagt ihr Vorhaben durchzuziehen und war im Begriff sich auf den Weg zur Uni zu machen, wo ihre nächsten Vorlesungen stattfinden würden. Sie studierte Psychologie an der Universität Hamburg und wusste daher genau, wie ein Psychologe bei seinen Patienten vorging. Ein einfaches Gespräch, aus dem man doch so viel erfahren konnte. Analysen, Tests, Befragungen und was noch so alles dazu gehörte, um das zu erfahren was man wissen wollte. Es interessierte sie, aber niemals wollte sie sich selbst solchen Anwendungen unterziehen. Izabella warf einen kurzen Blick zurück zu dem Haus, wo Jamie wohnte, als sie erstarrt stehen blieb, um sofort loszulaufen, in der Hoffnung er habe sie nicht gesehen. Was sollte er nur von ihr denken, wenn er sie hier jetzt sah? Die U-Bahn-Station war nicht weit entfernt und sie war sich sicher, dass er sie nicht erkannt bzw. gesehen hatte und so konnte sie entkommen ohne das er wusste, das sie hier gewesen war. Eine Straße weiter jedoch, musste Izabella stehen bleiben und sich gegen eine Häuserwand lehnen, um ihrem Körper Ruhe, vom schnellen Laufen zu gönnen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 16:28


    Noch weitaus verwunderter, dass sie erneut vor ihm davonlief folgte er ihr. Nur die U-Bahn Station konnte ihr Ziel sein, weiter würde sie in dem Tempo zu Fuß eh nicht kommen. Sie war einfach zu ausgelaugt und entkräftigt. Rasch eilte Jamie ihr hinterher. Bereits jetzt hatte sich der Arzt in ihm wieder durchgesetzt, und er hoffte sie würde nicht schon wieder zusammenbrechen. Als er dann um das Hauseck bog und sie an der Wand lehnen sah musste er sich zwingen sie nicht mitleidig anzusehen. Mitleid war ja genau das was sie nicht wollte. Mit einem gewungenen Lächeln auf den Lippen ging er zu ihr und stellte sich neben sie. "Warum suchst du mich zuerst und läufst dann doch wieder davon? Was ist dein wirkliches Problem Izabella?" Betont beiläufig stellte er ihr die Fragen, fast so als wäre es ein Gespräch unter alten Bekannten und nicht unter Fremden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 16:43


    Benommen schüttelte sie den Kopf, weil sie kaum Luft bekam und so nicht fähig war ihm zu antworten. An der kalten Mauer des Hauses ließ sie sich auf den Boden sinken. Was sollte sie ihm antworten? Seine Frage war geschickt gestellt. "Warum fragst du mich das? Ist dir überhaupt bewusst, was du damit auslösen würdest, wenn ich dir dies jetzt beantworte? Ich würde meine Hoffnung in dich setzen, weil du der Erste bist, der mir wirklich zu hört und doch könntest du meine Hoffnung nicht erfüllen. Es war ein Fehler hier aufzutauchen, deshalb wollte ich auch nicht, dass du mich siehst." Sie hustete und legte ihren Kopf in den Nacken, um so wieder besser zu Atem zu kommen. Seinen Blicken wich sie aus und wünschte sich, sie hätte sofort den Weg zur Uni genommen und nicht zum EKH, um sich dort nach dem jungen Notarzt zu erkundigen. Es hatte sie einige Überredungskunst gekostet, um seine Adresse überhaupt ausgehändigt zu bekommen. "Du willst zum Sport?", lenkte sie das Gespräch auf ein anderes Thema als sie die Tasche in seiner Hand entdeckte. Weit weg von sich und ihren Problemen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 20:25


    Jamie warf kurz einen Blick auf die Sporttasche in seiner Hand und blickte dann wieder zu Izabella. Sie versuchte ihn abzulenken, um nicht mehr über sich selbst reden zu müssen. Sollte er darauf eingehen? Er beschloss genau das zu tun, in der Hoffnung sie würde noch mehr Vertrauen zu ihm fassen, damit er ihr helfen könnte. "Ja, ich war gerade auf dem Weg zum Fechten. War ich schon viel zu lange nicht mehr, genauer gesagt schon ein Jahr nicht mehr." Jamie plapperte einfach drauf los und erzählte ihr alles mögliche über den Sport, ließ sie dabei aber nie aus den Augen. Irgendwann fasste er sie sanft am Arm und zog sie wieder in die Höhe. Langsam dirigierte er sie in Richtung seiner Wohnung zurück. "Machst du eigentlich auch Sport? Na jetzt komm erst mal mit hoch in die Wohnung, damit sich dein Kreislauf wieder erholen kann." Immer noch mit einem lächeln auf den Lippen, aber unruhigen Gedanken zog er sie fast schon mit hoch in seine Wohnung. Während er seine Sporttasche einfach ins Eck warf bat er sie, sich hinzusetzen. Jeder mit einem Glas Wasser vor sich saßen sie sich dann schweigend gegenüber. "Na komm, erzähl mal ein bisschen was von dir. Von mir weißt du ja nun doch schon wesentlich mehr als ich von dir."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 20:40


    Das Glas Wasser fest mit ihren Händen umschlossen starrte sie auf die Tischplatte vor sich und musterte nur hin und wieder die Wohnung des jungen Arztes. Am Liebsten wäre sie aufgestanden und einfach gegangen, doch da er sie sogar in seine Wohnung mitgenommen hatte, wollte sie nicht mit Unfreundlichkeit glänzen. Vertrauen hatte sie jedoch längst noch nicht in ihn gefasst, auch wenn er es so aussehen lassen wollte, als wäre es nur ein lockeres Gespräch zwischen ihnen. Seine Mimik und seine Gesten sprachen eine andere Sprache. Die Sprache eines Arztes.
    "Was willst du hören?", fragte Izabella Jamie provozierend und ihre Augen funkelten wieder gefährlich, als müsste sie jeden Moment damit rechnen, dass er etwas im Schilde führte. "Willst du den Hobby-Psychologen mimen und weitere Diagnosen anstellen? Oder willst du vor deinen Kollegen nur angeben und mich deshalb dazu überreden mit dir zurück ins Krankenhaus zu gehen? Was willst du? Warum interessierst du dich so für mich?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 20:49


    Bei ihren harten, exakt überlegten Worten verschluckte er sich an seinem Wasser und brauchte einige Zeit bis er wieder genug Luft bekommen hat. Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen aus den Augen und starrte sie verblüfft an. Glaubte sie wirklich noch, dass er nur dienstlich handelte, dass er sich sonst nicht für sie interssierte? "Wer bitte schön redet davon, dich wieder ins Krankenhaus bringen zu wollen? Was sollte ich meinen Kollegen beweisen wollen? Dass ich wirklich so ein Idiot bin, der sich ständig den Anweisungen seines Vorgesetzten wiedersetzt? Hör mir mal zu, mir hat der Ärger an meinem ersten Tag schon gereicht. Und der Grund warum du hier in meiner Wohnung sitzt und mir irgendwelche Sachen unterstellst, ist ein anderer. Meine Güte, vielleicht finde ich dich interessant?" Sauer und eine Spur verletzt stand Jamie auf und drehte ihr den Rücken zu. Er hatte einfach keine Lust mehr, sich ständig anhören zu müssen, dass er das alles nur aus Mitleid tat. Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er drehte sich wieder zu Izabella um. "Sag mal, woher wusstest du überhaupt wo ich wohne? Und weshalb bist du gekommen? Nur um mir zu sagen, dass das was ich im Krankenhaus gemacht habe Schwachsinn war?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 20:59


    Wieder senkte sie ihre Augen und war nicht fähig ihn anzusehen. Warum nur durchbrach er bloss immer mit den einfachsten Fragen ihre mit Mühe aufgebaute Schutzmauer, hinter sie sie stets versuchte das zu verbergen, was sowieso keinen interessierte. "Ich glaube, es ist besser ich gehe jetzt." Langsam stand Izabella auf und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie es machte wie immer. Kam eine schwierige Situation auf sie zu, ergriff sie die Flucht. Die Zeit, dass sie den Kampf eingegangen war, war längst vorbei. Ihr Selbstvertrauen war gebrochen worden und ebenso ihr starker Wille, auch wenn er hin und wieder als Selbstschutz zum Vorschein kam. "Ich muss zur Arbeit..." Eine unverkennbare Ausrede. Ein Fluchtversuch, der ihr diesmal nicht gelingen würde, dass wusste Izabella. Sie musste sich der Situation stellen, ob sie wollte oder nicht. Doch was würde Jamie dann von ihr halten? Ja, vielleicht interessierte er sich jetzt für sie, weil er neugierig auf ihr Geheimnis war, aber was wenn sie ihm alles erzählen würde? Würde er sie dann genauso fallen lassen, wie Daniel?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 21:08


    Einen Moment lang hatte Jamie geglaubt ihre Mauer durchbrochen zu haben, aber das Glücksgefühl währte nur kurz und er erkannte, dass sie auch diesmal wieder alles daran setzten würde zu verschwinden. Mit ein paar langen Schritten hatte er den Raum rasch durchquert und stellte sich ihr in den Weg. "Du sagst dauernd, ich würde es nicht schaffen dir zu helfen. Aber wie soll ich das auch, wenn ich nicht mal die Gelegenheit dazu bekomme? Jeder Satz ist, ich würde dir nicht wirklich helfen wollen. Warum mache ich das dann hier alles?" Zögerlich ging Jamie einen weiteren Schritt auf sie zu und blickte sie nachdenklich an. Nur zu gerne hätte er ihr vorsichtig seinen Finger unter das Kinn gelegt und sie gezwungen ihn anzusehen, aber er wusste nicht ob es sie nicht noch mehr einschüchtern würde. "Ich sags dir nur ungern, aber wenn du jetzt wirklich gehst, werde ich dir wirklich nie helfen können. Und dann brauchst du gar nicht mehr her kommen oder im Krankenhaus nach mir fragen. Ich kann nur den Leuten helfen, die sich auch helfen lassen." Rasch trat Jamie einen Schritt zur Seite und gab somit den Weg zur Wohnungstüre frei. Würde sie wirklich gehen und sich wieder nicht helfen lassen?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 21:17


    Izabella fühlte sich in die Ecke gedrängt und vor einer Entscheidung stehend, die sie nicht treffen wollte. Sie glaubte ihm, dass er ihr helfen wollte, aber würde er das wirklich tun? Zu viel sprach dagegen. Wie konnte sie ihm vertrauen, wo sie doch gar nichts über ihn wusste? Unsicher hob sie ihren Kopf und sah ihn an. Die Narbe in seinem Gesicht war ihr noch nie so deutlich aufgefallen. Vielleicht deshalb, weil sie ihn nie wirklich angesehen, sondern immer nur als Gefahr betrachtet hatte? Izabella blickte zur Wohnungstür. Es waren nur wenige Schritte. Schritte die einfacher zu gehen waren, als hier stehen zu bleiben. "Es ist unfair, mich vor eine solche Wahl zu stellen, ist dir das bewusst." Leise und schüchtern kamen die Worte über ihre Lippen, doch sie nahm Blickkontakt zu ihm auf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 21:25


    Mit einem kleinen, zaghaften Grinsen im Gesicht sah er sie an. Der schüchterne Blick verriet ihm, dass er sie jetzt vielleicht so weit hatte, dass sie ihm vertraute und noch nicht ging. "Ja, ich weiß vor welche Wahl ich dich stelle, aber du kannst selbst aussuchen was du machst." Mit leiser Stimme gab er ihr die Antwort und irgendwie fühlte er sich zu ihr hingezogen. Nicht auf die Art, die er sonst kannte, sondern auf eine andere. Er wollte ihr wirklich helfen. Gerade jetzt merkte er, dass es wohl das erste Mal war, dass er jemanden wirklich und bedingungslos helfen wollte. Izabella faszinierte ihn irgendwie und das Mitleid, das er unweigerlich für sie empfand konnte er zurückhalten. Ihren fragenden Blick an seinen Hals hatte er nicht übersehen, aber zuerst wollte er sie so weit haben, dass sie da blieb und seine Hilfe nicht verweigerte. Den Grund für die lange, hässliche Narbe würde sie schon noch früh genug erfahren. "Also was ist? Hier bleiben oder gehen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 21:50


    Hin und hergerissen zwischen ihren Gefühlen, was sie nun tun sollte, wandte sie sich wieder von ihm ab und griff nach ihrem noch halbgefüllten Wasserglas. "Wie willst du mir helfen, selbst wenn ich hier bleiben sollte? Es macht doch alles keinen Sinn", flüsterte Izabella und führte das Glas zu ihrem Mund und trank einen Schluck. Gerade als sie das Glas zurück auf den Tisch stellen wollte, gaben ihre Kräfte nach und es glitt zwischen ihren Finger hindurch und landete auf dem Boden, wo es in tausend Scherben zersprang. Erschrocken blickte sie auf das Chaos zu ihren Füßen, ließ sich jedoch sofort auf die Knie fallen und begann die Scherben aufzusammeln. "Es tut mir leid. Das wollte ich nicht..." Tränen liefen über ihr Gesicht, doch es war nicht das zerbrochene Glas, die diese Tränen hervorbrachten, sondern der ernorme Druck der auf ihr lastete. Jeder andere hätte nicht lange benötigt, um eine Entscheidung zu treffen, doch Izabella wusste einfach nicht, ob sie Jamie wirklich ihr Vertrauen schenken konnte. Sie zuckte zusammen, als sie sich an einer Glasscherbe schnitt, doch kein Laut kam über ihre Lippen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.07.2007, 22:06


    Schnell ging Jamie in seine kleine Küche und holte sich einen Lappen und eine Kehrrichtschaufel. Schweigend kniete er sich auch auf den Boden und fegte sie kleinen Glassplitter zusammen. Als er auch das restliche Wasser zusammengewischt hatte stellte er die beiden Sachen achtlos auf den Tisch und kniete sich wieder auf den Boden. Sanft berührte er Izabella an den Schultern und zog sie mit in die Höhe. Vorsichtig zog er die weinende Frau in eine leichte Umarmung. "Hey ist doch nichts passiert", leise redete er auf sie ein und strich ihr immer wieder über den Rücken. Ohne genau zu wissen was er tat hielt er sie einfach weiterhin fest und hoffte sie würde sich wieder beruhigen. Irgendwann löste er sich wieder sanft von ihr und merkte, dass sie ihren Finger festhielt. "Lass mal sehen. Ah ist nur eine kleine Scherbe. Komm mit in die Küche, ich mach sie dir raus und dann ein Pflaster drüber." Rasch ging er vor in die Küche und holte eine Pinzette und ein Pflaster aus seinem kleine Kästchen mit diversen Medikamenten und begann ihr den Splitter aus dem Finger zu ziehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.07.2007, 22:34


    Ganz ruhig hielt sie ihren Finger, bis Jamie das Pflaster befestigt hatte. Seine leichte Umarmung hatte ihr gut getan und ein sonderbares Gefühl hatte sie durchströmt, soetwas wie Geborgenheit. "Du hattest Recht gestern...", begann sie zögerlich. "Daniel ist nicht mein Freund. Nicht mehr. Ich bin vor zwei Jahren nach Hamburg gezogen, weil wir uns während seines Urlaubs in Schweden kennengelernt hatten. Meine Eltern meinten immer wir wären das perfekte Paar. Wir waren es vielleicht..." Izabella fuhr sich achtlos über ihre verweinten Augen und hasste ihre momentane Hilflosigkeit, die ihr mit Sicherheit ins Gesicht geschrieben stand. "Ich wohne mit ihm immer noch in einer WG. Mit ihm und seiner neuen Freundin, aber das stört mich nicht, schließlich habe ich mich von ihm getrennt." Langsam senkte Izabella ihren Blick, drehte sich um und ging zur Wohnungstür. Dieser Weg war einfacher und sie war ihn in den letzten Wochen oft genug gegangen. Vielleicht war es feige, aber nicht so unverschämt, als einem jungen Arzt ihre Probleme aufzuhalsen. Ihre Hand griff nach der Türklinke. "Du möchtest mir helfen, aber du kannst es nicht, genauso wenig, wie ich mich aus meinem Teufelskreis befreien kann. Jeden Tag nehme ich mir vor, mein Sportprogramm zu ignorieren und alles zu Essen auf was ich gerade Lust habe, doch es gelingt mir nicht. Vielleicht, treffen wir uns irgendwann im EKH wieder und du bekommst die Möglichkeit mir zu helfen, weil mein Körper bereits aufgegeben habe. Der Einzige der noch aufgeben kann, denn ich habe es bereits." Immer leiser wurde ihre Stimme und sie öffnete behutsam die Tür, um die Wohnung zu verlassen. Würde er sie zurückhalten? Würde sie sich zurückhalten lassen?
    Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss. Auf der Treppe waren leise Schritte zu hören und dann war es still. Izabella jedoch, hatte das Haus nicht verlassen. Benommen hatte sie sich auf den steinernen Boden am Fuße der Treppe sinken lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.07.2007, 13:47


    Benommen blickte Jamie ihr hinterher und war zu keiner Reaktin fähig. Sie hatte schon wieder jede Hilfe von ihm abgelehnt und war abgehauen. Wie nur sollte er ihr noch begreiflich machen, dass er wirklich helfen wollte und ihr nicht irgendwelche leeren Versprechungen machte? Als er sich aus seiner Starre löste eilte er zu dem Fenster, das zur Straße hinunter zeigte. Weit aus dem Fenster gelehnt versuchte er sie irgenwo noch zu erspähen, denn recht weit konnte sie noch nicht gekommen sein. Um die Ecke zur U-Bahn konnte sie noch nicht gebogen sein, denn dazu hätte sie rennen müssen, was er angesichts ihres Kreislaufes bezweifelte. Wo war sie nur? Sie würde doch nicht schon wieder zusammengebrochen sein? Plötzlich war sein ganzer Körper wieder voll mit Adrenalin und er wirbelte herum. Der Gedanke daran, dass sie vielleicht schon im Hausflur zusammengebrochen war jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Ihr durfte einfach nicht schon wieder etwas passiert sein. Sicher griff er nach seinem Hausschlüssel und riss die Türe auf. Die ganzen Treppen, die er benötigte um nach untern zu kommen waren ihm noch nie so lange und zahlreich vorgekommen wie in dem Moment. Etwas außer Atem stoppte er auf dem letzten Treppenabsazt, als er sie am Boden sitzen sah. Unsicher ob er sie berühren sollte oder sich noch näher zu ihr gesellen sollte ließ er sich mitten auf der Treppe nieder und blickte sie an. "Du kannst es nicht alleine schaffen. Aber wenn du jemanden hast, der dir wirklich helfen will, dann ist es möglich den Teufelskreis zu durchbrechen. Lass es zu, dass dir jemand hilft bevor du dich komplett kaputt machst."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 16:17


    "Sieh mich doch an! Wie soll ich mich noch weiter kaputt machen, wo deutlich genug zu erkennen ist, wie sehr ich meinen Körper strapaziert habe? Und obwohl mir das alles mehr als bewusst ist, bin ich nicht fähig Hilfe anzunehmen. Ich schaffe es einfach nicht." Vorsichtig stand Izabella auf und lehnte sich gegen die kalte Wand des Eingangs. Ihr leerer Blick war auf Jamie gerichtet und all ihre Entschlossenheit, die noch vor wenigen Minuten in seiner Wohnung gezeigt hatte, war wieder einmal verschwunden. Sie sah aus, wie ein verzweifeltes Kleinkind, dass nicht wusste, wo die schützende Nähe seiner Mutter war und hilflos durch die Straßen irrte.
    "Du hast mit Sicherheit genug eigene Probleme, als das du dich auch noch um mich kümmern musst. Ich würde dir nur noch mehr Probleme bereiten und irgendwann würdest du nichts mehr von mir wissen wollen, weil dir die Geduld fehlen würde, also warum sollen wir dieses Risiko überhaupt eingehen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 16:28


    "Vergiss meine Probleme, die sind im direkten Vergleich zu deinen unbedeutend. Ich kann zwar manchmal ungeduldig werden, aber nicht, wenn ich weiß was ich will. Und das einzige was ich im Moment will, ist dir helfen." Rasch stand Jamie wieder von der kalten Treppe auf und ging auf Izabella zu. Er sah in ihren Augen, wie die Entschlossenheit verschwand und sie immer deutlicher drohte zusammen zu brechen. Wie lange würde es noch dauern, bis sie begriff, dass er ihr wirklich helfen wollte? Wie würde sich sein Leben dann verändern? Er konnte sich nur annähernd vorstellen wie es weiter gehen sollte, aber irgendetwas an ihr faszinierte ihn so sehr, dass er alles dafür tun wollte. Er wollte ihr wirklich helfen, ohne irgendwelche Forderungen zu stellen. "Jetzt komm erstmal wieder mit hoch und ruh dich aus. Wenn du so weitermachst, muss ich dich wirklich im Krankenhaus besuchen, und darauf habe ich ehrlich gesagt keine Lust." Erneut nahm er sie sanft am Arm und zog sie näher an sich heran und ging die Treppen wieder hinauf in seine Wohnung.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 16:44


    Sie ließ es geschehen und wehrte sich nicht mehr gegen seine Hilfe, da sie das Gefühl hatte, es wäre sowieso sinnlos. Jamie hatte die Entschlossenheit und das Durchhaltevermögen, was ihr fehlte und so würde sie nur durch Flucht entkommen können. Eine Flucht, die sie nicht mehr antreten wollte, zu oft war sie vor dem nächsten entscheidenden Schritt geflohen, der alles hätte verbessern können. Izabella fühlte sich an einem Punkt angekommen, an welchem sie das Gefühl hatte, wenn sie einen Schritt zurück ging, würde sie in ein noch tieferes Loch stürzen, aus welchem sie nie mehr entkommen konnte.
    In Jamies Wohnung ließ sie sich erschöpft auf sein Sofa sinken und schloss für einen Moment die Augen. Daran, dass ihre körperlichen Kräfte schon lange nicht mehr ausreichten hatte sie sich gewöhnt und so wollte sie sich auch gar keine Ruhe gönnen. Entschlossen schlug sie ihre Augen wieder auf und suchte den Blick des jungen Arztes. "Ich weiß, ich habe mich die ganze Zeit nur gegen deine Hilfe gewehrt und bin immer wieder davor weggelaufen, aber vielleicht hast du Recht... alleine werde ich es nicht schaffen und zu einer Therapie mit stationären Aufenthalt kann ich mich im Moment noch nicht überwinden..."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 16:52


    Langsam und erneut mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser in der Hand ließ er sich neben ihr auf das Sofa sinken. Nachdenklich goss er sich ein Glas voll und trank es rasch aus. Innerlich total aufgewühlt blickte er sie an und überlegte sich seine nächsten Worte genau. Mit dem was er jetzt sagen wollte würde er sowohl ihr, als auch sein eigenes Leben komplett verändern. "Ich weiß, dass ich dich zu nichts zwingen kann. Ich bin vielleicht gut im Überreden, aber zwingen werde ich dich zu nichts was du nicht willst. Vielleicht solltest du die erste Zeit jetzt erstmal zu sehen, dass du wieder etwas zu Kräften kommst." Als er merkte, dass sie zu einem Widerspruch ansetzen wollte schüttelte er rasch den Kopf. Er hatte noch nicht alles gesat, was er loswerden wollte. "Und mit zu Kräften kommen meine ich nicht nur körperlich, sondern viel mehr seelisch. Du musst vielleicht erstmal dich selbst wieder finden und mit dir ausmachen was genau du willst. Und erst wenn du genau weißt was du willst, können wir weiter sehen, ob es sinnvoller ist das ganze ambulant oder stationär zu machen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 17:11


    "Und wie soll ich das schaffen? Wenn ich dazu fähig wäre, mein Leben von heute auf morgen einfach umzustellen, hätte ich es längst getan, aber mein Leben beginnt jeden Tag gleich und endet gleich. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll..." Izabella war verzweifelt. Jamie wollte ihr Halt geben, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er das schaffen wollte. Hatte er doch selbst genug zu tun, mit seinem Job im Krankenhaus und auch sie war beschäftigt mit ihrem Studium, ihrem Job als Kellnerin und ihrem Ex-Freund und seiner neuen Freundin. Für einen kurzen Moment sah sie ihre Chance darin, einfach aus der WG auszuziehen, doch das würde sie weder psychisch noch physisch meistern können und vor allem, wo sollte sie nach ihrem Auszug hin. Sie kannte niemanden in Hamburg und zu ihren Eltern zurück nach Schweden wollte sie auch nicht, jetzt wo sie Jamie kennen gelernt hatte. Eine Therapie in einer Klinik wäre das einzig sinnvolle, auch wenn sie das nicht wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 17:20


    "Ich sage doch auch nicht, dass du das von heute auf morgen machen sollst und schaffen kannst. Aber du musst zumindest einmal einen Anfang wagen." Erneut rückte Jamie ein Stück näher an Izabella heran und legte seinen Arm leicht um ihre schmalen Schultern. Hatte sie wirklich so einen starken Willen, dass sie ihr ganzes Leben ändern konnte? Wie lange sie wohl schon magersüchtig war? Immer mehr nagende Fragen kamen in Jamie hoch und er begriff, dass er von ihr so gut wie gar nichts wusste, außer dass sie mit einem Daniel und dessen neuer Freundin in einer WG wohnte. "Erzähl mir was von dir. Ich will wissen, was du so machst, was für Freunde du hast, welche Hobbys, alles. Geb mir die Chance dich gleich von Anfang an richtig zu kennen." Langsam löste er sich wieder von ihr und stand auf. Während er sie so im Arm gehalten hatte, hatte er immer deutlicher gemerkt, wie erschöpft sie doch war und, dass es sie furchtbar fror. Rasch ging er in sein kleines Schlafzimmer holte eine Decke aus dem Schrank. Mit dieser bewaffnet ließ er sich wieder aufs Sofa sinken, zog sie erneut an sich heran und wickelte die Decke um sie. Wenn er schon so viel von ihr wissen wollte, sollte sie sich wenigstens geborgen fühlen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 17:34


    Wie, als hätte sich ihr ganzer Widerstand, den sie bisher gegenüber Jamie geleistet hatte, in Luft aufgelöst, akzeptierte sie seine Fragen und war sogar bereit ihm von ihrem Leben zu erzählen. Durch nur wenige Gesten und Sätze hatte er ihr an diesem Tag zu verstehen gegeben, dass sie ihm vertrauen konnte, wenn sie nur wollte. Es war schwierig für sie, doch sie wollte ihm zumindest eine Chance geben. Nicht alle Männer waren so, wie Daniel. "Sei' mir bitte nicht böse, aber alles werde ich dir heute noch nicht erzählen können, dafür der Kampf um diesen einen Schritt in die richtige Richtung zu anstrengend." Izabella hob ihren Kopf und blickte Jamie an. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, bevor sie den Kopf wieder senkte und leicht gegen seine Schulter lehnte. Sie wollte diese Wärme, dieses Gefühl der Geborgenheit und des Verständnisses nicht sofort wieder aufgeben müssen. "Meine Eltern kommen aus Schweden und dort habe ich auch Daniel kennengelernt, als dieser mit einigen Kommilitonen in meiner Stadt Urlaub machte. Damals erschien es mir, wie Liebe auf dem ersten Blick und ohne lange darüber nachzudenken, bin ich mit ihm nach Hamburg gekommen. Hier in Hamburg habe ich dann angefangen Psychologie zu studieren und ich bin mit in Daniels WG gezogen, bin dort sofort freundlich empfangen worden. Ich war glücklich, fand sogar nach einiger Zeit einen Job in einem Café, wodurch ich mir mein Studium und die Miete finanzieren konnte. Jedes Mädchen glaubt wohl daran, ihren Prinzen gefunden zu haben, bis einen die Realität einholt. Mich hat sie eingeholt, als ich Daniel mit einer Komillitonin von ihm zusammen in unserem Bett erwischt habe. Ich habe ihm verziehen und das war ein Fehler, den er ausnutzte. Zwar wollte ich einen Schlussstrich unter das ganze setzen, aber es gelang mir nicht, denn inzwischen war ich..." Izabella brach ab und die Erinnerungen brachen gewaltiger über sie herein, als sie es vorher befürchtet hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 17:46


    Jamie war hart getroffen von ihren Worten und nun konnte er sich annähernd vorstellen, weshalb es so lange gedauert hatte, bis er ihr Vertrauen bekommen hatte. "Aber ist es jetzt nicht noch viel schwerer in der WG zu wohnen? Daniel hatte im Krankenhaus ja einen regelrecht entnervten Eindruck gemacht als du ihn gebeten hattest dich abzuholen." Leise stellte Jamie weitere Fragen. Leise und vorsichtig, um ihr die Möglichkeit zu geben wirklich nur auf das zu antworten was sie beantworten konnte. Sein Gedanken standen immer noch nicht still, und irgendwie war er sich auch nicht sicher, ob er mehr davon hören wollte, was sie bis jetzt durch gemacht hatte. Eigentlich war es ja jetzt vorerst auch egal, die Hauptsache blieb einfach, dass sie neues Vertrauen gefasst hatte. "Und alles will ich glaub ich jetzt auch gar nicht wissen. Lass dir einfach Zeit und wenn du nicht mehr willst, dann schweigen wir uns einfach an. Wobei ich glaube, dass ich dann schnell eingeschlafen bin." Lächelnd beugte er sich vorsichtig vor und ergriff das Wasserglas vom Tisch. Hastik nahm er ein paar Schlucke daraus und lehnte sich dann mit Izabella im Arm wieder zurück.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 17:55


    "Ich kann auch gehen, wenn ich dich störe." Nach Jamies letzter Bemerkung, versuchte sich Izabella hektisch aus der Decke zu befreien und aufzustehen. Wie viel Zeit war überhaupt schon vergangen, seit sie hier war? Ihre Blicke suchten nach einer Uhr im Raum, doch sie konnte auf die Schnelle keine finden. "Ich wollte dich mit meinen Erzählungen sicherlich nicht langweilen, aber es hat einfach gut getan, endlich jemanden davon erzählen zu können. Es tut mir leid, wenn ich deinen Tag vollkommen durcheinander gebracht habe. Jetzt brauchst du wahrscheinlich nicht einmal mehr zu deinem Training zu gehen, wohin du vorhin wolltest." Izabella hatte es endlich geschafft, sich aus der Decke zu befreien und stand auf, doch sie merkte, in welchem schlechten Zustand ihr Kreislauf war. Gönnte sie sich an all den Tagen der Woche keine Ruhe, so fiel es ihr nicht weiter auf, wie schlecht es ihr doch wirklich ging und musste so auch nicht immer wieder daran denken, wie hilflos sie doch war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 18:02


    Immer noch grinsend richtete sich Jamie ein wenig auf und griff nach Izabellas Arm. Die Anstrengung war ihr ins Gesicht geschrieben und er merkte, dass er sie mit seiner letzten, unbedachten Bemerkung völlig durcheinander gebracht haben musste. Dabei lag die Müdigkeit sicher nicht an ihr, sondern am gesamten Tag. Er würde sicher noch ein paar Tage brauchen, bis er sich an den harten Arbeitstag im Krankenhaus gewöhnt hatte. Schnell stand er auf und stellte sich ihr in den Weg. "Nichts da. Du bleibst schön hier. Was kannst du schließlich dafür, wenn ich mich noch nicht an die Arbeit gewöhnt habe und abends zu müde bin, um mich richtig um meinen Gast zu kümmern." Sanft zog er sie wieder mit aufs Sofa und wickelte sie abermals in die Decke ein. "Und für deinen Kreislauf wäre es am besten, wenn er heute nicht mehr laufen oder sonst etwas tun müsste. Nur noch schlafen wäre echt am Besten. Wenn du willst, kannst du auch gleich hier bei mir schlafen. Nein, schau mich nicht so an, würde es mir etwas ausmachen, hätte ich dir das nicht vorgeschlagen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 18:26


    Sie wollte ihm widersprechen, ihm Argumente geben, die sein Angebot undenkbar machten, doch Izabella war nicht fähig, es einfach auszuschlagen. Jamie hatte recht, sie war viel zu schwach, als das sie noch heil in ihre WG gekommen wäre. "Danke, aber ich möchte dir nicht zur Last fallen, schließlich hast du den härteren Job von uns beiden und außerdem kennen wir uns doch noch gar nicht, als das ich einfach über Nacht hier bleiben könnte. Es wäre auch in Ordnung für mich, wenn du mich nach Hause bringen würdest." Ihre Bedenken drangen einfach aus ihr hervor und doch ließ sie sich wieder an seine Schulter sinken und schloss die Augen. Die Decke sorgte sogar dafür, dass ihr Körper aufhörte zu zittern und doch kamen ihr immer wieder neue Vorwürfe, warum es einfach ungerecht war, sich so in das Leben des jungen Arztes zu drängen. Er wollte ihr helfen, aber war es vielleicht nicht doch nur aus Mitleid?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 18:37


    "Nach Hause bringen könnte sich schwierig gestalten, denn da ich kein Auto habe, würde das nicht so gut funktionieren." Lachend schüttelte er den Kopf über ihren Dickkopf, der es ihr noch nicht mal jetzt erlaubt einfach so nachzugeben. Aber er würde ihr ihren Willen nicht durchgehen lassen. Jetzt und hier würde er sich durchsetzen und gewinnen. "Und mein Job, das ist schon in Ordnung. Bin morgen eh erst ab Mittag eingeteilt, dafür bis um zwölf in der Nacht. Das geht schon, mach dir darüber mal keinen Kopf." Sanft löste er sich von ihr und begann die beiden Gläser und das Wasser wieder in die Küche zu räumen. Als er dann wieder im Wohnzimmer stand saß sie noch genauso da, wie er sie hatte sitzen gelassen. "Du bist mir jetzt hoffentlich nicht böse, wenn ich dir mein Bett nicht überlasse. Aber im Angebot hätte ich da noch dieses Sofa, ausziehbar zu einem sehr bequemen Bett." Lachend zog er sie auf die Beine und rückte dann rasch den kleinen Tisch zur Seite. Geschickt griff er zwischen die Polster und hatte innerhalb kürester Zeit aus dem Sofa ein Bett gemacht. "Was magst du lieber? Eine normale Decke oder einen warmen Schlafsack?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 18:46


    Immer noch eingehüllt in die wärmende Decke, schüttelte Izabella nur den Kopf und ließ sich müde auf das verwandelte Sofa sinken. All die Kräfte die sie mobilisiert hatte, um sich doch noch gegen Jamies Angebot zu wehren, waren verbraucht und kaum hatte ihr Kopf den weichen Untergrund berührt schloss sie auch schon die Augen, um sie jedoch nur Sekunden später wieder zu öffnen. Was sollte Jamie von ihr denken, wenn sie sich einfach so gehen ließ ohne sich bei ihm überhaupt zu bedanken? Vorsichtig richtete sie sich noch einmal auf und sah ihn an. Immer noch lag dieses sanfte Lächeln auf seinem Gesicht und an dem Strahlen in seinen Augen, erkannte sie, wie glücklich er darüber war, etwas für sie tun zu können. "Danke, das du mir einfach so helfen willst. Zwar denke ich immer noch, dass ich es nicht zulassen sollte, doch ich bin auch ein kleines bisschen stolz auf mich, das ich diesen Schritt gewagt habe. Danke." Izabella wollte nach Jamies Hand greifen, doch im letzten Moment unterließ sie es dann doch. Noch fühlte sie sich nicht bereit dazu, ihm all ihr Vertrauen zu schenken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.07.2007, 18:54


    Abwehrend schüttelte Jamie den Kopf und wollte nichts von ihrem Dank hören. Nicht jetzt, wo er selbst noch nicht so genau wusste was dieses Vertrauen, das sich langsam aufbaute noch mit sich bringen würde. "Jetzt schlaf einfach", mehr brachte er nicht mehr über die Lippen, ohne noch irgendetwas zu sagen, was er später bereuen würde. Schweigend drehte er sich um und ging erneugt in das kleine Schlafzimmer. Mit sicherm Griff zog er seinen Schlafsack vom Schrank herunter und packte dann sein eigenes Bettzeug und brachte es Izabella ins Wohnzimmer. Als er dort ankam, hatte sie die Augen bereits schon geschlossen und da er nicht wusste ob sie schlief oder nicht, breitete er einfach die Decke über ihr aus und machte dann das Licht aus. Nachdem er sich im Bad kurz umgezogen hatte kletterte er umständlich in den langen Schlafsack und drehte sich auf den Rücken. Noch konnte er nicht schlafen, dafür war er einfach zu durcheinander und er konnte die letzten Tage nicht richtig einordnen. Das einzige was er wirklich wusste, war, dass er im Krankenhaus kein weiteres Wort darüber verlieren durfte. Die Kommentare von Malte und Philipp wollte er gar nicht hören.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.07.2007, 19:50


    Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens schlichen sich in das abgedunkelte Wohnzimmer des jungen Arztes und weckten die Neugier auf den neuen Tag. Leise bewegten sich die Vorhänge im sanften Wind des geöffneten Fensters. Im Haus war es ruhig, denn längst hatten alle, die kurz nach dem Frühstück ihre Arbeit antreten mussten, das Haus verlassen. Izabella schlief tief und fest und auch von Jamie war noch nichts zu hören oder zu sehen.
    Jäh unterbrach diese friedliche Stille ein schrilles Klingeln und ein hartes poltern erklang an der Wohnungstür. Immer und immer wieder. Fast schien es so, als beabsichtigte jemand, die Tür einzuschlagen, doch in all die Geräusche mischte sich auch noch das Klingeln des Telefons. Mit rasendem Herzschlag und vor Angst geweiteten Augen schreckte Izabella hoch und war nicht fähig sich zu bewegen, geschweige denn einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Was ging hier vor sich? Wo war sie überhaupt? Verunsichert blickte sie sich in dem dämmrigen Raum um und erst nach und nach wurde ihr bewusst, das sie in der Wohnung des jungen Arztes war. Das Klingeln des Telefones war Verklungen, doch die Person am Hausgang hatte noch nicht damit aufgehört, mit dem Versuch sich Einlass zu verschaffen. Was, wenn Daniel erfahren hat, wo ich bin?, schoss es Izabella plötzlich durch den Kopf. Eine neue Welle von Angst durchflutete sie. Zögerlich stand sie auf und versuchte ihre nächsten Schritte genau zu überlegen. Sollte sie die Türe öffnen oder Jamie wecken? Was wenn es wirklich Daniel war? Wie waren seine Reaktionen auf Jamie?
    Zitternd und voller Angst wich Izabella in eine Ecke des Raumes zurück. Sie kannte Daniels Wutausbrüche und auch die dadurch verursachten Schmerzen. Urplötzlich ließ das Klopfen nach und Izabella lauschte auf Schritte die sich entfernten, doch die Person auf der anderen Seite der Tür war hartnäckig. Endlich vernahm sie, wie Jamie aufstand und mit wüsten Flüchen sich seiner Wohnungstür näherte. Schon wollte sie aufspringen und ihn vor ihrem Ex-Freund warnen, als sie durch den kleinen Türspalt des Wohnzimmers eine orange Jacke aufblitzen sah.

    "Sage mal, hat dir Philipp gestern K.O.-Tropfen verabreicht, oder wie tief schläfst du eigentlich?", begrüßte Malte seinen verschlafen wirkenden Kollegen. Wie amüsiert er über dessen Gesichtsausdruck war, verbarg er nicht. "Ich störe dich ja ungern bei deinem Schönheitsschlaf, aber das EKH hat mich heute Früh alarmiert und wird es sicherlich auch bei dir versucht haben. Die haben einen schweren Busunfall 'rein bekommen und brauchen jede verfügbare Hand. Also, schwing dich in anständige Klamotten, deine ersten Überstunden liegen an. Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass ich so schnell dazu komme, deine Wohnung zu besichtigen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 12:58


    "Meine Wohnung besichtigen? Das schmink dir mal ganz schnell ab. Gib mir zehn Minuten, ja?" Immer noch verschlafen, aber schon eine Spur wacher fuhr er sich mit der Hand durch das kurze Haar. Malte durfte nicht auf die Idee kommen die Wohnung auf eigene Faust zu besichtigen, denn dann würde er unweigerlich auffliegen und Izabella würde nicht mehr unentdeckt bleiben. Rasch schloss er die Wohnungstüre hinter Malte und nahm Malte an den Schultern. "Bleib einfach hier stehen. Eine Wohnungsführung kann ich dir frühestens morgen anbieten und dann gibts auch das versprochene Bier dazu." Ohne weiter auf Malte zu achten, von dem er ausging, dass er wirklich stehen blieb eilte er zurück in sein Schlafzimmer und schlüpfte in die Klamotten vom Vortag. Im Bad unterzog er sich einer äußerst ungründlichen Wäsche und zog sich noch voll an. Der Tag begann ihn jetzt schon zu nerven, vor allem weil er alles vergessen konnte was er vorgehabt hatte. Etwas leiser als bei den anderen Sachen drückte er die Türe zum Wohnzimmer auf und schloss sie rasch hinter sich. Suchend blickte er auf das leere Sofa und suchte hektisch weiter nach Izabella. Sollte sie schon abgehauen sein, ohne dass er es mit bekommen hatte? So fest wie er geschlafen wäre es möglich gewesen. Erst als er ein paar Schritte weiter in den Raum gegangen war sah er sie zitternd am Schrank stehen. Vor wem hatte sie solche Angst? Hatte sie gedacht ihr Ex-Freund würde auftauchen? "Hey, was ist los? Du pass auf, ich muss ins EKH, die haben einen Notfall reinbekommen. Kaffeemaschine und das alles findest du in der Küche. Lässt du mir ne Handynummer da wenn du gehst? Ich denke nämlich nicht, dass ich vor Mitternacht zurück bin."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 14:25


    Es war seltsam, obwohl sie Jamies Kollegen sofort erkannt hatte, war ihr nicht ein einziges Mal der Gedanke gekommen, dass er ihn gerufen hatte, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Gestern noch wäre sie sofort aufgesprungen und davon gelaufen. Langsam beruhigte sich Izabella wieder und sie sah Jamie an und spürte, wie hektisch und nervös er war. War es deshalb, weil er zum Dienst musste oder machte es ihn nervös, dass sein Kollege vor der Tür auf ihn wartete und dieser nicht sehen sollte, das sie hier war? "Mach' dir keine Sorgen um mich, ich komme schon irgendwie klar und nun seh' endlich zu, dass du zu deinem Kollegen kommst, bevor du dir wegen mir noch Ärger einhandelst. Schließlich war es im Krankenhaus schon nicht zu überhören, was dein Kollege davon hielt, dass du die ganze Zeit bei mir warst." Izabella schenkte Jamie ein aufmunterndes Lächeln und ging einen Schritt auf ihn zu. "Nun mach' schon und meine Handynummer lass' ich dir auch da. Auch wenn es mir lieber gewesen wäre..." Mitten im Satz hielt sie inne. Sie hatte nicht auf ihre Worte geachtet und einfach so darauf los geredet.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 14:33


    Jamie war von ihrem Anblick fasziniert. Noch gestern hatten ihre Augen nur diesen trüben, abgeschlagenen Ausdruck gehabt und sie selbst war auch zu nichts mehr aufzumuntern gewesen. Jetzt aber stand sie vor ihm und hatte dieses Leuchten in den Augen. Sie war es, die ihm jetzt sagte, dass alles wieder werden würde. Wie konnten sich die Rollen über Nacht so vertauscht haben? Und ihr letzter Satz. Hatte Jamie richtig gehört, und sie hatte darauf gehofft, dass er den Vormittag noch zu Hause war? "Mir wäre etwas weniger Stress auch genehm gewesen. Aber gut. Ich ruf dich an, ja? Mich wirst du jetzt so schnell nicht mehr los, verlasse dich drauf Izabella." Grinsend blickte er sie ein letztes Mal an, ehe er eilig das Wohnzimmer verließ und sich den Rucksack und die Turnschuhe schnappte. "Okay Malte, also dann auf in den Kampf." Noch ohne Schuhe rannte er hinter Malte aus dem Haus und zu dessen Auto. Zum Anziehen hätte er auf der Fahrt ins EKH noch genügend Zeit. Zeit, die er brauchte um seine Gedanken zu sortieren und um wieder normal denken zu können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 14:42


    Zwar noch im Bereich des Erlaubten, aber doch mit enormer Geschwindigkeit lenke Malte seinen Wagen durch den Hamburger Verkehr und man merkte, dass es ansonsten sein Job war einen NAW oder RTW sicher und schnell durch die vielen anderen Autos zu bringen. Hart stieg er in die Bremsen, als eine Ampel auf rot umsprang und als wäre er nichts gewesen, sah er Jamie an. "Lass uns wetten. Sobald ich meinen Wagen vor dem EKH zum Stehen bringen, fällt den Herrschaften ein, dass sie uns doch nicht brauchen und wir sind ganz umsonst herbei geeilt, aber vielleicht komme ich dann zu meinem Bier mitsamt Wohnungsführung. Würde mich nämlich einmal interessieren, ob es bei allen Studenten gleich aussieht. Entschuldige, Ex-Studenten." Kaum hatte die Ampel wieder auf grün umgeschalten gab Malte Gas. Nur wenige Minuten später standen sie vor dem EKH, wo es tatsächlich danach aussah, als würde einiges an Arbeit auf sie zukommen. Warum hatte man es zugelassen, so viele Notfälle auf einmal aufzunehmen? Längst hätte man eine Sperre für die Notaufnahme verhängen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 14:49


    "So viel zu deiner Wette. Wir könnten ja eine neue Wette abschließen", grinsend stieg Jamie aus Maltes Wagen aus und schlug die Türe hart hinter sich zu. "Wer von uns schneller umgezogen und einsatzbereit ist. Der Verlierer zahlt das Bier." Den Rucksack leicht über die Schulter geworfen blickte er Malte an, der das Auto noch zusperrte und dann auch schon angerannt kam. Wie auf ein geheimes Zeichen hin rannten sie schnell zu den Umkleiden und versuchten sich angsichts der ganzen wartenden Patienten wirklich in windeseile umzuziehen. Achtlos ließen die beiden Männer ihre Klamotten auf der Holzbank liegen und rannten wieder zurück in die Notaufnahme, wo Anna gerade dabei war etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Mit wievielen Leuten der Bus besetzt gewesen war? Wenn es nur ein Reisebus war, würde es noch überschaubar sein, aber sollte es einen der großen Schulbusse mit den ganzen Kindern erwischt haben, würden sie noch länger brauchen, bis wieder ein grober Überblick hergestellt war, wer wie schwer verletzt war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 14:58


    "Leute gebt mir einen Kaffee oder ihr könnt mich gleich in die Notaufnahme bringen, worüber sich Anna sicherlich freuen würde", seufzte Malte und ließ sich erschöpft auf einen der unbequemen Stühle in der Küche fallen. Die größte Arbeit war geschafft und sie hatten Ordnung in das Chaos auf den Fluren gebracht. Den Rest konnten die Schwestern und Ärzte ganz gut alleine koordinieren, dazu wurden sie nicht mehr benötigt und so gönnten sich Malte, Philipp und Jamie eine kurze Verschnaufspause. Von wie langer Dauer diese war, konnten sie nicht sagen, doch sie waren froh darüber, endlich einmal fünf Minuten Ruhe zu haben. Philipp versetzte der Kaffeemaschine einen Klapps, die sich sofort in Bewegung setzte und frischen Kaffee in die Kanne laufen ließ. "Nur um das einmal festzuhalten, die Tasse Kaffee habt ihr euch nur dadurch verdient, dass eure Arbeit in den letzten Stunden durchaus brauchbar war. Nach eurem Timing heute Morgen hätte ich euch nämlich sonst wohin gewünscht." Abwehrend hob Malte die Hände und grinsend. "Das war nicht meine Schuld. Frag' lieber unseren neuen Kollegen, welche Methoden er zum Einschlafen benutzt. Ich habe wahrscheinlich das halbe Haus geweckt, bis er endlich zur Tür kam."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 15:15


    Lachend lehte sich Jamie in dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Jetzt schaut mich nicht so anklagend an. Ich komme frisch von der Uni, da war ich es gewohnt den ganzen Tag schlafen zu können. Hier ist einem das ja nicht vergönnt, also muss ich es ja wohl oder übel nachts nachholen." Immer noch grinsend schloss Jamie für einen Augenblick die Augen und wünschte sich wirklich wieder in sein Bett zurück. Der Tag gestern, und viel mehr noch der Abend mit Izabella war angestrengend genug gewesen. Resigniert öffnete er die Augen wieder. Er hatte keine Chance. Er war Arzt geworden um Menschenleben zu retten, also gehörten auch diese unregelmäßigen Arbeitszeiten dazu, ob er wollte oder nicht. Rasch stand er auf und entfernte den Filter von der Kaffeemaschine. Auch wenn Malte noch so sehr nach dem Kaffee schrie, er brauchte jetzt genauso dringend einen. Genüsslich nahm er einen großen Schluck aus der Tasse und spürte, wie seine Lebensgeister langsam wieder zurück kehrten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 15:29


    "Da sieht man es einmal wieder, wie schön doch das Studentenleben ist", lachte Malte und nahm sich ebenfalls eine Tasse, bevor er wieder vor der leeren kanne stehen würde und zusehen musste, wie er zu einem klaren Kopf kam, den sie heute sicherlich noch brauchen würden.
    Philipp hatte sich am Tisch niedergelassen und schlug gelangweilt die Zeitung auf, war es bereits uninteressant, was darin stand, wo sie doch hier mehr von dem bitteren Geschehnissen mitbekamen. Schneller als jede Presseagentur. "Zumindest scheint unser neuer Kollege gelernt zu haben, dass es sinnlos ist, sich jedem Schicksal anzunehmen. Die Auswahl heute war ja wieder relativ groß." Wie Philipp wieder auf dieses Thema zu sprechen kam, wusste er selbst nicht, doch er konnte es Jamie nicht oft genug unter die Nase reiben, was er von seinem Auftreten an seinem ersten Arbeitstag hielt. Die Zeitung vor sich ausgebreitet, den Blick auf eine Schlagzeile fixierte, erwartete er keine Antwort, wusste er, dass Jamie sein Verhalten an diesem Tag für richtig empfunden hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 15:47


    Innerlich war Jamie am explodieren als er Philipps Sätze hörte. Konnte dieser nicht einfach aufhören und die Sache gut sein lassen? Wieso musste man solche Fehler des anderen gar so austreten? Gezwungen ruhig überlegte er sich, ob er überhaupt einen Kommentar dazu abgeben sollte oder doch das ganze lieber auf sich sitzen lassen sollte. Er konnte nicht einfach schweigen und so tun als hätte er nie etwas gehört. "Tja, stell dir vor, sogar kleine dumme Studenten lernen aus ihren Fehlern, ob dus glaubst oder nicht." Ohne ein weiteres Wort zu sagen schnappte er sich einen Apfel von der großen Schale und ging aus dem Zimmer. Den Piepser hatte er mit dabei und so konnte er sich auch vor das EKH setzen und warten bis der neue Einsatz kam. Auf keinen Fall wollte er noch länger mit Philipp über sein Verhalten diskutieren. "Falls ihr mich sucht, ich bin draußen vorm EKH, Piepser hab ich dabei." Zielstrebig ging er nach draußen und ließ sich auf den Treppen am Eingang nieder. Er wollte in Ruhe über den gestrigen Abend nachdenken, und auch versuchen irgendwie abzuschätzen, was noch alles auf ihn zu kommen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 16:00


    "Das musste jetzt mal wieder sein, Haase, ansonsten bist du wohl nicht glücklich, wenn du keinen von deinen dummen Sprüchen los werden kannst." Genervt verdrehte Malte seine Augen und unterließ es dann aber doch Jamie zu folgen, Philipps Verhalten zu rechtfertigen. Das sollte der Herr Doktor mal lieber selbst tun.

    Nachdem Jamie verschwunden war hatte es auch Izabella nicht länger in der leeren und noch dazu fremden Wohnung ausgehalten und so hatte sie ihre wenigen Sachen gepackt, war still und leise aus dem Haus verschwunden. Ihre Handynummer hatte sie nicht vergessen zu hinterlegen, auch wenn sie sich immer noch nicht sicher war, ob sie das richtige Tat.
    Nachdenklich hatte sich Izabella in ihre Vorlesungen begeben und brachte den ganzen Vormittag über kaum Konzentration für die Vorträge ihrer Professoren auf. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Jamie. Wie ernst meinte er es wirklich? Würde er sie wieder fallen lassen sobald es schwierig wurde?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 16:20


    Der nächste Einsatz für die Mediziner ließ nicht lange auf sich warten und kaum hatte der Datenempfänger zu piepsen begonnen war Jamie auch schon aufgesprungen und wieder in das klimatisierte Krankenhaus gerannt. Gleichzeitig mit Malte und Philipp kam er am NAW an und stieg schnell ein. "Was haben wir?" "Bewusstlose Person am Hafen." Kaum hatte Malte das Wort 'bewusstlos' ausgesprochen fuhr es Jamie eiskalt über den Rücken. Augenblicklich waren seine Gedanken wieder bei Izabella und er konnte nur hoffen, dass sie es diesmal nicht wieder war. Als sie am Hafen aus dem Auto sprangen und die Ausrüstung aus dem Kofferraum rissen wurde Jamie wieder ruhiger. Die bewusstlose Person hatte dunkle, und keine blonden Haare.

    *****

    "Malte, das Bier holen wir wann anders nach, ja?" Völlig müde und geschafft stieg Jamie aus dem Auto des Rettungsassistenen und blieb noch in der Türe stehen. Erst auf dessen müdes Nicken hin schlug der junge Arzt die Türe zu und schleppte sich noch die letzten Meter zu seiner Wohnung hinauf. Kaum hatte er die Türe ins Schloss fallen lassen machte er alle Lichter an und begab sich auf die Suche nach Izabellas Zettel. Auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer, das sie unter großem Kraftaufwand wieder aufgeräumt haben muss fand er ihn nicht und so ließ er sich müde in der Küche nieder. Nachdenklich griff er nach dem kleinen weißen Zettel auf dem sie in noch viel kleinerer Schrift ihre Handynummer hinterlassen hatte. Anrufen brauchte er sie jetzt, weit nach Mitternacht auch nicht mehr. Oder sollte er sich doch bei ihr melden? Unsicher stütze er den Kopf auf den Händen auf und grübelte schon im Halbschlaf über eine Antwort nach.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 16:31


    Izabella war über ihren Büchern eingeschlafen, als sie plötzlich hochschreckte und mit einer unkontrillierten Bewegung eine Kaffeetasse vom Tisch stieß. Ein brauner Fleck bildete sich sofort auf dem Tisch über ihren Unterlagen aus, ebenso wie auf dem Boden. Kaffee, es war das einzige was sie noch zu sich nahm, abgesehen von etwas Obst. Es war ein Fluch und doch viel es ihr schwer, nur an Essen zu denken. Benommen warf Izabella einen Blick auf die Uhr in ihrem Zimmer. Mitternacht. Hatte Jamie ihr nicht gesagt, dass seine Schicht so lange dauern würde? Ob er sich melden würde? Auf Zehenspitzen schlich sie in die WG-Küche, holte sich einen Lappen, um die Flecken zu beseitigen, die sonst auf dem Teppichboden zurück bleiben würde. Fast fühlte sie sich wie eine Fremde, in der kleinen Wohnung und hatte Angst, jeden Moment würde sich eine Tür öffnen und man würde sie provozierend fragen, was sie mitten in der Nacht noch in der Küche zu suchen hatte. Izabella wurde immer deutlicher klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. Sie musste hier raus. Weg von Daniel, dessen WG und ihrem alten, verpfuschten Leben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.07.2007, 16:41


    Immer wieder schreckte Jamie aus seinem Halbschlaf hoch und wusste immer noch nicht ob er sich bei Izabella melden sollte oder nicht. Schlurfend ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Den Fernseher so leise wie möglich angestellt versuchte er sich auf das Fernsehprogramm zu kontentrieren, aber eigentlich interessierte ihn das alles nicht. Das einzige was er jetzt zu dieser Uhrzeit wissen wollte, war wie es Izabella ging. Entschlossen irgendetwas zu tun, egal ob es nun richtig war oder nicht griff er in seine Hosentasche und zog das Handy heraus. Sollte er sie anrufen oder doch nur eine SMS schreiben? Fast schon mechanisch wanderten seine Finger über die Tasten und bis er erneut darüber nachdenken konnte hatte er die SMS bereits begonnen. Moin. Hoffe ich hab dich jetzt nicht geweckt. Wie gehts dir? Wann sehen wir uns mal wieder? Immer noch benebelt von der halben Stunde wo er geschlafen hatte drückte er auf senden und merkte erst nach dem dritten Mal durchlesen, dass das ganze vielleicht falsch zu verstehen war. Aber ändern konnte er es jetzt auch nicht mehr. Müde ließ er den Kopf nach hinten sinken und schloss erneut die Augen. Hoffentlich würde ihn morgen früh kein Mensch wecken und zum Dienst beordern. Seinen ersten freien Tag wollte er erstmal zum Ausschlafen nutzen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.07.2007, 16:55


    Zum ersten mal seit langer Zeit überfiel sie keine Müdigkeit und ihr Plan, ihr Leben zu verändern, nahm immer mehr Gestalt an. Fast erschien es ihr so, als wäre es ein einfaches, die nächsten Schritte zu gehen, nachdem sie bereits den ersten schweren Schritt gewagt hatte. Das Piepsen ihres Handys durchbar die Stille der Nacht und freudig griff Izabella nach ihrem Mobiltelefon, in dem festen Glauben, dass es nur Jamie sein konnte, der ihr so spät noch eine SMS schicken würde. Ihr fröhliches Lächeln war jedoch schnell durch einen verwunderten Blick ersetzt, als sie den Inhalt bereits zum zweiten mal gelesen hatte. Über ihre wirklichen Gefühle zu Jamie hatte sie noch nie nach gedacht und auch nicht, was Jamie eventuell für sie empfinden könnte. Mitleid, natürlich was sollte es sonst sein. Sie war krank, hatte einen Ex-Freund, der sie einfach hängen ließ und brauchte Hilfe, was sollte man da schon anderes empfinden außer Mitleid. Doch trotz dieser bitteren Erkenntnis, die sich immer wieder in ihre Gedanken mischte, hatte sie das Gefühl, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Nachdenklich schwebten ihre Finger über ihrem Handy und sie beschloss ihm nicht zurück zu schreiben, sondern am nächsten Morgen zu überraschen, mit einem Frühstück.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.07.2007, 12:18


    "Nein Malte, das kann jetzt einfach nicht wahr sein", laut schimpfend warf Jamie die Bettdecke zurück und quälte sich von der Matratze hoch. Es hatte ihm wohl doch nicht so gut getan drei Stunden auf dem kalten Sofa zu schlafen und erst dann ins Bett zu gehen. Schlurfend quälte er sich zu seiner Haustüre und versuchte seine Muskeln irgendwie zu lockern. Noch bevor er überhaupt wusste wer vor seiner Tür stand hatte er bereits die schlimmsten Unfallbilder vor Augen und neben diesen sah er seinen freien Tag entschwinden. Mit einigen wüsten Flüchen rieb er sich übers Gesicht und hoffte so wacher zu werden. Trotz seines Schlafanzuges riss er die Türe schwungvoll auf und blinzelte nach draußen. "Also Kollege, ich finde es echt gemein von dir, mich heute schon wieder aus dem Bett zu werfen. Du bekommst deine verd*** Wohnungsbesichtigung schon noch. Du ..." Während Jamie luftholte blickte er nocheinmal hinaus und trotz der blendenden Helligkeit erkannte er plötzlich, dass es nicht Malte war, der vor seiner Tür stand. Rasch begann er nachzudenken ob er irgendeinen Termin vergessen, oder jemanden eingeladen hatte. Wie ein Blitz schoss es ihm durch den Kopf, als er endlich erkannt hatte wer vor ihm stand. Leicht errötend trat er einen Schritt zur Seite und ließ Izabella in die Wohnung.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.07.2007, 16:10


    Nur zögerlich betrat sie seine Wohnung, als sie erkannte, welch unpassenden Moment sie ausgewählt hatte. Natürlich, wie konnte sie damit rechnen, dass er jetzt bereits wach war, wo er doch gestern bis Mitternacht hatte Dienst schieben müssen. Leicht bedrückt blickte Izabella an Jamie vorbei und fand ihre Idee, von einem gemeinsamen Frühstück, plötzlich gar nicht mehr so einfallsreich. "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken, aber ich habe einfach nicht mehr daran gedacht, welch anstrengenden Tag du gestern hattest. Es ist wohl besser ich gehe wieder, dann kannst du weiter schlafen. Muss sowieso zur Vorlesung..." Izabella kam sich furchtbar dumm vor. Wie konnte sie in ihrer Euphorie nur davon ausgehen, dass Jamie ständig für sie bereit stand und sie mit einem Lächeln begrüßte, als könnte er es kaum ewarten sie endlich wieder zu sehen? Was bildete sie sich ein, nur weil er ihr helfen wollte? Unsicher wanderte ihr Blick zu der inzwischen geschlossenen Wohnungstür, auf dessen Türklinke immer noch Jamies Hand lag, als wollte er sie daran hindern, wieder zu gehen. Hatte ihr Blick einmal wieder verraten, was sie dachte?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.07.2007, 16:27


    "Nichts da. Jetzt bist du schon hier und ich schon wach. Außerdem meinte Malte doch gestern schon annähernd ich hätte keinen Schönheitsschlaf nötig." Mit wiedergefundenem Humor und einem Grinsen auf den Lippen löste er sich der Türklinke und tappte voran in die Küche. Argwöhnisch starrte er die Stofftasche in ihrer Hand an und wurde neugierig, was sie mit sich herumschleppte. "Was führt dich eigentlich so früh schon zu mir?" Nachdenklich sah er sie an, stellte aber zu seinem Erstaunen fest, dass sie irgendwie schon etwas besser aussah als noch an dem Abend wo sie bei ihm übernachtet hatte. Allerdings war ihre ganze Euphorie wie weggeblasen, die ihm noch überschwänglich entgegen geströmt war, als er die Türe aufgemacht hatte. Dachte sie jetzt, er würde sich nicht darüber freuen, wo er doch noch in der Nacht auf eine Antwort von ihr gewartet hatte? Was ging wirklich in ihrem Kopf vor und wovor hatte sie wirklich Angst?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.07.2007, 16:37


    Leise war Izabella ihm gefolgt und hatte ihre Stofftasche auf den kleinen Küchentisch sinken lassen. Ihre Gedanken kreisten um ihr vorhaben. War sie sich nicht sicher, ob es wirklich richtig war, sich so dermaßen in sein Leben einzumischen, seine angebotene Hilfe bereits jetzt auszunutzen. "Wenn es für dich wirklich okay ist...", begann sie zweifelnd, ließ sich aber doch auf einen Stuhl fallen und ließ ihre Jacke von den Schultern gleiten. "Ich habe uns frische Brötchen für ein Frühstück mitgebracht, als Dank, dass du dich in den letzten Tagen um mich gekümmert hast, obwohl ich in manchen Momenten nicht gerade nett zu dir war. Mir fällt es einfach schwer damit umzugehen, dass es jemanden gibt, der sich darum kümmert, wie es mir geht..." Ihre Offenheit wollte sie zurück halten, doch die Sätze waren schneller gesagt, als das sie nachdenken konnte. Ja, sie war Jamie dankbar, denn er hatte ihr geholfen den ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen, nach vorne zu sehen und nicht mehr dem hinterher zu trauern, das einmal gewesen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.07.2007, 21:18


    "Sicher ist es für mich in Ordnung. Ist es okay, wenn du dir hier alles zusammensuchst was du brauchst und ich zuerst mal schnell duschen gehe und mich dann vernünftig anziehe?" Grinsend stand Jamie wieder auf und ging ohne groß ihre Antwort abzuwarten aus der Küche hinaus. Schnell ging er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Eiskaltes Wasser würde ihn wieder so wach bringen wie er sein sollte. Keine Fünf Minuten später tappte er mit einem Handtuch um die Hüften gebunden in sein Schlafzimmer. Wahllos suchte er sich seine Klamotten zusammen und rubbelte sich mit dem Handtuch ein letztes Mal durch die Haare, ehe er zu Izabella in die Küche zurück ging. Den Tisch hatte sie bereits gedeckt und der Kaffee lief durch die Maschine und verbreitete einen verführerischen Duft. "Wow, so einen Luxus hatte ich ja schon lange nicht mehr." Lachend ließ sich Jamie an dem Küchentisch nieder und hatte seine gute Laune wieder gefunden. Er konnte Izabella auch einfach nicht böse sein, dass sie ihn aus dem Bett geworfen hatte. So würde er mit dem Tag wenigstens etwas anfangen können. "Und bedanken kann ich gar nicht haben. Nicht für das was ich bis jetzt gemacht habe, und auch nicht für das was noch kommt. Ich machs gerne."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.07.2007, 21:31


    Mit viel Mühe hatte sie den Tisch gedeckt, die frischgebackenen Brötchen vom Bäcker schön in einem Brotkorb angerichtet, frisches Obst in eine Schale gefüllt und noch weitere leckere Sachen hinzu gestellt, die sie in Jamies Küche hatte finden können. Lange hatte Izabella gezögert, ob sie auch für sich selbst decken sollte und es schließlich doch getan. Schon das allein war eine Überwindung für sie, ebenso das einfache zubereiten des Frühstücks. Alle Lebensmittel waren zum Gegner für sie geworden und doch wusste sie genau, dass sie ohne nicht auskommen konnte.
    "Der Kaffee ist gleich fertig", gab sie an Jamie weiter, als dieser die Küche betrat und beruhigt atmete Izabella auf, als sie sein Lächeln sah. Er hatte es ihr also nicht übel genommen, dass sie ihm nach seinem anstrengenden Tag schon wieder so früh geweckt hatte. Die Kaffeekanne war nun voll und sie schaltete das Gerät ab, um sofort zwei Tassen mit dem heißen Schwarz zu füllen. Ihre eigene Tasse füllte sie bis zum Rand, bei Jamie ließ sie deutlich mehr Platz, damit dieser Milch und Zucker noch hinzufügen könnte, denn Izabella ahnte, dass ihr Kaffee viel zu stark geraten war. Nicht für sie, aber für ihn.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.07.2007, 21:40


    Etwas misstrauisch begutachtete er den gedeckten Tisch, ließ sich dann aber ohne einen weiteren Kommentar ihr gegenüber an dem Tisch nieder. Rasch nahm er die Kaffeetasse in die Hand um seine aufgetretene Unsicherheit zu verbergen. Er saß zwar, vor einem liebevoll und perfekt gedeckten Frühstückstisch, aber er wusste genauso gut, dass sie es nur für ihn gemacht hatte. Selbst würde sie wahrscheinlich nichts von dem anrühren, was dort stand. Nachdenklich nippte er an seinem Kaffee und verschluckte sich augenblicklich an dem ersten kleinen Schluck. So einen starken Kaffee hatte er zuletzt vor vielen Jahren nach einer durchzechten Nacht getrunken. Hatte sie ihn absichtlich so stark gemacht oder versehentlich? Als er sie vorsichtig über den Rand seiner Tasse beobachtete und sie keine Anstalten machte, der Kaffee wäre zu stark, ahnte er, dass sie noch viel stärkeren gewohnt war. Entgegen seiner Gewohnheit griff er nach der Milch und füllte die Tasse bis unter den Rand voll. So würde man ihn besser trinken können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.07.2007, 21:54


    Eine beklemmende Stille machte sich zwischen ihnen breit und obwohl Izabella sich noch in der Nacht fest vorgenommen hatte, sich ein bisschen an Essen heranzuwagen, so kam er dieser Gedanke jetzt einfach nur schrecklich vor. Die warme Kaffeetasse fest mit beiden Händen umschlossen, führte sie diese an den Mund und nahm einige Schlucke. Kaffee, auch bei Leistungssportlern war es ein beliebtes Mittel, um das Gewicht zu halten und eventuell noch zu verbessern. Für Izabella war es in den letzten Wochen Nahrung gewesen, die ihren Magen inzwischen jedoch auch erheblich reizte, durch die Stärke des Kaffees.
    "Vielleicht möchtest du nicht, dass ich mich bei dir bedanke, aber ich habe das Gefühl, das ich es muss. Es gibt kaum noch Menschen, die in der letzten Zeit für mich da waren und da kommt mir wohl jede noch so kleine lieb gemeinte Geste, wie ein großes, atemberaubendes Geschenk vor. Und außerdem, was habe ich schon vorbereitete? Ein Frühstück ist ja wohl nichts besonderes." Izabella sah Jamie lächelnd an.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.07.2007, 22:06


    "Nein, ich finde, gerade, dass du mir dieses Frühstück gemacht hast ist der Wahnsinn. Nicht, dass ich sonst nichts zu essen gefunden hätte, sondern ...", Jamie brach ab und wusste nicht, ob er es einfach so sagen konnte, dass ein Frühstück von jemanden, der gar nichts mehr zu sich nahm etwas besonderes war. Offen sah er sie an und das Lächeln, das sie jetzt auf den Lippen hatte machte sie noch bezaubernder. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er sie einach minutenlang anblickte und mit seinen Gedanken nicht mehr da war wo er sein sollte. Zögerlich löste er seine Hand von seiner Tasse und legte sie auf ihre. Ob er dadurch irgendwie zeigen wollte, dass er weiterhin für sie da war oder ob es etwas anderes war, hätte er in dem Moment nicht beantworten können. Er wusste nur, dass er völlig durcheinander war. Ihre kalte Hand erinnerte ihn wieder an den Abend wo sie gemeinsam auf dem Sofa gesessen hatten und sie sich dazu durchgerungen hatte sich von ihm helfen zu lassen. "Also die SMS heute Nacht ... ich wollte dich wirklich nicht wecken ... aber irgendwie musste ich dir einfach schreiben ..."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.07.2007, 22:16


    Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, den Blick von ihm abwenden, da ihre Gedanken ihr sagten, dass es nichts als Mitleid war, das er für sie empfand, doch ihre Gefühle sprachen eine andere Sprache, ebenso wie seine strahlenden Augen. Seine Hand fühlte sich warm und weich an, so als könnte sie Izabella vor jedem Unheil beschützen, doch die Zweifel ließen sie nicht los. "Keine Sorge, das mit der SMS war schon in Ordnung. Du hast mich nicht geweckt. Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, aber es gab so vieles über das ich nachdenken musste und ich weiß jetzt, dass ich etwas in meinem Leben ändern muss und zwar so schnell wie möglich." Izabella stellte ihre Tasse auf den Tisch und kam von seinen Augen nicht mehr los. Was war das? Warum fühlte sie sich von ihm auf einmal so angezogen? Sie durfte sich keine Hoffnungen machen, wollte sie nicht schon wieder enttäuscht werden, doch in diesem Moment waren ihre Gefühle stärker, als ihr Verstand, der sie seit Monaten beherrschte und dessen Gedanken, Vorwürfe und trügerische Wünsche sie in ihre Krankheit getrieben hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 13:18


    Noch konnte Jamie seine Gefühle nicht richtig einordnen, und zögerlich zog er seine Hand zurück. War es wirklich das, was sein Verstand ihm gerade versuchte klar zu machen oder ließ er sich täuschen? Suchend sah er ihr in die Augen, hoffte irgendetwas darin zu sehen, was ihn bestätigte. Deutete sie ihre Gefühle genauso oder krallte sie sich immer noch an dem Glauben fest er würde das alles nur aus Mitleid machen? Um seine Unsicherheit zu verbergen griff er rasch nach einem Brötchen und begann es aufzuschneiden. Erst als er fertig war blickte er wieder auf und sah, dass sie ihn immer noch anschaute. "Bist du beim Nachdenken denn auf eine Lösung gekommen? Wie solls jetzt weitergehen?" Leise und vorsichtig kamen die Fragen über seine Lippen, denn noch kannte er sie einfach nicht gut genug, als dass er einschätzen konnte wie sie auf solche Fragen reagierte. Hatte er überhaupt schon genügend Vertrauen aufbauen können, wo sie doch eigentlich überhaupt nichts über ihn wusste?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 14:16


    "Um ehrlich zu sein, ich fühle mich immer noch hilflos, auch wenn ich jetzt den Entschluss gefasst habe, mich endlich gegen meine Krankheit zu wehren. Aber was bringt mir der Entschluss, wenn ich nicht weiß, wie ich dies schaffen soll? Ich muss raus aus meiner WG, aber eine eigene Wohnung kann ich mir mit meinem Kellnerjob nicht leisten. Ich habe das Gefühl, egal in welche Richtung ich mich wende oder drehe, immer ist da eine Tür die verschlossen ist und zu der ich auch keinen Schlüssel habe." Izabella hatte den Blickkontakt zu Jamie nicht abgebrochen. Sie sah nicht einmal beschämt zu Boden, obwohl es sich so furchtbar falsch anfühlte, ihn an seinem freien Tag mit ihren Problemen zu belästigen. Doch er hörte ihr zu, schenkte ihr verständnisvolle Blicke und äußerte ihr gegenüber nicht, dass alles nur ein kindisches Spiel von ihr sei, um sich damit Aufmerksamkeit zu verschaffen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 14:26


    Während sie ihm auf seine Fragen geantwortet hatte, hatte er sich entspannt zurück gelehnt und in seine Semmel gebissen. Noch während er kaute kam ihm der Gedanke, dass sie vorläufig auch bei ihm einziehen konnte. Zwar war die Wohnung nicht gerade so groß, dass problemlos mehrere Leute zusammen wohnen konnten, aber zu zweit würde es bestimmt klappen. Rasch schluckte er die letzten Bissen hinunter und nahm gleich noch einen großen Schluck Kaffee. Er war bereit sein Single Leben zu ändern und teilweise aufzugeben, aber wie sah es bei ihr aus? Würde sie seinen Vorschlag zulassen? "Ich weiß es klingt jetzt echt komisch, aber du könntest ja die erste Zeit mal hier bei mir wohnen. Also nur wenn du willst, und halt vorerst auch nur bis du selbst was gefunden hast und wieder besser auf den Beinen bist. Ich habe dir vorgestern ja schon gesagt, dass ich dir helfen will, und die Türen wo wir den Schlüssel nicht finden, die treten wir einfach ein. Vielleicht wird das nicht immer alles so einfach wie Kaffeekochen werden, aber irgendwie geht das schon." Mit einem aufmunternden Lächeln griff er erneut nach seiner Semmel und biss herzhaft hinein. Gespannt beobachtete er ihre Reaktion auf seinen Vorschlag.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 14:42


    Izabella wollte nicht glauben, was sie da eben gehört hatte und schüttelte energisch den Kopf. "Kannst du einmal bitte darüber nachdenken, bevor du mir einen Vorschlag unterbreitest. Was soll das ganze?" Ihre Stimme hatte plötzlich wieder einen kalten Unterton angenommen, ihre Augen funkelten gefährlich und wütend sprang sie von ihrem Stuhl auf. "Was soll das? Du kennst mich nicht, trotzdem bietest du mir deine Hilfe an und jetzt soll ich sogar bei dir einziehen. Sag' mir, warum du das alles tust? Mitleid? Natürlich! Hör' auf damit, ich brauche kein Mitleid und ich brauche auch niemanden der mir nur aus Mitleid seine Hilfe anbietet..." Noch viel mehr wollte Izabella Jamie entgegen schleudern, doch sie konnte nicht, ahnte das ihre Aufregung völlig umsonst war und er sehr wohl darüber nachgedacht hatte, welchen Vorschlag er ihr unterbreitete. Sie wandte ihm den Rücken zu und trat an das kleine Fenster der Küche, von dem aus, sie auf die Straße blicken konnte. Warum war sie bloss nicht fähig, ihre Gedanken endlich einmal zu verdrängen und Jamie einfach zu vertrauen. Seit sie sich das erste mal getroffen hatten, hatte er kein einziges mal etwas getan, was sie an seiner ernstgemeinten Hilfe zweifeln lassen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 14:58


    "Mitleid? Ja, das ist in deinen Augen das einzige was man dir entgegenbringen kann. Und alles was nicht aus Mitleid getan wird ist nur ein Traum oder wie?" Ruhig blieb Jamie auf seinem Stuhl sitzen und blickte sie an. Er wollte sich nicht genauso aufregen, oder ausrasten, aber diese Vorwürfe konnte er auch nicht einfach auf sich sitzen lassen. "Wenn ich das wirklich nur aus Mitleid tun würde, dann nenne mir einen vernünftigen Grund für meinen Vorschlag. Alles was ich dir bis jetzt gesagt habe, habe ich ernst gemeint. So ernst wie schon lange nichts mehr. Begreife doch, dass es auch Typen gibt, die wirklich helfen wollen. Helfen, weil sie dich mögen oder sich sogar in dich verliebt haben." Ohne jede Regung in der Stimme hatte er weitergeredet, als wäre es das natürlichste auf der Welt jemanden zu sagen, dass er sich verliebt hatte. Erst bei den letzten Worten wurde Jamie bewusst, was er da überhaupt sagte, aber es war die Wahrheit und er bereute es nicht. Während ihrem Wutausbruch war es ihm plötzlich gekommen und er begriff langsam, dass es die Wahrheit war. Wieso sonst sollte er von heute auf morgen sein ganzes Leben auf den Kopf stellen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 15:13


    Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck ließ sich Izabella auf den Boden sinken und starrte Jamie an. "Hör' auf, bitte hör' auf..." Es war nur ein Flüstern, aus dem grenzenlose Verzweiflung sprach. "Bitte sag' mir, dass du mich aus Mitleid in deine Wohnung aufnehmen möchtest, aber nicht aus Liebe. Du kannst, darfst dich nicht in mich verliebt haben. Du hast keine psychisch kranke Freundin verdient, die mit ihrem Leben nicht klar kommt und ständig auf Hilfe angewiesen ist. Sag' mir, das es Mitleid ist, bitte..." Es war ein tränenerticktes Flehen, das über Izabellas Lippen kam, doch sie meinte es ernst. Durch die Krankheit war auch ihr Selbstvertrauen gebrochen. Sie hasste sich, ihren Körper und alles was sie tat. Wie konnte sich Jamie in sie verliebt haben? Das konnte er nicht ernst gemeint haben. Was sollte er mit ihr und vor allem welch' Ärger würde ihm das in der Arbeit einhandeln, wenn seine Kollegen davon erfahren würden. Immer schrecklicher wurden Izabellas Vorstellungen und mühevoll kämpfte sie sich wieder auf die Beine. Ihre Blicke trafen sich und Izabella wusste genau, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als einen Menschen, der sie so annahm, wie sie war, doch sie durfte nicht zulassen, dass auch Jamies Leben von ihrer Krankheit bestimmt wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 15:23


    Entsetzt sprang Jamie auf die Beine und ließ sein Besteck klirrend auf den Teller zurückfallen. Ihre Worte trafen ihn hart und unverhofft und her bekam plötzlich das Gefühl der Boden würde unter seinen Füßen wegrutschen. Langsam ging er auf Izabella zu und berührte sie sanft am Arm, ehe er sie in eine zarte Umarmung zog. Sie weinte immer noch und steigerte sich in ihre Worte hinein. War die ganze Sache nur einseitig oder tat sie es gerade weil sie ihn auch mochte. Immer wieder strich er ihr über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen. "Jetzt beruhige dich erstmal wieder und dann sagst du mir das noch mal, weil verstanden habe ich es nicht. Du brauchst doch jemanden der den Weg mit dir geht, und du willst jemanden, der das nicht aus Mitleid machst. Und jetzt sage ich dir, dass ich es eben nicht aus Mitleid mache und du verbietest mir meine Gefühle. Du musst dich was neues trauen. Nicht alle Männer sind solche Schw**e wie dieser Daniel und ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpasse. Er wird dir schon nichts tun können und du wirst den Kampf gewinnen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 15:36


    Sie war nicht fähig Jamies Worten etwas entgegenzusetzen, zu sehr fuhren ihre Gefühle Achterbahn. Doch ihre Gefühle waren zu schwach, als das sie sich gegen ihre Gedanken und ihren Zwängen durchsetzen konnte. Erschöpft ließ sie sich immer mehr in seinem Arme sinken und spürte immer stärker ihren Wunsch nach Wärme und Geborgenheit. Sie durfte dem nicht nachgeben. Oder vielleicht doch?
    Benommen hob Izabella ihren Kopf und sah Jamie an. Er meinte es ernst, mit dem was er gesagt hatte. Er würde für sie da sein und nicht weil er ein unbefriedigtes Helfersyndrom hatte, sondern weil er ihr helfen wollte, aus Liebe und Zuneigung. "Ich möchte dich nicht enttäuschen, Jamie. Was wenn ich es nicht schaffe." Ihr Kopf ruhte wieder an seiner Brust und so langsam versiegten ihre Tränen. Wieder fühlte sie sich gefangen, in einem engen Raum, mit einer Tür zu deren Schloss sie keinen Schlüssel hatte. Doch Izabella wurde klar, sie alleine machte sich zu einer Gefangenen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 15:53


    "Denk nicht jetzt schon ans Aufgeben", antwortete er ihr leise und strich ihr sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Während er sie mit der einen Hand immer noch im Arm hielt zog er mit der freien Hand ein Taschentusch aus seine Hosentasche und tupfte ihr die Tränen zärtlich ab. "Und fall du es doch nicht schaffen solltest, dann werde ich dich auch dann nicht fallen lassen. Du kannst dich immer auf mich verlassen. Du darfst nur nicht zu viel von dir selbst erwarten, nimm dir Zeit dazu." Langsam ging er immer noch mit ihrm Arm ein paar Schritte zurück und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Sanft zog er sie auf seinen Schoß und erschrack einmal mehr wie leicht sie doch war. "Trau dich und lass deine Gefühle zu. Wann sollen wir deine Sachen aus der WG holen? Sofort? Später? Ich muss nur bei meinen Eltern kurz das Auto holen, weil mit der U-Bahn zieht es sich immer so schlecht um." Lachend angelte er sich eine Banane aus der Obstschale und schälte sie rasch ab. Kreisend bewegte er sie vor ihren Augen hin und her. "Du auch ein bisschen was?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 16:13


    Sie wollte ihn nicht enttäuschen und zaghaft nahm Izabella einen kleinen Bissen von der Banane, die er in der Hand hielt, ließ danach ihren Kopf an seine Schulter sinken. Mit geschlossenen Augen, spürte sie wieder einmal, wie entkräftent bereits ein bisschen Aufregung bei ihr sein konnte. "Ist es für dich in Ordnung, wenn ich mich vorher noch etwas ausruhe?" Den Gedanken, dass er an seinem freien Tag wohl besseres zu tun hatte, als ihr beim Umzug zu helfen, verdrängte sie, ebenso wie die Sätze, die ihr bei der Bemerkung über seine Eltern in den Sinn kamen. "Ich verspreche dir, ich werde Geduld mit mir haben, aber noch ist für mich das alles so furchtbar schwierig. Schon allein der Gedanke, dass ich jetzt aus der WG ausziehen werde, bereitet mir Angst. Veränderungen haben mir immer Spaß bereitet, doch nur bis zu diesem Zeitpunkt, als meine Magersucht begonnen hat."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 16:26


    "Klar kannst du dich noch ausruhen. Sollen wir es so machen, dass du mich einfach anrufst wenns dir passt? Bis dahin habe ich meine Wohnung dann auf Vordermann gebracht und ich würde noch gerne zum Training gehen." Rasch legte er ihr seine Strategie dar und plötzlich wurde ihm bewusst, wie seltsam es war seinen Tagesplan mit jemanden abzustimmen und abzusprechen. Nachdenklich schenkte er sich mit der freien Hand noch eine Tasse Kaffee ein und schüttete genauso viel Milch darauf wie zuvor auch schon. "Glaub mir, es kommt der Zeitpunkt wieder wo dir Veränderungen auch wieder Spass machen. Wunder dauern eben etwas länger als normale Sachen, dafür sind sie ja auch besser und schöner." Jamie sah ihr deutlich an, dass sie die neue Situation noch nicht komplett akzeptiert hatte, ihr aber die Kraft fehlte sich dagegen aufzulehnen und sich darüber aufzuregen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 16:56


    Eine Viertelstunde später verließ Izabella Jamies Wohnung, doch noch immer war sie zu aufgewühlt, als das sie sich in ihr WG-Zimmer hätte zurückziehen können und sich von der Aufregung erholen. Gedankenversunken ging sie die langen Straßen Hamburgs entlang und fuhr mit der U-Bahn in die Speicherstadt. Gestern noch hatte sie sich mit ihrem Chef unterhalten und mit ihm vereinbart, dass sie die versäumte Schicht heute nachholen konnte. Wie sollte sie sich sonst das Studium finanzieren, wenn nicht durch diesen Job? Zwar wusste Izabella, wie gefährlich diese zusätzliche Anstrengung für ihren Körper war, doch in den Stunden, in denen sie unzählige Gläser auf einem kleinen Tablet zu den Gästen balancierte, siegte ihre Durchsetzungskraft. Sie wusste, sobald sie die Eingangstür öffnete, wieder würde ihr eine anstrengende Schicht bevorstehen, in der sie angeberische und eingebildete Machos bedienen durfte, Touristen die rein zufällig das luxeriöse Café entdeckt hatten und Frauen, die sich über nichts anderes unterhielten, als ihre grenzenlose Schönheit.
    Rasch meldete Izabella sich bei ihren Kollegen, bevor sie sich ihren, mit Wechselgeld gefüllten, Geldbeutel schnappte und auf den ersten Tisch zusteuerte. Zumindest versprachen die Leute hier einiges an Trinkgeld.

    Ihre Füße schmerzten und sie hatte Kopfweh, als sie das Café um zwei Uhr verließ. Nur zu gerne hätte sie sich jetzt Ruhe gegönnt und in Ruhe über sich und Jamie nachgedacht, doch sie hatte ihm versprochen, sich bei ihm zu melden und das nicht erst heute Abend. So eilte Izabella zielstrebig zur U-Bahn, sendete im Laufen noch eine SMS an Jamie ab, dass er in einer halben Stunde zu ihrer WG kommen könnte und wäre dabei beinahe über den Treppenabsatz des U-Bahn-Schachtes gestolpert. Ihre Hände zitterten, als sie wenige Minuten später versuchte ihren Wohnungsschlüssel ins Schloss zu stecken und erst beim dritten Anlauf sprang die Wohnungstüre auf.
    Vollkommen erschöpft ließ Izabella sich auf ihr Bett sinken und schloss die Augen. Die wütenden Rufe von Daniel hörte sie schon gar nicht mehr, als es eine halbe Stunde später an der Tür klingelte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 20:43


    Lässig, die Arme in die Hüften gestemmt stand Jamie nun vor Daniel und schaute ihn ernst an. Der Ex-Freund von Izabella würde sich wahrscheinlich nur zu gut an ihn erinnern können, nach dem Zwischenfall im Krankenhaus, aber das interssierte Jamie nicht. Das wichtigste war ihm, dass Izabella so schnell wie möglich aus der WG heraus kam. "Moin. Ich will zu Izabella. Wo finde ich sie?" Betont höflich und fröhlich stellte Jamie den Anspruch zu Izabella zu dürfen. Aber so wie Daniel schon geflucht hatte als er an die Tür kam, würde er wohl seine Probleme haben einfach so zu ihr zu dürfen. Der junge Mann wurde Jamie immer unsympathischer und er konnte langsam auch verstehen, warum Izabella so schnell wie möglich von hier weg wollte. Seinen Entschluss ihr seine Wohnung angeboten zu haben bereute er jede Sekunde weniger. Während er direkt nach dem Frühstück zum Training gefahren war, waren immer mehr Zweifel hochgekommen, ob es richtig gewesen war ihr das anzubieten. Aber jedesmal musste er sich nur ihr Gesicht und ihre Augen ins Gedächtnis rufen und er verwarf jeden Zweifel wieder. Die Umstellung wäre zwar groß, aber er wollte sie machen, um ihr zu helfen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 21:06


    "Seit wann schickt man teure Notärzte für Hausbesuche? Scheint in der Klinik ja erheblicher Patientenmangel zu herrschen. Aber was Izabella betrifft, mir war nicht bewusst, dass sie noch einer weiteren medizinischen Handlung bedarf, also wäre es sehr freundlich von Ihnen Sie würden verschwinden, bevor ich Ihnen unsanft die Tür vor der Nase zuschlagen muss. Hier braucht Sie nämlich keiner, auch nicht Izabella." Daniel war auf 180, schien Izabella schon wieder dabei zu sein, ihre Spielchen zu spielen und konsequent jedes Geräusch zu ignorieren, weil sie genau wusste, welch romantischen Nachmittag Daniel mit seiner Freundin geplant hatte. Das dieser unverschämte Arzt hier auch noch auftauchte, brachte das Fass zum überlaufen. "Außerdem würde es mich einmal interessieren, was Sie bei meiner Freundin zu suchen haben und es ist mir auch etwas vollkommen Neues, dass man seine Patientinnen duzt. Oder sind das neue Methoden, die einen, einen besseren Personenkontakt herstellen sollen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.07.2007, 21:13


    Mutig trat Jamie einen Schritt vor und stand somit schon halb in der Wohnung. Er würde es auf einen noch wütenderen Daniel ankommen lassen und war bereit sich zu wehren, solange er Izabella mitnehmen konnte. "Erstmal weiß ich, dass Sie nicht der Freund von Izabella sind. Was ich aber noch nicht wusste, ist, dass ich hier in Notarztjacke stehe und als Arzt zu ihr will. Also, wo ist sie?" Jamies Stimme hatte immer mehr an Schärfe zugenommen, aber er wollte sich von Daniel nichts gefallen lassen, es reichte schon, wie er Izabella zu Grunde gerichtet hatte.

    "Schatz? Was ist denn los, wo bleibst du?", ungeduldig trat eine schlanke, braungebrannte Frau in den Flur und stellte sich dicht hinter Daniel. Die spärliche Kleidung die sie noch anhatte ignorierten sowohl Daniel als auch Jamie, aber der junge Arzt wusste sofort, dass es sich um die aktuelle Freundin des Mitbewohners handeln musste. "Hi", verführerisch grinsend blickte sie Jamie an und schob sich doch ein Stück an Daniel vorbei. Als sie sah, dass sich Jamies Miene keinen Millimeter bewegte erstarb auch ihr Lächeln und sie sah in abwertend an. "Was will denn das Narbengesicht hier Süßer? Wieso steht er überhaupt in der Wohnung?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.07.2007, 21:20


    "Er will zu Izabella. Wohl eine von ihren neuen Ideen, um uns auf die Nerven zu gehen." Genervt verdrehte Daniel die Augen, schlang seinen Arm, um die Hüfte seiner Freundin und zog sie eng an sich, als hätte er Angst, Jamie könnte eine Konkurrenz für ihn da stellen. Der Tür verpasste er einen harten Fußtritt, dass sie ins Schloss fiel und einen ohrenbetäubenden Krach verursachte. Einen Krach, der durch das ganze Haus hatte zu hören sein müssen.
    Daniels Augen fixierten wieder Jamie und er sah eindeutig wütend aus. Seine Körperhaltung stellte nichts anderes dar, als reine Provokation. Auf jeden Fall fühlte er sich Jamie überlegen und wollte vor seiner Freundin auf keinen Fall klein beigeben. "Ich habe keine Ahnung, ob Izabella bereits zu Hause ist. Sie hat heute Früh die Wohnung verlassen und ist in die Speicherstadt zu ihrem Nobelschuppen gefahren. Wird dort wohl noch Gläser spülen, wenn ich Sie dann bitten dürfte, unsere Wohnung wieder zu verlassen, Sie haben bestimmt noch genügend zu tun, als sich um eine kleine Schauspielerin zu kümmern. Würde mich nämlich nicht wundern, wenn auch ihr Kreislaufzusammenbruch nur vorgetäuscht gewesen war."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 09:01


    "Ich sage Ihnen, dass sie bereits wieder zu Hause ist und wahrscheinlich sitzt sie in ihrem Zimmer und traut sich nicht raus, vor lauter Angst sie könnte von Ihnen wieder fertig gemacht werden." Langsam wurde es Jamie zuviel und er drohte die Geduld zu verlieren. Geduld, die er Izabella in einem anderen Zusammenhang versprochen hatte. Rasch ging er weiter in die Wohnung hinein, ließ Daniel dabei aber nicht aus den Augen. "Also? Welches Zimmer gehört ihr nun? Zeigen Sie es mir oder soll ichs selbst ausprobieren?" Provozierend ging er nun zu der ersten Tür und nahm den Türgriff bereits in die Hand. Jamie konnte nur hoffen, dass Daniel ihm jetzt endlich sagen würde wo Izabella war, denn er war durchaus bereit in jedes Zimmer zu schauen um sie zu finden. "Und was Izabellas Arbeit angeht. Was haben Sie daran auszusetzen? Sie bezahlt ihren Mietanteil doch pünktlich oder etwa nicht? Was tut sie denn schon, dass es sie gar so nervt? Haben Sie sich vielleicht schon mal gefragt wie es ihr geht oder warum sie im Krankenhaus lag?" Fragen über Fragen und Jamie wusste, dass er nur auf die wenigsten eine vernünftige Antwort bekommen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 14:44


    "Es reicht, verlassen Sie sofort die Wohnung oder ich zeige Sie wegen Hausfriedensbruch bei der Polizei an. Ich wüsste nämlich nicht, was Sie hier zu suchen haben." Wütend ging Daniel auf Jamie los, begleitet von den stichelnden Worten seiner Freundin, die Daniel nur so auf den jungen Arzt hetzte. "Sie verschwinden hier und zwar subido." Hart griff er Jamie am Kragen und zerrte ihn von der geschlossenen Tür weg. Was ging diesen kleinen Arzt Izabella an? Wollte er ihm etwa Vorhaltungen machen, dass er an Izabellas Krankheit schuld sei? Dies ging im absolut nichts an und er würde es auch nicht zulassen, dass dieser Typ sich in sein Leben einmischte und ihm Vorwürfe machte. "Soll ich noch deutlicher werden? Lassen Sie uns in Ruhe. Hier will dich keiner sehen." Daniels Griff wurde fester, denn er spürte das sich Jamie dagegen wehrte und sich befreien wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 14:55


    Schwer schnaufend versuchte sich Jamie fast panisch aus dem Griff zu befreien, aber Daniel hatte ihn einfach zu fest am Kragen gepackt und drückte ihm somit die Luft ab. Jamie zwang sich dazu wieder ruhiger zu werden um den Angriff nicht noch mehr Platz zu geben. Er musste sich irgendwie befreien, so viel stand fest. Rasch dachte er nach und überlegte, was am effektivsten wäre aus dem Griff zu kommen. Und noch während er nachdachte kam ihm plötzlich die Idee wie er Daniel los werden konnte. Kurz und kräftig zog Jamie sein Knie an und täsuchte vor als würde er vor lauter Atemnot zusammenbrechen. Im geeigneten Moment ließ er sein Knie vorschnellen und traf Daniel mit voller Kraft in der Magengegend. Augenblicklich ließ dieser los und krümmte sich schmerzvoll zusammen. "So, und jetzt will ich endlich wissen wo ich Izabella finde. Ich lasse mich nämlich nicht verar***en, nur damit das ein für alle mal klar ist. Ich bin nicht hier um irgendwelche Vorwürfe zu machen oder mich in das Leben der WG hier einzumischen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 15:08


    "Ich zeige dich an, du Ar***... das ist Körperverletzung", keuchte Daniel und seine Freundin funkelte Jamie gefährlich an, als sie sich neben ihren Liebling auf den Boden sinken ließ und versuchte ihm auf die Beine zu helfen. Das jedoch ließ Daniel nicht zu und er kämpfte sich selbst wieder auf die Füße, am überlegen, ob er einen erneuten Angriff starten sollte. Wütend genug war er, doch sein Gegenüber war wohl um einiges geschickter als er, wenn auch nicht kraftmäßig überlegen.
    "Es reicht!", durchbrach eine sanfte Stimme plötzlich Daniels Gedanken, als hätte diese Stimme genau geahnt, was er soeben überlegt hatte. Er wollte zu einer provozierenden Antwort ansetzen, doch sie kam ihm zuvor. "Ich weiß, wie wütend du auf mich bist und das du meinst, ich würde ein Spielchen mit dir spielen, weil ich nicht akzeptieren kann, dass du mit deiner neuen Freundin glücklicher bist, als ich. Sei ehrlich zu dir selbst, Daniel. Du weißt genau, weshalb du so heftig reagierst, doch ich will dir deswegen keine Vorwürfe machen. Noch heute werde ich ausziehen und euch den Frieden zurückgeben, den du dir so sehnlich wünscht. Du willst kein Teil mehr von meinem Leben sein und mich vergessen, ich werde dem nicht mehr länger im Wege stehen." Izabella hatte mit Schrecken beobachtet, wie Daniel auf Jamie losgegangen war, hatte sie erst viel zu spät bemerkt, was in der WG vor sich ging. Jetzt jedoch wirkte sie vollkommen ruhig und gefasst. Mit langsamen Schritten ging sie auf Jamie zu, nahm ihn an der Hand und führte ihn in ihr Zimmer. Leise schloss sie die Tür.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 15:18


    Erschöpft und nervlich am Ende lehnte sich Jamie gegen die kalte Wand, rutschte an ihr hinunter auf den Boden und versuchte sich selbst wieder zur beruhigen. Zögerlich führte er die rechte Hand an seinen Hals und rieb sich über die Stelle wo der Kragen der Jacke an der Narbe gerieben hatte. Aufgeplatzt war sie zum Glück nicht, so wie sie es sonst immer getan hatte wenn er nicht aufpasste und jemand ihn hart an den Schultern oder am Kragen gepackt hatte. Langsam richtete er sich wieder auf und sah Izabella an. Wenn sie nicht rechtzeitig aus ihrem Zimmer gekommen wäre, hätte es einen noch stärkeren Kampf gegeben und Jamie war klar, dass er dann nicht als Sieger hinausgegangen wäre. "Danke." Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen und er ließ sich auf den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch sinken. "Ist der eigentlich immer so drauf? Wir sollten zusehen, dass wir hier so schnell wie möglich raus kommen, nicht dass er nocheinmal auf mich los geht. Und auch, dass du endlich Frieden von ihm hast."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 15:28


    "Daniel ist nicht so, wie du ihn kennengelernt hast. Er weiß ganz genau, dass es falsch ist, wie er sich verhält, doch er kann nicht anders, denn auch wenn es so aussieht, als wäre ich ihm egal, so macht er sich trotzdem Sorgen um mich, weil er ganz genau weiß, das auch er Schuld an der jetztigen Situation trägt. Ich will ihn nicht verteidigen, aber..." Benommen schüttelte Izabella den Kopf und ließ sich gedankenversunken auf ihr Bett fallen. Warum stellte sie Daniel eigentlich in ein ein solch gutes Licht? War es wirklich fair ihn auch noch vor Jamie zu verteidigen, wo er diesen doch beinahe verletzt hätte? "Lassen wir das Thema. Es bringt nichts, darüber zu reden, wo Veränderungen doch nicht möglich sind." Müde schloss Izabella ihre Augen und sehnte sich ihren, bis eben, mit wunderschönen Träumen gefüllten Schlaf zurück. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, wenn sie daran dachte, von wem sie gerade geträumt hatte. Daniel war es nicht.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 15:39


    "Wie bitte? Veränderungen sind nicht möglich?" Lachend sah Jamie sie an und schüttelte den Kopf bei ihrem Worten. Irgendwie konnte er es ihr nicht verdenken, dass sie ihn in Schutz nahm, auch wenn es seiner Meinung nach nicht so stark hätte sein müssen. Sie hatte ihn geliebt, war mit ihm nach Hamburg gegangen und sich hier ein neues Leben aufgebaut. Ein kleiner Teil ihres Herzens musste an ihm hängen. "Wenn keine Veränderungen möglich sind, was ist dann dein Umzug?" Rasch stand Jamie auf und ging an das Fenster. Mit dem Rücken zu ihr wartete er auf eine Antwort und starrte zum Fenster hinaus. Ihr Lächeln auf den Lippen hatte er nicht mehr wahrgenommen, aber selbst wenn er es gesehen hätte und auch gewusst hätte weshalb sie lächelte, hätte es ihn nicht aus seinen Gedanken holen können. Er wusste einfach nicht mehr weiter. Seine Gefühle sprachen eine deutliche Sprache und er hatte es ihr am morgen auch schon gesagt, aber war es wirklich so einfach? Zu oft hörte man von Leuten, die sich verliebten und den anderen doch nicht so gut kannten. Bemüht die Zweifel wieder abzuschütteln blickte er immer noch auf die Straße.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 15:52


    "Meinen Umzug sehe ich nicht als Veränderung, sondern eine Flucht aus meinem bisherigen Leben. Nein, Flucht ist auch der falsche Ausdruck, denn mit einer Flucht ist Angst verbunden, weil man nie weiß, was danach kommen wird. Ich hingegen, weiß inzwischen was mich erwartet und es ist gar nicht mal so schrecklich." Izabella schlug ihre Augen wieder auf und sah Jamie nachdenklich am Fenster stehen. War er doch nicht mehr davon überzeugt, dass es der richtig gewesen war, ihr den Vorschlag zu unterbreiten, zu ihm zu ziehen? Im seinem Blicken lagen tiefe Zweifel und nur zu gerne hätte Izabella gewusst, worüber er nachdachte.
    Leise stand sie von ihrem Bett auf und trat dich neben ihm an das Fenster. Noch bevor sie selbst lange überlegen konnte, schlang sie ihre zierlichen Arme um seinen Körper und stellte sich auf die Zehenspitzen, um auf gleicher Augenhöhe mit ihm zu sein. "Dir geht das alles viel zu schnell, habe ich recht? Es sind nicht nur für mich unzählige, einschneidende Veränderungen, sondern auch für dich und deine Gedanken zweifeln daran, ob du nicht zu schnell gehandelt hast."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 16:03


    "Ja. Nein. Ach ich weiß es auch nicht. Ja, vielleicht geht es auf der einen Seite etwas sehr schnell, aber irgendwie weiß ich, dass es das Richtige ist was ich tue. Ich könnte dich nicht einen Tag länger hier in der WG lassen." Leise antwortete Jamie ihr und genoss das Gefühl von ihr umarmt zu werden. Genau das war es was er jetzt brauchte um seine Zweifel los zu werden. Die Bestätigung von ihr, dass es ihr gut tat hier raus zu kommen, und vielleicht auch ein wenig, dass sie sich darauf freute. Leicht legte er seine Arme auf ihren Schultern ab und zog sie noch ein Stück näher an sich heran. "Zum Nachdenken und Grübeln haben wir bei mir noch genügend Zeit. Lass uns zusehen, dass wir so schnell wie möglich hier raus kommen, vielleicht kann ich dann auch wieder lachen, ohne Angst haben zu müssen, dass Daniel deshalb ausrastet." Wie zur Bestätigung seiner Worte schob er sie wieder ein Stückchen von sich weg und begann sich in dem kleinen Zimmer umzusehen. Viel war es ja nicht, was sie hier hatte, und er stellte erleichtert fest, dass er so ziemlich alles in seine Wohnung bekommen könnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 16:17


    Izabella nickte, es wurde Zeit, dass sie endlich hier weg kamen, vor allem weil sie merkte, wie schnell ihre Kräfte wieder schwanden. Die Arbeit im Café und der Umzug waren einfach zu viel auf einmal, doch sie wollte jetzt nicht aufgeben und alles auf Jamie abschieben. Erholen konnte sie sich später schließlich auch noch. "Wir müssten sogar noch irgendwo Kartons stehen haben, die ich damals bei meinem Einzug verwendet habe. Ich hoffe, du hast dir beim Training heute genug Kraft antrainiert, um meine Kisten tragen zu können. Hilfe werden wir von Daniel wohl kaum erwarten können. Dieser wird nämlich noch schwer mit seiner Niederlage zu kämpfen haben." Frech grinste Izabella und auch sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Unzählige Erinnerungen würde sie in die Mülltonne wandern lassen. Erinnerungen an ihre Zeit mit Daniel. Sie wollte sich endlich von allem loslösen und mit Jamie an ihrer Seite würde ihr das gelingen. Flink verließ sie das Zimmer, um nur wenige Minuten später mit einigen Kartons zurückzukehren. "Einen Karton brauche ich für den Müll", und schon landete ein Bilderrahmen samt Foto auf dem Kartonboden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 16:24


    "Meinst du wirklich, dass du alle Erinnerungen wegwerfen willst?" Zweifelnd sah Jamie sie an, wie sie einen Bilderrahmen nach dem anderen in den Karton für den Müll warf. Ihm war klar, dass sie einen Schnitt brauchte um von vorne anfangen zu können, aber dass dieser Schnitt so hart ausfallen würde kam ihm fast schon gespenstisch vor. Ohne auf seine Frage einzugehen warf sie immer mehr Sachen in den Karton und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Resigniert drehte sich Jamie wieder zu ihrem Kleiderschrank um und begann die Stapel ordentlich in die Kisten zu schlichten. Innerhalb kürzester Zeit hatte er zwei Kartons voll und den Kleiderschrank ausgeräumt. Jetzt, wo die Bilder nicht mehr an der Wand hingen und die Bücher vom Schreibtisch fein säuberlich in den Kisten lagen sah der Raum schon viel leerer aus. "Was muss von den Möbeln hier alles mit?" Unsicher begutachtete Jamie das Bett und den Schrank. Wenn sie ihn auseinander bauen müssten, würde er es alleine nicht schaffen die Teile ins Auto zu befördern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 16:34


    "Die Möbel können hier bleiben. Sie gehören mir nicht, war es ja auch nie vorgesehen, dass ich in dieses Zimmer ziehe, aber nachdem ich mich von Daniel getrennt habe, war es notwendig." Izabella nahm das letzte Bild von der Wand und strich vorsichtig über das verstaubte Glas. Es war ein Foto von ihren Eltern. Wie lange war es her, dass sie nichts mehr von ihnen gehört hatte? Nicht lange, aber es kam ihr vor, wie eine Ewigkeit. Vorsichtig nahm sie das Bild aus dem Rahmen und legte es zu ihren Büchern. Der Rahmen landete ebenfalls im Müll, bei unzähligen anderen Gegenständen, welche die große Kiste schon bis zur Hälfte füllten. "In der Küche und im Bad dürften noch einige Sachen von mir stehen. Ich hole sie schnell, kannst du schon damit beginnen meinen Laptop und den Drucker sicher zu verstauen. Außer du hast Lust, mir dabei zu helfen, mit mir meine Facharbeit zu schreiben, sollte die Festplatte kaputt gehen." Frech grinsend verschwand sie aus dem Zimmer und man hörte, wie auf dem Gang eine Tür geöffnet wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 16:44


    Kaum hatte Izabella das Zimmer verlassen ging Jamie um das Bett herum und begann den Drucker von der Stromversorgung zu nehmen. Lange überlegte er hin und her in welche Kiste er den Drucker packen sollte, und ließ ihn dann unschlüssig auf dem Bett stehen. Das Laptop und sämtliche Kabel und Zubehörteile stecke er in die Kiste mit ihren Klamotten. Zwischen unzähligen Pullovern würde dem Laptop sicher nichts passieren. Suchend sah er noch einmal in dem Zimmer umher und versuchte noch etwas zu entdecken, was sie womöglich vergessen hatten einzupacken. Aber die Schränke hatten sie alle ausgeräumt, das Bett abgezogen und alle anderen Sachen auch in die Kartons verpackt. Lachend drehte er sich zu Izabella um, als sie mit einem Waschbeutel und ein paar anderen Sachen zurück in das Zimmer kam. "So, ich denke wir haben dann alles oder? Können wir ja los." Eilig ging Jamie in die Hocke und griff unter die erste große Kiste. Langsam hob er sie hoch und wankte ein wenig zu der großen Haustüre. Immerhin kam ihm niemand entgegen und er konnte die Kiste in Ruhe in das Auto seiner Eltern laden.
    Eine halbe Stunde später stand er zum wiederholten Male in Izabellas Zimmer und wischte sich mit dem Ärmel seines T-Shirts über die Stirn. "Das war die letzte. Haben wir irgendetwas vergessen?" Noch bevor er die Frage fertig gestellt hatte ging er zu dem Bett und griff noch nach dem Drucker, den er immer noch in keiner Kiste untergebracht hatte. Sanft nahm er Izabella an der Hand und zog sie aus dem Zimmer hinaus, nicht aber ohne ihr die Möglichkeit zu geben, doch noch einmal einen letzten Blick hinein zu werfen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 20:31


    Izabellas Blick fiel auf die Stelle, wo noch bis vor wenigen Minuten, die bis obenhin mit Erinnerungen gefüllte Kiste gestanden hatte. Auch diese hatte Jamie aus der Wohnung getragen, doch wohin war ihr egal. Sie wollte nichts mehr von dem allen sehen. Kein Foto in Händen halten, in dem sie glücklich in Daniels Armen lag. Es war vorbei. Ohne noch lange darüber nachzudenken schloss Izabella mit ihrer Vergangenheit ab, indem sie leise, aber doch energisch die Tür des Zimmers schloss und Jamie aus der Wohnung folgte. Die Angelegenheiten bezüglich ihres Mietanteils und die Verabschiedung von den restlichen Mitbewohnern würde sie schriftlich durchführen, denn kein Geld der Welt würde sie dazu bringen, noch einmal diese Wohnung zu betreten.
    Erschöpft ließ sich Izabella auf den Beifahrersitz von Jamies Wagen fallen, der gefüllt war mit ihren wenigen Besitztümern und obwohl sie keine einzige dieser Kisten nach unten getragen hatte, hatte sie das Gefühl, als hätte sie ein ganzes Haus ausgeräumt. Jamie schloss die Wagentüren nachdem er auch noch den Drucker verstaut hatten und fädelte das Auto geschickt in den Verkehr ein, um zurück zu seiner Wohnung zu fahren. Izabella wurde es schlecht bei dem Gedanken, dass dort das Auto auch noch ausgeräumt werden musste und Jamies Wohnung lag nicht im Erdgeschoss.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 20:39


    "So da wären wir." Mit einer etwas härteren Bremsung stellte Jamie den Wagen in der Seitenstraße direkt vor der Haustüre ab und lehnte sich einen Moment erschöpft im Sitz zurück. Jedes mal wenn er sich von seinen Eltern das Auto ausgeliehen hatte war er froh wieder mit dem Rad oder der U-Bahn durch Hamburg fahren zu können, denn die Verkehrsdichte ging ihm ziemlich an die Nerven. Rasch stieg er aus und zog den Schlüssel ab. Mit einer kleinen Verbeugung öffnete er die Beifahrertür und streckte Izabella die Hand hin. Wie müde sie bereits jetzt schon aussah ließ ihn seine Scherze wieder vergessen und er fasste sie am Arm. Langsam zog er sie in die Höhe und kaum dass sie wacklig auf den Beinen stand legte er ihr den einen Arm um die Schultern und mit dem anderen holte er ihre Beine vom Boden. "So, von jetzt an gehts nur noch aufwärts. Und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes." Lachend drehte er sich um seine eigene Achse und trug sie vorsichtig die vielen Stufen zu seiner Wohnung hoch. Oben angekommen setzte er sie nur kurz ab um die Wohnung aufzusperren und trug sie dann ins Wohnzimmer, wo er sie auf dem Sofa sanft ablegte. "Du ruhst dich jetzt aus und ich hole die Kisten aus dem Auto hoch. Und dann sehen wie weiter wo ich dir Platz geben kann, ja?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 20:51


    "Aber ich kann dir doch nicht alle Arbeit überlassen. Schließlich hast du die Kisten bereits aus der WG in dein Auto getragen und jetzt musst sie auch noch in deine Wohnung schleppen. Lass mich dir helfen. Ich schaff das schon." Voller Unruhe wollte sie sich jetzt nicht auf dem Sofa ausruhen, sondern Jamie helfen. Sie wollte seine Hilfe nicht so einfach ausnutzen und ihm alles übertragen, zu dem sie sich nicht fähig glaubte. Kaum hatte er sie abgesetzt, wollte sie auch schon wieder auf die Füße springen, doch er hielt sie zurück. "Bitte Jamie, lass mich dir helfen. Ich kann nicht einfach so zusehen, wie du alles für mich tust und ich liege nur faul herum. Zumindest ein paar der Kisten. Die ganz leichten. Bitte." Beinahe flehend sah sie ihn an, wollte sich selbst nicht eingestehen, dass sie viel zu schwach für diese Arbeit war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 20:59


    "Nein Izabella du bleibst hier auf dem Sofa." Energisch drückte Jamie sie wieder zurück und sah sie eindringlich an. Sie musste doch begreifen, dass diese Anstrengung zu viel für ihren Körper wäre. "Kein Aber, ich lass dich kein einziges Teil tragen. Das ist schon in Ordnung für mich und so viele Kisten sind es ja nicht geworden." Nachdrücklich hielt er sie an den Schultern fest und hinderte sie somit wieder aufzustehen. Irgendwann, als er merkte, dass sie ihren Wiederstand aufgegeben hatte ließ er sie los und begann die Kisten aus dem Wagen zu holen. Als er die letzte Kiste endlich zwischen Schlaf- und Wohnzimmer abgestellt hatte war sein T-Shirt komplett durchgeschwitzt und er versuchte sich irgendwie einen Weg in das Schlafzimmer zu bahnen. Mit einem neuen T-Shirt bewaffnet tappte er erschöpft in die Küche und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Gierig trank er sie zur Hälfte aus und nahm sie mit ins Wohnzimmer. Mit schmerzenden Muskeln in den Armen ließ er sich stöhnend auf das Sofa fallen und schloss für einen Moment die Augen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 21:17


    Kaum hatte sie die leisen Schritte von Jamie gehört, richtete sich Izabella auf dem Sofa auf und machte ihm Platz, damit auch er sich ausruhen konnte und von der anstrengenden Arbeit erholen. Doch nur kurz konnte sie sich gegen ihre innere Unruhe zur Wehr setzen und kaum hatte sich Jamie entspannt zurück gelehnt, sprang sie auf und ging in die Küche. Es war fast sechs Uhr und sie hatten beinahe den ganzen Nachmittag gebraucht, um die wenigen Sachen aus ihrem Zimmer zu räumen. Nun wollte Izabella Jamie auch etwas gutes tun und öffnete hoffnungsvoll seinen kleinen Kühlschrank, um ihn ein Abendessen zuzubereiten. Viel war es nicht, dass sie fand, aber es würde reichen. Wenige Minuten später hatte sie alles angerichtet und trug ein Tablett mit Brot, Wurst, Käse und einem Salat ins Wohnzimmer, wo er immer noch mit geschlossenen Augen auf dem Sofa saß und seine müden Muskeln Ruhe gönnte. Vorsichtig stellte sie das Tablett auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab und setzte sich wieder neben ihn. "Essen ist fertig."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 21:24


    "Wer? Wie? Was? Essen?" Immer noch mit geschlossenen Augen richtete sich Jamie etwas auf. Hatte er richtig gehört und sie hatte gesagt Essen wäre fertig? Langsam und zwinkernd öffnete er die Augen wieder und sah sie neben sich sitzen. Erst als er den Blick zu dem kleinen Tisch schweifen ließ bemerkte er das Tablett mit all den Sachen. Auch wenn ihm sein Bauch sagte, dass die eine Semmel in der Früh zu wenig war, fühlte er sich zu schlapp um auch nur das Messer in die Hand zu nehmen. Stöhnend lehnte er sich wieder zurück und schloss die Augen erneut. Es war irgendwie doch zu viel gewesen an diesem Tag. Schon das Training hatte ihn voll gefordert und dann noch die unzähligen Treppenstufen mit den schweren Kisten im Arm. "Das Essen ist lieb gemeint von dir, aber ich bin zu müde um auch nur irgendwie das Brot halten zu können. Wenn du willst, dass ich was esse, müsste man mich schon festbinden und dann gewaltsam füttern." Mit einem schiefen Grinsen drehte er den Kopf zu ihr. Sie meinte es schon den ganzen Tag so lieb mit ihm, und gerade jetzt, wo der Tag endlich zu Ende ging konnte er den Dank nicht mal annehmen, weil er zu müde war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 21:34


    Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen akzeptierte Izabella Jamies Antwort, beugte sich jedoch augenblicklich vor und nahm das Messer und eine Semmel in die Hand, um sie erst aufzuschneiden und dann mit Wurst zu belegen. "Fesseln werde ich dich wohl nicht müssen und Gewaltanwendung wird wohl auch kaum notwendig sein, so müde wie du bist." Noch immer lächelnd drehte sich Izabella wieder zu Jamie um und präsentierte ihm eine liebevoll geschmierte Semmel, die sie zu seinem Mund führte. Für einen kurzen Moment war ihm bei seinem letzten Satz, ein Bild vor Augen erschienen, dass sie selbst auf einem Stuhl zeigte, mit einem Seil gefesselt und jemand versuchte sie gewaltsam zum Essen zu zwingen. Sie würde es schaffen, sich von ihrer Magersucht, dem tödlichen Drang ihrem Körper alle Lebensmittel zu entziehen, um an Gewicht zu verlieren, lösen können, doch nur langsam und ohne eigenen Zwang oder den Zwang anderer. Das sie Essen zubereitete empfand sie für sich selbst einen großen Fortschritt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 21:42


    Genüsslich und noch breiter grinsend biss Jamie von der Semmel ab, verschluckte sich aber schon an dem ersten Bissen. Hustend versuchte er die Brotkrümel wieder aus seinem Hals zu bekommen und griff rasch nach der Wasserflasche um den Mund wieder freizubekommen. "Ich glaube das gefüttert werden muss ich noch etwas üben", lachend nahm er ihr die Semmel aus der Hand und biss selbst davon ab. Welche Freude sie ihm mit dem Abendessen und auch schon mit dem Frühstück gemacht hatte konnte er ihr nicht erklären, aber er sah es irgendwie als einen kleinen Schritt nach vorne, wenn sie sogar schon bereit war Lebensmittel in die Hand zu nehmen. Selbst essen wäre für ihren Magen und für sie selbst noch zu viel gewesen, aber der etwas entspanntere Umgang damit gefiel ihm. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Semmel verschlungen und lehnte sich wieder zurück. "So, das reicht, danke. Aber wie siehts eigentlich mit einer Nachspeise aus?" Schelmisch grinsend zog er sie näher an sich heran und beugte sich wieder vor. Vorsichtig näherte er sich ihrem Gesicht und küsste sie kurz und sanft auf die Lippen, ehe er sie wieder an sich zog, dass sie sich bei ihm anlehnen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.07.2007, 21:53


    "Hast du dir das überhaupt verdient, eine Nachspeise?" kam die amüsierte Frage von Izabella, bevor sie entspannt die Augen schloss. Die Wärme und Nähe, welche von Jamie ausging, wollte sie nicht so schnell wieder aufgeben und sie kuschelte sich noch enger an ihn, als hätte sie Angst, er wäre verschwunden, wenn sie die Augen wieder öffnete.
    Am liebsten hätte sich Izabella selbst verflucht, als sie plötzlich wieder zu zittern begann und die Symptome ihrer Krankheit sichtbar wurden. Sie wollte sie vergessen, verdrängen und doch war sie stets gegenwärtig. Ihr Körper war einfach noch zu sehr daran gewöhnt, dass er mit einem Minimum klar kommen musste,was jeder andere Mensch nicht ertragen hätte. Unsicher zog sie sich wieder vor Jamie zurück, wollte seine Nähe aber nicht ganz aufgeben. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und in ihren Blick fiel das vorbereitete Essen. Am liebsten hätte sie alles gegessen, um irgendetwas zu bewirken, doch Izabella wusste genau, es würde nichts bringen, außer das sie sich noch schlechter fühlen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.07.2007, 22:00


    Jamie bemerkte ihre erneute Unruhe und auch den sehnsüchtigen Blick zu dem Essen, das immer noch auf dem Tablett stand. Vorsichtig löste er sich von ihr und stand auf. Ohne ein Wort zu sagen nahm er das Tablett und trug es wieder hinaus in die Küche. Achtlos wurden Wurst und Käse wieder zurück in ihre Verpackung und dann in den Kühlschrank geworfen. Mit den Gedanken bereits schon wieder wo ganz anders stolperte er halb über die ganzen Kisten die noch genau da standen wo er sie abgestellt hatte. Blind griff er auf sein Bett und zog die Decke wieder hervor, die Izabella schon einmal gewärmt hatte. Rasch öffnete er den Kleiderschrank noch und zog einen seiner größten Pullover hervor. Bis er in ihren Kisten etwas wärmeres für sie gefunden hätte wären Stunden vergangen. "Hier zieh den an und lehn dich dann wieder her." Während er sich auf dem Sofa niederließ drückte er ihr seinen Pullover in die Hand und breitete die Decke schon aus.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.07.2007, 15:46


    Dankbar schlüpfte Izabella in Jamies warmen Pullover und musste plötzlich laut lachen, als sie an sich hinunter sah. Der Pulli war ihr nicht nur zu groß, sondern sie würde beinahe zweimal hinein passen. Eine erschreckende Tatsache und doch sah es lustig aus, wie sie nun so in dem zu großen Pullover auf dem Sofa saß. Eng kuschelte sich Izabella wieder an Jamie und die Wärme ließ ihre Augen immer kleiner werden. Die Anstrengung des Tages forderte seinen Tribut und doch versuchte sie gewaltsam dagegen anzukämpfen. Sinnlos waren jedoch diese Versuche. Bald war sie tief und fest eingeschlafen, bemerkte nicht einmal mehr, wie Jamie sie liebevoll auf das Sofa bettete und danach selbst zu Bett ging.
    Trotz der Anstrengung war es für Izabella ein wunderschöner Tag, den sie nur Jamie zu verdanken hatte. Ohne ihn würde sie immer noch in ihrer WG wohnen und sich von Daniel und seiner Freundin tyranisieren lassen. Mit einem glücklichen Gesichtsausdruck schlief Izabella friedlich weiter. Erwachte erst am nächsten Morgen, als Jamie die Wohnung verlassen wollte, um ins EKH zu fahren und voher noch seinen Eltern den Wagen zurück zu bringen.

    *****

    Leises Klirren und Klappern war aus der Küche zu vernehmen und der lockende Duft von frischen Crossaints suchte sich seinen Weg durch die kleine, noch in Nachtruhe gehüllte Wohnung. Liebevoll war der Frühstückstisch gedeckt worden, so wie an jeden anderen Tag in den vergangenen drei Wochen. Sie hatte es zu ihrer Aufgabe gemacht Jamie mit Kaffeeduft und frischen Gebäck zu wecken, so den neuen Tag ruhig und ohne Streß zu beginnen. Izabella nahm einen kleinen Schluck von ihrer Tasse, in dem sich dampfender Kaffeee befand, der längst nicht mehr die Stärke hatte, wie bei ihrem Einzug in Jamies Wohnung. Mit schnellen Handgriffen beendete sie ihr Werk. Die Zeitung landete auf dem Tisch neben Marmelade und Butter und mit einem letzten prüfenden Blick verließ sie die Küche, ging barfuß den Gang entlang, bis sie vor der halbgeöffneten Schlafzimmertür stand. Mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen betrat Izabella den Raum und gab ihren Augen genügend Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, die sie umschloss.
    Leise waren Jamies tiefe Atemzüge zu vernehmen, die daraus schließen ließen, dass er noch tief und fest in seinen Träumen schwebte. Leise und darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu verursachen, schlich Izabella sich an das Bett und ließ sich an Jamie Seite sinken. Ihre kalten Füße steckte sie rasch unter die warme Bettdecke, vermied es jedoch ihn zu berühren und so unsanft aus dem Reich der Träume zu holen. Noch immer lag ein zärtliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Mit strahlenden Augen ließ sie ihre Blicke über ihren friedlich schlafenden Freund wandern und schmiegte sich eng an seinen durchtrainierten Körper. Ihren Kopf auf seine Brust gelegt, fühlte sie seinen regelmäßigen, beruhigenden Herzschlag.
    An die Zeit vor ihrem ersten Zusammentreffen mit Jamie dachte Izabella nur noch selten zurück. Dann wenn ihre Symptome der Magersucht nicht mehr zu unterdrücken waren, doch auch dies geschah immer seltener. Nie hätte sie es für möglich gehalten, wieder glücklich zu werden, sich nicht mehr von ihrer Krankheit beherrschen zu lassen. Sie hatte es geschafft, zwar noch nicht so, dass man sagen konnte, sie hätte die Magersucht besiegt, doch ein Anfang war gemacht, dank Jamie. Für ihn wollte sie auch bald den nächsten Schritt wagen und eine ambulante Therapie beginnen, doch das sollte eine Überraschung werden.
    Von Glück erfüllt, bei den Gedanken, wie viel sie in den letzten Wochen bereits geschafft hatte, strich Izabella Jamie zärtlich durch die Haare. Ihr Zeigefinger fuhr über seine Gesichtskonturren und umrundete zum Schluss liebevoll seine lange Narbe. Sie kannte seine Empfindlichkeit an dieser Stelle, hatte sie ihn so schon oft genug geweckt. "Aufwachen, Herr Dr. Schwarz." Grinsend verstärkte sie ihr Gewicht auf seinen Körper, auch wenn sie wusste, dass er sie so trotzdem kaum bemerkten würde. Das T-shirt das sie von ihm trug, war ihr immer noch viel zu groß, doch es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, ihren zierlichen und von Krankheit gezeichneten Körper durch seine weite Kleidung geschickt zu verbergen. "Hey, wie lange willst du hier eigentlich noch faul im Bett liegen? Du weißt, dass Malte immer noch keine Wohnungsbesichtigung erhalten hat und bestimmt wieder einmal darauf besteht, solltest du zu spät zum Dienst erscheinen." Izabella bedeckte seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss und wünschte sich einmal mehr den Streß des Alltags entfliehen zu können, doch Jamies Arbeitszeiten, ihre Vorlesungen und ihr Job ließen sich kaum vereinbaren, so das sie einen ganzen Tag hätten zusammen verbringen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.07.2007, 18:25


    "Ach komm. Nur noch fünf Minuten", verschlafen murmelte Jamie einen schwachen Protest und zog Izabella von sich herunter. Eng an sie gekuschelt rollte er sich auf die Seite und schloss erneut die Augen. Er wusste genau, dass es höchste Zeit wurde aufzustehen, denn Izabella weckte ihn nur dann, wenn er wirklich am verschlafen war. Resigniert löste er sich wieder von ihr und drehte sie auf den Rücken. Tief über sie gebeugt küsste er sie lang und intensiv, wie um ihr zu zeigen, dass er wirklich schon wach war. "Also komm, dann stehen wir eben auf. Und wie ich dich kenne hast du wahrscheinlich das Frühstück auch schon fertig." Geschwind sprang Jamie aus dem Bett und ließ seine Freundin einfach liegen. Mit sicherem Griff in den Kleiderschrank zog er sich seine Klamotten heraus und suchte sich auch noch ein frisches T-Shirt für die heutige Schicht. Keine Viertelstunde später saß er gemeinsam mit Izabella am Tisch und ließ sich die frischen Crossaints und eine heiße Tasse Kaffee schmecken. "Sag mal, es macht dir doch nichts aus wenn ich meinen Kollegen gegenüber noch nichts von unserer Beziehung gesagt habe und immer noch den glücklichen Single mime. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie das noch nicht wissen brauchen, außer du willst, dass ich es sage. Ich meine, es geht mir nicht darum, dass ich dich verheimlichen will, sondern viel mehr, dass ich nicht weiß wie sie reagieren werden. Immerhin bist du ja eine ehemalige Patientin." Jamie war der Gedanke schon viel früher gekommen, aber immer hatte der passende Augenblick gefehlt sie das zu fragen. Entweder waren sie zu müde von der Arbeit gewesen, oder zu glücklich miteinander, als dass er das hätte ansprechen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.07.2007, 18:38


    Energisch schüttelte Izabella ihre blonden Locken. "Nein, das ist überhaupt kein Problem für mich. Schließlich kenne ich deine Kollegen kaum, bis auf meinen kurzen Aufenthalt im Krankenhaus und ich glaube auch nicht, dass ich sie so schnell wieder sehen will." Verschmitzt grinsend stand Izabella auf und öffnete den Kühlschrank, um sich ein Joghurt heraus zu holen. Seit letzter Woche hatte sie damit begonnen zumindest zum Frühstück etwas zu sich zu nehmen, auch wenn es meist nur Obst oder eben ein Joghurt war. Es machte sie stolz und sie merkte auch, dass Jamie es sehr positiv wertete, das sie darum kämpfte und nicht einfach aufgab. Mit einem Löffel im Mund und dem geöffneten Joghurtbecher in der Hand ließ sie sich wieder an den Tisch sinken. "Wie lange hast du heute Dienst? Meine Vorlesungen fallen heute aus und im Café brauchen sie mich heute auch nicht. Ich könnte dich nach deiner Schicht abholen und wenn du Lust hast könnten wir etwas unternehmen. Was hältst du von einem Spaziergang an der Elbe?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.07.2007, 18:46


    Rasch überlegte Jamie was für heute auf dem Dienstplan stand. Er würde wieder mit Malte und Philipp auf dem NAW fahren müssen. Hoffentlich bedeutete das auch an dem Tag nicht wieder Überstunden, denn von seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten hatte er langsam die Nase voll. Jeden Tag kamen irgendwelche Einsätze in der Mittagspause oder kurz vor Dienstschluss, so dass sie länger als ihnen lieb war unterwegs waren. "Wenn alles normal läuft, habe ich um fünf Dienstschluss. Wenn wir uns jetzt noch darauf einigen können, dass wir uns vielleicht auch nur an der Elbe niederlassen und nicht so viel laufen bin ich einverstanden." Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte Jamie fest, dass er langsam los musste, wollte er pünktlich im EKH erscheinen und nicht wieder von Malte aufgezogen werden. Eilig stand er auf und räumte den Teller und die Tasse in das Spülbecken. Sauber machen könnten sie abends immer noch. "Sorry, aber ich muss los. Also dann bis heute abend." Rasch trat er an sie heran und küsste sie noch einmal zärtlich auf die Lippen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.07.2007, 18:53


    "Lass dich nicht von jungen Patientinen ärgern", rief sie ihm noch amüsiert hinterher und schon fiel die Wohnungstür ins Schloss. Seufzend lehnte sich Izabella in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen. Was sollte sie den ganzen Tag über tun? Sich ins Wohnzimmer auf Sofa setzen und ein Buch lesen, dafür hatte sie keine Geduld, die Wohnung war sauber, was hieß, dass auch Putzen nicht nötig war, aber was sollte sie dann mit ihrem freien Tag anstellen. Es würde ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, bis sie endlich in die U-Bahn steigen konnte, um Jamie von seinem Dienst abzuholen. Nachdenklich öffnete Izabella ihre Augen wieder und blickte auf den gefüllten Tisch vor sich. Die Idee mit dem Spaziergang hatte sie sich nicht kurzfristig überlegt, sondern sie aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt. Sie wollte heute mit Jamie ihre weiteren Pläne besprechen, auch eben den Plan, welcher ihre Therapie bedarf. Plötzlich kam ihr eine Idee und sie sprang stürmisch von ihrem Stuhl auf und lief ins Wohnzimmer, wo sie einige ihrer Bücher liegen hatte, die noch keinen Platz zugeordnet bekommen hatten. Rasch fand sie was sie gesucht hatte. Ein Geschenk ihrer Mutter, bevor sie zu hause ausgezogen war - ein Kochbuch.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.07.2007, 19:02


    "Na Kollege, dass du heute auch noch kommst", amüsiert nahm Jamie einen Schluck aus der Kaffeetasse und sah Malte vergnügt zu, wie dieser hektisch versuchte den Gürtel seiner Hose zu zumachen. "Ach sei du nur leise. Du hast ja schließlich auch keine Freundin, mit der zu bis spät in die Nacht ins Kino sollst." Murrend nahm sich Malte eine Tasse aus dem Schrank und schon beim Einschenken des Kaffees ging die Hälfte daneben und fluchend knallte er die Tasse zurück. Immer noch grinsend rührte sich Jamie keinen Millimeter vom Platz und dachte nicht im Traum daran Malte zu helfen. "Tja, zum Glück kann man sich aussuchen welche Freundin man will oder ob man nicht doch lieber Single bleibt." "Ach lass mich doch in Ruhe", fluchend knurrte Malte den jungen Arzt an und wagte einen neuen Versuch sich die Tasse voll zu schenken. Schwer schnaufend ließ sich Malte wenige Minuten später auf den Stuhl gegenüber von Jamie sinken und klaute diesem einen Teil der Zeitung. Schweigend saßen sie da und redeten nicht mehr als nötig miteinander. Erst als der erste Einsatz des Tages losging wurden sie wieder hektisch und rannten so schnell sie konnten zu den Garagen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.07.2007, 19:17


    Dort wartete Philipp bereits auf sie, welcher lässig gegen die Fahrertür des NAWs gelehnt stand und seinen beiden Kollegen ruhig entgegen blickte. "Ihr könnt euch Zeit lassen, denn ich wurde soeben informiert, dass es sich um einen Fehlalarm handelt. Ein anderer NAW sollte alarmiert werden, doch die Alarmierung ging an uns heraus." Philipp löste sich vom Wagen und ging an Jamie und Malte vorbei, die beide genervt ihre Augen verdrehten. Soetwas hatten sie gerne. "Ach ja und Malte, ich habe deine Freundin gerade getroffen, sie meinte sie würde dich in der Mittagspause abholen." Der Notarzt warf seinem Kollegen grinsend den Satz zu und wusste genau was er damit auslösen wurde. Maltes schlechte Laune stand ihm nämlich immer noch ins Gesicht geschrieben. "Macht euch nur lustig über mich, aber ihr habt es auch nicht besser, wenn ihr nach der Arbeit alleine in eurer Wohnung sitzen müsst." Wüst schimpfend ging Malte an Philipp und Jamie vorbei und zog noch im Laufen sein Handy heraus, um Franzi anzurufen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.07.2007, 19:31


    Immer wieder dachte sich Jamie, dass Malte aus allen Wolken fallen würde, würde er nur von Izaballe erfahren. Schweigend ging Jamie mit Philipp zurück in die Küche und ließ sich wieder vor der Zeitung nieder. Dass Malte irgendwann bekam er zwar mit, wollte sich aber nicht weiter mit der schlechten Laune seines Kollegen abgeben, denn dazu war seine eigene Laune viel zu gut. Je mehr er über sich und Izabella nachdachte, desto deutlicher merkte er, dass er wirklich glücklich war. Zwar hatte er das auch immer gedacht, als er noch alleine gelebt hatte, aber jetzt war er auf eine andere Art und Weise glücklich. "Jamie ich sag dir, bleib lieber Single und fang nix mit einer Frau an, du bist so viel glücklicher." Missmutig ließ sich Malte auf einen Stuhl sinken und griff nach einem er grünen Äpfel. Sauer biss er in diesen hinein und sah Jamie wartend an. "Ach Malte, weißt du, ich glaube ich kann das schon ganz gut alleine einschätzen wie ich glücklicher bin." "Wieso? Hast du etwa doch ne Freundin? Oh nein, zum Schluss stehst du gar nicht auf Frauen ...", gespielt erschrocken schlug sich Malte mit der flachen Hand an die Stirn und legte den Apfel weg. "Leute, könnt ihr mal mit dem Mist aufhören?" Scharf fuhr Philipp dazwischen und sah die beiden streng an. "Klärt doch euer privat Leben heute Abend nach der Schicht." "Ja ja schon gut Chef, wir ...", begann sich Malte zu rechtfertigen, während sich Jamie entspannt zurück lehnte. Aber die entspannte Haltung sollte nicht lange anhalten, denn nur wenig später ging ein neuer Einsatz ein und die drei sprangen wie elektrisiert auf. Im Eiltempo rannten sie erneut zu den Garagen und schlossen im Laufen ihre Notarztjacken. "Malte, was haben wir?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.07.2007, 19:39


    "Malte, bist du taub, was liegt an", schrie Philipp über seine Schulter hinweg seinem Sani entgegen und merkte erst wenige Meter später, dass Malte stehen geblieben war. Genervt wirbelte der Notarzt herum. Seine Augen funkelten gefährlich. "Es ist mir sch*** egal, welche Probleme du gerade in deinem Privatleben hast, während deines Dienstes hast du dich auf deine Arbeit zu konzentrieren und es sollte dir bewusstsein, welche Verantwortung du gegenüber unseren Patienten trägst, also was haben wir!!" Immer wütender wurde Philipp, als Malte sich immer noch nicht rührte. "Olsen, ich wiederhole meine Frage kein weiteres mal, außer du hättest gerne eine Dienstaufsichtsbeschwerde." Als hätte dieses Wort Malte in die Gegenwart zurückkatapultiert, stürmte dieser plötzlich los, ohne auf Philipp Rücksicht zu nehmen und eilte in die Garagen, wo Jamie sicherlich auf sie wartete. "Wir haben ein schweres Inhalationstrauma. Rauchentwicklung in einer Wohnung, durch einen brennenden Ofen", rief er laut, so das auch Philipp es verstehen konnte und Jamie machte sich sofort bereit in den Wagen zu steigen, doch Malte legte ihm seine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. "In deiner Wohnung..."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.07.2007, 19:48


    "Wie in 'meiner' Wohnung?" Erschrocken und verblüfft war Jamie stehen geblieben und starrte Malte hinter her, der in der Zwischenzeit doch schon in den NAW gestiegen war. Erst nachdem Philipp ihn auch noch angebrüllt hatte löste er sich aus seiner Starre und stieg ebenfalls in den Wagen. Hatte er Malte wirklich richtig verstanden und der brennende Ofen stand in seiner Wohnung? Wie ein heißer Blitz fuhr es ihm in die Knochen und plötzlich wusste er wer das Inhalationstrauma hatte. Klar, wer sonst sollte sich schon in seiner Wohnung aufhalten? "Verd*** Malte gib Gummi. Wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren." Mit völlig aufgelösten Nerven schrie er den Rettungsassistenten an. Es konnte nur Izabella sein, die es erwischt hatte. Und das würde für ihren Körper Schwerstarbeit bedeuten, mit der dieser womöglich nicht fertig wurde. Immer schneller wirbelten seine Gedanken durcheinander und er realisierte seine Umgebung erst wieder als sie vor seiner Wohnung hielten. Noch waren keine anderen Einsatzkräfte vor Ort und so schnell er konnte rannte er die vielen Treppen nach oben. Bereits unter dem Laufen zog er sicherheitshalber den Hausschlüssel hervor, aber der Hausverwalter hatte die Türe bereits geöffnet. Ohne nachfragen zu müssen, wo sich die Küche befand stürmte er in seine Wohnung.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 13:52


    EKG und Rettungsrucksack in Händen, drängte sich malte an dem Hausverwalter vorbei und betrat mit Philipp kurz nach Jamie die Wohnung. Suchend blickten sich die beiden Mediziner um. Beißender Qualm, Sichtnehmender, grauer Rauch und unangenehme Hitze drängten sich ihnen entgegen. Im Wohnzimmer waren die Fenster geöffnet worden, um frischen Sauerstoff gegen den Qualm und einem merklichen Verbrennungsgeruch ankämpfen zu lassen. Mit einem Kopfnicken weiß Malte auf eine halbgeöffnete Tür, aus der deutlich der Rauch quoll. War ihr Kollege hinter dieser Tür verschwunden? Was würde sie hinter dieser Tür überhaupt erwarten? In den letzten Wochen hatte Malte angenommen seinen Kollegen Jamie und einen Teil seines Privatlebens zu kennen, doch in diesem Moment stellte dies sich wohl als Trugbild heraus. „Jamie?“ Unsanft trat Philipp gegen die Tür, senkte jedoch umgehend seinen Kopf, um dem Rauch keine direkte Angriffsfläche auf seine Augen zu gewähren. Tränende Augen waren etwas, was er bei einer medizinischen Versorgung nicht gebrauchen konnte. Schritt für Schritt drang Philipp weiter in den Raum vor, doch weder von einer verletzten Person, noch von dem jungen Arzt war etwas zu sehen. Wie ein dunkles, schwarzes Loch zeichnete sich nur der geöffnete und tiefschwarze Backofen zwischen den hellen Möbeln und dem Rauch ab. Ein Bleck, mit undefinierbaren Inhalt war auf der Spüle abgestellt worden und es war nicht schwer zu analysieren was geschehen war. Im Backofen zurückgebliebenes Öl musste Feuer gefangen haben und den Inhalt in Brand gesteckt, doch erst das Öffnen des Ofens hatte dazu geführt, dass der giftige Rauch frei gesetzt worden war.
    „Herr Schwarz hat sie in sein Schlafzimmer gebracht. Dorthin ist dieses Zeug kaum vorgedrungen.“ Unauffällig war der Hausverwalter den Rettern gefolgt, um sich selbst ein Bild der Geschehnisse zu machen. Mehr konnte er im Moment sowieso nicht tun, denn eine Schadensfeststellung würde kaum nötig sein, da das Feuer keinen Schaden angerichtet hatte.

    Ihr Körper spürte, wie sie behutsam auf einem weichen Untergrund abgelegt wurde, doch Izabella selbst nahm kaum etwas um sich herum wahr. Nicht den beißenden Qualm, die nervösen Worte von Jamie oder gar die lauten Schritte der Feuerwehrmänner, die in die Wohnung gestürmt kamen, um eine Gefahr der erneuten Entzündung ausschließen zu können. Einzig und alleine ihr Körper reagierte auf den giftigen Rauch, dem sie ausgesetzt gewesen war. Wie lange wusste keiner. Tränen liefen über ihr verschmutztes Gesicht, ihr Atem ging unregelmäßig und immer wieder wurde sie von einem Hustenreiz geschüttelt. Symptome, die keine tiefe Bewusstlosigkeit vermuten ließen, doch die quälenden Kopfschmerzen und eine beinahe unerträgliche Übelkeit lähmten Izabella und gaben ihr das Gefühl sich nicht wehren zu können. Das Atmen fiel ihr immer schwerer, als würde ein tonnenschwerer Stein auf ihren schwachen Brustkorb drücken. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, bewegte sich unruhig hin und her, als starke Arme sie an den Schultern fest hielten und sie sanft schüttelten. „Jamie!“ Stumm formten ihre Lippen seinen Namen.
    Izabella versuchte verzweifelt ihre tränenden Augen zu öffnen, um zu sehen wer sie gewaltsam am Boden hielt. Es war ihr nicht möglich. Panisch wollte sie sich gegen den Griff wehren, doch plötzlich spürte sie, wie ihr die Luft weg blieb und sie in ein tiefes schwarzes Loch fiel. Ihre Erinnerung erlosch, ebenso wie ihre Sinneswahrnehmung. Sie spürte nicht mehr wie Jamie ihr zärtlich die blonden Locken aus dem Gesicht strich und ihr einen Kuss auf die verschwitzte Stirn hauchte. Nahm nicht wahr, wie Malte und Philipp stürmisch das Zimmer betraten und bei der Erkenntnis, wen sie vor sich hatten, für einen Moment schockiert stehen blieben.
    „Malte, wir intubieren sofort“, wies Philipp an, bevor er an Izabella heran trat, ihren Puls fühlte und Jamie mit durchdringendem Blick fixierte. „Mich interessiert nicht, was unsere ehemalige Patientin in deiner Wohnung zu suchen hat, sondern einzig und alleine, wie schlecht ihr körperlicher Zustand zu beurteilen ist.“
    Um keine Zeit zu verlieren, setzte Philipp sofort einen Zugang, doch gerade als er das EKG anschließen wollte, schlug sie ihre blauen Augen auf in denen sich nichts anderes als Panik und Angst spiegelte, als sie Philipp über sie gebeugt stehen sah.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 14:54


    Hektisch trat Jamie an seine Freundin heran und war immer noch nicht in der Lage wie ein Notarzt zu handeln. Die Sorge um Izabella hatte ihn fest im Griff und ließ keine anderen Gedanken mehr zu. Wie betäubt ließ er sich neben ihr auf den Boden sinken und griff nach ihrer Hand. Jeder Ärger, der auf diese Handlung folgen würde war ihm gleichgültig, er konnte und wollte jetzt nur für sie da sein. Sanft strich er ihr mit dem Finger über den Handrücken als sie die Augen aufschlug und Philipp panisch ansah. "Du musst dich beruhigen Izabella. Vertrau ihm, er macht schon das Richtige. Du kommst wieder in Ordnung." Immer noch an ihrer Seite sitzend beobachtete er wie Malte an Philipp eine Ampulle Narkosemittel weiterreichte und am Zugang ansetzte. Erst als Izabella wirklich schlief und nichts mehr mitbekam löste er sich langsam von ihr und stellte sich an das Fenster. Immer noch völlig durcheinander und aufgewirbelt blickte er teilnahmslos auf den Hinterhof hinaus. Wie hatte das nur passieren können? Was hatte zu dem Brand geführt? Wie vom Blitz gestreift drehte er sich wieder um und verließ ohne ein Wort das Schlafzimmer. Er konnte nicht mehr länger mit ansehen, wie seine Freundin versorgt wurde und ihr immer noch viel zu schwacher Körper versuchte mit dem giftigen Rauch fertig zu werden. Ohne seine Schritte zu lenken ging er in die Küche und sah sich um. Es war kein starkes Feuer gewesen, das die Möbel hätte verbrennen können, aber der Rauch würde noch länger in der kleinen Wohnung hängen. Rasch wand er sich an den Polizisten, der mit seiner Kollegin noch in der Wohnung stand. "Haben Sie schon eine Ursache feststellen können?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 15:08


    Nils Meermann ließ sein Funkgerät sinken und sah den jungen Arzt an. Er kannte ihn nur von kurzen Einsätzen und wusste, dass er der neue Kollege von Malte und Philipp war, doch er konnte sich keinen Reim daraus machen, weshalb dieser Arzt vollkommen aufgewühlt vor ihm stand und nicht, wie Malte und Philipp auch bei ihrer Patientin war. "Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte sich Öl im Backofen entzündet. Nachdem der Backofen ausgeschaltet und geöffnet wurde, erlosch zwar das Feuer, doch der Rauch konnte ungehindert in die Wohnung vordringen, wurde mir von einen der Feuerwehrmänner übermittelt. Wie geht es der Patientin?" Nils wurde die Unruhe des jungen Arztes immer fragwürdiger und er wollte soeben zu einer Frage ansetzen, als Malte in die Küche gestürmt kam. "Nils rufst du uns bitte einen Heli. Sie muss sofort in das UKE gebracht werden." Der Blick des Polizisten wurde noch fragender und auch Melanie drehte sich zu den drei Männern um. Zwar waren sie keine Ärzte, aber so schlimm konnte diese Rauchvergiftung auch nicht ausgefallen sein, hatten die Feuerwehrmänner angegeben, dass der Rauch auch noch hätte schlimmer ausfallen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 15:16


    Wie erstarrt blickte Jamie Malte hinterher und wahr zu keiner Bewegung fähig. Es durfte nicht wahr sein. Jamie setzte schon an und wollte Malte hinterher rennen, ihn fragen ob sie sich wirklich nicht getäuscht hätten, aber noch bevor er einen Schritt gemacht hatte, begriff er, dass es nur so sein konnte. Ihr Körper war ausgehungert, das bisschen Obst und Jogurt was sie mittlerweile wieder zu sich nahm fiel da kaum ins Gewicht. Mit Tränen in den Augen, die nicht nur von dem immer noch in der Luft hängenden Rauch kamen drehte er sich von den beiden Polizisten weg. Die Wut die in ihm aufstieg kam nicht allein daher, dass es passiert war, sondern viel mehr, dass er nichts dagegen machen konnte. Voller Emotionen holte er aus und versetze dem Türstock einen so harten Tritt, dass ihm der ganze Fuß weh tat. "Verd***t. Das kann doch nicht wahr sein." Erschöpft ließ er sich auf seinen Küchenstuhl sinken und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Kurze Zeit darauf sprang er wieder von dem Stuhl auf und rannte zurück in sein Schlafzimmer. "Philipp wie sieht es aus? Kann sie es schaffen? Kann ich sie im Hubschrauber begleiten? Bitte, ich muss mit!"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 15:27


    "Malte, übernimmst du bitte." Ein kurzer Blickkontakt genügte und Philipp stand auf und zog Jamie unsanft aus den Raum, um in Ruhe mit ihm sprechen zu können. Izabellas momentaner Zustand war soweit unter Kontrolle, dass er keine Befürchtungen haben musste. "Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber du bist hier als Notarzt im Dienst und nicht als Zuschauer. Was zwischen dir und diesem Mädchen läuft ist mir egal, aber verlange von dir, dass du dich auf den Einsatz konzentrierst, auch wenn es dir noch so schwer fällt. Und was deine Fragen betrifft, ich kann dir nicht sagen, ob sie es schaffen wird, dazu ist ihr Körper viel zu geschwächt und es wird für sie ein bitterer Kampf werden, aber eines kann ich dir sagen und zwar wirst du sie ganz bestimmt nicht im Hubschrauber begleiten." Seine Augen funkelten wütend und es war auch die Tatsache, dass Jamie sich nicht von Anfang an, an seine Anweisungen gehalten hatte und sich dem Schicksaal dieses Mädchens angenommen, die ihn Unmut verspüren ließ. Philipp wandte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen, von Jamie ab und wollte zurück ins Schlafzimmer gehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 15:37


    Ungläubig starrte Jamie seinem Vorgesetzten hinter her. Dieses Mal wollte er es nicht auf sich sitzen lassen und klein bei geben. Schon damals, wie Izabella das erste mal im Krankenhaus gewesen war hatte er Phillpp nicht gesagt was er dachte. "Es interessiert dich vielleicht nicht wie es mit deinen Patienten weitergeht, wenn sie erstmal im Krankenhaus sind, und es interssiert dich genauso wenig was zwischen ihr und mir läuft. Aber ich werde es dir sagen. Sie ist verd***t nochmal meine Freundin und ich werde nicht zusehen, wie sie einfach zugrunde geht, weil ihr Körper mit dem giftigen Rauch nicht mehr klar kommt. Gut, dann fliege ich ebe nicht mit, aber sobald diese Schicht vorbei ist siehst du mich für heute nicht mehr. Werf mich raus deshalb, ist mir auch egal, nur ich werde derjenige sein, der sie in dem bitteren Kampf unterstützen muss. Aber vielleicht kannst du das auch gar nicht kapieren, ist mir genauso egal." Mit bitterer, leiser Stimme hatte Jamie sich Philipp gegenüber gerechtfertigt und ließ ihn einfach stehen. Er hatte den Hubschrauber bereits gehört, und wenn die Mediziner des Hubschraubers die Wohnung erst betreten hätten, würde alles zu schnell gehen. Rasch trat Jamie an Izabella heran und drückte ihr noch mal einen zarten Kuss auf die Stirn und drückte ihre Hand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 15:46


    Malte, der die ganze Zeit bei Izabella geblieben war, hatte Philipps Worte und auch die von Jamie nicht überhören können. Hätte er sich jedoch zwischen den beiden entscheiden müssen, so konnte er Jamies Verhalten weitaus besser verstehen. Natürlich war es wichtig, dass er bei einem Einsatz seine Konzentration bewahrte, doch wie sollte das möglich sein, wenn man seine eigene Freundin versorgen musste. "Du hast diese Diskussion vorausgesehen und deshalb hast du nie etwas gesagt, habe ich recht?", wandte Malte sich vorsichtig an Jamie und versuchte diesen so aus seinen Gedanken zu holen. Notarzt und Rettungsassistent des Hubschraubers betraten das Zimmer und als Philipp mit der Übergabe begann, trat Malte an Jamie heran und zog ihn in die Höhe. Zusammen verließen sie das Zimmer und wie eben mit Philipp gingen sie in einen Raum, in dem sie ungestört reden konnten. "Nimm ihn nicht so ernst, in Wirklichkeit macht er sich viel mehr Sorgen, als du glaubst. Sorgen um dich, dass du mit der Situation nicht klar kommst. Wärst nicht der erste Arzt, dem das Mitleid zu seinen Patienten zum Verhängnis geworden ist. Sie wird das schaffen, denk doch nur an ihren Dickkopf, als du ihr das erste mal begegnet bist."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 15:54


    "Ich konnte euch nichts von ihr erzählen, wo es mir in erster Linie doch darum gegangen ist, dass sie erstmal neues Vertrauen fasst und aus ihrem alten Leben heraus kommt", versuchte sich Jamie zu rechtfertigen, merkte aber schnell, dass Malte ihm keinen Vorwurf daraus machte. Stöhnend schloss er die Augen und lehnte sich an die kalte Wand. Würde Malte recht behalten und Izabella würde weiter kämpfen? Kämpfen, wo sie doch schon unzählige Kämpfe gegen die Krankheit verloren hatte? "Malte ich bin mir nicht sicher ob sie es schaffen wird. Sie hasst sich für ihre Krankheit, war gerade dabei es langsam aber sicher zu ändern und in normale Bahnen zu lenken. Wenn ich nur daran denke wie lange ich gebraucht hatte, bis sie mir vertraut hat ..." Jamie stoppte, zu sehr tat es weh die erste gemeinsamen Tage noch einmal zu durchdenken. Ja sie hatte ihm anfangs nicht vertraut, aber irgendwann hatte sie ihren Wiederstand doch aufgegeben. Würde sie jetzt wieder so viel neue Kraft finden um aus dem nun viel tieferen Loch zu kommen? In keinem Krankenhaus würde man ihr ihre Essensgewohnheiten durchgehen lassen, aber jeder Versuch sie zu überreden würde scheitern und ihren Willen brechen. "Und was Philipp angeht. Lass es gut sein, ich glaube ich werde mit ihm nie ins Reine kommen, da ist die letzten Wochen schon zu viel gewesen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 16:04


    "Lass mich später noch einmal in aller Ruhe mit Philipp reden. Vielleicht kann ich ihn davon überzeugen, die früher nach Hause zu schicken. Früher haben wir schließlich auch jeden Einsatz zu zweit meistern müssen, warum sollte es dann heute nicht möglich sein." Malte vernahm, wie mehrer Personen aus dem Schlafzimmer kamen, was wohl bedeutet, dass man Izabella zum Hubschrauber brachte. Als Philipp ihm die Anweisung gegeben hatte, einen Heli anzufordern, hatte er es zunächst für überflüssig gehalten, waren sie mit dem RTW doch schnell genug im EKH, doch jetzt wurde ihm bewusst, dass es die richtige Entscheidung war. Man konnte nicht sagen, wie Izabellas Körper weiterhin auf den Rauch reagieren würde und so war sie ein viel zu hohes Risiko, als eine Behandlung in der Klinik noch länger hinauszuzögern. Erst als Schritte auf der Treppe vernahm, verließ er das Zimmer und machte sich daran ihre Ausrüstung zusammenzuräumen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 16:14


    Dankbar blickte Jamie dem Rettungassistenten hinterher und begab sich dann doch noch einmal in seine Küche um die Fenster wieder zu schließen. "Lassen Sie nur Herr Schwarz, ich kann das schon machen." Hilfsbereit ging ihm der Hausverwalter zu Hand und schloss die anderen Fenster. Etwas erschrocken fuhr Jamie herum. Er hatte den älteren Mann gar nicht mehr wahrgenommen, so sehr war er von seiner Sorge um Izabella gefesselt gewesen. "Können Sie vielleicht den Nachmittag über noch aufpassen, dass keiner hier reinkommt? Dann könnte man die Fenster offen lassen, damit der Rauch abzieht? Ich selbst werde erst spät nach Hause kommen." Erst nachdem der Hausverwalter das mit einem Nicken bestätigt hatte löste sich Jamie wieder von dem Fenster und ging zu Malte ins Schlafzimmer. Helfen musste er nichts mehr, denn der Rettungsassistent hatte schon alles zusammengepackt. Ohne zu fragen nahm Jamie ihm das EKG ab und folgte Philipp die Treppe hinunter. Ohne ein Wort zu verlieren stiegen die beiden Männer in den Notarztwagen und warteten auf Malte. Erst als sie losgefahren waren ging Jamie auf dessen Vorschlag, den er ihm in der Wohnung unterbreitete hatte ein. "Der Vorschlag von vorhin Malte. Lass mal gut sein, das geht auch so."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 28.07.2007, 16:30


    "Nun gut, wenn du meinst. Es wäre wirklich kein Problem für mich, schließlich habe ich schon ein bisschen mehr Erfahrung, was den Umgang betrifft." Malte warf einen Blick in den Rückspiegel und zwinkerte Jamie kurz zu, bevor er sich wieder auf den Verkehr vor sich konzentrierte. Innerhalb weniger Minuten waren sie wieder im EKH, doch die entsprannte Stimmung von heute morgen, die trotz Maltes schlechter Laune da gewesen war, wollte sich nicht mehr einstellen und so waren alle drei froh, als sie endlich Schichtende hatten.

    Müde öffnete sie ihre Augen und drehte sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Sie musste husten. Eine Welle von Übelkeit überkam sie, doch sie unterdrückte den Brechreiz. Vorsichtig setzte Izabella sich auf. Sie war unverkennbar in einem Krankenhaus, doch warum war sie hier? Was war passiert? Sie konnte sich nur noch an Jamies ruhige Stimme erinnern, die sie versuchte hatte zu beruhigen. Warum war er jetzt nicht bei ihr? Stumme Tränen liefen über Izabellas Gesicht und sie ließ sich wieder zurück auf das Kopfkissen sinken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.07.2007, 16:45


    Kaum dass Jamies Armbanduhr das Dienstende angezeigt hatte, war er schon aufgestanden und in den Umkleiden verschwunden. Hoffend, dass weder Malte oder gar Philipp ihm folgten zog er die Dienstklamotten aus und schlüpfte rasch in seine eigenen Sachen. Ohne sich groß zu verabschieden schnappte er sich seinen Rucksack und verließ das EKH fast schon fluchtartig. Bevor er zu Izabella ging, wollte er in seiner Wohnung noch rasch nach dem Rechten sehen und packte für sie ein paar Sachen ein, die sie sicher brauchen würde. So schnell er konnte verließ er seine Wohnung wieder und machte sich auf dem Weg zu der U-Bahn. Die Fahrt kam ihm unendlich lange vor und das Gefühl, dass dieser Unfall alles ändern würde ließ ihn nicht los. "Ja, zu Izabella Janke." Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den andern und sobald er von der Schwester erfahren hatte auf welchem Zimmer sie lag war er auch schon wieder weg. Auf den Aufzug verzichtete er dankend und nahm die Treppe. So wäre er tausendmal schneller und er musste sich vor ihrer Zimmertüre regelrecht zur Ruhe zwingen. Einen hektischen Freund konnte sie jetzt nicht auch noch brauchen. Zögerlich öffnete er die Türe ohne zu klopfen und trat langsam ein. Wie schon damals im EKH blieb er zuerst im Schatten stehen, so dass er sie sehen konnte, sie ihn aber nicht. Erschrocken wie bleich sie im Krankenhaus wirkte ging er doch rasch zu ihrem Bett. Zart griff er nach ihrem Arm und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. Vorsichtig wischte er ihre Tränen aus dem Gesicht und zog sie zu sich hoch. Beruhigend nahm er sie in den Arm und hielt sie einfach fest.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 14:47


    Schwach lag sie in seinen Armen und hatte kaum Kraft seine Umarmung zu erwiedern. Immer noch plagte sie ein Gefühl der Übelkeit und der Raum begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Zwar zweifelte Izabella nicht daran, dass die Ärzte ihr sämtliche hilfreichen Medikamente verabreicht hatten, aber diese schienen nicht zu wirken oder warum fühlte sie sich immer noch so schlecht. Ein erneuter Hustenanfall raubte ihrem Körper die letzten Kräfte und erschöpft ließ Izabella ihren Kopf an Jamies Brust sinken. Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte die Worte nicht über ihre Lippen. Mit geschlossenen Augen versuchte sie ihre letzten Kraftreserven zu mobilisieren, doch kaum hatte sie die Augen geschlossen, trat ihr wieder der Geruch des Rauches in die Nase. Ängstlich klammerten sich ihre Finger an Jamies T-shirt. "Lass mich bitte nicht alleine. Bitte. Ich... Jamie... ich habe... Angst."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 14:56


    Sanft strich er ihr immer und immer wieder über den Rücken. Der Husten der sie plagte sprach eine eigene Sprache. Man merkte deutlich, wie sehr ihr Körper mit dem ganzen Vorfall zu kämpfen hatte. "Ich lass dich nicht alleine. Ich bleibe da, die ganze Zeit, verprochen. Das kommt wieder in Ordnung Izabella. Ganz bestimmt." Vorsichtig löste sich Jamie von seiner Freundin und bettete sie wieder in das Kissen zurück. Nur ganz leicht verflocht er seine Finger mit den ihren und blieb so in ummittelbarem körperlichen Kontakt. Immer wieder strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Du musst keine Angst mehr haben. Ich bin ja jetzt da. Dir passiert nichts, wirklich nichts. Jetzt versuch zu schlafen. Du musst dich jetzt nur ausruhen und wieder zu Kräften kommen." Leise redete er auf sie ein und beugte sich immer wieder über sie um ihr einen zarten Kuss auf die Stirn zu hauchen. Auch wenn er versuchte sie zu beruhigen, die Sorge um sie war ihm wohl auf die Stirn geschrieben. Noch nie hatte er solche Angst um jemanden gehabt. Wieso nur hatte das ausgerechnet ihr passieren müssen? Hätte der Ofen nicht auch zum brennen anfangen können wenn er irgendetwas gekocht hätte? Und das alles gerade jetzt wo es ihr langsam aber sicher wieder besser gegangen war. Die ganze Arbeit der letzten drei Wochen war jetzt wieder hinfällig.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 15:08


    Schwach schüttelte sie den Kopf und drehte sich auf die Seite, weil sie das Gefühl hatte so besser atmen zu können. "Ich... kann jetzt nicht schlafen. Immer wenn ich die... Augen schließe sehe ich den brennenden Ofen wieder vor mir. Ich hatte doch eine... Überraschung für dich." Laut schluchzte sie auf und sie zog Jamies Hand eng an sich. Wie hatte das nur passieren können? Nur langsam kamen ihre Erinnerungen zurück, doch damit wollte sie sich noch nicht zufrieden geben. Angestrengt versuchte sie sich ins Gedächtnis zu rufen, was in Jamies Wohnung geschehen waren, bevor der Notarzt plötzlich neben ihr stand. "Jamie... was... ist... eigentlich... pa..." Vom schrecklichen Husten geplagt, richtete Izabella auf und versuchte tief einzuatmen, doch der Druck auf ihren Brustkorb vergrößerte sich nur noch und sie hatte plötzlich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Panisch klammerte sie sich Jamies Hand und griff sich mit ihrer eigenen Hand an den Hals. Sie bekam keine Luft, sie würde ersticken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 15:16


    Panisch alarmiert von dem Druck der sich auf seine Hand verstärkt hatte blickte er seine Freundin an und musste mit ansehen wie sie sich an den Hals griff, in der Hoffnung besser Luft zu bekommen. So schnell er konnte sprang er auf, löste sich von ihr und warf den Stuhl fast nach hinten um. Eilig verließ er das Zimmer und rannte den langen Gang entlang, in der Hoffnung eine Krankenschwester oder ein Schwesternzimmer zu finden. "Hallo? Halt, stop, genau Sie brauche ich." Mit einer Vollbremsung kam Jamie schlitternd zum stehen und versuchte bemüht sein Gleichgewicht zu halten. Mühsam blieb er stehen und sah den Arzt flehend an. "Ich brauche Cortison oder ein Asthmaspray. Sofort!" "Ich kann Ihnen nicht einfach ...", versuchte der Arzt Jamie zu unterbrechen, aber er kam nicht besonders weit. "Ich bin selbst Arzt und meine Freundin da hinten bekommt keine Luft mehr. Schweres Inhalationstrauma." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rannte der Arzt zu einer geschlossenen Tür und griff zielsicher in den Medikamentenvorrat. "Schwester Monika, ich brauche das Inhalationsgerät. So schnell wie möglich." Ohne sich noch einmal zu der Schwester umzudrehen rannten Jamie und der Arzt zurück zu Izabellas Zimmer. Darauf bedacht dem behandelnden Arzt nicht im Weg zu stehen ging Jamie auf die andere Seite ihres Bettes und griff wieder nach ihrer Hand. "Versuch dich zu beruhigen. Der Arzt gibt dir sofort was."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 15:24


    Ihr ganzer Körper verkrampfte sich unter ihren Bemühungen endlich wieder Luft zu bekommen und panisch griff sie wieder nach Jamies Hand. Welche Sorgen musste sie ihm jetzt gerade wohl bereiten? Ohne Unterhalt liefen Izabella die Tränen über das Gesicht. Sie konnte sich nicht beruhigen, zu groß war die Angst vor dem Ersticken.
    Fünf Minuten später lag sie nun vollkommen geschwächt in dem weißen Krankenhausbett und hatte sich wie ein kleines Kind zusammengerollt. Sie bekam wieder Luft, doch was wenn so ein Anfall erneut auftreten sollte? Jetzt würde sie erst recht nicht einschlafen können, aus Angst nicht mehr aufzuwachen. Der Arzt hatte den Raum wieder verlassen, jedoch nicht ohne anzukündigen, dass weitere Untersuchungen nötig werden würden, da dieser Anfall ihm schwere Kopfzerbrechen bereitete. Das Asthmaspray hatte er ihr auf den Nachttisch gelegt, doch Izabella wusste, es würde ihr nichts helfen, wenn sie ganz alleine auf ihrem Zimmer war und plötzlich keine Luft mehr bekam. Doch konnte sie von Jamie verlangen bei ihr zu bleiben?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 15:34


    Jetzt, da sie sich wieder beruhigt hatte und dank des Medikamentes wieder genügend Luft bekam hatte Jamie Zeit nachzudenken über das was an dem Tag passiert war. Der Tag hatte doch so gut angefangen. Sie hatte ihn wie die letzten Tage auch schon liebevoll geweckt und sie hatten Pläne für den freien Nachmittag geschmiedet. Wie konnte es sein, dass sich all das einfach in Luft auflöste und zerstört wurde? Leicht strich er ihr die Locken aus dem Gesicht und hielt weiterhin ihre Hand. "Was für eine Überraschung hättest du gemacht? Du weißt doch, dass du mir nichts besonderes machen musst." Er ließ es nicht wie einen Vorwurf klingen, sondern nur wie eine Frage. Einen Vorwurf konnte er ihr einfach nicht machen, schließlich hatte sie es nur gut mit ihm gemeint und die Sorgen die er sich gemacht hatte würde er ihr auch nicht anrechnen, denn dafür war er zu glücklich, dass sie das ganze überhaupt überlebt hatte. "Und wie das passiert ist weiß ich noch nicht, aber irgendwie muss noch Öl im Ofen gewesen sein, das sich entzündet hat. Der giftige Rauch war es, der dir so zugesetzt hat."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 15:41


    Vorsichtig entzog Izabella Jamie ihre Hand und wandte sich von ihm ab. In den letzten Wochen hatte sie sich große Mühe gegeben, um ihr Leben zu ändern, doch was hatte es ihr gebracht? Schmerzen, Leid und panische Angst. Hätte sie doch nur nie versucht gegen ihre Magersucht anzukämpfen, hatte dies doch sowieso keinen Sinn. Es war zu spät, sie konnte nichts mehr dagegen tun, zu fest hatte ihre Krankheit sie im Griff. Izabella versank in einem Gefühl der Verzweiflung und auch wenn ihr Gewissen ihr sagte, dass sie sich nicht aufgeben durfte, so war es wieder einmal der einfachere Weg, schließlich hatte der harte Kampf ihr auch nichts gebracht, außer nur Kraft gekostet. "Ich kann... ich will nicht mehr, Jamie. Es tut mir leid. Ich möchte dir nicht weh tun, aber ich schaffe das nicht." Leise und immer noch unter Tränen formulierte sie diese entgültig klingenden Wörter.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 15:50


    Die wenigen Worte trafen Jamie hart und schwer schnaufend lehnte er sich in dem Besucherstuhl zurück. Hatte er ihre Worte wirklich richtig verstanden? Sie wollte aufgeben und alles hinwerfen was sie die letzten Tage und Wochen geschafft und aufgebaut hatten? Müde schloss er die Augen und jedesmal wenn er dachte es würde keinen weiteren Weg geben sah er sie vor Augen. Wie sie glücklich und lachend über ihm gebeut war und ihn mit Küssen weckte. Sie durfte einfach nicht aufgeben. Das konnte er nicht zulassen. "Weißt du noch was ich dir ganz am Anfang versprochen habe? Ich habe dir versprochen geduldig zu sein auf dem langen Kampf. Und genau dieses Versprechen werde ich jetzt einlösen. Soll ich dich alleine lassen? Unsere Beziehung beenden und zusehen wie du dich aufgibst? Nein, so schnell wirst du mich nicht los. Ich habe mir geschworen mit dir durch alle Tiefen zu gehen, auch diese. Das Tal geht vorbei und irgendwann werden wir am Gipfel stehen und über diese Situation lachen. Aber das kannst du nur schaffen wenn du dir helfen lässt." Jamie machte eine kurze Pause und überlegte sich seine nächsten Worte genau. Er durfte jetzt nicht in das Standartschema eines Arztes verfallen und sagen, er wüsste wie sie sich fühlte. "Nein, ich weiß nicht wie es dir jetzt geht, und das einzige was ich für dich tun kann, ist für dich da sein. Aber ich werde dich unterstützen, egal wie schwer es jetzt wird."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 15:58


    Immer größer wurde Izabellas Verzweiflung und sie wusste nicht mehr, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie hatte keine Kraft mehr, um weiter für das zu kämpfen was sie sich so sehr wünschen, ein Leben ohne den Drang ihrer Krankheit. Doch der heutige Rückschlag war zu viel für sie gewesen und sie glaubte nicht daran, dass sie es noch einmal schaffen konnte, soweit zu kommen, wie sie es jetzt gewesen war. Tief vergrub sie ihr Gesicht im Kissen und schluchzte laut auf, was erneut zu einem Husten führte, den sie zu unterdrücken versuchte. Doch je mehr sie sich gegen den Husten wehrte, desto mehr stieg in ihr das Gefühl der Übelkeit und die Angst erneut einen solchen Anfall wie eben zu bekommen. Vorsichtig richtete sich Izabella auf und sah Jamie an. Warum musste er sie so leiden sehen? "Deine Kollegen wissen jetzt auch Bescheid, was bedeutet das viel Ärger auf dich zukommen wird und das alles nur wegen mir. Jamie ich kann nicht zulassen, dass meine Krankheit auch noch dein Leben beherrscht und am Ende sogar zerstört. Was wenn sie dich im EKH kündigen, weil du etwas mit deiner Patientin angefangen hast. Ich will das nicht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 16:07


    "Zu dem Zeitpunkt wo es zwischen uns begonnen hatte, also so richtig, warst du keine Patientin aus dem EKH mehr. Das wird mir schon nicht Kopf und Kragen kosten. Mensch begreife doch endlich. Ich liebe dich und ich kann nicht zusehen wie du dich selbst kaputt machst." Nervös knetete er ihre Hand mit seinen Fingern und hoffte so wieder ruhiger zu werden. Wieso nur begriff sie einfach nicht, dass es ihm egal war was die anderen über ihn redeten oder dachten? Nur sie war für ihn wichtig, und er war bereit dafür zu kämpfen. "Du willst nicht, dass man mir im EKH kündigt. Und ich will dich verd***t noch mal nicht verlieren. Ich brauch dich doch genauso dringend." Erneut nahm er sie wieder in den Arm und merkte, dass sie schon wieder entsetzlich fror. Aber hier im Krankenhaus konnte er es nicht so machen wie bei sich zu Hause auf dem Sofa. "Na komm, leg dich wieder hin und verkrieche dich meinetwegen unter der Bettdecke, aber du musst deinen Körper jetzt schonen und nicht das von ihm fordern was er nicht leisten kann. Wenn du willst, kann ich auch die ganze Nacht über da bleiben."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.07.2007, 16:26


    Izabella gab ihren Widerstand auf und zog die Bettdecke eng um ihren Körper. Jamie wollte sie nicht verstehen oder konnte er sie einfach nicht verstehen. Sie wollte doch nur verhindern, dass ihre Krankheit alles zerstörte, was bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zerstört war. Oder redete sie sich das alles nur wieder ein, um nicht zugeben zu müssen, dass sie nur Angst hatte wieder von vorne beginnen zu müssen. Zu viele Gedanken wirbelten durch ihren Kopf, als das sie vernünftig darüber nachdenken konnte, was sie wirklich wollte.
    "Jamie, ich möchte mit dir nach hause kommen, bitte! Ich halte es hier nicht länger aus. Die Geräte, die Ärzte, die nur wieder versuchen werden, mir irgendwie zu helfen und du kannst mir doch genauso helfen. Bitte, ich will hier raus." Ihr Blick war flehend und doch wusste sie, das es nicht möglich war. Nicht diesmal, wo ihr Körper so geschwächt war und nach Ruhe und Behandlung verlangte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.07.2007, 16:34


    "Ach du", leise seufzend strich Jamie seiner Freundin über die Backen. Er konnte ja verstehen, dass sie nicht im Krankenhaus bleiben wollte, aber er würde sie nicht mit nehmen können. Er wollte es auch nicht wirklich. Hier konnte sie rund um die Uhr überwacht werden und jede noch so kleine Veränderung wurde registriert. Was wenn sie zu Hause zusammenbrechen würde? Er wäre nicht in der Lage ihr vollkommen zu helfen. "Ich weiß wie gerne du heim willst, aber ich kann dich nicht mitnehmen. Ja, ich bin selbst Arzt, aber wenn wieder etwas ist so wie vorhin werde ich dir zu Hause auch nicht helfen können. Das einzige was ich noch machen kann, ist mit dem Arzt reden, dass sie wirklich nur das machen was du willst. Und vielleicht kann ich dich ja dann morgen schon mitnehmen. Aber für heute geht das auf keinen Fall." Forschend sah er sie an und merkte, dass sie längst wusste, nicht nach Hause zu dürfen. Die Enttäuschung und der Zweifel saßen tief und er würde noch lange brauchen, bis er sie überzeugen könnte, dass sie besser hier blieb. Sie musste es einfach einsehen und akzeptieren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 10:30


    Schwach nickte sie und schloss die Augen. Izabella hatte das Gefühl alles um sie herum würde sich zu drehen beginnen und von innerer Unruhe fest im Griff gehalten, konnte sie sich nicht in einen Schlaf sinken lassen. Wieder öffnete sie die Augen, um sich zu vergewissern, dass Jamie immer noch an ihrem Bett saß. Erschrocken richtete sich Izabella auf und starrte auf den leeren Stuhl, auf dem ihr Freund gerade noch gesessen hatte. Wo war er? Warum hatte er sich nicht von ihr verabschiedet? Er konnte sie doch nicht einfach so alleine lassen, sie brauchte ihn doch. Die eben versiegten Tränen begannen wieder zu fließen und Izabella schluchzte verzweifelt auf. Das Kratzen in ihrem Hals ließ sie Husten und plötzlich hatte sie wieder das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sie wollte schreien, doch kein Laut drang über ihre Lippen. An das Spray auf ihrem Nachttisch dachte sie gar nicht.

    "Wie geht es ihr? Nun seh' mich nicht so skeptisch an. Ich bin nicht gekommen, um dir weiterhin Vorwürfe zu machen, sondern um mich für mein Verhalten während des Einsatzes zu entschuldigen. Ja, du hast richtig gehört." Philipp hatte sich auf einen der Besucherstühle am Gang fallen lassen und blickte zu Jamie, der sich gegen die Tür von Izabellas Zimmer gelehnt hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 10:49


    Angespannt blickte Jamie zu seinem Vorgesetzten und konnte die eben gehörten Worte noch nicht begreifen. Philipp wollte sich entschuldigen? In den letzten drei Wochen hatte er den Notarzt in den unterschiedlichsten Situationen kennen gelernt, aber nie hätte er darauf gewettet, dass Malte recht haben könnte. Nervös drehte Jamie sich immer wieder um und sah durch den kleinen Spalt in der Tür zu Izabella. Was wenn sie eine neue Panikattacke bekommen würde, weil er nicht mehr neben ihr saß? "Die Situation wenn nicht so verd***t ernst wäre, müsste ich glatt lachen. Du kommst, willst wissen wie es ihr geht und dich bei mir entschuldigen." Jamie lachte höhnisch auf und sah Philipp an. So ernst wie dieser auf dem Stuhl saß, konnte er es nur ernst meinen und er schien Jamie diesmal nicht wieder fertig machen zu wollen. "Um ehrlich zu sein gehts ihr richtig dreckig. Alles was wir die letzten Wochen erreicht hatten ist weg. Viel mehr noch, sie glaubt nicht mehr daran, dass sie es ein zweites Mal schaffen kann. Asthma kommt durch den giftigen Rauch auch noch dazu." Niedergeschlagen senkte Jamie den Kopf und ließ sich auf den Boden sinken. Er konnte nicht mehr länger den starken Freund mimen, der alles wegstecken konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 10:57


    Wo war Jamie nur? Warum hatte er sie allein gelassen, wo er doch genau wusste, dass sie ihn brauchte? Von Panik getrieben, versuchte Izabella sich aus dem Bett zu kämpfen und aufzustehen, doch sie war zu geschwächt, als das ihr starker Wille genügt hätte. Immer wieder schnappte sie nach Luft und kämpfte dagegen an ohnmächtig zu werden. Keiner bekam ihren erneuten Anfall mit. Wo waren die Ärzte alle, wenn man sie brauchte?

    Unsicher was er tun sollte, stand Philipp auf und zog seinen Kollegen wieder auf die Füße. "Überleg mal, wie viel ihr in den letzten Wochen geschafft habt. Nein, ich meine damit nicht, dass deine Freundin neuen Mut gefasst hat, um gegen ihre Krankheit anzukämpfen, sondern ich meine vor allem den Mut den du bewiesen hast. Nicht jeder hätte sich den Anweisungen seines Vorgesetzten widersetzt, um einer Patientin zu helfen, die er kein bisschen kennt. Und ich muss leider zugeben, dass es das richtige war was du getan hast. Ihr schafft das nun auch ein zweites Mal, dessen bin ich mir sicher."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 11:09


    Ein kurzes Lächeln huschte über Jamies Gesicht und schöpfte neue Hoffnung aus den Worten von Philipp. "Vielleicht hast du Recht. Aber, könntest du ihr das vielleicht selbst sagen, dass du mich im EKH nicht feuerst deswegen? Wer weiß ob sie mir das so einfach abnimmt." Langsam hatte er seinen alten Humor wieder gefunden und damit kehrte auch die Kraft zurück, die er brauchte um Izabella zu helfen. Es war eine große Erleichterung, dass weder Malte noch Philipp ihm einen Vorwurf daraus machten und auch keine Steine in den Weg legten. Nur so könnte er es schaffen. "Na komm, lass uns reingehen. Ich bin eh schon viel zu lange weg von ihr, nicht dass sie wieder Panik bekommt." Immer noch lächelnd nahm er die Türklinke in die Hand und ging rasch in den Raum hinein. Die Worte von Philipp hatten ihn kurzzeitig von Izabella ablenken können, aber jetzt, da er sie so verstört im Bett sitzen sah drang es ihm mehr als schmerzlich zurück ins Bewusstsein, dass sie nicht allein bleiben konnte. Schnell ging er um das Bett herum und nahm sie zärtlich in den Arm. "Ich lass dich schon nicht mehr alleine. Versprochen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 11:23


    Vollkommen erschöpft ließ sich Izabella in Jamies Arme sinken, bemerkte nicht einmal, das eine zweite Person den Raum betrat. Warum konnte sie nicht einmal selbst stark genug sein, um eine Situation zu meistern? Immer benötigte sie, die Hilfe anderer? Wütend auf sich selbst, schluchzte Izabella laut auf, obwohl sie immer noch kaum Luft bekam und der Druck auf ihren Brustkorb nicht nachließ.
    Unvermutet packte sie jemand an den Schultern und wollte sie von Jamie trennen. Erneut von Panik ergriffen versuchte sie sich dagegen zu wehren, aber gleichzeitig krallten sich ihre Finger immer fester um den Stoff von Jamies T-shirt. Warum unternahm er nichts? Warum ließ er zu, dass man sie von ihm trennte? Die Hände der fremden Person waren zu stark. Izabella musste nachgeben und wurde in die Kissen gedrückt. Wenige Sekunde später bemerkte sie, wie ihr sanft das Spray zwischen die Lippen geschoben wurde und langsam ließ ihre Panik, als auch die erneute Atemnot nach. Müde drehte sie ihren Kopf und sah Philipp neben sich stehen. War er gekommen, um Jamie zu sagen, dass er gar nicht mehr im EKH auftauchen brauchte?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 11:36


    Ohnmächtig sah Jamie zu, wie Philipp das Asthmaspray an Izabellas Mund führte und ihr die erlösende Dosis verabreichte. "Danke Philipp." Wieso nur war er nicht fähig gewesen ihr das sofort zu verabreichen? Wieder einmal hatte er es nicht geschafft, sich proffessionell zu benehmen und sich um sie zu kümmern. Wie schon zuvor in der Wohnung. Er hätte ihr nicht einmal den Zugang legen können. Er musste etwas gegen seine Unfähigkeit machen, sich wieder in den Griff bekommen. Stumm schüttelte er den Kopf und stand auf. Er konnte sich auf Philipp verlassen, dass dieser eingriff sollte es ihr erneut schlechter gehen. Aber wieso musste er jemanden haben, der die Arbeit für ihn erledigte? Warum konnte nicht er derjenige sein, der das erledigte? Verzweifelt drehte er dem Zimmer den Rücken zu und blickte zum Fenster hinaus. Erneut überkam ihn das Gefühl nichts auf die Reihe zu bekommen, aber er durfte jetzt nicht klein beigeben. Izabella konnte keinen Freund brauchen, der selbst nicht wusste wie es weiter gehen sollte und der mit dem Druck nicht zurecht kam.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 11:50


    Müde schloss Izabella die Augen. Ihr Körper konnte nicht mehr länger gegen den Schlaf ankämpfen, doch sie hatte Angst, sie würde wieder alleine sein, wenn sie aufwachen würde. Vosichtig öffnete sie ihre Augen wieder und drehte ihren Kopf, um Jamie sehen zu können. Er hatte ihr den Rücken zugedreht. Izabella wollte sich aufrichten, doch Philipps Hand lag noch immer auf ihrer Schulter und hielt sie zurück. Sie akzeptierte es, hatte er eben auch dafür gesorgt, dass es ihr besser ging.
    "Jamie, bitte hör' auf die Vorwürfe zu machen. Ich kenne dich inzwischen gut und weiß wie schlimm es für dich sein muss, dass du nur hilflos neben mir sitzen kannst." Sie hoffte er würde sich wieder zu ihr umdrehen, wollte sie ihm doch endlich zeigen, dass sie noch nicht ganz aufgegeben hatte. Ja, es würde schwer werden, aber war es deshalb fair, Jamie noch mehr Sorgen zu bereiten? Bei dem Gedanken an ihre Überraschung, die sie für ihn geplant hatte, legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen, denn sie wusste, das er nie damit gerechnet hätte, dass sie sich so schnell in Therapie begeben würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 12:57


    Jamie merkte, wie seine Wut immer weiter anschwoll und die Gewissheit, dass er sie nirgends los werden konnte, verschlimmerte die Sache um ein Vielfaches. Er war nicht wütend auf Izabella, er war wütend auf sich selbst. Wütend, dass er unfähig war ihr richtig zu helfen, wütend, dass seine Gefühle und Gedanken wie auf dem Präsentierteller in seinem Gesicht abzulesen waren. Langsam drehte er sich wieder zu ihr um und versuchte all seine Gefühle ins Innere verschwinden zu lassen. Zögerlich ging er zu ihrem Bett zurück und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Ihr Lächeln brachte ihn nur noch mehr durcheinander und er wusste nicht wie er es einordnen sollte. Wie konnte sie angesichts der Situation nur lächeln? Dahinter musste irgendetwas stecken. Etwas was er nicht wusste oder vielleicht auch nicht begreifen konnte in seiner Wut. "Das einzige warum ich mir Vorwürfe mache, ist dass ich nicht in der Lage bin dir zu helfen wenn du es brauchst. Das Nichts-tun-können ist nicht mal das schlimmste. Viel schlimmer ist, dass ich immer zusehe wie dir jemand hilft, ohne jemals schnell genug reagiert zu haben und es selbst gemacht zu haben." Voller Selbstkritik senkte Jamie den Kopf um sie nicht ansehen zu müssen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 14:27


    Izabella drehte ihren Kopf in Philipps Richtung und ohne das sie etwas sagen musste, nahm er eine Hand von ihrer Schulter, damit sie sich aufrichten konnte. Vorsichtig griff sie nach Jamies Hand, strich mit ihren dünnen Fingern zaghaft darüber, bevor sie ihre Finger mit seinen verflocht. "Du kannst und musst auch nicht in allen Situationen der professionelle Arzt sein. Schließlich bin in nicht mehr deine Patientin, die du objektiv behandeln kannst oder willst du dir deine eigenen Gefühle der Sorge vorwerfen, die dich immer dann daran hindern etwas zu unternehmen, wenn ich medizinische Hilfe brauche. Ich brauche nicht nur Ärzte an meiner Seite, sondern viel mehr dich. Jamie, ich schaffe es nicht, ohne dich ein zweites mal aus diesem Teufelskreis auszubrechen." Ihre vielen Worte strengten sie an, doch sie wollte nicht, dass Jamie sich Vorwürfe machte. Sie konnte ihn verstehen, aber sie konnte es nicht akzeptieren. Ihre Augen suchten seinen Blickkontakt, doch er vermied es immer noch sie anzusehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 14:52


    Ihre klaren Worte holten ihn langsam wieder aus seinen Gedanken und nach und nach begriff er, dass sie Recht hatte. Wenn er jetzt in Selbstkritik verfloss würde er ihr noch weniger helfen können und sie brauchte seine Hilfe, das stand außer Frage. Aber war er dieses mal schon so weit, dass er die Selbstkritik ausschalten konnte und sich damit begnügte ihr so gut zu helfen wie es ihm möglich war? Bis jetzt hatte er immer so streng und kritisch zu sich sein können wie er es gewollt hatte. War er in der Lage auf Izabella zu hören und sich nicht noch mehr Gedanken zu machen? Langsam hob er den Kopf wieder an und sah sie mit trüben Augen an. Sie hatte die Worte aus voller Überzeugung gesagt. Sie hatte gesagt, es würde eine zweite Chance im Kampf gegen die Magersucht geben. Er konnte jetzt nicht einfach alles zerstören. "Wahrscheinlich hast du Recht. Aber gib mir einfach noch ein wenig Zeit, damit klar zu kommen und dann werden wir es zu zweit schaffen alles hinter uns zu lassen, ja?" Rasch beugte er sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Dass Philipp dabei noch im Raum stand war ihm egal, er wollte nur noch für sie da sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 15:01


    Die Anstrengung forderte ihren Tribut und Izabella war wenige Minuten später nicht mehr fähig sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Immer wieder schlossen sich ihre Augenlider, doch sie kämpfte dagegen an, wollte nicht in einen tiefen Schlaf fallen. Doch der Kampf ging nicht lange und schon war sie tief und fest eineschlafen. Die Erschöpfung war ihr deutlich anzusehen.
    "Jamie, nimm dir ein paar Tage frei", flüsterte Philipp plötzlich, der es noch nicht über sich gebracht hatte das Krankenzimmer wieder zu verlassen. Er wollte seinem Kollegen beweisen, dass er seine Entschuldigung wirklich ernst meinte. "Nicht nur für Izabella, sondern auch für dich. Du wirst viel Kraft brauchen, wenn du ihr weiterhin helfen willst und es wird nicht einfach werden. Ich habe vorhin mit dem behandelnden Arzt gesprochen und hat mir gegenüber verlauten lassen, dass er deine Freundin gerne in einer stationären Therapie unterbringen möchte. So wie ich sie jetzt jedoch kennengelernt habe, würde das nicht überstehen. Sie braucht dich, wahrscheinlich den einzigen Menschen zu dem sie wirklich Vertrauen gefasst hat."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 15:13


    Vorsichtig löste Jamie seine Hand aus Izabellas und stand leise auf. Gemeinsam mit Philipp stellte er sich an das Fenster und blickte nach draußen. Ein paar freie Tage wären wirklich das einzig vernünftige, aber etwas in ihm kämpfte dagegen. "Ich kann nicht einfach frei nehmen. Die Probezeit ist noch nicht vorbei, ich bin gerade mal drei Wochen bei euch im Krankenhaus angestellt. Jetzt frei zu machen ist wie ein Freiflug auf den Arbeitsmarkt." Stur redete Jamie seinem Vorgesetzten ständig dagegen. Wenn er nur an Izabella dachte wusste er, dass das bisschen Urlaub helfen würde. Ihm und ihr genauso. Aber würde er es so nicht auch schaffen? Er konnte doch sofort nach seiner Schicht immer bei ihr vorbekommen und sich um sie kümmern. "Eine stationäre Therapie kommt überhaupt nicht in Frage. Das zerstört sie nur noch mehr. Die Scherben, die jetzt vor uns liegen reichen schon. Mehr vertrage auch ich nicht."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 15:21


    "Nur weil du deine Probezeit noch nicht beendet hast, heißt das noch lange nicht das du dir in dieser Situation keinen Urlaub nehmen darfst. Was bringt mir ein weiterer Notarzt, wenn er doch bloss mit seinen Gedanken ganz woanders ist, als er sein sollte. Ja, sicher könntest du alles organisieren, aber deine Kräfte reichen auch nicht für ewig und was wenn Izabella hier erst einmal entlassen wird und dich noch mehr braucht als vorher. Willst du eure Beziehung auf's Spiel setzen, nur weil du jetzt denkst du kommst mit dem Streß schon irgendwie klar!" Philipp wusste genau was in Jamie vor sich ging, erinnerte der junge Arzt ihn viel zu sehr an sich. "Izabella hatte recht. Sie ist nicht mehr deine Patientin und somit hast du auch ein gutes Recht darauf dir Zeit für sie zu nehmen. Doktor Dietrich kennt eure Vorgeschichte nicht und wird sie auch nicht erfahren. Ja ich weiß, heute morgen habe ich mich vollkommen anders angehört, aber ich vergreife mich nun eben gerne mal im Ton."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 15:30


    "Wahrscheinlich hast du Recht. Ohne Urlaub wird es nicht funktionieren. Da wäre auch die Angst viel zu groß, dass sie ihr tägliches Sportprogramm wieder aufnehmen könnte und wenn ich dann abends nach Hause komme finde ich sie zum Schluss noch tot in meiner Wohnung." Selbst erschrocken über diesen Gedanken schüttelte Jamie den Kopf und drehte sich schnell wieder zu Izabellas Bett um. Er hatte das Gefühl, jeden Atemzug kontrolliern zu müssen, nachdem ihr Körper so geschwächt war. Kurz drehte er sich noch einmal zu Philipp um und sah ihn offen an. "Danke Philipp. Wenn du so weiter machst, könntest du mir sogar noch richitg sympathisch werden. Ich komme morgen aber auf jeden Fall ins EKH zu meiner Schicht und werde dann mit Dr. Dietrich darüber reden." Mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen ging er abermals zu dem Bett zurück und ließ sich auf die Matratze sinken. Sanft umschloss er ihre Hand und strich zärtlich darüber. Augenblicklich entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder und Jamie spürte, wie sie etwas entspannter wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 16:00


    Leise drang die Musik des Radios an ihr Ohr, vermischt mit dem Lärm der Straße und einem Klappern und Klirren aus der Küche. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Noch immer der Müdigkeit verfallen richtete sich Izabella auf dem Sofa im Wohnzimmer auf und fuhr sich mit der Hand durch ihre blonden Locken. Gestern war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden, nicht jedoch ohne das Anliegen des Arztes, sich unbedingt einer stationären Therapie zu unterziehen. Sie würde es nicht tun, dass wusste sie und auch Jamie würde sie nie dazu zwingen. Izabellas Blick fiel auf den kleinen Wohnzimmertisch, wo ihr Asthmaspray lag. Wut überkam sie, als sie an ihre vielen Anfälle in den letzten Tagen dachte. Warum hatte ausgerechnet ihr das passieren müssen? Tränen stiegen ihr in die Augen und sie ließ sich wieder zurück auf das Sofa sinken, vergrub ihren Kopf in den Kissen. Noch war alles zu viel für sie, doch sie wollte kämpfen, nicht einfach aufgeben.
    Das dumpfe Klingeln des Telefons drang an ihr Ohr und sie lauschte auf Jamies Schritte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 16:11


    "Ja genau ...", schimpfend zog er den kleinen Top mit kochendem Wasser vom Herd und schmiss die Topflappen ins Eck. Wieso nur klingelte das Telefon immer dann wenn er gerade dabei war irgendetwas in der Küche zu tun. Zu den Zeiten wo er eh nicht wusste was er tun sollte war nie etwas los. Resigniert ging er rasch in den Flur und nahm den Hörer des schnurlosen Telefons aus der Ladestation. "Schwarz?" Erwartungsvoll wer ihn anrief, oder überhaupt wusste, dass er nicht im EKH arbeiten musste ging er zurück in die Küche und schob den Topf zurück auf den Herd. "Mama du?" Erstaunt rief er die Worte in das Telefon und konnte zum ersten mal an dem Tag wirklich wieder glücklich grinsen. Philipp hatte vor ein paar Tagen im Krankenhaus Recht gehabt, er brauchte wirklich jede noch so kleine Kraftreserve um Izabella Tag für Tag aufzubauen und ihr neue Kraft zu schenken. "Woher weißt du, dass ich zu Hause bin? Und warum rufst du an? Ist mit Papa was passiert?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.07.2007, 16:21


    "Darf ich denn meinen Sohn nicht auch aus anderen Gründen anrufen, als wegen schlechten. Nein, dein Vater meinte, es wäre das perfekte Wetter zum Grillen und da wir dieses Jahr noch nie dazu gekommen sind wäre es die passende Gelegenheit. Das du Urlaub hast, hat mir dein Kollege verraten, den ich im EKH am Telefon hatte, da ich ja davon ausging, dich nicht zu Hause zu erreichen und die ganze Aktion doch etwas kurzfristig ist. Wie sieht es aus, hast du Lust?" Amüsiert drang die Stimme von Jamies Mutter aus dem Hörer und sie wartete beinahe ungeduldig auf eine Antwort.

    Izabella hielte es nicht mehr länger im Wohnzimmer aus und ging langsam in die Küche, wo sie Jamie telefonierend vorfand. Vorsichtig kuschelte sich an ihn, genoss seine Wärme, die sie in all den Tagen im Krankenhaus vermisst hatte. Würde sie heute endlich dazu kommen ihm zu sagen, dass sie sich längst für eine Therapie entschieden hatte und nur durch den brenenden Ofen einen Rückschlag erlitten hatte?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.07.2007, 20:22


    Sanft legte er seinen freien Arm um die schmalen Schultern seiner Freundin und zog sie noch enger an sich. Als sie fragend zu ihm aufblickte huschte ein kurzes Grinsen über seine Lippen und er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich. Die Fragen seiner Mutter ignorierte er einfach, genauso wie ihre Ungeduld. Er konnte nicht einfach zusagen, wo er doch wusste, dass Izabella noch schrecklich geschwächt war und mit Essen noch weniger anfangen konnte wie zuvor auch schon. Auf der anderen Seite würde es ihr vielleicht auch ganz gut tun, etwas heraus zu kommen und mal etwas anderes zu sehen, als nur die Wände seiner Wohnung. "Jetzt warte mal kurz Mama." Rasch deckte er den Hörer ab und senkte die Stimme. "Du, das ist meine Mutter. Sie fragt ob ich, beziehungsweise wir beide Lust haben zu ihnen zu kommen. Papa will Grillen. Wenn du nicht willst, ist es kein Problem, dann sag ich einfach ab. Aber vielleicht würde dir auch ein bisschen Ablenkung ganz gut tun." Leise nahm er den Hörer wieder von der Schulter und führte ihn zurück ans Ohr. Seine Mutter hatte scheinbar nicht auf ihn gehört und munter weiter geredet.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 09:16


    Unsicher blickte Izabella zu Boden und hörte so nur noch die freundliche Stimme von Jamies Mutter, die deutlich aus dem Telefon erklang. Natürlich wäre es eine willkommene Ablenkung für sie, doch was würden Jamies Eltern sagen, wenn diese sie zum ersten Mal sehen würden, gezeichnet von der Magersucht und geschwächt von dem Brand. Auf der anderen Seite wusste sie, wie gerne Jamie diese Einladung annehmen würde. Sollte sie ihm sagen, er sollte alleine gehen? Hatte Jamie seinen Eltern überhaupt von ihr erzählt? Izabellas Gedanken wirbelten, doch sie wusste, sie musste eine Entscheidung treffen.
    Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht sah sie auf und bemerkte, dass Jamie sie die ganze Zeit beobachtet hatte, seine Konzentration weniger auf dem Gespräch mit seiner Mutter ruhte. "Wenn ich noch mindestens eine halbe Stunde im Bad bekommen, dann können wir gerne zu deinen Eltern fahren", flüsterte sie ihm leise ins Ohr und kam ihm einen sanften Kuss.
    "Jamie sag' mal, hörst du mir überhaupt zu oder was treibst du nebenbei schon wieder?", erkundigte sich seine Mutter urplötzlich. Das seine Antworten eher knapp ausfielen war ihr in ihrer ersten Begeisterung gar nicht bewusst geworden, doch nun bemerkte sie, dass sie nicht einmal eine Antwort auf ihre Einladung erhalten hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 09:42


    Glücklich erwiederte er ihren Kuss und schlang den Arm noch fester um sie. In diesem Moment war er sich wieder sicher, dass sie es schaffen würden. Alle Zweifel die ihn geplagt hatten waren wie in Luft aufgelöst und rasch widmete er sich wieder dem Gespräch mit seiner Mutter. "Was? Ja ja, ich höre dir schon zu. Wenn ich so bis in einer Stunde bei euch bin? Ja, früher geht nicht, ich hab ich schließlich auch noch was zu tun und die U-Bahn fährt nicht schneller." Langsam lockerte er seinen Griff um Izabellas Schultern und sah ihr hinter her, wie sie in dem kleinen Bad verschwand. "Ach und Mama, ich brauche einen Stuhl mehr heute, ja?" Vorsichtig füllte er die Teekanne mit dem heißen Wasser und stellte sie auf den Tisch. Es tat ihm gut, dass er aus der Wohnung raus kommen würde. Die Ablenkung durch das Grillen war genau das, was er jetzt brauchte um wieder neue Energie zu tanken. Energie um Izabella zu unterstützen. Ob seine Mutter es wohl schaffte Izabella nichts aufzuzwingen was diese nicht wollte? Gerade wenn es ums Essen ging, wusste Jamie, dass seine Mutter gnadenlos war. Aber er würde ihr schon sagen, dass sie es sein lassen sollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 09:53


    Der Redeschwall von Jamies Mutter war plötzlich unterbrochen und am anderen Ende herrschte Stille. "Was soll das heißen, du brauchst einen Stuhl mehr?", kam irgendwann die Frage und seine Mutter wusste nicht so recht, was sie mit dieser Aussage anfangen sollte. Das letzte Mal hatten sie sich vor fast vier Wochen gesehen, als er vollkommen abgehetzt bei ihnen aufgetaucht war, um sich ihr Auto auszuleihen, doch als sie nachfragte, ob irgendetwas passiert sei, bekam sie keine Antwort. Und nun wollte er anscheinend eine weitere Person zu ihrer kleinen Familienfeier mitbringen. Sollte ihr Sohn wirklich eine Freundin haben, warum hatte er ihnen davon nichts erzählt?

    Izabella stand vor dem großen Badezimmerspiegel und erkannte zum ersten Mal, seit dem Beginn ihrer Krankheit, was sie ihrem Körper eigentlich angetan hatte. Stets hatte sie gedacht, sie müsste noch mehr abnehmen, um perfekt auszusehen, doch sie hatte sich damit selbst zerstört. Ohne noch länger über die Vergangenheit nachzugrübeln, begann sie damit zumindest ein paar der deutlichen Zeichen mit ein bisschen Farbe zu verdecken. Mit einem Sommerkleid und einer leichten Jacke würde sie vielleicht auch die fragenden Blicke von ihrer dünnen Figur abwenden können.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 10:13


    Genervt verdrehte Jamie die Augen und überlegte, ob er es seiner Mutter schon am Telefon sagen sollte oder doch lieber persönlich. Letztlich entschied er sich dafür, sie noch länger im Unklaren zu lassen, auch wenn die Gefahr groß war, dass sie danach nur noch mehr Fragen stellen würde. "Ich erklär dir das später, ja? Und wenn ich die nächste U-Bahn zu euch raus schaffen will sollten wir langsam aufhören hier zu telefonieren. Also, bis später dann." Ohne seine Mutter noch groß zu Wort kommen zu lassen beendete er das Gespräch und machte sich im Schlafzimmer auf die Suche nach passenden Klamotten für den Abend. Wenig später stand er dann fertig angezogen vor der Badtüre und überlegte, ob er einfach hinein gehen sollte oder Izabella doch lieber allein ließ. Er hatte noch keine Entscheidung gefällt, als sie auch schon herauskam. Das Sommerkleid und die Schminke ließen sie wesentlich gesünder aussehen, als noch vor wenigen Minuten auf dem Sofa. Sanft umschlang er ihre Hüften und suchte ihre Nähe. "Du siehst wunderbar aus, weißt du das?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 10:22


    Als Antwort gab sie ihm einen sanften Kuss, wusste sie doch selbst nur zu genau, dass sie nichts anderes getan hatte, als den mühevollen Versuch ihre Krankheit zu verbergen, um dem Mitleid von Jamies Eltern zu entgehen. Würden diese sie überhaupt akzeptieren oder würden sie Jamie Vorhaltungen machen, warum er mit ihr zusammen war, wo sie doch ständig Hilfe brauchte. Izabella ließ ihren Kopf an Jamies Brust sinken und versuchte die aufkommenden Gedanken zu verdrängen. Warum ließ sie nicht einfach die Situation auf sich zukommen und wartete ab, was passieren würde? Ändern würde sie an der Reaktion von Jamies Eltern nichts können, auch wenn sie sich jetzt schon überlegte, wie man sie vermeiden konnte.
    "Na komm, wir müssen los, sonst kommen wir noch zu spät." Wieder mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, löste sich Izabella von Jamie und zog ihn mit zur Wohnungstür. Sie griff nach seinem Schlüssel und zog die Tür sanft ins Schloss, als sie die Wohnung verlassen hatten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 10:33


    Suchend blickte Jamie den Bahnsteig auf und ab und versuchte irgendwo seine Mutter zu entdecken. Erst als sie wirklich alleine da standen und die Bahn schon lange wieder abgefahren war gab er auf und zog Izabella glücklich hinter sich her. Jamie hatte damit gerechnet, dass seine Mutter vor lauter Neugierde und Ungeduld schon direkt hier auf ihn warten würde. Es war schon mal ein gutes Zeichen, dass sie sich so lange noch gedulden konnte, vielleicht würde sie so auch weniger Fragen zu Izabella stellen.
    Keine Zehn Minuten später standen sie vor der Türe des Gartenzaunes und Jamie merkte, wie Izabella deutlich unruhiger wurde. Er verstärkte den Druck auf ihre Hand und sah sie lange an. "Sie werden dir nicht mehr Fragen stellen wie ich will. Erklären muss ich ihnen das, aber du wirst sehen. Bei meiner Mutter kann man sich durchaus wohlfühlen." Entschlossen sie endlich seinen Eltern vorzustellen zog er sie weiter in den Garten und entdeckte seinen Vater bereits am Grill.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 10:48


    Izabella holte tief Luft um sich zu beruhigen, hätte damit jedoch beinahe einen starken Hustenreiz ausgelöst und so konzentrierte sie sich lieber darauf, mit Jamie Schritt halten zu können, der mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht auf seinen Vater zu stürmte. Am liebsten hätte Izabella in diesem Moment ihrem Freund ihre Hand entrissen und wäre zurück gelaufen zur U-Bahn-Station, doch das wäre der selbe Weg gewesen, den sie vor drei Wochen verlasse hatte.
    "Deine Mutter hatte mir ja vorhin schon gesagt, dass du am Telefon Andeutung gemacht hast, mit denen sie nichts anzufangen wusste, aber das du so hübschen Besuch mitbringst hättest du uns gleich sagen können, dann würde ich hier auch nicht in meiner alten Kochschürze stehen", lachte Jamies Vater und begrüßte seinen Sohn herzlich. Sein Grillbesteck legte er dazu nur kurz auf die Seite und wandte sich dann sofort wieder den Würstchen und dem Fleisch auf dem Grill zu. Izabella spürte wie ihr der Rauch in die Nase stieg und ihre Hand wanderte in die Jackentasche, um sich zu vergewissern, dass sie ihr Spray dabei hatte. Im Krankenhaus hatte der Arzt sie oft genug darauf hingewiesen, dass sie momentan immer mit einem Anfall rechnen musste, da ihr Körper auf jede Streßsituation mit Atemnot reagieren konnte. Ihre Finger tasteten nach dem Spray und erschrocken musste Izabella feststellen, dass sie es in der Wohnung vergessen hatte. Doch sie ließ sich nichts anmerken und sah zum Haus, wo gerade Jamies Mutter auf sie zukam.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 10:56


    "Na Mama, hat sich das Warten gelohnt?", neckisch grinsend begrüßte Jamie seine Mutter, löste sich aber schnell wieder aus ihrer Umarmung. An ihrem erstaunten Gesicht konnte er deutlich ablesen, dass sie nicht damit gerechnet hätte eine Frau wie Izabella vor sich zu sehen. Alarmiert von der in Falten gelegten Stirn griff Jamie wieder nach der Hand seiner Freundin und wollte seiner Mutter so zeigen, dass er es wirklich ernst meinte. "Sag jetzt nichts falsches Mama und ich bin sofort wieder weg." Gespielt böse funkelte er seine Mutter an und ging dann aber mit ihr hinunter zum Garten. Rasch holte er seinen Vater vom Grill weg und stellte sich eng umschlungen hinter seine Freundin. "Also. Das ist Izabella, meine Freundin", stellte er sie kurz und knapp vor, vermied es aber seine Mutter anzusehen. Sie würde ihn sicherlich später noch auf die Seite nehmen und ihm irgendwelche Ratschläge geben oder nervende Fragen stellen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 11:07


    Izabella wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Jamies Vater schien nett zu sein und war ihr seit dem ersten Moment symphatisch, doch seiner Mutter schien wohl nicht entgangen zu sein, dass mit ihr etwas nicht stimmte oder weshalb war ihr Blick sonst so kritisch. Auf keinen Fall jedoch wollte sie Jamie diesen Tag bei seinen Eltern verderben, gab er sich doch solche Mühe, dass sie sich wohl fühlte. "Ich hoffe Izabella, unser Sohn ist nicht einer von den Ärzten der sich an seine Krankenschwestern heran macht. Oder habe ich jetzt etwas falsches gesagt und du arbeitest mit Jamie zusammen?" Leicht errötend, aber immer noch mit einem symphatischen Lächeln, zwinkerte Jamies Vater Izabella zu. Erleichtert darüber, dass er ihr denn Einstieg in die Familie erleichtern wollte, schüttelte sie lächelnd den Kopf. "Nein, keine Sorge, ich arbeite nicht mit Jamie zusammen und bei seiner Tätigkeit als Notarzt hat er ja kaum die Möglichkeit, hübsche Krankenschwestern zu Gesicht zu bekommen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 11:28


    "Also Papa", lachend empörte sich Jamie über seinen Vater. "Hab ich es mit so einer bezaubernden Frau an meiner Seite nötig mich an Krankenschwestern heranzumachen?" Zärtlich beugte er sich zu Izabella und küsste sie sanft. An ihrem Gesicht merkte er, dass sie langsam begann sich etwas wohlter zu fühlen. Langsam ließ er sich auf einen der Gartenstühle mit den dicken Sitzkissen fallen und lehnte sich entspannt zurück. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, wie seine Mutter wieder im Haus verschwand. Sie hatte noch nicht viel gesagt, und er bekam immer mehr Zweifel, dass sie ihre Fragen noch lange zurück halten könnte. Er würde noch mit ihr reden müssen, das stand außer Frage, aber zuerst wollte er sich die Laune nicht davon verderben lassen. Nicht jetzt, wo alles so gut lief und auch sein Vater einen durchaus entspannten Eindruck machte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 13:44


    Die Kohlen knackten und hellorange Flammen züngelten in der Grillpfanne auf, als ein kräftiger Windhauch den Garten streifte. Eng schlang Izabella ihre Jacke um ihren Körper. Ihre inzwischen aufgeweckt blitzenden Augen beobachteten Jamies Vater, wie er sich besorgt darum kümmerte, dass das Fleisch keine zu dunkle Farbe bekam. Er wirkte sportlich, wenn auch nicht so sportlich wie sein Sohn und seine sonnengebräunte Haut schien zweifelsfrei von der Gartenarbeit zu stammen, die in dem gepflegten Garten verrichtet werden musste. Seine dunklen Augen begegneten Izabellas Blick, bevor er sich kurz durch seine dichte, schwarzen, mit leicht grauen Strähnen durchzogenen Haaren fuhr und zu zu Jamie blickte. "Ich weiß du hast keine große Lust dich den Fragen deiner Mutter zu stellen, aber je länger du es hinaus zögerst, desto mehr macht sich deine Mutter Gedanken. Mach' du dich auf den Weg in die Küche und deine Freundin und ich halten hier die Stellung." Izabella griff nach Jamies Hand, wollte ihm signalisieren, dass sie mit seinem Vater keine Probleme haben würde. Ihr Lächeln war inzwischen nicht einmal mehr aufgesetzt, sondern sie fühlte sich immer besser. "Ich bin übrigens Frank für dich, Izabella, falls Jamie dir nicht gesagt haben sollte, bei wem du zu Besuch bist." "Danke Frank." Es war ein bezauberndes Lächeln, welches Izabella Jamies Vater schenkte. Wenige Minuten später stand sie neben ihm am Grill, wärmte ihre Hände und ließ sich von Frank lustige Geschichten aus Jamies Leben erzählen.

    Währenddessen stand Jamies Mutter in der Küche ihres großen Hauses. Die Salate mussten noch angemacht werden und ein frisch gebackenes Baguette mit Knoblauchbutter lag auf dem Küchentisch, verströmte einen wunderbaren Duft. Im Hintergrund lief das Radio und bei einem Blick aus dem Fenster konnte man das Vorgehen im Garten beobachten. Die strahlende Sonne spiegelte sich in den Fensterscheiben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 14:19


    "Kann ich dir irgendwas helfen Mama?" Leise trat Jamie in die Küche und lehnte sich an den Schrank. Fast schon schweren Herzens hatte er sich auf den Weg zu ihr gemacht. Er wollte ihre Fragen nicht beantworten müssen, zu sehr hatte er Angst, dass all die schrecklichen Szenen der vergangenen Wochen wieder zum Vorschein kamen. Wenn er nur daran dachte, wie sie sich kennen gelernt hatten, oder dann an den brennenden Ofen, wurde ihm ganz schlecht. Langsam ging er zu der Arbeitsplatte und naschte von dem Salt, den seine Mutter gerade gewaschen hatte. Nachdenklich kauend blickte er unverwandt zum Fenster hinaus und konnte nicht begreifen, dass Izabella einfach so am Grill stand, als wäre nie etwas passiert. Das Lachen war echt, das sah er auch aus der Entfernung und er musste nicht lange raten um zu wissen, dass sein Vater irgendwelche alten Geschichten über ihn verbreitete. "Ich glaube ich bin dir ein paar Antworten schuldig", begann Jamie zögerlich und sah seine Mutter offen an.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 14:28


    "Ja, das bist du uns wohl", gab sie als Antwort zurück, welche jedoch auf keinen Fall vorwurfsvoll klang. Sie blickte von ihrer Arbeit auf und ließ sich am Tisch nieder. "Jamie, ich bin deine Überraschungen ja durchaus gewohnt, aber meinst du nicht es wäre dieses mal besser gewesen, du hättest uns voher informiert. Oder zumindest mich, denn dein Vater scheint mit deiner Freundin keinerlei Probleme zu haben. Was nicht heißen soll, dass ich Probleme mit Izabella provozieren will. Es ist nur so... Wo habt ihr euch denn kennengelernt?" Sie wusste nicht wie sie ihre Bedenken, ihre Fragen formulieren sollte, ohne ihrem Sohn das Gefühl zu geben, sie wäre gegen seine Beziehung. Nur sie war sich eben sicher, dass mit Izabella irgendetwas nicht stimmte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 14:42


    "Mama, wenn du wüsstest, was die letzte Zeit bei uns los war ...", setzte Jamie an und wusste nicht wie er es seiner Mutter erklären sollte. Ohne großen Kraftaufwand stützte er sich auf der Arbeitsplatte ab und setzte sich auf dieser ab. "Aber gut, ich will von vorne anfangen." Seufzend blickte Jamie auf und nahm nur am Rande wahr, wie seine Mutter ihn erwartungsvoll ansah. "Das erste mal begegnet sind wir uns an meinem ersten Arbeitstag in meinem ersten Einsatz. Irgendetwas an ihr hat mich von anfang an fasziniert, und ich wollte um jeden Preis hinter ihr Geheimnis kommen. Wie du siehst, habe ich es geschafft." Jamie lachte kurz und leise auf wenn er nur an die ersten Tage dachte, wo es mehr ein Katz' und Maus Spiel gewesen war. "Mama, sie hat Magersucht, wurde in der WG wo sie zuerst war tyrannisiert und sah keinen Ausweg mehr. Ich will jetzt nicht wie ein Held klingen, aber ich habe es geschafft, dass sie etwas gegen ihre Krankheit unternehmen will. Ich habe euer Auto gebraucht um ihr beim Umzug zu helfen. Einzige letzte Woche hat das ganze Unterfangen einen Rückschlag erlitten, als sich mein Ofen entzündet hat und sie die ganzen giftigen Dämpfe eingeatmet hat." Er legte eine Pause ein und griff gedankenverloren wieder in die Salatschüssel die neben ihm auf der Arbeitsplatte stand. "Ich liebe sie, so sehr wie noch keine vor ihr."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 14:51


    "Wie sehr du sie liebst, ist nicht zu übersehen, aber meinst du, du hast genügend Kraft um ihr alleine gegen ihre Krankheit helfen zu könen? Ich weiß ich habe nicht Medizin studiert, aber Magersucht ist doch eine Krankheit, gegen die nicht so leicht anzukommen ist und dringend einer Therapie bedarf." Seine Mutter stand wieder auf und ging an ihre Arbeit zurück, um die Salatschüssel vor ihrem Sohn in Sicherheit zu bringen. Gedankenversunken blickte sie aus dem Fenster. "Sie ist so ein hübsches Mädchen, trotz der Krankheit und wenn man es schon einmal schafft deinen Vater zu überzeugen, dann muss das doch auf jeden Fall als Pluspunkt gewertet werden." Sie griff nach einem Messer und begann Tomaten zu schneiden, wusste nicht, wie viele Fragen sie Jamie noch stellen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 15:01


    "Ich weiß, ohne Therapie kann sie es nicht schaffen. Aber dieser Schritt muss von ihr kommen, ich kann sie dazu nicht zwingen." Nachdenklich starrte Jamie wieder zum Fenster hinaus und hoffte sie würde diesen Schritt bald gehen. Er hatte nicht mehr lange Urlaub und zusätzlich zu seiner Arbeit könnte er ihr nicht so helfen, wie sie es brauchte. Sie musste Hilfe von außen zulassen um erfolgreich dagegen anzukämpfen. Zögerlich trat er an seine Mutter heran und legte ihr einen Arm auf die Schulter und legte den Kopf darauf. "Ich weiß, ich habe dich eben mit der Situation völlig überfordert, aber am Telefon konnte ich dir das nicht erklären. Und die letzten drei Wochen waren wir entweder zu glücklich miteinander, oder ich war zu besorgt um sie." Zart hauchte er seiner Mutter einen kleinen Kuss auf die Wange und löste sich wieder von ihr. "Sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun Mama? Ich weiß, du kannst es nicht haben, wenn man nicht viel isst, aber bitte zwinge sie nicht dazu. Ich weiß noch nicht, wie weit sie schon ist. Der brennende Ofen war einfach zu viel des Guten."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 15:12


    "Keine Sorge, Jamie, ich werde sie ganz bestimmt nicht dazu zwingen etwas zu Essen." Wenige Minuten später verließen Jamie und seine Mutter die Küche, um den Tisch auf der Terrasse zu decken, denn der verführerische Duft des Fleisches ließ daraus schließen, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie sich gemütlich an den Tisch niederlassen konnten. Jamies Mutter stellte die letzte Salatschüssel auf den Tisch und blickte zu ihrem Mann, in der Erwartung dort auch Izabella stehen zu sehen, denn sie wollte sie nun endlich herzlich begrüßen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie wäre hier nicht erwünscht. Doch Izabella stand nicht mehr am Grill und auch sonst war sie nirgends zu sehen. Jamie schien es noch nicht bemerkt zu haben, dass seine Freundin nicht mehr bei seinem Vater stand, viel zu beschäftigt war er damit seiner Mutter zur Hand zu gehen. "Frank, wo ist denn Izabella?" "Sie ist ins Haus gegangen, um nach euch zu sehen und wollte sich im Bad etwas frisch machen. Übrigens das Fleisch ist fertig." Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte sich Jamies Vater um und präsentierte einen Teller gefüllt mit gut duftendem Fleisch.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 15:29


    Entspannt und gut gelaunt ließ sich Jamie auf dem Gartenstuhl nieder und schloss genüsslich die Augen. Der Duft des Fleisches ließ ihm bereits das Wasser im Mund zusammenlaufen und er konnte es fast schon nicht mehr erwarten endlich zu essen zu beginnen. Einzig der Gedanke an Izabella trübte seine Laune wenn er nur daran dachte, dass sie von alldem wohl nichts essen würde. Suchend blickte er sich um, wollte Izabella doch sagen, wie seine Mutter jetzt reagiert hatte. Die Worte seines Vaters drangen nicht mehr zu ihm durch, zu sehr war er von seiner Sorge gefangen, Izabella könnte erneut etwas passiert sein. Was wenn ihr der Rauch am Grill wieder zugesetzt hatte und sie keine Luft mehr bekam? Es würde unvermeidlich wieder eine ihrer Panikattacken folgen und der Asthmaanfall war vorprogrammiert. Nervös wanderte seine Hand zu seiner Hosentasche und er tastete nach dem Spray. In letzter Sekunde war ihm zu Hause eingefallen, dass er es mitnehmen sollte. Izabella hatte es vor lauter Aufregung im Wohnzimmer liegen gelassen. Ohne groß etwas zu sagen hatte er das zweite, das in der Wohnung lag eingesteckt um es im Notfall griff bereit zu haben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 15:38


    Zwei Hände schoben sich sanft über seine Augen und ihr Locken fielen auf seine Schultern. "Keine Angst, mir geht es gut. So gut, wie schon lange nicht mehr", flüsterte Izabella Jamie zu und ließ sich neben ihn auf einem Stuhl nieder. Ihre Hand griff nach seiner. Der Besuch bei seinen Eltern war einfach wunderbar und sie hätte nie geglaubt, dass es ihr so gut gehen würde. Nicht eimal der Rauch des Grills machte ihr etwas aus, zu gut war die frische Luft und der zarte Windhauch, der ihr immer wieder durch die seidig glänzenden Haare fuhr.
    Frank hatte das gegrillte Fleisch in die Tischmitte gestellt und nahm neben Izabella Platz. Er konnte nur zu gut verstehen, wie fasziniert sein Sohn von diesem Mädchen gewesen sein musste, hatte sie stets etwas geheimnisvolles an sich, was man entdecken wollte. Ihre blauen Augen blitzten vergnügt, als Izabella sich noch einmal weit zu Jamie hinüberbeugte. "Ich habe später noch eine Überraschung für dich, aber erst nach dem Essen." Mit diesen Worten griff sie zu einer der Salatschüsseln und füllte sich ihren Teller.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 15:49


    Erst als sie definitiv neben ihm saß fiel die Anspannung von ihm ab. Nur langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder und er musste sie unentwegt ansehen. Zu groß war seine Sorge schon wieder gewesen, ihr hätte etwas passieren können. Langsam wurde ihm bewusst, dass er beginnen musste ihr mehr zu vertrauen und auch mehr zuzutrauen. Zwar hatte ihr Körper noch nicht alle Kraft- und Energiereserven aufgefüllt, aber die Tage mit ihm zu Hause hatten ihr auf jeden Fall gut getan. Fast schon verwundert beobachtete er sie, wie sie ihren Teller mit Salat volllud. Es schien wirklich wieder aufwärts zu gehen mit ihr und auch mit dem Glauben daran, die Kranheit besiegen zu können. Schweigend widmete sich jeder seinem Essen und irgendwann lehnte sich Jamie satt zurück. "Himmel, ich hätte nicht hier her kommen sollen. Ich hab viel zu viel gegessen." Stöhnend schloss er die Augen und legte den Kopf auf die Lehne des Stuhls zurück.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 16:01


    "Sei lieber froh, über die köstlichen Dinge, die du hier bekommst, denn mit deinem Ofen ist ja nicht mehr wirklich viel anzufangen", lachte Izabella auf und legte ihr Besteck behutsam auf ihren Teller. Nicht alle Salate, mit dem sie ihren Teller gefüllt hatte, hatte sie geschafft, doch es war viel gewesen, nachdem sie die letzten Tage mal wieder gar nichts gegessen hatte. Auch Jamies Eltern beendeten ihr Esse und lehnten sich in den Stühlen zurück, keiner wollte jetzt aufstehen und sich bewegen, zu gut tat das nichts tun.
    "Mist!" Laut fluchend sprang Frank plötzlich von seinem Stuhl auf und eilte zu dem immer noch brennenden Grill. Ein Stück Fleisch hatte er darauf vergessen, was inzwischen schwarz geworden war und einen ziemlich verbrannten Geruch verbreitete. Ein erneuter Windhauch blies Rauch zu ihnen herüber und Izabella musste bei dem Gesichtsausdruck von Jamies Vater laut auflachen. "Na ja, ich glaube das schmeckt keinem mehr."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 16:13


    Irritiert blickte Jamie seine Freundin an. Es schien ihm, als hätte er heute eine andere Izabella mitgenommen als die, die er kannte. Sie war durchweg fröhlich und gut gelaunt, ihr machte der beissende Rauch von dem verbrannten Fleisch nichts mehr aus und sie nahm den Zwischenfall mit dem Ofen gelassen hin. "Wenn du noch länger so schaust Junge, dann bleibt dir der Gesichtsausdruck noch", zog seine Mutter ihn auf. Schon während dem Essen hatte sie ihren Sohn immer wieder beobachtet und amüsiert festgestellt, dass er mit vielem nicht gerechnet hatte, was seine Freundin hier tat. "Ja ja Mama. Lieb, dass du nicht gesagt hast, der Ausdruck würde mir bleiben wie die Narbe." Jamie hatte den Satz nicht besonders ernst gemeint, aber als er sah wie sehr sich das Gesicht seiner Mutter verfinsterte, bereute er es bereits gesagt zu haben. "Jamie, du weißt genau, dass ich das nicht so ...", versuchte Gabriele sich zu rechtfertigen, doch sie wurde von ihrem Sohn unterbrochen. "Ich weiß doch wie du es gemeint hast. Es ist nur so, dass einfach viel zu viel Leute die Narbe abstoßend finden. Abgesehen von einer Person natürlich." Zwinkernd beugte er sich zu Izabella hinüber und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Backe. So verliebt wie heute hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Es schien fast, als hätte er heute alle Glückshormone im Überfluss.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 16:22


    "So kann ich dich zumindest selbst mit verbundenen Augen unter lauter anderen Ärzten finden", ewiederte sie vergnüngt und stand von ihrem Stuhl auf, gab Jamie vorher jedoch noch einen Kuss. "Ich bin gleich wieder da." Mit schnellen Schritten ging sie Richtung Haus und hörte noch, wie Jamies Mutter ihn fragte, ob er ihr bereits gesagt hatte, woher die Narbe überhaupt stammte. Nein, Jamie hatte es nicht getan und sie hatte auch nicht danach gefragt, doch Izabella war es in diesem Moment egal. Sie wirkte glücklich, ausgelassen und gesund, wie schon lange nicht mehr, doch sie spürte immer deutlicher, dass es ihrem Körper viel zu schnell ging mit den beinahe rasanten Veränderungen in ihrem Leben. Ihr Magen schmerzte und beschehrte ihr Übelkeit, eine Folge des vielen Essens das sie ihm zugemutete hatte. Ihr Hals brannte und sie hatte das Gefühl den Hustenreiz nicht mehr länger unterdrücken zu können. Kaum hatte Izabella im Haus das Bad erreicht, schloss sie die Türe hinter sich ab und ließ sich auf die kalten Fließen sinken. Sie konnte Jamie jetzt doch nicht den Tag verderben, wo er doch so glücklich war. Sie war es doch auch gewesen und hatte nichts mehr von ihrer Krankheit gespürt, bis vor wenigen Minuten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 16:32


    Jamie hatte ihr noch lange nachgesehen, und als sie dann endgültig im Haus verschwunden war, hatte er sich wieder seinen Eltern zugewandt. Diesmal wollte er sich keine Sorgen machen, nur weil sie alleine ins Haus gegangen war. Er konnte sie schließlich nicht auf Schritt und Tritt überwachen und verfolgen. Während Jamies Mutter begann das Geschirr und die Salatschüsseln abzuräumen stand Jamie wenig später bei seinem Vater am Grill. Es lag nichts mehr auf dem Gitter, und trotzdem stand sein Vater noch mit der Zange in der Hand da und stocherte immer wieder in der Glut herum. Die beiden Männer verfielen in eine heiße Diskussion über den Sport, den sie beide über alles liebten - Fechten. Erst als Jamies Blick zufällig auf die Armbanduhr seines Vaters fiel, merkte er wie lange Izabella schon weg war. Es war ungewöhnlich, dass sie länger als eine halbe Stunde brauchte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und er blickte immer wieder nervös zum Hauseingang. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke und wie gelähmt starrte er weiterhin zur Türe. Wie hatte er nur vergessen können, dass ihr Körper die ganze Aufregung womöglich nicht vertrug und jetzt zu rebellieren begann? "Ich Idiot!" So schnell er konnte drehte er sich um und rannte die wenigen Meter zur Haustüre. Wie ferngesteuert fand er den Weg zum Bad und betätigte langsam die Türklinke. Die Tür war abgesperrt. Leise klopfte er an und wartete auf eine Antwort.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 16:41


    Verwundert hatte Frank seinem Sohn nachgesehen und hatte sich nur nach kurzem überlegen dazu entschieden, ihm zu folgen. Jamies Aufregung konnte er allerdings nicht ganz verstehen, wäre es doch durchaus möglich gewesen, dass Izabella bei seiner Frau in der Küche stand und sie sich ebenso angeregt unterhielten, wie er und Jamie. Dieser stand im Haus vor der verschlossenen Badezimmertür und klopfte immer wieder dagegen. "Jamie, was ist los?"
    Izabella saß immer noch auf dem Boden des Badezimmers und hörte nur schwach das Klopfen und Jamies Stimme. Vorsichtig stand sie auf und ging zum Waschbecken, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Sie sah schrecklich aus, daran konnte auch ihre sorgfältig aufgetragene Farbe nichts ändern. Eiskaltes Wasser ließ sie über ihre Pulsadern laufen, versuchte ihren Körper so wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch sie hatte ihm zuviel abverlangt. Sie hätte nicht davon ausgehen dürfen, dass sie von jetzt auf dann sofort wieder alles Essen konnte. Mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen schloss Izabella die Tür auf. "Hey, ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen." Jamies Blicke sprachen Bände, doch sie wollte ihrem Körper jetzt nicht nachgeben, war der Tag doch viel zu schön gewesen. Izabella schlang die Arme um Jamies Hals und beugte sich dicht an sein Ohr. "Ein bisschen frische Luft und es ist wieder alles in Ordnung. Bitte, mach dir keine Sorgen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 19:34


    Jamie merkte, wie seine gute, unbeschwerte Laune immer mehr verflog und für einen kurzen Moment spürte er sogar so etwas wie Ärger. Ärger auf Izabella, die ihm sogar jetzt nicht sagte, wie schlecht es ihr wirklich ging. Ohne ein Wort zu verlieren, hob er sie vorsichtig hoch und trug sie wieder in den Garten hinaus. Langsam setzte er sie auf der Gartenliege seiner Mutter ab und ging neben ihr in die Hocke. "Wie gehts dir wirklich? Du siehst so schrecklich blass und müde aus. Wenn wir wieder fahren sollen, dann sag es mir. Ich will nicht, dass du dich überforderst oder zu viel willst von deinem Körper." Besorgt sah er seine Freundin an und legte seine Hand erneut in ihre. Diesmal aber nicht, um irgendwie Körperkontakt herzustellen, sondern nur um so unbemerkt wie möglich ihren Puls messen zu können. Wie hatten sie beide nur glauben können, dass sie einfach so zum essen anfing und alles sofort wieder vertrug, wo ihr Magen doch bis aufs äußerste gereizt war. Sie mussten es langsam angehen, aber vor lauter Freude, seine Eltern wieder zu sehen, hatte er nicht mehr weiter darüber nachgedacht.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 19:50


    "Gönn mir nur ein paar Minuten Ruhe, bitte. Es war ein so schöner Tag und ich will ihn jetzt nicht dadurch zerstören, dass wir einfach wieder so verschwinden. Es wird mir gleich besser gehen. Ich weiß, ich hätte es nicht übertreiben dürfen." Izabella hasste sich in diesem Moment dafür, dass wieder einmal all das Schöne zerstörte. Sie sah die Sorge in seinen Augen und auch die Bitte ihr endlich zu sagen, wie schlecht es ihr wirklich ging, doch sie konnte nicht. Vorsichtig richtete sie sich wieder auf und entzog ihm ihre Hand, wollte ihm zeigen, dass es nicht so schlimm war, wie in den letzten Tag. Doch plötzlich stieg ihr der Rauch der glimmenden Holzkohlen in die Nase und sie spürte wieder die ersten Anzeichen eines Asthmaanfalls. Das durfte nicht sein. Nicht jetzt, wo sie ihr Spray zu Hause vergessen hatte. Benommen ließ sich Izabella zurück sinken und griff nach Jamies Hand. "Es tut mir leid, dass ich schon wieder alles kaputt mache, nur weil ich nicht fähig bin, meinen Körper unter Kontrolle zu halten." Sie unterdrückte ein Husten, versuche tief einzuatmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 19:58


    Jamie wollte erneut zu einem Protest ansetzen und ihr wiedersprechen, dass es ihn nicht störte, schon wieder nach Hause zu fahren. Von ihrem rasselnden Atem unterbrochen sah er sie erneut erschrocken an und hoffte es wäre kein neuer Asthmaanfall. Beruhigend legte er ihr seine Hand auf die Schulter und drückte sie ins Kissen zurück. Gleichzeitig mit dem Anfall begann sie auch wieder zu frieren und die dünne Jacke reichte bei weitem nicht mehr aus um sie zu wärmen. Rasch löste er seinen Pullover den er sich immer noch um die Hüften gebunden hatte und legte ihn über sie. "Ganz ruhig atmen. Komm, denk an was schönes und beruhige dich", versuchte er sie so wieder ruhiger zu bekommen und eventuell auch auf das Spray zu verzichten. Aber das Keuchen und Rasseln wurde immer stärker und er stand rasch auf um an seine Hosentasche heranzukommen. Noch während er sich wieder neben ihr hinkniete schüttelte er das kleine Spray ein paar Mal und schob es ihr dann vorsichtig, aber schnell zwischen die Lippen. Wenig später hatte sie sich wieder beruhigt und lag müde und mit ein paar Tränen im Gesicht auf der Liege. "Du sollst doch nicht weinen. Ich hab dein Spray doch dabei gehabt und wir fahren jetzt dann auch wieder heim, und dann kannst du dich ausruhen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 20:11


    Benommen schloss Izabella ihre Augen und atmete nun deutlich ruhig, doch immer noch spürte sie ihren rasenden Herzschlag. Wann würden diese Anfälle endlich aufhören oder hatte sie nun ihr ganzes Leben damit zu kämpfen, nur weil sie versucht hatte gegen ihre Magersucht anzukämpfen? Langsam setzte sich Izabella auf und legte sich Jamies Pullover um die Schultern, doch sie war nicht fähig ihn anzusehen. Viel zu sehr tobte die Wut in ihr und sie nahm Jamie das Spray aus der Hand, steckte es selbst ein. Sie wollte seine Nähe spüren und ihn bei sich haben, doch gleichzeitig hasste sie ihn für seine Sorgen, die er sich um sie machte und seine Fürsorglichkeit. Sie wollte alleine klar kommen, doch das war nicht möglich. Nicht mit ihrer Krankheit und nicht mit dem Asthma. Frank war nun neben Jamie getreten. In seinem Blick konnte Izabella tiefes Mitleid sehen, genau das was sie am meisten hasste. Von Wut erfüllt drückte sie Jamie seinen Pullover in den Arm und lief davon. Wohin sie lief, wusste sie nicht, zu verschwommen war ihr Blick. Sie wollte nur noch alleine sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 20:24


    Er wollte aufspringen, ihr hinterher laufen, aber sein Vater hatte bereits seine Hand schwer auf Jamies Schultern gelegt und hinderte ihn daran ihr nachzulaufen. Energisch wehrte er sich dagegen, aber sein Vater war kräftig genug um ihn am Aufstehen zu hindern. Resigniert ließ Jamie den Kopf auf die Liege sinken und versuchte nachzudenken. Was hatte er jetzt nur wieder falsch gemacht? Er hatte ihr nur helfen wollen und es gut mit ihr gemeint. Zu gut? Jamie spürte, wie langsam eine Wut in ihm aufstieg, die er an sich selbst nicht kannte. So eine tiefe, aus dem inneren kommende Wut hatte er noch nie verspürt und sie machte ihm irgendwie Angst. War er gerade dabei die Geduld zu verlieren? "Jamie, gib ihr Zeit ...", leise, aber mehr als deutlich drang nun auch die Stimme seiner Mutter zu ihm durch und er wirbelte wütend herum. Zornig funkelte er seine Eltern an. "Wie viel Zeit denn noch? Sind vier Wochen nicht genug? Ich habe nicht unendlich Geduld, irgendwann kann ich auch nicht mehr", schrie er seine Eltern an und machte sich aus ihren Griffen los. Er ging genau in die entgegengesetzte Richtung und hielt erst an einem der alten Obstbäume an. Wütend trommelte er dagegen und stieß die wüstesten Flüche und Sätze aus. Er wusste nicht, wie er seiner Wut sonst Platz machen sollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 20:34


    Kein einziges mal blickte sie zurück, als sie auf die Straße gelaufen war und Richtung U-Bahn regelrecht floh. Izabella verlangsamte ihre Schritte nicht, obwohl sie längst schwer atmen musste und sich ein neuer Anfall anbahnte. Sie wollte nur noch weg und war zu verstört, als das sie überhaupt realisierte, warum sie weg lief. Jamie hatte ihr nur helfen wollte, was sprach dagegen? Ihr eigener Stolz? Die tiefe Verletzung, dass sie nicht selbst fähig war sich zu helfen? In Gedanken kam ihr das Bild im Krankenhaus, als Jamie sich Vorwürfe gemacht hatte, weil er ihr nicht helfen konnte wenn sie ihn brauchte. Sie hatte ihm keine Vorwürfe gemacht, weil sie froh war sich von ihm nicht helfen lassen zu müssen. Tränen liefen über ihr Gesicht und Izabella stolperte über ihre eigenen Füße und drohte hinzufallen. Gerade noch in der letzten Sekunde fing sie sich und rannte weiter.

    Frank war seinem Sohn gefolgt und sah zu, wie er seine Wut an dem Baum ausließ. Helfen konnte er ihm in diesem Moment nicht, denn es war eine Sache zwischen Jamie und Izabella. "Du hast immer gewusst das es nicht einfach werden würde und gerade deshalb warst du so fasziniert von ihr. Sie hat ihren eigenen Kopf und weiß genau was sie will. Sie braucht deine Hilfe Jamie, aber du musst auch versuchen ihr zu vertrauen. Sie hat mir erzählt, dass sie eine Therapie beginnen möchte und es dir eigentlich schon längst sagen wollte, aber sich nie der richtige Zeitpunkt ergeben hat. Meinst du nicht, sie hat in den letzten vier Wochen schon genügend Fortschritte gemacht?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 20:43


    Ungläubig hielt Jamie inne und starrte seinen Vater an als würde er ihn eben zum ersten Mal sehen. Hatte er ihn gerade richtig verstanden, oder war es nur ein Scherz? "Sie will was? Eine Therapie? Das glaubst du doch selbst nicht. Wieso zum Teufel erzählt sie das dir und nicht mir?" Immer noch genauso laut und sauer schrie Jamie seinen Vater an. Er wollte nicht glauben, dass sie es ihm zuerst gesagt hatte. "Verd***t ich begreife sie einfach nicht. Wenn sie nur mal darüber reden würde, wie es ihr wirklich geht. Ständig kann ich raten wie sie sich fühlt, ohne es genau zu wissen. Nur wie sie im Krankenhaus lag, da wusste ich es genau." Langsam verflog die Wut und in Jamie machte sich statt dessen eine tiefe Enttäuschung breit. Enttäuschung darüber, dass sie mit seinem Vater zuerst darüber geredet hatte und nicht mit ihm. Enttäuschung, dass er sie scheinbar doch nicht so erreichte wie er sich wünschte. Langsam ging Jamie mit seinem Vater wieder zurück zum Tisch und wie betäubt legte er seine blutigen Hände auf den Tisch. Er wollte sie nicht versorgt haben. Die Schmerzen waren genau richtig um das letzte bisschen Wut verfliegen zu lassen. "Seid mir nicht böse, aber ich glaube ich sollte auch heimfahren. Wer weiß wohin Izabella gelaufen ist, ich will nicht, dass sie dann vor verschlossener Türe sitzen muss."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 20:54


    Jamies Vater stand auf und legte seinem Sohn beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Izabella liebt dich und genau das ist für sie das Problem, denn sie hat Angst eure Beziehung immer in den glücklichsten Momenten durch ihre Anfälle zu strapazieren und irgendwann zu zerstören. Das sie mir und nicht dir von der Therapie erzählt hat, liegt daran, dass es für dich eine Überraschug sein sollte, weil sie genau weiß, wie glücklich es dich machen wird, dass sie sich zu einem weiteren Schritt entschlossen hat." Es war schwer für Jamies Eltern mitanzusehen, wie schwer Izabellas Ausbruch ihren Sohn beschäftigte, doch sie wussten genau, dass es falsch wäre ihm ihre Hilfe anzubieten, denn er musste es alleine schaffen. Alleine mit Izabella.

    Mit der U-Bahn war Izabella zum Hafen gefahren und saß nun auf der anderen Uferseite der Landungsbrücken und beobachtete die Schiffe auf der Elbe, wie sie sich durch die Wellen kämpfen, die der Wind verursachte. Ein kalter Wind wehte immer wieder durch ihre Haare, doch sie spürte ihn kaum. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Jamie war sicherlich tief enttäuscht von ihr. Wurde ihm vielleicht sogar in diesen Minuten klar, dass er nicht mehr die Kraft hatte, um ihr weiter zur Seite zu stehen und entschloss sich ihre Beziehung zu beenden. Izabella war nicht fähig ihren Tränen freien Lauf zu lassen, sondern blickte weiterhin mit leerem Blick auf die Lichter der Hansestadt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 21:03


    Jamie nickte nur noch schwach und umarmte seine Mutter kurz aber intensiv, bevor er sich auf den Weg zu der U-Bahn machte. Völlig Gedankenverloren setzte er sich auf eine der mittlerweile kalten Bänke und wartete teilnahmslos auf die U-Bahn. Ohne noch genau darauf achten zu müssen, ob es die richtige war stieg er ein und blickte aus dem Fenster. Wo Izabella jetzt gerade wohl war und was sie gerade dachte? Unruhig stieg er aus der U-Bahn und rannte schon fast die wenigen Meter zu seiner Wohnung. Die Haustüre war bereits verschlossen, also konnte sie nicht vor der Wohnung warten. Aber wo war sie dann? Einen kurzen Augenblick spielte er mit dem Gedanken sie zu suchen, doch er verwarf den Gedanken so schnell wieder wie dieser gekommen war. Wo sollte er in Hamburg zu suchen anfangen und wo aufhören? Es wäre sinnlos. Müde schloss er die Wohnung auf und ging nur kurz in die Küche um sich etwas Verbandszeug für seine Hände zu holen. Mit den Gedanken immer noch bei Izabella ließ er sich auf das Sofa fallen und begann sich umständlich zu versorgen. Hoffenlich würde sie bald nach Hause kommen und nicht ewig weg bleiben. Ihr könnte einfach zu viel passieren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 21:13


    Der immer kräftiger werdende Wind zerrte an ihrem Sommerkleid und der dünnen Jacke, ließ sie frieren, doch Izabella achtete kaum auf die Signale ihres Körpers. Zu sehr schmerzte der Gedanke, wie unfair sie sich gegenüber Jamie verhalten hatte. Langsam stand sie auf und kehrte zurück zum Eingang des alten Elbtunnels. Es war die Verbindung zwischen den beiden Ufern der Elbe und Izabella wusste, dass es für sie eine furchtbare Anstrengung werden würde, die unzähligen Stufen zu bewältigen, doch sie konnte nicht hier bleiben, zu geschwächt war sie inzwischen. Vorsichtig tastete sie in ihrer Jackentasche wieder nach dem Spray und atmete erleichtert auf, als sie es zwischen ihren Fingern spürte. Sie würde es brauchen, das ahnte sie.
    Benommen und mit den Gedanken weit weg von der Realität machte sich Izabella auf den Weg nach Hause und hatte den Elbtunnel inzwischen auch hinter sich gelassen. Stolz konnte sie dennoch nicht auf ihre Leistung sein und als sie endlich Jamies Wohnung erreichte, starrte sie mit glasigen Blick auf seinen Namen. Wie verletzt musste sie ihn haben, als sie einfach davon gelaufen war? Izabella ließ sich vor der Haustüre auf den Boden sinken. Die Tränen liefen über ihr Gesicht.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 31.07.2007, 21:21


    Immer wenn Jamie Schritte im Treppenhaus hörte war er nahe daran aufzuspringen und hin zu laufen, aber jedesmal wurden die Schritte sofort wieder leiser und schienen nicht vor seiner Tür stehen zu bleiben. Er schaltete den Fernseher ein und ließ ihn leise im Hintergrund laufen, ohne genau darauf zu achten was gerade lief. Das einzige woran er denken konnte war seine Freundin und wo sie jetzt gerade wohl war. Während er noch so wartete wurde er immer müder und müder, und einzig der Schmerz in seinen Händen ließ ihn nicht einschlafen. Irgendwann stand er auf und tigerte unruhig zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her. Die Nervosität stieg mit jeder Sekunde in der sie nicht kam und er begann bereits sich die schlimmsten Szenarien auszumalen. Weshalb nur kam sie einfach nicht wieder zurück? Hatte sie Angst er würde sie nicht mehr in die Wohnung lassen, weil sie davon gelaufen war? Jetzt, da er genügend Zeit hatte darüber nachzudenken, verstand er ihre Reaktion immer besser und er konnte es ihr einfach nicht übel nehmen. Aber um ihr das sagen zu können, müsste sie erst mal nach Hause kommen. Langsam tappte er zum Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Bier aus der Türe. Langsam setzte er sie an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck, wie als wären danach alle Probleme weg.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 31.07.2007, 21:34


    Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und spürte, wie schwer ihr das Atmen bereits wieder fiel. Die Kälte setzte ihr zusätzlich zu. Langsam holte sie ihr Spray wieder aus der Tasche und setzte es an ihre Lippen, erwartete die Erleichterung, die sie jedes mal verspürte, wenn das Spray seine Wirkung zeigte, doch es war leer. Hektisch schüttelte Izabella es ein weitere mal und setzte es wieder an ihre Lippen, doch es war sinnlos. Wütend schleuderte sie es auf die Straße und stand vorsichtig auf, als von innen die Tür geöffnet wurde. Es war jemand aus dem Haus, doch das war ihr egal, sie war nur froh, dass sie nicht klingeln brauchte, um das Haus betreten zu können. Jede Treppenstufe kostete sie Kraft und Überwindung und vollkommen geschwächt stand sie schließlich zitternd vor Jamies Wohnungstür. Ihr Zeigefinger legte sich auf den Klingelknopf und ein schrilles Klingeln war zu vernehmen, dann leise Schritte. Ihre Beine gaben genau in dem Moment nach, als die Tür stürmisch geöffnet wurde und ihr wurde schwarz vor Augen. "Jamie, es tut mir leid, bitte verzeih mir", flüsterte sie, als sie spürte, wie seine starken Arme ihr Halt geben wollten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 01.08.2007, 11:19


    Wie elektrisiert war Jamie aufgesprungen, als er das schrille Klingeln der Wohnungsglocke vernahm. Es konnte nur Izabella sein. Es durfte einfach niemand anderes sein. Hastig stellte er die Flasche auf den Tisch und ging dennoch ruhig und langsam zu der Türe. Er war sich noch nicht sicher, wie er sie empfangen sollte, wo sie es doch gewesen war, die ihn verletzt hatte. Er würde noch etwas auf Distanz bleiben und auf ihren ersten Schritt warten. Kaum hatte er die Türe geöffnet und ihr von Anstrengung gezeichnetes Gesicht erblickt war jeder Vorsatz wieder vergessen. Bestürzt ging er ein paar Schritte auf sie zu und streckte seine Arme gerade noch rechtzeitig aus um sie aufzufangen. Langsam hob er sie hoch, stieß die Tür mit dem Fuß zu und trug sie ins Schlafzimmer. Noch immer sagte er kein Wort, sondern kümmerte sich einfach liebevoll um sie. Erst nachdem er sie zugedeckt hatte und sicher gehen konnte, dass es ihr nicht mehr kalt werden konnte ging er zurück ins Wohnzimmer und ließ sich für einen kurzen Moment auf das Sofa fallen. Seine Reaktionen würden sie in ihrem Glauben, er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben nur noch bestärken, aber er war nicht fähig die Vorfälle des Abends zu vergessen. Noch nicht.
    Mit einer Wärmflasche bewaffnet ging er wieder zurück ins Schlafzimmer und legte sich neben sie aufs Bett. Langsam und vorsichtig schob er die Wärmflasche unter die Bettdecke und strich ihr sanft die Locken aus dem Gesicht. "Ja, ich verzeihe dir. Aber gib mir doch einfach mal die Möglichkeit dich zu verstehen. Nur dann kann ich dich ein wenig los lassen und wittere nicht sofort irgendeine Gefahr für dich."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 01.08.2007, 15:12


    Izabella hatte die Augen geschlossen und ihr Atem ging wieder regelmäßig, doch sie fühlte sich krank, krank, wie schon lange nicht mehr. Ihr war schlecht, sie hatte heftige Bauchschmerzen und die Angst vor einem Asthmaanfall war greifbar nahe. "Wie...wie kann ich dir die Möglichkeit geben...mich zu verstehen, wo ich mich doch manchmal sebst nicht verstehe. Ich liebe dich und möchte nicht mehr ohne dich sein, doch dann gibt es wieder Situationen in denen ich dich beinahe dafür hasse, dass du dir so viele Sorgen um mich machst. Meine Krankheite würde ich am liebsten alleine bekämpfen, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich es nicht schaffen werde. Es tut mir leid, ich wollte dich heute Abend nicht so tief verletzen." Vereinzelte Tränen suchten sich wieder ihren Weg und benommen tastete Izabella nach Jamies Hand, spürte sie doch das er neben ihr auf dem Bett lag. Erschrocken zuckte sie jedoch zurück, als sie den rauen Verband spürte und riss entsetzt die Augen auf. Was war mit seinen Händen passiert? Warum hatte er sie verbinden müssen? Vorsichtig setzte sich Izabella auf und nahm seine Hände in die ihren. "Was ist geschehen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 01.08.2007, 15:24


    "Ich kann nicht einfach aufhören mir Sorgen um dich zu machen. Ich kann nicht anders, wo ich doch ständig Angst habe, dass du, dass wir den Kampf nicht schaffen könnten." Jamie drehte sich langsam auf die Seite und stützte sich mit dem anderen Ellbogen ab. Mit matten Augen sah er sie an und entzog ihr die andere Hand nicht, auch wenn er ihr nicht erzählen wollte, warum er die Hände eingebunden hatte. Am liebsten hätte er sich jetzt einfach gehen gelassen und nicht mehr den Starken gespielt, aber er konnte das jetzt nicht machen, nicht jetzt wo sie ihn so brauchte. "Was geschehen ist? Frag den Apfelbaum von meinem Vater. Vielleicht war es gut, dass du weggelaufen bist, so hast du mich immerhin nicht wütend und völlig außer Kontrolle gesehen", zynisch gab er ihr leise eine Antwort. Er meinte sie nicht komplett ernst, denn noch lieber wäre es ihm gewesen sie hätte ihn nie so verletzt. Aber vielleicht war es gut für ihre Beziehung, nur so konnten sie begreifen wie wichtig sie einander waren. "Mach dir keine Gedanken darüber. Das verheilt wieder."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 01.08.2007, 15:32


    "Ich soll mir keine Gedanken machen. Warum nicht? Ist es nur dir vorbehalten, dass du dir Sorgen machen darfst? Jamie, ich weiß, wie sehr ich auf mich aufpassen muss, aber ich will auch versuchen langsam wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Ich will nicht, dass du ständig vor mir läuft, weil du Angst hast, ich könnte stürzen, sondern ich will dich neben mich haben und mir auch um dich Sorgen machen dürfen. Ich weiß, wie sehr ich dir heute Abend weh getan habe, aber ich wusste nicht, wie ich anders reagieren sollte." Gedankenversunken strich Izabella über seine verletzte Hand und wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr Jamie ausgerastet war, dass er sich selbst solche Verletzungen zugezogen hatte. Alles nur, weil sie nicht fähig gewesen war, ihm zu erklären, dass ständige Hilfe auch nicht der richtige Weg war, um ihr aus dem Teufelskreis heraus zu helfen. "Ich will das Vertrauen das ich inzwischen in dich haben nicht nur verstärken, sondern ich will auch endlich wieder Selbstvertrauen fassen können."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 01.08.2007, 15:44


    Mit jedem Wort, das sie sagte wurde ihm deutlicher bewusst, dass er die Schuld eigentlich nicht bei ihr, sondern bei sich selbst zu suchen hat. Berührt von dem was sie ihm klar machte entzog er ihr seine Hand und setzte sich auf. Rasch senkte er den Kopf, um sie nicht länger ansehen zu müssen, wo er sich doch so schuldig vorkam. Alles was er für sie getan hatte kam ihm jetzt fast schon falsch vor, und er wünschte, er könnte die Zeit ein wenig zurück drehen. Jetzt, wo sie es ihm gesagt hatte, merkte er wie sehr er sich an ihr festgeklammert hatte, um sie ja vor allen Gefahren zu schützen. "Es tut mir leid, wenn ich zu sehr geklammert habe und dir keine Luft gelassen habe um selbst atmen zu können. Ich werde dich in Zukunft nicht mehr so bevormunden, sondern alleine entscheiden lassen. Du hast ja Recht mit dem was du sagst, aber es ist eben so verd***t schwer einen Mittelweg zu finden", rechtfertigte er sich leise. Ob es ihr auch so schlimm vor kam wie er jetzt selbst dachte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 01.08.2007, 15:53


    "Bitte hör' auf, dir die Schuld daran zu geben. Es ist schwierig für uns beide und anfangs war es auch gut, dass du mir deine Hilfe regelrecht aufgedrängt hast, hätte ich sonst doch nie akzeptiert, dass ich Hilfe brauche. Bitte Jamie, lass' uns einfach versuchen es in den nächsten Tagen besser zu machen." Deutlich war Izabellas Angst aus ihren Sätzen zu hören, dass Jamie sich allein die Schuld gab. Das war er nicht, alleine schuld. Behutsam stand sie auf und verließ das Schlafzimmer. Sie wusste, am liebsten wäre er ihr gefolgt, doch er unterließ es, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte. Ihr Kopf schmerzte und sie spürte deutlich, das auf ihren Gleichgewichtssinn nicht viel Verlass war, doch sie schaffte es in Wohnzimmer, wo zwischen ihren vielen Büchern für die Uni ein kleines Heft des UKEs steckte. Leise und langsam ging sie wieder zurück ins Schlafzimmer und ließ sich erschöpft auf das Bett sinken. Jamie reichte sie das Heft. "Ich wollte dich damit überraschen, weil ich weiß wie viel Freude ich dir damit bereiten kann, aber als ich alles für die Überraschung vorbereitet habe, kam mir der brennende Ofen dazwischen. Ich werde ab nächste Woche eine Therapie beginnen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 01.08.2007, 20:43


    Auch wenn Jamie von seinem Vater schon erfahren hatte, dass sie sich zu diesem Schritt entschlossen hatte, erstaunte es ihn trotzdem wieder und er legte sich glücklich im Bett zurück. Irgendwie ging ihm alles an diesem Tag zu schnell. Zuerst die spontane Einladung seiner Eltern, dann das Wechselbad der Gefühle, der Ausraster von Izabella und nun das. Würde es die nächste Zeit so weitergehen, oder konnte endlich mal wieder Frieden in ihr gemeinsames Leben einkehren? Von sämtlichen Emotionen heimgesucht, die er den ganzen Tag über teils unterdrückt hatte drehte er sich auf den Bauch und vergrub den Kopf unter seinen Armen. Weinen konnte er nicht, zu lange hatte er keinen wirklichen Grund mehr dafür gehabt. Alle seine Gedanken wirbelten durcheinander, und das einzige was er wusste, war, dass ab jetzt alles anders werden würde. Langsam drehte er sich wieder zu ihr um und sah sie lange an, ehe er sie sanft wieder aufs Bett zog. "Du ahnst ja gar nicht, was für eine Freude du mir damit machst. Aber noch viel mehr bin ich stolz auf dich. Stolz, dass du den Schritt gewagt hast und dein Leben wirklich ändern willst."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 01.08.2007, 20:54


    Erschöpft kuschelte sie sich in seine Arme und zog die Bettdecke leicht über sich, da ihr Körper immer noch zitterte. Ob vor Aufregung oder wirklich vor Kälte wusste sie nicht. Doch auch auf Izabellas Gesicht lag ein glückliches Lächeln. "Ohne dich hätte ich es nie geschafft so weit zu kommen und hätte mich längst aufgegeben. Danke, dass du so um mich gekämpft hast." Behutsam beugte sich Izabella über Jamie. Sanft berührten sich ihre Lippen und es war, als wäre nichts zwischen ihnen passiert. Sie wollte ihn jedoch niemals mehr so verletzen, wie sie es heute getan hatte. Es war zu schmerzhaft gewesen, denn sie wollte ihn nicht verlieren. "Ich liebe dich, Jamie. Allerdings gibt es da noch etwas was ich gerne wissen möchte." Schelmisch blitzten ihre Augen auf und sie drehte sich auf den Bauch, um mit ihren Fingern über seine Narbe zu streicheln, die sie nie als hässlich empfunden hatte. "Wie ist das mit deiner Narbe passiert? Du musst es mir aber nur erzählen, wenn du wirklich möchtest, aber mir ist die Reaktion deiner Mutter heute nicht entgangen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 13:16


    Etwas angespannter nahm er sie in den Arm und rückte näher an sie heran. Auch wenn der Vorfall schon über ein Jahr zurücklag dachte er nicht gerne daran zurück. "Weißt du noch an dem ersten Abend wo du bei mir in der Wohnung warst? Ich hatte doch ursprünglich zum Fechten gewollt, und auch gesagt, dass ich seit über einem nicht mehr dort war." Er legte eine Pause ein und überlegte sich, wie er weiter machen sollte. Es war so viel, was er noch erzählen könnte, aber er wollte nicht bis ins letzte Detail gehen, zu schmerzhaft waren die unzähligen Erinnerungen daran. "Ich hab schon ganz früh angefangen mit dem Sport, und Papa hat mich darin immer unterstützt, schließlich war er damals selbst ziemlich gut gewesen. Wie sollte es anders sein, war Mama schon immer dagegen, sie fand den Sport zu gefährlich. Mit den speziellen Klamotten, und der Haube konnte einem nichts passieren. Nun ja, mein Kumpel und ich waren damals in das gleiche Mädchen verschossen, die aber nicht zeigte wen sie lieber mochte. Tom ist dann damals auf die Idee gekommen, wir könnten ja nach dem eigentlichen Training noch bleiben und das ganze in einem Fight ausmachen. Er hat solange genervt, bis ich dann zugestimmt hatte und wir begannen den Wettkampf noch in kompletter Ausrüstung. Das ging so lange gut, bis er meinte, wir sollten die schützenden Hauben ausziehen, und das ganze von Angesicht zu Angesicht machen." Erneut machte Jamie eine Pause und sah die Szene deutlich vor sich. Sie waren beide nassgeschwitzt gewesen, und vor allem Tom hatte die Sache schrecklich ernst genommen und wie verbissen gegen Jamie gekämpft. "Ich weiß nicht mehr wie lange das gut gegangen ist, aber irgendwann war ich einfach mit den Kräften am Ende und konnte einem seiner harten Stöße nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Naja, das resultat sieht man ja ganz deutlich."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 15:27


    Wie ein heller Blitz flammte der Gedanke in Izabellas Kopf auf und sie wollte gar nicht nachdenken, welche unsichtbaren Narben sie wohl heute Abend Jamie zugefügt hatte. In ihren Gedanken versunken streichelte sie wieder behutsam über seine Narbe. Wie sehr hatte er das Mädchen damals geliebt, dass er sogar diesen unsinnigen Kampf eingegangen war? Ein Grinsen blitzte auf ihrem Gesicht auf und amüsiert musste sie feststellen, dass sie eifersüchtig war. Eifersüchtig auf jemanden den sie gar nicht kannte, sondern nur wusste, dass Jamie um sie gekämpft hatte. "Ich liebe dich, egal mit oder ohne Narbe." Sanft küsste sie ihn auf die Stelle, die vor einem Jahr mit dem Degen des Gegners verletzt worden war und kuschelte sich wieder in seine Arme. Wenige Zeit später war sie tief und fest eingeschlafen, doch das bezaubernde Lächeln war ihr geblieben und ließ sie die ganze Nacht nicht los.

    "Jamie?!" Aufgeregt betrat Anna die Küche im EKH und schaute sich suchend nach dem jungen Arzt um. Sie sah jedoch nur Malte, der sich hinter seiner Zeitung versteckt hatte, nun jedoch über den Zeitungsrand hinweg zu ihr blickte. "Musst du hier die schlafenden Sanis wecken oder was gibt es so wichtiges? Jamie ist noch in der Umkleide. Hast du ihn in den letzten paar Tagen etwa so vermisst, dass du es gar nicht erwarten kannst ihn wieder zu sehen." Mit einem breiten Grinsen zog Malte die Ärztin auf und zwinkerte ihr schelmisch zu. "Spinner!", war das einzig was Anna erwiederte, bevor sie die Küche wieder verließ und wenige Sekunden später zaghaft an die Tür der Umkleide klopfte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 15:46


    Völlig in seinen Gedanken versunken hätte Jamie das zaghafte Klopfen beinahe überhört und er blickte verwirrt auf. Wer sollte hier in der Umkleide etwas zu suchen haben? Wenn ein Einsatz los gegangen wäre, hätte man die Türe einfach stürmisch aufgerissen und laut gerufen was anlag. Zwar hatte er Philipp an diesem Tag noch nicht gesehen, aber dieser wäre auch einfach reingekommen. Rasch zog er sich seine Hose noch voll an und schloss den Gürtel umständlich. "Die Türe ist offen. Wer auch immer da draußen ist kann reinkommen." Unbeachtet der Tatsache, dass er noch mit nacktem Oberkörper in der Umkleide stand begann er seine Schuhe zu binden. Das T-Shirt hatte er griffbereit liegen, denn er wollte nur im Notfall vor Dr. Dietrich halb angezogen da stehen. Dass die Türe noch zögerlicher geöffnet wurde als zuvor schon angeklopft wurde, zauberte ihm ein breites Grinsen auf die Lippen und erwartungsvoll blickte er zu der Türe.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 15:54


    "Moin Jamie, ich will dich nicht schon vor deinem offiziellen Dienstbeginn überfallen, aber ich habe eine Neuigkeit für dich, die du ganz sicherlich hören möchtest. Wie war eigentlich dein Urlaub?" Erleichtert atmete Anna auf, als sie Philipp in der Umkleide nirgends entdecken konnte. Der Notarzt musste nicht hören, was sie Jamie zu erzählen hatte, hätte er doch dafür kein Verständnis das er aufbringen konnte. Kurz musterte Anna den jungen Arzt und musste feststellen, dass er glücklich und erholt aussah. Warum genau Jamie sich ein paar Tage frei genommen hatte, wusste sie nicht, hatte man nur verlauten hören, dass es sich um eine Familienangelegenheit handle. "Wie wäre es mit einem Kaffee? Denn ich hätte ungerne Philipp an meiner Seite, bei dem was ich dir erzählen möchte. Es wird dich sicherlich interessieren." Anna griff schon wieder nach der Türklinke und wartete ungeduldig darauf, dass Jamie endlich fertig wurde und sie ihm berichten konnte, was sie soeben erfahren hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 16:10


    Rasch zog sich Jamie noch voll an und schnappte sich im hinausgehen noch seine Notarztjacke. Gespannt was Anna ihm zu berichten hatte folgte er der Ärztin. "Also langsam. Du weißt irgendetwas, was mich interessieren könnte, Phillip aber nichts angeht? Ist das richtig so? Und zu meinem Urlaub. Danke, er war schön und erholsam." Rasch ging er Anna hinterher, die es scheinbar sehr eilig hatte in die Küche zu kommen. Verwundert folgte er ihr einfach und hoffte er würde noch erfahren was gar so wichtig war, dass er sich nicht mal mehr in Ruhe umziehen durfte. "Jetzt sag schon. Was ist so wichitg? Anna!" Als die Ärztin ihm auch auf diese Frage keine Antwort gab, schwieg er ebenfalls und schenkte sich in der Küche eine Tasse Kaffee ein. Fragend warf er Malte ein paar Blicke zu, doch dieser zuckte auch nur mit den Schultern und schien nicht zu wissen was Anna für Neuigkeiten auf Lager hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 16:19


    Anna hatte sich auf einen Stuhl nieder gelassen und sah zu Jamie, der nach seinen Blicken zu urteilen, keine Ahnung hatte, was ihn erwarten würde. Malte hatte inzwischen seine Zeitung feinsäuberlich zusammen gefaltet und wartete genauso gespannt, wie sein Kollege auf Annas Ausführungen. "Jamie, du kannst dich doch sicherlich noch an deinen ersten Einsatz erinnern und an die Patientin mit dem Verdacht auf Anorexia nervosa. Weißt du jetzt, warum ich Philipp nicht mit dabei haben möchte. Die Akten eurer Patientin sind längst geschlossen und nun fange ich wieder damit an, aber nur weil es dich bestimmt interessieren wird wie es ihr geht." Anna legte eine kurze Pause ein und lehnte sich entspannt zurück. Warum nur reagierte Jamie nicht, sondern sah sie immer noch fragend an? Verstand er immer noch nicht auf was sie hinaus wollte? "Ich habe eure Patientin heute morgen gesehen, als ich zum Dienst kam. Es sah so aus, als hätte sie soeben das EKH verlassen. Gesprochen habe ich mit ihr nicht, aber sie sah um einiges besser aus. Sieht so aus Jamie, als hättest du doch ein bisschen was bewirkt, als du ihr damals ins Gewissen geredet hast." Unauffällig wanderte Maltes Blick zu dem jungen Arzt. Ein Grinsen konnte er sich nur noch schwer verkneifen. Ja, Jamie hatte wirklich einiges bewirkt, aber anders, als Anna dachte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 16:34


    Vollkommen ernst, und als würde ihn die Nachricht nicht so brennend interessieren wie Anna gemeint hatte lehnte Jamie weiterhin am Kühlschrank und trank seinen Kaffee. Der Blick von Malte war ihm keineswegs entgangen, und auch er musste sich beherrschen nicht zu lachen. "Sie ist aus dem EKH gekommen? Komisch, noch wie du sie entlassen hattest wollte sie nie wieder ein Krankenhaus betreten." Kopfschüttelnd blickte er Anna an und tat, als würde ihn das Verhalten der Patientin wundern. Erst als Malte sich wieder weg drehte und sich vor Lachen nicht mehr halten konnte, verzog auch Jamie das Gesicht zu einem Grinsen. Bei Annas verwundertem Blick musste er zu lachen anfangen und brauchte einige Zeit bis er sich wieder gefangen hatte. Woher auch sollte Anna wissen, dass die Patientin seine Freundin war? Weder Malte noch Philipp schienen ein Wort darüber verloren zu haben und damals, bei dem brennenden Ofen war Izabella ja ins UKE eingeliefert worden. "Anna, sie hat mittlerweile im UKE eine ambulante Therapie begonnen und der Grund, warum sie heute morgen aus dem EKH gekommen ist, bin ich. Sie ist meine Freundin."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 16:46


    Irritiert blickte Anna zwischen Jamie und Malte hin und her, wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. "Und du hast davon gewusst", wandte sie sich zuerst an Malte, der Mühe hatte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch bei der Erinnerung an den Vorfall wurde er sofort wieder ernst. "Ja, Anna ich wusste es, aber es war nicht Jamie, der mir und Philipp davon erzählt hat, es war eher ein dummer Zufall, dass wir davon erfahren haben. In Jamies Wohnung kam es zu einem Unfall und wir wurden zu seiner Wohnung gerufen, weil eine Person mit einer Rauchgasvergiftung aufgefunden wurde. Erst als wir dort eintraffen, erfuhren wir das unser Herr Dr. Schwarz, sich die ganze Zeit unserer Patientin angenommen hatte, ohne das wir etwas davon wussten." Anna blickte wieder zu Jamie. Sie schien nicht wütend darüber zu sein, dass sie anscheinend die Letzte war, die von dieser Nachricht erfuhr. "Deshalb wohl auch der Urlaub? Ich freue mich für euch Jamie und wenn du sagst, sie hat bereits eine Therapie begonnen, scheint es ihr ja tatsächlich wieder gut zu gehen, im Gegensatz zu dem Tag, wo sie bei uns eingeliefert wurde. Damals wollte sie ja nicht einmal akzeptieren, dass sie krank ist und Hilfe benötigt."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 17:01


    "Glaub mir Anna, du bist nich absichtlich die letzte, die es erfährt. Und Anfangs konnte ich einfach nichts sagen, denn die Reaktion von Philipp konnte ich mir echt ersparen." Auch wenn Jamie an Annas Gesicht und ihrer Reaktion merkte, dass sie nicht sauer war, versuchte er sich ein wenig zu rechtfertigen, denn wie musste sie sich vorkommen, wenn alle Bescheid wussten, nur sie nicht. "Ja, jetzt momentan gehts ihr echt gut, und sie macht jeden Tag Fortschritte, aber glaub mir, es liegt eine sehr harte Zeit hinter uns, wo ich am liebsten alles hingeworfen hätte und auch die Beziehung aufs Spiel gesetzt hätte, nur um nicht mehr darum kämpfen zu müssen, dass sie sich helfen lässt." Sofort wenn er an die Wochen zurück dachte, wo es mehr rückwärts als vorwärts gegangen war, nahmen seine Augen wieder einen trüben Ausdruck an. Er konnte nur hoffen, dass sie die schwierigste Zeit schon überstanden hatten und es von nun an wirklich nur noch bergauf ging.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 17:10


    Anna stand auf und stellte sich neben Jamie, um ihm die Hand auf seine Schulter zu legen. "Wenn es einer schafft dann du Jamie, denn ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sie auf uns reagiert hat. Es ist ja auch nur zu verständlich, dass sie nicht jedem ihr Vertrauen schenken will, weiß sie ja nicht, wer ihr wirklich zur Seite stehen möchte. Und eine Therapie..." Urplötzlich schwieg Anna, als sie bemerkte, dass die Tür geöffnet wurde und Philipp den Raum betrat. Der Notarzt schien nicht zu bemerken, dass diese jähe Stille seinem Auftauchen zu verdanken war. Als wäre nichts, ging er an die Kaffeemaschine und nahm eine Tasse zur Hand, als er es sich dann doch anders überlegte und sich Jamie zuwandt. "Nun Schwarz, es war wohl doch besser, dass du meinen Anweisungen Folge geleistet hast." Mit einem Augenzwinkern schenkte sich Philipp eine Tasse ein und setzte sich an den Tisch. Genervt verdrehte Malte die Augen, nahm den Notarzt die Zeitung aus der Hand, bevor er sich in dieser vertiefen konnte. "Also so langsam geht er mir mit eueren Geheimnissen auf die Nerven. Erst will uns Anna eine riesen Neuigkeit verkünden und nun machst du irgendwelche Andeutungen. Kannst du mir verraten von welchen Anweisungen du bitte sprichst."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 17:18


    "Malte, du weißt schon, dass neugierige Leute früh sterben?" Grinsend zwinkerte Philipp Jamie zu und nahm dann Malte die Zeitung erneut aus der Hand um sie selbst zu lesen. Demonstativ schlug er sie auf und hielt sie sich ausgebreitet vors Gesicht. Er war sich sicher, dass Jamie das aufklären würde, denn er selbst hätte es nur ungern zugegeben, dass er sich bei Jamie entschuldigt hatte und ihm auch noch einen freundschaftlichen Rat erteilt hatte. "Ja was seht ihr mich so an? Eigentlich müsste Philipp euch das erklären", versuchte Jamie Anna und Malte davon abzubringen ihn anzustarren, als hätte er bunte Punkte im Gesicht. Als sie auch jetzt nicht nachgaben, setzte er erneut an das Geheimnis aufzuklären. "Als mein Ofen in Flammen ging und der Hubschrauber Izabella ins Krankenhaus brachte bin ich natürlich nach der Schicht noch bei ihr vorbei. Nun ja, Philipp ist irgendwann auch noch gekommen, hat gemeint ein bisschen Urlaub würde nicht schaden, und hat mir mehr oder weniger klar gemacht, was er von meinem Dickschädel hält. Anna, er weiß Bescheid, dass sie meine Freundin ist, und dass ich um sie kämpfe wie ein Blöder."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 20:39


    "Na ja, ein bisschen länger hätte deine Kurzfassung schon sein können, denn ich bezweifle stark, dass es wirklich unser Dr. Haase war, der bei dir und Izabella im UKE aufgetaucht ist", kam es von Malte, der jedoch sofort schwieg, als er sich einen bösen Blick von Philipp einfing. "Schon gut, ich glaube euch ja. Solltest du allerdings schon zur Familienplanung übergehen Jamie, dann würde ich das gerne vorher erfahren, denn es war doch ein leichter Schock für mich, unsere Patientin plötzlich in deiner Wohnung vorzufinden, wo du uns all die Wochen den glücklichen Singel vorgespielt hast." Anna schüttelt grinsend den Kopf und schnappte sich einen Teil von der Zeitung. Für sie war das Thema erledigt, doch eine letzte Argumentation zu Maltes Aussage musste sie noch hinzufügen. "Du hast in deiner Ausbildung wohl auch nie richtig aufgepasst, ansonsten wäre dir nämlich klar, dass bei Izabellas Krankheitsbild von Familienplanung nicht so schnell die Rede sein wird. Aber wie sieht es eigentlich bei dir und Franzi aus?" Seufzend lehnte sich Malte zurück. "Leute, lasst uns das Thema wechseln."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.08.2007, 21:05


    "Ne ne Malte, also das wüssten wir dann schon gerne näher. Sollen wir schon mal gratulieren, wann ist die Hochzeit?" Mit einem neckischen Grinsen zog Jamie den Rettungassistenten auf und nahm sich noch einmal eine Tasse Kaffee. So wie Malte eben reagiert hatte schien bei diesem in der Beziehung nicht alles so glatt zu laufen, wie inzwischen wieder bei ihm und Izabella. Aber Jamie war viel zu sehr mit sich und seiner Beziehung beschäftigt, als dass er auf Malte noch näher hätte eingehen können. "Ach Jamie", unterbrach Anna ihn in seinen Gedanken. "Würde das gehen, wenn du ab nächster Woche mit in der Notaufnahme bleibst? Mal sehen, wie viel dir Philipp schon beigebracht hat." Erstaunt drehte sich Jamie komplett zu Anna um. Er hätte nicht gedacht, dass er so schnell von der Rolle als Notarzt wegkommen würde. Sie machte ihm viel Spass und er lernte dabei auch richtig viel, aber er liebte eben die Abwechslung, und das würde ihm in der Notaufnahme mit Anna geboten werden.

    "Hilfe, ich fühle mich wie tot", müde und völlig fertig begrüßte Jamie seine Freundin und ließ sich der Länge nach auf das Bett fallen. Auch wenn er jetzt schon einige Zeit mit Anna in der Notaufnahme stand, schlauchten ihn die Tage fast noch mehr wie die wo er noch auf dem NAW mitgefahren ist. Es war wieder eine 14 Stunden Schicht gewesen, und wieviele Patienten sie letzten Endes versorgt hatten konnte er nicht mehr sagen, das einzige was er jetzt noch wollte, war schlafen und essen. "Wie war dein Tag?" Eine normale Frage, die aus seinem Mund aber ironisch kam, ahnte er doch fast, dass ihr Tag wesentlich ruhiger verlaufen war. Müde setzte er sich ein wenig auf und sah sie an.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.08.2007, 21:18


    Sanft aber bestimmt legte sie ihm ihre Hände auf die Schulter und drückte ihn zurück auf das weiche Bett, bevor sie sich über ihn beugte, um seine Lippen mit einem Kuss zu versiegeln. "Ich war heute bei der Therapie und habe außerdem meinen Job im Café gekündigt. Ich hätte es längst tun sollen, anstatt meinen Körper damit herauszufordern, aber es war ein Schritt den ich nicht sofort gehen konnte und jetzt habe ich ganz viel Zeit für meinen armen, erschöpften Freund." Lächelnd ließ sie sich neben ihn sinken, kuschelte sich eng an ihn, obwohl die warme, beinahe heiße Sommerluft des abends in das Schlafzimmer strömte. Ihre Kündigung hatte sie kaum betont, wollte dafür auch keine Anerkennung. Ihr eigener Stolz reichte aus, um weiterhin den Kampf gegen die Magersucht zu kämpfen. "Deine Mutter hat heute angerufen und nachgefragt, wann wir sie einmal wieder besuchen kommen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich nach meinem letzten Auftritt überhaupt noch sehen will." Vorsichtig legte Izabella ihren Kopf auf Jamies Brust und fuhr ihm mit den Fingern immer wieder durch seine Haare. Sie genoss es einach nur bei ihm zu liegen und nichts zu tun, war es auch etwas, das ihrem Körper gut tat.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.08.2007, 14:19


    "Ach, das hab ich mir schon immer gewünscht, dass jemand ganz viel Zeit für mich hat", lachend hielt er sie leicht im Arm und genoss es einfach nichts tun zu müssen. Dass sie den Job im Cafe gekündigt hat erfüllte ihn irgendwie mit einer Freude, die er nicht hätte ausdrücken können. Auch wenn sie nach dem ersten Besuch bei seinem Eltern ausgemacht hatten, dass er nicht mehr so klammern sollte, hatte er dennoch immer etwas Sorgen um sie gehabt, wusste er doch wie schwach ihr Körper war. Aber ihr zuliebe hatte er nie etwas gesagt, und würde es auch jetzt nicht tun. Vorsichtig zog er sie ganz auf sich und zwang sie somit auf dem Bauch zu liegen und ihn anzusehen. Sanft und zärtlich küsste er sie intensiv und ließ dann den Kopf wieder aufs Bett fallen. "Meine Mutter ist nicht nachtragend, auch wenn sie immer etwas sehr skeptisch ist und man sie nicht gleich so lieb gewinnt wie meinen Vater. Nur momentan habe ich einfach zu wenig Zeit, als dass ich die Stunden wo ich nicht arbeiten muss, auch noch bei meinen Eltern verbringen möchte. Du bist mir da nämlich wichtiger."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.08.2007, 14:41


    "Dieses Argument wird deine Mutter wohl kaum dulden, hat sie sogar solche Sehnsucht, dass sie eine ganze Stunde mit mir telefoniert hat. Am Wochenende soll schönes Wetter werden und laut Dienstplan musst du nicht arbeiten. Was hältst du davon, wenn wir deine Kollegen zu einer kleinen Party einladen? Der Garten deiner Eltern wäre genau der richtige Ort dafür." Voller Tatendrang versuchte Izabella Jamie von einem Besuch bei ihren Eltern zu überreden, auch wenn es ihr auch viel besser gefallen hätte, die Zeit mit ihrem Freund alleine zu verbringen, doch sie wollte seine Eltern auch nicht enttäuschen. Kannte sie es doch von ihren Eltern nur zu gut, wie diese reagierten, wenn man auf eine Einladung nicht einging und diese sogar ausschlug. "Und du weißt gar nicht, wie romantisch tiefschwarze Nächte sein können, wenn der Vollmond die Apfelbäume in sanftes, weißes Licht taucht und die Sterne am Himmel funkeln." Izabella grinste verschmitzt und ließ ihren Kopf wieder sinken, lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.08.2007, 14:53


    "Und du meinst ich bin der richtige Partner für romantische Nächte? Nochdazu wenn meine Kollegen auch dabei sind." Noch breiter grinsend sah er sie an und strich ihr sanft über den Rücken. Sie hatte Recht, seine Mutter würde schrecklich beleidigt sein, würde er die Einladung ausschlagen. Aber was würde sie dazu sagen, wenn er seine Kollegen mitbringen würde? Sein Vater wäre begeistert, aber seine Mutter? "Du hast ja Recht. Zum Schluss läd uns meine Mutter dann gar nicht mehr ein, wenn wir das jetzt ausschlagen. Und was täten wir denn sonst am Wochenende? Uns würde sonst nur noch irgendetwas dummes einfallen. Lass mich überlegen. Anna hat am Wochenende frei, Malte auch und Philipp muss nur bis Mittag arbeiten. Ich geh jetzt erstmal was essen, sonst hast du bald nen verhungerten Freund, und dann ruf ich meine Mutter gleich an, dass sei Bescheid weiß." Behutsam schob er seine Freundin wieder von sich herunter und beugte sich leicht über sie. Nach einem langen, fordernden Kuss löste er sich wieder von ihr und tappte müde in die Küche um sich etwas zu essen zu machen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.08.2007, 15:23


    Nur kurz war Izabella alleine im Schlafzimmer zurück geblieben, bevor auch sie vom Bett aufstand, um in die Küche zu gehen. Jamie saß bereits am Tisch und hatte sich etwas zu Essen gemacht. Sie hatte bereits gegessen, wenn auch nicht viel, aber sie hatte und so ließ sie sich ihm gegenüber auf einem Stuhl gegenüber nieder, griff nach einem Blatt und einem Stift. "Meinst du für deine Mutter wäre es in Ordnung, wenn ich ihr bei der Planung etwas zur Hand gehen würde? Natürlich weiß ich, dass sie meine Hilfe nicht braucht, aber ich weiß einfach nicht was ich sonst tun soll. Du bist nicht zu Hause und durch meine Kündigung habe ich einfach zu viel Zeit, mit er ich nichts anzufangen weiß." Grübelnd und mit einem fragend Blick zeichnete Izabella ein paar Striche auf das weiße Papier und blickte dann zu Jamie auf. Sie wollte ihm keinen Vorwurf machen und ihn auf den Gedanken bringen, er hätte nicht genügend Zeit für sie, doch seitdem sie regelmäßig zu ihrer Therapie ging und durch das Essen wieder an Gewicht und Kraft zunahm, hielt sie es in der kleinen Wohnung kaum noch aus. Ihr Tatendrang war zurück, auch wenn sie sich manchmal noch zu viel zumutete.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.08.2007, 15:37


    "Hm ...", rasch versuchte Jamie den Bissen Brot hinunter zu schlucken um ihr eine vernünftige Antwort geben zu können und verschluckte sich dabei. Mit hoch rotem Kopf und den letzten Reserven Luft in der Lunge versuchte er durch die Nase tief einzuatmen, machte dadurch aber alles noch schlimmer. Erst als er endlich wieder genügend Luft bekam sah er sie mit tränenden Augen wieder an. "Nein, sag jetzt nichts. Ich weiß, dass ich zu schnell gegessen habe und kleine Sünden sofort bestraft werden." Grinsend nahm er einen großen Schluck von seinem Wasser und schaffte es seine Atmung schnell wieder zu beruhigen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter etwas dagegen hat. Sie freut sich bestimmt, wenn sie nicht alles alleine machen muss und sich noch jemand dafür interessiert, wo Papa doch eh die meiste Zeit nur im Garten ist und irgendwelche Blumen schneidet. Frag sie jetzt dann doch gleich, wenn ich ihr fürs Wochenende zusage. Und Izabella. Bitte rede ihr aus, dass sie nicht zu viel zu Essen macht, nur weil meine Kollegen mit kommen." Völlig fertig lehnte sich Jamie in dem Stuhl zurück und rührte sein letztes Brot nicht mehr an. Zum Essen war er jetzt schon zu müde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.08.2007, 15:44


    "Ich bezweifle, das ich sie davon abhalten kann am Wochenende groß aufzutischen und uns zu verwöhnen. Das würde sie nicht einmal tun, wenn sie wüsste nur ich würde kommen. Zumindest schätze ich deine Mutter so ein." Zu den Strichen auf dem weißen Papier war noch ein Strichmännchen hinzugekommen. Jetzt jedoch legte Izabella ihren Stift beiseite und angelte sich das Stückchen Brot von Jamies Teller. "Ach ja, mein Asthmaspray liegt im Bad, aber ich glaube bei solcher Art von Anfällen bringt das nichts. Also solltest du doch lernen vernünftig zu essen." Grinsend biss Izabella von dem Brot ab und lehnte sich ebenfalls auf ihrem Stuhl zurück. In Gedanken ging sie schon einmal durch, was man am Wochenende veranstalten könnte. Sollte sie vielleicht Cocktails machen? Durch ihren Job im Café wäre das für sie kein großes Problem, doch sie wusste auch, dass sie sich in ihren Plänen bremsen musste, um sich nicht zu überlasten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.08.2007, 15:54


    "Na danke auch." Lachend zwinkerte Jamie seiner Freundin zu und stand langsam auf. Gemütlich räumte er den Teller in die Spüle und legte die anderen Sachen wieder zurück in den Kühlschrank. Bei ihr am Tisch wieder angekommen ging er leicht in die Hocke und hob sie ohne auf ihre Proteste zu achten hoch. Erst als er sie sanft auf dem Bett abgelegt hatte und sich neben sie legte ging er auf ihre Antwort von vorhin ein. "Dein Spray? Nein danke. Und dass ich nicht richtig essen kann, liegt daran, dass du mich einfach noch nicht richtig erzogen hast. Wusstest du nicht, dass wir Männer mit der Erziehung nie ganz fertig werden? Da musst du dich bei mir schon noch ein wenig ins Zeug legen, bis ich das begriffen habe." Grinsend legte er sich wieder auf den Rücken und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Bei ihrem Satz hatte er sofort an den Spruch denken müssen, den sich die Frauen immer erzählten, wenn sie einen neuen Freund gehabt hatten. Er stellte jetzt im Nachhinein fest, dass das Studium eine wahre Lästergesellschaft war und man immer etwas zu tratschen gehabt hatte, egal was es war. Jetzt, im normalen Alltag kam man überhaupt nicht mehr dazu, sich über einen Kollegen oder sonst wen den Mund zu zerreissen. Fast nicht korrigierte er sich selbst und drehte den Kopf wieder zu Izabella hinüber. Wie es mit ihr wohl gekommen wäre, wenn er gleich auf Anna oder Malte gehört hätte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.08.2007, 16:05


    "Und wenn ich dich vielleicht gar nicht erziehen möchte, sondern dich so liebe, wie du bist. Perfekte Menschen gibt es nämlich trotz Erziehung noch nicht und wird es auch nie geben." Izabella warf einen kurzen Blick auf Jamies Wecker und setzte sich erschrocken auf. "Wenn du deine Mutter noch anrufen willst, solltest du das so schnell wie möglich tun, denn ich glaube kaum, dass sie über eine nächtliche Störungen erfreut sein wird." Ohne eine Antwort abzuwarten sprang sie vom Bett auf und eilte in den Flur, um rasch das Telefon zur Hand zu nehmen. Noch auf den Weg zurück zu Jamie tippte sie die Zahlenfolge ein. Sanft drückte sie es ihm in die Hand und legte sich wieder neben ihn, musste ein gähnen unterdrücken. Obwohl sie tagsüber nur ihre Vorlesungen und die Therapie besuchte, so verlangte ihr Körper abends doch nach Ruhe und erholsamen Schlaf. Jamie hatte dies immer akzeptiert und sie auch nicht mehr geweckt, wenn sie schon eingeschlafen war, wenn er vom Dienst kam, doch heute wollte sie zumindest noch mithören, was Jamies Mutter zu dem Treffen am Wochenende sagen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.08.2007, 11:05


    "Moin Papa. Du sag mal, kannst mir mal schnell Mama geben? Oder schläft sie schon?" Amüsiert legte sich Jamie wieder zurück auf die Matratze und musste grinsen. Seiner Mutter würde es ähnlich sehen, wenn sie jetzt schon auf dem Sofa läge und vor dem Fernseher schlafen würde. "Nein? Sie ist noch wach? Gut, dann brauch ich sie mal. Lass dir von ihr erzählen um was es geht, ich kann mich nicht mehr ewig wach halten." Herzlich gähnend schloss er für einen Moment die Augen und versuchte die Müdigkeit zu unterdrücken, aber der Tag war zu anstrengend gewesen. "Moin Mum. Du pass auf. Izabella meinte du hättest heute angerufen, wann wir mal wieder zu euch kommen wollen. Uns ist da so was eingefallen, geht es für euch in Ordnung wenn ich meine Kollegen auch noch mitbringe? Weil die Probezeit ist jetzt vorbei und privat kennen wir uns auch kaum. Da wäre eine Gartenparty bei euch echt klasse." Jamie machte eine kurze Pause, und ließ seine Mutter die Nachricht erstmal verdauen. Ob sie zustimmen würde oder versuchen würde ihm das auszureden? "Ach ja, und Izabella meinte, sie würde dir gerne helfen, weil ihr zu Hause zu langweilig ist. Aber das mach dann am besten mit ihr selbst aus."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 08:08


    "Aber nicht mehr heute Abend", flüsterte Izabella ihrem Freund ins Ohr, bevor sie das Schlafzimmer verließ und man im Badezimmer den laufenden Wasserhahn hören konnte. Ihr persönlich hätte ein einfaches 'Ja' von Jamies Mutter genügt, doch Izabella wusste, wie schwer es Gabriele fiel, sich kurz zu fassen. Heute Abend sollte das Jamies Problem sein. Mit einem frechen Ausdruck in den Augen blickte Izabella in den beleuchteten Spiegel und begann damit ihre blonden Locken zu kämmen.
    Der für Jamie ungewöhnlch späte Anruf verwunderte Gabriele kaum, musste sie doch immer wieder mit neuen Überraschungen rechnen, seit Izabella zu Jamies Leben gehörte. "Ja, ich habe heute angerufen, aber eher um mich zu vergewissern, das es euch gut geht. Wir haben in den letzten Wochen ja kaum etwas von dir und Izabella zu hören bekommen. Wie läuft es mit ihrer Therapie? Macht sie bereits Fortschritte?" Stille am anderen Ende. Schon wollte Jamies Mutter zu einer neuen Frage ansetzen, als sie realisierte, dass jetzt wohl kein geeigneter Zeitpunkt für ein längeres Gespräch war. Sie musste sich bis zum Wochenende gedulden. "Natürlich kannst du deine Kollegen zu einer Gartenparty bei uns einladen, schließlich weißt du doch, wie gerne ich Gäste verwöhne und was Izabella berifft, kann sie mir gerne helfen, sofern sie sich damit nicht zu viel zumutete." Nur fünf Minuten wurden noch benötigt, um die Zeit zu vereinbaren, wann man sich treffen wollte. Alle weitere Planung wurde Izabella und Gabriele überlassen. Izabella war sehr froh, als ihr Jamie sagte, das seine Mutter ihnen das Angebot gemacht hatte, nach der Party bei ihnen zu bleiben und im Gästezimmer zu übernachten.

    *****

    "Könntest du bitte einmal damit aufhören mir im Weg zu stehen! Ich weiß es ist eine schlimme Angewohnheit von dir, aber für das Thema Erziehung fehlt mir gerade die nötige Zeit. Und nimm gefälligst die Finger aus der Schüssel. Du bist wirklich unmöglich, Doktor Jakob Schwarz." Energisch löste Izabella Jamies Hände von ihren Hüften und drehte sich zu ihm um. Dabei entging ihr nicht, dass seine Hand bereits wieder in die Schüssel mit Weintrauben wanderte. "Ich sagte Finger weg!" Stürmisch entzog sie ihm die süßen Früchte, bevor sie ihre Arme um seinen Hals legte und ihn sanft küsste. Ihr blonden Locken fielen sanft auf ihre Schultern und ließen sie heute mit ihrem sanften Lächeln einem Engel gleichen. "Du könntest dich hier auch einmal nützlich machen." Izabellas Blick wanderte durch die große Küche von Jamies Eltern. Gabriele war noch damit beschäftigt die Salate zu verfeinern, während Frank längst im Garten stand und die Holzkohlen des Grills anfeuerte, um das vorbereitete Fleisch rechtzeitig fertig zu bekommen. Einen Obstsalat mit Vanilleeis sollte als Nachspeise serviert werden, doch Izabella war noch keine Minute dazu gekommen Äpfel, Bananen, Birnen und die Honigmelone zu schneiden. Nur die kleinen Trauben ruhten bereits in der Glasschüssel und das auch nicht mehr lange, würde Jamie damit fortfahren die Früchte in seinen Mund wandern zu lassen. "Gib mir noch zehn Minuten, dann gehöre ich wieder voll und ganz dir." Izabella schenkte ihrem Freund ein bezauberndes Lächeln, griff dann nach einer Schürze, um Obstflecken auf ihrem weißen Rock und der roten Bluse zu vermeiden. Mit einem scharfen Messer in der Hand begann sie das Obst in kleine Stücke zu schneiden.
    Auf Jamie hatte sie den Tag zuvor verzichten müssen, zu viele Notfälle waren im EKH eingegangen, die Überstunden forderten und umso mehr freute sich Izabella auf die kleine Gartenparty. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis die ersten Gäste auftauchten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 12:27


    "Weißt du was, du bist unmöglich. Da hat man zum ersten Mal in der Woche richtig Zeit, und dann wird man über all verjagt." Gespielt beleidigt ließ Jamie seine rechte Hand zum wiederholten Male vorschnellen und ergatterte sich eine der kleinen Trauben. Izabella hatte seine Handbewegung natürlich wahrgenommen und begann erneut ihn zu schimpfen. Mit einem hinterhältigen Grinsen auf den Lippen ließ Jamie die Weintraube nicht in seinen Mund gleiten, sondern steckte sie rasch seiner Freundin in den Mund. Er wusste, dass auch sie Weintrauben liebte und durch die Therapie konnte sie ja schon wieder viele Sachen Essen, was zuvor nicht gegangen wäre. Schnell drehte sich Jamie um und verließ die Küche, bevor sie ihm noch mehr Vorhaltungen machen konnte. Ohne zu wissen, was er jetzt noch tun sollte schlenderte er zu seinem Vater in den Garten und wollte wenigstens da etwas helfen, aber auch dieser wollte ihn nichts tun lassen. "Mein Gott Jamie. Hast du heut irgendwas genommen, dass du allen Leuten auf die Nerven gehst? Du kannst hier nichts helfen, kapier das doch bitte endlich." Wild mit der Grillzange herumfuchtelnd machte Frank seinem Sohn klar, dass er wirklich nichts helfen konnte.
    "Na du scheinst hier heute ja erwünscht zu sein, oder ist das immer so?" Neckisch grinsend stellten sich Anna und Nils neben Jamie. "Anna, fang du bitte nicht auch noch an." Augenrollend begrüßte Jamie die ersten beiden Gäste und stellte ihnen gleich seinen Vater vor. "Ach ja, wir haben deinen Eltern ein kleines Geschenk mitgebracht, weil ..." setzte Anna an, und wurde augenblicklich von Jamie unterbrochen. "Ich habe dir doch gesagt, dass sie es nicht nehmen werden und wollen." Es hatte ihm viel Überredeungskraft bedeutet, bis er seinen Kollegen klar gemacht hatte, dass sie nichts mitzubringen brauchten. "War nicht meine Idee, Nils meinte, wir müssten was mitbringen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 12:42


    Aus dem Küchenfenster hatte Izabella die Ankunft von Anna und deren Freund Nils beobachten können und sie beeilte sich ihren Obstsalat endlich fertig zu bekommen, wollte sie nicht länger in der Küche stehen, sondern Jamies Kollegen begrüßen. Unvorsichtig wie sie in diesem Moment war, dauerte es auch nicht lange und sie hatte sich mit dem scharfen Messer geschnitten. "Mist..." "Wie gut das wir heute gleich mehrere Ärzte im Haus haben, da kannst du uns nicht verbluten", lachte Frank der gerade in die Küche kam und sah wie sich Izabella rasch den verletzten Finger in den Mund steckte, um Blutspuren zu vermeiden. In der Hand hielt er eine Rotweinflasche, die Anna und Nils mitgebracht hatten. Angenommen hatte er sie nur mit der Bediengung das sie abends gemeinsam getrunken werden musste, denn als Geschenk wollte er sie nicht annehmen. "Danke, aber ich glaube ein Pflaster genügt", murmelte Izabella und betrachtete die feine Schnittwunde, die ziemlich stark blutete.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 12:48


    "Na ob das die ganzen Ärzte da unten im Garten auch so sehen", gab Frank ihr grinsend zur Antwort und blickte zum Fenster hinaus. "Ich glaube du kannst dir aussuchen von welchem der drei du versorgt werden willst. Ich persönlich würde aber diese hübsche Ärztin bevorzugen." Lachend stellte er die Flasche auf den Tisch und sah aus den Augenwinkeln heraus wie seine Frau einen scharfen Blick aus dem Fenster warf. Leise trat er hinter sie und legte den Kopf auf ihre Schultern. "Nicht eifersüchtig werden, ich habe mich ja nicht geschnitten." Lachend drehte er sich wieder zu Izabella umd und sah sie immer noch mit dem Finger im Mund am Fenster stehen. "Wie siehts aus, ist dein Salat so weit fertig?" Auf ihr Nicken hin fasste er sie sanft am Arm und zog sie mit aus der Küche, wusste er doch, dass seine Frau am liebsten alleine darin stand und alles herrichtete. "Hast du dir schon überlegt, welcher Arzt dich versorgen soll? Ich würde nicht Jamie nehmen, der bekommt sonst nur wieder einen Anfall und will dich kontrollieren." Nur zu gut erinnerte sich Frank an den letzten Besuch der beiden wo Jamie danach völlig fertig gewesen war, weil er langsam begriffen hatte, dass er seine Freundin nicht rund um die Uhr bewachen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 12:55


    "Ein Pflaster reicht vollkommen und was Jamie betrifft, hat er längst verstanden, dass er mich nicht vor allen Gefahren beschützen kann. Ich muss selbst wieder mit meinem Leben klar kommen und das ist nur möglich, wenn ich nicht behandelt werde, wie eine zerbrechliche Puppe aus Prozellan. Ich glaube, ich lasse die Ärzte mal lieber in Ruhe, die haben sich ihren Feierabend verdient und wende mich an einen Ersthelfer." Lächelnd streckte Izabella Frank ihren Finger entgegen.
    Wenige Minuten später kamen auch die beiden im Garten an, in dem sich bereits alle Gäste versammelt hatten. Izabella begrüßte sie nur kurz, war es ein komisches Gefühl genau zu wissen, dass Jamies Kollegen sie einst behandelt hatten und genau wussten, welche Krankheit sie plagte. Außerdem, welch schlechtes Bild mussten sie von ihr noch in Erinnerung haben, von dem Tag an dem sie mit allen Mitteln versucht hatte aus dem EKH zu fliehen. Unsicher trat Izabella neben Jamie, der sich gerade mit Nils und Anna unterhielt und lehnte sich an ihn.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 13:03


    Sanft umschlang Jamie seine Freundin an den Hüften und zog sie näher an sich heran. Sie war nicht mehr so locker und gelöst wie noch in der Küche, das spürte er, aber er hatte längst begriffen, dass er nicht alles hinterfragen sollte, und so schwieg er. Anna war die erste, die sich von dem Gespräch mit Nils und Jamie löste und näher auf Izabella einging. Nur mit ein paar Gesten bedeutete sie ihr, ein Stück durch den Garten zu gehen. Anna wollte die Freundin von Jamie näher kennen lernen, nicht als Ärztin, sondern als Mensch. "Du hast mich neulich ja ganz schön in Verlegenheit gebracht", lachend begann Anna zwangslos zu erzählen, wie sie sich vor Jamie bis auf die Knochen blamiert hatte. "Hat er dir das gar nicht erzählt?", erstaunt sah sie Izabella und ging langsam weiter. Eigentlich sah es Jamie ähnlich, dass er nicht jeden Tratsch weitergab, aber dass er das nicht erzählt hatte, wo sie sich so lächerlich gemacht hatte, hätte sie doch nicht vermutet. Schnell hatte sich zwischen den beiden Frauen ein reges Gespräch entwickelt und ohne es zu merken, entfernten sie sich immer mehr von den Männern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 13:13


    "Jamie erzählt mir kaum etwas von seiner Arbeit im EKH. Mit seinen unterschiedlichen Schichten und meinen Vorlesungen an der Uni ist es auch eher schwierig, dass wir viel Zeit miteinander verbringen können. Nun ja, Jamie und ich wussten ja beide nicht, wie ihr darauf reagieren würdet, wenn er mich euch plötzlich als seine Freundin vorstellt. Ich wollte es anfangs ja selbst kaum akzeptieren und habe ihm immer wieder nur Vorhaltungen gemacht, dass es keine Liebe wäre, sondern Mitleid." Es war ein schmerzhafter Gedanke, den Izabella da aussprach und sie wollte sich auch gar nicht mehr in die Erinnerungen zurück sinken lassen. Es war vorbei. "Inzwischen aber gibt es nichts was uns noch trennen könnte. Außer vielleicht die ein oder andere hübsche Krankenschwester im EKH", lachte Izabella auf und sah Anna an. Deutlich spürte sie, dass die Ärztin keinerlei Probleme damit hatte, das ihre einstige Patientin nun mit ihrem Kollegen zusammen war und so atmete Izabella erleichtert auf, fühlte sich nun auch in der Lage Jamies anderen Kollegen entspannter entgegen zu treten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 13:22


    "Wem sagst du das mit den Schichten. Eigentlich hatten Philipp und ich gehofft, dass sich die Situation durch Jamie als neuen Arzt entspannen würde, aber das hat sie trotzdem nicht. Frag Nils, der jammert genauso, dass wir uns nie sehen. Und mein Sohn", Anna machte eine kurze Pause und dachte daran, was Ole immer sagte, wenn sie sich nur beim gemeinsamen Abendessen sahen. "ist ja klar, was der von der Situation hält." Unschlüssig blieb Anna stehen und drehte sich wieder um. Wie es aussah, war das Fleisch bereits fertig und die Männer hatten sich schon am Tisch niedergelassen. "Wie siehts aus? Auch ein bisschen Hunger?" Fast schon beiläufig stellte Anna die Frage und ging wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie wusste, dass Izabella eine Therapie machte, und man sah ihr deutlich an, dass sie anschlug und sie wieder zum Essen geführt hatte. Mit erwartungsvollen Gesichtern blickten Nils und Jamie die beiden Frauen an, als sie wieder zurück kamen. "Sagt mal, wo wart ihr denn?" Rasch ging Anna zu ihrem Freund und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Du willst doch nicht etwa sagen, dass du mich vermisst hast oder wie?" Übers ganze Gesicht grinsend zwinkerte sie Izabella und ließ sich neben Nils auf die Bierbank sinken. "Merks, dir gleich Izabella, sie sind alle gleich, ohne Ausnahme."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 13:34


    "Ja, die Befürchtung hatte ich auch schon, aber mit ein bisschen Erziehung lassen sich vielleicht kleine Unmöglichkeiten noch verbessern." Izabella ließ sich zwischen Malte und Jamie sinken, die bereits mit gefüllten Tellern am Tisch saßen. Es durftete wunderbar nach gegrilltem Fleisch und frischen Salaten und doch fiel es Izabella an diesem Abend schwer etwas zu essen, hatte sie immer das Gefühl alle Blicke wären auf sie gerichtet. Lustlos stocherte sie irgendwann auf ihrem Teller herum. Jamies Blicken wich sie aus und als sie es nicht länger aushielt stand sie auf und ging in die Küche, um die Nachspeise zu holen. Es würde nicht mehr lange dauern bis die anderen auch fertig waren, bis dahin konnte sie den Obstsalat schon einmal in kleine Schälchen anrichten.
    Izabellas Blick wanderte zum Fenster und sie hörte die anderen lachen. Über was sie sich wohl unterhielten? Genervt von ihrem eigenen Verhalten war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich schon mit der Nachspeise zurückkehren sollte oder doch noch etwas warten, bis ihr Unmut zumindest ansatzweise gewichen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 13:46


    "Hey, was ist los?" Fast lautlos war Anna hinter Izabella in die Küche getreten und sah sie fragend an. Schon währen sie gegessen hatte, war ihr aufgefallen, dass die junge Frau keinen Apettit gezeigt hatte und immer wieder über den Tisch geschaut hatte, als ob sie sich beobachtet gefühlt hatte. "Vor was hast du Angst? Davor, dass sich Jamie wieder zu viele Sorgen udn Gedanken um dich macht? Dass die anderen eure Beziehung nicht akzeptieren, wo du doch eine ehemalige Patientin von ihm bist?" Sie machte eine Pause und sah Izabella forschend an. Was bedrückte sie wirklich? War es wirklich das, was Anna vermutete oder wäre es etwas ganz anderes? "Du brauchst dir keine Gedanken darüber machen. Wir alle am Tisch wissen, gegen welche Krankheit du kämpfst, und keiner von uns würde irgendetwas abfälliges darüber sagen oder gar über dich reden wenn du nicht da bist." Während sie redete, ließ sie Jamie unten im Garten nicht aus den Augen. Man sah ihm nur zu deutlich an, dass er sofort hatte aufspringen wollen und ihr hinterher rennen wollen. Aber sowohl Anna, als auch Malte hatten ihm klar gemacht, dass er es sein lassen sollte. Er durfte nicht wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfallen und sie ständig bewachen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 13:56


    "Danke Anna, aber ich will euch den Abend nicht verderben. Ich weiß es ist blöd von mir, doch genau weil ich weiß, dass ihr über meine Krankheit informiert sein, habe ich ständig das Gefühl ich werde von euch genauestens beobachtet, damit mir nichts passiert. Natürlich weiß ich, dass dem nicht so ist. Lass uns zu den anderen zurück gehen, bevor Jamie sich noch größere Sorgen macht." Izabella sah Anna an und musste lächeln. "Er gibt sich große Mühe, aber trotzdem merke ich in einigen Situationen welche Gedanken er sich um mich macht, obwohl es mir längst besser geht, durch meine Therapie. Manchmal hasse ich ihn immer noch dafür, aber eigentlich zeigt es ja nur, wie sehr er mich liebt und wie bereit er ist, dafür zu kämpfen, micht nicht verlieren zu müssen." Ein dankbares lächeln huschte über ihr Gesicht und Izabella war froh, dass Anna ihr gefolgt war. Ihre Gedanken aussprechen zu können ohne sofort damit zu rechnen, dass man sich übertriebene Sorgen um sie machte, tat ihr gut. Mit dem Vanilleeis und den vielen kleinen Schüsseln mit Obstsalat kehrten die Frauen zurück in den Garten. "Ich dachte schon, ihr hättet die Nachspeise alleine gegessen, so lange wie ihr gebraucht habe", lachte Malte und schnappte sich sofort eine der Schüsseln.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 14:05


    "Finger weg Kollege!" Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen schlug Anna Malte auf die Finger und zwang ihn so, die Schüssel wieder herzugeben. Sie kannte Malte lange genug, um zu wissen, dass dieser extrem gefräßig war und nie genug bekommen konnte. Aber genau aus dem Grund sollte er noch länger darauf warten müssen. "Oh nein. Leute was habe ich nur für eine Freundin. Jetzt schlägt sie nicht nur mich zu Hause, sondern auch noch fremde Männer." Stöhnend stützte Nils den Kopf auf die Hände und schüttelte gespielt geschockt den Kopf. "Ach stell dich nicht so an", kommentierte Anna die schauspielerischen Fähigkeiten von Nils und stellte ihm als Trost eine volle Schüssel vor die Nase. Erst als alle eine Schüssel mit Eis und Obstsalat vor sich stehen hatten ließen sich auch Anna und Izabella wieder neben ihren Freunden nieder. "Sag mal Malte, wo hast du eigentlich deine Freundin gelassen?" Fragend sah Jamie den jungen Sani an und wunderte sich, wo Franzi war, denn Malte hatte fest vor gehabt sie mit zu nehmen, und er war sich fast sicher, dass sich diese mit Izabella auch wunderbar verstanden hätte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 14:15


    "Franzis Dienstplan ließ sich leider nicht mit eurer Gartenparty vereinbaren und deshalb sitzt sie jetzt wahrscheinlich genervt im PK und tippt ihre Berichte", antworte Nils an Maltes Stelle, bevor der Sani überhaupt noch die Möglichkeit ergreifen konnte zu einer Antwort anzusetzen. "Ihr könnt mir ruhig sagen, wenn ihr mich loswerden wollt. Ich kann gerne gehe", gab Malte provozierend von sich, bevor er sich einen Löffel gefüllt mit Obst in den Mund steckte. Seine Blicke wanderten durch die Runde und gekonnt spielte er den beleidigten Kollegen, doch das schien keinen zu beeindrucken. Alle hatten nur ein Grinsen auf dem Gesicht und taten so, als hätten sie nichts gehört. Bis auf Izabella, die sich mit einem frechen Funkeln in den Augen von Jamie löste und sich an Malte lehnte. "Hier geht gar niemand, bevor wir nicht alle tot umfallen. Außerdem hat unsere Party erst begonnen und solltest du Franzi zu sehr vermissen, können wir ja immer noch im PK anrufen und sie wegen Lärmbelästigung anfordern."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 14:24


    Sich seiner Handlung voll bewusst schlang Malte einen Arm um Izabellas Hüften und zog sie näher an sich heran. Er wusste genau, dass Jamie schnell eifersüchtig werden konnte, und genau das wollte er jetzt dem jungen Arzt antun. "Ich? Franzi vermissen? Wie kommt ihr denn darauf?" Übers ganze Gesicht grinsend schob er sich einen weiteren Löffel von dem Eis in den Mund und sah die anderen, allen voran Jamie herausfordernd an. Jamie erwiederte den Blick standhaft und wollte nicht näher auf Malte eingehen, aber der nächste Satz des Rettungsassistenten ließ einen alten Zorn in ihm hochkommen. "Sollen wir um sie kämpfen Jamie? So wie unsere Vorfahren damals auch?" Schnell schwang Jamies Laune wieder um und seine Augen funkelten gefählich auf. Er hatte schon einmal um ein Mädchen gekämpft, und daran eine bleibende Erinnerung erhalten. Auch wenn er wusste, dass Malte und Izabella das ganze nur spielten, wurde er nur zu gut daran erinnert und er hatte Mühe sich zurück zu halten. Seine Mutter schien auch gemerkt zu haben, was in seinem Kopf vor ging, denn sie sog die Luft scharf ein. "Nein Malte. Ich würde um sie kämpfen wie noch nie in meinem Leben zuvor, aber es bestünde die Möglichkeit, dass du diesen Kampf nicht überlebst, und aus diesem Aspekt würde ich Franzi dann heute abend lieber wirklich nicht sehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 14:36


    "An deiner Stelle Malte, würde ich jetzt die weiße Fahne schwenken", mischte sich Philipp in die Unterhaltung ein. Welche Gefühlsregung Maltes tun jedoch bei Jamie ausgelöst hatte, blieb seinen Kollegen verborgen, jedoch nicht vor Izabella. Vorsichtig wollte sie sich aus dem Arm des Sanis lösen, um Jamie zu beruhigen, doch Malte schien das Spiel zu gefallen und so einfach wollte er sich den Spaß nicht verderben lassen. Sein Griff wurde fester. "Wir könnten natürlich auch einen Tauschhandel vollziehen. Mal überlegen, wie viele Kamele ist sie mir wert?" Maltes schelmisches Grinsen wurde immer breiter und Izabella merkte, dass er nicht wusste, das er längst zu weit gegangen war. Woher auch, wusste sicherlich niemand von Jamies Kollegen, wie der junge Arzt zu seiner Narbe gekommen war. Nervös beugte sich Izabella zu Malte. "Es reicht! Lass mich bitte los." So leise wie möglich, bat sie den Sani darum, sie loszulassen, doch da Nils auch noch in das Spiel einstieg und verkündete, er würde die Rolle des Zeugen übernehmen und Philipp könnte ja als Notarzt dienen, schüttelte Malte nur lachend den Kopf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 14:45


    Langsam wurde es Jamie zu viel und er musste sich krampfhaft dazu zwingen wieder ruhiger zu werden. Malte meinte es nicht ernst, er wollte ihn nur ärgern, versuchte er sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber die Erinnerungen waren schon zu sehr ans Tageslicht getreten, als dass er sie einfach hätte verdrängen können. Mit finsterem Blick und ohne ein Wort zu verlieren stand er auf und ging ins Haus. Wenn Malte es wirklich so wollte, dann würde er den Kampf bekommen. Längst begriff Jamie nicht mehr, dass alles nur ein Spiel und nicht ernst war, aber er wollte Izabella um keinen Preis verlieren. Er wusste genau, wo sein Vater die alte Fechtausrüstung gelagert hatte und ohne groß nachzudenken schnappte er sich zwei Hauben und zwei Degen und ging wieder in den Garten hinunter. Die entsetzten Blicke seiner Eltern ignorierte er ebenso, wie das Lachen der anderen. "Hier." Gesickt warf er Malte die Kopfbedeckung zu und reichte ihm dann den Degen. "Also, zeig mal ob du noch mehr drauf hast, als ein paar Sprüche." Mit einem Lächeln im Gesich stülpte er sich selbst den Kopfschutz über und griff mit der linken Hand nach dem Degen. Wie im Schlaf stellte er sich auf und wartete darauf, dass Malte auch kam. Die Rufe seiner Mutter und auch die von Izabella waren ihm egal, die Sicherung war durchgebrannt und er konnte einfach nicht anders. Es war wie ein unsichtbarer Zwang, der ihn leitete.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 14:59


    "Ich hätte mich zwar gerade für die Kamele entschieden, aber gut wir können auch den Degen schwingen." Lachend stand Malte auf. Die Waffe in seiner Hand sah er als Spielzeug, mit der nicht viel anzurichten war. Izabella schloss die Augen, in der Hoffnung, Jamie würde endlich wieder zur Vernunft kommen, sich die Haube vom Kopf ziehen und ihr lächelnd sagen, dass er es niemals zu einem Kampf würde kommen lassen. Plötzlich spürte sie wie eine Hand sich auf ihre Schulter legte und sie riss erschrocken die Augen auf. "Du musst etwas unternehmen Izabella. Wir können reden so viel wir wollen, Jamie wird nicht auf uns hören, zu groß ist seine Angst dich zu verlieren", hörte sie Franks ruhige Stimme und entschlossen nickte sie ihm zu und stand auf. Malte hatte sich die Haube bereits aufgesetzt und fuchtelte mit dem Degen wild in der Luft herum, als wollte er Jamie mit dieser Aktion Angst einjagen. "Es reicht Malte. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder. Nein, schlimmer." Ohne Angst, getroffen zu werden, ging Izabella auf den Sani zu und nahm ihm geschickt den Degen aus der Hand. Ihr Blick ruhte auf Jamie und langsam ging sie auf ihn zu, legte ihre Arme um ihn. "Du hast bereits einmal um mich gekämpft und gewonnen. Meinst du nicht meine Krankheit als Gegner reicht?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 15:08


    Unfähig etwas zu unternehmen ließ sich Jamie den Degen abnehmen und ließ es zu, dass Izabella ihn umarmte. Er konnte sich nicht darauf konzentrieren was sie sagte, begriff aber instinktiv, dass sie Recht hatte. Ohne auf die anderen zu achten ging er wieder zurück ins Haus und kam sich wie ferngesteuert vor. Er war nicht fähig irgendetwas zu tun und völlig fertig ließ er sich in dem Zimmer wo er die Ausrüstung schon gefunden hatte auf den Boden sinken und vergrub den Kopf zwischen den Armen. Erst jetzt, da Izabella den Unsinn beendet hatte wurde ihm klar, was er gerade getan hatte. Er hatte sich genauso kindisch benommen wie sein Freund damals, mit dem Unterschied, dass Malte nicht ernsthaft etwas von Izabella wollte, sondern sich nur einen Scherz erlaubt hatte. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er nicht merkte, wie jemand den Raum betrat. Seine Schuldgefühle verdrängten alles andere und er begriff langsam, dass er sich komplett zum Affen gemacht hatte. Wie sollte er jetzt einfach wieder hinaus gehen und so tun als wäre nichts passiert? Egal was er jetzt tun würde, die unbeschwerte Laune wäre verflogen und die seltsamen Blicke waren sicher.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 15:20


    "Ich will mir jetzt gar nicht ausmalen, wie du reagieren würdest, würde es tatsächlich passieren, dass du Izabella verlierst. Sorry Kollege, das ich dich so provoziert habe, mir war nicht bewusst, wie sehr ich dich damit auf die Palme treibe." Malte war im Türrahmen stehen geblieben und blickte auf Jamie, der völlig verstört auf dem Boden saß. Im Gegensatz dazu war aus dem Garten fröhliches Gelächter zu hören, doch auch wenn man angestrengt aus dem Fenster blickte, so konnte man in der Dunkelheit, die langsam über sie gekommen war, nichts mehr erkennen. Auf dem Boden lag Jamies Degen und Maltes Blick blieb daran hängen. "Sind meine Befürchtungen richtig, dass ich gegen dich sowieso keine Chance gehabt hätte. Na zumindest wäre Anna dann als Ärztin vor Ort gewesen und Nils hätte gleich mal den Unfallbericht aufnehmen können. Na komm schon, lass uns zurück in den Garten gehen. Bevor Izabella und dein Vater noch irgendwelchen Blödsinn anstellen. Für einen Notfall fühle ich mich jetzt nämlich nicht mehr in der Lage."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 15:28


    Maltes Worte erreichten Jamie nur langsam und machten für diesen die Sache auch nicht viel besser. Langsam und immer noch von Schuldgefühlen geplagt hob Jamie den Kopf und sah Malte an. "Wir hätten weder einen Arzt noch einen Polizisten gebraucht. Ich hätte dir nichts tun können." Gedankenverloren griff er sich an den Hals und fuhr sich leicht über seine eigene Narbe, die auch nur durch so eine Dummeheit entstanden war. Langsam stand er auf und ging zu Malte, der immer noch in der Tür stand. "Hier, schau sie dir an. Das entsteht, wenn man ohne Schutzausrüstung um ein Mädchen kämpft, das man liebt. So viel zum Thema." Langsam fasste sich Jamie wieder und noch während er dem ahnungslosen Malte erklärte, weshalb er gar so ausgeflippt war kehrte auch seine gute Laune wieder zurück. "Na komm, vergessen wirs. Ich habe es begriffen und ich glaube auch, dass du deine Franzi nie hergeben würdest." Freundschaftlich schlug Jamie ihm auf die Schulter und legte die Ausrüstung von Malte zu den anderen Sachen dazu und schloss die Türe wieder hinter sich. Dem Lachen der anderen zufolge nahm ihm keiner den Ausrutscher übel. Hoffentlich würde auch Izabella ihm das nicht übel nehmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 15:41


    Kleine Kerzen beleuchteten den Tisch auf der Terrasse und aus dem Grill hatte man ein kleines Lagerfeuer gemacht, welches rot-orange flackerte und graue Schatten herauf beschwor. Izabella hatte sich wieder an den Tisch gesetzt und nahm dankbar eine Decke von Gabriele entgegen, die sie ihr um die Schultern legte. Ob es nun der Schreck über Jamies Auftritt oder einfach die Kälte der Nacht war, die sie zittern ließ, wusste sie nicht.
    Längst war wieder ein Gespräch im Gange, doch Izabella konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren. Müde schloss sie die Augen und wünschte sich Jamie würde neben ihr sitzen und sie in den Arm nehmen, doch dieser war noch immer nicht aufgetaucht. Immer wieder blickte sie zum Haus, doch weder Malte noch Jamie erschienen auf der Bildfläche. War es dieses Gefühl, das Jamie immer empfand, wenn sie ins Haus ging und länger nicht mehr auftauchte? Diese innere Unruhe, die Gedanken, die einzig und allein darum kreisten, was im Haus gerade vor sich ging? Nervös spielte Izabella mit dem Pflaster an ihrem Finger.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 15:47


    Unsicher wie die anderen reagierten hatte Jamie beschlossen, nicht direkt in den Garten hinauszugehen, sondern von hinten zu kommen. Er wollte erst gesehen werden, wenn er wirklich da war und nicht schon vorher angestarrt werden. Lange lehnte er sich an einen der Bäume, auf die er noch beim letzten Besuch seiner Eltern eingeschlagen hatte und beobachtete die Gesellschaft. Es wurde Zeit, dass er wieder zu ihnen zurück ging und ihnen zeigte, dass er den Groll auf Malte wieder abgelegt hatte. Erstaunt sah er, wie Izabella immer wieder zu der Türe blickte in der Hoffnung Jamie würde jeden Moment herauskommen. Würde sie sich gerade die gleichen Gedanken machen, wie er es getan hatte, wenn sie einfach so im Haus verschwunden war. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen trat er aus dem Schatten der Bäume und ging schweigend zurück zu seinen Kollegen. Leise ließ er sich neben Izabella auf die Bank sinken und nahm sie zärtlich in die Arme. "Du frierst ja. Na komm her." Leise flüsterte er ihr die wenigen Worte ins Ohr und zog sie näher an sich heran. Sanft schlang er seine Arme um sie und rieb ihr ganz leicht über die Arme, dass sie wieder wärmer wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 15:56


    Erleichtert, das er endlich wieder bei ihr war, ließ Izabella sich in seine Arme sinken und genoss seine körperliche Nähe. Die Müdigkeit, die sie gerade zu überfallen gedroht hatte, war auf einmal verschwunden. "Ich denke morgen sollte ich auf jeden Fall mit der ersten Lektion zum Thema Erziehung beginnen. Oder soll ich dich lieber schriftlich erörtern lassen, warum ein Degen kein Spielzeug ist", flüsterte Izabella Jamie frech zu. Ihre Augen blitzten streng, doch man konnte genau erkennen, wie erleichtert sie war, ihn wieder bei sich zu haben. Frank hatte die Weinfalsche aus der Küche geholt und reichte nun jedem ein gefülltes Glas, mit den Worten, er wollte für innere Wärme sorgen, wenn die Sonne sie schon im Stich gelassen hatte. Malte, der sich in der Küche noch einmal einen Teller mit Salat gefüllt hatte, ließ sich gegenüber Jamie und Izabella nieder und zückte sein Handy. Man brauchte nicht lange zu überlegen, an wen er eine SMS tippte. Aber er würde Franzi wohl kaum von den Vorfällen berichten, hatte er ja schließlich selbst Schuld daran.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 16:04


    "Nein, ich glaube ich weiß ganz gut, dass ein Degen kein Spielzeug ist", lachend küsste Jamie seine Freundin und hielt sie weiter im Arm. Dankbar griff er nach dem Weinglas, das sein Vater ihm gegeben hatte und nahm einen großen Schluck daraus. Mit einem grinsenden Blick auf Malte registrierte er, dass dieser sein Handy herausgezogen hatte. "Du brauchst Franzi gar nicht schreiben, dass sie uns auf dem nach Hause weg kontrollieren soll, denke wir sind alle mit der U-Bahn da." Zustimmendes Lachen ließen Malte verwirrt von seiner SMS aufsehen und man sah deutlich, dass er in Gedanken bereits wo anders gewesen war, schließlich musste es hart für ihn sein, zusehen zu müssen wie Nils Anna im Arm hielt und Jamie Izabella. Jamie hatte bereits einen passenden Satz auf den Lippen gehabt, ihn dann aber doch lieber nicht gesagt, um keinen Streit mit Philipp zu provozieren. Fragend blickte Jamie zu Anna hinüber, die flüsternd irgendetwas mit Nils zu diskutieren schien. "Seid uns nicht böse, aber wir würden gerne wieder heim fahren, schließlich habe ich Ole versprochen, dass wir morgen etwas miteinander unternehmen, und ich kann das Versprechen nicht brechen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 16:15


    "Dem werde ich mich auch gleich anschließen, denn nach unserer anstrengenden Woche im EKH, schadet mir ein Tag der Erholung ganz bestimmt nicht." Ohne große Worte des Abschieds löste sich die Party auf und trotz des kleinen Zwischenfalls waren sich alle einig, das dieses Treffen unbedingt wiederholt werden musste.
    Nachdem Philipp, Malte, Anna und Nils gegangen waren, hatten Frank und Gabriele damit begonnen, aufzuräumen. Die Hilfe von Izabella und Jamie hatten sie abgelehnt und so saßen die beiden immer noch auf der Terasse und Izabella kuschelte sich eng an Jamie. Ihr Blick wanderte zum dunklen Nachthimmel, auf dem vereinzelt Sterne zu sehen waren, die aufblitzten und wieder verschwanden. Izabella war froh, das sie jetzt nicht mehr zur U-Bahn hetzen mussten, um in die Stadt zu kommen, sondern sich nur ins Haus bemühen musste, um sich dort ins Bett des Gästezimmers fallen lassen zu können. Doch trotz dieses Gedanken verspürte sie keine Müdigkeit, wie sonst immer, wenn es spät wurde. Sollte dieses Symptom endlich auch nachlassen und ihr Körper endlich zu Kräften kommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 16:22


    Jamie stand nur kurz auf um sich wenig später in einem andern Stuhl nieder zu lassen. Sanft zog er Izabella wieder auf seinen Schoß und wickelte sie in die Decke ein. Ihre Augen sprachen eine andere Sprache als sonst, und er merkte, dass sie lange nicht so müde war wie die letzten Wochen. "Woran denkst du?" Mit leiser Stimme holte er sie aus ihren Gedanken und blickte selbst zum Sternenhimmel hoch. Zwar hatte er noch nie die romantische Ader gehabt, aber der Anblick abertausender Sterne ließ diese Gefühl nun auch in ihm hochkommen. Trotz des Zwischenfalls mit Malte konnte er sagen, dass es ein guter Abend gewesen war und alles so gelaufen war, wie er sich es vorgestellt hatte. Allerdings war er sich auch sicher, dass er schönste Teil des Abends erst noch kommen würde. Er und Izabella hätten alle Zeit der Welt für einander, die Zeit, die ihnen unter der Woche oft nicht blieb, weil jeder einen ausgefüllten Tag hatte und abends wie tot ins Bett fiel. Sanft drehte er ihren Kopf zu sich hin und küsste sie zärtlich auf die Lippen. "Habe ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 16:36


    "Nein, nicht gesagt, aber deutlich genug gezeigt." Izabella erwiderte seinen zärtlichen Kuss und ließ ihren Kopf gegen seine Brust sinken. Ihre Finger verflochten sich mit seinen und sie konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. "Versprich mir, dass du mir nie wieder solche Angst einjagst. Ich habe keine Lust dich wegen einem solchen Schwachsinn im Krankenhaus besuchen zu müssen." Es war kein Vorwurf der über ihre Lippen drang, sondern tiefe Besorgnis und zum ersten mal spürte Izabella, wie tief verzweifelt sie wäre, würde ein solches Ereignis sie von Jamie trennen. Der helle Mond schien in den Garten und jetzt da die Kerzen verlöscht worden waren, war es die einzige Lichtquelle. Doch der fahle Schein genügte den beiden, denen nicht einmal aufgefallen war, dass Jamies Eltern sich längst von ihnen verabschied hatten und ins Bett gegangen waren. "Ich liebe dich auch, Jamie." Sanft küsste sie ihn wieder.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 16:44


    "Ja, ich verspreche dir, dass ich so etwas nie wieder mache." Mit nur leiser Stimme antwortete er ihr und dachte noch mal darüber nach, was er alles hätte anrichten können. Sie hätten sich gegenseitig mit ihren Degen ernsthaft verletzen können und er wollte sich gar nicht ausmalen, was sonst noch so alles hätte passieren können. Jamies Küsse wurden immer fordernder und er schob seine Hand sanft unter ihre Füße. Den anderen Arm unter ihre Achseln gelegt stand er langsam auf und trug sie ins Haus. Langsam und vorsichtig legte er sie auf dem Gästebett ab und löste die Decke von ihren Schultern. Erst als er spürte, dass sie wirklich auf seine Liebkosungen einging fuhr er fort und küsste sie immer intensiver. Erst einige Zeit später kuschelte sie sich dann wieder an ihn heran und er nahm sie leicht in den Arm, und auch wenn es draußen noch warm genug war breitete der Bettdecke leicht über ihnen aus. Ein kurzer Seitenblick zu ihr zeigte ihm, wie glücklich sie im Moment war und, dass sie vor lauter Erschöpfung und Anstrengung, der sie den ganzen Tag ausgesetzt gewesen war, bereits eingeschlafen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 05.08.2007, 16:53


    Es hatte nicht lange gedauert, bis der streßige Alltag sie nach dem erholsamen Wochenende wieder eingeholt hatte. Vor allem Izabella spürte, wie anstrengend die Tage wieder waren in den sie zu den Vorlesungen an der Uni musste. Am Abend zuvor hatte sie bis tief in die Nacht ihre Unterlagen zusammen gefasst und war erst ins Bett gegangen, als auch Jamie von seiner Schicht kam. Nun lag sie noch immer im Bett und schlief tief und fest. Das Jamie bereits aufgesanden war, um Frühstück zu machen, hatte sie nicht bemerkt und auch nicht, dass ihr Wecker geklingelt hatte. Noch immer war sie tief versunken in einem traumlosen Schlaf, der sie gar nicht mehr loslassen wollte. Einige Bücher lagen neben ihrem Bett, die sie daran erinnern sollte, dass sie vor den Vorlesungen in die Bibliothek musste. Dies würde sie jedoch nicht mehr schaffen, zu viel Zeit war bereits vergangen und würde noch vergehen, würde sie nicht endlich aufstehen. Die ersten Sonnenstrahlen des morgens kämpften sich durch die Vorhänge des Schlafzimmers.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.08.2007, 16:59


    Ein rascher Blick auf die Uhr genügte Jamie um ihm zu sagen, dass es für Izabella höchste Zeit wurde aufzustehen. Warum nur schlief sie noch immer, wo sie in den letzten Wochen doch immer vor ihm wach gewesen war und er sie manchmal nur mühsam im Bett halten konnte. Leise ging er ins Schlafzimmer zurück und zog die Vorhänge rasch auf, in der Hoffnung sie würde nun von selbst aufwachen. Aber mehr als ein kleines Brummen war von ihr nicht zu hören und sie drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter. Vorsichtig beugte er sich über sie und rüttelte sie sanft an den Schultern. "Hey, du musst aufstehen. Ich dachte du willst vor den Vorlesungen noch in die Bibliothek?" Etwas besorgt musterte er sie und stellte, fest, dass sie seltsam blass um die Nase war. So blass wie schon lange nicht mehr. Sollte sie sich an dem Abend bei seinen Eltern im Garten erklältet haben oder was war der Grund dafür, dass sie auch wieder so ungewöhnlich lange schlief. "Na komm, raus aus dem Bett, du hast nicht mehr viel Zeit, bis zur Vorlesung." Unsanft zog er ihr die Bettdecke weg, in der Hoffnung die plötzliche Kälte würde sie wecken.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 09:09


    Zitternd, die Arme um ihren schmerzenden Bauch geschlungen und völlig kraftlos lag Izabella auf dem Bett, öffnete benommen die Augen, um sie jedoch sofort wieder zu schließen, als das grelle Licht der Sonne ihr ins Gesicht schien. Das Zittern, keinesfalls verursacht von der plötzlichen Kälte, sondern von den Bauchschmerzen, nahm zu und eine Welle von Übelkeit überkam sie. Immer noch darum bemüht ihre Augen zu öffnen, setzte Izabella sich auf und blickte als erstes in Jamies erschrockenes Gesicht. Unsicher fuhrt sie sich mit der Hand durch ihre Haare und hätte sich am liebsten wieder zurück in die Kissen sinken lassen. Sie fühlte sich schrecklich. "Ich glaube, es ist besser, wenn ich heute nicht zu den Vorlesungen gehe", kam es leise und schwach über ihre Lippen. Was war mit ihr los? Warum fühlte sie sich auf einmal so schlecht? Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, um nicht nur sich, sondern auch Jamie eine beruhigende Erklärung geben zu können. Sollte ihr die vergangene Nacht so derart zugesetzt haben oder vielleicht doch die Tatsache, das sie gestern vor lauter Streß kaum etwas gegessen hatte.
    Langsam stand Izabella auf und ging in die Küche, wobei sie mit ihren Blicken Jamie deutlich vermittelte, dass er ja nicht auf die Idee kommen sollte, sie hochzuheben und zu tragen. Kaffee war noch keiner in der Kanne und so setzte sie die Kaffeemaschine in Betrieb, bevor sie das Küchenfenster öffnete und mit dem kalten Wind des morgen ihre Übelkeit vertreiben wollte. Mit einer Hand stützte sie sich auf dem Fensterbrett ab, um das starke Schwindelgefühl zu unterdrücken. "Meinst du, du könntest für mich heute die Therapie absagen? Ich fühle mich nicht gut. Wahrscheinlich habe ich mich bei deinen Eltern erkältet. Und hör' auf mich mit deinem musternden Arztblick anzusehen. Ganz bestimmt werde ich dir hier nicht sofort zusammenbrechen." Izabella löste sich von ihrem Platz am Fenster und ging auf Jamie zu, der sie sorgenvoll ansah. Sanft küsste sie ihn. "Ein paar Stunden auf dem Sofa und dnach wird es mir sicher wieder besser gehen, glaub' mir."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 09:29


    Besorgt schlang er seine Arme sanft um sie und sah sie lange und eindringlich an. Er konnte es nicht abstellen, sie so anzusehen und sich Sorgen zu machen, wo sie so viel schlechter aussah als die letzte Zeit auch. Ihren Kuss erwiederte er kaum und strich ihr ihre Locken immer wieder aus dem Gesicht. "Aber bitte bleib dann wirklich auf dem Sofa liegen. Du weißt, ich gehe jetzt nur ungern in die Arbeit, aber ich werde trotzdem gehen, schließlich habe ich längst verstanden, dass du den Freiraum brauchst." Langsam löste sich Jamie von ihr und griff nach der Wasserflasche die auf der Arbeitsfläche stand und nahm einen tiefen Schluck daraus. "Aber wenn irgendetwas ist, dann ruf mich an! Bitte!" Vorsichtig küsste er sie nochmal und begann in Gedanken schon fieberhaft zu überlegen, was es wirklich sein könnte, dass sie gar so blass um die Nase war. War es nur eine Erkältung oder sollte etwas anderes dahinter stecken? Die fehlende Lust auf die Therapie machte ihm noch zusätzlich Gedanken, die er aber nicht mit ihr teilen wollte. Sollte ihr der Stress die letzten Tage mehr zugesetzt haben als er dachte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 09:41


    "Ich werde dich nicht anrufen müssen. Ein paar Stunden Schlaf werden mir sicherlich gut tun und wenn du wieder nach Hause kommst, bin ich längst wieder fit." Mit einem Lächeln machte sie sich daran eine Tasse mit dem tiefschwarzen Kaffee zu füllen. Erst als sie ihre Finger um die warme Tasse legte, wurde ihr selbst bewusst, wie kalt ihre Hände waren. Ihr Körper hatte aufgehört zu zittern, doch die Übelkeit blieb und Izabella brachte es nicht über sich einen Schluck von ihrem Kaffee zu nehmen. Allein der Geruch schreckte sie ab und müde setzte sie sich an den Tisch. Was war nur los mit ihr? Mit einem Lächeln versuchte sie davon abzulenken, wie viel Gedanken sie sich selbst machte und stand noch einmal auf, um sich von Jamie zu verabschieden, der immer wieder nervös auf die Uhr gesehen hatte. Er musste los, wollte sie aber nicht alleine lassen. Der Kampf zwischen diesen beiden Auswahlmöglichkeiten, was er jetzt tun sollte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Was hältst du davon, wenn ich dir verspreche, dass ich mich von Anna untersuchen lasse, sollte es mir heute Mittag nicht besser gehen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 09:51


    Jamie hätte erwartet, dass es ihm einen Stich versetzt, wenn sie sagt, sie würde sich von seiner Kollegin untersuchen lassen. Aber sein Kopf schien wirklich begriffen zu haben, dass er in manchen Situationen einfach nicht helfen konnte, auch wenn er es wollte. "Von dem Versprechen halte ich sehr viel, obwohl ich hoffe, dass du es nicht einlösen musst." Rasch umarmte er sie noch einmal und hoffte ihr so noch etwas Wärme geben zu können, die ihrem Körper fehlte. Es wurde höchste Zeit für ihn, dass er hier rauskam und sich auf den Weg ins EKH machte. "Wir sehen uns dann heute abend." Mit einem hastigen, aber zärtlichen Kuss löste er sich von ihr und schnappte sich den Rucksack. Ein letzter Blick bevor er die Wohnung verließ galt ihr, wie sie immer noch zitternd im Nachthemd in der Küche stand.
    "Na du kommst auch immer knapper. Anfangs waren es noch zehn Minuten, jetzt ist es nur noch eine. Du hast nicht zu fällig Stress Doktor Schwarz?" Lachend empfingen Malte und Anna den jungen Arzt, der völlig außer Atem in die Küche gestürmt kam um erstmal einen heißen Kaffee zu trinken. "Stress? Wie kommt ihr nur darauf? Ich hab ne kranke Freundin zu Hause, das ist schlimmer als Stress."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 10:01


    "Na ja, krank sah Izabella am Wochenende nicht aus. Zumindest nicht mehr so, dass man jeden Moment denke musste, sie würde bewusstlos zusammenbrechen. Ihre Therapie scheint ihr wirklich was zu bringen, abgesehen natürlich von dem Freund, der ihr zur Seite steht", lachte Malte, bevor er sich ebenfalls eine Tasse Kaffee nahm. Philipp saß bereits am Tisch, die Zeitung ausgebreitet und schien vollkommen uninteressiert der Unterhaltung zu lauschen, die Jamies Verspätung verursachte. Doch in Wirklichkeit hatte die letzte Aussage des jungen Arztes ihn sofort wach gerüttelt, denn auch wenn er es vielleicht nicht zugeben wollte, so machte er sich doch so seine Gedanken um seine Kollegen und auch um Izabella. Nachdenklich blätterte Philipp in der Zeitung und warete darauf das Jamie etwas sagen würde. Anna hatte den jungen Arzt genau beobachtet, seit er den Raum betreten hatte. Es musste etwas passiert sein, zu deutlich war der sorgenvolle Gesichtsausdruck. "Jamie, was ist mit Izabella?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 10:13


    Langsam hob Jamie den Kopf und sah Anna offen an. Wenn er wüsste was mit seiner Freundin los war, dann würde es ihm jetzt besser gehen, dann könnte er irgendetwas dagegen machen, und müsste nicht untätig zusehen. "Na das wenn ich wüsste. Die letzten Tage waren Stress pur. Für uns beide. Sie hat mit ihrem Studium ewig viel zu tun, hat immer bis spät in die Nacht irgendwelche Unterlagen zusammengefasst und ist erst ins Bett als ich sie fast dazu gezwungen habe." Jamie sah die Bilder der vergangenen Abende genau vor sich. Er war selbst völlig fertig vom Dienst gekommen und hatte sie in der Küche vorgefunden, wo sie wie verbissen die Unterlagen zusammengefasst hatte. Ewig hatte er auf sie einreden müssen, dass sie mit ins Bett kam und die Unterlagen liegen gelassen hatte. "Und heute morgen hat sie den Wecker verschlafen, sie hat am ganzen Körper gezittert und war weißer wie die Wände. Von den Bauchschmerzen brauchen wir gar nicht reden. Was wenn sie durch den Stress der letzten Tage rückfällig geworden ist?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 10:24


    "Es können zwar Anzeichen dafür sein, aber du solltest nicht sofort wieder mit dem schlimmsten rechnen. Weißt du ob sie in den letzten Tagen genügend gegessen hat? Wobei selbst das muss noch nichts bedeuten. Ich weiß, es ist Unsinn, aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Izabella hat in den letzten Wochen so viel geschafft, da bin ich mir sicher das ein bisschen Streß nicht sofort wieder rückfällig werden lässt. Und wenn doch, wird es ihr Therapeut schnell genug merken, um einschreiten zu können." Aufmunternd sah Anna ihren jungen Kollegen an und ahnte nicht einmal, wie viele Gedanken er sich wirklich machte und wie viele Gedanken er sich nach ihren leicht daher gesagten Sätzen noch machen würde.

    Kaum hatte Jamie die Wohnung verlassen, hatte Izabella sich vollkommen erschöpft auf das Sofa sinken lassen und die Augen geschlossen. Die Müdigkeit hielt sie fest im Griff, ebenso wie die Übelkeit und das Schwindelgefühl. Als sie es nicht mehr länger aus hielt, stand sie auf und ging ins Bad, in der Hoffnung dort irgendwelche brauchbaren Tabletten zu finden, zumindest eine Aspirin. Auf keinen Fall wollte sie mittags im EKH auftauchen und sich von Anna untersuchen lassen. Ein bisschen Erholung, mehr war nicht nötig, um wieder fit zu werden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 10:41


    Jamie hatte nicht mehr viel auf Annas Ausführung geantwortet, schließlich wusste er, dass seine wirkliche Sorge keiner von ihnen verstehen konnte. Und um nicht noch mehr darüber reden zu müssen, war er über jeden Einsazt froh, den sie an dem Tag hineinbekamen. Nur so war er wirklich gezwungen nicht über Izabella nachzudenken und sich auf etwas anderes, wichtigeres zu konzentrieren. Jeden weiteren Versuch von Anna blockte er in den kleinen Pausen ab, noch einmal darüber zu sprechen. Er wollte keine Ratschläge hören, oder Sätze, die die ganze Situation verharmlosten. Sie war krank, in welcher Form wusste er noch nicht, aber er musste zusehen, dass sie wieder auf die Beine kam. Erst in der Mittagspause dachte er wieder daran, dass er ihren Termin im UKE absagen musste und zog rasch sein Handy heraus. Noch war er alleine in der Küche und er lehnte sich an das Fensterbrett und begann dem Arzt zu erklären, dass Izabella nicht kommen konnte. Erst als er wieder aufgelegt hatte fiel ihm wieder ein, dass Izabella sich von Anna untersuchen lassen wollte. Würde sie wirklich kommen? Unsicher ob er sie anrufen sollte oder nicht drehte er sein Handy zwischen den Fingern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 10:49


    Behutsam öffnete sie die Tür und sah Jamie am Fenster stehen, das Handy nervös in den Händen haltend. Sie ahnte, mit welchem Gedanken er spielte und atmete erleichtert auf, als er das Handy wieder wegsteckte und keinen Kontrollanruf startete. Noch hatte er sie nicht bemerkt und so betrat Izabella leise den Raum. Eine Besserung war kaum eingetreten und obwohl sich innerlich alles gegen eine Untersuchung sträubte, wollte sie Jamie den Gefallen tun und sich von Anna untersuchen lassen. Vielleicht auch zu ihrer eigenen Beruhigung, denn obwohl Izabella sicher wusste, dass sie auf keinen Fall einen Rückfall erlitten hatte, so wollte sie bestätigt haben, das die Sympotme Zeichen für eine harmlose Erkältung waren. Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und hauchte ihm einen Kuss auf die Backe. "Nicht erschrecken. Ich bin's nur. Philipp meinte, ich könnte dich hier finden. Du machst dir immer noch Sorgen!" Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die über ihre Lippen drang.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 11:02


    Erschrocken fuhr Jamie herum und starrte Izabella an. Sie war tatsächlich gekommen um sich untersuchen zu lassen. Er hätte es nicht verwetten wollen, dass sie kommen würde, und er spürte, wie ihn eine Welle der Erleichterung durchströmte. Sie war immer noch so blass wie am morgen und auch die dicke Strickjacke ließ darauf schließen, dass ihr immer noch kalt war. Mühsam versuchte er seine Sorge zu verstecken, aber sie kannte ihn lange und gut genug. "Ja ich mache mir immer noch Sorgen. Aber wenn du dein Versprechen jetzt einlöst, könnten wir ja bald wissen was es wirklich ist, und ich kann aufhören damit." Leicht lächelnd küsste er sie auf die Lippen und zog sie auf seinen Schoß. Er hatte Anna noch nichts davon gesagt, dass sie kommen würde. Ob sie es einfach so in der Mittagspause machen würde? Er war sich fast sicher, immerhin hatte sie am morgen schon versucht ihm die Sorge auszureden. "Sollen wir Anna suchen, oder warten bis sie kommt? Nein, schau mich nicht so an, ich habe ihr noch nichts davon erzählt, dass du mir dieses Versprechen gegeben hattest."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 14:12


    „Glaubst du das wirklich. Glaubst du wirklich Jamie, dass du einfach aufhören kannst dir Sorgen um mich zu machen, nachdem Anna mich untersucht hat? Was, wenn die Diagnose wieder Magersucht lautet? Jamie, ich möchte dir keine Vorwürfe machen, weil ich weiß, wie sehr du mich liebst und das du dir nur deshalb Sorgen machst, aber ich würde mir so sehr wünschen, dass du mir vertraust. Natürlich gibst du dir Mühe, aber meinst du ich merke nicht, wie du mich manchmal heimlich beobachtest und eingreifen möchtest. Lass mich bitte alleine nach Anna suchen und sei’ mir nicht böse.“ Sanft nahm sie seinen Kopf zwischen ihre Hände und küsste ihn innig. „Ich liebe dich, Jamie.“
    „Ich will euch ja nicht stören, aber Dr. Schwarz sind Sie sicher, dass diese medizinische Behandlung wirklich Erfolg versprechend ist!“ Lachend betrat Malte den Raum und schreckte Izabella und seinen Kollegen auf. „Natürlich ist diese Therapie Erfolg versprechend, aber nur für mich vorgesehen“, erwiderte Izabella und stand lächelnd auf. Noch einmal beugte sie sich zu Jamie hinunter, küsste ihn sanft, bevor sie die Küche verließ. Leise klopfte Izabella an Annas Bürotür und war sich nicht sicher, ob sie Anna überhaupt antreffen wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 14:23


    "Ich glaube langsam macht mich diese Frau noch krank." Stöhnend stütze Jamie den Kopf in die Hände und griff hart in seine Haare. Wieso nur sah Izabella ihm immer sofort an, was er dachte und tun wollte? Konnte sie es nicht einmal zulassen, dass er sich ernsthafte Sorgen um sie machte? Ständig wollte sie, dass er ihr vertraute in dem schweren Kampf, aber sie musste doch auch merken, dass es für ihn auch nicht einfach war, und dass er oft nicht weiter wusste.

    Völlig vertieft in den Patientenbericht, der auf ihrem Bildschirm flimmerte blickte Anna nicht auf als es an der Türe klopfte. "Ja, Herein." Sofort konzentrierte sie sich wieder auf die komplizierten Symptome und wünschte sich, sie wüsste endlich worauf das alles hindeuten würde. Es war ihr ein Rätsel, und wie so oft war genau sie eingeteilt worden um den Patienten zu behandeln. Erst als die Türe leise wieder geschlossen wurde sah sie auf und fuhr sich fahrig durch die Locken. "Hey. Na, was führt dich hierher? Nichts schlimmes hoffe ich doch, oder?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 14:31


    "Ich wollte dich nicht stören, du hast bestimmt genügend Arbeit", versuchte Izabella es mit einem letzten Versuch der Situation zu entkommen. Ein deutliches Kopfschütteln von Anna sagte ihr jedoch, dass die Ärztin sich für sie Zeit nehmen würde und wenn noch so viele Patientenakten sich auf ihren Schreibtisch stappeln würden. Izabella hatte sich gegen die Tür gelehnt und blickte gedankenversunken aus dem Fenster. "Jamie hat dir ja bestimmt erzählt, dass es mir heute Morgen nicht so gut ging. Was er allerdings nicht erzählt hat, ist die Tatsache, dass ich ihm versprochen habe mich untersuchen zu lassen, sollte es nicht besser werden. Ich fühle mich immer noch genauso schrecklich, aber ich weiß, dass es etwas anderes sein muss, als meine Magersucht. Zwar ist mir schwindlig, übel und ich fühle mich vollkommen kraftlos, aber mir ist nicht egal, was mit mir ist." Izabella verstummte und sah Anna bittend an. "Kannst du mich untersuchen, damit Jamie beruhigt sein kann, dass ich nicht rückfällig geworden bin."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 14:42


    Rasch machte Anna nur den Bildschirm ihres Computers aus und stand auf. Suchend blickte sie sich auf dem Schreibtisch um, ob sie irgendwo ihr Stethoskop liegen hatte, bis sie merkte, dass es ihr immer noch um den Hals hing. Kopfschüttelnd, aber lachend nahm sie Izabella leicht an der Schulter und führte sie aus dem Zimmer hinaus. "Sicher untersuche ich dich. Aber ich tue es nicht für Jamie, sondern für dich." Ohne noch viel zu sagen ging sie Izabella voran in eines der Behandlungszimmer. Zügig zog sie den Vorhang vor und schnappte sich einen kleinen Notizblock und einen Zettel. Die Krankenakte von Izabella war längst geschlossen, und es gab auch keinen Grund sie wieder zu öffnen. Also musste Anna ihre Beobachtungen auf dem kleinen Zettel unterbringen. "Du sagt, dir ist übel und du fühlst dich kraftlos? Erst seit heute morgen, oder die letzten Tage auch schon?" Bemüht die Fragen nicht zu routiniert klingen zu lassen wies Anna Izabella gleich die Liege zu und bat sie im selben Atemzug den Bauch frei zu machen. "Vorsicht, wird jetzt dann gleich ein bisschen kalt." Fast schon blind griff sie nach dem Kopf des Ultraschalls und benetzte die Oberfläche mit dem Kontaktgel.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 14:51


    Izabella wandte ihre Augen von dem Bildschirm des Ultraschallgerätes ab und blickte auf die Seite. Jamie hatte Anna also von ihren Bauchschmerzen erzählt, was sonst würde die Ärztin dazu veranlassen, mit dieser Untersuchung zu beginnen. "Bisher dachte ich immer die Müdigkeit hängt mit dem Streß der letzten Tage zusammen, aber es kamen immer mehr Symptome hinzu, bis ich mich heute morgen so schrecklich fühlte, dass ich Jamie sogar darum gebeten habe, meine Therapie abzusagen. Für ihn wohl ein klares Zeichen, das ich wieder rückfällig geworden bin." Betrübt blickte Izabella immer noch starr auf die Seite und zuckte kurz zusammen, als sie die Kälte des Gels auf ihrem Körper spürte. Unsicher drehte sie ihren Kopf nun doch in Annas Richtung, aus Angst die Bilder des Ultraschalls hätten bereits eine schlimme Diagnose ergeben, doch das lächelnde Gesicht der Ärztin hatte sich nicht verändert und erleichtert atmete Izabella auf. Ihre Gedanken wanderten zu Jamie und obwohl sie ihn verstehen konnte, wurde es für sie immer unerträglicher, dass er sich solche Sorgen um sie machte. Sorgen, die sich ein anderer Freund nicht um seine Freundin machen musste.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 15:04


    Konzentriert starrte Anna auf den kleinen Bildschirm und kontrollierte alle inneren Organe ab, ob irgendetwas zu sehen war, was die Übelkeit hätte auslösen können. Aber es war alles in Ordnung. Der Magen arbeitete richtig, die Nieren sahen aus wie immer und auch sonst war nichts auffälliges zu entdecken. "Hm, also zu sehen ist nichts. Sieht alles so aus, wie es aussehen soll." Mit einer letzten kreisenden Bewegung warf sie noch einmal einen Blick auf das schwarz-weiße Gebilde am Monitor und nahm dann ein paar Tücher und wischte den Rest vorsichtig weg. "Gut, also zu sehen war nichts, was das ganze hätte auslösen können, aber zur Sicherheit will ich noch ein großes Blutbild ins Labor geben. Nur so können wir definitiv ausschließen, dass du rückfällig geworden bist." Ein paar Notizen reichten, und Anna würde sich in ein paar Tagen auch wieder daran erinnern können, was genau sie festgestellt hatte. "Jetzt mach nicht so ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, ich bin mir sicher, dass das ganze eine andere Ursache hat, als einen Rückfall."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 15:12


    "Das musst du nicht mir sagen, sondern Jamie. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er mich heute geweckt hat. Am liebsten hätte er wahrscheinlich sofort Puls und Blutdruck gemessen, um mich ins Krankenhaus verfrachten zu können, nur damit ich unter ständiger Beobachtung stehe und mir nichts passieren kann. Anna, warum vertraut er mir nicht? Ich habe ihm doch bewiesen, dass ich es schaffe gegen meine Krankheit anzukämpfen, da muss er doch einsehen, das ich auch selbst mit meinem Leben klar komme." Izabella setzte sich langsam auf und sah zu, wie Anna nach einer Ampulle griff, um ihr Blut abzunehmen. Schnell zog sie ihre Jacke aus, damit die Ärzti die spitze Nadel an ihrem Arm ansetzen konnte. Von Übelkeit geplagt musste Izabella weg sehen, als ihr Blut langsam die leere Ampulle füllte. Ein erneutes Schwindelgefühl setzte ein und sie war froh, Jamie darum gebeten zu haben, bei Malte zu bleiben und nicht mit zur Untersuchung zu gehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 15:21


    "Es klingt jetzt vielleicht seltsam, aber ich glaube schon, dass er dir vertraut. Aber wahrscheinlich nicht auf die Art und Weise wie du sie dir wünscht. Das soll nicht heißen, dass du zu große Ansprüche stellst, aber ich glaube einfach, er ist nicht fähig dich komplett los zu lassen und sich keine Sorgen mehr zu machen." Sanft drückte Anna einen Wattebausch auf die Einstichstelle und sah Izabella an. Die Verzweiflung der jungen Frau war greifbar und stand deutlich zwischen ihr und Jamie. Aber auf dessen Seite stand nicht nur er selbst, sondern eben auch die Sorge und die Angst ihr könnte etwas passieren. "Ich glaube Nils würde genauso reagieren, wenn mit mir etwas wäre. Vielleicht ist es einfach so, wenn die Männer ihre Freundinnen zu sehr lieben. In solchen Fällen wäre mir manchmal auch ein bisschen weniger Liebe ganz Recht, aber wir können es uns nicht aussuchen. Euch könnte ein bisschen Abstand ganz gut tun, oder Zeit zum auspannen." Anna versuchte sie etwas aufzubauen, doch in wie weit ihr das auch wirklich gelan wusste sie nicht, zu kompliziert war der Fall, in den sie sich nicht komplett einmischen wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 15:31


    "Vielleicht hast du recht, aber jedes mal, wenn ich sehe, wie viel Sorgen und Gedanken er sich wieder einmal macht, spüre ich den Hass in mir aufsteigen. Hass, teilweise auf mich selbst. Jamie müsste sich niemals so viele Sorgen machen, hätte er keine Freundin, wie mich. Meine Krankheit hat in den letzten Monaten mein Leben kontrolliert und obwohl ich sie jetzt annähernd besiegt habe, tut sie es in manchen Situationen immer noch. Ich will Jamie keine Sorgen bereiten und trotzdem tue ich es. Ja, vielleicht würde uns ein bisschen weniger Streß ganz gut tun, denn ich glaube, weil wir dadurch auch noch weniger Zeit für einander haben, macht er sich Vorwürfe, weil er nicht dann für mich da sein kann, wenn er es gerne möchte. Danke Anna, ich glaube du hast mir heute mehr geholfen, als wenn ich zu meiner Therapie gegangen wäre." Schon weitaus glücklicher strahlte Izabella die Ärztin an. Vielleicht waren ihre ganzen Symptome auch nur psychischer Natur, denn irgendwie hatte Izabella das Gefühl, dass es ihr plötzlich besser ging.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 15:45


    "Ich glaube nicht, dass ich dir mehr geholfen habe als die Therapie. Vielleicht auf andere Art und Weise, aber nicht mehr." Lächelnd räumte Anna die ganzen Geräte wieder weg und ließ sich dann Izabella gegenüber wieder auf dem Hocker nieder. "Und bevor unser lieber Herr Doktor Schwarz jetzt dann durchdreht, weil du so lange nicht kommst, sollten wir uns vielleicht auf den Weg machen. Und keine Sorge, alles was du ihm nicht erzählst, wird er auch von mir nicht erfahren. Schweigepflichten haben schon etwas gutes", grinsend stand Anna wieder auf und riss den Notizzettel ab und ließ ihn in der Manteltasche verschwinden. Gemeinsam mit Izabella machte sie sich auf den Weg zurück zur Küche. "Jamie wird es irgendwann auch noch kapieren, glaub mir. Irgendwann verstehen sie es auch, sie brauchen nur länger." "Für was brauchen wir länger?" Mit ernstem Gesicht stand Jamie erneut an der Kaffeemaschine und wartete ungeduldig darauf, dass Anna und Izabella zurück kamen. "Ihr Männer braucht länger, bis die Botschaften, die wir euch versuchen zu vermitteln ankommen. Ihr kapiert das nicht so schnell, wobei du vielleicht wirklich mal nen Gang zu legen solltest."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 15:54


    "Das unsere Notärztin aus der Notaufnahme auch immer so nett zu uns armen Rettern sein muss. Anna zeig mir bitte einen Mann, der euch Frauen versteht und ich nehme sofort Unterricht bei ihm", lachte Malte. Der Sani wusste heute nicht so recht was er mit seiner Energie anfangen sollte, waren es nur wenige Einsätze gewesen, bei denen sie ihr Können zu Beweis hatten stellen können. "Also merke es dir Jamie, so kannst du dir gleich den nächsten Ärger ersparen."
    Izabella trat an Jamie heran und nahm ihm die Kaffeetasse aus der Hand, stellte sie vorsichtig auf der Arbeitsfläche der Küche ab. "Hast du noch ein paar Minuten Zeit für mich? Ich möchte nicht sofort wieder nach Hause fahren, wo nur wieder die leere Wohnung auf mich wartet." Zärtlich griff sie nach seiner Hand, achtete gar nicht mehr auf Maltes Worte, der immer noch Annas letzten Satz argumentierte und nun auch Philipp einweihte, der soeben den Raum betrat. Als Izabella mit Jamie an der Hand die Küche verließ, hörte sie klar und deutlich die verwirrte Frage des Notarztes. "Was bitte habt ihr meinem Sani in den Kaffee gemischt? Den könnt ihr heute in der Notaufnahme haben, denn in den NAW kommt der mir nicht mehr."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 16:05


    Ohne groß auf die Kollegen zu achten war Jamie seiner Freundin gefolgt und ließ sich nun neben ihr auf den Eingangsstufen des EKH nieder. Nur zu gerne hätte er sie gefragt, was Anna herausgefunden hatte, ob sie wirklich einen Rückfall erlitten hatte, oder was sonst Grund für ihr Unwohlsein war. Aber gerade nach Annas letztem Satz hielt er sich zurück und versuchte seine Gedanken auf andere Bahnen zu lenken. Er wagte es nicht, seinen Arm um ihre Schultern zu legen und sie an sich heran zu ziehen, denn was wenn die das auch als Zeichen seiner Sorge deutete? Er wusste nicht mehr weiter, wollte sie aber auch nicht anschweigen. "Gegen meine leere Wohnung kann ich leider nicht viel unternehmen, weil für ein Haustier ist sie einfach zu klein." Leicht grinsend sah er auf die Elbe hinaus und dachte darüber nach, wie es wäre, wenn er in seiner kleinen Wohnung auch noch ein Haustier hätte. Das von ihm verhasste Chaos wäre perfekt.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 16:17


    "Wir haben kaum Zeit für uns, wo wollen wir da noch die Zeit für ein Haustier hernehmen. Außerdem habe ich auch wieder genug zu tun, wenn ich erst wieder meine Vorlesungen besuchen kann. Und vielleicht suche ich mir einen neuen Job, denn irgendwann fällt mir noch die Decke auf dem Kopf." Izabella griff wieder nach Jamies Hand und verfolcht ihre Finger mit seinen, doch sie spürte, dass er sich nicht wirklich wohl dabei fühlte, sondern sich viel eher vor ihr zurück zog. Was war nur los zwischen ihnen? "Anna konnte bei ihren Untersuchungen nichts feststellen und so hat sie mir Blut angenommen, das im Labor untersucht wird. Mach' dir bitte keine Sorgen mehr. Es geht mir längst besser und vielleicht war es einfach die Erschöpfung, die meine Körper so derart heftig hat reagieren lassen. Sei doch bitte einmal ehrlich, wenn du eine Freundin hättest, wie Franzi würdest du dir doch auch keine Gedanken darüber machen, wenn sie einmal den Wecker überhört, es ihr morgens nicht gut geht und sie beschließt nicht zum Dienst zu gehen. Bei ihr würdest du es als ganz normal ansehen, dass es eben Tage gibt, an denen man sich nicht gut fühlt."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 16:32


    "Ja, vielleicht wäre es da nicht so schlimm. Aber ich habe nun mal nicht Franzi als Freundin sondern dich. Und ich will auch niemand anderes zur Freundin haben. Versuche doch bitte auch mal mich zu verstehen, ich will mir nicht vorstellen was ich machen sollte, wenn dir etwas passieren sollte." Aufgebracht hatte Jamie ihr die Hand entzogen und war aufgesprungen. Warum forderte sie ständig von ihm, er sollte sie verstehen und mehr Vertrauen haben. Aber wieso konnte sie dann nicht auch versuchen ihn zu verstehen? War es in einer Beziehung zu viel verlangt, dass man versuchte gegenseitig mehr Vertrauen zu haben? Er wollte nicht alleine an der Sache schuld sein. "Was erwartest du eigentlich von mir? Dass ich einfach so einen Hebel umlege und so tue als wäre es mir egal wie es dir geht? Izabella, das kann ich nicht, und das will ich nicht. Es ist doof von mir, dass ich es manchmal so übertreibe, aber ich kann nicht raus aus meiner Haut, dazu liebe ich dich zu sehr." Jamie hatte sich immer mehr in die Sache hineingesteigert und lehnte sich bemüht ruhig an die Wand des Krankenhauses.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 16:42


    "Dann versuch doch nicht immer daran zu denken, dass mir etwas passieren könnte. Ich bin längst nicht mehr so schwach, als das mir jede Anstrengung zusetzen würde. Bitte Jamie, ich verstehe dich ja, aber ich ertrage deine sorgenvolle Blicke nicht mehr. Jedes mal werde ich daran erinnert, wie schrecklich es für dich sein muss, eine Freundin zu haben, die von ihrer Krankheit gezeichnet ist und sich sogar einer Therapie unterziehen muss, um einen normalen Alltag bewältigen zu können. Ich will endlich ein normales Leben führen, aber das kann ich nicht, solange du glaubst, du müsstest mich vor allem beschützen." Izabella spürte wie Tränen in ihr aufstiegen und sie wandte ihren Blick von Jamie ab. Es waren nichts als Vorwürfe die sie ihm in diesem Moment entgegen schleuderte, doch was sollte sie machen, so hilflos wie sie sich in diesem Moment wieder fühlte. "Jamie es tut mir leid. Ich verstehe dich, aber glaubst du mir fällt es leicht, meine Gedanken zu verdrängen, die mir immer wieder kommen, wenn ich sehe, welche Angst du um mich ertragen musst."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 16:57


    "Kannst du bitte mal aufhören? Wer sagt, dass es für mich schrecklich ist so eine Freundin zu haben wie dich? Habe ich jemals Andeutungen gemacht, dass ich die Beziehung beenden will, als es schwierig wurde?" Ihr Vorwürfe trafen ihn hart und fast unerwartet. Er konnte viel ertragen, aber langsam wurde es ihm zuviel und er drohte komplett auszurasten. Hatte er in ihrer Beziehung wirklich so viel falsch gemacht, dass sie ihm solche harten Vorwürfe machen musste? "Ja, ich habe anfangs vieles falsch gemacht, und war stellen weise nur von meiner Sorge um dich geleitet gewesen. Aber habe ich mich nicht verbessert und dir mehr Freiraum gelassen? Ich dachte wir hätten das Thema durch gehabt nach dem ersten Besuch bei meinen Eltern." Glaubte sie wirklich die Vorwürfe ließen ihn kalt und machten ihm nichts aus, oder wieso sah sie die Grenze nicht, die sie längst überschritten hatte? Er war mit den Nerven am Ende und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, zu wenig hatte er sich selbst unter Kontrolle.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 19:31


    „Ich soll damit aufhören? Jamie du verstehst mich nicht. Ich will dir keine Vorwürfe machen und du hast auch niemals irgendwelche Andeutungen gemacht, das du die Beziehung beenden willst, aber vielleicht wäre es im Moment besser.“ Geschockt über ihre eigenen Worte schluchzte Izabella auf und wandte sich von Jamie ab. Sie wollte ihn nicht verlieren, hatte sogar Angst davor, aber bereits jetzt stand sie Jamie gegenüber und stritt sich mit ihm, nur weil sie seine Sorge um sie nicht mehr ertragen konnte. Wie sollte ihre Beziehung so weiter gehen? Benommen ließ Izabella ihren Kopf sinken und die ersten Tränen suchten sich ihren Weg. "Egal was ich mache, ich bereite dir doch nur Schwierigkeiten. Ich habe vorhin doch gesehen, was ich anrichte. Du bist vollkommen in Gedanken versunken, überlegst was mit mir wieder sein könnte. Wie willst du da für deine Patienten ein guter Notarzt sein? Du bist an nichts Schuld, Jamie, sondern ich." Versunken in ihre Selbstvorwürfe, realisierte Izabella nicht, dass sie in ihre alten Verhaltensmuster zurückfiel. Sie wollte nicht akzeptieren, dass Jamie für sie da sein wollte, sah blos die Belastung die sie für ihn war. Vollkommen verstört durch ihre eigenen Gefühle entfernte sich Izabella immer mehr von Jamie. Ihr Körper zuckte unter ihren haltlosen Schluchzern. Entsetzt spürte sie plötzlich, wie ihre Muskeln sich verkrampften, ihr Tränenstrom versiegte und sie rang verzweifelt nach Luft. Ihre HÄnde fassten an ihren Hals, als sie zu Jamie herum wirbelte. Die Atemnot verzerrte das Bild vor ihren Augen und sie spürte nur noch, wie ihre Füße sich vom Boden lösten, sie hochgehoben wurde.
    "Hat sie ihr Spray dabei? Jamie! Verdammt Jamie, hat Izabella ihr Asthmaspray dabei?" Malte musste seinen Kollegen anscheien, um ihn aus seiner Trance zu holen. Jedoch ohne noch eine Antwort abzuwarten, drehte sich der Sani um, lief mit Izabella auf dem Arm ins EKH zurück. In einem der Behandlungsräume legte er sie vorsichtig auf eine Liege und alarmierte sofort Anna. "Dess saga är all", flüsterte Izabella, bevor ein neuer Hustenanfall sie schüttelte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 19:45


    Unfähig irgendwie zu reagieren als Izabella den erneuten Asthmaanfall hatte, war Jamie stehen geblieben und hatte Malte hinterher gesehen, als dieser seine Freundin ins EKH getragen hatte. Er hatte nichts machen können, nicht nach diesen Vorwürfen. Was, wenn er sich wieder um sie gekümmert hätte, und sie wäre noch mehr ausgerastet? Er wollte es sich gar nicht vorstellen, wo ihm diese Beziehung doch so wichtig war und er sich ein Leben ohne Izabella nicht mehr vostellen konnte. Ob sie ihre Worte vorhin ernst gemeint hatte, dass es besser wäre sie würden sich trennen? Jamie konnte es sich nicht vorstellen und ertappte sich erneut bei dem Gedanken daran, wie schlecht es ihr wohl wieder gehen würde, würden sie von nun an getrennte Wege gehen. Unweigerlich würde sie alle Kraft zum Kämpfen wieder verlieren. Wie in Trance ging er ins EKH hinein und ignorierte die Fragen der Stationsschwester. Sollte er zu Izabella hinein gehen, ihr zeigen, dass er für sie da war oder würde das nur wieder auf ablehnung stoßen? Nur zu deutlich hörte er die Stimmen von Malte und Anna hinter dem Vorhang und er lehnte sich leicht an die Wand und verfolgte jedes Wort genau.
    "Hier Malte." Anna stand noch am anderen Ende des Raumes und griff blind in eine Schublade. Ohne groß hinzusehen warf sie Malte das Asthmaspray zu, der es Izabella sofort ansetzte und ihr die erlösende Dosis gab. Er war sich nicht sicher, ob er etwas gehört hatte, aber es schien, als hätte sie ein paar Worte geflüstert. Worte, die er nicht verstehen konnte. Leise trat Anna an die Liege heran und strich Izabella sanft über den Arm. "Beruhige dich erstmal. Und dann erklärst du mir mal, was du eben gesagt hast. Hat sich irgendwie schwedisch angehört." Darauf bedacht, kein Wort fallen zu lassen, ihr Zustand würde wieder in Ordnung kommen redete Anna auf sie ein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 19:59


    Ihr Körper wollte sich nicht beruhigen, das Asthmaspray zeigte kaum Wirkung und doch versuchte Izabella Anna zu antworten, obwohl ihr Körper immer wieder von neuen Hustenanfällen geschüttelt wurde. Sie wollte sich aufsetzen, doch Malte hielt sie fest an den Schultern. Wollte verhindern, dass sie sich schon wieder überanstrengte. Sie war Schuld, dass die Beziehung zwischen ihr und Jamie in die Brüche gegangen war. Nur sie alleine und ihre verfluchte Krankheit. Benommen schüttelte Izabella den Kopf, versuchte sich gegen die Behandlung zu wehren, doch irgendwann gab sie entkräftet auf und schloss ihre müden Augen. Sie spürte, wie Malte ihr noch einmal behutsam das Spray an die Lippen setzte und sie endlich wieder tief durchatmen konnte. Ihr Körper schien sich langsam aber sicher zu beruhigen. Von dem Medikament unterstützt begann Izabella wieder wahrzunehmen, was um sie herum in dem kleinen Behandlungsraum geschah. "Wo ist Jamie?" Vorsichtig richtete sie sich auf und blickte durch den Raum, doch nirgends war er zu sehen. Er hatte verstanden, doch war es wirklich das was sie wollte? Mit Tränen in den Augen ließ sie sich wieder zurück sinken und ihre Hände legten sich um ihren erneut schmerzenden Bauch.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 20:07


    Anna folgte Izabellas Blick, aber auch sie konnte Jamie nicht im Behandlungsraum entdecken. Was war zwischen den beiden nur vorgefallen, dass Izabella so derartig zusammengebrochen war? Sie konnte kein Schwedisch und verstand somit auch die wenigen Worte von Izabella nicht. Mit einem kurzen Kopfnicken schickte sie Malte auf die Suche nach Jamie. Etwas widerwillig ließ dieser von Izabellas Schulter ab und schob den Vorhang ein Stück zur Seite um durch schlüpfen zu können. "Na komm, das war doch schwedisch oder nicht?" Mit einem kleinen, aber sympathischen Lächeln auf den Lippen zwang Anna sie erneut zu reden, wollte sie auf andere Gedanken bringen. Sie konnte ja nicht ahnen, was die Worte bedeuten würden.
    Jamie stand immer noch wie gelähmt vor dem Vorhang und nahm auch Maltes Auftauchen nur am Rande wahr. Seine Gefühle waren zu sehr durcheinander geraten, als dass er jetzt einfach hinein hätte gehen können. Erst als Malte ihn hart an den Schultern packte ging er die wenigen Schritte hinein und stellte sich an die Wand. Er wusste nicht, ob es von Izabella ernst gemeint war, dass er kommen sollte. Jedes Wort, mit dem er sich nach ihren Gesundheitstand erkundigt hätte schluckte er hinunter und blickte sie starr an. Seine Gesichtszüge hatten längst nicht mehr die scharfen Falten, waren aber nicht wieder in das für ihn so typische Lächeln übergegangen. "Ist es dein Ernst, dass es zwischen uns aus sein soll? Ich weiß nicht, ob ich das ertragen könnte." Nur ganz leise kamen die Worte über seine Lippen, aber er war sich sicher, dass sie ihn verstanden hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.08.2007, 20:15


    Seine Worte versetzten ihr einen verletzenden Stich, doch wie sollte ihre Beziehung weiter gehen, wenn sie nicht fähig war, seine Sorgen um sie zu akzeptieren. Immer noch vollkommen verstört, wandte sie sich von Jamie ab und sah wieder Annas aufmunterndes Lächeln. Warum verstand sie keiner und warum verstand sie sich selbst nicht mehr? Bis gestern Abend war sie noch so glücklich gewesen und nun brach alles in sich zusammen. Sie zitterte vor Anstrengung und der Husten wurde wieder stärker. "Ich kann nicht mehr, Jamie. Du hast es nicht verdient, ständig meinen Launen ausgesetzt zu sein, nur weil ich einmal nicht genug Nähe bekommen kann und in der nächsten Minute dich wieder eiskalt abweise. Das hast du nicht verdient." Malte sah irritiert zwischen Jamie und Izabella hin und her. Verstand er diese Situation gerade richtig. Eben noch hatte er die beiden in der Küche angetroffen, wie sie sich innig küssten und nun sagte Izabella Jamie eiskalt, dass sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Wie konnte das sein? "Izabella hör' auf mit diesem Schwachsinn und erhol' dich erst einmal", versuchte er auf sie einzureden, doch sie schüttelte nur den Kopf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 06.08.2007, 20:25


    Ungeachtet ihrer eigentlich klaren Worte löste er sich von der Wand und ging zu ihr hinüber. Langsam ließ er sich auf dem weißen Hocker neben ihr nieder und zögerte erst noch, griff dann aber doch nach ihrer Hand. Sie war kalt. Kalt, wie am anfang ihrer Beziehung, kalt wie beim ersten Streit, wie am Morgen. Sollte das jetzt das Ende ihrer Beziehung sein? Das Ende des Kampfes, wo nicht sie als Sieger hervor gingen, sondern die Krankheit? Das konnte einfach nicht sein, nicht nachdem was sie schon gemeinsam geschafft hatten. "Bitte hör auf Malte und ruh dich einfach aus. Vielleicht tut es uns danach auch gut, wenn wir einfach Abstand von einander nehmen, uns nicht mehr jeden Tag sehen. Wir haben so viel geschafft gemeinsam, das kann doch jetzt nicht einfach vorbei sein. Bitte lass es uns noch einmal versuchen, wenn wir sicher sind, dass wir uns gegenseitig wieder leiden können." Jamies Gesicht war es anzusehen, wie sehr er um diese Beziehung kämpfte, und sie nicht so einfach aufgeben wollte. "Und hör bitte auf, von wegen ich hätte dich nicht verdient. Lass es mich doch selbst entscheiden, denn ich habe mich längst entschieden - für dich."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 09:22


    Izabellas Blick wirkte leer, fast als würde sie unter starken Medikamenten stehen, die ihre Entscheidungsfähigkeit und ihren eigenen Willen außer Kraft setzten, sie unzurechnungsfähig machten. Die zarte Berührung von Jamies Hand erinnerte sie an all die Stunden, an denen er bei ihr gewesen war, um sie gegen ihren schweren Kampf gegen die Magersucht zu unterstützen. Ja, sie hatten vieles gemeinsam geschafft, aber vielleicht war gerade das jetzt der Grund, warum ihre Beziehung nicht länger Stand hielt. Bis eben wollte Izabella an ihrem Entschluss festhalten, doch Jamies Worte zeigten ihr, wie sehr er sie doch liebte. Er würde um sie kämpfen, egal wie schwer es werden würde. Zärtlich umschloss sie mit ihren Händen seine Hand, streichelte sie sanft. „Ich liebe dich Jamie, egal was ich eben gesagt habe. Vielleicht hast du recht und wir benötigen nicht mehr, als ein bisschen Abstand. Unsere Beziehung musste zu viele Belastungsproben überstehen, die sie stets bis zum äußersten Punkt geforderte haben. Gib mir einfach ein bisschen Zeit.“ Das Anna und Malte sich auch noch im Raum aufhielten hatte Izabella kaum realisiert, erst als Malte den Vorhang leicht aufzog und verschwinden wollte. „Malte, kannst du mich in deiner Mittagspause zurück in Jamies Wohnung fahren. Ich möchte euch ungern in Versuchung führen mich als Patientin hier zu behalten.“ Ihr bezauberndes Lächeln war zurück, doch innerlich spürte sie einen tiefen Schmerz, der ihr bewusst machte, dass Jamie ihr vertraute und sie gerade dabei war dieses Vertrauen zu missbrauchen. Doch sie musste so handeln, wollte sie nicht länger zulassen, dass er unter ihrer Beziehung leiden musste. „Verzeih mir bitte, Jamie.“ Vorsichtig setzte sie sich auf und küsste ihn sanft. Ihre Lippen zitterten, doch davon wollte sie sich nichts anmerken lassen. Er sollte nicht merken, dass es ein Abschiedskuss sein sollte. „Mach’ dir keine Sorgen Jamie, ich bringe Izabella in eure Wohnung und bleibe noch bis sie eingeschlafen ist“, versuchte Malte seinen Kollegen zu beruhigen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 09:41


    Jamies Gedanken kamen immer noch nicht zur Ruhe und er wusste nicht, wie er das alles einornden sollte. Erst erklärte sie ihm, die Beziehung wäre zuende, jetzt teilte sie ihm mit, sie würde ihn immer noch lieben und nur etwas Abstand brauchen. Was würde als nächstes kommen? Er konnte nicht mehr vertragen. "Nein Malte, ich geb mir Mühe." Fast schon leidend sah er ihr hinterher, wie sie mit Malte aus dem Behandlungsraum ging, und sich nur noch einmal kurz umdrehte. Er konnte nichts mehr sagen und um ihr zu zeigen, dass er ihr wirklich vertraute war es nicht er der sie hinausbegleitete, sondern Malte. Wie würde es mit ihnen nur weiter gehen? Hätte eine Auszeit die erhoffte Wirkung und sie würden wieder miteinander auskommen? "Na komm Jamie, ihr werdet das schon wieder flicken können. Lass uns erstmal einen Kaffee trinken, und dann weiterarbeiten. Arbeit lenkt ab", versuchte Anna den jungen Arzt aus seinen Gedanken zu holen. "Danke, Kaffee hatte ich heute schon genügend, aber ich komm' mit, was soll ich hier noch?!"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 09:47


    Die Fahrt bis zu Jamies Wohnung war ihr, wie eine Ewigkeit vorgekommen, hatte Malte nebenbei auch noch versucht, sie auf andere Gedanken zu bringen. Hatte er jedoch schnell verstanden, dass es wohl ein sinnloses Unterfangen war. Izabella hatte es abgewehrt, dass er noch mit in die Wohnung kam und Malte hatte es akzeptiert.

    Laut fiel die Badezimmertür ins Schloss, sodass der Schlüssel scheppernd auf den weißen Fliesen landete, doch dem wurde keine Beachtung geschenkt. Verzweifelt ließ Izabella sich auf den kalten Boden sinken und lehnte ihren Kopf gegen die Tür. Wie betäubt schloss sie ihre Augen, spürte wie die Tränen ihr unaufhörlich über das Gesicht liefen. Warum hatte es soweit kommen müssen? Er liebte sie, aber sie konnte ihm nicht genug für diese Liebe geben. Hass und Wut kam in ihr hoch und beherrscht von ihren Gefühlen nahm Izabella ihr Handy zur Hand. Eine Träne tropfte auf das aufleuchtende Display und ließ die eingetippte Telefonnummer vor ihren Augen verschwimmen. Nervös biss sich Izabella auf die Unterlippe bis es schmerzte, unterdrückte so ein verzweifeltes Schluchzen. Vor einer Minute auf die andere war ihr Leben erneut in sich zusammengebrochen, wie ein Kartenhaus das einem stürmischen Wind nicht stand gehalten hatte und in einem Moment, indem sie geglaubt hatte, niemand mehr konnte ihr etwas anhaben. All ihre Träume waren zerstört. Schmerzhaft musste Izabella erkennen, dass sie alles verloren hatte, was sie niemals mehr hatte verlieren wollen. Das einzige was sie jetzt noch wollte, war die Scherben ihres Leben, die nun vor ihr lagen, hinter sich lassen. Das vergessen können, dass tief in ihrem Herzen einen stechenden Schmerz verursachte.
    Vor Erregung zitternd hielt Izabella sich ihr Handy ans Ohr, hörte den regelmäßigen Ton des Freizeichens. Wie würde er reagieren, wenn sie sich nach all der Zeit wieder bei ihm meldete? Würde er ihr sagen, dass sie selbst klar kommen musste oder konnte sie mit seiner Hilfe rechnen? Wesentlich gefasster wartete Izabella darauf, am anderen Ende die vertraute Stimme zu hören, doch kaum hörte sie seine ersten Worte brach die Verzweiflung erneut über sie herein und mit tränenerstickter Stimme drangen die ersten Sätze über ihre Lippen. „Hej pappa det är Izabella. Hur mår du?“ Unbewusst fuhr sie sich immer wieder durch die Haare und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. „Nein, mir geht es nicht gut. Pappa, jag behöver dig. Kann ich zu euch kommen?“ In Deutsch und Schwedisch versuchte sie ihre Hilflosigkeit auszudrücken, wissend ihr Vater würde sie auch so verstehen. „Så snabbt som möjligt“, schluchzte sie, als die leise Frage, wann sie denn kommen wollte, an ihr Ohr drang. Sie würde ihren Eltern viel erklären müssen, doch das war ihr im Moment egal. Izabella wollte sich in die starken Arme ihres Vaters stürzen können und spüren, dass es immer noch jemanden gab, der für sie da war. „Sag’ mamma bitte noch nichts davon, dass ich angerufen habe. Snälla! Ich will nicht, das sie sich Sorgen macht.“ Es waren nicht nur seine Worte, die sie beruhigten, sondern auch das Bewusstsein, dass er ihr helfen würde, ohne lange nach den Gründen ihres Emotionsausbruches zu forschen. Als Izabella das Gespräch beendete, stand sie zitternd auf. Eine letzte Träne lief über ihr Gesicht und fest entschlossen verließ sie das Bad, um ihre Koffer zu packen. Eine kurze SMS verschickte sie an Anna, bevor sie ihr Mobiltelefon ausschaltete. „Moin Anna. Dess saga är all. Damit ist es aus. Ich werde noch heue nach Schweden fliegen. Wegen den Untersuchungsergebnissen melde ich mich bei dir. Danke für alles. Izabella.“ Es waren nur wenige Worte, doch endgültige.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 10:16


    Ohne einen seiner Kollegen an sich heran zu lassen arbeitete Jamie wie verbissen, war um jeden Notfall dankbar, den sie hineinbekamen und er keine Zeit hatte über sich und Izabella nachzudenken. Es war schon weit nach Dienstschluss, als sein Piepser erneut losging und ohne groß nachzudenken, dass er den Fall auch an den Kollgen der Nachtschicht abgeben konnte, rannte er zurück in die Notaufnahme. "Verdammt Jamie, du hast Feierabend. Geh nach Hause", scharf fuhr Phillip den Arzt an und schob unbeirrt die Trage weiter ins Behandlungszimmer. "Wenn du mir jetzt noch sagst, was anliegt, wäre ich dir echt dankbar." Ohne auf den Notarzt einzugehen machte Jamie weiter, denn er wusste nur zu gut, dass Philipp Recht hatte und er hier nicht mehr stehen sollte. Konzentriert versorgte er den Patienten und übergab ihn dann an die Krankenschwestern, die ihn auf Station bringen würden. Müde ließ er sich wenig später in der Umkleide auf die Bank sinken und schloss erschöpft die Augen. Dieser Tag war eindeutig zu viel für ihn. Als wenn ihn die Arbeit nicht schon genug geschlaucht hätte, kam jetzt auch noch die Sache mit Izabella hinzu. "Hey Jamie, was stellst du heute abend an?" Er wurde von Malte aus seinen Gedanken gerissen, und merkte deutlich, dass es dessen Absicht war ihn abzulenken. "Ich glaube ich hatte gerade vor, einen Rettungassistenten aus dem EKH zu dem versprochenen Bier einzuladen." Leicht grinsend schlug er Malte auf die Schulter und ging gemeinsam mit ihm zum Ausgang. "Hoffe Franzi braucht dich heute abend nicht."

    Zu Hause angekommen suchte er kurz in allen Räumen nach Izabella, oder einen Zettel von ihr. Etwas nervös als er nichts der gleichen von ihr fand drückte er Malte ein Bier in die Hand und nahm sich selbst auch eines. Wohin sie wohl gegangen war, in der Absicht den Abstand von ihm zu bekommen? Rasch verdrängte er jeden Gedanken daran, und wollte ihr den Gefallen tun, ihr vertrauen und sich keine Sorgen machen. Ob es jetzt der richtige Zeitpunkt war ihr genau jetzt zu vertrauen wusste er nicht, aber er tat es einfach.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 10:30


    In ihren Augen wurden wieder feucht, als sie durch die großen Fenster des Flughafens nach draußen blickte, den ankommenden und abfliegenden Flugzeugen zusah. Regentropfen liefen an den Fensterscheiben herab, doch Izabella konnte sich von dem Bild einfach nicht lösen. Sie dachte daran, was Jamie wohl gerade tun würde. Hatte er bereits bemerkt, dass sie nicht mehr in seiner Wohnung war oder verarbeitete er seinen Schmerz mit Überstunden. Gedankenversunken nahm sie ihr Handy zur Hand. Ohne ein Wort des Abschieds wollte sie nicht aus seinem Leben verschwinden. Auch wenn es schmerzhaft für sie beide werden würde, sie wollte ihm wissen lassen, dass sie einen Schlussstrich gezogen hatte. Ihre Finger zitterten, als sie ihre PIN-Nummer eingab und fast schon erwartete sie eine Nachricht von Anna, doch die Ärztin schien auf ihre SMS noch nicht reagiert zu haben. Es dauerte lange bis Izabella wusste, was sie schreiben sollte und als die SMS sich bereits auf den Weg nach Deutschland befand, war sie immer noch nicht sicher, ob sie wirklich das richtige geschrieben hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 10:43


    Jamie wusste nicht mehr, die wievielte Flasche Bier er vor sich stehen hatte, aber seine Gedanken waren noch so klar wie zu dem Zeitpunkt als er mit Malte die Wohnung betreten hatte. Malte war längst wieder nach Hause gegangen, hatte den restlichen Abend noch mit Franzi verbringen wollen. Alleine war Jamie sitzen geblieben, hatte sich irgendwann ins Wohnzimmer verzogen und gedankenverloren das einzige gemeinsame Bild von sich und Izabella angestarrt. Erst das Klingeln seines Handys ließ ihn hochschrecken und rasch ging er in den Flur und zog es aus seiner Jackentasche heraus. Eine neue Mitteilung. Ob sie von Izabella war, oder nur von einem der Trainingspartner, die sich schon wieder beschwerten, dass er nicht ins Training gekommen war. Langsam wanderten seine Finger zu den Tasten und er rief die Mitteilung auf. Das erste was er laß, war Izabellas Namen als Absender. Gerade als ihne eine warme Welle durchströmen wollte begann er den Inhalt zu lesen. Sie wollte also wirklich die Trennung, nicht nur die zeitliche, sondern die endgültige. Hatte sie am Mittag im Krankenhaus nur mit seinen Gefühlen gespielt? Der Kuss dem sie ihm gegeben hatte, sollte ein Abschiedskuss werden, und er hatte es nicht gemerkt. Wie Hypnotisiert starrte er den Text der SMS an und merkte nicht, wie das Bild vor seinen Augen verschwamm. Es konnte nicht die Wahrheit sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 10:56


    "Jamie, bitte versuch nicht mich zu finden oder mich zurückzuholen. In Schweden werde ich versuchen mein Leben neu zu sortieren, denn ich konnte einfach nicht mehr länger ertragen, wie sehr meine Krankheit unsere Beziehung zerstört. Izabella." Immer und immer wieder rief sie sich den Text vor Augen, den sie soeben an Jamie abgeschickt hatte. Die Tränen wollten nicht mehr versiegen und ohne das sie noch richtig realisierte, was sie tat, löschte sie seine Handynummer aus ihrem Telefonbuch. Ihre Gedanken sagten ihr, dass es die richtige Entscheidung war, aber ihre Gefühle wollten das nicht akzeptieren. Sie war selbst Schuld daran, dass sie alles verloren hatte, aber war es nicht vielleicht die gerechte Strafe dafür, wie sehr Jamie mit unter ihrer Krankheit hatte leiden müssen.
    Als Izabella sich eine Stunde später in die arme ihres Vaters sinken ließ, war sie vollkommen erschöpft. Sie hatte nicht nur ihre Beziehung aufgegeben, sondern auch sich und erschreckte ihre Eltern damit zutiefst. Was in Deutschland geschehen war, dazu war Izabella nicht mehr fähig zu berichten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 11:12


    Ohne irgendwelche Fragen zu stellen hielt Izabellas Vater sie im Arm und strich ihr immer wieder sanft über den Kopf. Der Schreck über ihr Aussehen und die immer noch zu dünne Figur erschreckte ihn zutiefst, aber er wollte nichts sagen. Er wusste, dass seine Tochter reden würde, wenn sie so weit war. Schon am Telefon hatte er fast schon Angst bekommen, so tränenerstickt war ihre Stimme gewesen. Ihre Mutter war immer noch in dem kleinen Lebensmittelladen im Dorf und würde auch erst spät nach Hause kommen. Wie würde diese wohl reagieren, wenn die Tochter wieder hier saß? "Scht. Lugna min älskling. Es ist ja gut." Er wusste nicht, was in Hamburg vorgefallen war, aber ihr Verhalten erschreckte ihn zu tiefst, er war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Vorsichtig setzte er sie aufs Sofa und ging in die Küche um ihr einen Tee aufzusetzen. Als er wenig später mit der heißen Tasse zurück kam saß sie zusammengekauert auf dem Sofa und schien sich den Bauch zu halten. Was war mit seiner Tochter passiert?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 11:23


    Benommen hob Izabella ihren Kopf und sah ihren Vater an, wie er mit der Tasse Tee aus der Küche kam. Deutlich konnte sie in seinem Gesicht die sorgenvollen Fragen ablesen, doch sie verspürte deswegen keinen Zorn, wollte diese ihm sogar beantworten, doch noch fühlte sie sich nicht in der Lage dazu. Der Streß und die Aufregung hatten ihre Symptome um ein vielfaches verstärkt und Izabella musste erkennen, dass sie den ganzen Tag wieder nichts gegessen hatte. Sollte sie zulassen, dass sie wirklich rückfällig wurde? Oder war sie es längst? Leise bat sie ihren Vater sich neben sich zu setzen und ließ ihren Kopf, der unerträglich schmerzte auf seinen Schoß sinken. Izabella griff nach seiner Hand und hielt sie einfach nur fest. Angst jetzt alleine zu sein, kam in ihr hoch, wusste sie jedoch genau, das ihr Vater jetzt für sie da sein würde. "Jag är hemskt ledsen. Ich hätte mich viel früher bei euch melden müssen, nicht erst jetzt auftauchen und euch einen solchen Schrecken einjagen. In Deutschland ist so vieles passiert, aber ich dachte ich komme klar damit. Ich habe es nicht geschafft."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 11:40


    Sanft hielt er sie im Arm und versuchte ihr die Geborgenheit zu geben, die sie sich wünschte. Noch zu deutlich sah er ihr lachendes, und glückliches Gefühl, als sie ihm damals erklärt hatte, sie wolle dem jungen Studenten nach Deutschland folgen. Er hatte nichts dagegen gesagt, weil er sie eh nicht hätte aufhalten können, aber jetzt kamen ihm Zweifel, ob er nicht doch besser einen Versuch hätte unternehmen sollen um sie davor zu schützen. "Es ist schon in Ordnung Izabella. Du weißt doch, dass wir immer für dich da sind, egal was passiert ist. Soll ich dir noch was zu Essen machen oder willst du ein heißes Bad?" Hilfsbereit sah er sie an und hätte ihr jeden Wunsch erfüllt, zu glücklich war er, dass seine Tochter wieder zu Hause war. Vorsichtig, um ihr nicht weh zu tun griff er nach der Wolldecke, in die sich normalerweise nur ihre Mutter wickelte und legte sie leicht über sie. Die Kälte die von ihr ausging ließ auch ihn frösteln und seine Gedanken kreisten immer mehr um das was ihr wiederfahren war, dass sie Hamburg fast schon fluchtartig verlassen hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 11:52


    Essen. Sie brauchte es, um nicht wieder Gewicht zu verlieren, doch allein schon das Wort erinnerte sie an Jamies liebevolle Bemühungen, wie er ihr langsam wieder beigebracht hatte das tägliche Essen nicht mehr als etwas schreckliches anzusehen. Izabella spürte, wie schwach sie war. Lange würde es nicht mehr dauern und sie würde einschlafen, doch sie musste ihrem Vater doch noch erzählen, was passiert war, konnte ihn nicht einfach in dieser sorgenvollen Ungewissheit lassen. Izabella schlang wieder die Arme um ihren schmerzenden Bauch und schloss ihre Augen, die von den vielen Tränen schon gerötete waren. "Als ich von euch weg bin, war ich mit Daniel glücklich, doch das hat nicht lange angehalten. In Hamburg hat er mir sein wahres Gesicht gezeigt und ich habe mich von ihm getrennt. Ich konnte einfach nicht mehr ertragen, wie er sich ständig neue Mädchen sucht, diese sogar mit in unsere Wohnung gebracht hat, wenn ich an der Uni war. Zu dieser Zeit habe ich einen Grund dafür gesucht, warum Daniel plötzlich andere Frauen wollte, als mich. Ich hab ihn gefunden, pappa, aber es hat mich nicht glücklicher gemacht. Nein,... es hat mich krank gemacht... ich bin magersüchtig."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 13:52


    Erschrocken zuckte er zusammen und griff stärker nach ihrer Hand. Deshalb war sie also so dünn geworden und so schrecklich blass um die Nase. Ob es der einzige Grund war, oder ob noch mehr dahinter steckte? Die Müdigkeit von ihr entging ihm nicht, und er überlegte sich die nächsten Worte genau. Er durfte sie nicht noch mehr verletzen, wo sie eh schon so kraftlos auf ihn wirkte. "Vi fixar ett allaredan. Schlaf jetzt einfach. Morgen sehen wir weiter." Immer und immer wieder strich er ihr beruhigend übers Haar und merkte, wie sie langsam lockerer wurde und in einen unruhigen Schlaf viel. Sörens Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt und er erschrack, als seine Frau nach Hause kam und das Licht unsanft anmachte. Rasch wand er den Kopf und sah sie ernst an. "Scht. Izabella kommer inne. Henne somna." Er fasste seine Frau leicht am Arm und zog sie ebenfalls aufs Sofa, wo Izabella sich immer noch unruhig im Schlaf wand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 14:04


    Izabella war in einen leichten Schlaf gefallen, der heimgesucht wurde von unzähligen Träumen. Immer wieder sah sie Jamie vor sich, wie er sie versuchte davon zu überzeugen, dass sie auf keinen Fall eine Entscheidung für ihn treffen musste, sondern sich bereits entschieden hatte. Im Traum hielt er sie am Handgelenk fest, hinderte sie daran ins Flugzeug zu steigen, vor ihm zu fliehen. Immer wieder sah Izabella, wie sie mit dem Flugzeug abhob und Jamie in die tiefe stürzte, weil er nicht länger fähig war, sie festzuhalten. Verzweifelt schreckte Izabella aus ihrem Schlaf hoch und war nicht fähig sich zu orientieren. Das Licht blendete sie und doch konnte sie zwei Personen erkennen, die versuchten sie zu beruhigen. Weinend ließ sie sich zurücksinken. Egal was geschah, sie wollte ihren Eltern nicht von Jamie erzählen, zu schmerzhaft waren allein die Gedanken daran, was passiert war. Sie wollte ihn vergessen, auch wenn sie genau wusste, dass sie dazu nicht in der Lage war. Was sie auch tun würde, sie würde sein Bild nicht loswerden können, zu sehr flammte immer wieder die Sehnsucht in ihr auf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 14:17


    "Na komm, ich bring dich erstmal ins Bett", mit sanfter leiser Stimme forderte Izabellas Mutter sie auf mit zu kommen. Sie nahm ihre Tochter an die Hand wie zu den Zeiten wo sie noch ein kleines Kind gewesen war. Es tat ihr weh ihr Kind so verletzt zu sehen, ohne zu wissen was wirklich vorgefallen war. Schweigend führte sie Izabella in deren altes Zimmer, das noch immer so war, wie Izabella es zurück gelassen hatte. Mit einem sanften Kuss auf die Stirn ließ sie ihre Tochter alleine zurück und ging zu Sören ins Wohnzimmer zurück. "Was ist mit ihr passiert?" Eine einfache Frage, auf die ihr Mann nicht so leicht antworten konnte. Zögerlich nahm er seine Frau in den Arm und erzählte ihr die wenigen Worte, die er aus Izabella herausbekommen und von ihr erfahren hatte. Sie waren schockierend, und für seine Frau noch schlimmer zu verkraften als für ihn. "Lass ihr Zeit erst einmal wieder zu Hause anzukommen. Vielleicht verrät sie dann ja noch mehr von dem was in Hamburg geschehen ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 14:32


    Ihr Körper forderte nach Schlaf und Erholung und obwohl Izabella jetzt nicht schlafen, sondern lieber ihren Eltern alles erklären wollte, so sank sie innerhalb von Sekunden wieder in einen unruhigen Schlaf. Dieses mal jedoch in einen traumlosen Schlaf. In der Nacht schreckte sie immer wieder hoch, hatte das Gefühl ein neuer Asthmaanfall würde sich anbahnen, doch sie blieb davon verschont. Ihr Körper schien sich zu erholen.


    "Fünf Minuten gebe ich ihm noch, keine Minute länger", kam es ungnädig von Philipp, der sich wieder einmal, wie jeden Morgen hinter der großen Zeitung verschanzt hatte und in aller Ruhe seinen ersten Kaffee trinken wollte. Malte stand unruhig am Fenster und blickte auf die Straße hinaus. Weder er, noch Philipp konnten sich erklären, warum Jamie nicht zum Dienst erschien. Längst war der junge Arzt eine Viertelstunde überfällig und man hatte versucht ihn telefonisch zu erreichen, doch es erfolgte keinerlei Reaktion. "Was, wenn Izabella heute Nacht einen erneuten Anfall hatte und er sie in ein Krankenhaus bringen musste. Du hättest sie gestern sehen sollen. Sie sah beinahe so schrecklich aus, wie an dem Tag als wir sie in der U-Bahn versorgt haben." Nachdenklich schenkte sich Malte ein Glas Wasser ein und nahm dann sofort wieder seinen Platz am Fenster ein. Was wenn wirklich etwas passiert war? Plötzlich erinnerte sich Malte dunkel daran, dass Izabella gestern abend nicht in Jamies Wohnung anzutreffen gewesen war. Nervös ließ er sein Wasser stehen und verließ den Raum. Wenn jemand etwas wissen könnte, dann Anna. Sie hatte gestern Izabella schließlich auch untersucht. Stürmisch betrat er das Büro der Notärztin, ohne vorher anzuklopfen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 14:51


    "Himmel Malte. Kannst du nicht anklopfen wie jeder andere Mensch auch? Einen schöne guten Morgen dir natürlich auch." Schlecht gelaunt gereizt sah Anna von ein paar Untersuchungsergebnissen auf. Sie hatte das Rätsel des Patienten vom Vortag immer noch nicht gelöst und nun lagen zustätzlich auch noch Izabellas Ergebnisse vor ihr auf dem Schreibtisch. Nur zu gerne hätte sie diese gerade angesehen, aber vor Malte konnte sie es nicht machen. "Was ist in dich gefahren? Wenn du Jamie suchst, lasst ihn heute einfach in Ruhe, ja? Stell keine dummen Fragen und am besten suchst du schnell das weite, ich bin nicht in der Stimmung irgendwelche Fragen zu beantworten, außer sie sind fachlich qualitativ." Scharf furh sie Malte an, der immer noch ohne ein Wort gesagt zu haben im Türrahmen stand. Die Worte aus Izabellas SMS schwirrten immer noch in ihrem Kopf herum und sie hätte die junge Frau nur zu gerne angerufen. Der einzige Grund warum sie es nicht tat, war die Endgültigkeit der Worte in ihrer Nachricht.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 15:01


    Erstaunt blieb Malte stehen und musterte seine Kollegin. Was war hier passiert? Irgendwas ging hier vor sich, von dem er noch keine Ahnung hatte, doch was? "Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du weißt, warum Jamie nicht zum Dienst erscheint, aber ich kann auch weiterhin warten und darauf hoffen, dass Dr. Dietrich nicht bemerkt, dass unser Team nicht vollzählig ist." Leicht beleidigt, über Annas Worte drehte sich der Sani um und wollte den Raum schon wieder verlassen, doch etwas hinderte ihn daran. "Woher weißt du eigentlich, dass ich auf der Suche nach Jamie bin? Ich hätte genauso gut, wegen eines Notfalls überfallen können." Wortlos zuckte Malte mit den Schultern und erwartete sowieso keine Antwort von Anna. "Solltest du unseren Kollegen Schwarz sehen, dann richte ihm doch bitte aus, wir wären hocherfreut darüber, ihn so bald wie möglich in der Küche anzutreffen, damit der NAW nicht einstaubt." Genervt davon, dass er nicht wusste was los war, ließ Malte die Tür unsanft ins Schloss fallen, ohne die Reaktion der Ärztin abzuwarten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 15:12


    Ohne weiter auf Malte zu achten drehte sich Anna zu dem Stapel mit den Briefumschlägen um und riss sofort den obersten auf. Man hatte ihr im Labor versprochen, das Ergebnis so schnell wie möglich herauszufinden und dann direkt ihr zukommen zu lassen, ohne den großen Postweg einzuhalten. Ungeduldig überflog sie die ersten Zeilen und stockte dann. War es wirklich wahr, was sie eben gelesen hatte? Konnte das sein, oder wünschte sie sich das nur, in der Hoffnung Jamie und Izabella würden wieder zusammen kommen? Weitere dreimale laß sie das Ergebnis der Blutuntersuchung durch und konnte erst dann glauben, dass es wirklich so sein musste. Sie musste sofort Jamie Bescheid geben, ging es ihr durch den Kopf. So schnell der Gedanke gekommen war, so schnell schob sie ihn wieder beiseite. Sie musste Izabella anrufen, nicht Jamie. Das Arztgeheimnis erlaubte ihr nichts anderes. Nervös und aufgeregt tippte sie die lange Zahlenfolge von Izabellas Handynummer ein und wartete ungeduldig darauf, dass sie am anderen Ende abnahm. Noch während sie dem ständigen Freizeichen lauschte klopfte es leise an der Türe und Jamie drückte sich hinein. Er sah müde und völlig durcheinander aus, was Anna ihm aber nicht verdenken konnte. "Jamie. Kannst du bitte kurz draußen warten? Ich muss hier noch schnell zu Ende telefonieren. Oder geh am besten zu Philipp und Malte, bevor du noch Ärger bekommst."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 15:23


    Müde und noch völlig in den Schlaf versunken, öffnete Izabella ihre Augen, wartete darauf, ass das helle, störende Geräusch endlich ein Ende fand, doch es wurde nur noch lauter. Es dauerte bis sie realisiert hatte, dass es ihr Handy war, welches durch den hellen Ton sie darauf aufmerksam machen wollte, das ein Anruf sie erreichte. Izabella setzte sich in ihrem Bett auf und griff benommen nach ihrem Handy, das auf dem Nachtkästchen lag. Wie es da hingekommen war, konnte sie nicht mehr nachvollziehen. Geschockt weiteten sich ihre Augen, als sie die Nummer auf dem Display entdeckte. Es war eine Nummer des EKHs, dass konnte sie sich an den ersten Zahlen erschließen, doch wer wollte sie in aller Früh schon anrufen. Jamie! Wer sonst? Wütend drückte sie den Anruf weg und schleuderte ihr Handy an das Ende ihres Bettes. Warum konnte er ihre Entscheidung nicht einfach akzeptieren? Izabella konnte die erneut aufsteigenden Tränen nicht zurück halten und es wurde auch nicht besser, als ihr Vater leise das Zimmer betrat und sie sie in den Arm nahm. Sie fühlte sich verloren und hilflos.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 15:44


    Verwundert kontrollierte Anna die Handynummer auf dem Display als sie das Belegtzeichen vernahm. Was war der Grund dafür, dass Izabella nicht an ihr Handy ging? Sie vermutete doch hoffentlich nicht, dass Jamie versuchte sie wieder umzustimmen. Gerade als sie zu ihrem Handy greifen wollte ging ihr Piepser los und sie schaffte es nur noch den Brief mit den Untersuchungsergebnissen in ihrer Handtasche verschwinden zu lassen. "Moin. Was haben wir?" Routiniert übernahm sie den Patienten und begann ihn weiter zu versorgen. Der Unfall stellte sich schlimmer heraus, als sie alle gedacht hatten und Anna konnte erst wieder einen ruhigen Gedanken fassen, als sie drei Stunden später völlig verschwitzt aus dem OP kam. Mit zitternden Händen griff sie nach ihrem Handy. "Es war nicht Jamie der dich anrufen wollte. Deine Ergebnisse sind da. Ruf mich bitte an. Gruß Anna." Sie verzichtete auf jede Form der Höflichkeit, denn es war dringend, dass Izabella sie zurück rief, egal wo sie gerade in Schweden war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 15:54


    Die sanften Sonnenstrahlen fielen auf ihre Haut und der Wind trug den salzigen Geschmack des Meeres zu ihr, als Izabella am Meer entlang lief. Ihre Eltern hatten verstanden, dass sie nicht weiter über die Vorkomnisse in Deutschland erzählen wollte und so hatten sie es auch zugelassen, als sie verkündete, sie wolle spazieren gehen. Eng schlang sie ihre Jacke um ihren dünnen Körper, als der Wind stärker wurde. Wie sollte es jetzt für sie weiter gehen? Durch ihre plötzliche Abreise hatte sie nicht einmal in der Uni Bescheid geben können, dass sie ihr Studium abbrach. In Schweden konnte sie zwar ebenso ein Psychologiestudium beginnen, aber wollte sie das überhaupt noch? Wäre es nicht besser, sie würde ganz neu mit ihrem Leben beginnen?
    Erschrocken zuckte Izabella zusammen, als erneut ihr Handy klingelte. Sie hatte ihren Eltern versprechen müssen, dass sie es mitnahm, hatten sie doch Angst ihr könnte unterwegs etwas passieren. Kaum hatte sie die Nachricht gelesen wählte sie sofort Annas Nummer. Ihre Hände zitterten. Was war bei der Untersuchung heraus gekommen, dass Anna so dringend ihren Anruf verlangte?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 16:07


    "Anna? Kann ich mit dir reden?" Erneut stand Jamie bei Anna im Büro und wollte das nachholen, was er eigentlich schon vor Dienstbeginn hatte machen wollen. "Sicher, setz dich." Sie lächelte ihm aufmunternd zu und wartete, bis er saß und von sich selbst zu reden anfing. Worum es ging konnte sie sich schon denken, aber es war an ihm den ersten Schritt zu machen. "Izabella hat dir gestern nicht noch mehr gesagt warum sie nach Schweden ist oder?" In der Hoffnung die Ärztin wüsste mehr über den Verbleib seiner Freundin sah er sie wage an. Eigentlich musste er sie ja jetzt als seine Ex-Freundin bezeichnen, aber das klang so hart und absolut und glauben wollte er das noch überhaupt nicht. "Nein Jamie, es tut mir leid, aber ich weiß auch nicht mehr. Lass ihr ...", gerade als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, begann ihr Handy zu klingeln. Sie warf nur einen kurzen Blick auf das Display und sah dann Jamie wieder an. "Lass ihr Zeit, bis sie sich im Klaren ist was sie will. Kannst du mich noch mal ..." "Schon verstanden." Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen ging er nach draußen und beschloss erstmal in die Küche zu Malte und Philipp zu gehen. "Jacobi? Hey Izabella. Na wie ist Schweden?" Völlig losgelöst von dem scheinbaren Thema versuchte Anna die junge Frau aus der Reserve zu locken, dass dies wirklich keine Falle war, mit der sie diese und Jamie wieder zusammenbringen wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 16:18


    Izabella hatte sich auf eine Bank sinken lassen, ihre Beine angezogen und ihren Kopf auf ihre Knie gelegt. Die frische Luft tat ihr gut und es war ihr sogar möglich mit Anna zu telefonieren, ohne sofort wieder Gefahr zu laufen in Tränen auszubrechen. Der erste Schritt schien geschafft zu sein, auch wenn die Gedanken an Jamie immer noch schmerzten. "Hallo Anna, ich will dich gar nicht lange stören, denn sicherlich wird bei euch im EKH genug los sein, sonst hättest du wohl schon früher versucht mich noch einmal zu erreichen. Was Schweden betrifft, es tut mir gut, wieder bei meinen Eltern zu sein und zu wissen das sie für mich da sind." Izabella schwieg und überlegte, was sie sagen sollte. Sollte sie sich nach Jamie erkundigen? Nein, er sollte in ihrem Leben keine Rolle mehr spielen. "Du hast mir geschrieben, dass du meine Untersuchungsergebnisse erhalten hast. Was hat die Untersuchung ergeben, Anna. Bin ich wieder rückfällig geworden?" Ihre Stimme zitterte leicht, als der Gedanke, wieder von vorne den Kampf gegen die Magersucht beginnen zu müssen, so greifbar nahe war. Izabella blickte auf das weite Meer hinaus und wollte nicht so recht begreifen, was sich in den letzten Stunden alles verändert hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 16:34


    Anna lachte leicht auf, als sie Izabellas Frage hörte. "Nein, ein Rückfall ist definitiv auszuschließen, die Werte sind in dieser Hinsicht völlig in Ordnung." Anna machte eine Pause und überlegte, wie sie weiter machen sollte. Es war schwer ihr diese Nachricht zu überbringen, und persönlich wäre es noch einfacher gewesen, aber diese Option tat sich für sie leider nicht auf. "Und du störst überhaupt nicht. Wenn ich keine Zeit für dich hätte, dann hätte ich dir die Nachricht erst heute abend geschrieben. Also gut, pass auf, das ganze ist nicht so einfach. Ich weiß nämlich nicht so Recht wie ich dir das erklären soll. Auch wenn du nicht rückfällig bist, solltest du in Zukunft vielleicht etwas mehr essen. Izabella. Du hast absofort noch eine zweite Person mit zu ernähren." Nicht besonders elegant, schalt sich Anna, aber sie hatte nicht gewusst, wie sie es sonst hätte ausdrücken sollen. Wie auch erklärte man einer jungen Frau, die durch ihre Krankheit niemanden zu nahe an sich heran lassen wollte, sich eben von ihrem Freund getrennt hatte, dass sie schwanger war?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.08.2007, 16:42


    Entsetzt wusste Izabella nicht, was sie sagen sollte. Sie war schwanger. Von Jamie. Das Glücksgefühl wollte sich nicht so recht einstellen, auch wenn die Erleichterung groß war, dass die Magersucht sie nicht wieder in ihren Teufelskreis gezogen hatte. "Anna, hast du Jamie bereits davon erzählt? Ich möchte nicht, dass er es erfährt. Nein, hör' mir bitte zu. Ich habe mich von ihm getrennt, weil mein Verstand mir sagte, dass ich ihn mit meiner Krankheit mehr belaste, als ich ihm zumuten kann. Wie soll ich ihm da jetzt auch noch die Verantwortung für ein Kind übertragen? Vielleicht würde es einiges zwischen mir und Jamie ändern, aber will ich das überhaupt, dass wir wieder zusammen kommen, nur weil ich schwanger bin. Ich glaube, ich muss dich nicht an deine Schweigepflicht erinnern. Sag' Jamie, dass es mir gut geht und sag' ihm auch, dass die Untersuchungsergebnisse keine Auffälligkeiten gezeigt haben. Er soll beruhigt sein." Unbewusst war Izabellas Hand zu ihrem Bauch gewandert, welcher wohl der Verursacher für die Symptome der letzten Tage war. Deutlich sah sie die Bilder von ihrer kleinen Gartenparty vor sich, wo sie so glücklich gewesen waren. Es war nicht lange her und doch hatte es so viel verändert.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.08.2007, 16:50


    "Izabella, ich bin nicht die richtige um zwischen euch zu vermitteln, ich will es auch gar nicht. Aber glaubst du nicht, dass Jamie ein Recht hat es zu erfahren? Schließlich ist er der Vater, und ihr könnt das nur gemeinsam schaffen." Entsetzt hatte Anna die Reaktion von Izabella mit angehört. Zwar fand sie es gut, dass sie nicht alleine wegen des Kindes zu Jamie zurück ging, aber was war es denn gewesen, das die Beziehung zum Scheitern gebracht hatte. Sicher kein Streit oder sonst eine Differenz zwischen den beiden. "Hör ihm doch einfach mal zu, wenn er zu dir sagt, dass er mit deiner Krankheit und dieser Belastung klar kommt. Glaubst du wirklich, er tischt dir den ganzen Tag nur Märchen auf? Klar, ich verstehe dich auch, mich würde so viel Sorge auch fertig machen und nerven. Aber sieh mal, er meint es doch nur gut mit dir. Er würde alles für dich tun, nicht weil du krank bist, sondern weil er dich wirklich liebt." Entsetzt über sich selbst schüttelte Anna den Kopf. Was war nur in sie gefahren, dass sie so derart auf Izabella einredete? "Und nein, von mir wird er nichts erfahren. Ich werde auch dich nicht mehr länger nerven, wenn du es willst. Weil eigentlich will ich mich da gar nicht einmischen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 09:37


    Völlig überfordert mit der neuen Situation strich Izabella sich mit ihren kalten Fingern über ihre schmerzende Stirn. Sie spürte regelrecht ihre jagenden Gedanken, die eine erneute Übelkeit hervorrief. „Ja, Jamie hat das Recht zu erfahren, dass er Vater wird. Unmengen an Hoffnungen würde er mit dieser Nachricht verknüpfen. Hoffnungen, die ich ihm vielleicht gar nicht erfüllen könnte. Anna, du weißt selbst sehr genau, wie schwach und angeschlagen mein Körper ist, obwohl die Therapie längst angeschlagen hat. Was, wenn die Anstrengungen der Schwangerschaft zu viel für mich sind, und es zur Komplikationen kommt? Ich möchte Jamie nicht in ein tiefes, schwarzes Loch stürzen sehen, wenn ich ihm sagen muss, dass er sein Kind niemals in den Armen halten kann. Natürlich muss es nicht so weit kommen und vielleicht treibe ich mich nur selbst in die Angst, weil ich mich im Moment schrecklich hilflos fühle, aber was, wenn doch?“ Ein leises, unterdrücktes Schluchzen drang über Izabellas Lippen. „Ja, Jamie würde alles für mich tun, mir jeden Wunsch von den Augen ablesen, weil er mich liebt. Ich mache ihm keine Vorwürfe, wegen den Sorgen die er sich um mich macht. Nein, die Vorwürfe mache ich mir selbst, weil ich weiß, dass ich ihm nie dasselbe zurück geben kann, was er mir tagtäglich von seiner Liebe und Kraft schenkt. Verstehst du Anna, meine Krankheit und die Tatsache, dass ich mich immer über Jamies Fürsorge beschwert habe, war nur eine Ausrede für mich, die ich vorschieben konnte, denn in Wirklichkeit wollte ich selbst nicht wahrhaben, dass ich Jamie viel zu sehr liebe, als das ich ihn verlieren möchte, ich aber immer noch zu stolz dafür bin, um zu akzeptieren. Akzeptieren, dass im Moment ich auf ihn angewiesen bin, seine Kraft und Hilfe brauche. Für ihn ist es keine Belastung, aber trotzdem wollte ich perfekt sein. Jamie sollte eine Freundin haben, um die er sich nicht ständig Sorgen machen muss, doch diese Freundin möchte er nicht, auch wenn ich versuche das mir immer wieder und wieder einzureden.“ Das Meer schlug inzwischen starke Wellen, die gegen die Felsen donnerten. So aufgewühlt, wie Izabellas Seele, so aufgewühlt war auch die stürmische See. Der Wind fuhr durch ihre blonden Locken, blies ihr kalt ins Gesicht, doch sie wollte sich nicht auf den Rückweg machen, legte nur schützend einen Arm um ihren Bauch. „Wahrscheinlich rede ich gerade nur wirres Zeug und vielleicht brauche ich einfach noch etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen, um endlich zu akzeptieren, dass ich nicht jemand anderes sein muss, sondern mein eigenes Leben leben kann. Anna, danke! Danke, dass du dich eingemischt hast und Jamie und mir helfen willst, wenn auch unbewusst. Ich wünschte ich hätte solche Freunde, wie euch alle schon viel früher kennen gelernt, dann hätte ich mich nicht in die Illusion flüchten müssen, dass alles besser wäre, wäre ich perfekter. Sag’ Jamie, dass es mir gut geht und er sich keine Sorgen machen muss.“ Ohne große Worte des Abschieds beendete Izabella dasd Gespräch und legte ihr Kopf weit in den Nacken, um die ziehenden, dunklen Wolken beobachten zu können. „Das Leben ist wie eine Fahrt mit einer Achterbahn. Es gibt Höhen und Tiefen und selbst das schreckliche Gefühl der Übelkeit gehört dazu.“ Die Worte ihres Vaters drangen in ihre tiefen Gedanken vor. Sie hatte sie längst vergessen. Beim Abschied in Schweden hatte er sie ihr mit auf den Weg gegeben, um sie auch auf schlechte Zeiten vorzubereiten.
    Ein sanftes Lächeln lag auf Izabellas Gesicht, wenn sie daran dachte, wie ihr Vater wohl reagieren würde, wenn sie ihm verkündete, dass seine kleine Tochter nicht alleine nach Schweden gekommen war. Sie durfte jetzt nicht aufgegeben, ihr Leben der Magersucht überlassen, wie einen hilflosen Luftballon einem stürmischen Wind. Im Rausch der Gefühle vermischten sich erneute Tränen mit einem glücklichen Lächeln, so dass Izabella kaum bemerkte, wie jemand hinter sie trat und sie vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, an den Schultern berührte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 09:58


    "Hur mår du?" Trotz des stürmischen Windes sprach Sören sie nur leise an und berührte sie sanft an den Schultern. Der Gefühlsausbruch seiner Tochter am Morgen hatte ihn noch mehr verwirrt, und er merkte, dass sie ihm lang nicht alles gesagt hatte, was ihr auf dem Herzen lag. Die Tatsache, dass sie Magersüchtig war hatte ihn schon schwer getroffen, aber, dass sie nicht alles erzählen wollte war noch schwerer zu akzeptieren. Langsam trat er neben sie und ließ sich auf dem Stein sinken. Sie hatte geweint, das war nicht zu übersehen, aber weshalb hatte sie dann trotzdem dieses glückliche Lächeln auf den Lippen? "Na min vacker? Was bedrückt dich so? Willst du mir nicht den Rest erzählen, was in Hamburg los war?" Vorsichtig bohrte er nach und sah sie immer wieder an. Es musste es irgendetwas sein, dass sie auf der einen Seite glücklich machte, und dann aber wieder unendlich traurig und nachdenklich. In so einem Gefühlschaos hatte er seine Tochter noch nie erlebt.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 10:13


    "Jag är ledsen, pappa. Ich hätte dir sofort alles erzählen sollen, aber ich konnte nicht. Es tat einfach weh, den wahren Grund immer wieder vor sich zu haben und daran denken zu müssen, was ich durch meinen eigenen Leichtsinn verloren habe. Auch jetzt habe ich noch immer das Gefühl, dass ich vor einem Abgrund stehen und keinen anderen Weg habe, als noch einen Schritt weiter zu gehen, aber das darf ich nicht zulassen. Ich bin nicht wegen meiner Magersucht zu euch zurück gekommen. Nein im Gegenteil, in Deutschland habe ich längst mit einer erfolgreichen Therapie begonnen, die mir hilft wieder gesund zu werden" Izabella schwieg und blickte wieder hinaus auf das Meer. Wie sollte sie ihrem Vater von Jamie erzählen? Der Gedanke an ihn war schon schmerzlich genug, wie sollte sie da auch noch in Worte fassen, was sie für ihn fühlte. Eine Träne rollte über Izabellas Gesicht und doch ihr Lächeln blieb. "Die Therapie, den Neuanfang und den Kampf gegen die Magersucht habe ich nur geschafft, weil mir mein Freund dabei geholfen hat, aber weil ich meine eigene Hilflosigkeit nicht ertragen, geschweige denn akzeptieren konnte, habe ich mich von ihm getrennt. Pappa, jag kära honom und trotzdem bin ich regelrecht vor ihm geflüchtet."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 10:35


    "En kompis? Das ist doch wunderbar", setzte er an und merkte dann, dass sie mit dem Gedanken nicht glücklich war. "Du bist doch nicht hilflos, meine kleine. Dein Dickkopf und der Wunsch nach Unabhängigkeit hat dich so weit gebracht, nicht? Wenn er es doch ehrlich mit dir gemeint hat, wieso lässt du es dann nicht einfach zu. Habe ich das Richtig verstanden und ohne ihn wärst du noch immer magersüchtig?" Sanft legte er einen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Wie sollte er ihr nur Trost spenden, wenn er nicht einmal genau verstand was überhaupt los war? Er wollte sie nur zu gerne verstehen, aber genauso gut wusste er, dass sie den gleichen Dickkopf hatte wie ihre Mutter. "Kann ich dir irgendwie helfen in deinem Liebeskummer? Du bist doch gekommen um Abstand von ihm zu bekommen und um nachdenken zu können. Wenn du irgendeinen Rat von mir brauchst, dann sag es mir. Ich weiß zwar nicht genau wie du dich fühlst, aber ich will versuchen es zu verstehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 10:45


    "Ja, ich bin gekommen, um Abstand von ihm und von Hamburg gewinnen zu können, doch das werde ich nie mehr schaffen. Pappa, jag är gravid. Von ihm. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich liebe ihn, aber trotzdem sagt mir mein Verstand immer wieder, dass es unfair ist, ihn mit meiner Krankheit zu belasten. Ständig musste er sich in der letzten Zeit um mich Sorgen machen. Ist das gerecht? Ich weiß, dass es keine Belastung für ihn ist und er mich mehr als alles auf der Welt liebt, aber ich kann es einfach noch nicht akzeptieren. Mir fehlt die Kraft dazu." Izabella ließ ihren Kopf sinken und war froh, dass ihr Vater gekommen war, um nach ihr zu sehen. Wie lange sie sonst hier gesessen und darüber nachgedacht, wie es nun weiter gehen sollte, wusste sie nicht. Vielleicht wäre es auch einfach besser, sie würde sich nicht immer ein perfektes Leben wünschen, sondern einfach einmal alles auf sich zukommen lassen. Es akzeptieren, wie es war und nicht ständig alles hinterfragen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 10:59


    Sanft zog er seine Tochter auf die Beine und nahm sie fest in den Arm. Die Nachricht, dass sie schwanger war, traf ihn völlig unvorbereitet und gab einen ganz anderen Blick auf ihr Problem frei. Mit Tränen in den Augen küsste er sie sanft auf die Stirn und strich ihr immer wieder über den Kopf. Nie hätte er gedacht, dass das Wiedersehen mit seiner Tochter so derartig turbulent verlaufen könnte. Zuerst die Nachricht über ihre Krankheit, dann die Sache mit ihrem Freund und nun die Schwangerschaft. Was würden ihn noch alles für Überraschungen erwarten? "Na komm, lass uns wieder ins Haus gehen und erstmal einen warmen Tee trinken. Und glaub mir, in ein paar Tagen wirst du vielleicht ganz anders über das alles reden und es wird dir weniger kompliziert erscheinen als jetzt. Und glaub mir, wenn er dich wirklich liebt, dann macht es ihm wirklich nichts aus, dass du nicht so gesund bist wie vielleicht andere Frauen die er kennt. Echte Liebe macht da keinen Unterschied." Den Arm um ihre Schultern gelegt suchte Sören einen Weg durch das dichte Schilff und zog sie fast schon mit nach Hause zurück.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 11:08


    "Philipp, deine Unterschrift fehlt!" In Hamburg wütete ein ganz anderer Sturm. Ein Einsatz folgte dem nächsten und Philipp, Malte und Jamie hatten nicht einmal Zeit, um sich miteinander unterhalten zu können. Jetzt nahte der Feierabend, doch auch diese Tatsache, vielleicht bald nach Hause zu können, war nicht so sicher, wie sich es zumindest Malte und Philipp gewünscht hätten. Rasch setzte Philipp noch seine Unterschrift unter sein Protokoll und machte sich dann vollkommen erschöpft auf den Weg in die Küche. Seinen Piepser würde er in einer Tasse Kaffee versenken, wenn er noch einmal einen Laut von sich geben würde.
    Malte und Jamie saßen bereits am Tisch, sahen ebenso erschöpft aus, wie er sich fühlte. War jetzt vielleicht einmal kurz Zeit, um zumindest über den Tag zu reden? Das Jamie weitaus andere Sorgen hatte, war seinen Kollegen natürlich nicht entgangen, doch Annas Worte, Jamie nicht zu fragen was los war, hatten sie sich zu Herzen genommen. "Wenn das die Woche so weiter geht, lasse ich mich am Wochenende freiwillig hier einliefern", seufzte Malte und griff nach seiner Tasse.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 11:21


    Jamie hatte es die letzten Tage geschafft und sich so in die Arbeit gestürzt, dass er weder den ganzen Tag über, noch am Abend Zeit hatte über sich und Izabella nachzudenken. Auch jetzt schweiften seine Gedanken nur geringfügig ab, zu fertig war er um noch große Kraft in seine Gedanken investieren zu können. Auf der einen Seite freute er sich auf das Wochenende, wo er nicht arbeiten musste, aber wenn er nur daran dachte, wie viel Zeit er hätte, wo er nachdenken konnte, wünschte er sich fast doch Dienst zu haben. "Meinst du du wirst hier glücklich? Ich würde zwar momentan auch am liebsten Tag und Nacht arbeiten, aber hier liegen müssen? Nein danke, echt nicht. Lass dich zu Hause von deiner Freundin pflegen, das ist besser." Leicht grinsend antwortete Jamie seinem Kollegen. Es war das erste mal, dass er von sich aus etwas sagte, und dass er gleich noch mehr verriet, als er eigentlich vorgehabt hatte. "Seht mich nicht so an, Arbeit ist immer noch das beste um sich abzulenken."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 11:29


    "Wenn das ein Angebot sein soll, kannst du meine Sonntagsschicht gerne übernehmen. Ich habe zwar keine Freundin, die mich zu Hause pflegen und verwöhnen kann, aber jede freie Minute ist mir lieber, als ständig im Einsatz zu sein. Vor lauter Adrenalin komme ich nicht mal jetzt zur Ruhe." Nachdenklich sah Philipp seinen jungen Kollegen an und konnte nur ahnen, welch schwere Zeit er gerade durchmachte, den außer Gerüchten hatten sie nichts brauchbares erfahren. "Jamie, wir haben zwar die Auflage bekommen, dich in Ruhe zu lassen und keine dummen Fragen zu stellen, aber die Gerüchte die hier momentan im EKH verbreitet werden, sind doch beunruhigend. Was ist zwischen dir und Izabella passiert? Du musst es uns nicht erzählen, doch glaubst du wir haben nicht längst bemerkt, dass dein Arbeitswahnsinn nicht aus Langeweile entsteht. Du machst dich noch kaputt damit und irgendwann liegst du tatsächlich hier und dann schicke ich dir Malte als Krankenschwester." Während seiner besorgten Worte, war ihm entgangen das Anna den Raum betreten hatte. Jetzt, als er in ihre vorwurfsvollen Augen sah, wusste er, dass es wohl wirklich besser gewesen wäre, zu schweigen, als noch tiefer in offene Wunden zu bohren.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 13:07


    Fahrig furh sich Jamie durch die kurzen Haare und stand auf. Mit dem Rücken zu seinen Kollegen blickte er aus dem Fenster und wünschte, er müsste die bittere Wahrheit nicht erzählen. Aber er hatte angefangen mehr aus sich heraus zu lassen, also sollten sie jetzt auch etwas mehr erfahren. Während er noch so da stand und überlegte wie er am besten anfangen sollte hörte er, wie Anna ihren Kollgen wütend anfuhr: "Hat das jetzt sein müssen?" Ruckartig drehte sich Jamie um und funkelte sowohl Anna als auch Philipp sauer an. Anna hatte es ja nur gut gemeint, als sie angeschafft hatte man sollte ihn nichts fragen, aber warum nahm sie ihm die Entscheidung ab? Es war seine Beziehung die in die Brüche gegangen war, und nicht ihre. "Ist lieb gemeint Anna, aber der Flurfunk im Krankenhaus funktioniert eh bestens, also warum nicht gleich die Wahrheit sagen?" Immer noch leicht gereizt setzte sich Jamie wieder an den Tisch und nahm den letzten Schluck aus der Tasse. "Nach dem Izabella sich im Krankenhaus hatte untersuchen lassen und von dir, Malte nach Hause gebracht worden war, hat sie ihre Sachen gepackt und ist nach Schweden zu ihren Eltern geflogen. Das einzige was ich bis jetzt von ihr gehört habe, ist, dass es ihr gut geht, sie Zeit braucht und die Beziehung zu Ende ist." Es war fast als würde Jamie das nicht berühren oder an die Nieren gehen, so kalt und abwesend hatte er es erzählt, aber zumindest vor seinen Kollegen wollte er nicht klein beigeben. Es reichte schon wie er in seiner Wohnung trostlos herumsaß und nicht wusste was er tun sollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 14:25


    "Izabella, hat was getan? Aber im Krankenhaus meinte sie doch auch noch, dass es höchstens Abstand auf Zeit sein sollte und als ich sie in eurer Wohnung abgesetzt habe, schien sie bereits wesentlich gefasster." Vollkommen überrascht über diese Nachricht, schüttelte Malte nur unglaubwürdig den Kopf. Das konnte doch nicht Izabellas ernst sein, nach allem was Jamie für sie getan hatte, sich einfach so aus den Staub zu machen. Er hatte für sie gekämpft, alles für sie getan und damit anfangs sogar seinen Job im EKH auf's Spiel gesetzt, hätte man an oberster Stelle erfahren, dass er eine Beziehung mit einer Patientin eingegangen ist. Zählte das für Izabella denn überhaupt nicht? Malte wollte sich nach dem Grund erkundigen, weshalb es überhaupt zu dem Streit im Krankenhaus gekommen war, doch der strenge Blick von Philipp ließ ihn sein Schweigen bewahren. Es wahr wohl wirklich nicht der richtige Moment, um noch weitere Nachforschungen anzustellen. "Kopf hoch Jamie, vielleicht braucht sie einfach einmal Abstand und irgendwann steht sie wieder vor deiner Tür. Du kennst ihren Dickkopf besser als wir." Mit einem Blick auf die Uhr hatte Philipp festgestellt, dass der Feierabend endlich eingetreten war, doch er wollte jetzt auch nicht einfach aufspringen und nach Hause gehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 14:32


    Nur zu gerne hätte Anna etwas auf Philipps Kommentar erwiedert, aber sie hatte Izabella ja versprochen überhaupt nichts zu sagen, nicht einmal Jamie. Kommentarlos drehte sie sich um und ging wieder aus dem Raum. Die Chance, dass sie sich in Anwesenheit der Kollegen verriet war zu groß, denn eigentlich war es ja keine schlimme Nachricht, sondern eher ein freudiges Ereignis. Betrübt blickte Jamie der Ärztin hinterher, wusste aber, dass Philipp nicht weiter fragen würde. "Sie bekommt von mir so viel Zeit wie sie braucht. Und die Zeit bei ihren Eltern in Schweden wird ihr sicher gut tun." Die Überzeugung die aus seiner Stimme sprach kam ihm selbst unwirklich vor, aber er musste daran glauben, um vor lauter Sehnsucht nicht verrückt zu werden. Vielleicht würde auch ihm das freie Wochenende gut tun, und er könnte danach die Sache mit etwas Abstand betrachten. Der Gedanke kam nur ganz langsam und fast undurchsichtig, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr Gestalt nahm das ganze an. Noch wusste er nicht wo genau sie sich in Schweden befand, aber er würde es herausfinden können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 14:43


    "Wusstest du eigentlich, dass Izabella in Schweden aufgewachsen ist und eigentlich gar nicht aus Hamburg kommt? Es war für mich völlig überraschend, als sie bei ihrem Asthmaanfall plötzlich in einer ganz anderen Sprache gesprochen hat", kam es nachdenklich von Malte, den das Thema einfach nicht mehr loszulassen schien. Was musste in Izabella vorgehen, dass sie beinahe fluchtartig Deutschland verlassen hatte?
    Ein stürmisches Klopfen, schreckte die drei Mediziner auf und mit einem breiten Grinsen betraten Nils und Franzi den Raum. "Als nette Nachbarn und treue Freunde, wollten wir euch nur darauf aufmerksam machen, dass ihr das Krankenhaus wieder verlassen müsst. Außer natürlich ihr zieht es vor hier zu übernachten, aber was mich betrifft, würde ich gerne mit meiner Freundin nach Hause verschwinden", amüsiert betrachtete Nils die erstaunten Gesichter und war sich nicht bewusst, welche Situation er soeben gestört hatte. Von Anna hatte er nichts erfahren und bis zum Polizeikommissariat 21 war die Nachricht von Izabellas und Jamies Trennung noch nicht vorgedrungen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 14:51


    "Meint ihr wirklich?" Leicht grinsend stellte Jamie seine Tasse in die Spülmaschine und schnappte sich schweigend die Jacke. Er hatte überhaupt keine Lust vor den beiden Polizisten lang und breit zu erklären, dass sich Izabella von ihm getrennt hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drückte er sich an Nils vorbei und ging rasch zu den Umkleiden. Er konnte jetzt nur noch hoffen, dass Franzi ihren Freund sofort in Beschlag genommen hatte, denn so gerne er Malte leiden konnte, im Moment ging er ihm nur auf die Nerven und er wollte einfach seine Ruhe haben. Immer und immer wieder kreisten seine Gedanken darum, ob er wirklich herausfinden wollte wo Izabellas Eltern wohnten. Sie hatte ihn verlassen und war praktisch geflüchtet. Konnte er dann am Wochenende einfach in Schweden auftauchen und ihr alles noch schwerer machen? Ohne von dem Gedanken los zu kommen zog er sich um und ging dann gedankenverloren aus dem EKH. Noch war er sich nicht sicher, ob er das sowohl ihr, als auch ihm selbst antun sollte. Aber ehe er sich versah, saß er in der U-Bahn und fuhr in die entgegengesetzte Richtung seiner Wohnung.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 15:04


    Längst war es keine Zimmerlautstärke mehr, in der die laute Musik durch die kleine Wohnung dröhte, doch ihn störte das nicht. Sollten sich die Nachbarn doch beschweren. Es war Entspannung für ihn und schließlich musste er die Zeit überbrücken, bis seine Freundin nach Hause kam. Sein Computer meldete ihm mit einem leisen Ton, der durch die lauten Melodien aus der Musik-Anlage kaum zur hören war, dass er startbereit war. Die Füße auf dem Tisch, die Kaffeetasse in der Hand und frech grinsend, öffnete er ein Fenster und hatte sofort eine Nachricht von seiner Freundin auf den Bildschirm.
    "Daniel, bist du taub. Es hat geklingelt. Ich habe keine Lust mich wegen dir mit den Nachbarn anzulegen. Und dreh' endlich deine verdammte Musik leiser." Wütend wurde seine Zimmertür geöffnet und die Tür krachte gegen das Bücherregal, sodass die Bücher kritisch wankten. Eine Reaktion erfolgte nicht, sondern nur ein müdes Schulterzucken. "Sollen sie doch, wenn sie meinen, sie müssten sich aufregen." Seine Augen hatten längst den kurzen Text fixiert und gut gelaunt pfiff er die Melodie mit, die durch das Zimmer dröhnte. Sein WG-Kollege war ihm vollkommen egal, ebenso wie der Besucher vor der Tür. "Das ist das letzte mal, dass ich für dich an die Türe gehe", hörte er nur noch, als die Tür wieder krachend ins Schloss fiel. Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und zufrieden machte er sich daran die e-mail zu beantworten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 15:16


    Daniel war der einzige, der ihm sagen konnte, wo er und Izabella sich damals kennen gelernt hatten, denn Izabella hatte zwar gesagt, dass sie aus Schweden kam, aber woher genau war nie interessant gewesen. Die laute Musik die ihm entgegen kam, schreckte ihn ab und am liebsten wäre er schon im Treppenhaus wieder umgekehrt. Einzig der Gedanke daran, dass er Izabella dann wieder sehen konnte ließ ihn nicht umkehren. Mit dem Schlimmsten rechnend stand er vor der Türe und wartete darauf, dass Daniel die Türe aufmachte. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, als die Türe dann endlich aufging und er erschrack fast, als er nicht Daniel darin stehen sah, sondern einen anderen Mitbewohner der WG. "Moin. Ist Daniel da? Wenn ja, müsste ich mal kurz mit ihm sprechen." Möglichst freundlich bat Jamie nach Daniel und hoffte dieser wäre vielleicht sogar nicht zu Hause, um sich den Ärger zu ersparen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 15:24


    Ohne groß Worte zu verschwenden, ließ Ralf die Wohnungstür offen stehen und ging zurück zu Daniels Zimmer, um die Tür erneut aufzustoßen. "Hey Daniel, Besuch für dich. Und wenn du dieses Ding nicht bald leiser stellst, werde ich mir stark überlegen, ob es nicht besser wäre, mir ein paar neue WG-Kollegen zu suchen." "Ja, sei' einfach ruhig." Wiederwillig erhob sich Daniel von seinem Platz am Computer und mit einem einfachen Handgriff verstummt die Musik. Dem 'Na bitte, warum nicht gleich.', von Ralf schenkte er nur einen bösen Blick, bevor er an die Wohnungstür trat. Seine Stimmung, schlug schnell um, als er Jamie stehen sah. "Ach, welch hoher Besuch, der Herr Doktor. Tut mir Leid, aber Izabella ist hier nicht mehr anzutreffen, aber das dürfte dir ja bekannt sein, wo du großherzig bei ihrem Umzug mitgeholfen hast." Erhabend grinsend lehnte sich Daniel gegen den Türrahmen und machte keine Anstalten Jamie in die Wohnung zu lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 15:37


    Augenblicklich versteinerte sich Jamies Miene und er verschränkte die Arme vor seinem Körper. "Ich weiß, dass ich Izabella hier nicht finde. Mich würde nur interessieren, in welchem Ort ihr euch damals kennen gelernt habt." Jamies Kopf pochte hart, auch wenn die Musik jetzt verstummt war und so Ruhe im ganzen Haus herrschte. Würde er von Daniel erfahren was er wissen wollte, oder würde er doch darauf warten müssen, dass sie zu ihm zurück kommt? Unruhig trat er auf der Stelle von einem Fuß auf den anderen und konnte nicht verhindern, dass die Spannung wieder aus seinem Körper wich. Daniels Haltung war zwar provozierend und erhaben, aber er hätte mit einer wesentlich agressiveren Ausführung gerechnet. "Ich denke du wirst dich zumindest noch an den Namen des Ortes erinnern, mehr will ich auch nicht wissen. Je schneller du es mir verrätst, desto schneller bin ich wieder fort und stehle dir deine bestimmt so kostbare Zeit nicht mehr."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 15:46


    "Warum frägst du das Izabella nicht einfach selbst? An den Ort, wo ihre Eltern wohnen wird sie sich sicherlich erinnern können." Plötzlich lachte Daniel laut und höhnisch auf. Er wich einen Schritt zurück und hatte Mühe sich wieder zu beruhigen. "Sag bloss, unser Prinzeschen hat auch dich abserviert. Sieht ihr ähnlich. Erst die Hilflose spielen und dann einen eiskalt fallen lassen. Ich würde dir raten, ihr nicht hinterher zu fliegen, bringt dir sowieso nichts, als nur noch mehr ärger, mit ihr. Freut mich zu hören, dass es auch dich getroffen hat, wo du ja so sehr um sie gekämpft hast." Für Daniel war es das reinste Glücksgefühl für seinen gekränkten, männlichen Stolz, dass Izabella es auch mit dem jungen Notarzt nicht lange ausgehalten hatte und dieser scheinbar so verzweifelt war, dass er sich sogar dazu herab ließ, ihn um Hilfe zu fragen. Hilfe, die er nicht bekommen würde. Frech grinsend musterte Daniel seinen Gegenüber. "Such dir doch einfach ne hübsche Krankenschwester, Doktor. Davon habt ihr doch sicherlich genügend und vergiss Izabella. Die Kleine ist eine begabte Schauspielerin und hat dich nie gebraucht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 16:01


    Die Worte von Daniel trafen Jamie hart und verletzend. Es stimmte ja zum Teil, was dieser sagte, aber Jamie wollte es nicht wahrhaben. Konnte sich nicht vorstellen, dass Izabella wirklich nur mit ihm gespielt hat, denn wieso sonst hätte sie sich zu einer Therapie entschieden? Nein, es konnte nicht sein, dass sie ihn nur ausgenutzt hatte. "Was zwischen Izabella und mir ist, lass einfach meine Sorge sein, es geht dich nichts an. Und ob ich ihr hinterher fliegen will oder nicht, das kannst du auch mein Problem sein lassen. Sag mir einfach wo!" Jamie fauchte seinen Gegenüber an und er war bis aufs äußerste gereizt. Nicht nur die unzähligen Überstunden und Zusatzschichten machten sich bemerkbar, auch der fehlende Schlaf der letzten Nächte ließ ihn schneller explodieren als sonst. War es ein Zeichen, wie sehr er sie liebte, dass er schon wieder bereit war irgendeinen sinnlosen Kampf einzugehen? War er wirklich nicht fähig sich unter Kontrolle zu halten. Schon bei der Gartenparty war er Malte gegenüber so ausgeflippt. Würde sich eine ähnliche Szenen jetzt und hier wiederholen?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 16:10


    "Pass mal lieber auf, wie du mit mir redest. Noch lass' ich mich nämlich nicht dazu zwingen, hier irgendwelche Informationen preis zu geben. Und außerdem, wer sagt mir, dass Izabella das wirklich will. Datenschutz, du verstehst." Daniels Ton wurde immer angriffslustiger, je mehr er merkte, wie Jamie sich immer mehr Mühe geben musste, sich unter Kontrolle zu halten. Grinsend und immer noch lässig gegen den Türrahmen gelehnt, sah er ihn herausfordernd an. Sollte er ihm wirklich das geben, was er von ihm haben wollte? Damit wäre er ihn los, doch Daniel genoss es viel eher ihn zu demütigen und ihn weiter zu reizen. Izabella hatte es mit ihm genauso gemacht, als sie ihm die Schuld für ihre lächerliche Krankheit gab und nun wollte er sich dafür seine Rache holen. "Vielleicht habe ich die Adresse aber auch noch zufälliger Weise irgendwo stehen, mit der dazugehörigen Telefonnummer. Ich könnte Izabella kurz anrufen und mir ihre Erlaubnis holen. Du hast doch sicherlich noch Zeit, um kurz zu warten." Mit einem breiten Grinsen und sich dessen genau bewusst, was seine Worte bewirkten, löste sich Daniel aus der Tür und wollte in sein Zimmer zurück.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 16:21


    "Das einzige wofür ich jetzt noch Zeit habe, ist dir eines auf deinen viel zu großen Schnabel zu geben." Völlig außer Kontrolle fauchte Jamie die Worte durch zusammengebissene Zähne hindurch. Jeder Vorsatz nicht auszurasten und die Kontrolle zu verlieren war vergessen und er ging rasch ein paar Schritte auf Daniel zu und packte diesen mit einer Hand am Hemdkragen. So fest er konnte drückte er ihn an die Wand, wusste aber, dass eine Hand nicht ausreichen würde um seinen Gegenüber wirklich fest zu halten. Jamie wollte ihm nicht antun, nichts ernsthaftes zumindest, aber die Sicherungen waren längst durchgebrannt und er wusste nicht merh was zu tun war. "Wenn du jetzt nicht sofort sagst wie der Ort geheißen hatte, dann schlag ich dir alle Zähne einzeln aus. Also?" Die Knöchel an seiner Hand traten bereits weiß hervor und jeder Muskel in der Hand schmerzte, aber er konnte nicht nachlassen, nicht bevor er wusste wo sich Izabella gerade aufhielt.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 16:30


    "Scheint so, als hätte dich unser Prinzeschen vollkommen verzaubert", presste Daniel hervor. Sein Grinsen war ihm immer noch nicht vergangen, wusste er nur zu genau, dass eine einzige Reaktion von ihm wohl genügen würde, um den Angriff des jungen Arztes abzuwehren. Zunächst wollte er ihm jedoch die Genugtuung geben, dass er mit seiner Gewalt erreichte, was er wollte. "Was willst du hören? Wo wir uns kennen gelernt haben? Hat sie dir denn nie von ihren Eltern und ihrem kleinen Dorf erzählt? Da hast du etwas verpasst, denn nun bist du wohl auf mich angewiesen und das möchtet du am liebsten gar nicht sein, denn so habe ich dich in der Hand, Herr Doktor." Lachend, aber inzwischen doch leicht um Luft ringend, folgte ein verletzender Satz dem nächsten und auch Daniel hatte längst eine unsichtbare Grenze überschritten, die er nicht hätte überschreiten dürfen. "Die Zähne willst du mir also ausschlagen? Ich glaube, kaum das du dazu noch in der Lage sein wirst, wenn ich mit dir fertig bin." Hart stieß Daniel Jamie von sich und holte mit seiner Hand aus, spürte wie er den Arzt unsanft am Kiefer traf, dass dieser zu Boden ging. "Na, wie fühlt sich das an? Izabella wird wohl kaum einen Verlierer wie dich wollen." Am Kragen zog Daniel seinen Angreifer wieder auf die Beine und sah ihn mit funkelnden Augen an. "Izabella hat mich bei allen schlecht gemacht und dafür sollst du jetzt büßen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 17:00


    Schwer schaufend wand sich Jamie in dem Harten Griff von Daniel und versuchte irgendwie frei zu kommen. Er hatte keine Möglichkeit sich zu befreien und die Wärme die sich auf seinen Lippen und dem Kinn ausbreitete verhieß nichts gutes. Vorsichtig tastete er mit der Zunge seinen Mund ab und hätte am liebsten vor lauter Schmerzen gestöhnt. Bei dem harten und präzisen Schlag von Daniel hatte er sich aus mangelnder Konzentration auf die Zunge gebissen. "Wer hier der Verlierer ist lassen wir lieber mal offen." Nur für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und das energische Funkeln kehrte sofort zurück, als er sie wieder aufschlug. Er würde Daniel nicht den Gefallen tun und klein bei geben, nicht wo er kurz davor stand zu erfahren wo Izabella war. "Du beschwerst dich, sie hätte dich schlecht gemacht? Eigentlich kannst du mir nur leid tun Daniel. Vielleicht solltest du dir mal überlegen, was du angerichtet hast. Du hast sie in die Magersucht getrieben, mit deinen ständigen neuen Freundinnen. Sie hat alles Recht dazu, dich schlecht zu machen, kapier das endlich mal in deinem Stolz."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.08.2007, 17:10


    "Das ich nicht lache, ich habe Izabella ganz sicherlich nicht in die Magersucht getrieben. Dafür ist sie schon selbst verantwortlich, mit ihrem ständigen Perfektionismus. Aber was kümmert mich das noch, schließlich werde ich sie ja wohl kaum wiedersehen und die Gerüchte, die sie über mich verbreitet hat, werden auch irgendwann verstummen. Jetzt sollte ich mir erst einmal überlegen, was ich mit dir mache." Daniel lachte wieder höhnisch auf und stieß Jamie von sich. Die Lust am "Spielen" war ihm eigentlich vergangen, hatte er schließlich erreicht was er wollte. "Verschwinde einfach und lass mich in Frieden. Es gibt nichts, was ich dir zum Aufenthaltsort von Izabella zu sagen hätte. Rein gar nichts, hast du mich verstanden. Außerdem solltest du dich vielleicht erst einmal, um deine Verletzungen kümmern, bevor du mir hier noch verblutest. Wäre schlimm, wenn ich dir jetzt auch noch helfen müsste." Wieder packte Daniel Jamie unsanft und stieß ihn zur Tür, doch gerade als er sie zuschlagen wollte, hielt jemand seinen Fuß dazwischen. "Du hältst dich gefälligst da raus, haben wir uns verstanden", schrie Daniel wütend auf, als er seinen WG-Kollegen neben sich stehen sah. "Hättest du vielleicht gerne, werde ich aber nicht tun. Hier, das ist die Adresse, die Izabella uns hinterlassen hat, als sie das letzte mal zu ihren Eltern nach Schweden ist. Der Name des Dorfes stimmt auf jeden Fall." Ralf warf Jamie einen Zettel zu, bevor er Daniel böse anfunkelte und dann wieder von der Bildfläche verschwand. "Na dann hast du ja was du willst", knurrte Izabellas Ex missmutig und schmetterte die Türe ins Schloss.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.08.2007, 17:29


    Jamie wollte nach dem Zettel greifen, der noch immer leicht durch die Luft segelte, als Daniel ihm seine Hand wegschlug. Sofort wurde Jamie schwarz vor Augen und er glaubte sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Der Schmerz in seiner Hand nahm immer mehr zu und er brauchte nicht hinzusehen um zu wissen was passiert war. Daniel hatte ihm bewusst die Hand weggeschlagen und ihm mit aller Gewalt den Ringfinger nach hinten gebogen. Das Geräusch wie der Finger aus seiner Kapsel sprang um dem Druck noch weiter nachgeben zu können drehte ihm den Magen um. Ohne einen Laut von sich zu geben zog er die Hand wieder an seinen Körper heran und stellte rasch den Fuß auf den Zettel, bevor Daniel ihn an sich nehmen konnte. Bemüht sich den Schmerz so wenig wie möglich anmerken zu lassen bückte er sich und hob den Zettel mit der Anschrift auf. "Ob ihre Eltern umgezogen sind oder nicht, interessiert mich nicht. Ich glaube eh nichts mehr, was aus deinem Mund kommt. Nein, es war kein Fehler hier her zu kommen, denn ich habe ja bekommen was ich wollte. Vielleicht sollte ich dir die Polizei schicken, wegen Körperverletzung." Mit einem letzten provozierenden Satz drehte sich Jamie um und ließ Daniel stehen. Ob er gleich ins EKH fahren sollte, oder doch besser erst nach Hause wusste er nicht und so ging er den halben Weg zu Fuß nach Hause. Dass er voll Blut war und der Finger unnatürlich wegstand war ihm egal. Alles was er jetzt brauchte war ein klarer Kopf.

    *****

    "Ja danke euch auch ein schönes Wochenende." Gut gelaunt verabschiedete sich Jamie von Anna und Malte, die noch den Nachmittag Schicht hatten. "Und immer schön brav bleiben, Jamie", rief ihm Malte noch lachend hinterher. Grinsend drehte sich Jamie noch einmal um. "Wie soll ich mit dem hier schon groß etwas anstellen?" Demonstrativ hob er den Ringfinger der rechten Hand hob und winkte den beiden noch kurz zu, ehe er das Krankenhaus wirklich verließ. Bei sich in der Wohnung angekommen zog er seinen Rucksack aus dem Schrank und warf wahllos ein paar Klamotten hinein. Genau geplant hatte er den Flug nach Schweden nicht, war er doch schon froh gewesen, überhaupt noch einen Platz bekommen zu haben. Erst als er eine Stunde später im Flieger nach Karslkrona saß hatte er genügend Zeit diesen Schritt noch mal zu überdenken. War es wirklich das Richtige was er tat, wo sie ihn doch so abserviert hatte? Wollte sie die Trennung wirklich oder war es nur eine Schutzfunktion um ihn nicht noch näher an sich heran zu lassen? Ohne wirklich zu einem Ergebnis zu kommen stieg er aus dem Flieger in Schweden aus und gönnte sich ausnahmsweise den Luxus eines Taxis, denn er hatte nicht die geringste Ahnung wie er sonst nach Sölvesborg kommen sollte.
    "Mataffär", hier musste es sein. So viel Schwedisch hatte er unterwegs versucht zu lernen, dass er wusste, dass es auf Deutsch so viel wie "Lebensmittelgeschäft" hieß. Ob es das Richtige war, oder ob es noch unzählige mehr geben sollte, das Izabellas Mutter gehören könnte? Unschlüssig stand Jamie davor und überlegte erneut ob es wirklich vernünftig gewesen war hier her zu kommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 09:42


    „Funktionen der Angst. Die wesentliche Funktion der Angst ist die Schutzfunktion für den Organismus. Sie zeigt sich in der Regel in allen typischen Angstfunktionen, die meist in der Flucht bestehen. Man geht davon aus, dass bestimmte Ängste seit Urzeiten im genetischen Code des Menschen „programmiert“ sind, da sie lebenserhaltende Funktionen besitzen. Angst steuert unser Verhalten, in dem wir uns von negativen Reaktionen seitens unserer Umwelt flüchten, Schuldgefühle, Gewissensbisse bekommen oder mit Selbstvorwürfen reagieren. Mamma, du sollst deine Waren verkaufen und nicht mich damit durchfüttern.“ Lächelnd blickte Izabella von ihren Unterlagen auf, in denen sie schon seit Stunden vertieft war. Bald stand die Vordiplomprüfung an, die ihr Grundstudium in Psychologie beendete und mit Bestehen sie zum Hauptstudium zuließ, was bedeutete, dass sie bestens vorbereitet zurück nach Hamburg kommen musste. „Ja, ich weiß du meinst es gut mit mir, aber noch muss ich auch darauf achten, dass ich es nicht übertreibe, aber trotzdem tack så mycket!“ Zärtlich hauchte Izabella ihrer Mutter einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor sie ihre Bücher zuschlug und ihre verspannten Glieder genussvoll streckte. Ein Gähnen konnte sie nicht unterdrücken. „Es ist wohl besser ich gehe nach Hause und gönne mir ein bisschen Ruhe, bevor ich heute Abend wieder einmal auf dem Sofa einschlafe.“ Izabellas Augen funkelten amüsiert, als sie von dem alten Holzstuhl aufstand, der neben einem Tisch, das einzige Möbelstück in dem kleinen Nebenzimmer des Ladens war. Schon als Kind hatte Izabella gerne ihre Hausaufgaben in diesem Zimmer erledigt, weil sie s öfter bei ihrer Mutter hatte sein können. Ein wunderbarer Duft hatte den Raum immer erfüllt, wenn frische Lebensmittel geliefert worden waren. Geschickt verstaute Izabella ihre vielen Bücher in einer dafür viel zu kleinen Tasche, schnappte sich danach lächeln das liebevoll zubereitete Brötchen ihrer Mutter und fuhr sich kurz durch ihre blonden Locken. „Tills i kväll, mamma“, mit einem strahlenden Lächeln verabschiedete sie sich und verschwand beinahe stürmisch aus dem kleinen Zimmer. Ihre Locken flogen nur so durch die Luft, was ihre Mutter mehr als nur fröhlich stimmte. Izabella ging es von Tag zu Tag besser und sie schien dabei zu sein, sich von den Ereignissen in Deutschland zu erholen. „Ach ja mamma, kannst du dir morgen frei nehmen. Ich würde gerne mit dir zum Einkaufen in die Stadt fahren“, rief Izabella noch rasch ihrer Mutter zu, bevor sie stürmisch die Ladentür öffnete und in die strahlende Abendsonne hinaus trat. „Åh, förlåt.“ In ihrem Übermut hatte sie die Person vollkommen übersehen, die vor dem Laden stand. Mit einem entschuldigenden Lächeln blickte Izabella auf. Das glückliche Funkeln in ihren blauen Augen erstarb urplötzlich und sie wich einen Schritt zurück, als müsste sie für einen deutlich sichtbaren Abstand sorgen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 10:10


    Ihr überraschendes Auftauchen aus dem Laden hatte für kurzen Moment jeden Zweifel aus dem Weg geräumt und er spürte die alte Sehnsucht wieder in ihm aufsteigen. Sie hatten so eine schöne Zeit gehabt, sie konnte das doch nicht alles mit einer SMS kaputt machen. Kaum dass sie in ihn gerannt war und sich ihr Blick schlagartig verfinstert hatte wich er ebenfalls ein paar Schritte zurück und die alten Zweifel keimten in ihm auf. Es war doch ein Fehler gewesen hier aufzutauchen und sie dazu zu zwingen mit ihm zu reden. Was wenn sie es wirklich ernst meinte, und er nur einfach nicht fähig war das ganze zu begreifen? Unsicher wie er reagieren sollte steckte er die rechte Hand mit dem geschienten Finger tiefer in die Jackentasche. Ob sie alleine wegen seines Auftauchens zurück wich, oder weil er immer noch ziemlich lädiert aussah. Der blaue Fleck am Kinn wurde immer noch größer und der Bluterguss zeichnete sich deutlich ab. "Gut siehst du aus." Mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen vermied er jedes Wort mit dem er sie gefragt hätte, wie sie sich fühlte. Es war unverkennbar, dass ihr die Zeit bei ihren Eltern gut tat, so erholt hatte er sie lange nicht mehr gesehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 10:25


    Entsetzt und geschockt über Jamies plötzliches Auftauchen, wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Wie hatte er sie finden können, wo sie doch nie etwas über ihre Eltern erzählt hatte? Keinen einzigen Hinweis hatte er ihr hinterlassen und ihn sogar noch darum gebeten, sie nicht zu suchen. Izabella wich seinen Blicken aus und wandte ihre Augen von seiner nicht zu übersehenden Verletzung ab. Sie wollte nicht danach fragen, was passiert war. Wollte nicht mit ihm reden, auch wenn sie sich innerlich nichts sehnlicher wünschte, als von ihm in den Arm genommen zu werden. Noch hatte sie es nicht geschafft, endlich zu akzeptieren, dass seine Hilfe keine Belastung für ihn war und sie sich für ihn auch nicht ändern musste. "Was willst du hier?" Kalt und abweisend kam die Frage über ihre Lippen, doch ohne noch groß eine Anwort von ihm abzuwarten, drängte sich Izabella an Jamie vorbei und überquerte die Straße, als wäre nichts gewesen. Er sollte nicht ihre Tränen sehen, die sich jetzt bereits wieder anzubahnen drohten. Warum musste er ausgerechnet jetzt auftauchen und hatte ihr nicht noch ein wenig Zeit gegeben?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 10:35


    Ohne groß zu zögern folgte er ihr in einigem Abstand. Ihre kalten und abweisenden Worte brannten in ihm wie Feuer und er wünschte sich fast schon, er wäre nie gekommen. Sie war es gewesen, die es so gewollt hatte. Warum tat er sich das immer wieder aufs neue an und ließ sich noch mehr verletzen? "Was ich hier will?! Wie wärs mit Urlaub machen?" Man hörte ihm deutlich an, wie nahe ihm die ganze Sache ging und wie sehr er darunter litt. Konnte sie nicht einfach sagen, dass sie es nicht so gemeint hatte und nur diesen Abstand brauchte? Eilig ging er ihr hinter her, wagte es aber nicht sie am Handgelenk fest zu halten und sie dazu zu zwingen mit ihm zu reden. "Izabella. Bitte, können wir nicht einfach darüber reden? Wenn du mir jetzt sagst, dass ich verschwinden soll und du mich nicht mehr sehen willst, dann werde ich das auch machen, aber sag es mir persönlich." Verzweifelt ging er nun direkt neben ihr her und gestikulierte wild mit beiden Händen. Den Schmerz in seinem Finger ignorierte er, brachte es ihm doch auch nichts, wenn er den Schwachen spielte, in der Hoffnung etwas Mitleid von ihm zu erhalten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 10:47


    Jäh blieb Izabella stehen und drehte sich sich zu ihm. Was sie fühlte, was sie dachte, war nicht in ihrem Gesicht zu erkennen, doch in ihrer Stimme lag ein deutliches Zittern. "Hat Anna mit dir gesprochen? Hat Anna mit dir über meine Untersuchungsergebnisse gesprochen?" Beinahe schon ein drängender Unterton begleitete diese Fragen. Izabella war sich sicher, dass Anna es wohl doch nicht ausgehalten und Jamie gesagt, was die Untersuchung ergeben hatte. Warum sollte er sonst plötzlich hier auftauchen, wo sie ihm doch deutlich genug gezeigt hatte, dass es zwischen ihnen vorbei war. Ihre Blicke waren fordernd und doch hasste sich Izabella in diesem Moment selbst dafür, dass sie Jamie gegenüber nicht genau das selbe ausdrücken konnte, wie sie es bei all den anderen Personen schaffte. Mit Anna und mit ihrem Vater hatte sie offen über ihre Handlungen sprechen können und warum sie nicht fähig war bei Jamie zu bleiben. Doch der Person, für die es am wichtigsten war alles zu erfahren, der konnte sie es nicht sagen, so sehr sie auch wollte. Das einzige was sie konnte, war Jamie nur noch tiefer zu verletzen und ihn immer weiter von sich zu treiben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 11:01


    Erstaunt sah er sie fragend an. Was hatte diese Frage zu bedeuten? Ja, er hatte Anna mehrmals auf die Ergebnisse angesprochen, aber sie hatte ihn immer angehalten an die Schweigepflicht zu denken. Von der Kollegin hatte er nicht mehr erfahren, als die wenigen Worte, die Izabella für ihn bestimmt hatte. "Anna?", Jamie lachte ungläubig auf. "Nein, Anna hat mir nicht mehr gesagt, als was du ihr erlaubt hattest. Ich kenne kein einziges Wort aus dem Untersuchungsbericht, keine einzige Zahl, keine Diagnose. Glaub mir, es fiel mir nicht leicht, aber ich hatte mich damit abgefunden, dass ich nichts erfahren sollte." Mühsam versuchte er in ihrem Gesicht ablesen zu können, was sie bewegte und was für Auswirkungen das Ergebnis der Untersuchung hatte. Aber im Gegensatz zu ihm war sie sehr gut in der Lage jede Regung zu verhindern und ihre Fassade blieb hart. Kein noch so kleines Anzeichen eines Gefühls konnte man ablesen und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie endlich mit offenen Karten spielte. Er wollte endlich wissen, woran er wirklich war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 11:15


    Erleichtert schloss Izabella für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. Anna hatte sich an ihr Versprechen gehalten und Jamie nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt, was gleichzeitig bedeutete, dass er nicht nach Schweden gekommen war, um sie wegen des Kindes zurück nach Hamburg zu holen. Einzig und alleine war es wieder einmal ein Beweis für seine starke Liebe, die er immer noch für sie empfand. Izabella sah Jamie an. "Ich kann nur ahnen, wie tief ich dich mit meinem Verhalten verletzt habe und ich will auch gar nicht das du mich verstehst, aber ich konnte nicht anders. Ich brauchte Zeit, um mir selbst darüber klar zu werden, was ich eigentlich möchte." Zaghaft berührten Izabellas Fingerspitzen seine Hand. Ihre Blicke wanderten wieder zu seinen Verletzungen und besorgt musste sie feststellen, wie schlimm er aussah. Zwar war er wohl medizinisch versorgt worden, doch vor allem die Spuren am Kinn ließen sich nicht verbergen. Was war nur in Hamburg passiert?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 11:24


    Die Berührungen an seiner Hand ließen ihn wieder leicht grinsen. Fürs erste schien sie ihm nicht böse zu sein, dass er nach Schweden gekommen war, aber so ganz wusste er immer noch nicht was er von der ganzen Sache halten sollte. Sie hatte den ersten Schritt wieder auf ihn zu gemacht, aber würde sie auch die folgenden Schritte gehen, ihm vielleicht sogar erklären warum sie geflohen war? "Bist du zu einem Ergebnis gekommen, was du möchtest?" Nur leise und zögerlich kam die Frage über seine Lippen, und langsam wurde ihm klar, dass er die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte. Was wenn sie sich wieder gegen ihn entschied und ihm jetzt erklärte, dass es wirklich aus war? Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und ging weiter die Straße hinunter, in der Hoffnung es würde so alles einfacher werden. Aber konnte es denn wirklich einfacher werden? Immer wieder sah er sie unsicher von der Seite an. Wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr erklärte, woher er die Verletzungen hatte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 11:39


    "Längst bin ich zu einem Ergebnis gekommen was ich möchte, aber ich bin nicht fähig, zu akzeptieren, aus Angst es könnte ein Fehler sein. Lass uns zum Haus meiner Eltern gehen. Noch ist niemand zu Hause, der uns dort stören könnte." Izabella löste ihre Hand wieder von Jamie und holte einen Schlüssel hervor. Es war nicht weit bis zu dem Haus und kaum hatten sie es betreten, ließ Izabella ihre Tasche auf den Boden fallen und ging in die Küche. Ihre eiskalte Fassade hatte sich gelöst, aber noch immer ließ sie Jamie nicht näher an sich herankommen. Wie auch? Wo sie ihn so sehr verletzt hatte und trotzdem hatte er sich auf die Suche nach ihr gemacht, um sie zu finden und ihr zu zeigen, dass er sie nicht verlieren wollte. War das gerecht? Ohne lange zu überlegen, was sie tat, setzte sie für Jamie einen Kaffee auf und für sich selbst einen Tee. Egal, was zwischen ihnen passiert war, sie musste es endlich schaffen und ihm sagen, was sie wirklich wollte. Alles weitere wäre nur ein unfaires Spiel gewesen und sie wollte nicht mit Jamie spielen. Als Izabella merkte, dass Jamie hinter ihr stand, drehte sie sich langsam um und ihre Hand wanderte vorsichtig zu seiner Verletzung. "Was ist passiert, Jamie?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 11:53


    Schon bei der kleinsten Berührung tat ihm der komplette Kiefer weh und er verzog das Gesicht, wich aber nicht zurück um ihre Berührung los zu werden. iIrgendwie tat es fast schon wieder gut, wenn sie ihre kalten Finger auf die Schwellung legte und er schloss für einen Moment die Augen. Wie sollte er ihr erklären was passiert war? Zwar wollte er nicht, dass sie sich Sorgen um ihn machte, aber nur zu schmerzhaft drang es in sein Gedächtnis zurück, dass genau das der Punkt war, der zu dem Streit geführt hatte. Immer noch unsicher wie er ihr das erzählen sollte begann er zögerlich und mit nur leiser Stimme zu erzählen. "Mir ist im EKH, als Malte und Phillip hatten wissen wollen was mit mir los war, eingefallen, dass es ja doch eine Möglichkeit, und auch nur diese einzige gab, herauszufinden wo du warst, schließlich wusste ich ja nicht einmal den Ort wo deine Eltern wohnten. Der einzige der mir das sagen konnte war Daniel, immerhin hattet ihr euch ja hier kennengelernt. Also bin ich nach Dienstschluss zu deiner alten WG gefahren und habe versucht es aus ihm herauszubringen. Allerdings glaube ich, dass ich keine besonders gute Figur dabei gemacht habe, aber ich habe trotzdem bekommen was ich wollte." Vorsichtig tastete er selbst über die Schwellung und den Bluterguss und sah sich den dick bandagierten Finger an. "Vielleicht sieht es schlimmer aus als es ist, obwohl mir immer noch alles weh tut", gestand er schließlich, wünschte sich seltsamer Weise aber nicht, dass es nie so weit gekommen war. Wer konnte schon sagen wofür das alles gut war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 14:21


    "Warum hast du das getan?" Izabellas Frage klang keinesfalls vorwurfsvoll, viel eher tief besorgt und als ihr bewusst wurde, dass nur die kleinste Berührung Jamie starke Schmerzen verursachte, zog sie ihre Hand rasch zurück, wandte sich wieder Kaffee- und Teekanne zu. Ihre Finger zitterten, als sie ihm eine Tasse reichte und stumm ließ Izabella sich an den Küchentisch sinken, nahm einen winzigen Schluck von ihrem heißen Tee. "Um ehrlich zu sein, du siehst schrecklich aus und ich will mir gar nicht vorstellen, was in der WG vorgefallen ist, als du von Daniel meine Adresse gefordert hast. Warum hast du nicht auf mich gehört und nach mir gesucht? Du hättest dir die Schmerzen ersparen können." Izabellas unsichtbare Mauer fiel jäh in sich zusammen, als würde sie die Stärke nicht mehr länger aufbringen, sie aufrecht zu erhalten. Ihre Blicke wanderten unruhig durch den Raum und erschrocken zuckte sie zusammen bei dem Geräusch der sich öffnenden Haustür. Sollten ihre Eltern bereits nach Hause kommen?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 14:37


    "Warum? Izabella ich liebe dich, und ich komme nicht mit dem Gedanken zurecht, dass du einfach so von heute auf morgen mit einer kurzen SMS Schluss machen willst. Ich habe dir doch die Geschichte mit meiner Narbe erzählt. So schnell gebe ich das Mädchen das ich liebe nicht auf, auch wenn von dem Kampf deutliche Spuren behalten werde. Das ist es mir wert." Vorsichtig griff Jamie mit der lädierten rechten Hand nach der vollen Kaffeetasse und nahm einen großen Schluck davon. Sofort breitete sich in seinem Körper eine angenehme Wärme aus und er merkte, dass Izabella sich wieder etwas zu entspannen schien. Sie zeigte sich nicht mehr so abgeneigt ihm gegenüber und schon allein die Tatsache, dass sie ihm gesagt hatte, dass er schrecklich aussah stimmte ihn glücklich. So ganz egal schien sie ihm ja doch nicht zu sein.

    "Izabella, na men lilla?" Gut gelaunt betrat Jamies Vater den Raum und erstarrte kaum hatte er Jamie am Tisch entdeckt. War er derjenige, weshalb Izabella nach Schweden geflohen war? Wieso war er hier und wusste überhaupt wo sie wohnte, wo sie doch nichts davon erzählt hatte? "Wer ist das? Und was will er?" Die Freundlichkeit in Sörens Stimme war sofort auf eine Feindseligkeit umgesprungen, die härter nicht hätte sein können. Er wollte nicht zulassen, dass Izabella ein drittes Mal so verletzt wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 15:03


    "Han är den far av min barn. Bjuder honom igenting därav, snälla. Es ist alles in Ordnung, pappa." Sofort war Izabella aufgesprungen und hatte ihren Vater an der Tür zurück gehalten. Natürlich war ihr klar, dass er Jamie nicht mit offenen Armen empfangen würden, nach allem was er durch ihr Gefühlschaos mitbekommen hatte, doch er durfte Jamie jetzt nicht vor die Tür setzen. Sie musste ihm doch alles erklären und dann erst konnten sie entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Wie jedoch sollte sie ihrem Vater das begreiflich machen, ohne das Jamie etwas davon mitbekam. Izabella wusste zwar, dass Jamie kein Wort schwedisch verstand, aber allein ihr Tonfall wäre verräterisch gewesen. "Jamie war bei Daniel und hat so meine Adresse erfahren, weil er noch einmal mit mir reden wollte. Ich weiß, welche Sorgen du dir machst, aber bitte lass' uns alleine." Deutlich erkannte Izabella an den Augen ihres Vaters, dass er ihren Wunsch nicht so leicht erfüllen wollte. Warum nur musste alles so kompliziert sein?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 15:14


    "Är du säker?" Fragend sah er seine Tochter an und war immer wieder musternde Blicke zu Jamie, dessen blaues Kiefer nicht gerade einladend und freundlich aussah. "Vara noggrann!" Mit einem letzten harten Blick drehte er sich um und schnappte sich wieder seine Jacke. Er würde dem Wunsch von Izabella nachkommen und sie alleine lassen, so schwer es ihm auch fiel. Krachend fiel die Haustüre ins Schloss und es kehrte wieder Stille in die Wohnung ein. "Izabella, ich will dir keine Schwierigkeiten machen. Ich hab doch gesehen wie sauer dein Vater auf mich reagiert hat, vielleicht ist es wirklich besser, wir ...", murmelte Jamie leise vor sich hin, wusste aber genau, dass Izabella ihn verstanden hatte. Die harten und feindseligen Blicke ihres Vaters hatten ihm jeden Funken Hoffnung geraubt es könnte zwischen ihnen wieder etwas werden und sie könnten sich in Ruhe aussprechen. Warum ließ er sich nur immer von seinen Illussionen leiten und kam erst später zu der Erkenntnis, das es vielleicht doch der falsche Weg war?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 15:23


    Izabella starrte auf die Tür, durch die ihr Vater soeben verschwunden war. Sie konnte ihn verstehen, vor allem da er auch die Tatsache kannte, dass sie schwanger war und sich so noch mehr Sorgen um sie machte. "Jamie, was willst du eigentlich? Ist es nicht schlimm genug, dass ich unsere Beziehung von meinen Launen abhängig mache. Soll ich jetzt auch noch auf meinen Vater Rücksicht nehmen? Es tut mir leid, dass er so heftig reagiert hat, aber das ist nicht groß verwunderlich, wo ich bei meiner Ankunft hier vollkommen fertig war mit meinen Nerven und nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Da konnte er doch nur annehmen, dass in Hamburg etwas schreckliches geschehen ist. Und nun tauchst du hier plötzlich auf und bringst alles wieder durcheinander. Wie hätte er dich deiner Meinung nach denn empfangen sollen?" Verwirrt schwieg Izabella und ließ sich am Türrahmen hinab auf den Boden gleiten. Ihre Gefühle fuhren mit ihr Achterbahn und doch wäre alles so einfach. Drei Worte würden genügen, um wieder alles so werden zu lassen, wie vor ein paar Wochen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 15:37


    "Ich habe nicht gesagt, dass ich deinem Vater einen Vorwurf mache für sein Verhalten. Sicher ist es nur zu verständlich. Er kann es verstehen, aber meinst du nicht, dass es langsam an der Zeit ist, dass auch ich die Möglichkeit bekomme zu verstehen?" Vorsichtig beugte er sich vor und sah sie lange an. Würde er wirklich die Möglichkeit bekommen alles zu erfahren und sie dann besser zu verstehen? Langsam wusste er nicht mehr weiter. Es tat so weh sie verzweifelt am Boden sitzen zu sehen, aber er traute sich nicht hinzugehen und sie zu trösten. Jetzt für diesen Moment wäre er sicherlich der falsche gewesen. Langsam und leise stand Jamie auf und stellte die leere Kaffeetasse auf die Arbeitsplatte zurück, ehe er sich an die Terassentür stellte und auf das stürmische Meer hinausblickte. Ob es in ihr auch so aussah wie auf dem Wasser? So aufgewühlt, durcheinander und nicht sicher was der richtige Weg war. Aber bei einer Entscheidung konnte er ihr nicht helfen, auch wenn er sich gewünscht hätte, er könnte sie einfach nur im Arm halten und alles andere vergessen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 15:46


    "Jag är kära med dig! Ja, du sollst endlich eine Erklärung bekommen, Jamie, auch wenn das noch lange nicht bedeutet, dass du mich verstehen wirst. Auch wenn du es vielleicht so gesehen hast, aber ich habe dir nie einen Vorwurf gemacht, sondern ich konnte es nicht länger ertragen, dass du ständig mir geholfen hast und ich nie etwas für dich tun konnte. Immer schon wollte ich alles alleine schaffen, alles alleine bewältigen, mit meinem Dickkopf eben durch die Wand. Doch meine Krankheit machte diese Wand zu hart, als das ich sie durchdringen konnte. Meine Gefühle waren nur noch ein einziges Chaos und ohne das ich eigentlich wirklich begriffen habe, was ich damit anrichte, bin ich verschwunden und glaubte es würde für dich besser werden, wenn du dich nicht mehr um mich kümmern müsstest. Es war ein Fehler Jamie, das habe ich längst eingesehen, aber wahrscheinlich habe ich durch diesen einen Fehler zu viel zerstört." Benommen blieb Izabella am Boden sitzen und war froh, dass Jamie ihre ersten Worte nicht verstanden hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 16:00


    Jamie schwieg lange auf ihre Worte und versuchte das ganze in seine Gedanken einordnen zu können. Sie hatte Recht, so ganz konnte er es nicht verstehen, aber war es denn wichtig, dass er immer alles verstand? Konnte es zwischen ihnen nicht auch gut gehen, wenn der eine das Handeln des anderen nicht immer nachvollziehen konnte? Langsam und nachdenklich löste er sich wieder von dem Anblick der rauen See und ging leise um den Tisch herum. So völlig in sich zusammengesunken wie sie nun da saß, spürte er noch stärker den Drang sie einfach fest zu halten. Zögerlich ging er in die Hocke und berührte sie sanft an der Schulter. Als sie danach immer noch nicht zu ihm aufsah legte er ihr einen Finger unter das Kinn und zwang sie ihn an zusehen. "Ich vertraue dir weiterhin, und dass ich dich immer noch liebe, brauche ich dir glaube ich nicht noch einmal zu sagen. Und dass ich mich um dich kümmere ... du weißt wie ich denke und ich werde auch versuchen dich etwas besser zu verstehen. Gib uns noch mal eine Chance. Bitte."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 16:10


    Izabella konnte ihre Tränen nicht mehr länger zurück halten, zu groß war die Erleichterung, dass alles wieder gut werden konnte. Jetzt, wo Jamie sogar nach Schweden gekommen war. Erschöpft schlang sie ihre Arme um Jamies Hals und ließ sich von ihm in die Höhe ziehen. "Jamie, ich liebe dich und ich hatte furchtbare Angst dich durch meine Dummheit zu verlieren. Ich hätte einfach akzeptieren müssen, dass ich nicht perfekt bin und es nie sein werde. Ich will es auch gar nicht mehr. Natürlich gebe ich uns eine zweite Chance." Hin und hergerissen zwischen ihren Glücksgefühlen und den Tränen der Erleichterung musste Izabella lachen. Wenn ihr Vater sie so sehen könnte, er würde denken Jamie hätte sie erneut zutiefst verletzt. In ihren Augen war plötzlich wieder ein glückliches Funkeln zu sehen, wurde ihr noch deutlicher bewusst, dass ihr Gefühlschaos wohl auch durch ihre Schwangerschaft verursacht wurde. Sollte sie Jamie diese Neuigkeit auch sofort verkünden oder sollte sie damit noch warten? Izabella beschloss erst einmal wieder Ruhe zwischen ihnen einkehren zu lassen, bevor sie ihn mit der nächsten Nachrichten aus dem Konzept brachte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 16:24


    Völlig verwirrt durch ihren plötzlichen Gefühlsausbruch drückte er sie einfach an sich. Es tat gut sie so im Arm zu halten und das Gefühl das ihn durchströmte machte ihm klar, dass es wirklich wieder gut werden konnte zwischen ihnen. Mit der nötigen Geduld und noch etwas Zeit würden sie wieder alles in geregelte Bahnen lenken können. "Es war nicht nur deine Dummheit die das ganze auf das Spiel gesetzt hat. Ich war doch genaus daran schuld, denn schließlich habe ich ja auch nie verstehen und begreifen können, dass es dir einfach zu viel Fürsorge war. Ich glaube die paar Tage könnten uns ganz gut getan haben, und was mich angeht, ich habe so einiges begriffen, vor allem aber, dass Liebe das schmerzhafteste ist was es gibt." Lachend ging er ein paar Schritte zurück und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. Sanft zog er Izabella auf seinen Schoss und küsste sie sanft auf die Stirn. Wie sehr dabei sein ganzes Kiefer schmerzte war ihm egal. Die Glücksgefühle überwogen jeden Schmerz den er spürte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 20:43


    Izabella ließ glücklich ihren Kopf gegen seine Schulter sinken und schloss für einen Moment die Augen. So richtig glauben konnte sie es noch nicht, dass Jamie tatsächlich hier bei ihr in Schweden war und sie im Arm hielt. "Vielleicht sollte ich etwas gegen diese schmerzhafte Liebe tun, nicht das ich von deinen Kollegen noch Ärger bekomme, weil du arbeitsunfähig bist." Lächelnd stand Izabella auf und ging zum Kühlschrank, um ein wenig Eis aus dem Gefrierfach in ein Geschirrtuch zu wickeln. Vorsichtig setzte sie dieses kalte Bündel an Jamies Schwellung an und küsste ihn sanft. "Schick' mich das nächste mal einfach sofort nach Schweden, wenn ich wieder auf dumme Ideen oder Gedanken kommen sollte. Ob mein Vater das dann auf Dauer ertragen kann, ist zwar die andere Frage, aber zumindest weißt du dann, wo ich bin und musst dich nicht wegen einer Adresse grün und blau schlagen lassen." Izabellas bezauberndes Lächeln war zurück und sie war nicht fähig ihre Gefühle auch nur in geringster Weise auszudrücken. Der Sturm in ihrem Inneren schien sich gelegt zu haben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 20:56


    Sanft umschloss er sie mit seinen Armen wieder und strich ihr mit der unverletzten, linken Hand ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Fürsorge tat unendlich gut, und er merkte, wie sich der pochende Schmerz in seinem Kiefer unter dem Eis langsam zu entspannen begann. "Du übertreibst doch bestimmt. Mein Gesicht ist höchstens dick, aber nicht grün und blau." Überzeugt davon, dass sie wirklich übertrieb widersprach er ihr und küsste sie diesmal sanft auf die Lippen. Hatten sie diese Tage wirklich gebraucht um mit neuer Intensivität zueinander zu finden? "Ich glaube es ist besser wenn ich dich nicht nach Schweden schicke, sondern wir einfach miteinander reden. Das können wir deinem Vater doch nicht antun." Ohne dass die beiden es bemerkt hatten, hatte Sören das Haus wieder betreten und lehnte leise im Türrahmen. Er hatte jedes Wort mitverfolgt und auch die Küsse nur zu gut gesehen. Was bildete sich dieser Arzt aus Deutschland eigentlich ein? Er würde es nicht zulassen, dass er Izaballa unglücklich machte, auch wenn sie von ihm schwanger war. "Vilket jag i lengden inte bära? Han bli bara ont göra!" Scharf sprach Sören seine Tochter an und wollte sie wieder zur Vernunft bringen, ehe sie erneut völlig aufgelöst in seinen Armen lag und nicht mehr weiter wusste.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 21:09


    "Pappa!" Völlig unerwartet waren die scharfen Worte an ihr Ohr gedrungen, hatten sie aus ihrem Glück zurück in die Realität geholt, obwohl doch eben genau dieses Glück ihre Realität war, die sie in den letzten Tagen so sehr vermisst hatte. Langsam stand Izabella auf und ging auf ihren Vater zu, griff beruhigend nach seiner Hand. "Det blir han inte. Ich weiß du machst dir Sorgen um mich, aber das brauchst du nicht. Vielleicht ist es unfair von mir, weil ich erst wieder zu dem Zeitpunkt zu euch zurück gekommen bin, wo ich nicht mehr weiter wusste und nicht schon vorher." Unruhig blickte Izabella zwischen ihrem Vater und Jamie hin und her, wusste nicht wie sie zwischen den beiden vermitteln sollte. Ihr Vater war zutiefst beunruhigt und wollte Jamie keinerlei Vertrauen schenken und Jamie wusste nicht, wie er auf dieses Verhalten reagieren sollte. Sie wollte doch beide nicht enttäuschen, weder ihren Vater, noch Jamie, doch im Moment fühlte sie sich wieder hilflos und in die Ecke gedrängt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 21:19


    Unsicher wie er reagieren sollte stand Jamie langsam auf und legte den Eisbeutel auf den Tisch. Zögerlich ging er auf Izabellas Vater zu, der immer noch im Türrahmen lehnte. Dessen Gesicht ließ nichts gutes vermuten und auch wenn er kein schwedisch verstand, ahnte er doch, dass es nichts besonders nettes gewesen sein musste, was er gesagt hatte. Erst als Jamie kurz vor ihrem Vater stand hielt er an und räusperte sich kurz. "Herr Janke, ich kann mir vorstellen, dass es für Sie nicht leicht ist mich hier zu sehen, versöhnt mit Ihrer Tochter, aber glauben Sie mir, ich liebe sie wirklich und ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen." Jamie legte eine Pause ein und ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, wie lächerlich das ganze doch bestimmt aussah. Er mit einer dicken Backe und einer kaputten Hand wollte Izabellas Vater klar machen, dass er für dessen Tochter da war und sie wirklich liebte. Ob er ihr das glauben würde? "Ich weiß, es ist für Sie bestimmt nicht leicht, wo Ihre Tochter doch völlig verstört nach Hause zurück gekehrt ist, aber ich will ihr wirklich nichts böses. Ach so, ich bin übrigends Jakob Schwarz." Langsam hielt Jamie dem Vater seiner Freundin die Hand entgegen und wartete auf dessen Reaktion. Ob dieser alles glauben würde was Jamie gesagt hatte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 21:35


    "Pappa, snälla. Jag kära honom. Jag är gravid av honom. Jag var själv skuld vid skeende. Ej Jamie. Du borde ilsken i mig vara." Verzweifelt versuchte Izabella ihren Vater zu überzeugen. Das sie nur schwedisch sprach, fiel ihr dabei gar nicht auf, viel zu wichtig war es ihr, dass er Jamie akzeptierte. Wie sollte sie schließlich mit Jamie glücklich werden können, wenn ihre Eltern ihre Beziehung nicht akzeptierten? Izabella wandte sich von den beiden Männern ab, um ihre Tränen zu verbergen. Warum mussten ausgerechnet jetzt ihre Gefühle verrückt spielen, wo es sinnvoller wäre ihn davon zu überzeugen, dass Jamie sie nie wirklich verletzt hatte. Ein bisschen übertriebene Fürsorge, was war das schon, wo er doch alles nur aus Liebe für sie getan hatte. Als sie dann auch noch aus dem Fenster blickte, sah sie ihre Mutter auf das Haus zu kommen. Diese hatte zwar erfahren, warum Izabella aus Deutschland geflohen war, doch nicht so detailreich, wie ihr Vater. Er war es schon immer gewesen, zu dem sie einen besseren Bezug hatte, doch wie viel hatte er ihr erzählt? Wusste sie über Jamie Bescheid und teilte sie vielleicht sogar die selbe Meinung?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 21:49


    Erstaunt blickte er seine Tochter nach ihrem letzten Satz an und berührte sie sanft an der Schulter. Sie kämpfte darum, dass er ihren Freund akzeptierte und ihn nicht weiter anfeindete. Aber wie sollte er so einfach "Ja" sagen, wo er doch hier genau sah, was schon der andere deutsche Freund seiner Tochter anrichten konnte. Sie war schwanger von ihm, konnte er dem Kind wirklich den Vater verbieten, nur weil Zweifel hatte? Er wusste, dass er Izabella nicht zu Hause halten konnte, und so wollte er ihr das ganze wenigstens nicht so schwer machen. Und wenn er ehrlich war, kam ihm der junge Mann, der in der zwischenzeit die Hand wieder zurückgezogen hatte sympathisch vor. Er schien die Verletzungen für die Liebe zu Izabella davon getragen zu haben. "Nej på dig. Förlåta mig." Entschlossen die Feindseeligkeiten mit dem Freund seiner Tochter aus der Welt zu schaffen ging er einen Schritt auf Jamie zu und hielt ihm erneut die Hand hin. "Jag heter Sören." Sören wartete so lange, bis Jamie wirklich den Handschlag erwidert hatte und für einen kurzen Augenblick huschte ein kleines Lächeln über seine Lippen. Dem unruhigen Blick seiner Tochter folgend sah er, dass seine Frau nach Hause kam. Er hatte ihr nicht alles verschweigen können, und war auch vorhin zu ihr in den Laden gegangen und hatte ihr von den Vorfällen berichtet. "Hon vita till. Jag behöva." Mit einem entschuldigenden Blick ging er zur Haustüre und empfing seine Frau liebevoll.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 22:01


    Nervös bis sich Izabella auf ihre Unterlippe und war sich nicht sicher, ob ihr Vater es wirklich ernst meinte oder ob er ihr, seiner einzigen Tochter, einfach den Schritt zurück nach Deutschland erleichtern wollte. Welche Rolle ihre Schwangerschaft spielte, konnte sie auch nicht sagen und so ging sie zu Jamie zurück und umarmte ihn einfach. Wie hatte sie nur glauben können, ohne ihn ein besseres Leben haben zu können. Ihn einfach vergessen zu können. "Es tut mir leid. Ich musste meinen Eltern von Daniel erzählen und wie es zu meiner Magersucht gekommen ist. Das war für meinen Vater wahrscheinlich der Auslöser, auch dir nicht zu vertrauen. Manchmal haben eben auch Väter ein Problem mit übertriebener Fürsorge." Lächelnd lehnte Izabella ihren Kopf gegen seine Brust. Jamie in der Rolle des Vaters war noch schwer vorstellbar, doch auch sie selbst konnte sich kaum vorstellen bald Mutter zu sein. Wie viel würde sich wohl für sie verändern? Ihr Studium würde sie wohl aufgeben müssen, doch das wollte sie gerne tun.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 22:14


    "Es ist kein Problem. Ich glaube ich sehe mit meiner blauen Backe und dem dicken Finger auch nicht sehr sympathisch und vertrauenserweckend aus. Aber jetzt muss ich ja nur noch deine Mutter überzeugen mir zu vertrauen, und dann sind doch hoffentlich alle Neuigkeiten vorbei oder?" Sanft küsste er seine Freundin und langsam spürte er, wie anstrengend der Tag gewesen war. Geflogen war er noch nie gerne und das ganze Hin und Her mit Izabella und ihrem Vater hatte ihm auch einiges abverlangt, das jetzt seinen Tribut forderte. Vorsichtig versuchte er zu Gähnen und stöhnte bei dem Versuch den Mund weiter als ein paar Zentimeter aufzumachen leise auf. Der Schlag von Daniel hatte wirklich gesessen und jetzt im Nachhinein wünschte sich Jamie fast, er hätte diesem auch eine bleibende Erinnerung hinterlassen. "Ist deine Mutter sehr anstrengend? Ich glaube das alles war heute etwas zu viel für mich." Mit einem Blick auf die Uhr stellte Jamie fest, dass er schon weit mehr als 16 Stunden auf den Beinen war und auch die Schicht am Morgen war kein Zuckerschlecken gewesen. "Was ist es eigentlich zu Hause, dass du immer so schnell müde wirst? Oder willst du mich nur ärgern?" Lachend blinzelte er sie an und küsste sie sanft und zärtlich auf den Mund. Verschloss einfach jeden weiteren Protest von ihr mit einem weiteren Kuss.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.08.2007, 22:22


    "Alle weitere Neuigkeiten haben Zeit bis morgen oder übermorgen." Vorsichtig und ohne das Jamie etwas davon mitbekam, legte Izabella ihre Hand auf ihren Bauch. Wie lange es wohl dauern würde, bis man bei ihrer zierlichen Figur etwas sehen würde? Solange wollte sie jedoch auf keinen Fall mit der Nachricht warten. "Ich denke, da du ja jetzt meinen Vater überzeugt hast, wird Mama dir sicherlich auch keine Steine mehr in den Weg legen. Sie hätte wahrscheinlich auch ganz anders reagiert und erst einmal versucht dich kennen zu lernen. Mein Vater lässt sich immer sofort von seinen Gefühlen beherrschen, aber von irgendwem muss ich diese schreckliche Eigenschaft ja haben." Lächelnd erwiederte Izabella Jamies Küsse und wollte nie wieder seine Nähe verlieren müssen. "Und was meine Müdigkeit betrifft. In Hamburg weißt du in welches Bett du mich tragen musst, hier allerdings wirst du mein Zimmer wohl nicht ohne meine Hilfe finden. Außer natürlich, du möchtest es vorziehen im Hotel zu übernachten, dann versuche ich natürlich umgehend für dich noch ein Zimmer zu organisieren."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.08.2007, 22:30


    "Ich gehe nur ins Hotel wenn du mitkommst." Übermütig konterte Jamie zurück und schlang seine Arme fester um sie. Jetzt, da er sie wieder im Arm halten konnte, wusste er was er die letzten Tage so vermisst hatte. Als ihr Vater und ihre Mutter die Küche betraten ließ er sie wieder los und ging nicht mehr ganz so zögerlich wie noch bei Sören auf Izabellas Mutter zu und stellte sich gleich als 'Jamie' und nicht erst als 'Jakob' vor. Das Lächeln, das ihre Mutter auf den Lippen hatte kam ihm warm und freundlich vor und er spürte, dass sie ihn besser akzeptieren würde als Izabellas Vater. Hier war es genau anders als bei sich zu Hause. Da war sein Vater derjenige, der offener auf die anderen zuging und seine Mutter blieb immer misstrauisch, auch wenn sie die anderen dann kannte. Izabella hatte es als einzige geschafft innerhalb kürzester Zeit von seiner Mutter akzeptiert zu werden. Umständlich versuchte er mit der linken Hand seine Tabletten aus der Hosentasche zu ziehen. Ohne die Schmerztablette würde er jetzt keine weitere Minute und auch die Nacht nicht überstehen. Sowohl der Schmerz im Finger, als auch der im Gesicht wurden schlimmer, je später es wurde, aber er wollte nicht unhöflich erscheinen und sich jetzt schon ins Bett sinken lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 09:27


    "Was hältst du davon, wenn wir ins Bett gehen? Du siehst ziemlich müde aus und deine Schmerzen werden wohl auch nicht besser werden, wenn du dich mühevoll durch den Abend quälst", flüsterte Izabella Jamie leise zu, bevor sie geschickt seine Tabletten hervor zog. Ohne noch eine Antwort abzuwarten, stand sie vom Tisch auf, ging zu ihrem Vater und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. "Seit uns nicht böse, aber der Tag war anstrengend und würden wir jetzt gerne ins Bett gehen. Morgen ist ja auch noch ein Tag." Morgen? Wie lange konnte Jamie eigentlich bleiben? Musste er am nächsten Tag sofort wieder zurück nach Hamburg, um nach dem Wochenende seine Schicht zu beginnen? Izabella konnte es sich zwar kaum vorstellen, bei seinem verletzten Finger, aber sie wollte auch gar nicht daran denken, dass er wieder nach Hamburg musste und sie noch in Schweden war. Denn das sie jetzt sofort mit Jamie wieder nach Deutschland ging, wollte sie ihren Eltern auch nicht antun. Schnell holte Izabella noch eine Flasche Wasser, griff dann nach Jamies Hand und ging mit ihm aus dem Zimmer. "God natt!"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 09:37


    "Hm Bett ist eine wunderbare Idee", leise murmelnd ließ er sich von ihr hochziehen und folgte ihr ohne ein weiteres Wort. Ihren Eltern warf er noch ein müdes Grinsen zu und wünschte auch diesen eine angenehme Nacht. Den kaputten Finger unnatürlich von sich gespreizt griff er nach seinem Rucksack und folgte seiner Freundin in ihr Zimmer. "Ich hoffe du lässt mich jetzt nicht auf dem Bettvorleger übernachten", grinsend schloss er die Türe hinter sich und zog sie erneut in seine Arme. Sie hatte zu ihren Eltern gesagt, sie würden am nächsten Tag alles klären. Wie lange er in Schweden bleiben konnte und wollte hatte er sich zuvor nicht überlegt, dazu war die Handlung zu überstürzt gewesen. Das Wochenende hatte er frei, also würde er erst am Sonntag Abend wieder zu Hause sein müssen. Ob diese Zeit reichte um die letzen Unklarheiten zwischen ihnen aus dem Weg zu räumen? "Du, bevor ich es vor lauter Glück dich wieder zu haben vergesse. Ich muss morgen abend oder am Sonntag Vormittag wieder zurück nach Hamburg. Nicht, dass ich wirklich noch arbeitsunfähig bin am Montag." Grinsend bei dem Gedanken was Philipp und Malte zu der Situation hier sagen würden küsste er sie erneut und ließ sich dann müde auf ihr Bett fallen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 09:48


    "Du arbeitest trotz deines verletzten Fingers im EKH? Meinst du nicht, du könntest dich vom Dienst befreien lassen? Ich kann noch nicht mit dir kommen, zu ungerecht wäre es gegenüber meinen Eltern." Izabella ließ sich neben ihn sinken und kuschelte sich eng an Jamie. Große Hoffnungen hatte sie sich nicht gemacht, dass er länger bleiben konnte, ahnte sie ja, dass er keinen Urlaub in Schweden geplant hatte, wo sie ihn zutiefst verletzt hatte und eigentllich nur gekommen war, um sich ihre Trennung persönlich bestättigen zu lassen. "Nun gut, dann lass mich mal überlegen, wo ich dich heute Nacht am besten schlafen lassen." Grinsend drehte sich Izabella auf den Bauch und ließ ihren Kopf, auf ihre aufgestützten Arme sinken. "Für meinen Schrank bist du etwas zu klein, in der Badewanne ist es zu ungemütlich und auf dem Bettvorleger willst du nicht. Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als unter dem Bett zu übernachten, weil was würde mein Vater dazu sagen, wenn er dich morgen Früh in meinem Bett vorfindet."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 10:00


    "Ja, was würde dein Vater sagen? Lass mich überlegen, wir könnten ihm ja erzählen, dass du dich in dem großen Bett so gefürchtet hast und dringend jemanden gebraucht hast, der dich beschützt. Obwohl, nein, das ist auch nicht gut. Wir sagen einfach, ich bin ein Kuscheltier in Lebensgröße." Lachend stellte er sich ihren Vater vor, der genauso schlecht gelaunt wie zuvor auch schon in der Türe stehen würde und ihm erklärt, dass er in dem Bett seiner Tochter nichts verloren hatte. "Ach komm, so schlimm kann dein Vater gar nicht sein. Aber wenn du natürlich darauf bestehst, kann ich mich auch unter dein Bett legen. An mir soll es ja mal nicht scheitern." Gespielt ernst stetzte er sich wieder auf und zog den Rucksack näher heran und einen Schlafanzug, den er in weiser Vorraussicht doch eingepackt hatte, heraus. Umständlich, um weder sein Gesicht, noch den Finger zu berühren zog er sein T-Shirt aus und stopfte es achtlos zurück in den Rucksack. "Hoffentlich ist es unter deinem Bett auch sauber, du weißt, ich kann Wollmäuse nicht ausstehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 10:10


    "Ich glaube, die Geschichte mit dem Kuscheltier in Lebensgröße würde er uns sogar abkaufen. Nein, ich lasse dich ganz bestimmt nicht unter dem Bett schlafen, musste ich doch zu lange auf dich verzichten." Izabella küsste Jamie zaghaft, bevor sie vom Bett aufstand und ins Badezimmer ging. Am Schein der aus Wohnzimmer drang erkannte sie, dass ihre Eltern wohl noch wach waren. Warum auch nicht, war es ja noch ziemlich früh. Ihr Gesprächthema konnte sich Izabella deutlich vorstellen, doch obwohl ihr Vater Jamie den ganzen Abend über eher skeptisch gemustert hatte, ahnte sie, dass er ihn längst akzeptiert hatte. Jamie war nicht wie Daniel und dazu war keine große Beobachtungsgabe nötig, um das zu erkennen.
    Als Izabella zurück in ihr Zimmer kam, war Jamie längst eingeschlafen und erst in diesem Moment wurde ihr richtig bewusst, wie erschöpft er doch gewesen sein musste. Sanft küsste sie ihn ein letztes mal, bevor sie sich neben ihn ins Bett legte und ebenfalls die Augen schloss.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 10:21


    Jamie war schnell eingeschlafen und wachte erst weit nach Mitternacht zum ersten Mal auf. Die letzte Nacht hatte er so gut wie kein Auge zu getan, zu sehr hatte sein Kiefer geschmerzt. Nur zu deutlich spürte er wie die Wirkung der Schmerztablette nachließ und ihn nicht wieder einschlafen ließ. Entnervt um seinen wohlverdienten Schlaf zu kommen drehte er sich auf die Seite und betrachtete seine Freundin beim schlafen. Der Mond warf ein milchiges Licht in das Zimmer und ließ sie noch besser aussehen als am Tag. Was es wohl für eine Nachricht war, die noch warten konnte? Würde es mit der Untersuchung zusammenhängen, die Anna durchgeführt hatte? Gähnend legte er sich wieder zurück in sein Kissen und schloss die Augen. Eigentlich hatte er noch weiter nachdenken wollen, nachdenken über das was die letzten Tage passiert war, aber er hatte noch nicht einen Gedanken zu Ende geführt, als er auch schon wieder eingeschlafen war. Wie spät es am nächsten Morgen war, als er endlich aufwachte, konnte er nicht sagen, aber er fühlte sich endlich mal wieder wunderbar ausgeschlafen und erholt. Suchend tappte er mit der Hand durch das Bett und tastete nach Izabella, aber als er sich aufsetzte merkte, er, dass sie wohl schon längst aufgestanden war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 10:47


    Im Haus war es still, als hätten alle Bewohner es längst verlassen und waren zu ihrem Alltag übergegangen. In der Küche war der Frühstückstisch liebevoll gedeckt worden, mit einem großen duftenden Blumenstrauß in der Mitte als Blickfang. Der Kaffee verströmte sein wohlriechendes Aroma, vermischte sich mit dem Duft frischgebackener Brötchen und auf dem Herd stand noch ein Topf mit gekochten Eiern. Die Atmosphäre war friedlicher, wie sie nicht hätte sein können. Im Wohnzimmer war die Terrassentür geöffnet worden und der Geruch des frühen Morgens vermischt mit salziger Meeresluft strömte in das Haus. Die Sonne hatte ihren Platz am Himmel wieder gefunden und spiegelte sich in den großen Fensterscheiben. Es war ein wundervoller Morgen und doch schien etwas nicht in das Bild zu passen. Auf einem der Teller am Frühstückstisch lag ein aufgeschnittenes Brötchen, aufgeschlagen lag die Zeitung am Tish, die Kaffeekanne war nur achtlos beiseite gestellt worden, im Hintergrund hörte man das Radio und die offen stehende Haustür ließ eher auf eine hektische Flucht, als auf einen friedlichen Morgen schließen.
    Genau in diesem Moment wurde die Tür stürmisch aufgestoßen und Izabellas Mutter betrat das Haus. Hektisch lief sie zum Zimmer ihrer Tochter und stieß auch hier die Tür auf, ohne vorher sich durch ein Klopfen bemerkbar zu machen. "Snabb, Jamie. Vi behöva dina hjälp. Izabella, är trivas." Hektisch prasselten die schwedischen Worte nur so auf Jamie herein, bis Izabellas Mutter realisierte, dass er kein Wort verstehen konnte, von dem was sie versuchte ihm zu sagen. Tief atmete sie durch, um sich zu beruhigen. "Jamie, wir brauchen deine Hilfe. Izabella war heute Morgen alleine am Meer spazieren und muss einen Weg genommen haben, der nicht genügend befestigt war. Sie ist gestürzt und war bewusstlos. Unser Nachbar hat sie gefunden und uns sofort gerufen. Sören bringt sie her. Bitte komm schnell."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 15:25


    Schon als er in mitten des schwedischen Wortschwalls Izabellas Namen gehört hatte, war er nervös aufgesprungen. Sollte mit ihr etwas passiert sein? Die deutsche Übersetzung brachte ihm dann die Sicherheit, und so schnell er konnte riss er sich das Schlafanzugoberteil vom Körper und schlüpfte in das T-Shirt vom Vortag. Seine Jeans, die er am Abend zuvor unachtsam auf seinen Rucksack gelegt hatte zog er über die Schlafanzughose, galt es doch keine unnötige Zeit zu verlieren. So schnell er konnte folgte er Izabellas Mutter nach unten und warf nur einen kleinen Blick auf den liebevoll gedeckten Frühstückstisch. Man sah nur zu deutlich, wie hektisch das Frühstück unterbrochen worden war um Izabella zu helfen. Ungeduldig wartete er darauf, dass Sören seine Tochter brachte. Immer wieder wühlte er den kleinen Verbandskasten durch und ging in Gedanken schon einmal durch, was sie alles für Verletzungen haben könnte. "Izabella. Sören, wie geht es ihr?" Besorgt rannte Jamie zu Sören und nahm ihm Izabella vorsichtig ab. Seine Verletzung am Finger ignorierte er komplett, für ihn galt es jetzt nur noch Izabella zu versorgen. Sanft legte er sie auf dem Sofa und begutachtete die große Platzwunde am Kopf so vorsichtig wie er konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 15:39


    Nur ungern übergab Sören seine Tochter Jamie, wollte er doch selbst für sie da sein, doch in diesem Moment sah er ein, dass Jamie als Arzt wesentlich mehr für sie tun konnte. "Um ehrlich zu sein, habe ich keinerlei Ahnung, wie es ihr geht. Sie war nur kurz bei Bewusstsein, erwähnte dabei jedoch keinerlei Schmerzen. Am besten wir fahren sie sofort ins Krankenhaus und lassen sie dort untersuchen. Keiner hat schließlich den Sturz beobachtet und kann sagen, wie lange sie da scho gelegen hat." Nervös zog Sören seine Jacke aus und griff nach der Hand seiner Frau. Wie schlimm stand es wohl um seine Tochter und was, wenn dem ungeborenen Kind etwas passiert war? Trotz ihrer Auseinandersetzungen mit ihrem Freund hatte sich Izabella über ihre Schwangerschaft gefreut. Benommen blickte Sören auf seine Tochter, die nun bewusstlos auf dem Sofa lag.
    Ihr Kopf fühlte sich schwer an und jede Bewegung jagte einen stechenden Schmerz durch ihren Körper. Langsam schlug Izabella ihre Augen auf und sah Jamie mit besorgten Gesichtsausdruck über sich stehen. "Was ist passiert?" Nur schwach kamen die Worte über ihre Lippen, doch sie wusste, dass Jamie sie verstanden haben musste.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 16:21


    "Du musst irgendwie gestürzt sein und warst bewusstlos. Wie fühlst du dich?" Rasch nahm er einen Wattebausch und ließ ihn mit Desinfektionsmittel vollsaugen. So sanft er konnte tupfte er ihr das Blut von der Stirn und säuberte die Wunde. Es hatte schlimmer ausgesehen als es war, die Platzwunde war nicht sehr groß und es reichte wenn er ein Pflaster darüber klebte. Die anderen Schürfwunden waren auch nicht so schlimm, als dass eine Untersuchung im Krankenhaus notwendig geworden wäre. Wieso nur wollte Izabellas Vater sie ins Krankenhaus bringen lassen? Vertraute er ihm wirklich noch nicht, oder steckte etwas anderes dahinter? Etwas das er nicht wusste? Vorsichtshalber tastete er noch rasch ihren Brustkorb ab, aber sie hatte unheimliches Glück gehabt und keine der Rippen war auch nur angebrochen. Rasch wand er sich Sören und seiner Frau zu. "Wieso ins Krankenhaus? Sie hat nur diese eine kleine Platzwunde und ein paar Schürfwunden. Die Gehirnerschütterung stellt auch keine ernsthafte Verletzung dar. Hat sie irgendeine Krankheit von der ich nichts weiß?" Misstrauisch sah er die beiden an und begann die ganzen Arzneimittel wieder in den Verbandskasten zu räumen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.08.2007, 16:32


    Deutlich wich Sören Jamies Blicke aus, hatte er Izabella doch versprochen nichts zu sagen. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, man hätte seine Tochter im Krankenhaus noch einmal ordentlich durchgecheckt, damit keine versteckten Verletzungen übersehen wurden oder sie vielleicht doch Verletzungen im Bauchraum hatte. "Ich bin kein Arzt...", versuchte er sich aus der Situation zu retten.
    Izabella hatte ihre Augen wieder geschlossen und versuchte sich zu erinnern was geschehen war, doch ihr Kopf schmerzte und sie gab sich mit den Erklärungen von Jamie zufrieden. Vorsichtig setzte sie sich auf dem Sofa auf und sah ihre Eltern an. "Könnt ihr mich bitte mit Jamie einen Augenblick alleine lassen. Mir geht es gut und ich denke nicht, dass etwas schlimmeres passiert ist. Bitte Papa, vertrau mir und Jamie einfach. Und mach dir nicht zu viele Sorgen, dafür wirst du noch Zeit genug haben." Lächelnd zwinkerte Izabella Sören zu, bevor sie jedoch schmerzhaft das Gesicht verzog und ihre Finger zu dem Pflaster auf ihrer Stirn wanderten. "Izabella, bist du dir sicher? Ich würde es wirklich besser finden, du würdest dich im Krankenhaus untersuchen lassen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.08.2007, 16:42


    Nur zögerlich und mit einem unguten Gefühl verließ Sören gemeinsam mit Mathilda das Wohnzimmer und ging wieder in die Küche zu dem fluchtartig verlassenen Frühstückstisch. Unterdessen ließ sich Jamie im Wohnzimmer langsam auf das Sofa sinken und griff sanft nach Izabellas Hand. Was würde als nächstes kommen? Wäre es eine schlimme Nachricht, die sie ihm sagen musste? "Du solltest dich mit deiner Gehirnerschütterung besser wieder hinlegen", murmelte er leise, weil er nicht wusste was er sonst sagen sollte. Das Verhalten von Izabellas Vater hatte ihn nervös, misstrauisch und neugierig zu gleich gemacht. Es war irgendetwas, was ihre Eltern wussten, er aber noch nicht. "Izabella was ist wirklich los? Was wissen deine Eltern, was ich noch nicht weiß? Wieso will dein Vater, dass du dich im Krankenhaus untersuchen lässt? Hat Anna bei der Untersuchung doch etwas herausgefunden, was schlimmer ist?" Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus, und er merkte, dass er ihr nicht die geringste Chance ließ sie auch zu beantworten. Die Nervosität über das Unbekannte stieg immer weiter und er knetete ihre Finger unruhig in seiner Hand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.08.2007, 15:36


    Izabella versuchte ihre Benommenheit abzuschütteln, die sie immer noch fest im Griff hielt. Langsam und zögerlich kehrten die Erinnerungen an den Morgen zurück, als sie nach ihrem eigenen kurzen Frühstück zu ihrem Lieblingsplatz am Meer aufgebrochen war. Ihre Gedanken hatte sie dort ordnen wollen, um zu begreifen, dass sie nicht träumte, sondern Jamie und ihre Versöhnung Realität war, doch soweit war sie nicht gekommen. Ein unachtsamer Schritt, ein stechender Schmerz und ein erstickter Aufschrei, war das woran sie sich erinnern konnte, bevor die Sinnes raubenden Kopfschmerzen sie ohnmächtig hatten werden lassen. Ihre Unachtsamkeit war ihr zum Verhängnis geworden. Hoffentlich nur ihr.
    Jamies Hinweis, dass es besser wäre, sie würde sich wieder hinlegen, überhörte sie einfach, stand stattdessen auf, um sich einen Platz am Fenster zu suchen. Noch wusste sie nicht, wie sie die doch so einfache Nachricht ausdrücken sollte, hatte Angst vor seiner Reaktion. „Du darfst auf keinen Fall glauben, Papa hätte nicht genügend Vertrauen in dich und verlangt deshalb, dass man mich ins Krankenhaus bringt. Nein, er macht sich nur Sorgen“, versuchte Izabella das Verhalten ihres Vaters zu rechtfertigen. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie. Was wenn Jamie sie nun doch im Stich lassen würde, weil er sich für Vaterrolle nicht gewachsen fühlte? Nein, das würde er nicht tun, hatte er ihr doch schon oft genug bewiesen, wie sehr er sie liebte und das er für sie da war. „Ja, Anna hat bei den Untersuchungen feststellen können, was meine Symptome zu bedeuten hatten. Magersucht konnte man nach den ersten Testergebnissen sofort ausschließen und als ich dann mit Anna telefoniert habe, musste sie mir versprechen, dir nichts zu sagen. Ich wollte verhindern, dass du dich deswegen mir gegenüber nicht verpflichtet fühlst und glaubst, du müsstest für mich da sein.“ Stürmisch drehte sie sich zu Jamie um, spürte sie doch, wie nervös der Auftritt ihres Vaters ihn gemacht hatte. Deutlich erinnerte sie sich an ihre eigenen Worte zurück, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Wieder fühlte sie sich von einem Sturm von Emotionen geschüttelt, als sie daran dachte, dass sie Jamie vor den schmerzenden Gefühlen hatte schützen wollten, falls schwere Komplikationen eintreten würden. Doch war es richtig, die ihm vorzuenthalten? Er hatte ein Recht darauf alles zu erfahren. Izabellas Blick wurde weicher und entspannter. Ihre Kopfschmerzen schienen nachzulassen und ihr Körper wurde nicht bei jeder Bewegung von einem Schmerz gestreift. Lächeln und bedacht auf ihre nächsten Handlungen ging Izabella auf Jamie zu, setzte sich auf seinen Schoß und legte ihre Arme um seinen Hals. „Du wirst dich in Hamburg auf ein paar Veränderungen einstellen müssen und als erstes benötigen wir wohl eine größere Wohnung.“ Mit einem sanften Kuss versiegelte sie seine Lippen, bevor sie nach seiner Hand griff und diese sich vorsichtig auf den Bauch legte. „Denn in deiner Wohnung ist kein Platz für ein Kinderzimmer.“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 09:56


    Wie gelähmt blickte Jamie seine Freundin an und war zu keiner Reaktion fähig. Hatte er eben richtig verstanden, oder war das alles nur ein Traum? Langsam senkte er den Kopf und sah seine Hand immer noch auf ihrem Bauch ruhen. Es konnte kein Traum sein, es durfte einfach nicht. Durfte es wirklich nicht? Seine Gedanken spielten verrückt, und mit jeder Sekunde durchflutete ihn eine andere Wellte mit Emotionen. Wie würde sich die Schwangerschaft bei ihr entwickeln, wo ihr Körper doch noch so von der Magersucht gezeichnet war? Sofort zwang er sich an etwas anderes zu denken, er durfte nicht jetzt schon anfangen sich Sorgen zu machen, was alles passieren könnte. Dazu würde er wahrscheinlich noch früh genug die Möglichkeit bekommen. Immer noch wie gelähmt sah er sie wieder an und überlegte sich, wie sie wohl reagiert hatte, als sie es von Anna erfahren hatte. Nach und nach merkte er wie sich der Gedanke bei ihm festsetzte, und ohne dass er es hätte steuern können, zogen sich seine Mundwinkel nach oben und vereinzelte Tränen liefen ihm übers Gesicht. Wie wenn er Schutz suchen würde zog er sie näher an sich heran und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter. "Das ist jetzt wohl einer der wenigen Momente wo ich nicht weiß was ich sagen soll", murmelte er leise und sah sie dann immer noch mit einem Grinsen im Gesicht an. Benommen schüttelte er leicht den Kopf. "Du bekommst die schönste Wohnung die es gibt."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 10:15


    Behutsam wischte Izabella Jamie die Tränen aus dem Gesicht und küsste ihn sanft. "Solange ich mit dir zusammen sein kann, ist es egal, in welche Wohnung wir umziehen. Solange sie groß genug ist, für uns drei. Danke Jamie, dass du mich nicht losgelassen hast, obwohl ich vor dir geflüchtet bin. Ich hätte nicht auf meine innere Stimme hören sollen, die mir gesagt hat, ich habe dich nicht verdient." Immer leiser war Izabella bei ihren letzten Sätzen geworden, spürte sie, dass dies längst vergessen war. Wie als wäre die Flucht nach Schweden, ein weiterer Schritt in ihr neues Leben gewesen, hatte sich nun alles zum Guten entwickelt. Dank Jamie. In diesem Moment spürte sie genau, es war das letzte Mal, an dem sie vor ihm geflüchtet war. Sie hatte es geschafft und konnte ihm endlich blind vertrauen. Lächelnd schloss Izabella die Augen und dachte daran, wie viel sich jetzt für sie wohl verändern würde. Eine neue Wohnung war da wohl nur ein Anfang.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 10:30


    Behutsam küsste er sie und verschloss so ihren Mund. Er wollte keine Entschuldigungen oder Rechtfertigungen hören, denn es war geschehen und man konnte es nicht mehr rückgängig machen. Das einzige was sie jetzt machen mussten, war in die Zukunft blicken und da versuchen alles richtig zu machen. "Nein, ich wenn sage du bekommst die schönste Wohnung, dann bekommst du sie auch. Keine Widerrede, unser Kind soll ja schließlich nicht in einer Bruchbude aufwachsen." Er hatte von dem Kind geredet, als wäre es selbstverständlich. Erst als er den Mund wieder geschlossen hatte merkte er wie fremd ihm der Gedanke doch eigentlich noch war. Er, der er sein Studium gerade hinter sich gebracht hatte, in seiner ersten Anstellung war wurde Vater. Wie lange er wohl noch dafür bräuchte, bis er es richtig realisiert hatte? Bis zur ersten Komplikation oder würde er den Gedanken schon früher verinnerlicht haben? "Jetzt ist mir auch die Reaktion deines Vaters klar. Es ist ja nur zu verständlich wie er auf mich reagiert hat. Ob er unsere Versöhnung und den Gedanken Großvater zu werden schon richtig verarbeitet hat?" Fragend sah er sie an und ließ sich die Situationen mit ihrem Vater noch einmal durch den Kopf gehen. Schon am Morgen, wo Mathilda ihn aus dem Bett geholt hatte und ihr Vater ihm es dann überlassen hatte sie sich anzusehen schien das erste Eis gebrochen gewesen zu sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 10:43


    "Ich weiß es nicht." Izabella erinnerte sich daran, wie ihr Vater sie am Strand vorgefunden hatte. Vollkommen aufgelöst und doch glücklich. "Anfangs war es für ihn alles ein großer Schock, vor allem da ich ihm ja irgendwie erklären musste, was in Hamburg vorgefallen war. Als ich in Schweden ankam, erzählte ich ihm nur von der Trennung von Daniel und meiner Magersucht. Über dich konnte ich ihm einfach nichts erzählen und am nächsten Tag habe ich ihm dann auf einmal verkündet, dass ich schwanger bin. Abgefunden hatte er sich mit dem Gedanken schnell, aber nun bist du wieder aufgetaucht und wir beide haben wohl noch ein größeres Chaos verursacht, als ich alleine. Ich habe dir doch gesagt, Väter machen sich manchmal einfach zu viel Sorgen." Vorsichtig öffnete sie die Augen, weil ihre Kopfschmerzen nun doch wieder spürbar wurden, nachdem die Anspannung von ihr abfiel. Doch sie wollte sich jetzt nicht hinlegen und sich ausruhen, zu glücklich machte sie dieser Moment. "Solange ich ihnen verspreche, dass ich sie nicht erst wieder besuchen komme, wenn ich Probleme habe, werden sie zufrieden sein." Lächelnd küsste Izabella Jamie. "Ich liebe dich."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 11:00


    "Dein Vater wird ja jetzt dann die nächste Woche noch Zeit haben seine Tochter zu verwöhnen", lachend schlang er seine Arme wieder um sie und genoss ihre Nähe. Sie müssten sowohl ihren Eltern, als auch seinen genügend Zeit lassen müssen, die Nachricht zu verdauen. Seine Eltern. Der Gedanke war ihm ganz plötzlich gekommen, ohne dass er wirklich begriff, dass ihm noch eine wohl größere Aufgabe bevorstand als die hier in Schweden. Sein Vater würde das ganze wohl ziemlich locker nehmen, aber seine Mutter würde wohl ähnlich reagieren wie Izabellas Vater, auch wenn sie nicht wusste, dass sie sich zwischenzeitlich fast getrennt hatten. Sein Finger würde sie in ihrem Misstrauen nur bestärken. "Ruh du dich diese Woche nur richtig aus, denn wenn du erst in Hamburg zurück bist, müssen wir in die nächste Höhle des Löwen. Ja, sieh mich nicht so an, aber bei meiner Mutter wird das auch noch ziemlich anstrengend werden." Augenrollend stellte er sich die Szene schon bildlich vor, wie seiner Mutter der Mund offen stand und sie ihn dann zur Seite nahm und versuchte ihm ins Gewissen zu reden. Sie eng an sich gedrückt schob er seine rechte Hand wieder sanft auf ihren Bauch, als könnte er schon irgendeine Bewegung ertasten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 11:09


    "Ich stell' mir eher vor, wie deine Kollegen reagieren werden. Anna weiß ja Bescheid, aber wenn sie nicht einmal dir etwas gesagt hat, obwohl ich fast damit gerechnet habe, werden Malte und Philipp wohl kaum etwas wissen. Du solltest die Geschichte unsere Trennung vielleicht noch die nächsten neun Monate aufrecht erhalten. Und was deine Eltern betrifft, werden sie sich wohl ebenso damit abfinden müssen, wie meine." Izabella legte ihre Hand auf seine und ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken. Noch wollte sie sich gar nicht vorstellen, was ihr alles bevorstand, wenn sie wieder in Hamburg war. Ihre Vordiplomprüfung, die sie absolvieren musste. Die Suche nach einer neuen Wohnung. Die Suche nach einem neuen Job, denn ansonsten würden sie sich wohl keine größere Wohnung leisten können. An die vielen Arzttermine, die auf sie zukommen würden, wollte sie noch gar nicht denken. Es würde anfangs wohl viel Streß bedeuten, doch sie wusste, dass sie mit Jamies Hilfe rechnen konnte. "Vielleicht sollten wir meine Methode wählen und allen einfach eine kurze SMS schicken."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 11:21


    "Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob deine Methode wirklich die beste ist", lachend lehnte er sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte Recht, seine Eltern würden es einfach akzeptieren müssen. An die Reaktion seiner Kollegen wollte er gar nicht denken. Vor allem Malte würde ihn wohl gleich in die Psychatrie einweisen, wenn er nach dem Wochenende zwar noch lädiert, aber wieder mit bester Laune zurückkehren würde. Er würde auch das hinter sich bringen können, wollte aber zuerst nicht daran denken und sich die Zeit mit Izabella durch diese Gedanken verderben lassen. "Ich kann ja die nächste Woche dann schon mal anfangen den Immobilienteil der Zeitung etwas genauer zu lesen, als sonst. Die vornehmsten Stadtteile kann ich dir zwar nicht bieten, aber wir finden bestimmt etwas, was unseren Vorstellungen entspricht." Schon alleine bei dem Gedanken daran, dass er unter unzähligen Anzeigen in der Zeitung eine passende Wohnung für sie suchen sollte, wurde ihm ganz anders. Seine jetzige Wohnung hatte er zwar schnell gefunden gehabt, aber auch nur weil ihm ein Freund den Tip gegeben hatte. Aber gemeinsam würden sie auch das schaffen und etwas passendes finden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 14:38


    „Ja, ich glaube du könntest Recht haben und meine Methode ist wirklich nicht geeignet. Nicht das alle meinen, sie müssten es dir nach machen und ebenfalls sofort den nächsten Flug nach Schweden nehmen, nur um sich die Nachricht persönlich bestätigen zu lassen.“ Lächelnd küsste Izabella Jamie wieder, stets jedoch darauf bedacht, ihm keine Schmerzen zu verursachen. „Neun Monate sind lang und wir müssen ja nicht sofort alles in den ersten Monaten regeln. Vielleicht lässt sich auch im Internet eine Wohnung finden, dann kann ich dir so bei der Suche helfen.“ Kurz trübten sich Izabellas Augen, wenn sie daran dachte, dass Jamie in wenigen Stunden nicht mehr bei ihr sein würde, doch schnell kehrte ihr Lächeln wieder zurück.
    Jamie und Izabella nutzten ihre restliche gemeinsame Zeit in Schweden ausgiebig und als Sören und Izabella Jamie zum Flughafen brachten, empfand es auch Sören als sehr schade, nicht mehr Zeit mit dem Freund seiner Tochter verbringen zu können. Skeptisch war er zwar noch immer, doch Izabellas Lächeln war einfach überzeugend und gegen das Strahlen in den Augen seiner Tochter war er noch nie angekommen.

    *****

    „Das sagst du ihm bitte. Ich habe keine Lust mir Jamies Laune anzutun, nur weil zu seinem bisherigen Pech mit Izabella auch noch hinzukommt, dass er heute mit Dr. Dietrich in der Notaufnahme steht.“ „Du siehst das falsch Kollege, wahrscheinlich wird er froh sein, sich in noch mehr Arbeit stürzen zu können“, erwiderte Philipp, bevor er stürmisch die Tür der Küche öffnete. „Was bringt es ihm, wenn er sich ständig in die Arbeit stürzt und seine Gefühle verdrängt. Ich kann Jamie sowieso nicht verstehen. Letzte Woche schweigt er die ganze Zeit, dann taucht er plötzlich grün und blau geschlagen in der Notaufnahme auf, scheint aber wieder besserer Laune zu sein. Und Izabella kann ich erst Recht nicht verstehen. Jamie hat so viel für sie getan und jetzt serviert sie ihn einfach eiskalt ab. Eigentlich müsste an dieser Stelle einer von deinen Sprüchen kommen, von wegen du hast es ihm ja gleich gesagt.“ „Ja, schon gut…“ Genervt verdrehte Philipp die Augen und war sich in diesem Moment nicht sicher, ob wirklich Jamie ihm Leid tun sollte, bei der Aussicht auf eine Schicht mit Dr. Dietrich oder er sich selbst, bei einem redebedürftigen Sani. „Haben die uns heute keine Zeitung gebracht?“, murrte er, als er sich an dem leeren Tisch niederließ. „Keine Ahnung, ich mache uns am besten erst einmal Kaffee, damit wir unsere Schicht auch ordnungsgemäß beginnen.“ Malte achtete nicht auf die mürrischen Worte seines Kollegen und begann das Kaffeepulver in die Maschine zu füllen, als er plötzlich stutzte. Neben der Maschine stand bereits eine gefüllte Kanne, aber der Inhalt war alles andere, als ihre übliche schwarze Brühe. Es war Tee. Danben stand eine geöffnete Teepackung, an der ein Zettel befestigt war. Malte nahm diesen zur Hand und schüttelte nur verständnislos den Kopf. Mit dem Worten ‚Damit du dich auch daran gewöhnst. *g* Sören’, konnte er nichts anfangen. „Was ist los, siehst du weiße Mäuse zwischen dem Pulver oder warum bringst du die Maschine nicht endlich in Gang?“ Genervt stand Philipp auf und wollte sich auf die Suche nach der Zeitung machen, ohne die er seinen Tag nicht beginnen wollte, der schon einmal wieder so gut anfing. „Wir hätten auch Tee im Angebot.“ „Willst du mich vergiften. Ich sollte vielleicht dich bei Dr. Dietrich lassen und Jamie mitnehmen.“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 17:03


    "Wohin willst du mich mitnehmen?" Gutgelaunt betrat Jamie die Küche und warf die Tageszeitung achtlos auf den Tisch. Er hatte nur die letzten Worte von Philipp mitbekommen und konnte nur erahnen, über was die beiden die letzten Minuten so heiß diskutiert hatten. Rasch ging er zu dem Schrank wo die Tassen verstaut waren und nahm sich eine davon heraus. Erst jetzt sah er, dass Malte den Beutel mit dem Tee argwöhnisch begutachtet hatte und seine Finger immer noch auf der Teekanne ruhten. "Finger weg, das ist meiner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du Tee magst", lachend schlug er Malte auf die Finger und nahm die Kanne mit zu dem Tisch. Das Wochenende bei Izabella hatte seine Laune wieder komplett umschwingen lassen, und er war sich jetzt sicher, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Sie hatten sich wieder versöhnt, über alles gesprochen was zwischen ihnen gestanden hatte und er war bereits auf Wohnungssuche, wenn auch bis jetzt relativ erfolglos. Die Angebote die er im Immobilienteil der Zeitung entdeckt hatten, hörten sich zwar sehr vielversprechend an, aber dafür würde er erst noch im Lotto gewinnen müssen. Schließlich musste er neben der Miete auch noch seine kleine Familie ernähren, und dafür war er einfach noch nicht lange genug Arzt.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 17:12


    "Nein, ich fahr besser gleich alleine. Ich kann weder einen gutgelaunten Assistenzarzt gebrauchen, noch einen redebedürftigen Sani. Vielleicht sollte ich heute mit Doktor Dietrich Dienst schieben." Mit einem genervten Kopfschütteln verließ Philipp den Raum, hatte sich vorher jedoch noch die Zeitung geschnappt, die bisher in Jamies Besitz gewesen war.
    Malte stand immer noch an der Kaffeemaschine und wusste nicht so Recht, was er von Jamies Auftritt halten sollte. Dessen Verhalten warf nur noch Fragen auf und er konnte sich nicht erklären, wie dieser nun plötzlich wieder so gut gelaunt sein konnte, wo er ein Wochenende alleine in seiner Wohnung hatte verbringen müssen. Erinnerungen an Izabella gab es sicherlich genügend oder war er vielleicht bei seinen Eltern gewesen? Nein, sicherlich auch kein Ort, um sich abzulenken. Mit einer raschen Handbewegung betätigte Malte die Start-Taste der Kaffeemaschine und setzte sich Jamie gegenüber. "Nein, ich mag tatsächlich keinen Tee und mir schien es bisher so, als wäre dir eine Tasse Kaffee am Morgen auch lieber, oder habe ich mich da getäuscht?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 17:23


    Grinsend drehte Jamie die Tasse in seinen Fingern, wie wenn er sich aufwärmen müsste. "Kaffee? Du meinst dieses schwarze mit Koffein versetzte Gebräu, das so süchtig macht, wenn man mal eine Tasse davon getrunken hat?" Lachend lehnte er sich zurück und zog aus seinem weißen Arztmantel wieder den Immobilienteil heraus, den er nicht wieder zurück zu der restlichen Zeitung getan hatte. "Nein weißt du, ich bin momentan auf Entzug. Tee ist gesünder, braucht zwar etwas länger, aber wenn man den richtigen hat, dann schmeckt er sogar. Der von Sören ist auf jeden Fall extrem genießbar. Solltest du auch mal testen." Ohne weiter auf Malte zu achten zog er einen roten Stift aus der Brusttasche des Mantels und begann die uninteressanten Angebote durchzustreichen und die interessanten einzukreisen. Immer wieder schimpfte er über ungenaue Angaben leise vor sich hin und versank völlig in der Welt der Wohnungsbeschreibungen. Erst als er die ersten zwei Seiten durch hatte sah er wieder auf und erinnerte sich an die Worte von Philipp, kurz bevor dieser gegangen war. "Was hat das eigentlich mit Dr. Dietrich auf sich? Sie macht doch heute nicht allen ernstes die Notaufnahme?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.08.2007, 17:30


    "Doch, du musst sie heute ertragen. Anna hat am Freitag beschlossen, ihre Überstunden abzubauen und da du ja da bist, schien das für Dr. Dietrich kein Problem zu sein, aber könntest du mich vielleicht bitte mal aufklären, wer Sören ist. So langsam, kennt sich bei dir nämlich keiner mehr aus. Erst braucht man dich ne Woche nicht anreden, dann kommst du mit gebrochenen Finger und blutüberströmten Gesicht in die Notaufnahme und jetzt tust du, als wäre nie etwas dergleichen passiert. Und warum bitte, interessierst du dich auf einmal für Wohnungen? Du hast doch eine und da Izabella..." Am liebsten hätte sich Malte auf die Zunge gebissen, doch es war zu spät. Sein Vorsatz, Jamie heute nicht die Laune zu verderben und Izabella nicht anzusprechen, war hinüber. Jetzt konnte er wohl damit rechnen, dass er gleich wieder einen Kollegen bei sich sitzen hatte, der sich lieber in Schweigen hüllte, als seine Gefühle zuzulassen. Warum auch, hatte er den Gedanken, dass Jamies Wohnung nun wieder vollkommen ausreichte, auch nicht für sich behalten können?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.08.2007, 17:46


    "Na gut, auch dieser Tag wird irgendwann zu Ende sein." Einen großen Schluck aus der Tasse nehmend sah er Malte weiterhin an, und man sah diesem fast an, wie sehr er es bereute, dass er über Izabella gesprochen hatte. Woher auch sollte er wissen, dass sie sich über das Wochenende gesehen und sich versöhnt hatten? "Ja ich habe eine Wohnung, aber was wenn ich jetzt ne Veränderung brauche?" Lachend genoss Jamie den Anblick von Malte, der von Sekunde zu Sekunde ungläubiger wurde und man sah ihm deutlich an, dass er keine Ahnung hatte wovon Jamie sprach. "Sören ist Schwede und er meinte, Tee wäre besser als Kaffee. Also warum nicht mal was neues? Und was Izabella angeht", Jamie machte eine kurze Pause und überlegte sich wie er weiterreden sollte. Konnte er einfach so sagen, dass sie sich wieder versöhnt hatten oder sollte er Malte doch noch etwas auf die Folter spannen. "Weißt du was, das ist eine etwas längere Geschichte. Was machst du heute abend? Wie wärs wenn wir endlich mal die Wohnungsbesichtigung und das Bier nachholen, das ich schon so ewig versprochen habe? Ich habe allerdings vorher noch Training. Wenn du magst kannst du ja mitkommen, damit du siehts, worauf du dich bei meinen Eltern eingelassen hättest." Nur zu deutlich sah Jamie diese Situation vor sich, und er glaubte auch die Eifersucht wieder zu spüren, die ihn damals dazu getrieben hatte. Eine Eifersucht, die er jetzt nicht mehr so schnell brauchen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 09:31


    Malte lehnte sich weit mit seinem Stuhl zurück und betrachtete seinen Kollegen genau. Was hatten diese plötzlichen Veränderungen auf sich? Und diese gute Laune, die er zwar von Jamie kannte, aber in der letzten Woche wohl eher zur Seltenheit gehört hatte, war beinahe unheimlich. Warum schien er die Trennung auf einmal so gut zu verkraften? Jamie liebte Izabella, dass hatte er oft genug bewiesen. „Sorry Jamie, aber den Sinn des ganzen verstehe ich trotzdem nicht. Okay dieser Sören ist Schwede, aber so viel ich weiß, sind es eher die Engländer, die auf heißes Wasser mit Geschmack schwören. Und nur weil du Veränderungen brauchst, weshalb auch immer, muss man doch nicht sofort seine Wohnung aufgeben. Hamburg ist schließlich keine Stadt, an der man an jeder Ecke eine leer stehende, bezahlbare Wohnung findet. Nein, ich verstehe es echt nicht.“ Malte hätte dem gerne noch mehr hinzugefügt, doch wie, ohne Izabella zu erwähnen. „Okay, Franzi hat heute Abend Dienst und ich nichts zu tun. Das Bier schuldest du mir zwar nicht mehr und die Wohnungsbesichtigung, hatte ich eigentlich auch schon… Solange du mich bei deinem Training nicht erneut zum Kampf aufforderst, komme ich gerne mit. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass du weitaus besser mit dem Degen umgehen kannst, als ich.“ Immer noch verwirrt von der Situation und Jamies Aussage stand Malte auf, um sich einen Kaffee einzuschenken. „Aber auf deine Geschichte bin ich auf jeden Fall gespannt.“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 09:46


    "Nein Malte, Hamburg ist wirklich keine Stadt, wo man schnell mal ne Wohnung findet", gab Jamie zähneknirschend zu und dachte daran, wie viele Angebote er bereits am Sonntag Abend noch gelesen hatte und auch die zwei Seiten von heute morgen hatten noch nicht den wirklichen Durchbruch gebracht, den er sich erhofft hatte. "Und was das Training angeht, keine Sorge, ich werde dich schon nicht ...", setzte er an und wurde von einem eindringlichen Piepsen unterbrochen. Eine Spur genervt griff er in die Tasche des weißen Mantels und drückte rasch einen Knopf, ehe er den letzten Schluck seines Tees austrank, die Tasse in die Spüle stellte und eilig die Küche verließ. Der Tag schien schon gut anzufangen, wenn kurz nach Dienstbeginn der erste Einsatz kam und er auch noch mit seiner Chefin in der Notaufnahme stand.

    "Hey Malte. Wie siehts aus, seid ihr schon fertig?" Übermütig und immer noch viel zu gut gelaunt lehnte sich Jamie in den Türrahmen der Küche und sah Malte an. Der Sani schien völlig am Ende zu sein, so mürrisch und genervt wie er in der Küche saß. "Na komm, aufstehen, umziehen und mitkommen", gnadenlos zog Jamie seinen Kollegen vom Stuhl hoch und schob ihn in die Umkleide. Er selbst hatte in der Notaufnahme und auf der Station genügend Fälle gehabt, und auch Dr. Dietrich hatte nach Dienstschluss schnell das Weite gesucht. Ob es an seiner Laune, oder den vielen Patienten lag war ihm egal. Er war voller Energie und wollte endlich raus aus dem Krankenhaus.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 09:54


    Malte konnte es nicht lassen und verdrehte genervt die Augen. Nach diesem Tag war er sich nicht mehr wirklich sicher, ob er sich Jamies gute Laune wirklich antun wollte. Zwar hatte er am Morgen noch befürchtet, sie hätten wieder einen Kollegen, dem man jedes Wort aus der Nase ziehen musste und das war schon eine schreckliche Vorstellung gewesen, doch seine plötzlich gute Laune, war auch nicht besser. "Man sollte dir öfter Schichten mit Dr. Dietrich übertragen, scheint deine Laune ja erheblich zu verbessern. Sicherlich hätte da niemand etwas dagegen." Malte stieß die Tür der Umkleide auf und begann sich in einem Tempo umzuziehen, an dem man sofort merkte, wie groß seine Lust war, sich jetzt noch irgendwie zu bewegen. Philipp, der den beiden gefolgt war, betrachtete die Situation grinsend, wunderte sich aber auch über Jamies Verhalten. Natürlich hatte ihm Malte alles erzählt, was vor dem ersten Einsatz in der Küche vorgefallen war. "Malte, pass lieber auf, dass aus deinem Bier kein Tee wird, wenn du weiter so trödelst. Bis Morgen, Kollegen." Schon war Philipp verschwunden und Malte hätte ihm am liebsten irgend etwas hinter her geworfen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 10:03


    "Meine Güte, jetzt macht doch keinen Aufstand wegen dem Tee." Etwas genervt davon, dass sie "seinen" Umschwung von Kaffee auf Tee immer noch nicht akzeptieren wollten ließ er sich mit verschränkten Armen auf die Holzbank sinken. "Ich erklär dir schon noch, was es mit dem Tee auf sich hat, aber möchtest du vielleicht erstmal weiter machen? Sonst bekommst du wirklich noch heißen Tee von mir serviert!" In der Hoffnung die Androhung von Tee anstelle von Bier würde Malte etwas antreiben stand er wieder auf und wartete ungeduldig darauf, dass Malte endlich fertig wurde. Und noch während er so dastand und wartete, kam ihm plötzlich der Gedanke, wie er Malte antreiben könnte. Er müsste ihn nur noch neugieriger darauf machen, was er zu erzählen hatte, und Malte würde sich bestimmt besser beeilen. Die Neugierde seines Kollegen kannte er ja jetzt schon zur Genüge, und es würden wohl ein paar Worte ausreichen um sie erneut zu wecken. "Und noch mal wegen dem von heute Früh. Ich war am Wochenende in Schweden." In der Hoffnung der letzte Satz würde reichen setzte er sich langsam in Bewegung und ging zur Türe.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 10:13


    "Du warst was?" Maltes Kopf schoss in die Höhe und seine Augen fixierten sofort Jamie. Schnell band er seine Schuhe zu und schnappte sich seine Jacke. Die Türe von seinem Spind warf er nur unsanft ins Schloss. "Jamie, nun warte..." Schnell lief er seinem Kollegen hinterher, doch all die Fragen die ihm auf der Zunge lagen, schluckte er wieder hinunter. Okay, er war in Schweden, aber hieß das auch er war bei Izabella? Sollte er ihn darauf ansprechen? Malte erinnerte sich daran, dass dieser Sören auch Schwede war. Hatte Jamie vielleicht nur Sören besucht? Nach Hamburg war Izabella nicht zurück gekommen, denn zufällig hatte Malte ein Telefongespräch seines Kollegen mit dem UKE mitbekommen, in dem er wohl weitere Therapietermine von Izabella abgesagt hatte. Wieder einmal unsicher, wie er reagieren sollte, folgte er Jamie einfach, bis er es nicht mehr aushielt. "Du warst in Schweden. Um mit Izabella zu reden? Sorry, ich weiß mich geht das alles gar nichts an, aber es intessiert mich eben doch."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 10:24


    Noch breiter grinsend verlangsamte Jamie seine Schritte nicht, denn er wollte endlich aus dem Krankenhaus raus, ehe noch irgendjemanden einfallen könnte, ihn zu brauchen. "Ja, ich war in Schweden, aber das habe ich doch schon gesagt", lachend drehte er sich zu Malte um und stellte zufrieden fest, dass dieser immer noch nicht wusste was er davon halten sollte. "Sören ist Izabellas Vater, der mich anfangs zwar am liebsten hinausgeworfen hätte, es dann aber doch nicht getan hatte. Übringens, Schweden ist ein wunderbares Land, solltest mal Urlaub machen da droben, danach gehts einem echt wieder viel besser." Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen ging er weiter und wartete an Maltes Auto auf diesen. Er wusste, dass ihn sein Kollege jetzt mitnehmen würde, schon alleine weil er mehr von dem Wochenende erfahren wollte. "Du, können wir kurz in meiner Wohnung vorbeifahren, ich brauch meine Trainingssachen noch und muss zuerst mal schaun, welchen Degen ich mitnehme, ohne dass ich meinen Finger noch mehr zerstöre." Etwas nachdenklicher blickte er auf den immer noch dick eingebundenen Finger und fragte sich, ob das mit dem Training eine wirklich so gute Idee gewesen war. Aber er brauchte jetzt einfach seine bekannte Umgebung und die Herausforderung den Körper bis aufs äußerste zu fordern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 10:32


    "Was? Ja klar, können wir noch kurz bei deiner Wohnung vorbei, aber so langsam verstehe ich gar nichts mehr. Du warst in Schweden... Okay, das war abzusehen, schließlich hast du ja schon einmal bewiesen, welchen Schwachsinn du betreibst, wenn es um Izabella geht. Izabellas Vater hast du also auch getroffen und er hat dich mit Tee versorgt, weshalb auch immer, aber mich würde viel mehr interessieren, was mit Izabella ist. Keine Sorge, ich fahre extra langsam, damit du mir alles auf den Weg bis zum Training erzählen kannst." Rasch schloss Malte seinen Wagen auf und wartete ungeduldig darauf, dass Jamie auch einstieg. Er wollte endlich wissen, was los war, denn die gute Laune seines Kollegen und die Tatsache, dass Izabella nicht in Hamburg war, passte einfach nicht zusammen. Hatten sie sich doch dafür entschieden, sich zu trennen? Als Jamie auch endlich saß, gab Malte Gas und lenkte seinen Wagen fast mechanisch zu Jamies Wohnung. Eine Antwort hatte er immer noch nicht auf seine Fragen bekommen und so schielte er immer wieder zu Jamie, dem es sichtlich Spaß zu machen schien, ihn auf die Folter zu spannen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 10:44


    Jamie sah stur aus dem Fenster, während Malte den Wagen durch die Straßen lenkte. So wie dieser schon auf die Aussage, dass er in Schweden gewesen war reagiert hatte, wollte Jamie nicht riskieren, dass der Sani das Lenkrad verriss und sie an irgendeiner Hausmauer zum stehen kamen. Als der Wagen dann vor dem Gebäudekomplex mit seiner Wohnung stand, sprang Jamie rasch aus dem Auto. "Du willst wissen, was mit Izabella ist? Ihr geht es gut. Sie hat ihre Eltern schon lange nicht mehr gesehen, deshalb ist sie jetzt in Schweden. Vielleicht auch um ihre Gedanken zu sortieren." Es stimmte alles was er sagte, es war eben nur nicht alles. Aber wie sollte er Malte auch einfach so alles erzählen, wo er das meiste noch gar nicht wirklich fassen konnte? Er hatte zwar versucht auf dem Heimflug etwas Klarheit in seine Gedanken zu bringen, aber es war ihm nicht so richtig gelungen. Noch immer war der Gedanke Vater zu werden etwas befremdlich für ihn. Es kam auch einfach zu plötzlich. Ohne noch mehr zu sagen, sperrte er seine Wohnung auf und suchte im Schlafzimmer alles zusammen. Dass er einen Degen hatte suchen wollen, der für seinen Finger angenehm war, hatte er schon vergessen, zu sehr kreisten seine Gedanken wieder um Izabella, den bevorstehenden Umzug und das ungeborene Kind.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 10:53


    Malte war im Auto geblieben und wartete ungeduldig auf Jamies Auftauchen. Mehr wie vorher wusste er immer noch nicht, außer das Jamie und Izabella sich in Schweden getroffen hatten und Izabella immer noch dort war. Und was hatte das zu bedeuten? Gab sie ihm noch eine Chance oder war alles vorbei? Nervös trommelte Malte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad und ließ die Haustür nicht aus den Augen. Wo blieb Jamie? So lange konnte es doch nicht dauern, bis er seine Sachen für das Training zusammen hatte. Er wollte endlich alle Fragen beantwortet haben und wissen was in Schweden vorgefallen war und was es mit diesen plötzlichen Veränderungen auf sich.
    Endlich kam Jamie wieder aus dem Haus. "Ich dachte schon, du hast es dir auf deinem Sofa gemütlich gemacht und machst dir einen Spaß daraus mich hier warten zu lassen. Außerdem wäre es auch sehr freundlich von dir, wenn man vielleicht mal erfahren würde, was wirklich los ist. So langsam, wirst du mir nämlich unheimlich, Kollege."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 11:12


    "Nein keine Sorge, für auf dem Sofa liegen habe ich zu viel Energie übrig, die muss ich erstmal los werden." Mit der schweren Tasche auf dem Schoss ließ er sich wieder auf den Beifahrersitz fallen und sah Malte von der Seite an. Es war unfair den Kollegen so lange auf die Folter zu spannen, aber auf der anderen Seite wusste er nicht wie er es in Worte fassen sollte was passiert war. Nachdenklich starrte er während der Fahrt wieder aus dem Fenster. "Also gut, ich war die letzte Woche ja mehr als unausstehlich, was daran lag, dass ich nicht verstehen konnte warum Izabella einfach Schluss gemacht hatte, ohne noch irgendetwas zu sagen. Ich wusste nur, dass sie in Schweden ist, und es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden wo genau sie war. Genau, ihr Ex-Freund. Er hat die Information nicht ganz freiwillig hergegeben, aber mein gebrochener Finger und das blaue Gesicht waren mir die Adresse wert." Leicht grinsend dachte er an den Abend zurück und betrachtete seinen Finger. Die Schwellung im Gesicht störte ihn schon nicht mehr, und die Tatsache, dass sein Kiefer jetzt blau angelaufen war, war ihm auch egal. Das Wochenende, das darauf gefolgt ist, war ihm der Schmerz wert. An der Sporthalle angekommen, stieg Jamie rasch aus und ging mit Malte in die Umkleiden. Er würde seinem Kollegen diesmal wirklich alles erzählen, denn irgendwie merkte er, dass es doch gut tat mit jemanden darüber zu reden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.08.2007, 11:22


    "Du meinst diesen Typen, der damals im EKH aufgetaucht ist, um sie abzuholen, als sie sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hat, im Krankenhaus zu bleiben? Was tust du eigentlich noch alles für Izabella, außer dich zusammen schlagen lassen, nur um an eine Adresse zu kommen. Ich meine, es war ja nicht gerade fein von ihr, sich im Krankenhaus erst von dir zu verabschieden, so zu tun, als wäre nichts mehr und dann zu Hause heimlich die Koffer packen und verschwinden. Sorry Jamie, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich in deiner Situation genauso gehandelt hätte." Nachdenklich lehnte sich Malte gegen die Tür der Umkleide. Ihm waren seine harten Worte bewusst, doch er war sich wirklich nicht sicher, ob er sich genauso wie Jamie verhalten hätte. Sicherlich wäre er Izabella nicht nach Schweden gefolgt, um sich von ihr weiter tyrannisieren zu lassen. Es war von ihr einfach unfair, Jamie so eiskalt abzuservieren, dass sie ihm nicht einmal persönlich mitteilte, für welchen Weg sie sich entschieden hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.08.2007, 11:40


    "Glaub mir Malte, ich habe mir auch oft überlegt ob ichs machen soll, oder ob es richtig ist was ich mache, aber ich liebe sie. Und nur mit einer SMS Schluss zu machen ist nicht das was ich will." Nachdenklich zog er seine Klamotten aus der Tasche und zog sie langsam an. Das Kettenhemd wog immer noch so schwer wie die letzten Male auch und ohne groß nachzudenken zog er den weißen Kittel über und schnappte sich die harte Haube und seinen Degen. "Ich weiß, dass ich etwas altmodische Ansichten habe, aber wie soll ich es auch einfach akzeptieren, nach allem was wir miteinander durchgemacht haben? Erinnere dich doch mal daran, wie fertig sie war, als sie zum Ersten mal bei uns eingeliefert wurde und wie gut sie aussah bei der Gartenparty bei meinen Eltern. Das war ein langer Weg und Kampf, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Da soll ich dann allen ernstes einfach akzeptieren, dass sie Schluss macht? Nein Malte, das konnte ich nicht, und wenn du an meiner Stelle gewesen wärst, du hättest es auch nicht einfach so akzeptiert." Fast schon verzweifelt versuchte Jamie seine Haltung und seine Taten vor Malte zu rechtfertigen, wollte, dass dieser seine Sichtweise auch verstand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 22.08.2007, 19:13


    „Jamie, ich weiß nicht, was genau zwischen euch vorgefallen und wie euer Wochenende verlaufen ist, doch gerade von Izabella hätte ich es nie erwartet, dass sie dich einfach mit einer SMS abfertigt, nachdem was du sie alles für sie getan hast. Wo wäre sie denn jetzt, wenn du sie nicht aus ihrem alten Leben herausgeholt hättest? In ihrer WG, bei ihrem Ex.“ Unbewusst kam Malte genau auf die Punkte zu sprechen, die Izabella sich vorgeworfen und deshalb die Beziehung beendet hatte. „Ich will mir kein Urteil über Izabella erlauben, aber was wenn du dir jetzt Hoffnungen machst, alles für eure Beziehung tust und in ein paar Wochen verschwindet deine Freundin und lässt dir wieder nichts zurück, als eine SMS. Willst du dir das noch einmal antun? Sorry, ich sollte mich vielleicht besser aus deinen Angelegenheiten heraushalten, aber Izabellas Dickkopf ist mir von ihrer ersten Einlieferung einfach noch zu deutlich vor Augen. Sie lässt sich nicht so einfach umstimmen, wenn sie von ihrer Entscheidung überzeugt ist. Na ja, ich sollte jetzt einfach meinen Mund halten, zumindest so lange, wie du mir bewaffnet gegenüber stehst.“ Mit einem schiefen und eher unsicheren Grinsen öffnete Malte die Tür der Umkleide. Mit einer Handbewegung wollte er Jamie den Vortritt lassen, doch dieser machte keine Anzeichen sich in Bewegung zu setzen. „Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Wahrscheinlich bin ich nur eifersüchtig auf deinen Mut, alles zu geben. Ich bin eben alles andere, als risikofreudig… Ach man, sag’ mir einfach, dass ihr euch wieder vertragen habt, ihr ein Haus bauen, einen Baum pflanzen wollte und die Familienplanung auch längst im Gange ist, damit ich endlich meinen Mund halte.“ Malte wurde bewusst, dass er einen großen Fehler begangen hatte, als er seinen Bedenken laut äußerte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 09:41


    Verschwörerisch grinsend setzte sich Jamie langsam in Bewegung und folgte Malte aus der Umkleide heraus. "Was soll ich dir das sagen, wenn du es eh schon weißt?!" Der Satz war mehr eine Feststellung, denn eine Frage und Jamie ging unbeirrt weiter, ahnte er doch, wie sehr das ganze Malte durcheinanderbringen würde. Zwar stimmte das Hausbauen nicht, aber eine neue Wohnung zu suchen kam dem ganzen ja ziemlich nahe. In der Halle angekommen blieb Jamie aprupt stehen und drehte sich mit dem Degen in der Hand zu Malte um. Gespielt drohend hielt er diesem seinem Kollegen unter die Nase. "Ja Malte, du hast schon richtig gehört. Ich bin auf Wohnungssuche, weil Izabella in zwei Wochen wieder aus Schweden zurückkommen wird und zu dritt meine Wohnung einfach zu klein ist. Deshalb auch der Tee, damit ich mich schon mal daran gewöhne, dass es bald keinen Kaffee mehr geben wird." Aus den Augenwinkeln heraus nahm Jamie wahr, dass sein Trainingspartner die Halle betreten hatte und ohne groß auf Malte zu achten ging er zu diesem hinüber. "Na, wie siehts aus, alles fit?" "Jamie, ich weiß wirklich nicht, ob ich heute in der Lage bin, gegen dich etwas ausrichten zu können." Lachend legte Jamie seine Haube auf den Boden und nahm den Degen mit der rechten Hand. Die linke Hand hochhaltend zeigte er sie seinem Partner. "Ich glaube mit der kann ich heute nicht so viel ausrichten gegen dich." Völlig in das Gespräch mit Max vertieft merkte Jamie nicht, wie Malte langsam an die beiden Männer herantrat und jedes Wort der beiden mitverfolgte. "Ach Jamie, sag bloß, da war schon wieder eine Frau im Spiel? Wenn du das bei jeder machst, dann ist es irgendwann vorbei mit deiner Schönheit."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 09:51


    Malte fixierte Jamie und war sich nicht sicher, ob er das wirklich glauben sollte, was dieser ihm gerade berichtet hatte. Nun gut, Izabella würde aus Schweden zurück kommen, aber damit war ja zu rechnen gewesen. Doch was sollte die Andeutung mit der Wohnung? Wollte Jamie, ihm wirklich erzählen, dass Izabella schwanger war? Das konnte nicht sein, nicht mit ihrer Krankheit. Unsicher, ob er etwas sagen sollte, folgte er weitherin als Zuhörer dem Gespräch der beiden Trainingskollegen, bis diese sich enschieden endlich mit dem Training zu beginnen und wieder zu ihrer Ausrüstung griffen. Malte sah seine Chance und hielt Jamie zurück. "Ich wollte selbst, dass ich endlich meinen Mund halte und mich nicht mehr in deine Angelegenheiten einmische, aber du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass du Vater wirst. Oder zieht etwa Izabellas Vater nach Deutschland?" Der Gedanke war ihm plötzlich gekommen und er erschien ihm wesentlich glaubwürdiger, als die Theorie mit Izabellas Schwangerschaft. Natürlich, dass für drei Personen Jamies Wohnung zu klein war, ließ ja nicht sofort die Familienplanung daraus schließen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 10:04


    Noch breiter grinsend drehte sich Jamie zu Malte um. "Wenn du mir jetzt noch erklärst, was Izabellas Mutter ganz alleine in Schweden soll, wenn Sören in Hamburg wohnt, können wir weiter darüber diskutieren." Immer noch lachend, aber bereits wesentlicher konzentriert, zog er sich die weiße, schwere Schutzhaube über und ging mit dem Degen wieder in der linken Hand auf Position. Anfangs noch war es für Max ein leichtes bei Jamie zu punkten, aber je länger sie trainierten, desto verbissener wurde Jamie und den auch der stechende Schmerz in seinem Finger konnte ihn nicht davon abhalten noch konzentrierter zu kämpfen. Erst nach zwei Stunden ließen die beiden Männer verschwitzt ihre Degen sinken und ließen sich erschöpft neben Malte auf die Holzbank sinken. "Malte, ich weiß, dass du von Medizin auch ziemlich ne Ahnung hast, und mir jetzt bestimmt erklären willst, dass es eigentlich nicht sein kann, dass Izabella schwanger ist. Aber es ist so, und wir freuen uns darüber. Sie braucht jetzt einfach noch etwas Zeit bei ihren Eltern, und wenn sie dann wieder zurück ist, werden wir in eine größere Wohnung umziehen. Du darfst uns da natürlich gerne helfen, weil alleine schleppen sich die Kisten so schlecht."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 10:16


    "Merke dir diese Situation gut, denn ich glaube, es wird das erste und wahrscheinlich auch letzte Mal sein, wo ich nicht weiß, was ich jetzt sagen soll. Ihr zwei habt das Wort Dramaturgie wohl auch für euch erfunden, oder wie? Zumindest, fällt mir kein einziger Tag ein, seit ich dich und Izabella kenne, wo es mir langweilig gewesen wäre." Immer noch vollkommen verwirrt von dieser neuen Situation schüttelte Malte den Kopf und sah Jamie an. Sein Kollege wurde Vater, das war wohl eine Nachricht, die schnell verbreitet werden musste. Grinsend stand er auf. "Zumindest komme ich so sofort an meine Wohnungsbesichtigung, wenn ich euch beim Umzug helfe. Sag' mir einfach, wann und wo und ich bin da." Rasch holte er sein Handy hervor und begann einige Wörter einzutippen, als Malte plötzlich inne hielt und von dem Display aufblickte. "Das glaubt mir jetzt sowieso keiner, wenn ich die Geschichte jetzt per SMS verbreite. Philipp würde mir höchstens sofort unsere Kollegen von der geschlossenen Anstalt, vorbei schicken. Los komm Papa, ich brauch jetzt ein Bier auf diese Nachricht." Mit einem immer breiter werdenden Grinsen schlug Malte Jamie gegen die Schulter und verließ die Halle.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 10:33


    "Das 'Papa' kannst du gleich wieder vergessen, haben wir uns verstanden?" Lachend folgte Jamie Malte und ging sich duschen. Keine halbe Stunde später saßen die beiden Männer, ein jeder mit einer Flasche Bier in der Hand auf dem Sofa bei Jamie in der Wohnung. "Jetzt glaub mir das halt endlich! Wie siehts eigentlich bei dir und Franzi aus? Ihr könntet doch so langsam auch mal ...", lachend zog er Malte auf und ließ sich mit einem fast schon träumerischen Blick im Sofa zurück sinken. Jetzt wo wieder alles in Ordnung war, zwischen ihm und Izabella, vermisste er sie schrecklich, und wünschte die nächsten Wochen wären schon vorbei und er könnte sie wieder im Arm halten.

    *****

    "Nein, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht sagen wie lange Ihr Mann noch hierbleiben muss", bemüht nicht genervt zu klingen, erklärte Jamie der Ehefrau eines Patienten, dass sie nicht sagen konnte wie lange es noch dauern würde. "Passen Sie auf. Ihr Mann hatte einen schweren Unfall, er hat eine sehr lange Operation hinter sich und wird erst die nächsten Stunden aus der Narkose aufwachen. Wir müssen dann erst noch sehen, wie sich das ganze entwickelt. Fahren Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus, alles andere ...", versuchte Jamie die Frau davon zu überzeugen, dass sie hier nichts für ihren Mann tun konnte und sie noch nichts sagen konnten. "Jamie", wurde er plötzlich unterbrochen und diesmal mit einem wirklich genervten Gesichtsausdruck drehte er sich um und sah Malte vor sich stehen. "Ja! Was?" Ohne weiter auf den Rettungsassistenten zu achten wand er sich wieder der aufgelösten Frau zu. "Ich rufe Sie sofort an, wenn ihr Mann aufwacht, ja? Aber jetzt schlafen Sie ein paar Stunden zu Hause, abgemacht?" Erst nach dem schwachen Nicken der Frau gab sich Jamie zufrieden und drehte sich wieder zu Malte um. "Also, was ist?" Fragend sah er Malte an, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat. "Da steht eine junge Frau im Eingang die dich sprechen möchte. Sieht irgendwie aus wie eine Anwältin. Denk an Izabella!" Die letzten Worte rief Malte dem jungen Arzt noch hinterher, denn er hatte ein sehr komisches Gefühl, wenn er daran dachte, wie bestimmt die junge Frau das EKH betreten hatte und ohne anzuhalten hineingegangen war um nach Jamie zu suchen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 14:05


    „Das hast du eben doch wohl nicht ernst gemeint, Malte? Jamie, denkt seit Wochen an niemanden anders, als Izabella, da wird ihn auch eine gestylte Anwältin nicht auf andere, dumme Gedanken bringen. Schließlich kommt Izabella in drei Tagen aus Schweden. Wenn es überhaupt eine Anwältin ist…“ Mit diesen Worten drängte sich Philipp an seinem Kollegen vorbei, um zur Notaufnahme zu eilen, wo bereits der nächste Patient auf ihn wartete. Als Anna ihm das Notarzt-Protokoll in die Hand drückte, konnte er es nicht unterlassen, einen Blick zum Eingang zu werfen. Von Jamie war nichts zu sehen, doch die junge Frau wartend an der Eingangstür und Philipp musste zugeben, dass Maltes Warnung wohl doch nicht ganz unberechtigt gewesen war. „Wenn du deine Augen dann mal wieder abwenden könntest, wir haben hier einen Patienten.“ Scharf sprach Anna Philipp an und warf ihm einen, ungnädigen Blick zu. „Solch seltener Glanz muss bewundert werden.“ „Männer.“

    Von der Aufregung von ihrer Person bekam sie nichts mit, wartete sie immer noch auf Assistenzarzt Schwarz, den man so schnell, wie möglich zu ihr hatte bringen wollen. Selbstsicher strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, welche sich aus ihrer eleganten, hochgesteckten Frisur gelöst hatte und warf einen kurzen Blick auf ihre silberne Armbanduhr. Beinahe Mittag. Ob es der perfekte Zeitpunkt war, um den Arzt aufzusuchen, würde sich wohl erst noch zeigen. Leicht gegen die weiße Wand des Ganges gelehnt, ließ sie den langen Gang des Krankenhauses nicht aus den Augen, schien interessiert die Vorgänge zu beobachten. Mit ihrer schwarzen Faltenhose, der weißen Bluse und dem schwarzen Blazer, den sie sich wegen der Wärme über den Arm gelegt hatte, schien sie vollkommen fehl am Platz. Ihr elegantes Outfit, verbunden mit ihrem geheimnisvollen, ja beinahe verführerischen Lächeln lenkte alle Blicke auf sie, doch das störte sie nicht.
    Die strahlende Sommersonne schickte ihre Strahlen durch die Eingangstür, ließ die Uhr an ihrem Handgelenk funkeln. Von der Anstrengung, die bereits hinter ihr lag, war ihr nichts anzusehen. Sie hatte hier noch etwas zu erledigen, bevor sie sich endlich in der Wohnung auf dem Sofa entspannen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 20:26


    Verwirrt von Maltes Worten eine Anwältin würde auf ihn warten ging Jamie zögerlich zum Eingang. Er kannte keine Anwältin, er hatte nichts verbrochen, für das er einen Anwalt bräuchte und in letzter Zeit hatte er auch keinen Patienten, mit dem die Juristin in Verbindung zu bringen wäre. Gespannt wer wirklich auf ihn wartete, genehmigte er sich keinen Umweg über die Küche um noch eine Tasse Tee zu trinken und beendete auch jedes Gespräch mit den Schwestern, die etwas von ihm brauchten sehr rasch. Wer war es wirklich, der am Eingang auf ihn wartete? Izabella konnte es nicht sein, denn sie hatten erst gestern telefoniert wo sie ihm mitgeteilt hatte, erst in drei Tagen zurück nach Hamburg zu kommen, und außerdem kannte Malte sie. Je näher er dem Eingang kam, umso langsamer wurden seine Schritte und während er schon einen Blick auf den Eingangsbereich werfen konnte, blieb er selbst noch völlig unentdeckt. Leicht an die Wand gelehnt beobachtete er die junge Frau, die ungeduldig auf und ab lief, und schon ihre Gangart kam ihm so schrecklich vertraut vor. Sein Gefühl, dass es doch Izabella war verstärkte sich immer mehr, je länger er sie beobachtete, und als sie sich dann umdrehte um die wenigen Schritte wieder zurück zu gehen war er sich sicher. Freudig grinsend trat er aus dem Schatten der Wand heraus und ging mit großen Schritten auf sie zu. Erst als er kurz vor ihr war, blieb er stehen und betrachtete sie staunend. Zwar hatte sie schon immer Wert auf ihr Äußeres gelegt, aber so elegant gekleidet und geschminkt hatte er sie noch nie gesehen. Vorsichtig, wie wenn er den Zauber, der ihn gefangen hielt durch die Umarmung zerstören könnte schloss er sie in den Arm. "Ich habe erst in drei Tagen mit dir gerechnet. Und wieso siehst du überhaupt so bezaubernd und umwerfend hübsch aus?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 20:39


    "Ich weiß, dass du erst in drei Tagen mit mir gerechnet hast, aber ansonsten wäre das hier wohl keine Überraschung gewesen, oder?" Glücklich endlich wieder seine Nähe spüren zu können, küsste Izabella Jamie und grinste ihn danach verschmitzt an. Natürlich hatte sie gestern bei ihrem Telefongespräch längst gewusst, dass sie keine drei Tage mehr warten würde, um nach Hamburg zu kommen, doch davon hatte Jamie nichts wissen brauchen. Leicht löste sie sich wieder von ihm und schnappte sich ihre Handtasche, die auf einem der Stühle abgelegt hatte und eine lederne Arbeitsmappe. "Das ich mich nur für dich so hübsch gemacht habe, brauche ich dir ja wohl nicht erzählen, aber ich habe trotzdem eine Nachricht für dich, die dich vielleicht interessieren könnte. Hast du kurz Zeit, oder sollen wir das auf heute Abend verschieben?" Ungerne wollte Izabella jetzt alleine in Jamies Wohnung fahren und dort den ganzen Nachmittag warten, bis seine Schicht beendet war. Sie wollte ihre Neuigkeiten sofort loswerden. Wenn auch nicht unbedingt in der Anwesenheit seiner Kollegen.
    Heimlich war Malte Jamie gefolgt. Die Neugierde hatte ihn dazu getrieben, wollte er wissen, was es mit der geheimnisvollen Schönheit auf sich hatte. Ihm verschlug es die Sprache, als er die vertraute Umarmung und Kuss beobachtet und am liebsten hätte er eingegriffen. Jamie wurde Vater und trotzdem nutze er die erste Gelegenheit, um Izabella zu betrügen. Nein, so recht wollte Malte das nicht glauben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 20:52


    Zärtlich griff er nach ihrer Hand und warf nur einen kurzen Blick auf die Armbanduhr. Die Mittagspause begann zwar erst in wenigen Minuten, und durch die Arbeit in der Notaufnahme mit seiner Chefin hatte er immer darauf geachtet, wirklich nur zu der Zeit seine Arbeit zu unterbrechen oder nach draußen zu gehen. Aber jetzt da er Izabella im Arm halten konnte waren ihm die paar Minuten egal und Philipp würde auch keinen solchen Aufstand machen wie Dr. Dietrich. Glücklich führte er sie an der Hand nach draußen und machte an der Rezeption nur noch kurz halt um der Schwester Bescheid zu geben. Nur zufällig folgte er ihrem abweichenden Blick und entdeckte Malte an der Wand lehnen, in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden, wie er es zuvor auch schon gemacht hatte. Schmunzelnd drehte er sich komplett zu diesem um. "Du kannst raus kommen Malte. Und tu mir bitte einen einzigen Gefallen jetzt. Überlege zuerst, ob du es wirklich sagen willst oder nicht, denn jetzt könnte der Schuss nach hinten losgehen." Lachend schlang er den Arm um Izabellas Hüfte und ging wieder ein paar Schritte in das Krankenhaus hinein. Gespannt auf Maltes Reaktion küsste er seine Freundin noch einmal intensiv.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 21:01


    Amüsiert darüber, dass Malte sie immer noch nicht erkannte, vermied es Izabella den Sani direkt anzusehen. Anscheinend blendete ihr Äußeres so sehr, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, wer ihm da tatsächlich gegenüber stand. Was Jamie mit seiner Aussage anklingen lassen wollte, wusste sie nicht, doch sie würde bei diesem Spiel gerne mitspielen.
    Malte hatte sich von seinem schlecht gewählten Versteck gelöst und ging Jamie ein paar Schritte entgegen. Als dieser aus Schweden zurück gekommen war, hatte er selbst wohl kein Fettnäpfchen ausgelassen und Jamie überzeugen wollen, Izabella keine zweite Chance zu geben. Sollte er jetzt seinen Mund halten, oder doch etwas sagen? Eigentlich ging ihm das alles gar nichts an und wahrscheinlich wäre es besser, er würde einfach leise sein, sich umdrehen und in Ruhe einen Kaffee trinken. Einzig die Tatsache, dass Izabella schwanger in Schweden saß und Jamie hier eine bis in die Haarspitzen gestylte Anwältin küsste, bewegte ihn doch dazu, nicht einfach weg zu schauen. "Ich weiß Kollege, es ist deine Sache, was du machst und mit wem, aber vielleicht solltest du dir mal überlegen, für wen du noch vor ein paar Wochen gekämpft hast."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 21:09


    Der Griff um ihre Hüften wurde nur noch stärker und eigentlich wollte er im Moment nichts anderes, als mit ihr nach draußen gehen und ihre Neuigkeit erfahren. Maltes verwirrtes und zugleich besorgtes Gesicht machte die ganze Sache nur noch lustiger und Jamie hatte überhaupt keine Lust das alles aufzulösen, zu sehr sah er das als Retour für die vielen nervenden Fragen noch vor zwei Wochen. "Ja Malte ich weiß für wen ich die ganzen Wochen gekämpft habe, aber komm schon, das hier kann doch unter uns bleiben oder?" Bemüht ernst setzte Jamie einen Gesichtsausdruck auf, der Malte klar machen sollte, wie peinlich er es fand mit der hüschen Frau im Arm gesehen zu werden. Innerlich war er fast am explodieren so sehr bemühte er sich ein Lachen zurück zu halten. "Du musst es Izabella ja nicht auf die Nase binden wenn sie in drei Tagen wieder zurück in Hamburg ist oder? Ich glaube zu viel Aufregung könnte dem Kind schaden, und das kann ich auf keinen Fall zulassen." Vorsichtig und prüfend blickte Jamie immer wieder den Gang hinter Malte entlang und hoffte, dass Anna zuerst ihren Kaffee trank und dann erst den Sani suchte, denn die Kollegin würde sofort erkennen wen er im Arm hielt, und so leicht wollte er es Malte nicht machen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 21:18


    "Sag' mal, geht es dir noch gut? Vielleicht wäre es wirklich besser, ich würde mich einmal aus deinem Leben heraus halten und einfach so tun, als würde ich nichts sehen, aber ich werde Izabella ganz bestimmt nicht anlügen, denn das hat sie nicht verdient. Weißt du eigentlich, was du damit anrichten würdest, denn immerhin bist du die Person, der sie am meisten vertraut." Malte konnte seinen Kollegen nicht verstehen. Wie konnte er erstens Izabella so sehr hinter gehen und zweitens es ihm dann noch eiskalt ins Gesicht sagen. Wen Jamie da im Arm hielt, interessierte ihn schon gar nicht mehr, auch wenn es für ihn besser gewesen wäre, er hätte sich Jamies Geliebte näher angesehen und sie nicht nur nach ihrem eleganten Outfit beurteilt. Wie konnte Jamie nur so eiskalt sein? "Meinetwegen, mach was du willst, aber um ehrlich zu sein, war es vielleicht von Izabella gar nicht so falsch, dass sie nach Schweden verschwunden ist. Allerdings hätte sie sich nicht die Schuld geben dürfen." Beinahe schon in einem Wahn, Jamie davon zu überzeugen, dass er so nicht mit Izabella spielen durfte, wurde Malte immer lauter und Izabella hätte am liebsten eingegriffen, doch sie hatte das Gefühl, dass es besser war, sie würde sich noch zurück halten. So senkte sie weiter ihren Blick und ließ ihren Kopf gegen Jamies Schulter sinken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 21:30


    Die Aufregung von Malte und die Tatsache, dass er immer lauter wurde beunruhigte Jamie nun doch, denn so ganz konnte er den Kollegen doch nicht einschätzen und er wusste nicht, was auf ihn zukam, wenn er ihn noch weiter reizte. Vorsichitg löste er sich von Izabella und ging ein paar Schritte auf Malte zu. Seine Augen funkelten gefährlich, aber er vergrub die beiden Hände tief in den Taschen seines weißen Mantels. "Jetzt pass mal auf Malte. Ständig sagst du, du solltest dich besser raushalten und wegsehen. Aber vielleicht solltest du dieses eine Mal genauer hinsehen und dich nicht nur von schöner Hülle blenden lassen. Du starrst die ganze Zeit auf den Hosenanzug, die Hochsteckfrisur, und wohin du sonst noch starrst, will ich gar nicht genauer erwähnen. Aber ist dir vielleicht schon mal der Gedanke gekommen dir das Gesicht näher anzusehen?" Kopfschüttelnd und etwas sauer darüber, dass Malte immer noch nicht begriffen hatte, wen Jamie im Arm hielt lehnte er sich an die Wand und schloss resigniert die Augen. Zuerst erklärte Malte ihn für verrückt, dass er nach Schweden gefahren war, dann wollte er das mit der Schwangerschaft nicht glauben und jetzt unterstellte er ihm eine Geliebte, wo er zuerst so für Izabella gekämpft hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 21:41


    "Was?..." Verwundert über Jamies plötzlichen Gefühlsumschwung, sah er erst seinen Kollegen an, bevor er sich dann doch eingestehen musste, dass dieser Recht hatte. Ihm war zu Ohren gekommen, dass eine junge Frau Jamie suchte und ein Blick hatte genügt, um sich das zusammen zu reimen, was ihm gerade passte, doch hinterfragt hatte er das ganze nicht. Unsicher senkte er seinen Blick. Er wollte gar nicht wissen, wer ihm da wirklich gegenüber stand, ahnte es bereits.
    "Tut mir leid Malte, aber ihr könnt gerne später weiter diskutieren, wer hier wen betrügt, jetzt möchte ich meinen Freund zumindest eine halbe Stunde für mich haben." Mit einem noch immer strahlenden Lächeln, ging Izabella gar nicht näher auf die Situation ein, sondern ging zu Jamie, hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor sie sanft seine Hand umschloss und ihn einfach mit sich mitzog. Malte blieb zurück und war sich mehr denn je bewusst, dass er hier einiges wieder gut zu machen hatte. Er sollte wirklich einmal lernen, seinen Mund zu halten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 21:49


    Jamie fand langsam sein fast schon alltägliches Grinsen zurück und folgte seiner Freundin glücklich. Schon Maltes beschämtes Gesicht hatte ihm ausgereicht um den Ärger auf den Kollegen wieder zu verkleinern, aber er würde es ihm später nicht ganz so leicht machen. Nachdenklich ließ er sich auf einer der wenigen Bänke an der Seite des EKH's nieder und zog Izabella auf seinen Schoß. Immer noch wie verzaubert blickte er sie an und strich ihr die Haarsträhne sanft hinters Ohr. "Also, dass du dich nur für mich gar so hübsch gemacht hast glaube ich dir nicht ganz, da muss doch etwas anderes dahinter stecken. Hast du im Lotto gewonnen oder was steckt dahinter?" Sanft küsste er sie und zog sie näher an sich heran. Es war ein wunderbares Gefühl sie nach diesen zwei Wochen wieder im Arm zu halten und ihre Nähe zu spüren und die Arme leicht um sie geschlungen ließ er die eine Hand auf ihrem Bauch ruhen. Erwartungsvoll blickte er sie an und versuchte sich in Gedanken schon auf das vorzubereiten was jetzt kommen würde, aber er gab schnell resigniert auf. Wie sollte er sich auf etwas vorbereiten wovon er überhaupt keine Ahnung hatte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 22:00


    "Nein, im Lotto habe ich leider nicht gewonnen, aber als kleinen Gewinn könnte man es trotzdem bezeichnen." Sich durchaus bewusst, wie sehr sie ihn durch eine Pause auf die Folter spannte, lachte Izabella kurz auf und gab ihm einen Kuss. "Nun schau mich nicht so an, als würdest du mich nicht mehr kennen. Du wirst dich wohl an dieses neue Outfit gewöhnen müssen, auch wenn ich mir nicht jeden Tag so viel Mühe geben werde, wie heute. In Schweden hatte ich viel Zeit nachzudenken, wie es jetzt weiter gehen sollte." Etwas nachdenklicher lehnte sich Izabella zurück und legte ihre Hand auf Jamies, die auf ihrem Bauch ruhte. "Zunächst wollte ich es nicht so recht akzeptieren, dass sich plötzlich alles verändern sollte und ich jetzt nicht mehr nur für mich verantwortlich bin, doch irgendwann wurde mir klar, dass mir eigentlich gar nichts schöneres hätte passieren können. Also habe ich versucht, aus Schweden mein Leben besser unter Kontrolle zu bekommen. Mein Studium habe ich abgebrochen, aber ich wollte nicht nur zu Hause sitzen, sondern auch etwas tun und so habe ich mich als Übersetzerin in Hamburg beworben. Ich habe die Stelle und mit meinem Chef ist sogar abgesprochen, dass es gar kein Problem ist, wenn ich hin und wieder von zu hause arbeite."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 22:09


    Völlig durcheinander und verwirrt von der Nachricht sah er sie lange an. Irgendwann schüttelte er den Kopf. "Hab ich das jetzt richtig verstanden? Du hast schon gestern gewusst, dass du heute nach Hamburg kommst, und jetzt sitzt du hier und hast einen festen Job in der Tasche, der dir erlaubt auch von Hause zu arbeiten?" Wie ein kleines Kind, das nicht fähig war sich das zu merken wiederholte er jedes einzelne Wort noch einmal und sah sie immer noch ungläubig an. Irgendwie waren ihm das für einen Tag schon wieder zu viele Überraschungen, auch wenn er es nie zugegeben hätte. "Entschuldige wenn ich jetzt etwas dämlich klinge, aber wie kommst du gerade auf diesen Job? Muss man als Übersetzerin nicht unglaublich viele Sprachen im Schlaf beherrschen? Wieviele Überraschungen hast du noch für mich parat?" Um ihr zu zeigen, wie glücklich er darüber war küsste er sie intensiv auf die Lippen. "Also das gefällt mir. Jetzt müssen wir nur noch eine passende Wohnung finden, die nicht zu weit außerhalb ist und die auch bezahlbar ist, weil für manche hättest du wirklich im Lotto gewinnen müssen." Genervt dachte er an die unzähligen Seiten der Zeitung, die er jeden Morgen durchwälzte und immer noch nichts gefunden hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 22:16


    "Das mit den Sprachen war kein Problem. Außer Schwedisch und Deutsch, kann ich noch Englisch und Dänisch fließend. Hauptsächlich kam es ihnen aber darauf an, dass sie jemanden haben, der perfekt Schwedisch beherrscht, da ja auch in Norwegen, die Amtssprache Schwedisch ist. Und ja, ich wusste bereits gestern, dass ich heute nach Hamburg komme, aber ich wollte dir nichts von dem Job sagen, falls es nichts geworden wäre." Froh darüber, dass Jamie so glücklich auf ihre Neuigkeit reagierte und ihr nicht böse war, dass sie es, ohne ihm etwas zu sagen, durchgezogen hatte, schloss sie für einen kurzen Moment die Augen. So langsam spürte sie Müdigkeit in sich aufkommen, waren Flug und Bewerbungsgepräch doch anstrengend gewesen. "Eine Wohnung finden wir sicherlich auch noch. Dafür bleibt schließlich noch genügend Zeit. Vorher gibt es viel wichtigere Dinge zu erledigen. Ich denke, der Besuch bei deinen Eltern ist bloss ein Punkt auf unserer langen Liste." Die Sonne ließ sie noch müder werden und Izabella konnte nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 22:26


    Der Gedanke daran, dass sie seinen Eltern auch noch irgendwie beibringen mussten, dass sie Großeltern wurden, gefiel ihm gar nicht, aber er konnte sich nicht aussuchen. Sie müssten es sagen, und er konnte nur hoffen, dass seine Mutter das ganze relativ gelassen aufnahm und nicht gleich wieder so reagierte wie beim letzten Mal, als er Izabella als seine Freundin vorgestellt hatte. "Die Liste werden wir schon irgendwie schaffen." Lachend lehnte er sich zurück und genoss die Sonne die warm vom Himmel schien. "Und für den Umzug, der ja sicher kommt, habe ich auch schon den perfekten Möbelpacker. Malte meinte zwar schon vor zwei Wochen er würde helfen, aber ich glaube nach dem was er sich eben geleistet hat, machte er das liebend gerne und ohne einen Kommentar." Wenn er sich jetzt die Szene mit Malte wieder ins Gedächnis rief, kam ihm das ganze noch lustiger vor, und das betretene Gesicht des Rettungassistenten machte jedes feindliche Wort davor wieder vergessen. Langsam merkte Jamie, dass Izabella müde war und ihr Körper nach Erholung schrie, aber sollte er ihr vorschlagen schon in die Wohnung zu fahren, ohne dass sie es als übertriebene Sorge verstand?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 22:40


    "Zumindest muss ich mir dann ja schon mal keine Sorgen machen, dass du bei diesem Umzug, wieder alle Kisten alleine schleppen musst. Denn ich befürchte, dieses mal, brauche ich dir erst recht nicht helfen." Jamies Hand lag noch immer auf ihrem Bauch. Hatte er sich bereits an den Gedanken gewöhnt Vater zu werden? Ihre Eltern hätten sie beinahe noch verrückt gemacht, mit sämtlichen Ratschlägen, worauf sie achten sollte. Die größte Sorge war natürlich, dass ihr Körper viel zu schwach war und die Schwangerschaft nur Komplikationen mit sich bringen würde, doch Izabella machte sich deswegen noch keine Sorgen. Sorgen, hatten sie sich in den vergangenen Wochen genug machen müssen. Immer deutlicher merkte Izabella, dass es höchste Zeit wurde, dass sie nach Hause kam, doch sie wollte jetzt nicht aufstehen und sich in die U-Bahn setzen, nicht nachdem sie solange auf Jamie hatte verzichten müssen. "Meinst du in eurer Küche lässt sich ein Kaffee für mich auftreiben? Ich glaube, ich bräuchte jetzt dringend einen, um nicht sofort hier einzuschlafen. Und einen darf ich mir nach all dem Tee von meinem Vater schon erlauben."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.08.2007, 22:49


    Fast schon geschockt blickte er sie an und sah sie ungläubig an. Jetzt, da er sich endlich an den Tee von ihrem Vater gewöhnt hatte und er sogar Gefallen daran gefunden hatte kam sie und wollte einen Kaffee trinken. Verbieten konnte er ihr ihn nicht, aber was würde wohl nur wieder Malte dazu sagen, wenn Izabella jetzt einen Kaffee trank? Rasch schob er den Gedanken beiseite und stand langsam auf. Den Arm um ihre Schultern gelegt ging er mit ihr wieder hinein und in die Küche. "Bist du wirklich sicher, dass es Kaffee sein muss? Jetzt haben meine Kollegen endlich akzeptiert, dass ich keinen Kaffee mehr trinke, weil ich mich schon mal daran gewöhnen will. Und jetzt kommst du und willst Kaffee. Ich fass es nicht." Grinsend schob er sie voraus in die Küche und griff wortlos nach einer der Tassen und schenkte sie ihr voll. Er selbst griff demonstrativ nach der gebrauchten Tasse und der Teekanne. Nachdenklich lehnte er sich an den Kühlschrank. "Wie ordentlich es in der Wohnung ist kann ich dir nicht sagen, aber ich bin einfach davon ausgegangen, dass du erst in drei Tagen kommst. Nur damit du keinen Schock bekommst wenn du sie betrittst." Lachend sah er sie an und schilderte die Situation schlimmer als sie war, denn zu seinem Glück war er jemand, der Unordnung nicht leiden konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.08.2007, 23:00


    "Eine Tasse Kaffee wird wohl nicht schaden und ich glaube auch kaum, dass es hier irgend jemanden gibt, der den Kaffee so stark macht, wie ich es bei meinem Einzug bei dir geschafft habe." Dankbar griff Izabella nach der Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck. Tee hätte ihr in diesem Moment wohl wenig geholfen, wieder fit zu werden. "Mein Vater wäre aber glücklich zu hören, wie streng du dich daran hältst und nur noch Tee trinkst. Meine Eltern hätten mich beinahe wahnsinnig gemacht, mit ihren guten Ratschlägen und ihrer Fürsorge, damit mir ja nichts passiert. Am liebsten hätten sie mich nach meinem Sturz nicht mal mehr alleine aus dem Haus gelassen." Mit einem genervten Gesichtsausdruck setzte sich Izabella an den kleinen Tisch und musste plötzlich lachen. "Ich glaube, ich lerne es nie, dass ihr mir mit eurer Fürsorge nicht auf die Nerven gehen wollt, sondern euch einfach nur berechtigte Sorgen macht. Aber vielleicht tritt irgendwann Besserung ein. Und was deine Wohnung betrifft, werde ich ganz bestimmt nichts aufräumen, sondern mich nur noch müde ins Bett fallen lassen. Mein Koffer muss auch noch bis morgen warten, bis ich ihn aus dem Schließfach, am Hauptbahnhof hole. Du hast doch bestimmt ein T-shirt für mich."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.08.2007, 14:12


    "Aber sicher, du kannst meinen gazen Kleiderschrank anziehen, wenn du willst." Lachend sah er sie an und nahm es befriedigend zur Kenntnis, dass sie versuchte mit der Sorge der anderen besser umzugehen. Er selbst wollte sich ja auch bessern, und bei den Komplikationen, die auftauchen würden, versuchen nicht zu übertreiben. Aber so etwas wie die letzten Wochen wollte er auf keinen Fall mehr durchmachen müssen. Langsam ließ er sich ihr gegenüber am Tisch nieder und stellte fest, dass man ihr die Müdigkeit deutlich ansah. Der Flug von Schweden zurück, das wohl direkt anschließende Vorstellungsgespräch waren doch noch etwas viel für sie gewesen. "Fahr ruhig heim und leg dich schlafen. Ich hoffe, dass ich heute abend pünktlich hier raus komme. Und wenn du mir den Schlüssel von deinem Schließfach am Hauptbahnhof gibst, bringe ich dir deine Sachen gleich mit." Lachend streckte er ihr seine Hand entgegen und forderte den Schlüssel von ihr. "Der Service kostet bei mir heute auch keinen Aufpreis", zog er sie neckend auf, als sie Anstalten machte ihm den Schlüssel zu geben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.08.2007, 14:33


    "Na dann bin ich ja beruhigt." Lachend ließ sie den Schlüssel in seine ausgestreckte Hand fallen und stand auf. Vielleicht war es wirklich besser, dass sie jetzt ging, bevor sie noch jemanden von Jamies Kollegen begegnete und den Weg nach Hause gar nicht mehr schaffte und sich aussruhen konnte, bevor er seinen Dienst beendete. "Weck mich dann bitte, wenn du kommst, denn wir haben noch einiges nachzuholen." Grinsend gab sie ihm noch einen Kuss, bevor sie sich auf den Weg zur U-Bahn machte.

    Vollkommen erschöpft öffnete Izabella die Wohnungstür und schlüpfte, kaum hatte sie die Wohnung betreten, aus ihren hohen Schuhen, die ihr inzwischen Schmerzen verursachten. Nur ein kurzer Blick genügte, um sicher zu sein, dass Jamie mit seiner Anspielung auf das angebliche Chaos maßlos übertrieben hatte. Die Räume der Wohnung waren so ordentlich wie immer, nur in der Küche war das Frühstücksgeschirr stehen geblieben. Aber selbst wenn es aussehen würde, als hätte eine Bombe eingeschlagen, so hätte Izabella in diesem Moment trotz alledem keinen einzigen Finger gerührt. Sie wollte jetzt nur noch eines – schlafen. Ihr Blazer, ihre Handtasche und die lederne Aktenmappe landeten auf dem Sofa, bevor sie noch einmal in die Küche ging, um etwas zu trinken. Ein Stapel alter Zeitungen lag auf dem kleinen Tisch, eine davon sogar noch aufgeschlagen. Jamie musste beim Frühstück bereits die Immobilien überflogen haben, denn das ein oder andere Wohnungsangebot war bereits durchgestrichen. Nur wenige Anzeigen waren markiert und neugierig warf Izabella einen Blick in die Zeitung. Angebote gab es genügend, auch die Größe, die sie benötigten, doch selbst die Wohnungen, die Jamie wohl eher aus lauter Frust markiert hatte, sprachen sie nicht an. Langsam öffnete Izabella die Wasserflasche, die sie sich aus dem Kühlschrank genommen hatte und ließ sich am Tisch nieder, bevor sie einen großen Schluck nahm und dann zu einem Stift griff. Nachdenklich las sie die Wohnungsbeschreibungen, versuchte sich die Gegend und die Räume vorzustellen, doch es gelang ihr nur selten und so verzierte sie genervt die Anzeigen mit böse drein blickenden Smilies. Es würde wohl noch dauern, bis sie einen Mietvertrag unterschreiben konnten. Zwar reichte Jamies Wohnung durchaus noch, doch es war eben Jamies Wohnung, die er eingerichtet hatte und auch er monatlich bezahlte. Izabella wünschte sich endlich etwas Gemeinsames.
    Seufzend nahm sie erneut einen Schluck von ihrem Wasser und wollte nun endlich ins Bett gehen, als ihr eine Anzeige ins Auge fiel. Eine Terrassenwohnung, mit Garten, Einbauküche, Fußbodenheizung und in perfekter Wohnlage. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Genau so eine Wohnung hatte sie sich erträumt, wo man sich zurückziehen konnte, von dem Stress und Hektik der Großstadt. Schon sah sie sich im Schatten großer Bäume in einer bequemen Hängematte mit Jamie liegen und da sie noch immer den Stift in der Hand hatte, wurde diese Anzeige sofort mit einer lachenden Sonne hervorgehoben. Ja, das war der Ort, wo sie sich sicherlich wohl fühlen konnten. Izabellas Glücksgefühl erstarb so schnell, wie es gekommen war. Die verlangte Kaution von über 2.000 € war nicht billig und selbst mit ihrem neuen Job hatten sie eine solche Summe nicht einfach so zur Verfügung, außer der Vermieter würde ihnen ein anderes, preiswertes Angebot machen, was sie jedoch bezweifelte. Enttäuscht strich Izabella die Anzeige wieder durch und stand auf, um ins Bad zu gehen. Immer noch hatte sie ihre Traumwohnung vor Augen, als sie aus ihrer Hose und der Bluse schlüpfte und nach einem T-Shirt von Jamie griff. Sie würden wohl doch im Lotto gewinnen oder sich mit einer einfachen Wohnung zufrieden geben müssen.
    Bereits im Bett liegend, wollte sie noch einmal durchrechnen, ob sie sich die Wohnung vielleicht nicht doch leisten konnten, doch die Anstrengung des Tages forderte ihren Tribut und Izabella schlief ein, kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.08.2007, 10:16


    So leise wie möglich sperrte Jamie nach Dienstschluss in die Wohnung und ließ seinen Rucksack und ihren Koffer auf den Boden sinken. Müde, aber gut gelaunt ging er zur Schlafzimmertüre und lugte durch den kleinen Spalt hindurch. Sofort wollte er Izabella nicht aufwecken, denn der Tag musste anstrengend genug für sie gewesen sein. Leise blieb er im Türrahmen stehen und öffnete die Türe etwas weiter um sie besser beobachten zu können. Wie lange er so da gestanden hatte konnte er am Schluss nicht mehr sagen, aber leise schloss er die Türe hinter sich und ließ sich mit einer Wasserflasche an den Küchentisch sinken. Die Zeitung lag noch genauso da wie er sie heute morgen zurückgelassen hatte, und er machte sich augenblicklich daran weiter nach passenden Wohnungen zu suchen. Völlig verdutzt betrachtete er die bösen Smilies und den einen grinsenden. Sofort war er wieder eine Spur konzentrierter und er laß sich das Angebot genau durch. Die Lage war traumhaft, die Wohnung selbst laß sich auch gut, nur der Preis ließ ihn nachdenklich werden. Die Kaution war dementsprechend hoch, und auch die monatliche Miete war nicht einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Izabella schien die Wohnung auch zu gefallen, das verriet ihm der Smilie ganz deutlich. Ohne noch weiter nachzudenken ging er ins Wohnzimmer und holte sich einen Taschenrechner, seine letzte Gehaltsabrechnung und einen großen Zettel. Er würde das ganze nur mit seinem Lohn durchrechnen, um dann mit ihr darüber reden zu können, ob sie es sich leisten konnten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.08.2007, 10:28


    Ein lautes Geräusch von der Straße, ließ Izabella aus ihren Träumen aufwachen und benommen tastete sie nach Jamies Wecker. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Gähnend fuhr sie sich durch ihre Haare, denn ihre Frisur hatte sich inzwischen in Wohlgefallen aufgelöst. Die Digitalanzeige des Weckers ließ sie noch einmal zurück ins Bett sinken. Anscheinend waren bei Jamie wieder einmal Überstunden angesagt, denn er hätte längst Feierabend, schien aber noch nicht da zu sein, sonst hätte er sie wohl geweckt. Würden es mit ihrem Job genauso laufen und mussten sie vielleicht sogar auf noch mehr Zeit miteinander verzichten? Izabella wollte es sich gar nicht vorstellen und stand langsam auf. Zwar war sie noch müde, aber schlafen konnte sie nicht mehr, zu viel Gedanken geisterten ihr im Kopf herum. Die Wohnungsanzeige hatte sie nicht losgelassen und sie hatte sogar davon geträumt, wie sie den Mietvertrag unterschrieben und den Schlüssel überreicht kamen. Es wäre wohl besser, sie würde sich diese Wohnung ganz schnell aus dem Kopf schlagen, denn sie war einfach zu teuer. Leise öffnete sie die Schlafzimmertür und ging in die Küche. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie Jamie am Tisch sitzen sah. "Du bist schon da?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.08.2007, 10:39


    Auch Jamie zuckte erschrocken zusammen, als Izabella ihn ansprach. Er war so vertieft gewesen in seine Rechnungen, dass er sie nicht hatte kommen hören. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht als er nochmal einen Blick auf den Zettel warf. Sämtliche Zahlen und Rechnungen standen quer durcheinander und hatten keinerlei System mehr, aber das was letztlich herausgekommen war hatte er fest im Blick. "Ja, ich bin schon etwas länger da, aber du hast so süß und friedlich geschlafen, dass ich dich einfach nicht aufwecken konnte." Rasch stand er auf und umarmte sie zärtlich. Sanft zog er sie mit sich zurück zu dem Stuhl und ließ sich mit ihr auf dem Schoß darauf nieder. "Scheint als hätte ich heute morgen ein gutes Angebot übersehen." Lachend deutete er auf ihren grinsenden Smilie und küsste sie zärtlich. Er hatte lange genug hin und her gerechnet, um ihr jetzt das Ergebnis präsentieren zu können. Die Wohnung war zwar nicht ganz billig, aber dafür war die Lage traumhaft ruhig und man konnte die Stadtmitte doch noch schnell erreichen. Wenn sie die Wohnung bekämen hätten sie schon wieder einen großen Schritt auf ihrer langen Liste geschafft.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.08.2007, 10:51


    Mit einem schnellen Griff schlug Izabella die Zeitung zu und legte sie zu den anderen. Sie hatte nicht wirklich Lust darüber zu sprechen. "Ein gutes Angebot, sieht wohl anders aus. Wir brauchen noch genügend andere Dinge, als das wir uns eine so hohe Kaution leisten könnten und der Mietpreis ist auch kaum bezahlbar." Izabella hatte zwar keine Ahnung, was Jamie wirklich im EKH verdiente, aber sie wollte sich auch kein Luftschloss bauen, woraus sie dann wieder vertrieben wurde. Ja, es war eine schöne Wohnung, die ihr da ins Auge gesprungen war, doch bevor sie träumen angefangen hatte, hätte sie berücksichtigen sollen, dass sie keine Millionäre waren. "Lass uns einfach noch ein bisschen Zeit, mit der neuen Wohnung, wir finden bestimmt das Richtige, aber eben nicht sofort. Außerdem haben wir ja noch andere Punkte, auf unserer Liste, die vielleicht wichtiger sind. Rufst du deine Eltern an, wann wir sie besuchen kommen sollen, oder soll ich?" Geschickt versuchte Izabella auf ein anderes Thema zu lenken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.08.2007, 11:01


    Leicht genervt beobachtete er, wie sie die Zeitungen wieder wegpackte und kein Wort mehr über diese Wohnung zulassen wollte. Sollte er sie jetzt dazu zwingen über das ganze zu diskutieren, wo er die letzte Stunde doch nichts anderes getan hatte, als auszurechnen, wie viel Geld ihnen nach der Miete noch übrig blieb? Wieso konnte sie es nicht einfach zu lassen, dass diese Wohnung finanzierbar war? "Ja ... ja sicher rufe ich meine Eltern an." Gedanklich immer noch bei der Wohnung und den ganzen Zahlen auf dem Blatt gab er ihr die Antwort. Er hatte jetzt keine Lust seine Eltern anzurufen, um ihnen dann zu erklären, dass er Vater wurde. Die Fragen, ob sie schon eine größere Wohnung hätten und wie sie das alles schaffen wollten konnte er jetzt schon voraussagen, und er wollte nur ungern sagen müssen, dass sie noch keine Wohnung hatten. Ohne Anstalten zu machen, aufzustehen um zu telefonieren versuchte er das Thema wieder zurück zu der Wohnung zu lenken. "Izabella, ich weiß, dass du nicht von irgendetwas träumen willst, was nie Wirklichkeit werden kann. Aber schau her, ich habe die letzte Stunde das ganze durchgerechnet, wir könnten uns es leisten, und das nur mit meinem Gehalt." So schnell und einfach er konnte versuchte er Izabella anhand seiner Rechnungen zu erklären, dass sie es sich wirklich leisten konnten, und für dieses Geld nur kaum etwas anderes, etwas gleichwertiges finden würden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.08.2007, 11:09


    Unsicher sah sie ihn an und blickte dann auf das Blatt, welches er vor sich liegen hatte, beschriftet mit unmengen an Zahlen und Rechnungen. Meinte Jamie das wirklich ernst, was er eben gesagt hatte? Sie würden sich die Wohnung leisten können und das schon nur von seinem Gehalt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie schlang ihre Arme um seinen Hals, um ihn zu küssen. "Bist du dir wirklich sicher? Die Wohnung ist ein Traum und dann noch mit Terrasse und Garten." Rasch griff sie wieder nach der Zeitung und Izabellas Laune war plötzlich vollkommen verändert. Ihre Abwesenheit eben, war wohl auch damit verbunden gewesen, dass sie von Jamie niemals hatte verlangen wollen, dass er sich für sie in Unkosten stürzte. Selbst durch ihren Job, würde wohl er die meisten Ausgaben bezahlen müssen. Zwar hatte er ihr in Schweden versprochen, die schönste Wohnung zu finden, die es in Hamburg gab, doch sie hätte nie Forderungen gestellt und wäre auch mit einer einfacheren zufrieden gewesen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.08.2007, 11:19


    "Wenn ich es dir doch sage. Ich bin mir sicher!" Zärtlich küsste er sie zurück und warf zur Sicherheit noch mal einen Blick auf sein Gekritzel. Ja, er hatte sich mehrmals vergewissert, dass er richtig gerechnet hatte und es gab keinen Zweifel daran. Wenn die Vermieterin das nur auch noch so sehen würde, dann könnten sie bald gemeinsam im Garten liegen und mussten sich nicht mehr mit seiner kleinen Wohnung zufrieden geben. "Na komm, ich weiß, dass du das was ich dir in Schweden versprochen habe nie gefordert hättest, aber ich halte mich nun mal an das was ich sage. Und ich rufe jetzt nur noch schnell meine Eltern an, und dann will ich nur noch ins Bett und dich im Arm halten." Glücklich küsste er sie erneut und stand dann langsam auf. Wie blind wählte er die Telefonnummer seiner Eltern und erklärte seiner Mutter kurz, dass sie die nächsten Tage vorbei kommen wollten, und auch eine Überraschung für sie hätten. Nur mit Mühe konnte er sie davon abhalten ihn noch mehr zu löchern. Er würde es am Telefon nicht sagen, und irgendwann sah auch seine Mutter das ein. "Wir sollen morgen nachmittag vorbei kommen, das passt bei dir doch auch? Ist endlich mal wieder ein Nachmittag an dem ich frei habe."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.08.2007, 11:27


    Gespannt hatte Izabella Jamies Telefongespräch verfolgt und war sich nicht sicher, ob sie wirklich schon bereit war, seine Eltern zu besuchen. Sein Vater würde sich sicher für sie freuen, doch seine Mutter würde nichts als Bedenken äußern, was teilweise wohl auch berechtigt war. "Ja, natürlich passt mir morgen Nachmittag. Ich habe vor meinem ersten Arbeitstag noch eine Woche frei, um mich wieder an mein Leben in Hamburg gewöhnen zu können. Vor allem an die Tatsache, dass das Bett nicht mehr so leer ist." Lächelnd griff Izabella nach Jamies Hand und zog ihn mit in das Schlafzimmer. Hätte er von ihr wissen wollen, wie sehr sie ihn in Schweden vermisst hatte, so wäre sie nicht fähig gewesen, diese schreckliche Sehnsucht zu beschreiben. Zwar hatte ihr die Zeit bei ihren Eltern gut getan, doch zu wissen, dass Jamie in Hamburg war und nicht bei ihr, war einfach schrecklich gewesen. Glücklich kuschelte sie sich an ihn. "Ich befürchte, in der nächsten Zeit, wirst du mich so schnell nicht mehr los."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 10:35


    "Ich glaube ich will dich auch so schnell gar nicht mehr los werden. Schließlich haben wir zwei Wochen nachzuholen." Verschwörerisch grinsend stützte er sich mit der linken Hand auf der Matratze auf und wollte sich gerade zu ihr hinüberbeugen, als ihn der stechende Schmerz in seinem finger daran erinnerte, besser nicht beansprucht zu werden. Mit einem vor Schmerz verzerrtem Gesicht verlagerte er sein Gewicht auf den anderen Arm und ließ sich nicht davon abhalten sie innig zu küssen. "Na kommt her ihr zwei", flüsterte er leise und ließ sich mit ihr im Arm wieder zurück auf den Rücken sinken und genoss es einfach ihre Nähe spüren zu dürfen.

    "Du hör zu Izabella. Können wir uns heute um kurz vor zwei an der U-Bahn Station bei meinen Eltern treffen? Hier ist die Hölle los, ich schaffe es nicht zuvor noch heim zu kommen." Ohne Punkt und Komma ließ Jamie den Redeschwall heraus und hoffte Izabella würde nicht mit ihm zu diskutieren anfangen. Es schien fast als hätten sich alle Leute in Hamburg diesen Tag ausgesucht um krank zu werden oder irgendeinen Unfall zu haben. "Ja ja ich komme gleich. Patient erstmal auf die drei." Hektisch drehte er sich wieder zu Philipp und Malte um und rannte den beiden hinterher. "Nein nicht du. Wir sehen uns dann um kurz vor zwei." So schnell er konnte beendete er das Gespräch mit Izabella, steckte sein Handy zurück in die Manteltasche und schnappte sich schnell das Notarztprotokoll um mit der Behandlung weiter machen zu können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 14:30


    Verwirrt richtete sich Izabella auf dem Sofa auf und starrte auf das Telefon in ihrer Hand, welches sie soeben aus dem Schlaf gerissen hatte, der ihr helfen sollte, den Nachmittag gut zu überstehen. Hatte sie gerade wirklich mit Jamie telefoniert oder war es ein böser Traum? Wen im EKH die Hölle los war, würde Jamie es dann überhaupt pünktlich um zwei schaffen? Bei dem Gedanken, dass Jamie nicht auftauchen würde und sie alleine zu seinen Eltern müsste, wurde ihr ganz schlecht. Nein, es war keine Angst die sie empfand, wusste sie doch das Jamie zu ihr stehen würde, doch Izabella wollte nicht, das es wegen ihr zu einer Diskussion oder gar einem Streit kam. Gabriele war gegenüber der Beziehungen von ihrem Sohn und Izabella stets skeptisch geblieben und Izabella konnte es sogar verstehen. Für seine Kinder wollte man immer das Beste. Sie sollten ein perfektes Leben haben, doch sie sorge eben dafür, dass Jamies Leben eher ereignisreich, als perfekt war. Izabellas Blick fiel auf ihre Aktentasche und die ausgeschnittene Wohnanzeige, die darauf lag und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Okay, vielleicht würde Gabriele ihr nicht stürmisch um den Hals fallen, wenn sie erfuhr, dass ihr Sohn Vater wurde, aber war das denn wichtig. War es denn nicht viel wichtiger, dass sie sich selbst und Jamie vertraute. Es war ihr Leben und sie mussten damit zurecht kommen.
    Wesentlich optimistischer und mit einem kämpferischen Funkeln in den Augen, verließ Izabella eine Stunde später die Wohnung, um sich auf den Weg zur U-Bahn zu machen. Mit ihrem Äußeren hatte sie sich wieder einmal viel Mühe gegeben, fühlte sie sich so einfach sicherer. Zwar war es kein Vergleich zu ihrem gestrigen Outfit, welchen von Eleganz nur so gestrotzt hatte, doch Izabella hatte mit einem Blick in den Spiegel feststellen können, dass es nicht mehr nötig war ihren Körper zu verstecken. Zwar war sie immer noch sehr zierlich, doch längst nicht mehr so extrem von der Magersucht gezeichnet. Vielleicht ein Pluspunkt bei Jamies Eltern.

    Die U-Bahn war wieder abgefahren und nun doch leicht nervös, sah Izabella sich auf dem Bahnsteig um. Von Jamie war noch nichts zu sehen. Mit einer anderen U-Bahn war er also noch nicht gekommen. Immer wieder streiften ihre Augen die große Bahnhofsuhr, deren Zeiger sich immer schneller der vollen Stunde näherten. „Dann müssen seine Eltern eben warten“, beschloss Izabella und ließ sich auf einer Bank nieder. Wie in den letzten Tagen auch, schien die Sonne warm vom Himmel und beinahe zärtlich strich der Wind über ihre Hand. Entspannt schloss Izabella die Augen, wartete gar nicht mehr darauf, dass Jamie pünktlich kommen würde. Ihr war es egal, denn inzwischen sah sie dem ganzen eher gelassen entgegen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 14:39


    "Ach sch***e", laut fluchend und schimpfend stand Jamie am Bahnsteig und sah der U-Bahn hinterher, die er nur um Sekunden verpasst hatte. So würde er es nie schaffen auch nur annähernd pünktlich bei seinen Eltern anzukommen und Izabella würde auch warten müssen. Ein ungeduldiger Blick an die Anzeigetafel genügte um ihm mitzuteilen, dass er es nicht pünktlich schaffen würde. Zwar hätte er es so auch nicht geschafft, aber die Verspätung von einer Viertelstunde wäre nicht der Weltuntergang gewesen. Keine zehn Minuten später saß er ungeduldig in der U-Bahn und es schien ihm fast, als würde diese an noch mehr Haltestellen als sonst halten und extra langsamer zu fahren. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern an die Glasscheibe und warf den schimpfenden Leuten böse Blicke zu. Wie seine Eltern auf ihn reagieren würden wollte er sich gar nicht ausmalen. Er hatte keine Zeit gehabt sich etwas frisches anzuziehen, geschweige denn sich zu duschen. Seine mittlerweile etwas länger gewordenen Haare standen ihm wild vom Kopf und die Augen zeigten die Erschöpfung an. Aber kaum hatte die U-Bahn am Bahnsteig angehalten, war er schon aufgesprungen und hatte sich zwischen den ganzen Leuten hindurch gedrängt. Suchend blickte er sich nach seiner Freundin um und sah sie wartend auf einer der Bänke sitzen. Rasch eilte er zu ihr. "Entschuldige bitte, aber die andere U-Bahn ist mir vor der Nase davon gefahren."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 14:48


    "Hey, es ist dein freier Nachmittag, da solltest du dich nicht einer verpassten U-Bahn streßen lassen." Lächelnd stand Izabella auf und gab Jamie einen Kuss zur Begrüßung. Er sah müde und abgehetzt aus, wie eben nach einer anstrengenden Schicht und es war wahrscheinlich keine so gute Idee gewesen, sich ausgerechnet heute mit seinen Eltern zu treffen, doch nun konnten sie es auch nicht mehr verschieben. "Na komm, da wir jetzt sowieso schon zu spät sind, müssen wir uns zwar nicht groß beeilen, aber Zeit können wir uns trotzdem lassen. Zeit, für ein bisschen Erholung. Scheint ja so, als wüssten deine Patienten ganz genau, wann du sie nicht gebrauchen kannst." Vorsichtig versuchte Izabella Jamie mit ihrer Fröhlichkeit anzustecken und griff nach seiner Hand, um sich endlich auf den Weg zu machen. Irgendwie fiel es ihr durch das lange Warten nur noch schwerer, ruhig zu bleiben, obwohl sie es sich fest vorgenommen hatte. Seine Eltern sollten ihnen nicht sofort anmerken, dass sie eigentlich nur aus einem Grund gekommen waren, um ihnen eine Neuigkeit zu überbringen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 14:57


    "Ja, ganz Hamburg scheint heute irgendwie verletzt oder krank zu sein. Anna hätte mich gerade am liebsten nicht gehen lassen, so viel stand noch an. Aber ich konnte sie dann doch davon überzeugen, dass es besser ist mich gehen zu lassen." Bereits wieder eine Spur besser gelaunt ließ er sich von Izabella aus der U-Bahn Station ins Freie ziehen. Die Bewegung an der frischen Luft tat ihm gut, und er merkte wie die Müdigkeit und die Erschöpfung langsam wieder verflogen. Stattdessen machte sich eine allgemeine Zufriedenheit breit, in die sich auch noch ein wenig Aufregung mischte. Wie seine Eltern, vor allem aber seine Mutter jetzt dann reagieren würden? Frank würde sich sofort darüber freuen und seinen Sohn unterstützen wo es nur ginge, aber seine Mutter war schon am Anfang so skeptisch der Beziehung gegenüber gestanden. "Naja komm, bringen wir es hinter uns. Ich habe heute abend mit dir nämlich noch etwas anderes übrig. Du wirst dich also mit den Kuchen meiner Mutter zufrieden geben müssen, und auf ein Abendessen verzichten müssen. Aber dafür gehen wir uns unseren Traum ansehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 15:05


    "Du hast die Vermieter schon angerufen?", verwundert blieb Izabella für einen kleinen Moment stehen. Jamie hatte gestern zwar noch geäußert, dass er so schnell wie möglich auf die Wohnungsanzeige reagieren wollte, doch das er es bei all dem Streß tatsächlich geschafft hatte, war wohl ein kleines Wunder. "Das ist ja wunderbar und ich glaube unter diesen Umständen kann ich gerne auf ein Abendessen verzichten." Würden sie die Wohnung wirklich bekommen oder mussten sie sich erneut auf die Suche machen? Izabellas Gedanken schweiften ab und sie dachte gar nicht mehr über Jamies Eltern nach, sondern überlegte sich bereits, wie das Haus wohl aussehen würde, in den sie vielleicht bald wohnten. Vor allem auf den Garten war sie gespannt, denn da sie in Schweden stets die Möglichkeit gehabt hatte, am Meer spazieren zu gehen, vermisste sie in Hamburg die Natur und die Ruhe, die diese mit sich brachte.
    In ihren Träumen versunken, merkte Izabella kaum, dass sie schon vor dem Haus von Jamies Eltern angekommen waren. Jamie jedoch war kurz stehen geblieben. "Auf in den Kampf, oder?" Lächelnd gab sie ihm einen Kuss und zwinkerte ihm schelmisch zu.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 15:13


    "Hoffen wir, dass die Schlacht schnell gewonnen ist", ebenso lachend küsste er sie zurück und drückte dann die Klingel an der Haustüre. Zuerst nur undeutlich, aber dann klar drangen die Worte von Jamies Vater zu den beiden durch und nur wenige Augenblicke später öffnete dieser ihnen die Haustüre. Frank umarmte seinen Sohn nur kurz, und wand sich dann Izabella zu. Sie sah besser aus als das letzte Mal und er freute sich für Jamie, dass sie den Kampf gewonnen hatten oder am gewinnen war. "Na kommt erstmal rein. Jamie, deine Mutter konnte es mal wieder nicht lassen und hat Kuchen für eine halbe Hundertschaft gebacken." Lachend ging er voraus und führte die beiden auf die Terrasse. "Das war klar Papa, etwas anderes hätte ich von Mama auch nicht erwartet. Sie war doch schon immer so." Grinsend ließ er sich auf einen der Stühle nieder und lehnte sich seufzend in den weichen Polstern zurück. Was er jetzt viel lieber gehabt hätte als eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen war eine Dusche und etwas Ruhe. Ruhig war es in dem Garten zwar auch, aber schon die Vorstellung wie sie seiner Mutter berichten müssten, dass sie Oma wurde, war ihm zu viel.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 15:22


    Jetzt wo sie im Garten von Jamies Eltern saßen, war Izabella gar nicht mehr so optimistisch. Frank hatte sie so herzlich empfangen, wie bei ihren ersten Besuch auch, doch wenn sie genau darüber nachdachte, war es vollkommen unrealistisch was hier passierte. Sie kannte seine Eltern kaum, ihre Eltern kannten sie kaum und trotzdem sollte sie ihnen sagen, dass sie von Jamie schwanger war. Am liebsten hätte Izabella in diesem Moment wieder ihre alte Methode angewandt, wäre aufgestanden und einfach gegangen, ohne irgendetwas zu sagen, doch es wäre einfach nicht richtig. Seine Eltern hatten genauso das Recht alles zu erfahren, wie ihre. Vorsichtig griff Izabella nach Jamies Hand und sah ihn an. Wohl war ihm bei der Sache auch nicht, das spürte sie. Doch sie mussten da durch, ob sie wollten oder nicht.
    Mit einem strahlenden Lächeln und einem großen Kuchen in der Hand, betrat Gabriele den Garten. "Wurde ja so langsam Zeit, dass ihr euch mal wieder blicken lasst. Dachte schon, ihr hättet uns ganz vergessen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 15:31


    "Mama. Wenn das jetzt ein Vorwurf sein sollte ...", energisch richtete sich Jamie wieder auf und nahm nur aus den Augenwinkeln heraus das leichte Kopfschütteln seines Vaters wahr. "Du weißt wie wenig Zeit ich habe, und dass ich die dann lieber mit Izabella verbringe musst du doch auch verstehen." Verzweifelt versuchte er sich vor seiner Mutter zu rechtfertigen, ihre Laune nicht gleich am Anfang des Nachmittags strapazieren, denn ihre Nerven würden noch mehr aushalten müssen. "Jamie, sie hat das nicht so gemeint", mischte sich sein Vater ein und versuchte den Sohn vom Gegenteil zu überzeugen. "Ich weiß Papa, aber ich will das trotzdem klar stellen. Ich bin noch bis vor einer halben Stunde in der Notaufnahme gestanden und wusste nicht was ich als erstes tun sollte. Sicher habe ich euch nicht vergessen, wie könnte ich auch. Aber trotzdem bin ich um jede Minute froh, die ich frei habe und einfach mal nichts reden brauche." Jamie wusste genau, dass seine Mutter es nicht als Vorwurf gemeint hatte, aber jedes Mal wenn er gekommen war, ob es jetzt mit oder ohne Izabella gewesen war, kam der gleiche Satz und er hörte immer die gleiche Enttäuschung daraus hervor, dass er nur so selten kam.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 15:39


    "Natürlich, wissen wir das Jamie, aber manchmal fühle ich mich einfach einsam, wenn dein Vater mal wieder nichts besseres zu tun hat, als sich um seinen Garten und die Apfelbäume zu kümmern." "Der Apfelbaum, der bei deinem vorletzten Besuch unter dir zu leiden hatte, scheint dieses Jahr übrigens die meisten Äpfel zu tragen." Augenzwinkernd lächelte Frank seinem Sohn zu, stand von seinem Stuhl auf und nahm seiner Frau den Kuchen aus der Hand. Er kannte es nur zu gut, wie schnell sich die Situation zwischen Gabriele und Jamie hoch schauekeln konnte, wenn sie meinten, sie müssten ihr Tun dem anderen gegenüber rechtfertigen. "Während ihr noch diskutiert, fangen Izabella und ich schon mal mit dem essen an. Ich habe nämlich keine Lust, erst noch auf einen Schwarm Bienen zu warten, denen das Obst genauso gut schmeckt." Unbewusst hatte sich Izabella vollkommen aus den bisherigen Gesprächen heraus gehalten und auch jetzt, als Frank sie indirekt anssprach, war sie nicht mehr, als zu einem dankbaren Lächeln im Stande.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 15:46


    "Tja Papa, wusstest du noch nicht, dass das eine ganz neue Behandlungsmethode für Apfelbäume ist?" Dankbar, dass sein Vater zwischen die Diskussion von Mutter und Sohn gegangen war schnappte er sich ein großes Stück Kuchen und begann schweigend zu essen. Wann war der beste Augenblick seinen Eltern mitzuteilen, dass sie Großeltern wurden? Während dem Essen? Danach? Zwischen Tür und Angel? Unsicher blickte er zu Izabella hinüber, die vollkommen in ihren Gedanken versunken schien. Sollte er es sagen, oder sie? Wie sollte er es formulieren? Einfach sagen, oder zuerst um den heißen Brei herumreden? Je länger Jamie darüber nachdachte, desto mehr Fragen kamen in ihm auf und er wusste nicht mehr weiter. War es wirklich schon an der Zeit seine Eltern einzuweihen? Wie hatte Izabella das nur bei ihrem Vater getan? "Naja, wir sind ja auch nicht ganz ohne Grund gekommen", murmelte Jamie mit vollem Mund und hoffte instinktiv, dass sie es vielleicht nicht verstanden hätten. Aber außer dem munteren Kauen und dem Klappern der Tassen war in dem Garten nichts zu hören. Man musste ihn also verstanden haben. Vorsichtig tastete er unter dem Tisch nach Izabellas Hand neben ihm.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 15:54


    Izabella hatte kaum etwas von dem Kuchen auf ihrem Teller angerührt und die Blicke die ihr Gabriele deswegen schon zuwarf, waren ihr nicht entgangen, doch als sie jetzt Jamies Berührung spürte, wusste sie das wohl der Zeitpunkt gekommen war. Sie hatte sich doch vorgenommen, optimistisch zu bleiben, konnte die Reaktion von Jamies Eltern nichts daran ändern, dass er sie liebte. Doch jetzt, hier im Garten, war das vollkommen anders. Leise legte Izabella ihre Kuchengabel auf die Seite und wartete, was Gabriele oder Frank, auf Jamies Andeutung sagen würden. "Stimmt, du hast am Telefon bereits erwähnt, dass ihr eine Überraschung für uns hättet. Ich bin ja bereits sämtliche Möglichkeiten durchgegangen, doch dein Vater meinte, ich sollte mich doch einfach einmal gedulden." "Solltest du auch, deshalb nennt sich das ganze ja Überraschung." Während auch Gabriele ihr Essen unterbrochen hatte, aß Frank friedlich weißter und ließ sich nicht stören. Er war die Ruhe selbst und Izabella musste verstohlen grinsen, wenn sie daran dachte, dass er wohl auch ihre Neuigkeit so ruhig aufnehmen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 16:03


    Eine Spur verzweifelt blickte Jamie seinen Vater an und wunderte sich aufs neue, wie dieser nur so ruhig bleiben konnte, obwohl er genau wusste, dass sein Sohn etwas wichtiges sagen wollte. Vollkommen unruhig und nervös rutschte Jamie auf dem Stuhl herum und wusste nicht wie er anfangen sollte. Erneut kam er sich vollkommen lächerlich vor, schließlich war es ja keine schlimme Nachricht. Es war ja keiner von ihnen beiden schwer krank, nein, es war ja eine freudige Nachricht. Aber selbst diese Tatsache machte das ganze nicht besser, eher noch schlimmer. Er vermied es seine Mutter anzusehen, die förmlich an seinen Lippen hing und nun darauf wartete, dass er etwas sagte. "Ja ... also, wie soll ich sagen, das ganze ist etwas komplizierter ...", stotternd versuchte Jamie die richtigen Worte zu finden, aber egal wie er es versuchte, er fand sie nicht. Mit einem Schlag spürte er, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und ihm wurde abwechselnd ganz heiß und dann wieder kalt. "Also, es ist so, dass ihr ... dass wir ...", völlig durcheinander griff er mit der freien Hand nach der Kaffeetasse und hoffte ein Schluck des schwarzen Getränks würde ihm die richtigen Worte zurück geben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 16:13


    Franks Ruhe ließ Izabellas Optimismus zurückkehren und auch ihre Augen funkelten wieder kämpferisch. Je schneller seine Eltern vor die Tatsache gestellt wurden, dass sie Großeltern wurden, desto schneller konnten sie hier wieder verschwinden und sich endlich ihre neue Wohnung ansehen. "Um ehrlich zu sein, Frank wir brauchen deine Hilfe." Lächelnd nahm Izabella die Kuchengabel zur Hand und schob sich ein Stückchen Kuchen in den Mund. Mit einem Seitenblick auf Gabriele entging ihr nicht, dass sie am liebsten sofort nachgefragt hätte, bei was sie den nun ihre Hilfe bräuchten, aber dann doch nicht unhöflich sein wollte. "Wir haben gestern in der Zeitung eine Wohnung gefunden, die uns sehr gefallen würde und auch endlich die optimale Größe für uns hätte, allerdings gibt es da ein kleines Problem. Für alle Räume haben wir die Einrichtung größtenteils schon, aber in einem Zimmer fehlt sie uns und da dachte ich mir, da du handwerklich begabt bist und mir erzählt hast, dass du Jamies Wiege damals auch selbst gebaut hast, könntest du uns vielleicht helfen." Izabella war sich nicht sicher, ob wirklich durchgedrungen war, was sie sagen wollte, doch als Frank seine Kuchenteller plötzlich keines Blickes mehr würdigte, lehnte sie sich lächelnd zurück.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 16:22


    Bemüht den letzten Bissen seines Kuchens so schnell wie möglich hinunter zu bringen verschluckte er sich fast daran. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er sich sicher war, dass er Izabella richtig verstanden hatte. Ja, er hatte damals die Wiege von Jamie selbst zusammengebaut, und er hatte es irgendwann mal Izabella erzählt. Aber wollte sie damit wirklich andeuten, er sollte für sie auch eine bauen? Konnte es wirklich sein, dass sein Sohn Vater wurde? "Also nur, dass ich das hier auch Richtig verstanden habe. Ihr wollt, dass ich euch helfe? Bei einer neuen Wohnung? Ein Zimmer, das zuvor noch nicht existiert hat? Aber das heißt ja, dass ...", unfähig den Satz zu Ende zu bringen lehnte sich Frank in seinem Stuhl zurück und starrte die beiden ungläubig an. Sofort breitete sich ein breites, glückliches Lachen auf seinem Gesicht aus und er fuhr sich ungläubig durch die Haare. "Sagt, dass das nur ein Traum ist. Ja, ja was soll ich dazu noch sagen. Sicher helfe ich euch, ist doch Ehrensache." Immer noch völlig fassungslos starrte er die beiden an und nahm dann langsam seine Kuchengabel wieder zur Hand. Er war noch nie jemand gewesen, der den Leuten vor Freude um den Hals fiel, aber dass er sich freute konnte man nur zu deutlich erkennen. "Ja Papa, es ist wahr. Mama, du wirst Oma." Erleichtert, dass Izabella ihm die Worte abgenommen hatte, wand sich Jamie seiner völlig verwirrten Mutter zu.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 16:35


    Gespannt hatte Gabriele den Worten von Izabella gelauscht und war nicht so schnell im kombinieren gewesen, wie Frank, hatte sie auch nicht mit einer solchen Nachricht gerechnet. Seine Freude, die er empfand, konnte sie ebenfalls noch nicht teilen, ging ihr das alles viel zu schnell. Mit einem Blick zu Jamie, sah sie, dass auch er eine Reaktion von ihr erwartete und ihm stand deutlich ins Gesicht geschrieben, welche Reaktion es sein sollte. Gabriele griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich noch eine Tasse ein, bevor sie erst Jamie und Izabella ansah. "Das nenne ich wirklich einmal eine Überraschung. Sieht so aus, als kommt unser Sohn nur noch zu Besuch, wenn eine Veränderung in seinem Leben ansteht." Der letzte Satz, war ihr heraus gerutscht und sie bereute ihn auch sofort, aber hätte sie fragen sollen, ob sie sich mit der Familienplanung nicht noch etwas Zeit lassen hätten können? Nein, das konnte sie auch nicht und sie konnte auch nicht über Izabella reden in ihrer Anwesenheit. "Ich hole uns noch einmal Kaffee." Ohne noch einen Blick in die Runde zu werfen, stand Gabriele auf und ging in die Küche. Es war nicht richtig, was sie hier tat, doch sie wollte mit Jamie alleine reden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 16:42


    Für einen kurzen Moment ließ Jamie den Kopf auf die Tischplatte sinken und löste seine Hand sanft aus der von Izabella. Dass seine Mutter nicht in Jubelstürme ausbrach wie sein Vater, war von Anfang an klar gewesen, aber musste sie gleich so reagieren? Konnte sie nicht wenigstens versuchen sich zu freuen? Entschlossen mit seiner Mutter darüber zu reden schob er den Stuhl nach hinten und stand auf. Sie war nur in die Küche gegangen um mit ihm alleine darüber zu reden. Den Wunsch wollte er ihr erfüllen, auch wenn das Gespräch nicht so laufen würde, wie sie sich das vorstellte. Er stand zu Izabella und dem ungeborenen Kind, und würde sich auch von seiner Mutter den Gedanken nicht verderben lassen. Mit verschränkten Armen lehnte er sich an den Türrahmen der Küche und beobachtete seine Mutter, wie sie mit zittrigen Fingern das Kaffeepulver abzählte. "Kannst du mir bitte mal erklären, was das eben sollte? Kannst du nicht einmal so tun, als würdest du dich wirklich für etwas freuen? Langsam habe ich das Gefühl, dass dir nichts passt, was ich aus meinem Leben mache. Ja, es kommt etwas plötzlich, aber meinst du für mich war der Gedanke so einfach zu realisieren und zu verstehen? Mensch Mutter, mach das ganze doch nicht noch komplizierter als es schon ist." Entschlossen ging er auf sie zu und nahm ihr die Kaffeedose aus der Hand. Wortlos setzte er die Maschine wieder in Gang und wischte das verschüttete Pulver auf, ehe er sie fragend ansah.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 16:51


    Für Izabella war die Reaktion von Gabriele doch ein harter Schlag, als diese plötzlich aufstand und einfach in die Küche ging, weil sie nicht fähig war, am Tisch zu sagen, was sie wirklich dachte. Ihr Vater hatte Jamie in Schweden zumindest deutlich gezeigt, was er von ihm hielt, warum tat Gabriele das nicht auch? Damit würde sie besser umgehen können. Frank hatte an Izabellas Seite schon angefangen Pläne zu schmieden, doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. "Jävla skit", waren die einzigen Worte, die sie für diese Situation übrig hatte.

    "Wäre es dir denn lieber, ich würde dir meine Freude vorspielen, anstatt dir zu sagen, was ich wirklich davon halte? Es ist nicht nur die Tatsache, dass es plötzlich kommt, sondern überhaupt die ganze Situation.", begann Gabriele und wusste nicht, ob sie wirklich weiter reden sollte. Ihre ganzen Befürchtungen vor ihm ausbreiten und ihm damit sagen, dass sie sich gewünscht hätte, sie hätten sich viel mehr Zeit gelassen. "Bist du dir überhaupt bewusst, was nun alles auf dich zukommen wird? Izabellas Krankheit hat euch doch schon Kraft gekostet, glaubst du wirklich unter diesen Umständen wird sie eine Schwangerschaft so leicht bewältigen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 17:01


    "Nein, sie wird die Schwangerschaft nicht einfach so bewältigen können, aber was forderst du? Sollen wir zum nächsten Frauenarzt fahren und sagen, er soll das Kind abtreiben, nur damit wir keine Probleme mehr damit haben?" Völlig außer sich fauchte Jamie seine Mutter an und wusste nicht wie er sonst reagieren sollte. Izabellas Vater hatte anfangs auch alles andere als glücklich reagiert, aber er hatte wenigstens klar und deutlich gesagt was er davon hielt. Aber was tat seine Mutter? Verzog sich in die Küche und versuchte ihm dort ins Gewissen zu reden. "Mama, es werden genügend Komplikationen kommen, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Aber sie ist nun mal schwanger, und wir freuen uns auf das Kind. Wir sind bereit die ganzen Schwierigkeiten durch zustehen. Ja, ich rede mich vielleicht leicht, weil ich die Schmerzen nicht haben werde, aber glaube nicht, dass es deshalb einfacher für mich ist." Eine Spur ruhiger, aber genauso eindringlich und innerlich aufgewühlt ging er ans Fenster und blickte auf die Terasse hinunter. Sein Vater schien die Nachricht nicht sonderlich aus der Bahn zu werfen. "Dass ich sie liebe, brauche ich dir glaube ich nicht sagen, oder was meinst du, woher ich diesen netten gebrochenen Finger habe? Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber es ist unser Leben, lass uns auch unsere eigenen Erfahrungen sammeln."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 17:13


    "Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. Nur dreimal habt ihr uns bisher besucht, wir konnten Izabella kaum kennenlernen und nun verkündet ihr uns schon, dass wir Großeltern werden. Wie soll ich denn deiner Meinung nach reagieren? So gelassen wie dein Vater? Ja, er macht sich nie viel Gedanken, aber manchmal sollte man sich das vielleicht machen." Es war ungerecht, das wusste Gabriele selbst nur zu gut, wie sie Jamie gerade behandelte, doch es war für sie eher ein Schock gewesen, als eine Überraschung. "Du liebst sie, dass wissen wir, aber trotzdem ist es einfach ein Unterschied, ob sie nur deine Freundin ist oder ihr Eltern werdet. Ihr müsst nicht nur für euch Verantwortung übernehmen und du musst dir auch nicht nur um sie Sorgen machen." Unruhig spielte Gabriele mit einer Packung Servietten und je mehr sie über die ganze Sache nachdachte, desto sinnloser kamen ihr ihre Argumente gerade vor. Nur weil sie Izabella noch nicht gut genug kannte, hatte sie nicht das Recht, ihrem Sohn sein Leben vorzuschreiben und ein solches Theater zu machen. Langsam ging sie auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter. "Es tut mir Leid Jamie, ich hätte nicht so reagieren dürfen, aber ich mache mir einfach Sorgen, dass es euch zu viel werden könnte, vor allem wegen Izabellas Krankheit."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 17:24


    "Ja Mama ich weiß, dass du dir nur Sorgen machst, aber wir werden das schon auf die Reihe bekommen. Und wenn nicht, hat das Kind ja immer noch Großeltern, die doch bestimmt gerne helfen, oder nicht?" Breit grinsend legte er seine Hand auf die seiner Mutter und sah sie lange an. Sie hatte ja auch Recht mit dem was sie sagte, aber er wollte das auf der anderen Seite auch irgendwie alleine schaffen. "Und was das Kennenlernen angeht, warum kommst du uns denn nicht einfach abends besuchen? Warum müssen es immer wir sein, die zu euch kommen? Hast du Angst, dass Izabella nicht kochen kann?" Lachend löste er sich wieder von seiner Mutter und schnappte sich rasch die Kaffeekanne. "Na komm, lass uns wieder runter gehen. Izabella wird sich zwar wünschen, du wärst genauso direkt wie ihr Vater, aber sie wird auch so mit dir zu Recht kommen." Optimistisch, dass der Nachmittag doch noch annhähernd gut werden konnte hackte er sich bei seiner Mutter ein und dirigierte sie bestimmt wieder zurück auf die Terasse. Jede Ausrede von ihr, sie hätte etwas vergessen ignorierte er einfach, wusste er doch, dass sie nur Zeit schinden wollte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 17:31


    Izabella hatte sich in der Zwischenzeit auf gar nichts mehr konzentrieren können und am liebsten wäre sie aufgesprungen und in die Küche gelaufen, damit sie Jamies Mutter fragen konnte, was sie eigentlich gegen sie hatte. Völlig verspannt hatte sie da gesessen und nervös darauf gewartet, dass Jamie endlich wieder auftauchte, doch es hatte eine Ewigkeit gedauert. "Mach' dir keine Sorgen Izabella, Jamie wird das schon hinbekommen haben, so wie ich ihn kenne. Und Gabriele hättet ihr am besten drei Wochen vorher darauf vorbereiten müssen, damit sie sich genügend Gedanken machen kann, um nachher festzustellen, wie sinnlos es doch war." Lächelnd versuchte Frank Izabella aufzumuntern, doch er merkte, dass es ihm nicht so recht gelange, wie er es sich erhofft hatte. Er konnte sie verstehen, wäre ihm auch nicht wohl dabei gewesehen, wenn er auf solche Ablehnung gestoßen wäre. Izabella nickte nur. Inzwischen war ihr richtig schlecht und fast schon standen ihr Tränen in den Augen. Warum musste nur alles so kompliziert sein? Warum konnte sich Jamies Mutter nicht einfach auch freuen?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 17:39


    Wie eine kranke Patientin führte Jamie seine Mutter zurück zu deren Stuhl und drückte sie sanft, aber bestimmt in die Polster. "So, du setzt dich jetzt da hin, und ich will kein Wort hören von dem was du mir gerade gesagt hast, verstanden?" Unnachgibig verstärkte er den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter und ließ sich dann wieder neben Izabella sinken. Sanft griff er nach ihrer Hand und drückte sie leicht, ehe er sich zu ihr hinüber beugte. "Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist, aber sie weiß nicht, wie sie sonst reagieren sollte. Sie mag dich, auch wenn es nicht so aussieht." Flüsternd versuchte er seine Freundin davon zu überzeugen, dass seine Mutter es nur zum Teil genau so gemeint hatte, wie sie es gesagt hatte. Mit einem scharfen Blick zu seiner Mutter, die immer noch wie versteinert im Stuhl saß und kein Wort sagte schenkte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Vater. "Ich hoffe ihr habt die ganzen Pläne jetzt nicht ohne mich geschmiedet. Das soll nämlich nicht deine Wohnung werden, Papa, sondern die von Izabella und mir, verstanden?" Zwinkernd sah er seinen Vater an, und konnte sich nur bei diesem sicher sein, dass er die Worte genau so aufnahm, wie Jamie sie gedacht hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 17:47


    "In meinen Plänen habe ich mich natürlich ganz auf deine Lieblingsfarben hellblau und rosa beschränkt. Streifen oder Punkte? Die Auswahl wollte ich dann doch dir überlassen, nachdem Izabella meinte, sie wäre sich bei deinem Geschmack nicht ganz so sicher." Lachend nahm sich Frank noch ein Stück Kuchen und hoffte das nun endlich alles geklärt war, doch dem war nicht so, denn selbst wenn Gabriele in der Küche verstanden hatte, dass es falsch war, sich in das Leben von Jamie und Izabella einzumischen, so konnte sie es einfach nicht lassen." Ruhig sah sie die beiden an. "Schön zu hören, dass ihr schon eine Wohnung gefunden habt. Habt ihr euch denn auch schon überlegt, wann ihr heiraten wollt?" Izabella traute ihren Ohren nicht zu trauen, als sie diese Frage hörte. Gabriele war skeptisch was ihre Beziehung und ihre Schwangerschaft betraf und nun wollte sie, dass sie heirateten. Das war wohl nicht ihr Ernst? Langsam wurde es Izabella zu viel und sie konnte sich nicht länger zurück halten. Ihre Augen hatten jeden fröhlichen Glanz verloren und verengten sich inzwischen zu schmalen Schlitzen. "Möchtest du den Termin aussuchen oder bleibt es uns überlassen? Du kannst auch gerne noch einmal mit Jamie in die Küche gehen, um dich darüber zu unterhalten? Für mich ist es ja schließlich unwichtig, auch wenn es mein Leben ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 17:57


    Erneut verschluckte sich Frank an seinem Kuchen und er starrte die beiden Frauen fassungslos an. Von wem der beiden er jetzt mehr erschrocken war, konnte er nicht sagen, aber es schockierte ihn die beiden so zu sehen. Warum nur konnte seine Frau nicht einfach mal den Mund halten und nichts sagen? Merkte sie denn nicht, wie sie hier alles zerstörte, was zwischen ihr und Izabella bereits aufgebaut war? Sie zerstörte damit gleichzzeitig auch einen Teil des Vertrauens zwischen ihr und Jamie. Konnte sie das wirklich wollen? War sie sich bewusst, was sie damit anrichtete. Unsicher blickte er zwischen den beiden Frauen hin und her. Ein kurzer Blick zu Jamie verriet ihm, dass auch sein Sohn nicht wusste, ob er eingreifen sollte, und wenn ja, wie. "Also ich weiß ja nicht, was eine Schwangerschaft mit einer Hochzeit zu tun hat, aber Gabriele, findest du nicht, dass du das den beiden überlassen solltest?" Fragend wagte er einen Vorstoß und machte sich auf das nächste Donnerwetter seiner Frau schon gefasst. Dass er jetzt zu den beiden hielt, und nicht zu seiner Frau, würde er am Abend noch deutlich genug zu spüren bekommen, aber er musste sich da einfach einmischen. "Das war ja klar, dass du zu deinem geliebten Sohn hältst. Du hast ja schon immer alles für ihn getan. Aber ein uneheliches Kind ... nein, das kann auf keinen Fall sein. Wo kommen wir denn da hin?!"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.08.2007, 18:13


    Empört wäre Izabella am liebsten aufgesprungen, doch stattdessen griff sie nach Jamies Hand, um sich zu beruhigen. Ihre provozierenden Sätze waren nicht in Ordnung gewesen, aber sollte sie wirklich so mit sich umspringen lassen? Ihren Einstieg in ihr neues Leben von jemanden planen lassen, der sie nicht einmal akzeptierte. "Es tut mir Leid Gabriele, aber ich werde mich sicherlich nicht auch noch wegen einer Hochzeit in den Stress stürzen und so Komplikationen in der Schwangerschaft herauf beschwören. Und ich werde sicherlich nicht zulassen, dass du die Planung übernimmst. Akzeptiere das bitte." Jamie und sie hatten in den letzten Wochen und Tagen nie über eine Heirat gesprochen, doch Izabella wusste, dass er sicherlich genauso dachte, wie sie. Sie hatten genug zu tun und vorzubereiten, als das sie ihre Kraft auf eine große Hochzeitfeier konzentrieren konnten. Verstand das Jamies Mutter nicht, ansonsten dachte sie doch auch jedes mal, an ihre Magersucht und was war heutzutage schon noch ein uneheliches Kind?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.08.2007, 18:27


    Sanft hielt Jamie ihre Hand fest und sah seine Mutter böse an. Eigentlich hatte er gedacht, das Thema Schwangerschaft wäre erledigt gewesen durch das Gespräch in der Küche. Dass sie jetzt mit einer möglichen Hochzeit wieder etwas brauchte, wo sie alle gegen sich aufstachelte, hätte er nicht für möglich gehalten. "Mama, hör zu. Eine Hochzeit kommt für uns so schnell nicht in Frage. Izabella braucht ihre Kraft für etwas anderes. Und ich will mir später nicht irgendwann mal sagen, dass es ein Fehler war zu Heiraten, nur weil ein Kind unterwegs war. Man muss heute doch nicht verheiratet sein, um miteinander glückliche Eltern zu sein. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, begreife das doch endlich mal." Fast schon fassungslos beobachtete er, dass seine Mutter keine Miene verzog und er konnte so nicht sagen, ob sie die Worte akzeptiert und verstanden hatte, oder ob sie einfach nicht zuhören wollte. Hilfe suchend blickte er zu seinem Vater, der ihm bekräftigend zunickte. Wenigstens einer schien ihn zu verstehen, auch wenn ihm das im Streit mit seiner Mutter nicht viel helfen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.08.2007, 08:12


    Vor Erregung zitternd blickte Izabella Gabriele unaufhörlich an. Ihre Augen waren nur noch ein eiskaltes Funkeln. Demonstrativ löste sie sich von Jamies Hand und stand auf. „Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich von deinen Worten in die Flucht schlagen lassen. Noch vor ein paar Wochen hätte ich mich vielleicht deinem Willen gebeugt. Noch vor ein paar Wochen war ich fest entschlossen, weder euch, noch Jamie etwas von meiner Schwangerschaft zu berichten. Mein Leben bestand nur noch aus Flucht oder den Wünschen, Bitten, Forderungen anderer Personen, die ich glaubte erfüllen zu müssen. Ich habe für andere funktioniert, wollte ihnen zwar nicht vertrauen, aber ihren Anforderungen entsprechen. Das Essen gab ich auf, weil ich mit der neuen Freundin meines Ex-Freundes mithalten wollte und damit verschenkte ich mein Leben. Mit Jamies Liebe und Geduld habe ich es mir zurück geholt, habe gekämpft, musste immer wieder Niederlagen einstecken und hätte beinahe wieder alles auf das Spiel gesetzt. Glaubst du, jetzt wo ich glücklich bin, gebe ich alles wieder auf, um stumm deine Wünsche zu erfüllen? Lange genug war ich vollkommen wehrlos und habe mich nur von anderen leiten lassen, noch einmal werde ich das nicht tun. Ich akzeptiere deine Meinung, wenn du mich nicht für fähig hältst, für mein Kind und für Jamie da zu sein, und ich werde auch nicht versuchen etwas an deiner Meinung zu ändern. Du verletzt nicht mich damit, sondern Jamie. Er, der für mich gekämpft, Schmerzen in Kauf genommen, alles für mich getan und jeden noch so weiten Weg gegangen ist. Ist es fair, dass er sich nun zwischen uns entscheiden muss?“ Wie stumme Vögel blieben Izabellas letzte Worte in der Luft schweben. Unbeantwortet. Gabriele hatte inzwischen ihren Blick gesenkt, doch das war es nicht, was Izabella erreichen wollte. Sie wollte Jamies Mutter nicht am Boden sehen, sie wollte eine glückliche Familie. Doch Izabella spürte plötzlich, dass sie all ihre Kraft und Energie in ihre vorausgegangenen Worte gesteckt hatte. Die Aufregung setzte ihr zu, heftiger als erwartet. „Bitte Gabriele, ich weiß, die Veränderungen sind plötzlich und völlig unvorhersehbar, aber glaubst du mir ergeht es anders. Wir brauchen eure Hilfe und ich würde nur ungern darauf verzichten. Auf eure Hilfe und euch als Großeltern.“ Obwohl sie inzwischen pochende Kopfschmerzen plagten und sie sich müde in den Stuhl zurück sinken lassen wollte, blieb Izabella stehen und wartete auf eine Antwort von Gabriele. Einzig ihre Arme legte sie um ihren Bauch, als müsste sie ihr ungeborenes Kind vor der Aufregung schützen, die es bereits jetzt verursachte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.09.2007, 11:29


    Die ehrlichen Worte von Izabella schlugen bei Gabriele ein wie eine Bombe und sie war nicht fähig irgendetwas zu entgegnen. Mit jedem Wort das Izabella sagte, hatte sie wohl Recht und sie merkte wie ein schlechtes Gefühl in ihr immer weiter aufstieg. War sie gerade dabei ihrem Sohn die Beziehung schlecht zu machen? Versuchte sie gerade die beiden in eine Ecke zu drängen aus der sie nicht mehr herauskommen würden? Langsam rückte sie ihren Stuhl zurück und stand auf. Ohne ein Wort zu verlieren ging sie langsam und immer noch mit gesenktem Kopf in den Garten hinunter. Trotz des angenehmen Windes, der die Hitze erträglicher machte, liefen ihr die Schweißperlen den Rücken hinunter. Überwältigt von ihren Schuldgefühlen ließ sie sich ins Gras sinken und vergrub den Kopf zwischen den Händen. Langsam begann sie zu begreifen, was Jamie und Izabella ihnen gerade für eine Nachricht überbracht hatten und wo sie nicht fähig gewesen war sich entsprechend zu freuen. Ihr Sohn wurde Vater und sie würde Oma werden. Mit dieser Erkenntnis, die sich tief in ihr festsetzte begann sie auch zu begreifen, warum sie so ablehnend reagiert hatte. Sie hatte Angst. Angst davor, dass bei Izabella irgendetwas schief gehen konnte und sie zum Schluss das Kind verlor. Sie hatte Angst davor, die beiden so leiden zu sehen wie sie und Frank es damals getan hatten. Nie hatten sie mit irgendjemanden darüber geredet, was passiert war, und sie wollte es auch nicht tun. Nach und nach begann sie sich wieder zu beruhigen und sie wusste, dass sie zu den anderen zurück gehen musste, so schwer es ihr auch fiel. Wieder auf der Terasse angekommen blieb sie Izabella gegenüber stehen und versuchte sich die Worte zurecht zu legen, die sie sagen wollte. "Izabella, es wird jetzt wahrscheinlich einfältig klingen, aber es tut mir wirklich leid was ich vorhin gesagt habe. Ich kann den Grund jetzt nicht erklären, aber du hast Recht mit dem was du gesagt hast. Ja, ich würde es nur Jamie schwerer machen, wenn ich noch weiter alles ablehne was zwischen euch beiden ist. Lasst mir bitte noch etwas Zeit das ganze zu verarbeiten und um mich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Ich will nicht, dass ich das Sinnbild der bösen Schwiegermutter verkörpere, die jedem Glück im Weg steht."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.09.2007, 17:58


    Fast schien es so als wollte Izabella den eiskalten Ausdruck in den Augen beibehalten und unter keinen Umständen, auf die Entschuldigung eingehen wollen, doch innerhalb von Sekunden zeigte sich auf ihrem eben noch wütenden Gesicht ein sanftes Lächeln. „Du wirst für mich nie die böse Schwiegermutter sein, solange du meine Entscheidungen ebenso akzeptierst, wie ich deine.“ Ihre Augen blitzten vergnügt auf und sie ließ sich auf ihren Stuhl zurück sinken, griff wieder nach Jamies Hand. Für Izabella hatte sich die Sache erledigt und sie war stolz auf sich, dass sie sich den Wünschen von Gabriele nicht gebeugt hatte, sondern ihre eigenen verteidigt hatte. Vielleicht war sie so etwas unfreundlich geworden, doch sie wollte nicht mehr länger mit sich spielen lassen, wie mit einer Marionette im Puppentheater. Sie selbst wollte die Fäden in der Hand haben und nur hin und wieder andere daran ziehen lassen.
    Müde ließ Izabella ihren Kopf auf ihre Schulter sinken und schloss für einen Moment die Augen. Es war erschöpfend gewesen, sich zur Wehr zu setzen. „Seid uns nicht böse, aber ich glaube, wir müssen bald aufbrechen, wenn wir uns heute noch unsere neue Wohnung ansehen wollen.“ Rasch schlug sie wieder die Augen auf und sah Jamie an, auf seine Zustimmung hoffend.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.09.2007, 18:07


    Sanft drückte Jamie ihre Hand als Bestätigung, dass er einverstanden war zu gehen. Die letzten Minuten, wo Izabella und seine Mutter sich so angefeindet hatten, hatte er begonnen sich immer unwohler zu fühlen. Erst als seine Mutter dann doch eingesehen hatte, dass es ein Fehler gewesen war, hatte er sich wieder entspannen können und war jetzt fast schon froh, dass auch Izabella schnell gehen wollte. Bis zu der Wohnung müssten sie mit der U-Bahn noch ein paar Mal umsteigen, und er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Rasch stand er auf und ging zu seiner Mutter hinüber. Die Arme auf ihre Schultern gelegt schmiegte er sich kurz an sie. "Wir kommen euch wieder besuchen, vielleicht sogar auch ohne neue Überraschungen." Lachend drehte sich seine Mutter zu ihm um und sah ihn eine gewaltige Spur fröhlicher an, als sie zuvor dreingeblickt hatte. "Das will ich doch auch stark hoffen Jakob. Aber wenn wir beim Umzug helfen müssen, dann ruft einfach an, oder gebt einfach Bescheid wann wir was helfen sollen. Den Wagen könnt ihr auf jeden Fall haben." "Na klar, wir rufen euch an." Rasch verabschiedete sich Jamie auch noch von seinem Vater und ihm war deutlich anzusehen, dass er schnell fortkommen wollte um den letzten anstrengenden Teil des Tages hinter sich zu bringen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.09.2007, 18:33


    Eng schmiegte sich Izabella an Jamie, als sie die Straße zur U-Bahn entlang gingen und sie wusste nicht, ob sie wirklich mit einer solchen Reaktion von Jamies Mutter gerechnet hatte oder ob sie tief in ihrem Inneren nicht doch gehofft hatte, sie würde sich über die Nachricht freuen. Im Grunde war es auch egal, schließlich war dieser Punkt des Tages erledigt und bis zu ihrem nächsten Besuch, bei seinen Eltern würde sich Gabriele sicherlich an den Gedanken, Oma zu werden, gewöhnt haben. "Weißt du was ich mir jetzt nur noch wünschen würde? Ich würde mir wünschen, dass zumindest das Gespräch mit der Vermieterin so verläuft, wie wir das wollen und wir so schnell wie möglich in die neue Wohnung einziehen können. Ich freue mich nämlich schon darauf mit dir einkaufen zu gehen. Mein erstes Gehalt, gebe ich gerne für das Kinderzimmer aus." Lächelnd löste sich Izabella wenige Meter von Jamie, griff dann jedoch stürmisch nach seiner Hand und zog ihn mit sich. "Na komm, sonst verpassen wir die U-Bahn noch." Lachend sah sie ihn an.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.09.2007, 18:41


    Müde lächelnd ließ sich Jamie von Izabella hinterher ziehen und wünschte, er könnte sich jetzt einfach auf sein Bett fallen lassen und eine halbe Stunde lang nichts tun, aber schließlich war er es gewesen, der den Termin mit der Vermieterin ausgemacht hatte. "Du wirst sehen, wir bekommen schon das was wir wollen, und wir sind ja wirklich zwei anständige Leute oder?" Etwas außer Atem hatte er sie wieder eingeholt und hielt sie zurück noch schneller weiter zu rennen. Sanft umschlag er sie an den Hüften und küsste sie zärtlich auf den Mund. "So, jetzt bin ich wieder glücklich und wir können weiter." Lachend zog er sie nun hinter sich her, und ließ sich an der U-Bahn Station lachend auf eine der Bänke fallen. Erschöpft schloss er für einen Moment die Augen, sprang aber sofort wieder auf, als er die U-Bahn einfahren hörte. Die nächsten Minuten würde er in der U-Bahn noch genügend Zeit haben sich auszuruhen. "Wenn wir die Wohnung haben und dann einkaufen fahren können, dann brauche ich auf jeden Fall Urlaub, weil sonst stehe ich das als Mann nicht durch sämtliche Möbelhäuser aufzusuchen und überall das Gleiche anzusehen. Aber für dich und unser Kind tue ich ja doch alles." Verschmitzt lächelnd beugte sich Jamie zu Izabella hinüber und küsste sie wieder.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 10:04


    "Ich denke, diese Argumentation muss Dr. Dietrich einfach verstehen und dein Urlaub ist dir so gut wie sicher. Aber sei froh, dass die Einrichtung unserer Wohnung uns überlassen ist, denn meine Mutter hätte da auch ihre Freude dran. Das wäre dann anstrengend." Bereits überlegend, wie die Räume ihrer neuen Wohnung aussehen sollten, verging die U-Bahn-Fahrt viel schneller, als erwartet und bei Izabella machte sich ein mulmiges Gefühl breit, als sie das erste Mal die Wohnung betrat, die sie bisher nur durch die Beschreibung in der Zeitung kannte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Keine Wohnung hätte perfekter für sie sein können, als eben diese. Sie war genauso so, wie Izabella sie sich vorgestellt hatte. Helle und große Räume, ein wunderbarer Garten und eine Terrasse, auf der man sich auch noch an kühlen Abenden nieder lassen wollte, um die Stille der Natur zu genießen. Noch jedoch, hatten sie keine Zusage für diesen Traum und mussten hoffen, dass die Vermieterin auch wirklich mit ihnen als Mieter einverstanden war.
    Nervös hielt Izabella die Hand von Jamie, als sie die Wohnung wieder verließen und hinter ihnen abgesperrt wurde. "Ich würde Ihnen den Mietvertrag dann in den nächsten Tagen zuschicken, damit Sie sich ihn in Ruhe durchlesen können..." Glücklich fielen sich Jamie und Izabella in die Arme. Mehr wollten sie gar nicht hören.

    *****

    "Izabella, bist du wahnsinnig!!! Wenn Jamie das jetzt sehen würde..." Alarmiert durch den Ausruf, hielt Frank für einen kurzen Moment in seiner Arbeit inne und streckte den Kopf aus der Wohnungstür. Sehen konnte er niemanden, aber ein krachendes Geräusch war zu hören, als hätte jemand einen gefüllten Karton unachtsam auf den Boden geworfen und sofort darauf folgende, laute Schritte, welche die Treppe herauf kamen. Von Neugier getrieben verließ er die Wohnung und lehnte sich weit über das Geländer der Treppe, um etwas sehen zu können. Izabella stand auf einem Treppenabsatz, in den Armen eine große Kiste, über die sie kaum hinweg sehen konnte. Frank konnte gerade noch beobachten, wie Malte Izabella diese Kiste entriss. Seine Worte waren beinahe durchs ganze Haus zu hören. "Mensch, du bist schwanger."
    Izabellas Augen funkelten amüsiert. "Na und..." "Na und? Weißt du, was passieren kann, wenn du hier Kisten schleppst?" "Keine Sorge Malte, ich weiß es und werde es auch ganz bestimmt nicht tun." "Ach nein? Und was war das eben?" Verständnislos konnte Malte nur den Kopf schütteln. Er kannte Izabellas Dickkopf, hätte jedoch nie damit gerechnet, wie leichtsinnig sie doch sein konnte. Die Kiste, die sie soeben getragen hatte, stand nun auf dem Boden und er schenkte ihr auch keine große Beachtung.
    Frank konnte nur mühsam sich ein lautes Lachen verkneifen, wusste er doch nur zu gut, was Izabella soeben die Treppe hinunter tragen wollte. Er selbst, hatte ihr die Kiste in die Hand gedrückt. Leer natürlich und sie mit einem dicken, roten Stift, mit dem Wort 'Erinnerungen' beschriftet.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 10:32


    "Sagt mal, könnte sich einer von euch vielleicht mal bequemen mir hier zu helfen?" Verschwitzt und eine Spur genervt trat Jamie aus dem Schlafzimmer und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Das Lachen aus dem Gang hatte ihn von seiner Arbeit aufblicken lassen und er beschloss endlich eine Pause einzulegen. Schon den ganzen Vormittag schraubte er nun schon Schränke auseinander und stapelte die losen Bretter und Türen an der Wand. Als er aus dem Zimmer trat und müde nach einer Wasserflasche griff sah er seinen Vater am Geländer lehnen und nach unten blicken. Leise trat er hinter ihn und blickte ebenfalls hinunter. "Die Kiste war aber schon leer?" Leicht misstrauisch lehnte er sich neben seinem Vater auf das Geländer und verfolgte sie Szene zwischen Izabella und Malte. Immer noch stand seine Freundin mit in die Hüften gestützten Armen vor Malte und grinste ihn frech an. Er wusste, dass er Izabella vertrauen konnte und sie wirklich nur die leichten Sachen nach unten trug und sich nicht überanstrengte. Die Angst vor Komplikationen in der Schwangerschaft war bei beiden einfach zu groß, als dass sie etwas riskieren wollten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 10:44


    "Natürlich, war die Kiste leer. Scheint dein Kollege allerdings noch nicht bemerkt zu haben." Über das ganze Gesicht grinsend drehte sich Frank zu Jamie. "Manche Erinnerungen lassen sich nämlich nur schwer einpacken, aber man sollte sie eben doch mitnehmen."
    Sich nicht bewusst, dass sie beobachtet wurden, ging Izabella in die Hocke und war im Begriff, ihr Tun fortzusetzen, doch dies wollte Malte auf keinen Fall zu lassen und wollte Izabella die Kiste entziehen, bevor sie diese hoch heben konnte. "Du willst es nicht verstehen, oder?" "Nein, lass es mich anders ausdrücken. Ich hasse es, wenn jemand meint, er müsste mir etwas vorschreiben." Augenzwinkernd stand Izabella auf und wartete darauf, dass Malte feststellte, dass in der Kiste nichts war, bis auf Luft. "Wir wollen dir nichts vorschreiben, sondern machen uns nur einfach Sorgen um dich." Darauf gefasst, gleich viel Gewicht tragen zu müssen, nahm Malte die Kiste hoch und stutzte plötzlich. Ein schallendes Gelächter ließ ihn aufblicken. "Tja Malte, deine Sorgen kannst du dir sparen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 10:58


    "Ihr habt das die ganze Zeit gewusst." Mit einem leicht wütenden Funkeln in den Augen blickte er nach oben, wo Jamie und Frank am Geländer lehnten und lachend zu ihm hinunter blickten. "Na gut, dann eben nicht." Lachend drückte er Izabella die leere Kiste wieder in die Hand und stapfte die Treppen zu Jamie und dessen Vater wieder hinauf. Grinsend schlug er Jamie auf die Schulter und bewegte ihn somit dazu, wieder mit in die Wohnung zu kommen. "Also gut, machen wir weiter mit deinem Schrank." Resigniert begannen die beiden mit ihrer Arbeit fortzufahren und schraubten die Türen weg und bauten die Einlegeböden heraus.
    "Mama du bist meine Rettung", lachend ließen sich Jamie und Izabella an den Küchentisch fallen, der immer noch mitten in der Küche stand. Erschöpft lehnte er sich zurück und griff nach einer der unzähligen Brote und Brezen, die seine Mutter als Mittagessen gebracht hatte. Hungrig verschlang er sein Brot fast schon in Rekordzeit, und musste bei Izabellas Kopfschütteln lachen. "Sag bitte nichts. Du willst doch heute abend keinen verhungerten Freund haben oder?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 11:08


    "Nein, das möchte ich wirklich nicht haben, schließlich wäre die neue Wohnung, für mich dann ziemlich einsam." Lächelnd nahm Izabella einen Schluck von ihrer Wasserflasche und legte danach müde ihren Kopf in den Nacken. Zwar leisteten Jamie, Frank und Malte deutlich mehr als sie, doch trotzdem spürte sie, wie der Streß ihr zu schaffen machte. Während die drei Männer alle Möbel auseinander bauten und verstauten, versuchte sie die Kisten zu füllen, mit den Gegenständen, die mit in ihre neue Wohnung sollten. Hauptsächlich waren es nur Dinge von Jamie, doch Izabella musste immer wieder verwundert feststellen, wie schnell sich auch ihre Sachen in der Wohnung verbreitet hatten. Schon alleine ihre Bücher füllten einen ganzen Karton. Ob sie heute schon in ihrer neuen Wohnung schlafen konnte, war fraglich, auch wenn das neue und viel größere Bett am Tag zuvor bereits von Jamie und Frank aufgebaut wurde. In der neuen Wohnung stappelten sich in allen Räumen einfach zu viel Kisten und auseinander gebaute Möbel. "Jamie, du hast nicht zufällig irgendwo in deiner Wohnung eine alte, verstaube Flasche, in der ein Flaschengeist steckt? Der könnte uns nämlich durchaus behilflich sein?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 11:27


    "Nein, ich glaube so etwas ist mir noch nicht in die Wohnung gekommen. Ich stehe nicht so auf Geister." Lachend stand Jamie auf und trat hinter Izabella. Seine Hände sanft in ihren Nacken gelegt begann er sie ganz leicht zu masieren, war ihm doch nicht entgangen wie sie unter dem Stress litt. Vorsichtig beugte er sich vor und küsste sie sanft. "Wenns dir zu viel wird, dann sag es. Wir haben genügend Zeit umzuziehen, das muss nicht in einem Tag passieren." Zwar wünschte er sich selbst, dass sie so schnell wie möglich in der neuen Wohnung eingezogen waren, aber auch er merkte jetzt schon die Erschöpfung in den Gliedern und wäre am liebsten einfach in das neue Bett gefallen und hätte geschlafen. Aber noch waren sie noch lange nicht so weit, als dass sie sich schon hätten zurücklehnen könnten. "Jamie? Kannst du mal schnell kommen?" Aufgeregt stürmte Malte in die Küche und sah Jamie bittend an. "Ich glaube deinem Vater und mir ist etwas passiert ..." Rasch löste sich Jamie wieder von seiner Freundin und folgte Malte ins Schlafzimmer, wo sein Vater am Bodenkniete und den Rest des Schrankes genau unter die Lupe nahm. "Was habt ihr angestellt?" "Ich glaube, wir haben deinen Schrank demoliert. Uns ist die Türe aus dem Scharnier gerissen und hat beim Fallen einen schönen Kratzer in der anderen Tür hinterlassen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 11:39


    Izabella war auch sofort aufgesprungen, als Malte in die Küche gestürmt kam und musste nun einen entsetzten Blick auf den Schrank werfen. Der Kratzer war nicht zu übersehen. Zwar hatten sie sich für ihr neues Schlafzimmer einen größeren Schrank gekauft, aber der hier sollte eigentlich im Kinderzimmer aufgebaut werden, da er nicht alt oder gar hässlich war und sie so Kosten sparen konnten. Doch so, wie es jetzt aussah, war dieser hier nicht mehr zu gebrauchen. Nicht mit ausgerissener Tür und großem Kratzer. Nicht wissend, wie sie reagieren sollte, ließ Izabella sich auf einer der unzähligen Kisten nieder und beobachtete die Situation. Frank und Malte schienen sich bewusst zu sein, welchen Schaden sie hier gerade angerichtet hatten, doch es war eben geschehen und man konnte nichts mehr daran ändern. Wo gab es schließlich schon einen Umzug, wo nichts zu Bruch ging. Es war ärgerlich, aber auch kein Weltuntergang. "Mit ein bisschen Aufwand könnte ich das wieder hin bekommen. Zwar wird man den Kratzer wohl weiterhin sehen, aber zumindest die andere Tür wäre wieder in Ordnung." Nachdem Frank den Schaden untersucht hatte, blickte er nun zu Jamie auf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 13:32


    Leicht ärgerlich blickte Jamie seinen Vater und den Schrank an. Enttäuscht, dass nicht alles so reibungslos lief wie er sich das vorgestellt hatte ließ er sich auf das Bett fallen und überlegte was sie mit dem Schrank nun anfangen sollten. Er bezweifelte nicht, dass sein Vater in der Lage war den Kratzer auszubessern und die Tür wieder zu richten, aber der Schrank wäre eben nicht mehr so makellos wie zuvor. "Ja, dann nehm du ihn später mit nach Hause und reparier das Teil wieder." Bemüht nicht zu ärgerlich zu klingen gab er seinem Vater die Antwort und erhob sich wieder von dem Bett. Suchend blickte er sich in dem Schlafzimmer um, aber mehr als der jetzt demolierte Schrank war dort nicht mehr zu machen. Das Bett hatten sie neu gekauft, die Kommode war schon abgebaut und mehr war nicht mehr zu machen. "Gut, ein Schrank weniger, den es nicht sofort wieder aufzubauen gilt. Dann machen wir jetzt im Wohnzimmer weiter. Leute, ich will heute fertig werden, wenn das Möglich ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 13:46


    "Okay, dann bauen wir beide die Regalwände und anderen Möbel ab. Malte, bringt die Kisten nach unten, die Izabella bereits gepackt hat und Izabella und Gabriele können ja noch die Dinge packen, die bisher noch nicht verstaut wurden. Das schaffen wir heute schon noch." Frank stand auf und schlug seinem Sohn aufmunternd gegen die Schulter. "Bleibt uns nichts anderes übrig, denn irgendwo habe ich mitbekomme, dass ein Team aus dem EKH heute bei euch vorbei schauen möchte. Hat es ja leider nicht jeden so schlecht erwischt, wie mich. Man sollte seine freien Tage wirklich gut einplanen und nicht wahrlos festsetzen." Mit einem mitleidigen Blick und hängenden Schultern verschwand Malte ins Wohnzimmer, zwinkerte Jamie vorher jedoch noch kurz zu.
    Schnell herrschte wieder Stille in der Wohnung, was eher bedeutete, dass keiner sprach, als das kein Lärm zu hören war. Viel zu beschäftigt war jeder in seine Arbeit und es ging schneller voran, als anfangs vermutet. Wenige Stunden später standen sie in einer leeren Wohnung und liesen sich erschöpft auf die letzten Kisten nieder, die den Weg nach unten in den großen, eigens für den Umzug organisierten Lieferwagen, noch nicht gefunden hatten. Für Izabella war es ein komisches Gefühl, hier in der leeren Wohnung zu sein, in der sich für sie alles verändert hatte. Sie wusste noch genau, wie sie das erste Mal hier gewesen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 13:59


    Unfähig ruhig auf einer der Kisten zu sitzen stand Jamie wieder auf und ging zurück in sein altes, nun leer geräumtes Wohnzimmer. Irgendwie tat es weh hier alles zurück lassen zu müssen, wo er doch so lange in der Wohnung gelebt hatte und auch glücklich darin gewesen war. Der Gedanke an den Abend, der sein Leben komplett verändert hatte, zauberte ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen und nachdenklich ließ er sich auf das Fensterbrett sinken und starrte die kahlen Wände an. Ob es Izabella genauso schwer fiel die leere Wohnung anzusehen, wo sich doch hier für sie alles verändert hatte? Lächelnd drehte er den Kopf, als er leise und vorsichtige Schritte hörte und sah seine Freundin an. Sanft schloss er sie von hinten in die Arme und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. "Irgendwie ist es komisch hier auszuziehen. Hier, wo sich für uns beide so viel verändert hat. Ich kann es noch gar nicht ganz glauben, dass das alles kein Traum sondern Wirklichkeit ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 14:08


    "Hm, du hast Recht. Irgendwie habe ich auf einmal gar keine Lust mehr, hier wegzugehen, aber andererseits, freue ich mich auch auf unsere neue Wohnung und auf all die Veränderungen, die noch auf uns zu kommen." Lächelnd schloss Izabella und holte sich noch einmal die Bilder vor Augen, die ihr am stärksten in Erinnerung geblieben waren. Ihre erste Nacht in dieser Wohnung auf dem Sofa, der Morgen danach, als Jamie urplötzlich zum Dienst musste, der brennende Ofen und die Angst danach hier her zurück zu kehren... Es waren so viele Erinnerungen, die in jeder der Räume lagen, dass man sie am liebsten an den leeren Wänden mit einem Stift festgehalten hätte, doch davon würden wohl die Nachmieter nicht sehr begeistert sein. "Ich glaube, es ist besser, wir gehen jetzt, bevor wir auf die Idee kommen, alles wieder auszuladen und doch hier zu bleiben. Das wäre nämlich eine ganz, ganz schlechte Idee." Obwohl sie aufbrechen wollte, brachte Izabella es nicht über sich, den Raum zu verlassen und einfach zu gehen, die Tür ins Schloss zu ziehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 14:40


    "Nein, aufgebaut wird das ganze nicht mehr. Nicht hier, sondern erst in der neuen Wohnung wieder. Aber auch das machen wir erst morgen, denn heute bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen." Langsam löste er sich wieder von Izabella und ging leise aus dem Raum. Er wollte ihr noch die Möglichkeit geben in Ruhe sich von der Wohnung zu verabschieden, wo sich doch hier für sie mehr geändert hatte als für ihn. Leise zog er die Tür hinter sich zu und ließ sich erneut auf eine der Kisten fallen. "Na hast du schon Heimweh nach deiner Wohnung Kollege?" Lachend zog Malte Jamie auf, und amüsierte sich über dessen doch etwas bedrücktes Gesicht. "Ja. Nein. Keine Ahnung, es ist nur gewöhnungsbedürftig, wo ich doch so lange hier gewohnt habe. Aber sehs du mal positiv. Du wirst mich so schnell nicht mehr mit nach Hause nehmen müssen." Mit wiedergefundenem Lachen nahm Jamie einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und stand dann erneut auf um die letzten Kisten in den Lieferwagen zu tragen. Er wollte jetzt endlich fertig werden und in die neue Wohnung hinein, sonst würde er es sich zum Schluss doch noch mal überlegen und hier bleiben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 14:50


    "Ach, man gewöhnt sich an so vieles, da hat mich das inzwischen auch schon nicht mehr gestört." Lachend tat Malte es seinem Kollegen gleich und griff ebenfalls nach einer Kiste, um endlich fertig zu werden. Schließlich stand ihnen noch eine große Überraschung bevor. Während Izabella und Jamie ihren Umzug geplant hatten, waren sie im EKH nicht untätig gewesen. Nach der Gartenparty bei Jamies Eltern stand schnell fest, dass eine solche Feier wieder her musste und welches Ereignis ließ sich besser feiern, als ein Umzug und die Tatsache, dass Jamie und Izabella Eltern wurden.
    "Okay, das war's. Wir können fahren." Erleichtert schlug Malte die Tür des Lieferwagens zu, nachdem er die letzte Kiste verstaut hatte. Die Wohnung war nun vollkommen leer und ihre Arbeit hier beendet. Zwar würden sie noch alles in die neue Wohnung räumen müssen, um die Miete des Lieferwagens nicht in die Höhe zu treiben, doch Malte hoffte einfach darauf, dass seine Kollegen bereits vor Ort waren, um ihnen zumindest bei der Restarbeit zur Hand zu gehen. "Wollen wir fahren oder willst du lieber noch einmal nach sehen, ob du nichts vergessen hast?" "Wenn ich mich nicht täusche, hat er sogar etwas sehr wichtiges vergessen." Frank und Gabriele standen bei ihrem Wagen, der ebenfalls mit Kisten gefüllt war und warteten geduldig darauf, dass sie abfahren konnten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 15:14


    Fragend blickte Jamie seinen Vater an, und überlegte, was er vergessen haben könnte. Aber alleine beim Blick, den sein Vater drauf hatte wusste er sofort, wer noch nicht abfahr bereit war und fehlte. "Und ob ich etwas vergessen habe." Lachend löste er sich wieder von dem Lieferwagen und ging zurück in seine Wohnung. Vor lauter Kartons und Hektik so schnell wie möglich fertig zu werden hatte er vollkommen vergessen, dass Izabella wohl immer noch im Wohnzimmer stand und über die Anfänge ihrer Beziehung nachdachte. Stürmisch öffnete er die Türe zum Wohnzimmer und sah sich suchend nach Izabella um. Erst als er den Raum dreimal druchsucht hatte war er sich sicher, dass sie nicht im Raum war. Skeptisch setzte er seinen Rundgang fort und fand sie schließlich in der Küche stehen. Der Nachdenkliche Blick mit dem sie den Ofen anstarrte erinnerte ihn sofort wieder an den Tag, an dem sie die giftigen Dämpfe eingeatmet hatte und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus hatte geflogen werden müssen. Sanft griff er sie am Arm und zog sie aus dem Raum. "Na komm, lass uns gehen und einen neuen Abschnitt anfangen. Das was hier alles passiert ist, werden wir nicht vergessen, aber lass uns einfach in der neuen Wohnung neu anfangen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.09.2007, 15:24


    Izabella konnte ihm nicht antworten, nickte nur zustimmend. Was gewesen war, konnten sie nicht rückgängig machen und doch wusste sie, dass jede schwierige Situation sie nur weiter gebracht hat, bis zu diesem Punkt, wo sie jetzt war. Egal, ob es nun die Magersucht gewesen war oder der Streit zwischen Jamie und ihr. Trotzdem war sie fest entschlossen, sich in der Zukunft nur noch auf schöne Momente zu beschränken und nicht immer auf volles Risiko zu gehen.
    Langsam gingen sie die Treppen hinunter und kaum hatten sie die Türe auf die Straße geöffnet, konnte auch Izabella wieder lächeln. Die trüben Gedanken waren wie verflogen und rasch stieg sie in das Auto von Jamies Eltern ein. Den Lieferwagen wollte Jamie selbst fahren und Malte wollte ihn natürlich begleiten. Die Fahrt kam ihnen alle wie eine Ewigkeit vor, doch endlich konnten sie in die Straße einbiegen, in der sich ihre neue Wohnung befand. Es war für Izabella ein wunderbares Gefühl, als sie aus dem Auto ausstieg und wusste, dass ein weiterer Schritt geschafft war. "Was haltet ihr davon, wenn wir uns eine Viertelstunde Pause, auf unserer Terrasse gönnen und dann ausladen? Ich denke, verdient hab ihr euch das auf jeden Fall."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.09.2007, 16:45


    "Ach du bist wunderbar." Müde lächelnd stieg Jamie aus dem Lieferwagen und umarmte seine Freundin mit einem sanften Kuss. Auch seine Eltern waren rasch aus dem Auto gestiegen und gleich um die Wohnung herum gegangen um in den Garten zu gelangen. Jamie und Izabella folgten den beiden und Malte in einigem Abstand und genossen die paar Minuten wo sie für einander hatten. Immer wieder musste Jamie ein Gähnen unterdrücken, schließlich wollte er noch einige Kisten auspacken und deren Inhalt gleich in die richtigen Schrankfächer verstauen. Das Chaos das die letzten Tage um ihn herum geherrscht hatte war schon schlimm genug gewesen, wo er doch Unordnung hasste. Müde schleppte er sich hinter die Wohnung und wollte sich eigentlich nur noch in einen der Stühle fallen lassen. Aber das was er sah, als er um die Ecke zur Terasse bog ließ ihn überrascht nach Luft schnappen. Da standen zum einen Anna und Philipp und dann auch noch Nils und Franzi und sie sahen ihn alle an, als wollten sie sofort zu packen um ihm zu helfen. "Sagt dass das ein Scherz ist und ich träume."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.09.2007, 15:11


    „Nein, es ist kein Scherz und auch kein Traum, du leidest bereits unter Halluzinationen“, antwortete Philipp trocken. „Glaubst du wirklich, wir lassen unseren Kollegen so einfach im Stich, bei seinem Umzug? Schließlich wollen wir dir die Versuchung nehmen, dich in den nächsten Tagen krank zu melden, nur weil dich ein einfacher Muskelkater plagt oder du dich zu wohl in eurer neuen Wohnung fühlst.“ Augenzwinkernd ließ sich Philipp auf einen der Gartenstühle nieder, die Jamies Eltern Izabella und Jamie zum Einzug geschenkt hatten. Malte jedoch, hatte das Arbeitsfieber gepackt und schob unsanft, die Ärmel seines Pullis zurück. „Genug geredet, lasst uns lieber zusehen, dass wir fertig werden.“ Es war eine ungnädige Aufforderung, doch trotzdem machte sich die kleine Gruppe lachend zurück auf den Weg zur Straße, um die Arbeit nicht länger warten zu lassen. Anna, Nils, Franzi, Malte, Philipp, Frank und Jamie arbeiteten Hand in Hand, während Gabriele und Izabella, die Küche in Beschlag nahmen und ein wunderbares Essen für die fleißigen Helfer zauberten.
    Auto und Lieferwagen waren schnell geleert und man fand sich wieder auf der Terrasse ein, um den harten Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Es wurde spät und als auch Jamies Eltern sich verabschiedeten, wollte Izabella sich schon ins Haus begeben, als Jamie noch eine wunderbare Überraschung für sie hatte. Eine große Hängematte, für ihren Garten, so wie sie es sich gewünscht hatte. Fest in eine Decke gekuschelt, genossen Izabella und Jamie, die ersten ruhigen Minuten auf ihrer Terrasse. Die Sterne funkelten am dunklen Nachthimmel und die schmale Sichel des Mondes zeigte sich immer wieder zwischen den Bäumen. Hätte Izabella in diesem Moment eine Sternschnuppe beobachten können, so hätte sie nicht gewusst, was sie sich wünschen sollte.

    *****

    Buchstabe für Buchstabe reihte sich in erstaunlicher Geschwindigkeit auf dem Bildschirm des Laptops aneinander, begleitet von den Geräuschen der Tastatur und der leisen Hintergrundmusik des Radios. Mit einem kurzen Mausklick öffnete sich ein weiteres Dokument, welches sofort mit Datum, Uhrzeit und Seitenzahl beschriftet wurde, bevor wenige schwedische Wörter folgten. In der Wohnung war es still. Still, wie jeden Morgen, wenn Izabella aufstand, um den Frühstückstisch zu decken und einen Teil ihrer Arbeit zu erledigen. Tagtäglich genoss sie die Zeit, die sie für sich alleine hatte. Konnte es aber trotzdem nie erwarten, sich leise in das Schlafzimmer zu schleichen, um Jamie sanft zu wecken.
    So auch an diesem Morgen, an dem Izabella bereits mehrere bearbeitete Aufträge per E-Mail an ihr Büro geschickt hatte und nun mit einem zufriedenen Lächeln, das letzte Dokument speicherte. Ihr Blick fiel immer wieder auf die Bildschirmuhr, wobei sie bereits wusste, dass es für Jamie Zeit wurde aufzustehen. Einen großen Schluck von dem bereitgestellten Tee nehmend, stand Izabella auf und ging vorsichtig auf die angelehnte Schlafzimmertür zu. Öffnete sie zaghaft, sodass nur ein schmaler Lichtstrahl in den dunklen Raum fiel, Jamie so auf keinen Fall wecken konnte. Leise setzte sie einen Fuß in den Raum und schlich sich auf ihr großes Bett zu, in dem sie nur die Konturen ihres Freundes erkennen ließen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich über ihn beugte und ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn hauchte.
    In den letzten Monaten war ihre Beziehung noch tiefer geworden, doch nicht durch schwere Komplikationen in der Schwangerschaft, denn diese waren zu keinem Moment eingetreten. Im Gegenteil, Izabella fühlte sich jeden Tag besser, konnte das Ende der Schwangerschaft kaum noch erwarten. Lange würden sie auch nicht mehr darauf warten müssen, deswegen hatte Izabella ihren Arbeitsplatz längst in das eigene Wohnzimmer verlegt.
    Jamies Atemzüge waren immer noch tief und sein Schlaf unglaublich fest. Behutsam fuhr Izabella ihm mit ihren Fingern durch die Haare. „Bald ist es vorbei mit dem erholsamen Schlaf, denn glaube bloß nicht, dass ich jede Nacht aufstehen werde, wenn unser Töchterchen nicht schlafen kann.“ Grinsend kuschelte sie sich an Jamie und genoss seine Nähe, auch wenn er ihre Berührungen wohl nur im Unterbewusstsein wahrnehmen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.09.2007, 16:17


    Unbewusst räkelte sich Jamie im Schlaf und ein schwaches Lächeln trat auf seine Lippen. Schon in den letzten Nächten hatte er immer öfter von Izabella und dem noch ungeborenen Kind geträumt. Auch wenn er in Wirklichkeit noch nicht einschätzen konnte, was alles auf ihn zu kommen würde, in seinen Träumen schaffte er all die Aufgaben wie als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Unbewusst spürte er Izabellas Liebkosungen und als sie sich neben ihn gekuschelt hatte zwang er sich dazu wieder aus seinen Träumen los zu kommen. Langsam und immer noch verschlafen öffnete er die Augen und entdeckte Izabella neben sich. Hatte er doch nicht nur geträumt, dass sie neben ihm lag, wo sie doch jeden Tag schon viel früher auf den Beinen war als er selbst. Langsam und vorsichtig drehte er sich auf die Seite und legte ihr eine Hand auf den Bauch. "Ist es wirklich schon so spät, dass ich aufstehen muss? Ich will doch für die nächste Zeit schon vorschlafen." Schelmisch grinsend küsste er sie sanft und ließ sich wieder in sein Kissen zurück sinken.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.09.2007, 16:30


    "Das wirst du wohl in deiner Mittagspause tun müssen, denn wenn du nicht bald aufstehst, musst du auf dein Frühstück verzichten, um es noch pünktlich ins EKH zu schaffen. Aber mach' dir mal keine Sorgen, wenn du weiterhin so fest schläfst, wenn wir zu dritt sind, lasse ich mir schon etwas einfallen, um dich wach zu bekommen." Geschickt löste sich Izabella von Jamie und stand auf, um Vorhänge und Fenster zu öffnen. Frische Frühlingsluft strömte in das Fenster. Niemals hätte man hier das Gefühl bekommen können, man lebe in einer Großstadt, wenn man in der Früh nichts anderes hörte, als singende Vögel und hin und wieder ein vorbeifahrendes Auto. Lächelnd lehnte sich Izabella gegen das Fensterbrett und legte die Arme auf ihren Bauch, an dem unschwer zu erkennen war, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis endlich ihr kleines Töchterchen auf der Welt war. Izabella musste lächeln, als sie einen sanften Tritt gegen ihren Bauch spürte. "Du solltest dir ein Beispiel an deiner Tochter nehmen. Sie ruht sich nicht mehr aus, sondern ist bereits fit."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.09.2007, 16:54


    Gequält grinsend schlug Jamie die Bettdecke zurück und setzte sich schon mal im Bett auf. Er war noch nie ein Frühaufsteher gewesen und hatte eine lange Anlaufphase, bis er wirklich fit war und er einen klaren Gedanken fassen konnte. "Ich bezweifle jetzt schon, dass sie viel von mir hat. Die Eigenschaft schon in der Früh so fit zu sein, kann nur von dir kommen, nicht von mir. Denn wenn sie das von mir hätte, würde sie Mittags auch noch schlafen." Gezwungener Maßen schwang er die Füße aus dem Bett und griff nach seinen Klamotten. Langsam schlurfend verschwand er im Bad, um zehn Minuten später deutlich wacher und fitter in der Küche an dem liebevoll gedeckten Frühstückstisch zu sitzen. Der Kaffee weckte auch noch seine restlichen Lebensgeister und er fühlte nun doch herrlich ausgeschlafen und bereit für eine lange Schicht im EKH. Rasch leerte er seine Tasse, stand auf und ging um den Tisch herum zu Izabella. "Also dann bis heute abend. Ich nehm die U-Bahn, damit du das Auto hast, falls was ist, ja?" Sanft küsste er sie auf die Lippen, ehe er in die Garderobe ging und sich seine Schuhe anzog. Noch vor seinem Umzug hätte er sich nicht vorstellen können, wie schnell man sich an ein Auto gewöhnen konnte, aber seit sie es hatten ertappte er sich öfter dabei, Sachen die er sonst zu Fuß erledigt hatte mit dem Auto zu machen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 14:09


    Izabella war Jamie unauffällig gefolgt, fiel es ihr immer noch schwer zu Hause zu bleiben, während er jeden Tag zu einer anstrengenden Schicht aufbrach. "Du kannst ruhig das Auto nehmen, ich rufe dich eiinfach an, wenn ich einen NAW oder RTW brauche, aber noch steht der Geburtstermin nicht kurz bevor. Außerdem hast du ja eben selbst gesagt, dass unsere Tochter nach mir kommt und ich bin geduldig." Verschmitzt grinsend trat Izabella einen Schritt auf Jamie zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn noch einmal innig, bevor sie ihn erlaubte ohne Autoschlüssel aus der Tür zu verschwinden. Das bisher keine Komplikationen in all den Monaten aufgetaucht waren hatte sie glücklich gemacht, steigerte jedoch auch ihre Nervosität. Man konnte nie wissen, auch wenn Izabellas Arzt sie stets optimistisch stimmte und ihnen bei jedem Termin versicherte, dass alles in Ordnung war. Glauben wollte dies vor allem Izabella nicht so REcht, konnte sie sich noch gut genug an die Zeit erinnern, in der ihr Körper bei jeder kleinen Anstrengung zusammen gebrochen war. Davon spürte sie nur noch an wirklich fordernden Tagen etwas.
    Leise vor sich hin summend, begann Izabella de Frühstückstisch abzuräumen und gönnte sich danach eine Ruhepause auf dem Sofa. Zu gerne hätte sie in diesem Moment zum Telefon gegriffen und ihre Eltern angerufen, doch auch sie mussten arbeiten, wie Jamie. Noch bevor sie überlegen konnte, wie sie den Tag verbringen wollte, hatte die Ruhe im aus, die Müdigket über sie gebracht und eng in eine Decke gekuschelt schlief Izabella ein.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 14:23


    An die längeren Zeiten bis er im EKH ankam hatte sich Jamie längst gewöhnt und wie die letzten Tage auch schon begann er die U-Bahn Fahrt zu geniessen und hing seinen Gedanken nach. Hätte man ihn allerdings gefragt, worüber er gerade nachdachte, hätte er keine Antwort geben können, denn einen wirklichen Sinn ergaben die Gedanken nicht. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr genügte um ihm zu signalisieren, dass er sich Zeit lassen konnte die letzten Meter zum EKH zu laufen. Die Minuten bis zum Dienstbeginn würden wir den ganzen Tag über erstmal die einzigen stressfreien bleiben, denn die Flut an Einsätzen schien jeden Tag noch mehr zu zunehmen.
    "Moin Anna." Die Notarztjacke über den Arm gelegt betrat Jamie die Küche und warf die Jacke achtlos auf einen der Stühle. Bevor der Stress wirklich los ging, brauchte er erst noch eine Tasse Kaffee, um seinen Körper noch voll in Schwung zu bringen. "Du kommst klar heute ohne Philipp?" Überracht blickte er auf und musste einen Moment überlegen, bis ihm wieder einfiel, dass Philipp sich heute frei genommen hatte und er mit Malte auf dem NAW eingeteilt war. "Ja sicher, ich bin ja jetzt auch schon lang genug da."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 14:35


    "Ja, das stimmt allerdings. Somit hätte ich mir meine Frage auch sparen können", lachte Anna und ließ sich genau an dem Platz nieder, an dem Philipp immer saß, um den gesamten Raum, wie auch die Tür im Auge behalten zu können. Von Anna war dies jedoch keine absichtliche Handlung. "Wie geht es eigentlich Izabella? In den letzten Wochen hat man sie ja kaum noch gesehen, was wir hoffentlich nicht als schlechtes Zeichen werten müssen." Genüsslich lehnte sich Anna zurück und betrachtete ihren Kollegen dabei, wie er nach der Kaffeekanne griff und sich ihre Droge, die es beinahe war, in eine Tasse schüttete. Ohne mindestens eine Tasse Kaffee am Morgen lief hier im EKH gar nichts und auch den Tee hatten sie Jamie schnell wieder abgewöhnt. Es war schon ein Ritual, dass man sich gemeinsam in der Küche traf, um zumindestens einmal am Tag private Gespräche auszutausche, die während den Dienstzeiten kaum Platz fanden. Pausen blieben ihnen ja nicht viele, die sie hätten nutzen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 14:48


    "Nein, mit Izabella ist alles in Ordnung. Irgendwie ist es fast schon verwunderlich, dass es bis jetzt noch keine Komplikationen gab. Also nicht, dass ich sie mir gewünscht hätte, aber damit gerechnet hatten wir auf alle Fälle." Je länger Jamie über die letzten Monate nachdachte, desto unwahrscheinlicher kam es ihm vor, dass sie alles ohne Zwischenfälle gemeistert hatten. Anfangs war es Izabella immer noch übel gewesen, aber auch das hatte sich schnell gelegt und ihr kleines Töchterchen wuchs friedlich in ihrer Mutter heran. Vorsichtig nahm Jamie einen kleinen Schluck von dem heißen Kaffe und ließ sich ebenfalls auf einen der Stühle sinken. Schweigend genossen die beiden Ärzte die Ruhe vor dem Sturm, der sicher wieder über ihnen hereinbrechen würde.
    "Habt ihr ein schönes Leben hier." Gut gelaunt betrat Malte die Küche und griff auch erstmal nach der Kaffeekanne und einer frischen Tasse. "Du solltest die Ruhe auch noch geniessen, bevor der erste Einsatz kommt, und ich fürchte er wird nicht lange auf sich warten lassen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 14:56


    "Malt hier mal nicht sofort den Teufel an die Wand, schließlich muss man ja nicht immer sofort mit dem schlimmsten rechnen, ihr Pessimisten. An diesem wunderschönen Frühlingsmorgen, wird es wohl keinem einfallen, einen Haushaltsunfall zu begehen, einen HI zu erleiden, in einen Verkehrsunfall zu geraten oder irgendwelche anderen Taten zu begehen, die unser Eingreifen erfordern." Optimistisch warf Malte einen Apfel in die Luft, um in gleich darauf wieder geschickt aufzufangen. Es war wirklich ein wunderschöner Morgen und man hatte so langsam das Gefühl, dass in die Welt so langsam wieder die Wärme zurückkehrte, die der Winter vertrieben hatte. Lachend schüttelte Anna nur ihren Kopf, über die gute Laune des Sanitäters und wandte sich wieder Jamie zu. "Es wäre ja wirklich damit zu rechnen gewesen, dass Komplikationen auftreten, so geschwächt, wie sie anfangs noch war. Aber Izabella ist eben ein Sturkopf, die kämpft und sich nicht so einfach ihrem Schicksaal überlässt. Das, denke ich, brauche ich dir aber nicht zu sagen. Manchmal bewundere ich sie, wo sie nur immer wieder diese Kraft her nimmt."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 15:12


    "Du hast Recht, das mit ihrem Sturkopf brauchst du mir echt nicht sagen. Und ich bin ja auch froh, dass keine Komplikationen aufgetreten sind, weil die Schwierigkeiten davor hatten mir schon gereicht." Kopfschüttelnd dachte Jamie nur kurz an die Zeit zurück, wo Izabella vor ihm davon gelaufen war. Er wollte nicht mehr zu lange daran denken, wo sie sich jetzt noch näher standen als bei der Versöhnung in Schweden. Aber aus dieser Sache hatten sie beide ihre Lektionen gelernt, die es jetzt galt besser zu machen. "Und was dich angeht Malte. Ich bezweifle stark, dass die Hamburger heute Frieden geben und nichts anstellen. Irgendwie habe ich das so im Gefühl, dass heute der ganz große Knaller kommt." Lange nicht so optimistisch wie Malte, sprach er seine Bedenken aus, die ihn schon ergriffen hatten, als er sich umgezogen hatte. "Jetzt schau mich nicht so böse an, ich bin nicht pessimistisch, sondern realistisch, im Gegensatz ...", setzte Jamie zu einem Kommentar angesichts Maltes Gesichtsausdruck an. Aber er kam nicht weiter, denn plötzlich durchbrach ein schrilles Piepsen die ruhige Atmosphäre in der kleinen Küche. "Siehst du, ich habs doch gesagt. Also, los gehts." Schnell sprang er auf und schnappte sich seine Jacke und sprintete gemeinsam mit Malte zum NAW.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 15:20


    "Daran bist jetzt nur du Schuld. Hättest du bloß nicht damit angefangen, darüber zu spekulieren, wann der nächsten Einsatz kommt. Nicht mal eine Tasse Kaffee konnte ich trinken", schimpfte Malte wild darauf los, als er die Tür des Notarztwagens aufriss und rasch einstieg. Das Martinshorn erklang und kaum saß auch Jamie gab Malte Gas und jagte den Wagen auf die viel befahrene Straße vor dem EKH. Genaueres wussten sie nicht, was vorgefallen war. Nur so viel, dass sich in einer Wohnung ein Feuer entfacht hatte und Nachbarn die Rettung alarmiert hatten. Feuerwehr und Polizei waren wohl noch nicht vor Ort, was bei der enormen Verkehrsdichte an diesem Tag, keine große Verwunderung war. Innerhalb von Sekunden waren die eigenen Sorgen vergessen und man konzentrierte sich nur noch auf den Einsatz. Wie viele Personen waren verletzt? Um welche Verletzungen mussten sie sich kümmern? Gab es vielleicht Personen mit schweren Verbrennungen oder war es bei Rauchvergiftungen geblieben? "Na dann los", stürmisch sprang Malte aus dem NAW, kaum hatte er den Wagen zum stehen gebracht. Dichter Rauch quoll bereits aus einem der Fenster und unsicher blieb der Sani stehen. "Wollen wir auf die Feuerwehr warten oder es riskieren?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 15:28


    Erstaunt über die Frage von Malte drehte sich Jamie wieder zu diesem um. Einen Moment lang hatte er vergessen, wie schädlich der Rauch auch für seine Atemwege sein würde, aber auf der anderen Seite empfand er es als seine Pflicht noch vor Eintreffen der Feuerwehr in das Gebäude zu gehen. Suchend blickte Jamie die Straße entlang, auf der sie gekommen waren, aber von Feuerwehr und Polizei war noch nichts zu sehen. Wie lange es noch dauern würde bis die anderen Einsatzkräfte vor Ort waren? Noch während er fragend hin und her blickte, sah er die ersten Leute aus dem Haus wanken. Die Gesichter waren vom ruß verfärbt und einige husteten gefährlich. In Sekundenschnelle fasste Jamie eine entscheidung. "Bleib du hier und kümmere dich um die Leute die es alleine aus dem Gebäude schaffen. Ich geh rein und versuche den älteren zu helfen oder die anderen hinauszubringen." Kaum hatte Jamie seine Anweisung gegeben warf er sich einen Rucksack über die Schultern und ging entschlossen auf das lichterloh brennende Gebäude zu. Was ihn drin erwarten würde?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 15:37


    "Verdammt Jamie, dass ist doch vollkommener Schwachsinn. Was bringt uns ein Notarzt, der wegen einer Rauchvergiftung nicht mehr behandeln kann? Wir sollen zwar Leben retten, aber sind nicht dazu verpflichtet unser eigenes auf's Spiel zu setzen. Also, lass uns die Versorgen, die wir erreichen." Malte konnte Jamies Entscheidung verstehen, versuchte aber trotzdem ihn aufzuhalten, doch es war zu spät. Jamie war längst im Gebäude verschwunden und dies ohne Rücksicht auf sich selbst zu nehmen. Warum hatte man als Retter nur immer das Gefühl, alles geben zu müssen? Leise fluchend, wandte sich Malte zum NAW um und griff ebenfalls nach der Ausrüstung, bevor er zu den Leuten eilte, die es geschafft hatten, dem Feuer zu entkommen. Der Husten wieß darauf hin, dass sie wohl alle zu viel von dem giftigen Rauch abbekommen hatten und noch wollte sich Malte gar nicht vorstellen, wie es Jamie ergehen würde, wenn er sich das verrauchte Treppenhaus empor kämpfte.
    Während er die Menschen versorgte, die teils unter Schock standen und immer wieder von ihm wissen wollten, was geschehen war, ließ Malte die Straße nicht aus den Augen und atmete erleichtert auf, als zumindest Verstärkung anrückte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 15:57


    Der Rauch schlug ihm wie eine undurchdringbare Wand entgegen und raubte ihm für einen Moment den Atem. Krampfhaft zwang er sich dazu wieder langsam und gleichmäßig Sauerstoff in die Lungen zu pumpen, auch wenn er mehr Rauch als Sauerstoff erwischte. Der beissende Rauch setzte sich in seinen Augen fest und ließ diese tränen. Fast blind vor lauter Rauch und Tränen kämpfte er sich mühsam die Treppe nach oben. "Hallo? Hallo, ist hier noch jemand?" Bemüht so kraftvoll zu rufen wie es ging blickte er suchend in die einzelnen Wohnungen wo die Türen noch offenstanden. Sie waren leer. In den ersten Stockwerken hatten die Leute es noch aus dem Gebäude geschafft. Als er völlig entkräftigt und außer Atem im zweiten Stock ankam schlug ihm nicht mehr nur der Rauch, sondern auch das Feuer selbst entgegen. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er sich weiter und wollte gerade noch einen Stock höher gehen, als er einen leisen Hilferuf vernahm. Von einer neuen Adrenalinwelle durchströmt kehrte er um und machte sich auf die Suche. Erst als er bei der letzten Türe ankam wurde der Ruf lauter. Verzweifelt begann Jamie an dem Türgriff zu rütteln, aber die Hitze hatte das Holz bereits verzogen. Mit aller Kraft holte er mit seinem Fuß zum Tritt aus und trat die Türe gewaltsam ein. "Wo sind sie? Hallo?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 20:14


    Nervös sah Malte immer wieder zum Hauseingang und wartete auf ein Auftauchen von weiteren Verletzten Personen und von Jamie. Längst war vor Ort Hektik und Chaos ausgebrochen, eine Unzahl von Einsatzkräften liefen durcheinander und die blauen Martinshörner wirbelten um die Wette. Auch Feuerwehr und Polizei hatten den Einsatzort erreicht und versuchten Personen aus den Gefahrenbereich zu bringen, das Haus zu evakuieren und die meterhohen Flammen unter Kontrolle zu bringen. Letzteres vergeblich. Das Feuer hatte sich innerhalb von Minuten ausgebreitet, alle Hindernisse überwältigt. Ein Trupp Feuerwehrmänner wagte sich in diesem Moment mit schweren Atemschutzgeräten in den Gefahrenbereich vor, auf den Hinweis von Malte hin, dass sich mindestens noch eine Person im Haus befand. Wo war Jamie nur? War er bereits dem züngelnden Feuer zum Opfer gefallen? Malte wollte gar nicht dran denken und nur der Einsatzleiter der Feuerwehr hielt ihn davon ab, nicht ebenfalls ins Haus zu laufen. Mitgenommen ließ er sich auf der Motorhaube des NAWs nieder. Sein Blick wanderte nach oben, zu den eingeschlagenen Fensterscheiben, aus denen der Rauch quoll. „Pass bloß auf dich auf, Kollege.“

    Unachtsamkeit. Es war reine Unachtsamkeit und Leichtsinn gewesen, die den Brand verursacht hatten, dass wusste er. Eine lächerliche Mutprobe, auf die er sich niemals hätte einlassen dürfen. Seine Kumpels hatten jedoch gewusst, wie sie ihn überreden konnten und dann waren auch noch seine Eltern im Urlaub. Der perfekte Zeitpunkt für eine Party , bei der man die berauschende Wirkung von Benzindämpfen testen konnte. Zwei Kanister waren es gewesen, die er heute mit in die Wohnung gebracht hatte und von Neugier getrieben, wollte er nicht bis zum Abend warten, um die Wirkung zu fühlen. Zunächst war es ein super cooles Gefühl gewesen, doch dann überkam ihm eine schreckliche Übelkeit und ein Sinne raubendes Schwindelgefühl. Es kam, wie es kommen musste. Er war gegen einen Kanister gestoßen, der sofort umgefallen war und der Inhalt sich so über den Boden verteilt hatte. Beim Sturz war ihm die eben entzündete Zigarette aus der Hand gefallen. Die Elternfreie-Zeit erlaubte das Rauchen in der Wohnung. Alles Weitere geschah in Sekunden. Seine Rettung war der Balkon, der ihn lange genug vor den Flammen schützen konnte.
    Der beißende Rauch treib ihn inzwischen immer weiter in die hinterste Ecke des Balkons zurück, ließ die Panik in ihm wachsen. Er war Schuld an dieser Katastrophe! Wie viele Leute hielt das Feuer noch gefangen? Wie viele davon würde er auf dem Gewissen haben? Von Verzweiflung getrieben hatte Felix zu rufen begonnen und erschrak, als er tatsächlich Antwort erhielt. Wollte er überhaupt gefunden werden? Schließlich hatte er das Feuer im Haus verursacht… Vorsichtig tastete seine Hand nach der Kante des Balkons, um sich in die Höhe zu ziehen. „Ich bin hier…“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 20:25


    Langsam und mühevoll bahnte sich Jamie einen Weg durch den Rauch. Längst hatte er keine Zeit mehr anzuhalten und eines der sterilen Tücher mit Wasser zu befeuchten um das atmen zu erleichtern. Es zählte jede Sekunde. Mit jedem Augenblick den er brauchte die eingeschlossene Person zu finden atmete er mehr Rauch ein und verschlimmerte den Druck im Brustkorb. Sein Körper signalisierte ihm nur zu deutlich, dass er frische Luft brauchte, aber wo sollte er sie her nehmen. Immer weiter bahnte er sich den Weg in die Richtung aus der die Stimme kam. Die Tür zum Balkom. Sie stand offen und Jamie spürte, wie sich seine Lunge noch weiter ausdehnte, um endlich wieder genügend reine Luft zu bekommen, als er die Person schemenhaft erkannte. "Bleiben Sie ganz ruhig auf dem Boden sitzen. Ich komme und helfe Ihnen." Ohne zu wissen, woher er die Kraft nahm, schwang er den Rucksack von seinen Schultern und zwängte sich zu dem jungen Mann auf den Balkon und zog sofort alles heraus, was er vorerst benötigte, um dem Mann das Atmen zu erleichtern. "Ich bin Dr. Schwarz. Fehlt Ihnen sonst etwas? Waren Sie bewusstlos oder haben Sie geschlafen als das Feuer ausbrach? Wie viel von dem Rauch haben Sie abbekommen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 20:37


    "Ich habe mich sofort auf den Balkon geflüchtet, als das Feuer ausbrach, aber das Atmen fällt mir immer schwerer..." Taumelnd stellte sich Felix auf seine Füße und lehnte sich mit dem Rücken gegen die, vom Feuer erwärmte, Wand. Er wollte weg hier, egal ob er nun für das Feuer verantwortlich war oder nicht. Er wollte einfach weg. Sollten sie ihn doch einsperren, besser noch, als seinen Eltern erklären zu müssen, wie es zu diesem Brand gekommen war. Hustend ließ er seinen Kopf sinken und blickte durch das große Fenster, in das man unter normalen Umständen in das Wohnzimmer blicken konnte, doch heute war nichts mehr zu sehen, außer Rauch und züngelnden Flammen. Kein Fluchtweg für sie, würde das Feuer immer wieder den Weg abschneiden. "Das können wir vergessen. Wir kommen hier doch nie mehr raus..." Wütend kamen die Worte über seine Lippen.

    "Was soll das heißen, es ist euch nicht möglich, weiter in das Gebäude vorzudringen? Für was habt ihr denn eure Sauerstoffflaschen und die Atemmasken. Verdammt, da ist ein Kollege von mir drinn", tobend schrie Malte einen der Feuermänner an, der soeben mit schlechten Nachrichten von seiner Erkundungstour zurückgekehrt war. Solange sie die Flammen nicht in den Griff bekamen, war es ihnen nicht möglich, in den zweiten Stock vorzudringen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 20:47


    "Jetzt kommen Sie mal wieder runter. Wir tun was wir können, aber das ist leider nicht sehr viel. Das Feuer ist zu stark, wo sollen wir denn anfangen?" Entnervt wies der Feuerwehrmann Malte in seine Schranken. Er selbst sah auch nicht gerne zu, wenn einer der Kollegen im brennenden Haus war, aber sie konnten nun mal nicht in das Gebäude vordringen, so sehr er es sich auch wünschte. "Chef? Die Leute da hinten meinen jemanden auf einem der Balkone gesehen zu haben." Aufgeregt kam ein weiterer Feuerwehrmann hinzu und wies drängend in die andere Richtung. Er selbst hatte nicht viel sehen können, der Rauch war einfach zu dicht, aber diesmal wollte er den Schaulustigen glauben. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehten sich die beiden um und liefen davon. Sie mussten dem nachgehen, wenn sie den Notarzt nicht in den Flammen verlieren wollten.

    "Durch das Haus brauchen wir nicht mehr. Aber die Feuerwehr kann uns mit der Drehleiter immer noch holen. Aber es hilft dir nichts, wenn du jetzt die Nerven auch noch verlierst, das macht das Feuer auch nicht kleiner." Kurz vorm explodieren bemühte sich Jamie ruhig zu bleiben. Was half es dem Jungen, wenn er nun auch noch einen durchgeknallten Notarzt bei sich auf dem Balkon hatte? Er musste versuchen ruhig zu bleiben und einen klaren Gedanken zu fassen. Der Balkon war zu hoch zum hinunter zu springen, und auch sonst gab es keine Möglichkeit vor den Flammen zu fliehen. Wie lange sie noch hier oben feststecken würden?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 21:03


    "Es ist sowieso egal. Wenn Sie jetzt gehen, schaffen Sie es vielleicht noch auf den Gang hinaus und dort wartet bestimmt die Feuerwehr auf Sie. Verfluchte Party, ich hätte mich nie darauf einlassen soll. Verdammte Sch***e..." Wütend ließ er sich wieder auf den Boden des Balkons sinken und schlug mit den Fäusten darauf ein. Er sah das Bild schon vor sich, wie die Polizei mit den Handschellen in der Hand auf ihn wartete und nichts lieber tat, als ihn vor all den Leuen abzuführen. 'Wieder mal ein Jugendlicher, der nichts mit sich anzufangen weiß und deshalb nur Blödsinn begeht. Muss ja so kommen, in der heutigen Zeit', werden die Nachbarn sagen, wenn sie seinen Abgang sehen werden. Nein, lieber dann hier bleiben und sich dem Feuer ausliefern, als den Blicken, Drohungen und Anklagen der anderen. "Nun, verschwinden Sie schon endlich oder haben Sie Lust drauf, hier ihre letzten Minuten zu verbringen? Glaube wohl kaum. VERSCHWINDEN SIE...!!!!" Zornig funkelten Felix Augen auf, bevor er wieder auf den Boden einschlug, als konnte dieser etwas für seinen Schwachsinn, der das Feuer verursacht hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 21:12


    "Jetzt hör mir mal ganz genau zu. Meinst du wirklich ich kämpfe mich hier durch den Rauch, finde dich dann endlich und jetzt hau ich einfach wieder ab?" Ebenso wütend schrie Jamie Felix an, auch wenn die Luft in seinen Lungen kaum für das normale Atmen ausreichte. "Nein, ich will meine letzten Minuten nicht hier verbringen, aber ich habe noch nicht aufgegeben, dass die Feuerwehr uns hier noch raus holt. Verd*** ich habe mir den Arbeitstag heute auch nicht so vorgestellt." Plötzlich, in all seiner Aufregung schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es vielleicht doch keine Möglichkeit gab sie hier rauszuholen. Das konnte nicht alles gewesen sein, nicht jetzt, wo er mit Izabella so glücklich war und er seine Tochter bald im Arm halten konnte. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er begann den Abstand zwischen dem Balkon und dem Boden abzuschätzen. Aber er konnte nicht einfach aus dem zweiten Stock springen, wer wusste schon, was er sich dabei alles brechen würde.

    "So, mir ist das jetzt egal...", leise vor sich hin murmelnd entfernte sich Malte in paar Schritte von den anderen Einsatzkräften und zog sein Handy aus der Jackentasche. Er musste Izabella informieren, in welcher Gefahr sich ihr Freund befand. Für ihre Schwangerschaft war die Aufregung zwar nicht sehr gesund, aber sie musste es einfach erfahren, wer wusste, ob Jamie es schaffen würde, heil aus dem Haus herauszukommen. "Izabella? Ich bins, Malte."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 21:19


    Tief und fest war Izabella auf dem Sofa eingeschlafen, hatte sich nun doch bemerkbar gemacht, dass sie heute um einiges früher aufgestanden war, als an den vielen anderen Tag. Das Telefon hätte sie beinahe überhört, obwohl es griffbereit auf dem Wohnzimmertisch lag. Verschlafen fuhr sie sich durch ihre Haare und hielt sich nun den Hörer an's Ohr, während sie einen Gähnen zu unterdrücken versuchte. "Oh, hi Malte. Lässt Jamie dich jetzt schon anrufen, um zu erfahren wie es mir geht oder was gibt es? Du weißt schon, dass du mich gerade geweckt hast, also solltest du einen Grund haben, warum du mich störst", lachend stand Izabealla auf und ging in die Küche. Das Malte sie anrief, verwunderte sie zwar, dachte sie jedoch, dass er von Jamie den Auftrag erhalten hatte, damit er sich nicht anhören musste, wie überflüssig seine Sorgen wieder einmal waren. Ihr ging es gut und wenn sie zu Hause auf dem Sofa lag, konnte ihr auch nicht viel passieren. Während sie auf eine Antwort von Malte wartete, öffnete sie den Kühlschrank, um zu überlegen, was sie heute Abend kochen sollte. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass es wohl besser war, sie würde noch einmal einkaufen fahren, um Jamie nicht bei trockenem Brot und Wasser verhungern lassen zu müssen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.09.2007, 21:30


    Ihre gute Laune versetzte ihm einen Stich. Sollte er ihr jetzt wirklich sagen, weshalb er anrief oder war eine Ausrede nicht doch besser? Nein, sie war zwar schonender, aber nicht besser. Rasch holte er tief Luft und versuchte die richtigen Wort zu finden. "Nein Izabella, Jamie hat mich nicht beauftragt dich anzurufen. Er weiß nichts davon. Du pass auf. Kannst du bitte nach Altona-Altstadt kommen? Wir haben hier ein brennendes Haus, und Jamie ist irgendwo in den Flammen eingeschlossen." Malte legte eine Pause ein, um ihr die Gelegnheit zu geben das ganze zumindest annähernd zu verstehen. Wobei das Wort "Verstehen" für diese Situation völlig fehl am Platze war. Denn wie sollte man so etwas verstehen? "Es tut mir leid, aber komm bitte so schnell du kannst, wir wissen überhaupt nicht wie es aussieht." Mit einer kurzen Handbewegung stoppte er einen anderen Sanitäter, der rasch auf ihn zugekommen war. Er wollte zwar zuerst mit Izabella fertig telefonieren, aber der Gesichtsausdruck des anderen reichte aus, um ihn die Wichtigkeit der Nachricht bewusst zu machen. Eilig legte er sein Handy auf die Schulter. "Sie haben jetzt zwei Personen auf einem Balkon entdeckt. Aber die Bäume sind im Weg. Sie kommen mit der Drehleiter nicht durch."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.09.2007, 21:48


    Izabella fühlte sich in diesem Moment, als würde sie unter einer Glasglocke sitzen und der Rest der Welt würde sich weiter drehen, nur ihr kleiner Bereich stand still und würde auch nicht mehr in Gang kommen. Hatte sie Malte gerade richtig verstanden? Sie sollte nach Altona kommen, weil Jamie in einem brennenden Haus eingeschlossen war? Das durfte nicht sein, das konnte nicht sein. "Malte, wie konnte das passieren? Verdammt, warum holt ihr ihn nicht da raus?" Izabella realisiserte nicht, dass Malte ihr Telefongespräch kurz unterbrochen hatte und forderte immer neue Antworten und Informationen. Sie wollte nicht begreifen, was soeben geschah. Benommen ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und griff gedankenversunken bereits nach dem Autoschlüssel, den ihr Jamie heute Früh da gelassen hatte. Hatte er bereits gefühlt, dass irgend etwas passieren würde? Nein, sie sollte das Auto haben, falls bei ihr Probleme auftreten würden und nun sollte sie nach Altona fahren, weil er in großer Gefahr schwebte. Ausmalen, was alles passieren konnte, wollte sich Izabella in diesem Moment nicht.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.09.2007, 14:13


    Noch während Malte seinem Kollegen folgte und zu der Stelle lief wo sich die Feuerwehr getroffen hatte um zu beratschlagen wie sie die Jamie und Felix von dem Balkon holen sollten, versuchte er Izabella wieder etwas zu beruhigen. "Wir tun alle was wir können. Bitte komm einfach so schnell du kannst. Aber fahr vorsichtig." Ohne auf ihren Kommentar zu warten legte er wieder auf und starrte entgeistert nach oben. Das Feuer schlug deutlich sichtbar aus den Fenstern und aus der Balkontüre. Wie lange würden Jamie und Felix es da oben noch aushalten? Würde es gelingen die beiden da raus zu holen, oder waren sie dazu verdammt in den Flammen zu sterben? Malte wollte nicht daran denken was alles passieren konnte.

    "Kannst du endlich mal ruhig halten?" Zornig fuhr Jamie den jungen Mann an. Seine Nerven waren bis aufs äußerste gereizt und die Hitze, die das Feuer verbreitete machte sie angespannte Situation noch schlimmer. Mit zittrigen Fingern versuchte er vorsichtig die schlimmsten Verbrennungen von Felix zu versorgen. Dieser dachte aber nicht daran sich wirklich helfen zu lassen, und trommelte ungeduldig mit den Händen auf dem Geländer des Balkons herum. Jamie kam es vor wie eine Ewigkeit, die er benötigte um die Wunden zu versorgen, aber als er es endlich geschafft hatte entdeckte er ein seltsames Funkeln in den Augen seines Gegenüber. Erschrocken folgte er dem Blick und stellte entsetzt fest, dass dieser überlegte in die Tiefe zu springen. "Denk nicht mal im Traum daran. Du brichst dir alles bis du da unten bist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.09.2007, 14:49


    "Na und? Glaubst du, das interessiert mich noch? Mein Vater schlägt mich sowieso tot, wenn er nach Hause kommt und anstatt seiner Wohnung ein schwarzes Loch vorfindet, in dem nichts mehr zu gebrauchen ist." Auf Felix Gesicht ruhte schon fast ein entspanntes Lächeln, wenn er darüber nachdachte, wie schnell er dem ganzen ein Ende bereiten konnte. Einfach so. Eine kurze Anstrengung und schon wäre es vorbei. Er müsste nicht die Anklage der Polizei über sich ergehen lassen, nicht die Worte seiner Eltern und die Strafe, die ihn zu erwarten hatte. Es wäre ein leichtes für ihn, jetzt und hier alles zu beenden, gab es ja doch keinen anderen Ausweg, wollte er nicht darauf warten, dass er den Flammen zum Opfer fiel. Felix Blick wanderte zurück zu den Fensterscheiben und der Balkontür, die ihnen versperrt war. "Was wollen wir hier noch warten? Auf die Feuerwehr ist sowieso kein Verlass und ich habe keine Lust mich mit schweren Verbrennungen und halbtot ins Krankenhaus einliefern zu lassen. Wenn du das willst, bitte."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.09.2007, 15:00


    "Von wollen kann keine Rede sein. Ich wüsste mir besseres, als hier Todesängste ausstehen zu müssen. Aber wir können es uns nicht aussuchen. Auch du nicht." Die Ruhe von Felix ließ Jamie noch wütender werden, als er es eh schon war. Von der Angst nicht mehr von dem Balkon herunter zu kommen wollte er lieber nicht reden. Völlig fertig lehnte er sich vorsichtig an das Geländer des Balkons, in der Hoffnung die Hitze hätte es noch nicht nachgiebig gemacht. Der Schweiß lief ihm am ganzen Körper hinunter und rasch zog er nun endlich seine Jacke aus, auch wenn er mit seinem T-Shirt darunter noch mehr Angriffsfläche für das Feuer bot. Wenn er das ganze lebend überstehen würde, dann würde er auch mit den Brandwunden fertig werden. Suchend blickte er immer wieder über dir Brüstung nach unten und entdeckte die Feuerwehrleute fragend unten stehen. Was berieten sie nur so lange? Konnten sie nicht einfach irgendetwas unternehmen um sie da runter zu holen? Irgendetwas musste doch endlich geschen und vorwärtsgehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.09.2007, 15:24


    Felix Griff um das Geländer des Balkons wurde fester und sein Blick ruhte wieder auf der grünen Rasenfläche und den Bäumen in der Tiefe. Sollte er wirklich springen? Noch zögerte er. Erschien es ihm als Schwachsinn, welcher Gedanke gerade in seinem Kopf spukte. Man würde ihm seine Leichtsinnigkeit verzeihen, durch die das Feuer entstanden war, sicher! Und wenn doch nicht...

    Sanft flatterte das provisorische Absperrband der Polizei im Wind. Hielt die Personen zurück, denen nicht bewusst war, in welchen Gefahrenbereich sie sich begeben würden. Reporter und Schaulustige hatten sich ebenso versammelt, wie betroffene Nachbarn und Angehörige. Umgehend wurde die Anzahl der zuständigen Polizisten erhöht, um sensationsgierige Kameramänner und Hobbie-Fotografen zurück zu halten. Keiner kam durch die Absperrung, hieß der Befehl, war der Grund noch so ideenreich.
    Sie hatte es bereits versucht, mit allen Tricks gekämpft, die ihr zur Verfügung standen, doch der Polizeibeamte war hart geblieben, hatte an ihre Vernunft appelliert, doch an ihr ungeborenes Kind zu denken. Nur einen vernichtenden Blick hatte Izabella für ihn übrig gehabt, bevor sie sich völlig verzweifelt zurückzog. Sie musste doch zu Jamie. Er brauchte sie doch! Würde sie überhaupt noch etwas für ihn tun können? Oder war es zu spät? Benommen allein von dem Gedanken, lehnte sich Izabella gegen einen Baum am Straßenrand. Ihr tränenverschleierter Blick fixierte das Mietshaus, welches von Feuerwehr-, Polizei- und Rettungswägen eingeschlossen war. Eine dunkle Rauchwolke schwebte über dem Dach und der Geruch von beißendem Rauch lag in der Luft. Beinahe hatte Izabella das Gefühl glühende Funken des Feuers würden zu ihr herüber wehen und sich auf ihre kalte Haut herab senken. Unter ihren Fingern spürte sie die unebene, hölzerne Rinde, die sie Halt suchend umklammerte. Sie brauchte Jamie doch! Wie sollten sie ohne ihn klar kommen? Ein Gefühl der Übelkeit überkam sie und langsam ließ sie sich in die Hocke sinken, um nicht vor allen Leuten bewusstlos zu Boden zu sinken. Sie wollte ihre Hilflosigkeit nicht in aller Öffentlichkeit Preis geben. Mit glasigen Augen, senkte sie ihren Kopf… Eine Träne suchte sich ihren Weg…
    „Lassen Sie bitte den RTW durch! Machen Sie Platz!“ Die harten Aufforderungen der Polizisten drangen leise in ihr Bewusstsein vor und langsam hob sie ihren Kopf. Sollte dies ihre Chance sein hinter die Absperrung zu kommen? Immer noch benommen kämpfe sie sich wieder auf die Beine und mit gespielten, selbstsicheren Schritten zwängte sie sich an den Schaulustigen vorbei, während die Aufmerksamkeit auf dem RTW ruhte. Es war ein Einfaches und kaum war sie hinter der Absperrung, fiel sie in der Hektik und dem Chaos nicht groß auf. Von neuer Zuversicht getrieben, blickte sie sich suchen nach Malte um. Wo war er? Hektisch lief sie durch die Gassen der aufgereihten Einsatzfahrzeuge, ließ ihre Blicke unaufhörlich über fremde Gesichter schweifen. Warum war Malte nirgends zu sehen, hatte er sie doch angerufen! Immer schneller lief Izabella, nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen war. „Malte, wo bist du?“, flüsterte sie leise und blieb, an einen RTW gelehnt stehen. „Ich muss doch zu Jamie… Er braucht uns!“
    Ein urplötzlicher, nicht zu überhörender Aufschrei, ließ ihren Kopf in die Höhe schnellen. Sie wollte nicht glauben, was sie da sehen musste. Es war ein schrecklicher Alptraum, der sie gefangen hielt. In Wirklichkeit lag sie noch zu Hause auf dem Sofa. Fest bohrten sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen, in der Hoffnung endlich aufzuwachen, doch genau in diesem Moment ertönte ein neuer Schrei und Izabella hatte das Gefühl der Boden unter ihren Füßen würde sich zu einem schwarzen Loch auftun. Hilflos musste sie mit ansehen, wie Jamie von einem Balkon des zweiten Stockes in die Tiefe stürzte, ohne die Chance, unten aufgefangen zu werden. Izabella wollte schreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen und sie hatte das Gefühl den dumpfen Aufprall von Jamies wehrlosen Körper auf den harten Boden unter ihren Füßen spüren zu können. Es war zu spät. Sie konnte nichts mehr für ihn tun. Geschockt wich Izabella zurück, wollte nicht das Bild sehen, dass inzwischen in ihrem Kopf spukte. Jamie blutüberströmt, mit schmerzverzerrten Gesicht und tot. Vollkommen in Trance lief sie zu ihrem Auto zurück, ließ sich von niemanden aufhalten. Erst dort angekommen war sie fähig, ihre Verzweiflung zuzulassen und schluchzend ließ sie sich auf den Boden sinken. War es wirklich war, was hier soeben geschehen war? War Jamie wirklich vom Balkon dieses Hauses gestürzt? Sie wollte es nicht wahrhaben. Es war ein Traum – ein schrecklicher Alptraum.
    Jähr spürte Izabella, wie sich ihr Körper verkrampfte und ein Schmerzensschrei drang über ihre Lippen. Sofort fassten ihre Hände nach ihrem Bauch. Das durfte nicht sein. Sie durfte jetzt nicht auch noch eine Frühgeburt haben. Nicht sechs Wochen vor dem Termin. „Du darfst mich jetzt nicht auch noch verlassen…“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.09.2007, 15:44


    Fassungslos und unfähig irgendetwas zu unternehmen hatten Malte und die Feuerwehrleute zu dem Balkon geschaut und das Geschehen mitverfolgt. Unmissverständlich war zu erkennen gewesen, dass die beiden auf dem heftig diskutierten und Jamie versuchte den Jungen irgendwie festzuhalten, als dieser plötzlich ein Bein über die Brüstung schwang und springen wollte. Die Rettungskräfte am Boden wussten, dass der Sturz aus dem zweiten Stock nur mit sehr viel Glück mit Verletzungen ausgehen konnte. Anfangs war es Jamie auch gelungen und er hatte den Jungen schon fast wieder sicher auf den Balkon gehabt, als er wie in Zeitlupe das Gleichgewicht verlor und über die Brüstung stürzte. So schnell die Kollegen von der Feuerwehr auch reagierten, sie schafften es nicht mehr, das Luftkissen aufzublasen und an die richtige Stelle zu bringen. Ohnmächtig mussten sie zusehen wie Jamie wehrlos aus dem zweiten Stock stürzte und hart auf dem Boden aufschlug. Auch wenn sie einiges entfernt standen, meinten sie die Knochenbrüche einzeln hören zu können. Kaum hatte Jamie auf dem Boden aufgeschlagen schien sich die Starre der Umstehenden wieder gelöst zu haben und das Chaos verschlimmerte sich um ein vielfältiges. Rasch rief man Anweisungen durch die Gegend und die Sanitäter sammelten sich mit dem Notarzt um Jamie, der immer noch bewusstlos auf dem Boden lag. Unsicher blickte sich Malte immer wieder um. Selbst helfen brauchte er bei Jamie nicht, die Kollegen würden ihn ausreichend versorgen, wenn das überhaupt noch notwendig war. Ob Izabella schon gekommen war? Ob sie gesehen hatte, wie ihr Freund wehrlos vom Himmel fiel?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.09.2007, 15:53


    Von alledem bekam Izabella nichts mit, kämpfte sie viel zu sehr damit, zu realisieren was gerade vor sich ging. Die panische Angst und immer stärker werdende Schmerzen hielten sie fest im Griff. Keine einzelne Träne wollte sich mehr zurück halten lassen. Warum nur hatte sie dem Frieden getraut und geglaubt alles würde endlich gut werden? Schluchzend krampfte sie sich wieder unter einer neuen Welle des Schmerzes zusammen und hätte in diesem Moment nichts lieber getan, als ihren Kopf auf den harten Asphalt sinken zu lassen, einfach die Augen zu schließen und an nichts mehr denken zu müssen, doch das war nicht möglich. Immer wieder sah sie die Bilder vor ihren Augen, wie Jamie stürzte, keinen Halt mehr fand und sein Schrei gellte in ihren Ohren. Warum hatte es so weit kommen müssen? Warum war er überhaupt in diesem Haus? War es wirklich seine Pflicht als Notarzt gewesen, sich in Gefahr zu begeben oder hatte er die Gefahr nicht erkannt? Verzweifelt versuchte Izabella mit der Situation klar zu kommen, doch es war zu viel für sie.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.09.2007, 16:17


    So schnell er konnte drängte sich Malte durch die dichte Menschenmenge, den Rucksack immer noch auf dem Rücken. Wo war nur Izabella? Er musste sie finden und mit ihr reden. Was wenn sie den Sturz mitverfolgt hatte und jetzt dachte, Jamie hatte es nicht überlebt? So sehr er sich auch bemühte, Malte schaffte es nur langsam durch die Schaulustigen, denen jetzt neuer Stoff gegeben worden war. "Lassen Sie mich durch", genervt fuhr Malte die Menge an und kämpfte sich weiter. Das ärgerliche Gemurmel der Leute ignorierte er, genauso die harten Ellbogen der umstehenden, die sich in seine Magengegend bohrte. "Sie müssen schnell kommen. Da hinten. Eine junge Frau." Völlig außer Atem zerrte ein Mann Malte an der Jacke in die entgegengesetzte Richtung, in die er eigentlich gewollt hatte. "Was ist los?" "Sie krümmt sich unter Schmerzen zusammen." Die wenigen Worte reichten aus, um Malte den Ernst der Lage klar zu machen. So schnell er konnte folgte er dem Mann und er verdrängte rasch die Gedanken an Izabella. Kaum hatte er die Leute hintersich gelassen und konnte sich wieder freier bewegen streifte er den Rucksack ab und beschleunigte seinen Schritt. Der silberne Ford am Straßenrand, auf den er zulief, fiel ihm nicht weiter auf.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.09.2007, 16:28


    Beruhigende Worte, Schritte auf dem Asphalt, leises Gemurmel und noch unzählige weitere Geräusche drangen zu ihr durch und gaben Izabella das Gefühl, in diesem Moment mit allem überfordert zu sein. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ihr Kopf lehnte an der Beifahrertür ihres Wagens. Fast sah es so aus, als wäre sie vor Erschöpfung eingeschlafen, doch nur Sekunden später durchfuhr sie eine neue Welle des Schmerzes. Es waren eindeutig Wehen, die in immer kürzeren Abständen kamen. Über Izabellas Lippen kam kein Laut, wenn wieder ein Schmerz ihren Körper durchfuhr, nur die Tränen wurden in diesen Momenten stärker. Helfende Hände wieß sie ab. Sie wollte niemanden bei sich haben, auch wenn sie wusste, dass sie Hilfe brauchte und in ein Krankenhaus musste. Einsamkeit war das einzige, was sie sich in diesem Moment wünschte, um ihren Schmerz verarbeiten zu können, der tief in ihrem Herzen saß. "Verschwindet... verschwindet alle... lasst mich in Ruhe." Es war nur ein Flüstern, nicht mehr, mit dem sie die Menschen um sie herum vertreiben wollte. Wie sehr hätte sie sich Jamie jetzt an ihrer Seite gewünscht, der sie tröstend in den Arm nahm. Er war immer bei ihr gewesen, wenn es ihr schlecht ging. Wie blöd war sie nur in manchen Situationen gewesen, in denen sie das Gefühl gehabt hatte, seine Sorge um sie war zu übertrieben. Jetzt, diese übertriebene Sorge spüren zu dürfen, dafür hätte Izabella alles gegeben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.09.2007, 16:42


    "Nun machen Sie schon Platz und lassen Sie mich durch." Hart schob Malte die umstehenden Leute frei und wünschte, sie würden endlich den Blick frei geben. Was genau los war, wusste er immer noch nicht, aber er hatte sich auf das Schlimmste gefasst gemacht. Nur zögerlich traten die Leute zur Seite und blickten zur Seite. Kaum war für Malte der Blick frei durchflutete ihn eine neue Welle mit Adrenalin. Es konnte doch nicht wahr sein, dass Izabella ausgerechnet jetzt Probleme bekommen sollte. Hastik löste er sich wieder aus seiner Starre und warf den Rucksack achtlos neben ihr auf den Boden. "Hier gibt es jetzt nichts mehr zu sehen, Sie dürfen alle wieder nach Hause gehen und mich in Ruhe meine Arbeit machen lassen." Er startete einen letzten Versuch die Leute zu vertreiben und beugte sich dann zu Izabella hinunter. "Konntest du zählen in welchem Abstand die Wehen kommen?" Ein Blick hatte genügt und er wusste, was sie quälte. Er musste sie nicht noch extra danach fragen, denn es zählte jede Sekunde. Jeder Augenblick wo sie nicht im Krankenhaus war, wurde für sie und das Baby lebensgefährlich.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.09.2007, 16:52


    Bereits stark mitgenommen von den unerträglichen Schmerzen hob Izabella benommen ihren Kopf und sah Malte mit glasigem Blick an. Fast hatte es den Anschein, als würde sie durch ihn hindurch sehen, denn Blickkontakt konnte sie keinen aufnehmen. Sie wollte in seinen Augen nicht lesen müssen, was sie sowieso schon wusste. Jamie hatte den Sturz aus dieser Höhe nicht überlebt. Niemand konnte das. Sie hörte seinen Aufschrei, sah seine verzweifelten Versuche, nicht in die Tiefe zu stürzen und sich am Geländer festzuhalten immer wieder vor sich. Warum? Warum hatte es soweit kommen müssen, wo sie doch so glücklich waren?
    In der kurzen Entspannungspause, die ihr zwischen den einzelnen Wehen blieb, griff sie nach ihrem Handy, musste sie doch seine Eltern informieren. Sie durften es nicht von einem gefühllosen Polizeibeamten erfahren. Ihre Finger schwebten über der Tastatur, als ein plötzlicher Weinkrampf sie schüttelte und sie nur noch am Rande mitbekam, wie Malte sie behutsam in die Arme nahm, abermals versuchte, die lästigen Zuschauer loszuwerden. Ihr Körper war heillos überfordert mit der Situation, reagierte deshalb noch heftiger auf den herben Verlust, den sie nun verkraften musste. Ein tief sitzender Schock kam hinzu. Izabella griff nach Maltes Fingern, die sich auf ihr Handgelenk gelegt hatten, um ihren rasenden Puls zu fühlen und löste sie vorsichtig. Warum sollte sie sich behandeln lassen, war im Moment doch alles sinnlos. Sie wollte sich gegen die medizinische Versorgung sträuben, sie nicht zulassen, doch eine neue, noch stärkere Wehe, machte ihr klar, dass sie zumindest für ihre Tochter kämpfen musste. Doch war sie dazu überhaupt in der Lage? Jetzt, wo immer deutlicher in ihr Bewusstsein vor drang, dass sie alleine klar kommen musste, ohne Jamie an ihrer Seite. Er würde bei der Geburt nicht dabei sein und würde seine Tochter nie in den Armen halten können. „Malte, bitte bring’ mich ins Krankenhaus. Ich will hier weg… bitte…“ Laut schluchzend ließ sie ihren Kopf gegen seinen Oberkörper sinken. Warum konnte sie nicht endlich aus diesem schrecklichen Alptraum aufwachen, der sie gefangen hielt?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.09.2007, 10:55


    Sanft strich Malte ihr eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht und griff erneut nach ihrem Handgelenk. Der Puls ging erschreckend schnell und auch die Wehen kamen beängstigend schnell hintereinander. Er musste handeln und das sofort. Suchend blickte er sich um, aber er konnte keinen Notarzt oder Sanitäter sehen. Wie weit die Versorgung von Jamie schon war? Ob man einen Notarzt entbehren konnte um hier zu helfen? Man musste einfach. Eilig stand Malte auf und versuchte über die Köpfe der Leute hinweg einen der Kollegen zu entdecken. Aber es war sinnlos in dem Getummel jemanden auszumachen. Eilig griff er nach dem Funkgerät, das er sich, kurz nachdem Jamie im Haus verschwunden war, eingesteckt hatte. Bemüht Izabella nicht aus den Augen lassend funkte er die Kollegen an und forderte einen Notarzt und RTW an. Erschrocken beobachtete Malte, wie sie sich immer stärker und öfter unter den Wehen zusammenkrümmte. Bestürzt ließ er sich auf die Knie fallen und griff nach ihrer Hand. Etwas anders konnte und durfte er nicht unternehmen, aber vielleicht würde das Izabella auch etwas beruhigen. Zu sehr darauf konzentriert ihr zu helfen, verdrängte er die Gedanken um Jamie völlig und dachte auch nicht mehr daran, ihr zu sagen, dass er den Sturz überlebt hatte. Noch während er immer wieder über ihren Handrücken strich, und sich völlig falsch am Platz fühlte, wusste er was ihre Wehen ausgelöst hatte. Sie musste beobachtet haben, wie ihr Freund vom Balkon gestürzt war. "Der RTW kommt gleich und bringt dich ins Krankenhaus. Das wird alles gut gehen. Dem Baby wird nichts passieren."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 10:00


    Am Ende mit ihren Kräften schüttelte Izabella mutlos den Kopf. „Ich schaff’ das nicht... ich kann nicht...“ Im Bruchteil einer Sekunde krampfte sich ihre Hand um seine und sie konnte einen erstickten Schmerzensschrei nicht mehr länger unterdrücken. Ihre Augen wurden wieder feucht. Jamie sollte es sein, der bei ihr saß und ihre Hand hielt, nicht Malte. Matt ließ sich Izabella zurück sinken und schloss ihre Augen. Wollte niemanden mehr sehen.
    „Moin Kollege, was haben wir?“ Das Chaos am eigentlichen Einsatzort hatte sich inzwischen gelegt. Die Patienten waren längst in die umliegenden Krankenhäuser gebraucht und man war am Abrücken, als plötzlich Maltes Funkspruch einging. Eine drohende Geburt? Sollte ihr Kollege zu viele giftige Dämpfe eingeatmet haben oder hatten sie eine Patientin bei all den vielen Verletzten übersehen? Eilig hatte man sich auf den Weg gemacht, um den Rettungsassistenten zu unterstützen und ließ sich nun rasch neben der jungen Frau nieder. „Tief durchatmen, dass bekommen wir schon hin. In welchem Monat sind Sie? Gab es vorher bereits schon einmal Komplikationen?“ Der Notarzt sah Izabella erwartungsvoll an, während er ihr einen Zugang setzte und sie vorsichtig zu untersuchen begann. Was er dabei jedoch feststellen musste, ließ die Situation noch bedrohlicher für Mutter und Kind aussehen. Die Wehen kamen nicht mehr in kurzen, regelmäßig wiederkehrenden Abständen, aber dafür hatten starke Blutungen eingesetzt. „Wir müssen die Patientin sofort ins Krankenhaus bringen. Hat sie noch etwas Wichtiges erwähnt, was uns helfen könnte? Einen Vater, den man informieren soll?“ Zu all den Fragen des Arztes hatte Izabella geschwiegen, hörte jetzt auch nicht zu, als dieser sich mit Malte unterhielt. Sie hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Jamie war ihre Kraft gewesen, der sie immer unterstützt und aufgebaut hatte. Nun sollte seine Tochter auf die Welt kommen, ohne ihn.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 16:12


    Ärgerlich blickte Malte zu dem Notarzt und wünschte, es würde Philipp hier neben ihm am Boden knien und sich um Izabella kümmern. Er war sich sicher, dass Philipp dieses Mal sicher gewusst hätte, welchen Spruch er machen durfte und welchen nicht. Aber es war eben nicht der Kollege aus dem EKH der sich nun um Izabella kümmerte, sondern ein fremder Notarzt. "Sie ist im achten Monat, so weit ich weiß hat sie keine Medikamentenunverträglichkeit, aber sie ist eine ehemalige Magersuchtpatientin." So leise wie möglich antwortete Malte dem Notarzt und warf immer wieder feindselige Blicke zu den umstehenden Leuten. Warum nur konnten sie auch in diesem Augenlick nicht einfach verschwinden und gehen? Was war so sensationell daran, dass eine Frau auf der Straße ihr Baby zur Welt brachte? Noch während man Izabella vorsichtig auf die Trage des RTW's legte ließ Malte ihre Hand nicht los. Auch wenn er sich so schrecklich fehl am Platz vorkam, wollte er Izabella jetzt nicht alleine lassen. Zeit um ihr zu sagen, dass Jamie lebte, blieb ihm auch nicht. Alles was er tun konnte, war die Anweisungen des Notarztes ausführen, und versuchen Izabella möglichst ruhig zu halten. Jede Aufregung oder Verkrampfung konnte ihrem Kind jetzt schaden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 16:31


    Rasch räumte man alle Utensilien zusammen, die man für die Versorgung benötigt hatte und der Notarzt warf einen letzten kontrollierenden Blick auf seine Patientin, bevor er eine Hand auf Maltes Schulter sinken ließ und ihm stumm zu verstehen gab, dass er sich wieder seiner eigentlichen Arbeit zuwenden sollte. "Wir bringen sie zu euch ins EKH, denn das liegt am nähersten, falls urplötzlich Komplikationen, trotz Wehenhemmer und Beruhigungsmittel auftauchen sollten. Hoffe ich allerdings nicht, denn ich würde ihr einen Kaiserschnitt gerne ersparen."

    Rote Ampeln und all die anderen Verkehrsteilnehmer waren kein Hindernis für den Rettungswagen, der sich mit wirbelnden Blauicht und dem schon von der Weite alarmierenden Martinshorn durch die Straßen der Großstadt schlängelte. Nur an unübersichtlichen Kreuzungen wurde die Geschwindigkeit gedrosselt, um kein allzu hohes Risiko einzugehen. Kanne man es nur zu gut, welche Rücksichtslosigkeit manche Autofahrer aufbrachten. Jedes zeitliche Einschätzungsvermögen hatte Izabella verloren, seit man sie vorsichtig auf die Trage gebettet und zum RTW gebracht hatte. Wohin fuhr man sie? Das EKH war nicht weit entfernt, doch die Fahrt kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Betäubt von dem leichten Beruhigungsmittel, hielt sie die Augen geschlossen und versuchte sich auf die Geräusche zu konzentrieren, die dicht an ihrem Ohr zu hören waren. Erst Minuten später realisierte sie, dass der Notarzt versuchte, mit ihr zu reden und mehr über sie zu erfahren, damit eine Behandlung für sie einfacher sein würde. Izabella schwieg jedoch, zeigte keinerlei Reaktionen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 16:42


    Verschwitzt streifte sich Anna die grüne OP-Mütze ab und warf sie in den dafür vorgesehen Behälter. Alles was sie jetzt brauchte war ein starker Kaffee in der Küche. Ob Malte und Jamie bereits wieder von ihrem Einsatz zurück waren? Schon bevor sie in den Operationssaal verschwunden war, hatte der Einsatz der beiden ungewöhnlich lange gedauert. Ein schrilles Piepsen holte sie aus ihren Gedanken und seufzend setzte sie sich wieder in Bewegung. Dass an diesem Tag auch alles zusammen kommen musste. Zuerst stand sie außerplanmäßig im OP und jetzt wurde sie sofort wieder in der Notaufnahme gebraucht. Resigniert stellte sie fest, dass man Philipp vielleicht doch nicht hätte freigeben sollen, aber das ließ sich jetzt nicht mehr rückgängig machen. Wer wusste schon, wo sich der Arzt an seinen freien Tagen herumtrieb.
    "Moin. Was haben wir?" Rasch eilte Anna auf den Notarzt zu, der ihr bereits das ausgefüllte Protokoll in die Hand drückte, und überflog die Werte. "Person mit Verdacht auf Spontan- und Frühgeburt. Konnte sie mit Wehenhemmern stabilisieren. Wehen sind jetzt wieder in längeren Abständen gekommen, aber die starke Blutung macht mir sorgen." Sanft lächeln blickte Anna von dem Protokoll auf und wollte ihrer Patientin ein aufmunterndes Lächeln schenken, so wie sie es bei anderen auch tat. Kaum aber hatte sie Izabellas Gesicht gesehen, gefror ihr Lächeln und sie legte einen Gang zu. "Gut, sofort auf die fünf, Ultraschall vorbereiten, und schaut vorsichtshalber ob der Kreissaal frei ist. Es eilt."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 16:53


    "Wir konnten vor Ort nur Vermutungen anstellen, aber höchstwahrscheinlich wurden die Wehen durch einen Schock ausgelöst. Würde auch zu dem Verhalten der Patientin passen, denn sie beantwortet keine Fragen und reagiert auch auf keine andere Ansprache. Wir haben sie zufällig auf der Straße, bei unserem eigentlichen Einsatzort gefunden. Brennendes Haus, mit unzähligen Verletzten." Während Izabella in den Behandlungsraum gebracht wurde, versuchte der Notarzt seiner Kollegin so viele Informationen, wie nur möglich zu geben. Informationen, die er größtenteils auch nur erfahren hatte und so nicht selbst beurteilen konnte.
    Immer noch leise, aber wesentlich klarer drangen die Stimmen zu Izabella durch und sie hörte, wie der Notarzt auf den Einsatz zu sprechen kam. Er hatte Malte gefragt, ob ein Vater zu informieren war. Malte hatte ihm darauf nicht geantwortet. Sollte das wirklich bedeuten, dass es für Jamie keine Chance mehr gegeben hatte. Die bohrende Ungewissheit, die mit der immer schwächer werdenden Wirkung der Beruhigungsmittel zurückkehrte, ließ Izabellas Puls wieder schneller werden und nervös schlug sie ihre Augen auf, wollte sich aufrichten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 17:02


    "Ja, danke Kollege." Rasch warf sie einen dankbaren Blick zu dem Notarzt und schenkte Izabella dann wieder ihre ganze Aufmerksamkeit. Aus den Augenwinkeln heraus merkte sie gerade noch rechtzeitig, dass sie sich aufrichten wollte. Eilig legte sie Izabella eine Hand auf die Schulter und drückte sie zurück in das Kissen. "Nichts da. Du bleibst schön liegen, deine Tochter braucht Ruhe." Blind griff sie nach dem Ultraschallgerät und führte es vorsichtig zu Izabellas Bauch. Langsam und gründlich untersuchte Anna die Gebärmutter. Was sie sah gefiel ihr überhaupt nicht. Nicht nur, dass die Fruchtblase bereits geplatzt war und starke Blutungen eingesetzt hatten, sondern das Kind lag auch noch falsch im Bauch. So sehr Anna es auch gewollt hätte, sie konnte einen Kaiserschnitt nicht verhindern. Nicht, wenn sie nicht das Leben von Mutter oder Tochter aufs Spiel setzen wollte. "Izabella, es tut mir leid, aber ich kann dir keine normale Geburt ermöglichen. Du hast bereits schon viel Blut verloren, die Fruchtblase ist auch schon längst geplatzt und dein kleines Töchterchen liegt nicht mal richtig herum im Bauch. Ich hole jetzt nur noch schnell den Gynäkologen hinzu und du wirst sehen, bald werden Jamie und du euer Kind auf den Armen halten." Versucht so positiv zu klingen wie nur irgendwie möglich redete Anna auf die immer noch unter Schock stehende Izabella ein. Was wirklich mit Jamie war, und warum er nicht gemeinsam mit Malte gekommen war um seine Freundin einzuliefern hatte sie noch nicht erfahren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 17:14


    Bei Annas Erwähnung von Jamie, blitzten Izabellas Augen auf und verloren ihren glasigen Ausdruck. Fast schien es so, als hätte sie sich dazu entschlossen, wieder in die Realität zurück zu kehren. Ängstlich tastete Izabella nach Annas Hand, wollte sich erneut aufrichten, doch ein erneuter Schmerz, hielt sie davon ab. Die Wehen hatten wieder eingesetzt und Izabella sank in eine immer tiefere Verzweiflung. Es hatte doch alles keinen Sinn mehr. Die ganzen Monate waren keine Komplikationen aufgetreten und nun war alles verloren. Was mit Jamie war, hatte sie bis jetzt nicht erfahren, doch eben das konnte nur bedeuten, dass man ihr weitere Aufregung ersparen wollte und ihr deshalb nicht sagte, das es zu spät gewesen war, um ihn retten zu können. Ihre Tochter schwebte in Lebensgefahr und nur weil die Aufregung zu viel gewesen war. "Anna, ich habe Angst. Was ist mit Jamie? Bitte sag' es mir. Es ist doch sowieso schon alles egal." Wieder liefen die Tränen, wie Sturzbäche über ihr Gesicht und ihr Körper verkrampfte sich unter neuen Wehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 17:22


    Erschrocken blickte Anna kurz zu Malte und dann wieder zu Izabella. Sollte mit Jamie am Einsatzort wirklich etwas passiert sein? War das der Grund, warum Malte mit dem anderen Notarzt gekommen war? Eine logische Erklärung für Izabellas Zusammenbruch und die viel zu frühen Wehen wäre es auf jeden Fall. Vorsichtig griff Anna nach Izabellas Hand und drückte sie sanft. "Ich weiß nicht was mit Jamie ist. Und du brauchst keine Angst haben, wir haben hier die besten Ärzte." Ohne zu realisieren, was ihre Worte bei Izabella bewirken konnten versuchte Anna die junge Frau zu beruhigen, was angesichts des tiefsitzenden Schocks aber nur kaum gelang. "Izabella, Jamie ... er ist ...", stotternd setzte Malte zu einer erklärenden Antwort auf ihre Frage an, aber auch bei ihm saß der Schock noch zu tief. Gerade als er sagen wollte, was mit Jamie passiert war, als er auf dem harten Boden aufgeschlagen hatte, wurde der Vorhang zurück gezogen und der Gynäkologe holte Izabella für den Kaiserschnitt ab. Betroffen blickte Malte ihr hinterher, wie sie immer wieder ihre Arme schützend um ihren Bauch schlang, als müsste sie ihr Kind vor der Wahrheit um den Vater schützen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 17:44


    Gerade als Anna sich Malte zu wandte und zu einer Frage ansetzen wollte, betrat Dr. Dietrich den kleinen Raum und die Ärztin sah nicht so aus, als hätte sie groß Lust, sich auf eine Diskussion mit Malte oder Anna einzulassen. "Herr Ohlsen, warum erfahre ich nicht umgehend, was sich am Einsatzort zugetragen hat, sondern muss erst darauf warten, dass ich zufällig von der jetzt schwierigen Situation erfahre?" Ihr Ton war ungnädig und ihre Augen funkelten immer noch gefährlich, als sich die Ärztin nun zu Anna drehte. "Dr. Jacobi, sie übernehmen für den restlichen Tag die Station, nicht mehr die Notaufnahme und der Dienst auf dem NAW muss wohl eingestellt werden, nachdem Dr. Haase seinen freien Tag hat. Was genau vorgefallen ist, möchte ich heute nach Dienstschluss höchstpersönlich von ihnen, Herr Ohlsen, erfahren, haben wir uns verstanden." Wütend und ohne noch groß weitere Worte zu verlieren, verschwand Dr. Dietrich, so schnell, wie sie gekommen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 17:53


    "Sag mal, was bildet die sich eigentlich ein?" Völlig aufbrausend war Malte aufgesprungen und hatte seiner Chefin schon hinterher laufen wollen. Rasch sah er ein, dass es keinen Sinn hatte noch mehr Ärger zu riskieren, wo die Situation durch Jamies Unfall schon schwierig genug war. Erst bei Annas fragenden Blick erinnerte er sich wieder daran, dass sie ja von nichts wusste, und somit auch keine Ahnung hatte auf was Dr. Dietrich angespielt hatte. Erschöpft und mit den Nerven am Ende ließ er sich auf einen der Hocker fallen und vergrub sein Gesicht in den Händen. "Es ging hier um Jamie." Ein kurzer Satz, der die Sache noch undurchsichtiger machte, als sie eh schon gewesen war. "Als wir am Einsatzort angekommen sind, waren wir die ersten vor Ort und Jamie ist sofort in das brennende Haus hinein. Irgendwann haben wir ihn dann mit einem Jungen auf einem der Balkone entdeckt, heftigst diskutierend. Was dann passiert ist, ist so schnell gegangen. Der Junge wollte springen, Jamie hat ihn zurück gehalten, wieder auf den Balkon gezogen und dabei selbst das Gleichgewicht verloren. Ich denke er wird die OP sein, die Dr. Dietrich gerade hat." Erschöpft schloss Malte seine Erzählung und wusste nicht, was er mehr hoffen sollte. Solle er hoffen, dass bei Izabella alles gut ging, oder doch eher, dass Jamie keine bleibenden Schäden von dem Sturz davon getragen hatte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 19:12


    „Jamie ist von einem Balkon, des brennenden Hauses gestürzt, weil er einen Jungen am Selbstmord hindern wollte?“ Geschockt wiederholte Anna die schlimme Tatsache, die ihr Malte soeben mit wenigen Worten geschildert hatte. „Sag mir bitte eines, hat Izabella den Sturz von Jamie mit ansehen müssen? Natürlich, wieso sonst hätte es zu solchen Komplikationen kommen können. Verdammt…“ Sich ihre Frage selbst beantwortend, lief Anna nervös durch den kleinen Raum und konnte nicht glauben, was passiert war. Wie sollte Izabella das überstehen, sollte Jamie die OP nicht überleben? Das würde sie nicht überstehen, nicht nachdem was Jamie für sie bedeutete. Zwar würde sie noch versuchen für ihre Tochter zu kämpfen, doch der Kampf wäre mit Sicherheit bald verloren. In Gedanken schimpfte Anna sich selbst, dass sie sofort von dem Schlimmsten ausging, doch sie konnte nicht anders. „Weißt du, in welchem Zustand Jamie war, als man ihn hier eingeliefert hat?“ Um nicht noch nervöser zu werden, lehnte sich Anna gegen die Wand und fuhr sich kurz durch ihre, sich sträubenden Haare.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 19:22


    Genauso nervös verfolgte Malte jeden Schritt von Anna und war froh, als sich diese endlich an die Wand lehnte. Es würde Jamie und Izabella auch nicht weiterbringen, wenn sie jetzt die Nerven verloren. "Nein, ich weiß nicht in welchem Zustand er war. Die anderen Notärzte hatten sich sofort um ihn gekümmert. Er muss auf jeden Fall einen großen Schutzengel gehabt haben, dass er den Sprung aus dem zweiten Stock überhaupt überlebt hat." Nachdenklich starrte Malte seine Kollegin an, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Wie es jetzt wohl um Jamie stand? Ob er im OP schon das Schlimmste hinter sich hatte, oder ob die Ärzte immer noch verzweifelt um sein Leben kämpfen mussten? "Izabella muss mich zugesehen haben, wie er da runter gestürzt ist. Oh ich Idiot ...", mit der flachen Hand an die Stirn schlagend sprang Malte auf und begann selbst hin- und her zu laufen. "Sie weiß ja noch gar nicht, dass er den eigentlichen Sturz überlebt hat. Er darf jetzt nicht einfach schlapp machen, verdammt. Nicht jetzt, wo sie endlich richtig glücklich werden können, ohne Probleme zu haben."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 19:31


    "Izabella weiß nicht, dass Jamie den Sturz überlebt hat? Warum hat ihr das niemand gesagt? Nur ein bisschen weniger Aufregung hätte ihr vielleicht den Kaiserschnitt ersparen können." Es sollte gegenüber Malte, nicht wie ein Vorwurf klingen, doch Anna war vollkommen durcheinander und konnte nur noch an die schlimmen Folgen denken, die dieser eine Einsatz hervor bringen könnte. Sowohl bei Jamie, als auch bei Izabella könnte es zu weiteren Komplikationen kommen und es könnte für beide schlimmes bedeuten. Anna beobachtete Malte und löste sich langsam von der Wand. Ruhig ging sie auf ihren Kollegen zu und hielt ihn am Arm fest. "Ich glaube es ist besser, wenn du nach Hause gehst. Hier kannst du sowieso nichts mehr tun und Dr. Dietrich wird dich nach der anstrengenden OP nicht vermissen. Wenn doch, werde ich mir schon etwas einfallen lassen. Schließlich konntest du nichts für diesen Unfall und sie kann auch nicht von dir verlangen, dass du sie sofort informierst, wenn du dich erst noch um Izabella kümmern musst, schließlich war sie in diesem Moment eine Patientin von uns, nichts anderes."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 19:43


    "Nein, ich konnte ihr nicht sagen, dass Jamie das überlebt hat. Du hättest sie sehen sollen. Das war einer der wenigen Momente, wo ich mich in meinem Beruf völlig überfordert gefühlt habe. Ich wusste nicht mehr was ich machen soll." Vorsichtig löste er Annas Arm von seinem und trat ein paar Schritte zurück. Seine Antwort war heftiger gewesen, als er es beabsichtigt hatte, aber er wusste einfach nicht mehr weiter. Was wenn bei einem der beiden wirklich etwas schief laufen sollte? Er durfte nicht weiter darüber nachdenken. "Ja Anna, du hast Recht. Vielleicht wäre es besser ich würde nach Hause gehen. Aber bitte ruf mich an, wenn du weißt wie es den beiden, oder besser gesagt den dreien geht, ja? Bitte Anna!" Nur schwer konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden jetzt einfach nach Hause zu fahren und darauf warten zu müssen, dass Anna ihn anrief. Viel lieber wäre es ihm gewesen, er hätte sofort gewusst, wie es einem der drei geht. Mit hängendem Kopf und tausenden herumwirbelnden Gedanken drehte er sich um und ging langsam aus dem Behandlungszimmer hinaus.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 19:54


    Schon ertönte wieder Annas Piepser und sie konnte Malte nur noch zu rufen, dass sie ihn auf jeden Fall informieren würde, wenn sie von Izabella oder Jamie etwas wusste.
    Schnell hatte der normale Streß sie wieder eingeholt und im Gegenteil zu Malte, hatte sie kaum die Gelegenheit viel über das Unglück nachzudenken.

    Angenehme Wärm, ein sanfter Windhauch, der einen blumigen Duft mit sich brachte und erholsame Stille umgaben Izabella, als sie langsam aus ihrer Narkose aufwachte, benommen versuchte ihre müden Augen zu öffnen. Zuzuordnen vermochte sie den Moment nicht, fühlte sie sich, wie in Trance, die sie nicht loslassen wollte. Veirrt in einen dichten Nebel, versuchte sie sich zu orientieren. Was war geschehen? Wo war sie? Vorsichtig versuchte Izabella sich zu bewegen, spürte jedoch sofort einen starken Schmerz, der durch ihren Körper fuhr und stöhnend schlang sie ihre Arme um ihren Körper. Was hatte dieser schon fast betäubende Schmerz zu bedeuten? Wieder versuchte sie ihre Augen zu öffnen,d och es war ihr nicht möglich, sie für einen längeren Zeitraum offen zu halten. Nur schemenhaft nahm sie die Umgebung war, doch es reichte aus, um festzustellen, dass niemand bei ihr war und sie sich in einem Zimmer des Krankenhauses befand.
    Leer lag das Krankenzimmer eine Viertelstunde später da, die Fenster weit geöffnet, ebenso die Tür und das Bett leer.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 20:04


    "Dr. Jacobi?" Erschrocken fuhr Anna herum und starrte ihre Chefin an, als würde sie diese zum ersten Mal sehen. "Wo ist Ohlsen? Sagte ich nicht ausdrücklich, dass er mir Bericht erstatten soll warum die Verständigung so lange gedauert hatte, oder besser gesagt gar nicht stattgefunden hat?" "Herr Ohlsen stand unter Schock. Ich habe ihn nach Hause geschickt." Ohne mit der Wimper zu zucken sagte Anna ihrer Chefin die Wahrheit. "Er musste ebenfalls mit ansehen, wie Dr. Schwarz von dem Balkon stürzte und außerdem hatte er sich anschließend sofort um eine Patientin mit Spontangeburt kümmern müssen." Ohne weiter auf ihre Chefin zu achten setzte Anna ihren Weg zu Izabellas Zimmer fort. Sie wollte nach der jungen Frau sehen, wollte wissen wie es ihr ging in dem Gedanken ihr Freund hätte den Sturz nicht überlebt. Sie musste ihr sagen, dass dem nicht so war. "Wie ist die OP von Dr. Schwarz verlaufen?" Bang wartete sie auf eine Antwort von Dr. Dietrich. Würde diese jetzt sagen, dass Jamie es nicht überlebt hatte? Würde er bleibende Schäden davongetragen haben? "Noch liegt er in Narkose und ist intubiert, aber sein Schutzengel scheint ganze Arbeit geleistet zu haben. Er wird in ein paar Stunden aufwachen. Außer einer offenen Unterschenkelfraktur, Blutergüssen, Brandwunden und einem Schädel-Hirn-Trauma hat er nicht mehr abbekommen." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, bog Dr. Dietrich an der nächsten Ecke in den entgegengesetzten Gang und ließ Anna alleine zurück. Gedankenversunken setzte Anna ihren Weg zu Izabella fort und nahm die Leute auf dem Gang nur am Rande wahr.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 20:12


    Immer wieder fuhr sie sich nervös durch ihre Haare, musste sich gegen die kalte Wand des Flures lehnen, um den stechenden Schmerz ausklingen zu lassen, der sie fast verrückt werden ließ. Fast schlimmer fühlte er sich an, als die bereits überstandenen Wehen.
    Kaum war Izabella entgültig aus der Narkose erwacht, erwachte auch eine schreckliche Leere in ihr, die nicht auszuhalten vermochte. Sie wollte wissen was passiert war. Was war mit Jamie und warum hatte man ihr nicht sofort gesagt, ob er den Sturz überlebt hatte oder nicht? Was war mit ihrer Tochter? Warum war sie nicht bei ihr? Getrieben von der Ungewissheit, hatte sie sich die Zugänge der Infusion selbst entfernt, war aufgestanden, hatte sich angezogen, um danach unbeobachtet den Raum zu verlassen. Sollte sie wirklich innerhalb von zwei Stunden, die beiden Menschen verloren haben, die ihr Leben bedeuteten? Zitternd und einem nervlichen Zusammenbruch nahe, ließ Izabella sich auf den Boden des menschenleeren Ganges sinken und vergrub ihren Kopf zwischen ihren Armen. Ihre Füße wollten sie keinen Schritt weiter tragen, doch sie war längst weit genug, von ihrem Zimmer entfernt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 20:23


    Getrieben von ihrer Sorge um Izabella hastete Anna einen langen Gang nach dem anderen entlang und beobachtete scheinbar zufällig eine Person, die sich geschwächt auf dem Boden des Ganges nieder ließ. Sie musste zumindest anhalten, und fragen was los war, schließlich war es ihr Beruf. Je näher sie kam, desto sicherer wurde sie, dass sie nicht mehr länger zu Izabellas Zimmer hasten musste, sondern diese bereits vor sich hatte. Schnell erhöhte sie ihre Geschwindigkeit und ließ sich neben Izabella auf die Knie fallen. Ohne ein Wort zu sagen nahm sie diese einfach in den Arm und wiegte sie zur Beruhigung leicht hin und her. "Du sollst doch noch nicht herumlaufen." Sanft griff Anna bei Izabella unter die Achseln und zog sie wieder auf die Beine. Noch hatte sich das T-Shirt nicht rot verfärbt, und würde es hoffentlich auch nicht tun. Eine aufgeplatzte Narbe war nicht gerade das, was man als angenehm bezeichnen konnte. Langsam gingen sie schweigend zurück zu dem Zimmer in dem Izabella alleine lag. Ohne zu fragen begann Anna ihre Patientin wieder auszuziehen und deckte sie leicht zu. Noch hatte sie kein einziges Wort über Jamie oder das Baby verloren, aber vorrangig war es ihr darum gegangen, Izabella wieder sicher im Bett zu wissen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 20:41


    Innerlich sträubte sich bei Izabella alles gegen die Tatsache, dass sie nun wieder auf ihrem Zimmer lag und nicht weiter nach Jamie und ihrer Tochter suchen konnte, doch vielleicht gab es auch gar keinen Ort, wo sie zu finden waren. Vielleicht wollte man sie deshalb hier auf ihrem Zimmer festhalten. Energisch wollte sie sich aufrichten, doch ihr Körper schien ihr nicht mehr zu gehorchen, außerdem machte der Schmerz ihr fast jede Bewegung unmöglich. Erschöpft schloss Izabella wieder ihre Augen und drehte ihren Kopf von Anna weg, um sie nicht ansehen zu müssen, wenn sie wieder ihre Augen öffnete. Sie wollte ihre Blicke nicht sehen müssen, die ihr wahrscheinlich das erzählten, was sie längst vermutete. "Malte... er hat dir alles erzählt..." Es war keine Frage, die über Izabellas und doch war es eine Überwindung für sie, überhaupt etwas zu sagen. Sie hatte Angst vor den Antworten und wollte eigentlich nicht mehr, als sich vor der Außenwelt zurück ziehen, doch wahrscheinlich würde sie dazu noch genügend Zeit haben, wenn Anna ihr sagte, dass weder Jamie, noch ihre Tochter überlebt hatten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 20:51


    "Ja Malte hat mir alles erzählt." Sanft griff Anna nach Izabellas Hand und befestigte erstmal die Zugänge wieder daran. Sanft darüber streichend überlegte sie sich, wie sie Izabella diese doch sehr freudige Nachricht beibringen sollte. Mit der freien Hand nahm sie leicht Izabellas Kopf und drehte ihn wieder zu sich her. "Du machst dir Gedanken um Jamie und deine Tochter, ja?" Auch diese scheinbare Frage, war mehr eine Feststellung, denn man konnte Izabella die Sorge deutlich ansehen. "Den beiden geht es gut. Dein Töchterchen ist noch bei ein paar Untersuchungen, schließlich hätte sie ja noch einige Wochen aushalten sollen. Sie ist ein gesundes kleines Kerlchen." Leicht lächelnd legte Anna eine Pause ein, und betrachtete intensiv Izabellas Gesicht. Dass darauf keinerlei Regung auszumachen war, beunruhigte sie. Konnte es sein, dass Izabella dachte, das ganze war nur eine Lüge, um sie wieder aufzubauen? "Und was deinen Freund angeht. Izabella, er hat den Sturz überlebt und wacht wohl in ein paar Stunden aus der Narkose auf. Du hast keinen der beiden verloren. Sie leben beide."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 21:01


    Leicht und widerstrebend schüttelte Izabella den Kopf und wollte nicht glauben, was Anna ihr da gerade sagte. Wenn alles so einfach war, warum hatten sie ihr dann nicht schon viel früher gesagt, dass alles in Ordnung war? Malte hätte es ihr sagen müssen... Mit Tränen in den Augen, versuchte Izabella ihren Kopf von Anna weg zu drehen, doch die Ärztin wusste dies zu verhindern, wollte ihr keine Möglichkeit geben, wieder tief in die Verzweiflung zu stürzen. "Jamie und der Kleinen geht es gut? Du willst mich nicht damit schonen und versuchen mich wieder aufzubauen? Bitte Anna, ich muss die Wahrheit wissen!" Behutsam richtete Izabella sich nun doch auf und griff fest nach Annas Hand. Nur zu gerne wollte sie das glauben, was ihr die Ärztin erzählt hatte, doch sie hatte auch Jamies Sturz mitverfolgen müssen, den man aus dieser Höhe kaum überleben konnte. Und bei ihrer Tochter waren es genügend Komplikationen gewesen, als dass sie die Zweifel vollkommen fallen lassen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 15.09.2007, 21:13


    "Izabella es ist die Wahrheit. Ich will dir keine heile Welt vorspielen, die es nicht mehr gibt, glaub mir." Den Griff um Izabellas Hände verstärkend sah sie diese an. Wie viele Sorgen musste sie sich in den letzten Stunden gemacht haben, wo Malte es nicht geschafft hatte ihr die Wahrheit zu sagen? "Malte konnte es nicht sagen, er war zu sehr damit beschäftigt sich um dich zu kümmern. Und was Jamie angeht. Sein Schutzengel hat ganzen Dienst geleistet. Ein paar Knochenbrüche und in den nächsten Wochen noch enorme Kopfschmerzen, aber mehr hat er nicht mitgenommen. Wenn du dich heute noch gut erholst, lass ich dich morgen zu ihm." Immer breiter grinsend sah Anna Izabella und und stellte erleichtert fest, dass sie sich wieder etwas entspannen konnte und die Nachricht endlich glauben konnte. Gerade als sich die Ärztin von Izabella lösen wollte, ging die Türe zum Zimmer leise auf und der Gynäkologe schob das kleine Bettchen mit einer noch viel kleineren Tochter von Izabella herein. "Alle Werte sind in Ordnung. Die kleine ist nur noch etwas müde, aber kern gesund." Mit einem kurzen Nicken zu Anna verließ er das Zimmer wieder und auch Anna stand schnell auf und schob das Bettchen noch etwas näher an Izabellas Bett heran. "Ich lass euch zwei dann mal alleine."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 15.09.2007, 21:24


    Blitzschnell griff Izabella nach Annas Hand, bevor diese sich von ihrem Bett entfernen konnte und hielt sie so zurück. Noch immer wirkte sie müde und erschöpft, doch das strahlende Funkeln in ihren blauen Augen, verriet, wie glücklich Izabella in diesem Moment war. Jamie, war nichts passiert und auch ihre Tochter war gesund. Alle Sorgen, die schwer auf ihr gelastet hatten, waren auf einmal, wie weg geblasen. "Anna, kannst du mir einen Gefallen tun, bitte. Ich weiß, ich sollte mich nicht überanstrengen und brav auf meinem Zimmer bleiben, aber ich muss zu Jamie. Bitte, nur zehn Minuten." Mit einem flehenden Gesichtsausdruck blickte Izabella Anna an und wusste, dass diese ihr gut zureden würde, um sie davon zu überzeugen, sich doch noch ein bisschen Ruhe zu geben, doch das konnte sie nicht. Vorsichtig setzte sie sich noch ein bisschen weiter auf und ließ von Anna ab. Zärtlich strich sie über das kleine Köpfchen ihrer Tochter, die nach all der Anstregung friedlich in ihrem Bettchen schlief. "Wir brauchen noch einen Namen für unsere Kleine, denn da wir ja noch Zeit hatten, wollten wir uns nicht sofort einigen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 09:39


    An die Zeit zurückerinnert wo sie Ole das erstemal auf dem Arm gehalten hatte, sah Anna Mutter und Tochter an. Sie selbst hatte damals auch keine Ruhe geben wollen, und so lange genervt, bis man Rainer endlich zu ihr gelassen hatte. Sollte sie Izabella jetzt, wo sie ihr schon die große Last abgenommen hatte, auch noch daran hindern zu Jamie zu dürfen? "Na gut, bevor du mir Löcher in den Bauch bettelst. Aber gelaufen wird nicht, haben wir uns da verstanden?" Unnachgiebig drehte sich Anna um und ging auf den Gang um einen der herum stehenden Rollstühle zu holen. Der Ausreisser von vorhin hatte Izabella schon genug geschwächt. Ein zweites Mal würde die junge Mutter das nicht schaffen ohne danach zusammen zu klappen. "Ich kann dir aber nicht sicher sagen, ob Jamie schon wieder aus der Narkose aufgewacht und ansprechbar ist. Nicht, dass du dir da jetzt falsche Hoffnungen machst." Behutsam breitete Anna noch eine dicke Wolldecke über Izabella aus und nahm die Infusionen vom Ständer. Mit einer kleinen Spur von Neid beobachtete Anna wie Izabella sich liebevoll um ihre kleine, noch namenlose Tochter kümmerte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 13:55


    Zärtlich strich Izabella immer wieder über den Kopf ihrer kleinen Tochter und spürte die feinen, weichen Haare, die fast schwarz waren. Friedlich schlief die Kleine in ihren Armen, öffnete nur kurz die kleinen, dunklen Augen. Egal welche Bedingungen Anna in diesen Moment gestellt hätte alle erfüllt, nur um in Jamies Nähe zu dürfen, sich zu vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. „Danke Anna! Ich glaube du weißt, wie viel das gerade für mich bedeutet. Auch wenn Jamie noch nicht aufgewacht ist, muss ich ihm einfach sagen, dass seine kleine Tochter keine Geduld mehr hatte. Sie kommt wohl doch nicht nur nach mir.“ Lächelnd hauchte Izabella ihrer Kleinen einen sanften Kuss auf die Stirn.
    Der Weg zur Intensivstation war nicht weit und doch wurde Izabella immer ungeduldiger, je näher sie der Station kamen. Was würde sie hinter der Tür des Krankenzimmers erwarten? Nervös übergab sie ihre Tochter Anna und ließ sich dann in das Zimmer von Jamie bringen.
    Entsetzt weitete sich ihre Augen, als sie Jamie in dem weißen Bett liegen sah, umgeben von den Überwachungsmonitoren. Er sah aus, als würde er friedlich schlafen, doch die dicken Verbände, um Kopf und Arme, und die unzähligen Hämatome veränderten das friedliche Bild. Leise, als könnte das kleinste Geräusch ihn aufwecken, legte Izabella die warme Wolldecke auf die Seite und stand vorsichtig aus dem Rollstuhl auf. Sie wollte ganz in seiner Nähe sein, wenn er aufwachte. Ihn mit einem forschenden Blick musternd, ließ Izabella sich auf seinem Bett nieder und griff nach seiner Hand, welche leichte Schürfwunden zeigte. Erleichtert darüber, dass Anna sie wirklich nicht angelogen hatte, beugte sich Izabella über Jamie und gab ihm einen vorsichtigen Kuss. Eine Träne der Erleichterung wischte sie sich unsanft mit dem Handrücken aus dem Gesicht. „Und du hast immer Angst, dass ich Blödsinn begehe, der mir gefährlich werden könnte.“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 14:29


    Immer und immer wieder warf Anna einen Blick in das Krankenzimmer von Jamie, der immer noch schlief und von seiner Umgebung keinerlei Notiz nahm. Zärtlich strich sie der Kleinen auf ihrem Arm immer wieder über das Köpfchen und musste irgendwann den Kopf schütteln. Wenn Nils sie jetzt so sehen würde, würde er sofort wieder von einem eigenen Kind anfangen. Aber er sah sie eben nicht so. Er sah sie genauso wenig, wie Jamie Notiz von seiner Tochter und seiner Freundin nahm. Leise öffnete Anna nun auch die Türe und trat ans Fußende von Jamies Bett. Ein kurzer Blick auf die Überwachungsmonitore genügte, um ihr zu sagen, dass die Werte alle in Ordnung waren und Jamie bald wieder aufwachen würde.

    Schrecklich monotones, aber gleichmäßiges Piepsen, das einfach nicht aufhören wollte und die Helligkeit um ihn herum, ließen ihn langsam aufwachen. Langsam versuchte er seine Augen aufzumachen, er wollte sehen wo er sich befand. Schemenhaft nahm er seine zwei Besucher wahr, konnte ihre Umrisse aber nicht zuordnen. Unruhig versuchte er seine Lage etwas zu verändern um etwas bequemer zu liegen. Erschöpft schloss er anschließend die Augen wieder komplett und versuchte ruhig zu atmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 14:41


    Erfreut beobachtete Izabella Jamies Bewegungen und sah glücklich zu Anna. Bald würde er wieder vollkommen zu Bewusstsein kommen, ein Moment, in dem sie ihm seine Tochter vorsichtig in die Arme legen konnte. "Lässt du mich noch einen Augenblick mit ihm alleine?", flüsterte Izabella und warf Anna einen bittenden Blick zu. Sie wollte ihn nicht sofort mit der neuen Situation überfordern, wenn er zu sich kam. Wollte ihm die Möglichkeit geben, sich langsam an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie bereits jetzt zu dritt waren und seine Tochter auf die Welt kam, während er im OP lag. Erwartungsvoll hoffte sie auf ein zustimmendes Nicken von Anna, doch diese kam nicht mehr dazu, wurde genau in diesem Moment die Tür geöffnet. "Dr. Jacobi, die Polizei lässt fragen, ob Dr. Schwarz schon Vernehmungsfähig ist? Ich habe ihnen bereits erklärt, dass dies heute nicht mehr möglich sein wird, aber sie wollten sich dies von ihnen bestätigen lassen." Genervt rollte die Krankenschwester mit den Augen und hielt die Tür auf, damit Anna ihr folgen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 14:49


    "Ja sicher, ich komme." Sofort hatte Anna wieder von ihrer Rolle als Freundin von Izabella auf die Ärztin umgeschalten und folgte der Schwester zur Türe. Als sie gerade hinausgehen wollte, fiel ihr ein, dass sie die Tochter von Jamie und Izabella immer noch auf dem Arm hatte. Unschlüssig drehte sie sich nocheinmal zu Izabella um, aber diese hatte ihre ganze Aufmerksamkeit bereits ihrem Freund geschenkt. Leicht zuckte sie mit den Achseln und folgte der Schwester komplett auf den Gang hinaus. Eilig ging sie den Gang entlang und blieb aprupt stehen, als sie Nils und Melanie auf dem Gang stehen sah. Genau das hatte sie nicht gewollt. Sie wollte nicht mit dem Baby auf dem Arm gesehen werden. Nicht weil es ihr peinlich war, sondern weil sie sich neue Diskussionen mit Nils erpsaren wollte. "Für Jamies Aussage müsst ihr noch bis morgen warten. Er wacht jetzt gerade erst aus der Narkose auf und die drei werden dann erstmal Zeit für sich brauchen." Verschmitzt lächelnd ging sie auf Nils zu und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ist sie nicht süß die Kleine? Und Nils, wir haben darüber schon lange genug gestritten, nicht? Lass uns irgendwann später wieder darüber reden. Vielleicht habe ich meine Meinung ja jetzt geändert."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 14:58


    "Die drei?", leicht überrumpelt von ihrer direkten Aussage, wusste er nicht, was das ganze zu bedeuten hatte. Von dem tatsächlichen Unfall am Einsatzort hatte er kaum etwas mitbekommen, aber trotzdem waren Melanie und er damit beauftragt worden, die Zeugenaussage von Jamie aufzunehmen. Schließlich galt es zu klären, wer den Brand verursacht hatte und da Jamie engeren Kontakt mit dem vermeintlichen Täter gehabt hatte, war man teils auf seine Aussagen angewiesen. "Du willst mir jetzt aber nicht sagen, dass Izabella genau zu dem Zeitpunkt ihre Tochter auf die Welt gebracht hat, während Jamie im Einsatz schwer verunglückt ist?" Entzückt über das kleine Wesen auf Annas Arm, traten Melanie und Nils dichter an sie heran und beobachteten fasziniert, wie die Kleine langsam aufwachte und ihre dünnen Ärmchen von der Decke befreien wollte, die sie warm halten sollte. "Die Kleine hat dann wohl den selben Dickkopf, wie ihre Mutter. Was heißt bei dir eigentlich "später darüber reden"? Nach deinem oder meinem Dienstschluss?" Grinsend küsste Nils Anna und wusste bereits, was sie ihm damit hatte sagen wollen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 15:08


    "Doch, genau das wollte ich euch damit sagen. Der Schock Jamie aus dem zweiten Stock fallen zu sehen hat bei ihr eine Spontangeburt ausgelöst. Mir gehört die kleine nicht." Lachend ließ sich Anna auf einen der Stühle auf dem Gang sinken und betrachtete die kleine eingehend. Auf Nils' letzte Frage ging sie nicht ein, denn sie wollte nicht sofort am gleichen Abend erneut darüber diskutieren, ob sie noch einmal schwanger werden wollte oder nicht.

    Die Kopfschmerzen brachten ihn fast um und er hatte das Gefühl sein Schädel würde jeden Moment zerplatzen. Was war nur geschehen, dass er jetzt an sämtlichen Geräten angeschlossen im EKH lag. Mühsam öffnete er erneut die Augen und spürte, dass jemand seine Hand umschlossen hielt. Langsam drehte er den Kopf in die Richtung und er entdeckte Izabella an seiner Seite sitzen. "W ... was ist ... passiert?" Selbst die wenigen Worte bereiteten ihm die größten Schwierigkeiten und sein Hals fühlte sich so schrecklich kratzig und trocken an. Ob das noch von der Intubation kam? Vorsichtig verstärkte er den leichen Druck auf ihre Hand und wollte nur noch ihre Nähe spüren. Es tat so gut, dass sie jetzt bei ihm war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 15:19


    "Psst, du solltest dich noch nicht groß anstrengen, sonst bekomme ich Ärger mit deiner behandelnden Ärztin." Bestimmt legte sie ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen, um zu verhindern, dass er sie mit unzähligen Fragen überschüttete, die sie nur der Reihe nach beantworten konnte. "Malte und du, ihr hattet einen Einsatz in Altona. Ein brennendes Haus, in das man dich nicht hindern konnte, zu gehen. Das Feuer hat einem Jungen und dir den Weg abgesperrt und ihr konntet euch nur auf einem der Balkone aufhalten. Der Junge wollte in die Tiefe springen, aber du hast es geschafft, ihn daran zu hindern, dabei hast du allerdings das Gleichgewicht verloren und bist abgestürzt. Ich - ich hatte... solche Angst, dass du das nicht überlebt hast..." Sich selbst ermahnend, nicht mehr an die schlimmen Ereignisse zurück zu denken, nahm Izabella wieder ihren Finger von seinen Lippen und küsste ihn wieder vorsichtig. Ob es noch zu viel für ihn war, um zu realisieren in welcher Gefahr er geschwebt hatte, wusste sie nicht, doch sie wollte seine Frage beantworten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 15:25


    Langsam kehrte jedes Detail des Einsatzes wieder in sein Gedächtnis zurück. Da war die Situation wo er entscheiden musste ob er in das Haus ging, da war die verschlossene Türe, der dichte Rauch. Der enge Balkon mit Felix, und dann eben auch der Streit und dessen Versuch einfach so in die Tiefe zu springen. Leicht stöhnend schloss er wieder die Augen und wollte nicht länger daran denken. Er wollte nicht darüber reden, welche Angst er gehabt hatte das ganze nicht zu überleben, Izabella nie wieder zu sehen. Doch plötzlich drängte sich ein anderer Gedanke in sein Gehirn. Hatte sie zusehen müssen wie er in die Tiefe gestürzt war? Was für einen Schock musste das bei ihr ausgelöst haben? Einen Schock, der für ihre Tochter höchst gefährlich war. So energisch er konnte richtete er sich langsam auf und sah sie an. Sie hatte ein Nachthemd des Krankenhauses an, so wie er auch. Sollte mit ihrer Tochter etwas passiert sein? Mit angstgeweiteten Augen blickte er sie an und umschloss ihre Hand noch fester. "Du ... du hast mich fallen gesehen? Was ist mit dir passiert? Was ist mit der kleinen?" Angspannt blickte er sie an und wartete ungduldig auf eine Antwort von ihr. Sollte ihrer Tochter etwas passiert sein?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 15:35


    Obwohl es keine Nachricht gab, die sie ihm verheimlichen wollte, musste Izabella ihren Blickkontakt zu ihm unterbrechen und war nicht fähig ihn in diesem Moment anzusehen. Seine Hand ließ sie jedoch nicht los und sie wollte sich auch keinen Zentimeter von ihm entfernen. "Malte hat mich angerufen, nachdem man nicht wusste, wie man euch helfen konnte. Gerade als ich am Einsatzort ankam, bist du gestürzt. Ich werde die Bilder wahrscheinlich nie wieder loswerden..." Nein, das würde sie nicht und das wusste sie, doch es hätte schlimmer ausgehen können. So schlimm, wie sie es sich in diesen Minuten ausgemalt hatte. "Ich war nicht fähig, in diesem Moment zu dir zu gehen und habe mir eingeredet, dass du diesen Sturz nicht überlebt hast. Zurück beim Auto bekam ich dann plötzlich starke Schmerzen. Der Schock hatte bei mir die ersten Wehen ausgelöst. Man hat mich fast gleichzeitig, wie dich hier eingeliefert. Für eine normale Geburt, war die Situation zu kompliziert und so mussten die Ärzte einen Kaiserschnitt durchführen." Izabella wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, was alles bei ihrer eigenen OP hätte passieren können. Vorsichtig löste sie ihre Hand, von Jamies und griff nach dem Klingelknopf, um eine Schwester in das Zimmer zu rufen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 15:45


    Ihre klaren Worte trafen ihn unvermutet hart. Sollte bei dem Kaiserschnitt etwas schief gelaufen sein? Sollte ihre gemeinsame Tochter die Geburt nicht überlebt haben. Unsicher was Izabellas Verhalten zu bedeuten hatte verfolgte er jede Bewegung von ihr. Langsam ließ er sich wieder in sein Kissen zurück sinken und starrte mit leerem Blick an die Decke. Nur zu deutlich meinte er zu spüren, dass seine Gedanken Wahrheit waren und vereinzelte Tränen suchten sich ihren Weg durch sein Gesicht. Es konnte doch nicht einfach so alles zu Ende sein, nicht jetzt wo sie so glücklich miteinander waren. "Izabella was ist los?" Ihre ausweichenden Blicke machten für ihn die Sache nicht leichter und am liebsten hätte er sich noch weiter aufgerichtet und hätte sie an sich gezogen, aber angesichts der ganzen Schläuche und Geräte war das keine so gute Idee.

    "Dr. Jacobi? Können Sie schnell zu Dr. Schwarz kommen?" Alarmiert von der Dringlichkeit die die Schwester in ihre Stimme gelegt hatte wollte Anna schon fast aufspringen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass sie das Baby von Jamie und Izabella auf dem Arm hatte. Rasch erhob sie sich vorsichtig und eilte der Schwester hinterher. An der Türe angekommen blieb sie leise stehen und beobachtete das Geschehen in dem Raum. Dass Jamie bereits wieder so aufrecht im Bett saß gefiel ihr überhaupt nicht, und auch sein Gesichtsausdruck ließ nichts gutes heißen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 15:56


    Izabellas, inzwischen wieder geschärften Sinne, war nicht entgangen, wie die Tür geöffnet worden war und ihr Kopf schnellte sofort herum. Auch wenn Anna, ihr jede Anstrengung verboten hatte, stand sie stürmisch auf und ging auf die Ärztin zu. "Ich hoffe du konntest der Polizei erklären, dass es wirklich der völlig falsche Zeitpunkt ist, um Jamie einer Befragung zu unterziehen. Das wäre viel zu anstrengend für ihn und außerdem fällt es ihm noch schwer sich überhaupt zu erinnern." Behutsam nahm Izabella ihre kleine Tochter Anna aus dem Arm und musste bei dem Anblick der Kleinen sofort lächeln. Mit diesem sanften Lächeln auf dem Gesicht, drehte sie sich vorsichtig zu Jamie um und erschrack als sie seine Tränen sah, die ihr vorher nicht aufgefallen waren, weil sie viel zu beschäftigt mit sich selbst war. Ungeachtet ihrer Schmerzen, die wieder von der Naben ausstrahlten, ging sie schnell zum Bett zurück und griff nach seiner Hand. Er hatte die Augen geschlossen und seinen Kopf von ihr abgewandt. "Jamie, es ist alles in Ordnung." Zärtlich legte sie ihm ihre Tochter auf den Bauch, damit er sich davon überzeugen konnte, dass er keine Angst haben musste.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 16:02


    Nur am Rande nahm er den kurzen Wortwechsel zwischen Anna und Izabella mit, zu sehr hing er seinen eigenen Gedanken nach. Er konnte und wollte es einfach nicht glauben, dass nicht alles gut geworden ist. Das Gewicht auf seinem Bauch, das augenblicklich den Druck auf die gebrochenen Rippen verstärkte ließ ihn den Kopf wieder zurück drehen. Noch hielt er die Augen geschlossen, wollte eigentlich gar nicht wissen, was auf seinem Bauch lag. Dennoch, von Neugierde getrieben, öffnete er die Augen wieder und blinzelte nach unten. Das erste was er sah war Izaballe, die mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wieder an seinem Bett saß. Erst einige Augenblicke später nahm er das kleine Bündel auf seinem Bauch wahr. Sollte sich in der Decke wirklich seine Tochter verbergen? Vorsichtig streckte er seine Hände danach aus und zog sie ein Stück weiter nach oben, so dass er sie besser sehen konnte. Die immer noch rasenden Kopfschmerzen und nun auch den Druck auf seiner Brust ignorierte er völlig, so sehr war er in den Anblick seiner Tochter versunken. Erneut bahnten sich einige Tränen ihren Weg durch sein Gesicht. Aber nun waren es Tränen der Freude, und nicht mehr des Entsetzens. "Ist die klein. Wie soll sie eigentlich heißen? Wir hatten uns ja noch nicht mal auf einen Namen geeignet."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 16:11


    "Was nicht unbedingt schlecht war, ansonsten hätte ich nämlich keinen Grund gefunden, um zu dir kommen zu dürfen. Die Ärzte hier sind nämlich äußerst streng, was das Thema Bettruhe betrifft." Izabella drehte verschmitzt grinsend den Kopf und zwinkerte Anna kurz zu. Natürlich hätte sie sich damit abfinden müssen, wenn es nicht möglich gewesen wäre, noch an diesem Tag zu Jamie zu können, doch sie wäre nie so glücklich geworden. Behutsam nahm Izabella die Kleine wieder in ihre Arme, wusste sie von Annas Bericht, dass auch Jamies Rippen etwas abbekommen hatten und so wollte sie ihm zusätzliche Schmerzen ersparen. "Ich befürchte, wir müssen uns nun wohl auf einen Namen einigen, denn Zeit bleibt uns keine mehr. Oder meinst du, wir sollten erst ein großes Familientreffen organisieren, um dann gemeinsam mit deinen und meinen Eltern zu beraten, welcher Name jetzt geeignet wäre. Dann allerdings werden wir unsere Tochter wohl in keinem Kindergarten anmelden können und auch in keiner Schule." Izabella hielt Jamies Hand wieder fest umschlossen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 16.09.2007, 16:19


    "Nein, das mit dem Namen machen wir alleine. Wir zwei haben schon ganz andere Sachen geschafft, da werden wir uns doch jetzt einigen können." Immer noch glücklich lächelnd ließ sich Jamie wieder zurück in sein Kissen sinken und schloss die Augen. Langsam spürte er wieder, wie die Müdigkeit zurückkehrte und schon das wenige Reden ihn anstrengte. Er wollte jetzt nicht schlafen und sich ausruhen, nicht bevor sie sich auf einen Namen für ihre Tochter geeinigt hatten. Noch zu deutlich sah er die langen Abende vor seinem Geistigen Auge, wo sie zusammengesessen hatten, und Namen überlegt hatten. Dass es ein Mädchen wurde, hatten sie schon bald gewusst, aber selbst dieses Wissen hatte ihnen die Sache nicht erleichert. Wie viele Abende das so gegangen war konnte er jetzt nicht mehr sagen, aber irgendwann hatten sie das Thema einfach fallen gelassen und sich darauf berufen, dass sie ja noch genügend Zeit hatten, bis die Kleine auf die Welt kam. Und jetzt war das alles doch schneller gegangen als sie gedacht hatten. "Wie wärs, wenn wir die Kleine einfach Rebecca nennen?" Verschmitzt lächelnd sah er seine Freundin an und wusste, dass genau dieser Name der war, den sie schon von Anfang an gewollt hatte, er aber nie ganz davon überzeugt gewesen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 16.09.2007, 16:30


    Forschend sah Izabella Jamie an. "Bist du dir wirklich sicher? Du warst nie wirklich überzeugt von dem Namen und nur weil wir jetzt keine Zeit mehr haben, für lange Überlegungen, musst du deshalb nicht sofort den nehmen, den ich mir immer eingebildet habe." Innerlich hatte Izabella doch längst gehofft, dass er sich für diesen Namen entscheiden würde, denn all die anderen waren nicht das, was ihren Wünschen entsprach. "Wir können auch warten, bis sie selber entscheiden kann, wie sie heißen möchte und bis dahin heißt sie einfach Kind 1." Um davon abzulenken, wie sehr sie sich darüber freuen würde, wenn Jamie tatsächlich mit dem Namen Rebecca einverstanden war, scherzte sie lächelnd über die Situation und warf immer wieder einen glücklichen Blick auf ihre Tochter, die inzwischen wieder eingeschlafen war. Wie lange hatte sie sich überlegt, wie es wohl sein würde, wenn sie endlich eine kleine Familie waren. Sie hatte es sich nicht vorstellen können, doch nun schien das ganze so furchtbar einfach zu sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 17.09.2007, 07:54


    Glücklich lächelnd blickte Jamie seine Freundin an. Schon nachdem er den Namen vorgeschlagen hatte, war das Strahlen in Izabellas Augen nicht zu übersehen gewesen. Und auch jetzt, wo sie versuchte ihn durch einen skurilen Vorschlag nach dem anderen abzulenken wusste er genau, dass sie sich nichts mehr als diesen Namen wünschte. "Nein weißt du, der Name ist nichts, was man an jeder Hausecke trifft, und sie hat uns doch jetzt schon bewiesen, dass sie kein normales Kind ist. Es würde einfach kein anderer Name zu ihr passen." Dass er den Namen eigentlich noch nie wirklich furchtbar gefunden hatte, und nur ihrem Dickkopf nicht sofort hatte nachgeben wollen verschwieg er ihr. Erschöpft griff er sich vorsichtig mit der linken Hand an die Schläfen und tastete nach dem dicken Verband. Seine Kopfschmerzen hatten sich in den letzten Minuten explosionsartig verschlimmert und jede noch so kleine Bewegung tat ihm weh. Ob er sich nicht doch einfach zu viel zugemutet hatte? Langsam griff er nach Izabellas Hand und hielt sie fest. Er wollte jetzt nicht alleine sein, aber wach halten konnte er sich auch nicht mehr. "Seid mir nicht böse ...", leise murmelnd setzte er zu einer Entschuldigung an und versuchte nicht mehr an seinen Kopf zu denken. Die Schmerzen ließen ihn noch ganz verrückt werden, aber er wollte kein zusätzliches Schmerzmittel bekommen, wo er doch genau wusste, dass in den Infusionen jede Menge drinsteckte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 14:51


    Von seiner leisen, benommenen Stimme alarmiert, hielt Izabella in ihren Versuchen inne, Jamie zu versicher, dass er mit der Namensauswahl nicht auf sie Rücksicht nehmen musste. Der Schmerz den er durch seine Verletzungen spüren musste, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und nervös drehte sich Izabella um, in der Erwartung Anna noch in der Tür stehen zu sehen. Doch Anna hatte das Zimmer unauffällig verlassen. Was wenn man bei der medizinischen Untersuch etwas übersehen hatte und bei Jamie die gefährlichen Symptome erst jetzt auftraten? Hirnblutung, Hirndruck, innere Verletzungen. Verletzung der Luge durch die gebrochenen Rippen und noch viele andere Folgeerscheinungen eines Unfalls kamen Izabella in den Sinn, von denen Jamie fast wöchentlich in seinen Erzählungen berichtete. Durch die erschöpfenden Strapazen der Geburt vollkommen mit der Situation überfordert, ließ Izabella die Monitore nicht aus den Augen, um rechtzeitig Hilfe holen zu können. Zwar schimpfte sie sich selbst, wie sie nur wieder an das Schlimmste denken konnte, wo es doch für Jamie noch viel schlimmer hätte ausgehen können. "Du hast doch Schmerzen! Soll ich dir Anna holen?" Nur zaghaft stellte sie ihm diese Frage, wusste sie nicht wie er reagieren würde. Offensichtlich wollte Jamie nicht, dass sie ging, doch was wenn ihr Besuch ihn längst überanstrengte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 15:03


    Benommen und seine Umgebung nicht mehr klar wahrnehmend schüttelte Jamie vorsichtig den Kopf. Ja, er hatte Schmerzen, so schlimme wie er sie noch nie gehabt hatte, aber er wollte nicht komplett schmerzfrei im Bett liegen und mit Schmerzmitteln vollgepumpt sein. "Ist ... ist schon okay ...", noch leiser und zögerlicher kam die Antwort von ihm, und er wusste selbst, dass er nicht überzeugend klang. Aber wie sollte er das auch, wo sich doch jeder Nerv betäubt anfühlte. Noch immer hielt er die Augen geschlossen und versuchte gleichmäßiger einzuatmen. Auch wenn sein Kopf ihm sagte, dass er Schlaf brauchte, wollte er sich dagegen aufbäumen und wach bleiben. Wollte die ersten Momente mit seiner Tochter genießen. Je mehr er dagegen ankämpfte, umso deutlicher wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr lange kämpfen konnte, ohne am Ende zusammenzubrechen. Resigniert löste er sich von dem Gedanken heute noch etwas vernünftiges zustande zu bringen. Längst bekam er nicht mehr mit, dass sein Töchterchen noch einmal aufwachte und sich in den Armen der Mutter genüsslich streckte. Schneller als er sich hätte vorstellen können war er in einen traumlosen, tiefen Schlaf gefallen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 15:13


    Unruhig überwachte Izabella noch einige Minuten Jamies Schlaf, um sicher sein zu können, dass ihm wirklich nichts passieren würde, wenn sie jetzt das Zimmer verließ. Doch selbst wenn sich seine Werte drastisch verändern würden, was könnte sie dann schon tun? Nichts. Nichts, außer darauf warten, dass die Ärzte in das Zimmer stürmten und ihr unmissverständlich klar machten, dass sie nichts tun konnte. Also warum sich schon allein mit dem Gedanken quälen, wenn ihr Körper ebenso nach Erholung verlangte. Izabella gab Jamie einen kurzen Abschiedskuss, bevor sie sich von einer Krankenschwester auf ihr Zimmer bringen ließ. Rebecca war in ihren Armen wieder eingeschlafen und vorsichtig legte Izabella sie zurück in ihr Bettchen. Sie selbst hatte keine Lust darauf sich brav ins Bett zu legen und einfach nur abzuwarten. Sie wünschte sich jemanden, der bei ihr war und verstand, wie sie sich im Moment fühlte. Völlig hilflos, überfordert und doch glücklich. Nachdenklich stand Izabella am Fenster und ihr Blick fiel auf das Telefon. Sie musste Jamies Eltern informieren, aber zu gerne hätte sie jetzt die Stimme ihres Vaters gehört, um ihm zu sagen, dass er ab heute Opa war. Vorsichtig ließ sich auf ihrem Bett nieder, um den Schmerzen der Narbe zu entgehen und griff nach dem Hörer. Die Nummer ihrer Eltern hatte sie in den letzten Monaten häufiger gewählt.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 15:24


    Leise vor sich hinsummend stand Sören im Garten und blickte gedankenverloren hinaus auf das Meer. Er hatte heute seine Arbeit früher beendet als normal und wartete nur noch auf seine Frau. Die letzten Tage schon hatten sie immer wieder diskutiert, ob es eine gute Idee war Izabella zu besuchen oder nicht. Zwar rief sie ihn regelmäßig an, und auch er nahm oft das Telefon zur Hand um sich bei ihr zu erkundigen wie die Schwangerschaft verlief. Trotzdem hatte er schon seit vergangener Woche immer mehr das Bedürfnis bekommen sie persönlich zu sehen und mal wieder in die Arme zu schließen. Wie seine kleine, so dünne Tochter wohl mit einem dicken Schwangerschaftsbauch aussah? Unwillkürlich musste er bei der Vorstellung grinsen. Immer weiter schweiften seine Gedanken ab und er erwachte daraus nur, als ihn das Klingeln des Telefons unsanft aufschreckte. Schnell hatte er sich wieder gesammelt und rannte zurück zum Haus. Völlig außer Atem nahm er ab. "Hej det är Jahnke?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 15:36


    Izabella hatte schon wieder auflegen wollen, als sie am anderen Ende die Stimme ihres Vaters vernahm. Wie kam es, das er heute schon zu Hause war? Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet ihre Eltern zu erreichen und so war sie zunächst viel zu verblüfft, als das sie daran dachte ihrem Vater zu sagen, wer ihn gerade zum Telefon gehetzt hatte. Denn das er schwer atmete, ließ Izabella vermuten, dass er sich wohl nicht in der Nähe des Telefons aufgehalten hatte.
    Gerade als sie zu einer Begrüßung ansetzen wollte, vernahm sie ein leises Quengeln und lächelnd drehte sie sich zum Bettchen ihrer Tochter. Sie hatte die Augen geöffnet und war dabei sich von der Decke zu befreien, die sie anscheinend störte. Im Bann dieses niedlichen Anblicks, stand Izabella vom Bett auf und gab Rebecca einen sanften Kuss, bevor sie sie wieder zaghafte zu deckte. Eine Erkältung wollte sie nicht riskieren. Erst bei diesem Tun entdeckte sie auch, wie klein ihre Tochter eigentlich war, denn der Strampelanzug des Krankenhauses war viel zu groß.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 15:50


    Ungeduldig versuchte Sören irgendwelche Geräusche am anderen Ende der Leitung zu vernehmen, aber das Rauschen war dafür zu stark. Ein Rauschen, das er eigentlich nur von den Telefonaten mit Izabella kannte. Sollte sie ihn gerade jetzt anrufen, wo er noch vor wenigen Augenblicken an sie gedacht hatte? Nein, das konnte nicht sein, sonst rief sie immer abends an, wo er und Mathilda sicher zu Hause waren, schließlich hatte sie nicht ahnen können, dass er heute schon früher nach Hause gegangen war. "Väm är då framme? Hejsan?" Verwirrt, dass sich am anderen Ende der Leitung immer noch nichts tat ging er gemeinsam mit dem schnurlosen Telefon in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Wieso er noch nicht aufgelegt hatte und immer noch lauschte ob am anderen Ende nicht doch ein Geräusch zu vernehmen war, wusste er nicht. Normalerweise legte er sofort wieder auf wenn sich keiner meldete, nicht aber heute. Lag es daran, dass er mit irgend jemanden reden wollte, aber keiner zu Hause war mit dem er sich unterhalten konnte? Er wusste es nicht.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 15:59


    Immer noch fasziniert von dem Anblick ihrer Tochter, welche die selben ausdrucksstarken Augen von Jamie hatte, musste sich Izabella regelrecht zwingen, sich wieder auf das Telefongespräch zu konzentrieren. Die Stimme ihres Vaters war eindeutig unterlegt mit einem ungeduldigen Unterton und sie wollte ihn nicht länger warten lassen. Glücklich lächend ließ sie sich auf ihr Bett fallen und hätte dabei beinahe laut aufgeschrien. Ihr Glück hatte sie ihre frische Operationsnarbe vergessen lassen, die von schnellen Bewegungen nichts hielt. Scharf atmete Izabella ein, bevor sie sich entgültig dem Gespräch zuwandt. "Förlåt pappa! Det är jag, Izabella. Warum bist du denn heute schon zu Hause?" Schon nach den wenigen Worten realisierte Izabella, dass sie sich nicht gerade danach anhörte, als wäre etwas großartiges passiert, sondern eher so, als hätte sie die Langeweile zu diesem Anruf getrieben. Dagegen hatte sie eigentlich nichts, denn sie wollte ihren Vater nicht sofort mit der Nachricht überfallen, dass er wohl bald nach Deutschland kommen musste, um seine Enkeltochter kennen zu lernen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 16:07


    Vor freudiger Überraschung die Stimme seiner Tochter zu hören, hätte sich Sören beinahe an seinem Wasser verschluckt. Rasch stellte er es zur Seite und ging zurück ins Wohnzimmer wo er sich lächelnd auf das Sofa fallen ließ. "Izabella. Schön dass du anrufst, habe gerade eben noch an dich gedacht." Den wahren Grund warum er an sie gedacht hatte verriet er ihr nicht, denn er war sich immer noch sicher, dass ihr Besuch in Hamburg eine Überraschung für ihre Tochter werden würde. "Ach weißt du, dein alter Papa hatte heute keine Lust mehr auf schlecht gelaunte Kollegen. Und bei der Menge an Überstunden die ich schon habe, fällt es nicht auf, wenn ich früher nach Hause gehe. Aber sag schon, allt bra?" Sofort von seinem Thema ablenkend erkundigte er sich eine Spur besorgt nach ihrem Zustand und wie es ihr ging. Auch wenn er es nicht gerne zu gab, aber am liebsten hätte er sich Tag und Nacht um sie gekümmert und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Aber auch alleine das Wissen, dass Jamie sich um Izabella kümmerte, ließ ihn ruhiger werden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 16:19


    "Natürlich, wie hätte es anders sein können, als dass deine armen Kollegen daran Schuld sind, wenn du einmal früher in der Arbeit Schluss machst", lachte Izabella auf und ließ sich in ihre Kissen zurück sinken. Wie spät war es eigentlich? Es war später Vormittag gewesen, als sie zum Einsatzort aufgebrochen war, doch danach hatte sie jedes Zeitgefühl verloren und konnte auch jetzt nicht beurteilen, ob es früher oder später Nachmittag war. Sie wusste nicht einmal, wann ihre Tochter auf die Welt gekommen, wie groß und schwer sie war. War es auch viel wichtiger gewesen, zu wissen, dass sie gesund war und ihr die Komplikationen nicht zugesetzt hatten. "Außerdem hätte ich eine viel bessere Idee, wie du deine Überstunden abbauen könntest." Verschmitzt grinsend richtete Izabella sich nun doch wieder auf und blickte zu ihrer Tochter, die immer noch wach in ihrem Bettchen lag. "Meinst du nicht, es wäre schöner Mama und du, ihr würdet euch ein paar Tage frei nehmen und nach Hamburg kommen, anstatt die Nachmittag faul zu Hause zu verbringen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 16:29


    "Meine Tochter läd mich zu sich nach Hause ein? Wie komme ich denn zu dieser Ehre?" Verschmitzt lächeln lehnte er sich in seinem Sofa zurück. Völlig überrascht konnte er nicht tun, nicht wo er und seine Frau doch schon vorgehabt hatten nach Hamburg zu kommen. Aber wie es jetzt schien, wurde ihnen die Entscheidung doch abgenommen und das ganze sollte nicht als Überraschung enden. Die zahlreichen Fotos die Jamie und Izabella per E-mail geschickt hatten, hatten ihn einen ersten Eindruck von der Wohnung bekommen lassen und er war sich sicher, dass sein Enkelkind es gut haben würe, wenn es erstmal auf der Welt war. "Sicher kommen wir euch besuchen. Wir wollten auch zwar überraschen mit einem Besuch in Hamburg, aber dann machen wir das ganze eben so. Ich hoffe aber, dass ich meine Tochter dann gesund und munter vor mir stehen habe und nicht so fertig wie das nächste Mal. Nur dann kommen wir." Sören musste bei dem Gedanken daran lachen, hörte sich seine Tochter doch wesentlich glücklicher an als noch bei ihrer Flucht nach Schweden. Er hatte keine Zweifel daran, sie fröhlich vorzufinden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 18.09.2007, 16:44


    "Keine Sorge, ich werde glücklich vor dir stehen, wenn ich euch vom Flughafen abhole..." Schon wollte Izabella fragen, wie schnell es ihnen denn möglich wäre zu kommen, als sie feststellen musste, dass es wohl noch dauern würde bis Jamie aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte und auch sie und die Kleine würden noch ein paar Tage Aufenthalt hier haben, denn schließlich war die Geburt nicht ohne Komplikationen verlaufen. Nachdenklich begann Izabella am Fingernagelrand ihres Daumens zu knabbern. Eine dumme Angewohnheit, die sie sich in ihrem Büro zugelegt hatte, wenn ihr wieder mal ein Wort nicht einfiel, sie den vor sich liegenden Absatz jedoch perfekt übersetzen wollte. Jamie hatte sie oft genug damit aufgezogen, aber in diesem Moment konnte er sie ja nicht sehen. "Tut mir Leid pappa, aber ich befürchte, was euren Urlaub in Hamburg betrifft, gibt es ein kleines Problem. Weder Jamie, noch ich werden euch am Flughafen in Empfang nehmen können..." Was sollte sie ihm sagen? Ihr ging es gut, aber trotzdem wäre es sicherlich ein Schock für ihren Vater zu erfahren, was heute alles geschehen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 18.09.2007, 18:06


    "Das ist ja kein Problem wenn ihr da arbeiten müsst. Sag mir einfach wie wir zu euch finden und wann wir da sein sollen, dann ...", mittem im Satz brach er ab und ließ sich ihre letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie sagte doch, es würde ihr gut gehen und sie würde sich über den Besuch ihrer Eltern freuen. Wieso hatte sie ihren letzten Satz so komisch abgebrochen? Und wieso sollte sie nicht kommen können, wenn mit ihr alles in Ordnung war? Arbeiten würde sie ja eh von zu Hause aus und auch Jamie würde auf sie schauen, dass sie nicht zu viel tat. "Sag mal, är allt i ordning? Här någonting hänt?" Ohne es wirlich zu wollen war er aufgesprungen, hatte begonnen hin und her zu laufen und war sofort wieder ins Schwedische verfallen. Ohne seiner Tochter auch nur die Möglichkeit zu geben, irgendetwas auf seine Fragen zu antworten stellte er ihr eine besorgte Frage nach der anderen. Unruhig wanderte er auf und ab und malte sich bereits die schlimmsten Szenen aus. Aber alles was er sich auch vorstellte, es passte eigentlich nicht mit Izaballas fröhlicher Stimme zusammen. Sollte also doch nichts passiert sein? Nein, es musste etwas dazwischen gekommen sein, etwas unvorhersehbares, aber nur was?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 14:23


    Erschrocken vernahm sie seine besorgten Fragen und wollte ihn unterbrechen, um ihm zu sagen, dass es ihnen gut ging, doch ihr Vater ließ sie nicht zu Wort kommen. Eine Frage nach der anderen folgte, ob auch wirklich alles in Ordnung war. Nein, in Ordnung konnte man es nicht nennen, was an diesem Tag in Hamburg geschehen war, doch trotzdem war es nicht so schlimm, als es anfangs ausgesehen hatte. "Pappa, bitte hör mir zu. Es ist heute einiges passiert bei uns, aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Uns geht es gut". Aber wir befinden uns alle im Krankenhaus und Jamie hatte Glück es überhaupt hier her geschafft zu haben, führte Izabella ihren Satz in Gedanken fort. Ihrem Vater gegenüber wollte sie nicht die selben Worte verwenden, konnte sie sich die Wirkung nur zu gut ausmalen. "Meinst du, du könntest Mama davon überzeugen, noch diese Woche nach Hamburg zu kommen? Ich weiß, es ist ziemlich kurzfristig, aber ich möchte nicht, dass du dir irgendwelche Gedanken machst, die du dir nicht machen müsstest." Mit viel Überzeugung in der Stimme, versuchte Izabella ihren Vater zu beruhigen, doch gerade in diesem Moment als sie das Gefühl hatte, er würde ihr glauben, begann ihr Töchterchen zwar noch leise, aber trotzdem alarmierend zu schreien.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.09.2007, 15:42


    Hörbar seufzend gab er den Versuch auf aus ihr irgendwelche Informationen herauszubekommen. "Ja, ich werde mich gleich darum kümmern, dass wir so schnell wie möglich nach Hamburg kommen. Soll ich dich noch einmal anrufen wenn ich die Daten weiß?" Scheinbar belanglos redete er weiter, auch wenn die Neugierde nur schwer zu mäßigen war. Er wollte wissen, was wirklich los war und nicht nur irgendwelche Andeutungen bekommen. Während er mit einem Ohr hörte, dass seine Frau nun auch schon nach Hause kam, versuchte er genauso aufmerksam auf Izabellas Worte zu achten. Das sanfte Babygeschrei ging in dem Lärm unter, den Mathilda verursachte, als sie die Haustüre ins Schloss fallen ließ und den schweren Schlüsselbund in das Kästchen hängte. Erst als seine Frau neben ihm stand und ihm einen kleinen Kuss auf die Backe hauchte, nahm er die Geräusche am anderen Ende der Telefonleitung wieder wahr. War es wirklich das was er glaubte zu hören, oder behinderte das Rauschen der Leitung sein Hörvermögen so?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 15:54


    Für einen kurzen Moment hatte Izabella den Hörer auf die Seite gelegt, um aufzustehen und Rebecca aus ihrem Bettchen zu heben. Ihre Tochter behutsam im Arm wiegend, griff sie danach rasch wieder zum Telefon, um nichts zu verpassen, was ihr Vater ihr sagen wollte. Rebecca hielt davon jedoch gar nichts und quengelte, trotz der Nähe zu ihrer Mutter weiter. Sanft strich Izabella ihr über das Köpfchen und versuchte sich auf das Telefongespräch zu konzentrieren. "Hast du noch was gesagt Papa? Ich war kurz abgelenkt." Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ sie Rebecca nicht aus den Augen. "Meinst du, Mama könnte einige meiner alten Babysachen einpacken, wenn ihr nach Hamburg kommt? Unsere kleine Tochter hatte es nämlich eiliger, als gedacht, also gewöhne dich schon mal daran, dass ich ab sofort Opa zu dir sage." Sie hätte die Nachricht nicht länger zurück halten können, zu glücklich war sie immer noch über diese Momente, ihre Tochter gesund im Arm halten zu können. Es ließ zumindest für wenige Minuten vergessen, welch schreckliche Stunden hinter ihr lagen und das Jamie einige Zeit brauchen würde, um wieder ganz gesund zu werden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.09.2007, 16:11


    Unfähig auch nur ein weiteres Wort zu sagen, krallter er sich am Pullover seiner Frau fest. Langsam stiegen ihm ein paar Tränen in die Augen und er musste leicht lächeln. Wie sehr er sich über diese Nachricht freute konnte er nicht sagen, und wie als Antwort auf Izabellas Frage, nickte er kurz, aber deutlich. Schnell fiel Sören wieder ein, dass Izabella diese Geste nicht sehen konnte und er bemühte sich das ganze in Worte zu fassen. "Sicher bringen wir dir die Sachen mit. Am besten wir kommen dann gleich ins Krankenhaus wo Jamie arbeitet oder liegst du wo anders?" Immer noch völlig verwirrt von der plötzlichen Nachricht Großvater geworden zu sein ignorierte er die fragenden Blicke seiner Frau. Erst als sie seine Hand gewaltsam von ihrem Pullover löste erinnerte er sich an ihre Gegenwart zurück. Sanft schlang er den freien Arm um ihre Hüften und zog sie näher an sich heran. "Weißt du was, ruht ihr euch erstmal aus, und den Rest machen wir dann in zwei Tagen, wenn wir bei euch in Hamburg sind. Ich glaube da braucht dich jetzt jemand dringender als dein alter Vater, der jetzt auch noch Großvater geworden ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 16:24


    "Ich freu mich schon darauf, wenn ihr nach Hamburg kommt, denn du ahnst gar nicht, wie schrecklich es sein kann, einsam auf einem Krankenhauszimmer zu liegen. Na ja, fast einsam." Schnell gab Izabella ihrem Vater noch die Telefonnummer unter der sie zu erreichen war und die Adresse des Krankenhauses, um zu verhindern, dass ihre Eltern sie wo anders suchten. Es wude eine kurze Verabschiedung, da Rebecca keine Ruhe mehr geben wollte, geplagt von Hunger, wie Izabella vermutete.
    Satt und vollkommen friedlich lag ihre kleine Tochter Minuten später wieder in ihrem Bettchen und Izabella versuchte sich von der Anstrengung des Tages zu erholen, doch sie schaffte es nicht, ihre Gedanken ruhen zu lassen. Zwar verfolgten sie die schrecklichen Bilder nicht in den Schlaf, aber auch so fand sie keine Minute Ruhe und drehte sich im Bett immer wieder von der einen auf die andere Seite. Hin und wieder ließ sie ein leichter Schmerz zusammen fahren, doch das nahm sie hin. Genervt von ihrer eigenen Unruhe griff sie wieder zum Telefon. Zwar hatte sie vor gehabt Jamies Eltern erst morgen zu informieren, um sich und Jamie noch etwas Ruhe zu gönnen, doch eigentlich war egal, wo sie ja doch nicht schlafen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.09.2007, 16:42


    "Könnt ihr nicht aufpassen?" Scharf fuhr Frank seinen Nachbarn und dessen Sohn an, die sich bereit erklärt hatten Jamies alten Schrank ins Auto zu verladen. Die letzten Monate hatte er nie wirklich Zeit gehabt sich um den Kratzer zu kümmern, den er und Malte beim Umzug verursacht hatten. Erst vergangene Woche, als er im Garten noch nichts zu tun gehabt hatte und auch sonst nicht wusste was er tun sollte, war ihm der Schrank wieder eingefallen. In liebevoller, stundenlanger Mühe hatte er es geschafft den Schrank wieder wie neu aussehen zu lassen. Gegen den tiefen Kratzer konnte er nicht viel unternehmen, aber er hatte es dennoch geschafft die Türe so zu bearbeiten, dass er nicht mehr so deutlich zu sehen war. "Legt die Türe bitte ganz oben hin, ich kann keine neuen Dellen brauchen." Selbst mit den Bestandteilen des Schrankes beladen wies er die beiden an vorsichtig zu sein. Alleine hätte er es nicht geschafft die massive Türe in sein Auto zu verladen und für seine Frau wäre es auch zu schwer gewesen.
    Das laute Klingeln des Telefons riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Wie lange es schon klingelte? Wo war nur seine Frau schon wieder, dass sie nicht ans Telefon ging? "Gabi? Gehst du mal bitte ans Telefon?" "Ich bin ja schon da." Ebenso laut wie ihr Mann rief sie die wenigen Worte zurück und beeilte sich ans Telefon zu kommen. "Schwarz?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 16:49


    Im Gegensatz zu dem Telefongespräch mit ihrem Vater, wollte sie dieses Gespräch so kurz wie möglich halten. Nicht weil sie Jamies Eltern nicht mochte, sondern weil sie einfach darauf hoffte, dass sie vorbei kommen würden. Sie benötigte Ablenkung und Menschen um sie herum, die sie einfach einmal in den Arm nahmen. "Hallo Gabriele, ich bin es Izabella." Was sollte sie Jamies Mutter sagen und vor allem wie? "Ich hoffe, ich störe euch nicht..."
    Leise Schritte waren auf dem Gang zu vernehmen, doch sie gingen wieder einmal an ihrer Zimmertür vorbei. Zu sehr hätte sich Izabella gewünscht, dass Anna noch einmal vorbei geschaut hätte, doch sie musste schließlich arbeiten und konnte nicht bei ihr Händchen halten. Es gab Patienten, die vor allem die mediznische Betreuung viel nötiger hatten, als sie. Izabella lauschte weiterhin den leisen Geräuschen und setzte sich vorsichtig im Bett auf. Die Narbe schmerzte immer mehr und sie hoffte, man würde ihr für die Nacht ein Schmerzmittel verabreichen, dass gleichzeitig die Schmerzen linderte und ihr Ruhe brachte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.09.2007, 17:24


    "Nein nein, du störst doch nicht. Schön, dass du anrufst, so vergeht die Zeit wenigstens schneller." Glücklich die Stimme von Izabella zu hören entfernte sich Gabriele von den lärmenden Männern. "Gabi? Wenn das Jamie ist, dann sag ihm er bekommt seinen Schrank morgen." Wieder völlig aus dem Konzept gebracht drehte sich Gabriele um und sah ihren Mann streng an. Frank wusste genau, dass sie es nicht leiden konnte während des telefonierens gestört zu werden. "Warte mal kurz Izabella, ich muss meinem Mann nur mal klar machen, dass ich hier am telefonieren bin und nicht er." Rasch legte sie sich den Hörer auf die Schulter und ging ein paar Schritte auf Frank zu. "Nein, es ist nicht Jamie. Mach einfach weiter, ja?" Sich rasch wieder von ihrem Mann entfernend konzentrierte sie sich nun wieder voll auf das Gespräch mit Izabella. "Ist bei euch alles klar zu Hause? Frank und ich hatten zwar schon vor ein paar Tagen mal bei euch vorbeikommen wollen, aber da Jamie ja immer so unregelmäßige Arbeitszeiten hat und mein lieber Mann auch nie Zeit hat, ist das nichts geworden."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 17:32


    "Nein, bei uns ist leider nicht alles klar, deshalb rufe ich auch zu diesem ungünstigen Zeitpunkt an. Erschreck jetzt bitte nicht Gabriele, aber Jamie hatte heute Vormittag einen Unfall. Zunächst sah alles schlimmer aus, als es eigentlich war. Man hat ihn ins EKH gebracht, wo er operiert wurde. Nun liegt er auf der Intensivstation, aber das Schlimmste hat er überstanden und ich war bereits bei ihm." Sich völlig bewusst, dass dieses Gespräch anders verlaufen würde, als das mit ihrem Vater, stellte Izabella dieses Mal Jamie in den Mittelpunkt, den er ihrem Vater gegenüber nicht einmal erwähnt hatte. Doch war dies groß verwunderlich? Ihr Vater würde sich nur Sorgen machen, wenn er wüsste das Jamie im Moment nicht für sie da sein konnte und anders war es auch nicht bei Gabi. Würde sie jetzt erfahren, dass sie bereits Oma war, wäre die Sorge nur noch größer, als sie ohnehin schon war. "Es ist nicht notwendig, dass ihr heute noch vorbei kommt, ich wollte euch einfach Bescheid geben."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 19.09.2007, 17:45


    Kurzzeitig blieb Gabriele die Luft weg und sie ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. Hatte sie richtig gehört und ihr Sohn lag auf der Intensivstation in dem Krankenhaus, wo er normalerweise für die Patienten zuständig war? Sollte sie nachfragen wie das passiert war, oder würde sie das nicht nur noch mehr aufregen? Ja, Izabella hatte Recht, es würde wahrscheinlich nicht viel bringen, wenn sie jetzt auch noch im EKH aufkreuzen würden. Jamie würde es nach der Operation wohl kaum mitbekommen. Plötzlich, inmitten ihrer Gedanken um Jamie schoss ihr ein anderer Aspekt in den Kopf. "Danke, dass du gleich angerufen hast. Wir werden ihn dann wohl erst morgen besuchen." Gabriele legte eine Pause ein und überlegte sich ihre nächsten Worte gut und gründlich. Wie würden ihre nächsten Worte auf Izabella wirken? "Izabella, wie gehts dir? Kommst du damit zurecht, dass Jamie im Krankenhaus auf der Intensiv liegt? Wenn du jemanden zum reden, oder einfach nur zum schweigen brauchst, dann sag es. Ich kann sofort kommen." So ehrlich sie die Worte auch meinte, kaum hatte sie ihre Gedanken ausgesprochen kam sie sich nur noch dämlich vor. Sie, die die neue Freundin ihres Sohnes so lange Zeit nicht akzeptiert hatte und nur Steine in den Weg gelegt hatte machte jetzt so einen Vorschlag. Auch wenn sich das Verhältnis zwischen ihr und Izabella merklich entspannt hatte, wusste sie immer noch nicht so ganz wie gut sie sich wirklich verstanden.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 19.09.2007, 21:58


    Leise öffnete sich die Tür des Krankenzimmers und Izabellas Kopf schnellte erschrocken herum. Im Schatten des Türrahmens konnte sie eine Krankenschwester erkennen, die ihr kurz mitteilte, dass sie ihre Tochter zurück auf die Säuglingsstation bringen würde, um eventuelle Auffälligkeiten, womit man jedoch nicht rechnete, schnell genug erkennen zu können. Aber auch um der jungen Mutter Ruhe zu gönnen, schließlich hatte sie eine Operation hinter sich. Izabella nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte und beugte sich noch einmal zu Rebecca, um ihr einen sanften Kuss auf die Backe zu hauchen, bevor die Schwester mit ihr das Zimmer verließ.
    Erst danach realisierte Izabella, welches Angebot ihr Gabriele gerade gemacht hatte. Was sollte sie darauf antworten? Natürlich sehnte sie sich nach einer Person, die für sie da war, doch diese Person war Jamie. Nachdenklich knabberte sie wieder an ihrem Fingernagel. „Ich bin noch im EKH und werde hier so schnell auch nicht weg kommen. Ich hoffe, Anna noch einmal sprechen zu können, um zu erfahren, wie es Jamie inzwischen geht. Ich konnte nicht lange bei ihm bleiben, zu erschöpft war er noch nach der Narkose. Aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn du kommen könntest. Ich würde dann am Eingang auf dich warten.“ Izabella war sich sicher, dass Gabriele es ernst meinte und wirklich für sie da sein wollte. Wie schon einmal an diesem Tag stand Izabella vorsichtig auf und griff nach ihrer normalen Alltagskleidung. Den Telefonhörer hatte sie immer noch am Ohr und wartete auf eine Antwort von Jamies Mutter. Zwar hatte man ihr gesagt, dass sie nach der Narkose dringend Ruhe benötigte, da ihr Kreislauf nicht sehr belastbar sein würde, doch sie fühlte sich vollkommen fit.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 13:52


    Ohne noch groß nachzufragen wie es Izabella ging begann Gabriele nebenher ihre Handtasche zusammen zu richten. "Gut, dann bin ich in spätestens fünfzehn Minuten am Eingang vom EKH." Nie im Leben wäre Gabriele darauf gekommen, dass sie bereits jetzt Großmutter war und Izabella nicht nur im EKH war weil sie Jamie besucht hatte, sondern weil sie selbst versorgt wurde. Eilig ging sie ins Schlafzimmer und zog frische Klamotten aus dem Kleiderschrank. "Frank?" Laut rufend hastete sie die Treppen hinunter und suchte nach ihrem Mann. Den Schlüssel ihres Wagens und die Handtasche hatte sie bereits mitgenommen, um so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu kommen. "Frank? Ich muss mal schnell weg. Keine Ahnung bis wann ich wieder zurück bin. Ich erkläre dir das später." Flüchtig hauchte sie ihrem Mann einen kurzen Kuss auf die Wange. Sie wollte ihrem Mann jetzt nicht sagen wohin sie fuhr, und was mit Jamie passiert war. Er würde sofort seine ganze Arbeit liegen und stehen lassen und mitkommen wollen. Alles was sie jetzt wollte, war so schnell wie möglich zu Izabella zu kommen und nicht noch auf ihren Mann warten zu müssen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 14:04


    Es waren die persönlichen Gegenstände, die man im Krankenhaus wohl als erstes vermisste, wenn man irgendwie versuchte sich mit der erdrückenden Atmosphäre der kahlen Räume zu arrangieren. Izabella stand vor dem Spiegel des kleinen, integrierten Badezimmers und versuchte ihren eigenen Gesichtsausdruck zu deuten. In diesem Moment hätte niemand nur eine einzige Gefühlsregung deuten können, doch wie würde es sein, wenn Gabriele sie versuchen würde zu trösten. Würde sie dann wieder an die schrecklichen Momente zurück denken müssen, in denen sie geglaubt hatte, Jamie und ihre Tochter für immer verloren zu haben? Leise und unbeobachtet verließ Izabella das Zimmer. Sie wollte sich nicht davon schleichen, aber sie wollte Gabriele auch nicht an ihrem Bett empfangen. Bevor sie sich allerdings auf den Weg zum Eingang begab, ging sie zu den Umkleideräumen, als wäre es selbstverständlich, dass sie sich als eigentliche Patientin dort Zugang verschaffen durfte. Die Türe war geöffnet und so war es ein leichtes für Izabella aus Jamies Spind einen Pullover zu holen. Ihr war nicht gerade warm, nur im T-shirt, denn als sie heute Vormittag überstürzt aufgebrochen war, hatte sie nicht daran gedacht, sich eine Jacke anzuziehen. Wenige Minuten später wartete sie ungeduldig und in Jamies Pulli gekuschelt vor dem Krankenhaus auf das Auftauchen von Gabriele.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 14:13


    Immer wieder überholte sie die vor ihr fahrenden Autos riskant und schlängelte sich gekonnt durch den zähen Verkehr. Keine weitere Minute wollte sie verlieren und dass sie die erlaubte Geschwindigkeit schon längst überschritten hatte störte sich auch nicht im geringsten. Einzig bei der Auswahl eines Parkplatzes nahm sie sich etwas mehr Zeit, wollte sie doch keinen Strafzettel riskieren, wo die Polizei doch direkt gegenüber ihre Dienststelle hatte. So schnell sie konnte hastete sie ins EKH hinein und hielt nach Izabella auschau. Erst nach mehrmaligem hinsehen erkannte sie den Pullover von Jamie, in dem Izabella steckte. Rasch ging sie auf die junge Frau zu. "So, hier bin ich. Weißt du schon etwas neues von Jamie? Hast du mit Anna schon reden können?" Bemüht ihre Fragen etwas zurück zu halten erkundigte sie sich nach Jamies Gesundheitszustand. Sie wollte alles ganz genau wissen, aber je mehr Fragen sie stellte, desto stärker viel ihr auf wie blass Izabella um die Nase war. Vorsichtig griff sie nach ihrem Oberarm und sah sie besorgt an. "Gehts dir nicht gut? Du bist so blass!"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 14:24


    „Nein, mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.“ Beide Sätze hatte Izabella heute auch schon gegenüber ihrem Vater verwendet, aber es stimmte auch. Gabriele musste sich keine Sorgen machen, es ging ihr gut. „Es ist wohl noch der Schock, der noch in mir steckt, seit mich Malte zu Hause angerufen und geschildert hat, was passiert ist. Wenn du möchtest, kannst du ruhig zu Jamie gehen. Er wird zwar schlafen, aber wenn du schon einmal hier bist, kannst du gerne nach ihm sehen. Etwas Neues kann ich dir allerdings nicht berichten, denn ich bin Anna nicht mehr begegnet. Jamie ist eben nicht ihr einziger Patient, um den sie sich kümmern muss, aber ich denke, dass sie vor Dienstschluss noch einmal zu mir kommen wird." Langsam ging Izabella mit Gabriele an der Seite wieder in das Krankenhaus hinein. Die frische Luft hatte ihr gut getan und sie fühlte sich sofort noch fitter, als sowieso schon. Einzig ihre Narbe begann immer mehr zu Schmerzen, doch das sah Izabella als normal an, war es doch noch eine frische Wunden, die noch nicht einmal die Möglichkeit zu heilen bekommen hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 14:52


    "Nein lass mal, ich bin ja jetzt wegen dir gekommen und bei Jamie kann ich auch noch vorbei schauen wenn ich wieder nach Hause gehe." Völlig ahnungslos folgte Gabriele Izabella die langen Flure des Krankenhauses entlang und wurde erst stutzig als sie immer wieder an ihren Bauch griff der unter dem weiten Pulli von Jamie verborgen war. Sollte das alles darauf hindeuten, dass mit dem Kind etwas war? Schnell schob sie den Gedanken wieder zur Seite. Izabella hätte doch etwas erwähnt wenn mit ihr oder dem Kind etwas passiert wäre. "Was ist eigentlich genau passiert mit Jamie? Auf der einen Seite will ich es gar nicht wissen, was er wieder angestellt hat, aber wenn er jetzt sogar auf der Intensiv liegt. Für wen hat er diesmal seinen Kopf riskiert?" Trotz dem ernst der Situation konnte Gabi leicht darüber scherzen, kannte sie ihren Sohn und dessen Einschätzungsverhältnis von Gefahren gut genug. Und wenn Izabella schon zu ihm gedurft hatte, konnte es inzwischen auch nicht mehr so lebensbedrohlich sein. Ihre Sorge würde schon zurück kommen, sobald sie ihn sah oder wusste was passiert war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 15:00


    Erleichtert das Gesprächsthema auf Jamie lenken zu können, anstatt auf sich selbst beziehen zu müssen, ging Izabella weiter Richtung Säuglingstation, ließ sich irgenwann jedoch auf einen der Besucherstühle sinken und gab Gabriele mit einer Handbewegung zu verstehen, sich ebenfalls zu setzen. "Jamie und Malte wurden heute Früh zu einem brennenden Haus gerufen und so viel ich weiß, waren sie eine der ersten Rettungskräfte vor Ort. Um so viele Menschen, wie möglich vor dem Eintreffen der Feuerwehr aus dem Haus befreien zu können, ging Jamie selbt hinein und blieb für einige Zeit verschwunden. Man wusste nicht, was mit ihm passiert war und die Lage wurde immer brenzliger, denn das Stockwerk, in welchen man ihn vermutete, konnte von den Feuerwehrmännern bereits nicht mehr betreten werden. Irgendwann entdeckt man ihn mit einem Jugendlichen auf einem Balkon. Die Feuerwehr war mit der Drehleiter nicht schnell genug und der Junge wollte springen. Jamie konnte das verhindern, aber bei dem geglückten Versuch, den Jungen auf den Balkon zurückzuziehen, verlor Jamie das Gleichgewicht und stürzte selbst in die Tiefe."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 15:18


    Entsetzt schnappte Gabriele nach Luft und starrte Izabella fragend an. Hatte sie eben alles richtig verstanden und Jamie war von einem Balkon in die Tiefe gestürzt? Diese Information würde zumindest die Operation und den Aufenthalt auf der Intensivstation erklären. Aus welchem Stock er wohl in die Tiefe gestürzt war? Wild wirbelten ihre Gedanken umher und sie bereute es sofort wieder, eben noch über die Situation gescherzt zu haben. Ihr Sohn konnte wohl von Glück sagen, dass er das ganze überhaupt überlebt hatte. Diese Nachricht erklärte in ihren Augen auch Izabellas Blässe. Der Schock musste ja noch tief sitzen, wenn der Freund vom Balkon in die Tiefe fiel. "Und du sagst Jamie ist wirklich nicht viel passiert und du hattest vorhin schon mit ihm reden können? Er kann wohl von Glück reden, dass er überhaupt noch am Leben ist." Nachdenklich starrte sie auf das große Storchenschild von ihr gegenüber und beobachtete eine der Krankenschwestern, die liebevoll eines der kleinen Bettchen umher schoben. Wie lange es wohl noch dauern würde, bis Izabella ihr Kind so durch den Gang schieben konnte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 15:26


    "Ja, ich konnte bereits mit ihm reden, aber nur kurz, da die Schmerzen für ihn zu groß wurden und er noch viel zu erschöpft von der Narkose war." Deutlich erinnerte sich Izabella sich an die Situation zurück, wie unverkennbar klar sie Jamie die starken Schmerzen angesehen hatte und wie er sich trotzdem geweigert hatte, dass man ihm mit weiteren Schmerzmitteln Linderung verschaffte. Wie stark mussten seine Schmerzen, gegenüber ihren sein und trotzdem sehnte sie sich nach diesem Taubheitsgefühl, dass sie nach der ersten Spritze, noch am Einsatzort, verspürt hatte. "Na komm, du solltest dich lieber selbst davon überzeugen, dass meine Ausführungen viel dramatischer klingen, als das ganze eigentlich ist. Geh zu Jamie, vielleicht hast du ja Glück und er wacht für einen Moment auf." Mit einem Lächeln stand Izabella rasch auf und griff nach Gabrieles Hand, um sie in die Höhe zu ziehen, doch in diesem Moment spürte sie einen heftigen Schmerz, der sie zurück in den Stuhl sinken ließ. Vielleicht war es doch etwas zu viel, was sie hier gerade tat.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 16:26


    Erschrocken sprang Gabriele auf und hielt Izabellas Hand weiterhin fest. Sollte ihr etwa auch etwas passiert sein, was sie bis jetzt verschwiegen hatte? "Um Himmels willen Izabella. Was ist los? Soll ich dir einen Arzt rufen? Tut dir was weh?" Hektisch und unfähig irgendetwas zu unternehmen blickte Gabriele immer wieder den Gang auf und ab. Aber er war wie ausgestorben. Keine Krankenschwester und auch kein Arzt lief umher. Was sollte sie jetzt nur tun? Warten bis jemand kam? Selbst einen Arzt holen und Izabella alleine lassen? Langsam ging sie in die Knie und sah Izabella an. Jetzt wo sie direkt vor ihr saß und Izabella den Arm eng um den Bauch geschlungen hatte fiel es ihr richtig auf. Der Schwangerschaftsbauch war weg. "Izabella? Was ist noch ...", wollte Gabriele gerade zu der entscheidenden Frage ansetzen, als sie unterbrochen wurde. "Sag mal dir kann man auch alles doppelt und dreifach sagen oder wie? Ich habe dir doch heute klar gemacht, dass du im Bett bleiben sollst." Im Laufschritt kam Anna auf Gabi und Izabella zu und ließ sich neben der jungen Frau auf den Stuhl sinken. Sofort wanderte eine Hand an Izabellas Handgelenk um den Puls zu messen. "Und jetzt sofort wieder ins Bett. Da will man dich einfach nur besuchen und du machst solche Sachen." Kopfschüttelnd zog Anna sie vorsichtig wieder auf die Beine und führte sie ungeachtet der vielen Fragen von Gabriele zurück auf ihr Zimmer.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 20:20


    Kurz vor ihrem Zimmer blieb Izabella stehen und entzog Anna ruckartig ihren Arm. Keinen Schritt würde sie weiter gehen und sich zurück ins Bett bringen lassen. Natürlich war es ratsam, doch sie wollte nicht behandelt werden, wie ein kleines Kind, sondern selbst entscheiden was gut für sie war und was sie überforderte. Jamie hatte starke Schmerzen, die ihn plagten und verzichtete trotz alledem auf Schmerzmittel, warum sollte sie sich ruhig in ihr Bett legen, wo es ihr doch so gut ging, abgesehen von dem leichten Schmerz, der sie immer wieder durchfuhr, aber auch dieser war auszuhalten. "Anna, ich weiß ich sollte brav im Bett liegen, aber glaubst du wirklich ich kann dort Ruhe finden, nachdem was heute alles geschehen ist? Ich kann das nicht und will es auch gar nicht versuchen. Mir geht es gut und ich verspreche dir auch, keine Touren außerhalb des Krankenhauses zu unternehmen, wenn ich nur nicht wieder auf dieses Zimmer zurück muss." An dem Blick der Ärztin konnte Izabella sofort erkennen, dass ihre Erfolgschancen ziemlich gering sein würden, doch sie wollte nichts unversucht lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 20:32


    Anna schüttelte nur kurz den Kopf als Izabella zu einem Protest ansetzte, aber dieses Mal würde sie nicht nachgeben. War schon die Erlaubnis Jamie zu besuchen eine Ausnahme gewesen, denn sowohl Izabella als auch Jamie brauchten absolute Ruhe. "Nein Izabella diesmal bekommst du mich nicht weich. Das einzige was ich dich noch laufen lasse ist hier schräg über den Gang aber mehr auch nicht mehr." Nur ein kurzes Lächeln huschte über Annas Gesicht, aber diesmal würde sie wirklich nicht nachgeben. Die Narbe von dem Kaiserschnitt war einfach noch zu frisch und konnte jeder Zeit aufplatzen. Auch wenn Anna nicht direkt die behandelnde Ärztin war, sie wollte auf keinen Fall, dass sie ihre Freundin doch noch auf dem OP-Tisch hatte, weil es zu erneuten Blutungen gekommen war. "Dass es hier in dem Zimmer nicht gerade spannend ist weiß ich selbst, aber ich kann nach Dienstschluss noch einmal vorbeischauen wenn du willst. Und morgen lasse ich dich auch wieder zu Jamie. Nur für heute reicht es, du hast schon genug hinter dir." Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging sie zu Izabellas Bett und stellte sich demonstrativ daneben um zu warten, bis Izabella im Bett war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 20:47


    Mit einem widerwilligen Funkeln in den Augen, gab Izabella nach und folgte Anna in das Krankenzimmer, dem sie zumindest für ein paar Minuten entkommen war. Was sollte sie hier, wo sie doch nicht schlafen konnte? Fast beleidigt legte sie ihre Alltagskleidung wieder ab, behielt nur den Pullover von Jamie an und legte sich wieder ins Bett, bedacht darauf, ihre Narbe nicht noch mehr zu reizen. Zwar wollte sie Anna keinerlei Beachtung mehr schenken, doch bei dem Gedanken, dass sie sich wohl gerade aufführte, wie ein kleines, trotziges Kind und sich eben noch gedanklich darüber beschwert hatte, Anna würde sie so behandeln, ließ ein Grinsen auf ihrem Gesicht aufblitzen. "Wenn ich schon hier bleiben muss, könntest du mir dann zumindest einen Gefallen tun? Gabriele hat mich gerade schon mit unzähligen Fragen bestürmt und ich glaube kaum, dass sie Ruhe geben wird, bis ich sie ihr alle beantwortet habe. Meinst du, du könntest Rebecca für mich holen, wenn es für meine Kleine nicht auch zu viel ist. Ich will auf keinen Fall riskieren, dass es ihr schlecht geht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 20:58


    Zufrieden hatte Anna beobachtet wie Izabella sich wieder ins Bett gelegt hatte und sich doch geschlagen gab. "Ja ich hol dir deine Kleine. Schlafen kann sie ja hier auch, nur bevor du dich schlafen legst solltest du sie wieder zurück bringen." Mit einem letzten, kurzen Blick auf Izabella drehte sich Anna wieder um und ging schräg über den Gang wo die ganzen Neugeborenen in ihren Bettchen lagen. Schnell hatte sie die kleine Rebecca gefunden, allerdings war von schlafen nicht wirklich die rede. Schon lange hatte sie kein Baby mehr gesehen, dass noch an seinem ersten Tag so wach und fit war. "Na kleine? Eindeutig eine Eigenschaft von der Mutter." Sanft strich sie Rebecca über die kleine Backe und schob das Bettchen leise aus dem Raum und zurück zu Izabella. "Von schlafen kann zwar nicht die Rede sein, aber ich glaube du bist trotzdem glücklich so." Kaum hatte Anna Rebecca in ihrem Bettchen neben das Bett der Mutter geschoben holte sie ihr Piepser unsanft zurück in die Wirklichkeit. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ sie den Raum und hastete davon.
    Ungläubig starrte Gabi auf das kleine Bettchen und ließ sich überwältigt von ihren Gefühlen auf den Stuhl neben dem Bett fallen. Als ob die Nachricht von Jamies Unfall noch nicht gereicht hätte, kam nun diese Überraschung auch noch hinzu. Unfähig irgendetwas zu sagen sah sie unentwegt in das Gesicht ihrer Enkeltochter.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 21:10


    "Ich habe mitansehen müssen, wie Jamie vom Balkon gestürzt ist und der tiefe Schock hat bei mir schwere Komplikationen verursacht, gegen die man nichts mehr tun konnte, als frühzeitig einen Kaiserschnitt durchzuführen", berichtete Izabella leise, um Gabriele nicht in noch tiefere Sorge zu stürzen. Vorsichtig setzte sie sich auf und nahm Rebecca in den Arm, um zumindest ihre Nähe spüren zu können, wenn sie schon auf Jamie verzichten musste. Wie es ihm im Moment wohl ging? Ein kurzer Gedanke jagte durch Izabellas Kopf, der für wenige Sekunden die Angst um Jamie zurückkehren ließ. Was, wenn Anna soeben zu Jamie geeilt war? Nein, darüber durfte sie nicht nachdenken und man hatte ihr schließlich versichert, dass es Jamie gut ging und sie morgen wieder zu ihm durfte. Schneller als der Gedanke gekommen war, verdrängte sie ihn auch wieder und blickte lächelnd zu Jamies Mutter. "Es tut mir Leid, dass ich nicht sofort etwas gesagt habe, aber ich wollte dich nicht mit allen Neugikeiten überfallen. Jamie war zunächst wichtiger." Behutsam lehnte sich Izabella zurück und legte sich Rebecca vorsichtig auf den Bauch, bevor sie vorsichtig die Decke über sie beide bettete.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 21:18


    Immer noch ungläubig schüttelte Gabriele den Kopf und stand wieder von ihrem Stuhl auf. Sie wusste immer noch nicht was sie sagen sollte, zu sehr fuhren ihre Gedanken Karrussell und wollten nicht mehr still stehen. Es war alles so plötzlich gekommen, ohne sich wirklich darauf vorbereiten zu können. Aber konnte man sich überhaupt darauf vorbereiten Großmutter zu werden? Gabriele bezweifelte es, aber dennoch wäre es ihr lieber gewesen, dass weniger auf einmal gekommen wäre. "Nein, ist schon okay, dass du mir nicht gleich alles gesagt hast. Ich glaube ich brauche erstmal Zeit das ganze zu verarbeiten." Die Antwort kam nur leise und Gabriele starrte immer noch aus dem Fenster. Was ihr Mann wohl dazu sagen würde, wenn er erst erfahren würde, dass Jamie den schweren Unfall gehabt hatte und darauf hin sein Enkelkind zur Welt gekommen war? Er würde es wahrscheinlich wieder mit irgendeinem Witz abtun und schon wäre der Gedanke für ihn selbstverständlich. Langsam drehte sie sich wieder um und ließ sich vorsichtig auf die Bettkante von Izabellas Bett sinken um Rebecca näher ansehen zu können. "Weiß Jamie überhaupt schon Bescheid, dass seine Tochter nicht mehr länger warten konnte?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 21:30


    "Es war der einzige Ausflug, den mir Anna genehmigt hat. Schließlich hatten wir uns bisher nicht einmal auf einen Namen geeinigt, da wir ja noch dachten, wir hätten noch ein paar Wochen Zeit. Das Rebecca gar so ungeduldig ist, konnten wir schließlich nicht ahnen." Mit einem zufriedenen Lächeln schloss Izabella für einen Moment die Augen und zum ersten Mal spürte sie wirklich, wie anstrengend das ganze für sie gewesen war. Fast war sie Anna sogar dankbar, dass diese sie zurück ins Bett geschickt hatte. Doch eben nur fast, denn ihr Sturkopf wollte es trotzdem nicht ganz akzeptieren. Als Izabella ihre Augen wieder öffnete, fühlte sie sich leicht benommen, als würde sie aus einem tiefen Schlaf aufwachen. "Ich will dich und Frank nicht belästigen, aber meinst du, ihr könntet Jamie und mir ein paar Sachen aus der Wohnung bringen. Jamie wird wohl noch länger hier bleiben müssen, bis seine Verletzungen es zulassen, dass er entlassen wird und bei mir wird es wohl auch noch dauern. Meine Eltern habe ich bereits informiert, aber sie können erst in zwei Tagen kommen und wissen auch noch gar nichts davon, dass wir beide im Krankenhaus liegen. Nein, wir drei." Glücklich hob Izabella Rebecca hoch und legte sie vorsichtig in die Arme von Gabriele.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 21:42


    Anfangs noch völlig unbeholfen hielt sie Rebecca im Arm, aber je länger sie das wenige Gewicht auf ihrem Arm spürte, desto stärker kehrte ihre Sicherheit zurück. Sie war fast schon so glücklich wie damals bei Jamies Geburt, nur dass bei ihr damals alles weniger spektakulär über die Bühne gegangen war. Sanft strich sie Rebecca mit dem kleinen Finger über den kleinen Handrücken und konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden. "Sicher bringen wir euch ein paar Sachen. Soll ich einfach etwas bringen, oder willst du etwas bestimmtes? Und für Jamie packe ich einfach auch ein paar Klamotten ein, sein Trainingsanzug wird ihm die erste Zeit wohl reichen." Vorsichtig gab Gabriele ihre Enkeltochter wieder an die Mutter zurück. Wenn sie daran dachte, wie schwer es für sie damals gewesen war ihr Kind in den Armen von jemand anderes zu sehen, musste sie leicht lächeln. Ob es Izabella genauso ging? Vorsichtig schob sie ihren Stuhl wieder zurück und stand erneut auf. "Ich will noch schnell bei Jamie vorbei schauen und dann nach Hause, schließlich gibt es noch einen Opa der informiert werden muss. Und du solltest versuchen zu schlafen, es wird dir gut tun. Und wenn dir morgen irgendwann langweilig ist, dann ruf mich einfach an und ich komme wieder vorbei. Nachmittags werde ich zwar eh kommen, aber sonst. Ich bin jederzeit erreichbar."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 21:54


    "Danke, Gabriele. Pack einfach ein paar Sachen von mir ein, die dir in die Hände fallen und wundere dich bitte nicht über das Chaos, welches in der Wohnung herrscht, aber ich bin vor meinem überstürzten Aufbruch nicht mehr dazu gekommen, aufzuräumen. Obwohl Jamies Drang nach Ordnung und mein Sinn für Chaos wohl nie zusammen passen werden." Genervt verdrehte Izabella die Augen, bevor sie lachen musste. Jamie würde sich wohl an ein gewissen Maß der Unordnung gewöhnen müssen, denn mit einem kleinen Kind im Haus, war das Chaos irgendwann vorprogrammiert.
    Nachdem Gabriele gegangen war, ließ Izabella Rebecca von einer Krankenschwester zurück auf das Zimmer bringen, denn sie fühlte sich viel zu müde, als noch einmal aus dem Bett aufstehen zu können. Schon wenige Minuten später war sie in einen tiefen Schlaf gefallen, der ihr all die Kräfte zurück geben würde, die heute aufbringen hatte müssen, um all die Ereignisse zu verarbeiten. Das Anna noch einmal kurz in ihr Zimmer kam, bemerkte sie gar nicht.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 22:04


    Kopfschmerzen wie sie schlimmer nicht hätten sein können und dazu ein taubes Gefühl in all seinen Gliedern weckten Jamie am nächsten morgen unsanft auf. Er fühlte sich, als hätte er kein Auge zu getan und wäre die ganze Nacht wachgelegen. Dabei wusste er nur zu genau, dass dem nicht so war, und er seinem Körper eigentlich den Schlaf gegeben hatte, den er verlangt hat. Langsam öffnete er die Augen, aber der Raum war leicht abgedunkelt und er konnte nicht viel erkennen. Das monotome Summen der Geräte erinnerte ihn wieder daran, dass er auf der Intensivstation im EKH lag und die Schmerzen angesichts seiner Verletzungen normal waren. Wie spät es wohl war und wann seine Kollegen zur Visite kommen würden? Er wollte endlich genau wissen was passiert war und welche Verletzungen er davon getragen hatte. Schon der Drang alles wissen zu wollen strengte ihn ungewöhnlich stark an und er schloss erschöpft die Augen. Rasch schweiften seine Gedanken zu Izabella und Rebecca ab und der Ansatz eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht, aber sofort ließ er es wieder sein, zu sehr verursachte diese Geste schon Schmerzen. In Gedanken das Bild von Izabella vor sich schlief er erschöpft von den wenigen wachen Augenblicken wieder ein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 22:13


    Man hatte ihr nicht viel Hoffnung gemacht, dass Jamie um diese Zeit schon ansprechbar war, doch erholt von dem Schlaf, hatte sich Izabella nicht davon abhalten lassen, zu früher Stunde schon bei Jamie vorbei zu schaun. Sie wollte bei ihm sein und für ihn genauso da sein, wie er es stets für sie war. Schließlich gab es kein schöneres Gefühl, als beim Aufwachen im Krankenhaus eine Person an seinem Bett vorzufinden, die einfach nur da war.
    Leise öffnete Izabella die Tür und betrat den Raum. Noch immer hatte sie seinen Pullover an, wollte ihn auch gar nicht ablegen. Der Pulli war zumindest ein geringer Ersatz für den Verlust von Jamies Nähe, wenn auch wirklich nur ein geringer. Jamie hatte die Augen geschlossen und schlief noch, als sie sich an sein Bett setzte und nach seiner warmen Hand griff. Wie es ihm heute wohl ging? Hatte er gestern überhaupt richtig realisieren können, was alles geschehen war. Izabella bezweifelte es, nahm sich jetzt schon vor, ihm alles noch mal in Ruhe zu erklären, wenn er wach war und danach fragen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 22:19


    Wieder waren es die Kopfschmerzen und zusätzlich noch der schreckliche Druck auf seiner Brust, die ihn langsam wieder aufwachen ließen. Unruhig drehte er den Kopf hin und her und versuchte die schrecklichen Bilder von dem Feuer aus seinem Kopf zu bekommen, aber es schien ihm als hätten sie sich eingebrannt. Noch immer fühlte sich sein ganzer Körper wie taub an, wenn man von den Schmerzen absah. Aber jetzt war doch etwas anders, als am frühen Morgen, wo er zum ersten Mal aufgewacht war. Fast schien es ihm, als wäre er nicht mehr alleine im Raum. Mühsam versuchte er die Augen zu öffnen, aber schon der kleinste Lichtunterschied verschlimmerte die Kopfschmerzen um ein vielfaches. Langsam wollte er die linke Hand etwas anheben und in eine neue Position bringen, als er merkte, dass sie von jemanden festgehalten wurde. Sollte er sich doch nicht getäuscht haben, und er war bereits nicht mehr alleine im Zimmer? Die Schmerzen ignorierend zwang er sich die Augen zu öffnen und er drehte den Kopf langsam nach links. Erst als sich seine Augen allmählich an das difuse Licht gewöhnt hatten, erkannte er Izabella an seinem Bett sitzen. Um ihr zu zeigen, dass er wach war und sich freute sie zu sehen, drückte er kurz ihre Hand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 22:30


    Versunken in ihre Gedanken hatte sie einfach nur da gesessen und Jamie beobachtet. Als er im Schlaf plötzlich deutlich unruhig wurde, hatte sie ihre ganze Konzentration wieder ihm geschenkt und war erleichtert, als sie spürte, wie er leicht ihre Hand drückte. Es war nicht nötig, dass er etwas sagte, diese kleine Berührung reichte ihr vollkommen aus. Sanft lächelnd beugte sie sich über ihn und hauchte ihm vorsichtig einen Kuss auf die Lippen. "Guten Morgen mein Schatz. Schlaf ruhig weiter, ich wollte nur sehen, wie es dir heute geht." Sie wollte nicht, dass er sich wach hielt, nur weil sie bei ihm war. Er sollte sich ausruhen und so schnell wie möglich wieder gesund werden, damit sie die Stunden und wahrscheinlich auch Tage nachholen konnten, die sie jetzt mit Rebecca versäumten. Bei ihr war Izabella auch bereits gewesen, doch sie schlief noch tief und fest und zog es wohl vor, sich den Schlafgewohnheiten ihres Papas anzupassen. Sanft strich Izabella mit dem Daumen über Jamies Handrücken.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.09.2007, 22:40


    Matt schüttelte Jamie den Kopf auf ihre wenigen Sätze. Er wusste zwar, dass es für ihn am besten wäre weiter zu schlafen, aber er wollte nicht schlafen, wenn Izabella bei ihm war. Dazu hätte er später noch genügend Zeit. Jamie genoss jede Berührung seiner Freundin und schloss etwas entspannter die Augen. Nicht aber um weiter zu schlafen, sondern nur um sie wenige Augenblicke später wieder zu öffnen. "Geht schon", es war nur ein leises Murmeln das er über die Lippen brachte, aber es würde Izabella als Antwort genügen. "Was macht Rebecca?" Bemüht zumindest einen Satz zusammenhängend von sich zu geben strengte er sich an und kniff immer wieder die Augen vor lauter Schmerz zusammen. Sein Kopf schien einiges abbekommen zu haben, aber ihm war es jezt einfach wichtiger zu wissen wie es seiner Tochter ging. "Wie gehts dir?" Wie auch sonst, wollte er sofort das Gespräch, wenn man es als solches bezeichnen konnte, wieder von sich abzulenken. Er wollte Izabella nicht erzählen wie schlecht er sich fühlte und wie weh ihm alles tat. Sie würde sich so schon genügend Sorgen machen, und er wollte, dass sie ihre ganze Kraft für Rebecca hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 20.09.2007, 23:00


    "Abgesehen davon, dass Anna wohl bald einen Sicherheitsdienst beauftragt, der Tag und Nacht vor meinem Zimmer steht und darauf achtet, dass ich nur nicht mein Bett verlasse, quält mich nur die schreckliche Atmosphäre des Krankenhauses." Sich selbst bremsend, legte Izabella eine Pause ein, weil sie merkte, dass Jamie nicht alle Erzählungen auf einmal verarbeiten konnte. Seinem Gesichtsausdruck und seinen Bewegungen nach zu urteilen, musste er immer noch große Schmerzen haben und Izabella nahm sich vor mit Anna zu reden. Zwar würde Jamie das nicht wollen, aber er musste davon ja auch nichts erfahren. Sie konnte einfach nicht länger mit ansehen, wie er sich quälte und unter seinen Verletzungen litt. "Rebecca schläft noch und sammelt schon einmal Kraft für ihre neuen Besucher. Was du auch tun solltest, denn deine Eltern werden heute sicherlich kurz bei dir vorbei schauen." Sie konnte verstehen, dass er jetzt nicht schlafen wollte, wo sie bei ihm war, doch sie war auch nicht fähig einfach aufzustehen und zu gehen, nur damit er nicht wach blieb. Noch immer quälten sie mehr Sorgen, als sie sich selber eingestand. War es damals für ihn ebenso schlimm gewesen, als sie mit der Rauchvergiftung im UKE lag?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 13:58


    Ausdruckslos starrte er an die gegenüberliegende Wand und gab seinem Kopf Zeit die Worte von Izabella verarbeiten zu können. Die Erkenntnis seine Tochter immer noch nicht richtig bei sich haben zu können tat ihm fast noch mehr weh wie die Kopfschmerzen und sonstigen Verletzungen die er sich zugezogen hatte. Vorsichtig drehte er den Kopf wieder zu Izabella und sah sie lange an, ehe er die nächsten Worte qualvoll über die Lippen brachte. Es war eine Überwindung für ihn, aber er spürte, dass er den Tag so nicht aushalten konnte. "Kannst ... kannst du mir Anna holen? Sie soll mir irgendwas geben." Auf der einen Seite wollte er keine Zusätzlichen Schmerzmittel verabreicht bekommen, wo sein Körper wohl schon genügend davon intus hatte, aber so konnte er nicht einmal weiter schlafen, und den Schlaf brauchte sein Körper dringenst. Unter größter Anstrengung richtete er sich ein wenig auf und versuchte seine Position zu verändern, wo ihm von der ganzen Nacht schon alles weh tat. Entsetzt stellte er fest, dass sein Fuß in einer rießigen Schiene steckte und der Gips ihn ruhig stellen sollte. Was für Verletzungen sollte er noch abbekommen haben? Wie schlimm hatte es ihn wirklich erwischt?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 14:11


    Lautlos stand Izabella von seinem Bett auf und legte ihm bestimmt ihre Hände auf die Schultern, um ihn vorsichtig zurück in die Kissen zu drücken. Dass er einsah, das es so keinen Sinn machte, war ein Fortschritt, hätte sie sich viel zu viel Gedanken gemacht, wenn sie hinter seinem Rücken mit Anna geredet hätte. "Ich bin sofort wieder da und vielleicht bringe ich dir nicht nur Anna mit." Lächelnd löste sie sich wieder von ihm und verließ eilig das Zimmer. Wo sollte sie Anna suchen? War die Ärztin überhaupt schon im EKH? Hatte sie heute überhaupt Dienst? Nervös, weil sie das Gefühl hatte, Jamie nicht zu lange warten lassen zu dürfen, eilte Izabella durch die Gänge und blieb schließlich vor Annas Bürotür stehen. Stürmisch klopfte sie an und betrat, ohne vorher eine Antwort abzuwarten den Raum. Er war leer und es schien auch nichts darauf hinzudeuten, dass Anna den Raum heute schon betreten hatte. Mit immer größer werdender Nervosität verließ Izabella das Büro und ging die wenigen Schritte zur Küche. Hoffentlich würde sie Anna dort vorfinden. Die Tür stand offen, was Izabella das Anklopfen ersparte. Mit dem Rücken zu ihr gewandt stand Philipp und schenkte sich gerade eine Tasse Kaffee ein. "Hast du Anna gesehen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 14:19


    Mürrisch drehte sich Philipp um und nahm erstmal einen großen Schluck aus seiner Tasse. Er wusste zwar noch nicht, was genau mit Jamie passiert war, aber dass er aus seinem Urlaub zurück geholt wurde reichte ihm um sauer zu sein. Wie sehr hatte er sich auf die paar Tage gefreut wo er sich endlich hätte entspannen können und nicht mehr als den halben Tag im Dienst verbringen musste. "Anna steht im OP. Was hättest du von ihr gebraucht, kann ich dir weiterhelfen?" Bemüht sich seinen Ärger nicht zu sehr anhören zu lassen schenkte er Izabella ein kleines Lächeln und ließ sich dann, ohne noch groß Notiz von ihr zu nehmen auf seinem Stammplatz in der Küche nieder. Noch war Malte nicht zum Dienst erschienen, als dass er Philipp hätte informieren können was am Vortag alles vorgefallen war. Izabellas verkrampftes Verhalten gefiel ihm ganz und gar nicht. Sonst war sie doch auch lockerer und war eigentlich immer gut mit seinen Sprüchen zurecht gekommen. "Izabella, ist etwas passiert, oder warum brauchst du Anna so dringend und willst mir nicht verraten was los ist? Ich kann dir genauso helfen wie Anna auch, aber du musst mir sagen was los ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 14:34


    Ob die allgemein üblichen Gefühlsschwankungen nach der Geburt oder die psychische Anstrengung der Grund für ihre rasende Wut war, die in ihr hoch kochte, als sie Philipps mürrischen Blick bemerkte, konnte Izabella nicht sagen. Langsam ging sie auf den Arzt zu und stützte ihre Hände auf den Tisch ab. Ihren Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, sodass die eiskalten Blicke, die sie Philipp zu warf kaum noch zu deuten waren. "Wenn es mir leid tun sollte, dass du jetzt hier sitzen musst, anstatt zu Hause faul im Bett zu liegen und deine freie Zeit vor Dienst und Kollegen zu genießen, dann erinnere mich daran, aber bis dahin wird sich mein Mitleid mit dir in Grenzen halten." Izabella stieß sich von der Tischplatte ab und drehte sich um, um sich auf die Suche nach einem anderen Arzt zu machen. Philipp wollte sie in den nächsten Minuten nicht sehen, geschweige denn ihm erzählen müssen, weshalb Jamie heute nicht den Dienst auf dem NAW übernahm. Bereits im Türrahmen blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. "Du musst Anna nichts sagen, wenn sie aus dem OP kommt. Ich komm schon alleine klar, schließlich gibt es im EKH noch genügend Ärzte."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 14:42


    Ehrlich erschrocken von Izabellas Wutausbruch sprang Philipp auf und knallte seine Kaffeetasse zurück auf den Tisch. Was bildete sie sich ein ihn in aller Frühe schon so anzufahren? "Kannst du mir mal erklären was das ganze soll? Ja, ich würde jetzt vielleicht noch gerne im Bett liegen und nichts arbeiten müssen. Oder wenn schon arbeiten, dann zumindest wissen warum ich den werten Doktor Schwarz ersetzen muss, wo er doch für den Dienst auf dem NAW eingeteilt war." Philipp redete sich immer mehr in Rage und fand kein Ende mehr. Er war wirklich sauer wieder arbeiten zu müssen, und dass man ihm gestern am Telefon keinen Grund genannt hatte, warum er seinen Urlaub abbrechen musste machte die Sache auch nicht besser. Resigniert drehte er sich um goss sich eine zweite Tasse Kaffee ein, denn er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort von Izabella oder einer Erklärung für ihr Verhalten.
    "Was ist denn bei euch los?" Erstaunt trat Malte ein wenig näher an Izabella heran und sah sie fragend an. Leicht seufzend erinnerte er sich daran, dass er ja jetzt wieder mit Philipp fahren musste, weil Jamie immer noch auf der Intensiv lag. Sanft berührte er Izabella an den Schultern. "Wie gehts dir und der kleinen? Was sagt der Vater dazu?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 14:53


    Kurz schüttelte Izabella den Kopf, um Malte klar zu machen, dass sie später mit ihm darüber reden würde, aber nicht in diesem Moment und in der Gegenwart von Philipp. Ihre Augen blitzten immer noch gefährlich und mit einer schnellen Bewegung löste sie sich von Malte und ging auf Philipp zu, der mit einem ebenso wütenden Gesichtsausdruck die Szene zwischen seinem Kollegen und ihr beobachtete hatte. Was Malte jedoch zu ihr gesagt hatte, dass dürfte er wohl kaum verstanden haben. "Jetzt hör mir mal genau zu Philipp. Jamie würde in diesem Moment wahrscheinlich nichts lieber tun, als den Dienst auf dem NAW übernehmen, aber leider ist das nicht möglich und wird in der nächsten Zeit auch nicht möglich sein. Also solltest du dich schon einmal damit anfreunden, dass du weder mehrere freie Tage hintereinander haben, noch pünktlich das Krankenhaus verlassen wirst. Vielleicht solltest du endlich einmal lernen, deine schlechte Laune woanders abzureagieren." Warum sie gar so aggressiv reagiert konnte Izabella nicht sagen, wusste sie doch, dass Philipp wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung hatte, was mit Jamie wirklich passiert war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 15:02


    Langsam wich Philipp noch ein paar Schritte zurück und versuchte wieder etwas Distanz zwischen sich und Izabella zu bringen. Er konnte nicht einschätzen wie sie reagieren würde, wenn er wieder nicht nachgeben würde. Fast schon hilfesuchend, aber immer noch wütend blickte er zu Malte, in der Hoffnung dieser würde ihm endlich sagen was los war. "Kann mir endlich mal jemand sagen was hier überhaupt los ist? Dass Jamie länger nicht arbeiten wird hat Dr. Dietrich mir bereits gesagt, aber warum? Was ist los, dass er nicht fähig ist seinen Dienst zu machen?" Je mehr er sich in die Sache hineinsteigerte und daran dachte, was er die nächsten Tage noch alles vorgehabt hatte, desto wütender wurde er. "Ach wisst ihr was, macht euren Mist doch alleine. Ich werde Jamie schon in die Finger bekommen und ihm klar machen, dass er gefälligst zu arbeiten hat." Mit einem letzten wütenden Blick auf Malte und Izabella drehte er sich um und ging aus der Küche in Richtung Garagen. Kopfschüttelnd blickte Malte seinem Kollegen hinterher und wünschte sich augenblicklich, Jamie wäre bei dem Einsatz am Vortag nichts passiert und er müsste jetzt nicht mit Philipp die Schicht schieben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 15:11


    Am liebsten wäre Izabella Philipp in diesem Moment nachgelaufen und hätte dem Notarzt eine schallende Ohrfeige verpasst, doch sie erinnerte sich daran, dass Jamie inzwischen wohl schon nervös auf sie wartete und sich nicht vorstellen konnte, wo sie so lange blieb. Sie konnte es nicht zulassen, dass er noch länger unter den Schmerzen leiden musste, die ihn schon seit gestern Abend quälten. Deutlich gefasster und nicht mehr gereizt, wie noch vor ein paar Minuten, drehte sie sich zu Malte um. "Kannst du mir helfen Dr. Dietrich zu finden? Anna steht im OP und Jamie braucht dringend etwas gegen seine Schmerzen. Ich habe ihm gestern schon angesehen, wie sehr er leidet, aber er wollte sich nicht noch mehr Schmerzmittel geben lassen und ich war nicht fähig ihn zu überzeugen." Nervös biss sich Izabella auf die Unterlippe und warf einen Blick auf die Uhr. Sie musste zu Jamie zurück, würde er sich sonst wohl noch Sorgen machen und das wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Und sie hatte ihm ja auch noch versprochen, nicht alleine zu kommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 15:18


    Alarmiert von Izabellas Worten schnellte Maltes Kopf wieder in die Höhe und er sah sie fassungslos an. Das war also der Grund gewesen, warum sie bei Philipps Worten so ausgeflippt war und dieser hatte es nicht für nötig gehalten irgendwie anders zu reagieren. "Sicher, ich bin sofort mit Dr. Dietrich zurück. Geh du schon mal zurück zu Jamie." So schnell er konnte sprang er auf und überlegte nur kurz, in welche Richtung er nach seiner Chefin zuerst suchen sollte. Als erstes musste er es in ihrem Büro versuchen, sonst würde er zu lange brauchen. So schnell er konnte setzte er sich in Bewegung und sprintete den Gang hinunter. Schnell hatte er das Büro von seiner Chefin erreicht und klopfte energisch an. Ohne groß zu grüßen fiel er sofort mit der Tür ins Haus. "Dr. Dietrich, können Sie bitte schnell kommen? Jamie, also ich meine Dr. Schwarz ... er hat starke Schmerzen und Dr. Jacobi steht im OP." Flehend sah er seine Chefin an und schickte ein kurzes Dankgebet zum Himmel, als sie wirklich sofort aufstand und ihm hinterher eilte. Auf der Intensivstation ließ er ihr den Vorrang, schließlich wusste er nicht einmal genau wo Jamie überhaupt lag.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 15:29


    Izabella war nicht zu Jamie zurückgekehrt, wie sie es zunächst vorgehabt hatte, sondern hatte sich auf den Weg zur Säuglingsstation gemacht. Sie wollte das es Jamie schnell wieder besser ging und wie konnte sie ihm eine größere Freude bereiten, als wenn er seine kleine Tochter im Arm halten durfte. Rebecca schlief noch immer, als Izabella an ihr Bettchen trat und sich leicht über ihre Kleine beugte. Es war ein richtiger kleiner Schmollmund, den Rebecca im Schlaf zog und Izabella fühlte sich an ihre eigenen Kinderfotos erinnert, die sie zu Hause in einer großen Kiste aufbewahrte. Es gab genügend Fotos von ihr, die sie als Säugling schlafend zeigten und fast überall war der gleiche Schmollmund zu erkennen. "Ich sehe schon, ich werde Mühe haben euch zwei jeden Morgen aus den Federn zu bringen." Lächelnd hob Izabella Rebecca vorsichtig hoch und legte noch eine leichte Decke über sie, bevor sie sich auf den Weg zu Jamie machte. Ob Malte Dr. Dietrich schon gefunden hatte? Warum nur hatte sie Philipp so anfahren müssen, er konnte schließlich nichts dafür, dass man ihm nicht gesagt hatte, was passiert war.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 15:38


    Vollkommen darauf konzentriert, was Dr. Dietrich ihm anschaffte funktionierte Malte mehr als dass er wusste was er tat. Die starken Schmerzmittel würden Jamie für die nächsten Stunden von dem Schmerz befreien, auch wenn sie ihm diesen nicht dauerhaft nehmen konnten. Aber so hatte er wenigstens die Möglichkeit etwas wach zu bleiben und auch ein paar Augenblicke mit seiner Tochter zu genießen. "Hey, alles okay." Beruhigend legte Malte seinem Kollegen die Hand auf den Arm. Man hatte richtig gemerkt, wie Jamie unter der Berührung von Dr. Dietrich zusammengezuckt war und aus seinem seichten Schlaf wieder aufgewacht war.
    Matt hob Jamie den Kopf und sah abwechselnd Dr. Dietrich und Malte an. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass es seine Chefin war, die sich jetzt um ihn kümmerte und nicht Anna. Anna wäre ihm lieber gewesen, da wäre das alles entspannter abgelaufen, aber letztlich war es ihm egal wer ihn behandelte, hauptsache er bekam eine ordenltiche Dosis Schmerzmittel. "Was genau ist mit mir passiert?" Endlich konnte er diese Frage los werden und hoffte eine genaue Antwort darauf zu bekommen, wo Izabella doch immer ausgewichen war wenn er wissen wollte wie schwer verletzt er war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 15:48


    "Du hattest einen verdammt guten Schutzengel, das ist passiert", erwiderte Malte, bevor er sich noch einmal kurz von Jamie abwandte, um Dr. Dietrich einen dankbaren Blick zuzuwerfen, als diese den Raum verließ. Danach zog er sich einen Stuhl an das Bett und ließ sich darauf fallen. Bei Jamies Untersuchungen war er nicht dabei gewesen, hatte er sich ja vor Ort noch um Izabella gekümmert und war dann von Anna sofort nach Hause geschickt worden, doch bevor er heute zu Philipp in die Küche gegangen war und dort den Streit zwischen ihm und Izabella miterlebt hatte, hatte er sich das Untersuchungsprotokoll durchgelesen, um sich selbst ein Bild davon machen zu können, wie schwer Jamies Verletzungen wirklich waren. "Durch den Sturz vom Balkon hast du dir eine offene Unterschenkelfraktur, mehrere Rippenbrüche und ein Schädelhirntrauma zugezogen, deshalb auch die Kopfschmerzen. Deine Brandwunden sind zum Glück nur leichten Grades, du musst dir also keine Sorgen darum machen, dass du irgendwelche Narben oder Folgen zurück behältst."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 21.09.2007, 15:55


    Dankbar lächelnd versuchte Jamie erneut sich ein wenig aufzurichten. Er wollte nicht mehr so flach im Bett liegen, auch wenn er wusste, dass er sich nicht zu viel zumuten durfte. Endlich wusste er Bescheid welche Verletzungen er davon getragen hatte. Das gebrochene Bein würde ihn wohl noch länger außer Gefecht setzen und zu Hause festhalten. Aber so wie Malte das ganze schilderte musste er einen wirklich großen Schutzengel gehabt haben. "Wenns nicht mehr ist." Bemüht das ganze runter zu spielen sah er Malte an, wünschte sich aber eigentlich nur Izabella zurück. Bei ihr wusste er, dass er nicht den Starken spielen musste und auch einfach schweigen konnte. Außerdem wollte er endlich seine Tochter bei sich haben. Wenn ihm einer noch vor ein paar Tagen erzählt hätte, dass alles so kommen würde, hätte er es als kompletten Unfug abgetan. Unruhig blickte er immer wieder zur Türe, in der Hoffnun er könnte Izabella so herbei zaubern. Ob ihr etwas passiert war? Schließlich konnte sie noch nicht ganz bei Kräften sein, nach dem Kaiserschnitt und den Komplikationen von gestern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 21.09.2007, 16:10


    Bemüht Philipp für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen, hatte Izabella einen anderen Weg zur Intensivstation eingeschlagen und sah gerade noch, wie Dr. Dietrich Jamies Zimmer verließ. Erleichtert atmete sie auf und ging noch einen Schritt schneller, aber nur so schnell, dass Rebecca nicht aufwachte. Die laute Stimme ihrer Tochter wollte sie Jamie zunächst noch ersparen, zumindest bis er von seinen Kopfschmerzen erlöst und nicht mehr auf Schmerzmittel angewiesen war.
    Lautlos öffente Izabella die Zimmertür und schon der erste Blick verriet ihr, dass es Jamie wesentlich besser ging, als noch vor einer halben Stunde. Sein unruhiger Ausdruck in den Augen war ihr jedoch nicht entgangen, hatten sie ja sogar damit gerechnet, dass er nervös auf sie warten würde. Ganz unrecht hatte er damit auch nicht, musste Izabella sich selbst eingestehen, dass ihr Körper sich gestern die Strapazen nicht hatte anmerken lassen, doch wohl auch nur weil er mit Adrenalin vollgepumpt gewesen war. Heute spürte sie die ersten Anzeichen schon viel schneller und auch ihre Narbe schmerzte deutlich, doch sie wollte sich jetzt, wo es Jamie besser ging, nichts davon anmerken lassen. "Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Aber dafür habe ich dir auch jemanden mitgebracht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 22.09.2007, 11:28


    Bedacht vorsichtig richtete sich Jamie wieder auf und sofort kehrte das gewohnte Strahlen in seine Augen zurück. Ob Izbella geahnt hatte wie sehr er sich danach gesehnt hatte seine Tochter auf dem Arm halten zu können? Nur kurz verzog er sein Gesicht vor Schmerz als er versehntlich versuchte sein geschientes Bein zu bewegen. Rasch verdrängte er den Gedanken an seine Verletzungen wieder und streckte die Arme nach seiner Tochter aus. Erstaunt wie leicht sie war bettete er sie sanft in seiner Armbeuge, bemüht seinen Rippen nicht zu nahe zu kommen. Mit der anderen, freien Hand griff er nach Izabellas Arm und zog sie zu sich aufs Bett. Langsam zog er sie näher an sich heran und küsste sie sanft auf die Lippen. "Schön dass ihr da seid, ihr habt mir gefehlt." Verträumt blickte er wieder auf Rebecca, die immer noch friedlich in seinen Armen schlief. Ob man jetzt schon sagen konnte wieviel sie von Izabellas Eigenschaften hatte und wieviel von ihm? Das lange Schlafen konnte eigentlich nur von ihm kommen, schließlich war er es, der jeden morgen nur sehr schwer aus dem Bett kam. "Ist sie eigentlich gesund unsere Kleine? Und was macht deine Narbe?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 13:04


    Sie eben noch aufbrausend, aggressiv und wütend erlebt, kam es Malte vor, als hätte eine vollkommen andere Izabella den Raum betreten. In den letzten Monaten hatte er die Freundin von Jamie immer besser kennengelernt und sich mehr und mehr von seinem anfangs von ihr erstellten Bild gelöst. Ihr Starrsinn, ihre Entschlossenheit und ihre hin und wieder strikte Gleichgültigkeit waren meist nichts als eine Schutzmauer, das wusste Malte seit gestern. Seit ihrem Zusammenbruch auf der Straße wusst er, wie verletzlich Izabella wirklich war und deshalb konnte er ihren Ausbruch gegenüber Philipp durchaus verstehen. Den genauen Wortlaut zwischen ihnen hatte er nicht mitbekommen, doch er konnte sich Philipps Begeisterung bildlich vorstellen, wieder arbeiten zu müssen, anstatt seinen verdienten Urlaub genießen zu können. Innerlich seufzend dachte Malte daran, dass er heute den ganzen Tag Philipps Launen ausgesetzt war, wenn dieser nicht bald erfuhr, was wirklich geschehen war. Sein Blick wanderte wieder zu Izabella. Sie wollte den Schein wahren, ihr ginge es gut, doch immer wieder sah man in ihren Augen die Erschöpfung, die sie bereits gestern hätte einholen müssen. In seinem benommenen Zustand durch die Schmerzmittel und das Glück, seine Tochter im Arm halten zu dürfen, würde Jamie wohl nichts davon bemerken, genau das was Izabella wollte.
    Verbunden mit einem niedlichen Gähnen, begann Rebecca ihre Ärmchen und Beinchen in Jamies Arm zu strecken und öffnete für einen kurzen Augenblick die Augen, so als wollte sie sich vergewissern, wo sie war. "Die üblichen Untersuchungen haben bei ihr keine Auffälligkeiten gezeigt und obwohl ich fest damit gerechnet habe, dass sie die ersten Wochen im Brutkasten würde verbringen müssen, ist dies nicht der Fall. Sie zwar furchtbar klein und zart, aber ihr reicht, laut Arzt, aus. Und wenn keine Komplikationen auftreten, kann sie in ein paar Tagen mit mir entlassen werden." Mit einem zärtlichen Blick griff Izabella nach der kleinen Hand ihrer Tochter und strich sanft darüber. Unbeschreiblich war dieses Glücksgefühl.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 13:23


    Sanft strich er Rebecca immer wieder über das kleine Köpfchen und konnte von ihrem Anblick nicht mehr genug bekommen. Die Worte von Izabella, dass sie gesund war und man so schnell keine Komplikationen befürchten musste ließ ihn noch entspannter werden. Ob es alleine die Tatsache war, dass er seine Tochter auf dem Arm halten durfte, oder ob das Gefühl von dem starken Schmerzmittel hervorgerufen wurde war ihm egal. Jetzt in diesem Moment fühlte er sich in dem Bett wohl und wollte keine einzige Sekunde verpassen. Im Kopf noch benommen von den starken Schmerzen und nun von dem noch viel stärkeren Schmerzmittel nahm er es fast nicht zu Kenntniss, dass Izabella nur darauf geantwortet hatte wie es Rebecca ging, nicht aber wie es ihr selbst ging. Jamie fühlte sich wie in einer Glocke eingeschlossen. Eingeschlossen mit Rebecca und Izabella, ohne Schmerz oder irgendwelchen Tatsachen die diese Ruhe stören könnten. Einzig der Gedanke, dass Izabella entlassen werden konnte und er noch länger hier bleiben musste ließ seine Stimmung wieder sinken. Wie sollte er die langen Tage nur aushalten, wo sie erst von zu Hause kommen musste und selbst wohl noch geschwächt war? "Ihr wollt nicht noch ein paar Tage länger hier blieben?" Flüsternd, aber breit grinsend stellte er ihr die Frage, ohne noch länger darüber nachzudenken, ob es richtig war sie das zu fragen. Er war schließlich mehr oder weniger selbst schuld, dass er hier lag.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 13:36


    Überrascht blickte Izabella von Rebecca auf und sah Jamie an, erfasste jedoch schnell den Grund, der die Frage hervorgerufen hatte. Nur zu gut konnte sie Jamie verstehen, dass er nicht allein im Krankenhaus bleiben und stets darauf warten wollte, wann sie endlich für ein paar Stunden vorbeikamen. Doch was sollte sie dagegen tun? Noch länger hier bleiben, wo sie doch bereits alles dafür tun würde, endlich dieser schrecklichen Atmosphäre entfliehen zu können. Fast erschien es Izabella, wie eine lächerliche Phobie, die sie inzwischen gegen Krankenhäuser entwickelt hatte. Warum wusste sie selbst nicht. "Ich weiß nicht... Noch sind es ja ein paar Tage, die wir hier verbringen müssen. Rebecca wurde heute zwar noch nicht untersucht, aber der Arzt gestern erwähnte etwas von einer Woche. Mach dir am Besten darüber noch keine Sorgen. Noch früh genug wirst du dir wieder wünschen, eine einzige Nacht durchschlafen zu dürfen." Lächelnd beugte sich Izabella über Jamie und küsste vorsichtig. Wie es wohl werden würde, wenn ihre Eltern nach Hamburg kamen?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 13:45


    Müde ließ er sich wieder in sein Kissen zurück sinken. Er hätte seine Frage doch für sich behalten sollen. Wie konnte er auch verlangen, dass Izabella, die schon immer eine Ablehnung gegenüber Krankenhäusern gehabt hatte, freiwillig noch länger blieb. "Nein, mach dir keinen Kopf, ich werde das hier schon überleben. Zu Hause würde ich ja doch nicht liegen bleiben." Zu Hause würde er nicht die Ruhe finden wirklich liegen zu blieben, dessen war er sich sicher. Da wäre einmal der Drang mit zu bekommen was in der Wohnung alles vor sich ging, und dann noch seine innere Unruhe, die er hier bändigen musste, es aber zu Hause kaum schaffen würde. "Sag mal, wissen unsere Eltern eigentlich schon Bescheid, dass sie Großeltern geworden sind?" Der Gedanke war ihm plötzlich gekommen, und es ging ihm hauptsächlich darum, dass sie davon erfuhren, dass Izabella und er eine kleine, gesunde Tochter bekommen hatten. An seinen Unfall, und wie knapp es für ihn ausgesehen haben musste, dachte er nicht mehr. War es doch viel wichtiger, dass Rebecca und Izabella wohl auf und gesund waren.
    "Ja, das wissen Sie schon. Und sie wissen auch, was du wieder alles anstellst, nicht wahr Jakob?" Ohne dass er es bemerkt hätte, war die Türe aufgegangen und seine Eltern hatten leise das Zimmer betreten. Leicht gequält verzog er das Gesicht und sah seine Eltern an. "Nenn mich nicht immer Jakob. Du weißt genau, dass ich das nicht ausstehen kann."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 13:59


    In diesen unbeobachteten Moment, als Jamies Eltern die Tür öffneten, verschwand Malte ungesehen aus dem Raum. Zumindest glaubte er das, hatte er nicht damit gerechnet, dass Izabella ihn überhaupt noch wahrnahm, in ihrer Erschöpfung und ihrem gleichzeitigen Glück. Ihr war jedoch nicht entgangen, wie Malte verschwunden war. Sollte sie ihm hinter gehen und ihn darum bitten, dass er Philipp sagte, ihr Wutanfall eben täte ihr Leid? Nein, das war eine Lüge. Zwar war es falsch, wie sie sich benommen hatte, doch Philipp war kein bisschen einfühlsam gewesen und hatte ihr Verhalten nur ein einziges Mal hinterfragt, warum also sollte sie sich jetzt bei ihm entschuldigen. Er würde noch früh genug merken, wie falsch sein Verhalten gewesen war. Für einen kurzen Moment schloss Izabella die Augen, um ihre wirbelnden Gedanken wieder zu beruhigen, bevor sie aufstand und Gabriele und Frank kurz und herzlich begrüßte. "Ich habe erst heute Nachmittag mit euch gerechnet..."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 14:07


    Leise ließ sich Gabi auf dem Stuhl nieder, wo zuvor noch Malte gesessen hatte und sah ihren Sohn nachdenklich an. Zwar hatte sie ihn gestern noch kurz gesehen, als sie wieder gegangen ist, aber jetzt wo er wach war, kam ihr das Ganze noch schlimmer vor. Langsam drehte sie den Kopf wieder zu Izabella. "Es tut uns leid, wenn wir jetzt alles durcheinander bringen, aber wir wollten nicht mehr länger zu Hause sitzen, ohne genau zu wissen was los war und wie es euch ging." Leise rechtfertigte sich Frank an Stelle seiner Frau und ließ die kleine, gepackte Reisetasche langsam auf den Boden fallen. Eigentlich hatte er schon gestern abend noch ins Krankenhaus gewollt, nachdem er erfahren hatte, was mit Jamie passiert war, aber seine Frau hatte ihn zurück gehalten. Jetzt wo er seinen Sohn in dem Bett liegen sah, wusste er, dass Gabi recht gehabt hatte und auch der Besuch jetzt würde ihn noch viel zu sehr anstrengen. Langsam ging Frank um das Bett von Jamie herum und versuchte so einen besseren Blick auf seine Enkeltochter werfen zu können. Noch bis vor ein paar Augenblicken hatte er es nicht glauben können, dass er jetzt Großvater war, wo er den ersten Besuch von Jamie und Izabella noch zu gut im Gedächtnis hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 14:17


    "Nein, ihr bringt nichts durcheinander und natürlich ist es in Ordnung, wenn ihr kommt, ist es doch nur zu verständlich." Izabella griff nach der Reisetasche, die Frank hatte fallen lassen und ging damit zu Jamies Schrank, um seine Sachen darin zu verstauen. Der Schmerz der durch das Gewicht der Tasche durch ihren Körper jagte, ignorierte sie, war es doch nur ihre Narbe, die dafür verantwortlich war. In sich versunken, räumte sie all die Sachen ein, die Frank und Gabriele Jamie mitgebracht hatten. Es war nicht viel, aber Jamie würde auch nicht viel brauchen, würde er die meiste Zeit im Bett verbringen müssen. Im Gegensatz zu ihrem üblichen Sinn für Chaos legte Izabella Jamies Kleidung ordentlich übereinander, völlig unbewusst, wie ihr später klar wurde. Schnell war die Tasche geleert und sie drehte sich wieder zu Jamie, Frank und Gabriele um. Rebecca, die inzwischen aufgewacht war, zog alle Aufmerksamkeit auf sich und Izabella spürte in diesem Moment, wie überfordert sie plötzlich mit dieser ganzen Situation war. Eigentlich hätte sie ebenso im Bett liegen sollen, sich um nichts kümmern müssen, doch Jamie brauchte sie. Das schon allein hatte die Frage gezeigt, ob sie nicht noch ein paar Tage länger im EKH bleiben konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 14:27


    Unbemerkt hatte Frank neben den Blickten auf seine kleine Enkeltochter immer wieder Blicke auf Izabella geworfen. Auch wenn er ahnte, dass sie jetzt bei Jamie sein wollte und nicht in ihrem Bett liegen wollte, ahnte er, dass ihr das langsam zu viel wurde. Ihre Augen strahlten nicht mehr so wie noch vor ein paar Minuten wo sie gekommen waren und auch ihre leicht gekrümmte Haltung gefiel ihm überhaupt nicht. Langsam löste er sich wieder von dem Anblick seiner Enkeltochter und ging leise auf Izabella zu. "So Jamie, jetzt kannst du ja mal zeigen, ob du deiner neuen Aufgabe schon gewachsen bist." Lachend stellte sich Frank neben Izabella und betrachtete Rebecca, die sich immer mehr gegen den schützenden Griff ihres Vaters wehrte. Ein kurzer Blick auf seine Frau und auf Jamie genügte und er wusste, dass die beiden viel zu sehr mit der kleinen beschäftigt waren, als dass ein Fehlen von ihm und Izabella groß auffallen würde. Vorsichtig griff er Izabella an die Schultern und busierte sie langsam zur Tür hinaus. "Na komm, die kommen da drin schon zu Recht. Du solltest dich auch mal ausruhen. Ich bring dich in dein Bett und dann legst du dich ein wenig hin. Jamie wird das schon überleben alleine im Bett liegen zu müssen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 14:37


    Anstandslos hatte sich Izabella aus dem Zimmer schieben lassen, doch jetzt als sie am Gang standen, versuchte sie sich zur Wehr zu setzen und zurück ins Zimmer zu gelangen. "Was ist mit Rebecca? Ich kann sie doch nicht einfach bei Jamie lassen. Er ist noch viel zu geschwächt, als das ich ihm das zumuten könnte. Nur durch die Schmerzmittel geht es ihm so gut, aber was wenn die Wirkung nach lässt? Bitte Frank, ich kann mir auch später Ruhe gönnen, wenn Jamie schläft und ihr wieder gegangen seit." Fast schon verzweifelt klang ihre Stimme und sie bemerkte nicht einmal, wie ihr vor Erschöpfung die Tränen über das Gesicht liefen. So sehr sie auch gewollt hätte, die Anstrengungen und Folgen der Frühgeburt hatte sie zwar um Stunden hinaus zögern können, doch nun forderten sie ihren Tribut. Trotzdem wollte Izabella jetzt keine Schwäche zeigen, obwohl sie längst ahnte, welche schlimme Folgen es haben könnte, wenn sie jetzt keine Ruhe gab. "Was, wenn Rebecca anfängt zu schreien? Jamie hat seine Kopfschmerzen gerade erst überstanden...", versuchte sie in letztes Mal Frank zu überzeugen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 14:45


    "Pscht ... komm her." Vorsichtig zog er Izabella in eine sanft Umarmung und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken. Er konnte sie ja verstehen, hätte seine Frau Jamie damals auch nie alleine gelassen, aber es schadete Izabella mehr als dass es ihr half. Langsam löste er sich wieder von ihr und ging den Gang weiter entlang, ohne auf ihre Proteste zu achten. "Nein, hier geht es jetzt erstmal um dich, und nicht um Jamie oder Rebecca. Izabella, das was du hinter dir hast ist genauso anstrengend und Kräftezehrend wie das was Jamie hinter sich hat. Du musst dir Ruhe gönnen, wenn du hier wieder raus kommen willst." Sanft lockerte er seinen Griff um ihre Schultern, als er merkte, dass sie sich nicht mehr wehrte. "Und was Rebecca angeht, Gabi ist auch noch da. Was kleine Kinder angeht, das verlernt man nicht so schnell. Und auch Jamie wird damit schon klar kommen. Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken und schone dich einfach ein bisschen." Sanft, aber bestimmt bugsierte er sie zurück in ihr Zimmer und ins Bett. Erst als sie wirklich drin lag und die Bettdecke über sich gezogen hatte, nahm er einen Stuhl und setzte sich neben sie. Die Anstrengung war ihr nun mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben, auch wenn sie das nie zugeben würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 14:55


    Frank hatte Recht mit dem was er sagte, doch Izabella wurde immer nervöser, wenn sie daran dachte, dass sie Jamie und Rebecca allein gelassen hatte. Sie hätte Rebecca zumindest zurück auf die Säuglingstation bringen müssen, wo sie gut versorgt wurde und jemand da war, der sich um sie kümmern konnte. Jamie war doch noch viel zu geschwächt. Unruhig wollte Izabella sich wieder aufsetzen, doch sie spürte die tiefe Erschöpfung, die sie inzwischen erfasst hatte. Müde schloss sie ihre Augen und zog die Bettdecke fest um sich. Mit ihrer Hand tastete nach der von Frank. Sie wollte jetzt nicht allein sein. "Danke, dass du mich hierher gebracht hast. Es wäre für Jamie wohl noch viel belastender gewesen, wenn ich vor seinen Augen zusammen gebrochen wäre, nur weil ich mich selbst vollkommen überfordert habe. Du musst auch nicht bei mir bleiben und aufpassen das ich liegen bleibe." Ängstlich schlug sie ihre Augen wieder auf, um sich zu vergewissern, ob Frank noch da war. Zwar wollte sie ihm die ersten Moment mit Rebecca nicht vorenthalten, doch sie wollte auch nicht das er ging, auch wenn sie das eben gesagt hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 15:06


    Selbst jetzt, wo sie ausgelaugt war und ihr Körper nur noch nach Schlaf schrie gab ihr Dickkopf keine Ruhe und wollte sich noch durchsetzen. "Nein keine Sorge, ich werde hier bei dir sitzen bleiben." Sanft drückte er ihre Hand und lehnte sich in seinem Stuhl leicht zurück. Dass es ihm irgendwie schmerzte Jamie auf der einen Seite so verletzt, und auf der anderen Seite so glücklich zu sehen, weil seine Tochter gesund war, wollte er nicht zugeben. Zu sehr erinnerte ihn das ganze an sich selbst früher, auch wenn alles weniger spektakulär zugegangen war. Es tat ihm gut sich ablenken zu können, in dem er sich um Izabella kümmerte und zusah, dass sie sich nicht überanstrengte. "Schlaf ruhig ein wenig. Ich werde hier sitzen bleiben, damit du nicht alleine bist. Und glaub mir, Jamie kommt schneller wieder auf die Beine als dir lieb ist und stellt deinen Alltag wieder auf den Kopf. Weil wenn er erstmal entlassen wird, darf er deshalb noch lange nicht wieder arbeiten, und wird zu Hause keine ruhige Minute finden. Aber das sagst du mir dann einfach und ich beschäftige ihn schon." Lachend versuchte Frank Izabella wieder auf andere Gedanken zu bringen, und versuchte ihr klar zu machen, dass das alles nicht so schlimm war wie es aussah und sie sich auf ihn verlassen konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 15:17


    "Ja, das befürchte ich auch..." Es war nur noch ein leises flüstern, das über Izabellas Lippen kam, doch das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, dass sie sich langsam entspannte. Langsam schlossen sich ihre Augen und ihr Atem wurde ruhiger und tiefer. Nur wenige Minuten waren es bis sie tief und ruhig eingeschlafen war. Franks Hand hielt sie jedoch immer noch umklammert, als hätte sie selbst im Schlaf Angst, er würde sie alleine lassen.
    Im Krankenhaus wurde es jetzt lauter und hektischer. Nicht nur, dass die ersten Patienten in die Notaufnahme eingefliefert wurden, es stand auch die alltägliche Visite fest. Dr. Dietrich hatten die Einteilung ihrer Ärzte nicht geändert. Haase und Ohlsen sollten den Dienst auf dem NAW übernehmen, Jacobi die Station und sie selbst die Notaufnahme. Das Schwarz ausfiel war eine Situation, mit der keiner gerechnet hatte und so stand auch kein Arzt zur Verfügung, der kurzfristig hätte einspringen können, um ihnen alle die Arbeit zu erleichtern. Vielleicht würde sich in den nächsten Wochen etwas ergeben, doch sie bezweifelte es. War man ja auch vorher, ohne einen weiteren Assistensarzt ausgekommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 15:31


    "Ich hatte mich gerade daran gewöhnt nicht mehr so viel Stress zu haben." Erschöpft ließ sich Anna mit einer Tasse Kaffee in der Küche nieder, in der Hoffnung ihr Piepser würde für ein paar Minuten still stehen. "Na Anna, hast du nichts mehr zu tun?" Übers ganze Gesicht grinsend, aber nicht minder ausgelaugt betrat Malte die Küche und nahm sich ebenfalls einen Kaffee. "Wenn du wüsstest. Ich dürfte nicht eine Minute hier sitzen, so viel ist zu tun. Dass Jamie auch gerade jetzt ausfallen muss." Seufzend trank sie ihren Kaffee rasch wieder aus und stellte die Tasse in das Spülbecken. Es half alles Jammern nichts, sie musste weiter machen, schließlich sollte jeder Patient die Behandlung bekommen, die er benötigte. "Apropo Jamie. Wie gehts dem eigentlich jetzt? Heute morgen war er ja echt fertig. Das zusätzliche Schmerzmittel hat ihn dann wieder aufgepusht." "Wie 'das zusätzliche Schmerzmittel'? Malte, warum erfahre ich nichts davon? Wer hat ihm das gegeben?" Aufgebracht furh Anna den Rettungassistenten an. Es war ihre Station und da wollte sie über jede einzelne Veränderung der Patienten informiert werden. "Mach mal halblang, Dr. Dietrich hat ihm noch einmal was gegeben, du standst bereits im OP. Aber vielleicht solltest du noch einmal nach ihm sehen." Kopfschüttelnd sah Malte seiner Kollegin hinterher, die im Laufschritt auf der Intensivstation verschwand. Es hatte sich keine freie Minute ergeben, in der er Anna davon hätte erzählen können, dennoch verwunderte ihn ihr Verhalten doch etwas, war es doch nichts ungewöhnliches, dass ein Patient nach so einem Unfall starke Schmerzen hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 15:45


    Die kleinen Augen schon seit einer halben Stunde nicht mehr geschlossen, wurde Rebecca immer unruhiger. Ihre dünnen Beinchen hielt sie kaum noch still und auch ihre kleinen Armen stieß sie immer wieder zur Seite. Mit leisen Lauten wollte sie ihrem Unmut Luft machen.
    Erst eine ganze Weile später war Gabriele aufgefallen, dass Izabella und Frank einfach verschwunden waren, ohne ihnen etwas zu sagen. Anfangs nicht gerade erfreut darüber, hatte sich Gabriele jedoch nichts anmerken lassen und war nun viel zu beschäftigt Rebecca ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Das die Kleine in Moment nicht gerade glücklich war, war nicht zu übersehen und inzwischen auch nicht mehr zu überhören.
    "Na endlich", entfuhr es Gabriele, als stürmisch die Tür des Zimmers aufgestoßen wurde und sie fest damit rechnete, Izabella zu sehen. Doch es war weder Izabella die das Zimmer betrat, noch Frank, sondern Jamies Kollegin Anna, die äußerst besorgt zu sein schien.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 15:56


    Erschrocken öffnete Jamie die Augen wieder und blickte Anna lange an, als müsste er sich erst erinnern ob er sie kannte oder nicht. Dass seine Tochter immer unruhiger wurde war ihm nicht entgangen, aber er hatte keine Ahnung, was ihr fehlte, oder wie er ihr helfen konnte. Wenn sie Hunger hatte, und das erschien ihm am logischsten, konnte er ihr am aller wenigsten helfen. Der unruhige Blick von Anna entging ihm nicht und auch ihre fast schon hektischen Kontrollgriffe an den ganzen Geräten ließen ein ungutes Gefühl in ihm aufsteigen. Sollten sich seine Werte irgendwie verschlechtert haben, oder stimmte sonst irgendetwas nicht mit ihm? "Anna was ist los? Stimmt irgendetwas nicht mit mir?" Unruhig blickte er immer wieder zwischen seiner Tochter und Anna hin und her, und beide stimmten ihn nicht gerade glücklich. Er musste seiner Mutter erklären, wie sie auf die Säuglingsstation kam, damit man Rebecca versorgen konnte und diese danach wieder ihre Ruhe fand, die sie so dringend benögtigte. "Mama, kannst du Rebecca vielleicht zurück auf die Säuglingsstation bringen? Oder wenigstens zurück zu Izabella? Ich kann der kleinen doch auch nicht helfen hier."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 16:05


    "Woher soll ich wissen, wo Izabella jetzt ist? Das Frank auch immer so unvernünftig sein muss, er hätte sich doch denken können, dass Izabella ihre Tochter nicht alleine lassen kann", schimpfte Gabriele leise vor sich hin und war von Annas Auftauchen noch beunruhigter, als von Rebeccas Unruhe. "Na dann gib mir die Kleine und ich werde versuchen Izabella irgendwo zu finden." Lächelnd nahm Gabriele ihrem Sohn das kleine Wesen aus dem Arm und wiegte Rebecca sanft, um sie zu beruhigen. Das es nicht gelingen würde, wusste sie, also blieb ihr nichts anderes übrig, als die Intensivstation zu verlassen und sich auf die Suche nach Izabella und Frank zu machen. Vorsichtig stand sie von dem Stuhl auf und ließ ihre Blicke zu Anna wandern, die sich immer noch mit den Geräten beschäftigte. Ein ungutes Gefühl erfasste sie. Was war los, dass Anna gar so hektisch war? Jamie ging es gut, dass war nicht zu übersehen und obwohl er hin und wieder die Augen hatte schließen müssen, plagten ihn keine Schmerzen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 23.09.2007, 16:12


    Dankbar lächelte Jamie seine Mutter an und sah ihr hinterher, als sie mit Rebecca auf dem Arm das Zimmer verließ. Erschöpft ließ er sich wieder zurück in sein Kissen sinken und schloss erneut die Augen. Er hatte keine Schmerzen, was angesichts der Dosis Schmerzmittel auch nicht verwunderlich. Viel mehr war er einfach nur müde von dem ganzen Trubel, der den Vormittag über geherrscht hatte. Die eindeutigen Zeichen ignorierend setzte er sich wieder ein wenig auf und sah Anna fragend an. "Magst du mir jetzt vielleicht endlich mal sagen, warum du schaust, als würde ich die nächsten zehn Minuten gleich zusammenklappen? Ja, ich habe mir heute morgen ein zusätzliches Schmerzmittel geben lassen, weil die Kopfschmerzen unerträglich waren. Aber wieviel und welches, das hat Dr. Dietrich bestimmt, nicht ich. Also, was ist los?" Eine Spur sauer fuhr er seine Kollegin an, die immer noch kein Wort mit ihm geredet hatte und nur stumm sämtliche Werte in ihr Protokoll übertrug. Aber schon allein der Gesichtsausdruck reichte ihm aus um Unbehagen auszulösen. Leise seufzend ließ er sich wieder in sein Kissen zurück sinken, ließ Anna dabei aber nicht aus den Augen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 23.09.2007, 17:52


    Sie war sich Jamies fragenden Blick durchaus bewusst, doch bevor sie ihm auch nur annähernd ihre besorgniserregenden Vermutungen mitteilen konnte, musste sie sich erst selbst seiner stabilen Lage sicher sein. Das eben ausgefüllte Protokoll auf die Seite legend, ihr besorgter Gesichtsausdruck sich nicht verändernt, trat sie rasch an ihn heran, um ihn eine Hand auf die Schulter zu legen, ihn so in den Kissen zu halten. Kaum das Jamie es hätte vorher sehen können, hielt sie eine kleine Leuchte in der hand und kontrollierte seine Pupillendifferenz. Erleichtert atmete sie auf und griff wieder nach dem Protokoll, auf dem noch ihre Unterschrift fehlte. Schwunghaft setzte sie diese unter ihre Untersuchungsergebnisse, nicht ohne sich vorzunehmen, ein ernstes Wort mit Dr. Dietrich zu reden.
    "Was los ist? Durch das zusätzliche Opiat hätte Dr. Dietrich schwere Komplikationen hervorrufen können, das ist los. In ihrer spontanen Handlung von heute Morgen, bezweifle ich nämlich, dass sie daran gedacht hat, sich im Voraus darüber zu informieren, welche Schmerzmittel dir verabreicht werden." Anna warf noch einmal einen Blick auf die Geräte, bevor sie sich auf dem Stuhl niederließ, den Gabriele vor wenigen Minuten besetzt hatte. "Durch Izabellas gestrigen Besuch ist mir natürlich nicht entgangen unter welchen Schmerzen du leidest und nach einem kurzen Gespräch mit unserer Chefin, die übrigens deine OP geleitet hat, war ich über die Medikamente informiert, die man dir verabreicht hatte und ich konnte mit einer weiteren Behandlung beginnen." Für einen kurzen Moment schwieg Anna. "Ich brauche dir nicht zu sagen, dass es heute Fentanylderivate gibt, die mehrere tausendmal stärker wirken als Morphin. Bisher hatte man dir Fenta verabreicht, wie es bei der Notfallversorgung üblich ist. Gestern verabreichte ich dir jedoch eine Morphininjektion, um deine Schmerzen schnell zu lindern. Es ist nicht unüblich das Nebenwirkungen auftreten, dass weißt du selbst. Zuerst haben sich deine Pupillen stark verengt, es kam zu Blutdruckveränderungen und dann zu Epelepsie-artigen Krampfanfällen, weshalb du dich heute früh auch so benommen gefühl hast und um ein vielfaches schlechter. Weißt du nun, warum mein Blick so aussah, als würdest du jeden Moment zusammenbrechen? Eine weitere Dosis Morphin hätte durchaus einen neuen, weitaus gefährlicheren Krampfanfall auslösen können."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.09.2007, 14:25


    Benommen von der langen Erklärung von Anna starrte Jamie die Ärztin weiterhin an und wusste nicht was er darauf sagen sollte. Epelepsie-Anfälle waren nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen durfte, das wusste er selbst. Aber nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass das ganze bei ihm selbst passieren konnte. Aber wer hätte schon damit gerechnet, dass er auf der Intensivstation mit schweren Verletzungen zu finden war? Diese Nachricht von Anna erklärte einiges, und er verstand plötzlich warum sie so fieberhaft seine Werte kontrolliert hatte. "Danke Anna." Mehr brachte er nicht über die Lippen, aber wenn er schon daran dachte was alles hätte passieren können, wurde ihm anders und er war froh, dass Anna sich so gewissenhaft erkundigt hatte ob mit ihm alles in Ordnung war. "Ach und danke der Nachfrage, mir geht es wunderbar. Keine Schmerzen, zumindest vorerst nicht und bis eben noch schön von meiner Familie umringt ...", breit grinsend zog Jamie seine Kollegin auf, wusste nicht wie er sonst mit der Nachricht fertig werden sollte, dass das Schmerzmittel noch weitere Komplikationen hätte hervorrufen können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.09.2007, 14:43


    "Scheint so, als hätte ich alle vertrieben." Lachend stand Anna von dem Stuhl auf, denn sie konnte sich es nicht erlauben, längere Zeit bei Jamie zu verbringen als nötig, zu viel Arbeit gab es, die erledigt werden musste. Zu gerne, hätte sie sich weiter mit ihrem Kollegen unterhalten und ihm nicht nur die Nachricht überbracht, dass er sich ab sofort von Morphin besser fern halten sollte, vorausgesetzt, er wollte weitere Krampfanfälle vermeiden und das wollte er mit großer Sicherheit. Anna fuhr sich kurz durch ihre Locken und wünschte sich, sie konnte Feierabend machen und sich zu Hause auf ihr bequemes Sofa fallen lassen, doch soweit war es noch lange nicht. Es gab noch genügend Patienten, die ihre Hilfe benötigten und wie üblich, wurden es von Stunden zu Stunde mehr. Wie hatten sie es bloss vorher ohne Jamie geschafft, all die Arbeit zu bewältigen? "Tut mir Leid Jamie, aber ich muss wieder. Richte Izabella einen schönen Gruß aus, denn ich bezweifle, dass ich Zeit haben werde, um nach ihr zu sehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.09.2007, 14:56


    "Ja sicher Anna, wenn ich sie heute überhaupt noch einmal sehe. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass mein Vater sie so schnell nicht mehr aus dem Bett lässt." Lachend verabschiedete sich Jamie von seiner Kollegin und wäre ihr am liebsten gefolgt. Er wollte eigentlich nur dem Bett entfliehen, aber nach dem was er eben über die vergangene Nacht erfahren hatte, sah sogar er ein, dass es sinnvoller war im Bett liegen zu bleiben. Ausgelaugt ließ er sich wieder zurück in sein Kissen sinken und schloss die Augen. Was Izabella jetzt gerade wohl tat, nachdem sein Vater sie mit sanfter Gewalt mitgenommen hatte? Ob sie unruhig im Bett lag und sich nur um Rebecca kümmern wollte, oder ob auch sie einsah, dass Ruhe für sie besser war? Den Kopf voll mit Gedanken versuchte er sich immer wieder in eine andere Position zu legen um etwas Ruhe zu finden. Resigniert, dass er nichts tun konnte, als hier zu liegen schloss er die Augen und versuchte in einen traumlosen Schlaf zu gleiten, aber die Bilder, die Annas Worte heraufbeschwört hatten ließen ihn nicht mehr los.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.09.2007, 15:13


    Als hätte sie vor, alle Erschöpfung und Kraftlosigkeit auf einmal bekämpfen zu wollen, schlief Izabella immer noch tief und fest, doch ihr Schlaf wurde zusehends unruhiger und sie drehte sich immer wieder von der einen Seite, auf die andere. Ihre Finger krallten sich in die Bettdecke, als müsste sie irgendwo Halt finden und vereinzelte Tränen rollten über ihr Gesicht.
    Kaum war Izabella eingeschlafen, hatte es auch nicht lange gedauert, bis die ersten Traumbilder ihren Schlaf begleiteten. Es waren nicht die Bilder des Unfalls, die sie deutlich vor sich sah, sondern glückliche Bilder, die sie als Familie zeigten, bei einem Spaziergang am Elbufer. Jamies Lächeln, als er Rebecca aus dem Kinderwagen nahm war so real, dass Izabella zunächst im Schlaf lächeln musste, doch die Szene hatte sich von einer Sekunde auf die andere verändert. Ein Gewitter war aufgezogen. Der Wind zog über sie hinweg und Regentropfen peischten in ihr Gesicht. Izabella hatte Jamie angeschrien sich irgendwo unterzustellen, doch er war mit Rebecca auf dem Arm immer weiter auf die Elbe zugelaufen, auf eine kleine Mauer, die den Fußweg begrenzte. Lachend hatte er darauf begonnen zu balancieren und seine Tochter leicht in die Luft geworfen. Er verlor das Gleichgewicht und Izabella musste mit ansehen, wie er und Rebecca einen Abhang hinunter und in die Elbe stürzten. Erstickt schrie sie auf und schlug um sich, wollte sie sich von den schrecklichen Bildern befreien.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 24.09.2007, 15:31


    Lange Zeit hatte Frank Izabella zugesehen wie sie friedlich geschlafen hatte, und auch das Lächeln war ihm nicht entgangen. Erst als ihm nach und nach die Glieder und Muskeln weh taten stand er leise auf und stellte sich nachdenklich ans Fenster. Die Bilder von Jamie auf der Intensivstation ließen ihn nicht mehr los. Zwar hatte er seinen Sohn nicht mehr unter Schmerzen erlebt, wie er sie noch am Morgen gehabt haben musste, aber die deutlich sichtbaren Verletzungen hatten sich in seinem Gedächtnis festgehaftet. Immer wieder mischten sich in seine Gedanken und Bilder auch noch die Erinnerungen an die Szenen als Jamie am Hals schwer blutend ins Krankenhaus gekommen war. Immer und immer wieder spielten sich diese Bilder vor seinen Augen ab, wie in einer Endlosschleife.
    Wieder aus seinen Gedanken gerissen fuhr er herum, als er Izabellas erstickten Schrei hörte. Fast schon hilflos suchend blickte er sich in dem Zimmer um, ob noch jemand da war, der ihm helfen konnte. Rasch zwang er sich dazu, wieder einen ruhigen Kopf zu bekommen und ging zurück zu Izabellas Bett. Sanft, aber bestimmt griff er sie an den Schultern und weckte sie auf. "Ist ja gut, ist ja gut. Das war alles nur ein Traum."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 24.09.2007, 15:41


    Zu tief war sie sie den Bildern in ihrem Kopf verfallen, als das sie sich sofort lösen konnte. Sie spürte, wie sie jemand hart an den Schultern packte, doch in ihrem Traum war es Daniel, der sie zurückhalten und nicht zu Jamie lassen wollte. Sie sollte bei ihm bleiben, war Jamie doch nie der Richtige für sie gewesen. Immer stärker versuchte sich Izabella zur Wehr zu setzen und erwachte erst, als sie einen starken Schmerz verspürte. Geschockt und benebelt von dem Traum riss sie ihre Augen auf und versuchte zu realisieren, was gerade geschehen war. Inzwischen saß sie aufrecht im Bett, ihr Gesicht war nass von den vielen Tränen und ihre Narbe schmerzte von den hektischen, unkontrollierten Bewegungen. War es wirklich nur ein Traum oder doch Realität? Erst nach wenigen Sekunden nahm sie auch Frank war, der neben ihr auf dem Bett saß und ihre Hände hielt, um sie zu beruhigen. Izabella schluchzte auf und ließ ihren Kopf an seine Brust sinken. Auch wenn es nur ein Traum gewesen war, sie war sich ihrer Angt, Jamie und Rebecca zu verlieren, deutlich bewusst. Eine Angst, die sie nicht so schnell loslassen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.09.2007, 12:17


    Sanft schloss Frank Izabella in seine Arme und strich ihr immer wieder beruhigend über den Rücken. Von was nur hatte sie geträumt, dass sei so derartig durcheinander war? Ihrem Gemütszustand entsprechend musste es etwas schreckliches gewesen sein. Ohne genau zu wissen was los war versuchte er sie wieder zu beruhigen. "Egal von was du geträumt hast, es ist vorbei. Hörst du? Ich bin ja da, es gibt nichts wovor du jetzt Angst haben müsstest." Langsam löste er sich wieder von ihr und griff rasch in die Hosentasche um ein frisches Taschentuch zu Tage zu fördern. Sanft wischte er ihr mit diesem die Tränen aus dem Gesicht. Behutsam versuchte er sie wieder zurück in das Kissen zu drücken, als ihm ihr schmerzverzerrter Blick auffiel. Sollte in ihrem unruhigen Schlaf irgendetwas mit der Narbe vom Kaiserschnitt passiert sein? Erneut wurde er wieder unruhiger und blickte fast schon suchend zur Türe. "Izabella, tut dir irgendetwas weh? Soll ich einen Arzt holen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.09.2007, 14:06


    Zögerlich schüttelte Izabella ihren Kopf und strich sich benommen ihre, durch den Schlaf, wild abstehenden Locken hinter die Ohren. Es fühlte sich so lächerlich und kindisch an, welches Theater sie gerade aus einem Traum machte, der ihr in der Realität doch nichs anhaben konnte. Es waren Bilder, verursacht durch ihre Gedanken, nicht mehr und nicht weniger und doch rissen sie die Wunden wieder auf, die Izabella längst als geheilt geglaubt hatte. Vorsichtig hob sie ihren Kopf und sah Frank an. "Tut mir Leid, ich wollte dir nicht so einen Schreck einjagen. Einen Arzt wirst du wohl nicht holen müssen, denn an die Schmerzen habe ich mich bereits gewöhnt und was soll schon passieren, wenn ich brav im Bett liege." Der Versuch eines Lächelns scheiterte kläglich und Izabella ließ sich zurück sinken, als ein noch viel stärker Schmerz ihren Körper durchfuhr und ihr Tränen in die Augen trieb. Den ganzen Vormittag war sie auf den Beinen gewesen und jetzt wo sie sich keiner Anstrengung aussetzte, kamen die Schmerzen. Vorsichtig schlug Izabella die Bettdecke zurück. Entsetzt weiteten sich ihre Augen. Deutlich sah man erste Blutspuren auf dem T-shirt das sie trug.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.09.2007, 14:42


    Ungläubig starrte Frank auf die roten Flecken auf dem T-Shirt und musste sich dazu zwingen seine Gedanken wieder zu sortieren. Sollte sich das ganze Szenario mit aufplatzenden Narben und Wunden nun bei Izabella wiederholen? Irgendwann hatte er damals aufgehört zu zählen, wie oft er mit Jamie beim Arzt gewesen war, weil sein Sohn sich keine Zeit hatte nehmen wollen um die Narbe verheilen zu lassen. Hektisch und mit Adrenalin durchflutet sprang er auf und hastete zur Türe. Behäbig wich er dieser aus, als sie von außen geöffnet wurde und Gabriele den Raum betrat. Seine Frau ignorierend rannte er fast auf den Gang hinaus und blickte sich hektisch um. "Stop. Entschuldigen Sie Herr Doktor, aber die Freundin meines Sohnes hat starke Blutungen. Ich befürchte die Narbe vom Kaiserschnitt ist wieder aufgeplatzt." Ohne inne zu halten, ob der Arzt auch wirklich für diese Station zuständig war oder nicht, ließ er die Worte wie schwere Regentropfen auf den Mann nieder prasseln. Das einzige was er wollte war, dass Izabella geholfen wurde



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.09.2007, 14:57


    Bereits die anschuldigenden Worte von Anna neben sich hörend, dass sie Izabella doch davor gewarnt hatte, sich zu überanstrengen, hob Izabella behutsam ihr T-shirt an und brachte so den bereits blutdurchtränkten Verband zum Vorschein. Hielt sie der Alptraum immer noch gefangen oder konnte es tatsächlich wahr sein, dass ihre Wunde der Belastung nicht stand gehalten hatte. Der stechende Schmerz ließ Izabella erkennen, dass sie nicht mehr träumte, auch wenn sie es sich in diesem Moment nur zu sehr gewünscht hätte. Ein Geräusch, welches sie bis in diesem Moment nur leise vernommen hatte, drang nun laut an ihr Ohr und erschrocken richtete sie sich auf. Sie hatte nicht bemerkt, wie Gabriele zeitgleich mit Franks Verlassen des Zimmers den Raum betreten hatte. War etwas mit Jamie oder warum kam sie zu ihr? Izabella warf die weiße Bettdecke wieder über ihren Bauch und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ihre Arme nach der schreienden Rebecca ausgestreckt, die Gabriele noch immer noch auf dem Arm hielt, versuchte sie ihre Angst vor dem weiteren Verlauf zu unterdrücken. "Ist mit Jamie alles in Ordnung? Nur ungern wollte ich euch alleine lassen, aber Franks Argumente waren einfach überzeugend."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.09.2007, 16:03


    "Nein, mit Jamie ist alles in Ordnung. Anna hat eben noch einmal nach ihm gesehen. Aber bei dir scheint ja nicht viel in Ordnung zu sein." Nüchtern stellte Gabi diese Behauptung auf, denn der Schmerz war Izabella längst ins Gesicht geschrieben. Zweifelnd sah sie zu, wie sie sich um Rebecca kümmerte, obwohl sie längst jemanden gebraucht hätte, der sich um sie kümmert.
    Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende geführt, kam auch schon wieder Frank ins Zimmer gestürmt und blieb unruhig mitten im Raum stehen. "Es kommt gleich ein Arzt." Wieso auch hatte er das Pech haben müssen, und einen Arzt erwischt, der auf dem Weg in den OP gewesen war und nicht Zeit hatte sich Izabellas Wunde genauer anzusehen? Nur zögerlich hatte er sich damit zufrieden stellen lassen, dass sofort ein anderer Arzt kam und sich um Izabella kümmerte. Immer wieder wanderte sein Blick zu seiner Armbanduhr und schüttelte daraufhin fast unmerklich den Kopf. Es war eine Eigenschaft, die er Jamie weitergegeben hatte. Alles konnte er aushalten, aber nicht wenn er warten musste.
    "So, dann wollen wir mal sehen, ob sich die junge Mutter jetzt von mir behandeln lässt." Lässig grinsend trat Philipp schnell in das Zimmer und dränge Gabriele auf die Seite. Zwar war er Notarzt, aber da kein anderer Arzt greifbar gewesen war, hatte er den Weg auf die Säuglingsstation gerne auf sich genommen, auch weil er noch eine Rechnung mit Izabella offen hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.09.2007, 16:17


    Der tiefe Schmerz betäubte all ihre Sinne, doch mit einem stechenden Ausdruck in den Augen blickte Izabella auf, als sie Philipps gut gelaunte Stimme vernahm. Glaubte er wirklich, er konnte sich alles erlauben? Nie hätte sie Philipp so eingeschätzt und wütend wollte sie sich schon in ihrem Bett aufsetzen, um ihm deutlich zu sagen, dass er ihr Zimmer sofort verlassen sollte, als ihr bewusst wurde, dass sie Rebecca auf dem Arm hielt und ruckartige Bewegungen wohl nicht gerade hilfreich waren für ihre blutende Wunde. "Und was wenn die junge Mutter das nicht zulässt?", fauchte Izabella giftig, glaubte sie in Philipps Augen die Genugtuung lesen zu können, dass sie jetzt auf ihn angewiesen war. Kein einziges entschuldigendes Wort würde über ihre Lippen kommen, das schwor sie sich und wären die Schmerzen nicht immer stärker geworden hätte sie darauf bestanden, von einem anderen Arzt behandelt zu werden. Doch der Schmerz wurde immer betäubender und Izabella spürte, dass sie die Behandlung nicht lange hinauszögern durfte. Sich von Philipp behandeln zu lassen widerstrebte ihr trotz alledem.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 25.09.2007, 16:39


    "Du wirst es zulassen, glaub mir." Wieder eine Spur freundlicher und nicht mehr so gehässig nahm Philipp vorsichtig Rebecca an sich. Er hatte nur einen kurzen Blick für die Tochter seines Kollegen übrig, aber nicht nicht weil er sich schneller auf Izabella konzentrieren wollte, sondern viel mehr, weil er kein Interesse an der Neugeborenen zeigte. Behutsam griff er nach der Bettdecke und zog sie vorsichtig ein Stück weit nach unten. Philipp hielt nur kurz inne und drehte sich zu Jamies Eltern um. "Könnt ihr kurz draußen warten? Danke." Ohne weiter darauf zu achten, ob Frank und Gabriele seinem Wunsch nachkamen schenkte er seine volle Aufmerksamkeit Izabella und begann sich langsam die Narbe anzusehen. Die doch noch recht frische Naht war noch nicht komplett aufgeplatzt, aber doch so weit, dass es zu einer gefährlichen Infektion kommen konnte, wenn sie unversorgt blieb. Rasch zog er ein paar sterile Handschue aus der Jackentasche und streifte sie sich über. "Vorsicht, könnte kurz weh tun."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 25.09.2007, 16:52


    Izabella schloss die Augen und wandte ihren Kopf von Philipp ab. Selbst Anna wäre ihr als Ärztin in diesem Moment lieber gewesen, auch wenn sie sich anhören hätte müssen, dass sie ja selbst Schuld war an ihren jetzigen Schmerzen. Warum stand nur kein anderer Arzt zur Verfügung, wenn sie einen brauchte? Vor Erregung und Nervosität zitternd, krallten sich Izabellas Finger wieder in den Rand der Bettdecke und sie spürte, wie die Kälte ihre Narbe bedeckte. Auf was wartete Philipp eigentlich noch? Etwa darauf, dass sie über seine Versorgung dankbar war? Wütend schlug sie ihre Augen wieder auf, drehte ihren Kopf energisch in die andere Richtung und genau in diesem Moment entfernte Philipp den blutdurchtränkten und nun überflüssigen Verband. Fest biss sich Izabella auf ihre Unterlippe, um nicht laut aufschreien zu müssen. In diesem Moment bereute sie es, nicht im Bett geblieben zu sein, so wie man es ihr gesagt hatte. Ihre Augen wurden wieder feucht und ohne zu realisieren was sie eigentlich tat, ließ sie ihre ganze Wut und Verzweiflung, die größtenteils noch von ihrem schrecklichen Traum herrührte, an Philipp aus. "Springst du eigentlich mit all deinen Patienten so um? Glaub bloß nicht, dass mir meine Worte von heute Früh Leid tun. Nur weil du dich über alle erhaben fühlst und glaubst, niemand anderes müsste dich interessieren, rechtfertigt das noch lange nicht deine Launen und deine Unfreundlichkeit. Jamie hat sich bestimmt nicht freiwillig auf die Intensivstation gelegt, um dir deinen Urlaub zu verderben."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 13:52


    Die Augen stark zusammen gekniffen starrte Philipp auf die Naht vor ihm. Er musste versuchen sich zu konzentriere, und nicht auf die Worte von Izabella zu achten. Aber wenn er ehrlich war, trafen ihn diese Anschuldigungen hart und unvermutet. Was genau hatte er ihr eigentlich getan, dass sie so derartig verletzend wurde? Schlagartig sank seine Laune wieder in den Keller und sein grimmiger Blick verschärfte sich zunehmend. "Himmel, kannst du endlich mal still halten? Ich habe bereits verstanden, dass du auf diese Behandlung keinen großen Wert legst, und lieber einen anderen Arzt da hättest, aber ich kann nun mal keinen anderen herzaubern." Entnervt fuhr er sie an und kramte aus seinen Taschen eine frische, sterile Kompresse. Ohne eine weitere Naht würde er das ganze nicht verbessern können. Rasch drückte er den Knopf um eine Schwester zu rufen und hoffte, diese würde schnell kommen. "Ich muss dir ein Stück neu vernähen, und dann solltest du wirklich im Bett liegen bleiben, außer du hättest gerne irgendwelche noch schmerzhafteren Infektionen." Fies grinsend sah er sie an und machte keinen Hehl daraus, wie wenig Lust er auf ihre Behandlung hatte. Zwar war er Notarzt und durfte währen der Behandlung keine persönlichen Differenzen hochkommen lassen, aber er konnte es nicht ausstehen, wenn die Leute ständig meinten allen Ärger an ihm auslassen zu können.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 14:12


    "Verschwinde!" Auch wenn dieses Wort nur leise ausgesprochen wurde, so ließ es keine Sekunde Zweifel zu, dass es ernst gemeint war. Auf ihren Unterarmen abgestützt richtete sich Izabella langsam auf und sah Philipp wütend an. "Du hast es schon richtig erkannt, ich lege auf deine Behandlung keinen Wert, also sieh zu, dass du zu deinem NAW kommst. Ich kann darauf verzichten, dass der gnädige Herr Doktor Haase sich dazu herab lässt, meine Wunde zu versorgen, obwohl er hier ja gar nicht Dienst tun muss. Da ist die Tür." Nur zu gut wusste Izabella, wie viel Schuld sie selbst an der ganzen Situation trug, doch konnte er nicht verstehen, wie sehr sie die ganze Situation mitnahm? Jamie lag schwerverletzt auf der Intensivstation, sie musste sich um Rebecca kümmern, benötigte aber selbst Hilfe und Ruhe und das Schlimmste war, dass es niemanden gab, mit dem sie über ihre Ängste hätte reden können. Jamie konnte und durfte sie damit nicht belästigen, seine Eltern machten sich genügend Sorgen und ihre wussten noch nicht einmal etwas von Jamies Unfall.
    Es schien so, als wollte sich Philipp von ihren Worten nicht beirren lassen, doch als er nach der Kompresse greifen wollte, um die Blutung zu kontrollieren, schlug Izabella seine Hand weg. "Du sollst gehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 14:24


    Unsanft griff Philipp nach ihrem Handgelenk und hielt es fest, nachdem sie ihm die Kompresse aus der Hand geschlagen hatte. "Jetzt hör mir mal zu!" Es war kaum mehr ein wütendes Zischen, aber so wie man bei Izabella heraus gehört hatte, dass sie es Ernst meinte, lag in seiner Stimme eine Unnachgiebigkeit, die nicht schlimmer hätte sein können. "Verd***t nochmal, ja, ich würde jetzt lieber zu Hause auf dem Sofa liegen oder sonst irgendetwas tun, nur nicht dem Stress auf dem NAW ausgesetzt sein. Was meinst du wie toll es ist abends angerufen zu werden, wo dir am Telefon deine Chefin dann erklärt, dass der Urlaub bis auf weiteres gestrichen ist, und du morgen pünktlich antanzen sollst? Sie hat mir nicht gesagt was passiert war. Und wenn ich zumindest über Jamie Bescheid gewusst hätte, dann wäre es einfacher gewesen. Und jetzt halt endlich still, damit ich die Naht schließen kann. Danach bin ich sofort wieder weg, und werde dich schon nicht länger nerven, nur ich werde dich sicher nicht so hier liegen lassen." Keine Spur freundlicher griff er nach der Nadel die ihm die Krankenschwester in der Zwischenzeit gereicht hatte und schenkte Izabella keinen weiteren Blick.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 14:33


    "Nein, das würdest du nicht, aber nur weil es eben deine Pflicht als Arzt ist. Dich interessieren die Menschen um dich herum, doch kein bisschen oder hast du dich schon einmal gefragt, welches Schicksal sich hinter einem Patienten verbirgt, den du auf der Straße versorgen musst. Nein, du hast es nicht einmal bei mir getan, hast Jamie sogar noch verboten, sich über mich Gedanken zu machen!" Izabella realisierte kaum noch, in was sie sich gerade alles hineinsteigerte und wie kindisch sie sich gerade benahm. Philipp war einfach kein Mensch, der offen seine Emotionen zeigte, doch daran hatte sie sich doch bereits gewöhnt. Hatte sie denn wirklich geglaubt, er würde sie nach ihrem Wutausbruch heute Morgen in die Arme schließen und versuchen sie zu beruhigen? Das war nicht Philipps Art, also durfte sie so etwas auch nicht verlangen. Resigniert schloss sie die Augen und drehte ihren Kopf auf die Seite. Völlig durcheinander, von ihrem eigenen Verhalten, schluchzte sie auf und spürte wieder den stechenden Schmerz, der von ihrer immer noch unbehandelten Narbe ausging. In welches Gefühlschaos war sie da geraten?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 14:48


    "Ja sicher, die Patienten die vor mir liegen sind mir gleichgültig, als wären sie Sachen oder Gegenstände. Ja, anfangs wollte ich nicht, dass Jamie sich Gedanken über dich macht, aber auch nur, weil es sein erster Arbeitstag war und keiner damit rechnen konnte, dass das mit euch beiden so verläuft." Immer noch schwer angeschlagen von ihren harten Worten versuchte er sich wieder auf ihre Behandlung zu konzentrieren und nicht über ihre Worte nachzudenken. "Schwester, bringen Sie mir noch 0,1 Fenta und einen frischen Verband." Auch wenn Philipp es nicht zugeben würde, aber die harten Worte hatten Kratzer auf seinem Image hinterlassen und er fragte sich, ob er wirklich so kalt und unbarmherzig war wie Izabella es sagte. "Und um eines mal klarzustellen. Wer war es, der nach deinem Unfall mit dem Ofen Jamie dazu gebracht hat Urlaub zu nehmen um sich um dich zu kümmern? Ja, ich behaupte nicht, dass man es mit mir leicht hat, aber das ist nun mal meine Art. Findet euch endlich damit ab und hört auf es mir ständig vorzuwerfen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 14:59


    Wie sehr hätte sie sich in diesem Moment gewünscht, seine Piepser würde ihn unverzüglich zum NAW rufen, doch man schien zu wissen, dass er gerade beschäftigt war und so herrschte Ruhe. Izabella wollte seinen Worten nichts mehr entgegnen, auch wenn ihr bereits weitere Wörter auf der Zunge lagen, die sie ihm gerne entgegen geschleudert hätte. Es wäre nicht fair gewesen, hatte ihr Philipp doch noch nie den Anlass gegeben, sich von ihm ungerecht behandelt gefühlt zu haben. Nur weil sie überfordert war, konnte sie ihn nicht dafür verantwortlich machen, was geschehen war. Nachdenklich schlug Izabella wieder ihre Augen auf, die im Schein des Lichtes nass glitzerten. "Es tut mir Leid, Philipp." Worte, bei denen sie sich noch vor Minuten geschworen hatte, sie nicht zu verwenden. Nicht jetzt und auch nicht später, doch nun hatte sie es doch getan und sie bereute es auch nicht. Die Krankenschwester kam zurück und brachte Philipp das Gewünschte, für die Behandlung, wie auch die Nachricht, dass der Stationsarzt die Versorung übernehmen könnte, da er gerade nicht mehr an anderer Stelle benötigt wurde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 15:16


    "Danke Schwester, ich mache das hier noch eben fertig. Der Kollege soll sich ruhig mal eine kleine Pause gönnen." Bestimmt wieß er das Angebot der Schwester ab und schickte sie wieder zurück auf Station. Er kam hier schon alleine zurecht und wollte auch nicht, dass noch mehr Leute den Wortwechsel zwischen ihm und Izabella mitbekamen. Hatte er eben richtig gehört und sie hatte gesagt, es tat ihr Leid ihn so angefahren zu haben? Was war mit der jungen Frau wirklich los, dass sie so durcheinander war und ihre Stimmung so schnell schwankte? "Es hört sich jetzt sicherlich bescheuert an das von mir zu hören, aber kann man dir irgendwie helfen? Ich kann mir nur schwer vorstellen wie es in dir wirklich aussieht, wo du dich um deine Tochter kümmern willst und für Jamie ebenfalls da sein möchtest." Nachdenklich schloss Philipp wieder den Mund und verschloss den Verband vorsichtig an ihrem Bauch. Schweigend legte er die Utensilien zurück in die kleine Metallschale und stellte sie auf das Nachtkästchen. Er selbst ging mit schnellen Schritten zum Fenster und blickte unsicher nach draußen. Wie sollte er weiter reagieren? Er war es gewohnt, dass man mit ihm nicht so eng befreundet sein konnte wie mit anderen, aber es machte ihm nichts aus.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 15:29


    "Danke Philipp, aber es ist glaube ich besser, wenn du dich nicht meinen Launen aussetzt. Die Geschichte von heute dürfte Beweis genug sein, dass es für uns beide nicht gut ist, wenn wir aufeinander treffen und beide versuchen unsere Sturköpfe durchzusetzen." Eng in die Bettdecke gekuschelt, spürte Izabella, wie sie trotz der Wärme immer noch zitterte. Von den Schmerzen spürte sie nichts mehr, doch wie auch, hatte ihr Philipp ja auch noch ein Schmerzmittel verabreicht. Die Erschöpfung schlich sich langsam wieder in ihren Körper und füllte den Platz, der soeben noch von Wut und Aggressionen besetzt gewesen war. Was Philipp wohl gerade dachte? Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er ihr den Rücken zugewandt hatte, doch seine Körperhaltung war ein deutliches Zeichen dafür, dass ihm die Sache auch schwer zu schaffen machte. Langsam, weil sie fest damit rechnete, sofort wieder einen Schmerz zu verspüren, richtete sich Izabella auf und blickte zu dem Notarzt. "Vergiss bitte, was ich gerade alles gesagt habe. Ich wollte dich nicht verletzen, aber ich habe einfach Angst, all das zu verlieren, was mir so viel bedeutet, auch deine Freundschaft. Deshalb versuche ich eine Mauer vor mir aufzubauen, damit mich niemand verletzen kann und diese Mauer muss verteidigt werden."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 15:46


    "Ja ich weiß, dass man Mauern verteidigen muss. Glaubst du mein tiefer Graben ist immer mit genügend Wasser gegen die Angreifer gefüllt? Das heute morgen und gerade eben war einfach zu viel für uns beide. Ich heute morgen stink sauer, dass mein Urlaub hinüber war und du eben, völlig erschöpft von den ganzen Strapazen und Sorgen." Philipp redete nur leise und drehte sich auch nicht zu Izabella um. Zu schwer war es für ihn sich selbst die Hälfte der Schuld einzugestehen und zu zugeben, dass er unfair reagiert hatte. Langsam drehte er sich wieder um und ging zurück zu dem Bett. Die Arme an dem Bettende abgestützt sah er sie an. "Komm, lass uns das ganze einfach vergessen. Wir sind einfach beide zu sture Dickköpfe, die in extrem Situationen nicht aufeinander treffen sollten. Und jetzt tu mir einfach einen Gefallen, ja? Wegen mir lässt du dir noch deine Tochter bringen und dann herrscht absolute Bettruhe bis morgen. Abgemacht? Nocheinmal flicke ich dich nicht zusammen, und der Kollege ist heute noch weitaus schlechter gelaunt als ich selbst."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 16:02


    "Wenn das so ist, werde ich wohl auf dich hören müssen, auch wenn es mir mehr als nur schwer fällt." Seufzend ließ Izabella sich zurück in die Kissen fallen, doch auf ihrem Gesicht zeigte sich ein erleichtertes Lächeln. "Allerdings könntest du mir auch einen Gefallen tun, wenn ich schon auf dich höre und brav im Bett liegen bleibe." Grinsend sah sie ihn an und ihre gute Laune war zurück, obwohl sie sich bewusst wurde, dass sie Jamie heute nicht mehr besuchen konnte, wenn sie ihr Versprechen wirklich einhielt. Darüber konnte sie sich aber auch später noch den Kopf zerbrechen. "Jamies Eltern warten mit Rebecca bestimmt noch vor der Tür, meinst du, du könntest ihnen sagen, dass ich mich zwar über ihren Besuch gefreut habe, es aber besser ist, wenn ich etwas Ruhe gebe? Und wenn du dann schon bei ihnen bist, könntest du ihnen meine Kleine abnehmen und zu mir bringen, ansonsten überlege ich mir das mit der Bettruhe nämlich noch einmal." Schelmisch funkelten ihre Augen, als sie ihre Bedingungen stellte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 16:10


    "Ich ... ich soll was?" Vollkommen aus der Reserve gelockt kam Philipp ins Stottern. Er sollte jetzt nach draußen gehen und Jamies Eltern sagen, dass Izabella Ruhe brauchte? Okay, diese Forderung würde er leicht erfüllen können und sogar gerne machen. Und dann sollte er Rebecca wieder ins Zimmer bringen? Er, wo er doch kleine, schreiende Kinder nicht ausstehen konnte und überhaupt nicht wusste wie er mit ihnen umzugehen hatte. "Es wird mir immer ein Rätsel bleiben wie Jamie mit dir und deinem Dickschädel auskommt. Das ist ja nicht auszuhalten." Leicht seufzend löste er sich von dem Bett und ging langsam zur Türe. Kaum hatte er diese geöffnet wurde er auch schon mit den fragenden Blicken von Jamies Eltern überfallen. "Keine Sorge. Ich habe sie wieder zugenäht und zugeklebt. Alles was sie jetzt braucht ist strenge Bett Ruhe und absoluten Frieden. Also seid mir nicht böse, aber es wäre das beste, wenn ihr die Kleine hier lässt und morgen Nachmittag wieder kommt." Sofort hatte Philipp wieder umgeschalten und diese leichte Überheblichkeit in seiner Stimme.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 16:21


    Nach Franks und Gabrieles Gefühlen hatte die Versorgung von Izabella viel zu lange gedauert und sie hatten sich bereits das schlimmste ausgemalt. Jetzt waren sie beide erleichtert, als sie hörten, dass es Izabella gut ging und waren natürlich sofort bereit, den Forderungen von Philipp nachzukommen. Schütend legte Gabriele einen Arm um die schlafende Rebecca und wollte sie zurück auf ihr Zimmer bringen, war sie dort doch am Besten aufgehoben, wenn Izabella ihre Ruhe brauchte. Frank zögerte noch, wollte er noch einen letzten Blick auf Izabella werfen, um sich sicher sein zu können, dass es ihr auch wirklich gut ging. Er hatte in den letzten Stunden genug miterleben müssen, wie schlecht es ihr immer wieder gegangen war, weil sie glaubte für andere da sein zu müssen. Philipp hatte die Tür jedoch hinter sich ins Schloss fallen lassen und sah auch nicht so aus, als würde er den Weg frei machen. "Na komm schon Frank, du hast doch selbst gehört, dass Izabella ihre Ruhe braucht. Morgen geht es ihr bestimmt besser und sie wird froh sein, wenn sie wieder Ablenkung bekommt", wollte Gabi ihren Mann zum Aufbruch drängen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 26.09.2007, 19:17


    "Ja sicher. Du hast ja Recht." Wiedersträubend fügte sich Frank der Anweisung seiner Frau und kehrte wieder um. Nach einem kurzen Blick zu Philipp, der immer noch in der Tür stand zuckte er resigniert mit den Schultern und ging bereits voraus. "Ach Gabriele?" Vorsichtig sprach Philipp die Mutter von Jamie an und überlegte sich die nächsten Worte nur kurz. "Kannst du mir die Kleine geben? Izabella möchte sie noch eine Weile bei sich haben. Ich glaube sie hat heute auch noch nicht besonders Aufmerksamkeit der Mutter bekommen." Zögerlich ging Philipp ein paar Schritte auf Gabriele zu und streckte die Arme nach dem kleinen Bündel aus. Ganz wohl war ihm in seiner Haut nicht, hatte er doch noch nie etwas mit Babys zu tun gehabt. Bemüht sich nichts anmerken zu lassen bettete er Rebecca und seiner Armbeuge und verabschiedete sich kurz von Gabriele. Auch wenn sie jetzt schlief und friedlich war, konnte er sich dennoch nicht für das kleine Geschöpf erwärmen. Er würde wirklich mal ohne Kinder alt werden. "So, jetzt bekommst du deine kleine Tochter wieder. Aber mach nicht mehr zu lange, ihr braucht beide Ruhe, oder willst du, dass Jamie zum Schluss schneller aus dem Krankenhaus entlassen wird als du?!"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 26.09.2007, 19:47


    Die Müdigkeit hatte sie übermannt, kaum hatte Philipp den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen. Die Augen geschlossen, ruhig atmend und mit einem Gefühl wärmender Geborgenheit, als wäre an diesem Tag nichts dramatisches geschehen, lag Izabella in dem weißen Krankenhausbett und schien jedes Anzeichen von Überanstrengung an sich abprellen zu lassen. Ein sanftes Lächeln lag auf ihrem Gesicht und sie drehte sich vorsichtig im Schlaf auf die andere Seite. Das Philipp das Zimmer wieder betreten hatte, hatte sie nicht wahrgenommen, doch als sie plötzlich seine Stimme hörte, riss sie erschrocken die Augen auf. Sie spürte regelrecht, wie ihr Herz schneller schlug und ein Adrenalinstoß sie erfasste. Hoffnungslos war es, als sie versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren, die ihr klar machen sollten, wie wichtig es war, dass sie endlich einmal Frieden gab. Nur langsam konnte sie sich wieder orientieren. "Tut mir Leid, ich habe dich gar nicht kommen hören. Ich muss wohl eingeschlafen sein, nachdem du aus dem Zimmer bist." Es war nur ein benommenes Flüstern, welches über ihre Lippen kam, doch als Izabella in Philipps Armen sah, lächelte sie amüsiert. "Ich sollte Dr. Dietrich mal den Tipp geben, wie wohl du dich auf der Säuglingsstation fühlst."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 13:18


    Kaum waren ihre Worte bei ihm angelangt, schoss ihm die Röte ins Gesicht und er blickte betreten wo anders hin. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass es kein schreckliches Gefühl war ein Baby auf dem Arm zu halten. "Das wenn du tust, dann verspreche ich dir, gehe ich sechs Wochen in Urlaub und lasse Jamie meine ganze Arbeit erledigen, dass du ihn nicht mehr zu Gesicht bekommst." Wieder etwas angespannter, weil Rebecca während seiner Worte angefangen hatte sich bemerkbar zu machen, trat er noch ein paar Schritte auf Izabella zu. "Ich kann sie gegenüber auch wieder in ihr Bett legen, damit du auch endlich mal schläfst, weil aufwecken wollte ich dich auf keinen Fall." Er ärgerte sich jetzt darüber, dass er so ins Zimmer gestürmt war und sie dadurch aus ihrem wohverdienten Schlaf wieder aufgeweckt zu haben. Warum auch hatte er die Kleine nicht einfach auf der Station abgegeben und Izabella in Frieden gelassen? Er wusste warum, hatte er ihr doch nur noch einen Gefallen tun wollen und das ganze war ja auch an die Bedingung geknüpft gewesen, dass sie ruhig liegen blieb.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 14:16


    "Ich brauche mich ja dann nur hier einliefern zu lassen und schon sehe ich Jamie öfter, als mir lieb ist", gab Izabella frech zurück und erhob sich nun doch aus den Kissen, um Philipp Rebecca abzunehmen. Ja, sie war müde, aber sie wollte zumindest ihre Kleine bei sich haben, wenn sie schon Jamie nicht sehen konnte. Sie hatte sich heute nicht einmal von ihm verabschieden können, zu bestimmt hatte Frank sie aus dem Zimmer geschoben. "Keine Sorge, ich komme schon zu meinem Schlaf, muss ich nun ja brav im Bett liegen bleiben, damit ein gewisser Notarzt hier keinen Aufstand probt und gemeinsam mit Anna einen Wachdienst vor meiner Tür postiert." Liebevoll blickte Izabella Rebecca an und nahm sie Philipp vorsichtig aus den Armen. "Ich will dich auch gar nicht länger aufhalten, denn sicherlich willst du deine wenige, freie Zeit in Ruhe verbringen und dich nicht mit mir herum ärgern." Grinsend hob sie ihren Kopf und zwinkerte ihm amüsiert zu, wusste sie, dass er ihre Kommentare nicht mehr als provozierend auffassen würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 14:39


    "Wie Recht du nur wieder hast. Schon längst ist mir deine Gegenwart unangenehm und ich wünschte hier weg zu kommen." Lachend sah Philipp zu wie Izabella sich liebevoll um ihr kleines Töchterchen kümmerte. Keine Sekunde hatte er daran gedacht sie irgendwie ans Bett fesseln zu wollen oder jemanden abzustellen, der bewachte, dass sie im Zimmer blieb. Nur zögerlich drehte er sich wieder um und ging zur Türe. "Bei dir ist jetzt wirklich alles klar? Keine Schmerzen, kein Blut, keine Aufregung?" Ein letztes Mal ging er noch einmal durch was noch sein könnte, aber die Naht an sich hatte gut ausgesehen und er befürchtete nicht, dass noch etwas passieren konnte, vorausgesetzt sie blieb im Bett liegen. "Jamies Eltern habe ich übrigens nach Hause geschickt, konnten sie ja eh nichts mehr für euch tun. Sie werden wohl morgen noch einmal kommen, um sich davon zu überzeugen, dass ich auch alles richtig gemacht habe." Immer noch breit grinsend blieb er noch einen Moment vor der Türe stehen und warf einen letzten Blick auf Izabella und Rebecca.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 14:57


    "Nun verschwinde schon endlich, sonst fängt Malte noch an sich an deine Abwesenheit zu gewöhnen und dies wirst du ja auf jeden Fall vermeiden wollen, so wie ich dich kenne." Zufriedend lächelnd ließ Izabella sich zurück sinken und strich Rebecca sanft mit den Fingern über die zarten, kleinen Wangen. "Danke Philipp, für alles."

    *****

    Weit war das Zimmerfenster geöffnet worden, sodass die warmen Strahlen der Mittagssonne ungehindert in das kleine Krankenzimmer dringen konnten, die Wände erhellten und das drückende Weiß verschwinden ließ. Die Geräusche der Straße vermischten sich mit dem Lärm auf den Gängen, die hin und wieder von sanften Klängen leiser Radiomusik durchbrochen wurden, wenn das Schwesternzimmer geöffnet wurde. Im Zimmer selbst duftete es wunderbar nach Blumen, was bei den drei großen Blumensträußen auf dem Tisch kein großes Wunder war. Eine Karte, die mitgeliefert worden war, lag auf dem Nachtkästchen und zeigte die Unterschriften ihrer Kollegen, die ihr die liebsten Wünsche zur Geburt ihrer kleinen Tochter übermitteln wollten.
    Von dieser wunderschönen Seite des Tages bekam Izabella kaum etwas mit, hatte sie eine anstrengende Nacht hinter sich, in der sie kaum zum schlafen gekommen war. Rebecca hatte keine Ruhe geben wollen, wie es bei Neugeborenen eben so üblich ist und so schlief Izabella nun tief und fest, während ihre Kleine glücklich in ihrem Bettchen lag und sich mit sich selbst beschäftigte.
    Das bereits neuer Besuch auf den Weg zu ihnen war, davon ahnten beide nichts.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 15:16


    "Det är bra! Jag har förstått!" Leise flüsternd kam die Antwort über seine Lippen und nur zögerlich ging er weiter. Erneut wanderte sein Blick auf die große Wanduhr und mit jedem Kontrollblick wurde sein Gesichtsausdruck skeptischer. Die drängenden Worte seiner Frau ignorierend, blieb er scheinbar interessiert an einem Merkblatt stehen. Zwar hatte er nicht mehr länger warten können, seine Tochter zu sehen, und sie waren deshalb schon eine Maschine früher gekommen, aber jetzt, da er in dem Krankenhaus stand war er sich nicht mehr sicher. Schon allein der Geruch nach Desinfektionsmittel schreckte ihn ab und er wollte gar nicht daran denken, dass seine Tochter mit seiner Enkeltochter in einem der Zimmer lag. Am Empfang hatte man ihnen die Zimmernummer verraten und Mathilda hatte sofort die Regie an sich genommen und war zielstrebig voran gegangen. Ob Izabella so früh am Morgen schon wach war, oder sie doch nur störten? Leise und vorsichtig öffneten sie die Türe zu ihrem Zimmer und schlüpften fast lautlos in den Raum. Falls sie noch schlief, wollte er sie auf keinen Fall wecken.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 15:28


    Ein schwacher, aber doch wirksamer Luftzug ließ die Tür krachend ins Schloss fallen, die Mathilda beim Betreten nur angelehnt hatte und ließ die beiden Besucher erschrocken zusammenfahren. Izabella bewegte sich unruhig im Schlaf, doch ihre Augen blieben fest geschlossen und auch ihre tiefen, gleichmäßigen Atemzüge verrieten, wie fest sie schlief und ihrem Körper die Erholung gab, die er nachts versäumt hatte. Man hätte ihr in diesem Moment weder ein Schmerz- noch ein Schlafmittel geben müssen, um ihr Ruhe zu ermöglichen. Selbst die Träume, die sie in den wenigen Stunden des nächtlichen Schlafes geplagt hatten, holten sie dieses Mal nicht ein. Im Gegensatz zu Izabella war Rebecca fit und der Kleinen behagte der laute Knall absolut nicht. Anfangs nur leise, aber bald mit lauter Stimme gab sie schreiend preis, was sie von der Störung hielt. Mit Ärmchen und Beinchen strampelnd blieb sie keinen Augenblick mehr ruhig in ihrem Bettchen liegen, sondern wollte auf den Arm genommen und beruhigt werden.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 15:40


    Eine Spur wütend fuhr Sören herum und starrte seine Frau funkelnd an. Wie gereizt seine Nerven in dem Moment waren konnte man deutlich erkennen. Zu seiner Erschöpfung von dem Flug mischte sich auch noch eine gehörige Portion Nervosität was ihn erwartete. "Kan du inte se till?!" Leise fauchend fuhr er Mathilda an, wollte er doch um keinen Preis, dass seine Tochter aufwachte. Er wusste nicht genau was sie die letzten Tage und Stunden durchgemacht hatte, aber er ahnte, dass es extrem anstrengend für sie gewesen war. Leise und vorsichtig ging er auf das kleine Bettchen seiner Enkeltochter zu und zog die Decke langsam weg. Sofort hatte Rebecca gemerkt, dass jetzt jemand da war, der sich um sie kümmern konnte und strampelte noch stärker mit den kleinen Beinchen. "Na komm mal her kleine Maus." Vorsichtig und sanft, als würde er jeden Tag mit kleinen Kindern zu tun haben hob er sie aus dem Bettchen und breitete die Decke wieder über ihr aus.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 15:58


    Unverzüglich verstummten die lauten Schreie der Kleinen und sie streckte sich glücklich in den Armen von Sören. Das Lächeln auf ihrem Gesicht, war zwar noch kein emotionales Lächeln, was Zuneigung bedeutete, aber es zeigte zumindest, dass Rebecca glücklich war, darüber das sie nicht mehr in ihrem Bettchen liegen musste. Mathilda stellte vorsichtig die Reisetasche ab, in der sich die Kleider für ihre kleine Enkeltochter befanden und trat leise an Sören heran. Seine wütende Äußerung hatte sie nicht abgeschreckt, kannte sie ihren Mann doch nur zu gut, wie nervös er war, wenn es um seine Tochter ging. Hatte sie ihn in Schweden schon kaum zurück halten können, sofort den nächsten Flug nach Hamburg zu buchen, um sich davon zu vergewissern, ob bei Izabella wirklich alles in Ordnung war. Einzig und alleine der Gedanke, dass Jamie ein Auge auf seine kleine Familie warf, hatte Sören beruhigt. Izabellas Schlaf wurde unruhiger, schien sie tief in ihrem Unterbewusstsein die Veränderungen in ihrem Zimmer, doch wahrzunehmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 19:50


    Kaum schaffte es Sören den Blick von seiner Enkeltochter abzuwenden, bemerkte er den unruhigen Schlaf von Izabella. Augenblicklich überwiegte die Sorge um seine Tochter wieder über den Drang seine Enkeltochter auf dem Arm zu halten. Rasch drehte er sich zu seiner Frau um und drückte ihr Rebecca in den Arm. "Bitte nimm du sie." Die Sorge um Izabella stand ihm nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben und er warf erneut einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und fragte sich, ob die Visite schon da gewesen war oder erst noch käme. Leise zog er sich einen Stuhl an Izabellas Bett und griff sanft nach ihrer Hand. Immer und immer wieder strich er leicht darüber und versuchte sie so zu beruhigen. "Lung min lilla. Det är alt bra." Ob er bewusst schwedisch sprach oder unabsichtlich in ihre Muttersprache gefallen war konnte er nicht sagen. Aber schon wenn Izabella als kleines Kind unruhig geschlafen hatte, hatte schwedisch mehr bewirkt als deutsche Wörter. Vorsichtig strich er ihr noch ein paar verschwitzte Locken aus dem Gesicht und hielt dann inne um seine Tochter einfach zu betrachten. Sie hätten wirklich schon früher kommen sollen und nicht erst jetzt, da sie hochschwanger gewesen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 20:11


    Aus der Tiefschlafphase in einen durchaus leichteren Schlaf gesunken, kamen auch wieder die Bilder, die sie bisher in Ruhe gelassen hatten. Nur verschwommen drangen sie in Izabellas Bewusstsein, als wollten sie sich nicht den Weg in ihre Erinnerung verschaffen, doch von Sekunde zu Sekund wurden sie deutlicher, farbiger und dramatischer. Kein einziges Mal waren es die selben Szenen, doch immer wieder begannen sie gleich und endet mit dem Verschwinden von Rebecca und Jamie. Jedoch träumte Izabella kein einziges Mal von Jamies Sturz, was nur zu deutlich zeigte, dass sie die Situation noch nicht einmal zu verarbeiten begonnen hatte. Gutgelaunt, entspannt und glücklich saß in ihrem Traum in ihrem Garten, genoß die Sonne und sah Rebecca zu, wie sie in Jamies Armen zufrieden lachte und seine Aufmerksamkeit genoß. Es klingelte an der Haustür und Jamie stand auf, um den unerwarteten Besuch die Tür zu öffnen, doch kurz darauf hörte Izabella seinen erstickten Schrei und als sie in die Wohnung stürzte, war von ihrer Tochter und Jamie nichts mehr zu sehen. Die Tür stand weit offen und man hörte einen Wagen mit quietschenden Reifen abfahren. Erschrocken schlug Izabella in diesem Moment die Augen auf und musste blinzeln, um sich an das helle Licht zu gewöhnen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 20:21


    Beunruhigt hatte Sören mitverfolgt, wie Izabella immer unruhiger geworden war und auch das kleine Lächeln auf ihrem Gesicht langsam verblasste. Sollte sie von irgendeiner schrecklichen Szene träumen oder was war der Grund dafür, dass sie so unruhig war? Kaum hatte seine Tochter die Augen aufgeschlagen, stand er auf und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Ihre Hand hatte er noch immer in seiner gebettet und strich immer noch sanft darüber. "Nicht erschrecken Izabella." Mit leiser Stimme holte Sören sie vollständig aus dem Reich der Träume und warf einen kurzen Blick über die Schulter zu seiner Frau, die immer noch mit Rebecca auf dem Arm am Bettende stand und völlig in den Anblick von ihr versunken war. Langsam beugte sich Sören vor und hauchte seiner Tochter einen kleinen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen. Na wie fühlt sich meine kleine Tochter als frisch gebackene Mutter?" Nur zögerlich kam die Frage über seine Lippen, war ihr doch immer noch anzusehen, dass sie schlecht geträumt hatte und nicht recht zuordnen konnte was Wahrheit und was Traum gewesen war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 20:30


    Verschlafen und noch vollkommen benommen durch die eben noch so realen Traumszenen fuhr sich Izabella mit ihrer freien Hand durch ihre blonden Locken. "Seit wann... seit wann seit ihr hier? Ich dachte ihr kommt erst Morgen oder frühestens heute Nachmittag." Ihre Stimme war noch brüchig und leise, war sie nicht darauf gefasst gewesen, ihre Eltern jetzt schon zu sehen, doch geschickt versuchte sie Situation zu überspielen. Das man ihr den Traum im Schlaf angesehen haben musste, war ihr bewusst und in ihrem Kopf pochte nur ein einziger Gedanke. Sie durfte ihren Eltern noch nichts von Jamies Unfall erzählen. Zuerst mussten sie sich sein können, dass es ihr gut ging. Bis auf den Schlafmangel und die Träume, die sie immer wieder verfolgten ging es ihr auch gut, waren die Glücksgefühle immer noch so präsent, wie in den wenigen Stunden nach der Geburt. Lächelnd richtete sich Izabella auf und blickte zu Mathilda, welche Rebecca in den Armen hielt. "Meine Kleine, war wohl nicht so unhöflich wie ich und hat ihren Besuch sofort begrüßt."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 20:42


    "Nein, es schien fast als hätte sie auf uns gewartet, um aus ihrem Bettchen zu können." Freudig strahlend näherte sich Mathilda dem Bett ihrer Tochter und nahm nun den freien Platz auf dem Stuhl ein, wo zu vor noch Sören gesessen hatte. Immer und immer wieder musste sie sich dazu zwingen, ihre Tochter zumindest ein wenig anzusehen, aber ihr Enkelkind zog einfach ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. "Sag mal, für welchen Namen habt ihr euch jetzt eigentlich geeinigt? Als wir vor ein paar Wochen noch telefoniert haben, ward ihr euch doch noch nicht einig." Neugierig, welchen Namen sie der Kleinen gegeben hatten, strich nun auch Sören ihr über das kleine Köpfchen. Der erschöpfte Blick seiner Tochter war ihm nicht entgangen, aber er ahnte, dass sie jetzt und hier nicht darüber reden wollte. Zu gut kannte er Izabella, die immer erst reden wollte, wenn es fast schon zu spät war. Die nächsten Fragen, die ihm bereits auf der Zunge lagen konnte er nicht mehr bändigen und zurückhalten. "Wie kam es denn eigentlich dazu, dass du schon so früh Wehen bekommen hast? Hättet ihr zwei nicht noch ein paar Wochen gehabt?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 20:52


    Wie als hätte sie die Fragen ihres Vaters gar nicht gehört, sah Izabella ihre Mutter lächelnd an und löste ihre Hand langsam von Sörens. "Ich hatte mich ja bereits vor Monaten für einen Namen entschieden, aber da Jamie von dem Namen nicht überzeugt war, wollten wir uns erst kurz vor der Geburt wieder darüber Gedanken machen, um einen kindischen Streit deswegen zu vermeiden. Nun, Gedanken konnten wir uns keine mehr machen, aber wir haben uns nach der Geburt auf den Namen Rebecca geeinigt. Er passt einfach am besten zu ihr, davon war Jamie dann auch überzeugt." Schmerzlich erinnerte sich Izabella an den Moment zurück, als sie Jamie kurz nach der Geburt auf der Intensivstation besucht hatte und er vollkommen benommen von der Narkose realisieren musste, dass er Vater geworden war. Warum hatten sie diesen wichtigen Moment nicht gemeinsam genießen können, so wie viele andere Familien auch, aber hatte ja auch sie von der eigentlichen Geburt ihrer Tochter nichts mitbekommen. "Es kam zu Komplikationen, deshalb die frühzeitigen Wehen. Wir hatten ja von Anfang an damit gerechnet, das nicht alles glatt laufen würde, wie wir uns das wünschten."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 21:05


    Glücklich sah Sören seine Frau an und blickte dann wieder auf seine Enkeltochter. Nie hätte er damit gerechnet, dass sie einen doch sehr schwedischen Vornamen bekam. Was Jamie dann letztlich doch dazu bewegt hatte in den Namen einzulenken? Sören konnte sich nicht vorstellen, dass der Freund seiner Tochter so schnell nachgab, wenn es um so etwas wichtiges ging. "Rebecca ... das ist ein wunderschöner Name." Die Freude über diesen Namen war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und er musste ein paar mal blinzeln, damit er keine Träne hervorbrachte. "Wie geht Jamie eigentlich damit um, dass er jetzt Vater ist?" Neugierig rutschte eine Frage nach der anderen über Sörens Lippen.
    Erschrocken drehte sich Sören um, noch ehe er eine Antwort von Izabella bekommen hatte, als die Zimmertüre erneut unsanft ins Schloss fiel. Das erste was er sah war ein weißer Mantel und er rechnete damit, Jamie gleich vor sich zusehen. "Na da kommt der Vater ja gerade rechtzeitig für meine Frage." Leise räuspernd machte der Arzt auf sich aufmerksam und trat zu Izabella ans Bett. "Na, wie fühlst du dich? Hast du auch schön das Bett gehütet, oder brauchen wir jetzt doch einen Wachdienst für dich?" Breit grinsend trat Philipp an das Bett heran und griff routiniert nach Izabellas Handgelenk um den Puls zu überprüfen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 21:15


    "Du scheinst dich verlaufen zu haben oder war Dr. Dietrich der Meinung, dich doch für deine gute Tat von gestern belohnen zu müssen und hat dich nun vom Dienst auf dem NAW befreit", antwortete Izabella frech, auf Philipps Frage, doch in ihren Augen fehlte das übliche Funkeln, viel eher zeichnete sich eine Art der Erleichterung ab, darüber das Philipp genau in diesem Moment den Raum betreten hatte. Sie war noch nicht bereit, um ihrem Vater all die Fragen zu beantworten, die er stellte, auch wenn es unfair war ihm nichts zu sagen und die Wahrheit vorzuenthalten. "Aber, damit der Herr Doktor beruhigt ist, ich habe kein einziges Mal das Bett verlassen, konnte aber trotzdem nicht schlafen, weil Rebecca deine Anweisungen wohl nicht verstanden hat und fast stündlich wach war. Du solltest sie ihr das nächste Mal auch mitteilen, anstatt nur mir." Izabella lehnte sich in die Kissen zurück und ließ die Routineuntersuchen von Philipp ohne Widerspruch über sich ergehen. Für einen kurzen Moment schloss sie sogar die Augen, als wollte sie neue Kräfte sammeln, um ihren Eltern das mitzuteilen, was sie längst hätten erfahren müssen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 27.09.2007, 21:24


    "Nein ich habe mich nicht verlaufen. Anna fährt heute NAW und ich habe neben der Intensiv und normalen chirurgischen auch noch diese Station hier zugeteilt bekommen. Frag mich nicht, wie ich das schaffen will, aber irgendwie wird das schon gehen." Deutlich besser gelaunt als noch am Vortag, setzte er seine Untersuchung fort und sah auch noch einmal kurz nach der frischen Naht. Aber es zeichnete sich kein bisschen Blut auf dem Verband ab und erleichtert breitete er die Decke wieder über Izabellas Oberkörper aus. Zwar kannte er die beiden, doch ungewöhnlich frühen Besucher nicht, aber er schloss, dass es Izabellas Eltern sein mussten, die aus Schweden gekommen waren. Ob sie schon wussten was mit Jamie passiert war? Bemüht diesmal in kein Fettnäpfchen zu treten beschloss er lieber nichts über Jamies Zustand zu sagen. Nicht, dass sich dieser verschlechtert hätte, aber es kam bestimmt nicht so gut an, wenn er frei heraus erzählte, dass es Jamie auf der Intensivstation bereits besser ging. Nach kurzem Überlegen entschloss er sich für einen verdeckten Hinweil, damit zumindest Izabella informiert war. "Aber so wie es heute aussieht, ist weder hier, noch auf der Intensivstation irgendetwas los. Die Patienten sind alle brav und erholen sich prächtig von ihren Verletzungen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 27.09.2007, 21:32


    Sofort ahnte Izabella von wem Philipp da gerade sprach und rasch griff sie nach seiner Hand, um sie dankbar zu drücken. Das sie wohl auch heute auf einen Besuch bei Jamie verzichten musste, machte ihr schwer zu schaffen, doch sie wollte kein weiteres Risiko eingehen, denn nur wenn sie sich selbst erholte, ließ man sie auch wieder zu Jamie. Dass es ihm inzwischen schon wieder besser ging, darüber war sie sehr erleichtert. Vielleicht würde es ja doch nicht so lange dauern, bis er entlassen werden konnte oder zumindest auf die normale Station verlegt werden konnte. Als Izabella die fragenden Blicke ihrer Eltern wahrnahm, wurde ihr bewusst, dass weder Philipp wusste, wer ihr Besuch war, noch ihre Eltern wussten, wer der Arzt war. "Philipp, darf ich dir meine Eltern vorstellen. Sie sind heute Morgen aus Schweden gekommen, weil mein Vater es nicht länger aushalten konnte, Rebecca endlich zu sehen. Mama, Papa, das ist Philipp. Jamies Kollege, der ansonsten ebenfalls seinen Dienst auf dem Notarztwagen ableistet, wenn nicht gerade akuter Ärztemangel herrscht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 28.09.2007, 14:36


    Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen nickten Sören und Mathilda dem Arzt zu, schenkten ihm aber keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Nachdenklich stand Sören wieder auf und entfernte sich ein paar Schritte von dem Bett. Die letzten Male hatte Izabella am Telefon immer davon geschwärmt, wie pünktlich Jamie aus der Arbeit kam, weil endlich genügend Ärzte vorhanden waren. Wieso hatten sie ihn jetzt noch kein einziges Mal gesehen, wo sie anfangs doch etwas durch die Gänge des Krankenhauses geirrt waren? "Wieso akuter Ärztemangel? Izabella hat die letzte Zeit immer glücklich davon berichtet wie pünktlich Jamie aus dem Krankenhaus kam, eben weil genügend Ärzte zur Verfügung standen. Herrscht in Hamburg momentan so eine akute Krankheitswelle?" Leicht misstrauisch, aber doch interessiert erkundigte er sich was sowohl Izabella als auch Philipp mit ihrer Aussage gemeint hatten. "Deine Mutter meine übrigens sie müsste nicht nur die alten Babyklamotten einpacken, sondern auch noch neue. Sollen wir die die Tasche dann hier lassen oder Jamie mitgeben, dass er sie nach Dienstschluss mit nach Hause nimmt?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 29.09.2007, 11:22


    Für einen kurzen Moment senkte Izabella ihren Blick, bevor sie erst ihren Vater und dann Philipp ansah. Sie wusste, dass sie ihren Eltern eine Erklärung abgeben musste, was geschehen war, doch ein aufflammendes Gefühl hinderte sie daran. Ein Gefühl, welches sie längst besiegt geglaubt hatte. Hatte sie es nur verdrängt anstatt besiegt? Bereits gestern hätte sie erkennen müssen, warum sie Philipp gegenüber wirklich so überreagiert hatte, wollte es aber nicht wahrhaben und kämpfte auch jetzt gegen die erschreckende Erkenntnis. „Ich hätte es ahnen müssen“, lachte Izabella auf, „dass du es nicht lassen kannst und extra noch in die Stadt fährst, um für deine kleine Enkeltochter einen Großeinkauf zu tätigen. Wahrscheinlich brauche ich die nächsten Monate gar nichts kaufen, weil du bereits alles abgedeckt hast.“ Glücklich lächelnd beugte Izabella sich vor und hauchte ihrer Mutter einen dankbaren Kuss auf die Wange. Einen kontrollierenden Blick zu Philipp werfend, bemerkte sie, dass er wohl nicht die Absicht hatte, sich sofort seinen anderen Patienten zuzuwenden, sondern er viel eher Jamies Unfallbericht abwarten wollte. Sollte sie ihn bitten zu gehen? Nein, dies würde nur noch mehr Fragen bei ihrem Vater aufwerfen. „Die Tasche könnt ihr erst einmal hier lassen, werdet ihr Jamie heute wohl nicht mehr begegnen.“ Sekunden des Schweigens. „Ich soll euch ganz lieb von ihm grüßen, denn im Gegensatz zu den letzten Wochen sind seine Schichten wieder einmal sehr anstrengend und wäre das nicht genug muss er heute den Nachtdienst auf dem NAW übernehmen. Das Problem ist, man hat zu viele Ärzte auf einmal in den Urlaub geschickt, was sich natürlich erst jetzt bemerkbar macht.“ Izabellas Gewissen schrie regelrecht vor Entrüstung auf, welche Lüge sie soeben ihren Eltern aufgetischt hatte, doch das bedrängende Gefühl, keine Schwäche zeigen zu dürfen, war in diesem Moment stärker. Wusste sie doch welch Sorgen sich ihr Vater machen würde und das sollte er nicht. Sie kam klar, vorerst auch ohne Jamies Hilfe.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 29.09.2007, 16:56


    Bemüht vor lauter Entsetzen nicht nach Luft zu schnappen wich Philipp ein paar Schritte zurück und starrte Izabella fassungslos an. Es konnte doch nicht ihr Ernst sein, dass sie ihre Eltern do derartig anlog und ihnen nicht mitteilte wie schlecht es Jamie ging, geschweige denn, dass er einen Unfall gehabt hatte. Unsicher wie er reagieren sollte schwieg er zunächst und hoffte schon fast, Izabella würde ihre Aussage zurücknehmen und ihren Eltern die Wahrheit erzählen. Aber der entschlossene Blick in ihren Augen verriet nur zu deutlich, dass sie genau dies nicht vorhatte und weiterhin schweigen wollte. Leicht den Kopf schüttelnd stieß er sich von der Wand ab und trat wieder ein paar Schritte auf die junge Mutter zu. "Wenn noch irgendetwas sein sollte, dann klingel einfach, ich bin ja heute den ganzen Tag zuständig. Aber ich glaube, du wirst heute und auch sonst nicht alleine sein. Da dürfte dir nicht langweilig werden. Aber schön im Bett liegen." Sich nicht sicher ob Izabella seinen doch sehr versteckten Hinweis verstanden hatte, warf er ihr noch einen letzten, besorgten Blick zu und ging dann hinaus. Er konnte einfach nicht fassen, wieso sie nicht einmal ihren Eltern davon berichtete, was mit Jamie passiert war. Sie brauchte doch jemanden der ihr half und sie unterstützte, jetzt wo Jamie es nicht tun konnte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.09.2007, 09:44


    Verwirrt sah Izabella Philipp hinterher und hatte nicht die geringste Ahnung, was er mit seiner letzten Aussage gemeint hatte. Wollte er ihr sagen, dass sie ruhig Schwäche ziegen durfte, weil e genügend Personen gab, die für sie da waren? Das wusste sie, aber das Wissen reichte nicht aus, sie verfiel zu sehr ihren alten Gefühlen. Die Gefühle, welche sie in unzähligen Therapiestunden bekämpft hatte, aber es fühlte sich einfach falsch an, die ersten Momente ihrer Eltern, als Großeltern durch eine solch erschreckende Nachricht zu trüben. Es würde sich sicherlich ein anderer Zeitpunkt ergeben, schließlich konnte sie ihre Lüge nicht aufrechterhalten, würden sich ihre Eltern zu sehr wunden, wenn sie Jamie nie zu Gesicht bekommen würden. Mit einem durchaus überzeugenden Lächeln wandte sie sich wieder ihren Eltern zu und nahm ihrer Mutter vorsichtig Rebecca ab. Die Kleine war, wenn auch unbewusst, das was ihr nach Jamies Unfall den Halt gab, den sie brauchte, um nicht noch tiefer zu stürzen. „Seid mir nicht böse, aber ich glaube, ich brauche noch etwas Ruhe. Ihr wart bestimmt noch nicht in eurem Hotel, also was haltet ihr davon, wenn ich noch etwas schlafe und ihr erst einmal richtig in Hamburg ankommt. Heute Nachmittag kommt ihr uns dann wieder besuchen.“ Und dann werde ich euch alles erklären und euch meinen Wohnungsschlüssel geben, damit ihr nicht im Hotel wohnen müsst, vollendete Izabella in Gedanken.

    *****

    In ihren warmen Morgenmantel gehüllt, stand Izabella nachdenklich am Fenster ihres Zimmers. Ihre Augen glänzten feucht und von ihrem bezaubernden Lächeln war nichts mehr zu sehen. Sie vermisste Jamies Nähe. Allein der Gedanke an ihn, wie er schwer verletzt und benommen von den starken Schmerzmitteln auf der Intensivstation lag, trieben ihr, immer wieder neue Tränen in die Augen. Die Arme eng um ihren Körper geschlungen, ließ sie ihren Kopf gegen die kalte Wand sinken und schloss die Augen. In Gedanken stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn in diesem Moment die Tür aufginge und Jamie käme herein. In seinem weißen Arztkittel, gestresst von den vielen Patienten und mit einem Lächeln auf den Lippen, durch das er sich nicht nehmen lassen würde, sie liebevoll darauf hinzuweisen, dass sie im Bett bleiben sollte. Schmerzlich schluchzte Izabella auf.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 30.09.2007, 11:26


    Fast lautlos war die Zimmertüre zu Izabellas Zimmer aufgegangen und diese wurde kurz darauf genauso leise wieder geschlossen. Unschlüssig blieb Anna im Raum stehen und wusste nicht was sie machen sollte. Nur mit großer Überredungskunst hatte sie Malte dazu gebracht sie kurz gehen zu lassen. Sie wusste selbst, dass sie eigentlich nicht wirklich viel Zeit für Izabella hatte, denn an diesem Tag jagte ein Einsatz den anderen und sie kamen fast nicht dazu den Patienten ordentlich zu übergeben, als der nächste auch schon rankam. Aber sie hatte sich schon den ganzen Vormittag vorgenommen bei Izabella vorbei zu schaun, und das tat sie jetzt auch. Ein grantiger Kollege war ihr in diesem Moment herzlich egal. Leise ging Anna auf Izabella zu und fasste sie vorsichtig von hinten an den Schultern um sie umzudrehen. Wortlos schloss sie ihre Freundin in den Arm und drückte sie an sich. Zwar konnte sie sich nur schwer vorstellen was sie wirklich fühlte, aber dass es ein Gefühl von Einsamkeit sein musste war Anna bewusst. "Es ist wegen Jamie, stimmts? Du willst ihn bei dir haben, weißt aber genau, dass es nicht geht, weil er noch auf der Intensiv liegt. Lass dich zu ihm bringen, das wird dir vielleicht helfen besser damit zurecht zu kommen. Philipp wird dich schon hinlassen, da bin ich mir sicher."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 30.09.2007, 20:15


    „Wenn es nur so einfach wäre…“ Schluchzend ließ Izabella sich in die Umarmung von Anna fallen und anstatt das ihre Tränen versiegten, flossen sie, wie glitzernde Perlenschnüre über ihr blasses Gesicht. All die Gefühle, die sich in den letzten Stunden angestaut hatten, kämpften sich nun an die Oberfläche, zeigten Izabellas wirkliches Gefühlschaos. „Ja, ich vermisse Jamie, so, dass ich es dir nicht einmal beschreiben könnte. Doch glaubst du, er braucht jetzt eine Freundin, die sich mit rot verheulten Augen an sein Bett setzt und ihm erzählt, wie schrecklich sie sich fühlt? Die über ihre Gefühle klagt, die sie nicht mehr unter Kontrolle hat? Nein, dies ist das letzte was er in diesem Moment gebrauchen kann, wo es ihm doch schon allein körperlich viel schlechter geht, als mir. Er würde sich Sorgen um mich machen, vielleicht sogar Vorwürfe… das will ich nicht und das werde ich auch nicht zulassen. Vielleicht würde es mir danach besser gehen, aber nicht ihm.“ Benommen löste sich Izabella von Anna und drehte sich wieder zum Fenster, als wäre sie nur für einen kurzen Moment hinter ihrer Mauer hervorgetreten, um sich sofort wieder dahinter zu flüchten. Ihr zierlicher Körper zuckte immer wieder unter schwachen Schluchzern. „Ich muss damit klar kommen, dass ich auf eigenen Füßen stehen muss und mich nicht immer in Jamies Arme flüchten kann, wenn ich gerade nicht mehr weiter weiß.“ Kaum hatte Izabella diese Sätze gesagt, lachte sie plötzlich wütend auf, hatte sie sich doch noch vor Monaten über Jamies nervende Fürsorge beschwert und nun machte sie ein Theater, weil er nicht bei ihr sein konnte. In eine Achterbahnfahrt ihrer Emotionen geraten, drehte sie sich mit ausdruckslosen Augen zu Anna um und blickte zu der leeren Stelle, an der bis eben noch Rebeccas Bettchen gestanden hatte. Die Kleine sollte für ein paar Stunden auf der Säuglingsstation ihre Ruhe haben. „Du musst mich doch für vollkommen bescheuert halten. Bescheuert und verrückt.“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 01.10.2007, 12:13


    "Nein ich halte dich sicher nicht für verrückt und bescheuert. Alles was ich sehe ist eine äußerst verzweifelte junge Mutter, die nicht zur Ruhe kommt, weil ihre Gefühle zu sehr Achterbahn fahren." Anna legte eine kurze Pause ein und überlegte sich ihre nächsten Worte genau. Was sollte sie sagen, dass Izabella ihr wirklich glaubte? Izabella hatte Recht wenn sie sagte, dass Jamie sich Sorgen machen würde, wüsste er wie es seiner Freundin wirklich ging. Aber hatte er nicht auch ein Recht darauf zu erfahren wie es in ihr aussah? "Ja, vielleicht willst du Jamie nicht mit deinen Problemen belasten, aber glaub mir, er würde es wissen wollen. Er muss doch auch wissen wie es dir mit der ganzen Situation geht. Glaub mir, er wird für dich da sein, egal wie schlecht es ihm geht." Bevor sie zu Izabella gekommen war, hatte sie ein paar Worte mit Philipp wechseln können und von diesem die wichtigsten Sachen erfahren. Jamie schien es wirklich schon wieder besser zu gehen als noch am Abend zuvor. Von der Lüge die Izabella ihren Eltern aufgetischt hatte, wusste Anna nichts, hatte Philipp ihr lediglich mitgeteilt, dass diese aus Schweden angekommen waren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 01.10.2007, 17:10


    "Genau, er würde sich um mich kümmern, egal wie schlecht es ihm selbst geht. Aber wäre das fair von mir, ihm nicht die Ruhe zu lassen, die er braucht um wieder gesund zu werden? Bei mir sorgt doch auch jeder dafür, dass ich mich nicht überanstrenge, also warum sollte ich ausgerechnet ihn mit meinen Sorgen belasten, wo er doch viel mehr Ruhe benötigt, als ich." Bemüht sich selbst davon zu überzeugen, dass sie ihre Probleme auch alleine in den Griff bekommen würde, sprachen ihre Argumente immer mehr gegen einen Besuch bei Jamie. Obwohl sie tief in ihrem Inneren spürte, wie glücklich sie darüber wäre nur in seiner Nähe sein zu können, doch sie würde ihm nichts vorspielen können. Schmerzlich drang in ihr Bewusstsein, dass sie es sich auch nie hätte vorstellen können, ihre Eltern so eiskalt anzulügen, wie sie es vor ein paar Stunden getan hatte. Jetzt fragte sie sich, ob es wirklich richtig gewesen war, wollten ihre Eltern doch auch nur ihr bestest. "Tut mir Leid Anna, ich weiß im Moment einfach selbst nicht, was ich will und was nicht. Natürlich würde ich gerne bei..." Izabella hatte sich wieder zu Anna umgedreht. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich die Tür öffnete und schnell fuhr sie sich mit den Ärmeln ihres Morgenmantels über ihr Gesicht. Man würde die Spuren ihrer Tränen sehen, aber niemand sollte sie in abgrundtiefer Verzweiflung vorfinden. Niemand und vor allem nicht ihre Eltern.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.10.2007, 13:18


    Erschrocken blickte Anna zur Türe und verdrängte sofort ihren besorgten Gesichtsausdruck wieder. Was wenn Izabellas Eltern erneut kamen und Izabella wieder in Anwesenheit eines Arztes sahen? Sie würden sofort das Schlimmste vermuten und sich Sorgen machen. Sorgen, die zwar berechtigt, aber von Izabella nicht erwünscht waren. Sanft griff sie Izabella am Oberarm und dirigierte sie zurück in ihr Bett. "Vielleicht schaffe ich es später noch mal, oder ich komme nach Dienstschluss noch einmal vorbei, ja? Und denk nicht zu viel nach jetzt." Leise flüsternd, aber deshalb nicht weniger eindringlich redete sie auf Izabella ein und warf nur einen kurzen Blick auf den Besucher. Zwar kannte sie den Mann nicht, aber sie vermutete, dass es Izabellas Vater sein musste. Ein freundliches Nicken zu dem Besucher und schon ließ sie die Türe hinter sich ins Schloss fallen.
    "Mama wollte sich ein wenig hinlegen. Der Flug hat sie zu sehr geschlaucht. Aber du kennst mich ja, ich bin nicht fähig am Tag zu schlafen. Wie gehts dir jetzt?" Belanglos redete Sören munter darauf los und ließ sich an dem Stuhl neben ihrem Bett nieder. Sanft griff er erneut nach ihrer Hand und strich sanft darüber.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.10.2007, 14:05


    "Wahrscheinlich hat sie nicht nur der Flug geschlaucht, sondern du hast ihr in Schweden auch keine Ruhe gelassen und so lange auf sie eingeredet, bis du sie endlich zu einem früheren Flug überreden konntest. Stimmts oder hab ich Recht?", versuchte Izabella mit kleinen Sticheleien die drückende Atmosphäre im Raum zu verdrängen. Darüber, dass Anna sich heute noch einmal für sie Zeit nehmen wollte, war sie sehr erleichtert. Führte es schließlich zu nichts, wenn sie ihre Gefühle nur verdrängte und versuchte jemand zu sein, der sie im Moment einfach nicht war. Wäre jetzt vielleicht der richtige Augenblick, um ihrem Vater zu berichten, was wirklich geschehen war? So könnte er die Situation schon einmal realisieren, bevor auch ihre Mutter davon erfuhr. Nachdenklich lehnte sich Izabella zurück und ihr Blick blieb an den vielen, bunten und duftenden Blumensträußen hängen, die das Zimmer freundlicher gestalten sollten. Die Stationsschwester hatte ihr heute Mittag noch einmal einen gebracht, aber sie war bisher nicht dazu gekommen, die beiliegende Karte zu lesen. Sollte sie aufstehen und sich die Karte holen? Es wäre eine Möglicheit, um sich weiterhin vor der Wahrheit zu drücken, die sie ihren Eltern erzählen musste. "Mach dir um mich keine Sorgen, Papa. Ich war schwanger und nicht krank." Ein aufgesetztes Lächeln, für das sich Izabella in diesem Moment hasste.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 02.10.2007, 16:50


    "Ja ich weiß, dass du 'nur' schwanger und nicht krank warst. Das hatte mir deine Mutter auch immer erzählt. Aber trotzdem darf sich der zukünftige Großvater doch Gedanken darüber machen, oder?" Breit grinsend lehnte er sich in dem Stuhl zurück und überdachte ihre Worte noch mal. Übertrieb er wirklich so in seiner Sorge oder empfand sie es nur als übertrieben? Unsicher beobachtete er sie aufmerksam. Irgendetwas an ihr gefiel ihm nicht, aber er hätte es nicht in Worte fassen und sagen können was es war. "Du weißt doch wie ich bin, wenn ich nicht alles weiß und zu Hause nichts unternehmen kann um herauszufinden was wirklich los ist. Deshalb bin ich in Hamburg, und deshalb sitze ich auch jetzt wieder hier. Izabella, ich werde das Gefühl nicht los, dass noch irgendetwas ist was du mir noch nicht gesagt hast." Sören legte eine kurze Pause ein und überlegte kurz, ob er überhaupt noch weiterreden sollte, ohne dass seine Tochter sauer und wütend wurde. "Stimmt mit dir irgendetwas nicht oder warum bist du ständig von irgendwelchen Ärzten umgeben?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 02.10.2007, 20:09


    Ihre Augen immer noch auf die farbige Blütenpracht gerichtet, spürte Izabella wie sich ihr ganzer Körper verkrampfte, jeder einzelne Muskel sich zusammenzog. Wie hatte sie nur davon ausgehen können, dass sie ihrem Vater etwas vormachen konnte, zu eng war schließlich ihre Beziehung, trotz der weiten Entfernung zwischen Deutschland und Schweden. Egal, was sie ihm nun erzählen würde, er würde skeptisch darauf reagieren und nicht mehr alles glauben, was sie ihm sagte. "Ja Papa, ich weiß, wie du bist, aber du musst dir keine Sorgen um mich machen. Der Grund weshalb ich ständig von Ärzten umgeben bin, ist nicht schwer zu erklären, schließlich befinde ich mich nicht in irgendeiner Klinik, sondern im EKH und Jamies Kollegen, sind längst nicht mehr nur seine Kollegen, sondern auch unsere Freunde. Glaubst du wirklich, sie würden es sich nehmen lassen, mich zu besuchen, wenn ich schon einmal im selben Krankenhaus liege? Vielleicht hat Jamie sie auch auf mich angesetzt." Amüsiert sollte der letzte Satz klingen, doch alles was aus ihr sprach, war tiefe Frustration und wütend wandte Izabella ihre Blicke ab.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 13:41


    Unruhig stand Sören wieder auf und konnte die Worte seiner Tochter nicht so ganz glauben. War es wirklich alles die Wahrheit was sie erzählte oder steckte womöglich doch noch mehr dahinter? Die Antwort, dass Izabella mit den Kollgen von Jamie befreundet war, klang durchaus positiv und er war auch bereit das alles zu glauben. Das komische Gefühl, das er hatte ließ ihn aber dennoch nicht los. Zögernd wanderte er zum Fenster und blickte gedankenverloren hinaus. Es war seiner Tochter deutlich anzusehen, dass sie kurz vor seinem zweiten Besuch geweint hatte. Aber warum? Sie beteuerte doch ständig, dass alles in Ordnung war und er sich keine Sorgen machen sollte. Ihr wütender Blick war ihm nicht entgangen, auch wenn er nicht sofort darauf eingegangen war. Seine Gedanken standen nicht mehr still und er wusste nicht mehr weiter. "Izabella, willst du nicht endlich mal Klartext reden mit deinem Vater? Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, egal was es ist. Hilf mir, dass ich mir keine Sorgen mehr mache, so wie du es willst." Nur langsam drehte er sich wieder zu seiner Tochter um und ging zurück zum Bett. Würde sie jetzt reden oder wieder auf irgendeine Ausrede zurückgreifen?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 13:54


    Zunächst nicht fähig, nur annähernd auf seine Bitte, seinem direkten Wunsch nach der Wahrheit zu reagieren, starrte Izabella benommen zur Seite und sie hatte nicht nur das Gefühl, dass sie alles falsch gemacht hatte, sondern sie wusste es. Allein ihre Lüge hatte es soweit gebracht, dass ihr Vater mit einem sorgenvollen Ausdruck in den Augen vor ihr stand und sie dazu aufforderte, ihm endlich zu sagen, was wirklich geschehen war. Sein letzter Satz zeigte deutlich, wie gut er sie doch kannte und das es ihr nicht möglich war, weiter die tatsächlichen Ereignisse vor ihm zu verstecken, auch wenn sie es durch weitere Ausreden und Ausflüchte versuchen würde. Er würde nicht eher nachgeben, bis er wusste, was ihre Traurigkeit und ihre Benommenheit zu bedeuten hatten. Immer noch wütend auf sich selbst, warum sie ihm nun doch Sorgen bereitete, wo sie doch eben dies hatte verhindern wollen, schlug Izabella stürmisch ihre Bettdecke zurück und stand auf. Das ihr Kreislauf davon nicht sehr viel hielt, bemerkte sie kaum und hielt sich nur rasch am Ende des Bettes fest. "Warum glaubst du mir nicht? Wenn ich dir sage, du musst dir um mir keine Sorgen machen, dann ist es auch so. Ich bin kein kleines Kind mehr, dass ständig an der Hand des Vaters gehen muss, nur damit ihm nichts passiert... Mir geht es gut... glaubt mir das doch endlich..." Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten und Izabella wusste selbst nicht, warum sie immer noch versuchte, die doch so eindeutige Situation, anders darzustellen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 14:02


    Erschrocken über ihren Gefühlsausbruch und den plötzlichen Gemütsumschwung ging Sören rasch ein paar Schritte auf seine Tochter zu und zog sie in eine liebevolle Umarmung. "Ich glaube dir ja, dass es dir gut geht, aber ich werde halt das Gefühl nicht los, dass du deinem alten Vater etwas verschweigst." Sören brach ab und hielt sie schweigend in dem Arm. War er es zu forsch angegangen, dass sie sich bedrängt fühlte? Er konnte ja verstehen, dass sie noch mehr Ruhe brauchte, als er ihr jetzt geben konnte, aber wieso verstand sie ihn nicht? War es nicht verständlich, dass er wissen wollte was los war? Gerade als er zu einem weiteren Erklärungsversuch ansetzen wollte, wurde die Türe sehr unsanft aufgestoßen, und ein Mann ungefähr in seinem Alter betrat das Zimmer. Ohne darauf zu achten, dass Vater und Tochter in einer innigen Umarmung verschmolzen waren, prasselten die Worte auf Izabella und Sören ein.
    "Izabella, entschuldige, dass ich dich hier so störe, aber ich bräuchte deinen Wohnungsschlüssel um den Schrank im Kinderzimmer von Rebecca aufstellen zu können. Ich will schließlich, dass dieser steht, bis ihr zwei entlassen werdet." Immer noch außer atem, spulte Frank das ganze Programm ab und schenkte Izabellas Vater nur einen kurzen Blick. Er wollte den Schrank so schnell wie möglich aufstellen, wo er an diesem Tag doch einmal kurz Zeit dafür übrig hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 14:18


    So als würde sie gerade unter der Wirkung starker Betäubungsmittel stehen, fühlte sich Izabella heillos überfordert mit der Situation und Franks urplötzliches Auftauchen machte es nicht gerade besser. Rasch löste sie sich aus der Umarmung ihres Vaters und ging ohne etwas zu sagen zu ihrem Schrank, in dem sie all die Sachen aufbewahrte, die Gabriele ihr gebracht hatte. Seit heute Morgen war es auch noch die Reisetasche ihrer Eltern, mit all den vielen Babyklamotten für Rebecca. Unsanft schob Izabella die Schranktüre auf und griff nach ihrer Handtasche in der sie blind den Wohnungsschlüssel fand. Schnell ging sie zu Frank und drückte ihm diesen in die Hand. "Hier. Danke, dass du dir solche Arbeit machst, aber es ist wohl wirklich sinnvoller, wenn der Schrank steht, bevor Jamie auf die Idee kommt ihn selbst aufzubauen." Izabellas Blick war trüb und sie erinnerte sich schnell daran, dass es wohl ein Fehler wäre, den Satz so im Raum stehen zu lassen. "Nicht, dass du den Schrank noch einmal reparieren musst, weil Jamie ihn mit seinem handwerklichen Geschick noch einmal kaputt gemacht hat." Da ihr Vater ihr Gesicht nicht sehen konnte, gab sich Izabella Frank gegenüber gar nicht die Mühe glücklich auszusehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 14:24


    Frank legte den Kopf leicht schräg und betrachtete den Wohnungsschlüssel unsicher in seiner Hand. Weshalb behauptete Izabella, Jamie hätte kein handwerkliches Geschick? Dass das nicht stimmte wussten sie beide ganz genau, schließlich hatte Frank seinen Sohn schon immer mitmachen lassen wenn er etwas richtete oder zusammenbastelte. Mit einem kurzen Schulterzucken schloss er die Finger um den Schlüssel. "Gut danke. Ich bringe ihn dir dann heute abend wieder zurück. Oder ich schicke Gabi kurz vorbei. Mal sehen." Kommentarlos drehte er sich um und ging wesentlich langsamer zurück zu Tür, als er ins Zimmer gekommen war.
    "Stop, warten Sie." Gänzlich verwirrt trat Sören rasch ein paar Schritte vor und wollte Frank aufhalten. "Ich verstehe nicht ganz. Wieso brauchen Sie den Schlüssel von Izabella um einen Schrank aufzustellen? Ob Jamie handwerklich begabt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen und auch wenn er heute Nachtschicht hat, wird es ihm doch sicher nichts ausmachen für fünf Minuten aufzustehen um Sie in die Wohnung zu lassen?! Und eben wenn er heute abend arbeiten muss, kann er Izabella den Schlüssel doch zurück bringen. Ich kann dem nicht ganz folgen." Sören wusste nicht mehr was er von dem Ganzen halten sollte. Was stimmte? Die Geschichte von Jamies Vater oder die von Izabella?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 14:32


    Verzweifel schloss Izabella die Augen und sah sich konfrontiert mit der Situation, ihrem Vater nun die Wahrheit berichten zu müssen. Es gab keinen anderen Ausweg mehr, waren die Zweifel an ihrer Geschichte inzwischen viel zu groß, als dass sie ihren Wahrheitsgehalt noch länger hätte aufrecht erhalten können. Zögerlich drehte sie sich zu Sören um. "Jamie ist nicht zu Hause, er hat heute keine Nachtschicht und er wird auch nicht die Möglichkeit haben, mir den Schlüssel heute Abend wieder zurück zu geben. Bist du nun zufrieden damit, dass du die ganze Zeit Recht hattest und ich dir wirklich nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst und glaubst ich würde alleine nicht klar kommen. Du solltest die ersten Momente mit Rebecca genießen und dich nicht schon wieder um deine verzweifelte Tochter kümmern müssen." Leise schluchzte Izabella auf. Der Raum vor ihren Augen begann zu schwanken und sie griff schnell nach Franks Hand, der wieder hinter sie getreten war, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 14:39


    "Ob ich jetzt zufrieden bin? Nein Izabella, das bin ich noch nicht ganz." Schockiert drehte sich Sören um und trat erneut ans Fenster um gedankenverloren hinaus zu blicken. Zwar wusste er jetzt, dass Jamie nicht arbeiten musste und auch nicht zu Hause war, aber er wusste deshalb immer noch nicht was wirklich passiert war. Sollte Jamie irgendetwas zugestoßen sein? Sollte er Izabella im wichtigsten Moment verlassen und eine andere Freundin haben? Fast schon erschrocken stellte er fest, dass eine Anwallung von Wut in ihm hochstieg und er das Gefühl nicht los wurde, dass Jamie vielleicht doch nicht der Richtige für seine Tochter war.
    Zögerlich und immer wieder einen Blick auf den Mann am Fenster werfend drehte Frank Izabella um und zog sie in eine sanfte Umarmung. Er zog sie eng an sich und strich ihr leicht über den Rücken. Schuldgefühle machten sich in ihm breit, denn schließlich lag es auch an ihm, dass die Sache so gelaufen war. Aber woher hätte er schließlich wissen sollen, dass Izabella ihrem Vater noch nichts von Jamies Unfall erzählt hatte. "Ist ja gut Izabella. Wir bekommen das schon wieder hin. In ein paar Tagen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 14:48


    "Hoffentlich,... denn länger halte ich diese Situation nicht mehr aus." Schluchzend ließ Izabella ihren Kopf gegen Franks Brust sinken und war froh über den Halt, den er ihr in diesem Moment gab. Dass ihr Vater in diesem Moment sicherlich nichts anderes getan hätte, war ihr zwar bewusst, aber trotzdem war sie einfach nicht fähig gewesen, ihm zu sagen, wie schrecklich es ihr wirklich ging. "Ich weiß, du wolltest in deiner wenigen freien Zeit den Schrank aufbauen, aber meinst du... meinst du, du könntest noch etwas hier bleiben? Anna meinte vorhin, es wäre heute kein Problem, wenn ich ihn besuchen möchte." Erschöpft schloss Izabella wieder ihre Augen und versuchte sich erklärende Sätze für ihren Vater zurecht zu legen. Das er nun alles erfahren musste und diese Bruchstücke nicht ausreichen würde, wusste sie, aber sie würde einen Moment brauche, um all das erzählen zu können, was wichtig war. Allein der Gedanke daran, ließen wieder die Bilder in ihr hochkommen, die sie nicht einmal in den Traum verfolgten und doch stets abrufbereit waren.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 14:56


    Ungläubig starrte Sören auf Izabella die immer noch in den armen des fremden Mannes lag. Was er davon halten sollte konnte er immer noch nicht sagen, er wusste nur, dass es ihm absolut nicht Recht war, was er da sah. Energisch ging er auf die beiden zu und musste sich stark beherrschen seine Tochter nicht am Arm zu packen. "Verzeihung, aber ich sehe mir das nicht länger an. Lassen Sie sofort meine Tochter los. Wer sind Sie überhaupt, dass Sie auf die Idee kommen sie in so eine vertraute Umarmung zu ziehen?" Er war sauer, das stand außer Frage. Aber ob er so sauer war, weil Izabella sich nicht in seine Arme geflüchtet hatte, oder weil er immer noch nicht die ganze Wahrheit kannte konnte er nicht sagen. Wütend und sich immer mehr in die Sache hineinsteigernd ging er noch einen Schritt auf den ihm immer noch unbekannten Mann zu und funkelte ihn sauer an. "Möchte sich einer vielleicht mal die Mühe machen mir zu erklären was hier überhaupt gespielt wird? Was ist mit Jamie wirklich los? Izabella! Habt ihr euch getrennt oder warum erzählst du mir irgendetwas von einer Nachtschicht, was doch nicht stimmt?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 15:07


    "Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist, aber dann sei bitte so fair und lass deine Wut auch an mir aus. Ja, ich habe dich angelogen, was Jamies Nachtschicht betrifft, weil ich dir nicht sagen wollte, was wirklich geschehen ist." Izabella löste sich aus Franks Armen und stellte sich zwischen ihn und ihrem Vater. Sie zitterte leicht, aber innerlich war sie vollkommen ruhig, was sie sich selbst nicht erklären vermochte. Vielleicht beruhigte sie der Gedanke daran, dass bald alles vorbei war und ihr Vater endlich Bescheid wusste. Sie nicht mehr länger versuchen musste, ihre erfundenen Lügen aufrecht zu erhalten. Ihre Augen suchten den Blickkontakt zu ihrem Vater und sie war froh, dass Frank nicht verschwand, sondern weiterhin im Zimmer blieb. "Nur weil ich dir jedoch eine Lüge aufgetischt habe, hast du noch lange nicht das Recht, die Menschen anzufahren, die versuchen für mich da zu sein. Frank hat nichts getan, außer versucht mich zu trösten und trotzdem glaubst du, deine Wut an ihm auslassen zu können. Das ist unfair und das weißt du."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 15:16


    "Ja, es ist unfair meine Wut an jemanden auszulassen, den ich nicht mal kenne. Aber meinst du nicht, dass es noch unfairer ist dem eigenen Vater nicht zu erzählen was wirklich los ist? Du lügst mich eiskalt an und forderst jetzt von mir, dass ich die Anschuldigungen ihm gegenüber fallen lasse?" Sören steigerte sich mit jeder Minute, die er Frank und Izabella anstarrte und er war nicht mehr in der Lage sich selbst unter Kontrolle zu halten. Er hasste es der letzte zu sein, der etwas erfuhr und dann auch nur die Hälfte oder eine Lüge. Was hatte sich seine Tochter eigentlich dabei gedacht den eigenen Vater anzulügen. "Na komm, sag schon. Hast du mit ihm was? Ist es zwischen Jamie und dir aus oder warum ist er hier und nicht Jamie?" Sören wurde immer gemeiner, merkte es selbst aber kaum.
    "Moment ma!" Energisch trat Frank einen Schritt auf den wütenden Sören zu und blinzelte ihn sauer an. Er wollte diese Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen. "Passen Sie mal auf. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, sind Sie der Vater von Izabella. Ja? Ich lasse mir nicht unterstellen, ich hätte was mit ihrer Tochter, die genauso gut meine eigene Tochter sein könnte. Wobei, vielleicht ist sie es indirekt auch, wo sie schließlich die Freundin meines Sohnes ist. Und wenn es Sie interessiert, was Jakob so treibt, dass er nicht hier sein kann, dann gehen Sie doch bitte auf Station 2 Zimmer 225. Wenn Sie dort waren, können Sie gerne wieder kommen und wir reden weiter." Immer noch wütend holte Frank tief Luft und zwang sich wieder ruhiger zu werden. Langsam drehte er sich zu Izabella um und ging ein paar Schritte auf sie zu. "Entschuldige Izabella, aber ich glaube es ist besser wenn ich jetzt wieder gehe. Aber vielleicht ist es besser, du erklärst deinem Vater alles. Danach wird es dir auch besser gehen."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 15:27


    Entsetzt hatte Izabella beobachtet, wie die beiden Männer aufeinander losgegangen waren, nur weil ihr Vater nicht ertragen konnte, dass sie ihm, anstatt die Wahrheit zu erzählen, eine Lüge aufgetischt hatte. Sie, nicht Frank und trotzdem richtete sich Sörens Wut auf ihn. Ja, ihr Vater glaubte sogar, sie und Frank würde mehr verbinden. Was hatte sie mit ihrer, ihr in diesem Moment so hilfreich erscheinenden Lüge nur angerichtet? All ihre wunderbaren Vorstellungen, die sie sich vor Monaten gemacht hatte, wie es wohl werden würde, wenn alle in Hamburg vereint waren und ihre Eltern und Jamies Eltern sich zum ersten Mal begegnen würden, zerplatzten wie eine schillernde Seifenblase, die eine harte Mauer berührte. Doch es war ja ihre eigene Schuld. Die Situation wäre nie eskaliert, hätte sie nicht gemeint, ihre Eltern vor unnötigen Sorgen schützen zu müssen. Als Frank sie ansprach, reagierte Izabella kaum, nickte nur kurz mit dem Kopf, um anzudeuten, dass sie verstanden hatte. In Wirklichkeit hatte sie nicht einmal vernommen, was er ihr gesagt hatte, war zu versunken in ihre eigenen Vorwürfe. Benommen und mit einem fremden Ausdruck in den Augen wandte sie sich von Frank und ihrem Vater ab und ging langsam zur Zimmertür. Im Moment nicht fähig , irgendetwas nur annähernd zu erklären lief sie, völlig versunken in sich selbst auf den Gang hinaus. Wohin sie lief, wusste sie selbst nicht, hatte sie kein Ziel vor Augen. Sie wusste nur eines, sie musste die ganze Situation wieder gerade biegen und das so schnell, wie möglich.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 15:33


    Wie gelähmt starrte Sören seiner Tochter hinterher und konnte immer noch nicht begreifen was wirklich passiert war. Er war eifersüchtig auf den Vater von Jamie, nur weil dieser seine Tocher im Arm gehalten hatte. War es ein Wunder, dass Izabella näher zu ihm stand, als zu ihrem eigenen Vater? Schließlich wohnte er in Schweden und nicht in Hamburg, wo er ihr die letzten Monate hätte helfen können. Was hatte er sich dabei nur gedacht so über zu reagieren, wo er zu dem Zeitpunkt doch noch nicht mal gewusst hatte, wer dieser andere Mann wirklich war. Niedergeschlagen ermahnte er sich aus der Starre zu erwachen und er trat ebenfall aus dem Zimmer. Suchend blickte er den Gang auf und ab und konnte Izabella gerade noch um die nächste Ecke biegen sehen. "Izabella warte!" So laut er sich im Krankenhaus traute rief er ihr hinterher, aber sie blieb nicht stehen. Wie verwirrt musste sie erst sein, wenn er schon nicht mehr wusste was richtig und falsch war. Eilig hastete er den Gang entlang und kam gerade noch rechtzeitig, um sie in einem der Aufzüge verschwinden zu sehen. Leise und auf schwedisch fluchend rannte er die letzten Meter zum Aufzug und warf einen kurzen Blick auf die Anzeige, wohin der Aufzug fuhr. Er wollte diese Sache nicht zwischen Izabella und ihm stehen lassen, wollte das jetzt geklärt haben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 15:43


    Wie in Trance hatte sie im Aufzug bestimmt, wohin ihr Weg führte und nun ruhte ihre Hand unsicher auf der Türklinke des Krankenzimmers. Jamies Krankenzimmer. Zweifel kamen in ihr auf. Wäre es nicht besser, sie würde zurück zu ihrem Vater gehen und ihm endlich erklären, was in Hamburg vorgefallen war? Vielleicht würde es ihr Erleichterung verschaffen, vielleicht würde seine dadurch noch größere Sorge sie aber auch in den Wahnsinn treiben. Das kalte Metall in ihrer Hand, fuhr sich Izabella ein letztes Mal durch ihre Haare, bevor sie zögerlich, aber doch entschlossen die Tür öffnete. Unverzüglich schlug ihr das leise Piepsen der Geräte entgegen, als sie den Raum betrat und fast als wünschte sie sich die Geräusche aussperren zu können, schloss sie die Tür unverzüglich wieder. Das Piepsen blieb. Vorsichtig ließ Izabella ihren Blick zu Jamies Bett gleiten. Er hatte die Augen geschlossen und erleichtert atmete sie auf. Wenn er schlief, würde er nichts von ihrem innerlichen Chaos mitbekommen und sie konnte trotzdem bei ihm sein. Mit einem durchaus entspannteren Gesichtsausdruck ging Izabella langsam auf sein Bett zu und ließ sich auf einem Stuhl nieder, um ihn auf keinen Fall aus seinem dringend benötigten Schlaf zu wecken. Selbst nach seiner Hand griff sie nicht, obwohl sie nur zu gerne seine Wärme und Nähe gespürt hätte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 15:50


    Unruhig hin und her blickend suchte Sörens Blick die beiden Gänge nach links und rechts ab. Nirgends eine Spur von Izabella. Hatte er den Aufzug verpasst oder war sie doch in ein anderes Stockwerk gefahren? Unschlüssig in welche Richtung er laufen sollte, schlug er den Weg nach links ein und ging langsam entlang. Immer wieder warf er einen Blick zurück, wie wenn er Angst hätte verfolgt zu werden. Der lange Flur war wie ausgestorben. Ab und an stand ein Wagen mit Medikamenten auf dem Gang und immer wieder huschte eine Krankenschwester oder ein Pfleger in eines der Zimmer. Ohne dass er genau wusste wohin er ging, lief er immer weiter, bis er vor einer Doppeltüre stand, auf der deutlich stand wo er sich befand. Ohne es zu wissen, oder wirklich gewollt zu haben, hatte er die Intensivstation erreicht. Die große '2' auf der Türe bestätigte die Worte von Jamies Vater. Auch wenn er wusste, wen er auf der Intensivstation finden würde wollte er das ganze von einer Schwester, oder besser noch einem Arzt abgeklärt haben. "Entschuldiung? Können Sie mir sagen, ob ich auf der Intensivstation einen Jakob Schwarz finde?" "Ja, Zimmer 225, auf der linken Seite. Aber bitte ziehen sie einen der Umhänge an, ja?" Mehr oder weniger gelangweilt wies ihn die Schwester an in einen grünen Umhang zu schlüpfen, ehe sie ihn durch die Tür durch ließ. Unsicher was ihn erwarten würde ging er weiter und blickte lange durch das Fenster zu Jamies Zimmer. Was er sah ließ ihn erschrocken aufatmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 16:00


    Es war ihr nicht lange möglich gewesen, ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben und so war Izabella leise aufgestanden und hatte sich an das Fenster gestellt, welches ihr eine Aussicht auf die durch die Sonnenstrahlen glitzernde Elbe preisgab. Möwen kreisten über den Wasser und tauchten immer wieder ab, um sich etwas aus dem Wasser zu erbeuten. Nicht lange folgte Izabella diesem lustigen Treiben. Die Arme eng um ihren Körper geschlungen, rief sie sich die Situation mit ihrem Vater noch einmal in das Gedächtnis und konnte immer besser verstehen, warum er so überreagiert hatte. Schließlich konnte er ja nicht einmal erahnen, was wirklich geschehen war und was sie zu dieser sinnlosen Lüge getrieben hatte. Hätte sie nicht genauso reagiert, wenn sie in seiner Situation gewesen wäre? Ja, sie hätte, dass stand außer Frage. Schließlich besaß sie das gleiche Temperament wie ihr Vater. Diese Tatsache zeichnete auf Izabellas Gesicht ein kleines Lächeln und deutlich ruhiger, als noch vor wenigen Minuten drehte sie sich wieder zu Jamie um. Ihn so schlafen zu sehen, erinnerte sie immer an ihre gemeinsamen Morgende, wenn sie längst auf den Beinen war und er immer noch faul im Bett lag. Nur mit dem Unterschied, dass er im Moment immer noch sehr mitgenommen aussah, obwohl Anna ihr ja berichtet hatte, dass sich sein Zustand deutlich verbessert hatte. Wie lange er wohl noch auf der Intensivstation bleiben musste? Bedacht, kein Geräusch zu erzeugen, löste sich Izabella von ihrer Aussicht am Fenster und setzte sich leise an Jamies Seite. Ihre kalte Hand griff behutsam nach seiner.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 16:07


    Fast lautlos öffnete Sören die Türe zu Jamies Zimmer und schloss sie ebenso leise wieder. Was musste in Izabella jetzt vorgehen, dass sie zu ihrem schwer verletzten Freund geflüchtet war, wo er scheinbar ausreichend Ruhe und keine Aufregung brauchte? Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was sie zu der Lüge bewogen hatte, auch wenn er deshalb immer noch ein wenig sauer war. Sie hatte Angst gehabt er würde sich noch mehr Sorgen um sie machen. Sorgen, die sie nicht haben wollte, weil sie selbst mit der Situation nicht klar kam. Ohne sich zu erkennen zu geben lehnte er sich leise an die Wand und beobachtete Izabella und Jamie.

    Feuer. Hitze. Rauch. Der Balkon. Immer und immer wieder sah Jamie diese Bilder vor sich, egal ob er wach im Bett lag oder ob er schlief. Er konnte die Augen nicht schließen, ohne dass sofort diese Bilder wieder da waren. Seine Kopfschmerzen waren auch ohne Schmerzmittel auszuhalten, dennoch hatte er den ganzen Vormittag geschlafen und sich ausgeruht. Auch wenn Philipp ihm erklärt hatte, dass Izabella wohl nicht vorbei kommen würde, lag er fast in einer Lauerstellung im Bett und wartete unbewusst auf ihren Besuch. Er zuckte nervös zusammen, als er die fremde, kalte Hand auf der seinen Spürte und blinzelte langsam, bis er wieder wach war. Zögerlich öffnete er die Augen und drehte den Kopf in die Richtung wo er die Person vermutete. Nur ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Izabella am Bett sitzen sah. Nicht, dass er sich nicht freute, sondern viel mehr das Bemühen nicht so schnell wieder zu ermüden, zwang ihn zu solch flüchtigen Gesten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 16:16


    Fast schon wollte Izabella ihre Hand zurück ziehen, um so die Tatsache ungeschehen zu machen, Jamie geweckt zu haben, doch hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als mit ihm reden zu können. Ob sie es zulassen würde, ihm von allen Geschehnissen zu berichten? Mit einem sanften Lächeln beugte sie sich über ihn und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken, aber ich habe es nicht mehr länger auf meinem Zimmer ausgehalten, auch wenn Philipp meinte, ich solle mir heute noch einen Tag Bettruhe gönnen." Izabella fühlte wie Glück sie durchströmte und sie wieder zu einem Lächeln fähig war. Beinahe so, als wäre sie nicht vor wenigen Minuten aus ihrem Zimmer geflüchten, um nicht mehr länger dem Streit zwischen ihrem Vater und Frank folgen zu müssen. Hatte Anna Recht gehabt und allein die Anwesenheit von Jamie tat ihr gut? Sanft strich sie über seinen Handrücken und fühlte, wie ihre Fingerspitzen auch so langsam wieder wärmer wurden. Ihren Vater hatte sie noch nicht bemerkt, ruhte ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf Jamie und rechnete sie auch nicht damit, dass Sören ihr gefolgt war. Zu enttäuscht musste er doch von seiner Tochter sein, die zwar Fremden von ihren Sorgen und Problem erzählte, aber nicht ihren Eltern. Diesen tischte sie nur schamlose Lügen auf und war danach nicht einmal fähig, zu ihren Fehlern zu stehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 16:25


    Jamie genoss jede Berührung von Izabella und enspannte sich allmählich wieder von dem schlimmen Traum, den er jedes Mal träumte. "Hör nicht auf Philipp, er weiß eben nicht was für dich und mich gut ist." Noch kamem die Worte kratzig über die Lippen und er benetzte seine Lippen vorsichtig mit ein wenig Speichel. Gerade als er den Kopf wieder zu Izabella drehen wollte, entdeckte er ihren Vater an der Wand lehnen. Einen kurzen, fast unmerklichen Augenblick warf er einen fragenden Blick zu Sören. Ein leichtes Kopfschütteln von diesem machte Jamie klar, dass er jetzt nicht fragen sollte. Rasch wand er sich wieder Izabella zu. "Was macht unsere kleine?" Es war für ihn fast unerträglich nicht mitzubekommen, wie es Rebecca ging und was sie machte. Gerade die ersten Tage fand er wichtig. Diese waren es schließlich, die einem vor Augen führte, dass ein weiteres Familienmitglied vorhanden war. Immer wieder schielte er zu Sören, der mit verschlossenem Gesicht zu Jamie und Izabella hinüber starrte. Izabella schien ihren Vater nicht bemerkt zu haben. "Hej Sören. Sag jetzt nicht du schaust so böse, weil dir der Name unserer Tochter nicht gefällt."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 16:35


    Gerade als sie zu Erzählungen über Rebecca ansetzen wollte, begrüßte Jamie Sören und entsetzt zuckte Izabella zusammen, bevor sie sich langsam zu ihrem Vater umwandte, der immer noch an der Wand lehnte. Die Augen vor Verblüffung geweitet, wusste Izabella nicht wie sie reagieren sollte. Sicherlich war ihr Vater ihr nur gefolgt, weil er erfahren wollte, was nun tatsächlich in Hamburg geschehen war oder sollte er ihr etwa gefolgt sein, weil er sich weiterhin Sorgen um sie machte und ihr versichern wollte, dass es im Leid tue und er einfach überreagiert hatte. Mit einem unberechenbaren Blick wandte sich Izabella wieder von Sören ab und umschloss Jamies Hand fester. "Lass uns bitte alleine. Wenn du möchtest, werde ich dir später alles erklären. Vielleicht wirst du dann auch verstehen, warum es mir einfach nicht möglich war, dir die Wahrheit zu sagen und ich deshalb zu einer solchen Lüge gegriffen habe." Nur leise drangen die Sätze über ihre Lippen, doch aus ihnen sprach pure Entschlossenheit. Sie wollte ihrem Vater alles erklären, aber nicht vor Jamie. Er sollte nicht auch noch von dieser komplizierten Situation erfahren.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 03.10.2007, 16:42


    Erstaunt von ihrer Entschlossenheit löste sich Sören langsam von der Wand und trat einen Schritt auf das Bett und Izabella zu. Nur leicht legte er ihre eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. Rasch beugte er sich zu ihr hinunter. "Mach dir keine Sorge. Dein Vater ist nicht nachtragend. Wir klären das morgen Vormittag. Ich glaube ich muss mit Jamies Vater noch etwas klären." Langsam ging er wieder hoch und blickte Jamie lange an. Erst jetzt, das er wirklich sah, was mit dem Freund seiner Tochter los war konnte er ihre Verzweiflung verstehen. "Wenn ihr mir jetzt noch sagt, wo eure neue Wohnung ist, bin ich schon wieder weg." Mit einem geheimnisvollen Grinsen auf den Lippen sah er Jamie herausfordernd an und prägte sich dessen Antwort genau ein. Nur wenige Augenblicke später war Sören wieder verschwunden und eine unangenehme Stille breitete sich im Zimmer aus. Unsicher ob er Izabella auf das Verhalten ihres Vaters ansprechen wollte griff er sanft nach ihrer Hand und hielt sie in der seinen. Er wusste mit alledem nichts anzufangen, wusste aber, dass forsche Fragen das Falsche waren um von Izabella irgendwelche Antworten zu bekommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 03.10.2007, 17:09


    In ihre wirbelnden Gedanken versunken biss Izabella sich hart auf ihre Unterlippe und überlegte, ob sie einer Erklärung Jamie gegenüber eher ausweichen oder ihm doch berichten sollte, was ihr seltsames Verhalten gegenüber ihrem Vater zu bedeuten hatte. Ein leichter Schmerz durchfuhr sie und die Finger ihrer freien Hand wanderten rasch zu ihrer nun schmerzenden Lippe, doch anstatt sich von ihren unzähligen Gedanken zu lösen, begann sie, nachdenklich an dem Rand ihres Fingernagels zu knabbern. "Sieh mich nicht so grinsend an, du weißt genau, dass mich diese dumme Angewohnheit nicht mehr loslässt", lachte Izabella auf, als sie Jamies Blick bemerkte, der sie in den letzten Minuten nicht aus den Augen gelassen hatte. Ihr Lachen verstummte jedoch so schnell wieder, wie es gekommen war und machte einem betrübten Ausdruck Platz. "Ich weiß nicht, ob ich das Richtige tue, wenn ich dir erzähle, was heute alles passiert ist, weil ich Angst davor habe, dass du dir Sorgen machst. Sorgen, die dir nicht helfen wieder gesund zu werden. Aber ich weiß auch nicht, wie ich weiter alleine damit klar kommen soll. Ich vermisse dich so schrecklich, Jamie und ich habe das Gefühl, mit allen Situationen überfordert zu sein." Obwohl sie versucht hatte es zu verhindern, floss die erste glitzernde Träne über ihre Wangen. "Ich will für dich und Rebecca da sein, aber ich kann es nicht, weil mich das Ganze selbst viel zu sehr mitnimmt. Ich bin selbst auf Ruhe angewiesen, aber ich würde nichts lieber tun, als den ganzen Tag bei dir zu sein, um zu wissen, wie es dir geht."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 12:47


    Getroffen von ihren Worten blickte er sie lange schweigend an. Er spürte wie verzweifelt sie sein musste, dass sie das ganze noch mehr mit nahm als er erwartet hätte. Langsam entzog er ihr seine Hand und stützte sich vorsichtig auf der Matratze auf. Bemüht sich dabei so wenig wie möglich zu bewegen richtete er sich langsam auf und schloss einen kurzen Augenblick die Augen. Er hatte nicht vor Izabella etwas vorzuspielen, aber er konnte das ganze auch nicht spurlos an sich vorüberziehen lassen. Sanft griff er wieder nach ihrer Hand und zog sie langsam zu sich aufs Bett. "Na komm her." Mit nur wenigen Worten strich er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog sie in eine feste Umarmung. Minutenlang blieb er einfach so mit ihr sitzen und wusste, dass Worte nicht nötig waren um ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte und dass alles wieder in Ordnung kommen würde. "Izabella, ich kann mir vorstellen, dass dir das alles zu viel ist und du nicht mehr weißt was Richtig ist und was nicht. Aber du musst darüber reden, sonst gehst du kaputt daran und das hilft weder Rebecca noch mir weiter. Sieh her. Wenn ich Glück habe, dann kann ich morgen zumindest von der Intensiv runter." Vorsichtig löste sich Jamie wieder von seiner Freundin und küsste sie sanft auf die Lippen. "Ja, sicher werde ich mir jetzt vielleicht noch ein paar mehr Sorgen um dich machen. Aber sehs positiv. Je mehr Sorgen ich mir mache, desto schneller muss ich doch gesund werden." Breit grinsend strich er ihr die vereinzelten Tränen aus dem Gesicht und sah sie eindringlich an. Er konnte sie ja verstehen, aber er wollte sie dennoch nicht so am Boden zerstört sehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 14:12


    "Anfangs war es auch gar nicht schwer, über das zu reden, was geschehen war, schließlich wussten ja alle Bescheid und ich konnte mir sicher sein, dass sie sich nicht mehr Sorgen machen würden, als nötig. Doch heute Morgen standen auf einmal meine Eltern in meinem Zimmer. Ich hatte sie angerufen und ihnen von Rebeccas Geburt erzählt, wusste deshalb auch, dass sie nach Hamburg kommen wollten, aber ich wollte ihnen am Telefon nichts von deinem Unfall sagen." Izabella schwieg und überlegte, ob sie Jamie wirklich schildern sollte, was heute geschehen war. Seine Nähe gab ihr jedoch das, was sie im Moment am meisten benötigte, Zuversicht. Natürlich hatte er Recht damit, wenn er sagte, sie würde sich nur selbst kaputt machen, wenn sie versuchte all die Ereignisse mit sich selbst ausmachen zu wollen. Sie würde es nicht schaffen, sondern nur daran zerbrechen, wie schon einmal daran zerbrochen war, als sie versuchte ihr Leben durch Kontrolle und Zwang zu verbessern. "Ich wollte ihnen die ersten Momente mit Rebecca nicht zerstören und so habe ich behauptet, du wärst zu Hause, da du heute Nachtdienst auf dem NAW hättest. Ich habe sie eiskalt angelogen, aber ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Mein Vater muss wohl geahnt haben, dass etwas nicht stimmt und als Frank dann kam, um sich von mir den Wohnungsschlüssel geben zu lassen, ist Papa klar geworden, was nicht stimmte." Unsanft wischte sich Izabella erneute Tränen aus dem Gesicht und musste plötzlich lachen. "Wusstest du eigentlich schon, dass wir beide uns getrennt haben und dein Vater nun der Mann an meiner Seite ist?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 20:19


    "So? Na das habe ich ja gerne. Kaum legt man sich mal ins Krankenhaus betrügt die Freundin einen mit dem eigenen Vater." Lachend lehnte er sich langsam und vorsichtig wieder in das Kissen zurück und atmete ein paar Mal tief durch. Langsam wurde er wieder ernster und begriff nach und nach die Tragweite ihrer Worte. Sie hatte ihre Eltern angelogen, um ihnen noch mehr Sorgen ersparen zu müssen. Ihr Vater, der ja schon vor acht Monaten so misstrauisch gewesen war, hatte der Sache auf den Grund gehen müssen. Das erklärte auch den mürrischen Gesichtsausdruck als er vorhin im Zimmer gestanden hatte. "Glaub mir, Sören wird das verstehen, dass du nicht anders konntest als ihnen diese Geschichte aufzutischen. Wenn ich ihn eben richtig verstanden hatte, dann ist er jetzt zu unserer Wohnung und will sich mit meinem Vater aussprechen? Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sehr sich die beiden in die Haare bekommen haben." Immer noch leicht grinsend versuchte Jamie seine Freundin zu beruhigen. Sie hatte die Lüge schließlich nur verwendet um sich selbst eine Schutzwand aufzubauen, und nicht, weil sie ihre Eltern gänzlich von Jamie hatte fernhalten wollen. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke und sein Lächeln verschwand augenblicklich von seinen Lippen. "Sag mal. Was bitte schön will mein Vater eigentlich in unserer Wohnung?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 20:31


    "Was Frank in unserer Wohnung will? Er packt schon einmal deine Sachen, damit dein Auszug nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nimmt und er endlich bald einziehen kann, so wie sich das für meinen neuen Mann gehört." Vollkommen überrascht von sich selbst und ihrer plötzlichen Fröhlichkeit, glaubte Izabella fast selbst nicht, was sie da eben gesagt hatte. Sie, die eben noch mit den Tränen in den Augen Jamie berichtet hatte, wie schlecht es ihr doch ging, saß nun lachend an seinem Bett und amüsierte sich über seinen entsetzten Gesichtsausdruck. Sie wollte sich gar nicht wissen, welche Gedanken er sich gerade darüber machte, was sein Vater in ihrer Wohnung alles anrichten könnte. Grinsend beugte sie sich über Jamie und küsste ihn innig, obwohl sie genau wusste, dass er in diesem Moment lieber erfahren wollte, was in ihrer Wohnung vor sich ging. "Keine Sorge, dein Vater ist gerade dabei, deinen Schrank, den er und Malte damals beim Umzug demoliert haben, wieder aufzubauen. Schließlich, meinte er, soll alles fertig sein, wenn Rebecca und ich aus dem Krankenhaus dürfen. Ob der Schrank heute allerdings wirklich noch aufgestellt wird, wage ich zu bezweifeln, wo mein Vater sich ja jetzt dann wohl in das Geschehen einmischt."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 20:38


    "Unsere Väter beim Schrankaufbauen? Wie gut, dass ich hier liege und das nicht mitbekomme. Solange sie unsere Mütter nicht in die Wohnung lassen soll mir das Recht sein. Aber wenn sie erstmal zu viert wären, würde das Chaos perfekt sein. Sind wir also froh, hier im Krankenhaus zu liegen." In einer Mischung aus Fröhlichkeit und Nachdenklichkeit gab er ihr eine Antwort und musste sich beherrschen sich nicht in die ganze Sache hineinzusteigern. Wenn er auch nur eine Sekunde darüber nachdachte, was sein Vater und Sören in der Wohnung alles auf den Kopf stellen konnten, wurde ihm ganz anders und er wünschte sich, doch aus dem Bett heraus zu können um zumindest die beiden Männer kontrollieren zu können. Leicht seufzend schloss er die Augen und zwang sich nicht noch länger darüber nachzudenken was in der Wohnung alles geschehen konnte. "Wenn du mit dem neuen Mann in deinem Leben dann in unsere Wohnung einziehst, dann darf ich doch mit der neuen Frau in meinem Leben in meine alte Wohnung zurückziehen oder? Rebecca würde sich bestimmt freuen von Anfang an eine ganze Wohnung für sich zu haben, was meinst du?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 20:56


    Empört richtete sich Izabella auf und entrüstet stemmte sie sich ihre Hände in die Taille. Den Kopf verständnislos schüttelnd, konnte sie sich ein Lächeln trotz all ihrer bösen Mimik nicht verkneifen. "Du und Rebecca in deiner alten Wohnung? Glaubst du wirklich, ich würde das zulassen? Nichts gegen deine alte Wohnung, aber wenn ich mir vorstelle, sie könnte dort den ganzen Tag über Unsinn treiben, schrecklich. Du weißt doch selbst, wie leicht es mir stets fiel, eine Überraschung für dich bereit zu halten. Ich glaube, Rebecca wäre da kein bisschen besser." Fest nahm sich Izabella in diesem Moment vor, ihre kleine Tochter von der Säuglingsstation zu holen, um ihre kleine Familie endlich zu vereinen. Dass Jamie sich nach ihr sehnte, stand außer Frage, schließlich hatte er noch kaum die Möglichkeit bekommen, sich wirklich mit seiner Tochter zu beschäftigen. Izabella ließ ihre Hände wieder sinken und griff erneut Jamies Hand, an welcher noch immer der Zugang befestigt war, um ihm so schnell wie möglich nötige Mittel verabreichen zu können, sollte dies möglich sein. "Mach dir keine Sorgen, ich denke nicht, dass mein und dein Vater unsere Wohnung auseinandernehmen. Chaos herrscht dort außerdem noch genug, da würde noch mehr Unordnung, gar nicht auffallen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 21:03


    "Du weißt, ich traue meinem Vater nicht so ganz. Er hat immer einen letzten Trumpf in der Hand und spielt ihn dann aus wenn andere nicht damit rechnen. Schließlich bin ich selbst manchmal nicht besser, oder?" Bemüht nicht kräftig zu lachen, was seine gebrochenen Rippen nicht befürworten würden grinste er sie an und umschloss ihre Hand mit der anderen freien. Langsam spürte er, wie die Erschöpfung in ihm hochkroch und ihn wieder müde werden ließ. Noch immer wollte er es nicht akzeptieren, dass seine Verletzungen so schlimm waren, dass es kein Wunder war, dass er noch nicht wieder fit war. Unnachgiebig kämpfte er gegen die Müdigkeit an, ertappte sich selbst aber immer wieder dabei, wie er für längere Augenblicke die Augen schloss um neue Kraft zu mobilisieren. "Meinst du, du kannst mir morgen Rebecca wieder mitbringen? Ich will euch alle beide hier haben und nicht irgendwo auf einer anderen Station. Und wenn du Anna oder Philipp siehst, kannst du sie ja gleich mal fragen, ob es nicht irgendwo Ehebetten fürs Krankenhaus gibt. Dann würden wir beide uns nicht ganz so alleine fühlen." Verschmitzt grinsend zog er Izabella wieder näher an sich heran und küsste sie sanft auf die Lippen. Es schien fast, als würde ihn diese Berührung wieder neue Kraft geben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 21:15


    "Vielleicht sollte ich mich mit dieser Frage, sofort an Dr. Dietrich wenden, schließlich wird sie ja sicherlich wollen, dass ihr exzellenter Arzt bald wieder gesund ist und sie nicht mehr selbst Dienst in der Notaufnahme schieben muss." Grinsend erwiderte Izabella Jamies Kuss und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter, um ihn sanft, aber bestimmt zurück ins Kissen zu drücken. Ihr war nicht entgangen, dass seine Kraftreserven längst aufgebraucht waren und er wieder Ruhe brauchte, doch noch war sie nicht fähig, sich wieder von ihm zu lösen, zu gut hatten ihr die letzten Minuten getan. Die Fröhlichkeit, die sie nun wieder verspürte hatte sie allein Jamie zu verdanken. "Wenn du aufhörst, gegen deine Müdigkeit anzukämpfen, dann bleibe ich noch ein bisschen bei dir und verspreche dir auch, dass du morgen Rebecca sehen kannst. Außerdem solltest du daran denken, dass Philipp dich vielleicht auf Station verlegen will und es wäre wohl falsch, jetzt irgendwelchen Blödsinn zu begehen und noch einen Tag länger hier bleiben zu müssen. Hier ist es für mich nämlich viel schwerer dich zu besuchen, da du ja fast unter ständiger Bewachung stehst." Lächelnd drückte Izabella sanft seine Hand und beobachtete erleichtert, wie er innerhalb weniger Minuten eingeschlafen war. Doch auch sie spürte so langsam die Erschöpfung , was sie jedoch nicht dazu bringen konnte, aufzustehen und Jamie zu verlassen. Immer noch seine Hand haltend, sank ihr Kopf auf den Rand der Matratze und müde schloss sie ihre Augen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 21:23


    "Ja, danke dir auch einen schönen Feierabend." Müde zog Anna die dicke Notarztjacke aus und verabschiedete sich von Malte, der längst umgezogen war und das Krankenhaus bereits verließ. Sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten würde und sich auf den Beinen halten konnte, aber sie hatte Izabella versprochen nach Dienstschluss noch einmal wieder zu kommen. Es war ein Versprechen, das es zu halten galt, egal wie müde und fertig sie war. Rasch begab sie sich in die Umkleiden, zog sich die Dienstklamotten aus und schlenderte anschließend eine Spur lockerer auf die Säuglingsstation. Das leise Öffnen der Türe folgte einem zaghaften Klopfen an der Türe, immer darauf bedacht Izabella nicht aufzuwecken. "Na das haben wir ja gerne." Leise vor sich hin murmelnd starrte Anna auf das verlassene Bett, das immer noch so aussah, wie am Nachmittag, als sie Izabella und ihren Vater alleine gelassen hatte. Ohne noch groß darüber nachzudenken ließ sie die Türe wieder ins Schloss fallen und eilte den Gang entlang. Es gab nur noch einen Ort an dem sich Izabella aufhalten würde, wenn sie nicht bei Rebecca war, und davon ging Anna einfach aus. "Anna, ich dachte du hast Dienstschluss?!" "Ja Philipp habe ich auch. Aber ich habe hier noch ein Versprechen einzulösen. Gib mir doch mal eben nen grünen Kittel." Ohne groß Fragen zu stellen reichte ihr Philipp einen der Kittel und blickte Anna hinterher, als sie wortlos auf der Intensivstation verschwand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 21:33


    Es war das erste Mal, seit sie in das Krankenhaus eigeliefert worden war, dass keine schrecklichen und betäubenden Traumbilder Izabella quälten und so schlief sie ruhig und tief immer noch an Jamies Seite. Ihre Hand hatte sich nicht von seiner gelöst und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln ab. Fast als könnte sie ihre Bewegungen im Schlaf kontrollieren, bewegte sie sich nur so viel, dass sie Jamie auf keinen Fall berührte und ihm zu Schmerzen zufügte. Wäre Izabella in diesem Moment aufgewacht, sie hätte nicht sagen können, wie spät es war, hatte sie nicht beabsichtigt, bei Jamie zu bleiben, eben nur so lange, bis er beruhigt eingeschlafen war. Doch sie schlief tief und fest und bemerkte nicht, wie leise die Tür des Krankenzimmers geöffnet wurde.
    Philipp hatte seiner Kollegin nur verwirrt hinterher sehen können, doch da es inzwischen ruhiger geworden war auf der Station, beschloss er ihr zu folgen, um zu sehen, was ihre Hektik zu bedeuten hatte. An Jamies Zimmer angekommen, brachte er gerade noch den Fuß zwischen die Tür, bevor diese ins Schloss fiel. "Anna, Jamie schläft sicherlich längst. Geh nach Hause und ruh dich aus. Unsere nächsten Schichten werden sicherlich um kein bisschen erholsamer." Eindringlich versuchte er Anna dazu zu bewegen, doch endlich nach Hause zu fahren.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 21:40


    "Danke, ist lieb gemeint Philipp, aber ich glaube, wir zwei müssen noch Babysitter spielen und eine junge Mutter in ihr Bett bringen." Leicht grinsend bedeutete Anna ihrem Kollegen mit einer kleinen Kopfbewegung zu folgen und stellte sich leise ins Zimmer von Jamie. Wie sie schon vermutet hatte, war Izabella hier. Nur, womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass diese friedlich schlief und das in einer so unbequemen Haltung, dass man es kaum für möglich halten konnte. "Du oder ich, Herr Kollege? Frauenpower oder unübertrefflicher, männlicher Charme?" Gekonnt zog Anna Philipp auf und sah ihn fast schon herausfordernd an. Ihr selbst war es gleichgültig, ob sie sofort nach Hause ging, oder erst noch eine Weile bei Izabella blieb und diese zuvor aufs Zimmer brachte. Wie hypnotisiert, hing ihr Blick an den friedlichen Gesichtern von Jamie und Izabella hängen und sie war erleichtert, dass Izabella auch ruhig zu schlafen schien. Nachdem was sie noch am Nachmittag erlebt hatte, hatte sie stark bezweifelt, dass Izabella an diesem Tag noch einmal zur Ruhe kommen konnte und einen erholsamen Schlaf fand. Aber schon alleine die Anwesenheit von Jamie schien das ganze wieder zu normalisieren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 21:49


    Kopfschüttelnd betrachtete Philipp die Situation und wollte nicht so Recht glauben, was er da sah? Er hatte Izabella gestern und heute zwar schon in manch Situationen erlebt, in der er sich immer wieder gefragt hatte, wie ein Mensch nur einen solchen Sturkopf aufbringen konnte, doch diese Situation, die er nun beobachten musste, damit hätte er nicht gerechnet. "Ich glaube es nicht. Habe ich ihr doch heute Morgen extra noch erklärt, dass sie sich noch einen Tag Ruhe gönnen soll, bevor sie Jamie besucht. Sie glaubt wohl, bei ihr heilen alle Wunden innerhalb von Stunden und sie wäre genauso leistungsfähig, wie zuvor." Leise trat er einen Schritt näher an Jamies Bett heran, hielt sich aber immer noch in sicherer Entfernung, um den Schlaf der beiden auf keinen Fall zu stören. "Man sollte ihr wirklich einen Wachdienst vor die Tür stellen oder ihr Fußfesseln verpassen, die Alarm schlagen, sobald sie ihr Zimmer verlässt." Philipp ärgerte sich, dass er nicht öfter nach Izabella gesehen hatte, wo er doch heute schließlich ihr zuständiger Arzt gewesen war, doch zu viele Notfälle hatte ihm keine Zeit dazu gelassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 04.10.2007, 21:55


    "Nein Philipp, ich glaube diese Maßnahmen werden nicht notwendig sein. Du hast sie heute Nachmittag nicht gesehen, wie verzweifelt sie war, bevor ihr Vater gekommen ist. Diesen Ausflug nehme ich auf meine Kappe, denn ich habe ihr erlaubt Jamie zu besuchen." Leise begann Anna ihren Standpunkt zu rechtfertigen, auch wenn sie wusste, das Philipp sich eigentlich nur Sorgen machte, dass bei Izabella irgendwelche Komplikationen auftreten konnten. "Glaub mir, dieser Ausflug von ihr war genau das was sie und Jamie gebraucht haben. Ich weiß nicht, was heute sonst noch vorgefallen ist, und ich will es auch gar nicht wissen, aber das hier hat ihr auf jeden Fall besser getan, als ein Tag strengste Bettruhe." Langsam und leise trat Anna dicht an Izabella heran und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter, um sie nicht zu unsanft zu wecken. Rasch ging sie in die Hocke, um auf einer Augenhöhe mit Izabella zu sein. "Hey, aufwachen. Nein, keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Dein Bett wartet auf dich, sonst brauchst du noch extra Massagen morgen früh. Na komm, ich bring dich auf dein Zimmer. Du kannst morgen wieder kommen." Wie mit einem kleinen Kind, redete Anna auf die schlaftrunkene Izabella ein und zog sie sanft in die Höhe.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 04.10.2007, 23:06


    Gefangen in völliger Orientierungslosigkeit, öffnete Izabella zögerlich ihre Augen, um sie sofort wieder zu schließen und so vor dem grellen Licht des Raumes zu schützen. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren und wusste nur noch, dass sie nicht mehr lange bei Jamie hatte bleiben wollen. Annas beruhigende Stimme drang leise zu ihr durch und Izabella versuchte sich auf die Worte ihrer Freundin zu konzentrieren, was ihr nur unter großer Mühe gelang. Wacklig stand sie auf ihren Füßen und wurde nur langsam wacher. Dies zeigte deutlich, wie tief und fest sie geschlafen haben musste, war sie in der letzten Nacht jedes Mal sofort hochgeschreckt, hatte die Nachtschwester, nur leise ihre Tür geöffnet.
    Philipp hatte einen prüfenden Blick über Jamies Geräte geworfen und betrachtete nun Annas Versuche, Izabella soweit aus dem Reich des Schlafs zurückzuholen, dass sie sie in ihr Zimmer bringen konnte. Schon einmal hatte er gestern etwas getan, was er selbst nie für möglich gehalten hätte. Weil Izabella in einem Anflug von Verzweiflung ihm entgegen geschleudert hatte, wie sie ihn wirklich sah? Vergessen hatte er ihre Vorwürfe nicht, auch wenn man daran zweifeln konnnte, wie ernst sie gemeint waren. "Tut mir Leid ihr beiden, aber das kann man sich ja nicht mit ansehen." Mit einem genervten Unterton in der Stimme, ging er zielstrebig auf Izabella zu, drückte Anna seine Unterlagen in die Hand und hob Jamies Freundin, ohne lange zu überlegen, hoch. "Wenn du möchtest kannst du nach Hause gehen, ich bringe Izabella auf ihr Zimmer. Aber ich will es natürlich auch nicht so aussehen lassen, als würde ich dich loswerden wollen, nur hatte Izabella heute noch nicht die Gelegenheit meinen unübertrefflichen, männlichen Charme zu spüren." Izabella hattei inzwischen ihre Augen wieder geschlossen und ihr Kopf ruhte an Philipps Brust.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 05.10.2007, 10:02


    "Schon verstanden du alter Macho." Kopfschüttelnd blickte Anna gedankenverloren auf das Protokoll in ihrer Hand und sah Philipp und Izabella hinterher. Was war nur in ihren Kollegen gefahren, dass er so viel Nähe zu Izabella zeigte und sich gar so um diese kümmerte? Wusste er was an dem Tag noch alles vorgefallen war und konnte so besser helfen als sie selbst? Möglich wäre es, auch wenn Anna es sich nur schwer vorstellen konnte, das Philipp einen engeren Kontakt zu einem der Patienten aufgebaut hat. Nach einem letzten, kurzen Blick zu Jamie machte sie das Licht im Zimmer wieder aus und verließ den Raum so leise wie sie gekommen war. Sie würde die Worte von Philipp in die Tat umsetzten und endlich Feierabend machen. Hoffnungsvoll warf sie einen kurzen Blick auf ihre Uhr und hoffte, Nils hätte schon länger Schluss wie sie und hätte zu Hause gekocht.
    "So, bleib mal kurz alleine stehen." Vorsichtig stellte Philipp Izabella in ihrem Zimmer ab und zog ihr vorsichtig den Morgenmantel aus und warf ihn achtlos über den Stuhl, der immer noch neben dem Bett stand. Schnell hatte er Izabella ins Bett gelegt und sanft zugedeckt. Sie hatte die Augen immer noch geschlossen und atmete gleichmäßig. Ob er sofort wieder gehen sollte oder noch etwas sitzen bleiben sollte? Rasch entschloss er sich sie in Ruhe schlafen zu lassen. "Ich schau morgen wieder vorbei, verlass dich darauf." Breit grinsend, auch wenn Izabella es nicht sehen konnte warf er einen letzten Blick auf sie und verließ rasch den Raum. Immer wieder wanderten seine Gedanken zurück in Izabellas Zimmer und er überlegte hin und her, ob er noch einmal nach ihr sehen sollte. Was wenn sie einen Albtraum hatte und nur unruhig schlief, wo sie doch so viel Ruhe brauchte? Hart ermahnte er sich selbst und zwang sich wieder zurück in die Küche zu gehen. Er durfte sich nicht über eine einzelne Patientin so viele Gedanken machen. Was war es nur, dass er seine harte Schale so weich hatte werden lassen und plötzlich so viel Nähe zeigte?

    *****

    "Nein Mathilda, ich gehe alleine zu Izabella. Du hast Gabriele gestern doch gehört, sie wollte, dass du zu ihr kommst und ihr gemeinsam in die Stadt fährt." Schon leicht genervt fuhr Sören seine Frau an, die immer und immer wieder darauf zu sprechen kam, dass er alleine zu Izabella ins Krankenhaus wollte. "Bitte, ich habe das alleine mit ihr zu klären, so wie ich es gestern mit Frank alleine klären musste. Das haben Izabella und ich verbrockt, also müssen wir das auch wieder klären." Ohne einen weiteren Widerspruch seiner Frau zu zu lassen, zog er sich die Schuhe und eine Jacke an und ging eilig in Richtung Türe. "Du kannst ja mit Gabriele noch mal reden, ob ihr Angbot von gestern ernst gemeint war oder nicht. Sag ihr, dass wir es nur ungern annehmen. Ich befürchte eh, dass es sinnlos sein wird." Nur kurz drehte er sich noch einmal um und warf seiner Frau einen kurzen Blick zu, ehe er das Hotel in Richtung EKH verließ.
    Auch wenn es noch früh am Morgen war, herrschte in Hamburg eine Geschäftigkeit, die ihn was wahnsinnig werden ließ. Überall standen die Autos schlange, die U-Bahnen waren überfüllt und stickig und ständig musste er irgendwelchen Geschäftsmännern ausweichen, die auf nichts mehr acht gaben, als das Gespräch am Handy. Bis er endlich das EKH erreicht hatte, waren seine Nerven aufs äußerste gereizt und er zwang sich einige Minuten auf die ruhigen Fleete und die Speicherstadt zu blicken. Deutlich ruhiger betrat er eine Viertelstunde später das Krankenhaus und klopfte ein paar Minuten später an Izabellas Zimmertüre.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 06.10.2007, 14:43


    Als Izabella an diesem sonnigen Frühlingsmorgen aufwachte, konnte sie sich zwar nicht mehr daran erinnern, wie sie zurück in ihr Zimmer gekommen war, aber sie fühlte sich vollkommen erholt und ihre trüben Gedanken waren verflogen. Ihr Frohsinn war zurück und erfüllt von neuer Energie, hatte sich Izabella sofort auf den Weg zu ihrer Tochter gemacht, die noch friedlich in ihrem Bettchen geschlafen hatte. Hatte sie Jamie doch versprochen, ihn heute mit Rebecca besuchen zu kommen, doch schnell wurde ihr bewusst, dass sie ihm wohl auch Zeit und Ruhe geben musste. So aufgedreht, wie sie in diesem Moment war, war es Jamie nicht zuzumuten, dass sie ihn besuchte. So hatte sie sich mit Rebecca im Arm wieder in ihr Zimmer zurückgezogen und saß nun zärtlich mit ihrer Kleinen kuschelnd in der Sonne, die den Raum erhellte und genoss den Moment, den sie zum ersten Mal bewusst mit Rebecca verbrachte. Nicht das sie ihr Töchterchen in den letzten Tagen vernachlässigt hätte, aber sie war innerlich viel zu aufgewühlt gewesen, als das sie sich bewusst mit der neuen Situation auseinander gesetzt hätte.
    Das leise Klopfen hätte sie beinahe überhört, doch als Izabella vernahm wie ihre Tür geöffnet wurde, blickte sie auf. Da sie jedoch mit dem Rücken zur Tür saß, konnte sie nicht sofort sehen, wer sie da besuchen kam, doch sie rechnete schwer mit Philipp. "Philipp, du kommst genau richtig. Meinst du mein zuständiger Arzt lässt sich dazu überreden, mich bald aus dem Krankenhaus zu entlassen? Schließlich muss ich verhindern, dass unsere Eltern unsere Wohnung vollkommen auf den Kopf stellen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 13:58


    Unsicher wie er sich Izabella gegenüber verhalten sollte zögerte Sören noch einen Moment. Er selbst konnte seine Laune noch nicht ganz einschätzen, aber als er Izabellas Stimme hörte, war er sich sicher, dass immerhin sie bestens gelaunt war. Schon allein diese Tatsache stimmte ihn wieder optimistischer, dass sie nach dem gestrigen Tag vernünftig miteinander reden konnten. "Sag mal, was hat meine liebe Tochter denn für eine Vorstellung von ihren Eltern?" Noch etwas steif kamen die Worte über seine Lippen, aber er spürte bereits, wie er wieder lockerer wurde. Sie mussten das einfach aus der Welt schaffen und normal darüber reden, sonst würde das keinem helfen. Rasch ging er zu Izabella ans Bett und hauchte ihr keinen kurzen Kuss auf die Stirn. "Glaubst du wirklich wir würden eure Wohnung auf den Kopf stellen? Frank und ich haben zwar gestern noch den Schrank aufgestellt und uns auch ein wenig umgesehen, aber wir haben alles dort gelassen wo es zuvor auch gewesen war." Grinsend zog er sich den Stuhl näher an ihr Bett und ließ sich darauf fallen. Unsicher, ob er gleich mit der Türe ins Haus fallen sollte, schwieg er und beobachtete seine Tochter mit Rebecca auf dem Arm, die immer noch friedlich schlief.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 14:11


    "Ich kenne dich und Mama und ich kenne Jamies Eltern und ich kann mir durchaus vorstellen, was diese Kombination bewirken könnte. Nicht das ich befürchten müsste, ihr würdet unsere Wohnung auf den Kopf stellen, herrscht dort wahrscheinlich noch genug Chaos, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Gabi und Mama sofort in die Innenstadt fahren würden, um all die Babysachen zu besorgen, die ich noch nicht gekauft habe. Und ich glaube Fank dürfte nicht wissen... Egal, schön das du da bist." Izabella schenkte ihrem Vater ein strahlendes Lächeln und auch wenn sie den Vorfall von gestern am liebsten vergessen hätte und gar nicht mehr darauf zu sprechen gekommen wäre, so wusste sie, dass dies nicht möglich war. Sie mussten darüber sprechen, schließlich musste ihr Vater doch verstehen, warum sie so gehandelt hatte. Seine Unsicherheit war ihr nicht entgangen und so wollte sie den ersten Schritt wagen, schließlich war es ja auch ihre Schuld gewesen, dass es soweit gekommen war. "Zwar ist diese Lüge, die ich euch aufgetischt habe oder überhaupt das ich euch angelogen habe, nicht zu entschuldigen, aber ich hoffe, das du mir verzeihen kannst. Ich wollte Rücksicht auf euch nehmen und euch die ersten Minuten mit Rebecca nicht durch eine Schreckensnachricht zerstören, wo ihr gerade deswegen nach Hamburg gekommen seid."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 14:21


    Er konnte Izabellas Argumente ja durchaus verstehen, auch wenn er es noch nicht ganz akzeptieren konnte. Gerade als er zu einer Antwort ansetzen wollte, durchzuckte ihn ein anderer Gedanke. Sie hatte ja Recht mit dem was sie sagte. Wenn er genau gewusst hätte, dass Jamie auf der Intensivstation lag und sich nicht um seine Freundin und die gemeinsame Tochter kümmern konnte, hätte er sich nur noch mehr Sorgen gemacht. Und immerhin hatten sie so die ersten Augenblicke mit Rebecca genießen können. Sanft griff Sören nach der Hand seiner Tochter, die unentwegt über das kleine Gesicht von Rebecca gestrichen hatte und hielt sie fest. "Izabella, du hast ja Recht, dass wir uns nur noch mehr Sorgen gemacht hätten, aber trotzdem kam das gestern abend so plötzlich. Ich wollte weder Frank noch dich so anfahren, aber bei mir sind einfach die Sicherungen durchgebrannt, als ich das gesehen hatte." Rasch überlegte sich Sören seinen nächsten Worte, denn auch wenn er Izabella jetzt verziehen hatte, und ihr klar gemacht hatte, dass er ihre Situation durchaus verstand wusste er immer noch nicht was mit Jamie wirklich passiert war. "Willst du darüber reden, was mit Jamie wirklich passiert ist?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 14:31


    Das fröhliche Lächeln auf Izabellas Gesicht erstarb und sie entzog ihrem Vater ihre Hand, um sich wieder Rebecca zuzuwenden. Sehnlichst hatte sie gehofft, Frank hätte ihrem Vater bereits alles erzählt, was am Tag von Rebeccas Geburt geschehen war, doch anscheinend hatte sich dieser nicht einmischen wollen. Zögerlich sah sie Sören an und wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Auch wenn es ihr inzwischen viel besser ging und sie nicht mehr überfordert war, mit der momentanen Situation, so war es dennoch kein leichtes für sie erneut über diesese schreckliche Geschehen zu sprechen. Doch sie war ihrem Vater diese Antwort schuldig. "Jamie, er ist bei einem Einsatz verunglückt." Izabella hatte das Gefühl nicht mehr ruhig in ihrem Bett bleiben zu können, sondern aufstehen zu müssen, doch sie wagte nicht aufzustehen, würde sie dadurch Rebecca aufwecken. "Sie wurden zu einem brennenden Haus gerufen und da noch keine anderen Rettungskräfte vor Ort waren, lief Jamie in das Haus, um die Leute in Sicherheit zu bringen. In einer Wohnung fand er einen verletzten Jugendlichen und als er diesen nach draußen bringen wollte, war ihnen der Weg versperrt. Sie konnten sich nur noch auf den Balkon flüchten." Von innerer Unruhe erfasst, schloss Izabella ihre Augen und ihre Hand griff wieder nach der ihres Vater.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 14:40


    Sören war die Unruhe von Izabella nicht entgangen und kaum hatte sie wieder nach seiner Hand gegriffen, begann er sanft darüber zu streicheln. Man sah ihr genau an, wie schwer es ihr fiel darüber zu reden, aber er wollte einfach wissen, was mit Jamie passiert war. Aber konnte er von ihr einfach so eine Antwort fordern, ohne darüber nachzudenken wie es ihr dabei ging? Das wäre rücksichtslos von ihm, und das wusste er nur zu gut. "Du musst mir nicht sofort alles erzählen, wenn du es nicht schaffst. Izabella, ich kann mir nur annähernd vorstellen wie schwer das für dich ist, und ich habe auch nur eine wage Vorstellung davon wie schlimm es Jamie wirklich erwischt hatte." Nur leise antwortete er ihr und beugte sich langsam vor, um seiner Tochter Rebecca abzunehmen. Hatte er das Gefühl, dass es Izabella so leichter viel das ganze zu erzählen, oder brauchte er nur etwas, worauf er mehr Aufmerksamkeit lenken konnte, als auf die Worte von Izabella. Wie schlimm war es wirklich, was sie zu erzählen hatte? Unsicher blickte er sie immer wieder an und strich Rebecca andauernd sanft über den kleinen Handrücken.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 14:51


    "Nein, es ist schon in Ordnung." Mit einem schwachen Kopfschütteln, wehrte sie die Worte ihres Vaters ab und öffnete ihre Augen, aus Angst sie könnte erneut die schrecklichen Szenen vor sich sehen. Den Rauch, die aus den Fenster schlagenden Flammen, Jamies Kampf mit dem Jungen auf dem Balkon und sein Sturz in die Tiefe. Izabella erschauderte und eine eisige Kälte lief über ihren Rücken hinab. "Der Junge..", begann sie leise und zögerlich. "Er wollte irgendwann vom Balkon springen und Jamie hat versucht ihn davon abzuhalten. Jamie hat es geschafft, aber dann verlor er plötzlich das Gleichgewicht und... und... es war so schrecklich... ich kann seinen erschrockenen Schrei immer noch hören, wenn ich nachts aufwache und ich werde die Bilder einfach nicht mehr los, wie er in die Tiefe gestürzt ist. Man konnte in diesem Moment nichts für ihn tun. Alle mussten hilflos mitzusehen..." Izabella versuchte die aufkommenden Tränen hinunter zu schlucken und ließ sich in die weichen Kissen sinken. Ihr Körper hatte zu zittern begonnen, doch sie wusste genau, es war war die psychische Anspannung, die dies verursachte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 14:59


    Betroffen blickte sich Sören suchend um, und fand rasch das kleine Bettchen neben Izabellas Bett stehen. Langsam und vorsichtig stand er auf und bettete Rebecca, die immer noch schlief wieder in ihrem eigenen Bettchen. OHne groß zu überlegen wechselte er rasch die Seite und setzte sich vorsichtig zu Izabella aufs Bett. Ihre Worte hatten ihn geschockt, wenn auch nicht so sehr, wie er zwischenzeitlich befürchtet hatte. Wie schrecklich musste es für sie gewesen sein, mit anzusehen wie der Freund vom Balkon stürzte und man nichts für ihn tun konnte? Kein Wunder, dass sie immer noch so fertig war und nicht damit zurecht kam. Sanft nahm er sie an den Schultern und zog sie zu sich heran und versuchte sie zu beruhigen. "Das was du mir gerade erzählt hast, erklärt so manches Verhalten von dir. Ich bin zwar noch nicht ganz glücklich über die Lüge, aber ich werde auf keinen Fall weiter darauf herumreiten und dir irgendwelche Vorwürfe machen. Es muss furchtbar für dich gewesen sein das mit anzusehen, und dann hier im Krankenhaus zu liegen und zu wissen, dass Jamie nicht kommen wird um dich zu besuchen. Versprich mir einfach, dass du das nächste Mal eher darüber redest, ja? Wir sind doch für euch da, egal was passiet ist."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 15:08


    Erleichtert ließ Izabella in die starken Arme ihres Vaters sinken und war froh, nicht weiter erzählen zu müssen. Sie wäre nicht fähig gewesen, ihm auch noch darüber zu berichen, was nach Jamies Sturz geschehen war. Ihre Ängste, er hätte es nicht überlebt und sie würde auch noch Rebecca verlieren. Es saß einfach noch alles zu tief, als das sie einfach alles erzählen könnte, als läge das Geschehen Jahre zurück und man berichtete über Rebeccas spektakulären Geburtstag. Izabella spürte, wie sie sich langsam wieder entspannte und sie war froh, dass ihr Vater endlich Bescheid wusste. Leicht löste sie sich wieder von ihm und blickte zu ihrer schlafenden Tochter. "Als ich euch weggeschickt hatte, habe ich mir Vorwürfe gemacht, warum ich euch nicht erzählt hatte, was wirklich passiert war. Schließlich weiß ich doch, dass ich mich auf euch verlassen kann und ihr immer für mich da seid. Ward ihr es ja auch damals, wie ich Hals über Kopf zu euch nach Schweden geflüchtet bin, aber es war, als wäre ich nicht fähig dazu, das ganze laut auszusprechen. Es tut mir Leid, ich verspreche dir, dass ich es das nächste Mal nicht so weit kommen lassen werde."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 15:23


    "Jetzt mach dir mal nicht zu viele Gedanken darüber. Vielleicht ist es die Aufgabe der Eltern ihren Kindern einfach immer wieder mal zu sagen und zu zeigen, dass man sich auf sie verlassen kann." Grinsend sah er immer wieder zwischen seiner Tochter und seiner Enkeltochter hin und her. Viel zu vernarrt in Rebecca stand er wieder auf und ging erneut zu ihrem Bettchen. Er wagte es nicht sie erneut heraus zu heben, und womöglich aufzuwecken. "Wie lange meinst du eigentlich, dass du noch hier bleiben musst? Deine Mutter ist jetzt wahrscheinlich gerade dabei unser Hotelzimmer gemeinsam mit Gabriele auszuräumen. Hat Jamie eigentlich den gleichen Sturkopf wie seine Mutter?" Lachend erinnerte sich Sören an die Begegnung am Abend zuvor, wo er eigentlich nur sich bei Frank hatte entschuldigen wollen. Mathilda und Gabriele hatten sich von Anfang an super verstanden und augenblicklich Pläne geschmiedet, wann das Hotelzimmer verlassen werden sollte, damit sie im Haus der Familie Schwarz einziehen konnten. "Was ich dir noch sagen wollte Izabella. Jamie und du, ihr habt euch da eine super schöne Wohnung ausgesucht und sie echt toll eingerichtet."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 15:32


    Mit einem lauten Seufzen ließ Izabella sich zurück fallen und rollte genervt mit den Augen. Ihr Lächeln zeigte jedoch, dass sie sich schnell wieder von den letzten Minuten erholt hatte. "Ich habe meinen zuständigen Arzt heute noch nicht gesehen, aber ich hoffe, sie wollen mich nicht mehr all zu lange hier festhalten. Das ich Ruhe geben muss, weiß ich selbst, aber ob ich hier im Bett liege oder zu Hause auf dem Sofa dürfte wohl keinen großen Unterschied machen. Und was Jamie betrifft, ja er hat wohl den selben Sturkopf wie seine Mutter. Würde er es sonst mit mir aushalten?" Vorsichtig richtete sich Izabella wieder auf, war ihr nicht entgangen, dass Rebeccas Bewegungen deutlich unruhiger wurden und die Kleine langsam aufzuwachen schien. "Na du kleine Schlafmütze. Nachts hältst du mich wach und tagsüber präsentierst du dich als kleiner, schlafender Engel." Izabella schlüpfte unter ihrer Bettdecke hervor und hob ihr Töchterchen vorsichtig aus dem Bettchen und betrachte verträumt, wie diese sich in ihrem Armen ausgiebig streckte und schließlich ihre Augen öffnete. "Noch ist unsere Wohnung nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen, aber wir hatten eben noch damit gerechnet, etwas mehr Zeit zu haben." Nur kurz wandte Izabella ihren Blick von Rebecca ab, um ihrem Vater zu antworten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 15:42


    "Die Eigenschaften mit dem Schlafen muss Rebecca dann wohl von ihrem Vater haben, denn du hast damals jede Nacht so friedlich geschlafen, dass wir schon fast an ein Wunder glaubten. Nur du hast dann tagsüber voll aufgedreht und uns da die ersten Tage fast schon zu Hölle gemacht. Bis wir dann raus hatten, wie wir dich ruhig stellen können. Wir mussten dir nur so ein Glockenspiel besorgen, wie es bei Mutter im Laden hing und schon warst du das brävste Kind das man sich vorstellen konnte." Lachend erinnerte sich Sören an die ersten Wochen mit Izabella zurück wie sie so glücklich waren, die Nacht über schlafen zu können, dafür dann aber am Tag das Theater mit ihr gehabt hatten. Immer weiter sank er in seine Gedanken ab und blickte verträumt zu Rebecca. Noch konnte er nicht sagen, ob sie mehr nach dem Vater oder der Mutter kam, auch wenn die Locken eine eindeutige Sprache sprachen.
    "So, Izabella, Oberarm frei. Tochter weg. Wir haben jetzt Visite." Äußerst schlecht gelaunt stürmte Philipp in das Zimmer und beachtete Izabellas Vater nicht weiter. Die vier Stationen auf einmal waren einfach zu viel für ihn und er wusste nicht mehr, was er als nächstes tun sollte. Fast war er gezwungen jeden einzelnen Patienten in weniger als fünf Minuten abzufertigen, aber er konnte sie einfach nicht wie Sachen behandeln, die keine Zuneigung brauchten.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 15:50


    Im ersten Moment vollkommen überrascht, über Philipps stürmischen Auftritt, wusste Izabella nicht wie sie reagieren sollte. Sie wusste nur eines, sie hatte keine Lust hier Kommandos entgegen geschleudert zu bekommen, als würde sie als Soldat auf dem Kasernenhof stehen. Für eine Sekunde blitzten ihre Augen gefährlich auf, doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und reichte Rebecca liebevoll an Sören weiter. "Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Philipp. Ich hoffe, du hattest bereits genügend andere Patienten, an denen du deine schlechte Laune auslassen konntest, denn ich habe keine Lust, mir deine Sprüche anhören zu müssen. Aber ich denke, dass brauche ich dir nicht zu sagen." Herausfordernd sah sie ihn an und schenkte ihm ein freches Grinsen, bevor sie langsam begann, ihren Oberarm frei zu machen. Wie sehr sie ihn damit provozieren musste, ahnte sie, aber Izabella hatte keine Lust etwas daran zu ändern. Zwar verstand sie, unter welchem Streß er stehen musste, aber als Arzt sollte man das Talent haben, seine Launen nicht an den Patienten auslassen zu müssen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 15:58


    Laut seufzend schluckte Philipp eine erste Antwort hinunter und zwang sich wieder ruhiger zu werden. Es brachte ihm so rein gar nichts, wenn er schon wieder eine Diskussion mit Izabella anfing. Kaum hatte Izabella ihren Oberarm freigemacht, begann er schweigend auch schon ihren Blutdruck und Puls zu messen. Noch immer musste er sich zu Ruhe zwingen, ohne die er zweifelsfrei ausfallend werden würde. "Ja ich hatte heute schon genügend unvorhersehbare Zwischenfälle, deshalb auch meine mal wieder so umwerfende Laune, wie dir ja so schön aufgefallen ist." Augenblicklich konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit und vermerkte jede einzelne Zahl in seinem Protokoll. Nur flüchtig überflog er die Werte der letzten Tage, um eine Veränderung zu sehen, aber die Werte hatten sich jeden Tag stabilisiert und verbessert. "Wie lange willst du denn noch hier bleiben und dir meinen Charme antun? Bis heute Nachmittag oder morgen früh? Aber eines garantiere ich dir. Nocheinmal trage ich dich nicht ins Bett, nur weil du meinst bei Jamie schlafen zu müssen und Anna es nicht auf die Reihe bringt dich aufs Zimmer zurück zu bringen." Breit grinsend beobachtete er jede Regung in Izabellas Gesicht bei den Worten die er sagte. So verschlafen wie sie gestern gewesen war, dürfte sie nicht viel von dem Weg zurück in ihr Zimmer mitbekommen haben.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 16:06


    Bereits eine freche Antwort auf den Lippen, blickte Izabella Philipp verwundert an. Hatte sie ihn gerade richtig verstanden und er hatte sie gestern Abend zurück in ihr Bett gebracht? Nein, das wäre nicht Philipps Art. Er, der immer froh war, wenn er zu niemanden eine engere Beziehung eingehen musste und war sie auch nur auf freundschaftlicher Ebene. Mit einem fragenden Ausdruck in den Augen beobachtete sie ihn, wie er die Untersuchung abschloss. "Irgegendjemanden muss es ja geben, der deinen Charme erträgt und auf sich nimmt, aber wenn du mich so frägst, wäre es mir dann doch lieber, wenn ich heute Nachmittag bereits das Krankenhaus verlassen könnte. Wenn du allerdings auch befürchten musst, dass du mich wohl deswegen nicht los wirst." Relativ schnell hatte sie ihre Sprache wiedergefunden und grinste Philipp frech an. Das sie bereits heute nach Hause durfte, konnte sie noch gar nicht fassen. Die Freude darüber verflog allerdings schnell, als sie Rebecca ansah. "Darf Rebecca mit mir nach Hause oder werde ich sie hierlassen müssen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 16:15


    Rasch vermerkte Philipp das heutige Datum in dem Protokoll, damit die Schwestern alle Papiere für die Entlassung vorbereiten konnten. Nur kurz stockte er als er Izabellas Frage bezüglich Rebecca hörte. Im ersten Augenblick wollte er flapsig antworten was Rebecca alleine hier sollte. Erst kurz darauf viel ihm wieder ein, dass die Kleine ja eigentlich zu früh zur Welt gekommen war. "Ich würde sie dem Kinderarzt gerne noch einmal zeigen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du sie hier lassen musst. Nicht, dass Jamie sonst auf die Idee kommt ab heute Mittag irgendwelche Spaziergänge zu unternehmen nur um seine Tochter bei sich zu haben." Grinsend wandte er sich bereits um um wieder zu gehen und sich um die andern Patienten zu kümmern. "Zur Bedingung stelle ich aber, dass du zu Hause so wenig alleine bist wie möglich, brav auf dem Sofa liegen bleibst und nicht mehr als einmal am Tag zu Jamie kommst. So viel hält er noch nicht aus, auch wenn wir ihn jetzt dann auf die normal Station verlegen. Und ich will ja nicht gezwungen sein doch einen Wachtdienst für dich abzustellen." Noch breiter grinsend sah Philipp rasch zwischen Izabella und Sören hin und her, und registrierte zufrieden, dass die beiden eine friedliche Atmosphäre ausstrahlen, als hätten sie die Lüge vom Vortag ausgeräumt.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 16:23


    Glücklich lächelnd nahm Izabella Rebecca wieder auf den Arm und hätte sich mit jeder Bedingung zufrieden gegeben, hauptsache sie konnte endlich hier raus. Das Jamie heute noch auf die normale Station verlegt wurde, war schon fast zu viel der guten Nachrichten. "Keine Sorge Philipp, ich werde Jamie nicht überanstrengen, schließlich weiß ich, wie schwer seine Verletzungen sind, aber du musst mir erlauben, dass ich heute noch einmal zu ihm darf, bevor ich nach Hause fahre. Und die Idee mit dem Wachdienst vergiss mal lieber ganz schnell oder glaubst du wirklich, ich würde mich in meiner eigenen Wohnung bewachen lassen? Liebevoll versorgen ja, aber nicht bewachen." Lachend sah Izabella ihren Vater an und ging bereits in Gedanken durch, was bis zu ihrer Entlassung alles zu erledigen war. Das sie tatsächlich heute schon nach Hause durfte, konnte sie noch gar nicht fassen. Noch überwiegte die Freude, doch wie würde es sein, wenn sie ihr leere Wohnung betreten würden? Eine Wohnung, ohne Jamie?



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 07.10.2007, 16:30


    "Na gut, ich verlasse mich da auf deine und Jamies Eltern, dass sie auf dich aufpassen. Ach ja, und Ende der Woche möchte ich mir deine Narbe noch mal ansehen. Wenn zwischenzeitlich was sein sollte, dann melde dich bei Anna oder mir, verstanden?" Wieder eine Spur besser gelaunt und immer noch grinsend drehte er sich rasch um und ging aus dem Zimmer. Er musste noch einiges an Papierkram erledigen müssen, bis Izabella am Nachmittag dann nach Hause konnte.
    Erst als die Türe sicher ins Schloss gefallen war trat Sören wieder ein paar Schritte an seine Tochter heran. Die Nachricht, dass sie wahrscheinlich sogar mit Rebecca das Krankenhaus verlassen konnte, stimmte auch ihn glücklich. "Sag mal, wie kommt Dr. Haase eigentlich auf den Gedanken, dass wir uns um dich kümmern werden?" Breit grinsend zog er seine Tochter auf und begann bereits zu überlegen, wie sie das am besten organisierten, dass sie nie zu lange alleine in der Wohnung war. Auch wenn er wohl mit einplanen müsste, dass sie womöglich etwas dagegen haben könnte, hatte er schon einen Zeitplan vor Augen, den er nur noch mit Jamies Eltern absprechen musste.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 07.10.2007, 16:38


    "Ich habe keine Ahnung. Aber ihr kommt ihm einfach billiger, als ein extra organisierter Wachdienst." Lachend schlug Izabella ihre Decke zurück und legte Rebecca in ihr Bettchen. Ganz begeistert war diese davon zwar nicht, aber sie gab keinen Laut von sich, als wüsste sie, dass eine Veränderung anstand. Fast schon stürmisch ging Izabella zu ihrem Schrank und holte sich frische Kleidungsstücke hervor, um danach sofort im Bad zu verschwinden. Keine Minute länger wollte sie im Bett liegen bleiben und darauf warten, dass man ihr einen Umschlag mit den Entlassungspapieren in die Hand drückte. Zwar wusste sie, dass sie es nicht übertreiben durfte, doch was war schon dabei, wenn sie sich umzog und zusammen zu Rebecca ging. In ihrer dunkelblauen Jeans und der roten Bluse sah Izabella sofort viel gesünder aus, als sie das Bad verließ. "Papa, ich weiß du würdest mir jetzt gerne helfen, alles zusammen zu packen, aber das schaffe ich auch alleine. Du könntest mir einen viel größeren Gefallen tun." Izabella ging erneut zu ihrem Schrank und zog ihre Handtasche hervor. Wenige Minuten später hielt sie einen Schlüssel in der Hand. "Könntest du unser Auto holen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 08.10.2007, 12:37


    Erstaunt wie viel gesünder Izabella plötzlich aussah, kaum dass sie etwas anderes an hatte, als das Nachthemd brauchte Sören einige Augenblicke bis er wieder fähig war einen klaren Gedanken zu fassen. "Ja, ja sicher hole ich euer Auto. Du musst mir nur sagen wo ich es finde, und wie so ein Landei wie ich dort hin finde." Lachend stand er auf und nahm den Autoschlüssel an sich. Zwar hatte er keine Probleme sich in einer fremden Stadt zu orientieren, aber er befürchtete, dass sich das ganze mit dem Auto schwieriger gestalten könnte als zu Fuß. "Ich hätte dann aber auch noch eine Bitte. Wenn du später dann zu Hause bist, dann melde dich bitte, falls dir die Decke auf den Kopf fallen sollte oder du einfach jemanden brauchst, der da ist. Jamie werden wir die zwar nicht ersetzen können, aber auch seine Eltern werden für euch zwei da sein." Rasch warf Sören noch einen letzten, kurzen Blick auf Rebecca, die immer noch hellwach aber friedlich in ihrem Bettchen lag. "Bis wann soll ich dich wieder holen? Denke du willst zuvor auf jeden Fall noch zu Jamie, oder?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 08.10.2007, 19:58


    Lachend schüttelte Izabella den Kopf, so dass ihre Locken nur so flogen. „Du hast Philipp doch gehört. Ich soll so wenig wie möglich alleine sein und ich glaube, seine Bedenken sind nicht ganz unbegründet. Viel zu viel Blödsinn würde mir einfallen, wenn ich alleine mit Rebecca in unsere Wohnung sitzen würde. Wahrscheinlich würde ich sogar auf die Idee kommen und das Kinderzimmer streichen, was eigentlich Jamie noch erledigen wollte.“ Lächelnd trat Izabella einen Schritt auf ihren Vater zu und umarmte ihn glücklich. „Es ist wirklich besser, ihr kommt mich so oft wie möglich besuchen und vielleicht gewöhne ich mich sogar für ein paar Tage daran, liebevoll umsorgt zu werden.“ Fast so, als fühlte sie sich in diesem Moment von ihrer Mutter vernachlässigt, begann Rebecca sich laut und deutlich bemerkbar zu machen. Solange bis Izabella an ihr Bettchen trat und sie liebevoll in den Arm schloss. Izabella wusste, sie würde das EKH nicht verlassen können, wenn sie auch Rebecca hier lassen musste. War es schon schmerzhaft genug zu wissen, dass sie auf Jamie verzichten musste. Innerlich erfasste sie sofort eine tiefe Unruhe, wenn sie an die bevorstehende Untersuchungen ihrer Tochter dachte, doch sie ließ sich davon nichts anmerken. Sie hoffte einfach, dass alles in Ordnung war. „Ich denke du wirst uns so gegen drei Uhr abholen können. Und Papa, ich würde mich freuen, wenn ihr alle heute Abend zu mir kommen würdet. So wie ich Mama und Gabi kenne, wird es ihnen sicherlich nichts ausmachen, etwas für uns zu kochen. Meine Kochkünste waren ja noch nie so herausragend.“ Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen warf Izabella ihrem Vater eine Kusshand zu, bevor sie fröhlich das Zimmer verließ. Vorher hatte sie natürlich nicht vergessen, Sören zu erklären, wo ihr Auto zu finden war.

    Ohne Rücksicht auf die Worte der schlechtgelaunten Krankenschwester zu nehmen, betrat Izabella wenige Minuten später, freudestrahlend Jamies Zimmer. Ob Philipp ihm schon gesagt hatte, dass er heute tatsächlich auf die normale Station durfte? Wie jedes Mal, wenn Izabella Jamies Zimmer betrat hatte dieser die Augen geschlossen und sie war sich sicher, dass er tief und fest schlief. Deshalb trat sie nur behutsam und leise an sein Bett heran, um ihn nicht aus seinem Schlaf zu reißen. Neben seinem Bett stand immer noch der Stuhl auf dem sie heute Nacht wohl tief und fest geschlafen hatte und Izabella ließ sich schnell darauf nieder, da ihr nicht entgangen war, wie unruhig Rebecca plötzlich wurde. Sanft wiegte sie ihr Töchterchen im Arm, doch dies verhinderte nicht, dass Rebecca wenige Sekunden später zu quengeln begann. „Hey meine Kleine, was glaubst du wohl, was dein Papa davon hält, wenn du ihn so unsanft weckst?“



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.10.2007, 13:57


    Den ganzen Vormittag über war Jamie nur in einen Schlaf verfallen und döste sich immer vor sich hin. Zwar war er bei der täglichen Visite am morgen wach gewesen, aber Philipp hatte ihm immer noch nichts genaues über seine Verlegung auf die Normalstation verraten. Unruhig hatte er sich immer wieder von der einen Seite auf die andere Seite gedreht. Die Schmerzen die er jedes Mal hatte, wenn er seinen Fuß versuchte zu bewegen oder mit dem Oberkörper eine unüberlegte Bewegung machte, ignorierte er genauso wie die leichten Kopfschmerzen, die er an diesem Tag hatte. Seine innere Unruhe konnte er sich selbst nicht ganz erklären, wusste er doch, dass Izabella selbst noch Ruhe brauchte und Philipp sie nur kurz zu ihm lassen würde. Trotzdem wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie und Rebecca da wären und ihn ablenkten und beschäftigten. Scheinbar ruhig schlafend lag er in seinem Bett, als der plötzliche Protest seiner Tochter zu ihm durchdrang. Eilig zwang er sich dazu aufzuwachen, wollte er doch keine Sekunde mit den beiden verpassen, auch wenn er am Abend wieder vollkommen erschöpft sein würde. "Der Papa wird davon sehr viel halten. Schließlich hat er nicht zu schlafen wenn sein Töchterchen da ist." Noch etwas verschlafen grinsend richtete er sich langsam auf und fuhr sich langsam durch die Haare, die wie wild in alle Richtungen abstanden, auch wenn sie relativ kurz waren.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.10.2007, 14:12


    "Ob das dein behandelnder Arzt auch so sieht?" Lachend beugte sich Izabella über Jamie und gab ihm einen flüchtigen Kuss, bevor sie sich wieder Rebecca zuwandte. Die Kleine schien zu spüren, dass etwas anders war, als an den Tagen zuvor, denn sie wurde immer unruhiger, auch wenn sie nicht anfing zu schreien. Vorsichtig stand Izabella wieder von ihrem Stuhl auf und ging leise durch das Zimmer, in der Hoffnung Rebecca würde sich so ein kleines bisschen beruhigen, denn sie hatte keine Lust, in wenigen Minuten eine wütende Krankenschwester vor sich stehen zu haben, die er sagte, sie müsse sofort das Zimmer verlassen. Sie wollte Jamie in Ruhe sagen, dass sie heute entlassen wurde, wusste sie doch, wie schwer es für ihn sein würde, sie nun noch weniger zu sehen. Kurz wandte sich Izabella von ihm ab, um ihren bedrückten Ausdruck in den Augen, vor ihm zu verbergen. Sie hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle. "Wie geht es dir? Philipp war vorhin bei uns und hat mir gesagt, dass du heute auf die normale Station verlegt wirst. Wie es scheint, wollen sie dich nicht mehr länger hier behalten." Behutsam ließ sich Izabella an Jamies Seite nieder und griff nach seiner Hand.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.10.2007, 14:27


    "Ja, scheint so. Komisch, das hätte er mir heute morgen auch sagen können, wie er mich bei der Visite genervt hat. Aber er war wahrscheinlich selbst zu genervt dazu." Leicht ärgerlich erinnerte er sich an die Situation am Morgen zurück, wo Philipp äußerst schlecht gelaunt versuchte so schnell wie möglich die Visite hinter sich zu bringen und keine von Jamies Fragen wirklich beantwortet hatte. Irgendwann hatte er es einfach aufgegeben, und seinen Kollegen machen lassen, ohne noch groß auf ihn zu achten. Gedankenverloren verflocht er seine Finger mit denen von Izabella und sah sie immer wieder an. Es dauerte einige Zeit, bis ihm auffiel was an ihr so anders war als noch am Abend zuvor. Sollten die Jeans und die Bluse bedeuten, dass sie bereits nach Hause durfte, oder nur, dass es ihr bereits so gut ging, dass sie nicht mehr den ganzen Tag im Bett liegen musste? "Wie es aussieht, muss ich Dr. Dietrich wohl nicht mehr nach einem Doppel-Krankenhausbett fragen oder? Wann lassen sie euch hier raus?" Ohne den Schmerz, den er bei dem Gedanken verspürte, in seine Stimme zu lassen sah er sie ernst an und hoffte es würde nicht so sein.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 09.10.2007, 14:41


    Ihre Freude, die sie bei der Nachricht empfunden hatte, als Philipp ihr mitteilte, dass sie das Krankenhaus verlassen durfte, war verflogen. Sie konnte sich es nicht mehr vorstellen, einfach ihre Sachen zu packen und in ihre Wohnung zu fahren, wo es ohne Jamie schrecklich einsam sein würde und deshalb wohl noch schrecklicher, als hier in fremder Umgebung. "Philipp wollte noch eine Untersuchung durch den Kinderarzt veranlassen und sollten sich bei dieser keine Auffälligkeiten zeigen, dürfen Rebecca und ich, heute Nachmittag nach Hause." Leise und bedrückt kamen die Worte über Izabellas Lippen. "Ich werde dich so oft, wie möglich besuchen, das verspreche ich dir. Meine Eltern werden sicher noch ein paar Tage, vielleicht auch länger, in Hamburg bleiben und ich kann sie sicherlich davon überzeugen, ein paar mal auf Rebecca aufzupassen. Zwar meinte Philipp, es ist wichtig, dass ich mir noch Ruhe gönne, aber ich werde es in unserer leeren Wohnung nicht lange aushalten." Eilig versuchte Izabella den Schmerz zu überspielen, den sie empfand, wenn sie daran dachte, dass sie sich bald von Jamie verabschieden musste. Sie fühlte, wie schrecklich diese Situation für ihn sein musste, hatte er gar keine andere Wahl, als weiterhin im Bett und hier im EKH zu bleiben.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 09.10.2007, 17:39


    Erschrocken bemerkte Jamie, wie wenig Izabella sich freuen konnte, dass sie und Rebecca entlassen wurden. Schlagartig wurde ihm bewusst, warum seine Freundin so ungern nach Hause wollte. Sie wollte ihn nicht im Krankenhaus lassen und alleine den Tag in der Wohnung verbringen müssen. Eine Spur zu schnell setzte er sich auf und hielt sich einen Moment lang mit verzerrtem Gesicht die Brust. Warum er auch nie daran dachte, dass er gebrochene Rippen hatte. Leise vor sich hin fluchend versuchte er gleichmäßig einzuatmen und den Schmerz zu verdrängen. "Ich verstehe dich ja Izabella. Mir wäre es ehrlich gesagt auch eine Spur lieber, du müsstest nur den Aufzug nehmen und wärst schon hier. Aber schließlich warst du ja nur schwanger und nicht ernsthafter krank." Sein Versuch das ganze etwas ins Lustige zu ziehen scheiterte kläglich, das spürte er schon während er den Satz zu Ende brachte. "Ich will auf keinen Fall, dass du dir irgendwelche Sorgen machst wenn du zu Hause bist. Lass dich doch von unseren Eltern einfach mal verwöhnen und du kannst mich ja jederzeit besuchen, jetzt wo ich von dieser schrecklichen Intensivstation runter komme. Und wegen Rebecca mach dir mal keinen Kopf. Du bringst sie einfach mit. Ich will doch auch etwas von meiner Tochter haben."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 15:59


    "Vielleicht sollte ich es wirklich einmal versuchen, mir Ruhe zu gönnen und mich nur verwöhnen zu lassen, aber ich hege jetzt schon die Befürchtung, dass es kläglich scheitern wird." Leise seufzend drehte sich Izabella weg. Alarmiert war sie zusammengefahren, als Jamie sich von Schmerzen geplagt, die Brust gehalten hatte, wollte sie nicht wahrhaben, wie schlecht es ihm schließlich immer noch ging. Zwar wurde er von der Intensiv auf die normale Station verlegt, aber das hatte im Grunde noch gar nichts zu bedeuten. Es ging ihm besser, aber noch lange nicht so gut, dass man sagen konnte, er hätte es überstanden. Zögerlich wandte sich Izabella wieder Jamie zu und stand vorsichtig auf. Bedacht ihm keinen Schmerz zu verursachen legte sie ihm vorsichtig Rebecca in den Arm. "Keine Sorge, du wirst deine Tochter oft genug sehen. Glaube ich kaum, dass ich mich von ihr trennen werden kann, wenn ich schon auf dich verzichten muss." Nach einem liebevollen Kuss trennte sie sich wieder von ihm und setzte sich wieder hin.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.10.2007, 17:16


    Ohne Rebecca sofort die Aufmerksamkeit zu schenken, die er ihr geben wollte blickte er Izabella und versuchte irgendwelche tröstenden Worte zu formulieren. "Komm mal wieder näher her zu mir." Leise, aber liebevoll kamen die Worte über seine Lippen und er versuchte kurz Rebecca ein wenig anders zu legen. "Nein, keine Wiederrede, ich will euch beide hier haben und das so nah wie möglich." Fordernd strecke er seine Hand nach ihr aus und verflocht sofort wieder seine Finger mit ihren, als sie sich auf der Bettkante niedergelassen hatte. "Ich will jetzt hier kein trauriges Gesicht mehr sehen und auch nichts mehr hören wie sehr du mich vermisst. Denn dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit und du wirst schon sehen, ich komme früher nach Hause als dir lieb ist. Weil bin ich erst entlassen, habe ich auf jeden Fall noch einen Gipsfuß und kann nicht arbeiten. Und noch weißt du nicht, wie schrecklich ich bin wenn ich den ganzen Tag zu Hause bleiben muss." Kurz drückte er grinsend ihre Hand und löste sich darauf hin wieder von ihr. Endlich fühlte er sich wach genug um sich besser mit seiner Tochter beschäftigen zu können als die letzten Tage.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 17:23


    "Aber...", versuchte Izabella zu einem Widerspruch anzusetzen, den sie jedoch selbst rasch verdrängte. Jamie hatte ja recht mit dem was er sagte, nur wollte sie sich eben nicht eingestehen, dass sie teils auch glücklich darüber war, endlich wieder nach Hause zu können. Einige Minuten betrachtete sie Jamie, wie er seine ganze Aufmerksamkeit Rebecca zuwendete, doch ihr war es immer noch nicht möglich, an etwas anderes zu denken, als an ihre Entlassung. Hätte sie die Möglichkeit gehabt, so hätte sie einfach den Hebel in ihrem Kopf umgelegt, der sie auf andere Gedanken brachte. Doch so schwieg sie und sah Rebecca glücklich in Jamies Armen liegen. "Kannst du dich noch an den Tag erinnern, als ihr mich hier zum ersten Mal eingeliefert habt? Dumme Frage, natürlich kannst du. Ich glaube, hättest du mir damals gesagt, dass es irgendwann einen Tag geben wird, an dem ich freiwillig hierhin zurück kehren würde, ich hätte dich für verrückt erklärt." Lächelnd erinnerte sich Izabella an die Situation zurück, als sie fest dazu entschlossen war, sich gegen das Bemühen der Ärzte zu wehren und so schnell wie möglich das EKH wieder zu verlassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.10.2007, 17:34


    "Sicher erinnere ich mich noch an diesen Tag. Deinen Sturkopf an diesem Tag kann man auch nicht vergessen, das war einmalig. Aber woran ich mich noch besser erinnere, ist dein Auszug aus der WG und die darauffolgenden Wochen." Nachdenklich blickte Jamie auf seine kleine Tochter die friedlich in seinen Armen schlief und von ihrer Umgebung keinerlei Notiz zu nehmen schien. Wenn man ihm damals erklärt hätte, dass es so weitergehen würde zwischen ihnen, hätte er auch alle für verrückt erklärt und das Ganze als Unfug abgetan. "Aber wenn ich so darüber nachdenke gefällst du mir heute wesentlich besser als damals. Und schon da hattest du wie eine magische Anziehungskraft, die mich nicht mehr los ließ." Breit grinsend und leicht rot werdend blickte er rasch wieder auf Rebecca hinunter und versuchte seine Gedanken wieder zu normalisieren. Er hatte nie wirklich darüber geredet und es kam ihm reichlich seltsam vor, es zu tun während er immer noch auf der Intensivstation lag. "Wie lange kannst du noch bleiben? Oder besser gesagt, wann holen sie Rebecca zur Untersuchung ab?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 17:44


    Izabella griff nach der kleinen Hand ihrer Tochter und strich zärtlich über deren Handrücken. Nein, es hätte wohl niemand mit dem gerechnet, was nach ihrem Zusammenbruch in der U-Bahn-Station geschehen war. Fast erschien es ihr selst, wie ein Traum, dass sie tatsächlich einmal so weit am Abgrund gestanden hatte und niemanden hatte an sich rann lassen wollen. "Philipp konnte mir nicht sagen, wann Rebecca untersucht wird. Mit meinem Vater habe ich vereinbart, dass er uns Nachmittag abholt, aber vorher werde ich wohl noch meine Sachen packen müssen, auch wenn ich nie viele davon gebraucht habe." Auf Izabellas Gesicht zeichnete sich inzwischen wieder ein leichtes Lächeln ab, obwohl sie immer noch ein schlechtes Gefühl hatte, Jamie hier im Krankenhaus zurück zu lassen. Er war damals auch für sie da gewesen, aber sie musste sich jetzt auch um Rebecca kümmern. "Aber mach dir keine Sorgen, Philipp wird schon wissen, dass er mir und Rebecca noch ein bisschen Zeit geben muss. Außer er hat die Absicht sich noch einmal mit mir anzulegen..." Grinsend beugte sich Izabella zu Jamie und gab ihm einen liebevollen Kuss. Denn erst in diesem Moment wurde ihr deutlich bewusst, was er soeben wirklich gesagt hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.10.2007, 17:52


    "Wie Philipp hat sich mit dir angelegt?" Ungläubig blickte Jamie seine Freundin an und konnte ihre Worte nicht ganz glauben. Stimmte es, oder wollte sie ihn nur ärgern. Aber eigentlich kannte er sie gut genug, dass er wusste, sie würde über so etwas keine Scherze machen oder etwas behaupten was nicht stimmte. "Du willst mir also gerade begreiflich machen, dass Philipp ein engeres Verhältnis zu dir aufgebaut hat, als er sonst zu seinen Patienten hat? Und dann hat er sich mit dir angelegt? Wahnsinn, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Mein Kollege wird plötzlich menschlich." Vorsichtig lachend sah er Izabella und schüttelte langsam den Kopf. So ganz glauben konnte er es nicht was sie ihm da sagte.
    "Stell dir vor ich bin kann auch freundlich wenn ich dazu gezwungen werde." Leicht, kaum merklich grinsend betrat Philipp mit zwei Pflegern das Zimmer und hatte die letzten Worte von Jamie gehört. "Weißt du Jamie, Izabella konnte meinem männlichen Charme halt doch einfach nicht wiederstehen. Und deshalb werde ich dir jetzt Rebecca wegnehmen, und dich aus diesem Zimmer werfen. Und dann, wenn ich dich auf der Intensiv endlich los bin, mache ich mir einen schönen Nachmittag mit Izabella. Habe ja schließlich gleich Feierabend."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 17:59


    "Mal langsam, Herr Dr. Haase. Es stellt sich ja hier wohl die Frage, wer hier welchem Charme nicht wiederstehen konnte. Du darfst ruhig zugeben, dass dir die Tage auf der Säuglingsstation durchaus gefallen haben." Lachend stand Izabella auf und nahm Rebecca wieder vorsichtig an sich. Auch wenn ihr der plötzliche Aufbruch gar nicht behagte, war sie froh darüber, durch Philipps Anspielungen die Situation überspielen zu können. Man sollte ihr nicht anmerken, wie schrecklich die immer näher kommenden Minuten des Abschieds für sie waren. "Du brauchst nur ein Wort sagen und ich rede sofort mit Dr. Dietrich, wie sehr du doch für diesen Job geeignet bist. Allerdings sollte man dich dann von äußerst nervigen Patientinnen fern halten, schließlich will ja keiner von uns, dass für dirch noch irgendwann ein Psychater nötig ist." Die Geräte wurden abgestellt und Philipp war dabei, die Verbindungskabel zu lösen, waren sie jetzt nicht mehr nötig, bei Jamies stabilen Gesundheitszustand. Nervös versuchte Izabella ihm und den beiden anderen aus den Weg zu gehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.10.2007, 19:57


    Verwirrt versuchte Jamie alle Handlungen in dem Zimmer gleichzeitig mitzuverfolgen, was ihm allerdings kaum gelang. Auf der einen Seite wollte er dem Gespräch von Izabella und Philipp folgen, waren doch genügnend Worte gefallen, die ihn neugierig gemacht hatten. Aber auf der anderen Seite, wollte er jede Handbewegung von Philipp registrieren, welche Geräte weg kamen, ob die Infusion dran blieb oder was sonst noch so alles geschah. Bis er allerdings auch nur annähernd es geschafft hatte sich darauf zu konzentrieren, spürte er die Kopfschmerzen rasend zurück kommen und er ließ sich langsam wieder zurück in sein Kissen sinken. "Wenn ihr irgendwann die Güte habt mich aufzuklären, dann lasst es mich wissen. Ich kann mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Philipp gerne auf der Säuglingsstation gearbeitet hat und was das zwischen euch war will ich glaub ich gar nicht wissen." Zwar mit geschlossenen Augen, aber doch noch gut gelaunt versuchte Jamie zu erahnen, was die letzten Tage auf der Säuglingsstation vorgefallen war, aber wie sollte er das auch schaffen, wo er sich noch nicht mal so richtig vorstellen konnte, dass Philipp so gelöst und locker gegenüber seinen Patienten war.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 20:06


    Lächelnd trat Izabella an Jamie heran und griff nach seiner Hand. Mehr war nicht möglich, da Rebecca inzwischen eingeschlafen war und sie froh war, dass die Kleine nicht allein schon durch den Lärm im Zimmer wieder aufwachte. "Du wirst alles erfahren, wenn du erst einmal zu Hause bist, nicht das ich dann Schuld bin und du meine unmöglichen Methoden übernimmst und damit Philipp auf die Nerven gehst. Ich will nicht Schuld sein, wenn er abends vollkommen genervt das Krankenhaus verlassen muss." Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen blickte Izabella zu Philipp und konnte es sich verkneifen noch weitere Sätze fallen zu lassen, mit denen Jamie doch nichts anfangen konnte. Er musste Geduld haben, genauso wie sie. Nur wie lange? Ob man das jetzt überhaupt schon sagen konnte? Nie hatte man wirklich darüber gesprochen, wie lange Jamie wohl noch hier im Krankenhaus bleiben musste. Eine Woche? Zwei Wochen? Vielleicht sogar noch länger? Und wie sollte es danach weiter gehen? Er würde nicht sofort wieder arbeiten können, so viel war sicher.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 10.10.2007, 20:18


    "Ich habe schon verstanden", immer noch grinsend schlug Jamie die Augen wieder auf und sah Izabella an. Er wusste wie sie es meinte, und er wusste genauso, dass er keinen Grund hatte irgendwie eifersüchtig zu sein. Auch wenn es keinen Grund gab, schmerzte es ihn mitansehen zu müssen, wie Philipp so belanglos mit Izabella umging, während er immer noch Mühe hatte überhaupt wach zu bleiben, gewschweige denn irgendwelche Sätze von sich zu geben, die locker und lustig waren.
    "Gut. Tim, Sebastian, ihr könnt ihn dann auf die Normalstation bringen, so wie wir es besprochen haben, und du Izabella du kommst mit Rebecca bitte mit zum Kinderarzt. Er hat heute eigentlich keine wirkliche Zeit, aber ich konnte ihn überreden Rebecca jetzt noch zu untersuchen. Wenn das passiert ist kannst du heim gehen, Jamie noch mal besuchen oder sonst was tun." Mit ernstem Gesichtsausdruck, aber fast schon fröhlicher Stimme reihte Philipp eine Anweisung an die andere und warf nur noch einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr, ehe er zum Aufbruch drängte. Er wollte gar nicht daran denken, wie viel Überredungskunst es ihm gekostet hatte seinen Kollegen zu überreden Rebecca dazwischen zu schieben, damit sie heute noch nach Hause konnte. Aber es war ihm egal, er hatte es für Izabella getan, konnte er doch nur ahnen, wie ungern sie im Krankenhaus lag.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 10.10.2007, 20:33


    Es war bei einem äußerst kurzen Besuch geblieben, den Izabella Jamie in seinem neuen Zimmer abstattete, fiel es ihr viel zu schwer sich von ihm zu verabschieden. Das sie ihn jeden Tag besuchen würde stand für sie längst fest und sie wollte ihm auch den Wunsch erfüllen und Rebecca so oft, wie nur möglich mitzubringen. Der Kinderarzt hatte bei seinen Untersuchungen keine Auffälligkeiten feststellen können. Auch die typische Gelbsucht, die bei den Neugeborenen wenige Tage nach der Geburt auftrat, hielt sich im Rahmen und so stand einer Entlassung nichts mehr im Wege.
    Philipp war zu einem dringenden Notfall gerufen worden und so war Izabella ein letztes Mal auf ihr Zimmer zurück gekehrt, um ihre Sachen zusammen zu packen. Es war nicht viel, aber mit jedem Gegenstand und jedem Kleidungsstück, welches sie in der Reisetasche verstaute, fühlte sie, wie unendlich erleichtert sie doch war, nicht länger hier bleiben zu müssen. Zwar hatte sie sich dieses Mal nicht so wehemmend gegen die Behandlung gewehrt, wie bei ihrem letzten Krankenhausaufenthalt im EKH, doch sie hasste diese von Desinfektionsmitteln und nach Krankheit riechende Luft immer noch so sehr, wie zu der Zeit ihrer Magersucht.
    "So fertig!" Erleichtert schloss Izabella die Tasche und wollte sie schon fast vom Bett heben, als ihr einfiel, dass dies vielleicht keine so gute Idee wäre. "Mal sehen, wie pünktlich dein Opa ist oder ob er immer noch durch die Stadt irrt und unser Auto sucht." Leise trat Izabella an Rebeccas Bettchen und nahm ihre Tochter auf den Arm.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.10.2007, 14:31


    Schleppenden Schrittes betrat Sören erneut das EKH und machte sich auf den direkten Weg zu Izabellas Zimmer, in der Hoffnung sie wäre schon dort und nicht mehr bei Jamie. Dank ihrer Beschreibung hatte er den silbernen Ford Focus schnell gefunden gehabt. Und das wohl nur, weil er den meisten Weg zu Fuß zurück gelegt hatte. Als er dann in dem Wagen platz genommen und ihn zurück auf die Hauptstraße gelenkt hatte, verlor er jede Geduld und gute Laune. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass es so anstrengend sein würde mit dem Auto von einem Ende Hamburgs zum nächsten zu gelangen. Nervlich am Ende hatte er sich letztlich noch auf die Suche nach einem Parkplatz gemacht und war die letzten Meter zu Fuß gelaufen. Ohne zu klopfen betrat er das Zimmer und konnte schon wieder grinsen. Er, der er nur gezwungener Maßen ein Auto benutzte und in Schweden dann auch nur wenig Verkehr hatte, hatte das Auto heil hier her gebracht. "Sie haben ein Taxi bestellt? Mit Fahrer, der zwar den Wagen lenken kann, aber dem Verkehrsaufkommen nicht gewachsen ist." Lachend begrüßte er seine Tochter und griff sofort nach der gepackten Tasche.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.10.2007, 20:26


    "Dann wäre es wohl sinnvoller, ich würde meinen Fahrer auf den Beifahrersitz verweisen und die Steuerung des Wagens selbst übernehmen." Izabella lachte beim Anblick ihres Vaters und seinem entnervten Gesichtsausdruck, der noch nicht ganz verschwunden war. Sie kannte den Verkehr Hamburgs und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie anstrengend es für ihn gewesen sein musste. Sie hatte sich längst daran gewöhnt und auch für Jamie war es Routine, musste er doch hin und wieder den NAW durch die schmalen Gassen anderer Autos hindurch befördern. Nur für ihren Vater war es eben etwas was vollkommen Fremdes. Allerdings bezweifelte Izabella das sie heute in der Lage dazu war, den Wagen heil nach Hause zu bringen. Sie war viel zu unkonzentriert und ihre noch leicht schmerzende Narbe war wohl nicht das richtige, für ständige Schaltvorgänge. Außerdem hätte ihr Vater es sowieso nie zugelassen, dass sie selbst aus dem Krankenhaus nach Hause fuhr. War der Verkehr noch so schlimm für ihn, er würde es sich auf keinen Fall nehmen lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.10.2007, 20:44


    "Nichts da. Ich fahre, du ruhst dich aus." Resolut hob er die Tasche vom Bett und ging langsam in Richtung Türe. Lachend sah er Izabella an und wusste genau, dass er seinen genervten Gesichtsaudruck nicht ganz hatte verbergen können. Aber auch anders hätte er es vor seiner Tochter nicht verheimlichen können, wie sehr er den Verkehr in Hamburg hasste und ihn das Autofahren angestrengt hatte. Seltsam berührt sah er ihr zu, wie sie Rebecca sanft aus dem Bettchen hob und eine dünne Decke über ihrer Tochter ausbreitete. Auch wenn er sich die letzten Monate Gedanken darüber gemacht hatte, wie es wohl wäre, wenn er Großvater war, traf ihn doch jeder Augenblick mit Rebecca erneut. Er konnte gar nicht genug von seiner Enkelin bekommen und bedauerte es jetzt schon, dass er so weit weg wohnte und sie wohl nur sehr selten zu Gesicht bekommen würde. "Na komm, lass uns endlich hier raus. Ich kann das ganze saubere Sach nicht mehr riechen. Wie gehts Jamie heute? Weißt du eigentlich schon wann er von der Intensivstation runter darf, dass man auch ihn in den nächsten Tagen mal besuchen kann?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.10.2007, 20:59


    Mit Rebecca auf dem Arm, folgte Izabella ihrem Vater und hatte nichts dagegen, so schnell wie möglich, das Krankenhaus zu verlassen. Auch wenn sie bereits wusste, dass ihre Gedanken, kaum hatte sie das Krankenhaus verlassen, sofort zu Jamie wandern würden. Was er wohl in diesem Moment machte? "Man hat ihn heute auf die normale Station verlegt, worüber er sehr froh war und ich auch. War es einfach nur schrecklich, wenn man den Raum betrat und einem dieses quälende Piepsen der Geräte entgegen schlug. Wie lange er jedoch noch hier bleiben muss, wissen wir nicht. Zwar geht es ihm schon wesentlich besser, aber er braucht Ruhe und wohl auch noch eine zeitlang medizinische Versorgung." Inzwischen hatten sie den Aufzug erreicht und Izabella lehnte sich gegen die kalten Wände der Fahrstuhlkabiene, betätigte nur kurz die Taste, welche sie ins Erdgeschoss beförderte. Was sie wohl zu Hause erwartete? Sie konnte sich an die Minuten, in denen Malte sie angerufen hatte, um ihr zu berichten, was mit Jamie passiert war, kaum noch erinnern. Nicht was sie währenddessen, geschweige denn was sie danach getan hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.10.2007, 21:08


    Schweigend brachte Sören Izabella und Rebecca zum Auto und setzte sich dann genauso schweigend hinters Steuer um sich wieder durch die fast endlosen Blechlawinen von Hamburg zu quälen. Bis aufs äußerste konzentriert fuhr er zu der Wohnung von Izabella und Jamie und bemühte sich den Anweisungen seiner Tochter folgen zu können, was ihm die meiste Zeit auch gelang. Nur einmal, kurz vor dem Ziel bog er in die falsche Richtung ab. Laut fluchend wendete er den Wagen und war gewaltig erleichtert, als das Auto endlich in der Garage stand und er aussteigen konnte. "So, da wären wir. Wurde auch langsam Zeit, so unruhig wie Rebecca geworden ist. Ich glaube ihr gefällt der Fahrstil ihres Opas einfach nicht." Lachend ging er zur Haustüre und sperrte in die Wohnung, als wäre es selbstverständlich, dass er aufsperrte und nicht Izabella. Vorsichtig sah er sich um und stellte erleichtert fest, dass Gabi und seine Frau wirklich noch nichts unternommen hatten, um das kleine Chaos in den Griff zu bekommen. Noch stand alles an dem Platz wo Izabella und Jamie es hingestellt hatte. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, wie lange das noch so bleiben würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.10.2007, 21:20


    Leicht entsetzt betrat Izabella die Wohnung und schloss geräuschvoll die Tür, indem sie ihr einen harten Stoß mit dem Fuß versetzte. Zwar hatte sie in Erinnerung behalten, dass die Wohnung seit ihrem Umzug nie diese Ordnungsverhältnisse angenommen hatte, wie Jamie sie es sicherlich gewünscht hätte, doch welches Chaos wirklich herrschte, erkannte sie erst jetzt. Wie hatte Jamie das nur ausgehalten? Vereinzelt war noch Werkzeug zu finden, unausgepackte Kartons standen noch in den einzelnen Räumen, im Kinderzimmer standen die Eimer mit der Wandfarbe und in der Küche stapelten sich alte Zeitungen und sauberes Geschirr. Kopfschüttelnd betrat Izabella das Wohnzimmer und blickte hinaus in den Garten. Zumindest dort schien Ordnung zu herrschen, auch wenn sie noch nicht dazu gekommen waren, sich zu überlegen, wie sie ihr eigenes grünes Reich gestalten wollten. In der Wohnung konnte es auf keinen Fall so bleiben, wie es jetzt war. Würden Gabi und ihrer Mutter die Räume betreten, sie würden sofort damit anfangen, sich an die Arbeit zu machen und dies wollte Izabella auf jeden Fall verhindern. Rebecca war inzwischen wieder eingeschlafen und so legte sie sie auf eine weiche Decke auf dem Sofa und ging in die Küche, um das gestapelte Geschirr zu verräumen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 11.10.2007, 21:30


    Leicht erschöpft war Sören sofort zum Kühlschrank gegangen, den er und Frank am Vortag schon gesucht hatten und hatte sich einen Flasche Wasser rausgenommen. Gierig trank er sie halb leer und suchte dann mit seinem Blick wieder Izabella. Auf jeden Fall wollte er verhindern, dass sie irgendetwas unternahm, was zu anstrengend für sie sein könnte. Müde schloss er für einen Moment die Augen und versuchte sich zu erklären, warum er gar so erschöpft war, wo er doch 'nur' Autogefahren ist und keine halbe Weltreise hinter sich hatte. "Sören, du wirst alt." Leise vor sich hin murmelnd trat er an die große Tür zum Garten hinaus und blickte verträumt auf den Rasen und die vielen Bäume. Mit einem Blick erkannte er, dass sie dringend nachgeschnitten werden müssten, aber er wusste nicht wie Jamie oder gar Frank darauf reagieren würden, wenn er es einfach tat. Rasch beschloss er mit Frank darüber zu reden, da es Jamie wohl herzlich egal sein würde wie der Baum aussah, solange er im Krankenhaus lag.
    Das laute Klappern der Teller riss ihn wieder aus seinen Gedanken und erschrocken fuhr er herum. Er wollte nicht ganz glauben was er da vor sich sah und starrte einen Moment entgeistert auf Izabella. Was fiel ihr eigentlich ein, jetzt sofort nach ihrer Entlassung Teller herumzuräumen? Sie sollte auf dem Sofa oder noch besser im Bett liegen und sich entspannen. Energisch ging er auf seine Tochter zu und nahm ihr den Stapel Teller aus der Hand. "Nichts da meine liebe Tochter. Du legst dich jetzt schön brav zu Rebecca und giebst einen Frieden. Das gröbste Chaos werde ich jetzt beseitigen und damit basta."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 11.10.2007, 21:40


    Sie hatte damit gerechnet, dass ihr Vater nicht damit einverstanden sein würde, wenn sie versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen, doch sie fühlte sich weder erschöpft, noch müde. Also warum sollte sie dann nicht zumindest ein bisschen was tun? "Papa, es sind nur ein paar Teller, die keinesfalls Tonnen wiegen. Ich bin nicht schwer krank, als das ich mich schon wieder ins Bett legen müsste. Warum glaubst du wohl, war ich froh endlich aus dem Krankenhaus entlassen zu werden?" Mit einem Lächeln überließ sie ihm die Teller und wandte sich den Gläsern und Tassen zu, die verstaubt auf dem kleinen Küchentisch standen, noch so, wie sie sie damals aus den Kartons geholt hatten. Izabella konnte nicht verstehen, warum Jamie nie etwas gesagt und sie nie etwas von diesem Chaos bemerkt hatte. Nun, sie waren wohl viel zu froh gewesen, wenn sie die übrige Zeit miteinander hatten verbringen können. Da hatte man bei ein paar unaufgeräumten Gläsern ein Auge zudrücken können. Izabella nahm sich jedoch fest vor, die Wohnung vollkommen in Ordnung zu bringen, bis Jamie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ein Griff zum Radio und leise ertönte Musik, zu der Izabella glücklich zu summen begann. Mit einem Geschirrtuch in der Hand begann sie die Gläser von dem Staub zu befreien.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 12.10.2007, 13:58


    Fast schon wollte Sören zu einer Wiederrede ansetzten, beschränkte sich dann im letzten Moment doch auf ein leises Seufzen. Izabella würde jetzt nicht nachgeben und sich hinlegen, dazu funkelten ihre Augen viel zu entschlossen und wach. Auch wenn sie Recht hatte und ein paar Gläser und Teller nicht viel waren, gefiel es ihm doch nicht, was sie tat und immer öfter warf er einen prüfenden Blick auf seine Tochter. Sollte er noch einmal etwas sagen oder sie doch lieber selbst merken lassen, dass sie noch lange nicht wieder fit war? Schweigend wand er sich wieder den Tellern und Tassen zu, die sich munter auf dem Tisch und der Arbeitsplatte stapelten. Immer wieder hielt er inne und versuchte zu erkennen, ob das Chaos schon kleiner geworden war, aber er konnte immer noch keinen Unterschied zu vorher erkennen. Wie konnte man auch nur in so einem Chaos leben? "Sag mal, wie lange wohnt ihr schon in der Wohnung? Seit einer Woche? Seit ein paar Tagen? Dass du dir aber auch einen Freund suchen musstest, der das Chaos hier erträgt. Ihr hättet mich einfach anrufen sollen, und ich hätte euch das schon aufgeräumt." Lachend sah er Izabella an und musste wieder den Kopf schütteln. Dass seine Tochter mit dem Chaos zurecht kam wusste er, aber von Jamie hätte er das irgendwie nicht so gedacht.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 12.10.2007, 16:02


    "Mit Jamie habe ich mir ganz bestimmt keinen Freund gesucht, der Chaos ebenso locker erträgt, wie ich es tue. Im Gegenteil, er kann es nicht ertragen, wenn in seine geregelte Ordnung, Unordnung gerät." Mit einem fröhlichem Lächeln auf dem Gesicht unterbrach Izabella kurz ihre Arbeit und sah zu ihrem Vater. Das er immer noch nicht damit einverstanden war, was sie hier tat, konnte man an seinem Gesichtsausdruck deutlich erkennen, doch er hatte erkannt, dass er ihr die Entscheidung selbst überlassen musste. "Warum Jamie allerdings nie etwas gesagt oder etwas gegen dieses Chaos unternommen hat, kann ich mir selbst nicht erklären." Natürlich konnte sie, inzwischen zumindest. Von Anfang an hatten sie sich damit abgefunden, dass während ihrer Schwangerschaft schwere Komplikationen auftreten würden und hat von Monat zu Monat regelrecht darauf gewartet. Wie sollte sie sich also groß darüber, dass Jamie ihr nie einen Hinweis gegeben hatte, wie schreckliche Ausmaße das Chaos inzwischen für ihn angenommen hatte. Er hatte Rücksicht auf sie genommen, um sie nicht zu überfordern und so Komplikationen zu vermeiden. Nachdenklich legte Izabella das Geschirrtuch auf die Seite und begann ebenso die teils noch leeren Schränke zu füllen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 11:20


    "Und da sag noch einmal, deine schrecklichen Angewohnheiten übertragen sich nicht auf andere Menschen." Lachend sah Sören zu seiner Tochter hinüber und musste sich erneut zurück halten nichts zu sagen, weil sie in seinen Augen zu viel tat. "So, was hältst du davon, wenn wir jetzt mal Gabi und deine Mutter anrufen und dann sollen die hier mal aufräumen. Frauen können das eh viel besser. Und wenn sie dann so weit sind, können sie ja gleich auch noch was schönes kochen, nicht dass du hier verhungerst." Wie wenn das letzte Wort von Sören das Stichwort von Rebecca gewesen wäre, begann die kleine auf dem Sofa laut zu quengeln und mit den Füßen zu strampeln. Zwar waren die Bewegungen noch nicht so kräftig, dass Sorge bestanden hätte sie könnte vom Sofa fallen, aber dennoch registrierte Sören zufrieden, wie Izabella rasch alles liegen und stehen ließ und zu ihrer Tochter eilte. Immer wieder warf er einen Blick auf die beiden, machte sich dann aber doch auf die Suche nach dem Telefon um den beiden Frauen mitzuteilen, dass sie kommen konnten. So wie er seine Frau kannte, hatte sie mit Gabriele schon alles genau geplant und saßen praktisch schon in den Startlöchern um zu der Wohnung von Jamie und Izabella zu kommen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 11:30


    Izabella blickte zu ihrem Vater und lauschte seinen wenigen Worten, die er Gabi mitteilte. Es behagte ihr gar nicht, dass ihre Mutter und Gabi hier auftauchen und Hand anlegen würden. Gegen das bevorstehende gute Essen hatte sie nichts einzuwenden, aber an der Tatsache, dass die beiden Frauen wohl Ordnung in das Chaos bringen würden. Wie hatte sie es auch nur soweit kommen lassen können? Vielleicht sollte sie einfach alle Räume abschließen. Das würde ihr nicht nur die Chance bringen, selbst alles aufzuräumen, sondern ihr auch Arbeit schaffen. Arbeit, die sie in den nächsten Tagen und vielleicht Wochen von der Einsamkeit ablenken konnte. Mit einem Lächeln lehnte sich Izabella auf dem Sofa zurück und beobachtete ihren Vater, wie er im Raum auf und ab Schritt. Egal, was Gabi ihm gerade sagte, einverstanden war er damit wohl nicht. Ob sie nicht sofort kommen konnten? Rebecca lag inzwischen glücklich in ihren Armen und gab keinen Laut mehr von sich, doch Izabella hatte nicht vor, ihre Kleine sofort wieder auf das Sofa zu legen und sich der Küche zu widmen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 11:39


    "Was? Nein, schlag dir das gleich aus dem Kopf. Das kommt nicht in Frage." Mit hochrotem Kopf tiegerte Sören immer und immer wieder zwischen der Wohnungstüre und der Küche hin und her. Das was Gabi ihm da am Telefon erzählte gefiehl ihm ganz und gar nicht. "Jetzt pass mal auf. Du hast mir versprochen, dass ihr kommen könnt, sobald ich anrufe und jetzt? Ja klar verstehe ich, dass Frank noch bei Jamie im Krankenhaus ist und du gerade kein Auto hast. Aber dann warte eben solange, bis dein Mann wieder kommt. Ich setze mich heute hinter kein Steuer mehr und kurve einmal quer durch die Stadt. Ja, ja gut, dann kommt eben erst in einer Stunde." Laut seufzend beendete Sören das Gespräch und lehnte sich einen Augenblick an die kalte Wand um sich wieder zu beruhigen. Warum er sich gar so aufregte lag zwar klar auf der Hand, aber hätte man ihn danach gefrag hätte er es nicht zugegeben. Er wollte, dass alles glatt lief und seine Tochter bestens versorgt war und nicht, dass sie jetzt noch eine Stunde oder noch länger warten musste, bis es Gabi und Mathilda überhaupt erstmal zum Kochen anfangen konnten. Aber so sehr er sich auch aufregte, es hatte sich wehement geweigert die beiden Damen abzuholen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 15:15


    Zu überhören war Sörens wütender Unterton nicht gewesen, störte es ihn viel zu sehr, dass seine eigentliche Planung nun vollkommen durcheinander geriet. Auf dem Wohnzimmertisch lagen sowohl die Haustür- , als auch die Autoschlüssel und Izabella überlegte nur kurz. Sie wollte ihren Vater nicht schon wieder verärgert und wütend sehen, selbst wenn sie dieses mal nicht für seine schlechte Laune konnte. Rasch griff sie nach den Schlüsseln und stand vom Sofa auf. Mit Rebecca auf dem Arm ging sie zu ihrem Vater und ließ die Schlüssel grinsend vor seinen Augen baumeln. "Nicht aufregen, ich habe da schon eine Idee." Ohne das er nur die geringste Möglichkeit bekam, die Gedankengänge seiner Tochter zu begreifen, hielt er auch schon Rebeca im Arm. Izabella hatte nach ihrer Jacke gegriffen und war in der Küche verschwunden. Die Absätze ihrer Schuhe hörte man deutlich auf dem steinernen Fliesen und ebenso das Geräusch des Kühlschrank, als er geöffnet und wieder geschlossen wurde. "Ich hoffe, Mama und Gabi haben daran gedacht, wie leer mein Kühlschrank ist." Lachend kam Izabella aus der Küche. "Nun sieh mich nicht so an. Ich werde mich nicht ins Auto setzen und ich habe auch nicht vor mit der U-Bahn zu Gabi zu fahren, denn ich weiß selbst sehr genau, dass dies noch viel zu anstrengend für mich wäre. Aber was hältst du von einem kleinen Spaziergang?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 16:38


    Sören brauchte einige Momente bis er sich wieder gefangen hatte und Izabella folgen konnte. Aber als er ihr Strahlen auf dem Gesicht und das Funkeln in ihren Augen sah, konnte er ihr den Vorschlag nicht mehr abschlagen, und wäre er noch so sehr dagegen gewesen. "Gut, dann gehen wir spazieren. Aber nur ein bisschen und nicht zu weit. Ich werde da schon auf dich aufpassen." Lachend gab er ihr Rebecca zurück und schlüpfte seinerseits erneut in die Jacke. Zufrieden registrierte er, dass Izabella sich bereits auf die Suche nach dicken und warmen Klamotten für Rebecca gemacht hat, nicht damit sich die Kleine eine lebensbedrohliche Erkältung einfing. "Sag mal, wo habt ihr den Kinderwagen stehen? Irgendwo habe ich den doch gestern noch gesehen wie Frank und ich den Schrank aufgebaut haben." Nachdenklich versuchte Sören sich daran zu erinnern, wo er den Kinderwagen am Vortag hatte stehen sehen. War es in der Garage gewesen? Im Kinderzimmer von Rebecca oder doch auf der Terasse? Entschlossen den Wagen zu finden ging er ein paar Schritte in das Kinderzimmer, stellte aber recht schnell fest, dass er dort nicht stand. Kaum hatte er sich umgedreht und wollte durch die Küche auf die Terasse gehen, hörte er auch schon die Antwort von Izabella, der Wagen wäre in der Garage zu finden. Innerhalb kürzester Zeit hatte Sören diesen hervorgeholt und stand wieder vor der Wohnungstüre, bereit ein paar Schritte zu laufen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 16:47


    Nicht nur Rebecca war inzwischen warm eingepackt, sondern auch Izabella hatte realisiert, dass es trotz der Frühlingssonne noch reichlich kalt war und so hatte sie sich eine andere Jacke geholt. Das es ihr gut tun würde, aus der Wohnung zu kommen, stand außer Frage, würde sie sich ansonsten viel zu viele Gedanken machen. Vorsichtig legte sie Rebecca in den Wagen und breitete eine warme Decke über sie aus. Auf keinen Fall sollte ihre Kleine krank werden. "Keine Sorge Papa, wir wohnen hier nicht an der Alster, ansonsten wäre die Gefahr sicherlich groß, dass der Spaziergang etwas länger dauern würde. Aber so viel Zeit haben wir ja auch gar nicht, schließlich wollen Mama, Gabi und Frank bald kommen." Lächelnd hackte sich Izabella bei ihrem Vater ein und wollte die Wohnungstür ins Schloss ziehen, als ihr ein Gedanke durch den Kopf fuhr. "Ich bin gleich wieder da." Stürmisch lief sie zurück ins Haus und brauchte einige Minuten bis sie wieder zurück kam. In der Hand hielt sie einen kleinen Zettel, den sie an der Haustür befestigte. "Sie sollen schließlich wissen, wo wir sind."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 16:58


    Kaum stand Sören an der frischen Luft und war ein paar Schritte gegangen, konnte er sich bereits wieder entspannen. Bemüht langsam zu gehen genoss er die Ruhe die sich in der Straße breitgemacht hatte und schwieg einige Zeit, ehe er sich über belangloses mit Izabella unterhielt. Diese Momente, das wusste er jetzt schon, würden genau die sein, die er in Schweden wieder vermissen würde. Einfach ein wenig mit der Tochter spazieren gehen und sich ganz zwanglos unterhalten, ohne dass das Gespräch groß einen Sinn ergeben musste. Zwar hatte er auch einen Hang zu hoch komplizierten Gesprächen, aber nur zu oft konnte er mit Mathilda nicht darüber diskutieren, weil diese nach einem ganzen Tag in dem kleinen Laden zu müde und erschöpft war. "Wollen wir langsam wieder zurück gehen? Du siehst schon etwas blass aus Izabella und ich denke heute nacht wirst du auf jeden Fall schlafen können. Dafür hatte der Tag zu viele Aufregungen parat, nicht?" Sanft dirigierte er den Kinderwagen von Rebecca, die entweder tief schlief oder friedlich im Wagen lag wieder zurück in Richtung Wohnung. Wenn Gabi das hielt was sie versprochen hatte, dann müssten sie eigentlich schon gekommen sein, und er wollte auch Izabella nicht mehr zu lange auf ein gutes Abendessen warten lassen.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 17:07


    Der Spaziergang hatte ihr zweifellos gut getan, doch Izabella war froh, als ihr Sören vorschlug den Rückweg anzutreten. Noch war es für sie anstrengend so lange auf den Beinen zu sein, auch wenn sie glaubte, sich mehr zumuten zu können. Als sie in ihre Straße einbogen, sahen sie bereits Franks und Gabrieles Auto vor dem Haus stehen. Freudig ging Izabella sofort schneller und konnte es kaum erwarten ihre drei weiteren Besucher zu begrüßen. Diese warteten auch schon ungeduldig vor der Tür, war Gabi schließlich nicht entgangen, wie sehr es Sören störte, dass sie nicht pünktlich kommen konnten. Fast wie ein kleines Kind stürmte Izabella auf Gabi, Frank und Mathilda zu und begrüßte sie freudestrahlend. Seit sie erfahren hatte, das sie das Krankenhaus verlassen durfte, sah sie von Stunde zu Stunde fröhlicher aus und man merkte ihr von dem Stress der letzten Tagen kaum noch etwas an. "Bevor ich euch jetzt in die Wohnung lasse, müsst ihr mir etwas versprechen. Ihr startet keine große Aufräumaktion, sondern wir genießen einen lustigen Abend zusammen."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 17:14


    "Also ich bin sofort dabei. Mir braucht ihr das nicht zu sagen", lachend umarmte Frank Izabella und legte ihr leicht einen Arm um die Hüfte und zog sie mit in die warme Wohnung. "Dass du nicht aufräumen wirst, war uns schon klar. Schließlich hat Jamie seinen Tick nach Ordnung auch von mir." Breit grinsend, und gut gelaunt konterte Gabi zurück und lud gemeinsam mit Mathilda die Einkäufe aus dem Auto und brachten sie ins Haus. Über das was sie am Abend kochen wollten, waren sich die beiden Frauen lange nicht einig geworden. Mathilda hatte gefordert etwas schwedisches zu kochen, um Izabella noch besser zu Hause wilkommen zu heißen. Als Gabi aber gehört hatte, was Mathilda kochen wollte, hatte sie wiedersprochen und irgendwann waren sich die beiden sogar einig geworden, dass es einen einfachen Nudelauflauf mit Salat und einer schwedischen Nachspeise gab. "Izabella, du bist aber schon einverstanden, wenn deine Mutter und ich die Küche unter Beschlag nehmen und hier in Ruhe kochen oder? Lass den beiden Großvätern ihre Freude mit ihrer Enkeltochter, weil ich glaube glücklicher könntest du sie im Moment gar nicht machen." Zwinkernd schob Gabi Izabella ins Wohnzimmer und warf einen kurzen Blick auf Sören und Frank wie sie darüber disskutierten wie man Rebecca am besten aus dem Bettchen holte ohne ihr weh zu tun.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 17:22


    "Natürlich, die Küche gehört heute Abend euch. Zwar haben Papa und ich dort schon versucht etwas Ordnung zu schaffen, aber gelungen ist es uns nicht." Erschöpft von dem langen Tag ließ Izabella sich auf das Sofa sinken und griff nach der kuscheligen Decke die dort lag. Ihr war es ganz recht, dass alle etwas zu tun hatten und auch Rebecca gut versorgt war. So konnte sie sich etwas Ruhe gönnen, wäre es ihr im Moment sogar ziemlich egal gewesen, wenn alle im Haus damit begonnen hätten das Chaos zu beseitigen. Gähnend ließ sie ihren Kopf auf ein Sofakissen sinken und regestrierte nur noch benommen, dass Gabi ihr antwortete.
    "Izabella, dein Vater meinte eben..." "Psst, siehst du nicht, das sie schläft." Kopfschüttelnd kam Gabi aus der Küche gestürzt und hielt Frank schnell zurück, als dieser freudestrahlend mit Rebecca auf dem Arm ins Wohnzimmer gehen wollte. "Wir sollten froh sein, dass sie sich Ruhe gönnt ohne das wir ständig von irgendwelcher Arbeit zurück halten müssen. Du kennst Izabella doch." Gabis strenge Gesichtszüge wurden sofort wieder weich und fröhlich, als sie Rebecca ansah und ihr kurz über den Kopf fuhr.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 17:34


    Leise zogen sich Frank und Sören wieder zurück und legten Rebecca zurück in den Kinderwagen, wo sie es am wärmsten hatte und sahen ihr noch zu, bis sie wieder eingeschlafen war. "So schön müssten wir es auch mal haben. Einfach den ganzen Tag schlafen." Lachend sahen sich die beiden Männer an und überlegten was sie noch anstellen konnte, bis das Essen fertig war. Irgendetwas mussten sie tun, sonst würden sie zum Schluss nur ihren Frauen im Weg herum stehen. Ein kurzes Nicken reichte und sie drehten sich fast gleichzeitig um und verschwanden im neuen Kinderzimmer von Rebecca. Dort lagen noch genügend Sachen herum, die sie in aller Ruhe zusammenbauen konnten, ohne dass es irgendjemanden gestört hätte. Für Izabella wäre es noch zu anstregengend gewesen und Jamie würde es auch noch nicht machen können, sollte er erstmal aus dem Krankenhaus entlassen werden. Den Radio leise gestellt begannen sie als erstes, das Kinderbettchen noch voll fertig zusammenzubauen und widmeten sich dann der Wickelkomode. Völlig in ihre Arbeit versunken, merkten sie nicht, wie schnell die Zeit verging und brauchten auch mehrere Male, bis sie Gabi hörten, die zum Essen rief.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 13.10.2007, 17:46


    "Ich glaube, in den nächsten Tagen wissen wir beide sehr wohl, womit wir uns beschäftigen können." Lachend legte Frank das Werkzeug aus der Hand und stand auf, um kurz ihr Werk zu betrachten, bevor er das Kinderzimmer verließ. Sie hatten in der kurzen Zeit viel geschafft und das Kinderzimmer sah inzwischen viel freundlicher aus, nicht mehr wie eine Abstellkammer. Aber auch Mathilda und Gabi waren fleißig gewesen, hatten sie den Tisch wunderbar gedeckt und das Essen duftete köstlich. "Wir sollten Izabella schlafen lassen, so bleibt mehr für uns", grinste Frank und beugte sich sofort über die Schüssel mit Nachtisch, um davon zu kosten. Dazu kam er jedoch nicht, wurde zuvor die Schüssel vor ihm in Sicherheit gebracht. "Das hättest du vielleicht gerne, aber die Chance bekommst du leider nicht. Izabella ist längst wach und kümmert sich um Rebecca." Mit einem aussagekräftigen Blick setzte Gabi die schüssel mit der Nachspeise wieder auf dem Tisch ab und wollte sofort wieder den Raum verlassen, um Izabella zu holen. Frank reagierte jedoch schnell und hielt sie zurück. "Willst du sofort riskieren, dass wir Izabella zu viel werden?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 13.10.2007, 18:17


    "Du hast ja Recht Frank, aber es fällt mir halt nicht einfach. Ich glaube es wäre für uns alle, und wohl am meisten für Izabella, am einfachsten wenn Jamie nicht im Krankenhaus liegen würde. Aber das können wir ja nicht ändern, auch wenn wir es wollen." Einsichtig, dass es nichts bringt, wenn sie Izabella jetzt schon wieder störte und sie zum Essen holte ließ sich Gabi am Tisch nieder und griff nach ihrem Wasserglas. Den prüfenden Blick auf ihr Armbanduhr konnte sie nicht verhindern, und wurde mit jeder Minute, die Izabella nicht zurück kam nervöser. Sollte sie zum Schluss einen Schwächeanfall bekommen haben? War es wirklich richtig, wenn sie nicht nachsahen? Unsicher ob Izabella es wirklich wollte stand Gabi wieder auf und wollte gerade zum Wohnzimmer gehen, als es an der Haustüre klingelte. Fragend drehte sie sich um und blickte Frank an. Wer sollte heute noch vorbeikommen, wo doch die wenigsten wussten, dass Izabella heute aus dem Krankenhaus entlassen worden war? Schnell eilte sie zur Türe und öffnete sie stürmisch. "Was wollen Sie? Die Besitzer sind nicht zu Hause." Ohne genau hinzusehen, wer überhaupt vor der Türe stand, versuchte sie den Besuch abzuwimmeln.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 11:13


    Frank hörte Gabis abweisende Stimme und schob schnell seinen Stuhl zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Als er auf den Gang hinaus trat, sah er das im Wohnzimmer Licht brannte und noch bevor er einen Blick in den Raum werfen konnte, wurde das Licht verlöscht und Izabella kam ihm mit einem glücklichen Ausdruck in den Augen entgegen. Den Ruf von Gabi und Mathilda, dass das Essen fertig war, hatte Izabella nicht überhört, doch sie hatte in diesem Moment die Nähe zu Rebecca nicht aufgeben wollen und so war sie im Wohnzimmer geblieben. Rebecca war längst wieder eingeschlafen, als der schrille Ton der Türklingel ertönte. Schreiend erwachte ihr Töchterchen aus dem Schlaf und Izabella hatte Mühe sie wieder zu beruhigen. "Haben Gabi und Mama wieder einmal so viel gekocht, dass ihr noch Besuch einladen musstet?", amüsiert zwinkerte Izabella Frank zu und trat an die Haustür. Innerhalb einer Sekunde gefror ihr Lächeln zu Eis, ihre Augen weiteten sich entsetzt und ein Adrenalistroß erfasste sie. Zitternd drängte sich Izabella an Gabi vorbei, drückte Rebecca dabei schützend an sich. "Ist etwas mit Jamie? Nun sag' schon, ist etwas mit Jamie passiert? Geht es ihm schlechter? Gab es Komplikationen? Was ist passiert?" Schrill schrie sie ihrem Besuch die quälenden Fragen fast entgegen, rechnete längst mit dem schlimmsten.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 15:15


    Schon bei den Abweisenden Worten von Jamies Mutter war Philipp unwillkürlich ein paar Schritte zurück gewichen und wollte gerade wieder gehen, als Izabella in die Tür trat. Dass sein Auftauchenen so einen Schock bei ihr auslösen würde, hätte er nicht für möglich gehalten, wo er sich doch nur erkundigen wollte, wie es ihr ging. Vorsichtig ging er wieder ein paar Schritte auf die Haustüre zu und wollte Izabella schon fast am Handgelenk fassen, als er es sich doch anders überlegte. "Nein, mit Jamie ist nichts. Es geht ihm gut, ich soll dir einen Gruß von ihm ausrichten. Eigentlich bin ich auch nur gekommen, weil ich sehen wollte wie es dir geht, aber wenn ich so unerwünscht bin, bitte, ich kann auch wieder gehen." Leicht eingschnappt von ihrem harten Angriff drehte er sich langsam wieder um, nicht ohne zuvor noch einmal einen fragenden Blick zu Izabella zu werfen. Er hatte ihr am Vormittag eigentlich noch sagen wollen, dass er gerne vorbei schauen würde, um zu sehen ob sie zu Hause zu Recht kam, aber die Hektik im Krankenhaus hatte es ihm unmöglich gemacht, sich besser um Izabella zu kümmern.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 15:31


    Benommen schüttelte Izabella den Kopf und war nicht fähig die Situation zu begreifen. Wie hatte sie nur so reagieren können? Glaubte sie wirklich allen ernstes, nur weil Philipp auftauchste, würde es Jamie schlechter gehen. Es war ihre tief sitzende Angst, die ihr immer wieder diese Streiche spielten und sie so ausrasten ließ. Izabella spürte eine Hand auf ihrer Schulter und sah Frank, der sie in diesem Moment wohl nur zu gerne in eine tröstende Umarmung gezogen hätte, doch sie zeigte ihm mit einem deutlichen Blick, dass alles okay war. "Philipp warte. Es tut mir Leid. Keiner hat gesagt, das du hier unerwünscht bist. Bitte bleib." Eilig löste sich Izabella von Frank und lief Philipp die wenigen Schritte nach, die er sich bereits entfernt hatte. Wie sehr hatte sich Jamies Kollege in den letzten Tagen doch verändert. Izabella erkannte ihn kaum wieder und dies war wohl auch ein Grund, weshalb sie gerade so überreagiert hatte. Wann wäre es Philipp schließlich schon einmal in den Sinn gekommen, sie zu besuchen? Er war doch eher froh gewesen, wenn er in seiner Freizeit seine Ruhe hatte.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 15:39


    "Izabella glaub mir, es ist wirklich nichts mit Jamie. Außer vielleicht, dass er Malte, Anna und mich nervt und am liebsten auch schon entlassen worden wäre geht es ihm und uns mit der Situation im EKH ganz gut." Grinsend blieb er stehen und drehte sich wieder zu Izabella um, die immer noch Rebecca auf dem Arm hatte und schon wieder wesentlich friedlicher dreinschaute. "Was hältst du davon, wenn wir jetzt wieder rein gehen, ehe Rebecca oder sogar du sich noch eine gewaltige Erkältung holt? Ich habe keine Lust dich jeden Tag zu besuchen, verstanden?" Freundschaftlich und sich selbst noch fremd legte er ihr einen Arm um die Schultern und führte sie rasch zurück in die warme Wohnung. Auch wenn es oft unterschätzt wurde, holte man sich gerade im Frühling schneller eine Erkältung als wann anders und er wollte auf keinen Fall, dass Rebecca, die eh schon zu früh zur Welt gekommen war mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung erneut im Krankenhaus lag. "Es macht dir wirklich nichts aus, dass ich euch so störe? Ihr wolltet doch bestimmt einen gemütlichen Abend in kleiner Familienrunde verbringen oder? Wenn ich dir zu viel werde, dann sag es mir, ja?"



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 15:47


    "Nein, du störst wirklich nicht. Zum Essen werden wir mehr als genug haben außerdem würde ich doch etwas vermissen, wenn ich dich nicht nerven könnte." Grinsend ließ sich Izabella von Philipp ins Haus führen und während Gabi und Frank wieder an den gedeckten Tisch zurück gingen, verschwand Izabella im Kinderzimmer. Rebecca sollte in Ruhe schlafen können und das konnte sie in diesem Moment wohl nur in ihrem eigenen, kleinen Bettchen. Liebevoll brachte Izabella ihr Töchterchen ins Bett und trennte sich nur ungern von ihr. Dass im Kinderzimmer sich einiges verändert hatte, wurde ihr erst bewusst, als sie die Tür anlehnte und sie sich noch einmal das Zimmer vor Augen rief. Heute Nachmittag hatte es noch ganz anders ausgesehen. "Papa, Frank, könnt ihr mir verraten, wer Rebeccas Zimmer so auf den Kopf gestellt hat? Euch kann man wirklich keinen Augenblick alleine lassen." Lachend betrat Izabella das Zimmer und ließ sich neben Philipp am Tisch nieder. Eigentlich hatte sie keinen großen Hunger und würde eher ihr Bett bevorzugen, doch sie wollte nicht unhöflich erscheinen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 15:56


    Fragend sahen sich Sören und Frank an und setzten beide gleichzeitig ein unschuldiges Gesicht auf. "Wir sollen das Kinderzimmer deiner Tochter verwüstet haben? Izabella meine liebe, wir haben es aufgeräumt und aufgebaut." Lachend widmeten sich Sören und Frank wieder ihrem Abendessen und man merkte den beiden deutlich an, dass sie auch in den nächsten Tagen noch so einiges in der Wohnung verändern würden, und wenn sie nur die ganzen restlichen Möbel aufbauten oder das Kinderzimmer fertig strichen. "Keine Sorge Izabella, ich glaube uns wird schon noch genügend Unfug einfallen, den wir anstellen könnten." Kopfschüttelnd beobachtete Philipp die beiden Männer und musste unwillkürlich grinsen. Die gegenseitigen Scherze, und die ständige Laune irgendetwas anzustellen, erinnerte ihn irgendwie an sich und Malte, auch wenn er es wohl kaum gerne zugeben würde, dass ihm diese Albereien Spass machten. Vorsichtig schielte er immer wieder zu Izabella hinüber, die von Minute zu Minute fast schon blasser zu werden schien und lustlos in ihrem Essen herumstocherte. Langsam und möglichst unauffällig beugte er sich zu ihr hinüber. "Sag mal, willst du dich nicht lieber schlafen legen? Du siehst fertig aus. Und deine Kraft wirst du die nächsten Tage schon noch brauchen können."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 16:05


    Erschrocken blickte Izabella von ihrem Teller auf, als sie Philipps gesenkte Stimme hörte. Sie war in ihre Gedanken versunken gewesen und hatte sich kaum auf die Gespräche am Tisch konzentriert. Sie hatte nicht einmal den Tatendrang der beiden Großväter regestriert, den sie ansonsten sehr wohl unterbunden hätte. "Ja, vielleicht ist es besser und ich höre auf meinen behandelnden Arzt, ansonsten wird dieser ja wohl keine Ruhe geben." Dankbar lächelnd schob Izabella ihren Teller zurück und stand auf. "Seid mir nicht böse, wenn ich jetzt schon verschwinde, aber ich glaube, ich gönne mir jetzt schon etwas Schlaf, bevor Rebecca mich spätestens in zwei Stunden wieder weckt." Wenige Minuten später ließ Izabella sich müde in ihr Bett sinken und war auch sofort eingeschlafen.

    *****

    Sanft fuhr der laue Frühlingswind durch die Stäbe des Klangspieles und entlockte ihm einen strahlend hellen Klang, welcher sich sofort mit den idyllischen Tönen der Natur verband. Ein wunderbarer Duft nach frisch gemähtem Gras lag in der Luft, doch kaum betrat man die Terrasse stieg einem der himmlische Geruch von gebackenem Apfelkuchen in die Nase, der einen in die Küche locken wollte. Sören viel es an diesem Tag nicht schwer sich dieser Versuchung zu widersetzen, war er mit seiner eigenen Arbeit viel zu beschäftigt. In den vergangenen Wochen war der Frühling endgültig nach Hamburg zurück gekehrt, hatte die ersten Blumen an die Tagesoberfläche befördert und die Tiere aus ihrem Winterschlaf geweckt Dies bedeutete aber auch Arbeit, denn der Garten von Jamies und Izabellas Wohnung war längst zu einem kleinem Urwald geworden. Den ganzen Vormittag über hatte Sören sich mit Freude diesem Urwald gewidmet, den Rasen gemäht, die Bäume gestutzt, die Terrasse gereinigt und neue Blumen gepflanzt. Die letzte Aufgabe bestand nur noch darin die Gartenmöbel vom Schmutz des Winters zu befreien, doch zunächst wollte er sich eine kleine Pause gönnen. Rasch griff er nach seiner inzwischen leeren Wasserflasche und ging den kurzen Weg zur Terrasse, wo Rebecca friedlich in ihrem Kinderwagen schlief und Sören hätte seine kleine Enkelin gerne auf den Arm genommen, doch ein Blick auf seine verdreckten Hände hielt ihn dann doch davon ab. Schnell schlüpfte er aus seinen Schuhen und ging in die Wohnung.
    Schmunzelnd lehnte er sich gegen den Türrahmen der Küche. „Hattest du mit unserer Tochter nicht eigentlich vereinbart, dass sie heute für uns kocht? Ich kann sie nirgends sehen.“ Drei dampfende Kochtöpfe standen auf der Herdplatte, der frisch gebackene Apfelkuchen auf dem Küchentisch und Mathilda war soeben dabei mehrere Zwiebeln ganz fein zu schneiden. Lächelnd blickte sie auf. „Hast du es vorhin über das Herz gebracht sie zu wecken?“ „Nein.“ „Eben.“ Sören hatte die Küche betreten und wollte seine Arme liebevoll um Mathilda schlingen, in der Hoffnung etwas von dem leckerem Essen abzubekommen. „Wenn du nicht weißt was du tun sollst, wasch dir erst einmal die Hände und dann kannst du den Tisch decken.“ „Ja, Mama.“ Mit einem genervten, kindlichen Unterton ließ Sören von seinem Vorhaben ab, um sich auf den Weg ins Badezimmer zu machen. Konnte es dabei jedoch nicht unterlassen einen kurzen Blick in das abgedunkelte Schlafzimmer zu werfen. Auf den ersten Blick wirkte der Raum leer und verlassen, doch sah man genauer hin konnte man Izabellas Locken entdecken, welche unter der Bettdecke hervor blitzten. Nein, er hätte es wirklich nicht über das Herz gebracht sie zu wecken. Dass sie immer noch tief und fest schlief zeigte nur, auf wie viel Schlaf sie in der Nacht wohl verzichten musste. Leise griff Sören nach der Türklinke, als Izabella sich im Schlaf drehte. Auf ihrem Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln und sie sah einfach nur süß aus, wie sie in dem großen Bett, in einem von Jamies T-Shirts lag und schlief. Behutsam schloss Sören die Tür und ging ins Bad. Bei Izabellas Anblick schmerzte der Gedanke, dass sie bald wieder nach Schweden zurück kehren mussten, nur noch mehr.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 16:29


    "Nein Jamie, sag dass das jetzt nicht wahr ist!" Genervt eilte Anna in das Zimmer von Jamie und sah ihn streng an. "Was brauchst du diesmal? Passt der Gips nicht? Ist die Schiene verrutscht? Tun dem Herrn die Rippen weh oder was ist es dann?" Breit grinsend, und bestens gelaunt, schwang Jamie die Beine aus dem Bett und griff nach den Krücken die neben dem Bett standen. Geschickt stützte er sich darauf ab und humpelte zu seinem Schrank. "Ach eigentlich fehlt mir nichts. Ich wollte vielleicht nur nicht alleine sein. Oder doch, mir fehlt doch etwas. Frag Malte, wie lange er noch braucht." Wild argumentierend drehte sich Anna um und verließ den Raum ohne ein einziges Wort. Am liebsten hätte sie ihren Kollegen irgendeine Beruhigungsspritze verpasst, nur damit er leise war und sie ihre Arbeit erledigen ließ. Seit er am Morgen von Dr. Dietrich persönlich erfahren hatte, dass er am Nachmittag entlassen werden konnte, hatte es keine zehn Minuten gegeben, wo er nicht unter irgendeinem Vorwand geklingelt hatte und irgendetwas gebraucht hatte. "Danke auch für das nette Gespräch." Leise murmelnd ließ sich Jamie auf dem Besucherstuhl nieder und begann seine Sachen aus dem Schrank zu räumen. Was er anziehen sollte, wusste er immer noch nicht, schließlich würde er mit der Schiene und dem dicken Gipsfuß in keine seiner Hosen passen, und so scharf war er auch nicht darauf, bei einer den Hosenfuß abzuschneiden.
    "So du Nervensäge, dann wollen wir mal." Noch konnte Malte breit grinsend, wenn er Jamie so da sitzen sah. Den Fuß dick in Gips und im Oberkörper noch etwas unbeweglich, dank der gebrochenen Rippen. Es tat ihm gut, den sonst so sportlichen Kollegen einmal gehandicapt zu sehen und schneller sein zu können wie dieser. "Sag mal, willst du keine Hose anziehen?" Lachend zog Malte wahllos eine der ausgewaschensten Jeans aus Jamies Reisetasche und begann schnell einen Hosenfuß abzutrennen. "Sag mal spinnst du Malte? Du kannst doch nicht einfach ..." "Doch kann ich und jetzt los, ich habe bereits seit einer viertel Stunde Feierabend und will endlich nach Hause." Rasch gab sich Jamie geschlagen und schlüpfte umständlich in seine Hose, ehe er sich erneut auf die Krücken stützte und Malte aus dem Zimmer und aus dem Krankenhaus folgte. Immer und immer wieder versuchte Jamie den Kollegen in irgendein Gespräch zu verwickeln, zu aufgeregt war er, endlich wieder nach Hause zu kommen und wieder bei Izabella und Rebecca zu sein. "Jamie, kannst du mir einen Gefallen tun? Halt einfach die Klappe, ja?" "Ja ja schon gut." Leich beleidigt ließ sich Jamie auf den Beifahrersitz fallen und von Malte nach Hause fahren.

    "Du kannst mich dann hier rauslassen. Den Rest will ich zu Fuß gehen." Entschlossen bat er Malte den Wagen abzustellen, damit er die letzten paar Hundert Meter zu der Wohnung selbst laufen konnte. Er spürte, dass er die Anstrengung brauchen konnte, um nicht mehr ganz so aufgedreht zu sein, wenn er nach Hause kam. Er hatte extra allen im Krankenhaus gesagt, dass sie Izabella nichts davon sagen durften, wollte er seine Freundin doch damit überraschen. Was er allerdings nicht wusste war, dass Malte Izabellas Eltern angerufen hatte und es diesen mitgeteilt hatte. Sein Auftauchen würde also nur für Izabella eine Überraschung sein, nicht aber für Sören und Mathilda. Bemüht nicht über seine Krücken zu fallen ging er zu der Wohnung und klingelte einmal so kurz er konnte, damit er die schlafende Rebecca womöglich nicht aufweckte.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 16:50


    Wie elektrisiert sprang Mathilda von ihrem Stuhl auf, als sie das kurze Geräusch der Klingeln vernahm. Seit Malte sie heute Mittag darüber unterrichtet hatte, dass Jamie nach Hause kommen würde, hatte sie nervös damit begonnen die Wohnung in Ordnung zu bringen. Keine Minute hatte sie ruhig sitzen bleiben können und hatte sich in der letzten Viertelstunde regelrecht dazu zwingen müssen, sich mit Rebecca auf den Arm, auf die sonnige Terrasse zu setzen. Sören arbeitete wieder im Garten und Izabella war nur zum Mittagessen kurz aufgestanden und hatte sich danach erneut ins Bett gelegt, zu anstrengend war einfach die Nacht gewesen. Hatte ihr all ihre übrige Energie gekostet.
    Mathilda hätte in diesem Moment gern ihre Tochter geweckt, schließlich sollte diese den Moment nicht verschlafen, in dem Jamie nach Hause kam, doch auf der anderen Seite wusste sie, wie anstrengend Rebecca in der Nacht sein konnte. So ließ sie Izabella schlafen und ging selbst zur Tür. Sören schien das kurze Klingeln überhört zu haben und bemerkte erst wenige Minuten später, dass Mathilda im Haus vershwunden war. Konnte sich jedoch bereits vorstellen, warum. Grinsend ließ er seine Arbeit liegen und ging ebenfalls ins Haus, um Jamie zu begrüßen. "Na, haben sie dich endlich gehen lassen?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 16:56


    Freudig begrüßte Jamie Sören und Mathilda und schloss die Wohnungstüre leise hinter sich. So glücklich wie er in dem Moment war, war er nicht mal am Morgen gewesen, als sie ihm gesagt hatten, dass er entlassen wurde. Erst bei Sörens Aussage wurde er stutzig, hörte sich doch alles danach an, als hätten die beiden gewusst, dass er nach Hause kam. "Ihr wusstet, dass ich heute entlassen werde oder? Aber Izabella ...", setzte er an und ließ die Reisetasche leise auf den Boden sinken. Eilig stellte er die Krücken in die nächste Ecke und nahm Mathilda seine Tochter ab. Augenblicklich versank er in dem Anblick von ihr und merkte wieder, was er die letzten zwei Wochen so vermisst hatte. Zwar hatte ihn Izabella jeden Tag besucht, aber nie war wirklich die Ruhe da gewesen, sich alleine mit seiner Tochter zu beschäftigen. "Na meine kleine Maus. Wo hast du denn die Mama versteckt, hm?" Suchend blickte er ins Wohnzimmer und in die Küche, konnte Izabella aber nirgends entdecken. Wo sollte sie sonst sein, wenn nicht in der Wohnung? Zu oft hatte sie ihm in den letzten Tagen erzählt, wie anstrengend die Nächte doch immer waren und wie wenig Schlaf sie da immer fand.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 17:02


    "Malte hat uns kurz darüber informiert, dass du heute nach Hause kommen würdest, aber keine Sorge Izabella weiß nichts davon. Konnten wir uns doch denken, dass du sie mit deiner Rückkehr überraschen wolltest." Schnell beruhigte Sören Jamie in seiner Vermutung und beobachtete lächelnd, wie glücklich Jamie in diesem Moment war. Jetzt war die kleine Familie wieder vereint und das bedeutete für Izabella, dass sie sich auch langsam Ruhe gönnen konnte. Sie musste sich keine Sorgen mehr um Jamie machen und bei jedem Anruf Angst haben, es wäre das EKH. Die Angst hatte sie in den letzten Wochen nicht los gelassen, obwohl es Jamie von Tag zu Tag besser gegangen war. Mathilda war Jamies suchender Blick nicht entgangen und rasch wollte sie sich von der Haustür lösen und zum Schlafzimmer gehen, um Izabella zu wecken. "Ihr könnt schon einmal auf die Terrasse gehen, ich hole Izabella. Vorausgesetzt, ich bekomme sie wach. Aber dazu wird wohl nicht viel nötig sein, wenn ich ihr sage, wer hier auf sie wartet."



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 17:09


    "Nein, lass das mal mich machen." Fast schon hastig und schnell gab Jamie seine Tochter zurück in die Arme von Mathilda und griff nach seinen Krücken. Er hatte sich schließlich etwas dabei gedacht, als er gesagt hatte, dass Izabella nichts davon erfahren durfte. So leise wie möglich machte er sich mit den Krücken auf den Weg zu der geschlossenen Schlafzimmertüre. Bemüht keinen unnötigen Lärm zu verursachen öffnete er die Türe einen Spalt breit und zwänge sich hindurch. Sich an die Wand lehnend beobachtete er seine Freundin lange Zeit, wie sie sich ruhig im Schlaf wälzte und bei jeder Bewegung sein altes T-Shirt zum Vorschein kam. Sie trug immer noch am liebsten das T-Shirt, das er ihr ganz am Anfang als Nachthemd gegeben hatte, egal wie alt es inzwischen schon war. Ganz vorsichtig ließ er sich auf der Bettkante nieder und strich ihr sanft die blonden Locken aus dem Gesicht, ehe er sich zu ihr hinunter beugte und sie sanft küsste. "Aufstehen du Schlafmütze, du hast jetzt schon genug geschlafen." Flüsternd weckte er sie auf und wartete auf ihre erste Reaktion. Er ahnte, dass sie seine Entlassung genauso glücklich machte, wie ihn selbst auch, dennoch wusste er nicht ganz wie sie reagieren würde.



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 17:16


    So erschöpft, wie heute hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt und sie war froh darüber gewesen, als ihre Eltern ihr Rebecca abnahmen und Gabi und Frank versicherten, bei Jamie nach dem Rechten zu sehen. Nur so hatte Izabella in einen ruhigen Schlaf sinken können, der ihr die nötige Energie für eine neue Nacht bringen würde. Das jemand den Raum betreten hatte, war nicht in ihr Bewusstsein vorgedrungen, selbst als Jamie sie nun sanft küsste, realisierte sie nicht, dass es eigentlich gar nicht sein konnte, das Jamie bei ihr war. Müde drehte sie sich auf die andere Seite, hielt die Augen geschlossen und gab nur ein unverständliches 'Noch fünf Minuten' von sich. Vollkommen benommen von dem tiefen Schlaf war ihr in diesem Moment alles egal, sie war nicht einmal fähig darüber nachzudenken, was soeben geschah. Sie wollte nur eines - schlafen. Vielleicht würde sie es so noch schaffen, abends ins Krankenhaus zu fahren, um Jamie zu besuchen, damit er nicht ganz auf sie verzichten musste.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 17:22


    "Nichts da. Es gibt keine fünf Minuten mehr. Die bekomme ich von dir auch nie." Lächelnd erhob er sich und humpelte um das Bett herum auf die andere Seite. So vorsichtig wie möglich legte er sich neben sie und schob vorsichtig seine kalte Hand unter ihre warme Bettdecke. Zärtlich legte er sie ihr auf den Bauch, so wie er es auch immer gemacht hatte, als sie noch mit Rebecca schwanger gewesen war. Zögerlich beugte er sich nochmal über sie und küsste sie diesmal fordernder auf die Lippen. Zufrieden registrierte er, dass sie langsam wacher wurde. "Tu mir doch den Gefallen, hm? Ich will doch nicht ganz umsonst aus dem Krankenhaus entlassen worden sein und meine Kollegen aufgeregt haben." Breit grinsend ließ er sich zurück auf das Kissen sinken und blieb neben ihr liegen, die eine Hand immer noch auf ihrem Bauch, wo er sanft mit den Fingern über die noch recht frische Narbe strich. Wie anstrengend mussten für sie nur die letzten Nächte gewesen sein, wenn sie mitten am Nachmittag so tief und fest schlief, dass sie nicht mal aufwachte, wenn man sie weckte?



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 17:31


    Izabella erschauderte, als sie Jamies Hand auf ihrem warmen Bauch fühlte und sie wollte sich schon fast auf die andere Seite drehen, als ein Gedankenblitz durch ihren Kopf jagte. Nein, das konnte nicht sein, das war alles ein Traum, wenn auch dieses mal ein guter. Langsam kämpfte sie sich aus ihrem Tiefschlaf und versuchte zu begreifen, was hier gerade geschah. Es war seine Stimme, seine zärtlichen Berührungen und doch war es so unrealistisch. Izabella hielt ihre Augen geschlossen, wollte sie nur ungern aus ihrem Traum aufwachen und ein leeres Bett vorfinden, doch ihre Hand wanderte vorsichtig zu ihrem Bauch und berührte seine kalten Finger. Es war kein Traum, Jamie lag tatsächlich neben ihr. Glücklich schlug Izabella ihre Augen auf und am liebsten wäre sie Jamie stürmisch um den Hals gefallen, ließ es aber dann doch sein, weil sie schnell genug realisierte, dass seine gebrochenen Rippen ihm immer noch Schmerzen bereiteten. "Sag bloss du bist an meinem Wachpersonal vorbei gekommen." Mit einem freudigen Strahlen in den Augen drehte sie sich zu ihm um und kuschelte sich eng an ihn.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 17:39


    Glücklich zog er sie noch ein Stück näher an sich heran und genoss es sie endlich wieder im Arm halten zu können. Zwar waren es im Prinzip nur ein paar Wochen gewesen, aber er hatte es dennoch schrecklich vermisst einfach neben ihr im Bett zu liegen und ihre Nähe zu spüren. "Ich glaube ich bin deinem Wachpersonal einfach so lange auf die Nerven gegangen, bis sie mich freiwillig haben laufen lassen." Vorsichtig griff er nach der Bettdecke und zog sie wieder über Izabella, die bereits schon wieder eine Gänsehaut an den Armen hatte. "Weißt du wie schrecklich ich euch vermisst habe die letzten Tage? Je besser es mir ging, und je länger ich wach war, desto schlimmer wurde es. Ich glaube wir beide haben die nächsten Tage einiges nachzuholen." Schelmisch grinsend drehte er sich vorsichtig auf die Seite und stützte sich so mit den Armen ab, dass er seinen Brustkorb nur so wenig wie möglich berührte. "Was hältst du davon, wenn wir jetzt erstmal den Apfelkuchen deiner Mutter verschwinden lassen und uns dann gemeinsam Rebecca widmen? Ich glaube ich kenne noch nicht mal die schlimmsten Eigenschaften meiner Tochter."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 17:46


    "Keine Sorge, es wird nicht lange dauern, bis du diese Eigenschaften live erleben kannst. Allerdings wirst du dazu die Nacht nützen müssen, denn tagsüber ist unsere Kleine ein absoluter Sonnenschein." Lächelnd schloss Izabella die Augen und hatte eigentlich keine große Lust aufzustehen und das warme Bett zu verlassen. Selbst der frischgebackene Apfelkuchen reizte sie nicht großartig und müde streckte sie sich unter der warmen Decke. Hatten ihre Eltern gewusst, dass Jamie heute das Krankenhaus verlassen durfte? Wahrscheinlich, ansonsten hätten sie sie wohl kaum so tief und fest schlafen lassen, sondern hätten immer wieder nach ihr gesehen, ob es ihr auch wirklich gut ging. "Wir haben dich auch vermisst und ich bin froh, dass du endlich wieder da bist. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du noch länger hättest im EKH bleiben müssen. Wahrscheinlich hätte ich irgendwann meine Sachen gepackt und hatte mir im EKH ein Zimmer geben lassen." Gähnend richtete sich Izabella auf und fuhr sich durch ihre Locken. Egal wie müde sie jetzt noch war, sie konnte sowieso nicht mehr weiter schlafen, also warum sollte sie dann nicht aufstehen.



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 14.10.2007, 17:56


    "So? Das hättest du wirklich getan, damit du bei mir sein kannst? Dann lass dir mal lieber nicht erzählen wie schrecklich ich mich in den letzten Stunden als Patient aufgeführt habe. Ich glaube Malte und Anna werden die nächste Zeit kaum zu Besuch kommen, so froh werden sie sein, dass ich endlich entlassen bin." Lachend erinnerte sich Jamie an die Situationen des ganzen Tages, wo ihm einer nach dem anderen klar gemacht hatte, dass er ihnen auf die Nerven geht und er endlich leise sein soll. Eilig schwang er seine Beine wieder aus dem Bett und humpelte zurück zu seinen Krücken. "Na komm, der Tag ist zu schön um ihn im Bett zu verbringen. Ich verspreche dir auch, dass ich mich heute Nacht um Rebecca kümmere, wenn sie wirklich so schlimm ist wie du mir eben versuchst glaubhaft zu machen." Schnell nahm er sich einen Pullover aus dem Schrank und zog ihn sich umständlich über, ohne sich zu sehr zu bewegen, denn irgendwie hatte Izabella ihm nur T-Shirts mit ins Krankenhaus gebracht, wo es auch jeden Tag so warm war, dass er es bei geschlossenen Fenster kaum hatte aushalten können. "Lass dir Zeit, ich schau mal was unsere Kleine bei Oma und Opa bereits alles anstellt."



    Re: "Dödling tryek"

    Izabella - 14.10.2007, 18:39


    "Ja, der Tag ist wirklich viel zu schön." Glücklich seufzend kuschelte sich Izabella noch einmal tief in ihre Kissen. Nicht auf den wunderbaren Sonnenschein oder gar die friedlichde Atmosphäre hatte sie ihre letzte Aussage bezogen, sondern allein auf die Tatsache, dass Jamie wieder zurück war. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, wie sie es ohne ihn ausgehalten hatte. Voller neuer Energie schlug Izabella die Bettdecke zurück und erschauderte im ersten Moment, bei der erfrischenden Kühle, die im Schlafzimmer herrschte. Doch sie zögerte nicht mehr länger und ging eilig ins Bad, um sich umzuziehen und sich frisch zu machen. Wie müde sie nach dem langen Schlaf aussah, konnte sie sich nur zu bildlich vorstellen und bereits mit dem Schlimmsten rechnend warf sie einen Blick in den Spiegel, doch sie sah nicht das was sie erwartet hatte. Ihre Augen funkelten vergnüngt und sie wusste genau, wem sie das zu verdanken hatte. Eilig machte sie sich fertig und ging ins Wohnzimmer, wo sie die fröhlichen Stimmen von Jamie, Sören und Mathilda hörte. Rebecca lag glücklich in Jamies Armen. Lächelnd ließ sich Izabella auf dem Sofa nieder und lehnte sich leicht gegen Jamie. "Und war sie brav?"



    Re: "Dödling tryek"

    Kathrin - 20.10.2007, 15:58


    Glücklich lächeln nahm Jamie seine Freundin in den Arm und zog sie näher an sich heran. "Sicher war sie brav. Ist ja schließlich meine Tochter." Grinsend ignorierte er die Kommentare von Izabellas Eltern und seiner Freundin. Aber wie als hätte Rebecca die wenigen Worte verstanden, begann sie genau in dem Moment laut zu schreien, als Jamie sich gerade zu Izabella hinüber beugte um sie zärtlich zu küssen. "Na gut, ich nehme alles zurück." Lachend zog er seinen Arm von Izabella zurück und hob seine Tochter ein wenig hoch und begann sie sanft hin und her zu wiegen, in der Hoffnung sie würde sich rasch wieder beruhigen. Aber Rebecca dachte nicht daran, ihrem Vater den Gefallen zu tun und wieder weiter zu schlafen. Schlagartig hatte sich Jamies Gesicht wieder verfinstert und einen äußerst konzentrierten Ausdruck angenommen, während er versuchte beruhigend auf Rebecca einzureden. Aber je mehr er versuchte sie zu beruhigen, desto mehr schien sie zu schreien. Jamie wusste, dass er seinen Fuß nicht belasten sollte, aber er sah keine andere Möglichkeit Rebecca zu beruhigen, wenn er nicht aufstand und etwas mit ihr herumlief. "Du kannst sie mir ruhig geben. Entweder hat sie Hunger oder die Windel voll." Schnell veränderte Izabella ihre Sitzposition und streckte bereits die Arme aus, um Jamie Rebecca abzunehmen. "Nichts da, ich muss das auch können." Entschlossen und relativ unbeeindruckt, dass sie immer noch munter vor sich hin schrie stand er langsam und vorsichtig auf und humpelte ins Kinderzimmer. Es überraschte Jamie keineswegs, dass alle Möbel zusammengebaut waren, schließlich hatten sein Vater und Sören auch genügend Zeit gehabt jeden Tag die ganze Wohnung auf den Kopf zu stellen. Langsam legte er Rebecca auf der Wickelunterlage ab und musste einen Moment durchschnaufen, zu sehr hatten ihn die wenigen Schritte angestrengt. "Sie mag es am liebsten, wenn du sie ganz ausziehst und einfach hinlegst." Leise, fast lautlos war Izabella Jamie gefolgt und umarmte ihn vorsichtig von hinten. Lachend sah sie zu, wie Jamie langsam und vorsichtig versuchte sein Töchterchen von den Klamotten zu befreien, aber immer wieder zurück zuckte, wenn er meinte sie zu stark berührt zu haben. "Na komm, lass mich mal ran hier." Resolut schob Izabella ihren Freund auf die Seite und begann geschickt die kleinen Druckknöpfe zu öffnen und Rebecca von den Klamotten zu befreien. "Magst du oder soll ich gleich weiter machen?" Frech grinsend drehte sich Izabella wieder zu Jamie um. Sie wollte ihn selbst entscheiden lasse, ob er sich schon daran wagte Rebecca zu wickeln oder nicht, denn sie sah ihm nur zu deutlich an, dass er plötzlich nicht mehr sicher war, ob er es machen wollte oder nicht. "Ich glaube es ist besser du machst das, ich will ihr nicht wehtun oder irgendetwas falsch machen." Es reichte ihm völlig aus, wenn er zusehen konnte, wie sich Izabella liebevoll um Rebecca kümmerte und diese unter den zarten Berührungen der Mutter fast augenblicklich zu schreien aufhörte. "Aber spätestens ab heute Nacht bist du auch dran, nur damit das klar ist." Liebevoll umarmte Izabella Jamie erneut und warf noch einmal einen kurzen Blick auf Rebecca, die friedlich in ihrem Bettchen lag und wieder zufrieden schlief. "Aber sicher, ich kann ja nicht zulassen, dass du den ganzen Tag verschläfst." Lächelnd zog er sie erneut näher an sich heran und küsste sie zärtlich und liebevoll auf die Lippen.

    *****

    "Nein Rebecca, das ist nicht fair." Müde und gereizt schreckte Jamie erneut hoch und warf einen kurzen Blick auf die Uhr neben dem Bett. Es war gerade mal eine halbe Stunde vergangen, seit er das letzte Mal genauso lange mit Rebecca durch die Wohnung gewandert war. Schwerfällig schwang er sich aus dem Bett und verzichtete erneut auf seine Krücken, auch wenn ihm sein Bein längst signalisierte, was es vom vielen Laufen hielt. Langsam tappte er im Dunkeln zu ihrem Bettchen und hob sie vorsichtig heraus. "Na was drückt den diesmal, meine kleine Maus?" Leise auf sie einredend begann er wieder zwischen Küche und Wohnzimmer immer hin und her zu laufen und wiegte sie sanft hin und her. Immer wenn er dachte, er hätte es geschafft sie wieder zu beruhigen, begann Rebecca von neuem und er merkte wie langsam seine Kopfschmerzen zurückkehrten. "Na komm, mach mir keine Schande, wir wollen doch, dass die Mama morgen ausgeschlafen hat." Langsam schlenderte er mit ihr wieder zurück in das kleine Kinderzimmer und legte sie auf der Kommode ab. Vorsichtig und ganz langsam begann er erneut auszuziehen. "Na da hätte ich auch drauf kommen können." Kopfschüttelnd blickte er den Inhalt der Windel an und musste über sich selbst lachen, wie er das nahe liegendste nicht begriffen hatte. Rasch wickelte er sie zu Ende, aber Rebecca konnte es gar nicht mehr abwarten, bis er fertig war und schlief bereits wieder tief, als er den letzten Druckknopf zu machte und sie zurück ins Bettchen legte. Leise zog Jamie sich einen Stuhl an das Bettchen heran und beobachtete sie eine ganze Weile. Auch wenn sie ihm den ganzen Schlaf geraubt hatte, war er glücklich, dass er endlich zu Hause war und sie immer in der Nähe hatte.
    "Bequem kann das aber auch nicht sein. Jamie! Hey, aufwachen. Komm wieder mit ins Bett." Vorsichtig griff Izabella Jamie an die Schulter und weckte ihn sanft auf. Zwar hatte sie ihn jedes Mal aufstehen lassen, wenn Rebecca geschrieen hatte, aber sie war automatisch wach geworden, hatte sie in den letzten beiden Wochen auch immer aufstehen müssen. Erst als Jamie nach über einer Stunde nicht mehr gekommen war, war sie doch langsam aufgestanden und hatte ihn gesucht. Sein Anblick belustigte sie, wie er zusammengesunken auf dem Stuhl saß und friedlich schlief. Unbeachtet seiner ständigen Kommentare zog sie ihn hoch und führte ihn fast schon zurück ins warme Bett. "Schlaf weiter." Mit einem kurzen, auf die Backe gehauchten Kuss kuschelte sie sich an ihn heran, genoss seine Nähe und schlief glücklich wieder ein.

    [Ende]



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