Asen

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    Re: Asen

    Frederic Grenouille - 08.08.2007, 17:35

    Asen
    Präludium - Teil 1: Der Eindringling

    Im Blätterdach des alten Waldes raschelte es ein wenig. Der Wind tollte ein wenig durch die grüne Decke, dann jedoch ließ er von ihr ab und die alte, majestätische Stille trat wieder ein, nur unterbrochen von den Tätigkeiten des nachtaktiven Getiers, das in ihm hauste. Die Bäume waren allesamt grün und gesund, kein einziger Kranker oder Schwacher war zu sehen. Der Boden war dunkel und duftete reif, wenn man ihn zwischen den Fingern zerrieb. Sogar das Gras und das Moos hier wirkten kräftig, als würde ein seltsamer Zauber alles in diesem Wald gesund werden und erstarken lassen. Das Rascheln hob leise wieder ein, wie das Wispern von Geistern, die sich irgendwo an einem unaussprechlichen Ort versammelt hatten. Nur war dieses Rascheln von einem Frieden erfüllt, der sich nicht beschreiben ließ. Es war das Rascheln von Blättern, die niemals gestört worden waren, das Flüstern eines absolut unberührten Waldes, wo die Natur noch gänzlich unangetastet war, niemals von irgendjemandem entweiht.
    Etwas weiter entfernt glitzerte eine Quelle im silbernen Licht des Mondes, die ein leise murmelndes Bächlein in die Welt da draußen entließ. Anfangs verlief das Bachbett noch sehr kurvenreich, aber nach und nach begradigte es sich. Außerhalb des Waldes floß der kleine Bach dann mit anderen zusammen und bildete schließlich mit ihnen einen großen Fluß. Aber innerhalb dieses Waldes floß er noch alleine und tränkte die Bäume, das Gras und die Büsche, die um ihn herum standen, besonders reichlich. Es war kein sehr tiefer Bach und durch sein klares Wasser konnte man seinen Grund sehen, auf dem kleine, vom Wasser geschliffene Kiesel lagen.
    Obwohl es Nacht war, fielen einige Lichtstrahlen durch das Blätterdach. Der Mond stand voll und rund am Himmel und wirkte so seltsam groß und mächtig, wie er auf den Wald schien und ihn in silbernes Licht tauchte. Einige Insekten tanzten in seinen Lichtstrahlen, die auf den Waldboden fielen, durch nichts und niemanden gestört. Alles in allem war dieser Wald, besonders bei Nacht, ein Idyll der Ruhe und des Friedens.
    Aber das Schicksal ist oft grausam und in einer solch grausamen Laune hatte es beschlossen, diesem Wald einen Eindringling zu schicken. Er fiel in diesem Wald kaum auf, bewegte sich so leise, dass selbst hier seine Geräusche mit der Umgegend verschmolzen. Das Rascheln, das seine Füße auf dem Boden verursachten, hätte genausogut von dem Blätterdach kommen können, das der Wind sanft schaukelte, und sein Atem könnte auch der eines Fuchses gewesen sein, so leise und beherrscht ging er. Und doch war er gekommen, um gerade diese Idylle, die ihn tarnte, für immer zu zerstören. Seine Augen waren schwarz und trostlos, wie kalter Marmor, und sie funkelten sacht, als er in den Himmel sah. Dann stieß er einige kurze, schrille Pfiffe aus, die wie Eulenschreie klangen. Von irgendwoher antworteten ähnliche Pfiffe. Der Eindringling nickte und pirschte leise weiter.
    Als nun ein Mondstrahl kurz, nur einen flüchtigen Augenblick, auf ihn fiel, war er genauer zu erkennen: Er trug eine Rüstung, die aus zahllosen Lederteilen zu bestehen schien, die jemand flüchtig und ohne einen genaueren Plan zusammengenäht hatte. Überall an seinem Körper hingen Federn, Knochenteile oder Haarsträhnen als Schmuck, die ihm ein seltsam tierisches Aussehen verliehen. Auch seine Hose und seine Schuhe waren aus Leder, aber weitaus eleganter gearbeitet, sodass sie sich an seinen feinen, grazilen Körper nahezu anschmiegten. Sein Haar hing ihm schwarz und verfilzt bis auf den Rücken hinab, es erinnerte ein wenig an Wolfsfell und war voller Schmutz und Blättern. Sein Gesicht war ebenfalls schmutzig, aber unter dieser Kruste aus Staub, Matsch und anderem sah man, dass es eigentlich sehr schön, fast grazil sein musste. An seiner linken Hüfte war mit etwas Mühe eine Dolchscheide auszumachen, die aus ähnlichem Leder war wie das Beinkleid und daher perfekt mit ihm verschmolz. Wer auch immer dieser mysteriöse Eindringling war, er verstand sich perfekt darauf, sich seiner Umgebung anzupassen.
    Leise wie ein fallendes Blatt schlich der Eindringling sich zu dem Ort, auf den er es abgesehen hatte. Auf den ersten Blick handelte es sich hierbei nur um eine der vielen Lichtungen, die den Wald hin und wieder durchbrachen, kurze Ausschnitte eines anderen Himmels, der nicht so satt grün wie der Himmel des Waldes war, sondern schwarz und nur durch gelegentliches Aufblitzen von Licht hinter seinem undurchdringlichen Dickicht unterbrochen. Wieder stieß der Eindringling einen hohen, eulenähnlichen Schrei aus. Und diesmal ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Ein seltsamer, langgezogener und irgendwie fragend klingender Schrei antwortete. Der Eindringling, dessen Haar im Mondlicht seltsam tot und stumpf wirkte, nickte nur. Diese Schreie sagten ihm mehr, als er wissen musste. Langsam pirschte er wieder in das Dickicht zurück, darauf bedacht, aj kein unnötiges Geräusch zu verursachen. Nicht einmal Spuren blieben von seinen weichen Lederschuhen im Boden zurück, sodass schon kurz nach seinem seltsamen Auftreten nichts mehr auf ihn hindeutete. Aber schon wenige Tage später trug der Wald die Folgen dieses seltsamen Besuchers und zerbrach daran. Aber das ahnte niemand und so versanken die Bäume schon bald wieder in verträumtes Schweigen und flüsterten nur gelegentlich einander Geschichten zu.
    Nun, da es wieder ruhig war, schälte sich eine andere Gestalt hinter dem Eindringling aus der Finsternis. Der Körper dieser Gestalt war grazil und elegant, die Beine schlank, lang und elegant und die Augen tiefschwarz wie wunderschöne Teiche, in denen das menschliche Auge sich auf ewig verliert. Langsam und noch lautloser als der, der ihren Wald so schändlich entweiht hatte, auf dem ihre Augen die ganze Zeit geruht hatten. Mit Bewegungen, die die natürliche Grazie des Körpers noch unterstrichen, bewegte die Gestalt sich zu dem leicht eingedrückten Gras und schnupperte scheinbar daran. Von irgendwo her erklang ein Eulenruf. Das Reh sah erschreckt auf und sprang dann ins Dickicht, das nur ein leises Rascheln von ihm zurückließ.



    Re: Asen

    Frederic Grenouille - 28.08.2007, 15:58


    Zweiter Teil: Der Bote

    Er hatte einen langen Weg hinter sich gebracht. Davon zeugten die zahlreichen Schmutzspuren an seiner Kleidung, die einst sehr schön und auf eine beiläufige Art elegant gewesen sein musste, was man aber nur noch schwer erkennen konnte. Gleichwohl war es ein Wunder, dass diese Kleidung nur Schmutz davongetragen hatte, sah sie doch so zart gearbeitet und filigran aus. Aber der Schein trügte hierbei, tatsächlich handelte es sich um Reisekleidung. Der Dreck auf seinen Stiefeln erzählte, dass er eine lange Reise hinter sich hatte. Eine dicke Sandschicht war auf ihnen zu sehen, die definitiv nicht aus dieser Gegend stammte, die überall sehr fest und erdig war. Aber eine noch deutlichere Geschichte erzählte sein Gesicht. Es war zwar einigermaßen sauber, aber von einer unverhältnismäßig großen Narbe verunstaltet, die sich quer über sein linkes Auge zog. Sie war offenbar nicht mehr frisch, aber dennoch sehr deutlich zu sehen. Der Reisemantel, der ihm die Schultern hinabhing, verdeckte mit seiner Krempe das Gesicht seines Trägers, sodass dessen Emotionen nur schwer auszumachen waren. Sein Haar hatte einen ungewöhnlichen Blauton, ein wenig wie der weitentfernte Himmel, wenn man an wolkenlosen Tagen weit in die Ferne blickt und wurde von einem roten Stirnband zusammengehalten. An seine Seite schmiegte sich, fast unsichtbar, ein Schwert und seine Körperhaltung zeigte deutlich, dass er mit diesem Schwert im Notfall umzugehen verstand.
    „Endlich wieder im Schloss.“, murmelte er zu sich selbst, dem einzigen Gesprächspartner, den er während seiner langen Reise gehabt hatte. Seine Stimme klang sehr tief und rau, aber durchaus nicht unangenehm. „Aber jetzt ist keine Zeit zu rasten. Ich sollte zum König gehen.“.
    Die Eingangshalle des Schlosses war kein sonderlich abwechslungsreicher, aber dennoch fesselnder Blick. Stand man auf dem Samtteppich, der sich vor der Türschwelle ausbreitete, so hatte man rechter und linker Hand zwei sehr lange, schnurgerade Gänge, die jedoch nirgendwo hinführten. An den Wänden hingen einige Porträits und es waren ab und zu Schränke aufgestellt, aber sonst gab es dort nicht viel zu sehen. Daher wandte man sich für gewöhnlich dem Gang zu, der genau dem Eingang gegenüber lag. Dieser war mit zwei mächtigen Zierrüstungen gesäumt und von einem hölzernen Bogen überspannt, der auf eine schlichte Art und Weise Eleganz besaß. Aber seine Augen hatten keinen Blick für diese Schönheiten. Sie sahen nur kurz umher und fixierten einige gewohnte Punkte. Das Porträit irgendeines Königs (er hatte sich diesen Mann noch nie merken können), eine Topfpflanze, die scheinbar immer ausgewechselt wurde, wenn sie nur leichte Spuren von Verwesung zeigte und die beiden Zierrüstungen, die im Kampfe sicherlich nach zwei Hieben unbrauchbar geworden wären. Er schritt weiter. Zuerst waren die Geräusche seiner Schritte leicht gedämpft durch den schweren, roten Teppich, aber als sie auf den schwarzweiß gekachelten Marmorboden kamen, gewannen sie deutlich an Kraft und hallten förmlich an den Wänden wider. Hier und da sah sich jemand nach ihm um. Die Bibliothek im Untergeschoss, der Empfangs- und der Ballsaal, all diese prächtigen Räume, in denen er sich sonst so gerne aufhielt, flossen wie Wasser an ihm vorrüber, kurze, trübe und bedeutungslose Bilder.
    Als er zur Treppe ging, grüßten ihn einige Leute. Er grüßte nur kurz zurück. Ich habe keine Zeit sagte sein Blick. Seine Füße sprachen dasselbe. Hastig, aber nicht unbeherrscht, lief er die Treppe hinauf, die leicht knarrte, sie war noch recht neu und aus weichem Holz, was ihn immer noch ärgerte.
    Die darauffolgende Etage war weitaus prachtvoller eingerichtet. Wie kleine Feen tanzten Lichter über den polierten Marmorfußboden, über die Wände, die Porträits, die Leute, die hier waren. Wäre die Wand, die ihm nun gegenüberlag, aufgebrochen worden, so hätte er die Schlafsäle für Reisende sehen können, in der sich jeder ausruhen konnte, wenn er wollte. Sein Körper schrie danach, schrie nach Rast, aber er hatte gelernt, diese Schreie zu ignorieren. Es gab wichtigeres. Schlafen konnte er danach noch zur Genüge. Aber nicht einmal das war sicher. Er trat auf den prächtigen Teppich, der sich an den Weg zur Treppe schmiegte, die in den Thronsaal führte. Von hinten konnte er Fetzen einer Sprache hören, die er nicht verstand, aber dann konnte er die dünne, brüchige Stimme des alten Übersetzers ausmachen. Schon oft hatte er sich gefragt, ob es eine Sprache geben möge, die der Schriftgelehrte nicht verstand und zu übersetzen vermochte. Bisher hatte dieses kleine Männchen jedenfalls noch jeden noch so exotischen Gast verständlich machen können und diesem auch erklären können, was ihm vorgeschlagen wurde. Ein vergleichbares Sprachentalent, das wusste er, gab es im ganzen Königreich und auch in weitem Kreis darum herum nicht. Und er war als Bote schon sehr weit herumgekommen, hatte Länder und Personen gesehen, die in diesem Königreich höchstens ein Gerücht waren, ein Märchen und nichts weiter. Das ihm da die Wunder seines Heimatlandes immer noch am schönsten und mysteriösesten vorkamen, das war immer noch etwas, was er nicht verstand. Er war immerhin hier aufgewachsen, als Sohn eines Hofbeamten und einer Bauerstochter. Seine Erziehung war nicht die Strengste gewesen und obwohl er regelmäßig auf den Feldern hatte mitarbeiten müssen, war er glücklich gewesen. Daher hatte er auch seinen Namen bekommen: Donar. In der alten Sprache seines Landes bedeutete dieser Name „Der, der glücklich ist.“. Einen passenderen Namen hätte man ihm in seiner Kindheit wirklich nicht geben können. Und in Erinnerung an diese wunderbare Kindheit behielt Donar seinen Namen bei. Hätte er sich aber nun selbst einen Namen ausgesucht, dann hätte er diesen ganz genau gewusst: Esechias. Der Reisende. Als solcher war er im Namen seines Königreiches weit herumgekommen, hatte in den exotischsten Ländern geweilt und sogar das legendäre Land Katsuno gesehen, von dem man im allgemeinen annahm, es sei eine Legende. Niemals hatte er die Wunder und Seltsamkeiten vergessen, die er dort, in diesem wunderschönen und doch so gefährlichen Land gesehen hatte. Und doch konnten sie sich mit dem Zauber des Königreiches Asen nicht messen, egal, was auch immer in Katsuono geschah, es war für Donar nicht halb so schön oder wundersam, wie wenn ein kleiner Junge in Asen an einem Bach spielte oder eine alte Frau wie jeden Morgen die Wäsche der Familie auswring und zum Trocknen in die Sonne legte. Es waren die Empfindungen des Vertrauten, der liebgewonnen Alltagsroutine, mit der Donar diese Dinge betrachtete. Und für ihn gewannen sie noch zusätzlich an Wert, dass er sie so selten sah. Aber dennoch würde er niemals bereit sein, seinen Beruf aufzugeben. Denn auch wenn er jetzt ein Bote war, dann war dennoch sein Name immer noch passend. Denn er war ein Reisender, der glücklich dabei war. Ein Mensch mit dem Mut eines Kriegers und der Phantasie eines kleinen Jungen. Ein Mann, in dessen Augen immer noch das fröhliche, unbeschwerte Kindsein glitzerte.



    Re: Asen

    Blacki - 28.08.2007, 19:44


    Wuhu Frederic :)
    ich find du hast echt ´ne Begabung zum Schreiben, aber eigentlich fänd ich größere Kapitel besser..
    Wenn sie eben so klein rauskommen würd ich noch mehr reinmachen..
    Aber sonst find ich es echt genial - das ist schön umschrieben und man kann echt viel rauslesen - und es macht natürlich Spaß zum lesen :)

    LG



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