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Bronsky, Alina - Scherbenpark




Bronsky, Alina - Scherbenpark

Beitragvon Dr.Who » 21.09.2008, 15:23

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Alexandra, von allen nur Sascha gerufen, ist 17 Jahre alt, hat zwei Geschwister aber seit zwei Jahren keine Mutter mehr. Jene wurde von ihrem Stiefvater erschossen. Seit dem kümmert sich Maria, die Cousine des Mörders aus Novosibirsk, rührend um die beiden Kleinen und um Sascha.
Seit dem Tot ihrer Mutter hat Sie nur noch zwei Wünsche:
Ein Buch für ihre Mutter schreiben und den Mörder der selbigen eigenhändig umzubringen.

So kurz, ja ich geb´ zu auch etwas beknackt, diese Inhaltsangabe von Alina Bronskys Erstling Scherbenpark auch sein mag so zutreffend ist jene aber auch. Denn kaum das man merkt das man mit diesem Buch seine Zeit verschwendet ist man auch schon durch diese 280 Seiten gebrettert.
Nebst dem Charakter der Sascha das wirklich einzig gute an diesem Buch.
Sascha ist ein Charakter der wirklich gut rüberkommt und auch glaubwürdig wirkt. Sie erzählt frech und frei nach Schnauze und wird manchmal auch etwas altklug so wie man eben in diesem Alter nun mal ist.
Das Erzählte wirkt hingegen wie seitenweise aus dem eigenen Tagebuch der Autorin abgeschrieben und mit kitschigen Seifenoperschaum gehübscht.
Manch Storyelemente scheinen nur da zu sein weil sie gerade eben jetzt so schön in die Handlung passen. Was der Logik, vor allem am Ende, des Buches nicht wirklich zuträglich ist.
Konstant schmurgelt die Autorin an der Talsohle Literarischen Schaffens und verfeinert ihren Text durch völliges fernhalten jeglichen Witzes, Charmes oder eigenem Herzblut.
Aus einer trunken torkelnd, rumpelnden Coming of Age Story wird im zweiten Drittel ein schwülstig unbeholfenes “Liebe-Sex und Zärtlichkeit” Vehikel dessen Charaktere sich nicht gegen den klebrig pinken Zuckerguss wären können.

Einer Zielgruppe von 16-18 Jährigen Leserinnen würde der Roman vielleicht gefallen aber niemand dem schon auf den ersten 20 Seiten das sprichwörtliche Salz in der Suppe fehlt ist anzuraten weiterzulesen.
Zu viele unbekannte Autoren warten noch darauf gelesen zu werden, Bronsky hingegen ist jemand den zumindest ich schnell wieder vergessen werde.
Dr.Who
 

von Anzeige » 21.09.2008, 15:23

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Beitragvon Sybille » 21.09.2008, 17:58

Da bin ich dann aber doch überrascht - immerhin ist das Buch eines von vieren, welche die Chance auf den aspekte-Literaturpreis haben...
Liebe Grüße, Sybille
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Beitragvon Dr.Who » 21.09.2008, 18:24

Wie schon gesagt, als Jugendbuch mag dieser Roman vielleicht was taugen aber nicht als ernsthafter Roman. Im Grunde hat er keine Story man verfolgt nur einige Wochen das Leben von Sascha bis hin zum nicht ganz nachvollziebaren Ende. Die Charaktere wirken allesammt wie hingeworfen und wissen manchmal selber nicht ganz was sie mit sich anfangen sollen und tun meist das was sie wohl eben aus Seifenopern oder Kinofilmen kennen.
Das Buch ist in etwar so aufregend wie eine 0 Linie bei einem EKG.
Die Autorin lässt jedes Gespür für Timing in der Handlung vermissen. Wie ein kleines Kind im Spielzeugladen wechselt sie mal von dem zum nächsten bunten Spielzeug ohne jedoch dem Leser eine befriedigende Antwort zu geben. Die kleinen Geschichten die sie erzählt sind unfertig und werden am Ende auch nicht wirklich schlüssig zusammengeführt.
Da hätte es noch gut und gerne 50 Seiten gebraucht diesen Scherbenhaufen zusammenzusetzen und ihn einfach runder zu schreiben. Wenn schon kitsch dann konsequent, so is es nix halbes und nix ganzes...
Dr.Who
 

Beitragvon Sybille » 21.09.2008, 19:59

Naja, ich weiß dann schonmal welches Buch ich wohl eher nicht lesen werde.
Es wundert mich halt trotzdem, dass es in die engere Auswahl gekommen ist... aber man muss Jury-Entscheidungen sowieso nicht immer nachvollziehen können...
Liebe Grüße, Sybille
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Beitragvon Dr.Who » 22.09.2008, 04:03

Sybille hat geschrieben:Naja, ich weiß dann schonmal welches Buch ich wohl eher nicht lesen werde.
Es wundert mich halt trotzdem, dass es in die engere Auswahl gekommen ist... aber man muss Jury-Entscheidungen sowieso nicht immer nachvollziehen können...

Am Ende muss sich eh jeder Leser selber eine Meinung über ein Buch bilden womit ich dich sicher nicht davon abhalte es zu lesen. Es ist nun mal meine eigene Meinung zu dem Buch. Aber auch ich bin überrascht das es nominiert ist bzw. scheint es sowieso zwischen aussergewöhnlich und eher was für die Schublade zu taumeln. Auf Amazon ist man begeistert wärend LovelyBooks mit seiner Wertung -trotz Lesetip des Monats- eher verhalten reagiert. Wenn man zumindest nach den 2 Sternchen geht denn im schriftlichen Kommentar will es wohl keiner so recht zugeben :roll:
Dr.Who
 

Beitragvon Karthause » 18.03.2009, 19:42

Ihre Sätze hämmern sich ins Bewusstsein, der Rhythmus ihres Debütromans macht fast atemlos. Wäre Scherbenpark ein Popsong, wäre er schnell, gut durchkomponiert, aufmüpfig und stellenweise ohrenbetäubend laut. Definitiv kein Stück, das schwermütig macht. (Brigitte)

Die hochbegabte Alexandra Naimann, genannt Sascha, kam aus Russland und wohnt mit ihren Geschwistern und der Tante in einem Neubau-Ghetto von Frankfurt/Main, dem Scherbenpark. Zwei große Ziele hat sich die 17jährige gestellt, sie will für ihre Mutter ein Buch schreiben und sie will Vadim umbringen. Was es mit diesen Wünschen auf sich hat, erfährt der Leser erst im Laufe der Handlung. Zu Beginn stehen dazu die Fragen im Raum, welche sich jedoch nach und nach erklären.

Frisch, frech, spritzig, witzig, angenehm anders, diese Worte fallen mir nach der Lektüre von „Scherbenpark“ spontan ein. Die Handlung ist simpel, wird jedoch durch den flotten Erzählstil der Autorin deutlich aufgewertet. Unbekümmert und wie ihr der Schnabel gewachsen ist, erzählt Alina Bronsky die Geschichte der Sascha Naimann. Sie steht als Aussiedlerin am Rande der Gesellschaft. Alles ist anders als in Sibirien, wo sie geboren wurde und die Kindheit verbrachte. Von der alten Heimat hat sie sich noch nicht vollkommen gelöst, in der neuen ist sie noch nicht ganz angekommen. Zu den Mitschülerinnen hat sie kaum Kontakt gefunden. Aber durch das Verbrechen, dem die Familie zum Opfer fiel erlangte sie traurige Berühmtheit. Ihre Kommentare und Bemerkungen über ihre neue Heimat sind mitunter bissig, aber doch zutreffend. Die gängigen Klischees von Aussiedlern aus Russland bedient sie ebenso wie die über die Neubau-Ghettos. Aber vielleicht sind es gar keine sondern eher Wahrheiten? Das hohe Erzähltempo hält sie von Anfang bis Ende durch. Das unterstreicht den jugendlichen Eindruck, den ich von ihrer Schreibweise erhielt. Gut gefallen hat mir auch der Humor, der in der doch tragischen Geschichte steckt.

Mein Fazit: „Scherbenpark“ ist ein Buch, das mich von Beginn an gefangen und gut unterhalten hat. Es ist ein echter Page-Turner, der die Suche einer 17jährigen nach ihrem Platz im Leben eindrucksvoll beschreibt.

Die Autorin (Quelle: Amazon)
Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, verbrachte ihre Kindheit auf der asiatischen Seite des Ural-Gebirges und ihre Jugend in Marburg und Darmstadt. Nach abgebrochenem Medizinstudium arbeitete sie als Texterin in einer Werbeagentur und als Redakteurin bei einer Tageszeitung. Sie lebt in Frankfurt und telefoniert bis heute fast täglich mit ihren Großeltern in Sibirien. "Scherbenpark" ist ihr erste literarische Veröffentlichung.

:stern: :stern: :stern: :stern:
Viele Grüße
Karthause

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