Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

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    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Jo - 28.06.2007, 08:46

    Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance
    Was mich aktuell grade auch beschäftigt.....ist der Umgang mit manchen "Lebenstheorien".
    So wie alles haben auch diese meine ich ihre Vorteile und Chancen....und können aber auch als Waffe missbraucht werden (um z.B. Gleichgültigkeit, ...und so Vieles mehr....zu untermauern).

    Karma zum Beispiel. Das kann leicht dazu missbraucht werden, um folgendes zu behaupten:

    - die sind eh alle selbst schuld,an allen leidvollen Erfahrungen.... weil die haben Fehler gemacht im letzten Leben. Jetzt kriegen sie durch genau diese leidvollen Erfahrungen die Chance, es in diesem Leben besser zu machen.

    Das öffnet der Gleichgültigkeit wie ich meine Tür und Tor.
    Kinder verhungern, weil sie sich das so ausgesucht haben. Klasse.

    Schutz vor den eigenen Gefühlen beim Anblick und beim Wissen um so viel Leid ?

    Klar ist es manchmal schlecht aus zu halten...vor allem in Verbindung mit empfundener Hilflosigkeit.
    Aber wärs da nicht ehrlicher zum Beispiel zu sagen: manch persönliche Opfer sind mir nun mal zu groß, ich steh dazu. Ich möchte mich ausreichend wohl fühlen können.

    So aber wird teilweise mit "Schuld" operiert.....und diese dann auch noch den Menschen in leidvollen Situationen in die Schuhe geschoben....weil die habe jetzt ja nur die Chance, etwas neu beser zu machen in diesem Leben.

    Und selbst wenn gesagt wird, es gäbe keine Schuld. Nur mal eben Ursache-Wirkungs-Prinzip.

    Dann sehe ich Ursachen sehr wohl in (zugegeben manchmal verwirrend vielen) Vernetzungen innerhalb von Gesellschaften....Familiensystemen, Umfeldsystemen....die schon geschichtlich aus der Vergangenheit gewachsen sind...klar....

    ....aber nicht als ganz persönliche Chance eines Betroffenen aufgrund eines Fehlverhaltens in seinem letzten Leben.

    Wenn jemand vor nicht allzu langer Zeit mit einer geistigen Behinderung zur Welt kam....da war die Gesellschaft hier noch nicht so weit und blind für manches. Spotteleien, Kinder mit behinderungen daheim verstecken, Narrenturm....nur mal so als Stichworte.

    Und die sind also tatsächlich genau in diese Zeit gekommen...auf diese Art....um die Gesellschaft etwas zu lehren und eigenes Fehlverhalten von damals zu verbessern ?

    Deshalb dürfen wir sie alleine lassen.....und wenn jemand dem ein Unfall passierte....und der manchmal aktuell Zorn auf diesen Schicksalsschlag verspürt...dann sind diese Gefühle nicht ernst zu nehmen...sondern gleich mal damit "ab zu würgen", er hätte das ja selbst so gewählt oder zumindest herausgefordert. :evil: Sicher unglaublich hilfreich.

    Doch, ja....für den, der sich mit diesen Theorien vor den Gefühlen des Betroffenen versteckt.

    :? Jo



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Reinfriede - 29.06.2007, 09:19


    Liebe Jo!

    Jetzt hab ich kurz durchgeschluckt - ich hatte vor 10 Minuten ein ähnliches Thema eröffnet. Weil es offensichtlich grad in der Luft liegt, dieses Thema. Oder die Sychronizität wieder mal zuschlägt....

    Im Prinzip denke ich schon, dass der Karmagedanken gilt. Allerdings nicht im Detail. Und da liegt der Hund begraben, sozusagen.

    Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich im Moment auch total ratlos bin und schwimme, weil ich keine Meinung dazu finde.

    Manchmal - vor allem bei gewissen Themen - merke ich, dass ich bei der ganzen Karmatheorie an die Decke gehe, innerlich. Weil ich sie zwar übergeordnet als fair sehe, aber im real life als unmenschlich und gnadenlos, sogar als arrogant und kalt.

    Ich weiß nicht, ob ich da je eine Einstellung bekomme, die ALLES unter einen Hut kriegt, vielleicht gibts das ja gar nicht (Teilchen und Welle *seufz*)

    Liebe Grüße
    Reinfriede



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    ChrisTina - 29.06.2007, 18:54


    Hi Ihrs,

    ich würd sagen, mitn Karma isses so wie mit dem Spiegelgesetz - ich sollte es nur auf mich anwenden - und nicht anderen Menschen *vorwerfen*, dass es so sei ;-)



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Reinfriede - 29.06.2007, 22:51


    Hm - na isses jetzt oder isses nicht? :roll:

    Ich meine, es ist auch meine Ansicht, dass man immer nur für sich zu einer Erklärung kommen kann, die dann auch passen wird - aber niemals für andere. Doch wenn es ein Prinzip ist, wäre das "vorgeworfene" vielleicht richtig? *grübel*

    Liebe Grüße
    Reinfriede



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    ChrisTina - 30.06.2007, 13:09


    Meine Meinung:

    Für mich ist sowohl Karma als auch Spiegelgesetz stimmig - für mich

    Trotzdem hindert mich das nicht, die Überzeugung anderer Menschen zu akzeptieren.

    Und es hindert mich auch nicht, anderen meine Hilfe an zu bieten, wenn es ihnen weniger gut geht.

    Weil es eben meine Überzeugung ist, dass ich für das, was mir passiert selbst verantwortlich bin - und wenn mich etwas be-trifft, ich zuerst mal schau, warums mich be-trifft.

    Das wars schon.



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Jo - 01.07.2007, 02:46


    Bei Karma kann ich das so für mich nicht behaupten...bzw. will ich gar nicht.

    Manches passiert eben...und ich denke mir, es hat zwar alles seine Zusammenhänge....aber nicht unbedingt immer mit Verantwortung.

    Wenn Unglücke passieren und viele konnten sich nicht retten....dann sehe ich das nicht unbedingt in der Verantwortung derer. Denn sich aus manchen Situationen retten können, ginge eben manchmal sogar über die Kräfte und Möglichkeiten hinaus, die Menschen in Gefahrenstuationen mobilisieren. Und ich glaube auch nicht, daß dies karmisch bedingt ist...wenn ganze Landstriche tausende Opfer zu beklagen haben. Oder wenn Dürrekatastrophen und Hungersnöte herrschen.
    Für mich hat es zwar sehr wohl auch mit Geschichte zu tun....aber eben nicht auf diese Art.

    Karma....die Idee ist für mich auch nicht viel anders, als manche anderer Religionen. Schuld und Sühne....sowie Angst, etwas "büssen" zu müssen, die vor manchen Taten abhalten soll.
    Statt schon im aktuellen Diesseits ausreichend Zusammenhäng erkennen zu können. Denke mir, das würde reichen.

    Liebe mitten-in-der-Nacht-Grüße

    :-D Jo



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    ChrisTina - 01.07.2007, 10:29


    Jo hat folgendes geschrieben: Wenn Unglücke passieren und viele konnten sich nicht retten....dann sehe ich das nicht unbedingt in der Verantwortung derer.
    Hatte ich auch nicht behauptet

    Ich schreib von mir und meinem Bezug zu den beiden Thematiken - und auch darüber, dass ich jedem anderen Menschen eine andere Sicht der Dinge zugestehe.

    Was ich vielleicht noch zusätzlich erwähnen hätte sollen - da es für mich selbstverständlich ist, hatt ich nicht dran gedacht - ist, dass ich auch davon ausgehe, dass jedem Wesen nach seinem glauben und seiner Überzeugung geschieht.

    Heißt für mich - wenn wer nicht an Karma glaubt, wird es ihn auch nicht einholen :-)

    Und ich hab über den Begriff an sich auch lange so gedacht - dass es um Schuld und Sühne geht - tuts aber nicht - es geht um Ursache und Wirkung - es kann also genausogut um *Gutes tun* und *Belohnung* gehen.

    Und für mich persönlich geht es bei Karma darum, im Hier und Jetzt so zu leben, dass ich mir in Zukunft keine Vorwürfe machen brauch, dass ich mir was selbst eingebrockt habe.

    Solange ich mich nicht bewusst mit Karma beschäftige, wird es auch nicht so extrem zum Tragen kommen, wie ab dem Zeitpunkt, an dem ich es als fixen Bestandteil in mein WeltBild aufnehmen.

    Was ich in früheren Leben verbrochen habe - kann durchaus sein, dass ich es im Hier und Jetzt sühnen sollte - hängt aber auch wieder nur davon ab, ob ich das glauben will oder nicht.

    Ich persönlich habs für mich so gelöst, dass ich durch Magnified Healing eben eine Art Karmabereinigung kennen gelernt habe - was aber auch nur *irgend ein* ritual ist, welches man sich auch selbst zurechtrichten kann.

    Meine *Angst* vor den Sünden der Vorleben konnte ich ganz einfach loslassen, indem ich gesagt habe "Ok, ich hab sicher auch schon mal - vielleicht sogar heftige - Scheisse gebaut - soll so sein, ich akzeptiere es und bin auch bereit, dazu zu lernen - aber die Verantwortung im Hier und Jetzt trag ich nur für die Sachen, die ich im Hier und Jetzt bewusst mache."



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Jo - 02.07.2007, 14:53


    ChrisTina hat folgendes geschrieben: Hi Ihrs,

    ich würd sagen, mitn Karma isses so wie mit dem Spiegelgesetz - ich sollte es nur auf mich anwenden - und nicht anderen Menschen *vorwerfen*, dass es so sei ;-)

    denke mir auch, daß Glaubenssysteme nicht dazu da sind, um sie anderen nach Bedarf "um zu hängen".

    Früher warens eben Donnergötter.....weil Menschen immer schon denk ich nach Sinn gesucht haben.

    Wobei ....Zusamenhänge und Sinn sind nicht Ein und das Selbe, denke ich.
    Es führt immer alles irgendwo hin...wo (hin) zu....aber ich denk mir eben auch, nicht unbedingt so, wie wir das manchmal glauben wollen.

    So wie ein Baum im Traum nicht für jeden das Selbe bedeuten muss....so sehe ich das auch mit anderen Theorien.
    Die werden manchmal in meinen Augen "sehr verallgemeinernd gestrickt über alles geworfen"....und lassen so anderen Sichtweisen, Bedeutungen , etc. keinen Freiraum mehr.
    Dann wirds "eng"....und in meinen Augen manchmal dadurch sehr verständnislos anderen gegenüber.

    :-D Jo



    Re: Zwischen Vorwurf, Begründung und Chance

    Reinfriede - 02.07.2007, 19:45


    ChrisTina hat folgendes geschrieben:

    Was ich vielleicht noch zusätzlich erwähnen hätte sollen - da es für mich selbstverständlich ist, hatt ich nicht dran gedacht - ist, dass ich auch davon ausgehe, dass jedem Wesen nach seinem glauben und seiner Überzeugung geschieht.

    Heißt für mich - wenn wer nicht an Karma glaubt, wird es ihn auch nicht einholen :-)



    Danke, ChrisTina - das geht jetzt runter wie Öl. Na klar, das hat damit zu tun!

    Das muss jetzt mal sacken, ist ein toller Gedankengang, dessen Konsequenzen ich jetzt mal überlegen muss.

    Liebe Grüße
    Reinfriede



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