Lolly Winston - Himmelblau & Rabenschwarz
Ich habe grade eben ein wunderschönes Buch zu Ende gelesen.
Es heißt "Himmelblau und Rabenschwarz" (Orig.: Good Grief). Es ist von Thema her ähnlich wie Cecelia Aherns erster Roman P.S. ich liebe dich, aber meiner Meinung nach ist dieses Buch fast besser.
Es geht um die junge Sophie Stanton, die nach nur drei Ehejahren Witwe geworden ist, da ihr Mann an der Hodgkin-Krankheit (Lymphkrebs) starb. Die Geschichte wird von Sophie erzählt, Man durchlebt quasi mit ihr die verschiedenen Phasen ihrer Trauer, wobei das Buch nie ins Kitschige abrutscht. Viele Stellen sind schon fast tragikomisch, aber nie albern oder lächerlich. Im Vergleich zu Aherns Roman ist dieser hier um einiges realistischer, aber wie schon gesagt, mit einem Hauch tragischem Humor und einer trotzdem sehr ergreifenden Geschichte.
Wirklich ein schöner Roman, für den sich die 7,95 fürs Taschenbuch auf jeden Fall lohnen. Also ich werde es wieder lesen.
Hier noch ein wenig was zum Inhalt:
Sophie Stanton kann einfach unmöglich eine Witwe sein. Witwen sind alt und tragen Hornbrillen, sie haben graue Strickjacken an, denen noch der miefig ungesunde Geruch von Mottenkugeln anhaftet, sie heißen Gladys oder Midge und tragen ihre runzelige Haut längst schon nicht mehr auf den Heiratsmarkt. Auf jeden Fall sind sie nicht 32 Jahre alt, waren nur drei Jahre verheiratet und standen noch am Anfang eines glücklichen Ehelebens, wie es bis vor kurzem bei Sophie gewesen ist.
Sophie ist Anfang Dreißig und war noch in jener Phase am Übergang von Verliebtheit und Alltag, wo ihr ein Ausdruck wie „mein Mann“ nicht ohne Verwunderung über die Lippen kam. Und doch ist sie seit kurzem Witwe und völlig aus der Bahn geworfen. Nun sitzt sie mit anderen Witwen und Witwern im Konferenzraum eines Krankenhauses, inmitten einer Selbsthilfegruppe, und erzählt, wie sie mit dem Auto gegen das geschlossene Garagentor gefahren ist, weil ein Sketch im Radio lief, den sie ihrem Mann Ethan unbedingt hat aufnehmen wollen, weil er den so liebte -- dabei war ihr Mann schon seit drei Monaten tot, gestorben an der Hodgkin-Krankheit, die junge Menschen in der Blüte ihres Lebens hin und wieder überfällt. Jetzt muss Sophie wieder lernen, allein mit ihrer Situation zurecht zu kommen, die noch dadurch erschwert wird, dass die Heldin von Lolly Winstons Romandebüt Himmelblau und Rabenschwarz noch ihren Job -- „und ihre Taille“ -- verloren hat.
Wie es Sophie dennoch gelingt, nicht nur eine „gute Witwe“ zu sein, sondern ihr Leben immer mehr in den Griff zu bekommen, erzählt Winston erstaunlich klischeelos und originell, traurig und witzig zugleich: Himmelblau und rabenschwarz eben, wie der Titel es verspricht.
------------------------------------------------------------------------------------ Erstellt von Tanja am Montag, April 3, 2006 @ 23:19:13:
Das klingt aber wirklich gut. Besonders weil ich mit dem Ahern nie richtig warm geworden bin. Holly (aus P.S. Ich liebe dich) war mir immer entweder zu albern oder zu theatralisch traurig. Passte nicht zu ihrem Alter im Roman, sondern eher zu dem Alter von Cecelia Ahern. Dies hier klingt, als ob es realistischer ist. Als ob die Autorin weiß, wovon sie spricht. Besonders über die Stelle mit dem Radiosketch bin ich gestolpert. Ich hab ein paar Monate nach dem Tod meiner Mutter eine Werbung für "Cats", das damals noch in Hamburg lief, gehört und sagte so nebenbei "Da wollen Mama und ich auch noch hin" und im nächsten Moment wurde mir klar, dass es nicht mehr möglich ist. Gegen das Garagentor bin ich nicht gefahren, aber es war auch eine Art von Wut, die mich damals überkam, als ich weinend in der Küche bei meinem Vater saß. Das gehörte jetzt eigentlich gar nicht hier her, aber sollte zeigen, dass es mir sehr vertraut vorkam. Realistisch, wie ich schon oben schrieb.
------------------------------------------------------------------------------------- Erstellt von Julchen am Dienstag, April 4, 2006 @ 13:50:00:
Wenn du willst, Tanja, kann ich dir das Buch gerne mal "fernleihen". Es kommt nämlich als TB erst am 1.August auf den Markt. Wenn du Interesse hast, PM genügt!
------------------------------------------------------------------------------------- Erstellt von Nadja am Sonntag, Juli 30, 2006 @ 20:44:19:
Jetzt gibt es das Buch, und weil Julchen es empfohlen hat, habe ich es gleich mal gekauft. Und es hat mir auch wirklich gut gefallen. Mit einer Einschränkung: Ihr toter Mann wurde gar nicht so positiv dargestellt, an manchen Stellen habe ich mich schon gefragt, warum sie ihn eigentlich geheiratet hat.
------------------------------------------------------------------------------------- [b]Erstellt von Julchen am Sonntag, Juli 30, 2006 @ 20:45:39:/b]
Ist mir auch teilweise ein wenig aufgefallen, aber ich denke, da wollte die Autorin eben herausheben, dass man sonst oft dazu neigt, Tote zu idealisieren und das wollte sie wohl bei ihrer Hauptfigur vermeiden.
_________________ Liebe Grüße vom JulchenI declare after all there is no enjoyment like reading!Pride and Prejudice, Jane Austen
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