"Berauschender" Kefir

Das Große Koch Forum
Verfügbare Informationen zu ""Berauschender" Kefir"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: dune12
  • Forum: Das Große Koch Forum
  • Forenbeschreibung: Kochen
  • aus dem Unterforum: Extras
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Dienstag 12.12.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: "Berauschender" Kefir
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 7 Monaten, 12 Tagen, 5 Stunden, 36 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu ""Berauschender" Kefir"

    Re: "Berauschender" Kefir

    dune12 - 15.08.2007, 21:27

    "Berauschender" Kefir
    Die Übersetzung des Wortes "Kefir" aus dem Kaukasischen, bedeutet so viel
    wie "die Wonne, das Wohlbefinden" (von "Keyf") oder "schäumend" (von
    "koepur"). Andere Wortableitungen bedeuten so viel wie "berauschend" (von
    "kef") oder "beste Qualität" (von "Kefy"). All diese Bedeutungen, vereint
    zu dem Wort "Kefir", heißt die heutzutage übliche Übersetzung
    "Wonnetrunk".

    Der Kefir ist ein Sauermilchprodukt, ähnlich dem Joghurt, aber für
    Selbsthersteller viel leichter zuzubereiten als der wesentlich bekanntere
    Joghurt. Benötigt werden "gute", das heißt keimfreie Milch (am besten
    ultrahocherhitzte Milch, sogenannte "H-Milch") und die Kefirknöllchen oder
    der Kefirpilz. Letzerer wird in seinem Herkunftsland, dem Kaukasus, die
    "Hirse des Propheten" genannt, was wohl auch einen besonderen
    geschichtlichen Hintergrund hat und auf die Verbreitung des Kefirs, bereits
    zu Mohammeds Zeiten, schließen lässt. Diese Kefirkörner oder -knöllchen,
    die bei guter Pflege zur stattlichen Größe einer Walnuß oder mehr
    heranwachsen können, braucht man sich normalerweise nur einmal zu
    beschaffen, um sie bei entsprechender Pflege und Fortzüchtung jederzeit zur
    Verfügung zu haben. Bei der Anschaffung dieser Kefirpilze und -knöllchen
    sollte jedoch unbedingt auf ihre Leistungsfähigkeit geachtet werden. So
    sind getrocknete oder tiefgefrorene Kefirknöllchen, die gelegentlich im
    Handel angeboten werden, oft wertlos, da sie diese Strapaze meist nicht
    überstehen, innerhalb weniger Wochen völlig kraftlos werden und absterben.

    Der Kefirpilz ist an sich kein einzelner Pilz, sondern eine Vielzahl von
    diversen Hefepilzen und verschiedenen Milchsäurebakterien, die zum
    wechselseitigen Vorteil in einer Symbiose zusammenleben. Diese Symbiose kann
    mit den Pilz-Baum-Symbiosen verglichen werden, zum Beispiel mit dem
    gemeinsamen Auftreten von Pfifferlingen im sauren Nadelwaldboden. Seit mehr
    als einem Jahrtausend macht sich der Mensch diese Pilz-Bakterien- Symbiose
    in der Milch zunutze, indem er die Kefirpilze und -knöllchen pflegt und
    vermehrt. Sie vermehren sich aber nur, wenn ihre Zusammensetzung stimmt. Als
    "echte" Kefirpilze gelten daher nur Körner oder Knollen, die sich auch
    vermehren.

    Von den übrigen Sauermilchgetränken unterscheidet sich der "echte" Kefir
    dadurch, dass zu seiner Herstellung Pilze benötigt werden, während die
    Entstehung von Sauermilch und Joghurt nur auf Bakterienkulturen
    zurückzuführen ist. Ein weiterer Unterschied zu den anderen
    Sauermilchprodukten ist, dass im Kefir zusätzlich Ethanol und Kohlendioxid
    entstehen, also eine alkoholische Vergärung des Milchzuckers stattfindet.
    Obwohl der natürliche Alkoholgehalt des Kefirs minimal ist (er beträgt nur
    0,5%), verdankt der Kefir diesem Alkohol seinen besonders pikanten Geschmack
    (zum Vergleich: auch alkoholfreies Bier und Malzbier dürfen einen geringen
    Alkoholgehalt von maximal 0,5g/l aufweisen, trotz der Bezeichnung
    "alkoholfrei", da der Alkoholgehalt so niedrig ist, dass der Alkohol
    schneller im Stoffwechsel abgebaut wird, als er normalerweise durch die
    Getränke im Blut angesammelt werden könnte; (Anmerkung der Redaktion). Das
    Kohlendioxid bewirkt außerdem den besonders erfrischenden und
    durstlöschenden Charakter des Kefirs. Durch gezielte Zubereitung und
    Nachvergärung des Kefirs, kann man einen besonders prickelnden Kefir,
    nämlich den "Champagner"-Kefir herstellen.

    Nicht nur wegen seines erfrischenden und durstlöschenden Wohlgeschmacks,
    hat der Kefir über den Kaukasus hinaus, weite Verbreitung gefunden, sondern
    auch wegen seiner guten Verdaulichkeit und Heilwirkung. So soll zum Beispiel
    das hohe Alter vieler Kaukasier und ihre weitgehende Freiheit von
    Zivilisationskrankheiten, auf den regelmäßigen Kefirgenuss, von frühester
    Kindheit an, zurückzuführen sein. Der Kefir ist natürlich kein
    Allheilmittel gegen alle möglichen Krankheiten. Aber, aus Magermilch
    hergestellter Kefir wird zum Beispiel denjenigen empfohlen, die eine
    Schlankheitskur durchführen wollen.

    Kefir wird normalerweise gut vertragen. Wer Buttermilch trinken kann, der
    verträgt auch Kefir. Wer jedoch einen Überschuß an freier Salzsäure im
    Magen hat, verträgt ihn nicht, und sollte ihn zumindest für die Dauer
    seines "sauren Magens" meiden. Wo aber ein Mangel der Salzsäure im
    Magensaft festgestellt ist, da wird Kefir geradezu unersetzlich.

    Nachdem der Kefir vor gut 100 Jahren durch Reisende und Wissenschaftler in
    Mitteleuropa verbreitet wurde, und sich um die letzte Jahrhundertwende
    geradezu ein Kefir "Boom" breitgemacht hatte - dieses besonders in Rußland,
    aber auch in Deutschland -, ist heutzutage die Kenntnis von diesem Getränk,
    insbesondere die Selbstherstellung, sehr in Vergessenheit geraten.
    Industriell hergestellter Kefir, wie man ihn heutzulande kauft, schmeckt
    leider nie so gut, wie er eigentlich schmecken könnte oder sollte. Das
    liegt nicht nur an den Kunststoffverpackungen, in denen der Kefir in den
    Handel kommt, und in denen das Kohlendioxid höchstens in geringen Mengen
    enthalten ist, da die Packungen sich sonst zu stark aufblähen würden.
    Meistens arbeiten die kefirproduzierenden Molkereien nämlich gar nicht mehr
    mit dem eigentlichen Kefirpilz, sondern setzen zur Milchsäuerung nur einige
    bestimmte Bakterienkulturen zu. Da dieses Produkt somit meist auch keinen
    Alkohol enthält, handelt es sich bei diesem Kefir niemals um das
    authentische, kaukasische Kefirgetränk, sondern nur um ein kefirähnliches
    Produkt. Wer also "echten" Kefir haben möchte, der muss ihn sich selbst
    zubereiten. Das ist ohne besonders komplizierten Aufwand möglich und
    letztendlich auch ergiebiger



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Das Große Koch Forum



    Ähnliche Beiträge wie ""Berauschender" Kefir"