Einer neuen Zukunft entgegen

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    Re: Einer neuen Zukunft entgegen

    Auruliyuth - 17.06.2007, 19:05

    Einer neuen Zukunft entgegen
    Ich hab die Geschichte jetzt zwar schon in ein paar anderen Drachen-Foren stehen, aber da hier das Bord noch völlig "jungfräulich" war, musste ich einfach was schreiben. Außerdem soll es dafür ja auch mal ne Fortsetzung geben... wenn ich mal wieder zum Schreiben komme. *gg*

    Die Geschichte hatte ich in meiner Kur geschrieben und enthält zum Teil wahres, empfundenes, aber auch frei erfundenes. Entscheidet selbst. ;)

    Hiermit erteile ich der Administration dieses Forums die Genehmigung meine Werke hier zu zeigen.

    Falls jemand meine Werke (Bilder, Geschichten, etc.) für gut befindet und diese für private Zwecke nutzen möchte, so möge sich derjenige bitte vorher an mich wenden, danke.

    feurige Grüße
    Auru



    Re: Einer neuen Zukunft entgegen

    Auruliyuth - 17.06.2007, 19:13


    (c) Copyright by Auruliyuth

    Neubeginn - Einer neuen Zukunft entgegen

    Ein paar Tage Erholung hatte der Arzt gemeint, das würde ihr gut tun, nach all der Aufregung. Also hatte sie brav ihre Koffer gepackt und war hier her an die Nordsee gefahren.
    Um nicht zu sehr aufzufallen hatte sie, wie fast alle hier, öffentliche Verkehrsmittel gewählt.
    Obwohl Steffi Andres die vielen Menschen und der Zeitdruck zu wider sind, hatte sie doch bis zur Ankunft tapfer durchgehalten. Erst auf ihrem Zimmer erlaubte sie sich durchzuatmen, und die Anspannung des Tages fiel etwas von ihr ab.

    Während Steffi im Bad ihre Utensilien auspackte, sah sie zum ersten Mal seit Stunden wieder bewusst in einen Spiegel. Für einen Moment hielt sie inne und betrachtete ihr Spiegelbild eingehend. Nein, da gab es keine Auffälligkeiten. Obwohl sie unterwegs immer wieder den Eindruck hatte, dass sie alles anstarrte... Steffi sah aus wie immer... na ja, vielleicht etwas abgekämpfter als sonst.
    Aus dem Spiegel blickte eine brünette jugendliche Frau zurück, zwar etwas müde, aber sonst nichts auffälliges. Dabei hatte sie erst vor einigen Tagen dieses seltsame Erlebnis, das Steffi veranlasst hatte einen Arzt aufzusuchen. Sie hatte das Gefühl verrückt zu werden. Sie meinte plötzlich, dass ihr ihre eigene Haut zu eng wäre. Es fing damit an, dass es zwischen ihren Schulterblättern zu jucken anfing. Auch sah Steffi „wie aus großer Höhe“ auf alles hinunter – es fiel ihr manchmal schwer zu laufen. Die junge Frau hielt das alles für Sinnestäuschungen und Tagträume ‚ich und ein Drache’...
    Natürlich ging Steffi, wie es sich geziemt, zum Arzt, der sie zunächst ungläubig ansah, und dann logisch fragte, wann ihre letzte Auszeit gewesen sei. Natürlich war ihr letzter richtiger Urlaub schon geraume Zeit her, eigentlich sogar über fünf Jahre, so dass die Diagnose für den Arzt recht einfach erschien.
    Zusätzlich vor dem Besuch beim Arzt hatte Steffi auch das Internet durchstöbert, nach allem, was mit diesen Symptomen und dem Gefühl, ein Drache zu sein, zusammen hängen könnte. Sie war auf seriös erscheinenden Seiten, aber auch auf mysteriösen oder gar dubiosen Seiten gelandet. Auf einigen las sie über Menschen, die meinten, nicht im richtigen Körper zu stecken. Je mehr Steffi las, desto weniger begriff sie ihre eigene Situation. Was hatte das alles mit ihr selbst zu tun? Oder bildete sie sich nur alles ein?
    Um mehr zu erfahren, hatte sie sich zunächst auf einigen Seiten mit dem Alias „Albino“ angemeldet und wurde freundlich, teils sogar herzlich, begrüßt... und Kontakt wurde Steffi auch sofort angeboten. Aber alles ging so rasant schnell.
    Steffi brauchte Abstand.
    Sie sollte wirklich alles einmal setzen lassen und zur Ruhe kommen.
    Jetzt, nachdem Steffi eine ganze Prozedur an Terminen, Untersuchungen und Formularen hinter sich hatte, war sie also hier zur Kur und sollte zu sich selber finden, wie der Arzt gemeint hatte. Wie Recht er mit diesem Satz haben sollte, begriff sie auch erst viel später.
    Steffis Spiegelbild starrte sie immer noch an, müde, gestresst und abgekämpft, auch wegen ihrer noch nicht zu kontrollierenden Empathie. Aber sie musste noch einmal zu den anderen, zur Begrüßungsrunde und zur Hausbesichtigung. Die Gefühle, die ihr da entgegen schlugen, waren ganz unterschiedlicher Art und hatten nichts mit ihr selber zu tun. Erst als es Steffi gelungen war ihre Blockade zu errichten, ging es ihr wieder besser. Das war auch so etwas, neuerdings konnte Steffi die Gefühle anderer aufnehmen... leider konnte sie es nicht kontrollieren. Am Ende des Tages war sie froh, in ein – wenn auch hartes – Bett zu sinken und schlafen zu dürfen.

    Der Klinikalltag hatte sie sofort eingeholt. Nur gut, dass Steffi nicht ganz allein war. Freunde hatten ihr angeraten, für alle Fälle ihr Notebook mitzunehmen. „Es könnte gut sein, dass du Hilfe brauchst, dann scheue dich nicht, auch zu fragen.“
    Schöne Worte, nur wen sollte sie fragen, und wem vertrauen? Die Leute in den Foren waren ihr alle noch fremd. Sie beschloss, diese Frage zurück zu stellen und später zu klären. Vielleicht renkte sich auch so alles wieder ein...

    Ein paar Tage später hatte Steffi ihre erste Massage. Bisher verlief ihr Behandlungsplan normal und ruhig. Die eine und andere Anwendung hatte die junge Frau ebenfalls schon hinter sich. Steffi war neugierig und gespannt, was passieren würde. Aber zunächst bekam sie Heißluft verpasst, wohl um ihre Muskeln zu lockern. Ganz entspannt ließ sie sich von den Wärmelampen mit Hitze bestrahlen und genoss dieses warme Gefühl. Nach einiger Zeit – sie musste wohl eingenickt sein – kam der Masseur und schaltete die Wärmequelle ab. Dann begann er mit seinem Massageöl ihr professionell über den Rücken zu streichen. Es war ein sehr angenehmes Gefühl und auch etwas seltsam. Steffi fühlte etwas wie Schuppen, die unter der Massage ganz weich und flexibel wurden. Da sie allerdings keinen erstaunten Ausruf, oder gar Aufschrei hörte, ging sie davon aus, dass sie sich diese Gefühle nur einbildete, und man aber nichts erkennen konnte. Sie ließ sich von ihren Sinneseindrücken leiten und vertiefte sich in diesen außergewöhnlichen Genuss.
    Gerade hatte sie sich vorgestellt, wie der Masseur wohl reagieren würde, wenn er plötzlich ihre Flügelansätze massieren würde, als sie sein überraschtes Aufatmen bemerkte. Sie fühlte ebenfalls eine Veränderung auf ihrem Rücken, genauer zwischen den Schulterblättern. „Was ist denn das hier? Was passiert da?“ hörte Steffi einen ratlosen jungen Physiotherapeuten.
    Die Patientin richtete sich etwas auf und griff mit einer Hand vorsichtig nach hinten. Tatsächlich, die Ansätze von Flügeln. Mit der Situation ebenfalls ziemlich überfordert brach Steffi zunächst in Panik und dann in Tränen aus.
    Der junge Therapeut fasste sich als erster wieder und schlang ihr geistesgegenwärtig ein Laken um die Schultern, dann meinte er: „Frau Reimor, kommen Sie bitte mit mir mit. Hier können Sie jedenfalls nicht bleiben.“ Da sie eh keine andere Wahl hatte, ohne noch mehr Aufsehen zu erregen, ging sie brav mit ihm in eine Einzelkabine mit. Ihre Kleider hatte sie unter ihren Arm geklemmt.
    Der Masseur verließ sie mit den Worten: „Ich komme sofort zurück.“ ... ob er wirklich wieder kommen würde? Steffi setzte sich etwas verloren auf den Wannenrand des Bades, in das er sie gebracht hatte. Sie war unschlüssig, was sie jetzt tun sollte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Doch schon wenig später kam er zurück. Er ließ das Wasser ein und meinte: „Setzen Sie sich erst einmal hier hinein und versuchen Sie sich zu entspannen. Für die nächste Stunde sind Sie hier ungestört. Ich habe leider noch andere Patienten.“
    Obwohl Steffi den Masseur, er hieß Jens Mattens, fiel ihr gerade wieder ein, kaum kannte, so hatte sie doch kein schlechtes Gefühl bei ihm. Was sie dann jedoch wenig später hörte, als sie bereits im wohltuenden Bad saß, ließ sie wieder hellhörig werden. Sie hörte Mattens mit jemandem telefonieren. Eigentlich war das völlig unmöglich, da die Tür zum Bad geschlossen war, und dennoch... Steffi hörte jedes seiner Worte, von seinem Gesprächspartner jedoch gar nichts. „Du musst unbedingt sofort herkommen ... Eine Sensation. Das würdest du mir eh nie glauben ... Nicht am Telefon. Vertrau mir. Es gibt sie wirklich. ...“
    Steffi hatte genug gehört. Rasch stieg sie aus dem Wasser, zog sich schnell an und verließ leise das Bad. Sie wollte so rasch wie möglich weg von hier. In ihrer Panik bemerkte sie nicht, dass ihr alles wieder ganz normal passte. Steffi war blind vor Panik und achtete nicht darauf, wohin sie lief. Ganz automatisch hatten sie ihre Schritte jedoch zurück auf ihr Zimmer geführt. Erst als sie hinter sich abgeschlossen hatte, erlaubte sie sich tief durchzuatmen. Mit dem Sauerstoff kam auch die Ernüchterung und die Tatsache, dass sie an ihrer Schulter nichts auffälliges spürte, obwohl sie mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Neugierig und ein wenig besorgt, ging Steffi ins Bad zum Spiegel. Nichts. Es war wirklich nicht die Spur zu sehen.
    Hatte sie sich alles eingebildet? War gar nichts geschehen? Spielten ihr ihre Nerven einen Streich? Was sollte sie tun? Wie sollte sie sich verhalten? Was würde Mattens sagen, wenn er ihr das nächste Mal begegnen würde? Steffi würde am Liebsten sofort im Boden versinken.
    Vorerst beschloss sie, sich ganz normal zu verhalten. Das mit dem Masseur würde sich dann schon zeigen. Bis zum Abend hatte sie noch etwas Zeit. Ihre restlichen Termine für heute ließ Steffi wegen Unpässlichkeit streichen.

    Sie ging bei dem schönen, sonnigen Frühlingswetter ins Freie und suchte sich ein ruhiges Plätzchen am Strand. Dann packte sie ihr Notebook vorsichtig aus, darauf achtend, dass es keinen Sand ab bekam, und stellte über ihr Handy eine Verbindung ins Internet her. Steffi wollte mehr wissen. Aufmerksam las sie die Seiten durch, wo sie sich zuvor angemeldet hatte, Beitrag für Beitrag. Vieles machte sie jetzt noch neugieriger, aber auf ihr eigentliches Problem hatte sie noch immer keine Antwort gefunden. In ihrer kargen Chatliste war auch niemand, den sie hätte fragen können. Also beschloss sie, einen auf ihre Situation zugeschnittenen Beitrag zu schreiben und ihr Problem so genau wie möglich zu beschreiben.
    Kaum hatte Steffi ihren Beitrag frei gegeben, bekam sie auch gleich Antwort. Ein „Argus“ hatte alles gelesen und versuchte ihr hilfreiche Tipps zu geben. Doch er meinte gleich, um besser helfen zu können, sollte Steffi ihr Problem genauer umschreiben. „Wenn du willst, kannst du mich auch direkt kontaktieren.“
    Er erschien ihr ehrlich genug, so dass sie einen Versuch wagen würde, blockieren konnte sie ihn dann immer noch. Gleich gab sie ihm ihr ok und wenig später unterhielt sie sich mit Argus via Messenger über das Vorgefallene. Sie hatte wiederum ein gutes Gefühl, dass sie ihm soweit vertrauen konnte, schließlich lag es an ihr, was sie ihm glauben wollte. Und Steffi konnte den Kontakt ja jederzeit abbrechen. Sie stutzte zwar einen Moment als sie seinen Vornamen „Jens“ im Messenger las, aber dann tat sie es als Zufall ab.
    Seine Fragen erinnerten sie irgendwie an Mattens, aber das war vielleicht auch ihre Einbildung, die ihr da einen Streich spielte. Sie fühlte sich gerade hypersensibel. Er meinte noch, sie könne ihn jederzeit anschreiben, da er gerade irgendwo Urlaub machen würde und meist online sei. Aber Steffi schrieb ihm lachend zurück, dass er nur mal schön bleiben sollte, wo er war. ‚Ich werde mich schon melden, wenn wieder etwas ist.’
    Wesentlich ruhiger und beruhigt, jemanden zu haben, dem sie einiges anvertrauen konnte, ging die junge Frau zurück zum Abendessen in die Klinik.

    Steffi fühlte sich sogar wieder so gut, dass sie gleich den vorgeschlagenen Sonntags-Ausflug der Klinik buchte: Eine geführte Wanderung durchs Watt. Sie war guter Dinge und unternehmungslustig genug, dass sie sich Bilder ausmalte, wie es im Watt wohl sein würde.
    Doch zuvor hatte sie einen weiteren Massagetermin. Etwas bange war ihr schon davor. Was würde Mattens wohl sagen? Ihre Angst jedoch war unbegründet. Der junge Masseur war nicht da. Nach ihrer Massage, die eine Kollegin von ihm gemacht hatte, wollte Steffi dann doch neugierig wissen, weshalb er nicht hier war. Hatte es mit ihr zu tun? Vorsichtig fragte sie an: „Ich vermisse Herrn Mattens. Ist er... krank?“ „Nein, er musste nur gleich seinen Resturlaub antreten bevor die Saison wieder beginnt.“ ‚Wie dumm von mir. Und ich dachte schon, dass es mit mir zu tun hatte.’ Sie ließ sich ihre Gedanken nicht anmerken und meinte nur „vielen Dank. Bis zum nächsten Mal.“ Damit verabschiedete sie sich etwas zerknirscht und ging zu ihrem nächsten Termin.
    Das Wochenende war ja nicht mehr weit, da konnte sie dann getrost ausspannen. Ihre freie Zeit bis dahin verbrachte sie viel im Freien. Sie beobachtete die geschäftigen Menschen um sich herum und verglich sie mit den lärmenden und durch die Luft gleitenden Möwen. Eine heimliche Sehnsucht packte sie, während sie den unbeschwerten Vögeln zusah. Und das Kribbeln auf ihrem Rücken wurde dabei auch immer stärker. Aber trotzdem blieb es bei einem fantasieanregenden Kribbeln.

    Den Rest ihrer Zeit verbrachte Steffi immer öfter mit Argus im Internet. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto vertrauter erschien er ihr. Er stellte ihr noch ein paar seiner Freunde vor, da er meinte: „...es könnte ja sein, dass ich nicht immer hier bin, wenn du mich brauchst.“ So lernte sie „Phönix“ und „Eagle“ näher kennen. Einer der drei schien immer präsent zu sein, und meist schalteten sie die anderen dann zum Multi-Chat dazu.
    Steffi lernte von ihnen mehr, als sie je in der kurzen Zeit hätte lesen können. Außerdem merkte sie, dass sie Mattens eigentlich unrecht getan hatte. Wenn sie sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen ließ, war das Gespräch damals eigentlich ganz unverfänglich. Er hätte genauso über eine seltene Fischsorte oder ähnliches sprechen können. Wenn sie ihn doch wenigstens irgendwie erreichen könnte.
    Sie erzählte den dreien von ihrem geplanten Ausflug ins Watt. Aber wo genau an der Nordsee sie sich aufhielt, das traute sie sich immer noch nicht zu sagen. Sie wünschten ihr jedenfalls viel Spaß dabei und meinten halb lachend: „Sei aber schön vorsichtig^^ sonst bleibst du noch stecken^^ “ Das versprach Steffi gern.

    Am Sonntag gesellte sie sich zu der Watt-Wandergruppe und begrüßte auch einige dabei, die mit ihr zusammen kurten. Die Gruppe wurde noch einmal auf die Risiken im Watt hingewiesen und jeder kontrollierte auf Geheiß den festen Sitz seiner Stiefel. Erst nachdem alle soweit waren, ging es los.
    Unterwegs lachten und scherzten sie immer wieder miteinander. Und besonders dann, wenn wieder eine von ihnen im Schlick eingesunken war. Dem Wattführer hörten alle aufmerksam zu, wenn er etwas erklärte oder zeigte.
    Gegen Ende der Führung mahnte der Führer die Gruppe zur Eile und zählte auf wie sie sich im Ernstfall verhalten sollten, wenn sie das Wasser überraschen sollte. „Halten sie sich immer quer zu den Prielen und überqueren sie diese so zeitig wie möglich. Die Priele laufen bei Flut als erstes voll und müssen unter allen Umständen überwunden werden.“
    Da einige Frauen in der Gruppe auch kleinere Kinder dabei hatten, war die Gruppe nicht besonders schnell und sie fielen immer wieder von der Hauptgruppe zurück, die einen weiteren erfahrenen Wattspezialisten in der Gruppe hatte. Und weil der jüngere Führer sehr gut auf die Kinder eingehen konnte, sahen die Mütter mit ihren Kindern von der restlichen Gruppe bald nichts mehr. Zu allem Übel war ganz plötzlich Nebel aufgekommen.
    Obwohl der junge Mann versuchte, sich seine Panik nicht anmerken zu lassen, hörte Steffi aus seiner Stimme deutlich wie er sich fühlte und sah den kalten Schweiß auf seiner Stirn. „Folgen sie mir bitte, wir sind ganz nah an der Küste. Ein paar Minuten und wir haben es geschafft,“ meinte er zuversichtlich. Er wollte sich selber wohl mehr Mut zusprechen als den fünf Erwachsenen und sieben Kindern, welche die Gefahr nicht wirklich einschätzen konnten, in der sie bereits schwebten. Hektisch nahm der junge Mann seinen Kompass zur Hand und stiefelte etwas voraus.

    Langsam aber beständig füllten sich die Priele mit Wasser und das Schmatzen der Stiefel bei jedem Schritt wurde ebenfalls immer satter. Immer schneller trugen sie ihre Füße voran. Die Gruppe war scheinbar schon Stunden unterwegs, und der Nebel wollte und wollte nicht weichen.
    Doch bald mussten alle feststellen, dass die Kleinen das zügige Tempo nicht halten konnten. Die besorgten Mütter begannen auf den armen Führer einzureden und ihn zu bearbeiten. Als ob er die Macht hätte, das Wasser zurück zu halten. Und das Wasser kam scheinbar immer schneller. Inzwischen umspülte es ständig ihre Stiefel. Und es begann bereits zu dämmern, früher als gewöhnlich, da der Nebel das Sonnenlicht zusätzlich dämpfte.
    Den meisten von ihnen war inzwischen klar, dass sie niemals rechtzeitig ans Ufer gelangen würden. Einige blieben deshalb in Panik wie angewurzelt stehen und waren zu keinem Schritt mehr zu bewegen. Dabei sanken sie immer tiefer ein. Die Kinder, die sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnten, schrieen dabei in wilder Panik, und die Mütter reagierten genauso panisch und sanken bei ihren helfenden Versuchen noch tiefer ein. Selbst der junge Wattexperte konnte nicht überall gleichzeitig sein.
    Steffi überlegte fieberhaft, ob und wie sie selber helfen konnte. Ihr selber ging es einigermaßen gut. Irgendwoher würde schon Hilfe kommen, da war sie ganz zuversichtlich. Ihr fiel ihr Handy ein. Rasch holte sie es hervor ... Mist, kein Netz ... der junge Mann, der das gesehen hatte, schüttelte traurig mit dem Kopf. „An diese Möglichkeit hatte ich auch schon gedacht. Nur leider funktioniert es nicht überall.“ Jetzt war auch Steffi ratlos. Für einen Moment dachte sie an ihre neuen Freunde. ‚Denen würde jetzt bestimmt etwas einfallen.’
    Bei dem Gedanken an sie bekam sie ein leichtes Kribbeln und Stechen im Rücken, das sie aber nicht weiter beachtete. Das Wasser hatte ihre vorrangige Aufmerksamkeit. Und es kam rauschend näher. Dann jedoch bemerkte sie sofort ihren Irrtum. Es war nicht das Wasser, das da rauschte. Es waren Schwingen, sechs gewaltige Schwingen.

    Das was ihnen da entgegen kam, war so fantastisch und unwirklich, dass nicht nur Steffi vor Schreck und Erstaunen die Luft anhielt. Die Kleinen fingen sich am Schnellsten wieder und riefen: „Drachen. Richtige, echte Drachen! Mama, sieh mal.“ Von diesen Wesen schien weniger Bedrohung auszugehen als von dem unbändigen Wasser, das mit Nachdruck immer näher kam und sie bereits versuchte von den Füßen zu reißen.
    Es waren drei dieser Wesen, eines bizarrer als das andere. Sie verharrten vor der Gruppe flügelschlagend in der Luft. Der Kleinste der dreien sah aus wie ein überdimensional großer Adler. So groß, dass eine Person locker auf ihm reiten könnte. Steffi sah sich sofort auch die anderen beiden an. Sie wusste bereits, wer ihnen da zu Hilfe geeilt war, und Argus zwinkerte ihr grüßend zu.
    Er war als Drache am Imposantesten. Mit seinen 14 bis 16 Metern und seinen braunen Schuppen war er geradezu das Ideal eines Drachen. Der dritte stach nicht nur durch seine rotgoldene Farbe von den anderen ab, sondern war tatsächlich halb Phönix und halb Drache. „Wir kommen, um zu helfen,“ klang eine sonore Stimme durch die Köpfe der erschöpften Wattwanderer. Der Führer sah verdutzt von einem zum anderen, und dann zu Steffi. Sie machte es sich jedoch ziemlich einfach, indem sie mit den Schultern zuckte. Stattdessen meinte Steffi nur: „Wenn das keine Fügung des Schicksals ist. Wer will als erstes einen Freiflug haben?“ Die Kinder waren sofort begeistert und vergaßen dabei völlig, in welcher Gefahr sie bis gerade eben noch geschwebt hatten.
    Sie kamen schnell überein, dass ein Erwachsener zur Sicherheit mit den Kindern mitfliegen sollte. Schnell kletterten alle Kids bei Argus auf, der bereitwillig seine Pranke entgegen streckte. Dann flog er geradewegs zur Küste zurück. Unterdessen verteilte der junge Watt-Experte weitere Plätze auf Eagle und Phönix, was bei einigen aber auch ziemliche Überredungskünste erforderte. Beide Freunde versuchten Steffi tröstende und beruhigende Gedanken zu schicken, aber sie war viel zu sehr mit sich selber beschäftigt. Irgendetwas ging in ihr vor. Ihr war plötzlich gar nicht mehr wohl.
    Gerade als die beiden losflogen, kam schon Argus wieder zurück. Mit einem Blick erfasste er die neue Situation. „Albino...“ begann er seinen Satz Steffi gegenüber. „Nenn mich lieber Steffi, Albino ist nur mein Internet-Pseudonym.“ „Steffi, du brauchst keine Angst zu haben um das, was mit dir passiert. Wenn du es nicht möchtest, wird es auch nicht geschehen. Aber vielleicht sollten wir an einem ruhigeren Ort weiterreden.“ Die junge Frau stimmte ihm zu, da ihre Lage durch das stetig steigende kalte Meerwasser nicht besser wurde, und Argus ständig mit den Flügeln schlagen musste. Würde er landen, würde ihn seine Körpermasse gleich ein gewaltiges Stück einsinken lassen. „Du hast Recht, lass uns später reden.“
    Zuvorkommend half er ihr auf seinen Rücken. Seinen Kopf zu ihr drehend meinte er noch: „Du hast herrliche Flügel, Steffi.“ Erschrocken, und auch ein wenig geschmeichelt, drehte Steffi ihren Kopf, um zu sehen, was er gemeint hatte. Tatsächlich sah sie hinter sich ein paar filigrane Flügel, die noch fest zusammen gefaltet waren. Durch den Nebel und das Dämmerlicht konnte sie keine Farben erkennen, aber sie schienen nicht weiß zu sein. „Halte dich gut fest, es geht los.“ Und Argus erhob sich flügelschlagend in die Lüfte.

    Vom langsam aufkommenden Wind getragen ließ er sich elegant zur Küste gleiten. Steffi überlegte, ob sie es wagen könnte ihre neugewonnenen Flügel ebenfalls auszubreiten, war sich aber nicht schlüssig. Argus, der entweder ihren Gedankengang verfolgt hatte, oder sogar Gedanken lesen konnte, meinte nur „versuch es nur. Wenn du dich weiterhin auf mir festhältst, passiert dir auch nichts dabei. Und meinen Flug stört es nicht.“ Zaghaft öffnete sie ihre Flugfinger und der Wind spielte sofort mit der zarten Membran dazwischen. Ein völlig neues Gefühl überkam sie dabei. So frei hatte sie sich noch nie gefühlt.
    Gleichzeitig machte sich jedoch auch eine Ernüchterung in Steffi breit. Was sollte aus ihrem Alltag werden? Was würde da mit ihren Flügeln geschehen? Argus schien sie tatsächlich auch ohne Worte zu verstehen. „Du hast nun jede Menge Fragen und noch mehr Antworten. Lass am Besten alles sich einmal setzen. Vieles klärt sich von allein. Ich bringe dich jetzt wieder zu deiner Gruppe, damit man euch geschlossen finden kann. Beantworte der Polizei gegenüber am besten gar keine Fragen. Ich versichere dir, wir beide werden uns wiedersehen.“

    Kaum dass er Steffi in einiger Entfernung absteigen ließ, davon geflogen war und sie bei der Gruppe angekommen war, kam auch schon ein Suchtrupp, der nach den Vermissten gesucht hatte. Sofort wurden sie in warme Decken gehüllt und zur Klinik gebracht. Unterwegs wurden sie schon mit vielen Fragen bombardiert. Doch keiner schien sich mehr daran zu erinnern, wie die Gruppe ans rettende Ufer gelangt waren. Die Kinder wussten noch etwas von geflügelten Wesen, aber ihnen glaubte keiner so recht.
    In der Klinik mussten wir alle auf die Krankenstation, damit die Schwester gleich eingreifen konnte, sollte sich über Nacht doch noch bei dem einen oder anderen Fieber wegen Unterkühlung melden.

    Am anderen Morgen wurde wir mit einem ausgiebigen Frühstück geweckt. Und noch jemand Anderer wartete auf mein Wachwerden. Ich konnte nicht sagen, ob mich der Kaffeeduft oder seine Anwesenheit geweckt hatte. Neben meinem Bett stand Jens Mattens und blickte auf das Meer hinaus. Wie er bemerkte, dass ich aufgewacht war, drehte er sich etwas besorgt, aber mit einem Lächeln, zu mir um. „Ich hatte ja versprochen wieder zu kommen.“
    Verständnislos blickte ich ihn an. Bevor das Schweigen peinliche Züge annehmen konnte, begann ich: „Danke, dass Sie gekommen sind. Ich wollte mich noch persönlich für mein dummes Weglaufen entschuldigen. Ich war so schrecklich durcheinander...“ Jetzt war es an Mattens überrascht und mit einem Fragezeichen im Gesicht aufzusehen. Dann begann er zu verstehen. Er überlegte sich kurz, wie er beginnen sollte. „Du scheinst auch jetzt noch etwas durcheinander zu sein. Aber das ist verständlich... Albino.“
    Meine spontane Reaktion auf seine ersten Worte war, ‚wie kam dieser Angestellte darauf, mich zu duzen.’ Dann sicherten seine restlichen Worte bei mir durch, und nun war ich es, die verlegen und stark errötend auf meine Bettdecke starrte. Zaghaft setzte ich an: „Argus?“ „Ja, Steffi. Ich bin Argus. Ich wusste nicht, wie ich es dir sonst schonend beibringen konnte. Ich war wegen deiner Flügel damals genauso überrascht. Lange Zeit dachten wir, die Einzigen zu sein. Aber mit dir steigt unsere Hoffnung wieder, dass es noch mehr von uns gibt.“
    Ein Glücksgefühl durchströmte mich und gleichzeitig setzte auch ein Kribbeln am Körper ein. Argus, der die Anzeichen für eine Verwandlung kannte, bremste mich sanft, indem er mit einer Geste über meinen Rücken strich. „Nicht hier. Lass uns heute Abend am Strand treffen.“

    Obwohl mir das Warten bis zum Abend sehr schwer fiel, hatte ich dennoch etwas, worauf ich mich freuen konnte. Argus hatte mir noch ein paar Anweisungen gegeben, was mit meinem Gepäck und meinen persönlichen Sachen zu geschehen hatte.
    Ich verließ nach dem Abendessen mein Zimmer, nachdem ich das aufgesetzte Schreiben möglichst auffällig hingelegt hatte. Man würde mich frühestens morgen früh vermissen und dann wissen, was zu tun sei.
    Frohen Mutes lief ich zum abgelegenen Strand. Schon von weitem sah ich Argus mit seinen prächtigen Flügeln sitzen, seinen Kopf mir zugewandt. In aller Eile lief ich auf ihn zu und bemerkte dabei nicht einmal, wie ich mich in einen Drachen verwandelte. Er lächelte mir zu und gemeinsam flogen wir los... einer neuen Zukunft entgegen.
    .



    Re: Einer neuen Zukunft entgegen

    Drako - 07.07.2007, 12:47


    hm das ist mal eine schöne story auru aber es er zhält sicher von deinem aufentahlt in der klinch oder aruru.


    aber es war ne story auru und auch sehr flüssig zum lessen :D :D



    Re: Einer neuen Zukunft entgegen

    Auruliyuth - 12.07.2007, 19:23


    Natürlich ist es "nur" eine Geschichte... zumindest in unserer Realität 8)

    Mal sehn, wann ich die Fortsetzung fertig geschrieben bekomm ;)



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