Armands Kammer

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    Re: Armands Kammer

    Armand - 12.02.2007, 19:57

    Armands Kammer
    Hierhin zieht sich der Vampir zurück, wenn er alleine zu sein begehrt.



    Re: Armands Kammer

    Armand - 13.02.2007, 11:50


    Tatsächlich hatte sich Armand gleich nach dem Stück, nachdem der Vorhang gefallen war, hier her zurückgezogen.
    Unruhig ging er in dem kleinen, aber hübsch dekorierten und ihm durchaus entsprechenden Raum auf und ab.
    Er, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ, war aufgewühlt und beunruhigt.
    Er hatte einen Geist gesehen!
    Er musste einen Geist gesehen haben, etwas anderes war gar nicht möglich!
    Marius....
    Sein Meister war tot. Er hatte ihn in Flammen aufgehen sehen.
    Kein Vampir überlebte den Feuertod!
    Armand legte die Hand an einen Pfosten, fühlte das kalte, glatte Material unter seinen Fingern, und schloss für einen kurzen Moment die schönen, wie Berstein leuchtenden Augen.
    Sein Gesicht verzerrte sich schmerzlich, als er sich zurückerinnerte, an die Zeit, in welcher Marius mehr als nur ein Geist, mehr als nur eine Erinnerung gewesen war.
    An die Zeit in welcher er sein Leben erfüllt hatte, und Armand ihn abgöttisch verehrt hatte.
    Er erinnerte sich an die zärtliche Berührung kalter Hände, an die Wonne, die ihm ein jeder einzelne Kuss dieser blassen, schmalen Lippen gebracht hatte...
    "Armand?" Erklang plötzlich eine helle, zarte Stimme von der Türe her, die den Vampir aus seinen Gedanken riss.
    Er öffnete die Augen und sah Denis in der Türe, den sterblichen Jungen, den er sich nun seit geraumer Zeit hielt, und er sah ziemlich besorgt drein.
    Der Vampir öffnete den Mund, um ihn fortzuschicken, doch in diesem Moment drang ein leises Flüstern zu ihm herüber, nicht lauter wie der Wind, und nur von ihm zu vernehmen.
    Und es ließ ihn erzittern.
    "Denis...geh..." Brachte er mühsam hinzu, aber es war zu spät.
    Denis war in den Raum getreten, ging vorsichtig auf Armand zu, doch genau das war der Moment, in dem in der Türe zwei weitere Gestalten eintraten.

    'Armand.' Hörte er erneut in seinem Kopf, aber dieses Mal konnte er die Stimme als die von Marius identifizieren.
    Tatsachlich trat der alte Vampir mit dem blonden Haar, den kobaltblauen Augen und dem roten Samtmantel in diesem Augenblick in den Raum herein, gefolgt von einem Mann, den Armand nicht kannte und den er nicht zuordnen konnte.
    Er wusste nur, dass er kein Vampir war.
    Noch immer sah der schwarzhaarige Vampir erschrocken aus, blickte seinen früheren Meister ungläubig an.
    "Marius." Brachte er schließlich mühsam hervor und schien dabei so überrascht, dass sogar Denis verwirrt zu ihm aufsah.
    "Möchtest du uns nicht vorstellen?" Fragte Marius lächelnd, als er einhielt, und zu dem Jungen sah.
    Armand fühlte Kälte in sich aufsteigen, und so etwas wie Scham.
    Aber was sollte er tun.
    "Das hier ist Denis." Sagte er schließlich, bevor sein Zögern zu lange werden konnte um unangenehm zu wirken.
    "Mein sterblicher Diener." Fügte er schnell hinzu.
    "Ah. Ich sehe." Entgegnete Marius, und sein Lächeln wurde eine Spur süffisanter.
    "Und weil er dir dient ist sein körper auch übersät von Bisswunden und... anderen hübschen Dingen..."
    Armand spürte, wie eine Woge der Zuneigung ihn erfasste, als er Marius sanfte, dunkle Stimme vernahm und er begriff, dass es niemals aufgehört hatte, diesen Vampir zu vergöttern.
    Er bedeutete Denis, sie alleine zu lassen, und der Junge folgte seiner Aufforderung widerspruchslos.
    "Ich habe geglaubt, du wärst tot..." Sagte Armand schließlich und seine Lippen bebten.
    Marius bemerkte es, und hielt inne.
    Armand war noch immer wunderschön.
    Und er sah noch immer so unschuldig aus, wie in jener ersten Nacht, in dem er ihm die finstere Gabe geschenkt hatte.
    So schön. So unschuldig.
    Und doch gleichzeitig so brutal und grausam.
    Bernsteinfarbene Augen leuchtete, und in dem blassen Gesicht fand Marius die Liebe wieder, die Armand immer für ihn empfunden hatte.
    Das lange, schwarze Haar umrahmte das feine, inzwischen sehr viel fester gewordene Gesicht und verlieh ihm eine mysthische Aura.
    Es war kein Wunder, dass die Menschen in ihm den Teufel sahen.
    Für Marius war er aber immer eher ein orientalischer Prinz gewesen, sowie Pandora seine Prinzessin und wenn man beide betrachtete, wurde daraus durchaus ersichtlich, wo Marius Vorlieben lagen.
    "Ich weiß." Erwiderte er und das sanfte Lächeln verschwand von seinen Zügen.
    Armand war für ihn nicht zu retten gewesen.
    "Ich habe danach oft von dir geträumt..." Flüsterte er weiter, und wieder nickte Marius sacht.
    "Es waren keine Träume, Armand. Ich hatte um deine Hilfe gebeten." Sagte Marius schlicht, und es lag kein Vorwurf in seinen Worten.
    In Armands Gesicht malte sich wieder verzweifelter Schmerz, doch er überkam ihn, überwand den Drang, Marius zu berühren, oder ihn in seine Arme zu schließen, auch wenn es ihm schwerfällt.

    "Wer ist dein Begleiter?" Fragte er daher schnell weiter und wieder sah er Marius still lächeln.
    "Damian." Erwiderte er.
    "Er ist kein Vampir."
    "Nein, ist er nicht." Marius war stehen geblieben, und betrachtete eines der wenigen Bilder die in dem dunklen Raum an der Wand hingen.
    Es gefiel ihm nicht.
    "Was ist er dann?" Fragte Armand, Damian betrachtend und sich darüber wundernd, dass sich Marius in seine Gesellschaft begab.
    "Frag ihn selbst....."


    ooC: PIEEP :P



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 13.02.2007, 13:22


    Damian lauschte dem Gespräch, dessen Worte, dessen einzelne emotionale Regungen er längst kannte und nahm ungefragt jene stille Wanderung in dem Raum auf, die er immer pflegte.
    Er spürte das spannungsreiche Wechselspiel zwischen den beiden Vampiren und während er noch den Raum betrachtete, sah er gleichzeitig direkt in Armands Gesicht, ohne dass der Vampir ahnen konnte, was er tat- immerhin schien er für ihn immer noch an einer der Wände entlang zu gehen und die wenigen Bilder anzusehen.

    Das Gesicht war weicher gewesen damals. Den Augen hatte bereits eine ganz eigene Art der Erfahrung innegewohnt, doch sie war nicht mit der zu vergleichen, die sie nun hatten. Das bernsteinfarbene Glimmen mochte für die Menschen wohl den Teufel selbst verkörpern, doch der Tod wusste, wie die Augen des Höllenherrn wirklich aussahen. Diese hier waren zu warm, zu sanft, zu unschuldig, selbst für einen Vampir.

    "Nun?" wandte sich Armand schließlich nach Marius' "Abfuhr" an ihn und drehte sich um, um seinen stofflichen Körper zu betrachten, während der Tod nun seinen Hinterkopf sehen konnte. Der Klang der Stimme ließ ihn aufmerken. Sie klang wie das, was die Sterblichen wohl... versteckt herablassend genannt hätten. Kein Vampir also nicht wichtig? Gefährlicher Schluss...
    Damian wandte sich von den Bildern ab und sah Armand dieses Mal mit seinen blauen Augen direkt ins Gesicht, in die Seen aus Gold und tief in seine Persönlichkeit hinein, um ein altes, längst vergessenes Echo zu wecken, von dem er wusste, dass es da war.

    Ohne dass er sich bewegt hätte, legten sich doch zwei Hände, die nicht zu sehen waren auf Armands Schultern und näherten sich blasse Lippen seinem Ohr.
    "Du kennst mich..." drang die samtweiche Stimme des Todes in sein Bewusstsein. "Es ist lange her, doch wir haben uns schon gesehen..."

    Damian selbst blickte Armand reglos an, während er deutlich erkennbar sagte: "Ich bin der Tod, Armand... und du tust dir selbst nur Unrecht und weh damit das in Frage zu stellen."

    "Darüber hinaus hat es keinen Sinn." sagte die körperlose Stimme neben Armand, die dennoch dieselbe war wie diejenige, die gerade gesprochen hatte. "Aber wie so oft spielt Sinn keine Rolle, wenn Schatten plötzlich real und Ängste greifbar werden, nicht wahr?"

    "Es tut mir leid, dass ich deiner Vorstellung eines Todes wohl offensichtlich nicht entspreche. Oder auch nicht. Aber sollte es dir leichter fallen, dich an mein Hiersein zu gewöhnen, können wir gerne über eine Sensenkuttenaufmachung sprechen..." fuhr der sichtbare Damian fort.

    Der Tod sah ihn weiter unverwandt an, während sich seine körperlose Stimme abermals erhob. "Oder fahr einfach damit fort mich zu ignorieren und widme dich deinem Meister... noch will ich mich daran nicht stören... Noch nicht."
    Das Gewicht von Händen verschwand von Armands Schultern und der Tod wandte sich erneut ab, um den Raum weiterhin in Augenschein zu nehmen, die Vergänglichkeit aller Dinge zu betrachten und die Vampire ihre Angelegenheiten besprechen zu lassen- sollten sie das wünschen.

    Keine Regung der Züge des Vampirs bedeutete ihm etwas. Keine Geste, die er tat, interessierte ihn. Umgeben von der Vergänglichkeit aller Dinge sah er diesen Raum zu Staub zerfallen mit allem, was in ihm war und wusste, dass es nur noch einen Wimpernschlag dauern würde, bis es so weit war. Er legte seinen Blick nicht auf die beiden Unsterblichen, die in dem Kreislauf von Entstehen und Vergehen aufrechte, unerschütterliche Säulen bildeten, denn wenn er zu genau hinsah, konnte er auch an ihnen Spuren entdecken.
    Damians Lider senkten sich ein wenig, während er weiterschritt und das strahlende Blau verblasste, während seine Finger sacht über eine Wand strichen und er den Moment ihres Entstehens und ihres Untergangs erlebte.
    Nichts hatte Bestand, ganz gleich wie sehr diese Vampire um Armand sich daran klammern wollten, dass Veränderungen schlecht waren. Niemand schlug der Zeit ein Schnippchen, niemand konnte seinem Vergehen entkommen.
    Es war die leichteste Erkenntnis, die man als Sterblicher erlangen konnte, doch offensichtlich ging sie einem als Unsterblicher verloren. Diese Tatsache verleitete zu dem Umstand über ihn zu lachen und seine Existenz in Frage zu stellen. Es war gleichsam arrogant wie gefährlich, auch wenn Damian diese Begriffe nichts bedeuteten. Gerade weil das so war, stieg die Gefahr nur noch. Er beachtete weder Stolz, noch Liebe, Arroganz, noch Gnade. Alles wurde im Moment seiner sanften Umarmung oder der erzwungenen Drehung zu nichts, verlor an Bedeutung und Sinn und einen winzigen Moment lang durfte jeder erfahren, wie er war, bevor es zuende ging. Dieser Moment aber schenkte süße Erlösung, ein Aufblitzen von Frieden und Freiheit, denn niemand würde über diesen Augenblick hinausgehen und den Schmerz der Vergänglichkeit erfahren. Nur Frieden.

    Damian senkte den Blick und die Schatten begannen sich ihm zu nähern, als er in einer Ecke angelangt und zu nahezu gänzlicher Bedeutungslosigkeit geworden war. Tröstend legten sie sich über den schwarzen Samt des Mantels und ließen ihn für die beiden Vampire noch unwichtiger werden, als er ohnehin schon veranlasst hatte, damit sie unbehelligt ihre Zweisamkeit "genießen" konnten.
    Ähnlich wie Morituruus waren sie seine ständigen Begleiter und obwohl existent, dennoch keine Wesen. Gerade aber weil sie es waren, konnten sie geben ohne zu verbittern und sie versuchten dem Tod ein Heim zu schenken, der diese Geste jedoch niemals würde schätzen können.



    Re: Armands Kammer

    Marius - 14.02.2007, 16:30


    Marius ließ Armand gewähren, solange dieser sich mit Damian beschäftigte, und studierte stattdessen seine spärliche Inneneinrichtung.
    Lediglich als er hörte, wie Damian vorschlug, in Kutte und Sense nochmal zu erscheinen hob er den Kopf, um zu den beiden herüber zu sehen, und lächelnd den Kopf zu schütteln.

    Armand derweil begann sich stark unwohl zu fühlen.
    Er unterdrückte ein Zittern - und dieses Mal nicht vor Aufregung.
    Der Tod!
    Er existierte!
    Und Armand erinnerte sich wohl daran, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben, gleich einem Schatten, als Marius ihn getötet hatte.
    In seinem Rausch allerdings hatte Armand ihn für eine Phantasiegestalt gehalten, eine Einbildung, für die das belebende Blut des Vampires verantwortlich gewesen war.
    Nun erst erkannte er die Wahrheit.
    Der dunkelhaarige Vampir lächelte angestrengt.
    "Nicht doch." Entgegnete er, klang dabei aber nicht ganz so fest, wie er es wohl wünschte.
    "Ich verspotte dich nicht und ich... verleumde dich auch nicht." Erklärte er.
    "Das was wir spielen, ist zur Unterhaltung gedacht und zu nichts weiter. Es zeigt nicht die Wahrheit, und auch nicht, was wir glauben. Alles nur..." Er schnippte mit seinem Finger und am anderen Ende des Raumes ging eine Kerze an, "...Illusionen..."
    Armand lächelte wieder und sein Gesicht nahm nun jenen unschuldigen, engelsgleichen Gesichtsausdruck an, den Marius früher so sehr geliebt hatte.
    Vorsichtig zog sich Armand einige Schritte zurück zu einem kleinen Tisch mit einem silbernen Service darauf.
    Es schien, als überlagerte die Präsenz des Todes für eine kurze Weile seine Freude darüber, Marius wiederzusehen, doch noch waren nicht alle Worte gesagt.
    "Und...?" Fragte Armand schließlich und er zwang sich zur Ruhe.
    "Hat es irgendeinen Grund, dass du mit dem Tod hier auftauchst, Me.. Marius?" Fragte er und die goldenen Augen richteten sich auf den blonden Vampir.
    "Ich meine ist das so etwas wie dein Ausflug aus der Hölle?"
    Er sah Marius flüchtig lächeln, aber er wandte sich nicht zu ihm um.

    "Du glaubst nicht an die Hölle Armand, auch wenn du den Teufel vergötterst." Erwiderte er mild und warf Damian einen kurzen Blick zu.
    "Und nein, es hat keinen besonderen Grund...." Fügte er hinzu, und blieb nun vor einem weiteren Bild stehen, um es intensiv zu betrachten.
    "Das ist eines meiner Bilder..." sagte er schließlich und legte die Stirn in Falten.
    Soweit er sich erinnerte, hatte er es einst für den Vatikan gemalt - ohne dass jene gewusst hatten, was er war. Es stammte aus seiner Zeit in Venedig.
    Aus der Zeit, in der er so kurz glücklich gewesen war, mit dem damals jungen Vampir.
    Armand nickte leicht und als Marius ihn ansah, lächelte er ernst.
    "Nicht nur Menschen würden für deine Bilder töten, Marius." Erwiderte er und verriet damit, was Marius zu wissen begehrt hatte, ohne es ausgesprochen zu haben.

    Der dunkelhaarige Vampire bemühte sich ganz offensichtlich sowohl Marius als auch Damian in sein Gespräch mit hineinzubeziehen, aber man merkte ihm deutlich an, dass die Anwesenheit des Todes nicht geheuer war.
    Langsam ließ er sich in einen der hohen Stühle sinken, während er den Tod anstarrte.
    "Gibt es einen Gott?" Fragte er schließlich mit leiser Stimme, die zu einem Flüstern gesenkt war.
    Marius wandte sich zu ihm um, und in seinen Augen lag die Milde von Jahrtausenden.
    "Fragen wie diese quälen dich noch immer?" Fragte er leise, und als er den inzwischen selbst mächtigen, und unter den seinigen als alt geltenden Vampir betrachtete und langsam trat er auf ihn zu.
    "Sie quälen dich genauso sehr wie deine Furcht, nicht wahr?" Fügte er hinzu, als er bei Armand angekommen war.
    Er hatte Armand den Jungen gekannt.
    Und auch nach beinahe vierhundert Jahren erkannte er diesen Jungen noch in dem Vampir.
    Vorsichtig legte er seine kalte, weiße Hand auf seine Schulter und augenblicklich griff Armand nach ihr, um sie in seine zu schließen.
    "Werdet ihr in Paris bleiben?" Fragte er leise, und Marius sah Damian stumm an.
    "Möglicherweise einige Nächte, ja." Antwortete er, und merkte, wie der Griff um seine Hand fester wurde, ganz so als fürchtete Armand, er könne sich wieder in Luft auslösen.



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 14.02.2007, 17:28


    Der Tod hob den schimmernden Blick und sah Armand milde an. "Das Böse ist offensichtlich... so offensichtlich... es geschieht jeden Tag und jede Nacht, nicht wahr? Wenn man es tut, dann weiß man, dass man es getan hat, spürt den Rausch, der es begleitet... aber das Gute verhält sich da ein wenig komplizierter..."

    Er trat mit seiner unmenschlichen Eleganz wieder aus dem Schatten heraus und das Schimmern der Augen wurde intensiver.
    "Du kennst die Antwort auf deine Frage selbst, Sohn der Nacht. Bitte nicht mich darum dir Sicherheit zu geben." Die Augen des Todes blitzten auf, als sie sich kurz weiteten. "Ich könnte sie dir gewähren."

    Die Regungen auf Armands Gesicht berührten den Tod nicht und dass er ihn mit dieser Entscheidung quälen könnte, erkannte nur einen winzigen Moment lang, bevor die Erkenntnis wieder zur Gleichgültigkeit verblasste. Von ihm hatte von Natur aus wohl nur eines zu erwarten.
    Den Tod.

    Gedankenverloren betrachtete er die Kerze, die Armand entzündet hatte, während er die Emotionen des Vampirs deutlich spüren konnte.
    Illusionen.

    Alle Fragen sind gestellt und alle Phrasen eingeübt...

    Gut, dass es Illusionen gab, die für die Sterblichen und Unsterblichen keine waren- die Bestand hatten und die Zeit überdauern würden.

    Ihr seid die Letzten einer Welt aus der es keinen Ausweg gibt

    Erst wenn die Zeit überdauert war, wenn jeder Kuss getan, jede Liebe geliebt, jede Trauer empfunden, jedes Schicksal verstanden, jede Berührung erfahren, jeder Schatten gesehen waren, dann würden auch sie erkennen...

    Denn alle Sünde sind gewagt, die Tugenden sind einstudiert

    Dass nicht alles Illusion von Anbeginn der Zeit an gewesen war und doch dazu gemacht wurde, wenn der Geschmack schal und uninteressant wurde...

    Und alle Flüche sind gesagt und alle Segen revidiert

    Es keine Emotion mehr gab, die das Herz rühren konnte, weil alles gekannt und unwichtig geworden war... es nichts mehr gab, für das es sich zu handeln lohnte...

    Die Hässlichkeit empört euch nicht, die Schönheit scheint euch längst banal

    Wenn selbst das, was nicht zu erklären war, in seiner Unerklärlichkeit an Bedeutung verlor, jede Melodie, die einst Rührung in sich getragen hatte, nichts mehr in Bewegung setzen konnte...

    Die gute Tat belehrt euch nicht, die böse Tat ist euch egal...

    Zu dem Zeitpunkt, an dem Himmel und Hölle sich öffnen könnten und dennoch keiner Notiz davon nehmen würde, das Lächeln der Monalisa für niemanden mehr sehenswert war, Kunst und Musik, Philosophie, Moral, Liebe und Ehrlichkeit ihres Wertes beraubt wurden...

    Denn alle Wunder sind geschehen und alle Grenzen sind zerstört

    Wenn der Hass zu unbedeutend wurde, um zu Krieg zu führen und Mord zu begehen, der Verlust der Geliebten zu keiner Regung mehr führte und die Hand, die den Dolch hielt in ihrer Bewegung erstarrte.

    Ihr habt jedes Bild gesehen, euch alle Klänge totgehört

    Dann wandte sich ein jeder um und blickte auf die Jahrtausende zurück, die nur einer überstanden hatte, weil er niemals anders gewesen war, als desillusioniert.

    Und alle Fragen sind gestellt und alle Chancen sind verschenkt

    Und jeder von ihnen fand sich in sternengleichen Augen wieder, erkannte sich in ihnen, fühlte sich verstanden und erfuhr die Freiheit, die die Welt ihm nicht mehr schenken konnte.

    Ihr seid die Letzten einer Welt, die stets an ihren Selbstmord denkt...

    Der Tod hob langsam die Lider, die Zeit schien einen Moment stehen zu bleiben, einen Wimpernschlag lang war die Essenz aller Schönheit in dieser winzigen Bewegung gefangen, während sich das Kerzenlicht in seinem Blick fing und die Augen warm schimmern ließ, bevor er die Hand ausstreckte und seine Finger die Flamme erstickte, als er sie ausdrückte.
    Rauch stieg vor seinen unbewegten Zügen auf und die Erinnerung an das Glimmen des schönen Lichts bliebt in den Augen zurück und er wusste, wie viele Sterbliche- und Unsterbliche- diesen Glanz in Zukunft sehen und sich bis zu ihrem letzten Tanz danach sehnen würde.
    Er war Schönheit, die niemals aufhörte schön zu sein.
    Er war Milde, die niemals aufhörte mild zu sein.
    Er war Vergessen, das all das, was vergessen worden war, unwichtig werden ließ.
    Er war der Tod.

    "Vielleicht wirst du mir irgendwann einmal die Gunst gewähren, deinen Bühnentod für eine Darbietung zu ersetzen... dann habe ich auch keinen so weiten Weg, um meine Arbeit auf deinen Brettern, die dir die Welt bedeuten zu erledigen." sagte Damian ohne eine Regung in der Stimme und wandte sich von der nun vollends erloschenen Kerze ab, um das Bild zu betrachten, welches Marius einst geschaffen hatte.



    Re: Armands Kammer

    Marius - 14.02.2007, 18:40


    Armand hatte sich immer wieder verspannt, war erzittert, als der Tod zu ihm gesprochen hatte, und die bernsteinfarbenen Augen abgewandt, als Damian ihn angesehen hatte, obgleich sein Blick ihn jedes Mal gefangen genommen hatten.
    Das, was ihm Sicherheit gab, war allein die kühle blasse Hand, die in seiner lag, und sich nicht zurückzog.
    Sein Fels in der Brandung.
    Das Wesen, welchem Armand seine Gedanken gewidmet hatte, wenn er sich alleine und unbeobachtet gefühlt hatte, in seiner Verzweiflung.
    Und ihm wurde bewusst, dass Marius all seine Gedanken vernommen haben musste, all sein Flehen, und all sein verzweifeltes Bitten.
    Und er hatte geschwiegen.
    Und so wie Marius schweigen mehr war, als nur Schweigen, so sprach auch das Verstummen des Todes für vieles, was ungesagt blieb.

    Armand senkte den Blick zu Boden, erwiderte nichts, und schien nachzudenken.
    Hatte er in den letzten Jahrhunderten seines Lebens nichts gelernt, was ihm Hinweise auf Himmel oder Hölle geliefert hätte, so wusste er doch, dass es Gutes und Böses auf dieser Welt gab, und wenn man sich einmal entschieden hatte, Böses zu tun, dies durch keine andere Tat mehr aufzuwiegen vermochte.
    Also waren sie alle wahrhaft verdammt.
    Oder doch aufgrund ihres Seins schuldlos?
    Konnte man sie für Dinge zur Verantwortung ziehen, die in ihrer Natur lagen?
    Tier töteten um zu leben - waren sie deshalb verdammt?
    Menschen töteten ebenfalls - erwartete sie deshalb ein Schicksal in der Hölle?
    Und warum sollte es bei ihnen anders sein?
    Auch sie töteten nur um zu leben.

    Er spürte, wie Marius sanfte Stimme in seinem Kopf seine Gedanken unterbrach, fühlte einen verstärkten Druck auf seiner Schulter, und wandte leicht den Kopf um ihn anzusehen.
    'Wir verstoßen von Grund auf gegen die irdischen Gesetze..' Erinnerte Marius ihn sanft.
    'Deswegen gilt auch das irdische Maß für unseresgleichen nicht.'
    Mit der anderen Hand machte er eine wegwischende Handbewegung.
    'Aber genug nun davon, Armand.'
    Der dunkelhaarige Vampir nickte abgehackt, bevor er sich schließlich Damians Frage widmete.
    "Du... willst dich selbst verkörpern?" Fragte er ein wenig überrascht, und aus seinem blassen Gesicht wich der letzte Hauch Farbe.
    Wieder sah er zu Marius, als bräuchte er eine Bestätigung, richtig gehört zu haben, und als dieser sachte nickte, sah er wieder Damian an.
    "Selbstverständlich steht es dir frei, das zu tun, wenn du es wünschst..." Sagte er und seine Stimme gewann wieder an Festigkeit.
    Er hob die Augenbrauen und sah ein wenig belustigt zu Marius.
    "Hast du vielleicht auch noch derlei Wünsche?" Fragte er, aber es war eher eine rhetorische Frage.
    "Hast du welche?" Erwiderte Marius ruhig und Armand verfiel erneut in Schweigen.
    Die hatte er allerdings, doch er brachte es nicht über sich, sie zu äußern.
    Nicht hier und nicht jetzt, daher bemühte er sich, sie sorgsam zu verbergen.



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 14.02.2007, 21:26


    "Wieso nicht... ich bin ohnehin dort, also kann ich es auch so sein, dass ich gesehen werde." sagte Damian ruhig und ohne Armand anzusehen: "Ich werde diese Zustimmung nicht vergessen."

    Er sah diesen Zeitpunkt schon jetzt vor sich und wusste, wen er holen würde. Das aber würde Armand niemals erfahren, bis es soweit war. Und dann würde er es wissen.

    Schweigend blickte der Tod auf das Gemälde und sah wie die Farben verblassten, der Rahmen Risse bekam, die Schönheit zu Asche wurde. Langsam streckte er seine Hand danach aus, doch berührte es nicht. Er verharrte einen Moment lang in der Bewegung, ließ sich von der Zeit gefangennehmen und schließlich den Arm sanft wieder sinken. Der schwarze Samt raschelte leise und wie schon so oft, so konnten auch jetzt weder Mantel noch Schatten verhindern, dass der Tod wie die traurigste Melodie erschien, die ein sterbliches oder unsterbliches Herz streifen konnte.
    Und er ließ nichts zurück.

    Er senkte erneut die Lider und seine Allgegenwärtigkeit verriet ihm, was auf den Straßen der "Stadt der Liebe" in dieser Nacht geschah, er sah bereits jetzt Ströme von Blut die Pflastersteine überschwemmen und hätte jedem Sterblichen diese Ahnung bereits den Verstand geraubt, so ließ sie ihn kalt.
    "Sollen sie doch Kuchen essen, wenn sie kein Brot haben...!"
    Du bist mein...!

    "Abwarten."
    Wäre Damian menschlicher gewesen, hätte er jetzt genervt die Augenbrauen hochgezogen. Ohne sich von der Stelle zu rühren oder etwas zu sagen, blickte sein imaginäres Ich Azrael entgegen, der ebenfalls vor den Augen der Unsterblichen verborgen, in einer Ecke des Raumes stand.
    "Du warst heute nicht besonders nett zu mir... und zu unserem Arbeitgeber."
    "Deinem."
    "Unwichtig. Aber du glaubst doch wohl nicht, dass das ohne Folgen bleibt."
    "Ich darf zitieren: abwarten."
    Azrael stieß einen verächtlichen Laut aus, bevor er mit leisem Flügelrauschen wieder verschwand.

    Langsam wandte der Tod sich von dem Bild ab und schritt nun in die Ecke, welche zuvor von dem Todesengel aufgesucht worden war, um von dort aus erneut seine Wanderung aufzunehmen.



    Re: Armands Kammer

    Armand - 15.02.2007, 13:51


    Armand warf Marius einen fragenden, unsicheren Blick zu, doch der Vampir tat nichts, um ihm diese Unsicherheit zu nehmen.
    Er fühlte, sie sich die Hand aus seiner zurückzog, und wollte sie festhalten, doch es gelang ihm nicht.
    Marius tat einige Schritte zu Seite, in die Raummitte hinein, und Armand sah ihm nach.
    ’Es klingt wie ein bedrohliches Versprechen… War es ein Fehler, Marius?’
    Der blonde Vampir verharrte einen Augenblick reglos, die Flammen des Kaminfeuers betrachtetend, die seiner weißen Haut eine merkwürdig gelbrote Färbung verliehen.
    [i]’Ob es ein Fehler war, wird sich herausstellen.’ Erwiderte ungerührt während er weiter die Flammen betrachtete.
    ’Und ob es ein Versprechen war, weiß nur er selbst.’

    Armand stützte den Arm auf die Lehne des Sessels und die Wange in seine Hand.
    Er sah nicht glücklich aus, in diesem Augenblick und er war es nicht.
    Schweigen senkte sich auf sie herab, auf alle drei, doch Armand beachtete nicht, was der Tod tat, während er seinen eigenen Gedanken nachhing.
    ’Es sieht dir ähnlich.’ Sagte der Vampir schließlich, ohne Worte zu benutzen und die bernsteinfarbenen Augen funkelten im schwachen Feuerschein.
    ’Es sieht dir ähnlich, mit dem Tod durch die Lande zu ziehen, du, der er dir nichts anhaben kann.’ Armand schüttelte leicht den Kopf und lächelte spöttisch.
    ’Du warst immer etwas besonderes, Marius. Du hast dir immer deine eigenen Regeln gemacht.’
    Ein leises Rascheln verriet, dass Marius sich umgewandte hatte und Armand ansah.
    Sein Blick war undefinierbar, aber auf seine Weise starr und kalt.
    „Und du hast dich immer unterworfen und neuen Regeln gefügt, wenn man dir welche gab.“ Sagte er, dieses Mal laut und Armand erstarrte.
    Marius lächelte spöttisch.
    „Auch jetzt befolgst du Regeln, und es sind nicht deine eigenen…“ Fügte er hinzu und fixierte seinen früheren Schüler.
    [b] „Töte niemals einen Schauspieler – sie werden nicht angerührt. Wage es nicht erkannt zu werden als das, was du bist…“ Zitierte er, und Armand überkam ein Schauder.
    Er erinnerte sich der Worte, die Lestat an ihn gerichtet hatte, bevor er Paris verlassen hatte, und er hatte diese Regeln befolgt.
    „Du willst geführt werden, Armand. Mein lieber Armand.“ Sagte Marius, und nun klang seine Stimme weich und voller Zuneigung.
    ’Dein einziger Wunsch war es immer, geliebt zu werden. Du wolltest meine Liebe. Und ich weiß, dass du auch Lestats Liebe wolltest. Und ich weiß, dass du dich auch später wieder nach jemandem sehnen wirst…’ Die kobaltblauen Augen funkelten, aber nicht länger kalt, sondern voller Verständnis und Wärme schimmerten sie.
    Bei seinen Worten sprang Armand auf, und ein Zittern durchlief seinen Körper, dass davon rührte, dass er versuchte, an sich zu halten.
    „Dann enthalte sie mir nicht vor, Marius.“ Sagte er klar und deutlich, während er hastig auf Marius zuging, eine Hand auf dessen Mantel legte, und die andere hob, um sein Gesicht zu berühren.
    Marius aber hielt die erhobene Hand davon ab, nahm sie in seine, und küsste sie sanft.
    „Das habe ich nie getan.“ Erwiderte er leise aber bestimmt.
    „Du bist mein Geschöpf, und kannst dir meiner Liebe immer sicher sein.“ Fügte er hinzu, und Armands Augen wurden groß.
    Er hörte den Nachklang des Abers, noch bevor Marius es ausgesprochen hatte.
    „Aber es wird nie wieder so sein wie damals, richtig?“ Fragte er leise, und Marius nickte und ließ die Hand seines Freundes sinken.
    „Die Zeit verändert sich. Sie stagniert nicht.“ Erklärte er leise, legte seinen Arm um Armands Schulter und begann den Raum zu verändern.
    „Und wir müssen uns ebenfalls verändern, wenn wir leben wollen, Armand. Es hilft nichts, sich an der Vergangenheit festzuklammern, denn auch sie wird, wie alles andere, irgendwann nicht mehr als Staub und Asche sein.“
    Armand schwieg einen Moment, bevor er darauf antwortete.
    „Dann ist Venedig Staub und Asche für dich.“
    Marius hielt inne, zog seinen Arm zurück und ergriff stattdessen beide Schultern des Vampirs.
    „Venedig war schön. Und meine Erinnerung daran wird nicht verblassen. Aber diese Zeit ist vorbei. Und hier und jetzt ist es nicht mehr als eine Erinnerung. Eine, die wir gemeinsam teilen.“
    Armand nickte leicht.
    Seine Zeit mit Marius in Venedig war viel zu kurz gewesen, hatte sich auf wenige Jahre beschränkt und doch waren es die schönsten gewesen, derer sich der alte Vampir entsinnen konnte.
    „Gestatte mir eine letzte Frage.“
    Marius nickte.
    ’Wer sind Jene, Die Bewahrt Werden Müssen?’
    Marius ließ ihn los, und richtete sich auf, ihn forschend ansehend.
    ’Du sagtest damals, du würdest es mir verraten, wenn ich stark genug sei, damit niemand mir das Geheimnis entreißen könnte. Ich verfügte nun über diese Stärke. Niemand könnte mir nun gewaltsam abringen, was du mir anvertraust.’
    Zwischen beiden entstand eine Pause, in welcher Marius Armand weiter musterte, schweigend, aber mit scharfem Blicke.
    ’Mit Gewalt könnte man es dir nicht entreißen, nein. Aber das wäre heute auch nicht mehr nötig.’
    „Willst du damit behaupten, ich würde es preisgeben?“
    „Ich weiß, dass du es zu deinem Nutzen verwenden würdest. Und aus diesem Grunde würdest du es verraten.“
    Wieder legte sich Schweigen über die Beiden, und es war Armand, der ob der gleichsam feindseligen Antwort unzufrieden schien.
    Es war beleidigend, dass man ihm derlei Dinge unterstellte, und dennoch, was es irgendwie war, und diese Erkenntnis verärgerte ihn noch mehr.
    Die bernsteinfarbenen Augen funkelten, brannten hell wie das Feuer im Kamin.
    Er war enttäuscht und wütend, denn er bekam an diesem Abend keines der Dinge, die er sich wünschte.
    Weder Marius, noch dessen Geheimnisse und das zermürbte ihn.
    Mit Wut und Zorn, das wusste er, war dem blonden Vampir nicht beizukommen, und dem Tod vermutlich noch sehr viel weniger, daher kämpfte er um seine Fassung, und bemühte sich einmal mehr um innere Ruhe.
    Er zwang sich zu einem Lächeln, vergrub seinen Ärger in seiner Stimme und fragte dann mit freundlicher, beinahe gemäßigter Stimme:
    “Und, werdet ihr auch zum Essen bleiben?“



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 15.02.2007, 14:35


    Der Tod blieb stehen, wo er war und regte sich nicht, glich mehr denn je einer Statue aus Stein und blickte mit Augen, die nicht gerührt werden konnten, zu den Vampiren und gleichzeitig ins Nichts.
    Ihr Zorn, ihre Freude, ihre Liebe, ihre Weisheit streiften ihn und glitten an ihm vorbei.
    Wie die Szene mit Pandora zuvor, so mutete auch diese für ihn menschlich an, auch wenn sie von anderer Qualität war. Geführt wurde die Diskussion anders, doch das Thema hatte Ähnlichkeit.
    Liebe. Vertrauen. Macht.

    Der Tod selbst regte sich nicht, doch wie schon oft an diesem Abend zuvor, lächelte er gleichzeitig.

    Seine Hände strichen über festen und weichen Stoff, unter dem kein Herz schlug.
    "Du hast mich warten lassen." sagte die samtene, weiche Stimme des Unsterblichen und Damians Lächeln wurde überheblich. Wie immer, so gehörte auch diese Emotion keinesfalls ihm, war nur die Vorstellung, die sein Tanzpartner von ihm hatte.
    "DU hast MICH warten lassen, Unsterblicher. Also beschwere dich nicht bei mir über deine Unfähigkeit."
    Die Züge des fremden Vampires, der den Namen Johnathan trug wurden hart.
    "Was du nicht sagst..." Widerwillig offensichtlich hob er seine Hand, um die schönen Züge zu berühren.
    Der Tod packte ihn am Handgelenk und hielt den Arm fest, während sich seine Augen in die Seele des Vampirs brannten.
    Mit einer herrischen Bewegung versetzte er dem Vampir einen Stoß, der ihn um die eigene Achse wirbeln ließ und packte ihn erneut an den Händen, als er sich ihm abermals zuwandte.
    Johnathan konnte sich den Bewegungen nicht entziehen.
    Der Tod zwang ihn in einen gleichsam ungeliebten wie ersehnten Tanz, wirbelte ihn herum, hielt seine Hände fest in seinem Griff und stieß ihn schließlich auf den Balkon hinaus, wo am Horizont die Sonne langsam aufging.
    Gleichzeitig schritt der Vampir, der von jeden Augen, ob sterblich oder unsterblich, hätte gesehen werden können, zu den Flügeltüren und stieß sie in dem Moment auf, in welchem der Todestanzpartner sie durchbrach.
    "Wer hat mir jemals versichert, dass der Tod Erlösung schenkt?" fragte der Vampir atemlos, während er zu brennen begann und der Tod hochaufgerichtet und stolz vor ihm stand.
    "Ich weiß es nicht... aber ich bin es nicht gewesen, Johnathan Seville."
    Dann war er fort und der Unsterbliche des Teufels.

    Einen Moment lang stieg schwarzer Nebel um Damian herum auf und erklang das Geräusch des zitternden Atems, als die Unendlichkeit das Reich der Zeit berührte, der Tod langsam die Augen schloss und ihre Berührung hinnahm, während sie ihn umspülte.
    Die Melancholie auf seinen Zügen war nicht zu erfassen, furchtbarer als jede herzzerreißende Trauer hätte sein können und doch nicht sein.
    Daher schien die Welt ob dieser Unmöglichkeit, dieses Gegensatzes, zu erzittern, als eine Stimme ungerührt sagte: "Bist du sicher, dass dir das Recht ist?"



    Re: Armands Kammer

    Marius - 15.02.2007, 14:56


    "Würde ich fragen, wenn es das nicht wäre?" Erwiderte Armand ruhig, aber auf eine Art auch lauernd.
    Marius sagte nichts.
    Er sah auf, spürte einen kalten Windhauch, und wirkte für einen kurzen Augenblick irritert, wenngleich nicht von den Dingen hier im Raum, sondern von anderen, die zu erfassen er nicht vermochte.
    Er konzentrierte sich, versuchte dem Gefühl, der kühlen Berührung zu folgen, doch es war, als stieße er an eine Unsichtbare Wand, die sein Geist nicht durchdringen konnte.
    Sein Blick wanderte zu Damian, zu dessen unberührtem Gesicht, und den abwesenden, und dennoch präsenten blauen Augen, in denen sich einmal mehr das Sternenlicht spiegelte.
    Er sah das unmerkliche Zittern, das seinen Körper durchfuhr, doch wieder konnte er nur ahnen, was es bedeutete, ohne es jemals wissen zu können.

    "Wenn du nicht fragtest, könnte es als unhöflich aufgefasst werden." Erwiderte Marius abwesend auf Armands Frage während er in die Dunkelheit starrte.
    "Glaubst du ich sorge mich darum, was du als unhöflich auffasst?" Entgegnete nun Armand, und seine Stimme hatte wieder jenen unschuldigen, verführerischen Klang, dem schon so viele Sterbliche und Unsterbliche zum Opfer gefallen waren.
    Ein Klang, der Marius zwar gefiel, aber niemals vermochte hatte, ihn zu beeinflussen.
    "Vielleicht." Sagte er schlicht und sah Armand nun erst wieder an.
    Ihre Blicke trafen sich, und keiner von ihnen sprach ein Wort, bis Armand den Kopf schließlich Damian zuwandte.
    "Werdet ihr nun bleiben, oder bevorzugt ihr es zu gehen?" Wiederholte er sich in derselben, freundlichen Tonlage wie schon das Mal zuvor.



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 15.02.2007, 15:28


    "Würdest du." entgegnete der Tod ohne zu zögern und sah Armand dann wieder schweigend an. Ihm lag nichts daran sich den Regeln der Konversation unterzuordnen und er fügte sanft hinzu: "Aber auch dieses Mal nehme ich dich einfach beim Wort und werde blieben, wo ich ohnehin bin."

    Damian ließ wieder Bewegung in sich kommen und der schwarze Samt glitt in Wellen an ihm herab, als er einen Schritt machte und schließlich einen weiteren.
    Er richtete den Blick zu Boden und betrachtete schweigend die Schatten auf ihm, bevor sein unhörbarer Schritt ihn sanft an den beiden Unsterblichen vorbeiführte, sie dennoch streifte und er schließlich erneut den Blick hob.
    Der Tod streckte seine schlanke, blasse Hand aus und im nächsten Moment flackerte die Kerzenflamme wieder auf, die er zuvor hatte erlöschen lassen.

    Illusionen für die Unsterblichen.
    Sanftes Licht für die Nachtgeborenen.
    Ein Blick aus Sternenaugen.
    Keine Rückkehr mehr zu den Momenten des Jetzt.
    Und er meißelte aus einem jeden von ihnen eine winzige Kostbarkeit für die Vampire, die glitzerte und glänzte und niemals für sie diesen Glanz verlieren würde, sollten sie sich danach umwenden.



    Re: Armands Kammer

    Marius - 25.02.2007, 12:53


    Armand sah Damian an, und nicht nur Marius konnte aus seinen Gesicht herauslesen, dass der Vampir unzufrieden war, und Damians Antwort offensichtlich als Dreistigkeit empfand.
    - Verständlich, wenn man Armand kannte, aber immerhin war der alte Vampir klug genug um nichts mehr daraufhin zu entgegnen.

    Marius schwieg, blickte zu Damian und begriff auch die Bedeutung von dessen Worten.
    Dort, vorhin auf der Bühne, waren nicht nur Armand und seine Vampire gewesen und dieses Mädchen.
    Dort war auch Damian gewesen, unsichtbar für die Augen aller anderen.
    Aber auch wenn es so ausgesehen hatte, als hätte Armand die Frau getötet, so war es doch Damian, der ihr das Leben genommen hatte.
    Denn das war die Aufgabe des Todes.

    "Und wo gedenkst du, Essen zu gehen?" Fragte Marius um das Gespräch wieder aufzunehmen und er sah Armand erneut forschend an.
    Die Bernsteinfarbenen Augen funkelten kurz bevor sich die feinen, geschwungenen Lippen wieder öffneten um Worte zu formen.
    "Außerhalb des Theaters." Erklärte er ein wenig schroff, schlug dann allerdings entschuldigend die Augen nieder.
    "Wir wünschen nicht, dass die Menschen auf uns aufmerksam werden." Fügte er hinzu, und nun zauberte sich ein spöttisches Lächeln auf Marius Gesicht, welches Armand nur zu gut deuten zu wusste, ohne dass einer von beiden zu sprechen brauchte.
    Armand wollte keine Aufmerksamkeit auf ihr Treiben lenken und doch standen Abend für Abend die Vampire für ein menschliches Publikum auf der Bühne, und töteten dort vor den Augen aller Anwesenden Menschen.
    "Natürlich." Antwortete Marius mit einem leicht spöttischen Unterton aber Armand beachtete seinen Tonfall gar nicht.
    "Steht dir der Sinn noch immer nach der Kunst, Marius?" Fragte Armand nun im Gegenzug und er betrachtete Marius abschätzend.
    "Alte Gewohnheiten zu ändern ist schwer." Erwiderte der blonde Vampir und Armand nickte unmerklich.
    Das hatte er sich gedacht.
    "Dann wird dir Paris gefallen." Fügte er hinzu.
    "Wir werden zum Montmartre gehen." Beschloss er dann und er deutete auf die Türe. "Dort treffen sich alle fähigen und unfähigen Künstler, die das Paris dieser Zeit zu bieten hat."
    Marius sah ihn an, bemerkte die Herausforderung in den goldenen Augen und er nickte.
    "Gut. Dann lass uns gehen." Erwiderte er, und nahm damit Armands Herausforderung an.



    Re: Armands Kammer

    Der Tod - 28.02.2007, 15:18


    Damian betrachtete die beiden Vampire schweigend, während diese eine Diskussion führten, die nur auf den ersten Blick harmlos wirkte. Viel war zwischen diesen beiden vorgefallen und wie so oft in der Welt, die nicht die seine war, hatten sie sich mit Stricken- keinen Fesseln- Stricken von Gefühlen aneinander gebunden, verbunden. Da waren Liebe, Zorn, Enttäuschung und Hingabe.
    Da war so viel.

    Er hatte bei dieser Diskussion ohnehin nichts zu sagen- bei der ganzen Aktion hatte er nichts zu sagen, nur etwas zu tun und das tat er ohnehin permanent und rund um die Uhr. Nachdem die Entscheidung gefallen war, wohin es gehen sollte, wartete der Tod schweigend ab, wie die Herren Vampire gedachten weiter vorzugehen. Unaufdringlich hielt er sich hinter ihnen.



    Re: Armands Kammer

    Marius - 01.03.2007, 03:02


    Armand lächelte zufrieden und selbstgefällig.
    Er deutete auf die Türe, und verständigte sich wortlos mit Marius darauf, dass er selbst voranging, während er seinen Begleiter mehr oder weniger einfach überging.

    Armand wurde nicht wirklich warm mit dem Wesen, dass sich ihm als "der Tod" vorgestellt hatte, und er war ihm suspekt.
    Er wusste nicht, was er fühlte, ob er fühlte, und was er denken mochte.
    Offensichtlich war nur, dass es dem Tod ganz offenbar egal war, was sie zu tun gedachten, obwohl oder vielleicht gerade weil es in sein Repartoire fiel.

    "Hier entlang, bitte." Lud Armand die beiden ein, ihm zu folgen, bevor er den Raum verließ

    tbc: Gänge und so weiter und so fort / Montmartre (& Marius und Damian)



    Re: Armands Kammer

    Marius - 14.03.2007, 00:55


    pp: Place de Tertre

    Marius hatte auf dem ganzen Weg zurück zum Theater geschwiegen und auch jetzt, als sie den alten Gebäudekomplex betraten, sagte er nichts.
    Armand respektierte das, auch wenn er vor Neugierde fast verging.
    Auf ihrem Weg durch die Gänge hielt Armand die anderen Vampire von ihnen fern, so dass sie seine Kammer unbehelligt erreichten.

    Dort angekommen verriegelte Armand die Türe hinter ihnen, so dass sie alleine in dem kleinen Raum waren, und nicht gestört werden würden.
    Wie würde es nun weitergehen?
    Was hatte Marius vor?
    Auch wenn der alte Vampir schwieg, wusste Armand, dass sein Zorn noch lange nicht verraucht, der Schmerz, den er empfinden mochte, nicht verschwunden war.
    "Möchtest du bleiben?" Fragte er, um das Schweigen zu brechen, während er zum Kamin schritt, und ein Feuer darin entfachte.
    Marius war vor einem Bild stehengeblieben, und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    Er wirkte abwesend.

    Armand wartete einige Sekunden, und als er sicher war, dass er keine Antwort erhalten würde, versuchte er es noch einmal.
    "Marius. Möchtest du hier bleiben?" Er trat vorsichtig auf ihn zu, doch noch bevor er auch nur in seine Reichweite kam, drehte sich Marius zu ihm um, und die kobaltblauen Augen glitzerten.
    "Nein." Erwiderte er. "Ich werde gehen."
    "Bist du sicher?"
    Tatsächlich brachte diese Frage den alten Vampir dazu, flüchtig zu lächeln.
    Er kannte Armand, und dessen Spielchen und daher wusste er instinktiv, dass Armand bei allem, was er fragte nicht völlig selbstlos handelte.
    "Ja." Wiederholte er und konnte die Enttäuschung auf den Zügen des anderen ablesen.
    "Zeig mir deine Hände."

    Armand zögerte, seiner Bitte nachzukommen, tat es letztendlich aber doch.
    Er streckte seine Hände nach vorne, und auch wenn Marius' Berührung auf seinen Handrücken nur flüchtig war, verursachte sie ihm Schmerzen.
    "Ich dachte, ich würde in Flammen aufgehen." Sagte Armand leise und seine Stimme klang bekümmert und belegt.
    "Es hat mir Angst gemacht."

    Marius nickte leicht, und ließ seine Hände wieder los.
    "Es war nicht meine Absicht, dir wehzutun, Armand."
    Der junge Vampir lächelte sanft und zog seine Hände zurück.
    "Ich weiß. Das willst du nie." Er wandte das Gesicht ab, und schritt zum Kamin hinüber, um in die Flammen zu sehen - Flammen wie sie ihn fast verbrannt hatten, und doch war das Feuer im Kamin von anderer Art als jenes, welches Marius ihm entgegengeschickt hatte.
    "Er muss ein sehr guter Freund gewesen sein." Bemerkte er leise, legte die Hand auf den Kaminsims, und fuhr damit fort ins Feuer zu sehen.
    "Ein sehr alter Freund, Armand. Nicht das, was du denkst." Korrigierte Marius ihn behutsam, bevor er genauer ausführte, was er damit meinte.

    "Mithras war mein Lehrer." Eröffnete er seinem eigenen Schüler langsam und er spürte deutlich Armands Verblüffung, als dieser den Blick vom Feuer wendete, und ihn überrascht ansah.
    "Du hattest einen Lehrer?"
    Marius lächelte wehmütig.
    "Ja. Hatte."

    Armand bewegte sich langsam auf ihn zu, legte ihm die Hände auf die Schulter und sah ihm ihn sein Gesicht.
    "Dann weißt du jetzt, welchen Schmerz ich erleiden musste, als ich dich totglaubte." Sagte er, und auch wenn seine Worte sanft waren, waren sie doch auch ebenso scharf, und verletzend.
    "Diese Erfahrung machen wir alle früher oder später." Sagte Marius leise, bevor er sich aus Armands Griff löste und sich zurückzuziehen begann.
    "Ich werde noch ein wenig in Paris verweilen." Teilte er ihm dann mit, bevor er die Türe wieder öffnete, und nach draußen verschwand, um in der Dunkelheit der Korridore zu verschwinden.

    tbc: Paris (Mal schauen wo)



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