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Qualität des Beitrags: Beteiligte Poster: Sebastian Forum: WFRP Forenbeschreibung: Versuch einer Terminfindung aus dem Unterforum: Sebastian Antworten: 1 Forum gestartet am: Donnerstag 04.01.2007 Sprache: deutsch Link zum Originaltopic: Wastls Erinnerungen Teil 1 Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 1 Monat, 6 Tagen, 8 Stunden, 26 Minuten
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Re: Wastls Erinnerungen Teil 1
Sebastian - 20.03.2007, 19:56Wastls Erinnerungen Teil 1
Ein verträumter Gesichtsausdruck schlich sich in Wastls Gesicht. Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust und mit belegter Stimme hob er zaghaft an: „Oh ja, ich war früha scho in die Gärtn und Paläste der noblichen Herren. Da wor ich noch kein Auserwählta, ned amoi ein Vogelfreier und noch ned amoi Gehülfe des Wildhüters. Der Tog im Palast heut hat mehr weh tan, als olle letztn Verwundungen.“
Nicht der Umstand, dass Wastl Worte von sich gab, vielmehr der leise melancholische Ton und eine fast greifbare Sehnsucht in der Stimme veranlasste die drei Gefährten Wastl zuzuhören. Selbst Adelbert -gewohnt den Großteil von Wastls verbalen Ergüssen stoisch zu ignorieren- wandte sich dem langen Kameraden zu.
„ Ich wor ein behütetes Kind, hob gar nicht gewusst was Hunger heißt und hob dacht die Welt sei schön und voller herrlicher Wunder - und wohlgeordnet. Mutter wor eine kluge Frau, die zweite Tochter eines Kleineisenhändlers, und hot gut schreiben und rechnen können. Wirkli hübsch wars net, weil die Pockn sie ziemlich hart erwischt hobn als junges Madl, aber a schlanke, edle Gestalt hats ghobt und ein liebes Lächeln. Eigentli hob i mei Mutta imma schön gfundn. Vor allem war sie wirkli gscheit und i glaub, des hot mein Vatern so beeindruckt. Lesn wollts mir beibringn aber i wor a blöde Bua und wollt an Bogn, wollt jagen, fischen und stärker sein als meine Freund. A blöde Bua halt.“
Ein betrübter Seufzer fährt in anhaltender Länge aus der Brust des Grübelnden, und während er das Glas mit gewasserten Wein an die Lippen führt, streift ein sehnsüchtiger Blick das am Tische liegende Buch. Sanft streicht er mit seiner schwieligen Hand über den Einband.
„Jo der Vater hat an wirkli gutn Postn ghobt, er war Wildhüter im Dienste des Grafen Todbringer. Oft hobn wir bestes Wildbret ghobt und Mutter hat des mit einen Wurzlgemüse gekocht – himmlisch. Naja der Vater war ein stolzer Mann, geachtet im Dorf und er hot sie von niemanden was gfalln lassn. Hätt i glaubt. Er war mei Vurbild und i wollt so wern wie er.
Hob i eam natürlich nie gsogt, sondern war imma a bissal aufmüpfig. Aber er hots auch a so gewusst. Er hat überhaupt vü verstandn ohne dass ma hat redn müssn.“
Die Stimme des sonst rauen Klotzes war belegt und er schien mehr zu sich selbst, als zu den Kameraden zu sprechen. Eine kleine silberne Träne funkelte im Schein der trüben Kerze.
„ Ja stolz war er. Aber eines Tages hot er mi mitgenommen zu die Noblichen und ich hob nicht so wie sonst draussen gewartet sondern durfte mit hinein. Was war ich aufgeregt. Ein riesiger Garten, Rosen, Obstbäume alles schön hergricht, die Wiese war ganz kurz, wie mit dem Rasiermesser gschnittn. Und viele Damen mit tollen Frisuren und langen Seidenröcken sind herumspaziert und hobn glacht und Herren in feinsten Gewändern mit schlanken Rapieren haben sich amüsiert und aus Kristallkelchen roten Wein getrunken. Bedienstete sind herumgesaust wie Bienen vor dem Stock und hobn Leckereien und Spezereien herumgetrogn.
Und i wor mittendrin und so glückli, ned dass ma wos gebn hättn, aber i wor einfach durt.
Mei Vota wollt zu sein Herrn gehen, do kummt a so lackierter Oarsch auf eam zu, haut eam eine obi und gibt mein Vota an Stessa, dass eam wirft. Beschimpft hot er mein Vota was er da tut und will und so a Abschaum soll si schleichn, weil er verdient ga net zum Leben unter der selbn Sunn wie er. Und mei Vota ?? Der hot sie entschuldigt dafür dass er auf der Welt is, dass er den Unbill des Herrn erregt hat !!!! Die Welt is zsammbrochn für mi damals, alles was i für gerecht und guat gholtn hob. Und das Bild von mein Votern, sunst a Fels und unbeugsam hot kriachn müssn vor so an Krischpinderl !!!“
Die Faust von Wastl schlug dröhnend auf den Tisch und seine Stimme hallte jetzt laut und mit dem ihm eigenen hitzigen Feuer: Jo, da hob i ma gschwurn i wird kämpfn gegen das Unrecht und die Hochnoblichen, i wird mein Vater rächn und all die Unterdrückten. I hob in dem Moment kapiert wie guats mir gangen is und wie beschissen die meisten anderen im Dorf. Olles hot sich draht - nix wor mehr wie früha – net i -net mei Vota net die ganze Welt. Olles wor schlecht.
Der Donner in Wastls Stimme war verklungen, die letzten Sätze eher einem heiseren Flüstern gewichen. Große Tränen rannten über das gerötete Gesicht und netzten den zerzausten Bart. Er warf seine groben Hände vors Gesicht, sein Stuhl polterte zu Boden, der halbgeleerte Weinbecher ergoss sich auf den Fußboden.
Wastl rannte hinaus in die Nacht.
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