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Duncker, Patricia - Miss Webster und Chérif




Duncker, Patricia - Miss Webster und Chérif

Beitragvon dubh » 11.02.2008, 18:11

Patricia Duncker, Miss Webster und Chérif
(BvT, TB im November 2007)
ISBN 9783833305054
256 Seiten; € 9.90 (als TB)
Originaltitel: "Miss Webster and Chérif"



Zur Autorin (von www.berlinverlag.de):

Patricia Duncker wurde 1951 auf Jamaika geboren. Im Alter von 13 Jahren siedelte sie mit ihrer Familie nach England über und studierte später Philosophie, Literaturwissenschaften und Feministische Theorie in Oxford und Cambridge. Heute lehrt sie Literaturwissenschaften und Creative Writing an der University of East Anglia in Wales. Sie lebt abwechselnd in London und Südfrankreich.

Zum Inhalt:

Eigentlich könnte man sagen, dass es im neuen Buch der renommierten englischen Schriftstellerin um eine Annäherung zwischen der arabischen und der europäischen Welt geht – aber es ist viel mehr als das: dieses Buch ist ein echter Herzwärmer!
Miss Webster ist eine ziemlich halsstarrige alte Dame – sie ist leidenschaftlich unabhängig (war nie verheiratet :wink: ), schlagfertig und voller Widerspruchsgeist; kurzum: manche aus ihrem idyllischen Dörfchen nahe London gehen ihr lieber aus dem Weg.

Dann aber hat Miss Webster ganz plötzlich einen Stillstand: sie sinkt vor ihrem Fernseher in sich zusammen und bleibt dort sprach- und regungslos tagelang sitzen... Als der Dorfarzt sie findet kommt sie sofort für längere Zeit ins Krankenhaus – doch irgendwie schafft sie es nicht, wieder richtig zu sich zurückzufinden.
Da empfiehlt ihr der Arzt – ganz entgegengesetzt zu den gängigen Heilungsmethoden – eine Reise und zwar in ein französischsprachiges Land, da sie als pensionierte Französisch-Lehrerin diese Sprache abgöttisch liebt... Sie soll bloß nicht nach Frankreich selbst, da sie dieses Land schon wie aus der Westentasche kennt.
Gesagt, getan: Elizabeth Webster macht sich auf nach Marokko! Und nachdem sie alle Widrigkeiten, die einer älteren, allein reisenden Dame in einem fremden Land so passieren können, überstanden hat, kommt sie in einem wunderschönen, traditionellen Hotel nahe der Wüste an...
Dort lernt sie Saida kennen, die Leiterin des Hotels, die sich liebevoll um sie kümmert und macht Bekanntschft mit Abdou, einem Taxifahrer, der sie über holprige Pisten stundenlang durch die Wüste zu Berber-Oasen kutschiert.
Und sie soll Saidas Sohn Chérif kennenlernen – doch dem ist die englische Dame nicht interessant genug, er hat sich verkrümelt...
Miss Webster aber fühlt sich wieder wohler in ihrer Haut und blüht langsam aber sicher wieder auf...

Zurück in England geniesst sie noch in Gedanken den Aufenthalt und ihre Erlebnisse in Marokko als eines Abends plötzlich ein wunderschöner, arabisch aussehender junger Mann vor ihrer Tür steht! Es ist Chérif, der in England studieren möchte und nicht weiß, wo er bleiben soll.
Und dann passiert das unglaubliche: Elizabeth Webster, diese stolze Einzelgängerin nimmt Chérif auf, und hilft, ja beschützt ihn mit ihrer kampfeslustigen Art.

Vorsichtig nähern sich die beiden an – trotz größerer kultureller Unsicherheiten... Eine Szene: Chérif, der Wüstenbewohner duscht zum ersten Mal und kommt anschließend mit einer Schüssel Wasser aus dem Bad um Miss Webster zu fragen, wofür sie denn das aufbewahrte Duschwasser gebrauchen könnte...


Meine Meinung:

"Miss Webster und Chérif" ist ein wundervoller Roman über zwei unterschiedliche Menschen, die sich anfreunden!
Es ist eine kurzweilige, manchmal provokante Geschichte, auch über gängigen Vorurteile - und nicht zu vergessen: ein Buch über die Tatkraft älterer Damen! :D

Fazit: Ein unterhaltsames, nicht unintelligentes Buch, das aber vor allem eines ist: ein echter Herzwärmer (und das soll jetzt überhaupt nicht kitschig klingen)!

:stern: :stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Bild

Liebe Grüße
dubh
dubh
 

von Anzeige » 11.02.2008, 18:11

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Beitragvon Wirbelwind » 11.02.2008, 23:17

Das Buch hatte ich schon mal im Visier. Jetzt habe ich es mir notiert.
Danke für die Rezi, dubh!

Liebe Grüsse
Wirbelwind

:lesen5: Alex Capus, Munzinger Pascha
Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")
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Re: Duncker, Patricia - Miss Webster und Chérif

Beitragvon Pippilotta » 17.03.2010, 12:36

Ich habe das Buch auch sehr, sehr gerne gelesen (und dabei festgestellt, dass doch noch einiges von meinem Schulfranzösisch übrig ist) und fand v.a. den Charakter der schrulligen Miss Webster extrem gut gelungen. (Sie erinnerte mich an meine eigene F-Professorin, die in ihrer Art, in ihrer Berufung als Lehrerin ihrer Liebe zu Frankreich und allem Französischen ganz ähnlich war. ) Ihre Wandlung von der unter "Pensionsschock" leidenden kranken Frau hin zur unternehmungslustigen, spitzzüngigen, findigen und erfinderischen Dame fand ich einfach großartig beschrieben, dazu die Parallel-Entwicklung der damals tagespolitischen Themen - ein wirklich rundum gelungenes Buch!

:stern: :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
Pippilotta


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