Jahreszeiten

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Jahreszeiten"

    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 10.04.2005, 11:15

    Jahreszeiten
    Ihr Siebenschläfer

    Ihr Siebenschläfer in den Höhlen
    Reckt euch, streckt euch, aufgewacht
    Der Frühling leuchtet in den Himmel
    Nach dieser ersten warmen Nacht

    Ja, schüttelt nur die dicken Zotteln
    Und blinzelt in das blaue Licht
    Herr Gott, wer wird so langsam trotteln
    Ich lauf voraus, ich warte nicht

    Die Amsel übt schon ihre Lieder
    Ich sing sie mit, ich kann sie auch
    Und denkt euch nur, der blaue Flieder
    Hat Knospen, und der Haselstrauch

    Der Teckel bellt vor lauter Wonne
    Und wühlt die frische Erde um
    Na?! seid ihr noch nicht in der Sonne
    Ihr Siebenschläfer, faul und dumm?!

    Gedicht von Paula Dehmel (1862- 1918)



    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 11.04.2005, 09:44


    Dämmernd liegt der Sommerabend
    Über Wald und grünen Wiesen;
    Goldner Mond im blauen Himmel
    Strahlt herunter, duftig labend.

    An dem Bache zirpt die Grille,
    Und es regt sich in dem Wasser,
    Und der Wandrer hört ein Plätschern
    Und ein Atmen in der Stille.

    Dorten, an dem Bach alleine,
    Badet sich die schöne Elfe;
    Arm und Nacken, weiß und lieblich,
    Schimmern in dem Mondenscheine.

    Heinrich Heine (1797-1856)
    Buch der Lieder



    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 16.04.2005, 23:55


    Komm, lieber Mai, und mache
    die Bäume wieder grün
    und laß mir an dem Bache
    die kleinen Veilchen blühn.
    Wie möcht ich doch so gerne
    ein Veilchen wieder sehen,
    ach, lieber Mai, wie gerne
    einmal spazierengehn!

    Zwar Wintertage haben
    wohl auch der Freuden viel,
    man kann im Schnee frisch traben
    und treibt manch Abendspiel;
    baut Häuserchen von Karten,
    spielt Blindekuh und Pfand,
    auch gibt´s wohl Schlittenfahrten
    aufs liebe, freie Land.

    Doch wenn die Vöglein singen
    Und wir dann froh und flinn
    Auf grünem Rasen springen
    Das ist ein ander' Ding
    D'rum komm und bring vor Allem
    uns viele Veilchen mit
    Bring auch viel Nachtigallen
    Und viele Kuckucks Lied.

    Christian Adolph (1775-1821)



    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 20.04.2005, 20:03


    Die drei Spatzen

    In einem leeren Haselstrauch,
    da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

    Der Erich rechts und links der Franz
    und mittendrin der freche Hans.

    Sie haben die Augen zu, ganz zu,
    und obendrüber, da schneit es, hu!

    Sie rücken zusammen dicht an dicht,
    so warm wie Hans hat's niemand nicht.

    Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
    Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

    Christian Morgenstern, (1871-1914)



    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 23.04.2005, 21:19


    Kirschblüte bei Nacht

    Ich sah mit betrachtendem Gemüte
    jüngst einen Kirschbaum, welcher blühte.
    In kühler Nacht beim Mondenschein;
    ich glaubt', es könne nichts von größrer Weiße sein.

    Es schien, ob wär ein Schnee gefallen.
    Ein jeder, auch der kleinste Ast,
    trug gleichsam eine rechte Last,
    von zierlich-weißen runden Ballen.

    Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,
    indem daselbst des Mondes sanftes Licht,
    selbst durch die zarten Blätter bricht.
    Sogar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.

    Unmöglich, dacht´ ich, kann auf Erden
    was Weisers aufgefunden werden.
    Indem ich nun bald hin, bald her,
    im Schatten dieses Baumes gehe.

    Sah ich von ungefähr,
    durch alle Blumen in die Höhe.
    Und ward noch einen weißern Schein,
    der tausendmal so weiß, der tausendmal so klar,
    fast halb darob erstaunt, gewahr.

    Der Blüte Schnee schien schwarz zu sein,
    bei diesem weißen Glanz.
    Es fiel mir ins Gesicht,
    von einem hellen Stern ein weißes Licht.

    Das mir recht in die Seele strahlte,
    wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergötze.
    Dacht ich, hat Er dennoch weit größre Schätze
    Die größte Schönheit dieser Erden
    kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.

    Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)



    Re: Jahreszeiten

    Nikita - 06.05.2005, 13:31


    Das Birkenbäumchen

    Ich weiß den Tag, es war wie heute,
    ein erste Maitag, weich und mild,
    und die erwachten Augen freute
    das übersonnte Morgenbild.

    Der frohe Blick lief hin und wieder,
    wie sammelt er die Schätze bloß?
    So pflückt ein Kind im auf und nieder
    sich seine Blumen in den Schoß.

    Da sah ich dicht am Wegesaume
    ein Birkenbäumchen einsam stehn,
    rührend im ersten Frühlingsflaume.
    Konnt' nicht daran vorübergehn.

    In seinem Schatten stand ich lange,
    hielt seinen schlanken Stamm umfasst
    und legte leise meine Wange
    an seinen kühlen Silberbast.

    Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
    im zarten Laub wie Schmeichelhand.
    Ein Zittern lief herab, als fühlte
    das Bäumchen, dass es Liebe fand.

    Und war vorher die Sehnsucht rege,
    hier war sie still, in sich erfüllt;
    es war, als hätte hier am Wege
    sich eine Seele mir enthüllt.

    Gustav Falke, 1853-1916



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 31.05.2005, 19:37


    Sommer

    Vogelgezwitscher verwöhnt unser Ohr.
    Der Sonnenaufgang steht bevor.
    Sie singen ihr Lied allmorgendlich.
    Sie singen es für dich und mich.

    Leise wiegen sich Blumen im Wind.
    Tau über ihre Stengel rinnt.
    Die Blüten verteilen ihren Duft
    in der warmen Sommerluft.

    Der Schmetterling fliegt wohin er will.
    Er ist frei und genießt das still.
    Anmutig bewegt er seine Flügel.
    Langsam verschwindet er hinter`m Hügel.

    Im Gras beginnt ein emsiges Krabbeln.
    Die Grashalme fangen an zu wackeln.
    Jeder Käfer hat viel zu tun.
    Sie scheinen sich niemals auszuruhen.

    Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Susann Brunn
    aus: Susi's Gedichtstruhe



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 08.07.2005, 19:47


    Wenn im Sommer der rote Mohn
    wieder glüht im gelben Korn,
    wenn des Finken süßer Ton
    wieder lockt im Hagedorn,
    wenn es wieder weit und breit
    feierklar und fruchtstill ist,
    dann erfüllt sich uns die Zeit,
    die mit vollen Massen misst.
    Dann verebbt, was uns bedroht,
    dann verweht, was uns bedrückt,
    über dem Schlangenkopf der Not
    ist das Sonnenschwert gezückt.
    Glaube nur, es wird geschehn!
    Wende nicht den Blick zurück!
    Wenn die Sommerwinde wehn,
    werden wir in Rosen gehn,
    und die Sonne lacht uns Glück!

    Otto Bierbaum, 1865-1910



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 17.09.2005, 07:51


    Und wird auch mal der Himmel grauer;
    wer voll Vertraun die Welt besieht,
    den freut es, wenn ein Regenschauer
    mit Sturm und Blitz vorüberzieht.

    Wilhelm Busch 1832-1908



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 23.09.2005, 19:21


    Septembermorgen

    Im Nebel ruhet noch die Welt,
    noch träumen Wald und Wiesen:
    bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
    den blauen Himmel unverstellt,
    herbstkräftig die gedämpfte Welt
    in warmem Golde fließen.
    Eduard Mörike, 1804-1875



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 24.09.2005, 15:36


    Herbst

    Der Baum färbt seine Blätter bunt

    und schickt sie dann auf die Reise.

    Im Laub macht sich der Igel rund.

    Er schläft und schnarcht dabei leise.



    Der Nebel deckt die Wiesen sanft zu

    mit einem Schleier, ganz weiß.

    Er bettet all die Pflanzen zur Ruh.

    Auf ihnen bildet sich Eis.



    Das Atmen erschwert ein kalter Wind.

    Er fegt durch alle Ritzen.

    Regen gesellt sich dazu geschwind.

    Überall bilden sich Pfützen.



    Die Sonne macht sich rar in der Zeit.

    Man sieht sie nicht sehr oft.

    Doch erhellt sie einmal die Dunkelheit

    erfüllt sich das, was man erhofft.

    mit freundlicher Genehmigung der Autorin Susann Brunn

    aus:Susi's gedichtstruhe



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 29.09.2005, 10:51


    Herbst

    Nun laß den Sommer gehen,
    Laß Sturm und Winde wehen.
    Bleibt diese Rose mein,
    Wie könnt ich traurig sein?

    ( Joseph Freiherr von Eichendorff )



    Re: Jahreszeiten

    volki4you - 01.10.2005, 17:31


    Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
    Die Luft ist still, als atmete man kaum,
    Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
    Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
    O stört sie nicht, die Feier der Natur!
    Dies ist die Lese, die sie selber hält,
    Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
    Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
    (Christian Friedrich Hebbel 1813-1863)



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