Der Krieg in Tschetschenien

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    Re: Der Krieg in Tschetschenien

    Hausdrache - 10.04.2007, 09:43

    Der Krieg in Tschetschenien
    Ein Russe schreibt über einen bei uns vergessen Krieg und seine Erlebnisse Der Krieg in Tschetschenien- ein russischer Soldat klagt an
    Wie sieht es dort eigentlich aktuell aus?

    Zitat: Kein Krieg glorreicher Helden

    Der Krieg in Tschetschenien, geschildert aus der Sicht eines russischen Soldaten.Unvorbereitet und schlecht ausgerüstet wird Arkadi Babtschenko in den Tschetschenien-Krieg geschickt. Der russische Soldat ist 19 Jahre alt und hat nicht öfter als zwei Mal eine Waffe in der Hand gehabt.

    Vier Jahre später kehrt er nach Moskau zurück - als "hundertjähriger Greis, krank, mit leerem Blick und ausgebrannter Seele". So beschreibt Babtschenko sich in seinem autobiografischen Debütroman "Die Farbe des Krieges".

    Den Krieg begreiflich machen
    "Willst du im Kaukasus dienen?" hatte ihn der Major 1996 gefragt. "Komm doch mit. Dort ist es warm, dort wachsen Äpfel." Babtschenko hatte nicht die geringste Ahnung, was ihn erwarten würde - dennoch sagte er zu.

    Der Tschetschenien-Krieg hat den 30-Jährigen bis heute nicht losgelassen. "Einem Menschen, der nie im Krieg gewesen ist, kann man den Krieg nicht erzählen, weil er ihn nicht begreifen kann", schreibt Babtschenko. Trotzdem versucht er es - direkt, authentisch und ausdrucksstark.

    Atemberaubende visuelle Kraft
    Das Erstlingswerk des jungen Russen, erschienen bei Rowohlt, dokumentiert nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, es überzeugt auch durch seinen literarischen Wert.

    Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt der Erzählung eine "atemberaubende visuelle Kraft" zu, vergleichbar mit Isaak Babels "Reiterarmee" - dem 1926 erschienenen Augenzeugenbericht des großen russischen Schriftstellers aus dem polnisch-sowjetischen Krieg. "Die Farbe des Krieges" könne sich "spielend mit den großen literarischen Zeugnissen aus anderen Kriegen, etwa Erich Maria Remarques 'Im Westen nichts Neues', messen", so die "SZ".

    Der Feind in der eigenen Kaserne
    Babtschenko schildert den Horror des Krieges in seiner ganzen grauenvollen Tragweite. Er berichtet von Soldatenmüttern, die in Grosny bei der Suche nach ihren verschollenen Söhnen erschossen werden, und von betrunkenen Offizieren, die die eigenen Rekruten bis zur Bewusstlosigkeit verprügeln.

    Als "Platz, über dem Hass und Irrsinn wie eine Wolke hängen", beschreibt Babtschenko seine Kaserne. Jede Nacht werde im Regiment geschossen, meist einfach, weil betrunkene Offiziere verrückt spielen. Für die brutalen Misshandlungen von Rekruten durch Dienstältere gibt es im Russischen ein eigenes Wort: "Dedowschtschina" - die Herrschaft der Großväter.

    Lernen zu töten
    "Im Krieg verändert sich der Mensch sehr rasch", schreibt Babtschenko. "Erschrickt man am ersten Tag noch über einen Toten, so stützt man nach einer Woche schon aus Bequemlichkeit den Ellbogen auf einen abgerissenen Kopf auf, während man Fleisch aus der Konservendose löffelt."

    Diese Veränderung lässt Babtschenko den Leser spüren. Zu Beginn des Krieges - und des Buches - sind er und seine Kameraden fast noch Kinder, die keine Menschen töten können, weil sie einfach "nicht wissen, wie man das macht".

    "Alle sind bereit, uns umzubringen"
    Mit Fortdauer des Krieges - und der Erzählung - werden die Protagonisten zunehmend abgestumpft. Immer wiederkehrend aber, von der ersten bis zur letzten Seite, ist Babtschenkos verzweifeltes Aufbegehren gegen den Krieg und das ganze System, das ihm zu Grunde liegt.

    "Alle sind bereit, uns umzubringen, wenn sie nur eine größere Portion abbekommen - sowohl die Tschetschenen als auch unsere eigenen Leute. Dieser Krieg ist von Anfang bis Ende gekauft", klagt Babtschenko an. "All diese Jelzins, Dudajews, Gantamirows, Awturchanows, Sagajews, Gratschows und Putins - wer sind sie? Wer ist dieses Gesindel, das auf unserem Blut Karriere macht?"

    Vorbild Anna Politkowskaja
    Dass Zeilen wie diese gefährlich sein können, weiß Babtschenko. Drei seiner Kollegen bei der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", wo er als Redakteur arbeitet, sind in den vergangenen Jahren ums Leben gekommen - eine von ihnen: Anna Politkowskaja.

    Auch die regierungskritische Journalistin berichtete über die Lage in Tschetschenien und warf den russischen Sicherheitskräften in der Region Menschenrechtsverletzungen vor. Im vergangenen Oktober wurde Politkowskaja in ihrem Haus in Moskau ermordet. Im Interview mit dem Monatsmagazin "Neon" bezeichnet Babtschenko sie als Heldin, als Vorbild.

    Pressefreiheit am Ende
    Seit Politkowskajas Tod glaube er nicht mehr, dass offene Kritik in Russland möglich sei, so der Journalist gegenüber "Neon". Die Pressefreiheit in Russland ist seiner Meinung nach am Ende.

    Die Hoffnung, dass seine Berichterstattung etwas ändern könne, habe er aufgegeben - dennoch: Es geht ihm "vor allem um die Wahrheit". Darum, dass es "kein Krieg glorreicher Helden war, wie es in den Medien oft dargestellt wurde".

    Tabu Tschetschenien
    Vergangenes Jahr erschien "Die Farbe des Kriegs" in Russland. Babtschenko erhielt dafür einen Debütpreis. Die "Moskauer Neue Literarische Rundschau" verglich ihn mit Ernest Hemingway und Remarque.

    In seiner Heimat kennen den jungen Schriftsteller nur wenige. "Hätte ich geschrieben: Putin gelang ein letzter Schlag gegen die tschetschenischen Terroristen, dann wäre mein Buch bekannter", sagt Babtschenko im Interview mit der "Zeit". In der russischen Öffentlichkeit gebe es Tabuwörter wie Krieg, Tschetschenien und Leichen, die nicht gerne gelesen würden.

    Schreiben als Therapie
    Viele Kriegsveteranen leiden unter posttraumatischem Stress, in Russland bekannt als "Tschetschenien-Syndrom". Staatliche Hilfsprogramme gibt es nicht.

    Gegenüber der "Zeit" bezeichnet Babtschenko das Schreiben als seine psychische Rehabilitation. In "Die Farbe des Krieges" schildert der junge Russe das Grauen des Krieges wie kaum jemand zuvor.



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