Acaminara, Stern des Meltic Dale

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    Re: Acaminara, Stern des Meltic Dale

    Acaminara - 21.02.2007, 16:29

    Acaminara, Stern des Meltic Dale
    Die Wolkendecke weit über der kleinen Anhöhe riss auf und schickte die letzten Strahlen des untergehenden Mondes zu Boden. Der Blick der zweijährigen Jungstute glitt über das einst so grüne Tal, das jetzt unter Bergen von Asche lag. Die schützenden Bäume waren umgestürzt oder sofort verbrannt, und immer wieder fielen Kadaver in ihr Blickfeld. Die letzten, sterblichen Überreste der Herde, die sie so geliebt hatte.
    „Lauf", hallte das Letzte, was sie von ihrer Mutter je gehört haben sollte, in ihren spitzen Ohren nach. Und sie war gelaufen, die Schleichwege, die sie als Fohlen so oft gegangen war, und die sie als Einzige kannte. Niemand hatte den Weg aus dem Tal heraus gefunden, niemand hatte den Tod hinter sich lassen und sich ins Leben retten können.
    Hass brandete in Acaminara auf, Hass auf die, die für all dies verantwortlich waren.
    „Die Menschen. Anstatt das einzige Fleckchen Erde zu wahren, das sie übrig gelassen haben, mussten sie es letztendlich doch zerstören."
    Acaminaras Ohren zuckten nervös. Es war nicht ihre eigene Stimme gewesen, die gesprochen hatte, und doch glaubte sie, sie zu kennen. Der ruhige, leicht raue Unterton hatte etwas unendlich Verletztes und dennoch Beruhigendes.
    „Willkommen zurück, Shadow’s Time." Es war das erste Mal, dass diese harte Art der Ironie aus ihr sprach, aber es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.
    „Schau auf das Tal deiner Väter. Es ist Geschichte."
    Langsam drehte die schneeweiße Stute sich um. Verzweiflung und Erschöpfung spiegelten sich in ihrem Gesicht, wichen allerdings schlagartig fast entsetzter Überraschung, als sie dem Hengst ins Gesicht blickte.
    Es war ein Jahr her, exakt auf seinem ersten Geburtstag, als Shadow’s Time, Sohn des King of Shadow’s, vor die Wahl gestellt wurde. Es war seit jeher so bestimmt gewesen und ein allzu natürlicher Gang der Dinge, dass kein Hengst, der dem Fohlenalter entwachsen war, länger bei der Herde verweilen durfte. Er hätte mit seinem Vater um den Leithengsttitel kämpfen können, aber er war gegangen. Der pechschwarze Hengst des Schattens, wie Acaminara schon damals still bei sich gedacht hatte, hatte die Herde verlassen.
    Noch immer zeichneten sich die vertrauten Züge in seiner Gestik und Mimik ab, doch war dies nicht mehr der teure Spielkamerad von früher. Shadow’s Time’s Züge zierte eine gewisse Undurchdringlichkeit, und als er sacht den Kopf wandte, blitzte die kurze, aber auffällige Narbe unterhalb seines linken Auges auf.
    „Aca." Seine Stimme hatte den vertrauten Klang beibehalten, aber sie war merklich tiefer und rauher geworden, klang nun fast belegt. Seltsam unruhig scharrte die Stute kurz mit dem rechten Vorderhuf.
    „So hat mich niemand mehr genannt, seit du gegangen bist."
    Er wandte sich ab, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
    „Ich weiß, aber was hätte ich tun sollen?"
    „Nicht das, was du jetzt wieder tust, Sha."
    Blitzschnell wandte er den Kopf und sah sie an.
    „Ich bin nicht mehr Sha, Aca. Shadow’s Time werde ich gerufen, so, wie es mein vorbestimmter Name ist."
    Mit zwei Schritten war sie dicht an seiner Seite.
    „Solange ich Aca bin, bist du Sha. Erinnere dich."
    Er blieb stehen, und wieder spiegelte sich die unendliche Wunde in seinen Augen wieder.
    „Versteh mich, Acaminara. Die Erinnerung birgt nichts als Schmerz."
    „Nicht nur, Shadow", beharrte sie. „Ich bitte dich, erinnere dich. Denk zurück an die Lichtung, die Lichtung, die niemand außer uns kannte. Wir waren Kinder, ja, aber wir wussten beide, was die Worte bedeuteten. Shadow’s Time", wechselte sie plötzlich den Tonfall ins Harsche, „du hast mir geschworen, mich nie im Stich zu lassen. Ich habe dir vertraut und dir das Gleiche versprochen, und ich habe mich daran gehalten. Du nicht. Selbst wenn du keine andere Wahl hattest - du bist ohne mich gegangen, Shadow."
    „Was erwartest du? Die Welt da draußen ist nicht wie Meltic Dale. Es gibt nichts und niemanden, das dich beschützt, Aca. Niemanden."
    „Nein, Shadow, niemanden. Nicht, wenn du jetzt gehst." Die Stute rang nach den richtigen Worten.
    „Versteh mich, Sha. Das damals, das war tiefe Freundschaft, pures Vertrauen. Bis zu dem Tag, an dem du gingst. Shadow, verdammt, du hast dich nicht einmal verabschiedet. Kannst du dir auch nur im Geringsten vorstellen, was in mir vorging?"
    Eine einzelne Träne verließ ihr Auge und tropfte auf den verdorrten Boden, doch der Blick, den er ihr schenkte, sprach von unendlichem Verständnis, niedergezwungen von Verzweiflung.
    „Ja, Aca. Ja. Aber hättest du mich verstanden? Du verstehst mich immer noch nicht, wie hättest du es damals tun wollen?"
    „Hilf mir dabei. In meinen Augen war es blanker Verrat. Du hast mich im Stich gelassen, obwohl du es geschworen hattest, und ich empfand es als nichts als Feigheit. Belehr mich eines Besseren, Shadow’s Time."
    „Ich musste gehen, Acaminara, ich musste. Und ich konnte dich nicht mitnehmen! Du warst da, wo du warst, sicherer als bei mir." Einen Moment schwieg er. „Erinnerst du dich an das eine Mal, das mein Vater zu mir kam, um mit mir zu reden?" Sie nickte stumm. „Ich hätte es nie auf einen Kampf mit ihm ankommen lassen. Der Name „King of Shadow’s" reicht weit, und uns beide verband etwas, das über die alleinige Blutverwandschaft ging. Wir haben das gleiche Schicksal, Acaminara, und ich werde den Weg gehen, den er ging. Schon alleine, da er es nie miterleben wird. Nicht körperlich zumindest."
    Sacht strich er mit den Nüstern ihren Hals entlang, eine flüchtige Geste, hinter der viel mehr steckte, und die sie erschauern ließ.
    „Es hätte so viel passieren können", fuhr er fort, „und es ist viel passiert. Viel, bei dem ich nur Glück hatte, sonst stünde ich jetzt nicht vor dir. Aca, bitte. Ich hätte dich mitnehmen können, aber ich wollte nicht." Kurz rang er mit sich selbst.
    „Jetzt könnte ich dich noch immer daran hindern, aber ich gebe zu, ich will es nicht. Doch ich bitte dich, entscheide dich schnell. Mein Weg führt mich weg von hier, weit weg. Aber lass uns jetzt Deckung suchen, die Menschen kommen mit dem Morgengrauen."
    Sekundenlang sah sie seiner starken, aber eleganten Flanke nach, dem kräftigen, aber leisen Tritt, der die Asche wirbeln ließ.
    Dann folgte sie ihm. Wenn dies ihr Schicksal war, sollte es ruhig kommen.

    Als Acaminara die Augen aufschlug, umhüllte sie Dunkelheit. Panisch schlüpfte sie aus der Mulde unter dem Baum heraus, unter dem sie gelegen hatte, und starrte hilflos in den Wald hinein. Ein leises Schnauben erinnerte sie daran, dass sie nicht mehr im zerstörten Meltic Dale war.
    Endlich verließen die so lang verdrängten Tränen ihre Augen, rannen über ihre Wangen und vertrockneten auf dem weichen Boden. Der pechschwarze Kopf, der sich sanft auf ihren Hals legte, schien sehr weit weg zu sein. Sinnlose Namen verließen ihre Lippen, darunter die der Eltern und Verwandten.
    „Ich weiß, Aca", erklang seine ruhige Stimme, als sie endlich schwieg. „Ich habe das Gleiche zu beklagen, aber ich sehe etwas anderes."
    Mit der stummen Frage in ihren Augen trat sie einen Schritt zurück, um ihn anzusehen.
    Er lächelte sanft.
    „Ich sehe dich."



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