(Ursprünglich war das als Antwort auf einen Beitrag geplant, aber zumindest der Umfan rechtfertigt ein eigenes Thema, zumal gerade Anfänger nicht selten genau nach diesen Punkten suchen)
Ich verstehe nicht, warum hier immer wieder so exzessiv mit Expo gearbeitet wird?!
Das ist in meinen Augen hochgradig riskant, sobald man auch nur ein bisschen überreagiert - was ja als Anfänger ab und an mal passieren soll, hab ich mal gehört.
Ist denn keinem klar, dass bei Expo der äussere Steuerbereich um so heftiger reagiert? Um die Mitte herum wird es zwar zahmer, aber wehe, wenn man darüber hinaus geht!
Ich bin halbwegs überzeugt davon, dass nicht wenige Brüche eigentlich auf Expo zurückzuführen sind! Am Anfang denkt man nur allzugerne:
"Hey, ist ja leichter als ich dachte" - klar, dank Expo. Aber Helifliegen ist nie wirklich leicht! Irgendwann kommt der Tag, wo man sich "verknüppelt" wie man so schön sagt. Und genau dann wird Expo zum Gift (welches in kleinen Dosen ja auch heilsam ist, nur wehe, wenn die Dosis steigt)! Man versucht reflexartig kräftig gegenzusteuern, aber das bisschen zuviel wird dank Expo zu einem viel zu viel, man steuert nun noch heftiger zurück....den Rest kennt wohl jeder.
Kurzum: Wenn die Gestänge so weit wie möglich innen eingehängt sind, so dass gerade noch der Vollausschlag bei 100% Servoweg erreicht wird, dann ist der Heli auch vom Anfänger beherrschbar. Und vor allem: Man knüppelt den Heli nicht gleich an die nächste Mauer, nur weil man mal etwas heftiger am Knüppel gerührt hatte!
Achja: Bei furchtbar vielen Anfängern sind die Gestänge falsch, also zu weit aussen, eingehängt. Dann ist der Heli tatsächlich nur noch mit viiiel Expo beherrschbar. Aber das ist grundverkehrt!
Merke:
Gestänge hängt man so weit innen wie möglich
und so weit aussen wie unbedingt nötig ein!
Und ganz nebenbei: das gilt für ALLE Modellklassen!
Je weiter ich nach aussen gehe, desto mehr Kraft und Genauigkeit verschenke ich - also passiert genau das Gegenteil dessen, was beim Heli so wichtig ist: Kraft und Präzision.
Fazit: Ein bisschen Expo hat noch niemandem geschadet. Es linearisiert die Steuerung sogar. Denn naturgemäß verliert ein Servo an effektivem Steuerweg, je weiter es sich aus der Nullposition herausbewegt. Aber ein übermaß an Expo (wir reden hier von mehr als 20-30%) verkehrt den Vorteil ins Gegenteil. Gerade der Anfänger ist gut beraten, den Expo sehr dosiert einzusetzen und stattdessen mit einer Dualrate zu koppeln.
Die Dualrate reduziert den Steuerweg elektronisch, was mich als Anfänger auch überhaupt nicht stört. Oder will einer mit Rollen und Loopings beginnen? Gut. Jedenfalls macht es das steuern sehr feinfühlig, ohne dass es zu den erwähnten Heftigkeiten kommt, falls ich mal zu sehr den Knüppel bewege.
Das Argument mit dem Ausgleichen einer Windböe oder sonstwas zieht nicht, denn erstens...
- selbst eine Reduzierung um 50% (meist nicht erforderlich) ergibt immer noch einen verdammt agilen Heli, wenn man ordentlich am Knüppel rührt und zweitens...
- fliegt derjenige, der Dualrate wirklich braucht, nicht bei böigem Wetter!
Und noch so ein Schwank: Schnelle Servos am Heli. Bitte??
Die werden allenfalls von ein paar Elitefliegern mit Helis ausgenutzt, die weit jenseits unserer Budges liegen! Aber selbst der Fortgeschrittene hat weder das Material noch die Reaktionszeiten, um moderne Highspeed-Servos wirklich auszunutzen.
Nichtmal am Heck. Das ist auch ein Ammenmärchen und reine Geldmacherei, zb. den 401 im Bundel mit einem Digi-Servo für ordentlich Asche zu verkloppen. Das einzige, was der Heil mit einem solchen Bundel besonders gut kann, ist mit irrwitzigem Tempo zu oszilieren!
Meinereiner fliegt mit einem Graupner AVCS (ein Walkera oo7 oder besser tuts da auch) und ganz normalem HiTec 56 am T-Rex. Heck steht still und das mit weit weniger als 50% Empfindlichkeit. ("Empfindlichkeit" (am Sender) regelt eigentlich die Geschwindigkeit des Servos, mit der es auf Lageänderungen reagiert - manche würden sich wundern, wie langsam das in Wahrheit ist!)
Das nur mal so als Anhaltspunkt, dass man auch für einen Bruchteil der Kosten (deutlich unter 100 Euro für BEIDES) zu einer gut funktionierenden und weit weniger problematischen Kombo kommen kann. Auch wenn manche sich das nicht vorstellen können: Ich hab alles verbaut, Mechanik eingestellt, ein wenig Empfindlichkeit zugegben und fertig war das stillstehende Heck! Dieses ganze Rumgetue mit dem Heck kann man nur mit voll verpeilten mechalischen Einstellungen und/oder völlig overdosten und verkehrt justierten elektronischen Komponenten erklären. Dabei ist das Heck nun wirklich eine der leichtesten Übungen, wenn man sich nur halbwegs an die Anleitung hält. Und dort steht nunmal nicht drin von wegen 0°-Heck in Ruhestellung! Und wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass man ein Servo (ein digitales erst recht) eigentlich ZÜGELN muss, damit der Regelkreis nicht ins Schwingen gerät, dann sollte spätestens jetzt dem geneigten Heliflieger und "ultraschnelle-Digi-oder-nicht-Heckservo-Verfechter" ein Lichtlein aufgehen.
Dass das unumstößlich so ist, kann man ja auch rein über die Logik lösen:
Ganz grob gesagt muss ein Heckservo auch nicht schneller sein als die Kollegen vorne an der Taumelscheibe. Denn dort wird erstmal durch Bewegung das Moment erzeugt, welches am Heck dann ausgeglichen werden muss. Und so wie es sich vorne aufbaut, so muss es hinten kompensiert werden. Mit derselben Geschwindigkeit im Idealfall, welche ja kaum schneller sein kann als vorne das Moment erzeugt werden kann.
Und bitte, komme mir jetzt keiner mit äusseren Einflüssen! Wenn da erst mal die Störgrößen in einen Bereich kommen, dass ein normales Servo sie nicht mehr aussteuern kann, dann sind wir bei genau der Akrobatik angelangt, die wir letzten Endes auch nur von den viel bewunderten Videos kennen und deren Piloten ich locker noch an einer Hand abzählen kann.
Ich behaupte jetzt einfach mal Folgendes: die allermeisten sogenannten (weil hausgemachten) Heckprobleme sind darauf zurückzuführen, dass ein - unbestritten - gutes Gyro viel zu "scharf" eingestellt ein viel zu schnelles Servo ansteuert. Als Resultat passiert dann im schlechtesten (und nichtmal seltenen, das wette ich was) Fall, dass das Heckservo unablässig am Regeln ist, also der Regelkreis am oszilieren ist. Doch dank der Schnelligkeit sind die Bewegungen so klein, dass das im Flug nicht weiter auffällt. Dafür aber haut der Stromverbrauch des - oder gar DER - Digi-Servos um so mehr rein. Kein Wunder, dass manche nicht viel mehr als 5-7 Minuten fliegen können. Denn der Stromverbrauch der Digis kann sich sehen lassen! Doch denke bitte keiner, er hätte dafür eine adäquate Gegenleistung zu erwarten! Welche soll das denn bitte sein? Und man nenne mir bitte eine von der Art, die man in der Praxis auch wirklich nutzen kann!
- Speed (schaffen auch Analoge)
- Haltekraft (entweder das Servo hält, oder es hält nicht. Da nun aber 90% aller Helis mit Analogen fliegen, scheint genau das auch mit den Analogen zu funktionieren!)
- Stellkraft (bekomme ich auch mit Analogen)
- Auflösung/Genauigkeit (wenn du erstmal so präzise steuern kannst, dass du eine Abweichung von Zehntelgrad am Servo oder gar weniger reproduzierbar bemerkst, dann unterhalten wir uns weiter)
- Effizienz (nun, genau das ist etwas, was die Digis ohnehin nicht erfunden haben.)
Fazit: Da wird ein erheblicher Teil der Energie in etwas gesteckt, was in der Praxis garnichtmal benötigt wird: Halten einer extrem genauen Position. Man macht sich da stets falsche Vorstellungen: Analoge Servos sind durchaus genau genug, um einen Heli präzise steuern zu können! Das "Mehr", das die Digis mitbringen, sieht man in der Praxis nicht, aber man bezahlt teuer in Euro und in Flugzeit dafür! Ganz zu schweigen vom Risiko, dass der enorme Stromverbrauch den Regler in die Kniezwingt und man dadurch den ganzen Heli riskiert.
Und ganz zum Schluss: Die ganzen Theoretiker mögen sich im Interesse der Anfänger einfach mal zurück halten. Es geht hier NICHT um das theoritisch maximal Mögliche, sondern um das Optimum an praktischem Nutzen und um bezahlbare Lösungen, die trotzdem ausgezeichnet funktinieren.
Ich weiß selber, dass man durchaus aus der 401/Digi-Kombi nutzen zeihen kann. Aber wir wollen dabei doch auch mal betonen, dass dies vornehmlich den Wettbewerbs-Piloten vorbehalten bleiben dürfte.
Oder wollen wir jetzt ernsthaft behaupten, für den Anfänger und selbst für den Fortgeschrittenen spielt es eine Rolle, ob das Heck nach einer "Vollgas-Vollkreisdrehung" (das muss man sich auch erst mal trauen!) statt innerhalb einer Zehntelsekunde in zwei Zehntelsekunden zum Stillstand gekommen ist? Falls die Differenz überhaupt so groß ist, denn rein theoritisch (und auch praktisch) ist auch ein modernes Standard-Analogservo nicht automatisch doppelt so langsam wie ein Digi.
Wie auch immer: In den Jahren verwischen die Grenzen zwischen dem, was technisch machbar ist und dem, was praktisch sinnvoll ist, immer mehr. Mittlerweile haben sich auf dem Markt Komponenten etabliert, die weit mehr zu leisten im Stande sind, als es tatsächlich für den Normalsterblichen notwenig ist. Der harte Wettbewerbseinsatz mag vieles noch rechtfertigen, keine Frage. Aber hey, hier werden Materialien (mechanisch wie elektronisch) als unabdingbar propagiert, die in den Händen des weniger Kundigen eher Schaden als Nutzen anrichten!
Denkt mal drüber nach....
ganz am Schluss nochmal eine kurze Zusammenfassung in Stichpunkten (gilt nicht für die ganz harten, echten Profis):
- Expo ja, aber bitte dezent und nur zur Linearisierung! (unter ~20%)
- Lieber Dualrate dazu, so um 70% vielleicht (ausprobieren)
- Gestänge INNEN einhängen und nur weiter raus, wenn man nicht Vollausschlag erreichen sollte
- Keine Digi-Servos, die schaffen mehr Probleme als sie lösen!
- ein 401 wird seine Vorteile erst in der Hand des Wettbewerbspiloten entfalten, der Anfänger kann hier bares Geld sparen!
- gespartes Geld in wirklich gute analoge Servos stecken, z.B. HiTec 65 MG (Metallgetriebe), die kauft man nur einmal, da die auch heftige Crashs aushalten.
- Ein Heli ist erst dann richtig eingestellt, wenn er OHNE jegliches elektronische Management (Mixer, Gyro, Helicommand) zu fliegen WÄRE.
- Ein Heck ist erst dann richtig eingestellt, wenn im Flug von AVCS auf Normal umgeschalten werden kann, ohne dass korrigiert werden muss
Nur um mal ein paar der vielen Anfänger-Regeln zu nennen.
PS: Mancher mag obiges als zu polemisch, polarisierend, provokativ oder was auch immer empfinden. Andererseits wurde zu diesen Themen schon so unglaublich viel Müll abgeladen, dass mir ein etwas deutlicherer Ton angebracht schien. Aber bitte. Ich möchte niemandem an die Karre fahren! Was ich möchte ist einzig und allein zum
Nachdenken anzuregen und manche Kruste oder liebgewonnene Meinung ein wenig aufzubrechen. Ich finde, dazu ist es höchste Zeit.