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Re: Natalie Dessay
Principe - 18.07.2011, 09:00Natalie Dessay
Am Samstag wurde abends auf ARTE die Neuinszenierung von "La Traviata" live aus Aix-en-Provence übertragen. Es war eine Freiluftaufführung, die zum Glück regenfrei blieb.
Die Inszenierung übernahm Jean-François Sivadier, der letztes Jahr in Paris mit einem Molière ausgezeichnet wurde, die höchste Trophäe für Theaterproduktionen in Frankreich. Mit "La Traviata" ist er in diesem Jahr zum ersten Mal beim Festival von Aix-en-Provence vertreten.
Am Pult im Orchestergraben des erzbischöflichen Palais von Aix-en-Provence stand Louis Langrée, der das London Symphony Orchestra souverän leitete.
Die Hauptrollen waren exellent besetzt mit Natalie Dessay (Violetta), Charles Castronovo (Alfredo) und Ludovic Tézier (Giorgio Germont); auch die übrige Besetzung war beeindruckend.
In der Arie "E strano" hatte sich Dessay zwar einmal kurz verschluckt, aber dann war wohl ihre Anfangsnervosität überwunden. Mit zeitlichen Fortschritt wurde sie spürbar immer besser und beeindruckender. Eine wirklich herausragende, sehr anrührende sängerische und schauspielerische Leistung der immerhin 46jährigen Sängerin.
Auch Ludovic Tézier zeigte eine hervorragende Leistung. Er hatte für mich bisher einen noch nicht ausgereiften, eher dünnen Bariton (Konzert in Baden-Baden 2007), aber hier füllte er die Rolle tatsächlich hochwertig aus.
Sehr schön war auch die Präsentation des Alfredo von dem 36jährigen Charles Castronovo, ein fehlerfreier Tenor, der noch viel Freude machen kann.
Endlich mal wieder eine 'Traviata'-Inszenierung, die wirklich berührte. Das Bühnenbild kam (gut) mit sparsamer Kulisse aus - allein das Spiel, der Gesang und die Musik waren einfach wundervoll. Wer übrigens die Inszenierung live erleben will, der hat dazu noch in Wien Gelegenheit, wobei allerdings mehrere Aufführungen bereits ausverkauft sind.
Ciao - vom noch immer beeindruckten
Principe
Re: Natalie Dessay
melusine - 21.07.2011, 09:16
Lieber Principe, ich freue mich üiber deinen Bericht! ich war am Samstag noch in der Bretagne und habe bisher leider keine Gelegenheit gehabt, meine Lieblingssopranistin in dieser Rolle bewundern zu kônnen. Sie hat sich damit einen uralten traum erfüllt und es wurde vielfach geunkt, sie habe fûr diese Rolle nciht das stimmliche Format. Natürlich ist es wahr, dass es im zweiten Akt viel Dramatisches gibt und eine potentiell leichte Stimme in dem grossen Duett Violetta/Germont schnell ins Forcieren und Schleudern geraten kann. Man braucht für diese Rolle eigentlich drei Stimmen: der Koloratursopran im ersten Akt, der Spinto im 2. und der lyrische Sopran im 3. Akt. und eine überzeugende Bühnenpersönlichkeit fûr alle drei. Letzeres ist Dessay unbestritten und wird mit zunehmendem Alter immer besser. Wie sie in ihrem Alter quasi oben ohne in Händels Giulio Cesare als Cleopatra brilliet hat, war Anfang des Jahres serh beeindruckend für mich und mit entsprechendem Orchester und sensiblem Dirigenten und Baritonpartner habe ich ihr die Violetta auch durchaus zugetraut. Es kommt sehr auf das Umfeld an und wie man die Rolle anlegt.
Tezier hat mich bisher nie serh überzeugt, gut zu lesen, dass er sich wohl verbessert hat und den neuen Tenor-Stern kenne ich noch nciht. Ich werde hoffentlich bald Gelegenheit haben, Dessay als Violetta zu sehen, sie singt sie ja in der nâchsten Saison mehrfach.
Herzliche Grüsse und schöne Sommerwochen an alle, ich bin bis Ende August sehr viel unterwegs und ohne Computer
M
Re: Natalie Dessay
Principe - 24.07.2011, 11:16
Gestern Abend habe ich auf SKY-Classica noch einmal das Baden-Badener Konzert mit Garanca/Netrebko/Vargas/Tézier vom 3. 8. 2007 gesehen.
Freund Tézier war da gegenüber der jetzigen Traviata 2011 von Aix-en-Provence quasi die Hälfte; ein eher hübscher, bemühter Jüngling im Verhältnis zum jetzt optisch, stimmlich und spielerisch gereiften Manne.
Auch Die von mir hoch geschätzt Frau Garanca wirkte da noch darstellerisch unvollkommen, wenngleich stimmlich und darstellerisch schon sehr, sehr weit. Es war das Konzert, welches ihr den großen Durchbruch brachte. Heute kann ihr weltweit kaum noch eine Stimmkollegin überhaupt das Wasser reichen.
Was doch ein paar Jahre so ausmachen können.
Übrigens war damals Ramon Vargas für den stimmbehinderten Rolando Villazon eingesprungen, der heute nur noch von seiner "einstigen Größe" träumen kann. Schade.
Ciao - Principe
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