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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Test232 - ReCon242 - AW Forum: Quasselstunde aus dem Unterforum: # Weltspiegel Antworten: 9 Forum gestartet am: Sonntag 09.01.2005 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Hartz 4 Letzte Antwort: vor 18 Jahren, 5 Monaten, 27 Tagen, 6 Stunden, 34 Minuten
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Re: Hartz 4
Test232 - 12.10.2005, 00:08Hartz 4
Schon am Sonntag habe ich es gehört, heute wurde es nochmal thematisiert.
Hartz 4 kostet Deutschland eine Menge Geld. Statt der erhofften Einsparungen fallen Gesamtkosten von rund 50 Milliarden Euro an (offenbar durch falsche Zahlen total fehlkalkulierte Rechnung). Wie kann sowas passieren? Warum darf sowas passieren? Die Fragen haben schon rhetorischen Charakter...
[url]
http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/10/10/wirtschaft/784735.html[/url]
Re: Hartz 4
ReCon242 - 12.10.2005, 01:07
Die Kosten sind doch gar nicht das Entscheidende. Es geht doch nur darum, die Arbeitslosen kurz zu halten und denen, die noch Arbeit haben, Angst zu machen, daß sie ihre Arbeit verlieren, damit sie noch härter und kritikloser arbeiten.
Re: Hartz 4
Test232 - 12.10.2005, 13:05
Mehr Kosten bedeuten, dass mehr Geld an die Arbeitslosen ausgezahlt wurde. Hat jemand ne Statistik zur Hand, ob pro Kopf mehr Geld ausgezahlt wurde oder ob nur die Zahl der Antragssteller zugenommen hat?
Die Kosten sind sehr wohl entscheidend. Hätte man die realen Kosten genommen, wäre der Haushalt verfassungswidrig gewesen.
Ich denke, wir sollten auch daran denken, wie gut es uns noch im Vergleich zum Ausland geht, wenn man arbeitslos ist. Fakt ist, dass das System so wie es zur Zeit existiert, finanziell kaum tragbar ist und daher der Sozialstaat wohl in der Form in Zukunft nicht weiter existieren kann. Es sei denn, es ginge hier wieder aufwärts, so dass die Kosten schrumpften, aber woher sollen Millionen an Stellen kommen? Ich hoffe, es folgen Reformen, damit Arbeit in Deutschland billiger wird und dadurch möglicherweise Arbeitsplätze geschaffen werden.
Re: Hartz 4
ReCon242 - 12.10.2005, 13:58
Du folgst ja genau der Argumentation der Regierung. Angeblich können wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten. Die Profite der Reichen können wir uns aber offensichtlich sehr wohl noch leisten. Wie kommt das denn wohl? Fakt ist doch, daß die armen und Arbeitslosen immer weniger kriegen sollen, weil wir uns das angeblich nicht mehr leisten können, während die Reichen eher noch reicher werden. Wo kommt denn dieses Geld plötzlich her?
Klar wird die Arbeit in Deutschland billiger. Es werden einfach die Löhne gesenkt bzw. nicht mehr erhöht. Das kann man ja dann mittlerweile machen, weil die Leute froh sein müssen, überhaupt noch Arbeit zu haben.
Wovon und womit sollen denn in Deutschland Arbeitsplätze geschaffen werden? Selbst wenn die Arbeit billiger wird, wird der Arbeitsplatzgewinn minimal sein. Wir können die Löhne ja schlecht auf das Niveau von Rumänien oder Korea absenken (Länder mit denen wir dank der Globalisierung konkurrieren müssen) weil sich dann kein Arbeiter mehr auch nur die Lebensmittel zum nicht verhungern leisten kann.
Also werden uns mittelfristig noch etliche weitere Millionen Arbeitsplätze verloren gehen, die dann ins billige Ausland abwandern. Daran ändern auch Reformen nichts.
Re: Hartz 4
AW - 12.10.2005, 14:03
Du vergisst, dass die Regierung den Reichen Zugeständnisse machen MUSS, weil diese sonst ihren Wohnsitz in die Steuerparadiese verlegen. Da sind der Regierung leider in gewisser Hinsicht die Hände gebunden.
Re: Hartz 4
ReCon242 - 12.10.2005, 14:39
Es sind aber 2 Paar Schuhe, ob man "Zugeständnisse" macht oder die Schere immer weiter auseinandergehen läßt. "Zugeständnisse" kann doch nicht heißen, daß man zB jedem Arbeitslosen und Arbeiter 100 Euro im Monat wegnimmt und davon jedem Reichen 100000 Euro im Monat schenkt. Genau das wird aber ungefähr so doch getan bzw. zumindest hätten sie es gerne so.
Es nützt uns aber auch nur beschränkt etwas, wenn die Konzernbesitzer hier leben, aber in Indonesien und Thailand produzieren lassen.
Re: Hartz 4
Test232 - 22.10.2005, 19:57
Es ist Fakt, dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können, da zu viele Kosten für die Sozialleistungen anfallen. Das System kippt, weil es zu viele Anspruchsnehmer gibt. Nicht-Arbeit darf nicht besser bezahlt werden als Arbeit, was in der Vergangenheit ein Problem darstellte. Das Schaffen von Arbeitsplätzen ist das sozialste, was man tun kann. Realitätsferne Versprechungen bringen da gar nichst (was aber immer noch einige Parteien ausnutzen und damit viele Wähler gewinnen). Den Reichen das Geld wegnehmen, die Unternehmen höher besteuern bringt auch nichts, da diese dann auswandern oder gar nicht erst nach Deutschland kommen.
Unter Gerechtigkeit verstehe ich auch, dass man jedem gleich viel abnimmt, auch wenn nicht jeder gleich viel verdient, dafür kann man ja im Prinzip nichts. Dass studierte Leute mehr verdienen als nicht-studierte ist insofern gerecht, als diese erst mit Mitte oder Ende Zwanzig ins Berufsleben einsteigen, und zuvor noch keinen Verdienst (außer Jobs) hatten.
Ab wann gilt man eigentlich als reich?
Sozialismus und Kommunismus sind ansich keine schlechten Systeme, sie sind Ideale, nur in der Realität nicht umsetzbar, was man einsehen muss. Das beste Beispiel ist doch der Ostblock. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die Missstände immer sichtbarer. Wir Deutschen haben das ja an der DDR selbst erleben müssen.
Re: Hartz 4
AW - 22.10.2005, 20:15
Das spiegelt auch so ziemlich genau meine Sichtweise wider.
Re: Hartz 4
ReCon242 - 23.10.2005, 00:59
Zitat: Das beste Beispiel ist doch der Ostblock. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die Missstände immer sichtbarer.
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, daß das im Ostblock echter Sozialismus war. Das waren Diktaturen mit sozialistischer Tarnung.
Aber das kann man auch 100 mal erzählen, die Leute glauben es einfach nicht.
Auf jeden Fall wird die Ursprungsidee dadurch nicht schlechter, daß schonmal ein Umsetzungsversuch gescheitert ist.
Zitat: Das Schaffen von Arbeitsplätzen ist das sozialste, was man tun kann.
Glaubt mir, es wird in Deutschland nie wieder einen nennenswerten Anstieg von Arbeitsplätzen geben, nur das Gegenteil. Deutsche Arbeitsplätze machen für die Profite der Kapitalisten immer weniger Sinn.
Außer vielleicht, man läßt die Leute zu KZ-Bedingungen arbeiten, dann könnten wir vielleicht mit Indonesien oder Thailand konkurrieren.
Zitat: Das System kippt, weil es zu viele Anspruchsnehmer gibt.
Warum gibt es die denn? Weil das System sie nicht mehr als Arbeitskräfte braucht. Da können die Leute aber nichts dafür. Warum also sollen sie bestraft werden, wenn sie doch nichts verbrochen haben? Was ein Hartz 4 - Empfänger heute hat, ist Existenzminimum, darunter geht nichts mehr. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Da kann man nichts mehr wegnehmen. Außer man will die Leute buchstäblich verhungern lassen.
Klar, Mißbrauch muß bekämpft werden, aber dem ehrlichen Hartz 4 - Empfänger darf nichts mehr weggenommen werden.
Zitat: Es ist Fakt, dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können
Und was soll nun mit den Millionen Menschen, die da der "Ausschuß" des Kapitalismus sind, die also unnütz sind, geschehen, wenn wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können? Sollen die alle unter der Brücke schlafen? Ins KZ? Gleich erschießen? Zwangsarbeitsdienst bei Wasser und Brot?
Zitat: Den Reichen das Geld wegnehmen, die Unternehmen höher besteuern bringt auch nichts, da diese dann auswandern oder gar nicht erst nach Deutschland kommen.
Wo ist der große Unterschied zu jetzt? Schon heute schaffen die meisten Unternehmen keine Arbeitsplätze in Deutschland mehr. Elektronik, Textilien, Luxusgüter, fast alles wird im billigen Ausland produziert und hier verkauft. Es wird der Profit aus dem Land gezogen, ohne daß dafür in nennenswerter Anzahl Arbeitsplätze im Land geschaffen werden.
Die Unternehmen, die jetzt noch hier sind, können es sich anscheinend aus logistischen Gründen nicht erlauben, auszuwandern. Alle, für die es logistisch gut möglich war, sind doch schon längst weg.
Zitat: Nicht-Arbeit darf nicht besser bezahlt werden als Arbeit, was in der Vergangenheit ein Problem darstellte
Wo soll das der Fall sein? Bei Singles ja wohl nicht. Die einzigen, die bei Nicht-Arbeit mehr Geld haben als bei Arbeit, sind Familien mit mehr als 2 Kindern. Es ist aber nicht die Schuld dieser Leute, wenn die Jobs heutzutage so mies bezahlt sind, daß man davon keine Familie mehr ernähren kann.
Naja, was soll's, ich kann reden wie ich will, Ihr denkt wahrscheinlich eh, daß ich spinne. Aber selbst wenn ich es wollte: Ich kann einfach nicht Kapitalisten-freundlich denken. Dafür habe ich zuviel Scheiße erlebt oder gehört in der Arbeitswelt. Und ich bin nun mal ein Mensch, der Ungerechtigkeit zum Kotzen findet und sie keinesfalls zum gesellschaftlichen Idealbild erheben will, so wie es in Deutschland grade Mode ist.
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