Novalis~Die Hymnen an die Nacht :)

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    Re: Novalis~Die Hymnen an die Nacht :)

    Philemaphobia - 01.05.2007, 00:51

    Novalis~Die Hymnen an die Nacht :)
    Ja in der Tat unser lieber Ziggy hat sich hier eines literarischen Titels des romantischen Künstlers Novalis bedient.

    Die "Hymnen an die Nacht" gibt es sogar in zwei Fassungen (und ich hab nur die schlechtere leider -.-)

    Komplett umsonst lesen könnt ihr das ganze bei Bedarf hier:http://gutenberg.spiegel.de/novalis/hymnen/hymnen.htm

    aber hier trotzdem eine Forumsinterne Leseprobe... völlig legal natürlich, weil die Werke Novalis nicht mehr geschützt sind :)

    Die Sehnsucht nach dem Tode

    Hinunter in der Erde Schoß,
    Weg aus des Lichtes Reichen,
    Der Schmerzen Wut und wilder Stoß
    Ist froher Abfahrt Zeichen.
    Wir kommen in dem engen Kahn
    Geschwind am Himmelsufer an.
    Gelobt sei uns die ew'ge Nacht,
    Gelobt der ew'ge Schlummer.
    Wohl hat der Tag uns warm gemacht
    Und welk der lange Kummer.
    Die Lust der Fremde ging uns aus,
    Zum Vater wollen wir nach Haus.

    Was sollen wir auf dieser Welt
    Mit unsrer Lieb und Treue.
    Das Alte wird hintangestellt,
    Was soll uns dann das Neue.
    Oh! einsam steht und tiefbetrübt,
    Wer heiß und fromm die Vorzeit liebt.

    Die Vorzeit, wo die Sinne licht
    In hohen Flammen brannten,
    Des Vaters Hand und Angesicht
    Die Menschen noch erkannten,
    Und hohen Sinns, einfältiglich
    Noch mancher seinem Urbild glich.

    Die Vorzeit, wo noch blütenreich
    Uralte Stämme prangten
    Und Kinder für das Himmelreich
    Nach Qual und Tod verlangten.
    Und wenn auch Lust und Leben sprach,
    Doch manches Herz für Liebe brach.

    Die Vorzeit, wo in Jugendglut
    Gott selbst sich kundgegeben
    Und frühem Tod in Liebesmut
    Geweiht sein süßes Leben.
    Und Angst und Schmerz nicht von sich trieb,
    Damit er uns nur teuer blieb.

    Mit banger Sehnsucht sehn wir sie
    In dunkle Nacht gehüllet,
    In dieser Zeitlichkeit wird nie
    Der heiße Durst gestillet.
    Wir müssen nach der Heimat gehn,
    Um diese heil'ge Zeit zu sehn.

    Was hält noch unsre Rückkehr auf,
    Die Liebsten ruhn schon lange.
    Ihr Grab schließt unsern Lebenslauf,
    Nun wird uns weh und bange.
    Zu suchen haben wir nichts mehr -
    Das Herz ist satt - die Welt ist leer.

    Unendlich und geheimnisvoll
    Durchströmt uns süßer Schauer -
    Mir deucht, aus tiefen Fernen scholl
    Ein Echo unsrer Trauer.
    Die Lieben sehnen sich wohl auch
    Und sandten uns der Sehnsucht Hauch.

    Hinunter zu der süßen Braut,
    Zu Jesus, dem Geliebten -
    Getrost, die Abenddämmrung graut
    Den Liebenden, Betrübten.
    Ein Traum bricht unsre Banden los
    Und senkt uns in des Vaters Schoß.

    Die Sehnsucht nach dem Tode zweite Fassung

    Noch weckst du,
    Muntres Licht,
    Den Müden zur Arbeit –
    Flößest fröliches Leben mir ein.
    Aber du lockst mich
    Von der Errinnerung
    Moosigen Denkmal nicht.
    Gern will ich
    Die fleißigen Hände rühren
    Überall umschauen
    Wo du mich brauchst,
    Rühmen deines Glanzes
    Volle Pracht
    Unverdroßen verfolgen
    Den schönen Zusammenhang
    Deines künstlichen Wercks
    Gern betrachten
    Den sinnvollen Gang
    Deiner gewaltigen
    Leuchtenden Uhr,
    Ergründen der Kräfte
    Ebenmaaß
    Und die Regeln
    Des Wunderspiels
    Unzähliger Räume
    Und ihrer Zeiten.
    Aber getreu der Nacht
    Bleibt mein geheimes Herz
    Und ihrer Tochter
    Der schaffenden Liebe.
    Kannst du mir zeigen
    Ein ewigtreues Herz?
    Hat deine Sonne
    Freundliche Augen
    Die mich erkennen?
    Fassen deine Sterne
    Meine verlangende Hand?
    Geben mir wieder
    Den zärtlichen Druck?
    Hast du mit Farben
    Und leichten Umriß
    Sie geschmückt
    Oder war Sie es
    Die deinem Schmuck
    Höhere, liebere Bedeutung gab?
    Welche Wollust,
    Welchen Genuß,
    Bietet dein Leben
    Die aufwögen
    Des Todes Entzückungen.
    Trägt nicht alles
    Was uns begeistert
    Die Farbe der Nacht –
    Sie trägt dich mütterlich
    Und ihr verdankst du
    All deine Herrlichkeit.
    Du verflögst
    In dir selbst
    In endlosen Raum
    Zergingst du,
    Wenn sie dich nicht hielte –
    Dich nicht bände
    Daß du warm würdest
    Und flammend
    Die Welt zeugtest.
    Warlich ich war eh du warst,
    Mit meinem Geschlecht
    Schickte die Mutter mich
    Zu bewohnen deine Welt
    Und zu heiligen sie
    Mit Liebe.
    Zu geben
    Menschlichen Sinn
    Deinen Schöpfungen.
    Noch reiften sie nicht
    Diese göttlichen Gedanken.
    Noch sind der Spuren
    Unsrer Gegenwart
    Wenig.
    Einst zeigt deine Uhr
    Das Ende der Zeit
    Wenn du wirst,
    Wie unser Einer
    Und voll Sehnsucht
    Auslöschest u[nd] stirbst.
    In mir fühl ich
    Der Geschäftigkeit Ende
    Himmlische Freyheit,
    Selige Rückkehr.
    In wilden Schmerzen
    Erkenn ich deine Entfernung
    Von unsrer Heymath
    Deinen Widerstand
    Gegen den alten,
    Herrlichen Himmel.
    Umsonst ist deine Wuth
    Dein Toben.
    Unverbrennlich
    Steht das Kreutz,
    Eine Siegesfahne
    Unsres Geschlechts.
    Hinüber wall ich
    Und jede Pein
    Wird einst ein Stachel
    Der Wollust seyn.
    Noch wenig Zeiten
    So bin ich los
    Und liege trunken
    Der Lieb' im Schoos.
    Unendliches Leben
    Kommt über mich
    Ich sehe von oben
    Herunter auf Dich.
    An jenem Hügel
    Verlischt dein Glanz
    Ein Schatten bringet
    Den kühlen Kranz
    O! sauge Geliebter
    Gewaltig mich an
    Daß ich bald ewig
    Entschlummern kann.
    Ich fühle des Todes
    Verjüngende Flut
    Und harr in den Stürmen
    Des Lebens voll Muth.



    Re: Novalis~Die Hymnen an die Nacht :)

    Gruftknifte - 01.05.2007, 09:19


    Jetzt wo du's sagst.... ich erinnere mich an ne Vorlesung, da wurde Novalis' Hymnen an die Nacht erwähnt... hihi



    Re: Novalis~Die Hymnen an die Nacht :)

    Hutmacher - 03.05.2007, 12:47


    Am besten finde ich: "Trägt nicht alles, was uns begeistert, die Farbe der Nacht?"
    Der Satz ist der Hammer.
    Aber der gute Friedrich hat ja auch andere Sachen geschrieben, den Heinrich von Ofterdingen und die Lehrlinge zu Sais zum Beispiel finde ich auch super.

    "Süßer Reiz der Mitternächte,
    Stiller Kreis geheimer Mächte,
    Wollust rätselhafter Spiele,
    Wir nur kennen euch.
    Wir nur sind am hohen Ziele,
    Bald in Strom uns zu ergießen,
    Dann in Tropfen zu zerfließen,
    Und zu nippen auch zugleich."

    - Heinrich von Ofterdingen

    Schade, das er es nicht zu Ende Schreiben konnte :(



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