Deutsch...das ist das

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    Re: Deutsch...das ist das

    unterricht - 15.03.2007, 23:08

    Deutsch...das ist das
    Der Deutschunterricht lehrt die Verwendung der deutschen Sprache. Neben Grundwissen (Grammatik) und Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Reden in deutscher Sprache wird an vielen Schulen in den höheren Klassen auch ein Einblick in die Deutsche Literatur, rhetorische Fähigkeiten, Kenntnis verschiedener Textarten, Textanalyse und Textinterpretation vermittelt. Auch wird oft gelehrt(gelernt), Referate zu halten, also vor der Klasse zu sprechen.

    Besonders durch den Druck der Ergebnisse der PISA-Studie wurden im Fach Deutsch die Rahmenlehrpläne in ihren Zielen und Schwerpunkten neu ausgerichtet: die durch PISA/IGLU und vergleichbare Studien offengelegten Lesekompetenzschwächen haben in den neuen Bildungsplänen der KMK zu einer Abwertung der Vermittlung formaler Fertigkeiten geführt. So sieht der Lehrplan des Landes Schleswig-Holstein die Förderung von KOMPETENZEN als zentrales Moment des Deutschunterrichtes und der Deutschdidaktik. Dies setzt gänzlich andere Akzente als die bisherige Vorstellung, dass formale Fähigkeiten wie Grammatik und Rechtschreibung bedeutender Gegenstand des Unterrichtes sein müssten - diese sind damit nicht aus dem Unterricht getilgt, aber in einen Kompetenzbereich eingebettet und vom Lehrer begleitend zu vermitteln.

    Kompetenzen

    sind demnach

    * vom Lernenden (=Schüler) selbst erarbeitet und vom Lernenden selbst konstruktiv anwendbar,
    * transferierbar, sodass die Kompetenzen sich in Tätigkeiten zeigen, die Schüler an neuen Texten oder Problemen ausführen,
    * bereichsspezifisch auf die Domänen Lesen, Schreiben, Kommunikation und Reflexion über Sprache verteilt (in der Didaktik werden diese Kompetenzbereiche als 'die 4 Säulen des Deutschunterrichtes' bezeichnet, nach Heiner Willenberg u.a.),
    * mit Inhaltsaspekten der jeweiligen Domäne versehen; zur Kompetenz gehört also ein Wissenskanon, der Kenntnisse von Fakten, Regeln, Gesetzen und Definitionen umfasst,
    * Damit Schüler/innen Kompetenzen ausbilden können, müssen diese eigenständiger im Lernprozess agieren. Die Lernstrategien verlagern sich daher mehr auf die Schülertätigkeit und gewinnen an Bedeutung.

    Analyse-Modelle

    Für den Deutschunterricht ist die Bearbeitung von Texten und deren sinnentnehmende Rezeption zentral. Je nach Textart (Genre) werden verschiedene Modelle zur Textinterpretation verwendet:

    Ideologiekritik

    Die Ideologie basiert auf der Annahme, dass "Literatur ein reagierender Faktor" der Zeitgeschichte ist (Bodo Lecke). Um Textverständnis zu erreichen soll daher zu jedem literarischem Werk/Text Sekundärliteratur hinzugezogen werden, welche die gesellschaftlichen und sozialen Kontexte erhellt, in denen das Werk (der Text) entstand. Zu untersuchende Aspekte sind dabei

    1. der literarische Kontext, also dem Werk vorangegangene und nachfolgende Werke desselben oder zeitgenössischer Autoren
    2. die sozialen und gesellschaftlichen Strukturen
    3. die zur Werkentstehung geltenden Hierarchien, Machtstrukturen und Machtparteien
    4. Normen, Ethiken, Wertvorstellungen und (auch religiöses) Weltbild
    5. Psychologie bezüglich der Autoren, seiner Intention (Aussageabsicht) insbesondere vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte


    Beispiel zur Ideologiekritik

    Um nach der ideologiekritischen Methode Schiller's Verbrecher aus verlorener Ehre angemessen interpretieren zu können, müsste Sekundärliteratur etwa zu den Themen Räuberbanden um 1800, die Gretchentragödie als literarischer Stoff in der Literatur, Kleiderordnungen im 18/19 Jh, Sozialisation durch frühkindliche Prägung, Sozialisationsergebnisse des Haftvollzuges, Kriminalität und deren Faktoren hinzugezogen werden.

    Strukturalismus

    Der Strukturalismus geht davon aus, dass ein literarischer Text bestimmte Strukturmerkmale aufweist, die seinen Inhalt bestimmen. Die Struktur des Textes hat damit Wesenhaftigkeit, die Bauform des Textes lässt also Rückschlüsse über seine Aussagen und Absichten zu. Bekannte Vertreter des Strukturalismus (in der Deutschdidaktik) sind vor allem Wladimir Propp (Bauform des Zaubermärchens) und Kügler/Jegendsdorf (5-fache Analyse: Wissen-Verstehen-Transfer-Synthese-Evaluation).

    Im Rückgriff auf den allgemeinen Strukturalismus kann die Analyse des Textes durchgeführt werden, indem man nach Signifikaten und Signifikanten sucht. Besonders nützlich ist dabei die Suche nach Kontrasten und Oppositionen anhand von dargestellten

    1. Figuren (Held, Gegner, Retter, Helfer, Täter, Opfer)
    2. Zeiten (Zeitraffung, Zeitdehnung, Erzählzeit, Zeitlosigkeit)
    3. Orte und Ortswechsel (Phantasiewelt, reale Welt (Räume, Straßen, Städte, Länder, Kontinente, Welten mit ihren sozialen Merkmalen), Ortswechsel)
    4. Handlungskern
    5. Handlungsmotive
    6. Perspektiven


    Beispiel zum Strukturalismus: das Märchen Frau Holle

    * Figuren: Goldmarie (Held), Pechmarie und Stiefmutter (Gegner), Frau Holle (Helfer, Retter)
    * Zeiten: chronologische Erzählweise
    * Orte: Reale Welt (Haus der Stiefmutter, in der die üblichen Gesellschaftsbedingungen mit ihren Ungerechtigkeiten gelten), Haus der Frau Holle (phantastische Welt, in der nur ideale Normen existieren; Ort der Belohnung und Bestrafung); Brunnen und Tor als Grenzlinie zwischen realer und phantastischer Welt, der Brunnen ist zugleich das Zaubermittel als charakteristisches Element eines Märchens
    * Handlung: kontrastierte Parallelhandlung von Goldmarie und Pechmarie mit den Ergebnissen der Belohnung und Bestrafung. Stationen der Prüfung und Bewährung (Obstbaum, Brote im Ofen, Dienst bei Frau Holle), in denen die Wesensunterschiede zwischen Goldmarie und Pechmarie konstrastiert werden.
    * Handlungsmotive: Goldmarie als bescheidene, demütige Figur ist der raffgierigen Stiefmutter und dem faulen, gierigen Pechmariechen entgegengestellt.
    * Perspektive: ausgleichende Gerechtigkeit, die allerdings in einer phantastischen (Gegen-)Welt stattfinden muss, weil die reale Welt diese Gerechtigkeit nicht zu leisten imstande ist oder aus innerer Verdorbenheit nicht leisten will.



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