Labor: Rhylee / Nevren

Exon
Verfügbare Informationen zu "Labor: Rhylee / Nevren"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Tyleet - Keith - Rhylee - Blair - Elise - Gerry
  • Forum: Exon
  • Forenbeschreibung: 5.x
  • aus dem Unterforum: Ebene 0
  • Antworten: 8
  • Forum gestartet am: Sonntag 04.03.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Labor: Rhylee / Nevren
  • Letzte Antwort: vor 14 Jahren, 5 Monaten, 14 Tagen, 11 Stunden, 28 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Labor: Rhylee / Nevren"

    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Tyleet - 07.09.2008, 14:25

    Labor: Rhylee / Nevren
    Vom Wolfsgelände
    Noch vor dem Labor


    Alles war so furchtbar schnell gegangen. Zuerst liefen und liefen sie und wie Tyleet immer wieder das Gefühl bekam, sogar im Kreis. Jeder Gang sah aus wie der nächste, überall merkwürdige Türen, die sie mal nicht beachteten, dann weil es eine Sackgasse war, mit Ryans Hilfe öffneten. Woher der Wolf das konnte, konnte auch Keith ihr nicht erklären, aber sowohl er aus auch sie waren sich einig, keine Ahnung davon zu haben. Und obwohl sie so vielleicht vorwärts kamen, konnte man das nicht erkennen. Es gab einfach keine Veränderung, obwohl diese so groß war. Denn nirgendwo hier war Leben. Natur, Tiere und schon gar keine Beute, wie sie sich erhofft hatten.
    Je länger sie marschiert waren, umso stärker bemerkte Tyleet die Anstrengung, die sich bemerkbar machte. Die Knochen betaten ihr zu schmerzen und sie hatte immer öfter das Gefühl langsamer zu werden. Also bemühte sie sich ihre Kräfte zusammen zu reißen. Sie wollte nicht schon am ersten Tag der Suche nach einem neuen zuhause, die jenige sein, die alle aufhielt. Außerdem sollte sich Keith nicht sorgen. Es ging ihr gut soweit.
    Es war ihr gut gegangen, bis plötzlich die Gruppe anderer Wölfe aufgetaucht waren. Sie sahen bedrohlich aus, wirkten kampflustig und setreitsüchtig. Ihre Duftmarke war extrem, das Knurren schürte den aggressiven Eindruck, den sie wahrten und Tyleet verbarg sich unterbewusst und instinktiv gelenkt ein wenig hinter Keith, der sich größer machte und bereits lauernd auf die Dinge wartete, die passieren würden, als sich Elise und Gerry dem Rudel näherte.
    „Hoffentlich geht das gut.“ , flüsterte sie Keith zu, doch bevor der noch reagieren konnte, sprang das Alphamännchen des anderen Rudels, dass nur aus männlichen Wölfen bestand, Gerry an und begann ihn zu bekämpfen, damit er unterlag. Das war nicht nur eine stille Herausforderung, denn dem war kein ausgemachter Zweikampf vorausgegangen, der entscheiden würde, wem das Territorium von nun an gehören sollte, sondern eine Provokation um sie alle zu töten. Und dass es so war, spürten sie daran, dass die anderen Wölfe nicht lange warteten, sondern sich ihre Opfer sofort zu suchen begannen.
    „Bleib hinter mir!“ , wies sie Keith an, bereits ein bedrohliches Knurren in der Kehle.
    „Ich versuche es.“ , gestand sie ein und versuchte innständig ihre Angst zu kontrollieren, die nicht abnahm, wenn sie die Bilder sah, die sich abspielten. Ryan und ein fremder Wolf verschlungen wie ein Wollknäuel, knurrend, fletschend, beißend. Gerry und Elise, sich gegenseitig schützend, unter Angriffen der drei größten Tiere, nachdem der Leitwolf außer sich vor Wut Gerry anvisierte, denn der hatte ihm bereits eine schwere Wunde zugefügt.
    Irgendwo dazwischen waren Logan und Sora. Logan nahe von Ryan rang mit zwei Wölfen, in lautstarker Untermalung, während Sora auf ihre ungewohnt und untypische Art ihren eigenen Kampf bestritt. Charly war von Torquil abgedrängt worden, kämpfte verbissen mit einem Widersacher, während Torquil nahe von Tyleet einen Wolf abzuwehren versuchte, indem er ihn immer wieder bedrohlich anknurrte. Dass er nicht kämpfen wollte, verriet seine Haltung und doch sprang der Wolf ihn an und versuchte Torquil in die Kehle zu beißen.
    Tyleet schrie auf, als ein Wolf sich nun auch ihr näherte, aber Keith war zur Stelle um ihn von allen vieren zu reißen und unter sich zu begraben. Die beiden drehten sich mehrere Male und sie reckte den Hals, um ihren Gefährten nicht aus den Augen zu verlieren.
    Ihm durfte nichts geschehen! Er wurde Vater und sie konnte die Jungen nicht ohne ihn bekommen und aufziehen. Ein Gefühl, dass so sehr an ihr nagte, dass Tyleet darüber stutzig wurde, denn es verwirrte sie, weil ihr Instinkt es nicht benennen konnte.
    Aber es ist so intensiv!
    Mitten in den Gedanken bemerkte sie plötzlich Torquil wie er zu Boden ging. Tyleet sprang zur Seite und rief seinen Namen, als sie die böse aussehende Wunder an seinem Arm erkannte. Aber anstatt dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, erntete sie seines Gegners, der sich plötzlich lauernd ihr näherte. Tyleet machte sich klein, versuchte so wenig gefährlich auszusehen wie möglich. Sie hatte eindeutig die Wolke der Unterwürfigkeit um sich gescharrt, aber das schien den Angreifer nicht zu beeindrucken, der zum Sprung ansetzte. Und auch wenn sie versuchte auszuweichen, scheiterte sie und wurde stattdessen vom seinem gewicht zu Boden gerissen und unter ihm begraben. Sie stöhnte schmerzhaft auf und winselte ängstlich. Aber der Wolf versuchte unbarmherzig nach ihrem Hals zu schnappen. Nach dem ersten gescheiterten Versuch, der Striemen zurück ließ, hatte sie keine Kraft mehr sich zu wehren. Sie winselte, jaulte um Hilfe suchend, als sie auch schon spürte, wie Torquil versuchte den Wolf abzulenken, aber da er verletzt war, hatte er keine Chance, denn auch er blieb am Boden liegen ohne sich zu rühren.
    Was war mit ihm, er lebte doch noch? Tyleet versuchte angestrengt seine Präsenz zu wittern, aber da war so viel Anderes, dass Torquils Marken überflutete, so dass es ihr nicht gelang. Und endlich hörte Tyleet, die bereits glaubte es wäre vorbei, ein vertrautes wütendes Knurren, dass ihren Gefährten gehörte, der sich auf den Gegner stürzte, so dass sie unter Anstrengung unter diesem hervor kriechen konnte. Keith blieb nicht allein, denn Charly kam ihm zur Hilfe und so war es auch als alles vorbei war. Keith und sie hockten bei Torquil, bis die Wölfin kam und alle anwies ihr Platz zu machen. Ryan folgte ihr.
    Tyleet dagegen schmiegte erschöpft, verängstigt und zitternd ihren schmalen Körper an Keith, streichelte hier und da seine Kratzer und kleine Wunden, die ihn gezeichnet hatten, weil es sie beruhigte ihn zu berühren und ihm nahe zu sein.
    Gerry gab die Anweisung, sie hätten noch ein paar Minuten, in denen Ryan und Logan Torquils Arm verbanden. Dann würden sie aufbrechen. Sie mussten jemand finden, der Torquil half, denn es überstieg Ryans Talent, dem Wolf zu helfen, mit dem er seine Höhle geteilt hatte. Ryan und Charly halfen Torquil. Gerry und Else gingen vor, während Logan und Sora die Nachhut bildeten. Keith und Tyleet gingen direkt hinter den Anführern und vor der Dreiergruppe, um Torquil. Mit jedem Schritt den sie gingen, spürte Tyleet wie ihre Beine schwerer wurden und es ihr schwer fiel sich auf den Weg zu konzentrieren. Keith hatte sie besorgt gefragt, ob alles in Ordnung war und sie hatte ihm beruhigend versichert, sie wäre unverletzt. Sie war sich auch sicher, dass dem so war und doch spürte sie das Zittern, dass sich ihren Beinen bemächtigte, schwarze Schatten die vor ihren Augen tanzten und als plötzlich, wie ein Blitz ein Schmerz auftauchte, der sich in ihrem Unterleib ausbreitete, blieb Tyleet nicht mal die Zeit das gedachte Winseln aus loszuwerden. Stattdessen sackte sie kraftlos in sich zusammen und spürte kaum noch wie Keith sie instinktiv seine Reflexe nutzend, auffing und ihren Namen voller Sorge aussprach. Der Gedanke zu winseln, seinen Namen zu sprechen, seine Hand zu halten, waren so weit weg, dass sie im Schwarz verblassten, dass sie einlullte und mit sich nahm.



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Keith - 04.10.2008, 19:05


    vor dem Labor, tbc vom Wolfsgelände!

    Nachdem er Tyleet beschützt hatte, barg er ihren zierlichen Körper nun an seiner Brust. Die wenigen Minuten, die ihnen blieben, bevor Gerry bestimmte, sie müssen weiter, nutzte Keith, ihre Berührungen zu spüren. Es war nicht die Gefahr, die plötzlich etwas in ihm ausgelöst hatte. Es war schon zuvor da gewesen, dieses Gefühl der völligen Abhängigkeit von Lees Leben. Aber erst durch die Gefahr, in die sie geraten waren, war nicht nur sie aufgewühlt. Auch er verspürte das wohltuende Bedürfnis nach Nähe. Wenn kein andere in ihrem Rudel es nachempfinden konnte, so war es ihm egal. So sehr, wie sie gerade in Gefahr geschwebt hatte, so klar war es ihm, dass sie eng miteinander verbunden waren. Sie gehörten zusammen. Er fühlte diese tiefe Gewissheit, die jeden Instinkt überlagerte. Es lag in der Vorfreude auf das Ungeborene, dass unter seine Hand noch nicht zu kräftig trat. Es war noch zu klein.
    Gerry das Zeichen gab, half Keith seiner Gefährtin auf. Zusammen gingen sie dicht hinter Gerry und Elise. Torquil hatte mit Hilfe von Ryan und Charly den Kampf auch glimpflich überstanden. Die beiden halfen dem Wolf, wo sie konnten. Während sie nun unterwegs waren, nahm Keith ungern wahr, dass Lees Gang recht unsicher wurde. Er versuchte sie so weit es ging zu unterstützten. Aber wenn sie noch langsamer würden, würden sie zurückfallen. Besorgt warf er einen Blick zurück. Ryan scherzte mit Charly über Torquil hinweg, um diesen von den Schmerzen abzulenken, den er in seinem Arm verspüren musste. Etwas zurückgefallen folgten Logan und Sora schweigend. Sie warf hin und wieder einen absichernden Blick zu dem Bruder von Ryan. Unauffällig und wohl im Glauben keinem hier fiele es auf. Das tat es auch nicht und für einen Moment drängte sich Keith der Gedanke auf, Lee und er wären die einzigen des Rudels, die es sähen. Denn selbst Gerry und seine Gefährtin Elise liefen mehr nebeneinander. Ein jeder trug seine Anspannung in sich. Sie teilten sie nicht.
    Noch nicht?, dachte Keith. Doch bevor er sich darüber weiter den Kopf zerbrechen konnte, gab Lees Körper nach dun sie sackte zusammen. Schnell reagierte Keith, fing die Gefährtin rechtzeitig auf. Aber der Blick in ihre bleichen Züge verriet nichts Gutes.
    Sie hatte die Augen geschlossen und atmete sehr flach.
    “Lee!“, sprach er sie mit Nachdruck an, während sie in seinen Armen lag. Während Charly, Torquil und Ryan stehen blieben, kam Gerry zu ihm. Er hockte sich neben Keith und stellte selbst den Zustand von ihr fest.
    Keith kümmerte sich weniger darum. Er strich ihr die schwarzen Strähnen aus der Stirn, die förmlich glühte.
    “Lee…“, wiederholte er flüstern. Aber als eine Reaktion ausblieb, begann sich in ihm Sorge auszubreiten. War es das Kind? Immerhin spürte er ihren Schmerz. Keith war sich nicht sicher, ob auch die anderen es konnten. Gerry sah zu Elise auf. Sie tauschten einen verständigen Blick, den Keith abfing.
    Sie wussten davon…
    Und das, obwohl sie es hatten verbergen wollen.
    “Was ist denn nun los!“, knurrte Ryan ungeduldig.
    Gerry erhob sich wieder. “Sie ist ohnmächtig.“
    Der Blick, der auf Keith und Tyleet lag, hatte etwas animalisch Unbarmherziges. “Die Reise ist zu anstrengend für sie.“
    “Und nun?“, wollte Torquil besorgt wissen. Seine Stimme war von den Schmerzen noch immer schwach. Doch er sank nicht in sich zusammen, während er sprach.
    Gerry schüttelte den Kopf. “Wir müssen weiter!“
    Keith sah ungezügelt zu ihm auf, denn er klang nicht so, als habe er eine Lösung, wie sie Lee mitnehmen könnten.
    “Wir haben einen weiten Weg vor uns.“, verkündete das Alpha-Männchen. “Sie wird es nicht schaffen!“ Gerry verlor in seinen klaren Worten etwas von dem deutlichen Instinkt, der sagte, die Schwachen, die nicht folgen konnten, müssten sie zurück lassen. “Sie hält uns auf. Wir müssen an das Rudel denken.“ Unterdessen vernahm Keith ein leises Winseln von Lee. Er legte seine Finger tröstend auf ihre Lippen.
    “Ich bin bei dir, Lee.“, flüsterte er liebevoll, ohne dass ihn dieser Tonfall erschreckte. Logan meldete sich zu Wort.
    “ Wir gehen gemeinsam.“, knurrte er. Ryan warf einen überraschten Blick zu seinem Bruder, der auch schon weiter sprach. Ganz in seinem gewohnt rauen Ton. “Wir gehören zusammen und lassen niemanden zurück.“
    Gerry entgegnete Logans Einwand ohne eine Spur Ehrfurcht oder Reue. Noch immer blieb er gelassen. Er traf die Entscheidungen, nach denen sich alle richteten. Und obwohl es in ihrer aller Natur gelegen hätte, sie zurück zu lassen, schienen sich alle einig darum, es nicht zu tun.
    “Gerry knurrte nicht bedrohlich, sondern entschieden. Dann hockte er sich zu Keith. [b]“Ich trage sie vorerst.“ Er hob Tyleets Körper mit Leichtigkeit zu sich. Darin wurde deutlich, wie stark er wirklich war. “Wir tragen sie abwechselnd… Alle!“, fügte er an. Niemand wagte sich, Einspruch anzubringen.
    Keith sah Gerry nach, der ebenso bestimmt, wie zuvor weiter ging. Er wusste davon.
    Er hätte so einfach seine Autorität wahren können. Denn Elise war noch nicht in Umständen, ein Junges zu gebären.
    Keith spürte einen Stiefel in seinem Rücken. “Jetzt komm schon endlich auf die Beine!“, trieb Ryan ihn an. Er übertrug ihm gleich einmal die Aufgabe, Torquil von einer Seite her zu stützen und ließ sich zurück zwischen Logan und Sora fallen.
    Keith tauschte mit Torquil und Charly jeweils Blicke. Er musste Lächeln, als der verletzte Wolf ihm Mut machte.
    “Hilfe für mich ist auch Hilfe für sie.“



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Rhylee - 12.10.2008, 15:37


    „Ich finde es immer noch seltsam.“
    Rhylee sah von den Laborgeräten auf und verfing sich in Nevrens Seitenprofil. Die Laborassistentin blickte auf die geschlossene Tür des Labors und schien abwesend. Es war nicht typisch für sie. Abwesend zu sein. Rhylee wunderte sich darüber.
    „Was findest du noch immer seltsam, Nevren?“ , fragte sie trotzdem nach. Sie brach Gespräche nicht ab, oder wies sie von sich, wenn es keinen wirklichen Grund dazu gab, sie abzulehnen. In diesem Moment gab es nichts das dagegensprach. Die Arbeit, die keine Zeitverzögerung zuließ und für deren Erledigung es einen streng einzuhaltenden Plan gab, litt nicht darunter. Sie arbeitete konzentriert weiter, während sie darauf wartete, dass Nevren ihr antwortete. Diese tat ihr den Gefallen, nach weiteren nachdenklich verschwiegenen Sekunden, in denen sie ihren eigenen Gedanken nachhing.
    „Das sie noch nicht da waren. Sie hätten schon längst gekommen sein müssen, um die Medikamente zu holen. Es ist ja schon weit nach Mittag.“
    Nevren hatte Recht. Die Soldaten kamen in eben so gleich bleibenden Rhythmus wie sie ihre Arbeit erledigten. Am Morgen nach dem Frühstück, wenn sie und Nevren etwa eine Stunde im Labor gearbeitet hatten, kamen sie die üblichen Medikamente holen. Danach gab es täglich abweichende Sonderzusammenstellungen. Je nachdem um welche Testreihe es sich handelte.
    Heute war noch niemand gekommen. Das war merkwürdig, aber Rhylee beunruhigte es nicht. Sie war konzentriert darauf das Serum zu beobachten. Es kam auf die Zusammensetzung an, die wichtig war. Es war ein Betäubungsmittel. Sie hatten einmal im Monat einen Tag, an dem sie das Mittel herstellten. Die Soldaten kamen es sich am Abend abholen. Es diente den Betäubungsgewehren, die zum größten Teil Vorsichtsmaßnahme waren. Aber es hatte schon Einsätze gegeben, da sie gebraucht worden waren.
    Nicht nur weil manche der Testreihen gefährlich und tödlich waren, sondern weil viele von ihnen betäubt werden mussten, wenn Operationen durchgeführt werden mussten. Bei manchen war es schon notwendig, wenn sie nur zur Vorsicht von einem der Ärzte untersucht werden mussten.
    „Sie waren nicht da. Stimmt. Aber das sollte uns nicht stören. Es wird seine Gründe dafür geben.“
    Sie widmete sich schon wieder konzentriert ihrer Aufgabe, als sie bemerkte wie Nevren mit dem Ohrläppchen wackelte. Das war so eine Angewohnheit ihrer Assistentin, die Rhylee an ihr akzeptiert hatte.
    „Was ist denn?“ , wollte sie wissen, als Nevren vom Tisch sprang. Sie hatte auf diesem neben einem Reagenzglas gesessen und darauf gewartet, dass das Gemisch sich endlich verband. Jetzt näherte sie sich unruhigen Ganges. Diese war von innen verschlossen. Nevren wusste, dass sie nicht raus konnten. Dafür gab es auch keine Notwendigkeit, sie waren hier sicher vor allem was sich draußen abspielte und die Soldaten kamen sie regelmäßig gegen Abend abholen, um sie zu den Quartieren zu bringen. Wenn etwas passierte, gab es einen roten Alarmknopf, den sie betätigen konnten. Er leitete ein Notrufsignal direkt an die technischen Geräte der Wachen, die dann wussten wohin sie sich wenden mussten. Sie kämen dann um zu helfen. Sie fühlte also keinen Grund für die Unruhe, die Nevren aber in diesen Sekunden an den Tag legte. Das wiederum verwirrte Rhylee, die das nicht einordnen konnte.
    Sie wollte gerade noch einmal nachfragen, da forderte Nevren sie auf, leise zu sein.
    „Ich glaube ich höre Schritte.“
    Rhylee hörte nichts. Sie strengte sich an, aber konnte nichts hören. Sie zweifelte trotzdem nicht daran, dass Nevren Recht haben konnte. Sie wusste, dass sie schon oft genug bewiesen hatte ein besseres Gehör zu haben, als sie selbst. So wie Rhylee besser in der Dunkelheit sehen konnte, oder bei schummrigen Lichtverhältnissen, als es Nevren konnte. Obwohl sie den Drang verspürte wissen zu wollen, was Nevren hörte, blieb Rhylee leise und sagte nichts. Es fiel ihr schwer, weswegen sie ungeduldig mit der Arbeit fortfuhr. Sie sollte sie ablenken.
    „Ich rieche auch etwas … Fremdes und … nicht Fremdes.“
    Rhylee sah skeptisch zu Nevren und lachte dann warm. „Sicher ist das Will. Er hat bestimmt in der Kantine zu Mittag gegessen und trägt nun den Geruch diverser Merkwürdigkeiten mit sich herum, die man dort serviert bekommt.“ Will war einer der Wachen, der öfter kam. Er hatte einen exklusiven Geschmack, der sich irgendwie von fast allen unterschied. Trotzdem war er ein liebenswerter Kerl. Dafür das sie mit den Wachen nur wenige Worte wechselten. Sie waren schweigsame Männer.
    „Nein, es ist nicht will. Ich würde es doch erkennen, wenn es sich um ihn handelt. Es ist … es sind andere da draußen.“
    Nevren klang besorgt und Rhylee sah nun doch überrascht zu ihrer Assistentin. „Sei nicht verrückt. Es kann doch sein, dass sie die Schichten getauscht haben. Dann lernen wir ein paar neue Gesichter kennen. Was macht das schon.“
    Rhylee deutete auf das Serum, dass sich in Nevrens Reagenzglas endlich verbunden hatte. „Geh zurück an die Arbeit.“ , wies sie sie an und klang bestimmend. Sie hatte das Sagen in diesem Raum und sie fand sie hatten sich lange genug ablenken lassen. Sie durften ihren Zeitplan nicht aus den Augen verlieren. Egal ob da draußen Fremde waren oder nicht. Es gab keine Gefahr. Sie waren sicher.
    Auch dann als drinnen das Summen verriet, dass von draußen jemand die Türsperrung betätigte. Das bereitete sie darauf vor, dass jemand kam und Rhylee erwartete die Soldaten, die endlich die Medikamente holen wollten. Während sie selber gerade das Betäubungsmittel in eine Spritze zog, deutete sie Nevren an, sie solle die Medikamente zusammenstellen.
    Erst als diese einen erschrockenen und halb unterdrückten Ruf der Überraschung ausstieß, sah Rhylee, die ihr den Rücken zugewandt hatte, wieder zu ihr. Ihr blieb der Mund offen stehen und sie sah überrascht zu den Menschen, die den Raum betraten. Vorneweg ging ein groß gewachsener, breit gebauter Mann mir kurzem Haar. Seine Kleidung entsprach nicht den Uniformen der Wachsoldaten. Er wirkte auch nicht wie eine Wache, selbst wenn er etwas Autoritäres besaß. Er trat weit in den Raum, während eine schlanke, zierliche Frau mit kurzem dunkelblondem Haar ihm folgte. Als sie Nevren anvisierte und diese am Nacken packte und so fuhr sich hielt, verengten sich Rhylees Augen.
    „Was …“ , setzte sie skeptisch fragend an, brach den Satz aber ab. Denn nach der Frau betrat ein jüngerer Mann den Raum. Er wirkte drahtiger, kleiner und trug in seinem Arm ein ohnmächtiges Mädchen mit rotschwarzem Haar. Dass sie ohnmächtig war und Schmerzen litt, erkannte Rhylee an der Atmung des Mädchens. Ihm folgten eine Frau und ein weiterer Mann, die einem dritten halfen, der Schweißperlen der Anstrengung auf der Stirn trug und dessen Arm gebrochen war. Sie sah es auf den ersten Blick. Was sie nicht verstand war wie das passiert war. Wer sie waren und was sie wollten. Sie kannten scheinbar den Code und hatten die Labortüren geöffnet, aber Rhylee hatte sie nie zuvor gesehen.
    Als eine weitere Frau und ein weiterer großer, wild aussehender Mann im Labor standen und die Türen sich schlossen, fand Rhylee zur Sprache wieder.
    „Was wollen sie hier?“ , sprach sie direkt den Mann an, der wirkte als hätte er das Kommando über … diese Einheit. Rhylee einigte sich darauf, dass es eine Gruppe von Soldaten sein musste, die vielleicht in engeren Kontakt mit den Versuchstieren standen. Sie wirkten alle, als wären sie in eine Art Kampf verwickelt worden. Anders konnte sie sich auch die Verletzung des einen Mannes nicht erklären, der nun an der Wand gestützt dastand.
    „Wir benötigen Hilfe.“ Seine Worte klangen rau und wie ein befehl. Aber etwas anderes daran störte Rhylee. Sie konnte nicht einschätzen was es war.
    „Ich bin Laborforscherin, ich bin keine Ärztin.“ , erklärte sie schlicht. Der Mann wirkte nicht, als könnte er ihre Worte verstehen und auch das verwunderte Rhylee. Normalerweise wussten die Soldaten davon.
    „Seid ihr neu hier stationiert?“ , fragte sie vorsichtshalber. Aber der Mann schien nicht darauf einzugehen, er wirkte wütend und auch die schmale Frau war ungeduldig. Der Griff in Nevrens Nacken musste sich verstärkt haben, denn sie gab einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich.
    „Es ist nicht notwendig, dass ihr sie festhaltet. Sie ist meine Assistentin.“
    Die Frau legte den Kopf schräg. Sie schien nicht im Geringsten zu verstehen, stattdessen knurrte sie und sah zu dem Mann.
    Es war dieser Laut, der Rhylee plötzlich ein Schauer verabreichte. Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen, aber … sie waren … Versuchsobjekte. Sie mussten es sein. Die Laute, die Art wie sie sich bewegt hatten und sich umsahen. Sie hatte nur keine Ahnung mit was sie es zu tun hatte. Sie konnte nur mit Sicherheit sagen, dass sie gefährlich waren.
    „Hilf ihm!“, kam es in geknurrten Lauten von der Frau, die nahe dem Verletzten an der Wand lehnte. Nervös drehte Rhylee die Spritze in Händen. Im Augenblick war das Betäubungsmittel ihre einzige Waffe. Sie konnte sie aber mit Sicherheit nicht mehr als einmal anwenden und die Objekte waren zu viele. Sie musste irgendwie an den Alarmknopf gelangen und hoffen, dass die Wachen in der Nähe waren. Es wäre ihre und Nevrens einzige Chance.
    Dazu musste sie jedoch …
    Sie sah zu dem Mann, der sie angesprochen hatte und nicht aus den Augen ließ.
    „Sie kann ihm helfen. Sie weiß, was zu tun ist.“
    Glücklicherweise war Nevren intelligent genug, das nicht abzustreiten. Als die Frau sie losließ und in die Richtung des Mannes stieß, meldete sich auch der Kleinere, der das ohnmächtige Mädchen im Arm hielt und nun auf dem Boden hockte, wo er ihren Kopf in seinem Schoß liegen hatte. Er wirkte aufgeregt und die Sorge um das Mädchen schien ihn aggressiv zu machen, denn seine Worte trugen deutliche Anzeichen von Zorn.
    „Was ist mit Lee? Sie kann ihr helfen!“, forderte er und Rhylee ahnte, dass er damit sie meinte. Die Augen des Mannes, der als erstes eingetreten war, starrten sie wieder an.
    „Ich werde sehen, was ich tun kann.“
    Es war das Sinnvollste sich das Mädchen anzusehen und dann einen günstigen Augenblick abzuwarten. Der junge Mann hockte ganz in der Nähe des Schreibtisches und darüber befand sich an der Wand der Alarmknopf. Sie war dem Ziel schon näher und spürte, durch die Augen Nevrens, dass diese ihre Absichten erkannt hatte.
    „Sie hat Schmerzen und Fieber.“ , erklärte Rhylee dem Mann. „Sie ist schwach.“ , sprach sie weiter. „Und schwanger …“
    Diese Feststellung überraschte sie scheinbar mehr, als ihn.
    „Sie ist meine Gefährtin. Bitte, helft ihr.“
    Wölfe … , schoss es Rhylee durch den Kopf. Sie mussten ein Rudel aus dem Wolfsprojekt sein. Will hatte ihr davon einmal erzählt. Rhylee kannte die Akten im groben. Das was sie wissen musste, für die Medikamentenproduktion. Sie wusste auch, dass es nur dem Alphaweibchen gestatt war Nachwuchs zu bekommen. Die anderen weiblichen Tiere bekamen Medikamente um das zu verhindern. Wahrscheinlich war dass das Problem der jungen Frau, die winselnd im Schoss ihres Partners lag.
    Rhylee war fasziniert von der Fürsorglichkeit mit der er ihr über die Wange strich und flüsterte, er sei da.
    Sie war gebannt von der Art, wie sie für einander sorgten.
    Aber das gehört nur zu ihrem Sozialverhalten. Sie bleiben gefährliche Versuchsobjekte…
    Was immer man mit ihnen wollte. Dass sie menschlich waren, verwirrte Rhylee ebenfalls. Sie hatte zwar so etwas munkeln gehört, aber sich nicht weiter Gedanken darüber gemacht.
    Sie spürte wie alle sich um den Verletzen drängten, denn Nevren begann dessen Arm zu schienen und alle schienen zugucken zu wollen. Das war ihre Chance.
    „Ich hole etwas, dass ihr helfen kann.“
    Sie versuchte überzeugend zu wirken, weil er aber ohnehin nur auf das Mädchen achtete, dass er Lee nannte, hatte Rhylee keine Probleme aufzustehen. Sie näherte sich dem Schreibtisch, tat so als wolle sie an den Schrank greifen, der darüber hing, dann aber wechselte sie die Richtung.
    Aus den Augenwinkeln hörte sie das Geräusch von jemandem der auf die Schreibtischflächen in der Mitte des Raumes sprang. Sie spürte Gefahr in ihrem Rücken, aber es gab kein zurück mehr. Sie drückte in einer schnellen Bewegung den roten Knopf, der sofort einen lauten Sirenenton von sich gab.
    Noch ehe er verstummt war, schrie Rhylee erschrocken auf. Sie hatte sich kaum umgedreht, als sie von dem Gewicht einer Frau umgeworfen war, die sie von den Schreibtischen aus ansprang und zu Boden riss. Sie war zuletzt in den Raum gekommen, hatte eindringliche Augen, die sie anfixierten und verengten, als sie bedrohlich knurrte. Rhylee handelte ohne nachzudenken. Mit einer weiteren schnellen Bewegung, rammte sie der Frau ihre Spritze in den Oberarm und drückte den Schieber durch.
    Ob die Dosierung damit nicht viel zu hoch war, interessierte Rhylee in diesem Moment nicht mehr. Sie spürte die Bedrohung, die von ihnen ausging. Sie fürchtete um ihr Leben und um das von Nevren, die trotz des Aufruhrs ihren Schutz darin suchte, den Verwundeten weiter zu behandeln.
    Die Frau, die auf ihr hockte zeigte sich wenig beeindruckt, Sie erhob sich, riss Rhylee mit sich auf die Füße, die torkelnd nach ihrem Gleichgewicht suchte, dann folgte ein harter Stoß, der sie gegen die Wand prallen ließ. Dort hielt sie sich mit zusammengekniffenen Augen und unter Schmerzen, die ihren rechten Arm zittern ließ, die Schulter. Sie hatte sich den Arm ausgekugelt von dem harten Aufprall gegen die Wand. Dort blieb sie hocken, ohne sich zu rühren.
    Aber bevor jemand ihr weitere Aufmerksamkeit schenken konnte, begann scheinbar das Serum zu wirken, denn die Frau fasste sich irritiert an den Arm. Ihre Bewegung, die zum Kopf führte, war bereits langsamer und schwerfälliger und dann ganz plötzlich, ohne Vorwarnung, sackte die Frau einfach in sich zusammen. Dort wie sie zu Boden fiel, blieb sie reglos liegen. Rhylee glaubte ihre Brust hob und senkte sich kaum noch. Vielleicht war sie sogar tot. Wenn ja, so konnte sie nur beten, dass die Wachen bald kämen, denn dann gab es nichts mehr, dass sie retten würde, wenn die Wölfe mitbekämen, dass sie es gewesen war, die ihr Rudelmitglied umgebracht hatte.



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Blair - 29.11.2008, 18:46


    Blair streifte sich den Gurt des Maschinengewehrs von der Schulter und hing seine Waffe in die dafür vorgesehene Halterung an der Wand des Quartiers. Seine Schicht war gerade zu Ende gegangen und ihn erwartete eine erholsame Einheit Schlaf.
    Blair schmunzelte breit, als Stone – ein hünenhafter Schwarzer – mit verzogenem Gesicht an ihm vorbei ging. Sonst war er nicht so schweigsam wie heute. Aber heute war er während des Wachdienstes eingenickt. Ein Vorgesetzter hatte ihn dabei erwischt, die Strafe entschied sich morgen bei erneutem Dienstantritt.
    Blair, der die Uniform gegen Unterhemd und Trainingshose aus seinem Spind eingetauscht hatte, klopfte dem Kameraden im Vorbeigehen auf dessen breite Schulter.
    “Hey, ich hätte dich gewarnt. Aber ich hab’s nicht gesehen.“ Stone murrte und fixierte Blair mit zusammengekniffenen Augen. Der schob fragend die Augenbrauen zusammen.
    “Was hast du?“, fragte er eher sorglos. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Kamerad es persönlich nahm. Stone antwortete nicht und Blair kratzte sich am Hinterkopf.
    “Ich geh schlafen.“
    Sie waren die einzigen Soldaten in dem Quartier, das 8 Soldaten Platz bot, weshalb Blair nicht darauf achten musste, leise zu sein. Die Schicht der anderen 6 Soldaten hatte gerade begonnen.
    Für einen Moment wartete Blair Stones Reaktion ab, doch als die ausblieb, drehte er sich um und ging zu dem Doppelstockbett, in dem er oben schlief. Er lockerte die akkurat gelegte Decke und schlug sie zurück. Bevor er die Stahlleiter erklomm, warf er einen Blick über die Schulter.
    Stone stand noch immer regungslos bei den Spinden. Blair pfiff kurz.
    “Hey! Alles klar?!“
    Abwesend wandte der Soldat sich zu ihm und schüttelte den Kopf angedeutet.
    “Irgendwas stimmt nicht.“ Blair ließ locker und sich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen fallen, nachdem er schon die mittlere Sprosse der Leiter gestiegen war. Auch er hörte nun genauer hin, was sein Kamerad gemeint haben könnte. Er hörte nichts und schüttelte den Kopf abwiegelnd. Dennoch behielt er im Hinterkopf, dass er Stones Instinkten vertrauen konnte.
    “Alles in Ordnung. Ich kann nichts hören.“
    Die Blicke der beiden Soldaten kreuzten sich.
    “Es war eine lange Nacht. Schlafen wir!“, ging Blair auf die Vorsicht seines Kameraden ein. “Heute Abend sieht das schon anders aus. Der Alarm springt bei jeder Kleinigkeit sofort an.“
    Stone nickte zustimmend und zog sich um. Blair winkte ab und legte sich endlich schlafen.

    Das leise Piepen eines Alarms erreichte ihn im Unterbewusstsein, so wie sie alle darauf trainiert worden waren. Er blinzelte im Halbschlaf und drehte dabei das in sein Kissen gedrückte Gesicht zu der Wandtafel, an der verschiedene Lichtsignale und Codes Notfälle für die Einheit übermittelten.
    Aber der angegebene Code galt nicht für Blair und seinen Kollegen, der auf der unteren Matratze des Doppelstockbettes leise vor sich hin schnarchte.
    Also ignorierte er den Code Red. Doch als der Alarm nicht in den nächsten Sekunden verstummte, weil einer der Zuständigen ihn ausschaltete und sich darum kümmerte, wälzte Blair sich herum und blinzelte zu der Tafel. Im Dunkel des Raumes blinkte ein rotes Lämpchen und deutete dabei auf den Ursprung des Notfalls. Es lag in einem der Labore. Als Blair von der Tafel zu den anderen betten blinzelte, wunderte er sich darüber, dass sie leer waren. Zumindest Tank und Colin hatten Schichtende gehabt und kamen nur eine Stunde später, als Blair und Stone zurück.
    Aber sie waren nicht da. Plötzlich ließ ihn eine Explosion zusammenschrecken. Obwohl er nicht schreckhaft war. Blair sprang aus dem Bett und rüttelte Stone wach. Der fragte verschlafen, was los sei.
    “Irgendwas stimmt nicht. Du hattest recht.“, erklärte Blair ruhig und zog dabei den Reißverschluss des Stiefel hoch, in den er geschlüpft war. Er zog den zweiten ebenso an. “Im Labor, hier auf der Null gibt es ein Problem. Lass uns mal nachschauen, was da los ist!“ Er zuckte mit den Schulter und steifte sich die Bomberjacke über, die er außer Dienst trug. Stone rieb sich mit den Händen derweil über das Gesicht und warf Blair daraufhin einen grimmigen Blick zu.
    “Ich kann sowieso nicht mehr schlafen. Also komm schon.“ Blair warf ihm sein Gewehr zu, nahm seines dann in die Hand. So hatten die Männer sich in wenigen Minuten fertig gemacht. Als sie den gang betraten, der von den Quartieren hinaus in die Hauptflure führte, herrschte gespenstische Stille. Sie luden ihre Waffen, entsicherten sie aber noch nicht. Blair betätigte den Hauptschalter, um nach draußen zu gelangen, denn die Automatik, die sonst die Tür öffnete, funktionierte nicht. Ächzend öffnete sie sich und mit ihr eröffnete sich den beiden Soldaten ein Chaos, das sie beinah verschlafen hatten. Schüsse fielen und schlugen dicht neben ihnen ein. Blair sprang mit einem Satz in die Deckung des gegenüberliegenden Türrahmens, während Stone in der eben geöffneten Tür Schutz suchte.
    Den entgeisterten Blicken Blairs entgegnete Stone nur ein grimmiges Kopfschütteln. Dann nickte er auf Blairs Zeichen hin, sie erwiderten das Feuer. Zumindest solange taten sie das, bis sie sich zu dem Gang zurückgezogen hatten, der zu den Labors führte. Die Salven aus den Maschinenpistolen schlugen in die Wände vor ihnen. Beide Soldaten bewegten sich geduckt rückwärts, bis sie die Biegung erreichten. Wieder explodierte etwas und durch den Ausfall des Lichtes verstummten die gegnerischen Schüsse. So nützlich konnte die Dunkelheit sein. Blair knipste eine Taschenlampe an und steckte sie auf sein Gewehr. Stone tat das gleiche und zusammen tasteten sich die beiden Soldaten bis zu dem Areal vor, aus dem der Notruf gesendet wurde. Plötzlich machte Stone ein Handzeichen. Blair nickte mit dem Kopf, denn er war rund zwanzig fuß entfernt von dem Kameraden. Der winkt ihn zu sich. Als Blair sah, was Stone ihm hatte zeigen wollen, verkniff er das Gesicht. Er hockte sich hin und schloss mit den fingern die Augen von Soldat Colin.
    “Tank liegt da hinten.“ Stone deutete über einen Schutthaufen hinweg in die Dunkelheit. Tanks blonder Hinterkopf leuchtete hell im Lichtkegel von Taschenlampe. Stone reichte ihm die Marke von Tank. Blair steckte sie ebenso, wie die von Colin in eine Tasche seiner Jacke. Dann stand er auf, drehte sich zu seinem Kameraden.
    “Erstmal sehen wir, wer den Notruf in dem Labor ausgelöst hat. Dann finden wir raus, was hier passiert ist.“
    “Wahrscheinlich hat irgendwer den Alarm abgeschaltet...“
    Blair nickte abwesend Stones Feststellung zu.
    “Aber hat der das Labor nur vergessen?“, dachte er laut. Oder hatte das eine Bedeutung...
    Es war durchaus möglich, dass irgendwer das Chaos überlebt hatte, von dem Blair nicht einmal wusste, woraus es genau bestand. Das Chaos.
    Ein Zischen unterbrach seine Gedanken und er drehte sich auf den Hacken um. Stone sah fragend zu ihm, als auch schon Blairs Taschenlampe auf eine Kreatur deutete, die unter der Decke hin. Es war eindeutig menschlich. Aber die Blasse Haut war von schwarzen Adern wie ein Netz durchzogen. Die Augen des jungen Mannes glühten Rot und er spuckte und spie in einem pfeifend rasselnden Tonfall. Erstarrt wurde Blair bewusst, das Mutanten frei waren. Solche Kreaturen hatte er noch nicht gesehen. Der Mutant, der mit Händen und Füßen an dem grauen Beton klebte, machte sich sprungbereit. Blair deutete das aus dem Funkeln seiner Augen. Aber noch bevor er feuern konnte, ertönte donnerndes Geschützfeuer hinter ihnen. Aber anstatt auf sie zu zielen, trafen die Kugeln das Wesen an der Wand. Mit einem schrillen Todesschrei krümmte es sich und fiel zu Boden. Stone riss sein Maschinengewehr herum und in dem Kegel der Lampe standen zwei uniformierte Männer. Blair begrüßte sie staunend mit einem Handgruß.
    “Soldat Will. Soldat Pablo.“, meldeten die beiden sich und kamen auf Blair und Stone zu. Mit einem Handschlag begrüßten sich die Soldaten erneut. Ihre Mienen waren angespannt. Stone ging zusammen mit Will zu der Leiche der Kreatur, um nachzusehen, was das gewesen war. Blair sah hingegen zu dem Soldaten, den er flüchtig kannte. Sie hatten sich hin und wieder beim Mittag unterhalten. Pablo war nicht ganz so groß, wie Blair. Er hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und den Schatten eines Bartes. Seine dunklen Augen waren wach und strahlten aus, dass er immer den Überblick behielt.
    “Was macht ihr hier?“
    “Euch das Leben retten.“, erwiderte Pablo trocken. “irgendwer hat sabotiert. Wir sind in Schwierigkeiten.“
    “Was ist mit den anderen?“
    “Soweit wir gesehen haben, alle tot.“ Er wich mit seinen Augen kurzweilig Blairs Blick aus, bevor er weiter sprach. “ Wir wollten gerade die Medikamente abholen, als die Hölle losbrach. Es ging alles verdammt schnell. Als hätte man es geplant.“ Pablo schulterte sein Gewehr. “Wir haben uns dann zurückgezogen, wurden dabei mehrmals angegriffen.“
    “Wir sind unterwegs zu einem der Labore, die zu eurem Distrikt gehören.“, entgegnete Blair resümierend. Mit seinem Kopf war er dagegen bei den Gedanken darüber, wer dafür verantwortlich war. “Irgendjemand dort hat den Alarm ausgelöst. Pablo war darüber sichtlich überrascht.
    [b]“Waren das Terroristen?“, lenkte Blair ab.
    Pablo konnte ihm darauf keine Antwort geben. “Wer immer es ist. Er gibt sich sehr viel Mühe damit, alles zu verwüsten.“
    Blairs Antwort klang besorgt. “Wir müssen weg hier.“
    “Zu retten ist jedenfalls nichts mehr.“, bestätigte Pablo mit Resignation in der Stimme.
    Während Will und Stone zurück kamen und zusammenfassten, dass der Mutant tot sei, erklärte Blair, dass sie dem Notruf nachgehen würden.
    Die Soldaten schlugen sich bis zu dem Labor durch, von dem aus der Notruf gesendet worden war. Die vier Männer luden ihre Waffen und während Pablo an dem Pult zur Bedienung der Tür stand, stellten Will, Stone und Blair sich so auf, dass sie den breitesten Radius des Labors abdecken konnten. Über eine Überwachungskammer in der Kontrollzentrale, die sie passiert hatten, hatten sie gesehen, dass in dem Labor mehrere Personen waren.
    Alle Männer warteten angespannt, dann gab Blair den Befehl. Er war der ranghöchste Soldat.
    Mit einem dumpfen Geräusch öffneten sich die Türen. Und wie Blair es erwartet hatte, befanden sich mehrere Menschen dahinter. Sie hatten schon zuvor diesen Einsatz besprochen und waren zu dem Schluss gekommen, dass nicht viel Zeit blieb, die beiden Wissenschaftlerinnen zu befreien.
    Die anderen im Raum waren nicht menschlich.
    Der Vorstoß war laut und eindrucksvoll. Blair und Stone schossen über die Köpfe der Mutanten hinweg, während sie bedrohlich laut im Befehlston ausriefen, keiner solle sich bewegen. Pablo und Will gaben ihnen Rückendeckung. Als Blair die Situation unter Kontrolle glaubte, bewegte er sich zu der blonden wissenschaftlerin, die bewusstlos am Boden lag. Er hörte die Mutanten knurren. Nach dem Gefüge zu urteilen, waren sie ein Gruppe. Mehrere Männer mit dunklen Haaren und wildem Blick hatten sich schützend vor die Anderen der Gruppe gestellt. Ihm fiel dünne Frau auf, die zwischen den Männern klein aber nicht schwach wirkte. Sie war mindestens ebenso tierisch. Sobald er die Wissenschaftlerin erreicht hatte, fühlte er ihren Puls. Das Knurren aus der anderen Seite des Raums wurde intensiver und schien bald das ganze Labor auszufüllen. Stone feuerte unmissverständliche Warnschüsse ab, wobei er unter lautem Aufheulen einen der Männer an der Schulter traf traf. Es war ein Streifschuss, doch das knurren intensivierte sich. Sobald Blair den Puls der Frau erfühlt hatte, gab er Pablo ein Zeichen. Der kam auf die Gruppe der Mutanten zu, die Waffe vor den Körper gehalten.
    “Lasst sie gehen!“
    Blair schulterte die Wissenschaftlerin und ging langsam zum Eingang, dabei den Lauf der Waffe auf den vermeintlichen
    Anführer gerichtet.
    “Wir wollen sie. Gebt sie raus. Oder wir schießen.“
    Nach einem erneuten Warnschuss, schubste der getroffene Mann die Wissenschaftlerin Pablo entgegen. Der fing die stolpernde Frau auf und beging nicht den Fehler, die Waffe sinken zu lassen. Geordnet zogen die Soldaten sich zurück. Und sobald Stone als letzter den Raum verlassen hatte, schloss Will die Türen und verriegelte sie, damit die anderen ihnen nicht folgten. Während die Wissenschaftlerin, die Pablo herausgeführt hatte, als Nevren vorstellte, hörten sie das Kratzen, schlagen und Knurren auf der anderen Seite der wand. Nevren war unverletzt, wie sie bestätigte. Zumindest war sie bis auf ein paar blaue Flecke und Prellungen nicht schlimmer verletzt. Sie stellte die andere Wissenschaftlerin als Rhylee vor.
    Aber bevor sie sich weiter unterhielten, winkte Blair ab.
    “Wir ziehen uns zurück.“ Während Will und Stone Rückseite und Vorderseite deckten, trug Blair Rhylee und Pablo kümmerte sich um Nevren, die ihm folgte. Stone führte sie zu einem abgelegenen Gang und von dort aus in eine große Lagerhalle. Sobald die Tür hinter ihnen verschlossen war, verschnauften die Soldaten. Blair legte mit Pablos Hilfe die bewusstlose Wissenschaftlerin auf den Boden und hockte sich vor sie. Er betrachtet, was ihr fehlte. Schnell waren Pablo und er sich einig.
    “Sie hat sich den Arm ausgerenkt.“
    Blair stimmte dem murrend zu. Dann bemerkte er, wie sie wach wurde. Er lächelte leicht, legte dabei beruhigend die Hand auf ihre heile Schulter.
    “Nicht bewegen. Alles in Ordnung. Wir haben Sie und ihre Kollegin in Sicherheit gebracht.“ Seine Stimme klang eindringlich und hatte dennoch etwas freundlich Einfühlsames. Er sah zu Stone, der gerade zurückkehrte.
    “Alles sauber! Will untersucht gerade, ob wir den Schacht benutzen können.“
    Blair nickte zufrieden. “Gut. Wir sammeln uns erst einmal hier.“ Stone nickte knapp und legte seine Waffe auf einen Stapel Kisten. “Ich schau mich mal nach was Brauchbarem um.“
    Blair wandte sich wieder der Wissenschaftlerin zu, stellte sich bei der Gelegenheit vor.
    “Ich bin Blair.“ Er deutete auf den Soldaten, der hinter ihm stand. “Das ist Pablo. Wir sind erst einmal sicher hier.“ Er deutete mit einem Blick auf ihre Schulter.
    “Sie haben sich verletzt und waren bewusstlos.“ Dann lächelte er zuversichtlich. “Aber wir kriegen das hin. Es ist nichts Lebensbedrohliches.“


    tbc: abgelegener Lagerraum



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Elise - 11.01.2009, 20:56


    Elise hoffte sie fanden hier wonach sie suchten. Jemand der Torquils Arm zu verarzten wusste und vielleicht auch Keith Erleichterung verschaffte, indem man ihm zeigen konnte, was mit seiner Gefährtin getan werden musste, damit sie die anstrengende Reise, ohne absehbares Ziel, auch überleben konnte.
    Elise war sich nicht sicher darüber.
    Als Tyleet zusammengebrochen war, hatte sie für einen Moment darüber nachgedacht sie zurückzulassen. Sie hatte gesehen, dass sie diesen Gedanken mit ihrem Partner geteilt hatte. Auch Gerry hatte nicht sofort und ohne Abwägung entschieden, die schwache Wölfin und ihren Gefährten mitzunehmen. Es hatte sicher auch nicht an Logan gelegen und seinen Worten, die er zum Schutze Tyleets gesprochen hatte. Wenn Gerry gewollt hätte, hätte er sich diesem Rat widersetzen können. Logan in einem Kampf zu besiegen, wenn dieser seine Autorität in Frage gestellt hätte, wäre ihm ohne Zweifel gelungen. Logan war ein starker Kämpfer und Gerry sicher von allen in der Rangordnung am Gefährlichsten, aber dennoch stand er klar unter ihm.
    Elise konnte nicht ausmachen, was es gewesen war, dass Gerry bewogen hatte zuzustimmen. Aber sie spürte das gleiche Gefühl und daher war sie sicher gewesen, es war die richtige Entscheidung gewesen. Jetzt schenkte sie Keith und seiner Gefährtin nur einen kurzen Blick. Mit einem Nicken gab sie Sorcha die Anweisung die blonde Wissenschaftlerin im Auge zu haben, dann sah auch sie wieder zu Torquil. Wie Gerry, Ryan, Logan und Charly sah auch Elise fasziniert der anderen Frau zu, wie diese Torquils Arm verband. Sie hatte mit einer faszinierenden Technik die Kugel entfernt und nun zeigte sie ihnen ruhig und nahezu ausführlich, wie sie die rote Tinktur, die sie Jod nannte, auf der Wunde verteilte.
    Das Torquil Schmerzen hatte, war nicht zu übersehen, winselnd verzog er das Gesicht und Elise, die ihm am nächsten stand, stupste den Mann mit ihrem Kopf an die Wange, kraulte sein Haar, damit er abgelenkt wurde.
    Sie spürte Charlys Blicke auf sich, wusste aber dass die Wölfin sich nicht trauen würde, in diesem Moment ihre Position in Frage zu stellen. Als Anführerin war es Elise Aufgabe Torquil Sicherheit zu geben und das er Beistand brauchte, war nicht von der Hand zu weisen. Außerdem hielt es Elise für wichtig, dass sich die anderen genau ansahen, was die fremde Frau tat. Wenn ihnen noch einmal so etwas passierte, konnten sie dieses Wissen anwenden, ohne das sie auf ihre Hilfe angewiesen waren.
    Sobald sie begann den Verband anzulegen, tauschte Elise Blicke mit Gerry. Unauffällig und ungesehen von den anderen suchte sie in seinen Gesten danach, was sie anschließend mit den Frauen machen sollten. Ihre Angst durchströmte noch immer den Geruch, der im Raum hing. Sich auf diesen konzentrierend, bemerkte Elise etwas anderes. In dem Moment, da sie es erkannte und aufsah, ertönte auch schon eine Sirene, die Elise in den Ohren brannte, so dass sie mehr vor unangenehmen Schmerz, denn vor Überraschung aufheulte.
    Auch den anderen erging es so und sie verkniffen unter Schmerzen das Gesicht. Charlys Geheul war extrem. Sie vergrub ihren Kopf, den Körper gekrümmt, im Ryans Schoss, der sogar die Geistesgegenwart besaß sie mit seinem Körper abzuschirmen.
    Elise fiel zunächst einmal auf, dass auch die fremde Frau bei ihnen empfindlich das Gesicht verzog, dann entspannten sich alle, denn die Sirene verstummte. Es waren nur Sekunden gewesen, aber sie hatten gereicht, sie alle zu desorientieren. Sie und ihr Gefährte sahen beide gleichzeitig zu Keith und Tyleet. Er saß noch immer gekrümmt über seiner Gefährtin, die er in seinem Schoß wiegte. Dann wanderte Elise Blick weiter und sie bemerkte noch wie Sorcha vom Boden aufsprang und die Wissenschaftlerin mit sich zog.
    Elise kombinierte schnell und scharf, dass sie es gewesen sein musste, die einen Notalarm ausgelöst haben musste.
    Ein Blick zu Gerry und sie fühlte die Bestätigung ihrer Annahme in seinem düsteren Blick. Dieser wurde unterbrochen, vom Poltern und Krachen mit dem die Wissenschaftlerin gegen die Rückwand des Labors geschleudert wurde und dort zusammensank. Sie schien benebelt, vielleicht sogar ohnmächtig zu sein.
    Elise erhob sich, sie hatte noch immer neben Torquil gekniet, den die andere Frau weiter verarztete, als hätte sie nichts mit den anderen Geschehnissen zu tun. Ohne eine Aufforderung nahm Charly Elise Platz ein, die in den Raum trat und als erste bemerkte, wie Sorcha sich an den Arm griff.
    Während Elise noch überlegte, ob sie verletzt war, begann die Wölfin auch schon zu torkeln und brach dann mit einem Winseln zusammen. Obwohl Elise der Wölfin näher war, war Logan schneller bei Sorcha mit der er oft die Nachtwache geteilt hatte. Er untersuchte ihren kaum atmenden, reglosen Körper, während Elise Keith zunickte, er solle Tyleet zu Torquil und den anderen bringen. Es erschien ihr sicherer, wenn sie sich versammelten und näher beieinander waren.
    Auch Logan hob Sorcha auf, als wäre sie nicht schwerer als eine Feder. Gerade als Elise ihn fragen wollte was mit ihr war, hörte sie Schüsse.
    Elise erkannte die Laute. Sie wusste nicht woher, aber sie bewirkten sofort, dass alle wussten Gefahr war im Kommen. Knurrend sprang sie mit Eleganz zu den anderen. Torquil, Tyleet und Keith wurden an die Wand zurückgedrängt. Logan überreichte die reglose Sorcha an Keith, der Tyleet so legte, dass ihr Kopf an Torquils gesunder Schulter ruhte.
    Die anderen bildeten einen Halbkreis, so dass die vier vollkommen abgeschirmt waren. Logan stand nahe der Tür und hatte seinen eindrucksvoll muskulösen Körper angespannt. Daneben kam sein Bruder, der mit seiner Gestalt Charly noch halb abschirmte, die mehr vor Aufregung denn Furcht knurrte. Daneben stand Gerry, der den größten Teil des Raumes abdeckte und wie immer ruhig aber bis zum Äußersten angespannt wirkte. Elise versteckte sich nicht neben ihrem Gefährten. Sie stand ruhig neben ihm und beobachtete sowohl die bewusstlose Wissenschaftlerin an der Wand, als auch jene, die sich in der Gewalt ihres Gefährten befand.
    Alle warteten sie auf das was durch die Tür kommen würde und sie zuckten alle zusammen als die Männer unter lauten Gewehrschüssen eintraten. Die Geräusche waren keine Bedrohung, wenn sie unter die Decke und nicht gegen sie gerichtet wurden. Elise spürte und wusste das, aber dennoch … die Geräusche trafen ihr Ohren und sie blinzelte mehrere Male unwillig. Sie alle knurrten mehr vor Unwillen, als vor Bedrohung oder Aggressivität, aber die vier Männer schienen genau geplant zu haben wie sie vorgehen wollten.
    Ohne das Rudel zu beachten, ging der Mann, den Elise sofort als Anführer ausmachte, zu der bewusstlosen Wissenschaftlerin. Logan knurrte laut und eindringlich. Sein Hass gegen sie war groß. Elise spürte seine Erregung in der Luft und tauschte einen Blick mit Gerry, der ebenfalls eindrucksvoll begann zu knurren. Er klang dabei von allen am Gefährlichsten und zog sofort die Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich, die ganz plötzlich wieder begannen zu schießen.
    Dass sie Gerry trafen, unterstellte Elise ihnen als Absicht. Sie knurrte leidenschaftlich und wollte ohne dabei auf Vor- und Nachteile zu achten, sich auf den ersten der Soldaten stürzen, aber sie spürte Gerrys Arm, der sie so einfach zurückhielt, dass es keinem anderen auffiel. Ruhig blickte er den anderen Anführer an und alle waren sie still geworden, als sie bemerkten, dass beide Alphatiere ihren eigenen Kampf ausfochten.
    Sie wurden aufgefordert die andere Frau gehen zu lassen. Alle warteten sie auf Gerrys Entscheidung, der die Frau ruppig aber nicht bösartig zu dem Soldaten stieß. Es gab keinen Grund ihr etwas zu tun. Sie hatte Torquil geholfen und damit getan worum sie gebeten worden war.
    Die Soldaten verschwanden, jetzt da sie offensichtlich hatten was sie wollten, so schnell und eindrucksvoll wie sie gekommen waren. Elise Gehör hatte Mühe die feinen Geräusche zu vernehmen, die ihr verrieten man hatte sie wieder eingeschlossen, damit sie ihnen nicht folgen konnten. Nachdem so viele laute Geräusche ihr Gehör belastet hatten, fiel es schwer jetzt all jene leisen Laute wahrzunehmen, die ihr feines gehör normalerweise so leicht vernahm.
    Sobald jedoch sicher war, dass die Gefahr gebannt war, drehte sie sich zu Gerry um, um seine Wunde anzusehen. Er hatte Glück gehabt, denn es war nur ein Streifschuss. Sie knurrte dennoch wütend über seine Verletzung und begann dann zärtlich sich ihr anzunehmen.
    Auch die anderen waren für Momente beschäftigt. Charly hockte bei Torquil und schnürte den Verband zu Ende, Ryan besah sich mit Logan Sorcha, während Keiths Gesicht ein Lächeln zierte, denn Tyleet schien endlich erwacht. Blinzelnd und schwach ruhte sie an der Wand gelehnt, ihren Kopf an seiner Schulter, aber Elise hörte beide leise miteinander reden, ohne das sie sich Mühe gab die Worte zu verstehen.
    „Wer waren diese Männer?“ , wollte Elise wissen, ob Gerry eine Ahnung hatte. „Wir haben sie noch nie vorher gesehen.“
    Sie wollte keine Unruhe in das Rudel bringen, dass mit Torquils Verletzung, Tyleets Schwächung und nun auch noch dem vermutlich absehbaren Dahinscheiden Sorchas ohnehin aufgewühlt genug war. Aber dennoch war es nicht länger von der Hand zu weisen. Es gab ein großes Geheimnis von dem sie nichts gewusst hatten. Das was ihr Revier gewesen war, war eine Art …
    Elise fehlten Informationen es auszudrücken. Sie schienen da, aber sie konnte sie nicht greifen. Mürrisch schüttelte sie den Kopf.
    „Was tun wir jetzt?“, fragte sie knurrend, während sie die gesäuberte Wunde Gerrys verband.



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Gerry - 04.04.2009, 23:34

    So zum Geburtstag und so.... :wink:
    In jeder Faser seine Körpers befand sich eine Anspannung, die nicht abfiel, als die Fremden den Raum verlassen hatten. Das Geräusch des Schließmechanismus konnte Gerry erahnen. Ob sie die Tür ein weiteres Mal aufbekommen würden…
    Das war fraglich. Gerrys Anspannung rührt allerdings nicht daher. Ihm war bewusst. Sein Rudel war mit einem Schritt noch stärker geschwächt worden. Außerdem schwand alles, woran sie geglaubt hatten, was ihr Leben gewesen war. Gerry konnte nicht leugnen, es verschwamm alles mehr und mehr.
    Er sah zu dem Alphaweibschen neben ihm, die in einem alarmierenden Ton knurrte. Der Streifschuss an seinem Arm war für ihn keine Schmerzen wert. Er war Schmerz gegenüber nicht empfindlich. Auch wenn sich in seinem Körper die Taubheit des Schocks ausbreitete, wurden Gerrys Knie nicht weicher. Dass Elise sich darum kümmerte und seine Wunde verband, bedachte er mit einer Geste der Zuneigung. Er legte sein Kinn an ihren Kopf. Gerrys Instinkt ließ ihn dabei noch immer die Oberhand behalten, so wie es in der Rangfolge üblich war.
    Elise Frage nach der Herkunft der Männer beantwortete Gerry nicht sofort. Auch er hielt seine Gedanken zurück um das Rudel nicht zu beunruhigen.
    Unruhe gab es schon genug. Er wandte sich erste nach einigen Augenblicken zu seiner Gefährtin. “Sie waren eine Gefahr. Wer immer sie waren. Wir müssen mehr wissen, wenn wir …“ seine gedämpfte Stimme brach ab. Er lenkte mit einem Blick vom Thema weg.
    Elise verstand ihn. „Was tun wir jetzt?“
    Gerry erwiderte ihr Knurren, wobei seines nicht bedrohlich oder aggressiv klang. Den Zustand der anderen Rudelmitglieder kannte er. Sie waren sehr geschwächt. Sie waren die Kämpfe, die sie gefochten hatten, nicht gewohnt.
    Gerry prüfte, wie fest der Verband saß, den Elise gemacht hatte. Der Schmerz der Wunde hatte schon nachgelassen.
    “Zuerst versuchen wir einen Weg hier heraus zu finden.“, antwortete er Elise vergleichsweise lange, nachdem sie ihn gefragt hatte. Er rief Ryan zu sich, der den Mechanismus der Tür geöffnet hatte. Ryan gab einen Kommentar zu Sorchas Befinden. “Sie wird es überleben.“
    “Kannst du die Tür öffnen. Sie ist wieder verriegelt.“
    Ryan versicherte, er wolle es versuchen. Dann ging er an die Arbeit.
    “Durchsuchen wir den Raum.“ Gerrys Blick kreuzte sich mit dem von Elise. “Wir nehmen alles Nützliche mit, was uns nicht beschwert.“
    Bei der Suche half bald Keith mit, denn Tyleet war soweit wieder zu Bewusstsein gekommen. Charly ließ sich nicht dazu bewegen, Torquil aus den Augen zu lassen. Und so kam es bald dazu, dass Charly auf die Geschwächten acht gab, Ryan an der Elektronik des Tors probierte und der Rest des Rudels das Labor durchsuchte.
    Brauchbares wurde auf einem der Tische gesammelt. Gerry sortierte, was sie von all dem mitnehmen würden. Er stellte sich innerlich auf eine lange und gefährliche Reise ein. Für die Auswahl, die zutreffen war, ließ er sich allerdings nicht viel Zeit. Noch immer waren sie unter dem Druck, dass irgendetwas Unvorhergesehenes herannahte. Gefahr lag in der Luft. Gerrys Instinkt täuschte ihn nicht.
    Nach zwanzig Minuten, die Ryan mit dem Mechanismus beschäftigt gewesen war, fragte er nach dem stand der Dinge. Doch Ryan schüttelte den Kopf. Dann griff er nach einer Eisenstange und setzte sie als Hebel an.
    Gerry rief nach Logan, der von den Wölfen einer der Stärksten war. Zu dritt versuchten die Wölfe, die Tür aufzuhebeln, nach einigen Minuten schafften sie es, dass sich die Tür einen Spalt öffnete. Mit vereinten Kräften hebelten sie die Tür soweit auf, dass ein Mann durch den Spalt gepasst hätte. Dann aber brach jeder Kraftaufwand abrupt ab. Hinter der Tür befand sich eine matte Metallplatte. Ryan klopfte dagegen. Logan schob ihn beiseite, griff sich die Eisenstange mit der sie gehebelt hatten und schlug auf die Tür ein.
    Das Klirren schmerzte, da war Gerry sich sicher, allen in den Ohren. Er hielt Logan zurück, der weiter auf die Stahlplatte einschlagen wollte. Ryan knurrte gereizt und untersuchte die Einschlagstellen.
    “Nichts…“ Sein Knurren klang noch gefährlicher, als für gewöhnlich.
    Gerry überzeugte sich ebenfalls von der Wirkungslosigkeit. Er sah im Raum umher, während Ryan ihm eine Erklärung dafür gab, warum dahinter nicht der altbekannte Gang war.
    Sie klang dürftig und hatte zum Abschluss den Vorschlag, doch nach einem anderen Ausgang zu suchen.
    Gerry stimmte zu. Er ließ Elise, Keith und Ryan nach einer Möglichkeit suchen, hier heraus zu kommen. Logan packte zusammen, was sie Hilfreiches gefunden hatten. Die schwarzen Rucksäcke, in die er unter anderem Medikamente und Verbandsmaterial packte, hatten sie auch in einem der Vorratsschränke gefunden.
    Gerry dagegen hockte sich zu Charly, die sich um Torquil kümmerte. Er kontrollierte den Atem von Sorcha und ließ sch von Tyleets schwacher Stimme überzeugen, sie würde gleich weiter gehen können.
    Gedanklich teilte er das Rudel schon ein. Keith kümmerte sich um seine Gefährtin, Ryan und Charly um Torquil. Logan trug Sorcha, die sich weit entfernt von jedem Bewusstsein befand.
    … Sobald ein Ausweg gefunden war.
    Sie würden niemanden zurücklassen, auch wenn Elise und er für einen Moment darüber nachgedacht hatten. Der Ruf seiner Gefährtin riss Gerry aus seinen Gedanken…



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Elise - 09.04.2009, 13:22


    “Zuerst versuchen wir einen Weg hier heraus zu finden.“ , gab ihr Gerry seine Antwort nach einigen Augenblicken des Schweigens. Er hatte kontrolliert ob sein Verband fest saß, nun sah er sie tatkräftig an. Das zeichnete ihn als Anführer aus. Das er nicht aufgab, sondern sich sogleich auf einen Ausweg besah und darauf weiter zu machen. Er strahlte nicht nur die Stärke aus, die ein Anführer benötigte, sondern auch jene Gewissheit und Zuversicht, die den geschwächten Mitgliedern helfen würde, nicht vollends das Vertrauen in diese eben begonnene Suche zu verlieren.
    Elise wat stolz auf ihren Partner und für einen Moment flimmerte eben dieser in ihren Augen, dann konzentrierte sie sich auf die Anweisungen, die er verteilte.
    Ryan, den Gerry aufforderte den Mechanismus der Tür noch einmal zu überwinden, um ihnen allen ein Weg hinaus zu verschaffen, gab einen knappen Kommentar zum Zustand Sorchas, indem er feststellte, sie würde es überleben.
    Damit war er gänzlich anderer Meinung als Elise, aber diese empfand weder die Notwendigkeit sich darüber zu streiten noch einen Grund dazu. Wenn es so käme wie Ryan sagte, wäre sie durchaus dankbar. Auch wenn Sorcha nur schwierig einen Platz innerhalb des Rudels gefunden hatte, auch wenn sie anders war als die anderen Wölfe, war sie dennoch ein Teil des Rudels, ein Teil der Familie. Sie zu verlieren würde das ganze Rudel schwächen, auch wenn es die anderen nicht sehen würden.
    Es war auch nicht ihre Aufgabe diese Dinge zu erkennen. Elise tat es und deswegen stritt sie nicht mit Ryan, sondern hoffte, dass er Recht behielt.
    Dieses Gefühl trug Spuren, die über ihren Instinkt hinausgingen. Elise fühlte das deutlich und erinnerte sich daran, wie sie und Gerry darüber gesprochen hatten, dass sich etwas veränderte. Elise glaubte längst, dass es sich dabei nicht nur um ihr Revier handelte und das wenige Essen, dass sie erbeutet hatten.
    Da war mehr. Viel mehr hinter allem, als sie je gewusst oder geahnt hätten.
    Es war sicher besser, dass sie sich noch nicht jetzt damit näher befassten, denn im Augenblick konnten sie und Gerry es sich nicht erlauben verwirrt zu sein. Die anderen würden jede Unsicherheit, jeden Zweifel spüren und sogleich auf sich selbst beziehen. Das Gefüge musste an Stabilität gewinnen, wenn sie vor hatten weiter zu gehen.
    Es war nicht sicher, dass sie noch weiteren Gefahren ausgesetzt würden und sollte es dazu kommen, war es wichtig, dass sie keine Furcht hatten. Furcht machte schwach, machte panisch und kopflos. Kopflos starb man schneller. Eine einfache Gleichheit der Natur und als Anführer waren Gerry und sie sich dem durchaus bewusst. Die anderen mussten von ihrer beider Ruhe und Stärke profitieren.
    So wie das Rudel hoffentlich von Ryans Intelligenz profitieren. Er hatte den Mechanismus einmal verstanden und benutzen können, warum sollte es nicht wieder klappen?
    Elise vertraute darauf und wandte ihre Aufmerksamkeit umgehend auf Gerry, ohne Ryan weiter zu beachten, der sich der aufgetragenen Aufgabe sofort annahm.
    “Durchsuchen wir den Raum.“ , befahl Gerry ihr, Logan und Keith, der sich zu ihnen gestellt hatte. Jetzt da es Tyleet offensichtlich soweit besser ging, dass sie bei Bewusstsein war, war er bereit ihnen zu helfen. Nur Charly saß noch immer bei Torquil und Elise glaubte in deren Miene zu erkennen, dass sie nicht dazu zu bewegen wäre, von seiner Seite zu weichen.
    Gut. Sollte sie diejenige sein, die auf die Schwächsten Acht gab, während alle anderen sich um das Weiterkommen bemühten. Es musste jemand da sein, der Torquil und Tyleet Kraft gab, ihnen die Situation erklärte und ein Auge darauf hatte, ob Sorchas Zustand sich änderte. Sie alle wussten nicht, was es gewesen war, dass sie verletzt hatte. Der Angriff war so schnell gewesen und die Waffe mit der sie verletzt worden war, wirkte auf Elise klein und unbekannt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie die kraft besaß zu töten und doch hatte sich Elise die Spritze nicht näher angesehen. Sorchas Zustand war nicht zu leugnen und hatte sicher nicht damit etwas zu tun, das sie kein vollwertiges, integriertes Mitglied des Rudels war.
    Während Charly also bei Torquil wachte und Ryan versuchte die Tür zu öffnen, durchsuchten sie, Gerry, Keith und Logan das Labor. Alles was nützlich wirkte oder unbekannt, trugen die Wölfe in der Mitte des Raumes auf den breiten Tischen zusammen.
    Gerry beschäftigte sich damit zu entscheiden was sie mitnehmen würden, was unnütz war und hier blieb, während Logan schwarze Rucksäcke fand und diese zum Befüllen neben Gerry stellte, der gleich damit begann und so wenig zeit verschwendete.
    Der Tisch räumte sich schnell, die drei Rucksäcke füllten sich dagegen schnell. Ein paar Unterlagen, Medikamente und Verbandsmaterial. Keith stolperte sogar über Proviant.
    Sie wandten sich anschließend wieder Ryan zu.
    Dem Erfolg nahe, offenbarte sich hinter der Tür, die die Männer mit großer Anstrengung geöffnet hatten eine Metallplatte, die vorher nicht da gewesen war. Sicher hatten die Männer, die mit den beiden Frauen verschwunden waren, eine Art Sicherheitstür verriegelt.
    Elise glaubte nicht daran, dass man sie würde öffnen können. Es war eine Intuition, die sie sich abwenden ließ, von den Bemühungen, die Logan darin investierte, sie zu zerstören.
    Wenn dies ein so wichtiger Ort war, indem so viele Medikamente aufbewahrt wurden und die drei Männer offensichtlich bestrebt gewesen waren die Frauen zu retten, als seien sie bedeutend oder wichtig, obwohl sie offensichtlich nicht zu einem Rudel gehörten, denn es hatte keine Rudelstruktur gegeben, die logisch erschien, dann musste dieser Raum einen zweiten Ausgang bieten, denn die Frauen jedoch alleine hätten nicht betätigen können, weil sie entweder nichts von ihm gewusst hatten, oder aber zu schwach gewesen wären, ihn zu öffnen.
    Vielleicht hätten sie es auch nicht gekonnt, ohne das es ihnen aufgefallen wäre.
    Aufmerksam suchten ihre Augen nach einem Anhaltspunkt, nach allem das ihr auffiel und merkwürdig vorkam.
    Das war gar nicht so einfach, denn die ganze Umgebung war fremd und unnatürlich. Es dauerte dementsprechend lange, aber als sie es entdeckte, glaubte Elise sicher, den Weg hinaus gefunden zu haben.
    Da war eine Erhebung hinter dem breiten Schrank, indem sie ein Haufen Akten gefunden hatten, die ihnen nichts sagten. Keiner von ihnen hatte das bisher bemerkt, aber Elise Auge fiel ihm Nachdenken darauf und ohne etwas zu sagen, lief sie zu dem Schrank, um ihn ein Stück von der Wand zu bewegen.
    Dieser war jedoch so schwer, dass sie ihn kaum hervorziehen konnte. Sie rief nach Gerry, der sofort zu ihr kam. Ohne ihm viel zu erklären, bewegten sie beide, unterstützt von Logan den Schrank etwas von der Wand weg. Doch selbst zu dritt konnten sie ihn nicht gänzlich von der Stelle bewegen, was Gerry ein Knurren entlockte, das wütend und unzufrieden klang. Sie waren es nicht gewohnt mit Dingen zu hantieren, die ihnen unbekannt und weit überlegen waren, ohne auszustrahlen feindlich gesinnt zu sein.
    Elise sah ruhig zu ihrem Gefährten, dann deutete sie an, dass der Spalt groß genug war, dass sie sich mit ihrer schmalen Statur dahinter zwängen konnte.
    Sie sprach es nicht aus, aber ihre Augen forderten ihren Partner dazu auf, ihr zu vertrauen, dann begann sie ihr Vorhaben und verschwand dicht an die Wand gepresst, den Kopf gerade haltend, hinter dem Aktenschrank.
    Elise atmete so flach es ihr möglich war und bedankte sich still, dass sie nicht schwanger war, so wie Tyleet. In einem solchen Zustand wäre das Risiko zu groß gewesen, aber es war klar, dass sie die einzige war, der es möglich war hinter diese Lücke des Schrankes zu klettern.
    An der Wand entlang rutschte sie zielstrebig, wenn auch langsam weiter. Die Luft war stickig und eng, je weiter sie in die Enge voran kletterte und ihr brach der Schweiß aus, auch wenn ihr Instinkt ihr versicherte, es drohte keine Gefahr und es gab nichts zu befürchten.
    Endlich hatte sie die Erhebung verlassen. Die Wand sackte kurzzeitig ab und tatsächlich war da ein kleiner Schalter. Sobald Elise, die nicht zögerte, diesen betätigte öffnete sich in der Wand ein Eingang, den sie vorher nicht gesehen hatte. Er war so gut getarnt gewesen, dass man ihn mit dem bloßen Auge hätte nicht sehen können.
    „Ich habe einen Weg raus gefunden!” , rief sie laut und deutlich in Richtung der anderen, damit sie sie auch hören konnten. „Hier ist ein Weg. Ihr müsst versuchen den Schrank von der Wand abzuziehen und …“
    Elise hatte nicht damit gerechnet und ihre Worte wurden von einem überraschten Luft holen unterbrochen und einem kurzen, erschrockenen Schrei der mehr der Überraschung glich anstatt Angst oder Schmerz.
    Der Eingang, der in völliger Dunkelheit lag, hatte nicht offenbart, dass der Weg glatt wie Eis war und direkt abwärts führte, so dass sie ohne Halt zu finden immer weiter hinabrutschte.
    Es kam ihr ewig vor, doch als der Weg abrupt endete, fiel sie ein kleines Stück zu Boden, stolperte vom Schwung des Falles auslaufend in die Dunkelheit vorwärts und blieb dann stehen.
    Ihre Instinkte verrieten ihr, dass sie in fremdem Gelände war. Aber es schien keine Gefahr zu geben, nur schlichte Dunkelheit in der sie rein gar nicht sehen konnte. Sie war jedoch unverletzt geblieben.
    Elise drehte sich in die Richtung aus der sie gefallen war und rief laut nach Gerry, aber sie bekam keine Antwort.
    Angst fühlte sie keine. Sie war sich sicher, dass die anderen einen Weg fanden zu ihr zu kommen. Und da dies der einzige Weg aus dem Labor gewesen war, gab es nichts, dass sie bereuen sollten. Wenn sie weiter ziehen und überleben wollten, müssten sie die Dunkelheit überwinden und einen Weg in diesem fremden Gelände finden, um gemeinsam durchzukommen.
    Unruhig auf der Stelle tretend begann Elise zu warten.


    tbc: Gefahrenbereich I



    Re: Labor: Rhylee / Nevren

    Gerry - 10.11.2009, 23:04


    Das Knurren Gerrys hing noch immer in seiner Kehle und wollte nicht weichen. Auch wenn es nicht anschwoll, so hegte er doch dem Schrank gegenüber einen gewissen Groll. Denn er war so schwer zu bewegen, dass selbst drei Wölfe des Rudels vergebens daran geruckt hatten.
    Allerdings war die Gefahr in diesem Gefängnis so deutlich in der Luft zu wittern, dass jeder Ausgang eine Möglichkeit war, zu entkommen. Deswegen akzeptierte Gerry den Weg, den das Alphaweibchen einschlug. Elise drückte sich zwischen Wand und Schrank durch den schmalen Spalt und verschwand in der Dunkelheit. Angespannt beobachtete Gerry die Dunkelheit. Aber konzentrierter noch hörte er zu. Denn sein Gehör verriet all das, was seine Augen nicht wahrnehmen konnten.
    Ob es ein Ausweg war……
    Erst Elise Worte lösten Erleichterung aus. Sie hatte einen weg heraus gefunden, rief sie und keiner im Raum hätte es nicht hören können. Gerry witterte die Freude, die plötzlich die Luft erfüllte. Selbst mit so vielen Verwundeten im Rudel.
    „Hier ist ein Weg. Ihr müsst versuchen den Schrank von der Wand abzuziehen und …“
    Gerrys Ohren zuckten nervös. Denn nach dem die Worte des Alphaweibchens abgebrochen waren, schallte der erschreckte Schrei dumpf zwischen der Wand und dem Schrank. Keiner hatte es überhört.
    Auch wenn Gerry nicht hätte sagen können, was passiert war. Er spürte, dass Elise nicht mehr da war, wo sie gestanden hatte. Aus einem Moment hilfloser Starre entwickelte sich ein Ruck, der durch Gerrys muskulösen Körper fuhr und ihn nach vorn trieb.
    “ELISE!“, schrie er fordernd. Eine Antwort blieb aus. Gerry musste nicht viele Kräfte sammeln. Er griff zwischen Schrank und Wand und zog unter voller Anspannung an dem unverrückbaren Gewicht. Als der erste Versuch scheiterte, setzte Gerry verbissen zu einem zweiten an. Dann halfen ihm weitere Hände.
    Nachdem der Spalt groß genug für einen Mann war, schob sich Keith in die Lücke und drückte gegen den Schrank, während Logan, Gerry und Ryan mit vereinten Kräften daran zogen. Das Knurren, dass sich bei diesem Anwenden purer Gewalt aufschaukelte, kam aus vier verschiedenen Kehlen, verband sich dennoch zu einem Gleichklang, mit dem das Rudel dem Unmöglichen trotzte.
    Den Schrank mussten sie soweit fort schieben, dass er dahinter passen würde. Er musste wissen, was mit ihr geschehen war. Bestimmt hatte sie einen Weg gefunden. Er vertraute auf Elise Instinkte, als wären es seine eigenen.
    Sobald der Schrank weit genug weggeschoben war, sah Keith als Erster nach. Währenddessen verschnauften die drei Wölfe, die über ihre Kräfte hinaus gearbeitet hatten. Er kam zurück und berichtete von dem schwarzen Tunnel, der ins Ungewisse führte.
    Gerry sah sich das Ganze an. Er rief nach Elise, erhielt aber keine Antwort. Seine erste Intuition war, sofort hinterher zu springen. Aber als Führer des Rudels konnte er das nicht so einfach tun. Er kam aus dem schmalen Gang und besprach sich mit den Wölfen. Torquil und Tyleet waren verletzt. Sorcha war noch immer nicht aufgewacht.
    “Wir müssen jetzt gehen.“, gab Ryan zu bedenken. Er knurrte unbehaglich. Gerry stimmte ihm zu und Keith fasste es noch mal deutlich zusammen.
    “Wenn wir jetzt nicht gehen, sterben wir hier.“
    In Logans Augen konnte Gerry sehen, dass ihm die Ungewissheit am Wenigsten behagte. Ob er diesem inneren Gefühl, dass in ihnen allen herrschte Herr werden konnte?
    Es wäre eine Prüfung für sie alle.
    Aber Gerry war entschlossen, sie alle durchzubringen. Er besprach den Plan mit allen. Er war knapp, aber präzise. Wie immer.
    “Ich gehe zuerst. Werde sehen, was ich machen kann da unten. Nach fünf Minuten geht der Nächste, Keith. Dann schickt ihr Tyleet, danach Charly. Dann Torquil.“
    Ryan unterbrach ihn. “Ich gehe zum Schluss. Lass Logan unten warten.“
    Gerry nickte zustimmend. “Dann kommt Logan, Sorcha und zum Schluss Ryan.“
    Gerry sah in die Runde seiner Wölfe. “Ich weiß nicht, was uns erwartet. Aber egal, was da unten geschieht. Wir bleiben zusammen! Verstanden?!“
    Dann nahm Gerry sich einen der Rucksäcke. Einen Abschied gab es nicht. Der Gang zu der Röhre, in die er springen würde, war still. Ein Weg, den jeder für sich ging. Dennoch hatte er keine Angst davor. Weder vor der Ungewissheit, noch vor dem Tod.
    Nachdem er über den Rand gerutscht war, folgte eine minutenlange Rutschfahrt, mal steiler, mal flacher, aber immer schnell genug, dass er in Fahrt blieb. Die Dunkelheit stockte unerwartet und einen Moment später befand Gerry sich in der Luft, fiel ein stück und stolperte. Seine Instinkte fingen ihn taumelnd ab. Das erste, was in seine Nase stieg, war ein Vertrauter Geruch. Sofort drehte sein Kopf sich in Elise Richtung. Plötzlich überkam ihn ein heftiges Verlangen. Er lief auf Elise zu, zog sie zu sich und fasste sie in einer zu festen Umarmung. Sein Kuss war heftig und rücksichtslos. Dennoch entwickelte sich ein Prickeln zwischen ihnen beiden, ohne dass sie ein Wort verlieren mussten.
    Bevor Gerry diese Handlung hätte einordnen können, hörte er das Rutschen des Nächsten, der sich bald hier befinden würde.
    Es war Keith, der aus der Röhre gefallen kam und in einem überraschten Aufschrei mit allen vieren auf dem Boden landete.
    Er stand auf, ein Laut der Erleichterung ausrufend. Dabei putzte er sich die Hände ab.
    “Elise!“, stellte er zufrieden fest, dass sie auch hier war. Gerry erzählte Elise von den Anweisungen. So waren sei darauf vorbereitet, als auch Tyleet herunter rutschte und dank der Arme, die sie auffingen nicht fiel.
    Gerry überließ es Keith, sich um sie zu kümmern.
    Elise und er fingen auch Charly ab. Dann folgte Torquil, bei dem sie weniger Glück hatten. Aber der Wolf trug die Schmerzen mit Fassung. Er schleppte sich zu einer Wand und gab schon vor, es würde besser um ihn stehen. Charly kümmerte sich sofort um ihn. Dagegen wollte Keith nun helfen, wenn Logan und danach Sorcha kämen. Gerry erfuhr von Torquil, dass sie noch immer bewusstlos war.
    Das war nicht gut.
    Aber anstatt, dass er sich darum Sorgen machen musste, kam im nächsten Rutsch nicht nur Logan. Er hatte Sorcha vor sich genommen und hatte sie den Weg über festgehalten. Durch Gerry, Elise und Keith wurde verhindert, das Logan samt Sorcha vornüber fiel, sondern das Rudel in einem Gewirr aus den umgerissenen Wölfen auf dem Boden lag.
    “Alle in Ordnung?“, fragte Gerry, der sich aufgerappelt hatte.
    Elise nickte, auch Keith und Logan stimmten ohne Worte aber mit Gesten zu. Gerade, als Gerry ansetzen wollte, zu fragen, wo Ryan bliebe, stöhnte Sorcha leise. Das Lebenszeichen überraschte sie alle und so hockten sich Gerry und Logan zu der Wölfin, die ganz langsam zu sich kam. Ihre Augen waren glasig dun sie glühte förmlich.
    Ihr Atem war flach, doch sie war am Leben.
    Als das festgestellt war, gab Gerry Keith und Tyleet die Aufgabe, sich um Sorcha zu kümmern. Sie sollten sie überwachen, während Logan, Gerry und Elise auf Ryan warteten.
    Bevor Gerry den Satz beenden konnte, gab es weit entfernt eine Explosion. Die Erde bebte unter den Sohlen der Wölfe und knurrend und schnaubend spannten sich alle Wölfe an, um bei unbekannter Gefahr sofort zu reagieren. Kleine Teile lösten sich von der Decke und aus dem Tunnel, den sie herunter gerutscht waren grollte es tosend.
    Gerry konnte nicht sagen, ob es nur die Explosion war oder ob der Donner davon rührte, dass der Tunnel eingestürzt war.
    Der Augenblick des Schweigens zwischen den Wölfen war unendlich lang. Alle ahnten, was keiner aussprach. Das Beben war längst verebbt. Es war so still, dass Torquils schwerer Atem das einzige Geräusch in der Dunkelheit war.
    Gerade, als Gerry ansetzen wollte, etwas zu sagen, verpuffte aus dem Ende des Tunnels eine riesige Staubwolke. Die schleuderte nicht nur kleine Steinchen mit sich, sondern auch den letzten Wolf des Rudels, der hustend auf den Boden flog. Untypisch unelegant hatte Ryan die Landung vollführt. Aber das Husten des Wolfs zeigte deutlich, er lebte, wenn auch weit dreckiger, als die anderen.
    Gerry rieb sich die Augen, denn die Staubwolke reizte sie. Er wartete aber nicht, bis sich der Staub gelegt hatte, sondern half zusammen mit Logan auch Ryan auf.
    “Das war knapp.“, knurrte der ehrfürchtig. Gerry schlug ihm auf die Schulter. “Beeil dich das nächste Mal!“ Ryan nickte knurrend und putzte sich den staub von der Kleidung. Logan sprach mit ihm über die Explosion. Auch Keith hörte dem Gespräch zu. Gerry ging unterdessen zu Elise und blickte nachdenklich zu ihr. Die Explosion hatte einen Mechanismus ausgelöst, der den Tunnel in mattes Licht tauchte, so dass sie mehr als nur die Konturen der anderen erkennen konnten.
    “Das war hoffentlich die erste und letzte Explosion.“ Dabei sah er erneut zu der Alphawölfin. Zufrieden, dass sie es geschafft hatten lag doch eine unbestimmte Frage in seinen Zügen.
    “Wir müssen weiter gehen. Noch sind wir nicht in Sicherheit.“ Er spürte es. Aber wie viel konnten sie dem Rudel noch zumuten?!


    tbc für Rudel Gangsystem Bunkeranlage



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Exon

    Hope und Trevors Quartier - gepostet von Trevor am Sonntag 17.08.2008
    Labor: Rhylee / Nevren - gepostet von Tyleet am Sonntag 07.09.2008



    Ähnliche Beiträge wie "Labor: Rhylee / Nevren"

    Der Gangbang2007 ist online! - chrise (Sonntag 27.05.2007)
    Bin Online - Admin-Ätchen (Dienstag 20.03.2007)
    Weitere Online-Games - -onkelz- (Sonntag 15.01.2006)
    Wer ist heute online? - Chris Larabee (Dienstag 24.01.2006)
    Endlich online!! - Angelika (Sonntag 05.08.2007)
    online spiele - jediman (Sonntag 08.05.2005)
    Was macht die Online Version - TruckerBenjamin (Sonntag 19.08.2007)
    Neue Bereiche Online - joddii (Dienstag 01.03.2005)
    Einladungen Online gestalten ?? - Kerstin (Sonntag 06.08.2006)
    Forum online! - Achaon (Donnerstag 17.05.2007)