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Swift, Graham - Letzte Runde




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Swift, Graham - Letzte Runde

Beitragvon marilu » 07.09.2008, 16:37

Originaltitel: Last Orders

--> Booker-Preisträger 1996


Inhalt:

Graham Swift stellt dem Leser eine Stammtischrunde vor: Ray, Vic und Lenny sitzen in ihrem Pub und warten auf Vince, den Adoptivsohn ihres kürzlich verstorbenen Freundes Jack Dodds. Die vier Männer bereiten sich auf eine Reise nach Margate (einem Küstenort am Ärmelkanal) vor, um den letzten Wunsch ihres Freundes zu erfüllen und dort seine Asche zu verstreuen.

Bald erfährt man, dass Jack seine Schlachterei aufgeben und in Margate ein neues Leben mit seiner Frau Amy beginnen wollte. Doch dazu kommt es nun aufgrund seines plötzlichen Ablebens nicht mehr. Was steckte hinter dem Wunsch, das Leben nach über 40 Jahren Routine so drastisch zu ändern? Nicht nur seine Freunde grübeln darüber nach. Durch Jacks Tod sind sie alle mit ihrer Unsterblichkeit konfrontiert - insbesondere "Jacks" Vince, der seine Beziehung zum Vater ohne dessen Anwesenheit neu sortieren muss.



Meine Meinung:


Während der Reise passiert nicht viel. Jeder der Freunde bleibt hauptsächlich mit seinen Gedanken allein, doch dem Leser erschließt sich aus den unterschiedlichen Gedankensträngen und Erinnerungen ein detailliertes Bild einer Freundschaft. Der Ton ist verständlicherweise melancholisch. Jack Dodds schwebt über allem, ist er doch über die Jahre mit ihnen verbunden gewesen. Wie in allen Freundschaften entdeckt der Leser bald auch viele unabgeschlossene Enden. Dass Jacks Frau Amy auch zu Wort kommt, die die "Reisegesellschaft" nicht begleitet, rundet das Bild zusätzlich ab.

Ein ruhiges und unspektakuläres Buch, das in der Londoner Arbeiterklasse verankert ist, aber interessierten Lesern eine warmherzige Geschichte erzählt. Was es als Gewinner des "Man Booker Prize" auszeichnet, hat sich mir nicht völlig erschlossen (zumal ich nicht weiß, gegen wen sich Swift 1996 durchzusetzen hatte). Kapitelweise war ich wie gefesselt, nur um wenige Seiten später Pausen einzulegen. Fans von Roddy Doyle (The Commitments) werden "Last Orders" wohl mögen. Insgesamt betrachte ich es recht positiv, hatte mir aber mehr versprochen.

:stern: :stern: :stern:

Bild

PS: Ich habe den Roman auf englisch gelesen und eben erst gesehen, dass er im Deutschen momentan vergriffen ist. Trotzdem hier ein Link zur Taschenbuchausgabe:

Bild

Außerdem ist der Roman mit erstklassiger Besetzung verfilmt worden: Bild
Ich vermute, dass mir die visuelle Umsetzung besser gefallen wird. Während des Lesens hatte ich permanent das Gefühl: das hier schreit nach Verfilmung! Bei Gelegenheit werde ich mir die DVD sicher besorgen und meine Eindrücke dann im entsprechenden Thread posten.
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