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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Sternkieker - Maraiah - Wölfin - Jo Forum: Kraftforum OneEarth Forenbeschreibung: Ort des Miteinanders aus dem Unterforum: Bibliothek Antworten: 32 Forum gestartet am: Donnerstag 16.02.2006 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Aus Sternkiekers Schatzkästchen Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 11 Tagen, 1 Stunde, 22 Minuten
Alle Beiträge und Antworten zu "Aus Sternkiekers Schatzkästchen"
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 08.04.2007, 21:58Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Fürchte dich nicht
Fürchte die Angst nur, denn
Dich leiten Engel.
Nicht stürzen wirst du -
Ich halte dich!
Bin in dir und
Mit deinem Schreiten,
Dir ein- und umgeschrieben.
Weiche vom Dharma nicht ab,
Nicht vom Wege des Lichts.
Denn siehe:
Ich liebe dich.
Bin Essenz deines innersten Selbst,
Dein innerstes Wesen -
Gott in dir!
Ich durchlichte dich,
Stärke den Mut dir,
Dich vorwärts zu wagen -
Ich gehe immer voran,
Helfe dir sehen - zu unterscheiden
Dir auch,
Auch in der stärksten Pein.
Ich bin - und
Erhalte mich durch
Dich und dich
Durch mich.
Die Pfade siehe:
Rechte Taten tu, leg sie in meine
Hand und
Meiner Spur folge -
Gerechtigkeit ist der Weg zum Licht.
(Kontemplation zu Jesaja 2, 10)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 09:26
Wunschträume
Wahrheiten träumen
Mondentiefen
Heben ins
Sonnengold
Silberklingen
Im wachen
Blaugrünen Sein
Glitzernde Tränen
Waschen neues
Lächeln ins Leben
Schweben
Im ewigen Da.
(16. Jan. 1995)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 09:53
Selbstbildnis
Ich nehme
den Stift
und schreibe,
um so dem
Nicht-Sein
zu entfliehen.
Wer schreibt?
Wer flieht?
Spiegel-Schrift:
Jetzt bin ich
Dichter, später
lehre ich,
was ich vom Yoga
weiß, später
vielleicht
in den Armen
der Gefährtin
oder im Toben
der Kinder,
und immer wieder
das Nicht-Sein
in den Hallen,
das Planen
des stählernen
Nicht-Kleides
der Nicht-,
der Noch-nicht-
Menschen.
Stimmen
im schrillen
Eigenleben.
Wo ist die
Gefährtin
in mir,
wenn ich dies
schreibe?
Wo der
Yoga,
wenn der
Rücken schmerzt?
Wo sind
die Freunde,
denen ich - wer? -
keine Briefe mehr
schreibe?
Stimmen
sind meine Wesensteile,
Stimmen,
die kreischen,
durcheinander
lachen, weinen,
sich in Schmerzen
winden, stöhnen
lustvoll,
leidvoll,
lustvoll,
leidvoll,
durcheinander
durcheinander -
Und ich
weiß, spüre,
ja, weiß,
was ich sein
könnte,
müßte:
Ein Chor
göttlicher
Harmonien,
ICH Sänger
jeder Stimme
und vor allem:
Dirigent.
Ein Traum!
Und in mir?
Segmentieren,
divergieren,
analysieren, torpedieren,
geiles Gieren,
stieren
und reden über
transformieren,
transzendieren,
meditieren,
seine Mitte nie
verlieren ...
Es zerreißt
mich.
Die Teile
kreischen
um die leere
Schein-Mitte,
um die
Nicht-Perlen
ungeweinter Tränen.
Kreischen
im tosenden
Kreisen, Toben
und immer mehr
zerreißt es mich.
Und die Trichter
dieser Strudel
zerren in
gähnende Abgründe:
Finsternis
im Höllenfeuer, das
schmerzhaft schmerzlos
mich verbrennt.
Ja, Schmerz,
fast sehne
ich dich
herbei,
der du dann
Mittelpunkt
wärst,
Zentrum meines
Nicht-Seins,
Focus aller
denkbaren,
möglichen
Ausbrüche,
Einbrüche
und vielleicht auch
Durchbrüche.
Durchbruch
wozu,
wohin, woher?
Im Beginn
jeder Tat
ihr Ende spüren,
unvermeidlich
und ihre
Sinnlosigkeit.
Wozu
weiche Haut
berühren?
Nie
kann es
eine Liebkosung sein,
wo es doch
so entsetzlich
endlich
ist.
Zu schwarz
wirft
Dunkelheit
ihre Schatten
voraus!
Und wozu
diese Zeilen
schreiben,
wo jedes
Schreiben
enden muß,
Unendlichkeiten, Welten
ungesagt
im Dunkel bleiben?
Es muß
enden!
Alles muß
enden!
Kreischen muß
enden!
Lieben muß
enden!
Wann endet
dieser Schmerz?
(8. Sept. 1994)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 10:08
Immer wieder
Mir ist so sehr
Ich weiß nicht wie,
Ich kann es nicht beschreiben.
Wo kommt es her?
Es läßt sich nie
Durch Denken nur vertreiben.
Ein grauer See
Am Seelengrund
Gebiert die Ungeheuer,
Und stummes Weh`
Verschließt den Mund,
Und in mir brennt’s wie Feuer.
Und nur dein Blick,
Dein sanftes Wort,
Sie sprengen meine Ketten,
Führ’n mich zurück,
Nach innen fort -
Beginnen, mich zu retten.
Dann wachsen Gedichte
Von großer Gewalt -
Ich kann es nicht begreifen,
Wie manche Gesichte
In Engelgestalt
Aus den Dämonen reifen.
Und dann die Weite,
Ganz licht und ganz warm,
Und freier atmet die Brust,
Und ich, ich reite
Im Vogelschwarm
Zum Gipfel der Lebenslust.
Hier halt’ ich inne -
Es schweift dann mein Blick
Nach oben - und ganz tief hinab.
Oh, flüchtige Minne -
Ich schaue zurück
Und sehe mein Jugendgrab.
Und dann wird mir wieder
Ich weiß nicht wie
Und kann es nicht beschreiben.
Es zieht mich nieder
Die alte Manie
Und läßt sich nicht vertreiben.
(19. Jan. 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Maraiah - 09.04.2007, 11:41
Danke fürs Teilen, Sternkieker :knuddel
Diese Zeilen berühren tief.
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:03
Wanderer
Ich kann im Lichte nicht bleiben,
Bin alleweil nur ein Gast,
Im Sonnenglücke zu treiben
Macht mich mir selber zur Last.
Muß meine Tiefen durchmessen
Und leiden im Wandel der Zeit,
Habe das Kindsein vergessen,
Das Land der Träume ist weit.
So gehe ich furchtsam die Schritte,
Im „Stirb und Werde“ allein,
Bin auf den Wegen zur Mitte,
Um niemals am Ziele zu sein.
(11. Juni 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:08
Rostig umrankt
Komm,
wucher mich grün,
und hilf mir,
mich aufzulösen,
mich aufzurieseln,
und nimm dann
meinen roten Sand
für dich.
(23. Juni 1994)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:13
Innen und Außen
In grauer Leere
unbeteiligt.
Alles im Außen,
nur vage Reflexe
durchziehen den Bauch.
Zerreißt mich,
daß ich brüllen kann. -
Schmerz
ist Leben,
wo sonst kein Leben ist.
Aber nur
grauender Nicht-Schmerz
im Nicht-Leben,
im schrecklichen
Wissen, Anspüren
des Möglichen.
(3. Juni 1994)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:17
Eisblumen
Meine Gefühle
Sind wie in tiefem Eis
Gefroren.
Ich sehe, spüre
Meine Tränen
Und kann sie nicht
Weinen.
Schmerzen,
Graues Weh -
Und die Augen
Übertrocken.
In mir Leid
Und ich -
Fast
Unbeteiligt!
Hoffen
Auf ein
Menschenbeben.
(3. Juni 1994)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:20
Spirale
Ein Dichter spricht, und seine Verse fließen
Durch Ätherweiten? Unbegrenztes Schwingen?
Er will so sehr von Lieb’ und Leben singen,
Läßt süße Worte sich in’s Nichts ergießen.
Doch mischt sich leicht in dieses süße Klingen
Ein dunkler Hauch. Und in der Seele sprießen
Mit Macht und Drängen zum Genießen
Die Lebenstriebe, die nach außen dringen.
So wühlt es oft in dunkel-dumpfer Kammer
Und schickt den Dichter auf die Lebensreise,
Die Karten mischen sich zu neuem Spiel.
Es lebt jetzt Liebesglut genau wie Jammer,
Der Dichter singt nun eine and’re Weise
Und steigt hinauf zum nächsten Ziel.
(9. Jan. 1992)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:23
Sonnenweg
Ich hab’ den Weg gefunden,
Auf dem ich wandeln will.
Es ist so schön,
Die Zweifel schweigen still.
Ich hab’ die Stimm`gehöret,
In der mein Herze spricht.
Es ist so schön,
Ich seh`mein inn’res Licht.
Der Sonne nun entgegen,
Die auf die Wege scheint.
Es ist so schön,
Ich hab’ genug geweint.
Die Knospe ist nun offen,
Ich werde der ich bin.
Es ist so schön,
Mein Leben hat nun Sinn.
(Melodie: Herr, gib uns Mut zum Hören)
(28. Mai 1990)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Wölfin - 09.04.2007, 12:25
Mir fehlen fast die Worte...
Fühl mich wie in einer anderen Welt, wenn ich diese wundervollen Zeilen lese.
Ja! Schon wieder eine andere Welt, aber eine wunderschöne!
Respekt, Sternkieker!
p.s.deine Signatur gefällt mir auch!
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:28
Erlösung
Meine schmerzende Stille,
Gnade im Gnadenlosen, Verheißung im ewigen Kreischen, im
Soll und Haben der Welt,
Nicht endender Schrei nach dir,
Von dir umfangen, dem Einen - vor
Dir entfliehen Götter und Teufel,
Weichen in`s Unausweichliche.
Und dann, ich hoffe, im dunkel-leuchtenden Nichts
Der helle, der lichte Brücken-Ton,
Bund zum Unberührbaren
Meines tiefen, inneren
Friedens:
Soll brennen dann ewiges, ungespiegeltes Licht,
Nicht Göttliches mehr
Hinfallen in den Staub einer Welt.
(Kontemplation über Jesaja 54,10)
(23. April 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:31
Ersatz
Zeilen schreiben,
Nur ein paar
Zeilen schreiben.
Ist nur Ersatz,
Aber freier,
Vielleicht,
Wird mein Kopf.
Zeilen schreiben,
Auch wenn es
Nichts zu sagen gibt. -
Lesen
Muß man's ja nicht.
(14.April 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:35
Es sind alte Gedichte - aber ich hatte gehofft, sie könnten dem einen oder anderen was geben. Eure Antworten geben dem Recht.
Danke! Ich umarme Euch!
St.
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:38
Mauern
Ich stehe vor Deiner Mauer,
doch mein Klopfen
macht Dir Angst.
Ich möchte zu Dir
weil ich Dich liebe
und weil ich mich selbst
nicht sehen kann.
Ich bin vor meinen eigenen Blicken
hinter meiner Mauer verborgen.
Klopf doch mal an,
und hilf mir,
mich zu suchen.
(13. Feb. 1990)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:39
Wege
Du bist auf dem Weg nach Innen
zu Dir.
Ich bin auf dem Weg nach Innen
zu mir.
Wie wäre es,
wenn wir uns
in uns
träfen?
(13. Feb. 1990)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 12:42
1001 Nacht
Manchmal,
da weht ein Zauber durch das Haus,
und Treppen führen hoch
in’s warme Traumgemach.
Dann öffnen sich die grünen Deckel,
und Scheherazade erzählt ...
Es weiten sich die engen Wände,
und sonnenhell
erstrahlen Bagdads gold’ne Kuppeln
im warmen Licht der alten Lampe,
und Zauberpferde
schweben durch den Raum.
Und sie,
sie schmiegt sich weich und warm
Bedur beschämend
dicht an meine Seite -
viel schöner noch,
als es der Dichter sagt.
Ihr Duft umschmeichelt meine Nase,
und sanft,
doch feuerheiß, erregend
brennt mir die zarte Hand
die Liebe tief in`s Fleisch.
Und Scheherazade erzählt ...
So reiht sich Nacht an Nacht
mit immer neuen Wundern
bis dann die Fülle überquillt
und Feuer, Duft und Wort
zu neuer Wirklichkeit verschmelzen.
Und Scheherazade schweigt.
Sie neigt zu dem Kalifen
die weißen Brüste
und den roten Mund,
und wollusttrunken finden sich die Lippen.
Wie sie dann feucht sich öffnet
seiner Lust
wird auch in unser’m Traumgemach
der Traum zur Wirklichkeit,
die Wirklichkeit zum Traum.
Und in der Liebe
heißester Umarmung
schwingt Göttliches im Raum.
(12. Feb. 1991)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 09.04.2007, 13:03
Krankenlager
Von der Einsamkeit
meines Lagers
geht mein Sehnen,
Geliebte
zu Dir.
Ich schließe die Augen
und sehe
das Funkeln in Deinen,
sehe Dein liebes Gesicht.
In der Einsamkeit
meiner Decken
atme ich den Duft
Deiner Haut,
spüre die zärtliche Wärme
Deiner Hand.
Weit entfernt von Dir
erreicht mich die Kraft
Deines göttlichen Funkens.
Ich liebe Dich,
achte nicht nur
das Göttliche in Dir,
nein, liebe Dich
in all der Polarität
Deines Seins.
Dein Lachen
schüttet ein Füllhorn
über mich und
Dein Weinen
zeigt meine Aufgabe.
An Deiner Hand,
Geliebte,
gehe ich meinen Weg
und Du den Deinen
neben mir.
Wir gehen gemeinsam -
gemeinsam dem Lichte entgegen.
(18. Sept. 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:38
Das erste Gespräch mit dem inneren Kind
Hallo, Klein-Gerhard, erreiche ich dich so? Wo steckst du eigentlich?
Komm und such mich doch!
Das sagst du so, aber ich spüre dich so wenig.
Ich bin aber immer da und warte auf dich.
Aber ich weiß nicht wo.
Ach denk doch nicht so viel - komm doch einfach.
Ich weiß schon, was du meinst, aber wenn ich nicht denke, ist da nur ein großes, leeres Loch.
Das glaubst du doch selber nicht.
Nee, glaub ich auch nicht, aber es kommt mir immer so vor.
Dann fühl doch mal in das Loch, statt hineinzudenken.
Jetzt fehlen mir irgendwie die Worte.
Das ist ein gutes Zeichen.
Du meinst, ein Anfang?
Ja, der Anfang vom Anfang.
(Ich muß plötzlich lachen)
Und haben wir eben zusammen gelacht?
Lachen ist immer zusammen!
Aber wir können ja nicht immer lachen.
Warum eigentlich nicht?
Weil nicht alles zum Lachen ist!
Jetzt verwechselst du dich mit mir.
Aber ich weiß nicht, was ich dich jetzt noch fragen soll.
Ach, denk doch bloß nicht so viel!
Was könnte ich denn sonst tun?
Ein Eis essen!
Dafür ist es heute zu spät.
Aber wenn es nicht zu spät ist, denkst du nicht daran.
Das hat leider einen wahren Kern. Aber trotzdem: Wir haben zusammen gelacht - und damit habe ich heute gar nicht gerechnet.
Bis bald!!
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:41
Was werde ich tun, wenn ich die Dinge tue, die meinen Bedürfnissen entsprechen?
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:43
Mein Weg
Ich möchte
von der großen Mauer,
die Blick
und Zugang
zu mir selbst
versperrt,
einen Stein,
ach,
ein Bröckchen nur
herunterreißen! -
Und morgen?
Vielleicht noch ein Bröckchen!
Das ist mein Weg
(6. Aug. 1989)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:47
Verletzt
Angst
wie Fäden im Bauch,
schreckhaftes Flattern
statt Leichtigkeit,
trügerische Stabilität
des Kartenhauses.
Ich weiß nicht
wohin mit meinem Blick,
schäme mich
und bin doch nur verletzt.
Worte stärken
für Augenblicke nur.
Bilder im Kopf,
die ich nicht mehr verliere.
(18. April 1990)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Jo - 10.04.2007, 21:50
:supi
:sun Jo
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:54
Keim
Seelig silberbordend
wie eine wohlige Wunde
die Wurzel,
tiefes inneres Nest
aus rauhem Samt,
Milch und Honig -
und Feuer.
Endlich durchbricht
den Moder
ein frischer Keim -
und wächst
in’s Menschliche.
(24. März 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 21:57
Kopfschmerzen
Ich strebe,
neurotisch, neurotisch,
Erkenntnisstreben -
Angst.
Die Mitte,
nicht möglich, nicht möglich,
Spezialisierung hier,
Spezialisierung da,
Angst.
Eindringtiefe Null -
Angst.
Gesunden, aufarbeiten,
aha, soso,
aktiv passiv,
flatterige Hektik,
Angst,
Angst.
Wahre Erkenntnistiefe - ha, ha,
bleibt versagt,
neurotisch,
Versagung,
Angst.
Aufgabe aufgeben,
daraus ableiten,
los:
ich konstruiere,
unlösbar,
aus der Vielheit der
eindimensionalen Flachheiten,
wie denn, was denn,
die Einheit,
unmöglich,
die Mitte,
aufgeben,
die vieldimensionale Ganzheit,
aufhören, aufhören!
Ach, ein Bild nur ...
(6. Mai 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 22:01
Wer bin ich II
träumen
träumen
im Kopf
träumen
vom Duft der Grotte
von Lust und Schmerz
vom Leben
träumen
nur im Kopf
ich berühre mich
lieber nicht
es entweiht
so real
die Träume
weiter träumen
im Kopf
so bleibe ich
der ich nicht bin.
(7. Juni 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 22:04
Am Puls der Zeit
logon
Passwort tralala
hallo Mäuschen
enter
eins mal eins
Hochauflösung
in absoluter Excel-Qualität
ist eins
bravo Farbgrafik
minus eins
Regression korrelieren
ist keins
Korrektur Prognose
Tipp-ex allererste Sahne
selbst was ich weiß
macht mich nicht heiß
best in class
simultan und schlank
zwei mal zwei
im Histogramm
für Eingeweihte
lean und clean
Zauberlehrlinge
in rasender Aktion
multi-magic-zero
im Rhythmus
klopfender Mega-Hertzen
linear auf Megabites gescannt
warum noch
heißes Hochglanz-Fleisch
beim geilen Tanz
Ums gold’ne Kalb
logoff logon
Flipper tilt
in Rezession
Prognosen in 3-D
weltweit weltweit
komplexitäts-perplex
Maschinen stop
Kunde ... wo ... wer
Qualität ... Struktur
zu alt ... Abfindung ... zu alt
raus das Fleisch
aus unseren Hallen
tilt
Gong heute 19 Uhr
Rettung in Aspik
Strahlemänner
alles klaro
weiter im Text
Zipfelmütze wichse wichse
her das heiße
Hochglanz-Fleisch
am Puls der Zeit
am Puls der Zeit
logoff
logoff
(10. Juni 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 22:07
Schweigen III
Schweigen
in Schwere -
lieber würde
ich mich
in einem
Redemantel
verstecken,
bunte Farben
in das Grau
malen
und nicht mehr
spüren,
daß ich nichts
spüre.
(13. Sept. 1993)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 22:09
Ausbruch
In die Stille
göttlicher Empfindung
kreischt
die Wut empor,
fetzt
der Angst den Rücken.
Sturm
blindgeifernder Kräfte.
Halte mich,
Besinnung,
halte mich!
Und dann weinst du
in die Leere
der kaltgestauten
Lust.
(31. Aug. 1994)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Sternkieker - 10.04.2007, 22:15
Wunder
Die grauen Himmel öffnen sich
und Gnade,
dem warmen Regen gleich,
ergießt sich
in dein Leben.
Und du?
Ach Gott,
du spürst es nicht.
Und wie du starrst
und weiter zappelst
deinen Weg entlang -
du siehst
den grauen Himmel nur
und spürst,
wie es dich näßt!
Es setzen Engel dir den Fuß,
doch klagst du
über jeden spitzen Stein,
der,
kaum den Schuh berührend,
auf deinem Wege liegt.
Und dann
der Augenblick, der selt`ne,
wo du erkennst
das Wunder deines Lebens.
Es brennt sich
sprachlos in dein Herz,
und alles,
alles ist nun anders.
Nicht kürzer
wird dein Weg,
nicht sanfter auch
der Stoß der Steine.
Und dennoch:
Vergessen wirst du nie,
daß du geleitet bist - in all der Freiheit
deiner Schritte.
Das ist vielleicht
der Wunder größtes!
(9. Juni 1992)
Re: Aus Sternkiekers Schatzkästchen
Maraiah - 15.04.2007, 20:47
Also ich hab schon gelesen, aber ich lese immer wieder hier und immer wieder entdecke ich was anderes - je nach dem, wie es zu meiner Stimmung paßt.
So wie eine Schatzkiste halt sein sollte :)
Danke Sternkieker :kiss
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