Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

Untitled
Verfügbare Informationen zu "Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: The_Bone - Dorian - Absolutist - Anonymous - onlyagame - Wanderlei Silva
  • Forenurl: Klick
  • aus dem Unterforum: News
  • Antworten: 9
  • Forum gestartet am: Freitag 11.02.2005
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?
  • Letzte Antwort: vor 18 Jahren, 5 Monaten, 14 Tagen, 22 Stunden, 54 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?"

    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    The_Bone - 22.10.2005, 00:49

    Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?
    Hier ein Artikel, recht reißerisch geschrieben, aber dennoch faktenreich:
    Quelle: http://www.merkur.bonnet.de/aktuell/la/wiss_033401.html

    "Er wird attackiert und bedroht. Doch Friedrich Unterharnscheidt will nur eines: beweisen, wie gefährlich es ist, wenn Fäuste auf Gehirne zielen.

    "Mit einem nassen Handtuch werden wir dich erschlagen“, „Bald kannst du deine eigene weiche Birne untersuchen“ – dergleichen gepfefferte Drohungen werden Friedrich Unterharnscheidt wie früher auch jetzt wieder erreichen, in Telefonaten und Briefen, natürlich anonym. Anlass gibt sein neues Buch, das gerade in den USA erschienen ist: „Boxing – Medical Aspects“.
    Kühl und sachlich erklärt der 77-jährige Wissenschaftler in diesem enzyklopädischen Werk, dass und wie die Faustkampfhelden, ob Profis oder Amateure, sich irreparable Gehinschäden zuziehen und die schlagtrunkenden Invaliden von morgen sein werden. Doch TV-Bosse, Veranstalter, Manager und Ringgladiatoren, die mit einem einzigen hochgepuschten Medienspektakel leicht Hunderte von Millionen Dollar Profit einstreichen, lassen sich nicht gern ihr Geschäft verderben, auch nicht von diesem älteren Herrn im weißen Kittel. Der sieht deren unakademische Reaktionen auf seine Forschungsergebnisse eher amüsiert als verängstigt. Er ist Nackenschläge gewohnt.

    Ein Physiker ist dabei

    Vor fast einem halben Jahrhundert begann der Psychiater und Neurologe Unterharnscheidt zusammen mit seinem Freund Karl Sellier, einem Gerichtsmediziner und Physiker, an der Universitätsklinik in Bonn die Schwellenbereiche für Gehirnerschütterungen exakt zu untersuchen und zu definieren. Viele Kollegen belächelten die noch nie praktizierte Kombination von Physik und Medizin der beiden. So nahmen sie auch nicht die komplexen Tierversuche ernst, bei denen die Gehirne nicht nur sofort nach einem Aufprall oder Stoß analysiert wurden, sondern auch noch Wochen und Monate danach – und darauf kam es an.

    „Damals wurden unsere Forschungen als törichte Verschwendung von Zeit und Geld deklassiert“, erinnert sich Unterharnscheidt. Als die beiden Außenseiter jedoch 1963 das Ergebnis ihrer Arbeiten unter dem Titel „Mechanik und Pathomorphologie der Gehirnschäden nach stumpfer Gewalteinwirkung auf den Schädel“ veröffentlichten und Unterharnscheidt noch im gleichen Jahr die Monografie „Die gedeckten Schäden des Gehirns“ hinterherschickte, reagierte die medizinische Fachwelt mit einem friedlichen Schlagabtausch aus Überraschung, Verblüffung und sogar aus Anerkennung.

    Auf einen einfachen Nenner gebracht, bewiesen Sellier und Unterharnscheidt, dass nicht nur die so genannten scharfen oder offenen Gewalteinwirkungen durch Stürze und Schüsse dauerhafte Gehirnschäden hervorrufen, sondern auch stumpfe Gewalteinwirkungen von geringerer Stoßkraft, sobald sich diese multiplizieren.

    Während solche Erkenntnisse zunächst meist vorrangig für die Diagnose und Therapie von Kriegs-, Verkehrs- und Berufsunfallopfern sowie Epileptikern formuliert wurden, bezogen Sellier und Unterharnscheidt auch Athleten ein. „Sportler erleiden oft wiederholte stumpfe Gewalteinwirkungen auf den Schädel, etwa Amateur- und Profiboxer“, erklärten sie. „Ein guter Mittelgewichts- bis Schwergewichtsboxer kann in eine nach allen Regeln der Kunst geschlagene rechte Gerade etwa eine Geschwindigkeit von acht bis zehn Meter pro Sekunde legen. Dieses Tempo kann dem getroffenen Schädel eine solche Beschleunigung geben, dass eine Commotio cerebri (Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit) möglich ist.“

    Anfang der sechziger Jahre diskutierten Fach- und Tagespresse immer wieder über gefährliche, manchmal auch tödlich endende Boxkämpfe. Doch Angaben darüber, in welchem Maß größere Gruppen von Amateur- und Berufsboxern Schäden erlitten hatten, gab es nicht. Die Boxverbände hatten nur Hohn, Häme und Verdrängung für die übrig, die Genaueres wissen wollten.

    Doch Unterharnscheidt, inzwischen Privatdozent für Neurologie und Psychiatrie, ließ das Phänomen Boxen und dessen Risiken zeitlebens nicht mehr los. Heute, 40 Jahre später, nach einer Karriere in den USA, einer Hand voll wichtiger Fachbücher und Hunderten von wissenschaftlichen Aufsätzen, hat er mit den fast 800 Seiten über „Boxing – Medical Aspects“ sein Lebenswerk vorgelegt. Es ist freilich erst der Auftakt einer Trilogie. „Die Geschichte des Boxens“ und „Boxen – die juristischen Perspektiven“ sind in Vorbereitung.

    Unterharnscheidts Darstellung, vom Autor selbstironisch als „ziemlich teutonisch“ bezeichnet, reicht von der Mechanik des Schlagens und der Fülle möglicher Boxverletzungen (einschließlich Augen, Gehör, Gelenke, innere Organe) über klinische Erkenntnisse und Beispiele gehirngeschädigter Boxer (von Bubi Scholz bis Muhammad Ali) über Ringregeln und das Repertoire verbotener Schläge bis hin zu einer Analyse der Zuschauer. Komplettiert wird das Buch durch mehrere hundert Grafiken, Zeichnungen, Statistiken, Röntgenaufnahmen und Fotos.

    Das Ästhetische am Kampf

    Sie allein könnten genügen, Boxen als legale Form des Tötens zu bezeichnen. So geschah es Anfang Mai 2003, dass das Landgericht Patras den griechischen Mittelgewichtler Tassos Berdesis wegen Totschlags im Ring zu drei Jahren Haft – jedoch auf Bewährung – verurteilte. Doch im Publikum gibt es oft ganz andere Urteile: Das Boxen sei eine archaische und durchaus ästhetische Form des Kämpfens, heißt es dort, mit taktischen Herausforderungen, immenser Kondition, viel Spannung, einer bunten, schillernden Szene und der großen Chance, sich mit nationalen Helden zu identifizieren.

    „Es gibt wahrscheinlich kein umstritteneres, schwieriger definierbares und leichter entflammbares Thema als die Frage nach dem relativen Wert und den Risiken des Boxens“, stellt Unterharnscheidt in der Einleitung seines Buches fest. „Immer wenn ein Boxer im Ring getötet wird, wird die öffentliche Debatte neu entfacht. Regierungsbehörden und Sportverbände diskutieren unentwegt Mittel und Wege, Boxen sicherer zu machen, oder die Frage, ob es überhaupt verboten werden soll.“ Weiter schreibt er: „Die Mehrheit der Mediziner ist der übereinstimmenden Meinung, dass Boxen gesundheitsschädigende und tödliche Verletzungen zur Folge haben kann. Damit allerdings endet die gemeinsame Position.“
    (Anm. von mir: wohlgemerkt: "..der übereinstimmenden Meinung, dass Boxen gesundheitsschädigende Verletzungen zur Folge haben KANN")

    Unterharnscheidt, seit 1974 amerikanischer Staatsbürger und nach eigener Überzeugung ein „Dinosaurier der Gehirnforschung“, lebt heute in Lexington, Kentucky, nur eine gute Autostunde vom Geburtsort Muhammad Alis entfernt. Ali, die lebende Legende des Boxsports, ist für Unterharnscheidt „das beste Beispiel“ für seine These, dass zu viele Schläge auf den Kopf nicht ohne verheerende Folgen bleiben. „Tatsache ist, dass Ali an einem traumatischen Parkinsonismus leidet, was immer die Dementierer behaupten mögen.“

    Anders, als man es nach solchen Ausführungen erwarten sollte, stellen Friedrich Unterharnscheidt und seine Frau Julia, eine Anwältin, im Schlusswort zu ihrem eindrucksvollen Nach-Schlage-Werk fest: „Es ist nicht unsere Absicht, darüber zu theoretisieren, ob es Boxen in seiner derzeitigen Form geben soll oder nicht. Doch alle Entscheidungen sollten unter Berücksichtigung der medizinischen Tatsachen getroffen werden. Wir haben nur das gesamte verfügbare medizinische Beweismaterial zwischen zwei Buchdeckel gepackt, für alle diejenigen, die ernstlich daran interessiert sind, welche gesundheitlichen Auswirkungen das Boxen hat.“

    Schäden für immer

    Im Detail liest sich das so: „Jahrzehnte wissenschaftlichen Forschens und Beobachtens haben uns zur uneingeschränkten Überzeugung gebracht, dass klare Kopftreffer und Zusammenstöße pathologische Veränderungen in der Gehirnmasse hervorrufen. Wir können an dieser zuverlässig gesicherten Tatsache wenig ändern. Wenn dem Gehirn Schaden zugefügt ist, kann der Mediziner nur die Auswirkungen mildern, meistens mit unbefriedigendem Resultat. Die Verletzung der Zellenstrukturen im Gehirn und seines Kreislaufsystems kann nicht rückgängig gemacht werden. Der einzige sichere Weg, Gehirnschäden zu vermeiden, ist, vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet, das Trauma zu vermeiden, das die Schäden verursacht.“

    Die Diskussion um die von Jack London und Ernest Hemingway heroisierte und von Joe Louis, Max Schmeling und Sugar Ray Robinson popularisierte „noble Art der Selbstverteidigung“, die Mike Tyson und Don King auf ihre Weise diskreditierten, wird durch Unterharnscheidts Box-Opus erneut entfacht werden. Es bleibt zu hoffen, dass seine eindringliche Warnung nicht weiter unter den Ringbelag gekehrt wird – und dass seinen Kritikern mehr einfällt als finstere Drohungen dieses Stils: „Wir nehmen dich in der Luft auseinander, du Spinner.“

    Das Buch Boxing – Medical Aspects von Friedrich J. Unterharnscheidt und Julia Taylor-Unterharnscheidt ist im Verlag Elsevier Science/Academic Press (San Diego, Kalifornien) erschienen. Es umfasst 796 Seiten und kostet 195 US-Dollar"

    Interessanter Artikel - um hervorzuheben: Es geht hier vorrangig um Amateur und Profi-Kämpfer. Um einschätzen zu können, wie gesundheitsschädlich etwa die Kopftreffer bei (mehr oder minder) lockeren Sparringskämpfen sind, müsste man wohl das Buch kaufen, was mir persönlich aber mit 195 Dollar ein wenig zu teuer ist :wink:



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    Dorian - 22.10.2005, 08:16


    bedenkenswerter artikel!



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    The_Bone - 23.10.2005, 20:26


    hat nur wohl sonst noch keiner gelesen :roll:



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    Dorian - 25.10.2005, 18:04


    The_Bone hat folgendes geschrieben:hat nur wohl sonst noch keiner gelesen :roll:

    mach dir nichts draus. bekomme hier auch öfters auf postings, wo ich mir antworten irgendeiner art erwartet hätte, keinerlei reaktionen.
    tja, wir leben halt in österreich.....:
    lesen, hinnehmen, schweigen.....



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    Absolutist - 28.10.2005, 02:01


    danke für den artikel

    meines erachtens haben regelmässige sparringskämpfe ungefähr das selbe gefahrenpotenzial längerfrister gehirnschäden wie kopfballstösse im amateurfussball

    hinsichtlich der stumpfen gewalteinwirkung auf den schädel, sprich schläge... ist es besser mit dem schlag zu gehen (dämpfen) oder sich einen stiernacken anzutrainieren?

    bye



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    Anonymous - 02.11.2005, 15:29


    hey hab den thread garnicht gesehen.jetzt weis ich aber bescheid. danke :)



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    onlyagame - 02.11.2005, 15:40


    ich war gast :oops:



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    Wanderlei Silva - 03.11.2005, 03:42


    onlyagame hat folgendes geschrieben:ich war gast :oops:

    Warum benutzt ihr nicht die automatisch einloggen Funktion?

    Auch wenns im Netzcafe seits, is das egal, weil is ja nicht so das unser Forum so super bekannt ist.......



    Re: Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?

    onlyagame - 08.11.2005, 15:39


    hab ich doch nu :))



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Untitled

    Der große Diktator - gepostet von The_Bone am Dienstag 03.10.2006
    an viperxl: thaiboxen im foxgym - gepostet von thundercat am Freitag 19.05.2006
    Bearfights - gepostet von Schwerthase am Samstag 02.12.2006
    deutscher Ringer querschnittgelähmt - gepostet von Schwerthase am Donnerstag 05.10.2006
    Butter vs. Margarine - gepostet von Ralf am Freitag 15.06.2007
    Extrem viele Downloadmöglichkeiten! - gepostet von Nixon am Dienstag 06.02.2007
    schnuppertraining? - gepostet von splinter am Samstag 28.10.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Wie gesundheitsschädlich ist Boxen?"

    Boxen ausmisten, pferde putzen,... - hafi100 (Freitag 16.02.2007)
    Was schallt aus euren Boxen....? - Hector (Montag 29.01.2007)
    Alira's Boxen - Zoey (Freitag 15.06.2007)
    Boxen - Standard (Samstag 31.03.2007)
    Boxen,Krafttraining und Creatin - ironmike (Mittwoch 23.05.2007)
    Rechst neue Boxen - JOinTT (Sonntag 06.05.2007)
    Autoradio und Boxen funktionieren nicht richtig... - Petra M. (Mittwoch 11.04.2007)
    Boxen - Krümel (Mittwoch 24.01.2007)
    Boxen und Putzen - Jasmine (Freitag 22.09.2006)
    Was schallt aus den Boxen? - Die Erste! - TeRroRDarliNg (Donnerstag 21.07.2005)