Krümels-Bücherwelt ...

wolves gewidmet:

Original: “Variations sauvages”

Die bekannte Pianistin UND Wolfexpertin Helene Grimaud erzählt in wechselnder Weise von ihrem Werdegang und, andererseits, dem Leben der Wölfe (Kulturgeschichte, Legenden etc.) bis sich diese Erzählstränge kreuzen und sie durch einen zufälligen Kontakt mit einer Wölfin im Umgang mit diesen Tieren wie ihr „Alter Ego“ findet und dann, nach langer Zeit der Vorbereitung, ein „Wolfzentrum“ im Staate New York gründet. Seit frühester Kindheit kennt sie ein „Anders-Sein“ von den sie Umgebenden, das sie wie auszuschließen scheint. Es gibt auch starke Zeichen eines krankhaften Umgangs mit sich selbst, bzw. pathologische Verhaltensweisen (übertriebener Ordnungsdrang etc.). Durch die Musik findet sie dann einen Zugang zu sich selbst und, durch die Werke, zu ihren Komponisten, insbesondere Chopin, Rachmaninov. Es gibt viele schöne Bemerkungen, die zum Nachdenken stimmen. Ich glaube, dass sie – bei ihrem eigenwilligen Charakter – das Buch ohne Ghostwriter geschrieben hat und man spürt ihre eigenwillige Stimme. Allerdings ist es verständlich, wenn ihre fast schon gepflegte Abgesondertheit als Starschrulle aufgefasst werden kann. Doch in ihrem Lebenslauf zeigt sich wohl, dass dieses „Schrullige-Wilde“ vielleicht gerade die Quelle der schöpferischen Kräfte ist. Es ist für viele schwer nachvollziehbar, dass für sie die besten Lebensgefährten anscheinend jene oft so gefürchteten Wölfe sind. Darin liegt aber auch etwas Faszinierendes: dass also ein Mensch in solch großer Nähe zu Raubtieren einen Platz für sich entdeckt.

Ein facettenreicher Mensch öffnet sich dem Leser. Kann ich auch einiges nicht in seiner Absolutsetzung nachvollziehen, ist dieses Buch ein interessanter Einblick in das Leben von Helene Grimaud, in manche Aspekte der Musik als auch des Verhältnisses zwischen Wolf und Mensch.
Empfehlenswert.

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Broschiert: 256 Seiten
Verlag: Blanvalet (Mai 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442364604
ISBN-13: 978-3442364602

Im Fernsehen hatte ich gleich nach Erscheinen des Buches einen Bericht über Hélène Grimaud gesehen. Der hatte mich damals beeindruckt. Aber itgendwie bin ich nie dazu gekommen, dieses Buch zu lesen. Deine Rezi zeigt mir, ganz so eilig brauchte ich es auch nicht haben. Wenn ich das Buch mal in unserer Bibliothek sehe, wandert es aber bestimmt mit zu mir nach Hause. Danke, dass du mich wieder an dieses Buch erinnert hast.

tom hat geschrieben:wolves gewidmet:

Wölfe sind wirklich nicht so schlimm, wie ihr Ruf ist. Ganz im Gegenteil, sie haben ein unglaublich tolles Sozialverhalten in ihrem Rudel und sind überhaupt (für mich) faszinierende Tiere. Das musste ich erst mal loswerden.

Ich finde deine Rezi sehr interessant. Ich glaube bei literaturschock habe ich letztens über dieses Buch eine Rezi gelesen, die mir einen ganz anderen Eindrück darüber verschafft hatte. Wenn ich mich noch recht erinnere, empfand die Rezensentin, die Biographischen Teile eher schlecht, Grimaud war ihr als Person ziemlich fremd und viel zu exzentrisch, nur der Teil mit den Wölfen hatte sie fasziniert.
Es scheint so, als sollte ich mir mal einen eigenen Eindruck von diesem Buch verschaffen.

wolves Ich glaube bei literaturschock habe ich letztens über dieses Buch eine Rezi gelesen, die mir einen ganz anderen Eindrück darüber verschafft hatte. Wenn ich mich noch recht erinnere, empfand die Rezensentin, die Biographischen Teile eher schlecht, Grimaud war ihr als Person ziemlich fremd und viel zu exzentrisch, nur der Teil mit den Wölfen hatte sie fasziniert.

Ich kann diese "Kritik" am persönlicheren Teil des Buches schon ein wenig nach vollziehen, doch letztlich nehme ich einen Menschen wie er/sie ist. Frau Grimaud hat sich teils sehr persönlich geoutet und es nicht gescheut, auch ihre Grenzen klar zu machen. Davon mal abgesehen stimmt es auch, dass sie "exzentrisch" ist (oder wie die Rezensentin da sagte "fremd") und teils den Kontakt mit gewissen Menschen gemieden hat oder aber keinen Zugang fand.
Das mag man dann kritisieren. Okay.
Aber es geht m.E. an der Tatsache vorbei, dass solche "genialen" Menschen (zu denen Grimaud wohl zweifellos gehört) fast immer auch als Zusatzpack ihre ganz besonderen Eigenarten und auch abstossenden Seiten haben. Das muss man wohl akzeptieren, auch wenn man nicht mit jedem Teil der Persönlichkeit oder auch der Selbstdarstellung einverstanden ist. DAS ist eine andere Frage. Ich deutete ja auch in der Rezi an, dass ich manches so nicht für mich übernehmen kann und will. Das ändert nichts am positiven Grundeindruck.

tom hat geschrieben: (...)doch letztlich nehme ich einen Menschen wie er/sie ist.

Kann ich dir nur 100 % zustimmen, zumindest versuche ich es immer.

tom hat geschrieben:Aber es geht m.E. an der Tatsache vorbei, dass solche "genialen" Menschen (zu denen Grimaud wohl zweifellos gehört) fast immer auch als Zusatzpack ihre ganz besonderen Eigenarten und auch abstossenden Seiten haben. Das muss man wohl akzeptieren, auch wenn man nicht mit jedem Teil der Persönlichkeit oder auch der Selbstdarstellung einverstanden ist. DAS ist eine andere Frage.

Das hat mich direkt an eine Biographie von Katherine Hepburn erinnert, "Ich" ist glaube ich der Titel. Es ist ewig her, als ich das Buch gelesen habe, ich weiß nur noch, dass ich recht erstaunt war, wie "egoistisch" diese Frau sein konnte. Aber es war halt Teil ihrer Persöhnlichkeit.

Interessanterweise stand "Wolfssonate" die ganze Zeit bei meinem Buchhändler im Regal, aber ausgerechnet dann wenn ich mich dafür interessiere, war es natürlich verkauft. Das nennt man wohl Schicksal. Aber ich erinnere mich, dass es auch in einer anderen Buchhandlung gestanden hat. Da werde ich noch dannach schauen gehen.