Life

Young Scene - Lifestyle Deluxe
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    Re: Life

    clubby - 23.05.2007, 19:18

    Life
    Teil 1

    Wäre es nicht toll, wenn man sein Leben nach seinen Wünschen gestalten könnte? Wäre es nicht wunderbar, wenn alles so läuft, wie man will? Früher dachte ich immer, dass das möglich wäre, doch heute seh ich das alles als Wunschdenken. Viele denken, dass es ihnen nicht passieren muss, nur weil mein Leben aus den Fugen geraten und total schief gelaufen ist. Doch auch ihr werdet bald eines besseren belehrt. Das garantiere ich euch. Das Leben ist kein Spaziergang. Es ist eine Berg- und Talfahrt, bei der es mehr tiefe dunkle Täler gibt als hohe, sonnige, wunderschöne Berge. Die meisten Menschen wollen das nicht wahrhaben, allerdings müssen sie später einsehen, dass es der Wahrheit entspricht.
    Ich werde vom Pfleger unterbrochen. Er gibt mir meine Tabletten und achtet akribisch genau darauf, dass ich sie wirklich schlucke. Die Ärzte haben Angst vor einem Rückfall. Angst? Nein. Sie haben keine Angst, eher die Befürchtung. Für sie bin ich nur eine Patientin, die sie ruhig stellen und dann in ihrem Zimmer einsperren. Der Pfleger, Kevin, geht und schließt die Tür wieder ab. Nun kann ich meine Gedanken weiterführen und niederschreiben.
    Ich glaube nicht, dass diese Geschichte irgendjemanden interessiert und ich will sie auch nicht veröffentlichen. Ich will weder Autorin werden noch Mitleid. Das ist das Letzte, was ich damit erreichen will. Diese mitleidigen, entschuldigenden Blicke, die einem begegnen von Menschen, die einen nicht kennen. Sie wissen nur, was dir alles passiert ist und zeigen sich sehr verständnisvoll. Aber sie verstehen es nicht. Sie können sich nicht in meine Lage versetzen und das wollen diese Heuchler auch nicht. Ich will einfach bloß alles aufschreiben und mit meiner Vergangenheit abschließen. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist meine Art der Problembewältigung und einen anderen Zweck gibt es schlicht und einfach nicht. Doch wie fängt man am Besten an über sein verkorkstes Leben zu berichten? Es fällt mir einerseits schwer darüber nachzudenken und es in Worte zu fassen, aber andererseits verfolgt es mich Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ich will das alles nicht mehr, doch ich kann nicht davor flüchten. Nein. Nicht noch einmal. Es ging das letzte Mal schief. Es würde wieder schief gehen. Jetzt weiß ich das, doch damals war mir das nicht bewusst. Ich bekam es deutlich zu spüren, als ich hier landete. Meine Tür wird erneut aufgeschlossen und Kevin kommt herein. Er lächelt. Das tut er selten, obwohl er so viel sympathischer wirkt.“ Du hast Besuch“, meint er nur knapp. Ich stutze. Besuch? Das kann nicht sein. Ich hatte die ganze Zeit, in der ich hier bin, keinen Besuch. Wieso jetzt? Nein. Ich spüre, wie mein Herz immer schneller schlägt. Irgendwas wird hier gespielt und ich will sofort wissen was. Kevin muss grinsen. „Nun schau doch nicht so. Heute ist dein Geburtstag und die Leitung dachte, das wäre ein guter Zeitpunkt für Besuch.“ Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. Das kommt alles so unvorbereitet, dass ich es gar nicht glauben kann. „Wer ist es?“, frage ich vorsichtig. Ich muss mich doch wenigstens noch so kurzfristig ein bisschen darauf vorbereiten können. „Das ist eine Überraschung und wird nicht verraten.“ Ich muss schlucken. Ich habe mit Überraschungen schlechte Erfahrungen gemacht und hasse sie. Kevin nimmt mich an die Hand und führt mich zum Besucherzimmer. Das Zimmer, das ich noch nie gesehen habe. Es ist spärlich eingerichtet. Lediglich ein Tisch und zwei Stühle stehen drin. Keine Bilder, kein Fenster, keine Dekoration. Wie die anderen Zimmer auch. Ich öffne vorsichtig die Tür und sehe, wie er sich zu mir umdreht. Unsicher bleibe ich stehen. Er lächelt, doch ich merke, dass auch er unsicher ist. Ich komme mir ziemlich dämlich vor und weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Am liebsten würde ich einfach wieder gehen und mich einsperren lassen. Doch ich gebe mir einen Ruck und schließe die Tür.

    Teil 2

    Er mustert mich, wir gehen ein paar Schritte aufeinander zu und er umarmt mich. Diese Berührung ist ungewohnt, aber nach anfänglichem Zögern erwidere ich sie. Ihm stehen Tränen in den Augen und auch ich spüre sie in mir aufsteigen. „Ich habe dich vermisst, Kleine“, flüstert er und drückt mich noch fester an sich.
    Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Ich dich auch.“ Wir lösen uns voneinander und setzen uns. Ich hole die Schachtel Zigaretten aus meiner Tasche und zünde mir eine an. Meine Hand zittert dabei, er scheint es allerdings nicht zu bemerken. Er sieht mich nur an und runzelt die Stirn. „Du rauchst wieder?“ Ich lache verächtlich, obwohl das gar nicht meine Absicht war. „Hier drin wird man ja regelrecht dazu gezwungen.“ Sein Gesicht wird ernst. „Wie geht es dir denn? Ist es wirklich so schlimm hier?“ Ich suche nach einer Anwort, weiß nicht, was ich ihm sagen soll, entscheide mich letztendlich doch für die ganze Wahrheit. „Ben, es ist die Hölle hier drin. Ich bin in einem Zimmer eingesperrt, das kein Fenster hat, werde mit Tabletten vollgepumpt, werde von irgendwelchen Psychiatern zugetextet, die keinen Peil davon haben, was in mir vorgeht und ich darf niemanden sehen. Du bist das erste vertraute Gesicht, das ich seit fast einem Jahr sehe. Ich will das hier nicht schön reden, damit du beruhigt nach hause gehen kannst. Ich will hier raus. Ich will frei sein, verstehst du? Ich darf ja nicht mal Briefe schreiben oder welche bekommen. Wie soll mir das denn helfen, wenn ich hier eingesperrt bin und nichts von meiner Außenwelt mitbekomme? Wie soll ich mich denn draußen jemals wieder zu recht finden?“ Tränen rollen mir über mein Gesicht, ich kann sie nicht länger zurückhalten. Es tut so gut, endlich jemandem davon zu erzählen. Man sieht ihm den Schock buchstäblich ins Gesicht geschrieben stehen. Das war bestimmt nicht das, was er erwartet hatte. Er nimmt meine Hand und streichelt sie. „Alex, es tut mir so leid. Das alles. Das wollte ich nicht. Damals konnte ich dir nicht helfen und auch kein anderer. Es war aus meiner Sicht die beste Lösung. Du bist doch meine Schwester! Hätte ich etwas darüber gewusst, hätte ich dir das doch niemals angetan.“ Auch Ben weint jetzt. Eine Zeit lang herrscht Schweigen. Es ist ein komisches Gefühl. Wir standen uns immer sehr nahe und jetzt haben wir uns fast ein Jahr nicht gesehen und wissen nicht, was wir sagen sollen. Ich beuge mich nach vorn, drücke meine Zigarette aus und wische Ben die Tränen aus dem Gesicht. Er sieht mich etwas verunsichert an, doch als ich ihn aufmunternd anlächle, erwiedert er das Lächeln. „So, und jetzt erzähl mal. Was hast du die ganze Zeit über getan?“ Ich versuche, die Atmosphäre etwas aufzustocken, denn ich ertrage dieses betretene Schweigen nicht. Er überlegt kurz und meint dann: „Eigentlich nicht viel. Ich habe einen Job als Sänger in einer Cover-Band. Wir spielen 80er-Jahre-Musik und treten im Smash-Club auf. Es ist nicht der beste Job, aber es ist immerhin etwas. Und die Jungs und Mädels sind wirklich super.“ Ich muss grinsen. „Wird Cécile denn da nicht eifersüchtig.“ Ben lacht. „Nein, sie kennt die Band mittlerweile ziemlich gut und vertraut mir da vollkommen. Ich soll dich ganz lieb von ihr grüßen.“ Nach kurzem Zögern fügt er hinzu: „Von Marc, J und Pat übrigens auch. Sie haben sich immer nach dir erkundigt.“ Ich schlucke. Erinnerungen kommen wieder hoch und mir ist nicht wohl dabei.
    Ich habe das Gefühl mein ganzes Leben im Schnelldurchlauf zu sehen und die Bilder werden immer schneller. Die Übelkeit kriecht in mir hoch, alles dreht sich. Mir ist, als würde ich jeden Moment zur Seite kippen, aber ich bewege mich keinen Millimeter. Das Gefühl der Übelkeit vergeht langsam und ich bemerke, wie Ben mich besorgt anschaut. „Alles in Ordnung, Alex? Du bist plötzlich so blass.“ Ich mache mir eine weitere Zigarette an und erwidere leise: „Es geht schon wieder. Es war bloß…“ Ich breche ab, nehme einen Zug und überlege. Was war es? Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen und meine dann bloß: Es waren bloß ein paar Erinnerungen.“ Ben sieht betreten zu Boden und ich rauche in Gedanken versunken meine Zigarette. Ich komme mir irgendwie vor wie im falschen Film. Eigentlich sollte man sich doch nach einem Jahr jede Menge zu erzählen haben, aber stattdessen sitzen wir hier, starren jeder in eine andere Ecke und hängen unseren Gedanken nach. Ich sehe auf und muss plötzlich anfangen mit lachen. Ben schaut mich entgeistert an und weiß nicht so richtig, was er davon halten soll. Das bringt mich nur noch mehr zum lachen und ich kann nicht wieder aufhören. Allmählich muss auch Ben grinsen und dieses Grinsen wird immer breiter. „Sag mal, mein Schwesterherz, geht es dir gut? Wieso lachst du denn plötzlich so?“ Ich kann immer noch nicht aufhören und bringe mühsam ein „Ich habe keine Ahnung“ hervor. Vielleicht bin ich ja wirklich verrückt. Im Moment kommt es mir jedenfalls wirklich so vor. Langsam beruhige ich mich wieder. „Keine Ahnung, was das war. Ich hab bloß gerade darüber nachgedacht, dass wir uns nichts zu sagen haben und jeder in eine andere Ecke starrt. Dann hab ich dich angeguckt und musste anfangen mit lachen.“ Ich grinse immer noch. Ben macht einen leicht gekränkten Gesichtsausdruck. „Das ist alles? Nach fast einem Jahr? Du guckst mich an und musst lachen?“ Dann muss auch er lachen und das Eis ist endgültig gebrochen. Wir unterhalten uns über alles Mögliche und ich habe nicht den Eindruck, dass wir in einem total kahlen Zimmer sitzen. Es kommt mir eher so vor, als würden wir gemütlich im Wohnzimmer sitzen und uns einen schönen Nachmittag machen. Die Tür geht auf und Kevin steckt seinen Kopf rein. „Es tut mir leid, aber die Besuchszeit ist jetzt vorbei. Sie müssen jetzt leider gehen.“ Er nickte Ben zu und verschwand dann wieder. Schlagartig ist unsere gute Laune dahin. Nein. Ich will nicht, dass er wieder geht. Wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder Besuch bekommen darf. Nein.

    Teil 3

    „Ben, geh nicht. Bitte! Lass mich nicht alleine hier.“ Ich sehe ihn eindringlich an und umklammere seine Hand. „Hey, bleib ganz ruhig. Wir machen das schon irgendwie.“ Irgendwie? Na, das ist doch mal ein toller Plan. Wie stellt der sich das vor? Will er jetzt rausspazieren und sagen, dass er hier bleibt oder mich einfach mitnimmt? „Süße, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Ich werde mit dem Chef reden, okay?“ Ich nicke nur und habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Er nimmt mich an die Hand und wir gehen zu Kevin, der uns zum Leiter Larry Jones bringt. Ich habe den Mann erst einmal gesehen, als Ben mich hierher gebracht hat. Allerdings kann ich mich daran schon gar nicht mehr erinnern. Muss wohl an den Medikamenten liegen. Kevin geht in das Büro, kommt kurz darauf wieder raus und lässt und rein. Dabei sieht er uns mit einem merkwürdigen Blick an, den ich nicht deuten kann. Wir gehen rein, Ben schließt die Tür hinter uns. Jones hat gewisse Ähnlichkeit mit Lou Pearlman, zumindest ist er genauso fett und trägt eine Brille. Er wirkt ziemlich unsympathisch und ich würde am liebsten gleich wieder gehen. Er deutet uns an uns zu setzen und sieht uns eindringlich an. „Was kann ich für sie tun, Mr. Bledsoe?“ Er lächelt gekünstelt. Ich habe nicht den Eindruck, dass er wirklich so sympathisch ist, wie er gerade versucht zu sein. „Es geht um meine Schwester. Ich möchte sie wieder mit nach hause nehmen.“ Ben klingt sehr sachlich, doch ich höre das Beben in seiner Stimme. Jones schaut uns abwechselnd an. Mir ist nicht sehr wohl in dieser ganzen Situatuion. Er wirkt kühl und unberechenbar. „Wie kommen sie darauf, dass sie schon entlassen werden kann?“ Das sitzt. Mein erster Gedanke ist, dass die mich nicht gehen lassen werden. Ben schaut kurz zu mir und meint dann so ruhig wie möglich: „Sie will nicht länger hier bleiben. Sie fühlt sich unwohl und möchte wieder ein normales Leben führen.“ Das klingt gut. Ein normales Leben. Doch was bedeutet ein normales Leben? Geht das? Kann ich jemals wieder ein normales Leben führen? „Es tut mir sehr leid, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht genehmigen. Alexandra ist noch nicht in der Lage wieder ein normales Leben zu führen.“ Innerlich verfluche ich den Kerl. Schon alleine, weil er mich Alexandra genannt hat. So nennt mich nie jemand. Ich mag diesen Namen einfach nicht. „Was soll das heißen, sie ist dazu nicht in der Lage? Das können sie doch gar nicht beurteilen.“ In Bens Stimme liegt ein Anflug von Ärger. Sein Gesicht spiegelt Unverständnis wider. Das war wohl nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.

    „Ich stehe in ständigem Kontakt zu den behandelnden Ärzten und Therapeuten und informiere mich über all unsere Patienten. Im Moment kann ich sie nicht so unvorbereitet entlassen. Das wäre ein Sprung ins kalte Wasser. Das kann ich nicht zulassen.“ Wie bitte? Ich kann es nicht fassen. Das kann er nicht zulassen? Das gibt es doch nicht. Ben will etwas sagen, aber Jones kommt ihm zuvor. „Mr. Bledsoe, ich verstehe sie ja, aber sie müssen auch meinen Standpunkt verstehen. Ihre Schwester ist seit fast einem Jahr hier in Behandlung und sie sind der erste, den sie jetzt wiedersieht. Wir müssen die Sache langsam angehen und sie Stück für Stück in den Alltag integrieren. Anders geht es nicht.“ Langsam? Stück für Stück? Das darf doch alles nicht wahr sein. Jemand sollte mich schnellstens mal kneifen oder so, damit ich aus diesem Albtraum aufwache. „Hören sie, wenn sie nicht kooperieren wollen, dann müssen wir das eben anders regeln. Ich werde sie mitnehmen.“ Jones lacht höhnisch. „Das glaube ich kaum. Als sie ihre Schwester hierher gebracht haben, haben sie uns gleichzeitig die Vormundschaft für sie überlassen. Das heißt, sie haben nicht das Recht sie einfach mitzunehmen. Das wäre Entführung und sie würden dafür ins Gefängnis wandern.“ Ich kann ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Wieder eskaliert eine Situtation wegen mir zur Katastrophe. Wieder ist Ben der Leidtragende. Ich will das alles nicht. Ben springt auf und ist kurz davor diesem schleimigen Bastard eine zu knallen. Ich frage mich gerade, ob ich ihn davon abhalten soll oder nicht. Ich kann ihn nur zu gut verstehen. Stattdessen stehe ich auf und lege meine Hand auf seine Schulter. „Ben, lass es gut sein. Das bringt und nicht weiter. Wir müssen das anders regeln.“ Er sieht mich an. Ich sehe den Zorn deutlich in seinen Augen. Seine Arme entspannen sich und er lässt sich auf seinen Stuhl zurückfallen. Er seufzt. „Alles, was ich will, ist, dass es Alex gut geht und hier drin geht es ihr absolut nicht gut. Das müssen sie doch sehen.“ „Das können sie nicht beurteilen. Sie sind weder Arzt noch Therapeut und haben sie seit einem Jahr nicht gesehen. Wir können sie nicht entlassen. Wir wollen auch bloß das Beste für sie.“ „Sie wollen nur das Beste für sie? Warum sperren sie sie dann ein, lassen sie niemanden sehen und pumpen sie mit Medikamenten voll? Was ist daran gut, wenn ich nach einem Jahr eine Frau vorfinde, die neben sich steht und völlig deprimiert ist?“ Jetzt kann Ben seine Wut nicht mehr zurückhalten. Er springt erneut auf, packt mich an der Hand und zerrt mich zur Tür. Ich komme gar nicht dazu, darüber nachzudenken, was hier passiert, denn als er die Tür öffnet, stehen dort schon Sicherheitsleute, die auf uns warten. Ben bleibt aprubt stehen und beinahe wäre ich gestürzt. Er zieht mich zu sich ran um zu signalisieren, dass er nicht ohne mich geht. „Mr. Bledsoe, sie können sie nicht mitnehmen. Das können wir nicht zulassen.“ Jones war hinter uns getreten und grinst nun dreckig. Ich klammere mich an Ben und habe nicht vor ihn loszulassen. Doch so, wie es aussieht, kann das ziemlich schwer werden. „Und ich kann nicht zulassen, dass sie miene Schwester hier zu Grunde gehen lassen!“ Bevor jemand noch etwas sagen konnte, zog Jones mich nach hinten und zwei Sicherheitsleute packen Ben. Als ich versuche mich zu befreien, wenden sich zwei andere mir zu. Sie packen mich und halten mich so fest, dass es schon weh tut und ich mich kaum bewegen kann. Auch Ben wehrt sich mit Händen und Füßen, doch auch er kann nichts ausrichten. „Schafft sie weg.“ Nein! Die beiden Kerle zerren mich los, ich versuche mich zu wehren, aber ich kann mich nicht losreißen. „Ben! Nein! Lasst mich sofort los, ihr Dreckskerle! Beeeeeen!“ Ich schreie, kreische und trete um mich, doch sie tragen mich einfach weg. Ich lande unsanft auf einer harten Liege und werde festgeschnallt. „Lasst mich in Ruhe, ihr perversen Schweine! Das könnt ihr nicht mit mir machen!“ Jones Gesicht erscheint breit grinsend über mir. „Du hast keine Ahnung, was ich alles kann, meine Kleine.“ Er nickt jemandem zu und verschwindet aus meinem Blickfeld. Ein Arzt kommt zu mir mit einer Spritze. „Nein! Lass das! Keine Spritze! Hört auf damit!“ Es nützt alles nichts. Ich spüre einen schmerzhaften Stich in meinem rechten Arm. Alles dreht sich plötzlich und mir wird schlecht. Dann wird alles schwarz und ich falle in ein tiefes Loch.

    Teil 4

    Das Schwarz wird weniger. Ich öffne vorsichtig die Augen, muss sie jedoch gelich wieder schließen. Viel zu hell. Ich versuche es nochmal, diesmal geht es schon besser. Meine Augen gewöhnen sich an die Helligkeit. Was ist eigentlich passiert? Bilder kommen hoch. Ben, der fette Jones, die Sicherheitsleute. Panik überkommt mich, ich will hier weg. Ich kann mich nicht bewegen. So ein Mist. Ich muss hier weg. Die Tür geht auf, jemand kommt rein. Oh nein, bitte nicht noch eine Spritze. Ich höre ein Scharren und jemand setzt sich. „Hey, du bist ja wach.“ Die Stimme kenne ich doch. Ich kann sie nicht zuordnen. Das muss diese Spritze sein. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich dachte wirklich, ich würde dich nie wieder sehen.“ Ben? Oh mein Gott, das ist Ben. Das muss bedeuten, dass er mich rausgeholt hat. Ich versuche etwas zu sagen, etwas zu tun, aber es geht nicht. Ich kann meinen Körper nicht kontrollieren. Ben sieht mich traurig an. „Ich verstehe schon. Du willst im Moment nicht mit mir reden. Das ist schon in Ordnung. Ich weiß nicht, was ich in deiner Situtaion tun würde. Ich lasse dich dann mal ein wenig in Ruhe und komme später nochmal wieder.“ Nein. Ben, bleib hier. Es liegt nicht an dir. Ich will so gerne mit dir reden, aber es geht nicht. Bitte bleib doch. Bitte. Ich möchte nicht wieder allein sein. Er steht auf und verlässt das Zimmer. Jetzt bin ich also wieder allein. Ich weiß weder, wo ich eigentlich bin, noch, was eigentlich passiert ist. Ich schließe die Augen und bevor ich noch groß einen Gedanken fassen kann, bin ich auch schon wieder eingeschlafen. Als ich aufwache, kann ich meinen Kopf drehen und meine Hände einigermaßen bewegen. Ben sitzt neben mir. Ich versuche zu lächeln und hoffe, dass es klappt. Er sieht mich einfach nur an. Mir scheint, er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. „Was ist denn los?“ Es ist nur ein Flüstern, aber ich kann sprechen. Er blinzelt und lächelt dann. Er nimmt meine Hand. „Da bist du ja wieder. Du hast lange geschlafen.“ Scheiß Spritze“ ist alles, was ich hervorbringe. Ich fühle mich schwach und total elend. Trotzdem will ich nicht wieder schlafen und versuche mich wachzuhalten. „Was ist passiert?“ Meine Stimme ist nur noch ein Krächzen, aber Ben scheint mich zu verstehen. Er sieht bedrückt zu Boden. „Du brauchst erstmal Ruhe. Ich lass dich ein wenig allein und erzähl es dir später.“ Er will aufstehen, doch ich drücke seine Hand. Er bleibt sitzen und sieht mich verzweifelt an. Es muss wohl schlimm gewesen sein, wenn er so reagiert. Aber ich will es wissen. Ich muss es wissen. „Bitte! Erzähl es mir.“ Er seufzt. „Denkst du nicht, dass es alles ein bisschen viel war? Ich will dich nicht unnötig belasten. Wird wieder fit und dann haben wir alle Zeit der Welt zum Reden.“ Oh nein. Jetzt setzt Ben wieder seinen Dackelblick auf, bei dem ich ihm nichts abschlagen kann. Ich ringe mit mir. Ich will unbedingt wissen, was passiert ist, aber irgendwie hat Ben auch Recht. Vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn ich jetzt alles auf einmal erfahre. Ich habe noch lange genug Zeit über mein verschissenes Leben nachzudenken, auch wenn es mal gute Zeiten gab. Allerdings kam in diesen guten Zeiten immer der absolute Tiefschlag, der alles wieder zunichte gemacht hat. Wie soll mein Leben jetzt eigentlich weiter gehen? Ich kann doch schließlich nicht den ganzen Tag in einer Bude hocken und über mein Leben nachdenken. Das würde mich nur deprimieren und ich würde wieder dort landen, wo Ben mich gerade erst weggeholt hat. Das wäre dann wohl das endgültige Aus, weil ich das definitiv nicht durchhalten würde. Da kann auch Ben nichts mehr machen.

    Teil 5

    „Okay, du hast gewonnen. Aber sobald es mir besser geht, will ich alles wissen. Die ganze schonungslose Wahrheit. Wenn ich erfahre, dass du mir auch nur ein einziges Detail verschwiegen hast, werde ich dich ungespitzt in den Boden rammen.“ Ben muss lachen. „Ich schwöre es dir. Ich möchte deine Wut nur ungern zu spüren bekommen. Dein Direktor hat mir genug Leute vorgeführt, die das erleben durften. Aber am schlimmsten zugerichtet hast du ja immer noch Michael.“ Den letzten Satz hat er ziemlich leise gesagt. Ich kann mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Ben hatte Michael gerade kennengelernt und ihn das erste Mal mitgebracht. Er war so beigeistert von ihm und ich konnte das gar nicht nachvollziehen. Michael hatte den ganzen Abend dumme Witze gerissen und mich wie den letzten Dreck behandelt. Ich ließ mir das eine ganze Weile gefallen, doch dann kam eine Bemerkung, die das Fass zum Überlaufen brachte. „Komm Süße, ich nehm dich mit zu mir und dann machen wir uns einen schönen Abend. Dafür bist du doch bestimmt immer zu haben.“ Ich war aufgesprungen, hatte ihn hochgezerrt und ihn angebrüllt. Als er nur dämlich grinste, fing er sich eine und dann bin ich richtig in Fahrt gekommen. Ich habe ihn bestimmt durch das ganze Haus geprügelt, bis Ben mich dann beruhigt hat. Michael sah echt schlimm aus und am nächsten Tag stand er wehmütig vor unserer Tür und hat sich entschuldigt. Gott, er sah so erbärmlich aus mit seinem blauen Auge und der dicken Lippe, was noch das Mildeste war. Ich möchte nicht wissen, wie er sich gefühlt hat. Allerdings würde ich heute das Gleiche wieder tun. Sowas muss sich eine Frau definitv nicht gefallen lasen. Es war einfach respektlos. Frauen sind nicht nur zum Pimpern da, Diese Lektion musste auch Michael lernen. Und er hat sie gelernt. Ein Grinsen zieht sich unwillkürlich über meine Lippen, als die Bilder vor meinem geistigen Auge ablaufen. „Na, dass du darüber lachen kannst, wundert mich überhaupt nicht.“ Ben reißt mich aus meinen Gedanken. „Was soll das denn jetzt heißen? Dass ich eine brutale, dumme Kuh bin?“ Erschrocken sieht er mich an und schüttelt den Kopf. „Natürlich nicht. So ein Blödsinn.“ Ich muss plötzlich so lachen, dass mir alles weh tut. Bens Gesicht sieht einfach zu geil aus. Ein richtiger Trottel, mein Bruder. Er hat sich also nicht wesentlich verändert. Das ist gut zu wissen. Der Arzt kommt rein und meint, dass Ben gehen müsse. „Wann werde ich entlassen, Doc?“ „Wir warten noch die restlichen Testergebnisse ab, aber ich denke morgen oder übermorgen können sie dann nach hause.“ Ben verabschiedet sich mit einer Umarmung und einem „Mach´s gut, Kleines“ von mir und geht. Ich mache es mir so bequem wie möglich und merke, dass ich ziemlich erschöpft bin. Es dauert nicht lange und ich bin eingeschlafen.

    Teil 6

    Ich gehe nach unten ins Badezimmer um mir eine Haarspange zu holen. Ich binde mir die Haare zusammen und klemme die losen Strähnen mit der Spange fest. Es klingelt. „Bin gleich da!“ Schnell ziehe ich mir noch die Schuhe an und schnappe mir meine Tasche. Ich öffne die Tür mit einem „Hey“. Eigentlich will ich noch ein „Stacey“ anfügen, aber mit Erstaunen stelle ich fest, dass sie gar nicht vor mir steht. „Hallo Alex.“ „Was machst du denn hier?“ „Naja, ich habe Stacey gesagt, dass du krank bist und heute nicht kommen kannst.“ „Du hast was?“ Ich bin total verwirrt. Warum macht er sowas? Er kann doch nicht einfach so für mich entscheiden, dass ich heute mal die Schule schwänze. „Ich dachte, wir können was zusammen unternehmen.“ „Was, wenn mich jemand sieht?“ Eigentlich interessiert mich das gar nicht, aber warum sollte ich ihm denn kein schlechtes Gewissen machen? „Ich glaube kaum, dass uns dort jemand aus deiner Schule sieht.“ Oh, er hat sogar konkrete Vorstellungen. „Also gut, Johnson. Einen Versuch ist es wert.“ Er mag es nicht, wenn ich ihn Johnson nenne. Ich ärgere ihn eben gern. Wir gehen zu seinem Auto und fahren drauf los. Nach einer Weile weiß ich gar nicht mehr so richtig, wo wir eigentlich sind. In einem abgelegenen Waldstück hält er an. Wir laufen ein Stück und kommen an eine Lichtung. Es sieht wunderchön aus. Von hier aus kann man ganz genau den Sonnenauf- und – untergang beobachten. Sehr beeindruckend. Mein Blick schweift weiter über die Wiese und ich entdecke eine große Decke mit Picknickkorb. Wow. Da hat er sich ja wirklich mal was einfallen lassen. „Ich dachte, du hast vielleicht Lust auf Frühstück, da du ja früh vor der Schule nichts isst.“ Woher weiß er das denn? Da kann nur mein lieber Bruder seine Finger im Spiel haben. Typisch Ben, er spielt gerne den Verkuppler. „Du hast dir ja richtig Mühe gegeben. Womit hab ich das denn verdient?“ Etwas verschüchtert schaut er mich an und ich muss lächeln. „Naja, ich dachte, da wir ja keinen besonders guten Start hatten, zeig ich dir mal meine nette Seite.“ Mein Lächeln muss wohl breiter werden so wie ich mich kenne. Das ist echt süß von ihm. Da merkt man doch wirklich, dass er sich bemüht seinen Fehler wieder gut zu machen. „Na dann zeig mir mal deine nette Seite.“ Er führt mich zur Decke und wir setzen uns. Nacheinander holt er Cola, Croissants, Waffeln, Schokolade und Wurst raus. Alles, was ich so gerne esse. Er hat sich echt bemüht alles richtig zu machen. Wir essen und albern ein wenig herum. „Bist du eigentlich kitzelig?“, fragt Michael mich unverbindlich, als wir nach dem Frühstücken faul herumliegen. Verwirrt schaue ich ihn an. „Das werde ich dir bestimmt nicht verraten, dann könntest du das ja ausnutzen.“ Er zuckt nur mit den Schultern. Plötzlich wirft er sich über mich und meint bloß: „Dann muss ich es eben allein herausfinden.“ Er kitzelt mich überall und ich bekomme kaum noch Luft vor lauter Lachen und Schreien. Er hält inne und wir sehen uns tief in die Augen. Sein Gesicht kommt immer näher und plötzlich berühren sich unsere Lippen.

    Es durchfährt mich wie ein Blitz. Seine Lippen sind so weich und zart. Das darf niemals enden. Doch plötzlich kommen Erinnerungen hoch. Es darf doch enden. Es muss sogar enden. Ich kann das nicht tun. Aprubt reiße ich mich von Michael los. Der schaut mich nur erschrocken an. „Es tut mir leid. Ich hätte das wohl nicht tun sollen.“ Oh nein, jetzt hat er auch noch Schuldgefühle. Die darf er nicht haben. Es liegt doch nicht an ihm. „Nein… Ja… Es ist nicht deine Schuld. Es liegt an mir. Ich kann das nicht. Bitte mach dir keine Vorwürfe, es liegt wirklich nicht an dir. Ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber es hat nichts mit dir zu tun.“ Geknickt sieht er mich an. Dann nickt er. Er tut mir so leid. Aber ich kann ihm einfach nicht erzählen, wieso ich so reagiere. Das geht nicht. „Ich würde jetzt gerne nach hause fahren“, murmel ich leise. Michael nickt und schweigend packen wir die Sachen zusammen. Auch auf der Fahrt reden wir kein einziges Wort miteinander. Er setzt mich zu hause ab und ich winke nur stumm. Ich schließe auf, ziehe meine Schuhe aus, werde meine Tasche in die Ecke und lasse mich im Wohnzimmer seufzend auf die Couch fallen. „Du bist aber früh zurück.“ Erschrocen fahre ich hoch. Ben ist schon da. Ach du Scheiße, er weiß doch, wann ich immer aus der Schule komme. „Hey Ben.“ Ich versuche so normal wie möglich zu klingen. „Wo bist du gewesen?“ „In der Schule.“ „Warum bist du dann schon so früh wieder da?“ „Wir hatten Ausfall.“ „Achja?“ „Ja.“ „Wieso hat dann Stacey vorhin in der Pause angerufen und gefragt wie es dir geht?“ Oh nein. Stacey. Sie hatte ja nicht gewusst, dass ich nicht wirklich krank war. Da hat Michael mich ja ganz schön in die Scheiße geritten. Nein, eigentlich war ich das ja selber. Ich hätte ja nicht mitmachen müssen. „Was weiß ich denn. Wir haben uns nicht gesehen.“ Ben schüttelt nur den Kopf. „Alex, ihr geht jeden Morgen zusammen zur Schule und geht in alle Kurse gemeinsam und da willst du mir erzählen, dass ihr euch nicht gesehen habt?“ Seine Stimme wird lauter. Oh man. „Ich will jetzt wissen, wo du gewesen bist.“ Ich schalte auf Stur und hole mir eine Zigarette raus. „Du weißt genau, dass du im Wohnzimmer nicht rauchen darfst.“ „Okay, Papa, dann geh ich in mein Zimmer.“ Ich stehe auf und stampfe wütend nach oben, knalle die Tür hinter mir zu und schließe ab. Mit meinem Totenkopfaschenbecher schmeiße ich mich aufs Bett und mache Musik an.

    I´d go anywhere for you
    Anywhere you ask me to
    I´d do anything for you
    Anything you want me to

    Nein, das ist nun wirklich nicht die Musik, die ich gebrauchen kann. Sie erinnert mich nur an Michael und den Kuss. Was soll ich denn jetzt nur machen? Am liebsten würde ich Michael nie wieder unter die Augen treten, aber ich glaube nicht, dass ich das dauerhaft schaffe. „Alex, jetzt mach die beschissene Tür auf und red mit mir! Komm schon!“ Oh je, Ben hat echt Wut. Das klingt, als ob er jeden Moment die Tür eintritt.
    „Lass mich doch einfach in Ruhe!“, schreie ich zurück. Ich will jetzt einfach nicht mit ihm reden. Warum kapiert er das nicht? Ich ziehe an meiner Zigarette und versuche Ben zu überhören. Da ich noch keine neue Musik gefunden habe, die ich hören will, ist das allerdings nicht so einfach. „Komm schon. Rede doch einfach mit mir. Wir konnten doch bisher immer alles klären.“ Oh ja, jetzt komm nur wieder mit deiner Ich bin doch dein Bruder Masche. Das hilft dir im Moment auch nicht weiter. Versteh es doch einfach. Ich will jetzt mit niemandem reden. Anstatt ihm das zu sagen, schweige ich einfach. Irgendwann wird er schon aufgeben. „Alex, jetzt schalte doch nicht wieder auf stur. Ich will doch auch bloß das Beste für dich. Aber wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir auch nicht helfen.“ Gott, wer sagt denn, dass ich Hilfe brauche oder Hilfe haben will? Ich will doch bloß das Beste für dich. Bla bla bla. „Ben, lass mich einfach in Ruhe, okay? Wenn ich dich brauche, dann komme ich schon zu dir. Aber im Moment will ich einfach nur alleine sein. Verstanden?“ Meine Stimme ist immer noch schroff, aber anders scheint er es nicht zu verstehen. Normalerweise verstehen wir uns gut und zicken uns nicht an. Doch solche Situtationen kommen auch schon mal vor. Er versucht immer mich zu erziehen, aber ich lasse mich eben ungern von ihm erziehen. Ich weiß selbst nicht richtig, was mit mir los ist. Wenn es um Erziehung geht, dann blocke ich immer ab. Das hat Ben eigentlich nicht verdient, aber ich kann es nicht abstellen. Ich habe schon viel Mist gebaut und er war immer da. Er hat gemeckert und mich bestraft, aber trotzdem war er immer für mich da. Und ich? Ich trete ihn mit Füßen dafür.

    Ich seh mich an und frag mich
    Ich seh mich an und frag mich warum
    Warum bin ich wie ich bin?
    Warunm lach´ ich, wenn ich traurig bin?
    Kann ich sehen oder bin ich blind?
    Ich such die Antwort auf meine Fragen

    Die Gedanken malen Bilder
    Doch ich finde keinen Rahmen
    Der Wind spricht zu mir, wünscht mir Glück
    Er flüstert meinen Namen

    Er sagt
    Ich bin in dir
    Wohin du gehst
    Doch siehst du auch
    Das, was ich seh

    Das ist wirklich passend. Wieso tue ich das alles? Warum bin ich nur so ein Ekelpaket? Ich mache immer alles kaputt. Durch mich entstehen immer so viele Probleme. Ich überlege noch mal gründlich und springe dann auf. Ich suche eine Tasche und schmeiße wahllos ein paar Sachen hinein. Dann schließe ich die Tür auf und laufe nach unten. Schnell die Schuhe anziehen und zur Tür. „Wo willst du hin?“, fragt Ben von hinten. „Ich mach mich vom Acker.“ „Was soll das heißen?“ „Du wirst keine Probleme mehr mit mir haben. Ich werde mich jetzt alleine durchschlagen und dir nicht mehr auf die Nerven fallen. Machs gut.“ Mit diesen Worten stürme ich zur Tür hinaus, bevor er mich festhalten kann. „Alex, warte! Du fällst mir nicht auf die Nerven! Alex! Alex!“

    Teil 7

    „Alex? Wach auf.“ Erschrocken öffne ich die Augen. Ben hat sich über mich gebeugt und lächelt mich an. Oh man, ich habe nur geträumt. Das waren alles nur Erinnerungen. Ziemlich schmerzhafte Erinnerungen, wenn ich es genau bedenke. „Du solltest dich anziehen. Oder willst du noch länger hier bleiben?“ Ben grinst mich fröhlich an. Wow, ich werde entlassen. Jetzt wartet also die große weite Welt auf mich. Ich habe Angst. Ein Jahr lang war ich eingesperrt und davor hab ich auch nicht viel mitbekommen. Was erwartet mich wohl? Ob sich viel verändert hat? Während ich darüber nachdenke, stehe ich auf und ziehe mich an. Ben hat mir extra ein paar von meinen Sachen mitgebracht. Langsam verlassen wir das Zimmer, unterschreiben die Entlassungspapiere und gehen zum Ausgang. Vor der Tür bleibe ich stehen. „Was ist los?“ Ben sieht mich verwundert an. Klar, er denkt wahrscheinlich, dass ich total glücklich bin wieder rauszukommen. Das sollte ich eigentlich auch sein. Stattdessen stehe ich vor diesem beschissenen Ausgang und traue mich nicht rauszugehen. Was ist denn bloß los mit mir? Ich habe mir doch so lange gewünscht wieder rauszukommen. Doch jetzt will ich wieder zurück. Jemand soll mir sagen, was ich jetzt tun soll. So wie das ganze letzte Jahr. „Alex? Alles in Ordnung? Fühlst du dich nicht gut?“ Ich muss mich zusammenreißen. Ich kann nicht durchdrehen, sonst komme ich wieder zurück. „Es geht schon wieder. Es ist alles nur ein bisschen ungewohnt.“ Er lächelt mich aufmunternd an und legt mir seinen linken Arm um die Schulter. Er öffnet die Tür und wir gehen durch sie durch und stehen draußen. Es kommt mir so vor, als ob ich gerade hierher gezogen wäre oder das erste Mal hier zu Besuch bin. Wir gehen zu Bens Wagen. Ein Ford, der schon ziemlich ramponiert ist. „Fährst du die Schrottkarre etwa immer noch?“ Entrüstet sieht er mich an. „Hey, das ist keine Schrottkarre. Er bringt mich überall hin, wo ich will. Außerdem hänge ich an dem Auto und da gibt man es nicht einfach weg.“ „Ist ja schon gut. Du bist immer noch der gleich Spinner.“ Wir lachen und fahren los.
    Schweigend sehe ich mir die Straßen und Leute an, an denen wir vorbei fahren. Der Wagen hält. Ben ist also nicht umgezogen. Also ab in die neue alte Heimat. Er schließt die Tür auf, klingelt zweimal und schließt dann auf. Warum zum Henker klingelt er, bevor er aufschließt? Ich mache mir keine großartigen Gedanken darüber, Ben ist halt schon immer komisch. In der Wohnung ist es stockduster. Wahrscheinlich sind alle Jalousien unten, damit es sich nicht so aufheizt. Ich stoße irgendwo mit dem Knie an. „Scheiße! Ben, es wäre wirklich sehr zuvorkommend von dir gewesen, wenn du das Licht angemacht hättest!“ Innerlich fluche ich weiter, mache die Haustür zu und taste nach dem Lichtschalter. Was macht der Kerl denn bloß? Ich habe wirklich keine Lust auf Verstecken spielen. Endlich finde ich den verdammten Lichtschalter und es wird Licht. „Überraschung!“ Hilfe! Ich bekomme fast einen Herzinfarkt bei dem plötzlichen Geschrei. Überall hängen Luftballons und eine Riesengirlande, auf der „Willkommen zurück“ steht. Einige Leute stehen da und grinsen mich fröhlich an. Ben, Cécile, Marc, J, Pat und Stacey. Oh mein Gott, sie sind wirklich alle hier. „Willkommen zu hause, Kleines“, sagt Ben und umarmt mich. Der Rest tut es ihm gleich und mir fliegen Sätze wie „Ich habe dich vermisst“, „Schön, dass du wieder da bist“ und „Ich bin so froh, dich wiederzusehen“ um die Ohren. Ich bin immens überwältigt und weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das brauche ich allerdings auch nicht, denn Ben plappert munter drauf los. „Wir dachten, du hast vielleicht Hunger und da haben wir was Schönes zum Mittag vorbereitet. Also los, kommt.“ Wir begeben uns alle in die Küche und versammeln uns brav um den Esstisch. Ben und Cécile tafeln ordentlich was auf. Lasagne, Nudeln mit Tomatensauce und Cordon Bleu mit Rotkohl und Klößen. „Alles deine Lieblingsgerichte. Was willst du zuerst?“ Ich entscheide mich für Nudeln mit Tomatensauce, obwohl ich nicht wirklich großen Hunger verspüre. Ich kann aber Ben und Cécile nichts davon sagen. Sie haben sich so viel Mühe gegeben mit allem, da kann ich ihnen sowas nicht antun. Also stochere ich in meinem Essen rum, während alle munter drauf losplappern. Die Sätze fliegen an mir vorbei und ich behalte keinen einzigen davon. Warum könnt ihr nicht einfach mal die Klappe halten? Das macht mich krank! Schlagartig wird es ruhig und alle starren mich an. Oh nein. Habe ich das etwa laut gesagt? Nichts wie weg hier. Ich springe auf, der Stuhl fällt polternd um. Im Sturmschritt laufe ich in mein Zimmer. Von dem ich hoffe, dass es immer noch mein Zimmer ist. Die Tür fliegt krachend hinter mir zu.
    Ich stehe tatsächlich in meinem Zimmer. Es hat sich nichts verändert. Es sieht alles etwas chaotisch aus und an der Wand hängen immer noch Poster von Green Day und den Wrestlern Untertaker, Rey Misterio, John Cena und Shawn Michaels. Mein geliebter Totenkopfaschenbecher ist auch noch da. Wie günstig, denn meine Hand steckt schon in der Hosentasche bei der Schachtel Zigaretten. Ich zünde mir eine an und lege mich auf mein Bett. Herrlich! Wie habe ich dieses superbequeme Bett vermisst. Dazu eine Zigarette und Musik. Moment. Es ist ruhig. Ich habe noch keine Musik angemacht. Ich drücke einfach mal auf lay und warte ab, was drin ist.

    „I´ve tried to gon on like I never knew you
    I´m awake but my world is half asleep
    I pray for this heart to be unbroken
    But without you all I´m going to be is incomplete”

    Das ist nicht unbedingt das, was ich jetzt brauche. Da kommen wieder all diese Erinnerungen, die ich so lange schon verdrängen will. Im Endeffekt holen sie mich aber doch immer wieder ein



    Re: Life

    clubby - 29.05.2007, 15:09


    Hallöchen ihr Lieben,

    liest die Geschichte jemand oder lohnt es sich nicht, einen neuen Teil zu posten? Muss ja nicht unnötig posten, wenn kein Interesse besteht ;)

    Liebe Grüße



    Re: Life

    Todesengel - 29.05.2007, 15:25


    Ich lese, und wenns nach mir geht kannst du ruhig weiter posten^^

    Ich würde nämlich jetz gerne wissen, wer der Uberraschungsbesucher ist...wer ist es?

    Naja, kannst aber auch noch warten wenn du magst, deine Entscheidung!

    *knuddel*
    Engelchen



    Re: Life

    clubby - 29.05.2007, 15:42


    Ich poste schon weiter. Ich meinte ja bloß, dass ich nicht sinnlos posten muss, wenn es keiner liest ;)

    Aber hier der zweite Teil :)



    Re: Life

    Todesengel - 29.05.2007, 15:50


    Schööön, ich find die zwei richtig niedlich, ich kanns mir gut vorstellen, wie sie da sitzen un jeder in seine Ecke starrt ohne was zu sagen, aber auch Schweigen sagt manchmal mehr als tausend Worte, kurz um, ein schöner zweiter Teil, ich würd gerne wissen, wie es weiter geht^^


    liebe Grüße
    Engelchen



    Re: Life

    Arenyara - 02.06.2007, 12:47


    Ich finde deine Geschichte auch sehr schön.
    Sie ist herzlich, ehrlich und realistisch aufgebaut.
    Zudem hat mich auch noch die Handlung in ihren Bann geschlagen
    und bin ziemlich neugirig aus welchem Grund Alex eingeliefert wurde,
    wer die anderen Leute sind und und und!

    Bitte mach weiter so!

    Lg Ay ;)



    Re: Life

    clubby - 03.06.2007, 18:40


    Danke für das liebe Feedback. Nachdem mein Netz endlich wieder funktioniert, kommt hier auch der nächste Teil. Hoffe, er gefällt euch :)



    Re: Life

    Arenyara - 04.06.2007, 13:13


    Ok.... ich kann vor Spannung schon nicht mehr still sitzen!
    Warum ist sie da drinnen?... (ich bin manchmal etwas ungeduldig...)
    Und dieser Chef... den kann ich schon mal nicht ausstehen,
    diese dreckige und scheinheilige Art.
    Boah und bei dem Satz Zitat: „Du hast keine Ahnung, was ich alles kann, meine Kleine. hatte ich eine Gänsehaut,
    echt unheimlich der Typ.
    Irgendwie traurig, dass Ben sie da nicht gleich rausholen kann wegen der Vormundschaft und so... -.-



    Re: Life

    Todesengel - 04.06.2007, 13:21


    Beeeeen *mitschrei*

    Ich will, dass sie da endlich rauskommt, egal wieso sie dort gelandet ist, diese miesen Schweine! Ich hasse Ärzte...^^

    Naja, mir is der Typ auch unheimlich...

    Postest du schnell weiter?^^

    liebe Grüße,
    Engelchen



    Re: Life

    clubby - 04.06.2007, 13:41


    Für das liebe FB gibts natürlich den nächsten Teil :)



    Re: Life

    Todesengel - 04.06.2007, 13:54


    Is sie wirklich da raus? Oder denkt sie das nur, und er is auch da drin???
    Nein, ich wollt das doch nich sagen...^^
    Also ich finds schön, dass sie draussen zu sein scheint...*froi*

    Wie gehts weiter? Ich mein, nich dass die sie zurückholen...
    Des wäre nich so schön...



    Re: Life

    clubby - 05.06.2007, 20:08


    Next part :)



    Re: Life

    Todesengel - 05.06.2007, 20:12


    Hmm...sie is also fast draussen...wehe da kommt "ganz aus Versehen" noch was dazwischen, dann kriegt der Arsch von Doc meine Wut zu spüren...^^

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht!


    *knuddel*



    Re: Life

    Arenyara - 05.06.2007, 21:21


    Sie darf gehen? Ist das ein Tagtraum oder so?
    Alex scheint ziemlich aufgeweckt zu sein und weiß was sie will!
    Sie hatte aber auch so was von Recht ihm eins überzuziehen...
    is er ja auch selbst schuld!
    Danke für den neuen Teil ;)



    Re: Life

    clubby - 11.06.2007, 17:22


    So, hier der neue Teil :) Sorry für die Verspätung :?



    Re: Life

    Todesengel - 11.06.2007, 19:41


    Hey Frido...

    der Teil ist richtig gut, ich frag mich nur, wer genau Michael ist, und was er verbockt hat.
    Naja, ich hoff mal, das klärst du noch auf.^^

    Und ich hoffe, dass sich Ben un Alex noch verstehen, sonst kann das noch was werden...ich mein, wo will sie hin, zu Michael? Ich hoff mal nich...

    Naja, ich werd einfach auf den nächsten Teil warten, wat?

    liebe Grüße,
    Sponge



    Re: Life

    clubby - 13.07.2007, 16:19


    Sodele, hier ist dann der neue Teil nach langer Zeit. Ich hoffe, es will noch jemand weiter lesen :)



    Re: Life

    Todesengel - 13.07.2007, 16:28


    Der Teil is dir gut gelungen, ich kenn das Gefühl, wenn man denkt, dass alles zu viel ist...

    Naja, wie auch immer, ich hoffe, du postest weiter, sonst kauf ich mir dein Buch xD



    Re: Life

    clubby - 13.07.2007, 16:52


    Dann muss ich ja jetzt aufhören zu posten xD



    Re: Life

    Arenyara - 07.08.2007, 12:05


    So endlich bin ich dazu gekommen weiter zu lesen.

    Jetzt habe ich mich endlich an deinen Schreibstil gewöhnt (keine Sorge, dass ist nix negatives... ich muss mich immer erst an eine neue Situation, wie z.B deinen Schreibstil gewöhnen) und genieße diese Geschichte noch mehr als zuvor.
    Es ist schön zu sehen, dass Alex raus aus dieser Anstallt ist, dennoch ist es auch traurig, dass sie sich nicht gleich auf die neue Situation einstellen kann.
    Bei den letzten neuen Teilen fand ich es besonders schön, dass du ihre Situation mit Songtexten kombinierst und sie darauf reagieren lässt.
    (Ihre Anlage hat echt ein falsches Timing xD)

    Zum Schluss hab ich noch zwei Fragen:
    Wie alt ist Alex eigentlich und könntest du für mich ein paar Absätze extra einbauen? Ich tu mich etwas schwer deine neue Teile zu lesen.

    Mach weiter so!

    lG Ay :)



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