Fürs Gemüt: Verhalten und Gefühle

Epilepsie - Hilfe zur Selbsthilfe
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    Re: Fürs Gemüt: Verhalten und Gefühle

    Josy - 26.03.2007, 23:57

    Fürs Gemüt: Verhalten und Gefühle
    Viele Epileptiker leben ständig mit der Angst einen Anfall zu bekommen, haben Selbstwertprobleme und Depressionen. Bei Epileptikern, insbesondere bei Kindern, treten nicht selten Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Störungen auf, die mit Scham oder Frustration wegen der Epilepsie zusammenhängen. Bei Kindern lassen sich solche Probleme oft in den Griff bekommen, wenn Eltern eine positive Haltung und Unabhängigkeit fördern, negatives Verhalten des Kindes nicht mit Aufmerksamkeit belohnen und auf die Bedürfnisse und Gefühle ihres Kindes eingehen. Das familiäre Umfeld sollte verständnisvoll sein und dem Betroffenen keine Schuldgefühle machen. Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen können für Epileptiker und ihre Angehörigen Anlaufstellen für Erfahrungsaustausch und Informationen sein.

    Quelle: http://www.hexal-neurologie.de/themen/epilep/alltag/alltag.php


    Psychische Störungen bei Epilepsie

    Psychische Störungen sind der Oberbegriff für störende psychische Empfindungen und Zustände wie zum Beispiel Angst, Wut oder Reizbarkeit, aber auch Antriebslosigkeit oder Vergesslichkeit. So wie jeder Mensch im Lauf seines Lebens mehr oder weniger häufig körperlich krank ist, gehören auch psychische Schwierigkeiten zum normalen Leben. Bei einer Epilepsie gibt es viele Gründe und Auslöser dafür, nicht zuletzt weil die Anfälle Änderungen des Lebensstiles einschliesslich der Beziehungen zu Mitmenschen, der Berufsausbildung und –tätigkeit oder auch von Freizeitaktivitäten mit sich bringen kann. All dies kann – unter Umständen verstärkt durch häufige Anfälle oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten – durchaus zu Angst, Panik oder auch Depression führen


    Psychische Störungen

    Manche psychischen Probleme beruhen auf den nach wie vor vorhandenen gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber Epilepsien. Bei anderen Störungen können die Ursachen bei Kindern z.B. in Schwierigkeiten in der Schule oder mit den Eltern – auch durch eine allzu wohlmeinende “Überbehütung” – bestehen, bei Jugendlichen und Erwachsenen in privaten oder beruflichen Problemen. Viele psychische Befindlichkeitsstörungen sind angemessene und normale Reaktionen, die meist nur von kurzer Dauer sind und keiner ärztlichen Betreuung bedürfen. Dies ist bei Depressionen und wahnhaften Psychosen anders; diese haben immer Krankheitswert!

    Auch die eingesetzten Medikamente können psychische Folgen haben. Viele dieser Medikamente können in höheren Dosen zu Konzentrationsstörungen oder Müdigkeit führen, und es kann auch zu Depressionen oder wahnhaften Psychosen kommen. Dies wurde sowohl unter älteren, bewährten Antiepileptika wie Phenobarbital, Phenytoin und Primidon, als auch unter neuen Medikamenten wie Gabapentin, Topiramat oder Vigabatrin beobachtet.

    Bei einem kleinen Teil der Menschen mit Epilepsie sind dauerhafte psychische Störungen wie eine Verlangsamung oder Störung des Gedächtnisses vorhanden, die als Ausdruck einer geistigen Behinderung ebenso wie ihre Epilepsie auf eine schwerwiegende Schädigung des Gehirns zurückgehen. Ein entsprechender Zusammenhang lässt sich manchmal in einer neuropsychologischen Untersuchung klären.
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    Psychische Störungen bei Anfällen

    Manche Menschen mit Epilepsie, besonders solche mit fokalen Anfällen, erleben bei ihren Anfällen auch psychische Störungen. Diese können angenehm und faszinierend sein wie z.B. ein Glücksgefühl, aber auch unangenehm und erschreckend. Beispiele sind Angst oder Panik, aber auch Gefühle der Entfremdung, Trugwahrnehmungen (wie z.B. Sehen oder Hören von nicht Vorhandenem). Manche Betroffene sprechen nicht gerne über derartige Empfindungen, weil sie befürchten, dass man sie deswegen für gestört oder sogar verrückt halten könnte.

    Fokale Anfälle mit psychischen Symp-tomen gehen meist vom Schläfen- oder Temporallappen aus und können sich in einem plötzlichen Angstgefühl, Stimmungsschwankungen oder Denkstörungen äussern. Weitere mögliche Zeichen sind ein verändertes Zeit- und Körpergefühl. Der Schläfenlappen ist unter anderem auch für Gedächtnisfunktionen verantwortlich, was die Erklärung für die relativ häufigen sogenannten déjà-vu- (Schon gesehen-) beziehungsweise jamais-vu- (Nie gesehen-) Erlebnisse ist. Schliesslich kann es zu Halluzinationen kommen, also zu Wahrnehmungen tatsächlich nicht vorhandener Dinge, Gerüche oder Geräusche, die für die Betroffenen aber sehr realistisch wirken.

    Psychische Störungen zwischen Anfällen

    Ängstlichkeit. Jeder Mensch ist gelegentlich ängstlich oder nervös. Eine zeitweise Ängstlichkeit findet sich aber bei Menschen mit Epilepsie noch häufiger. Zu einer krankhaften Störung wird dies dann, wenn diese Gefühle langdauernd sind oder sehr oft auftreten, von alleine oder schon nach nichtigen Anlässen, und ein normales Leben und Arbeiten behindern. Angststörungen gehen oft mit einem geringen Selbstvertrauen und Selbstunsicherheit einher. Bei sogenannten Panikattacken kommt es plötzlich zu Störungen wie Atemnot, Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Schwindel, Hitzewallungen, Todesangst oder Angst, verrückt zu werden. Behandlungsmethoden bestehen sowohl in einer Psychotherapie als auch in begleitender Gabe von angstlösenden Medikamenten ( inkl. Antidepressiva).

    Reizbarkeit und Aggressivität. Jeder Mensch ist von Zeit zu Zeit auch mal gereizt oder sogar aggressiv. Die Auslöser und Ursachen sind dieselben wie bei Menschen mit Epilepsie, bei denen aber auch die Erkrankung selbst, Schädigung der Hirnabschnitte, die für die Steuerung von Gefühlen verantwortlich sind, und die eingesetzten Medikamente dazu beitragen können. Entgegen weit verbreiteter Vorurteile spielt Aggressivität bei Epilepsien keine grosse Rolle. So sind Menschen mit Epilepsie auch nicht häufiger an entsprechenden Straftaten beteiligt als Menschen ohne Epilepsie. Dennoch kann es bei einer Epilepsie auch einmal zu aggressivem Verhalten kommen, wobei manche Medikamente (u.a. die Barbiturate wie Phenobarbital oder Primidon) dies zu begünstigen scheinen.

    Aufmerksamkeitsstörungs- und Hyperaktivitätssyndrom. Dieses sehr kompliziert klingende Krankheitsbild (ADHS = attention deficit hyperactivity syndrome, im Volksmund “Zappelphilipp”) wurde lange zu wenig beachtet. Es kommt nicht nur bei Kindern vor, und auch Betroffene mit Epilepsie sollten mit den dagegen wirksamen Medikamenten (z.B. Methylphenidat oder Ritalin®) behandelt werden.
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    Depressionen

    Depressionen sind bei Menschen mit und ohne Epilepsie die häufigste Form länger dauernder psychischer Störungen. Als Depression wird eine anhaltende krankhafte Niedergeschlagenheit mit Freudlosigkeit bezeichnet, die oft auch mit körperlichen Beschwerden wie Appetitmangel und Schlafstörungen einhergeht. Depressionen bei Epilepsie treten bei etwa jedem fünften Betroffenen und meist ohne direkten Bezug zu epileptischen Anfällen (= interiktal) auf. Sie können Folge von Ängsten oder sonstiger Ausgrenzung und Benachteiligung, aber auch von medikamentösen Nebenwirkungen sein. Schon die Diagnose einer Epilepsie führt bei manchen Betroffenen zumindest vorübergehend zu depressiven Beschwerden. Depressionen können auch Teil der unter Umständen mehrere Tage dauernden sogenannten postiktalen Phase im Anschluss an Anfälle sein.

    Tab. 1: Mögliche Beschwerden bei einer Depression

    * Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung und Freudlosigkeit (bis hin zu Selbstmordgedanken)
    * Verminderung von Antrieb, Energie und Entscheidungskraft
    * Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
    * Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
    * Gefühl der Wertlosigkeit oder Schuldgefühle
    * Verminderter Appetit und Schlafstörungen
    * Vernachlässigung der Körperpflege
    * Rückzug mit gestörtem Kontakt zu Mitmenschen


    Depressionen ergreifen den ganzen Menschen einschliesslich Gefühle, Gedanken und Verhalten (Tabelle 1). Sie beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit und führen zu einer Störung im Umgang mit Mitmenschen. Manche Betroffenen beschreiben ihre Depression so als seien sie "in einem schwarzen Loch", aus dem sie nicht herauskommen. Fast immer sind sie traurig und niedergeschlagen, was aber mit Ängstlichkeit und Reizbarkeit verknüpft sein kann. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, sich zu freuen und empfinden eine Lust- und Hoffnungslosigkeit. Nicht alle Betroffenen können ihre Gefühle auch entsprechend ausdrücken und verstecken ihre Beschwerden dann eventuell hinter einem unangemessenen oder aggressiven Verhalten.

    Depressionen sind behandelbar. Erfreulicherweise sind Depressionen heute ebenso wie epileptische Anfälle recht gut behandelbar. Bei etwa 80% kommt es innerhalb von 3-4 Monaten durch eine Psychotherapie oder antidepressive Medikation zu einer deutlichen Besserung. Frühe Erkennung und konsequente Behandlung erhöhen dabei die Erfolgschancen. Manche Mitmenschen glauben, allein durch gutes Zureden könne genug geholfen werden, und die Betroffenen wären dann wieder in der Lage, sich “am Riemen zu reissen”. Dies ist aber in aller Regel nicht der Fall. Zuhören, Bestätigung und Verständnis ist wichtig. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass die Selbstmordrate von Menschen mit Epilepsie etwa fünf mal höher liegt als im Bevölkerungsdurchschnitt.

    Quelle: http://www.swissepi.ch/web/swe.nsf/0/25F1480CCE8ACFC9C1256A79003099DB?OpenDocument



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