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Re: "Macht kaputt, was noch heil ist!"
Phil - 21.02.2007, 20:01"Macht kaputt, was noch heil ist!"
Zitat: Auch wenn es für die Mönche, nach denen München benannt ist, schon vor der Stadtgründung im Jahre 1158 selbstverständlich war, einen obersten Chef in Italien zu haben, sind Angestellte und Kunden der fusionierten Hypo-Vereins-Bank doch sehr schockiert, dass ihnen dieses Schicksal jetzt auch bevorsteht: Urbayerische Banken, kraftvoll vereint - und dennoch künftig ferngelenkt von Mailand aus. Wichtige Entscheidungen über die Unternehmensstrategie und Geschäftspolitik werden im Ausland getroffen – ein Schock für das bayerische Selbstbewusstsein, für München als Finanzplatz.
Und wieder wird nach der Krise einer privaten Geschäftsbank der Ruf laut, man solle den privaten Banken doch endlich den Kauf von Sparkassen ermöglichen. Nur so könnten sie eine Ausgangsbasis für eigene Eroberungsfeldzüge im internationalen Bankgeschäft erwerben. Stärker denn je wird die öffentlich-rechtliche Kreditwirtschaft derzeit in Zweifel gezogen. Prominente Banker machen Druck, einige Kommunen wollen wohl tatsächlich nach dem unrühmlichen Vorbild von Stralsund ihre Sparkassen versilbern, einige Bundesländer wollen den Verkauf an Private ausdrücklich zulassen, EU-Beamte arbeiten, dem SPIEGEL zufolge, bereits daran, ein Verfahren gegen das Bollwerk öffentlich-rechtlicher Sparkassen einzuleiten.
Aber ist wirklich die Existenz der Sparkassen daran schuld, dass private Geschäftsbanken in die Krise geraten sind? Sind nicht eher die milliardenschweren Fehlspekulationen auf dem Immobilienmarkt der neuen Bundesländer verantwortlich sowie das missglückte Engagement auf dem mittlerweile geplatzten neuen Markt? Hat nicht die Hypo-Vereins-Bank, um dem Freistaat Bayern gefällig zu sein, Unsummen investiert, die dann mit der Kirch-Pleite untergegangen sind?
Nachdenkliche Repräsentanten der großen Geschäftsbanken geben zumindest hinter vorgehaltener Hand zu, dass schreckliche Managementfehler passiert sind, vor allem schlimme Versäumnisse. Die Geldgeschäfte des Kreditkartenwesens wurden ebenso verschlafen wie die Auto-Finanzierung, die von den Fahrzeugherstellern selbst in die Hand genommen wurde.
Derweil haben sich die Sparkassen prächtig entwickelt, auch in den konjunkturellen Krisenzeiten. Sie haben nie Otto-Normalkunden vor die Tür gesetzt, bieten ausnahmslos jedem Kunden zumindest ein Guthabenskonto an, finanzieren unverändert den Erwerb von Eigenheimen und vor allem Investitionen des Mittelstands. Weder bei Aktienspekulationen, noch bei Immobiliengeschäften wurden Milliarden versenkt.
Soll diese solide Geschäftspolitik, dieser wirtschaftliche Erfolg jetzt damit bestraft werden, dass die bewährte öffentlich-rechtliche Struktur aufgeknackt und die Sparkassen zum Spielball privater Bankstrategen gemacht werden? Soll die Finanznot der Kommunen etwa mit dem Ratschlag beantwortet werden: „Verkauft doch eure Sparkasse, dann habt ihr wieder Geld!".
Alle Parteien sollten gezwungen werden, vor der Wahl klipp und klar zu sagen, wie sie zu den Sparkassen stehen. Die Haltung der Kundschaft - in München immerhin 700.000 Menschen - scheint ja ziemlich klar zu sein.
Anarchistische Zirkel haben während der Studentenrevolte den Sponti-Spruch „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ an viele Mauern gesprüht. Das war schon ziemlich dämlich. Das Motto mancher marktradikaler Eiferer im deutschen Bankenwesen kommt mir aber noch dämlicher vor: „Macht kaputt, was noch heil ist!“.
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