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Hasz, Robert - Für alle Ewigkeit




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Hasz, Robert - Für alle Ewigkeit

Beitragvon Voltaire » 14.11.2007, 17:05

Titel: Für alle Ewigkeit
Originaltitel: Vegvar
Autor: Robert Hasz
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: Februar 2006
Seitenzahl: 288
ISBN-10: 3608937315
ISBN-13: 978-3608937312
Preis: 19.50 EUR


Robert Hasz, der Autor dieses Buches, wurde 1964 in Voivodina im ehemaligen Jugoslawien geboren. 1991 floh er nach Ungarn. Heute lebt er in Szeged.

Leutnant Livius hat noch zwei Wochen Militärdienst abzuleisten und wird für diese Zeit in eine einsame Garnison geschickt. Dort angekommen erfährt er, dass sein Militärdienst auf unbestimmte Zeit verlängert wurde. Und auch in der Garnison ist nichts so wie es in einer Garnison sein sollte. Die militärische Disziplin scheint abgeschafft, niemand kennt den Feind und niemand weiß was diese Garnison eigentlich sichert. Unerklärlich auch das opulente Essen und eine versteckte Tür. Die wildesten Gerüchte schwirren herum. Ist diese Garnison ein Versuchsfeld für Außerirdische oder ein Experiment irgendeines Geheimbundes.

Hasz hat ein Buch geschrieben, dass während einiger Lesemomente durchaus an Kafka erinnert, trotzdem ist es ein durch und durch eigenständiges Buch und eben kein Kafka-Abklatsch. Es ist ein rätselhaftes Buch das nicht zuletzt durch seine unterschwellige Spannung lebt. Manchmal verschwimmen traumhafte Erinnerungen mit der Wirklichkeit oder ist es vielleicht genau umgekehrt? Ist die Zeit der Erinnerung vielleicht das „Jetzt“ und das vermeintliche jetzige Erleben nur Einbildung? Erstaunlich, wie Hasz die Geschichte zu einem durchaus plausiblen Ende hinführt, wie er die Suppe bis zum letzten Rest auslöffelt, die er sich und den Lesern auf den Leseteller geschaufelt hat. Ein wirklich faszinierendes Buch, sehr engagiert erzählt und merkt schon, dass für Hasz offensichtlich die politische Situation im ehemaligen Jugoslawien immer ein klein wenig seine Schreibhand geführt hat, auch wenn das Land, in welchem die Geschichte spielt, zu keiner Zeit konkret bezeichnet wird. Der Schluss ist durchaus überraschend, ohne dabei jedoch so zu wirken, als sei er lediglich auf die Schnelle auf Kosten der Logik zusammen gezimmert worden.

Hasz schafft es, zwei Handlungsstränge so zu verbinden, dass sie zwar unabhängig von einander sind, aber wohl ohne den jeweilig anderen nicht „lebensfähig“ werden. Die Zahnräder der beiden Handlungsstränge greifen unmerklich ineinander, und der Leser merkt von diesem Ineinandergreifen eigentlich erst am Schluss des Buches etwas.

Mir hat dieses Buch ausgezeichnet gefallen.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Bild
Voltaire
 

von Anzeige » 14.11.2007, 17:05

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Beitragvon tom » 14.11.2007, 20:05

Danke für die Rezi! Von Hasz ist in Frankreich derzeit auch die Rede: Bücher werden übersetzt.

In EINEM Detail erinnerte mich die Inhaltswiedergabe an ein ganz großes, ebenfalls kafkaeskes, Buch: Die Tatarenwüste von Dino Buzzati. Dort geht es um einen Leutnant, der in einer Garnison "ohne Interesse" hängenbleibt, und aus irgendwelchen Faszinationen heraus nicht mehr aus dieser W¨steneinöde herauskommt! Ein tolles Buch!

Broschiert: 237 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt (März 2002)
ISBN-10: 3596136385
ISBN-13: 978-3596136384
tom
 



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