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Cleave, Chris - Lieber Osama




Cleave, Chris - Lieber Osama

Beitragvon dubh » 11.02.2008, 20:51

Chris Cleave, Lieber Osama
(Rowohlt Verlag, Juli 2006/TB erscheint April 2008)
ISBN 978-3-498-00932-8
320 Seiten; € 19.90
Originaltitel: "Incendiary"



Zum Buch:

Zugegebenermaßen hat mich der Titel des Buches im ersten Moment abgeschreckt... Glücklicherweise hab ich es dann doch noch in die Hände genommen!

Chris Cleave hat mit seinem Debüt einen ungewöhnlichen Roman vorgelegt: es ist die Geschichte einer jungen Frau, die bei einem fiktiven Anschlag auf ein Fußballstadion ihren Mann und ihren kleinen Sohn verliert.
Die Ich-Erzählerin ist gerade vor dem heimischen Fernseher und erlebt live mit wie beim Stand von 2:0 (Arsenal vs. Chelsea :wink: ) eine gewaltige Explosion die gesamte Heimtribüne mitsamt ihrer Familie wegreißt.
In den darauf folgenden Tagen und Wochen versucht sie diesen Schicksalsschlag mit viel Alkohol, Tabletten und eben auch einem Brief an Osama bin Laden zu verarbeiten...
In schnoddrigem Stil und aus einer völlig naiver Perspektive heraus schildert sie in diesem Brief, was der Anschlag ganz persönlich mit ihr angestellt hat und wie sehr sich London im Zuge der Paranoia und durch Ausgangssperren und sonstige Anti-Terror-Akte verändert.
Aber sie zeigt durch alle Tiefen hindurch – und mit allen Schwächen und Macken, die sie selbst hat – dass sie diesem neuen Leben und all den Menschen um sie herum trotzig die Stirn bieten will und schreibt dies auch in ihrem Brief: "Ich bin eine Frau, die sich auf ihren Trümmern immer neu erschafft... es war Zeit, sich wieder ins Leben zu stürzen."

Meine Meinung:

Keine Frage, das Buch von Chris Cleave ist ein Balanceakt zwischen bitterböse, provokant und auf der anderen Seite anrührend, mutig und hoffnungsvoll – es ist ein Buch von hohem Unterhaltungswert, das eben auch zeigen will, was mit einer offenen Gesellschaft, die im Herzen getroffen wird, passieren kann.

:stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Bild

Liebe Grüße
dubh

Eine makabre Randnotiz: dem Ersterscheinungsdatum des Buches ist der tatsächliche Anschlag auf U-Bahnen und einen Bus durch al-Qaida in London zuvorgekommen – deshalb ist "Lieber Osama" ein Jahr später als geplant erschienen.
dubh
 

von Anzeige » 11.02.2008, 20:51

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Beitragvon tom » 12.02.2008, 00:31

Danke fuer die Rezi!

Kein Wunder, dass so ein Titel (zunaechst) abschreckt. Allerdings ist auch zu fragen, warum man den von Dir angegebenen englischen Originaltitel so sehr vergisst und auf Deutsch etwas vorschlaegt mit ganz anderen Assoziationen...!
tom
 

Beitragvon dubh » 12.02.2008, 07:54

tom hat geschrieben:Allerdings ist auch zu fragen, warum man den von Dir angegebenen englischen Originaltitel so sehr vergisst und auf Deutsch etwas vorschlaegt mit ganz anderen Assoziationen...!


Hallo Tom,

das habe ich mich auch gefragt. Der Beginn des Briefes ("Lieber Osama") kommt natürlich häufiger im Buch vor - dennoch hat Rowohlt den Titel sicherlich wegen des Schocks gewählt: wenn man das Buch so in den Regalen einer Buchhandlung stehen sieht, muss man doch zumindest mal gucken, was sich dahinter verbirgt! :wink: So ging es jedenfalls mir...
(Aufmerksamkeit ist im Verkauf eben schon ziemlich viel.)

Liebe Grüße
dubh
dubh
 



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