Schattennächte

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    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 23.05.2011, 20:26

    Schattennächte
    Hallo zusammen, kaum angemeldet, werde ich jetzt mein "Projekt" starten:
    Eine interaktive Geschichte!

    Es funktioniert wie folgt:
    Ich werde einen Teil der Geschichte Posten, mit einem offenen Ende enden und von euch erwarten, mir vorschlage zur Weiterführung zu geben.
    So könnt ihr zum Beispiel grob entscheiden, wie die Personen Handeln und was passiert, wer wann auftaucht und wer wann verschwindet.
    Ihr habt dann die Geschichte in der Hand, müsst aber selbst nichts groß tun.
    Klingt doch gut, oder nicht?
    Für jedes Kapitel müssen stimmen für die vorschlage gesammelt werden, mindestens zwei sind Pflicht, um angenommen zu werden, der mit den meisten stimmen gewinnt und wird bearbeitet. Abgestimmt wird in einem anderen Thread.
    Die Frist endet jeweils dann, wenn ich es will, nehme ich mir mal einfach dreist so heraus ;)


    Zuerst, werde ich die Charaktere vorstellen, von welchen ihr euch auch gleich einen aussuchen müsst (natürlich muss die Wahl einen Sinn ergeben), damit die Geschichte weitergehen kann. Jeder Charakter hat ein Geheimnis, welches sich im Laufe der Geschichte aufdecken wird, welches zuerst und wann und überhaupt, hängt natürlich von euren entscheidungen und dem verlauf der Geschichte ab.


    Steckbriefe


    Name: Jill Gerbock
    Alter: 23
    Haarfarbe: Honigblond
    Augenfarbe: Braun, mit grünem Ring um die Pupille
    Merkmale: Schlank, eher unauffällig. Jounalistin
    Wesen: Meistens ist sie recht pflegeleicht, je nach Stimmung und Situation kann sie allerdings auch ziemlich aufbrausen, aggressiv oder wütend werden, jedoch ist sie manchmal auch ziemlich zurückhaltend und schüchtern.

    Geheimnis: Unentdeckt



    Name: Darius Wastlon
    Alter: Geschätzt um die 20
    Haarfarbe: Blau
    Augenfarbe: Rot
    Merkmale: Blaue Streifen im Gesicht, schlank
    Wesen: Darius ist ein freundlicher junger Mann. Immer für spaßige Aktionen zu haben. Seine Vergangenheit hält er fest verschlossen, und wird bei dem Thema stets ernst und verschlossen.

    Geheimnis: Unentdeckt




    Name: Lord Delvin Irwin
    Alter: 56
    Haarfarbe: Schwarz, an den Schläfen ergrauend
    Augenfarbe: Grau, leichter violetter Schimmer
    Merkmale: Schlank, ernstes Gesicht. Besitzer des Anwesens
    Wesen: Äußerlich immer höflich, freundlich. In seiner Nähe herrscht stets eine seltsame Spannung. Es scheint, als würde er irgend etwas im Schilde führen.

    Geheimnis: Unentdeckt



    Name: Linda Eichbrink
    Alter: 32
    Haarfarbe: Rot-braun
    Augenfarbe: Braun
    Merkmale: Trägt die Haare nie offen. Haushälterin
    Wesen: Eine ruhige, fleißige Frau, die stets dafür sorgt, dass alles zufriedenstellend ist. Sie ist eine sehr treue Persönlichkeit.

    Geheimnis: Unentdeckt



    Name: Lukan
    Alter: 9
    Fellfarbe: Dunkelbraun bis schwarz
    Augenfarbe: Schwarz
    Merkmale: Hofhund, großer Schäferhund
    Wesen: Freundlich, aber pflichtbewusst. Eindringlinge und unheimliche Begegnungen werden gnadenlos verbellt.

    Geheimnis: Unentdeckt




    Schattennächte


    „Scheiße“ murmelte sie, als der Motor ihres Minis zu spucken begann, kurz bevor er mit einem kläglichen Rülpsen gänzlich den Geist aufgab. „Na toll...“ Jill ließ sich in den Sitz zurückfallen und schloss kurz die Augen. Klar, dass gerade Ihr so etwas passierte, es ging schließlich immer etwas schief, wenn sie sich etwas vornahm. Zum Beispiel im letzten Sommer, als sie ans Meer fuhr und nicht ein einziges Mal schwimmen gehen konnte, da sich irgendwelche Algen überlegt hatten, gerade in der Gegend herumzuwuchern, wo sie hingefahren war. Oder Ostern vor zwei Jahren, sie hatte für die Kinder einer Freundin einen großen Haufen Ostereier verstecken wollen, geriet in einen heftigen Wolkenbruch und wurde mit samt des Waldweges, auf welchem sie gerade Verstecke suchte, in ein nahes Tal gespült, dort musste sie sich dann erst einmal durch einen See aus Schlamm, Ästen und schmutzigem Wasser kämpfen, bevor sie überhaupt erst daran denken konnte, den Heimweg anzutreten. Und jetzt stand sie auf einer Straße irgendwo im Nirgendwo, nur ein knappes Partykleid am Körper und eine Tüte Chips, sowie drei Flaschen Cola im Kofferraum, und überlegte, wie sie doch noch zu der Spätsommerparty kommen sollte, zu welcher sie ihre langjährige Freundin Marcia eingeladen hatte. Und ihr Handy hatte sie natürlich zuhause vergessen. Na toll.
    Sie beugte sich vor und versuchte den Motor zu starten, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
    Der Motor rumorte. Und rumorte. Und stoppte. Und rumorte. Und rumorte. Und stoppte. Dann kam nichts mehr. Verzweifelt sackte sie über dem Lenkrad zusammen, die Stirn auf eben dieses gelegt. „Verdammt!“ Am liebsten hätte sie geheult, aber was hätte das, außer verschmiertem Make-Up schon genutzt? Nichts. Also riss sie sich zusammen und kramte die alte, vergilbte Landkarte aus dem Handschuhfach und schlug sie auf. Wie war noch gleich der Name des Ortes gewesen, durch welchen sie zuletzt gekommen war? Statt auf die Karte hätte sie genauso gut auf ein Fingerfarbenbild ihrer zwei jährigen Nichte starren können und hätte nicht weniger gut – oder eher schlecht – gewusst, wo sie war. Wütend knüllte sie die Karte zu einer faustgroßen Kugel zusammen und pfefferte sie auf den Beifahrersitz, dann musste sie eben zu Fuß eine Telefonzelle oder einen Ort suchen, wo sie telefonieren oder zumindest ein Abendessen und ein Bett für die Nacht kriegen konnte. Sie nahm ihre Handtasche, stieg aus ihrem Wagen, schloss die Türen ab und machte sich auf den Weg.

    Nachdem sie etwa eine dreiviertel Stunde gelaufen war und die Sonne langsam den Horizont berührte, durchquerte sie ein kleines Waldstück, bisher hatte sie kein anderes Auto gesehen, nicht dass sie mit viel Verkehr gerechnet hätte, aber beim Laufen war ihr dann doch eingefallen, dass sie auch bei ihrem Wagen hätte warten können, ob jemand vorbei kam. Gut, dass sie es nicht getan hatte, so leer wie die Straßen hier waren. Als sie die zehn Minuten Wald hinter sich gelassen hatte, erblickte sie ein schier gigantisches Anwesen auf einem imposanten Hügel. Die Hoffnung rüttelte noch einmal an ihrem Sargdeckel und begann, wieder aufzuleben. Je näher sie an das Anwesen heran kam, desto mehr der Einzelheiten auf dem Grundstück davon nahm sie wahr, so zum Beispiel ein Obstgarten auf der ihr zugewandten Seite des Gebäudes und ein großer, dunkler Zaun, welcher das Land um das Anwesen weitläufig absteckte. Erst als sie schon am Fuße des Hügels und somit am Anfang des eigentlich Weges zu dem Haus ankam, bemerkte sie, dass das Tor weit offen stand und der ganze Garten ziemlich heruntergekommen wirkte. Genaugenommen sah die gigantische, schwarz angemalte Villa ziemlich gruselig aus, mit dem blutroten Abendhimmel im Hintergrund und dem welken, wuchernden Buchsbaumlabyrinth am Rande des Weges, welches sicher nicht höher als bis zum Knie gehen sollte, aber Jill mit Leichtigkeit den Bauch hätte streicheln können. Ihre Hoffnung machte sicherheitshalber wieder einen Schritt Richtung Grab. Mit zweifeln beladen ging Jill den Weg fröstelnd, aber tapfer entlang, nach fünf Minuten, stand sie vor der riesigen Tür. Das Gebäude hatte sie nun doch ziemlich eingeschüchtert, sich ein Herz fassend griff sie nach dem Türklopfer, welcher die Form eines grimmigen Adlerkopfes hatte, und schlug ihn drei mal kräftig gegen das schwere Tor. Sie lauschte, aber hörte keine Regung im Innern des Anwesens, bis sie sich gerade umdrehen und gehen wollte, da klickte das Schloss laut und quietschend öffnete sich die Tür. Eine Person erschien im Türbogen...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 24.05.2011, 18:25

    Kapitel 2
    Vor ihr stand ein großer, schlanker Mann, dessen schwarze Haare an den Schläfen bereits grau wurden, was ihn irgendwie markant wirken ließ. Sein Gesicht war ein wenig kantig, die Furchen in seiner haut ließen es ernst und ein klein wenig grimmig aussehen, der strenge, dunkle Anzug den er dazu trug, machte die Sache auch nicht angenehmer. Ihr Spannung legte sich etwas, als der Mann ein etwas überraschtes Gesicht aufsetzte und sie mit einem verwunderten „Oh, guten Tag, Mylady.“ begrüßte. Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, begann Jill schnell ihr Anliegen vorzutragen, zu ihrem Missmut leider ziemlich stotternd und sie brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass sie garantiert so rot werden würde, wie die Sonne hinter dem Haus. Bei dem Gedanken schauderte sie kurz.
    „Hallo, also ich wollte... Ich habe eine Panne... Mit meinem Auto und wollte fragen... Kann ich vielleicht bei ihnen telefonieren? Ich habe mein Handy vergessen und finde keine Telefonzelle. Es dauert auch nicht lange, zwei Minuten, länger nicht.“ Die grauen Augen in dem ernsten Gesicht musterten sie, dann lächelte er unerwartet, was es irgendwie fast noch unangenehmer für sie machte.
    „Leider haben wir kein Telefon da, aber die Postkutsche müsste nächste Woche hier vorbeikommen, damit erreichen Sie die nächste Stadt innerhalb von zwei Tagen, wenn die Post erst einmal hier ist. Mehr als eine Schlafstätte und Mahlzeiten kann ich Ihnen bis dahin leider nicht anbieten.“ Noch während er sprach, wurde sie sie bleich. Kreidebleich. Wollte er einen Scherz mit ihr treiben? Er schien es ernst zu meinen, aber das konnte doch nicht wahr sein, wo gab es schon noch Postkutschen? Einen Moment lang, dachte sie darüber nach, ob es nur ein Traum war, ob sie vielleicht eingeschlafen war, als sie sich im Fahrersitz zurück gelehnt hatte oder als sie die Stirn auf das Lenkrad gelegt hatte, dann beschloss sie, dass alles zu wirklich schien, um ein Traum zu sein. Verwirrt war sie trotz, oder gerade wegen allem. Irgendwann, bemerkte sie, dass der Mann mit ihr sprach, sie war so in Gedanken und Schock versunken gewesen, dass sie die Worte nicht verstanden hatte, bis sie blinzelte und mit einem Kopfschütteln die Verwirrung fort zu schleudern versuchte. Erfolglos.
    „Bitte?“ Krächzte sie mit trockenem Mund.
    „Ist alles in Ordnung, sie sind so blass geworden, ist Ihnen nicht gut?“ Sie bemerkte, dass die Sorge im Gesicht ihres Gegenübers etwas zu besorgt aussah und in seinen Auge sah sie eine schadenfrohe Belustigung. Wäre sie nicht in einer so misslichen Lage, wäre sie wohl schleunigst verschwunden. Aber sie WAR in der misslichen Lage und alles wurde von Minute zu Minute seltsamer und verworrener.
    „Ja. Ja, alles in Ordnung, ich könnte vielleicht ein Glas Wasser vertragen... Falls sie das da haben.“ Da ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen entstand, welches ihr ewig erschien, obwohl es nicht länger als ein paar wenige Sekunden gewesen sein können, hielt sie dem Fremden hastig ihre rechte Hand entgegen. „Mein Name ist übrigens Jill, Jill Gerbock.“ Sie spürte wieder, wie sie rot wurde und versuchte es zu unterdrücken. Wenigstens konnte der Tag nun nicht mehr viel schlimmer werden.
    „Angenehm, mein Name ist Delvin Irwin. Ich bin der Lord dieses Hauses.“ Er reichte ihr ebenfalls die Hand, welche gar nicht den Eindruck machte, als empfände er es als „Angenehm“ sie kennen zu lernen, und bedeutete ihr in das große Haus einzutreten, was sie nach einem schaudernden Zögern schließlich auch tat. „Was meinen sie, werden sie ein Weilchen bleiben, bis die Postkutsche vorbeikommt?“ Er führte sie durch die scheinbar gigantischen Zimmer. Die Eingangshalle war schon riesig, mit haufenweise teuer aussehenden Bildern geschmückt und an jeder Ecke mit einem Blumenstrauß oder -kranz versehen. Gerade vor führte eine breite Treppe in die obere Etage, rechts und links waren jeweils zwei große Holztüren zu sehen. In die vordere Rechte führte der Lord Jill. Sie fand sich in einer großen, dunklen Küche wieder, welche durch einen Kronleuchter etwas erhellt wurde. Sie sah keinerlei Elektronik, weder Licht noch irgendwelche Küchengeräte mit Kabel und Stecker und allem. Sie fühlte sich fehl am Platz. Wieder einmal typisch, dass ihr so etwas passierte. Warum konnte ihr Leben nicht einfach normal sein?
    Lord Irwin reichte ihr ein altertümlich scheinendes Glas und füllte aus einer Karaffe Wasser hinein.
    „Ich werde Linda Bescheid geben, dass sie sich um Sie kümmern soll. Sie wird Ihnen dann ein Mahl, sowie ein Zimmer bereitstellen. Sie werden doch bleiben?“ Sein Blick verriet ihr, dass er fest davon ausging, dass sie es tat. Sein Gesicht war ernst und ein wenig drängend.
    „Ja, ich werde wohl eine Weile bleiben müssen.“ Als er sich umdrehte und den Raum verließ, begann sie zu zittern, obwohl ihr nicht Kalt war. Mist. Nun saß sie hier fest, alles war seltsam und der Mann machte ihr Angst. Aber vielleicht könnte sie noch verschwinden, bevor er oder „Linda“ auftauchte, um ihr ein Zimmer zuzuteilen...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 26.05.2011, 16:28


    Mit einem unwohlen Gefühl stand sie in der Küche und lauschte auf die sich entfernenden Schritte des Lords. Als sie hörte wie eine Tür geschlossen wurde, die Schritte verstummten und nur noch Stille herrschte, blieb sie starr und unentschlossen stehen. Einerseits war der Mann freundlich und hilfsbereit gewesen, andererseits empfand sie in seiner Nähe eine Furcht, die sie nie gekannt hatte. Irgendwo knarrte etwas. Das war der Moment, in dem ihre Nerven rissen und sich vor ihr klares denken ein grau-roter Schleier aus Furcht und möglicherweise auch aus Panik legte. Sie stürzte zur Tür und in die Vorhalle, drehte sich nach links um zur Eingangstür und ins Freie zu kommen – und stieß mit etwas zusammen. Oder besser gesagt mit jemandem. Sie erschrak und wich einen großen Schritt zurück. Eigentlich sprang sie eher zurück. Sie kam aus dem Gleichgewicht und drohte zu fallen, mit ihren hochhackigen Schuhen fiel es ihr nicht gerade leicht, das wieder zu korrigieren. Hätte sie gewusst, dass so etwas passiert, hätte sich sich glatt Wanderstiefel angezogen. Aber woher hätte sie das auch wissen sollen? Bevor sie sich unsanft auf ihren Allerwertesten setzen konnte, ergriff derjenige in den sie soeben hinein gerasselt war, ihr linkes Handgelenk und zog sie zurück auf ihre Füße. Sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatte, legte sich der Film vor ihrem verstand und offenbarte ihr einen jungen Mann, welcher sie besorgt und interessiert musterte. Seine Sorge schien ehrlich zu sein, das fiel ihr sofort auf.
    „Alles in Ordnung?“ Er lächelte sie an, als er merkte, dass sie sich wieder etwas gefangen hatte, dabei bogen sich die vier blauen, von außen nach innen spitz zulaufenden Linien auf seinem Gesicht ein wenig durch.
    „Ja, danke.“ Was sollte sie ihm sagen, wenn er sie fragte, wo sie gerade hin wollte? Gehörte er auch zu dem Lord und seiner bösen Aura? Wer war dieser Junge? Während sie sich jene Fragen stellte, betrachtete sie ihren gegenüber. Es war ein junger Mann, sie schätzte ihn auf etwa 20 Jahre, mit einem ganz seltsamen Aussehen. Seine Haare waren blau, schienen aber nicht gefärbt zu sein, soweit sie das beurteilen konnte, seine Augen waren rot und in ihnen brannte ein fremdartiges Feuer, welches sie mit Sicherheit nie verstehen könnte. Und sie sahen alt aus, seine Augen schienen hundert mal so alt zu sein, wie sein Körper. Eine weitere Besonderheit war, dass er blaue Streifen im Gesicht hatte, welche sich vom Hinterkopf über die Wangen bis nahe an Mund und Nase zogen. Auch diese Streifen sahen nicht aufgemalt aus und ein leichter grüner Schimmer lag auf ihnen. „Ich habe nur eine Panne gehabt, wissen Sie, und jetzt muss ich auf... Äh... Die Postkutsche warten.“ Sie versuchte freundlich zu lächeln, was ihr allerdings nur teilweise gelang. Das ärgerte sie, sie war noch nie gut im beruhigen gewesen.
    „Ah, dann werden Sie noch eine Weile bleiben? Das freut mich aber, wir haben so selten Besuch hier.“ Er lächelte sie strahlend an und ihre Furcht schmolz dahin, wie ein Eiswürfel in der Sommersonne. Warum wollte sie noch gleich fliehen? „Haben sie schon ein Zimmer? Ich könnte Ihnen eines zuweisen, wenn sie wollen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ergriff er ihre Hand und zog sie auf die Treppe zu.
    „Linda sollte mir ein Zimmer zeigen, sagte Lord Irwin zumindest.“ Sie stolperte hinter dem Energie geladenen Typen her. „Ich denke, ich sollte auf sie warten, meinen Sie nicht?“ Sie atmete erleichtert auf, als er seinen Lauf verlangsamte und schließlich stehen blieb.
    „Linda? Ach ja, ich bin Darius. Linda sollte dir also ein Zimmer zeigen... Schade, aber dann kann ich ihnen sicher später den Garten zeigen?“ Er sah sie so hoffnungsvoll an, dass sie einfach nicht anders konnte, als zu nicken und ihm zu versichern, dass sie sich von ihm gern den Garten zeigen ließe.
    „Ich heiße übrigens Jill Gerbock.“ Als er sie nun anstrahlte, überlegte sie sich, wie kindlich er doch war, obwohl er mit Sicherheit über 18 war und seine schwarze, weite Kleidung ihn äußerlich so gar nicht nach Kind aussehen ließ. Vielleicht war es die Aufregung, nach seinen Angaben kamen schließlich nicht oft fremde Leute auf das Anwesen. Was sie sehr gut verstehen konnte, nachdem sie den Hausherren kennengelernt hatte.
    In der Oberen Etage wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Am oben Treppenabsatz erschien eine leicht pummelige Frau, welche ihre rot-braunen Haare zu einem strengen Dutt zusammengebunden hatte. Sie winkte Jill und Darius zu und bedeutete jill anschließend, die Treppe herauf zu kommen.
    „Hallo, ich bin Linda, Sie müssen Frau Gerbock sein, richtig?“ Jill verkniff sich eine bemerkung zu der überflüssigen Frage und bejahte. „Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wo Sie die nächsten Nächte schlafen können, danach bringe ich Sie zum Esszimmer.“ Damit ging sie voraus und Jill eilte hinter der Haushälterin her.
    Nachdem sie das zimmer gesehen hatte und sich eingeprägt hatte, wo es lag, führte Linda sie zum Speisesaal und berichtete, dass jill heute Abend nicht allein Speisen müsste, wenn sie Gesellschaft wünschte...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 28.05.2011, 20:54


    „Ich werde Ihnen schnell etwas holen.“ Linda eilte aus dem Raum und ließ Jill alleine an dem riesigen Tisch im Speisesaal sitzen. Gedeckt war der Tisch für zwei Personen, da Jill ungern alleine an dem großen Tisch sitzen wollte, bisher hatte sie noch keine Ahnung, mit wem sie dort essen würde, sie hoffte nur inständig, dass es nicht der Lord war, welcher sich vielleicht nochmal seinen Gast ansehen wollte. Als Linda zurück kehrte und ein Tablett mit ordentlich gestapelten belegten Broten mitbrachte, knurrte Jill der Magen. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Musste gegen Mittag gewesen sein und nun war es schon fast vollkommen dunkel draußen.
    „Leider können wir heute nichts größeres anbieten, es war etwas kurzfristig.“ Sage Linda, als sie das Silbertablett abstellte. „Sie kennen Darius ja schon, er würde Ihnen gerne Gesellschaft leisten, falls das für Sie in Ordnung ist. Sonst kann ich auch den Lord fragen, oder ich bleibe bei Ihnen.“
    „Nein, nein, danke. Ich würde mich gern noch etwas mit Darius unterhalten.“ Bloß nicht Lord Irwin, sie würde wahnsinnig werden, wenn sie mit dem auch noch ihr Abendessen verbringen müsste. Nein, Darius war sicher die beste Wahl.
    „Gut, ich hole ihn eben, es dauert nicht lange, fangen Sie doch ruhig schon mal an.“ Bevor Jill antworten konnte, war Linda auch schon wieder aus dem Raum verschwunden.
    Als Darius eintrat, hatte Jill noch keinen einzigen Bissen angerührt, obwohl sie sich fühlte, als wenn sie seit Tagen nichts gegessen hätte. Ihr war unwohl bei dem Gedanken, alleine da zu sitzen und belegte Brote zu essen. In einem fremden Haus. Ganz alleine. Der seltsame junge beeilte sich und setzte sich auf den Platz neben sie, er lächelte sie strahlend an.
    „Hast du noch gar nichts gegessen? Bist du nicht hungrig?“ Er legte den Kopf leicht schief, noch immer lächelnd.
    „Doch, ich sterbe fast vor Hunger.“ Demonstrativ griff sie nach einer mit Käse belegten Scheibe Brot und biss davon ab. Es schmeckte ganz anders, als alles, was sie vorher gegessen hatte. Es schmeckte zwar nach Käse und Brot, aber anders, frischer. Darius beobachtete sie.
    „Und, schmeckt es dir?“ Sie merkte, dass er sie nicht mehr Siezte.
    „Ja, es schmeckt wunderbar, anders als das, was ich sonst esse.“ Sie biss noch einmal von dem Brot ab und überlegte, woran es liegen konnte, dass es so viel besser schmeckte, als der Käse den sie zuhause hatte. „Willst du nichts essen?“ Als er auf das Tablett blickte, fiel ihr auf, dass seine Ohren ein wenig spitz waren. Hätte sie ihn nicht selbst gesehen, dachte sie, würde sie wohl nicht glauben, dass es ihn gibt. Blaue Haare, rote Augen, blaue Streifen im Gesicht. Und spitze Ohren. Seltsam.
    „Nein, ich habe schon gegessen. Woher kommst du eigentlich? Ich habe noch nie einen Menschen mit solch seltsamer Kleidung gesehen.“ Seine Augen blitzten vor Kindlicher Neugierde. Noch etwas, was seltsam an ihm war, dieses Kindliche Wesen.
    „Ich wüsste lieber, wo ich hier bin, dass du noch nie jemanden mit moderner Kleidung gesehen hast.“ Sie betrachtete kurz ihr grün-gelbes Outfit. Sehr schick. Ja, auf jeden Fall.
    „Naja, du bist halt bei uns. Auf Lord Irwins Anwesen.“ Sein lächeln wurde schwächer, verschwand aber nicht ganz.
    „So so. Und wo ist das genau?“ Eigentlich fragte sie sich, wann das genau war. Ein Gedanke drängte sich ihr auf, der sowohl unangenehm als auch wahnsinnig war.
    „Soll ich dir Später den Garten zeigen? Er ist wunderschön.“ Er zeigte wieder ein wundervolles, kindliches Lächeln.
    „Mh?“ Der Themenwechsel überraschte sie und sie musste unwillkürlich mehrmals blinzeln, um den Anschluss wiederzufinden. „Ist es dann nicht zu dunkel?“
    „Ich kann uns Licht machen, das ist kein Problem.“
    „Na dann, mal sehen.“ Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln und fragte sich, bestimmt zum hundertsten Mal, wo sie hier nur gelandet war. Vielleicht war sie in Wirklichkeit ja gar nicht hier, sondern bildete sich das alles nur ein und befand sich eigentlich in irgendeiner Irrenanstalt. Bei dem Gedanken schauderte ihr wieder.
    Sie aß noch ein paar Brote und unterhielt sich noch etwas mit Darius, bevor Linda wieder hereinkam um aufzuräumen. Von Ihr erfuhr Jill, dass Lord Irwin sie gerne sehen wollte, es war aber nicht dringen, was ihr die Möglichkeit ließ, erst schlafen zu gehen, oder sofort in sein Zimmer zu gebracht zu werden...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 31.05.2011, 21:00


    „Ich denke, ich werde mich morgen mal bei Lord Irwin melden und erst schlafen gehen.“ Sie gähnte und merkte, dass sie wirklich schrecklich müde war, der Tag hatte sie ganz schön mitgenommen. Wäre sie zu der Party gekommen, würde sie wahrscheinlich noch topfit auf der Tanzfläche die Hüften schwingen. So allerdings, wollte sie eigentlich nur noch unter eine warme Decke schlüpfen und alles vergessen. Am liebsten würde sie unter ihre eigene Bettdecke verschwinden. Schwierig. „Ich bin wirklich müde.“
    „In Ordnung, ich werde es ihm ausrichten.“ Mit diesen Worten eilte Linda auch schon wieder aus dem Raum.
    „Aber du wirst den Garten noch anschauen, nicht wahr?“ Darius zeigte das Lächeln unerschütterlicher Sicherheit. Kindlicher Sicherheit. Jill seufzte innerlich.
    „Also... Ich bin wirklich müde.“ Noch während sie die Worte aus sich heraus zwang, veränderte sich Darius' Gesicht. Es zeigte nun eine so tiefe, resignierte Enttäuschung, dass es ihr im Herzen schmerzte, ihm so etwas anzutun. Obwohl sie ja eigentlich gar nichts gemacht hatte. Nicht direkt zumindest. „Aber ich komme morgen gerne mit. Gleich wenn ich wach bin, wenn du magst. Ich bin nur einfach geschafft vom Tag, ich hatte mir den Abend ganz anders vorgestellt. Tut mir wirklich leid.“ Sie fühlte sich unglaublich unfair. Sie hatte es ihm versprochen und nun enttäuschte sie ihn so sehr. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt, aber das war nicht der richtige Moment.
    „Morgen... Na gut. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Soll ich dich noch zu deinem Zimmer bringen?“ Noch immer schien er enttäuscht, aber ein Stück Hoffnung glimmte in seinen Augen. Hoffnung auf morgen und einen Spaziergang durch den Garten.
    „Wenn du magst, ich habe nichts gegen Gesellschaft.“ Sie lächelte ihm, hoffentlich Hoffnung schenkend an.
    „Gut, komm, gehen wir!“ Er eilte die Treppe hinauf in Richtung ihres Zimmers. Nachdem er ging, war sie allein in einem fremden Zimmer, in einem großen, fremden Haus.

    Das ganze Haus war mit Kerzen beleuchtet, so auch ihr neues Zimmer. Welches ihr nicht mal unbedingt schlecht gefiel, obwohl es altmodisch eingerichtet war und sie unwillkürlich an ihre Großmutter denken musste. Aber im großen und ganzen, gab es mit Sicherheit schlimmeres. Und das Bett war RIESIG! Ein monströses Himmelbett in verwaschenem blau und rosa. Aber dennoch auf seine Weise wirklich hübsch. Der Rest des Zimmers war ebenfalls in blau-rosa-verblichen gehalten. Linda war so freundlich gewesen, Jill ein Nachthemd und frische Kleidung für den nächsten Tag raus zu legen, sodass Jill nicht völlig unbekleidet ins Bett hüpfen musste und sich frisch machen konnte, wenn sie es wollte.
    Nachdem sie in das weiche Nachthemd geschlüpft und die Kerzen gelöscht hatte, tastete sie sich zum Bett und kroch unter die Decke. Es war gemütlicher, als sie erwartet hatte. Schlafen konnte sie dennoch nicht. Stunden lang wälzte sie sich hin und her und versuchte zu verstehen, was geschehen war. Oder besser gesagt: was noch immer geschah. Sie wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie einfach wahnsinnig geworden war. Denn könnte es tatsächlich sein, dass es solch ein Haus wie dieses gibt? Ein Haus, in dem Elektrizität ein Fremdwort und ein Auto Sciencefiction war. Ein Haus, dass in der Zeit hängengeblieben schien. Das war ihr zweiter unangenehmer Gedanke: Konnte sie in einer Zeitverschiebung gelandet sein? Gab es so was? Wirklich? Das existierte doch nur in Büchern, Filmen und Computerspielen! Also musste es doch Wahnsinn sein.
    Langsam driftete sie doch in den Schlaf ab. Ihre Gedanken verloren an halt und zerstoben wie Nebel. Etwas kitzelte auf ihrem Gesicht. Etwas LIEF über ihr Gesicht! Erschrocken sprang sie aus dem Bett, es hatte sich angefühlt wie Spinnenbeine! Aber riesige Spinnenbeine! Sie stolperte zu der Kerze auf auf dem Nachtschränkchen und zündete sie ungeschickt an, es dauerte scheinbar ewig, bis die Kerze endlich brannte. Die helle Flamme erfüllte den Raum mit ihrem warmen Licht und als Gill die Spinne dann im flackernden Licht über den Boden krabbeln sah, hätte sie fast geschrien. Sie presste einen Arm fest auf ihren Mund, um die anderen Bewohner dieses Hauses nicht zu wecken und schaffte es, den Schrei in ein leises „Iiieeek!“ zu verwandeln. Spinnen waren das schrecklichste, was es auf der Welt überhaupt gab! Und diese war, genauso wie alles andere in diesem Haus, einfach gigantisch! Bestimmt so groß wie ihre Hand... naja, vielleicht nicht ganz, aber immerhin war sie riesig. Sie beobachtete, wie die Spinne auf die Kommode zu lief und schließlich darunter verschwand, dann begann sie sorgfältig das Bett abzusuchen. Wer wusste, wie viele von den Biestern es hier noch gab?!
    Kaum hatte sie angefangen, das Bett abzuleuchten, vernahm sie Stimmen. Sie drangen gedämpft in ihr Zimmer und waren von zwei Männlichen Personen. Mehr konnte sie nicht verstehen. Sie schätzte, dass es Darius und der Lord waren, die sich dort unterhielten. Worüber mochten sie wohl reden? Irgendwo schlug eine Standuhr drei Uhr. Sie hatte wohl doch ein wenig geschlafen. Sie verfluchte ihre Neugierde, welche sie zur Journalistin gemacht hatte und überlegte, ob sie versuchen sollte, das Gespräch zu belauschen...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 02.06.2011, 19:38


    Ein wenig an der Tür zu lauschen konnte nicht schaden. Sie schlich so leise wie möglich zur Tür und versuchte durch diese hindurch das Gespräch zu verfolgen. Ein Ohr an die Tür gepresst stand sie da und versuchte, den Atem angehalten, ein paar Worte zu verstehen. Es gelang ihr nicht. Sie wollte sich gerade wieder von der Tür abwenden um sich wieder schlafen zu legen, denn seinen Gastgeber sollte man eigentlich nicht belauschen, das gehörte sich einfach nicht, als sie glaubte doch ein Wort verstanden zu haben. Ihren Namen. Damit waren alle guten Manieren vergessen, die Neugierde siegte, und sie öffnete vorsichtig, darauf bedacht, nicht auf sich aufmerksam zu machen, die Tür. Sie konnte die Worte nun ein wenig besser verstehen und war sich sicher, dass es Darius und der Lord waren, die dort sprachen, aber immer noch konnte sie nicht genug hören, um den Sinn des Gesprächs erraten zu können. Vorsichtig schlich sie den Flur entlang zur Treppe, an deren unteren Ende offenbar die Unterhaltung geführt wurde. Als sie dicht genug war um endlich klar und deutlich mitzuhören, blieb sie, dicht an die wand gedrückt, stehen, die Ohren gespitzt.
    „Gut, ich werde mich darum kümmern.“ Das war Darius. Worum würde er sich kümmern?
    „Sie soll sich hier wohl fühlen, schließlich wird sie eine weile hier bleiben.“ Offenbar redeten sie tatsächlich über sie.
    „Sie sagten doch...“
    „Ich weiß, was ich sagte, aber du solltest eigentlich wissen, dass hier schon seit Jahren keine Kutsche mehr vorbei kam.“ Keine Kutsche? Aber das bedeutete dann ja, dass er sie belogen hatte! Und dass es für sie keine Möglichkeit gab, von diesem Ort zu verschwinden. Die Erkenntnis kroch wie Eis über sie und lähmte sie. Sie schluckte und zwang sich, weiter zu lauschen, vielleicht würde sie dann auch herausfinden, warum er sie hier behalten wollte.
    „Brauchen Sie sie für das Ritual?“
    Eine Weile herrschte Stille. Es kam Jill vor wie eine Ewigkeit, bis der Lord wieder sprach. Bei dem kalten Klang seiner Stimme fröstelte ihr.
    „Du weißt genau, dass du gar nichts davon wissen solltest. Niemand darf etwas davon erfahren, ich möchte nicht, dass du noch einmal davon sprichst.“
    „Ja...“ Darius hörte sich an, wie ein ungehorsames Kind, welches eingesehen hatte, dass es einen Fehler gemacht hatte.
    „Und nun, geh mir aus den Augen!“
    Sie hörte, wie der Lord sich entfernte – und Darius begann, die Treppe herauf zu steigen. Panisch raffte sie sich von der Wand auf und eilte zu ihrem Zimmer zurück. Das Geräusch ihrer nackten Füße auf dem Holzfußboden erschien ihr unendlich laut und erst erinnerte sie sich nicht, welches ihr zimmer war, bis sie bemerkte, dass sie die Tür nicht richtig geschlossen hatte, um den Geräuschpegel so niedrig wie möglich zu halten. Sie schlüpfte in das Zimmer und schloss langsam und ganz vorsichtig die Tür hinter sich. Sie eilte zu ihrem Bett und legte sich schleunigst unter die Bettdecke. Mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starrend hörte sie, wie Darius an ihrem Zimmer vorbei ging. Nein, er blieb vor ihrem Zimmer stehen. Eine Weile kehrte eine absolute Stille in das Haus ein, dann ging er weiter.
    Über sie brach eine so tiefe Verzweiflung herein, dass sie fürchtete, sie würde sofort daran zu Grunde gehen, dann gewann ihr Verstand wieder die Oberhand und drängte ihre Gefühle wieder in die Ecke zurück, in die sie gehörten. Warum passierte gerade ihr so etwas? Das war nicht fair!
    Sie brauchte lange, bis sie wieder schlafen konnte und als ihre Gedanken wieder in die Dunkelheit des Schlafs abwanderten, waren am Horizont schon die goldenen Strahlen der Sonne zu erahnen.

    Als Jill erwachte hatte sie Kopfschmerzen. Ihre Träume waren wirr und zusammenhangslos gewesen. Sie fühlte sich niedergeschlagen und hoffnungslos, das nächtliche Belauschnis war ein harter Schlag gewesen und sie musste sich immer wieder fragen, was sie jetzt tun konnte. Wem konnte sie in diesem Haus eigentlich trauen?
    Es klopfte an ihrer Zimmertür.
    „Sind sie wach? Es gibt Frühstück. Und Darius erwartet Sie. Und vergessen sie den Lord nicht.“
    Ja, den Lord nicht vergessen... Und Darius natürlich, der sich um irgend etwas kümmern sollte. Ihr war schlecht...



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 05.06.2011, 18:20


    Um den Besuch beim Lord würde sie wohl nicht mehr herum kommen. Und Darius konnte sicher roch etwas warten, er hatte schließlich noch etwas zu erledigen. Das machte sie ganz krank, nicht zu wissen, was diese Menschen von ihr wollten, wo sie war und... Nunja, eventuell auch, wann sie war. Jedenfalls beschloss sie, erst einmal den guten Herren zu besuchen. Sie schauderte.
    Nachdem sie sich angezogen hatte ließ sie sich von Linda zum Arbeitszimmer des Lords führen. Eine Weile blieb sie noch vor der verschlossenen Tür stehen, nachdem die Haushälterin bereits wieder davon gerauscht war, dann klopfte sie zögerlich an die schwere, dunkle Holztür.
    „Kommen sie ruhig herein.“ Schallte die dunkle, beruhigende und gleichzeitig unheimliche Stimme des Lords durch die Tür, woraufhin sie natürlich eintrat.
    „Sie wollten mich sprechen? Ich konnte leider nicht früher, ich war gestern einfach zu erschöpft...“ Der ergrauende Mann blickte von seinen Unterlagen auf und musterte sie interessiert, was sie veranlasste, unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten.
    „Ja, wie ich sehe, haben sie sich schon etwas passender eingekleidet.“ Er betrachtete neutral das lange, dunkle Kleid, das Jill sich ausgesucht hatte. Es gefiel ihr sehr gut, aber sie mochte historische Kleider sowieso.
    „Ich möchte mich nicht allzu sehr daran gewöhnen. Wann wird die Postkutsche voraussichtlich hier sein?“ Mal sehen, ob er mit der Wahrheit heraus rückte, oder ob er sie im glauben lassen wollte, sie würde jemals wieder von hier wegkommen.
    „Im Laufe der nächsten Woche, schätze ich mal.“ Er musterte sie eindringlich und seine Augen konnten nicht verheimlichen, was er wohl dachte. Niemals wirst du hier eine Postkutsche sehen. Niemals.
    „Schön.“ sagte sie, ein klein wenig heiser und voller Unbehagen.
    „Sie werden solange natürlich Gast bei mir sein, falls sie etwas brauchen, sagen sie einfach Linda oder Darius bescheid. Einer von den Beiden ist immer da. Leider bin ich nicht rund um die Uhr erreichbar, aber wenn ich hier bin, können sie auch gern zu mir kommen. Ich möchte, dass sie sich wohl fühlen und etwas entspannen, sie sehen etwas angespannt aus.“ Bei seinem letzten Satz musste sie ein irres kichern mühsam unterdrücken. Angespannt. Zum tot lachen. Mühsam riss sie sich zusammen und erinnerte sich selbst daran, in welcher Situation sie war.
    „Danke, ich werde daran denken. Brauchen sie mich sonst noch für etwas?“ Das Lachen kam wieder und dieses mal war es noch ein Stück schwieriger, ruhig zu bleiben und die Fassade, die man auch Gesicht nennt, sauber zu halten.
    „Nein, im Moment nicht, Sie scheinen es ein wenig eilig zu haben, Darius, tippe ich mal. Ich hätte mich gern noch mit Ihnen unterhalten, sie scheinen nicht von hier zu kommen.“ Seine Augen schienen sich plötzlich zu verdunkeln und einen grünlichen Ton anzunehmen, so dass Jill den Eindruck hatte, durch sie direkt in die Tiefsten Winkel des Meeres zu blicken. Sie wollte noch nie so dringend von diesem fremden, unheimlichen Mann weg. Überhaupt wollte sie noch nie so dringend von jemandem weg.
    „Ja, Er wollte mir unbedingt den Garten zeigen. Gestern schon, ich möchte ihn nicht allzu lang warten lassen.“ Sie klang viel ruhiger, als sie sich fühlte. Und sie klang nicht sehr ruhig.
    „In Ordnung. Dann wünsche ich ihnen viel Spaß.“ Er lächelte ein sehr sonderbares Lächeln, wobei Jill ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Sie drehte sich steif um und verließ das Zimmer. Für weitere Worte hatte sie keinen Nerv mehr.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, schien ein unsichtbares Gewicht von ihren Schultern zu fallen. Das hysterische Gelächter versuchte wieder heraus zu kommen und sie eilte schnell den Flur entlang, zu einem ruhigen Fleckchen, wo sie das Lachen gedämpft heraus lies.

    Als sie Darius gefunden hatte, führte er sie sofort durch ein Wohnzimmer oder so etwas zu einer Hintertür, die in den wohl schönsten Garten führte, den sie je gesehen hatte. Wohin sie auch Blickte, waren Blumenbeete mit Labyrinthähnlichen Wegen dazwischen. Eingerahmt wurde das alles durch eine etwa zweieinhalb Meter hohen Hecke, welche komplett mit dornenlosen Rosen durchwachsen war, wodurch es schien, als wenn jemand sie mit gelber, weißer und roter Farbe beckleckert hätte. Sie betrachtete noch die Rosen, Lilien und was es da sonst nicht alles an Blumen gab, als Darius sie sanft am Arm nahm und auf eine Lücke in der Hecke zu führte. Dort angekommen, sah sich einem kurzen Gang gegenüber, an dessen Ende ein Weg nach links und einer nach rechts führte. Dieses war wirklich ein Labyrinth. Hier wuchsen keine Rosen mehr in der Blättermauer, diese Hecken waren neutral grün.
    „Komm, ich will sehen, wo du endest.“ Sie starrte ihn leicht irritiert an. Wo du endest. „Nein, nicht die Art von enden, Dummerchen.“ Er grinste frech und ihr vielen wieder die blauen Streifen in seinem Gesicht auf.
    „Was meinst du damit, wo ich ende?“ Sie hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. 'Ich werde mich darum kümmern.'
    „Nunja, je nach dem, wo du in diesem Labyrinth entlanggehst, wirst du etwas einzigartiges finden. Ich will wissen, was du findest. Du kannst es dann behalten und etwas neues taucht später dort auf.“
    „Es... taucht auf? Einfach so?“
    „Niemand weiß, wer die Dinge dort ablegt. Vielleicht ist es ja Magie.“ Er zwinkerte ihr verschmitzt zu. Sie war unglaublich verwirrt.
    „Was hast du gefunden, als du das erste mal hier drin warst?“ Wollte sie das wirklich wissen?
    „Das erzähle ich dir, wenn du wieder draußen bist. Und nun los, lass mich nicht so lange warten!“ Sanft schob er sie in den Gang hinein, dann trat er ein paar Schritte zurück.
    „Kommst du nicht mit? Ich muss doch nicht etwa...“ Sie schluckte.
    „Ich muss hier bleiben, jeder darf nur ein einziges Mal hinein. Man hört Geschichte von Leuten, die nie wieder heraus kamen, nachdem sie das zweite mal hinein gegangen waren.“
    „Woher weis ich, wie ich zurück komme?“
    „Du wirst es schon sehen, mach dir keine Sorgen.“ Er lächelte ihr zuversichtlich zu.
    „Also gut.“ Sie seufzte und ging auf die zwei Wege zu. Beim Näherkommen viel ihr auf, dass es eigentlich drei Wege waren. Der dritte ging geradeaus, er war nur ein Stück zugewachsen, so dass man ihn vom Eingang aus nicht sehen konnte. Der linke Weg führte in einen Licht durchfluteten Gang, die Sonne schien offenbar direkt von oben darauf, obwohl das gar nicht sein konnte, da es mit Sicherheit noch nicht Mittag war. Rechts schien genau das Gegenteil zu sein. Der ganze Gang lag im Schatten und einzelne kahle Äste ragten überall in den Gang. Der Mittelweg war unergründlich, sie müsste sich durch die Lücke zwängen um zu sehen, wohin es dort ging. Und würde sie dann wieder zurück kommen...?



    Re: Schattennächte

    Weiße Wölfin - 07.06.2011, 18:57


    Sie ging auf den lichtdurchfluteten Gang zu, überlegte es sich dann aber anders und blieb unentschlossen zwischen den drei Wegen stehen. Der helle Weg könnte eine Täuschung sein und hinter der nächsten Ecke zu einem schauderhaften Ort werden. Bei dem Schattenweg könnte es genauso sein, er könnte hinter der ersten Biegung voller Licht und Blumen sein. Könnte. Wenn es nun aber nicht so war und sie den Schattenweg nahm? Sie betrachtete den fast vollständig zugewachsenen dritten Weg. Man konnte nicht erkennen, wohin er führte, ob er weit oder gar bis zum Ende so zugewachsen war, oder ob er nach wenigen Metern lichter wurde. Sie fürchtete sich etwas vor dem, was dort möglicherweise lauern mochte, aber vor dem, was in den anderen Gängen sein könnte, fürchtete sie sich noch mehr, also schob sie die ersten Äste zur Seite und schlug sich in den mittleren Gang.
    Tatsächlich sah die Hecke nach einigen Metern wieder gepflegter aus und auch der Boden machte durch den sauberen Kies einen ordentlichen Eindruck. Es schien fast so, als ob es ein ganz normales Labyrinth wäre. Aber eben nur fast. Überall schien ein geheimnisvoller Schimmer auf den Blättern und Steinen zu liegen. Teilweise hatte sie das Gefühl unter dem Blätterdach eines großen Baumes hindurch zu gehen, hatte das Gefühl, das Licht würde zwischen Blättern hindurch auf ihre Haut scheinen, als sie dann jedoch nach oben sah, war dort nur strahlendes Blau. Nachdem sie lange Zeit durch die Gänge geirrt war, ab und an in einer Sackgasse umgekehrte und einen anderen Weg versucht hatte, kam sie an einen leise vor sich hin plätschernden Bach. Einen Augenblick meinte sie darüber eine winzige Lichtgestalt zu erkennen, dann war das Wesen wieder verschwunden. Falls es jemals dort gewesen war. Obwohl sie sich nicht sicher war, ob es da gewesen war, ging sie an der Gabelung mit dem Bach den weg, an dem sie das Wesen zusehen geglaubt hatte. Sie sah es nicht noch einmal, aber mit der Zeit wurde es zwischen den Hecken nebelig, ein feiner Bodennebel umschloss ihre Füße und ließ diese verschwinden.
    Als sie um die nächste Ecke bog, stand sie einer Mauer aus Nebel gegenüber, welcher so dicht schien, als wäre er Zement. Vorsichtig streckte sie eine Hand nach diesem Phänomen aus. Sie glitt hinein, wie es bei Nebel für gewöhnlich der Fall ist. Mit klopfendem Herzen trat sie in die Mauer herein und erkannte, dass es keine Mauer, sondern nur ein feiner, undurchsichtiger Schleier. Der Anblick, der sich ihr hinter diesem Schleier bot, verschlug ihr den Atem. Über ihr befand sich eine Kuppel aus Blüten in verschiedenen Rosafarben, welche durch umrankte, blütenübersäten Säulen gestützt wurden. Bei näherem hinsehen erkannte sie, dass es Kirschbäume waren, welche in voller, üppiger Blute standen und deren Stämme von Rosenstöcken umrankt waren. Der Boden war voller Blumen jeglicher Farben. Da waren blaue Veilchen und Kornblumen, Rosen in jeder erdenkliche Färbung, Lilien, Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen und sogar einige Orchideen hingen von den Kirschbaumästen herab. Fasziniert blickte sie sich in dieser halle aus Pflanzen um, und stellte dabei fest, dass sie durch eine Blumenart erleuchtet wurde, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Diese Blumen hatte runde, leuchtende Blüten und wuchs annähernd überall.
    In der Mitte dieser Lichtung stand ein großer, rechteckiger Steinbrocken, auf welchem etwas zu liegen schien. Neugierig ging sie darauf zu, plötzlich Darius Worte hörend. 'Ich will wissen, was du findest.'
    Auf einem kleinen Teppich aus Blättern lagen drei Gegenstände, Darius' Worte hatten geklungen, als wenn man nur eine Sache bekäme. Konnte sie also nur eines der Dinge nehmen?
    Sie betrachtete das vor ihr liegende. Drei Schmuckstücke waren es, alle drei sehr schön und mystisch glänzend.
    Ganz links lag ein goldener Ring, mit einem flachen, runden, roten Stein, mit einer kleinen, eingravierten Flamme. Sie schien zu lodern und doch versteinert zu sein.
    In der Mitte lag ein goldener Armreif, ebenfalls mit einem flachen, runden Stein, jedoch war dieser weiß, mit einer eingravierten Feder. Das Armband sah gleichzeitig leicht und schwer aus, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie das möglich war.
    Rechts lag eine goldene Halskette, auch mit einem flachen, runden Stein – in blau – hier war ein Auge eingraviert. In der Pupille schien sich etwas zu bewegen, obwohl sie starr blieb und der Stein undurchsichtig war.
    Nach einiger Überlegung, griff sie nach einem Schmuckstück...



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