Fall Frick: Anleger, was nun?

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    Re: Fall Frick: Anleger, was nun?

    Phil - 18.06.2007, 23:16

    Fall Frick: Anleger, was nun?
    Zitat: Die Börse ist bisweilen ein verlustträchtiges Spiel. Wer so unklug war, den Börsentipps von Markus Frick zu Star Energy, Stargold und Russoil zu folgen, hat sich eine blutige Nase geholt, wenn er nicht rechtzeitig verkauft hat. Die Anleger kochen, werfen ihm gar Betrug vor.



    Verlustbringer 1: Star Energy. Die Aktie notierte Ende Mai noch bei zwei Euro, sackte seitdem ab - zeitweise bis auf 0,40 Euro. Der Anleger hätte also innerhalb weniger Tage einen Verlust von rund 80 Prozent machen können. Verlustbringer 2: StarGold. Hier ist der Kursrutsch noch beachtlicher, nämlich 91 Prozent, von 5,70 Euro auf 0,53 Euro. Bei Verlustbringer 3, Russoil, hätte man in wenigen Tagen 86 Prozent Wert vernichten können.

    Für alle drei Werte hat Markus Frick, der auf seiner Webseite in weißem Anzug engelsgleich auftritt, die Werbetrommel gerührt: "Schauen Sie sich StarGold an, wie toll sich StarGold im aktuellen Marktumfeld hält. Daran erkennen Sie Qualität und ich bin überzeugt, dass StarGold in diesem Jahr noch deutlich höher stehen wird." Das schrieb er in seinem Börsenbrief vom 5. März. "Aus diesem Gründ werde ich auch kein Stück von StarGold aus der Hand geben. Ich werde nichts verkaufen, auch wenn es nochmals tiefer gehen sollte! Ich werde dann eine weitere Position zukaufen!"

    Nach dem Kurssturz der drei von Frick empfohlenen Rohstoff-Aktien Star Energy, Stargold und Russoil schlagen die Wellen in den Börsenforen weiter hoch. Zahlreiche Anleger werfen dem Aktientipp-Geber und Börsen-Moderator ("Deutschlands Stimme des Geldes") vor, sie hinters Licht geführt zu haben.
    Auch beim Fernsehsender N24 will man erst einmal abwarten. Die Sendung "Make Money – Die Markus Frick Show"" werde solange ausgesetzt, bis die Vorwürfe ausgesetzt seien. Am Samstag war die Frick-Show aus dem Programm genommen worden. Stattdessen gab es eine Dokumentation über den Alltag in einem Berliner Hotel.

    Frick vermutet Hetzkampagne
    Frick beteuert seine Unschuld. Er habe sich nicht an einem abgekarteten Spiel beteiligt und habe keine geschäftlichen Beziehungen zu den drei Firmen, sagte er gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag. Er kaufe in der Regel auch keine Aktien, die er empfehle. Der gelernte Backermeister, der auf seinen Seminaren Tausende Anleger anlockte, glaubt an eine Verschwörungstheorie und vermutet eine Hetzkampagne gegen ihn. Die jüngsten Kursstürze von Star Energy, Stargold und Russoil seien das Werk von "großen Adressen". Das sei ein gezielter Angriff auf ihn gewesen, meinte er gegenüber dem "Spiegel".

    Die Mär von den Shorties
    Dabei ist bekannt, dass Markus Frick selbst nie Aktien wirklich kauft, sondern sein Depot lediglich virtuell bestückt (siehe auch: Aus Mauerblümchen werden Kurskracher, boerse.ARD.de vom 23.3.07). Er kaufte also StarGold ebenso wie Star Energy und Russoil für sein virtuelles Depot, das er die "10.000-Euro-Anlage" nennt.


    Sein Leitspruch:"1000 Prozent in 2007". Oder anders gesagt: Aus 10.000 mach 100.000. Alle drei Werte waren ein Fehlinvestment, wie sich herausstellte. Selbst Frick hat die Aktien inzwischen aus seinem virtuellen Depot verbannt. Fundamental sei aber alles in Ordnung, der Verkauf sei nötig gewesen, um Ruhe in die Aktie zu bringen, hieß es zur Erklärung. Schuld am Kursverfall seien so genannte Shorties. Also Shortseller. Eine Begründung, die man in ähnlichen Fällen oft hören oder lesen kann. Profis lachen dann herzhaft.

    Übrigens: Die "10.000-Euro-Anlage" ist mittlerweile auf weniger als 8.000 Euro geschmolzen. "Es wird in den kommenden Monaten sehr schwierig werden, mit dem verbleibenden Kapital mein Ziel von 100.000 Euro zu erreichen", gesteht denn auch Frick in seinem Börsenbrief ein.

    Für Nachrichten über die angeblichen "Kursraketen" bezahlen die Abonnenten seiner "Email-Hotline" im Jahr 898 Euro. Ach ja, von sich selbst sagt der Mann: "Ich pflege ein gutes Verhältnis zu meinem Geld!"


    Wie werden "Kursraketen" gemacht?
    Es ist ein einfaches Rezept: Man nehme einen wertlosen Börsenmantel, gebe etwas Kursfantasie dazu. Fertig ist die Geldmaschine: Anleger reißen sich um die Aktien.

    Womit die Geldmacher spielen, das ist der Traum des kleinen Anlegers vom schnellen Geld. Man nennt es auch Gier. Hohe Rendite in kurzer Zeit - da ist die Versuchung groß, wenigstens mit ein bisschen "Kleingeld" dabei zu sein und sein Glück zu versuchen. Gute Vorsätze werden über Bord geworfen, Vernunft und Skepsis werden aus dem Hirn verbannt.

    Zutat eins: Ein Gold-Name
    Das Rezept dieser Geldmacher ist einfach: In der Regel kaufen sie billig eine nahezu wertlose Aktiengesellschaft, die quasi nur noch aus ihrem Namen besteht. Ein operatives Geschäft gibt es in der Regel nicht, sondern nur noch ihren Börsenmantel. Deshalb ist sie auch so billig.

    Die neuen Eigentümer geben der Gesellschaft dann erst einmal einen prestigeträchtigen Namen. Einen, der Wachstum verspricht. Was bei Anlegern gut ankommt, sind Zusätze wie Gold oder Öl. Voilà: aus der Pommesbuden AG wird die Goldschürf AG.

    utat zwei: Aktiensplit
    In einem nächsten Schritt wird die Aktienanzahl vervielfacht. Das macht man durch einen so genannten Aktiensplit. Aus 100.000 Papieren werden dann zum Beispiel 10 Millionen Stücke. Also ein Split von eins zu 100.

    Angenommen, man hätte für den wertlosen Mantel immer noch 100.000 Euro hinblättern müssen, dann wären das pro Aktie 1 Euro. Die Rechnung nach dem Split sieht freilich anders aus: Gemessen an der neuen, höheren Anzahl von Aktien hätte man nur einen Cent je Papier bezahlt. Bis hierhin ist das ganze Prozedere übrigens ganz legal.

    Zutat drei: Käufer locken
    Jetzt müssen die Eigner noch dafür sorgen, dass sie für die vielen Aktien auch Abnehmer finden. Betrügerische Naturen machen das zum Beispiel, indem sie Aktien-Pusher engagieren und bezahlen. Die machen dann zum Beispiel in einschlägigen Finanz-Communitys und Internetforen positive Stimmung für den Wert.

    Diese Pusher loben zum Beispiel das Wahnsinnspotenzial dieser "bislang unentdeckten" Perlen. Gut macht sich auch, wenn sie weitere kurstreibende Nachrichten und Gerüchte lancieren: Hier wird vielleicht demnächst eine Firma mit gigantischen Rohstoffvorkommen übernommen. Oder aber man macht das Unternehmen selbst zum Übernahmekandidaten. Beide Szenarien sorgen für Kursfantasie - und lassen leider viele Anleger taub werden für mahnende Stimmen.

    Heraus kommt: Ein Milliarden-Reibach
    Der Kurs-Pusher empfiehlt dann beispielsweise, die Aktie bei zwei Euro zu kaufen, weil sie schnell auf vier Euro steigen könnte. Der Kleinanleger greift zu: "Zwei Euro pro Aktie", denkt sich mancher, "das ist doch billig". Eine andere Rechnung zeigt, dass das alles andere als billig ist. Bei der Aktienzahl von zehn Millionen Papieren kommt die Goldschürf AG nämlich auf einen Marktwert von 20 Millionen Euro.

    Ein schöner Reibach für den "Geldmacher": Für einen Cent gekauft, wirft er seine Aktie für zwei Euro ab. Der Einsatz ist verzweihundertfacht. Da bleibt genug Geld übrig, um den engagierten Kurspflegern eine hübsche Provision zu zahlen.

    Zutat 4: OTC oder Freiverkehr
    Vorzugsweise nimmt man einen Mantel, der in dem wenig regulierten Freiverkehr der Deutschen Börse gehandelt wird. Oder noch besser: in den USA in dem vergleichbaren OTC-BB. Das hat den Vorteil, dass sämtliche Pflichtmitteilungen, die das Unternehmen an die dortige Kontrollbehörde SEC machen muss, auf englisch sind.

    Zutat 5: Der gutgläubige Anleger
    Damit die Betrüger Erfolg haben, brauchen sie aber vor allem eins: den gutgläubigen Anleger. Den, der vor allem glauben will. Sei es aus nun aus Gier, oder weil er zu vertrauensselig ist.

    Anleger sollten sich über das Unternehmen, die Firmenchefs, die finanziellen Verhältnisse und die geplanten Vorhaben informieren. Als Quelle dienen die Wirtschaftspresse, die Webseite des Unternehmens oder die bereits genannten SEC Filings. Vor allem muss der Anleger unterscheiden: Was ist Fakt, was ist in Planung. Was ist Wunsch und was Wirklichkeit. Die Aktien-Pusher versuchen allzuoft Erwartungen als Realität zu verkaufen.

    Vielleicht doch lieber Roulette?
    Das Schlimme ist: Solche Machenschaften und Verstrickungen aufzudecken, ist für die Behörden schwierig. Das wirksamste Mittel gegen derartigen Betrug ist immer noch der aufgeklärte, misstrauische Anleger.

    Deshalb der Rat: Informieren Sie sich umfassend! Vorsicht vor allzu renditeträchtigen, marktschreierischen Empfehlungen! Prüfen Sie diese umso genauer! Und wenn Sie es dennoch wagen wollen: Setzen Sie nur kleine Beträge ein, die Sie wirklich übrig haben!

    Aber vielleicht besuchen Sie auch lieber ein Spielcasino. Zumindest lässt sich da stilvoller Geld verlieren.



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