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Re: Fonds-Wissen: Note mangelhaft
Phil - 19.05.2007, 12:47Fonds-Wissen: Note mangelhaft
Zitat: Fonds-Wissen: Note mangelhaft
von Notker Blechner
Die jüngste Umfrage von Axa zeigt: Die Deutschen wissen kaum Bescheid über Fonds. Die Anleger fühlen sich offenbar mit Fachausdrücken überschüttet und verstehen die Produkte nicht. Die Fonds-Branche jedoch hält sich für unschuldig.
Nicht nur bei Aktien, sondern auch bei Fonds sind die Wissenslücken in Deutschland gewaltig. In der jüngsten Umfrage des Vermögensverwalters Axa Investment Managers und des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest meinten fast die Hälfte der befragten Bundesbürger, dass Immobilienfonds baufällige Gebäude kaufen und diese renovieren, um sie dann zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. 60 Prozent bejahten sogar die erfundene Aussage, dass Geldmarktfonds in erster Linie in unterschiedliche Währungen investieren, um Gewinn zu erzielen. Für knapp die Hälfte der Befragten sorgten Rentenfonds für die Absicherung die gesetzlichen Rente.
Aktienfonds so riskant wie Einzel-Aktien?
Selbst das Erfolgsprinzip von Aktienfonds wurde nichtverstanden. 40 Prozent meinten tatsächlich, dass Aktienfonds genau so riskant seien wie einzelne Aktien. Dabei werben die Fondsgesellschaften stets mit dem Argument, Fonds würden gegenüber Aktien den Vorteil einer breiteren Risikostreuung bieten.
Zudem unterschätzen die meisten die Erträge von Aktienfonds. Eine Investition von 10.000 Euro vor 20 Jahren in einen europäischen Aktienfonds mit durchschnittlicher Wertentwicklung hätte bis heute einen Wert von rund 30.000 Euro, glauben sie. Tatsächlich läge der Wert aber bei 41.000 Euro, heißt es in der Studie. Dagegen werden die Erträge von Sparbüchern überschätzt.
Finanzkenntnisse immer schlechter
Das Unwissen der Deutschen in Sachen Fonds ist die logische Konsequenz der mangelnden finanziellen Allgemeinbildung. In den vergangenen Jahren haben immer wieder Studien offenbart, wie wenig sich die Bundesbürger in Finanzfragen auskennen. Die Wissenslücken sind offenbar noch gewachsen. Laut der Axa-Studie wussten 55 Prozent weniger gut oder gar nicht Bescheid über Finanzangelegenheiten. Bei der Umfrage 2006 lag der Anteil der "Unwissenden" noch bei lediglich 50 Prozent.
Fondsgesellschaften überfordern Anleger
Schuld am Fonds-Informationsdefizit der Deutschen sind aber auch die Fondsgesellschaften. Die Kunden wüssten weniger als die Fondsgesellschaften annehmen, meinte Christian Wrede, Deutschland-Geschäftsführer von Axa Investment Managers, gegenüber der Financial Times Deutschland. Offenbar würden Marketing und Vertrieb die Anleger mit Fachausdrücken überfordern und die Produkte zu wenig erklären. Ähnlich sieht dies Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Die mangelnden Fondskenntnisse lägen auch daran, dass die Fondsgesellschaften "so wenig rüberbringen". Denn zu viel Wissen der Anleger wäre den Fondsanbietern auch nicht recht. Wenn die Anleger die gesamten Kosten begriffen, würden sie vor allem in börsengehandelte Indexfonds ETFs investieren, mutmaßt Gottschalk. Daran würden die Fondsgesellschaften aber weniger verdienen.
Fondsverband will mehr informieren
In der Fondsbranche weist man die Kritik zurück. Die Defizite lägen nicht an der Sprache der Fondsgesellschaft, sondern an der sehr geringen finanziellen Allgemeinbildung, betont Hans-Jörg Naumer von der Allianz Global Investors im Interview mit boerse.ARD.de. Union Investment nennt es ein "gesellschaftspolitisches Anliegen, Investmentkultur zu fördern und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen".
Beim Fondsverband BVI verweist man lieber auf eine bei der GfK in Auftrag gegebene Studie, die Ende Februar veröffentlicht wurde. Demnach sehe jeder zweite Fondsanleger bei Fonds den Vorteil, dass man sich nach dem Kauf weiter um nichts kümmern müsse. Weniger als ein Drittel der Anleger fehle der Überblick. Allerdings wird in der Studie eingeräumt, dass sich 57 Prozent der Befragten über Fonds nicht oder schlecht informiert fühlen. "Nicht-Fondsbesitzer haben Berührungsängste bezogen auf Fonds, die aus mangelndem Wissen und der Angst vor einem zu hohen Risiko herrühren", heißt es erklärend. Mit mehr und besserer Information könnten Anleger von der Fondsanlage überzeugt werden, glaubt der BVI.
Aufklärung in der Schule und auf der Straße
Mit der PR-Kampagne "Hoch im Kurs" versucht der Fondsverband schon in den Schulen das Interesse für Finanzthemen zu wecken. Broschüren und die Website www.hoch-im-kurs.de sollen auf einfache Art und Weise den Zugang zum Thema Geldanlage erleichtern. Die Fondsgesellschaft Fidelity geht gar auf die Straße, um den Bürgern die Vorteile von Fonds gegenüber dem Sparbuch zu erläutern. Die seit über einem Jahr laufende Initiative "Einfach investieren" richtet sich an die breite Öffentlichkeit. In Berlin wurde ein "Versparometer" aufgestellt, das anzeigt, wie viel Geld den Deutschen sekündlich durch die Lappen geht, weil sie ihr Geld falsch anlegen.
Ob diese Aufklärungskampagnen die Fonds-Informationsdefizite der Deutschen bald beheben können, ist fraglich. "Ich bin skeptisch, ob man da kurzfristig etwas verbessern kann", meint Verbraucherschützer Gottschalk. Eine Investmentkultur könne nur langfristig wachsen.
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