Der Theatersaal

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    Re: Der Theatersaal

    Marius - 12.02.2007, 19:59

    Der Theatersaal
    Hier wird gespielt, gelacht, applaudiert, geweint, gefleht und gestorben...



    Re: Der Theatersaal

    Der Tod - 12.02.2007, 21:42


    pp: Einganshalle

    Damian folgte Marius still in den prächtigen Theatersaal hinein und blieb dicht neben ihm stehen. Seine Augen, die so gerne und doch so teilnahmslos sahen, wurden mit einem Glanz und Zauber empfangen, der ihnen erneut jene winzige Sekunde Freude schenkte, bevor sie verbrannte und der Tod erlaubte sich eine allzumenschliche Frage zu stellen.
    "Was genau... werden wir eigentlich zu sehen bekommen?" Eine junge Frau streifte ihn flüchtig und drehte sich um, um sich höflichst zu entschuldigen. Damian jedoch nickte nur langsam, bevor er sich wieder Marius zuwandte.
    Während er noch auf eine Antwort wartete, begannen sie bereits im selben Augenblick wie auf ein stilles Einverständnis hin, sich in Bewegung zu setzen und in Richtung Galerie zu laufen.
    Sie tauchten in ein Meer aus Körpern ein, das für beide unterschiedliche Bedeutung hatte und sie doch gleichsam miteinander verband, denn sie waren beide anders unter all den Sterblichen.



    Re: Der Theatersaal

    Marius - 12.02.2007, 22:55


    Marius betrat zugleich mit Damian den großen Saal, und ließ seinen Blick über die prächtig ausgestatteten Sitzgelegenheiten und über die Bühne schweifen.
    Der Saal war erfüllt von spannender Erwartung und einer durch und durch angenehmen atmosphere.
    Die Anspannung in der Luft verursachte ein angenehmes Prickeln auf seiner Haut und er sog einen kurzen Moment lang scharf Luft ein.
    Es war lange her, dass er das letzte Mal in einem Theater oder in der Oper gewesen war, obwohl er Dinge wie diese schätzte und liebte.

    "Ich weiß es nicht." Erwiderte der Vampir schließlich auf die Frage des Todes und er lächelte.
    Es war ein fast menschlicher Zug, den sein "Freund" da an den Tag gelegt hatte, und wieder nahm seine Zuneigung für dieses seltsame Geschöpf zu.
    "Aber es wird hoffentlich sehr kurzweilig sein." Erklärte er dann, und deutete auf die Loge, in welcher sie ihre Plätze finden würden.
    Er ließ Damian vorantreten und folgte ihm dann nach.
    "Ich war hier selbst noch nie." Erklärte er, während er einen der Plätze einnahm.
    "Aber ich habe schon von diesem Theater gehört." Er lächelte wieder, während er sich an all das zu erinnern versuchte, was er gespürt oder gehört oder anderweitig erfahren hatte.
    "Die Akteure auf der Bühne sind alles Vampire." Fuhr er schließlich fort, während er sich zurücklehnte.
    "Und der Aufbau ist banal. Vampire, die vorgeben, Menschen zu sein, die Vampire spielen..." erklärte er kurz das Konzept, bevor die Lichter gelöscht wurden, und Dunkelheit sie umfing.
    Der schwere, rote Vorhang öffnete sich, und gab die Sicht auf die Bühne frei, auf welcher sich gleich zu mehrere Personen zu tummeln begannen.
    Wo manch einer ein kleines Fernglas benötigte, hatten weder Marius noch Damian Schwierigkeiten zu erkennen, welches Schauspiel sich ihnen bot.
    Auf der Bühne, da waren nun drei Menschen - oder Vampire, wenn man ehrlich sein wollte.
    Eine als Braut drapierte junge Dame, ihr schüchterner Bräutigam, und ein weiterer, dritter, dunkelgewandeter Mann, der alsbald zu sprechen begann.
    Er gab einige nette Reime von sich, umwarb die hübsche Unschuld, und amüsierte sich auf Kosten des Jünglings, bis dessen Angetraute mit ging.
    Es folgten Parodien auf den Göttlichen Glauben, auf die Lebensart der Menschen, und auf die Einfältigkeit der Alten und Jungen.
    Wieder und wieder thematisierten die Vampire gekonnt Probleme und Ängste, die die Menschen kümmerten, für die Vampire aber nur lachhaft waren, und genauso stellten sie es dar.
    Sie machten sich über die Menschen lustig, und diese fanden es amüsant.
    Die Zeit verging im Fluge, und Szene um Szene erntete herzliche Lacher und tosenden Applaus.
    Dann eine weitere Szene, bei deren Anblick Marius sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, auch wenn er bislang eher aufmerksam zugesehen, als wirklich gelacht hatte.
    Auf die Bühne trag eine Gestalt, selbst für einen Vampir fiel zu weiß, mit weißen, windzerzaustem Haar und langen, knochigen Fingern.
    Der Körper war gänzlich in eine schwarze Kutte gehüllt, was den Kontrast noch verstärkte, und lediglich die Lippen waren rot.
    In den kochigen Fingern hielt der Vampir eine Sense, und unbemerkt kroch auf die Bühne, näherte sich seinem Opfer, einem edlen Ritter auf seinem Steckenpferd.
    "Und ehe Menschen sich versehn, kann Leben -zack- vorübergehn." Ertönte eine Stimme am anderen Ende der Bühne und kommentierte den Tod, der jenem Ritter den Kopf abschlug.
    "Auch Heilge zum Gebet bereit..." Ein braungewandeter Mönch betrat die Bühne und kniete vor einer Art Altar nieder um zu beten. "sind vor dem Tod nicht mehr gefeit." Wieder trat die knochige Gestalt des Todes aus den Schatten hervor, die ihn vor den Augen der Sterblichen - nicht aber vor denen der Unsterblichen - verborgen hatten, und dieses Mal versenkte er die Sense im Rücken seines Opfers, welches sich daraufhin wie bei einem Herzanfall an die Brust griff, gurgelte und "tot" umfiel.
    "Auch Tugendhaftigkeit schützt nicht, soviel sich mancheiner verspricht..."
    Das Mädchen, welches sich auf die Bühne begab, schien tatsächlich unschuldig und rein, aber Marius spürte, dass alles nur Lug und Trug war.
    Alles nur schein.
    Sie schlenderte auf den Tod zu, hielt vor ihm inne, und betrachtete ihn neugierig.
    Und er streckte seine Hand nach ihr aus, und kaum dass sie ihn berührte, da griff er nach ihr, riss sie an sich, und schenkte ihr den Todeskuss.
    Der Kommentator, Santiago lachte laut und spöttisch, während er damit begann, am Bühnenrand entlangzuspazieren.
    "Und doch sage ich euch, seid gewarnt,
    denn auch der Tod, hier ungetarnt
    ist nicht von der Gefahr befreit
    drum glaubet nicht voll Eitelkeit,
    dass dieser dort..." Er deutete auf den Tod,
    "An jenem Ort...
    Niemals zur Hölle fahren wird..."

    Wie auf ein Stichwort... wahrscheinlich war es sogar eins, schossen Plötzlich Feuerfontänen auf der ganzen Bühne in die Höhe, verwandelten sie in ein flammendes Inferno, aus dessen Dunst von hinten nun eine weitere Gestalt die Bühne beschritt.
    Gekleidet in eine Flut aus roten und schwarzem Samt betrat die beeindruckende Gestalt eines alten Vampirs die hölzernen Bretter.
    Das lange, schwarze Haar trug er offen, seine Haut war weiß, und in seiner Erscheinung musste er auf die Sterblichen beinahe wie ein Teufel wirken.
    Anmutig und Imposant schritt er nach vorne, wich Santiago zurück, und allein der Tod blieb stehen.
    "Süßer Tod..." Erhob sich Armands Stimme über die aller anderen hinweg, klang beflügelt, und hatte in sich verborgen eine Macht, die die anderen Vampire kaum begreifen konnten.
    "Es ist genug..." Seine Hand berührte die weißen Wangen und augenblicklich fiel der Kuttenträger in sich zusammen.
    Armand lächelte, und es war ein finsteres Lächeln.
    "So kommt für jeden zu seiner Zeit
    Sein Ende, darum seid bereit..."
    Kommentierte Santiago erneut, hielt dann aber inne, als habe er etwas vernommen.
    "Doch horcht, horcht, was für ein Glück?
    Noch ist nicht zu End das Stück."
    Aus dem Hintergrund tauchten nun viele dunkel gewandete Vampire auf, und in ihrer Mitte befand sich ein junges Mädchen mit dunklen, fast schwarzem Haar.
    Sie wirkte verängstigt, zitterte, und ihre Beine gaben unter ihr nach, als sie nach vorne gestoßen wurde, so dass sie auf die Knie fiel.
    Marius bewegte sich unmerklich in seinem Sitz.
    Er begrüßte diese Entwicklung nicht, aber er verachtete sie auch nicht.
    Er fühlte kein Mitleid mit dieser Frau, weil er wusste, dass sie nun sterben würde, nur Mitleid dafür, dass es auf diese Art geschah.
    Hier. Jetzt. Vor den Augen all dieser Menschen.
    Es war purer Hohn.
    Spott.
    Und es war bösartig, aber mit Sicherheit das, was den Vampiren an der ganzen Schow am Meisten zusagte.
    Sie höhnten den Menschen, töteten eine Sterbliche vor ihren Augen, und das Publikum sah einfach zu, und ergötzte sich daran.
    Ein böses Spiel, das hier getrieben wurde und doch passte es in seiner genialen Boshaftigkeit zu Armand.
    "Bitte, ich will nicht sterben..." Flehte sie.
    "Aber das musst du, mein Kind." Erwiderte Santiago, der perfide grinste-
    "Bitte, lasst mich am Leben..." Bat sie erneut, und Tränen rannen aus ihren Augen.
    Ein Raunen ging durch die Menge.
    "Der Tod kennt kein Pardon." Wieder war es Santiago der sprach, und obwohl Marius den Blick nicht abwandte, konnte er sich des Gedanken nicht erwehren, dass der Vampir dort unten tatsächlich recht hatte, auch wenn er es nicht wusste.
    Der Tod kannte keine Gnade.
    "Aber Ihr seid nicht der Tod... Ihr wisst was Gnade ist..."
    Santiago lächelte noch immer, doch er antwortete nicht.
    "Wir sind seine Engel..." Ergriff Armand das Wort und seine Stimme war unendlich sanft, als er sprach.
    "Wir überbringen seine Botschaft..."
    Er trat auf sie zu, berührte sie mit feingliedrigen, weißen Fingern, und sie schluchzte laut auf.
    "Hab keine Angst...." Flüsterte er, so leise, dass kein Sterblicher es jemals vernehmen würde.
    Und seine Hände umfassten ihre Hüfte, pressten sie dann energisch an sich, während er ihre Kleider löste und zu Boden gleiten ließ.
    Wieder ging ein Raunen durch das Publikum, aber keiner der Menschen rührte sich.
    Niemand gebot Einhalt.
    Niemand bat für dieses unglückliche Geschöpf.
    Niemand begriff, dass aus harmlosem Spiel tödlicher Ernst geworden war.
    Armand schob sorgfältig ihr Haar zur Seite, liebkoste ihren Hals, und wollte gerade seine Fangzähne in ihre weiche Haut bohren, als er innehielt.
    Seine Augen wirkten unfokussiert, suchten den Saal ab, und trafen schließlich auf kobaltblaue, die ihm Stand hielten.
    Bernsteinfarbene Augen funkelten, und einen Moment schien es, als würde das ganze Geschehen auf der Bühne einfrieren.
    Dann grub Armand seine Zähne in den Hals der Sterblichen, doch der Blick seiner Augen blieb, wo er war, auf die Loge gerichtet, bis er den leblosen Körper der jungen Frau zu Boden gleiten ließ.
    Er wandte sich um, und gemessenen Schrittes verschwand er wieder in den Tiefen der Bühne, während sich das "Ensemble" sofort über den hübschen, jungen Körper stürzte, um nichts keinen Tropfen ihres Blutes übrig zu lassen, während sich der Vorhang schloss.
    Murmel wurde laut.
    Vereinzelter Beifall.
    Und schließlich ein Donnern von Applaus aus den Reihen des Publikums.
    Das Stück war vorüber.
    Und geendet hatte es, wie es begonnen hatte.
    Mit dem Tod.



    Re: Der Theatersaal

    Der Tod - 12.02.2007, 23:53


    Obwohl sich Damian nicht von der Stelle rührte, war er doch plötzlich auch wo anders.
    Tosender Applaus umspülte ihn, während sich das Ensemble der Applausordnung hingab und er glitt zwischen ihnen hindurch, ungesehen und sicherlich nicht erwünscht.

    "Es ist ein gar... glitzerndes Spiel der Illusionen." sagte er leise zu Marius. Natürlich berührte ihn das, was hier vorgangen war, nicht und doch erkannte auch er die verschiedenen Schichten, die übereinander gelegt worden waren, um dieses Spiel spielen zu können.

    Das Mädchen mit den schwarzen Haaren war auf der Bühne zusammengesunken, doch als er vor ihr stand, hob sie- widernatürlich angesichts der Tatsache, dass sie kein Blut mehr in sich trug- den Kopf.

    "Sind es nur Hohn und Spott, die die Nachtgeborenen dies tun lassen?" fragte er weiter und sah Marius aus blauen Augen an, die alles wissen zu schienen und doch in diesem Moment scheinbar nur für ihn von diesem Wissen geklärt wurden.

    Langsam streckte Damian die Hand aus und vorsichtig legte sie ihre klammen Finger in seine.
    "Ist es vorbei?"
    "Ja."
    Sanft zog er sie an sich und berührte ihre noch warmen Lippen mit einem kühlen Kuss, während er sie in seinen Armen barg und spürte wie sie sich an ihn presste.

    Er senkte ein wenig die Lider, so dass sich der Glanz des Blau vor Marius verbarg und wenn er nur ein weniges anders gewesen wäre, als er nun war, hätte er nach dem Sinn dieser Sache gefragt, doch er tat es nicht.
    Stattdessen fragte er: "Was... denkst du über das Stück?"
    Er kannte die Antwort und doch wollte er sie von dem Vampir selbst hören.

    Langsam löste sie sich wieder von ihm, so dass er ihre Hand ergreifen und sie sanft um ihre Achse drehen lassen konnte.
    "Wo werde ich nun hingehen?" fragte sie, während sie sich ihm wieder näherte, er ihre Hände ergriff und in einen langsamen Tanz dirigierte.
    "Das weiß ich nicht, Menschenkind."

    "Und glaubst du... dass... also... ich meine... diese Kuttensache ist doch längst Schnee von gestern! Kann man das nicht umschreiben? Kein Wunder, dass mich niemand leiden kann, bevor er mich kennen gelernt hat... und danach auch, aber das hat andere und wie ich meine gerechtfertigte Gründe... also.. meinst du, dass man da was machen kann?"
    Damian lächelte erneut flüchtig.

    "Lass mich nicht alleine..." flüsterte sie und in ihren Augen glänzten Tränen. "Ich würde alles aufgeben, um..."
    Er beugte sich zu ihr und küsste ihr sanft die Tropfen von den Wangen. Sie hatten keinen Geschmack für ihn.
    "Ich weiß." sagte er mit einer Zärtlichkeit, die nicht ihm gehörte, was aber für sie keine Rolle spielte.

    Er zog ein wenig den Kopf ein und sah Marius erneut mit seinen sternengleichen Augen an. Natürllich interessierte es den Tod nicht im Geringsten, was dort getan wurde, aber er spürte, dass er dem Vampir damit dennoch einen Anflug von Belustigung hatte schenken können. Langsam nur drehte er den Kopf wieder nach vorne und blickte auf die Leiche des Mädchens.

    "Ich werde sie mitnehmen." drang eine sanfte Stimme zu ihnen und Damian nickte, bevor er ihre Hände losließ. Keine Seele für Luzifer.
    An zwei Orten zugleich und doch an keinem von ihnen, flüsterten bleiche Lippen: "Gehab dich wohl, Mariella."
    Neben Marius erzitterte der stoffliche Körper des Todes kurz, als er von einer himmlischen Präsenz gestreift wurde, jener hauchende Laut zitternden Atems fuhr durch den Saal ohne wahrgenommen zu werden und der Tod schloss kurz die Augen, bevor er Marius wieder ansah.

    Mit jenen unbeweglichen und dabei doch so unendlich schönen Zügen.



    Re: Der Theatersaal

    Marius - 13.02.2007, 00:20


    Marius Augen blieben auf die Bühne gerichtetet auch nachdem sich der Vorhang wieder verschlossen hatte.
    Er applaudierte nicht.
    Aber er verurteilte auch nicht.
    Das Ende des Stückes war tragisch, aber nicht für ihn.
    Für jemanden, der akzeptiert hatte, dass der Tod immer Teil seines Lebens sein würde, ihn und sein Handeln stets begleitete, gab es keine Tragik im Tod.
    Er wusste, dass er sich am Ende seines Lebens - sollte es jemals zu einem solchen Ende kommen - für all das verantworten musste, was er getan hatte.
    Für jeden einzelnen Tod, den er herbeigeführt hatte, und es waren im Laufe der Jahrtausende viele gewesen.
    Es gab keine Ausflüchte, keine Entschuldigungen für das, was er tat.
    Er tat es wissentlich und ohne Reue.
    Und wenn er dafür gerichtet wurde und in der Hölle landete, dann sollte es so sein.
    Diese Art der Zurschaustellung des Tötens widerstrebte Marius, weil er sich anders arrangiert hatte, als jene dort unten.

    "Nicht nur Hohn und Spott." Antwortete Marius ruhig, obwohl er wusste, dass der Tod seine Antworten bereits kannte, als er die Frage ausgesprochen hatte.
    "Ich halte es für Furcht." Erklärte er dann.
    "Ein Zeitalter geht zu Ende. Die Welt verändert sich. Sie verändern sich nicht. Und mit dem Ende des Jahrhunderts wird auch ihr Ende gekommen sein." Marius Worte waren kalt, und ohne Mitgefühl, und tatsächlich hatte er kein Mitleid für die Vampire, die sich um Armand gescharrt hatten, und Abend für Abend ihre Vorstellung gaben.

    Er schwieg nachdenklich, bis er Damians Stimme erneut vernahm.
    Langsam wandte er den Kopf zu ihm um, sah in die blauen Augen, die seinen glichen, und dennoch völlig anders waren, und die ausdruckslosigkeit in dem hellen Gesicht störte ihn nicht.
    Marius lächelte milde.
    "Du weißt, was ich denke." Entgegnete er leise, verstand aber wohl, weshalb der Tod dennoch fragte.
    "Ich halte es für geschmacklos, das Töten auf solche Weise zur Schau zu stellen. Aber ich kritisiere nicht, was sie tun, auch wenn ich mich dazu nicht herablassen würde."
    Es sollte kein Urteil sein, denn er richtete nicht über das Stück.
    Wenn man ihn aber danach fragte, ob es ihm gefallen hatte, oder nicht, so war seine Antwort eindeutig.

    Marius wandte den Blick erneut zu der inzwischen leeren Bühne, und sah erst überrascht und amüsiert auf, als Damian erneut die Stimme erhob.
    Es war nicht schwer, zu erraten, dass Damian sich seinetwegen annähernd menschlich benahm und Marius wusste dieses Unternehmen zu schätzen, auch wenn der Tod nicht denselben Gefallen daran finden würde, wie er selbst.
    Ein amüsiertes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er Damian höchsterfreut ansah.
    "Nun, das kommt ganz darauf an." Erwiderte er. "Wie ich schon sagte... diese Vampire hängen an ihrer Zeit... bist du früher in Kutte und mit Sense unterwegs gewesen? Dann sehe ich leider eher... schwarz..." Er zwinkerte, auch wenn er keine entsprechende Reputation darauf von seinem Gefährten erhalten würde, und erhob sich dann langsam.

    Damian wurde von einem unmerklichen Zittern geschüttelt und die sternengleichen Augen schienen kurzzeitig da und auch nicht da zu sein.
    Marius Blick wanderte einmal mehr zur Bühne, zu dem Mädchen, das dort gestorben war, und er nickte leicht.
    "Lass uns gehen." Sagte mild und reichte Damian seine Hand, auch wenn es nicht notwendig war, doch daran dachte der Vampir gar nicht.
    "Ich bin sicher, wir werden bereits hinter der Bühne erwartet." Fügte er hinzu, und lächelte kurz darauf erneut.
    "Und hast du das gesehen? Armand trägt roten SAMT!"



    Re: Der Theatersaal

    Der Tod - 13.02.2007, 00:39


    Langsam, aber mit einer unendlichen Eleganz legte Damian seine Hand in die von Marius und sie war noch warm von dem genommenen Leben des Mädchens, das so flüchtig wie ein Wimpernschlag noch zu spüren war, bevor die Wärme wie alles andere auch, verging.

    Der Tod glitt schweigend an Marius' Seite und nickte kurz.
    "Das habe ich in der Tat gesehen... aber roter Samt ist ja nicht gleich roter Samt... Es gibt welche, bei denen er durchaus angemessen ist... bei anderen wiederum nicht. Ein anderer Vampirgraf, den ich auch recht gut kenne, bevorzugt auch roten Samt... Armand aber... naja... Aber... in Bekleidungsfragen sollte man sich ohnehin nicht an den Tod wenden... Diese Kuttensensengeschichte... ich bin mir nicht ganz sicher, was die Sterblichen geritten hat, sich diesen Blödsinn auszudenken."
    Natürlich war er das doch, aber es spielte keine Rolle.

    "Es ist ohnehin eine Diskriminierung sondersgleichen... wer hat jemals festgelegt, dass der Tod immer etwas schlimmes sein muss? Was kann denn ICH bitteschön dafür, wenn DIE da," Er deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die Menschen. "In ihrem LEBEN Unsinn machen und sich dann davor fürchten, was NACH dem Tod kommt und ihn gleich kollektiv mitverabscheuen?"

    Es war seltsam zu sehen, dass in den Augen kein Humor funkelte und die Worte dennoch offensichtlich kaum ernst gemeint waren.
    Damian drehte kurz den Kopf, als in einiger Entfernung ein Tumult laut wurde und nickte sachte.
    Die Dame, die ihn zu Beginn des Stückes gestreift hatte, war infolge eines Herzversagens zu Boden gegangen. Er hatte gewusst, dass es so enden würde, seitdem sie auf die Welt gekommen war.

    Lautlos schritt er neben Marius einher und betrachtete mit mildem Interesse das Treiben um sich herum, während der Vampir ihn hinter die Bühne dirigierte.



    Re: Der Theatersaal

    Marius - 13.02.2007, 00:57


    Marius lächelte kurz verschmitzt.
    Er war sich sicher, dass es auf jeden anderen irritierend wirken musste, diese durchaus humorvolle Bemerkungen zu hören, von jemandem, dessen Gesicht keinerlei Emotionen barg, und wieder wusste Marius, dass es nicht Damians Empfindungen waren, die ihn sagen ließen, was er sagte, aber auch, dass sein Gefährte sich ihm anpasste und versuchte, ihm tatsächlich Gesellschaft zu sein, auch wenn es niemals so sein würde, wie mit anderen Unsterblichen - deren Gesellschaft er aber ohnehin nicht mehr ertrug.
    Wenigstens war es mit dem Tod anders.

    "Ich glaube, das Problem an der ganzen Todesgeschichte ist noch nicht einmal die Sache mit dem was danach kommt. Danach könnte ja schließlich auch einfach... nichts sein. Ich denke, das Problem, dass die sterblichen damit haben ist, dass du unausweichlich bist." Marius zuckte mit der Schulter.
    "Wie du so gerne sagst. Am Ende tanzt du mit allen. Egal ob arm, reich, alt, jung, mächtig oder schwach. Sie können dir nicht entrinnen." Marius' Augen richtete sich auf die Dunkelheit der Gänge, die vor ihnen lag.
    "Ich konnte dir nicht entrinnen. Warum sonst wärest du jetzt an meiner Seite?" Er lächelte erneut verschmitzt, wusste wohl dass nicht ganz stimmte, was er sagte, dass es aber durchaus als richtig gelten konnte.

    "Um nochmals auf den roten Samt zurückzukommen..." Schloss er schließlich zu Damians vorheriger Bemerkung auf.
    "Vampirgraf?" Er hob eine Augenbraue, die Gefühle, die mit dem Gesagten einhergingen sorgsam verbergend.
    "Wen besuchst du denn außer mir noch alles, um dir die Langeweile zu vertreiben? - verzeihung, ich meine natürlich, um zu beobachten?!" Marius' Worte klangen nicht schnippisch oder zynisch, obwohl sie das wahrscheinlich hätte, hätte er sich weniger gut unter Kontrolle gehabt.
    So aber sprach in erster Linie die Neugier aus ihm wenn auch nicht völlig ganz.
    Diesen kleinen, anderen Rest allerdings verschloss er sorgfältig in sich, ohne ihn den Tod zu offenbaren - obwohl es anzunehmen war, dass er es ohnehin bereits wusste, so wie er alles wusste.

    tbc: Armands Kammer



    Re: Der Theatersaal

    Der Tod - 13.02.2007, 01:32


    "Sein Name ist Andrej von Krolock und zu ihm gehe ich nicht, um zu beobachten. Ich gehe, weil er... nach mir verlangt... oder es einst tat. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Vielleicht hat er etwas gefunden, das seine Todessehnsucht kuriert hat."
    Einen Moment lang wirkte Damian tatsächlich nicht anders, als grausam. Nicht, weil er sich in irgendeiner Weise gekränkt gefühlt hätte, sondern weil der drohende Schatten, den er für Krolock darstellte, nie wieder vergehen würde.
    Der Graf hatte sich einst verleiten lassen, sich nach ihm zu sehnen und Damian wusste, dass er einer jener Unsterblichen war, mit denen er tanzen würde.
    Melancholischer Andrej von Krolock.
    Bedauernswerter Graf von Krolock.
    Todgeweihter Nachtgeborener.

    Die sternengleichen Augen leuchteten wieder unberührt und der Tod streifte Marius' Arm, als ein Vampir sich an ihm vorbeidrängte.
    Das blasse Gesicht blieb unbewegt und doch war es gerade das, was es anziehend wirken ließ.
    Der schwarze Samt umschmiegte Damian liebevoll und verhüllte seinen schlanken, kräftigen Körper, während die Schatten- kaum wahrnehmbar- sich einen Moment lang in seine Richtung neigten.

    Als sie den Weg in Richtung von Armands Räumlichkeiten einschlugen schien es plötzlich einen Moment lang kälter zu werden und Damians Züge erstrahlten erneut in ihrem kalten Glanz, während die blauen Augen zu schimmern begannen. Der Tod hatte Einzug in das Theater erhalten und die Vampire waren bei weitem nicht seine Engel.
    Armand...
    Es war bereits eine Zeitlang her, doch bei weitem nicht lange genug für jemanden wie den Tod.

    ...Armand...

    tbc: Räumlichkeiten Armand



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