Hi,
ich habe gerade - wie wahrscheinliche viele andere auch - eine Mail von Herrn Wiesbeck bekommen. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen, was er so schreibt.
Zitat:
Hallo,
Dein Mail mit der Anfrage warum wir die Sendung „adult music“ aus unserem Programm genommen haben, ist in diesen Tagen bei uns eingegangen.
Die Beantwortung fällt vor allem mir selbst nicht leicht, weil offensichtlich und trotz besserer Kenntnis eine ganze Menge falscher Behauptungen, falscher Darstellungen, Verzerrungen und Mutmaßungen öffentlich verbreitet worden sind. So ist es zwar möglicherweise richtig, dass DJ Taucher erst kurz vor seiner letzten Sendung von unserer Entscheidung Kenntniserhalten hat, aber das lag nicht daran, dass wir ihm das nicht mitteilen wollten, sondern ihn wiederholt erfolglos versucht haben ihn zu kontaktieren und ihm nur ein E-Mail schicken konnten, er aber nicht mal dieses E-Mail vor seiner letzten Sendung abgerufen hat.
Die Gründe allerdings, die zu unserer Entscheidung geführt haben, liegen zunächst im wesentlichen darin, dass wir eine neue Sendung am Sonntagabend ins Programm eingefügt haben und die Sendungen „session deluxe“ und „global beats“ nun in der Zeit von 20.00 – 24.00 Uhr ausstrahlen. Da die jüngste Mediaanalyse darüber hinaus gezeigt hat, dass die Sendung „adult music“ im Vergleich zu den vergangenen Hörerermittlungen deutliche Einbußen nachweist, während in Sendungen zu vergleichbaren Zeiten ebenso deutliche Zuwächse zu verzeichnen waren, ist uns dieser Schritt zwar auch ganz persönlich nicht leicht gefallen, aber letztendlich war er eine logische Konsequenz mangelnden Hörerinteresses.
Was uns hier alle natürlich besonders ärgert ist der schon peinlich oft zitierte Begriff „kommerziell“. Als Privatradio sind wir auf eine wirtschaftliche Orientierung angewiesen, die letztendlich den Weiterbestand unseres Senders sichert. Wir brauchen dazu nicht nächtliche „Einzelhörer“, sondern vor allem viele Tageshörer, um die finanzkräftige Werbewirtschaft dafür zu begeistern, dass sich eine Werbeeinbuchung bei sunshine live lohnt. Wer also nicht kommerziell denkt, wird leider auch ein Radioformat wie unseres nicht finanzieren können. Die „Spezialisten“, die kommerzielle Musik verteufeln, sägen also idealerweise im Wesentlichen an dem Ast der sie selbst trägt, wundern sich aber dann pikiert, ignorant und mitleidshaschend, dass sie vom Baum gepurzelt sind.
Jawohl, wir haben „adult music“ aus wirtschaftlichen Gründen und wegen Erfolglosigkeit aus dem Programm genommen, dazu stehen wir. Wir werden aber auch alle irrgläubige, selbsternannte Radiovisionäre Lügen strafen müssen, weil wir nicht einmal daran denken eine zusätzliche Gameshow ins Programm einfügen. Nächtliche Gameshows im Übrigen dienen uns im Wesentlichen nicht zur direkten Finanzierung, wie viele fälschlicherweise anzunehmen bereit sind, denn dafür sind die Erträge viel zu klein, sondern vor allem zur Einsparung. Richtig, auch wir wollen und müssen sparen. Um nämlich den Anteil an kostenintensiver, gemapflichtiger Musik unter einer Marge von 80 Prozent zu halten, was uns jährlich bis zu 250.000 € einsparen hilft, nutzen wir vier Mal in der Woche die Nachtstunden.
Manchmal, das wissen wir selbst, sind Wahrheiten für den Einzelnen zwar grausam, aber sie zu ignorieren oder sie gar zu verdrehen war und ist auch künftig nicht unsere Art, schon seit zehn Jahren nicht und auch nicht in der Zukunft.
Jürgen Wiesbeck
[Programmdirektor