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Hustvedt, Siri - Was ich liebte




Hustvedt, Siri - Was ich liebte

Beitragvon Pippilotta » 01.04.2007, 09:44

Amazon schreibt:

"Was ich liebte, das bleibt", weiß Leo Hertzberg in Siri Hustvedts neuem Roman. Was dem jüdischen Kunsthistoriker nach seiner Erblindung im Alter aber bleibt, ist eigentlich nur mehr die Erinnerung an ein Leben, dessen Verlauf er sich in jungen Jahren anders vorgestellt hatte.

Hertzberg wohnt in New York, in einem Loft in unmittelbarer Nähe zur Familie des befreundeten Malers Bill Wechsler, dessen Frauenakt er einst in einer Galerie erworben hatte. Aus der Retrospektive enthüllt Hustvedt die Lebensentwürfe der Freunde, deren Biografie nicht zuletzt durch die Schicksalsschläge ihrer Kinder eine unvorhersehbare Wendung nimmt. Am Ende bleibt nur die Kunst -- und eine Erkenntnis, dass am Ende allein die Erinnerung an die Liebe überlebt. Nacherzählt klingt das sehr kitschig. Was aber Hustvedt aus ihrer simplen Botschaft macht, ist überaus bemerkenswert.


Das Buch ist sehr intensiv und hinterlässt einen sehr verstörenden Eindruck.

Die ersten 100 Seiten sind zugegebenermaßen eine Durststrecke. Die seitenlangen Schilderungen der New Yorker Kunstszene, die Beschreibung von Bildern und Kunstwerken fand ich anfangs spannend, dann aber zunehmend langatmig. Doch das Durchhalten wird meiner Meinung nach belohnt.

Denn im Nachhinein gesehen sind diese Seiten ein wichtiger Bestandteil des Buches, welches schon mit den ersten Zeilen von Kapitel 2 eine ganz andere Wendung nimmt.

Das Buch wurde von einem Rezensenten "ambitioniert" genannt, diese Beschreibung finde ich sehr zutreffend.

Doch stellenweise sind mir manche Passagen zu "aufgesetzt", zu "künstlich". Ich habe das Gefühl, dass die Autorin unbedingt und um jeden Preis manche Passagen unterbringen wollte. So fand ich die Verfolgungsreise quer durch die USA als übertrieben, sowie auch die ellenlangen Schilderungen und Wiederholungen von Marks Zustand und Marks Leben sowie der Drogenproblematik.

Für mich bestand die Hauptthematik darin, wie man mit dem Verlust eines Kindes zurechtkommt. Im Fall von Leo und Erica war es Schicksal, "höhere Gewalt"- der man vollkommen machtlos gegenübersteht und es sich erweist, wieviel eine - offenbar gut funktionierende Ehe - wirklich aushält.

Im Fall von Mark ist man ebenso machtlos, doch dieses Schicksal trifft einem wohl noch härter, muss man doch hilflos und machtlos zusehen, wie er vor die Hunde geht.

Trotz einiger Längen und einiger Kritikpunkte ein sehr empfehlenswertes Buch!

:stern: :stern: :stern: :stern:

PS: Das Buchcover finde ich schrecklich!

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Herzliche Grüße
Pippilotta


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von Anzeige » 01.04.2007, 09:44

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Beitragvon schnecke » 01.04.2007, 12:37

Wie bereits erwähnt, war ich mal mit einem bildenden Küsntler zusammen, insofern waren diese ersten 100 Seiten, altvertraut - mit allen negativen Erscheinungen, die der Kunstbetrieb so hat.

Zum Cover: es ist mir wieder eingefallen, auf meinem Buch ist ein Edward Hopper drauf, ich konnte es überhaupt erst in dieser Ausgabe lesen. :wink:

Insgesamt hat mich das Buch ermutigt, noch ein weiteres Werk von ihr zu lesen (Die unsichtbare Frau), das war aber für mich nicht so intensiv.
In der Buchmitte hätte ich ja fast zu heulen begonnen, so nahe ist mir das gegangen.
schnecke
 

Beitragvon leseratte4 » 07.04.2007, 14:21

Hallo,
es ist zwar schon einige Zeit her, daß ich das Buch gelesen habe aber ich habe es in guter Erinnerung behalten. Die "Künstlerszenen" habe ich entgegen Pipilotta nicht als langatmig sondern als glaubhaft empfunden. Ich denke, daß das, was Paul Auster für New York, Siri Hustvedt in diesem Buch für die New Yorker Künstlerszene ist. Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, noch andere Bücher von ihr zu lesen. Auch mit Paul Auster muss ich unbedingt mal beginnen. Wusstet Ihr, daß die Tochter der beiden singt? Letztens kam ein neues Album mit gesungenen Gedichten ihres Vaters heraus.

Viele Grüße aus einem Internetcafè in Hannover
Leseratte
leseratte4
 



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