Hooligans sind out - Ultras sind in!

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    Re: Hooligans sind out - Ultras sind in!

    Anonymous - 12.04.2005, 15:44

    Hooligans sind out - Ultras sind in!
    „Hooligans sind out - Ultras sind in!“ - Vom Wandel der Fußball-Fankultur

    von: Chris Mathieu
    Redaktion: Claudia Sanders

    Es ist so, dass es eigentlich früher so war, dass es bei 17 Heimspielen bei 15 gekracht hat. Also, gegnerische Hooligans sind regelmäßig nach Frankfurt angereist, haben regelmäßig nach dem Spiel das Frankfurter Bahnhofsgebiet aufgesucht und es gab regelmäßig Auseinandersetzungen, insbesondere eben nach dem Spiel. Und das, muss man sagen, ist mittlerweile nicht mehr so, der Hooliganismus, so sehe ich es zumindest, ist auf dem absteigenden Ast.

    Meint Heiko Homalla. Der Polizeihauptkommissar ist Leiter der Ermittlungsgruppe Fußball in Frankfurt/Main. Wenn morgen die Rückrunde der Fußball-Bundesliga beginnt, dann werden es bundesweit etwas weniger als 2.000 Hooligans sein, die zu den Spielen ihrer Vereine pilgern. Gewalt gehört für sie dazu - egal, ob ihr Verein nun verliert oder gewinnt. In den neunziger Jahren tourten noch etwa 8.000 Hooligans durch die Fußballstadien. Besonders berüchtigt war die sogenannte "Gelsen-Szene", weiß Markus Dehnke, der Leiter des Fan-Projektes Schalke 04:

    Es gibt selbstverständlich noch Einzelpersonen, die in der Gelsen-Szene mal aktiv waren, die immer noch im Stadion sind, aber mittlerweile ein Alter von 35 und älter erreicht haben, häufig mit eigenen Nachwuchs anzutreffen sind, oder die Frau dabei haben. Man sieht sie vor dem Spiel noch einmal an Treffpunkten in der Kneipe am Bahnhof, aber das konzentriert sich nur noch rein auf das Fußballspiel. Die Atmosphäre in der Arena und also überhaupt diese hooligantypischen Phänomene mit: durch die Stadt laufen oder im Stadion nach möglichen gegnerischen Hooligans Ausschau halten, findet definitiv nicht mehr statt.

    Die Hooligans sind älter und ruhiger geworden. In Köln, eine frühere Hochburg deutscher Hooligans, hat diese Entwicklung ebenfalls die Szene reduziert, glaubt Holger Hoeck, der bis zum Herbst 2002 mehrere Jahre im Kölner Fan-Projekt tätig war:

    Ich habe allerdings in Köln immer stärker festgestellt in den letzten Jahren, dass die Hooliganszene immer ruhiger wird. Die ist noch vorhanden und präsent. Aber es reduziert sich immer mehr auf einen festen Stamm von Althooligans.

    Egal, ob der "eigene Fußballverein" verloren oder gewonnen hatte: Eines war sicher für die Hooligans: Entweder vor oder nach dem Spiel musste es eine heftige Schlägerei geben. Zu Hunderten wurden Polizisten in die Stadien abkommandiert- ein Großeinsatz für die Ordnungshüter. Offensiv ging auch der Deutsche Fußballbund, kurz DFB, das Problem schließlich an, förderte Fanprojekte, die verhindern sollten, dass noch mehr Fußballfans zu Hooligans werden. Hans Florin, Ansprechpartner der Fans beim DFB und Abteilungsleiter der Direktion Recht, Personal, Verwaltung und Soziales:

    Durch die Arbeit der Fanprojekte ist auch dazu beigetragen worden, dass junge Fußballanhänger, die der gewaltbereiten Szene auch nahe stehen, doch davon abgehalten werden konnten, sich dieser Gruppe anzuschließen, sondern halt mehr in eine andere Richtung tendieren.

    Eine Einschätzung, die Markus Dehnke mit Eindrücken aus Gelsenkirchen ergänzt:

    Teilweise sind die Hooligans selbst dafür verantwortlich, dass der Nachwuchs ausgeblieben ist. Weil sie schon gesehen haben: Mit diesen Mitläufern können wir gar nichts anfangen und wenn's drauf ankommt, rennen sie weg, und die wollen wir nicht bei uns haben und durch ihr Auftreten dafür gesorgt haben, dass Jüngere da auch wieder ganz schnell Abstand genommen haben.

    Zu Hochzeiten der Hooligan-Bewegung in Deutschland wurden bis zu 8.000 Fußballfans als gewaltbereit eingestuft. Nicht zuletzt verschärfte Polizeimaßnahmen haben diese Auswüchse begrenzt. Polizeihauptkommissar Heiko Homolla:

    Man hat natürlich dazugelernt, die bauliche Gegebenheit ist besser geworden, aus polizeilicher Sicht besser geworden - aus Fansicht ist das eine ganz andere Geschichte: Stichwort Stadionzäune, Fangnetze, Gräben, wie auch immer. Damit einhergehend auch eine Verbesserung des Ordnungsdienstes, die Polizei hat auch ein kleines bißchen dazugelernt. Und auch die Beweissicherung ist natürlich in den letzten Jahren immens besser geworden: Stichwort Videokamera-Überwachung.

    Doch seit einigen Jahren keimt nun eine neue Fanbewegung in den deutschen Stadien. Sie nennt sich "Ultra" und stammt eigentlich aus Italien, wo Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre die ersten Ultras zu finden waren. Daniel Reith gilt als der Gründer der Frankfurter Ultra-Szene, die dort seit 1997 in Erscheinung tritt:

    Es ist halt eine Alternative zum Üblichen. Und das ist ganz entscheidend, da ja - wie gesagt - die Gesellschaft zu einem riesengroßen Mainstream verkommt. Da gibt’s immer wieder Leute, die sagen: "Da habe ich keinen Bock drauf". Und wir Ultras sind also mittlerweile eine Subkultur, die auch von anderen Subkulturen irgendwo anerkannt wird als solche.

    Besonderes Kennzeichen der Ultras: Sie legen Wert auf ihre Unabhängigkeit, rebellieren gegen die "Obrigkeit“, verachten festgefahrene Vereinsstrukturen. Statt die Kassen von Fanshops zu füllen, werden sie selber kreativ und produzieren eigene Fanartikel. Und Ultras tragen ganz entscheidend zu einer Veränderung der Struktur und des Verhaltens der Zuschauer in den Fanblöcken bei. Volker Schiffer geht seit 25 Jahren zur Frankfurter Eintracht ins Waldstadion:

    Es gibt große Unterschiede: Wenn ich so sehe, wie wir früher in den G-Block gegangen sind, mit den 3 bis 4 Leutchen, die wir waren, da hat man sich auch nur mit diesen Leuten unterhalten. Gut, es gab einige Male, da hat man jemanden kennen gelernt, aber wir waren immer unser kleines Grüppchen, man hat des ganze Spiel über "Eintracht" geschrieen und nichts anderes, und ist dann wieder heim und war glücklich. Also, das war eigentlich nicht so das erfüllende Erlebnis, was man im Gegensatz heutzutage hat von den so genannten Ultras. Die gehen also, die lernen sich kennen, da redet jeder mit jeden, das ist schon einmal ein Punkt. Dann gehen die zum Spiel, machen eigene Ideen, verwirklichen sie, also selbstdenkende Menschen, gibt's auch noch auf dieser Welt, - nicht nur Robotergesteuerte kommerzielle Galaxy-Freaks- , die haben eigene Ideen, eigene verwirklichte Sachen und das ist ein richtiger Kick, selbstgedichtete Lieder, also richtig schön mit langen Strophen alles, Großschwenkfahnen die wir gebastelt haben, Doppelhalter, Spruchbänder und der ganze Kram, und das ist ein ganz anderer Kick wie das, was vor 20 Jahren war.

    Ein "Ultra" sei man nicht nur während des Fußballspiels, meint Sandro Battaglia. Er gehört zu den Gründern der Ultra-Szene in Mannheim:

    Ultra sein - so wie ich das aus Italien kenne - ist: Das Fußballfansein ist nicht alleine auf die 90 Minute im Stadion beschränkt, sondern es ist eigentlich die ganze Woche. Sieben Tage in der Woche ist man Ultra, man lebt seinen Verein.

    Die Fankultur prägen, eigene Fanutensilien entwerfen, Eigenständigkeit demonstrieren: Das ist für Ultras der wesentliche Kick. Markus Lang beschreibt seinen Werdegang in der Frankfurter Fan-Szene:

    Du hast halt irgendwann angefangen zu denken. Dann haste gedacht: "Na ja, was macht der Verein? Was bringt, was gibt der Verein mir? Ich kann beim Verein ein Trikot kaufen, kann einen Schal kaufen. Das gefällt mir aber eigentlich gar nicht so, was die wollen. Also gucke ich doch mal, ob ich vielleicht selber irgendwo was machen kann: irgendeinen Schal, der mir besser gefällt, auf den ich vielleicht den Namen meiner Gruppierung draufschreiben kann."

    Für Experten wie Jürgen Scheidle, Leiter des Fan-Projektes in Bochum, sind die Ultras allerdings mehr als nur reine Fanclubs:

    Es ist eine Fankultur, die sich da entwickelt, die ist auch zu vergleichen mit einer Jugendkultur. Es ist ein großer Zulauf von jungen Menschen. Auf dem Weg "Wie organisiere ich mich als Jugendlicher in der Pubertät?", was für viele noch eine Frage ist, orientieren sich viele ins Stadion. Ich denke, wir brauchen diesen "Freiraum Stadion", wo sich Leute entwickeln, entfalten können, wo sie sich ausprobieren können.

    Auch beim Deutschen Fußballbund wird diese Entwicklung erst einmal positiv bewertet. Hans Florin:

    Da sehe ich eine große Chance drin, weil da auch im Block etwas bewerkstelligt wird, da wird Farbe hineingebracht, da wird Stimmung hineingebracht, da wird Musik hineingebracht, da werden Choreographien hineingebracht, die dem Gesamten auch etwas helfen. Wer heute ins Stadion geht, der will mehr erleben, als nur das Spiel: Der will natürlich die Tore sehen, er möchte auch drum herum Aktivitäten und Aktionen halt haben. Und wenn das dazu beiträgt, dass sich die Fankultur in der von mir angedachten Richtung weiter entwickelt, dann haben die Ultras viel bewerkstelligt, wir müssen nur gemeinsam im Gespräch bleiben.

    Doch auch die Ultra-Bewegung hat ihre Schattenseiten. Eine der größten Ultra-Szenen gibt es in Frankreich, genauer in Marseille. Dort sind es rund 25.000 Menschen, die sich als "Ultras" bezeichnen. Durch die Produktion eigener Fanartikel sind sie sogar ein Wirtschaftsfaktor in der Stadt geworden. Und wenn ihnen etwas am Verein nicht gefällt, dann sind sie nicht zimperlich, schließlich wollen sie auch ein Wörtchen mitreden. Vor geraumer Zeit stürmten sie das Trainingsgelände ihrer Mannschaft, beschimpften und bedrohten die Spieler, weil sie mit deren Leistungen nicht zufrieden waren.

    Von solchen Ausschreitungen ist Deutschland zwar noch weit entfernt, doch auch hier hält sich die Begeisterung der Verbandsfunktionäre für die Ultras in Grenzen:

    Wir lehnen allerdings vehement das Einbringen von Pyrotechnik ab. Weil Pyrotechnik eben gesundheitsgefährdend ist. Es ist so gefährlich, dass also Besucher und Zuschauer in Panik geraten, das führt ja Woche für Woche zu Verletzungen in fast jedem Stadion, wo Pyrotechnik eingebracht wird.

    Und aus Polizeisicht räumt Heiko Homolla ein:

    Man muss klar festhalten, das die Stimmung in den deutschen Stadien in den letzten Jahren - auch bedingt durch die Ultras - wesentlich besser geworden ist. Keine Frage. Ich sehe das nicht nur aus der Sicht eines Polizeibeamten, sondern ich bin auch Fan. Diese Choreographie, das Hochalten von Papptafeln für sich alleine ist vollkommen unproblematisch. Aber man muss sich nur mal das Prozedere vorstellen: Diese Papptafeln liegen nachher auf dem Boden, die werden angesteckt, Brandgefahr, Panikverhalten. So. Überziehen von übergroßen Schwenkfahnen, Blocktransparente, Blockfahnen, Überziehfahnen so, übergroßen Überziehfahnen, so, sieht toll aus, wunderschön anzusehen. Aber wer garantiert uns denn, dass da mal wirklich nicht so ein Dollbohrer, der vielleicht sogar noch 2,8 Promille hat, da zwischen drin steht und meint, er müsse da mal ein Feuerzeug dran halten? Dann habe ich da nachher 200 Leute mit Brandverletzungen im Gesicht.

    Auch wenn keine Verletzungen die Folge sind: Wer am Fußballfeld mit Feuer hantiert, dem drohen beachtliche Strafen: Sie reichen vom Stadionverbot bis hin zur Haftstrafe. Auch das Anzünden von einem - im Verhältnis eher harmlosen- sogenannten Bengalischen Feuer wird geahndet. Thomas Schneider, Leiter der Koordinierungsstelle der Fan-Projekte bei der Deutschen Sport Jugend in Frankfurt/Main befürchtet:

    Wenn das jetzt gleichgesetzt wird mit Faustschlägen und körperlicher Bedrohung unschuldiger Menschen, dann ist was falsch, dann läuft was falsch. Momentan haben wir das Instrumentarium für Hooligans voll entwickelt, in voller Anwendung auf das, was sich im Moment Ultraszene nennt, was einen enormen Zulauf hat in Deutschland. Es gab wohl noch nicht mal in der Blütezeit der Hooligans so viele Hooligans, wie wir jetzt Ultras in den Stadien haben. Also wäre hier zu überprüfen, und das schlagen wir bisher ja leider erfolglos vor, ob wir hier nicht auch, was die Maßnahmen der repressiven Organe, also der Stadionordnerdienste, auch des Fußballbundes, wie aber auch der Polizei, - ob wir nicht auch ein Stückweit zurückfahren müssen, und auch die Erkenntnisse, die wir ja haben über das, was Ultrakultur heißt, hier in die polizeiliche Einsatzleitung einfließen muss.

    Der Blick richtet sich grundsätzlich auf die negativen Aspekte, auf Rauchpulver und auf bengalische Feuer. Da muss man gucken, dass man da einen anderen Blick dafür kriegt. Sonst nehmen die Leute das wirklich für original und sagen "OK wenn man uns für gewalttätig, für destruktiv hält, dann leben wir es halt auch wirklich, tatsächlich aus".

    Und offenbar gibt es auch schon erste Radikalisierungstendenzen bei den Ultras. Thomas H. gehört in der Mannheimer Szene zu den Gründern der Hooligan-Bewegung und schildert seinen Eindruck über die Ultras vom SV Waldhof:

    So tut man erst recht wieder die Ultra-Szene an den Außenrand wieder kriminalisieren, erst recht wieder da rausdrücken. Und dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn es dann wieder von Ultraszenen oder Gruppierungen möglicherweise dann auch mal Gewaltexzesse gibt, schon aus Frust.

    Für Sandro Battaglia ist das teilweise schon Alltag geworden.

    Und man ist halt auch mal stolz, wenn dann mal die Ordner oder die Polizei in dem Moment mal nicht Respekt haben - und zack! Wir gehen halt nicht in den Block, bevor das halt noch mehr eskaliert. Und das macht uns wahrscheinlich auch stolz. Wir leben halt den Fußball, vielleicht wie er noch vor zehn Jahren war. Wir sagen halt, das ist unser Block, unser Territorium, und das verteidigen wir dann auch während dem Spiel oder so. Ob das positiv ankommt, das ist uns scheißegal.

    Damals wurde der Apparat aufgebaut, in den 80er Jahren, als die Hooligan-Problematik war, da haben sich vor dem Spiel drei bis 400 Leute vor dem Spiel getroffen, nach dem Spiel, und die Hooligans sind jetzt älter geworden, verlassen jetzt immer mehr das Stadion, suchen sich andere Terrains, man nennt es Wald und Wiese, wo sich 30, 40 abgezählte Mann ihren Spaß dann holen, abseits vom Stadion, aber der Apparat ist da. Und was macht man jetzt? Wo sitzt die neue Gefahr? Was gefährdet den Sport? Den sauberen Sport, wie er gerne von den Funktionären, Offiziellen und Medienleute auch immer wieder gerne proklamiert wird? Das sind dann halt jetzt die Ultras, die dann reinkamen, den Hooligan abgelöst haben und den Polizeiordnungskräften neue Betätigungsfelder geschaffen haben, und die Ultras spüren das am meisten.

    Sie spüren das aber auch deshalb, weil sie im Auftreten gelegentlich nur schwer von Hooligans zu unterscheiden sind. Markus Lang, von den Frankfurter Ultras:

    Wir sind mit Sicherheit nicht die Leute, die halt auf Gewalt aus sind, allerdings wird durch so eine Rudelbildung nach außen hin das Gewaltpotential dargestellt, aber nach innen hin ist es quasi ein Schutz. Allein durch die Rudelbildung greift uns keiner an. Und wenn er's doch macht, ist es halt sein eigenes Problem.

    Geplant seien solche gewalttätigen Auseinandersetzungen allerdings nicht, meint der Frankfurter Ultra Nico Basten:

    Die Gewaltsituation entsteht eigentlich nur per Zufall, wenn man halt angegriffen wird, verteidigt man sich, ganz klar. Man geht halt nicht zum Fußball, um sich zu prügeln, man geht zum Fußball, um das Fußballspiel zu sehen, um Stimmung zu machen, Stimmung zu sehen. Und wenn dann außen herum etwas passiert, dann passiert das halt. Jedes zehnte Spiel passiert vielleicht etwas.

    Bisher sind alle Ultra-Gruppierungen in den deutschen Stadien eher unpolitisch. Auch dies garantiert einen regen Zulauf. Bianca gehörte früher zu den Mitläufern in der Essener Hooligan-Szene. Mittlerweile zählt sie sich zu den Ultras und will mit ihren früheren Freunden nichts mehr zu tun haben:

    Die Hooligans machen ja nichts - außer Ärger eigentlich. Wenn ich dann sehe, dass da oben so teilweise 13- bis 14jährige stehen, mit dem Hitlergruß... Wir zünden Bengalos, werden dafür rausgezogen, und die werden für ihren Hitlergruß nicht rausgezogen.

    Ein Ultra zu sein, das verbindet über politische Grenzen hinweg. Der Ultra Daniel Reith sieht gar einen sozialen Faktor:

    Wir sagen selbst von uns, wir sind unpolitisch. Aber durch die ganze Gesellschaft momentan, die ganzen Veränderungen der letzten Jahre, die Repression etc. sind viele momentan - sagen wir mal - auf so einem Linkstrip, und das findet Anklang. Und es sind auch sehr viele Rechte, die zu uns gekommen sind, die auf dem Land wohnen, die außer Fußball nichts erleben. Und durch dieses Ganze da sehen sie, dass das gar nicht so verkehrt ist. Die sehen: Faschismus ist scheiße! Und die Leute, die bei uns drin sind, suchen sich ein Mittelweg zwischen deutschnational und Revoluzzer. Es gab auch noch nie Differenzen wie "Du Scheiß-Zecke" oder "Du Scheiß-Fascho". Und wenn, dann ist es eigentlich auch nur lustig gemeint.

    Wie viele Ultras es in Deutschland bisher gibt, ist unklar. Sicher ist aber: Die Ultrabewegung hat einen regen Zulauf. Ob sich die Szene eher friedlich entwickelt oder sich radikalisiert, wird vom Dialog der verschiedenen Akteure abhängen: Ultras, Polizeikräfte, Vereine und Verbandsfunktionäre. Rund drei Jahre vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zeigt sich Hans Florin vom Deutschen Fußballbund entschlossen:

    Wir, der DFB und auch die Deutsche Fußball-Liga, werden uns jetzt in der kommenden Spielzeit wirklich vehement dagegenstellen und auch auf die Vereine zugehen. Unsere Sportgerichte sind ja in letzter Zeit kräftig dabei, das zu ahnden und zu sanktionieren - allerdings auch dabei, mit den Fangruppen und den Ultras ins Gespräch zu kommen, damit man eben halt andere Dinge macht. Denn es gibt so viele Möglichkeiten, Spaß zu haben im Fußballstadion, das muss nicht mit gefährlichen Dingen halt geschehen.

    Auch Sandro Battaglia begreift die Ultra-Bewegung in Mannheim als eine Integrationsmöglichkeit für Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen oder Gesellschaftsschichten:

    Weil Fußball interessiert nicht nur eine Gesellschaftsschicht A, sondern das ist querbeet, das interessiert jeden Menschen, egal, ob er jetzt Arzt ist oder irgendwo Ingenieur, oder ein hohes Tier in einer Firma ist, oder auch ein einfacher Arbeiter oder so. Das wird diskutiert, am Montag wieder, und das verbindet auch. Das sieht man, wenn man in den Urlaub fährt, da muss nur ein Ball rausgeholt werden, und schon verstehen sich wieder Kulturen und Leute und spielen Fußball. Das ist halt das Multikulti und das Durcheinander, da ist es egal, woher man kommt und was man ist und so. Und so muss auch die Struktur im Stadion gepflegt werden.

    Deutschlandfunk: Hintergrund Politik / Manuskript vom: 24.1.2003 • 18:40



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    HINWEIS - gepostet von 83 am Samstag 04.03.2006



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