Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Bowles, Paul - Zu fern der Heimat




Bowles, Paul - Zu fern der Heimat

Beitragvon Coco » 17.06.2007, 09:03

m Rahmen der „Krümel“ Lesenacht am 16. Juni 2007 las ich folgende kleine Erzählung:


Paul Bowles: Zu fern der Heimat

Paul Bowles (geb. 1910 in New York, gestorben 1999 in Tanger), der neben vier Romanen rund 70 Erzählungen verfasste, kam eigentlich erst über seine Frau Jane Bowles zum Schreiben.
Er ließ sich 1947 in Tanger nieder und lebte dort u.a. mit T. Williams, T. Capote, A. Ginsberg und W. S. Burroughs eine mehr oder minder lange Zeitspanne seines Lebens zusammen. Seit den sechziger Jahren beschäftigte er sich insbesondere damit die Geschichten seiner marokkanischen Freunde aufzuzeichnen und zu veröffentlichen. Seine Protagonisten sind keine willenlose Opfer des eigenen Schicksals, sondern vielmehr verlieren sie die eigene innere Orientierung, die in eine allmählichen Selbstzerstörung mündet. Die Übertragung der eigenen (westlichen) Werte auf die islamische Kultur lässt dabei eine Spur von Zerstörung, Schuld und eigenem Versagen zurück. (Quelle: nahost.de)

Um einer sich anbahnenden Depression zu entkommen, besucht Anita nach ihrer Scheidung ihren Bruder Tom, der in einem Dorf am Niger lebt. Im Gegensatz zu ihm kann sie die fremden, faszinierenden Eindrücke dieses Ortes nicht einfach in sich aufnehmen, sondern vergleicht sie mit ihrem Leben in New York – somit bleiben ihr Umgebung und Menschen fremd. Besonders Sekou, ein Stammeshäuptling, der freiwillig im Haus des Bruders arbeitet, macht ihr Angst.
Nach einer Begegnung mit zwei amerikanischen Jugendlichen, bei der Sekou verletzt wird, sterben diese beiden in der Wüste. Anita, die ihren Anteil am Tod der beiden verdrängt, wird von Alpträumen heimgesucht. Diese projeziert sie wiederum auf Sekou. Doch gerade er weist ihr schlussendlich den Weg zu ihrem Innersten.

Meine Eindrücke:
Bereits auf den ersten Seiten faszinierten mich wunderbare Beschreibungen des Nigertales und der dort lebenden Menschen. Anita, die alles nur mit großer Distanz betrachten kann bleibt aussenstehend, ihr Bruder Tom, fasziniert von Land und Leuten, fügt sich harmonisch in das Bild ein. Die Begnung zwischen Anita, die den westlichen Realismus verkörpert und Sekou, der uns afrikanische Gleichmut, Stolz und Weisheit näherbringt ist voller Spannung, die am Ende des Buches wunderbar aufgelöst wird. Eine schöne kurze Lektüre, die auch nach Beendigung des Buches noch eine Zeit nachklingt.
Aufgrund dieser kurzen Erzählung möchte ich gerne bald Bowles wohl bekanntestes Werk „Himmel über Wüste“ lesen.


:stern: :stern: :stern: :stern:

Bild
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
Gerhard Henschel - Abenteuerroman
Benutzeravatar
Coco
Susi Sunshine
Susi Sunshine
 
Beiträge: 4718
Registriert: 04.04.2007, 07:44
Wohnort: Darmstadt

von Anzeige » 17.06.2007, 09:03

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge


Zurück zu Belletristik/Unterhaltungsliteratur/Erzählung

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron