Stories

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  • Beteiligte Poster: Dawson Leegray - Miss Lupaja
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  • Forenbeschreibung: Die spanische Magieakademie auf der schönen Insel Teneriffa
  • aus dem Unterforum: Künstlerecke
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  • Forum gestartet am: Freitag 18.05.2007
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    Re: Stories

    Dawson Leegray - 02.07.2007, 21:48

    Stories
    Na ihrs. Schreibt ihr nur Gedichte oder auch Geschichten? Ich für meinen Teil schreibe schon seit langem nebenher mal Stories und habe vor kurzem meine erste fertiggestellt. Falls Interesse besteht poste ich sie gern.

    LG Dawson



    Re: Stories

    Miss Lupaja - 04.07.2007, 16:43


    Jap.
    Also, ja, ich schreibe auch Geschichten (bzw. habe mal geschrieben) *g*

    Früher.. Kindheit.. *kicher* Da ging es nur um so Gefühls-Duselei.. hatte keine Ahnung und so. =) Sind ganz lustig geworden. (Allerdings... eine davon handelt von meiner Oma und einem Papagei oO egal..)

    Die letzte, die ich angefangen hab, (meine Leidenschaft: anzufangen und später die Lust zu verlieren weiterzuschreiben -.-) geht allerdings um Mord und Verzweiflung. =/
    Aber auch hier bring ich mich einfach noch nicht dazu weiterzuschreiben. *hmpf*


    Aber andere Geschichten lesen mach ich trotzdem gerne *g* also her damit! :p (an Dawson und auch an alle anderen)



    Re: Stories

    Dawson Leegray - 05.07.2007, 14:10


    Das ist der Anfang meiner Story, wenn ihr sie mögt, schicke ich mehr...


    Die Scherben meines Lebens

    Es war ein schwüler, aber dennoch nicht minder schöner Abend in der Stadt der Wunder – Venedig. Über der Lagunenstadt hing bereits die Dämmerung wie ein träges Band, unter dem die Stadt erst zu ihrem wahren Leben zu erwachen schien. Emsig wie kleine Ameisen huschten fleißige Leute durch die engen, dunklen Gassen zwischen den alten Bauten, die diesem Ort das eigentliche Flair verliehen. Hoch thronten sie über der mittelalterlichen Stadt, in der die Moderne noch keinen Einzug gehalten hatte, so schien es. Dicht an dicht reihten sie sich aneinander, nur von den Kanälen, die mit dunklem Wasser aus der Bucht angefüllt waren, getrennt. Die Sonne stand schon tief am Horizont und entsandte fade Strahlen in die Stadt, in der man sich schon allerorts auf den großen Ball später am Abend vorbereitete, und hauchte den Kanälen, Gebäuden und Plätzen einen Kuss von magischem Glimmen ein. Je näher man der großen Piazza im Stadtzentrum kann, desto lauter wurden die Klänge der Musik und die Gerüche aus den Sälen durchdringender.
    Jedes Jahr verwandelte sich der hektische Alltag der italienischen Stadt im Veneto und schien für eine Woche still zu stehen. Die Bewohner waren wie ausgewechselt und von überallher drängten Außenständige nach Venedig. Die Säle wurden festlich geschmückt und fein hergerichtet, sodass sie wie im Mittelalter wirkten. Die Stadt hüllte sich gewissermaßen in ein Kostüm, eine schillernde Verkleidung, eine Maske der Magie und der Wunder, wie sie auch ihre Bewohner und Eingereiste zu tragen pflegten. Einmal im Jahr konnte ein Bettelmann, ein reicher Geist sein, ein Mann von Welt in den wertvollsten Kleidern und ein Fürst ein niemand, so unerkannt, wie er es wünscht, einmal nicht im Mittelpunkt. Sobald die Venezianer ihre Masken anlegten, ihre Kostüme trugen, veränderte sich auch das Antlitz der Stadt.
    Ich seufzte hörbar auf und tauchte aus meinen Gedanken auf, so schön sie doch waren. Venedig war seit jeher meine Heimat und ich lebte gern hier, besonders da Gabriella hier war. Sie war die Liebe meines Lebens. Mit ihr war das Leben so leicht und unbeschert, so süß wie man es sich in seinen kühnsten Träumen nur ausmalen kann. Ich blickte zur Seite. Die schwarze Maske, die ich trug, verwehrte mir einen klaren Blick aus dem Augenwinkel, daher musste ich den Kopf ein Stück weit drehen, um sie anzuschauen. Gabriella trug ein wallendes, rotes Kleid, das mit allerlei goldenen Stickereien verziert war. Es schmiegte sich ihrer zarten Figur schmeichelnd an ihrem Körper und wirkte in reizvollen Kontrast zu ihrer blassen Haut. Sie trug ein schillerndes Amulett aus perlmuttenen Steinen und Mosaiken, welches eng an ihrem Hals lag und doch weit bis in ihr trägerfreies Dekoltée hinab hing. Unter ihren grazilen Schritten lugten immer wieder ihre goldbesetzten Schuhe hervor, die in mildem Laternenschein der nun anbrechenden Nacht aufblitzten und dem Glitzern der traumhaften Szenerie ein weiteres Sahnehäubchen aufsetzten. Sie muss meinen Blick wohl bemerkt haben, denn ein sachtes Lächeln umspielte ihren blutroten Mund. Sie lacht leise und kurz. Dann führte sie den buntbemalten Fächer näher an ihr Gesicht und fächerte nervös und lasziv. Ihre Augen konnte ich nicht genau erkennen, da eine goldene Maske, die mit schwarzen Federn umgeben war, ihr Gesicht von den Wangenknochen aus oberhalb bedeckte. Ihr seidiges, glänzend braun-rotes Haar wehte in Locken sanft hin und her. Amüsiert sah sie dann wieder nach vorn und umfasste meinen Arm noch enger. Ich genoss die milde Wärme ihres Körpers, der den dunklen Stoff meines Anzuges an meinen Arm presste.
    An diesem Abend war ich so glücklich wie nie zuvor. Wir näherten uns der Piazza, auf der die Musik schon spielte und der tanz in vollem Gange war. Unter den Girlanden an den mit Torbögen gesäumten Platzes herrschte rege Bewegung. Gabriella legte nun die andere Hand in die Beuge zwischen unseren Armen. Der Druck ihrer Hände verriet mir den Enthusiasmus und die Euphorie der jungen Frau, welche sie scheinbar in Erregung versetzte. Ihr ganzer Körper schien vor Vorfreude zu beben.
    Sie klammerte sich an mich wie ein kleines Mädchen, das sich vor Schüchternheit kaum vorwärts traute. Auf eine gewisse Art fand ich das sehr verführerisch, da ich genau wusste, dass sie diese Art nur vorgaukelte. Sie wirkte wie eine Puppe, eine wunderschöne Puppe, die man am liebsten nicht aus der schützenden Vitrine genommen hätte. In einem Augenblick schien sie so verletzlich, fast wie aus Porzellan, und dann wieder so selbstbewusst und aufreizend wie die schöne Frau, die sie war.
    Ich nahm meinen Arm unter ihrem hervor, als wir auf dem Platz eintrafen, und nahm meine Hand in die ihre. Schnell jedoch nicht hektisch trat ich ein Stück von ihr Weg und bat sie um einen Tanz. Sanft küsste ich ihre in roten Samt gehüllte Handfläche und sah ihr dann ins Gesicht. Gabriella schien sichtlich gerührt und kicherte verlegen. Wir tanzten einen langsamen Walzer und die Welt um uns herum schien sich langsamer zu drehen, fast inne zu halten. Der Tanz war so elegant und so gefühlvoll, dass etwas in mir zu pochen begann. Mein Herz war auf einer Verfolgungsjagd und wurde von einer Mischung aus Erregung und Freunde gehetzt. Sie legte ihren Kopf an meine Brust und atmete tief ein. In einer ausgiebigen Walzerfigur drehte sie sich aus einer Umarmung, sodass sie an meinem gestreckten Arm entlang ging.
    Ein Mann stürmte aus der Menge, grub sich brutal seinen Weg durch die Feiernden und stoppte vor Gabriella und mir. Wutentbrannt sah er sie an und zückte eine Schusswaffe. Dann drückte der Vermummte auf den Abzug und feuerte eine kleine schwatze Kugel ab, die den Tod in Richtung seiner Lieben trug. Gabriella sah den Mann verwirrt an, sie schien ihn zu kennen. Doch mir war er unbekannt. Ihr Lächeln verschwand und machte einer Fratze der Verwunderung Platzt, die sich verdunkelte, als die Kugel in ihre Brust einschlug. Eine tiefe Wunde riss das Geschoss in den Brustkorb der schönen Frau und saugte das Leben aus ihr wie ein Parasit. Blut tränkte den Samt ihres Kleides. Schwach und kraftlos sackte sie in sich zusammen, fiel aus meiner Reichweite und ich konnte rein gar nichts tun. Wie in Zeitlupe sah ich sie fallen und malte mir aus, wie ich sie fing, doch mein Körper versagte mit den Betrieb, legte jede Reaktion lahm. Etwas in mir zerbrach, als ihr Körper auf dem Kopfsteinpflaster aufschlug, auf immer und ewig.
    Ich sank zusammen, auf die Knie, und bettete ihren Kopf auf meinen Schoß. Die Maske fiel aus ihrem Gesicht und gab einen verzweifelten Blick frei. Ein Loch klaffte in ihrer Brust und sie hustete Blut.
    „Tiziano…“, hauchte sie mir entgegen und ihre Stimme klang schwach, sie ging fast im Lärm des Platzes unter. „Vergib mir.“
    Ich riss mir die Maske vom Gesicht.
    „Gabriella! Gabriella! Bleib bei mir, schlaf nicht ein. Sei stark, mein Engel.“
    Verzweifelt wandte ich den Blick gen Himmel und erhob die Stimme.
    „Helft ihr! So helft ihr doch, irgendjemand muss ihr doch helfen.“
    Ich strich sanft über ihre Wunde, dann über ihr Gesicht. Ihr Blick war verschleiert und hilfesuchend. Sie ächzte und stöhnte, verkrampfte unter den Schmerzen. Ich suchte nach dem Mann, der meiner Liebsten das Leben nehmen wollte, doch war er schon wieder verschwunden.
    „Gabriella.“, brachte ich schluchzend hervor und kämpfte verbissen gegen die Tränen an, doch waren sie stärker und übermannten mich. Ich küsste ihre Stirn und nahm ihre Hand.
    „Du schaffst das, versuch das durchzustehen. Es wird bald ein Arzt kommen, vertrau mir.“
    „Lass los, Tiziano. Dies ist meine Stunde, meine Zeit zu gehen. Mach es dir nicht schwerer als es ohnehin schon ist.“
    Ich war entsetzt über die Wahrheit in ihren Worten und starrte sie erschüttert an. Meine Gedanken überschlugen sich und konnten sich nicht entscheiden, welchen Weg sie einschlagen sollten. Wer war dieser Mann und warum hatte er auf sie geschossen? Woher kannte sie ihn? Wie konnte ich ihr nur helfen?
    Ich war wie gelähmt, das war ich immer in Situationen, die Handeln erforderten. Ich hatte geschworen sie mit meinem Leben zu beschützen, doch hatte ich kläglich versagt. Der Moment des größten Glückes in meinem Leben wurde vom grausamsten gefolgt und überschattete alles bisher Dagewesene. Es war als hätte mein Leben bis zu diesem Tage stillgestanden. Die Lunge meines Lebens hatte alles Glück und alles Liebe eingeatmet und den Atem angehalten, um diese Dinge zu bewahren. Doch nun war es an der Zeit gewesen auszuatmen und alles Schöne war aus seinen Lungen gewichen. Die gesammelte Brutalität der Jahre hatte mich kalt erwischt und niedergeschmettert.
    Langsam wich das Leben aus Gabriellas Leib, Herzschlag für Herzschlag wurde sie schwächer und schwächer in meinen Armen und das war das schlimmste daran. Ich konnte einfach nichts tun. Ich sah die Menschen auf dem Platz an und schrie ihnen entgegen, dass sie Hilfe holen sollte. Doch standen sie nur da und gafften wie die Tiere vor der Fütterung. Ihre Blicken waren hohl und leer, so unsagbar gleichgültig, dass es mich schmerzte sie zu sehen. Mit einem Male wurde mir über, etwas in meinem Magen rebellierte und sabotierte meine Körper. Dies war der Ekel der aus mir Sprach und Tränen der Verzweiflung rannen über meine roten Wangen. Die warme Feuchtigkeit kitzelte meine vor Aufregung gereizte Haut. Ich wischte über mein Gesicht, um den Angstschweiß fortzuwischen. In dieser schier belanglosen Geste lag eine Beruhigung für meine Seele. Ein wenig der Blutes meiner Geliebten fand sich danach auf meinem Antlitz wieder, doch störte es mich nicht.
    Mein ganzes Interesse galt ihr. Tröstend legte ich meine Hand an ihre Wange und strich daran entlang.
    „Gabriella…Bleib wach, schlaf nicht ein.“
    Ihr Blick, der mittlerweile stark getrübt war und einen Schimmer des Vergessens mit sich trug, fand mich schließlich und machte dann einer traurigen Miene Platz. Sie wirkte sehr gefasst und dennoch so unbeschreiblich trauernd. Ich wollte mir nicht einmal ausmalen, wie es ohne sie werden könnte.
    „Es ist so wunderbar hier.“, sagte sie leise und verträumt, „Ich sehe den Mond, er ist so wunderbar hell und groß, fast wie ein Wächter über der Stadt.“
    Sie deutete schwach gen Himmel und sah dabei so glücklich aus.
    „Sein Licht ist so warm, so unsagbar warm und wohlig. Ich will zu ihm, Tiziano, lass uns zu ihm gehen.“
    Sie sprach wirr.
    „Ja, das machen wir.“
    Meine Stimmte zitterte und wurde dann von Tränen ertränkt.
    „Ich werde den Mond sehen, Tiziano, ganz nah ist er schon. Ich kann ihn fast berühren. Er ist so warm und wunderschön. Davon habe ich immer schon geträumt. Ich werde ihn treffen, den Mond und die Luna. Ja, ich will sie treffen, die schöne auf dem Mond.“
    Ihre Hand griff nach der hellen Mondscheibe am dunklen Himmelszelt. Sie lächelte zufrieden und voller Vorfreude und ihre Worte klangen wie aus einem Kindermund. Wie ein junges Mädchen am Tage vor einem großen Ausflug mit der Familie. Dann sank ihr Arm hinab und schlug zu Boden, der Ring an ihrem Finger zerbarst und klirrte über den nächtlichen Platz. Noch immer umgaben uns die Menschen mit ihren dummen Gesichtern, mit ihren ebenso dummen Augen, aus denen sie uns anstarrten wie Tiere im Zoo. Ja, Tiere, das waren sie. Wie ich sie hasste, dafür, dass sie nur so da standen und nichts taten. Sie starrten einfach so und warteten. Ich schrie sie wieder an und wandte mich dann zu Gabriella um. Ihr Körper erschlaffte und der letzte Funken ihres Lebens erlosch auf immer .Etwas in mir begann zu schmerzen, brannte wie Feuer und war gleichzeitig so kalt wie Eis. So etwas hatte ich nie zuvor gespürt und war auch froh darüber. Ich sank über ihr zusammen und weinte, weinte, weinte. Schreie, inbrünstige, herzensleidende Schmerzen zerrissen die Nacht uns zerstörten ihre sanfte Stille. Die Menschen verließen den Platz und die Musik verstummte je. Sie suchten sich wohl andere Piazze, um den Tag ausklingen zu lassen und den schönsten Tag des Jahres zu feiern. Für sie war morgen wieder alles wie vorher, so glücklich und zufrieden, doch für mich war alles anders, alles dunkel, alles tot…

    *
    Am Anfang der Woche, nach diesem Tag, war ihre Beerdigung. Die Tage seit dem Abend waren die wahre Hölle auf Erden. Meine Gedanken kreisten nur noch um sie, um die Nacht ihres Todes und die Bilder verfolgten mich. Ich weiß nicht wieso, aber auf eine mir nicht begreifbare Art und Weise verfolgte sie mich. Es war früher Mittag, als ich den Laden im Zentrum der Stadt hinter mir ließ und damit auch die quälenden Gedanken. Ich nahm den direkten Weg zu dem Friedhof auf einem Hügel außerhalb der Stadt, die so feige die Augen vor dem Unrecht, das ihnen widerfahren war, verschlossen hatte.
    Auf dem Hügel stand von Grabsteinen umringt eine kleine weiße Kapelle, die halb in einem Hain versteckt lag, und davor wartete bereits ein Mann in weißer Kutte. Er begrüßte mich freundlich aber herzlos und dann gingen wir hinein. Licht fiel fahl durch die bunten Fenster in das längliche Gebäude. Bänke reihten sich zu seinen Seiten, in Reih und Glied und kühl hintereinander aufgestellt. Etwas in diesem Raum gefiel mir nicht und ich wollte nicht länger hier bleiben als nötig war.
    „Ich möchte keine Trauerfeier.“, bat ich den Pfarrer und trat dann aus der Kirche, um an ihr Grab zu gehen.
    Ich ließ die karge Kälte der Sakristei hinter mir, verließ den heiligen Ort der Vergebung und des Abschieds und schlenderte bedrückt durch die Reihen zwischen den weißen blanken Grabsteinen, die auf ihre Art drohend über dem Geschehen hingen, wie ein Vorbote für das, was noch alles kommen mochte.
    Der Weg schien einfach kein Ende nehmen zu wollen, er zog und zog sich hin, schier ewig dem Horizont entgegen. Der sachte Morgennebel legte sich erdrückend über die Szenerie und verhinderte jeden klaren Blick, jeden klaren Gedanken, jede Möglichkeit zur Flucht aus meinen Gedanken – ich war gefangen in ihnen, wie in einem klebrigen Netz, in das ich hineingeraten war, ohne dass ich es wollte. Ich hätte es ahnen sollen, es war einfach zu perfekt. Ein tiefer Seufzer und dann ging ich weiter, Grab für Grab passierte ich, ohne Gefühlsregung und dann kam ihres in Sichtweite. Schon von weitem nah ich die helle Rose, die eingraviert worden war, auf dem dunklen Anthrazit thronen. Es war ein wirklich schöner Stein, der einem Menschen wie Gabriella mehr als gebührte. Dann stand ich vor dem Grab meiner Angebeteten. Es war kaum eine Woche her.
    Meine Glieder wurden schwer, so unglaublich schwer und träge. Sie drohten einzuknicken, versagten mit den Dienst. Ich glitt hinab auf die Knie und stütze die Handflächen in die feuchte, dunkle Erde. Sie war angenehm kühl. Meine Hand bildete eine Faust und packte ein wenig Erde. Verdammt. Warum nur, warum? Welcher Irre hatte das getan, man hatte ihn leider nicht mehr fassen können. Niemand hatte Anstalten gemacht zu reagieren. Niemand, alle hatten sie gestanden und gestarrt, bis ihnen ihre widerlichen Augäpfel schier heraus zufallen schienen. Ich hasste sie dafür, dafür dass sie nichts getan hatten. Ich hasste sie abgrundtief und wünschte ihnen den Tod, ja. Sie hatten ihn verdient, sie hatten Gabriella auf dem Gewissen, sie hatten ihren Tod verschuldet. Meine Fäuste hämmerten auf den Humus ein.
    Gabriella wäre die erste gewesen, die reagiert hätte. Sie hätte Hilfe geholt so schnell sie ihre Beine getragen hätten und nun lag sie für immer. Sie war selbstlos und hilfsbereit. Und die Menschen arrogant und unbekümmert über ihr Schicksal. Ja, ich hasste sie, verfluchte sie tausende Male und wünschte ihnen die Qualen der Hölle, den Tod auf Erden.
    Dann schreckte mich eine Gestalt aus meinen Hassrufen. Alles um mich herum verdunkelte sich. Eine finstere Wolke der Verderbnis legte sich um ihr Grab, um mich und den Fremden, doch der Rest blieb hell und so scheinfreundlich wie vorher.
    Der Fremde trug einen langen schwarzen Umhang. Er war so fließend und pechschwarz, so dunkel wie eine Nacht ohne Mond, ohne Hoffung. So unnahbar und böse. Der Mantel schien nicht aus einem irdischen Stoff zu sein, viel mehr aus der Dunkelheit selbst, in der sich alles Helle und Gute verschluckt und verliert. Er trug ebenfalls eine Maske, einen Schnabel eines Kiebitz, ebenso dunkel und düster.
    „Und nun ist sie mein, endlich mein.“, sprach er langsam und bedächtig, jeden Buchstaben und jede Silbe in ihrer Grausamkeit auskostend, sodass er mir flau im Magen wurde. Eine ungeahnte Übelkeit randalierte genüsslich in meinen Gedärmen und schürte meinen Hass auf die Welt. Ich sah zu ihm hoch, direkt in seine Augen, doch keine Regung war zu erkennen. Keine Reue. Wut stieg in mir hoch, unsagbarer Zorn und ein Ingrimm, wie er den Furien selbst Konkurrenz machen könnte.
    Langsam stand ich auf, raffte mich hoch.
    „Sie ist nicht dein, sie ist nicht mein! Sie ist tot!“, schrie ich heraus, „Und du hast sie auf dem Gewissen du Irrer, du hast meine Gabriella umgebracht! Warum? Sag mir warum, du das getan hast! Macht es dir Spaß? Bist du ein Perverser?“
    Alle Emotionen kamen hoch und keimten in mir auf. Dieser Gefühlscocktail war gewiss eine explosive Mischung, und er sollte sich hüten sie zu entzünden.
    Er lachte schäbig, mit einem lüsternen Unterton.
    „Ihr Lippen waren so weich und so rot wie Blut.“
    Der Schmerz in meinen Eingeweiden wurde unerträglich. Wie konnte er so über sie sprechen? Wer war er zum Teufel.
    Ich trat ihm entgegen und packte ihn am Kragen, schüttelte ihn und schrie ihn an:
    „Du verdammter Bastard, warum hast du das getan, warum hast du sie getötet. Los! Sprich du Feigling. Wer bist du? Zeig mir dein Gesicht!“
    Er rührte sich nicht, grinste nur dreist vor sich hin und lachte so schäbig wie zuvor.
    Ich riss ihm die Maske vom Gesicht und sah nur einen Spiegel. Einen Spiegel und darin mein eigenes Antlitz. Ich sah sie hinter mir stehen, ihre zarten Hände auf meiner Schulter. Sie streichelte meinen Hals und sah so lebendig aus, so glücklich. Ich wollte mich umdrehen und sie umarmen, doch war ich wie gelähmt, so starr wie Marmor.
    „Gabriella?“, meine Stimme brach und wurde mehr und mehr zu einem Wimmern der Verzweiflung. Meine Knie gaben wieder nach, ich wand meinen Blick nicht ab.
    „Warum tust du mir das an. Warum nur, warum….warum….warum?“
    Er lachte und setzte seine Maske auf, zückte einen Spiegel aus dem Umhang, hielt ihn mir vors Gesicht. Doch sah ich nur mich. Einen Schatten meiner Selbst, so ausgezehrt und von Hass zerfressen. Das war lange nicht mehr ich. Ich hatte mich auf eine gewisse Art selbst verloren, ein Teil von mir war mit ihr gestorben.
    Dann wurde der Spiegel ganz milchig und ich litt so unbeschreiblich. Etwas in mir zerriss ein weiteres Mal und diesmal auf ewig und immer. Er führte mir das vor, wonach ich mich sehnte. Er quälte mich damit, wie mit Messerstichen, wie mit Peitschenhieben, doch waren diese Qualen auszuhalten. Meine waren tief in mir verankert. Es war als reichte er einem gekreuzigten, dessen Kehle rau und wie aus Sandpapier, weil er lange kein Wasser gesehen hatte, geschweige denn getrunken hatte, Essig zu trinken gab. Einen vollen Kelch voll Essig, so flüssig wie Wasser und dabei so trügerisch. Kaum hinuntergestürzt, so verlangt der Körper nach mehr und mehr Flüssigem, das er nicht bekommen wird.
    Sein Lachen, sein grausames, lüsternes Lachen, war das Salz in den Wunden meiner Seele, dich noch aus vollem Herzen aufklafften und bluteten.
    Dann sah ich sie im Spiegel, wie eine Gefangene schlug sie gegen sie Wand des Spiegels und versuchte sich zu befreien.
    „Sie ist mein.“
    Er lachte und verschwand und mit ihm die Dunkelheit auf dem Friedhof, doch die in meinem Herzen blieb. Auf immer.
    Ich reckte meine Hand nach dem Spiegel, nach ihren zarten Zügen und ihrem Engelsgesicht, doch war alles unerreichbar.
    Wer war dieser Mann?
    Den Weg nach Haus erlebte ich nicht wirklich, ich bekam nur mit, dass ich irgendwann wieder in dem großen Raum saß und Spiegel machte. Ich war den Rest des Tages mehr als verstört und daher wunderte es mich auch nicht, dass der eine oder andere Spiegel mir aus den nervösen Fingern glitt und zerbarst. Ich fluchte zwar lauthals über den Verlust, doch war mir klar woran es lag. Sie war tot, unwiederbringlich tot. Durch die hohen Fenster zum Kanal hinaus fiel auch spät am Abend noch viel Licht ein und erhellte den Raum angenehm. Die Schreiben waren schon leicht milchig und vergilbt, aber sie hielten noch. Einer meiner Gehilfen rannte emsig im Raum umher, kehrte die Splitter zusammen und kümmerte sich sehr gut um mich. Wann immer mir etwas zu misslingen drohte, nahm er mir die Arbeit ab, sodass nicht noch mehr zu Bruch ging. Er war wirklich ein guter Junge, sehr fleißig und gelehrig, und dazu noch sehr begabt mit geschickten Händen. Eines Tages könnte er es auch zum Spiegelmacher bringen, wenn er sich nur weiterhin so viel Mühe gibt. Seine Augen waren treu, denn an den Augen kann man einen Menschen erkennen. Sind sie ehrlich und klar, dann ist es ein guter Mensch, sind sie dunkle und mit einem tückischen Glanz sollte man lieber Vorsicht walten lassen. Die Mimik und die Gestik kann man verändern, verstecken, doch die Augen verraten die uneingeschränkte Wahrheit über einen Menschen. Und die Augen dieses Jungen waren klar und von einem Blau wie der Himmel.
    Ich machte mich auf den Weg, einen weiteren Spiegel zu machen und ging also in die hintere Ecke des Raumes und eine fertige Spiegelplatte zu holen. Ich musste diese nur noch in einen bestellten Rahmen einfassen, was eine leichte Übung war. Die junge Dame hatte einen großen Spiegel für einen Saloon gefordert, daher hatte sie sich auch für einen vergoldeten Rahmen entschieden, der eine nahezu rechteck8ige Form hatte, jedoch mit Schnörkeln und Ähnlichem versehen werden sollte. Also trug ich die Platte vorsichtig zu der Staffelei, die ich zweckentfremdet hatte, um die Platten besser bearbeiten zu können. Mit leicht zittriger Hand stellte ich die spiegelnde Platte auf den Holzrahmen und passte diese ein. Es harmonierte alles wirklich wunderbar. Ein Schatten züngelte durch den Raum.



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