Krümels-Bücherwelt ...

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Hosseini, Khaled - Drachenläufer




Hosseini, Khaled - Drachenläufer

Beitragvon Karthause » 16.02.2007, 18:42

Broschiert: 385 Seiten
Verlag: Bvt Berliner Taschenbuch Verlag; Auflage: 1 (August 2006)
ISBN-10: 383330149X
ISBN-13: 978-3833301490
10,50 EUR

Kurzbeschreibung http://www.amazon.de
Im Jahr 1975 ist Amir zwölf Jahre alt. Um seinem Vater seine Stärke zu beweisen, will er unbedingt bei einem Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen. Dazu braucht er Hassans Hilfe. Hassan ist sein bester Freund. Obwohl sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, hat die innige Freundschaft der Jungen allen Herausforderungen standgehalten. Bis zum Ende dieses erfolgreichen Wettkampfes, als Amir sie auf schreckliche Weise verrät.
Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans.

Über den Autor (aus der Buchumschlagsseite)
Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul, Afghanistan, als Sohn eines Diplomaten geboren. Seine Familie erhielt 1980 politisches Asyl in den Vereinigten Staaten. Hosseini lebt heute als Arzt in Nordkalifornien. "Drachenläufer" ist sein erster Roman, der gleichzeitig in zwölf Ländern erschien.

Meine Meinung
Amir, Sohn eines wohlhabenden Paschtunen und Hassan, ein Hazara und Sohn des Dieners von Amirs Vater, werden von der gleichen Amme gestillt und wachsen gemeinsam auf. Hassan würde für Amir alles tun. Amir selbst sieht diese Beziehung wesentlich egoistischer. Er nutzt seine bessere Herkunft aus, er ist stolz, wenn er Hassan etwas vorlesen kann, dieser kann weder lesen noch schreiben, aber auf den Gedanken, es dem Freund zu lehren, kommt er nicht. Auch die Beziehung Amirs zu seinem Vater ist sehr kompliziert. Amir liest viel und schreibt eigene Geschichten. Der Vater erwartet vom Sohn, dass er Fußball spielt und die traditionellen Wettkämpfe im Drachensteigen gewinnt. Letzteres gelingt ihm zwar mit Hassans Hilfe, aber Hassan muss diesen Sieg Amirs teuer bezahlen. Der Freund könnte zwar helfend einschreiten als Hassan in größter Not ist, er verrät jedoch die Freundschaft. Für ihn ist der Sieg beim Drachensteigen wichtig, er hat endlich die Aufmerksamkeit des Vaters erlangt, nach der er sich so lange sehnte. Der Verrat, den Amir an Hassan beging, verfolgt ihn noch als erwachsener Mann. Amir, der schon Ende der 70er Jahre mit dem Vater in die USA geflüchtet ist, findet keine Ruhe. Als er Jahre später dann die Möglichkeit bekommt, seine Schuld abzutragen, macht er sich auf den Weg nach Afghanistan.

Die Handlung des Romas beginnt Mitte der 70er Jahre und zieht sich in verschiedenen Episoden bis in unsere jüngste Vergangenheit hin. Dem Autor gelingt es hervorragend, Details aus dem Alltag in Afghanistan auf interessante Weise mit der Handlung des Buches zu verknüpfen. Politische Hintergründe werden beleuchtet und ich konnte mir ein gutes Bild über die Lebensumstände der Bewohner Kabuls zu Zeiten des Friedens, aber auch unter der sowjetischen Besatzung und unter der Taliban-Herrschaft machen. Er scheute auch nicht die realitätsnahe Schilderung von Gräueltaten, die in Kriegzeiten an der Tagesordnung waren. Trotzdem hatte ich als Leser nie den Eindruck ein Voyeur zu sein. Denn ich lachte mit dem Protagonisten, ich litt mit ihm, ich verachtete ihn und ich liebte ihn. Dies war nur durch die fantastische Erzählweise Khaled Hossenis möglich, der diesen Roman so einfühlsam und in einem so lebendigen Stil schrieb, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, eine wahre Geschichte zu lesen. Das ist aber nicht zuletzt des Ich-Erzählers Amir geschuldet, der mich mit seiner nicht zu blumigen aber spürbaren arabischen Erzählweise völlig in seinen Bann zog. Manche Passagen waren fast schon poetisch. Mir persönlich war das Ende des Buches mit etwas zu viel Action beladen, zu amerikanisch. Aber das ist Geschmacksache, spannend war es auf jeden Fall. Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Drachenläufer“ ein äußerst bemerkenswertes Buch ist, das ich sehr gern weiterempfehle. Ich hoffe, von diesem Autor noch viele Bücher lesen zu können, er ist ein wunderbarer Erzähler.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Siebenstein » 23.03.2007, 14:21

Ich habe mit "Drachenläufer" gestern mein 4. SUB-Wettbewerbs-Buch beendet. :D

Wieder einmal frage ich mich, wie es sein kann, dass ein Buch über zwei Jahre auf meinem SUB vor sich hin dämmert und mich dann, wenn ich es endlich zur Hand nehme, derart begeistert...

Khaled Hosseini ist ein wunderbarer Erzähler, man taucht sofort ein in die Geschichte und läßt sich entführen in eine uns sehr fremde Welt. Die Personen sind differenziert und einfühlsam beschrieben. Insbesondere die Freundschaft zwischen Amir und Hassan und das, was ihre enge aber nicht unproblematische Beziehung ausmacht, hat mich zutiefst berührt.

Was das Ende anbetrifft, stimme ich mit @Karthause überein. Es liest sich zwar sehr spannend, ist insgesamt aber doch etwas zu dick aufgetragen. Die Geschichte hätte das so nicht nötig gehabt. Dass Khaled Hosseini die wunderbare Gabe besitzt, den Leser selbst bei der Beschreibung von ganz kleinen, alltäglichen Szenen mit einem Kloß im Hals zurückzulassen, hat er bis dahin längst bewiesen. Ich vergebe trotzdem 5 Sterne und wünsche dem Buch noch viele Leser. :thumleft:

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Herzliche Grüße
Siebenstein :wink:
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Beitragvon Karthause » 23.03.2007, 17:16

@Siebenstein
Ich freue mich sehr, dass dir "Drachenläufer" auch so gut gefallen hat. Bei mir hat es gute Chancen, zu meinen Lieblingsbüchern des Jahres 2007 zu gehören.

Auch bei mir lag es schon einige Zeit auf dem SUB, auch mir ist unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte. :wink:
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Beitragvon Krümel » 20.09.2007, 17:40

Habt ihr das schon gesehen?
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Beitragvon Karthause » 20.09.2007, 19:19

Klasse, das macht die Sache rund. Danke für den Link.
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Beitragvon tom » 20.09.2007, 21:03

Hier nochmal der Zugang zur Seite von Khaled Hosseini. In einer Rubrik kann man anscheinend in direkten Kontakt mit ihm treten.

http://www.khaledhosseini.com/
tom
 

Beitragvon wolves » 21.09.2007, 07:43

@Krümel: Auch von mir Danke für den Link. Das Buch liegt noch auf meinem SUB und die Informationen bei der pdf-Datei werden das Leseerlebnis abrunden.

@tom: Bild Der Link wäre bestimmt nicht uninteressant, wenn ich ihn nur halbwegs verstehen könnte. (wolves = Englisch Anfängerin)

Wer hat eigentlich das Buch, wie ich, noch nicht gelesen? Bin grade am überlegen, ob es vielleicht Leserundengeeignet wäre?
Liebe Grüße
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Beitragvon Coco » 21.09.2007, 08:07

Bei mir steht es auch noch auf dem "Wunschzettel" = hab's also noch nicht gelesen, bin aber sehr interessiert.

Allerdings ist das wohl eher eine Terminfrage.
Vielleicht Ende des Jahres - wenn Du Dich mit Deinem Krümel auch schon ein wenig "eingerichtet" hast ?
Liebe Grüsse
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Beitragvon wolves » 21.09.2007, 08:13

@Coco: Vielleicht eher Tendenz zu Anfang nächsten Jahres? Ich mach mal einen Thread bei Buchvorschläge auf. Vielleicht gibt es ja noch mehr die mitlesen würden.
Liebe Grüße
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Beitragvon Coco » 21.09.2007, 08:48

Anfang nächsten Jahres ist für mich auch in Ordnung, ich richte mich da eher nach Dir :D
Liebe Grüsse
Coco

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Beitragvon Krümel » 21.09.2007, 13:28

Ich würde nur liebend gerne die Gebundene Ausgabe erwerben, doch die ist ausverkauft :cry: Ich muss mal am Ball bleiben, vielleicht verkauft sie einer :wink:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Karthause » 28.09.2007, 13:02

"Drachenläufer" wurde verfilmt und wird ab 17. Januar 2008 in den Kinos zu sehen sein.

Hier ist der Linkdazu.
Viele Grüße
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Beitragvon Coco » 28.09.2007, 15:20

Danke für die Info, Karthause

hmmm, eigentlich lese ich ja lieber erst das Buch und schaue mir dann den Film an ....

Starten wir am 5. Januar mit der Leserunde ? :D
Liebe Grüsse
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Beitragvon wolves » 29.09.2007, 11:09

Coco hat geschrieben:Starten wir am 5. Januar mit der Leserunde ? :D

Warum nicht? Ich "flitz" mal gerade bei den Buchvorschlägen rüber und schlags mal vor :D
Liebe Grüße
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Beitragvon Krümel » 15.01.2008, 14:39

Diesmal war ich richtig hin und her gerissen vom Buch, denn einerseits kann man das Buch kaum aus der Hand legen, aber andererseits darf man über die konstruierten Handlungsstränge nicht lange nachdenken, weil dort die große Schwäche des Romans liegt.

Es ist die Geschichte der unerfüllten Gefühle und Sehnsüchte, die alleine aus alten Traditionen, und kulturelles Denken, nicht erlaubt sind. So buhlt beispielsweise Amir um die Liebe seines Babas (Vater), aber auch Hassan möchte seine Treue und Liebe “Für dich - tausendmal” von Amir erwidert wissen, und dazwischen stehen Welten, denn Paschtunen und Hazaras dürfen keine Freunde sein.

Die Figurenkonstellation ist dermaßen problemgeladen, alles steht im Konflikt zueinander, und der Leser erahnt, dass viele Geheimnisse dahinter stecken, aber auch, dass es sich fügen wird.

Und so kommt es zu dem Tag, der schon im ersten Satz erwähnt wird, an dem für Amirs Leben die Weichen gestellt werden. Der Tag des Drachenfliegens und der Drachenläufer …

Das Buch ist insgesamt sehr spannend geschrieben. Der erste Teil in Afghanistan zeigt wie die Figuren zueinander stehen, und in welchen Traditionen sie verfangen sind. Als die Russen in Afghanistan einmarschieren fliehen Baba und Amir nach Amerika, wo sie endlich zueinander finden. Der letzte Teil spielt dann wieder im Nahen Osten, denn alle Fäden finden dort ihr Ende, und wo sich die Ereignisse überschlagen.

Ein schillernder Unterhaltungsroman, ein Seitenfresser, der den Alltagsstress vergessen lässt, aber über dessen Handlungsgerüst man nicht lange nachdenken sollte.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: / :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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