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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Michael - Örwyn - Huehnerbaron Forum: www.weingut-pfeiffer.de Forenbeschreibung: Mein Winzer-Tagebuch aus dem Unterforum: Alles über die Schlüter Antworten: 4 Forum gestartet am: Donnerstag 15.06.2006 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Anton der Dritte Letzte Antwort: vor 14 Jahren, 6 Monaten, 6 Tagen, 15 Stunden, 54 Minuten
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Re: Anton der Dritte
Michael - 30.06.2007, 09:25Anton der Dritte
Eigentlich wollte ich mir ja keine „Arbeit“ mehr kaufen, ich hatte es satt, zu entrosten, Sandstrahlen, schmirgeln, entölen. Das ganze war mir nach Lieschens Kosmetikstudiobesuch genug; Erfreu Dich an Deinen beiden Bärchen, und lasses gut sein.
Soweit die Vorsätze. Doch es kam anders als gedacht. Das letzte dreiviertel Jahr war durchzogen mit etlichen Forumsbesuchen, -Beiträgen und auch Besuche vieler neu gewonnener Gleichgesinnter, die mittlerweile zu Freunden geworden sind, weil da etwas ist, was uns verbindet. Die Schlüters. Eines schönen Tages, Anfang November im Jahre 2006, ein Forumsbesuch wie an vielen anderen Tagen zuvor auch, wie immer mehrmals täglich.
Ein Forumsmitglied wies in einem neuen Beitrag mit dem Namen „Super1250V“ auf eine Verkaufsanzeige bei einer bekannten Internetplattform für Landmaschinenverkäufe auf einen selbigen hin.
Cool, ein 1250V! Hatte Hendrik da nicht mal was gesagt, ein 1250 ist vom Sound her noch viel cooler als ein 1500er, wegen dem fehlenden Turbo… Stimmt, das hat er mal gesagt.
Der angegebene Verkaufspreis war, an heutigen Sammlerpreisen gemessen, fast schon lächerlich.
Engel links, Teufel rechts:
Rechts: Komm Micha, ruf da mal an, dann kannste dem wenigstens mal sagen, dass das viel zu wenig ist, was der da für den Anton haben will.
Links: Lass gut sein, mach es so wie bei den anderen verlockenden Angeboten bisher auch. Nicht weiter beachten, und wenn er verkauft ist, froh sein, dass Du die Gurke nicht genommen hast.
Rechts: Du ärgerst Dich grün und schwarz wenn Du da nicht wenigstens mal anrufst, um mal wenigstens ein kleines Schwätzchen zu halten. Hast Du doch schon oft gemacht! Und es war immer lohnenswert, angerufen zu haben.
Links: Du hast doch sowieso keine Zeit, wann willst …
Klappe halten, ich ruf da jetzt an, es ist ja erst um halb neun.
0434./….
- Guten Abend, ich rufe an wegen dem Schlüter, welchen Sie im Internet inseriert haben, ist der noch zu haben?
Insgeheim dachte ich mir ja, der ist eh schon weg, Du bist zu spät, und was der kleine Kerl auf Deiner rechten Schulter grade geflüstert hat, tritt jetzt ein.
- Ja, der ist noch da!
- Wie bitte? Wirklich?
- Ja, da hat erst einer angerufen, wir haben kurz gesprochen und dann klingelte es an seiner Haustür, und er würde wieder anrufen. Das war vor drei Stunden.
- Ist ja komisch, das wundert mich ehrlich gesagt. Können sie mir was über den Schlüter erzählen?
- Ja, der ist Baujahr 72, aber 73 erst zugelassen, der lief auf einem Saatgutzuchtbetrieb, dann bei zwei älteren Herren und dann bei einem Bekannten von mir. Jetzt steht er schon sechs Jahre bei mir, und hat vielleicht 25 Stunden gelaufen in der Zeit.
- Interessant, und was ist an dem Schlepper dran, dass Sie den so billig verkaufen?
- Ja, also wissen Sie, das ist ein alter Trecker, der sieht auf den Bildern vielleicht noch recht gut aus, aber von Nahem ist das nicht mehr so. Die Kabine ist ziemlich fertig, die Türen sind durchgerostet, die Türen klappern, die müsste auf jeden Fall mal restauriert werden.
-. Und technisch, wie sieht es da aus, läuft der Motor gut?
- Ja der läuft prima, springt auch bei kalten Temperaturen an und bläst auch nicht aus der Entlüftung raus, die ist trocken. Ich gehe mal davon aus, das der Motor vor nicht allzu vielen Betriebsstunden mal gemacht worden ist.
- Und das Getriebe? Lässt es sich gut schalten? Heult es?
- Nein, heulen tut es eigentlich gar nicht, ein Nachbar hat einen ICH mit dem gleichen Getriebe drin, der hat jetzt 8000h drauf und das heult wie verrückt. Es ölt auch nicht nennenswert, sicher, wenn er ein paar Wochen steht, liegt da schon ein kleiner Fleck auf dem Boden, aber halb so wild.
- Würden sie mir den Trecker unverbindlich bis morgen um 13 Uhr mal reservieren?
- Kein Problem.
- Also, ich komme morgen vorbei, und seh mir den Anton mal an.
Gesagt getan, Samstag in der Früh ging es mit Steffi als Copilot auf eine 650km(!)-Reise nach Kiel. Kiel? Da kommen wir doch an Hannover vorbei! Super, da machen wir Rast bei zwei Forumskollegen, mal kurz Hallo sagen.
Von beiden bekamen wir das Angebot gemacht, dort zu übernachten. Bei einem der Beiden nächtigte ich erst zwei Wochen zuvor nach dem ersten Schlüterstammtisch im Raum Hannover, also noch mal konnte ich ihm das nicht zumuten , dann fahren wir nach dem wir einen Kurzbesuch beim ersten Kollegen eingelegt hatten noch mal 100km weiter zum Nächsten. Doch dazu später mehr…
An der Autobahnraststätte Kassel musste der erste Stopp eingelegt werden, wie Frauen halt mal so sind. Beim Aussteigen hieß es dann nur: „Dann kann ich ja mal weiter fahren“.
Prima, dann kann ich mich ja noch ein bisschen ausruhen und ein wenig schlafen.
Gesagt, getan.
In Kiel angekommen kehrten Steffi und ich noch bei einem Chinesen ein um gut gestärkt in die Verhandlungen gehen zu können.
Irgendwie bin ich von den chinesischen Restaurants, die ich normalerweise besuche, etwas anderes gewöhnt, aber was solls.
Beim Besitzer angekommen lugte Anton schon aus der Scheune hervor, der erste Eindruck war nicht der Beste.
Der war aber wirklich gut fotografiert auf den Bildern in der Annonce, aber egal, Karosse und Lack sind ja eher mein Gebiet als die Mechanik.
Dann habe ich Anton das erste Mal laufen gehört. Geil! Echter Schlütersound! Lieschen und der Kleine sind ja MAN-befeuert, und einen Schlüter-Sechszylinder wollte ich ja schon lange mal haben.
Spontan die 07er-Nummer rangeklatscht ging es zur Probefahrt, alle Gänge durchschalten, Kupplung und Bremsen testen, mal Vollgas fahren, das übliche eben.
Nach einem Telefonat mit einem von mir sehr geschätzten Forumsmitglied war dann klar, die Technik ist absolut okay, und alles andere sollte kein allzu großes Problem sein. Man hat ja mittlerweile Übung.
Jetzt kommt der skurrile Teil: zwei Tage zuvor halte ich dem Mann noch vor, das er viel zu niedrig angesetzt hat, und jetzt will ich den Preis noch nach unten drücken.
Er war aber fair, und mit einer Kiste Wein als Zugabe konnten wir uns (fast) auf mein Limit einigen, und von da an war ich im Besitz eines Super1250V.
Die Freude war riesig, auch von den beiden Freunden aus Hannover, welche natürlich telefonisch informiert wurden, kamen die besten Glückwünsche.
Auf dem Weg nach Hause übernahm Steffi abermals das Lenkrad, und ich konnte das erste Mal ein wenig von meinem neuen Anton träumen, von Anton dem Dritten! ;-)
Kurz vor Hannover dann der erste Stopp, in Hendriks Scheune gibt’s immer was zu sehen, so auch heute. Der frisch aufgeschweißte und gespindelte Achtzylinderblock, liebevoll „Achtender“ genannt, wurde bestaunt.
Noch eine kurze Ausfahrt mit Frau von Opel (Steffi war auch dabei) und ein Satz neue Wischer auf Steffis Wagen musste es dann auch weiter gen Süden Richtung Wolfenbüttel.
Dort angekommen warteten fünf vertraute Gesichter mit gedecktem Abendbrottisch auf uns, die Freude war riesig.
Auch beim Abendessen war das Hauptthema, was schon, Schlüter. Ich musste Bericht erstatten über meinen Neuzugang, Doc´s Ältester bekam aus seiner Mortadella eine Schlüter-Silhouette geschnitzt.
Der Abend verging leider wieder viel zu schnell, und wir mussten feststellen, dass die 1000km nicht spurlos an uns vorübergegangen sind. Also ab in die Falle.
Am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück ging es dann gleich raus in den Hof, was schon, Schlüter gucken . Sämtliche verfügbare Modelle wurden angelassen und teilweise auch Probe gefahren. Schließlich stand für mich noch eine gewonnene Runde mit dem DS15 aus, die ich auch gerne drehte. Leider war das Wetter verbesserungswürdig, aber man kann sich halt nicht alles aussuchen…
Doch dann musste es auch dort weiter gehen, und wir machten uns auf die letzte Etappe unseres Wochenendausfluges, nach Hause.
Am nächsten Tag wurden umgehend Speditionen angeschrieben und telefoniert, Angebote einholen. Schließlich wollte ich Anton so schnell wie möglich da haben.
Mir wurde dann auch von der beauftragten Spedition bestätigt, das der Transport noch diese Woche stattfinden sollte.
Mittwochs abends rief mich der Vorbesitzer an, der Truck würde vor seiner Haustür stehen und den Traktor aufladen wollen.
Prima, dann ist er ja vielleicht schon morgen da!!!
Donnerstag Nachmittag rief ich dann mal an, man sagte mir, das es Freitag früh werden würde, bis die Lieferung ankommen sollte.
So war es dann auch. 11 Uhr Freitag früh, kam Anton endlich an, die Freude war riesig!
Nachdem abgeladen war wurde Anton erstmal im Hof geparkt, sodass man ihn während dem Mittagessen begutachten konnte.
Nach der Mittagspause ging es dann auf die kurze Testfahrt. Eigentlich wollte ich eine kleine Schleife durch die Gemarkung drehen, doch in anbetracht der Tatsache, das die Kabine einen Höllenlärm fabrizierte ging es geradewegs und ohne Umschweife in die Halle. Kabine runter!
Re: Anton der Dritte
Michael - 02.07.2007, 21:38
Das Geklappere der mittlerweile ja fast 35 Jahre alten Kabine war kaum auszuhalten, die paar Meter zur Halle waren eine echte Qual für meine Ohren. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Ohrenstöpsel nicht dabei, sodass sich die Ausfahrt wirklich nur sehr kurz gestaltete.
Der Vorbesitzer hatte zum Glück schon ganze Vorarbeit geleistet, er hatte mal erwähnt, dass er die Kabine ja schon mal runtergenommen hatte.
Also waren alle Verbindungsschrauben, die eigentlich nach den Jahren gänzlich festgegammelt sind, sehr leichtgängig und ließen sich im Null-Komma-Nix lösen. Insgesamt waren es gerade mal 10 Muttern, die gelöst werden mussten. Da ich aber keine Gabelverlängerungen für meinen Gabelstapler habe und die Gabeln dann damit zu kurz waren musste ich zusätzlich noch die Unterlenker der Dreipunkthydraulik demontieren um nahe genug heranzukommen.
Aber auch das war schnell erledigt und es konnte die Klapperkiste abgenommen werden:
Zu Anfang war ich ein klein wenig enttäuscht über die wahre Größe des Traktors, mit Kabine wirkte er irgendwie geradezu mickrig im Vergleich zu den anderen Beiden.
Doch nach diesem Akt sollte sich das gleich ganz anders darstellen, kaum war die Kabine abgenommen, konnte sich endlich ein wohliges Gefühl einstellen. Nun wirkte der Trecker richtig schön lang, so wie es sein soll. Es war endgültig klar: Das wird mein Sommercabrio!
Re: Anton der Dritte
Örwyn - 09.08.2007, 15:36
Glückwunsch zum Schlüter. Da hast du dir ja ein heißes Teil heimgehollt. Ich muss wirklich irgendwann einmal bei dir vorbeikommen... 8)
Wieso steht denn dieser Beitrag nicht auch in einem anderen seher bekanntem Markenspezifischen Forum...?
Re: Anton der Dritte
Huehnerbaron - 24.10.2009, 17:05Mmiiiiiitt ...
Michael hat folgendes geschrieben: Das Geklappere der mittlerweile ja fast 35 Jahre alten Kabine war kaum auszuhalten
Aber eben auch nur fast 35 Jahre ...
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