Trauriges Schicksal (Geschichte)

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    Re: Trauriges Schicksal (Geschichte)

    Black Devil - 19.06.2007, 23:12

    Trauriges Schicksal (Geschichte)
    Trauriges Schicksal

    Ja, nun sitz ich hier mit verheulten Augen. Mein bester Freund sitzt neben mir und hält mich fest in den Armen. Ich schluchzte was das Zeug hielt und erzählte nebenbei meinem Freund was passiert war...
    Es waren große Ferien und seit über einem Jahr hatte ich einen kleinen Job auf einem Gnadenhof. Ich war es gewohnt, das wir Tiere retteten die in Not waren und oftmals auch nicht mehr ganz ansehnlich waren, doch daran hatte ich mich gewöhnt. Ich versuchte auch nie eine zu große Bindung zu einem Tier aufzubauen, da ich wusste, dass es irgendwann wieder gehen musste, ob es starb, weil es einfach nicht mehr zu retten war oder weil es einen neuen Besitzer fand war egal. Sie waren eben wieder weg. Doch es gab auch Tiere die schon seit Jahren da waren, weil sich einfach niemand für sie interessierte und sich dazu bereiterklärte ihnen ein neues zu Hause zu schenken. Da war zum Beispiel unser Hängebauchschwein Piggy. Sie landete auf dem Gnadenhof, weil man sie als Minischwein verkauft hatte, doch nach einem Jahr war sie zu groß und man setzte sie einfach aus. Der Notruf hatte uns erreicht, dass ein Schwein die Straßen unsicher machte, also fuhren wir los und retteten sie. Am Anfang war sie nur Haut und Knochen und es war noch nicht einmal sicher ob sie die nächsten Nächte überleben würde. Doch wir hatten es geschafft. Sie lebte und wir wollten sie inzwischen auch nicht mehr abgeben. Sie diente uns als perfekten Beistellpartner für andere Tiere die mit Artgenossen nicht ganz zurecht kamen.
    Genug abgeschweift, nun zurück zu meinem eigentlichen Problem. Vor circa einer Woche erreichte uns wieder ein Anruf. Eine weiße Stute stand verwahrlost auf einer großen Weide die eigentlich nur noch aus Matsch bestand. Keiner kümmerte sich um sie und sie hatte außer ein wenig Schlammwasser nichts zu trinken. Mit ein paar Blättern die sie sich von den Bäumen holte versuchte sie sich irgendwie am Leben zu halten und es war ihr auch gelungen. Wenn wir sie da nicht schleunigst rausgeholt hätten sie wäre spätestens in einem Monat dort verendet, denn es war ein eiskalter Herbst. Nachts wurde es schon eisig kalt und die Temperaturen sanken zum Teil schon bis auf 0° herunter. Sie war vollkommen verdreckt und davon das sie eigentlich ein Schimmel war sah man nichts. Sie wollte sich nicht einfangen lassen und so machten wir die Weide mit Elektrobändern immer kleiner. Als es ein nur noch minimaler Platz war, keilte die Stute nach mir aus, als ich versuchte sie zu fangen. Alle hielten den Atem an und es war mucksmäuschen Still um mich herum. Sanft fing ich an auf die Stute einzureden. Sie spitzte die Ohren und auch die anderen hörten mir fasziniert zu.
    Ich weiß nicht wie lange ich mit ihr geredet hatte, doch ich wusste das ich sie zum Schluss am Halfter hatte und unter geringem Widerstand sogar in den Hänger bekommen hatte. Bewundernd klopften die anderen mir auf die Schulter. Ich war stolz wie Otto und mit einem unglaublichen Glücksgefühl fuhren wir zurück zum Hof.
    Dort war schon eine Box gerichtet worden. Diese war mit einer dicken Schicht Stroh eingestreut. Ich führte sie langsam in die Box. Erst jetzt bemerkte ich das sie unheimlich lahmte und kaum gehen konnte, wahrscheinlich kam das von vorhin, als sie so über die Weide gestürmt ist. In der Box angekommen machte sie sich erstmal über das Futter und das frische Wasser her. Ich begutachtete sie ganz genau, sie schien mir bekannt zu sein, doch ich konnte sie nicht zu Ordnen. Vielleicht konnte ich morgen mehr sagen, wenn sie sauber war und wieder so aussah wie ein normales und gepflegtes Pferd. Ich tätschelte sie noch einmal und fuhr dann nach Hause.
    Ich konnte nicht gut schlafen und wälzte mich ewig hin und her. Irgendwann schlief ich dann ein, jedoch klingelte mein Wecker am nächsten morgen viel zu früh. Doch ich musste aufstehen, die Pferdeboxen warteten auf mich und ich wollte Monika nicht enttäuschen.
    Langsam stand ich auf und machte mich auf den Weg ins Bad, dort kämmte ich mir einmal ziemlich unsorgfältig durch die Haare. Aus der Küche stibizte ich mir noch ein Brötchen. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und während der Fahrt genoss ich das Brötchen.
    Endlich auf dem Hof angekommen stellte ich mein Fahrrad unter den Carport.
    Aus dem Büro kam Monika. Freudig begrüßte ich sie, dann machte ich mich auf den Weg in die Stallungen. Mit einem leisen und zaghaften wiehern wurde ich dort begrüßt. Bisher hatte mir noch kein Pferd entgegen gewiehrt. Ich sah mich um und versuchte die Richtung zu orten aus der das Wiehern gekommen war und da fiel mein Blick auf die neue Stute. Als sie mich ansah wiehrte sie noch einmal, doch dieses Mal noch leiser und zaghafter. Meine Augen fingen an zu strahlen, am liebsten hätte ich vor Freude losgeschrien, doch das verkniff ich mir, da ich die etwas ängstlicheren Pferde nicht in Stress versetzen wollte. Ich machte mich daran die Boxen auszumisten und die Pferde mir frischem Stroh zu versorgen. Nach meiner alltäglichen Arbeit widmete ich mich endlich der neuen Stute. Ich holte sie vorsichtig aus ihrer Box und band sie draußen in der warmen Morgensonne an. Ich begann zu schrubben wie ich nur konnte. Ich wurde in einer einzigen Staubwolke eingehüllt und für kurze Zeit musste ich aufhören zu putzen, denn ich bekam kaum noch Luft. Ich wartete bis der Wind den meisten Teil des Staubes davon geweht hatte, dann sah ich die Stute genau an. Mir stockte der Atem, nein das konnte nicht sein. Wie konnte nur. Ich zwickte mir in den Arm. Dann betrachtete ich die Stute noch einmal ganz genau. Ich ging näher an sie heran und ganz leise flüsterte ich: „Ronja?!“
    Sie spitzte die Ohren und in diesem Moment war ich mir sicher. Die Stute die wir gerettet hatten, war meine erste Reitbeteiligung Ronja. Sie hatte ich so lange gesucht und das einzige was ich wusste war, dass sie beim Pferdehändler war. Ich wusste noch nicht einmal bei welchem.
    Ich umgriff ihren Hals und drückte mein Gesicht fest an ihren dünnen Hals. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Das war also mit ihr passiert. Sie sah einmal so stolz aus und war eine prächtige Stute mit einem sehr eigenen aber liebenswerten Charakter.
    Ich konnte mich damals noch nicht einmal von ihr verabschieden, da sie verkauft wurde als ich im Urlaub war.
    Ich trat wieder einen Schritt von ihr zurück, blickte sie an und in mir entstand ein Gefühl das ich nicht erklären konnte, es bestand aus Freude, Trauer und Wut. Wie konnte man ein so schönes Pferd verkommen lassen. Warum mussten wir uns so wieder treffen. Aber wenigstens sah ich sie jetzt wieder und vielleicht würden wir jetzt für immer zusammen bleiben.
    Ja ganz sicher, ich würde alles tun um Monika zu überzeugen das die Stute mir gehören sollte. In diesem Moment fiel mir ein, das der Hufschmied noch gar nicht nach ihr gesehen hatte und der Tierarzt auch nicht, also nahm ich den Strick und führte sie zurück in die Bos. Danach ging ich zu Monika ins Büro und fragte sie, ob sie den Tierarzt und den Hufschmied kommen lassen könnte. Sie nickte bestätigend und dann fing ich an ihr von meinem Anliegen zu erzählen. Nachdem ich meinen Vortrag beendet hatte, war ich erstens wieder den Tränen nahe und zweitens war Monika kurz davor vor Verblüffung von ihrem Stuhl zu fallen.
    Sie bat um Bedenkzeit und ich gewährte sie ihr.
    Am Nachmittag kam zuerst der Schmied und richtete ihre Hufe. Sie brauchte spezielle Eisen, denn ihr vorderer linker Huf hatte einen langen Riss in der Mitte und dieser sollte verschwinden, damit er sich jedoch nicht weiter ausbreitete, hatte sie einen Spezialbeschlag bekommen.
    Gegen Abend kam dann der Tierarzt, doch dessen Prognose fiel nicht ganz so gut aus. Sie war sehr stark abgemagert und auch ihre Muskeln hatten sich zurückentwickelt.
    Ich schob ihr noch einen extra Apfel zu und dann musste ich auch schon wieder nach Hause.
    Diesen Abend konnte ich etwas besser einschlafen, doch ausgeruht war etwas anderes.
    Ich pflegte Ronja jeden Tag und schenkte ihr besondere Aufmerksamkeit. Sie hatte schnell wieder Vertrauen in mich gefasst und am dritten Tag beschloss ich mit ihr eine kleine Runde spazieren zu gehen. Es schien ihr sehr gut zu gefallen. Hin und wieder blieb sie stehen und rupfte sich ein wenig Gras heraus. Da ich es nicht übertreiben wollte, waren es am Anfang nur 10 Minuten, doch jeden Tag steigerte ich die Zeit um 5 Minuten. Am fünften Tag hatte ich die Zeit vergessen und wir waren fast eine Stunde unterwegs. Als ich dann zurück auf den Hof kam, stand dort Monika mit besorgtem Gesicht:“ Ich dachte dir oder der Stute wäre etwas passiert!“ Ich sah zu Boden und entschuldigte mich und auch Monikas Miene hellte sich augenblicklich wieder auf. Ich brachte Ronja in ihre Box und wie die letzten Tage zuvor schob ich ihr auch diesen Abend einen Apfel zu. Ich war mir sicher, das ich bald wieder mit ihr Anfangen konnte sie zu reiten und bei diesem Gedanken machte mein Herz einen kleinen Satz. Fröhlich trällernd fuhr ich nach Hause. Dort fiel ich Hundemüde in mein Bett und schlief Augenblicklich ein. Ich träumte davon mit Ronja über ein rotes Meer aus Mohnblumen zu galoppieren. Sie erstrahlte in meinem Traum wieder in ihrer ursprünglichen Pracht. Am nächsten morgen wachte ich sogar vor meinem Wecker auf. Ich stand auf und ohne zu frühstücken machte ich mich auf den Weg zum Hof. Dort angekommen sah ich den Wagen des Tierarztes stehen. Achtlos lies ich mein Rad fallen und eilte in die Stallungen. Dort stand Monika mit dem Tierarzt in Ronjas Box. Doch wo war Ronja. Hastig lief ich zu den beiden und da sah ich sie. Sie lag am Boden und atmete schwer. Mit Tränen in den Augen fragte ich:“ Was ist los mit ihr.“ Monika nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen, doch ich riss mich los und lies mich neben ihr in das Stroh fallen. Vorsichtig hob ich ihren Kopf in meinen Schoß. Sie öffnete leicht die Augen und grummelte mir entgegen.
    Ich machte mir schwerste Vorwürfe, da ich gestern zu lange mit ihr unterwegs war. Dann jedoch erklärte mir der Tierarzt, das sie einfach zu lange gehungert hatte und viele Organe auf eine minimale Funktion heruntergedreht wurden und dieser Zustand einfach zu lange angehalten hatte. Er verabschiedete sich von Monika und auch von mir, doch ich hatte ihm nicht geantwortet. Monika stand noch eine Weile mit mir in der Box, doch dann legte sie mir die Hand auf die Schultern und sprach leise:“ Ich muss noch ein wenig Arbeit. Wenn du was brauchst, dann sag bescheid.“
    Ich nickte nur und sie verließ die Box. Ich machte den ganzen Tag über nichts anderes als bei Ronja in der Box zu sitzen und zu beten und zu bangen. Abends kam Monika noch einmal und brachte mir eine Decke mit dem Satz:“ Deine Eltern wissen bescheid“
    Ich nahm dankend die Decke entgegen. Ich deckte mich zu und legte mich an Ronjas knochigen Bauch. Sie atmete immer noch schwer. Ich lag die halbe Nacht, doch irgendwann war ich vollkommen übermüdet und schlief ein.
    Als ich am nächsten morgen aufwachte, lag ich immer noch auf Ronjas Bauch, doch ich spürte nicht mehr, das sie sich bewegte. Ich schrak auf und sah sie mir genau an. Sie atmete nicht mehr und als ich ihr sanft über die kalten Nüstern strich reagierte sie auch nicht mehr. Erst jetzt verstand ich, das sie nie wieder reagieren würde und auch das der Traum sie wieder reiten zu können nie wieder wahr werden würde. Als mir das alles durch den Kopf schoss sackte ich über ihr zusammen und fing an hemmungslos zu schluchzen und ich weinte. Ich bekam nichts mehr um mich herum mit. Scheinbar war jemand in den Stall gekommen, denn ich wurde mit sanfter Gewalt an den Schultern zurück gezogen und auf die Füße gehoben. Ich sah nicht auf. Mein Blick war Stur auf den Boden gerichtet. Wer auch immer mich da festhielt brachte mich auch nach draußen und von dort in das Wohnzimmer von Monika. Dort wurde ich auf die Couch gesetzt.
    Als ich aufsah entdeckte ich, das mein bester Freund da neben mir saß und mich einfach nur besorgt ansah. Er nahm mich in den Arm und spendete mir jetzt den Trost den ich brauchte. Da er gerade aus dem Urlaub gekommen war, wusste er nicht was hier passiert war und ich erzählte ihm alles.
    Nun ja und den Rest kennt ihr.


    Das ist eine Geschichte mit der ich sehr viel Verbinde. Ronja war meine erste Reitbeteiligung und wie auch schon hier geschrieben hatte ich sie verloren, da die Besitzerin nicht mit ihr zurecht kam. Irgendwann in den Sommerferien bekam ich plötzlich eine SMS. Ich saß im Freibad und dachte mir nichts böses, doch als ich die SMS gelesen hatte, dachte ich mir: Jetzt geh ich mich im Becken ertränken! Denn in der SMS stand tatsächlich, das Ronja verkauft wurde. Ich hatte nicht mal die Chance mich von ihr zu verabschieden.
    Ich habe beim Schreiben dieser Geschichte geheult, da viele Erinnerungen hochgekommen sind die zum Teil weh tun, da ich sie sehr gern hatte und sie nie wieder sehen werde. Ich wusste nur, das sie zu einem Pferdehändler kam und dort ein Kind gebissen hatte. Mehr weiß ich nicht, da ich so sauer auf die Besitzerin war und schon nach 2 Monaten die Reitbeteiligung auf ihrer neuen Stute aufgegeben hatte und der Kontakt ist abgebrochen.



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