GESCHICHTEN-ECKE

campfire.de
Verfügbare Informationen zu "GESCHICHTEN-ECKE"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: de Zausel
  • Forum: campfire.de
  • Forenbeschreibung: Mensch sein ~ be Human
  • aus dem Unterforum: nicht indianische Topics
  • Antworten: 2
  • Forum gestartet am: Sonntag 17.06.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: GESCHICHTEN-ECKE
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 7 Monaten, 6 Tagen, 3 Stunden, 19 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "GESCHICHTEN-ECKE"

    Re: GESCHICHTEN-ECKE

    de Zausel - 18.06.2007, 12:13

    GESCHICHTEN-ECKE
    Mein neuster Yahoo Blog....

    Ich denke mal die Geschichte vom kleinen Prinz, kann man in allen Variationen immer erzählen und diskutieren.....

    Es war einmal.....


    Ein kleiner Blogger…




    Der kleine Blogger schrieb gerade seinen ersten Beitrag…

    In diesem Augenblick erschien ein User.

    “Guten Tag”, sagte der User.

    “Guten Tag”, antwortete höflich der kleine Blogger, der sich umdrehte, aber nichts sah.

    “Ich bin da”, sagte die Stimme, “Hier, in deinem Blog …”

    “Wer bist du?” sagte der kleine Blogger.

    “Ich bin ein User”, sagte der User.

    “Komm und Informier dich bei mir”, schlug ihm der kleine Blogger vor. “Ich habe hier viele Informationen…”

    “Ich kann mich nicht bei dir Informieren”, sagte der User. “Ich bin noch nicht gebildet!”

    “Ah, Verzeihung!” sagte der kleine Blogger.

    Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu:

    “Was bedeutet ‘bilden’?”

    “Du bist nicht von hier”, sagte der User, “was suchst du?”

    “Ich suche User die meine Informationen lesen”, sagte der kleine Blogger. “Was bedeutet bilden?”

    “Die Informationen”, sagte der User, “die beeinflussen meine Meinung. Das ist manchmal sehr lästig.
    Die Informationen sind manchmal sehr einseitig. Das ist sehr schade. Du suchst auch Menschen die du beeinflussen kannst?”

    “Nein”, sagte der kleine Blogger, “ich suche Freunde und Menschen mit eigener Meinung. Was heißt ‘bilden’?”

    “bilden, das ist eine in Vergessenheit geratene Sache”, sagte der User. “Es bedeutet unter anderem, bei der Meinungsbildung zu helfen.”

    ” bei der Meinungsbildung zu helfen?”

    “Gewiss”, sagte der User. “Noch bist du für mich nichts als ein kleiner Blogger, der hunderttausend kleinen Bloggern völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein User, der hunderttausend anderen Usern gleicht. Aber wenn du bei der Meinungsbildung hilfst, werden wir einander brauchen.
    Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt …”

    “Ich beginne zu verstehen”, sagte der kleine Blogger.
    “Es gibt einen… ich glaube, der hat mich gebildet …”

    “Das ist möglich”, sagte der User. “man trifft im Internet auch seriöse Blogger …”

    “Oh, das war nicht im Internet”, sagte der kleine Blogger.

    Der User schien sehr aufgeregt:

    “Real-Live?”

    “Ja.”

    “Gibt es nur unvoreingenommene Meinungen im Real-Live?”

    “Nein.”

    “Nichts ist vollkommen!” seufzte der User.

    Aber der User kam auf seinen Gedanken zurück:

    “Meine Meinung ist in Gefahr. Ich suche Informationen, die Medien beeinflussen mich.
    Es gibt so viele Medien, und alle Medien versuchen mich zu beeinflussen.
    Ich fürchte mich also ein wenig.
    Aber wenn du mich bildest, wird mein leben wie durchsonnt sein.
    Ich werde den Stiel deiner Informationen kennen, der sich von allen anderen unterscheidet.
    Die anderen Informationen werden mich nicht mehr beeinflussen können.
    Deine werden mir bei der Meinungsbildung helfen.
    Und schau!
    Manchmal findest du Medien die nicht alles glauben!
    Die fähig sind, die Informationen kritisch zu betrachten.
    Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich einmal gebildet hast!
    Die kritischen Medien werden mich an dich erinnern.
    Und ich werde die Art Informationen auch kritisch zu betrachten lieb gewinnen.”



    Der User verstummte und schaute den kleinen Bloggeren lange an.

    “Bitte … bilde mich!” sagte er.

    “Ich möchte wohl”, antwortete der kleine Blogger, “aber ich habe nicht viel Zeit.
    Ich muss Beiträge schreiben und viele Informationen finden.”

    “Man kennt den wahren Hintergrund einer Information nur wenn man sich damit kritisch auseinander setzt”, sagte der User.
    “Die Menschen haben keine Zeit mehr, sich mit irgend etwas kritisch auseinander zu setzen.
    Sie schlingen die Informationen in sich hinein und glauben alles was man ihnen berichtet.
    Da die Menschen keine Zeit mehr haben Informationen kritisch zu betrachten, gibt es auch fast keine Menschen mehr die eine unvoreingenommene Meinung haben

    Wenn du einen unvoreingenommenen User willst, dann bilde mich!”

    “Was muss ich da tun?” sagte der kleine Blogger.

    “Du musst ehrlich sein”, antwortete der User.
    “Du setzt musst deine Informationen, dein Wissen das du weitergibst selbst kritisch hinterfragen.
    Ich werde deine Beiträge lesen, und du wirst nicht versuchen mich zu beeinflussen.
    Beeinflussung ist die Quelle aller voreingenommenen Meinungen.

    Am nächsten Morgen veröffentlichte der kleine Blogger einen neuen Beitrag.

    “Es wäre besser gewesen, du hättest dich mehr Informiert bevor du deinen Beitrag schriebst”, sagte der User.
    “Wenn du zum Beispiel etwas das du nur vermutest so hinstellst als währe es eine Tatsache dann beeinflusst du mich…
    Wenn du aber Meinungen und Vermutungen auch klar als solche darstellst dann bildest du mich.

    So machte denn der kleine Blogger den User mit sich vertraut. und als die Stunde des Abschieds nahe war:

    “Ach!” sagte der User, “ich werde weinen.”

    “Das ist deine Schuld”, sagte der kleine Blogger, “ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, dass ich dich bilde …”

    “Gewiss”, sagte der User.

    “Aber nun wirst du weinen!” sagte der kleine Blogger.

    “Bestimmt”, sagte der User.

    “So hast du also nichts gewonnen!”

    “Ich habe”, sagte der User, ” viel gelernt und mir eine Meinung bilden können.”
    Dann fügte er hinzu:
    “Geh die anderen Bloggs anschauen. Du wirst begreifen, dass der deine einzig ist in der Welt.
    Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken.”

    Der kleine Blogger ging, sich die Bloggs ansehen.
    “Ihr gleicht meiner Blog gar nicht, ihr seid noch nicht unvoreingenommen”, sagte er zu ihnen.
    “Niemand hat sich euch gebildet, und auch ihr habt niemanden gebildet.
    Ihr seid, wie mein User war. Der war nichts als ein User wie hunderttausend andere.
    Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.”
    Und die anderen Blogger waren sehr beschämt.
    “Ihr seid voller Beiträge aber ohne faire Informationen”, sagte er noch. “Man kann sich bei euch nicht bilden Gewiss, ein irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Blog ähnle euch.
    Aber in sich selbst ist er wichtiger als ihr alle, da er es ist, der unvoreingenommen ist.
    Da er es ist, der nicht versucht seine User zu beeinflussen.
    Da er es ist, der Informationen kritisch hinterfragt.
    Da er es ist, der Meinungen oder Vermutungen nicht als Tatsachen darstellt.
    Da er es ist, der versucht Usern bei der Meinungsbildung zu helfen und nicht ihnen eine Meinung vorzugeben.
    Da es meine Blog ist.”

    Und er kam zum User zurück.
    “Adieu”, sagte er …

    “Adieu”, sagte der User.
    “Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach:
    Man sieht nur mit dem Herzen gut.
    Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”

    “Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”, wiederholte der kleine Blogger, um es sich zu merken.

    “Die Zeit, die du für deinen Blog verloren hast, sie macht deinen Blog so wertvoll.”

    “Die Zeit, die ich für meinen Blog verloren habe …”, sagte der kleine Blogger, um es sich zu merken.

    “Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen”, sagte der User. “Aber du darfst sie nicht vergessen.
    Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.
    Du bist für deine User verantwortlich …”

    “Ich bin für meine User verantwortlich …”, wiederholte der kleine Blogger, um es sich zu merken.



    Frei nach "Der kleine Prinz"
    von Antoine de Saint-Exupéry



    Re: GESCHICHTEN-ECKE

    de Zausel - 22.08.2007, 09:45

    DIE KLEINEN LEUTE VON SWABEDOO
    Dies war ein Blog von Jeanett (Hexe) habe ihn wieder auf meiner Festplatte gefunden und möchte euch diese süße Geschichte nicht vorenthalten

    DIE KLEINEN LEUTE VON SWABEDOO



    Vor langer, langer Zeit lebten kleine Leute auf der Erde. Die meisten von ihnen wohnten im Dorf Swabedoo, und sie nannten sich Swabedoodahs. Sie waren sehr glücklich und liefen herum mit einem Lächeln bis hinter die Ohren und grüßten jedermann.
    Was die Swabedoodahs am meisten liebten, war einander warme, weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder von ihnen trug über seiner Schulter einen Beutel und der Beutel war angefüllt mit weichen Pelzchen. So oft sich Swabedoodahs trafen, gab der eine dem anderen ein Pelzchen. Es ist sehr schön, einem anderen ein warmes, weiches Pelzchen zu schenken. Es sagt dem anderen, daß er etwas Besonderes ist es ist eine Art zu sagen "Ich mag Dich!" Und ebenso schön ist es, von einem anderen ein solches Pelzchen zu bekommen. Du spürst, wie warm und flaumig es an deinem Gesicht ist, und es ist ein wundervolles Gefühl, wenn du es sanft und leicht zu den anderen in deinen Beutel legst. Du fühlst. dich anerkannt und geliebt, wenn jemand dir ein Pelzchen schenkt, und du möchtest auch gleich etwas Gutes, Schönes tun. Die kleinen Leute von Swabedoo gaben und bekamen gern weiche, warme Pelzchen, und ihr gemeinsames Leben war ganz ohne Zweifel sehr glücklich und fröhlich.
    Außerhalb des Dorfes, in einer kalten, dunklen Höhle, wohnte ein großer, grüner Kobold. Eigentlich wollte er gar nicht allein dort draußen wohnen, und manchmal war er sehr einsam. Er hatte schon einige Male am Rand des Dorfes gestanden und sich gewünscht, er könnte dort mitten unter den fröhlichen Swabedoodahs sein aber er hatte nichts, was er hätte dazutun können und das Austauschen von warmen, weichen Pelzchen hielt er für einen großen Unsinn. Traf er einmal am Waldrand einen der kleinen Leute, dann knurrte er nur Unverständliches und lief schnell wieder zurück in seine feuchte, dunkle Höhle.
    An einem Abend, als der große, grüne Kobold wieder einmal am Waldrand stand, begegnete ihm ein freundlicher kleiner Swabedoodah. "Ist heute nicht ein schöner Tag?" fragte der Kleine lächelnd. Der grüne Kobold zog nur ein grämliches Gesicht und gab keine Antwort. "Hier, nimm ein warmes, weiches Pelzchen, sagte der Kleine, "hier ist ein besonders schönes. Sicher ist es für Dich bestimmt, sonst' hätte ich es schon lange verschenkt." Aber der Kobold nahm das Pelzchen nicht. Er sah sich erst nach allen Seiten um, um sich zu vergewissern, daß auch keiner ihnen zusah oder zuhörte, dann beugte er sich zu dem Kleinen hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: "Du, hör mal, sei nur nicht so großzügig mit deinen Pelzchen. Weißt du denn nicht daß du eines Tages kein einziges Pelzchen mehr besitzt, wenn du sie immer so einfach an jeden, der dir Ober den Weg läuft, verschenkst?" Erstaunt und ein wenig hilflos blickte der kleine Swabedoodah zu dem Kobold hoch. Der hatte in der Zwischenzeit den Beutel von der Schulter des Kleinen genommen und geöffnet. Es klang richtig befriedigt, als er sagte: "Hab ich es nicht, gesagt! Kaum mehr als 217 Pelzchen hast du noch in deinem Beutel. Also, wenn ich du wäre: ich würde vorsichtig mit dem Verschenken sein!" Damit tappte der Kobold auf seinen großen, grünen Füßen davon und ließ einen verwirrten und unglücklichen Swabedoodah am Waldrand zurück. Er war so verwirrt, so unglücklich, d aß er gar nicht darüber nachdachte, daß das, was der Kobold da erzählte, überhaupt nicht sein konnte. Denn jeder Swabedoodah besaß einen unerschöpflichen Vorrat an Pelzchen. Schenkte er ein Pelzchen, so bekam er sofort von einem anderen ein Pelzchen, und dies geschah immer und immer wieder, ein ganzes Leben lang wie sollten dabei die Pelzchen ausgehen?



    Auch der Kobold wusste das doch er verließ sich auf die Gutgläubigkeit der kleinen Leute. Und noch auf etwas anderes verließ er sich, etwas, was er an sich selbst entdeckt hatte, und von dem er wissen wollte, ob es auch in den kleinen Swabedoodahs steckte. So belog er den kleinen Swabedoodah ganz bewusst, setzte sich in den Eingang seiner Höhle und wartete.
    Vor seinem Haus in Swabedoo saß der kleine, verwirrte Swabedoodah und grübelte vor sich hin. Nicht lange, so kam ein guter Bekannter vorbei, mit dem er schon viele warme, weiche Pelzchen ausgetauscht hatte. "Wie schön ist dieser Tag!" rief der, Freund, griff in seinen Beutel, und gab de m anderen ein Pelzchen. Doch dieser nahm es nicht freudig entgegen, sondern wehrte mit den Händen ab. "Nein, nein! Behalte es lieber," rief der Kleine, "wer weiß, wie schnell sonst dein Vorrat abnimmt. Eines Tages stehst du ohne Pelzchen da!" Der Freund stand ihn nicht zuckte nur mit den Schultern, packte das Pelzchen zurück in seinen Beutel und ging mit leisem Gruß davon. Aber er nahm verwirrte Gedanken mit, und am gleichen Abend konnte man noch dreimal im Dorf hören, wie ein Swabedoodah zum anderen sagte: "Es tut mir leid, aber ich habe kein warmes, weiches Pelzchen für Dich. Ich muss darauf achten, daß sie mir nicht ausgehen."
    Am kommenden Tag hatte sich dies alles im ganzen Dorf ausgebreitet. Jedermann begann, seine Pelzchen aufzuheben. Man, verschenkte zwar immer noch ab und zu eines, aber man tat es erst nach langer, gründlicher Oberlegung und sehr, sehr vorsichtig. Und dann waren es zumeist nicht die ganz besonders schönen Pelzchen, sondern die kleinen mit schon etwas abgenutzten Stelle.
    Die kleinen Swabedoodahs wurden misstrauisch. Man begann, sich argwöhnisch zu beobachten, man dachte darüber nach, ob der andere wirklich ein Pelzchen wert war. Manche trieben es soweit, daß sie ihre Pelzbeutel nachts unter den Betten versteckten. Streitigkeiten brachen darüber aus, wie viele Pelzchen der oder der besaß. Und schließlich begannen die Leute, warme, weiche Pelzchen gegen Sachen einzutauschen, anstatt sie einfach zu verschenken. Der Bürgermeister von Swabedoo machte sogar eine Erhebung, wie viele Pelzchen insgesamt vorhanden waren, ließ dann mitteilen, daß die Anzahl begrenzt sei und rief die Pelzchen als Tauschmittel aus. Bald stritten sich die kleinen Leute darüber, wie viele Pelzchen, eine Übernachtung oder eine Mahlzeit im Hause eines anderen wert sein müsste. Wirklich, es gab sogar einige Fälle von Pelzchenraub! An dämmerigen Abenden fühlte man sich draußen nicht mehr sicher, an Abenden, an denen früher die Swabedoodahs gern im Park oder auf den Straßen spazieren gegangen waren, um einander zu grüßen, um sich warme, weiche Pelzchen zu schenken.
    Oben am Waldrand saß der große, grüne Kobold, beobachtete alles und rieb sich die Hände.
    Das Schlimmste von allem geschah ein wenig später. An der Gesundheit der kleinen Leute begann sich etwas zu verändern. Viele beklagten sich Ober Schmerzen in den Schultern und im Rücken, und mit der Zeit befiel immer mehr Swabedood4hs eine Krankheit, die Rückgraterweichung genannt wird. Die kleinen Leute liefen gebückt und in schweren Fällen bis zum Boden geneigt umher. Die Pelzbeutelchen schleiften auf der Erde. Viele fingen an zu glauben, daß die Ursache ihrer Krankheit das Gewicht der Beutel sei, und daß es besser wäre, sie im Hause zu lassen, und dort einzuschließen. Es dauerte nicht, lange, und man konnte kaum noch einen Swabedoodah mit einem Pelzbeutel auf dem Rücken antreffen.
    Der große, grüne Kobold war mit dem Ergebnis seiner Lüge sehr zufrieden. Er hatte herausfinden wollen, ob die kleinen Leute auch so handeln und fühlen würden wie er selbst, wenn er, wie das fast immer der Fall war, selbstsüchtige Gedanken hatte. Sie hatten so gehandelt! Und der Kobold fühlte sich sehr erfolgreich.
    Er kam jetzt häufiger einmal in das Dorf der kleinen Leute. Aber niemand grüßte ihn mit einem Lächeln, niemand bot ihm ein Pelzchen an. Stattdessen wurde er misstrauisch angestarrt, genauso, wie sich die kleinen Leute untereinander anstarrten. Dem Kobold gefiel das gut. Für ihn bedeutete diese s Verhalten die "wirkliche Welt"!
    In Swabedoo ereigneten sich mit der Zeit immer schlimmere Dinge. Vielleicht wegen der Rückgraterweichung, vielleicht aber auch deshalb, weil ihnen niemand mehr ein warmes, weiches Pelzchen gab wer weiß es genau? starben einige Leute in Swabedoo. Nun war alles Glück aus dem Dorf verschwunden. Die Trauer war sehr groß.
    Als der große, grüne Kobold davon hörte, war er richtig erschrocken. "Das wollte ich nicht", sagte er zu sich selbst, "das wollte ich bestimmt nicht. Ich, wollte ihnen doch nur zeigen, wie die Welt wirklich ist. Aber ich habe ihnen doch nicht den Tod gewünscht." Er überlegte, was man nun machen könnte, und es fiel ihm auch etwas ein.
    Tief in seiner Höhle hatte der Kobold eine Mine mit kaltem, stacheligen Gestein entdeckt. Er hatte viele Jahre damit verbracht, die stacheligen Steine aus dem Berg zu graben und sie in einer Grube einzulagern. Er liebte dieses Gestein, weil es so schön kalt war und so angenehm prickelte, wenn er es anfasste. Aber nicht nur das: Er liebte diese Steine auch deshalb, weil sie alle ihm gehörten und immer, wen er davor saß und sie ansah, war das Bewusstsein, einen großen Reichtum zu besitzen, für den Kobold ein schönes, befriedigendes Gefühl.
    Doch jetzt, als er das Elend der kleinen Swabedoodahs sah, beschloss er, seinen Steinreichtum mit ihnen zu teilen. Er füllte ungezählte Säckchen mit kalten, stacheligen Steinen, packte die Säckchen auf einen großen Handkarren und zog damit nach, Swabedoo.
    Wie froh waren die kleinen Leute, als sie die stacheligen, kalten Steine sahen! Sie nahmen sie dankbar an. Nun hatten sie wieder etwas, was sie sich schenken konnten. Nur: Wenn sie einem anderen einen kalten, stacheligen Stein gaben, um ihm zu sagen, daß sie ihn mochten, dann war in ihrer Hand und auch in der Hand desjenigen, der den Stein geschenkt bekam, ein unangenehmes, kaltes Gefühl. Es machte nicht so viel Spaß, kalte, stachelige Steine zu verschenken wie warme, weiche Pelzchen. Immer hatte man ein eigenartiges Ziehen im Herzen, wenn man einen stacheligen Stein bekam. Man war sich nicht ganz sicher, was der Schenkende damit eigentlich meinte. Der Beschenkte blieb oft verwirrt und mit leicht zerstochenen Fingern zurück.
    So geschah es, nach und nach, immer häufiger, daß ein kleiner Swabedoodah unter sein Bett kroch, den Beutel' mit den warmen, weichen Pelzchen hervorzog, sie an der Sonne ein wenig auslüftete, und, wenn einer ihm einen Stein schenkte, ein warmes, weiches Pelzchen dafür zurück gab. Wie leuchteten dann die Augen des Beschenkten! Ja, mancher lief schnell in sein Haus zurück, kramte den Pelzbeutel hervor, um auch an Stelle des stacheligen Steines ein Pelzchen zurückzuschenken. Man warf die Steine nicht fort, o nein! Es holten auch nicht alle Swabedoodahs ihre Pelzbeutelchen wieder hervor. Die grauen, stacheligen Steingedanken hatten sich zu fest in den Köpfen der kleinen Leute eingenistet. Man konnte es aus den Bemerkungen heraushören:
    ­ Weiche Pelzchen? Was steckt wohl dahinter?
    ­ Wie kann ich wissen, ob meine Pelzchen wirklich erwünscht sind?
    ­ Ich gab ein warmes, weiches Pelzchen, und was bekam ich dafür? Einen kalten, stacheligen Stein!
    ­ Das soll mir nicht noch einmal passieren.
    ­ Man weiß nie, woran man ist: heute Pelzchen, morgen Steine.
    Wahrscheinlich wären wohl alle kleinen Leute von Swabedoo gern zurückgekehrt zu dem, was bei ihren Großeltern noch ganz natürlich war. Mancher sah auf die Säckchen in einer Ecke seines Zimmers, angefüllt mit kalten, stacheligen Steinen, auf diese Säckchen, die ganz eckig waren und so schwer, daß man sie nicht mitnehmen konnte, Häufig hatte man nicht einmal einen Stein zum Verschenken bei sich, wenn man einem Freund begegnete. Dann wünschte der kleine Swabedoodah sich im geheimen und ohne es je laut zu sagen, daß jemand kommen möge, um ihm warme, weiche Pelzchen zu schenken. In seinen Träumen stellte er sich vor, wie sie alle auf der Straße mit einem fröhlichen, lachenden Gesicht herumgingen und sich untereinander Pelzchen schenkten, wie in den alten Tagen. Wenn er dann aufwachte, hielt ihn aber immer etwas davon zurück, es auch wirklich zu tun. Gewöhnlich war es das, daß er hinausging und sah, wie die Welt "wirklich ist"!
    Das ist der Grund, warum das Verschenken von warmen, weichen Pelzchen nur noch selten geschieht, und niemand tut es in aller Öffentlichkeit. Man tut es im geheimen und ohne darüber zu sprechen. Aber es geschieht! Hier und dort, immer wieder, ob Du vielleicht auch eines Tages ... ?


    ICH SCHENKE EUCH ALLEN EIN WARMES, WEICHES PELZCHEN



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum campfire.de

    native woman - gepostet von unegawaya am Freitag 17.08.2007
    BÜCHER-ECKE - gepostet von unegawaya am Dienstag 19.06.2007



    Ähnliche Beiträge wie "GESCHICHTEN-ECKE"

    philosophie ecke - counterfactual (Montag 09.04.2007)
    DerTW´s KB-Ecke - DerTW (Mittwoch 12.07.2006)
    Buch "Gaskrank, Geschichten aus der Kurve" - Boko (Donnerstag 30.11.2006)
    Schule-ist-ein-Irrenhaus-Ecke - Pennyroyal Tea (Samstag 13.01.2007)
    WWW S Tuesday Night Wrestling XV vom 24.07.2012 - Hector (Samstag 28.07.2012)
    erotische Geschichten - Skylar (Sonntag 18.03.2007)
    Grüße-Ecke - Tiffy (Samstag 05.02.2005)
    Geschichten - psychooo (Mittwoch 07.06.2006)
    Das Buch der verschollenen Geschichten I und II - Abendstern (Montag 08.05.2006)
    Basteln ecke - Thomas (Donnerstag 04.05.2006)