Die Memorien des Charles Trentor

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    Re: Die Memorien des Charles Trentor

    The ace of fate - 10.03.2007, 13:55

    Die Memorien des Charles Trentor
    Die Stadt Queenstrife lag so ruhig da, wie sie es jeden Morgen tat. Die Sonne schien sogar manchmal ein wenig langsamer an diesem Ort aufzugehen, so langweilig konnte es hier werden. Zwar gab es ab und zu Klatschthemen, wer wem wann einen Antrag gemacht hatte oder wenn irgendwo etwas gebrannt hatte. Dauerhaften Gesprächsstoff gab es in Queenstrife jedoch nicht mehr, seit Charles Trentor gestorben war. Trentor war ein Außenseiter gewesen, was in einem so kleinen Kaff nicht einmal besonders schwer war, dort galt man schon beim Fehlbleiben von der Sonntagsmesse als Außenseiter. Charles Trentor jedoch war noch viel weitergegangen, als nicht zum Gottesdienst zu erscheinen: Er hatte kaum mit den anderen Leuten gesprochen, nur, wenn es absolut sein musste, und sich andauernd hinter seinen Büchern vergraben, die meistens von vergessenen Völkern und dergleichen handelte. Es war ein offenes Geheimnis in Queenstrife, dass Charles Trentor sogar eine der raren Ausgaben des Buches „Von unaussprechlichen Kulten“ des Detlev von Junzt besaß. Dennoch gingen nach dem Tod des weltfremden Sonderlings die Gerüchte um, dass er noch weitaus seltsamere, okkultere Bücher besessen hatte und sogar einige Rituale aus diesen Büchern nachzustellen gewagt hatte, um damit unaussprechliche... Dinge zu rufen.
    So aufgeklärte Leute wie Henry Baker freilich, machten sich um solche Dinge keinen Gedanken. Henry war Trentors Anwalt und als solcher war es seine Aufgabe, den Nachlass zu verwalten, den dieser weltfremde Sonderling besessen hatte. Schon vor geraumer Zeit hatte Baker damit angefangen, die Eigentümer von Charles Trentor einigermaßen zu ordnen, damit es bei der Testamentsvollstreckung keine Streitigkeiten gab. Und diese würden kommen, das spürte Henry. Zum einen hatte Trentor für einen Sonderling sehr kostbare Sachen besessen: Einen Sessel, der fast so alt war, wie das Haus, in dem er gewohnt hatte und bei Sammlern ohne Probleme fünfstellige Summen erzielte gehörte dazu. Trentor hätte ohne Probleme Millionär werden können, hätte er seinen unnützen Hausrat verscherbelt, dachte Henry bei sich, als er das Erbgut sortierte. Eigentlich war er an den Erbstücken seiner Klienten nicht intressiert, er verdiente an ihnen zu Lebzeiten schon genug, aber eins weckte sein Intresse: Es war ein schwarzes Buch, das offenbar aus Charles Trentors Privatsammlung stammte. Obwohl dieses Buch Henrys Intresse weckte, hatte es gleichzeitig etwas, was ihn abstieß. Es war kein genau zu beschreibendes Gefühl, aber dieses Buch wirkte.. falsch, als würde es eigentlich garnicht in diese Welt oder Dimension gehören. Er hatte es entdeckt, als er gerade dabei war, die Bibliothek des Verstorbenden aufzuräumen. Zuerst hatten ihn die ganzen Bücher, die von Dämonen, Beschwörungen und Geistern handelten nur amüsiert, aber als er dieses Buch versteckt zwischen einigen anderen gefunden hatte, schienen ihm auch die anderen Bücher eine seltsame Substanz zu haben... Fast war es, als hätten sie durch das Auftauchen dieses Buches selbst eine Seele entwickelt.
    Nachdem er diesen finsteren Gedanken ein paar Minuten lang nachgehangen hatte, schüttelte der Anwalt den Kopf. Er musste ziemlich überarbeitet sein, um so einen Mist zu glauben... Aber dennoch gelang es ihm nicht, das unheimliche Gefühl aus seinem Körper zu verbannen, wenn er das Buch ansah...
    Zwei Tage später waren auch die letzten Verwandten der Verblichenen angereist. Alle hatten ihren Onkel, Uronkel oder was auch immer er für sie gewesen war nicht sonderlich gemocht, manche hatten ihn sogar regelrecht verabscheut, aber dennoch waren alle im Testament gleichermaßen bedacht worden. Jeder erhielt irgendetwas, das von besonderem Wert war, manche allerdings mehr oder wertvolleres als Andere. Seltsamerweise waren genau die es, die Charles Trentor am meisten gehasst hatten. Wahrscheinlich sollte das eine Art morbider Scherz von ihm sein, dachte Henry, zuzutrauen wäre es diesem Sonderling gewesen. Am Ende der Erbsitzung hatten alle Gegenstände von Charles Trentor einen neuen Besitzer gefunden. Alle, bis auf einen: Das seltsame, schwarze Buch, dessen Titel nicht mehr zu entziffern war. Kurz spielte Henry mit dem Gedanken, es einzumauern oder zu verbrennen, aber das brachte er dann doch nicht übers Herz. Er nahm es erst einmal zu sich nach Hause, vielleicht konnte er es an irgendjemanden verkaufen, der sich für solche Dinge intressierte.
    Das Zuhause von Henry Baker war nicht etwa eine edele Suite oder dergleichen: Es war eine kleines, schluderig eingerichtetes Haus mitten in der Stadt. Früher hatte er weitaus nobeler gewohnt, als Anwalt konnte er sich das immerhin leisten, aber nach seiner Scheidung hatte seine Frau jeden Cent von ihm erpresst, den sie finden konnte, daher musste er sparsamer leben, als er es gewohnt war. Das Buch stellte er in einen alten, überladenen Bücherschrank, wo es jedoch sonderlich fehl am Platz wirkte. Die meisten Bücher waren entweder über Rechtsbestimmungen oder billige, zerlesene Krimis, dieses neue Buch wirkte wie ein unheimlicher Eindringling inmitten dieser Bücher. Immer noch strahlte es diese unheimliche Aura aus, die nicht von dieser Welt zu sein schien...
    Als Henry Baker sich schlafen legte, fiel sein Blick erneut auf das Regal. Die Aura des Buches war sogar jetzt noch zu spüren, obwohl er es garnicht sah, so sehr verschmolz es mit der Finsternis. Nach einer Weile schaffte es Henry dennoch, etwas Schlaf zu finden. Und er träumte...
    Er rannte durch einen langen, verworrenen Gang. An den Wänden waren Zeichnungen von Dingen, die zu beschreiben unmöglich gewesen wäre. Jedoch am Ende dieses Ganges war ein Altar, der selbst diese Zeichnungen in den Schatten stellte. Auf ihm hockte das steinerne Abbild eines Wesens, das auf Henry wie eine Mischung aus Krake und Fledermaus wirkte. Sie kam ihm groß vor, obwohl sie tatsächlich nicht größer war, als sein ausgestreckter Arm. Aber dennoch wusste er, das diese Kreatur in Wirklichkeit ein Titan sein musste.
    Mit einem heiseren Schrei schreckte Henry hoch. Dieser Traum war unglaublich real gewesen, sogar der Geruch dieses Ganges war ihm noch in der Nase und das unheimliche Gefühl war noch in seinen Knochen. Selbst die leisen, stampfenden Geräusche, wie der Klang von Zeremonientrommeln, waren ihm noch im Ohr, sie klangen seltsam und irgendwie... falsch, als würden sie aus einer Welt kommen, die der unseren zwar bis ins letzte Detail gleicht, aber dennoch von etwas jenseitigem und Bösen erfüllt ist, das der Mensch sich einfach nicht erklären kann. Kurz massierte er sich die Schläfen und wartete, das das Geräusch verstummte. Es verstummte nicht.
    Im Gegenteil: Es wurde immer lauter und je lauter es wurde, desto mehr wusste Henry, das damit etwas nicht stimmte. Es war ein Trommelton wie jeder andere auch, aber es war deutlich zu spüren, das darin etwas abnormales mitschwang, das sich mit jedem Ton breiter machte und Besitz von ihm ergriff. Wie zufällig fiel Henrys Blick auf das Bücherregal. Beinahe hätte er geschrien: Das mysteriöse Buch stand aufrecht, obwohl er schwören konnte, es hingelegt zu haben. Langsam, als würden seine Bewegungen von jemand anderem gesteuert, griff Henry nach dem Buch. Obwohl es dunkel war, konnte er plötzlich den Titel entziffern, der in seltsamen Lettern auf dem schwarzen Einband prangte: „Necronomicon“.
    Als die Polizei am nächsten Tag eintraf, fand sie ein grausames Bild vor. Sie waren gerufen worden, weil ein Nachbar in den frühen Morgenstunden einen unglaublichen Schrei gehört hatte, der ihm die Haare zu Berge hatte stehen lassen. Die Polizisten waren eigentlich darauf vorbereitet gewesen, einen billigen Horrorfilm im Fernseher zu sehen, den der Bewohner dieses kleinen Hauses zu laut gedreht hatte. Die Wirklichkeit allerdings war an Schrecken jedem Horrorfilm gewachsen: An den Wänden waren in roten Strichen Bilder gemalt, die seltsame Muster zeigten, die jedem geometrischen Gesetz zu spotten schienen. Die Mitte des kleinen Raumes wurde von einem Kreis umschlossen, der ebenfalls rot war und ebenfalls, obwohl es ein perfekter Kreis war, unheimlich wirkte. (Später sagte einer der Spezialisten, das der Kreis weniger als 360° Innendurchmesser hatte, was eigentlich völlig unmöglich war.) Und in diesem Kreis lag ein Mann, der seit mindestens zehn Jahren tot war. Sein Gesicht war eingefallen, nur die Knochen noch sichtbar und seine Klamotten waren alt und brüchig geworden. Nur eins konnte man noch sehen: Das letzte, was dieser Mann im Leben getan hatte war, etwas in den Händen zu halten, was ihn offenbar so entsetzt hatte, das er alleine an diesem Entsetzen gestorben war.



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